Erneuerbare Energien - SSES
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Erneuerbare 12 ENTWICKLUNG In afrikanischen Ländern Energien setzt man vermehrt auf die Energie der Sonne. 15 UNTERSTÜTZUNG Die Wartezeiten für die Einmalvergütung bei PV-Anlagen werden kürzer. 19 VERKEHRSWENDE Eine Schweizer Firma bringt 1000 Wasserstoff-Lastwagen auf die Strasse. Nr. 6 Dezember 2018 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar DER KAMPF UM DIE STROMMARKTLIBERALISIERUNG GEHT WEITER SEITE 8
Baumberger Bau AG Alles rund ums Wohneigentum Messedauer und Öffnungszeiten > Architektur / Hausbau Donnerstag 21.2.2019 > Bauland > Immobilien 17.00 – 20.00 Uhr > Bauobjekte / Bauprojekte > Innenarchitektur Freitag 22.2.2019 > Bau- / Baunebengewerbe > Innenausbau 16.00 – 20.00 Uhr > Energieeffizienz > Inneneinrichtung / Wohndesign Samstag 23.2.2019 > Gartenbau > Modernisierung / Sanierung 10.00 – 18.00 Uhr > Haustechnik > Rechts- und Steuerberatung Sonntag 24.2.2019 > Versicherungen / Finanzierung 10.00 – 17.00 Uhr > Wellness Wo WohnTRäume wahr werden.
EDITORIAL INHALT DIE ENERGIEWENDE Aktuell 4 NICHT ZERREDEN Schwerpunkt Stromversorgungsgesetz: Mit dem Ja zur Energiestrategie 2050 war eine Auf- Die vorgeschlagenen Änderungen bruchstimmung zu spüren. Die Energiewende schien lösen kontroverse Reaktionen aus. 8 schon fast in greifbarer Nähe. Innerhalb gut eines Jahres scheint viel von diesem Schwung verloren ge- Sonne gangen zu sein. Gegner dieses Umbaus der Energie- systeme bremsen, wo sie nur können. Damit ist nicht Entwicklungsprojekt: In Nigeria und in erster Linie der aktuelle US-Präsident gemeint, der Burkina Faso sind PV-Module auf sicherlich zu den grössten Bremsern gehört. Nein, wir dem Vormarsch. 12 haben in der Schweiz genügend eigene Bremsklötze, wie aktuell das Referendum gegen das angepasste Einmalvergütung: Mehr Geld soll im Energiegesetz im Kanton Bern oder die mageren Er- kommenden Jahr zu Verfügung stehen gebnisse der Debatte um das CO2-Gesetz zeigen. und die Wartezeiten verkürzen. 15 Beat Kohler Auch wenn der Weg in groben Zügen mit der Energie- Leitender Redaktor strategie vorgezeichnet wurde, gilt es nun, am Ball zu Politik und Wirtschaft bleiben – beispielsweise bei der Vernehmlassung zum revidierten Stromversorgungsgesetz, in dem wichtige Kommunale Förderung: Das Knonauer Amt Weichen für den Strommarkt der Zukunft gestellt zeigt, wie Gemeinden die Energiewende werden. Es braucht Rahmenbedingungen, die es bei- unterstützen können. 16 spielsweise der Photovoltaik endlich erlauben, den Rahmenbedingungen: Eine neue Studie wichtigen Platz einzunehmen, der ihr gebührt. Bei sieht in der Schweiz eine klare aller politischen Überzeugungsarbeit ist es aber wich- Benachteiligung der Photovoltaik. 18 tig, die Energiewende nicht zu zerreden. Denn eines ist ganz klar: Wir verfügen schon heute über alle Neue Energieträger: Ein Schweizer notwendigen Technologien für eine 100% erneuer- Unternehmen will dem Wasserstoff im bare Energieversorgung. Es geht nun darum, diese Verkehr zum Durchbruch verhelfen. 19 Technologien so rasch wie möglich in grossem Stil in Anwendung zu bringen. Das tut beispielsweise Forschung H2 Energy, indem die Firma zusammen mit einem grossen koreanischen Autobauer 1000 wasserstoff- Effizienz steigern: Mit einer betriebene Lastwagen auf die Schweizer Strassen Demonstrationsanlage zeigt man in bringt. Den Wasserstoff produziert H2 Energy nach- Rapperswil, wie Wasserstoff effizient haltig in der Schweiz. Um rasch etwas gegen den gewonnen wird. 21 Klimawandel zu unternehmen, braucht es solche Biotreibstoffe: Schweizer Forscher Unternehmer. optimieren den Schadstoffausstoss Beat Kohler von biogenen Treibstoffen. 23 Flash 27 SSES-News Leserbriefe Cartoon Impressum 29 Liebe Mitglieder Branchenverzeichnis 30 Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die Agenda 32 aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee Passwort: sunshine Titelbild: Beat Kohler Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018 3
AKTUELL PELLETPREISE ENERGIEAUTARKE November 2017 bis November 2018 SCHWEIZ 2050 Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung) Die energieautarke Schweiz ist möglich, befeuert die Volkswirtschaft und macht das Land unabhängiger. Dies das Fazit des Fo- rums im Knonauer Amt. Schon 2035 kann Grafik: www.pelletpreis.ch die Schweiz ihre Energie selber weitgehend erneuerbar produzieren. Professor Anton Gunzinger fügte an, dass dies ohne Sub- ventionen möglich sei. Ein Blick auf die Ent- wicklung im Knonauer Amt seit 2010 un- terstreicht solche Aussagen. Die Steigerung Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten der in der Region produzierten Erneuerba- zusammensetzt. ren bei Strom und Wärme beträgt über © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise 80% und bringt einen Anteil am Verbrauch von 16,1%. Mehr Arbeitsplätze und Be- schäftigte, deutliche Zunahme der Steuer- ALLIANZ FÜR NACHHALTIGE WÄRME kraft sowie zusätzliches Auftragsvolumen sind einige der positiven Begleiterscheinun- Die Wärme Initiative Schweiz (WIS) ist mit der Lancierung ihrer Website erfolgreich ge- gen. Es braucht allerdings den Einsatz startet. Die Mitglieder der Initiative sind sich einig, dass sich die Politik bei der Umsetzung einiger Exponenten und den gemeinsamen der Energiestrategie bisher zu wenig auf den Wärme- und den Kältesektor fokussiert hat. In Willen der Gemeinden, der Wirtschaft und diesen Sektoren lasse sich jedoch Grosses bewirken, da sie heute für 50% unseres End- der Bevölkerung, um den Weg in eine energieverbrauchs verantwortlich seien, erklärt die WIS. Um den langfristigen energie-, nachhaltige Energiezukunft einzuschlagen. klima- und ressourcenpolitischen Zielen der Schweiz Rechnung zu tragen, müssten der An- Das ist im Knonauer Amt vorhanden. teil erneuerbarer Energien und die Nutzung von Abwärme im Wärmebereich stark vorange- Pressedienst/Redaktion trieben werden. Heute stammen nur gerade 20% der Wärme aus erneuerbaren Ressour- cen. Ansetzen möchte die WIS bei der Energie für die Bereitstellung von Wärme und Kälte in Haushalten, Betrieben, öffentlichen Gebäuden sowie der Industrie. Die benötigte Energie HOHER ZUWACHS soll bis 2050 ausschliesslich aus erneuerbaren Energien sowie Abwärme stammen und CO2- Erneuerbare Energien haben in den ersten neutral umgewandelt werden. Ausserdem soll der Energiebedarf für Wärme und Kälte drei Quartalen 2018 zusammen 38% des durch Effizienzsteigerung um 40% reduziert werden. Die für eine Umstellung nötigen Tech- Bruttostromverbrauchs in Deutschland ge- nologien sind heute bereits verfügbar und erprobt. Neben der aktiven Marktbearbeitung deckt. Das ist ein Anstieg um drei Prozent- und Promotion dieser nachhaltigen Wärme- und Kältetechnologien will sich die WIS des- punkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum. halb auch für förderliche politische Rahmenbedingungen einsetzen. Dazu gehören ein grif- Zu diesem Ergebnis kommen das Zentrum figes CO2- und Raumplanungsgesetz, die Klärung der Aufgabenverteilung von Bund, Kan- für Sonnenenergie- und Wasserstoff-For- tonen und Gemeinden im Wärmebereich, aber auch eine konsequente Umsetzung der schung Baden-Württemberg (ZSW) und Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn). Die Allianz umfasst wichtige der Bundesverband der Energie- und Was- Verbände wie suissetec, sia oder den Verband Fernwärme Schweiz und Unternehmen wie serwirtschaft (BDEW). In den ersten drei BKW, Engie oder Schmid Group. Die WIS ist ein Projekt unter dem Dach der AEE SUISSE. Quartalen 2018 wurden insgesamt fast Pressedienst/Redaktion 170 TWh Strom aus Sonne, Wind und an- deren regenerativen Quellen erzeugt. Da- mit lagen die Erneuerbaren nahezu gleich- auf mit der Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle, die bei rund 172 TWh lag. Pressedienst/Redaktion RÜCKSCHRITT Die australische Regierung hegt keine Pläne, ihre Ziele für erneuerbare Energien nach 2020 zu überarbeiten. Gemäss dem Daten- und Analyseunternehmen Global- Data hat diese Ungewissheit womöglich zur Folge, dass Australien vermehrt wieder auf konventionelle Stromquellen zurück- Bild: Pixabay greifen wird, um seinen jährlichen Grund- bedarf zu decken. Pressedienst/Redaktion 4 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018
AKTUELL DÄCHER FÜR DIE SONNE BELIEBTE SCOOTER Ab sofort zeigt die interaktive Anwendung sonnendach.ch für jede Immobilie der Schweiz, wie gut sie für die Energieproduktion ge- eignet ist. In einem Gemeinschaftsprojekt haben das Bundesamt für Energie, das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) sowie das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz ein Onlinetool erarbeitet, den Solarpotenzialkataster, der auf sonnen- dach.ch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Sonnendach.ch ver- bessert die Datengrundlage zum Solarpotenzial der Schweiz mass- geblich und ermöglicht eine genaue Schätzung des Gesamtpotenzi- als der Schweiz. Das BFE schätzt dieses Potenzial für zwei Szenarien: Im ersten Szenario, in dem alle Dächer nur für Solarstrom verwendet werden, beträgt das technische Potenzial rund 50 TWh/Jahr. Im zweiten Szenario, in dem pro Haus das beste Dachstück für Solar- wärme und der Rest für Solarstrom verwendet wird, beträgt das Bild: Mobility Potenzial für Solarwärme rund 17 TWh/Jahr und das Potenzial für Solarstrom rund 34 TWh/Jahr. Zusätzlich zum Potenzial der gesam- ten Schweiz hat das BFE die genannten Szenarien auch für sämtliche Gemeinden berechnet und macht die Ergebnisse in Form von Fak- tenblättern und als Open Government Data verfügbar. Sonnendach. Seit April sind 200 rote Elektroroller in der ganzen Stadt Zürich ver- ch ist Teil des Beratungsangebots von EnergieSchweiz, das Schritt für teilt. Sie lassen sich per App orten, buchen und auf allen öffent- Schritt den Weg zur eigenen Solaranlage aufzeigt. Mitte 2019 soll lichen, gekennzeichneten Motorradabstellanlagen frei abstellen. die interaktive Anwendung www.sonnenfassade.ch ebenfalls kom- Mobility ist glücklich mit dem Start, wie der Kommunikationsver- plett sein. Sie zeigt für die Hausfassaden aller Immobilien, wie gut sie antwortliche Patrick Eigenmann bestätigt: «Bereits 4300 Kunden für die Energieproduktion geeignet sind. Pressedienst/Redaktion haben sich für Mobility-Scooter registriert.» Pressedienst/Redaktion ERHÖHT CHINA DIE ZUBAUZIELE FÜR 2020? Die alles überragende Solarneuigkeit der dem Vorjahr. CPIA geht davon aus, dass die vergangenen Wochen kam aus China: Ende neu installierte Leistung von Grossprojekten September lag dort die installierte Gesamt- und kleineren dezentralen Anlagen ein Ver- leistung an PV-Anlagen bei 165 Gigawatt. hältnis von 50 : 50 erreichen könnte. Ge- Damit ist der bis 2020 ursprünglich im mäss neuer Analyse von Bloomberg New 13. Fünfjahresplan angestrebte Zubau von Energy Finance (BNEF) lockt auf dem globa- 105 Gigawatt bereits um mehr als 50 Pro- len Batteriespeichermarkt ein Billionenge- zent übertroffen. Ende vergangener Woche schäft: Bis 2040 werden weltweit insgesamt hielt die Nationale Energiebehörde (NEA) 1,2 Billionen USD in Speicher investiert. In Dr. Matthias Fawer Christian Rath dazu ein informelles Meeting ab, in dem den nächsten 22 Jahren erwartet BNEF die über eine Anpassung diskutiert wurde. Installation einer kumulierten Leistung von erreichte im Labor einen Gesamtwirkungs- Demnach könnte das Zubauziel für 2020 950 Gigawatt. Die Investitionskosten von grad von mehr als 20 Prozent. Die im letz- auf mindestens 210 Gigawatt installierte grossen Lithium-Ionen-Batteriesystemen ten Kommentar erwähnte Privatisierungs- Leistung erhöht werden. Darüber hinaus sollen zwischen 2018 und 2030 um 52 Pro- bestrebung von Canadian Solar wurde von gibt es Überlegungen, das Ziel auf bis zu zent sinken. Dies zusätzlich zur Kosten- einem Sonderausschuss, der vom Verwal- 250 oder 270 Gigawatt zu steigern, um die reduktion, welche bereits in den letzten Jah- tungsrat eingesetzt wurde, abgelehnt. Der chinesische Solarindustrie stärker zu unter- ren erzielt wurde. Wer bis anhin mit Son- Vorstandschef des Unternehmens Shawn stützen. Die Energieinstitute des Landes nenenergie Wasserstoff erzeugen wollte, Qu hatte vor Monaten die Idee geäussert, sind beauftragt worden, detaillierte Unter- musste den Umweg über Solarzellen gehen, sämtliche Anteile am Photovoltaikhersteller suchungen zu den möglichen Anpassungen die Strom erzeugen, mit dem dann per Elek- übernehmen zu wollen. Nach diesem Ent- vorzunehmen. Analysten gehen jedoch da- trolyse Wasser in Wasserstoff und Sauer- scheid hat Qu sein Angebot mit sofortiger von aus, dass es für einen vollständigen Ab- stoff gespalten wurde. Dieser Vorgang ist Wirkung zurückgezogen. Schwimmende bau des bestehenden Überangebots an So- jedoch kostenintensiv und nicht sehr effizi- Solaranlagen tauchen immer wieder in den larmodulen sogar eine Zubauziel von mehr ent. Eleganter wäre ein Verfahren, bei dem News auf: Trina Solar konnte nun 17 Mega- als 300 bis 350 Gigawatt bräuchte. Nach die Solarenergie direkt für die Produktion watt PV-Module für die grösste schwim- Angaben des chinesischen Photovoltaik- von Wasserstoff genutzt wird. Eine US-ame- mende Solaranlage in Europa liefern. Das industrieverbands CPIA ist bis zum Jahres- rikanische Forschergruppe hat nun einen PV-Projekt Omega 1 befindet sich in Pio- ende mit einem Photovoltaikzubau von Durchbruch erzielt: Sie hat eine neuartige lenc (Vaucluse) und wurde vom französi- rund 40 Gigawatt zu rechnen, womit das Solarzelle entwickelt, die gleichermassen schen Ökostromproduzenten Akuo Energy Land weltweit mit Abstand der grösste Strom und Wasserstoff liefert. Ihr Konzept entwickelt. Markt bleiben wird. Dennoch wäre dies ein hat sie im Fachmagazin Nature Materials Dr. Matthias Fawer und Christian Rath, Thematic Rückgang um rund 25 Prozent gegenüber vorgestellt. Diese neu entwickelte Solarzelle Investment, Vontobel Asset Management
AKTUELL GLOBALSTRAHLUNG (KWH/M 2) GUTE NOTEN 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E Die Schweiz erhält von der Internationalen Schweiz Monatssumme kWh/m2 Energie-Agentur (IEA) gute Noten für ihre Schaffhausen > 245 Kreuzlingen 241 - 245 236 - 240 Energiepolitik. Sie empfiehlt jedoch, den Basel Frauenfeld 231 - 235 Liestal Baden Winterthur Rorschach 226 - 230 221 - 225 Umbau des Energiesystems im Einklang mit Wil St.Gallen 216 - 220 Delémont Olten Aarau Zürich Uster Herisau 211 - 215 206 - 210 201 - 205 der Klimapolitik voranzutreiben und den Solothurn Schaanwald 196 - 200 191 - 195 dafür nötigen regulatorischen Rahmen Zug Vaduz 186 - 190 Biel Burgdorf Luzern Einsiedeln 181 - 185 176 - 180 weiterzuentwickeln. 47°N 171 - 175 Schwyz Neuchâtel Die IEA lobt die seit der letzten Prüfung im 47°N 166 - 170 Bern 161 - 165 Murten 156 - 160 Chur Jahr 2012 erzielten Fortschritte der Schweiz 151 - 155 Yverdon- Davos Scuol 146 - 150 Fribourg les-Bains 141 - 145 Thun bei der Förderung der Energieeffizienz im 136 - 140 Interlaken 131 - 135 126 - 130 Gebäudesektor und beim beschleunigten 121 - 125 116 - 120 Lausanne St.Moritz 111 - 115 > Zubau von erneuerbaren Stromquellen. 106 - 110 Montreux 101 - 105 Nyon 96 - 100 Auch die Aufstockung der öffentlichen 91 - 95 86 - 90 81 - 85 Genève Sion Gelder für die Energieforschung wird posi- 76 - 80 Locarno Bellinzona 71 - 75 66 - 70 Martigny tiv vermerkt. Allerdings mahnt die IEA, dass 61 - 65 46°N 56 - 60 Zermatt Lugano > 46°N 51 - 55 konstante Anstrengungen und allenfalls 46 - 50 41 - 45 36 - 40 Quelle: weitere regulatorische Anpassungen erfor- 31 - 35 Meteotest 26 - 30 CH-3012 Bern 21 - 25 www.meteotest.com derlich sind, um die ambitionierten ener- 16 - 20 www.meteonorm.com 11 - 15 Oktober 2018 6 - 10 giepolitischen Richtwerte zu erreichen. So ≤6 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E soll die Schweiz die Wirkung der Förder- massnahmen für erneuerbaren Strom (Ein- ANOMALIE (%) speisevergütung, Einmalvergütung), Bio- 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E treibstoffe oder für die Gebäudeeffizienz Schweiz: Relative Abweichung Relative (Gebäudeprogramm) genau beobachten Abweichung [%] zur Referenzperiode 1991-2010 Schaffhausen > 125 und vor deren geplanten Auslaufen eine Kreuzlingen 121 - 125 116 - 120 Basel Frauenfeld 111 - 115 106 - 110 allfällige Fortführung prüfen. Liestal Baden Winterthur Rorschach 101 - 105 Wil St.Gallen 100 Weiter würdigt die IEA die Studien zur Sys- Aarau Zürich Herisau 96 - 99 Delémont Olten Uster 91 - 95 86 - 90 tem Adequacy, die vom Bundesamt für 81 - 85 Schaanwald Biel Solothurn Zug Einsiedeln Vaduz 76 - 80 < 75 Energie und auf internationaler Ebene vom Burgdorf Luzern Pentalateralen Forum erstellt wurden, als 47°N Schwyz Neuchâtel 47°N Bern Murten Chur wertvolles Instrument zur Analyse der Yverdon- Davos Scuol les-Bains Fribourg Thun Stromversorgungssicherheit. Die Schweiz, Interlaken die physisch sehr gut im europäischen Lausanne St.Moritz Stromnetz eingebunden ist, soll diesen Vor- Montreux Nyon teil zugunsten ihrer Versorgungssicherheit Genève Sion nutzen. Dazu regt die IEA einen möglichst Locarno Bellinzona Martigny baldigen Abschluss der Verhandlungen für 46°N Zermatt Lugano ein Stromabkommen mit der EU an. Weiter Grafiken: Meteotest 46°N Quelle: unterstützt die IEA die vollständige Markt- Meteotest CH-3012 Bern www.meteotest.com öffnung als Treiber für Innovationen, Wahl- www.meteonorm.com Oktober 2018 freiheit und Wohlfahrtsgewinne und spricht 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E sich für Massnahmen für eine weitere Fle- xibilisierung des Strommarkts aus. Sie emp- RASCHES HANDELN IST NOTWENDIG fiehlt ausserdem die künftige Bindung der Wasserzinsen an die Strompreise. Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen die Nettoemissio- Zur Klimapolitik empfiehlt die IEA der nen von CO2 bis spätestens 2050 weltweit auf null gesenkt werden. Dies ist nur mit einem Schweizer Regierung, das neue CO2-Ge- raschen und tiefgreifenden technischen und gesellschaftlichen Umbau möglich. Das zeigt setz so auszugestalten, dass es das Er- ein Sonderbericht des Weltklimarats IPCC. Der Bericht legt dar, dass ein zusätzlicher Anstieg reichen der nationalen Klimaziele bis 2030 der globalen Temperatur um lediglich ein halbes Grad die Folgen der Erwärmung erheblich sicherstellt. Angeregt wird ausserdem, die verstärkt. Die Hitzeextreme sind bei einer Erhöhung um 2 Grad in allen bewohnten Ge- Emissionsreduktionskosten unter den ver- bieten deutlich stärker als bei 1,5 Grad. Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu schiedenen Sektoren, insbesondere Brenn- begrenzen, müssen die Energieversorgung, die Industrie oder städtische Räume laut IPCC- und Treibstoffe, besser zu verteilen. Zur Bericht in den nächsten beiden Jahrzehnten tiefgreifend umgebaut werden. Unabdingbar Dekarbonisierung des Verkehrssektors ist zudem sofortiges Handeln ohne Aufschieben. Auch grosse Anpassungen beim Verhalten empfiehlt die IEA eine langfristige Mobili- und Lebensstil der Gesellschaft sind unumgänglich. «Viele dieser Veränderungen haben tätsstrategie, die starke Marktsignale setzt. über die Wirkung aufs Klima hinaus einen weiteren Nutzen und tragen zum Erreichen an- Weiter begrüsst die IEA das geplante Gas- derer globaler Nachhaltigkeitsziele bei», betont Andreas Fischlin, Vizevorsitzender der Ar- marktgesetz. beitsgruppe II des IPCC und Prüfeditor des Berichts. Pressedienst/Redaktion Pressedienst/Redaktion 6 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018
AKTUELL EIN ZIEL ERREICHT KOMBINIERTER SPEICHER Am 1. November 2018 ist die angepasste Verordnung über die Ver- Ein an der TU Graz entwickeltes System nutzt Wasser als elektri- meidung und die Entsorgung von Abfällen betreffend die Holz- sches und thermisches Speichermedium. Die Idee ist simpel: Das aschen in Kraft getreten. Neu können Rost- und Filteraschen aus Team um Franz Georg Pikl, Doktorand am Institut für Wasserbau der Verbrennung von Waldholz, Landschaftsholz und Restholz so- und Wasserwirtschaft der TU Graz, kombiniert die bewährten Vor- wie Rostaschen aus der Verbrennung von Altholz auf Deponien des teile der Pumpspeichertechnologie und der thermischen Energie- Typs D und E ohne Behandlung und ohne Analyse abgelagert wer- speicherung mit dem Energieträger Wasser und führt sie in einem den. Diese Änderung der Verordnung entspricht den Forderungen, «Heisswasser-Pumpspeicherkraftwerk» zusammen. Dieses neue welche der Branchenverband Holzenergie Schweiz bereits 2016 System speichert und liefert bedarfsgerecht Elektrizität, Wärme- erhoben und für welche er sich seither mit Hartnäckigkeit eingesetzt und Kälteenergie. hatte. Pressedienst/Redaktion Bild: Staudacher – TU Graz VOLLELEKTRISCH Die Ende September vom Schweizer Kommunalfahrzeug-Hersteller Meili vorgestellten und gemeinsam mit SUNCAR HK entwickelten 100% elektrischen Kommunalfahrzeuge stossen gemäss den Her- stellern im Markt auf grosses Interesse. Mit dem Einsatz von elekt- rischen Kommunalfahrzeugen übernehmen Gemeinden Verantwor- tung gegenüber der Umwelt und nehmen eine Vorbildfunktion als überzeugte Nutzer der Elektromobilität wahr. Pressedienst/Redaktion NEUE PARTNER Mitte September gab die Soltop Schuppisser AG die Übernahme der exklusiven Vertretung des österreichischen Wärmepumpenherstel- lers M-Tec in der Schweiz bekannt. Die Zusammenarbeit sei die logische Konsequenz aus der strategischen Weiterentwicklung der Soltop vom reinen Solarspezialisten hin zum Systemlieferanten. Das erste Element im Konzept ist die Pumpspeichertechnologie. So treten das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten wie Dieses Funktionsprinzip verlegt Pikl vollständig in den Untergrund. Wärmepumpen, Photovoltaik, Solarthermie, Speicher und anderer Durch unterirdische Tunnelsysteme werden die für die Strom- sowie der Eigenverbrauch von Solarstrom vermehrt in den Vorder- erzeugung notwendigen Niveauunterschiede zwischen den beiden grund. Pressedienst/Redaktion Speicherbecken topografieunabhängig erreicht. Dies minimiere den Flächenbedarf, vereinfache die Standortfindung und erleichtere die ABBAU GEHT WEITER nötigen Genehmigungsverfahren, ist der Forscher überzeugt. Grosstechnische Fernwärmespeicher, in denen thermische Energie Es ist eine Hiobsbotschaft mit Ankündigung. Bereits bei der Präsen- gespeichert wird, bilden die zweite Komponente des neuen Spei- tation der Halbjahreszahlen im August hatte der Thuner Solarzulie- cherkonzepts. Wasser dient dem unterirdischen Pumpspeicherkraft- ferer Meyer Burger Technology AG neue Restrukturierungen ange- werk aufgrund seiner hohen spezifischen Wärmekapazität nun als kündigt. Seit Ende Oktober sind die Zahlen bekannt. Der Konzern zusätzlicher thermischer Energiespeicher. Erneuerbare Energien er- baut weitere 100 Stellen ab, den Löwenanteil davon am Hauptsitz hitzen das Wasser auf bis zu 90 Grad Celsius. Die Einspeicherung in Thun. Hier gehen 90 Stellen im Bereich Service und Verkauf ver- und die Nutzung der thermischen Energie erfolgen mit Wärme- loren. «Es bleiben an unserem Hauptsitz noch 50 bis 60 Stellen er- tauschern, die in den unterirdischen Wasserspeichern installiert halten», erklärte CEO Hans Brändle in einer Telefonkonferenz. Zu- sind. sammen mit den 40 Stellen im Technologie- und Produktcenter in «Durch die Kombination der an sich schon sehr effizienten Systeme Neuenburg bleiben somit von den rund 1000 Stellen des Konzerns mit Wirkungsgraden der elektrischen und thermischen Energie- noch 100 in der Schweiz. Da die Fertigungsindustrie für PV-Wafer, speicherung von jeweils rund 80 Prozent steigert sich der Energie- -Zellen und -Module überwiegend in Asien angesiedelt ist, wird umsatz bei gleichem Ressourceneinsatz gegenüber der separaten Meyer Burger auch einen wesentlichen Teil seiner weltweiten Ver- Umsetzung deutlich», so Pikl. Mit dieser Energiespeicherzentrale triebs- und Servicefunktionen für Standard-PV-Lösungen von Eu- könne eine Vielzahl von erneuerbaren Energieträgern über netzge- ropa nach Asien und dabei insbesondere nach China verlagern. Im bundene Energieinfrastruktur gebündelt werden, um den Heraus- Zentrum der künftigen Entwicklung stehen für Meyer Burger Hete- forderungen der Energiewirtschaft gerecht zu werden. «Ausserdem rojunction, SmartWire Connection Technology sowie Zell-/Modul- zeichnet sich die Anlage durch eine hohe Rentabilität aus. Die technologien der nächsten Generation wie beispielsweise Tandem- Amortisationszeit ist kürzer als bei herkömmlichen Pumpspeicher- zellen, bei denen verschiedene Zelltypen gestapelt werden. «Wir kraftwerken», so Pikl. Zudem könne das Kraftwerk emissionslos be- sehen verstärktes Interesse an diesen Technologien, insbesondere trieben werden, verbrauche keine Freifläche und greife nicht in den auch einen Anstieg der Anfragen ausserhalb von China.» Allerdings Wasserhaushalt von natürlichen Gewässern ein. Aktuell ist Pikl auf bleibe es bei dem aktuellen Marktumfeld schwierig, den genauen der Suche nach Energieversorgern und Unternehmen, die gemein- Zeitpunkt entsprechender Auftragseingänge vorauszusagen. sam mit ihm einen Prototyp des Heisswasser-Pumpspeicherkraft- Beat Kohler werks errichten. Pressedienst/Redaktion Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018 7
SCHWERPUNKT REVISION DES STROMVERSORGUNGSGESETZES VON WELCHEM DARF ES DENN DER BUNDESRAT WILL FÜR DEN SCHWEIZER STROM MARKT NEUE RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN. ER HAT MITTE OKTOBER DAZU DIE REVISION DES STROMVERSORGUNGS GESETZES IN DIE VERNEHM LASSUNG GEGEBEN. IM ZENTRUM STEHEN EIN OFFENER MARKT, DIE VERSORGUNGS SICHERHEIT SOWIE NEUE NETZREGULIERUNGEN, DIE DEN AUSBAU DER ERNEUER BAREN STROM PRODUKTION UNTERSTÜTZEN SOLLEN. ERSTE REAKTIONEN VERSCHIEDENER VERBÄNDE ZEUGEN VON ZURÜCKHALTUNG UND SKEPSIS GEGENÜBER DEN BUNDESRÄTLICHEN PLÄNEN. TEXT: BEAT KOHLER Das ist auch der Energieministerin bewusst, ist doch der letzte Anlauf für eine solche Öffnung vor vier Jahren Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des Departe klar gescheitert. ments für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), hat die Pläne der Regierung für die künftige Ge FREIE WAHL FÜR ALLE – staltung des Strommarktes vorgestellt. Der Bundesrat WENN SIE FREI WÄHLEN WOLLEN will den Strommarkt innerhalb der Schweiz vollständig Wie aus dem erläuternden Bericht zur Vernehmlassungs öffnen. Zudem soll mit dem neuen Gesetz eine Speicher vorlage hervorgeht, will der Bundesrat mit dieser Geset reserve geschaffen und die Netzregulierung modernisiert zesrevision grundsätzlich die Ungleichbehandlungen bei werden. Der gesamte Bereich der Energieversorgung be Endverbrauchern und Produzenten, die durch die Teil finde sich seit Jahren in einem grossen Wandel, führte marktöffnung entstanden sind, korrigieren. Auch Haus Bundesrätin Doris Leuthard Mitte Oktober vor den Me halte und kleine Gewerbebetriebe sollen künftig ihren dien aus. Dieser sei zum Teil getrieben von neuen, effi Stromlieferanten frei wählen können. Die Grundversor zienten und kostengünstigen Technologien wie der Pho gung mit regulierten Tarifen soll parallel dazu aber be tovoltaik. «Auf der anderen Seite haben sie Märkte, die stehen bleiben. Kunden sollen jährlich den Stromanbie sich aufgrund dieser technischen Entwicklungen preis ter wechseln und jederzeit auch in die regulierte Grund lich und strukturell komplett verändern», so Leuthard. versorgung zurückkehren können. Der Bundesrat geht Mit den Anpassungen will der Bundesrat auf diese Ver zudem davon aus, dass eine vollständige Marktöffnung änderungen reagieren. Am umstrittensten dürfte in der die Energiestrategie 2050 unterstützt. «Wir sind über Vorlage die vollständige Strommarktliberalisierung sein. zeugt, dass durch diese Marktöffnung auch innovative 8 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018
SCHWERPUNKT STROM SEIN? Wenn es nach dem Willen des Bundesrates geht, werden auch die kleinen Stromverbraucher beim Stromeinkauf künftig die Qual Foto: Beat Kohler der Wahl haben.
SCHWERPUNKT Produkte und Dienstleistungen gerade heute mit Unter gebaut werden. Dafür erhalten sie limitierten Zugriff auf stützung der digitalen Technologien vermehrt am Markt die Produktion und den Stromverbrauch. Im Messwesen durchgesetzt werden können», so Leuthard. Die Öffnung werden die Wahlfreiheiten gesetzlich geregelt: Aus soll nach den Vorstellungen des Bundesrates Produkt schliesslich grössere Endverbraucher und die Betreiber innovationen fördern und neue Geschäftsmodelle er grösserer Elektrizitätserzeugungsanlagen sollen den An möglichen. Zudem hofft der Bundesrat auch auf die bieter der Messdienstleistungen und des Messstellenbe Mündigkeit und die Marktmacht der Konsumenten. triebs frei wählen können. Für alle anderen bleiben die «Kleine Endverbraucher könnten sich zum Beispiel be jeweiligen Netzbetreiber zuständig. wusst für regionale, einheimische und erneuerbare Stromprodukte entscheiden», erklärte Leuthard vor den VIELE REAKTIONEN Medien. Mit der weiterhin bestehenden Grundversor All diese Anpassungen, die mit der Revision des Strom gung sollen kleine Endverbraucher vor Preismissbrauch versorgungsgesetzes einhergehen, werden natürlich ei geschützt werden. Die Elektrizitätsversorgungsunterneh nen Einfluss auf den Zubau der erneuerbaren Energien men sollen nach den Vorstellungen des Bundesrates als haben. Trotz verschiedenen Anfragen stand Bundesrätin Standardprodukt ein Angebot mit Strom, der ausschliess Leuthard dieser Zeitschrift für ein weitergehendes Inter lich aus Kraftwerken in der Schweiz stammt, anbieten view mit Fragen zu den Auswirkungen der vorgeschlage müssen, welches einen Mindestanteil aus erneuerbaren nen Anpassungen des Strommarktes auf den Ausbau der Energien aufweist. Dies in erster Linie zur Unterstützung erneuerbaren Energien nicht zur Verfügung. Bereits auf der heimischen Grosswasserkraft. die Ankündigungen reagiert haben unterschiedliche Ver bände und Institutionen. VERSICHERUNGSRESERVE FÜR NOTFÄLLE IM WINTER SCHAFFEN ÖFFNUNG NICHT AUF KOSTEN Bisher weit weniger zu reden gaben die anderen Teile der DES SOLARSTROMS Revision. Auch sie kommen zu grossen Teilen der Gross Die Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie wasserkraft zugute. Insbesondere, was die angestrebte (SSES) begrüsst grundsätzlich eine Anpassung des Einführung einer Speicherreserve als Ergänzung zur be Stromversorgungsgesetzes, mit dem stabile regulatori stehenden marktbasierten Versorgung betrifft. Diese Re sche Rahmenbedingungen absehbar werden. Sie wird in serve soll die Versorgungssicherheit verbessern. Zwar der Vernehmlassung bis Ende Januar die Pläne der Lan könne von einer bis mindestens zum Jahr 2035 gesicher desregierung genau unter die Lupe nehmen. Dabei legt ten Versorgung ausgegangen werden. Dennoch will der sie ein besonderes Augenmerk auf die Folgen für die So Bundesrat die Reserve schaffen. Dies soll also quasi eine larenergie. Die SSES setzt sich für eine Stromversorgung Versicherungsleistung sein, die denjenigen abgegolten ein, die zu 100% durch erneuerbare Energien erfolgt, wird, die sie zur Verfügung stellen. «Wir haben im Win deshalb ist es für sie klar, dass die Regelungen nicht zu ter allenfalls unvorhersehbare, kurzfristige Versorgungs einer Benachteiligung der erneuerbaren Energien, insbe engpässe. Mit betrieblichen Massnahmen der Swissgrid sondere der Solarenergie, führen dürfen. Ein solche Be können die in der Regel beigelegt werden. Wir sollten nachteiligung wäre insbesondere dann gegeben, wenn aber für unvorhersehbare, ausserordentliche Ereignisse – die externen Kosten – wie der durch das CO2 des Kohle beispielsweise extreme Wetterlagen – noch eine Spei stroms mitverursachte Klimawandel oder Rückstellungen cherreserve einrichten», erklärte Leuthard. Im Kern soll für Rückbau und Entsorgung der AKW – nicht im Preis der Schweizer Strommarkt weiterhin durch die Vergü abgebildet wären. Ob der vorgesehene Mindestanteil aus tung von produzierter Energie reguliert werden. erneuerbaren Energien im Grundversorgungsprodukt ausreicht, um die Konkurrenzfähigkeit von sauberem LEISTUNG VERRECHNEN, Schweizer Wasser-, Sonne-, Wind- und Biomassenstrom FLEXIBILITÄT BEZAHLEN zu gewährleisten, muss kritisch betrachtet werden. Der Der letzte grosse Teil der Anpassungen betrifft die Netz Bundesrat will den Mindestanteil festlegen. Dieser soll regulierung. Die Netzbetreiber sollen mehr Möglichkei sukzessive ansteigen. Angesichts des Verhaltens des ten erhalten, auf leistungsbasierte Tarife zu setzen. Diese Bundesrates bei der Anpassung der Lenkungsabgaben im entsprächen dem Verursacherprinzip besser, erklärt der CO2-Bereich muss auch dieser Mechanismus infrage ge Bundesrat. Im Weiteren soll die Nutzung der Flexibilität stellt werden. Für die SSES ist klar, dass eine Liberalisie von Endverbrauchern, Speicherbetreibern und Erzeugern rung des Strommarktes die Ziele der Energiestrategie gesetzlich geregelt werden. Diese Akteure sollen ihre 2050 nicht gefährden darf. Diese Gefahr besteht, wenn Flexibilität grundsätzlich frei anbieten können. Wenn es der tiefste Preis im Strommarkt zur einzigen Maxime also jemandem nicht darauf ankommt, ob er beispiels wird. Andererseits könnte insbesondere der Flexibilitäts weise sein Kühlhaus am Morgen oder am Mittag kühlt markt, der mit der neuen Gesetzgebung ebenfalls ge oder ob sein Elektroauto am Abend oder in der Nacht schaffen werden soll, auch Vorteile mit sich bringen. lädt, der soll diese Flexibilität in einen Wert ummünzen Wenn die Endkunden, Produzenten und Speicherbetrei können. «Diese Flexibilität soll einen Wert erhalten und ber Inhaber ihrer Flexibilität sind, könnte dies für Eigen kann dann von den Verteilnetzbetreibern entsprechend verbrauchsgemeinschaften ein Vorteil in Verhandlungen genutzt werden», führte Leuthard aus. Netzbetreiber sol mit den Verteilnetzvertreibern sein. Auch hier wird die len die Flexibilität beim Netzausbau berücksichtigen, da SSES genau hinschauen und im Sinne der Solarenergie mit die Netze nicht übermässig und somit zu teuer aus in der Vernehmlassung Stellung nehmen. 10 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018
SCHWERPUNKT AUSBAU DER ERNEUERBAREN ENERGIEN IST 2022 hinaus sicherstellen wolle. «Ohne eine Weiterent WICHTIGER ALS DIE MARKTFRAGE wicklung effizienter preisgetriebener Förderinstrumente Die Schweizerische Energiestiftung (SES) vermisst im werden die energiepolitischen Ziele nicht umzusetzen Vorschlag des Bundesrates den Weitblick. Der Vorschlag sein», so die AEE SUISSE. Einen wettbewerblichen konzentriere sich auf Details statt auf das Wesentliche. Strommarkt mit flankierenden Massnahmen unterstütze Die Stiftung hält fest, dass der Ausbau der erneuerbaren sie auch deshalb, weil nur damit der Zugang zum Energien stockt. «Im aktuellen Strommarkt lohnen sich EU‑Binnenmarkt gesichert werden könne: «Ein offener Investitionen nicht», erklärt sie. Der Schweizer Markt ist Strommarkt ist auch eine Chance für die erneuerbaren stark von den europäischen Strompreisen beeinflusst, Energien, weil sich damit neue Absatzmärkte erschlies welche ihrerseits von den tiefen CO2-Preisen getrieben sen lassen. Insbesondere die Schweizer Wasserkraft wird sind. Die Massnahmen, die mit der Energiestrategie 2050 von einer Integration in den EU-Binnenmarkt profitieren Anfang Jahr in Kraft getreten sind, haben nur be können.» schränkte Wirkung entfaltet. Um die Atomkraftwerke rechtzeitig zu ersetzen und den hohen Eigenversor POLITISCH EIN SCHWIERIGES PFLASTER gungsgrad und damit die Unabhängigkeit und Versor Die verschiedenen Stellungnahmen zeugen von einer gungssicherheit aufrechterhalten zu können, braucht es grossen Skepsis gegenüber den Plänen des Bundesrates. ein investitionsfreundliches Strommarktdesign. Photo Dass die Anpassungen im Stromversorgungsgesetz den voltaik ist heute schon die günstigste Art, Strom zu pro Ausbau der erneuerbaren Energien im Sinne der Energie duzieren. Das Potenzial auf bestehender Infrastruktur strategie 2050 fördern werden, so wie es der Bundesrat beträgt ein Mehrfaches der Atomstromproduktion – auch erklärt, dem schenken verschiedene Verbände keinen im Winterhalbjahr. «Um die Klimaziele von Paris zu er Glauben. Auf dem politischen Parkett dürfte es vor allem reichen und den Atomausstieg sicher umzusetzen, muss die volle Strommarktliberalisierung schwer haben. 2014 die Schweiz vorwärtsmachen», fordert SES-Projektleiter hatte Doris Leuthard bereits einen Anlauf gestartet und Felix Nipkow. «Die Arbeiten für neue Fördermodelle wollte die volle Liberalisierung bereits 2018 einführen. müssen jetzt starten. Der Rückstand im internationalen Ohne Erfolg. Die Antworten in der Vernehmlassung wa Vergleich ist gross.» Die isolierte Frage nach der Markt ren so entmutigend, dass das Projekt damals nicht wei öffnung steht für die SES nicht im Vordergrund. Es gebe terverfolgt wurde. Damals war vor allem das links-grüne keinen Grund zur Eile. «Die Energiewende kann sowohl Lager skeptisch, Unternehmer und Bürgerliche hingegen in einem vollständig liberalisierten Markt wie auch im wollten die Liberalisierung. 2014 drohten die Gewerk vollen Monopol oder im teilliberalisierten Markt erreicht schaften mit einem Referendum. Bei der Neuauflage werden», ist für die SES klar. Ausschlaggebend seien die haben die gleichen Kreise erneut Vorbehalte. Für die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien und Effi Grünen ist die volle Strommarktöffnung nur dann eine zienz. Ein Monopol, das wie in den 1970er- bis 1990er- Option, wenn sie von flankierenden Massnahmen zur Jahren die Atomenergie schützt, sei dabei genauso wenig Förderung der erneuerbaren Energieträger begleitet wird. zielführend wie ein liberalisierter Markt, der die Kosten Nur so könnten der Umstieg auf 100 Prozent erneuerba umweltbelastender Produktionsarten nicht internalisiert ren Strom und der Ausstieg aus fossilen und nuklearen und Investitionen in neue erneuerbare Energien wie Energiequellen beschleunigt werden. Eine «unkontrol Wind und Sonne nicht ermöglicht. lierte Liberalisierung des Strommarkts» erschwere not wendige Investitionen, schreibt die SP. Die Erfahrungen ES BRAUCHT EINEN der europäischen Nachbarländer zeigten die Ineffizienz VERLÄSSLICHEN AUSBAUPFAD eines liberalisierten Strommarkts deutlich auf. Die Ener «Ohne einen verlässlichen Ausbaupfad für erneuerbare gieversorgung müsse als Service public begriffen wer Energien wird die Einführung eines offenen Strommark den. FDP und SVP auf der anderen Seite haben nicht tes aber nicht mehrheitsfähig sein», prophezeit die AEE direkt öffentlich auf die Ankündigungen des Bundesrates SUISSE, die Dachorganisation der Wirtschaft für erneu reagiert. Es ist aber davon auszugehen, dass sie die Ziele erbare Energien und Energieeffizienz. Der Entscheid des der Revision mehrheitlich stützen dürften. Noch haben Bundesrats sei unvollständig. Die Begründung ist ähn Parteien und Verbände ein wenig Zeit, ihre Stellungnah lich wie bei den anderen Verbänden. Die vorgeschlage men im Detail zu formulieren. Die Vernehmlassung dau nen Massnahmen berücksichtigten die von der Schwei ert noch bis am 31. Januar 2019. zer Bevölkerung beschlossene Stossrichtung der Energie strategie 2050, welche die Energieinfrastruktur auf er www.bfe.admin.ch neuerbare Energien und Energieeffizienz ausrichten www.aeesuisse.ch wolle, nur ungenügend. Die AEE SUISSE stellt sich aber www.energiestiftung.ch hinter die Einführung eines wettbewerblichen Strom www.sses.ch marktes, allerdings mit flankierenden Massnahmen. «Dazu gehört die Festlegung eines verbindlichen Aus baupfades für Strom aus erneuerbaren Energien», schreibt sie. Das erste Massnahmenpaket zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 läuft Ende 2022 aus. Der Bun desrat habe es verpasst, mit der Gesetzesbotschaft aufzu zeigen, wie er die Umsetzung der Energiestrategie über Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018 11
SONNE WESTAFRIKA ES HERRSCHT NICHT EITEL SONNENSCHEIN ÜBER BURKINA FASO. DIE REGENZEIT GEHT MIT HEFTIGEN GEWITTERN ZU ENDE, DIE FRANZÖSISCHE LUFTWAFFE KÄMPFT AN DER GRENZE ZU MALI GEGEN DSCHIHADISTEN. TERRORISMUS ODER BANDITENTUM – EINE FRAGE DER RELIGION ODER DAS RESULTAT FRUSTRIERENDER ARMUT? ABER AN JEDER STRASSE UND IN JEDEM DORF FINDET MAN SIE, DIE KLEINEN HOFFNUNGSTRÄGER: SOLARMODULE. ALLE ZÄHLEN HIER AUF DIE KRAFT DER SONNE. VIEL SONNE GEGEN TEUREN DIESEL TEXT: HEINI LÜTHI, INVESTOR UND Fotos: ibee-studer.net BERATER FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN Schon im Anflug auf die Hauptstadt Bur‑ kina Fasos, Ouagadougou, erblickt man das grösste Solarkraftwerk Afrikas: 200 000 Quadratmeter Solarmodule decken seit November 2017 rund fünf Prozent des nationalen Strombedarfs – dies für halb so viel Geld wie der bislang dominierende Dieselstrom. Der Strom des nationalen Verteilnetzbe‑ treibers kostet umgerechnet rund 20 Rp./ kWh. Grossverbraucher bezahlen pro kWh deutlich mehr als kleine Haushalte – dies ist ein soziales Instrument mit Anreiz zum Stromsparen, dessen wirtschaftliche Sinn‑ haftigkeit jedoch infrage gestellt werden kann. Die teure Stromversorgung bereitet dem Waisenhaus Sorgen, zumal die Elekt‑ rizität auch häufig ausfällt. Das landwirt‑ schaftliche Zentrum arbeitet weit unter seiner Kapazität, denn Energie und Wasser Ouagadougou mit dem grossen Solarpark aus dem Flugzeug gesehen. sind zu teuer. Ein Pastor möchte mit einer Papayaplantage ins Geschäft einsteigen – Herstellern eine Stromproduktion für die zerischer Unterstützung vermitteln Künst‑ eine solare Wasserpumpe amortisiert sich Dauer von 25 Jahren garantieren, ver‑ ler in nicht elektrifizierten Dörfern schau‑ in vier Jahren. Solarenergie wäre wirt‑ kauft hier jeder irgendwelche Artikel mit spielerisch die Vorteile der portablen schaftlich sinnvoll, wenn die Zinserwar‑ dubiosen Eigenmarken, und das zu statt‑ Solarlampen. Die LittleSun‑Leuchten mit tung der Banken nicht über 15 Prozent lichen Preisen. Dem wachsenden Interesse USB‑Port zum Aufladen des Mobiltelefons liegen würde. Wieso sind die Zinsen im an Qualität kommt der Erdölkonzern Total für rund 40 Franken werden in diversen westafrikanischen CFA‑Währungsraum, entgegen. Dies mit einem interessanten Weltbank‑Projekten eingesetzt. Rund der in kolonialer Tradition fix an den Euro Angebot an Solarleuchten, die an Tank‑ 300 Stück hat der IT‑ und Solarunterneh‑ gebunden ist, so hoch? Vermutlich, weil stellen feilgeboten werden. Die Sundaya‑ mer mit sieben Distributoren in den Dör‑ andere Investitionen – in Goldminen, in Systeme kosten zwar viermal mehr als der fern verkauft. Verkaufsfördernd ist ein Tankstellen und Luxusimmobilien – solch chinesische Ramsch – mit zwei Jahren «Zahlungsplan» mit Raten, die gut über hohe Renditen bieten. Garantie halten sie jedoch möglicherweise das verbreitete Mobiltelefon‑Zahlungs‑ Zurück nach Ouagadougou. Solarmodule mindestens viermal länger. system einkassiert werden können. In aller Art und Grösse stehen hier am Kenia werden so jährlich gut 30 000 So‑ Strassenrand. Der Vertreter eines grossen ENTWICKLUNGSHILFE ODER larsysteme verkauft. Das tägliche Mobil‑ chinesischen PV‑Herstellers, der hier eine GROSSES GESCHÄFT? telefonladen kostet 10 bis 20 Rappen, das neue Niederlassung aufbaut, hat so etwas Bei den Solarleuchten mischt sich das bedeutet, dass die Solarleuchte mit Han‑ noch nie gesehen. Natürlich kommen alle boomende Geschäft in Burkina Faso mit dyanschluss in rund einem Jahr amorti‑ Module aus China, aber während in dem wohlwollenden Engagement von siert ist. Gewiefte Unternehmer laden mit Europa die Marken von den zehn grössten Entwicklungsorganisationen. Mit schwei‑ einer Autobatterie bis zu 40 Handys auf 12 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018
SONNE PV-Module in den Strassen von Ouagadougou. Eine Solarstromversorgung mit Batterien für ein Kino im wohlhabenden Quartier Ouaga 2000. einmal – ein florierendes Geschäft. Früher naten in Kraft ist. Die Agentur wurde vor aber eine Verordnung, welche auch die waren Kerosenleuchten verbreitet, der zwei Jahren gegründet. Vor zwei Tagen Vergütung regelt, existiert noch nicht. tägliche Kerosenverbrauch war deutlich war dort die Polizei im Einsatz, weil Mit‑ Was die Einspeisung in lokale Dorfstrom‑ teurer als heutige Solarleuchten. Das Licht arbeiter eine Geisel genommen haben, netze betrifft, die oft mit Dieselgenerato‑ vom Mobiltelefon oder billige Batterie‑ nachdem die Löhne der letzten zwei Mo‑ ren betrieben werden, verweist die ANE‑ taschenlampen sind heute die Alternati‑ nate nicht bezahlt worden waren. Doch REE an den FDE, den Fonds du Dévelop‑ ven. abgesehen davon: Das Gesetz ist in Kraft, pement de l’Electrification. Burkina Faso Eine von Schweizern unterstützte Solar‑ initiative hat bislang einige Kranken‑ stationen und Schulen elektrifiziert, dies VON DER MARKTANALYSE ZUM MARKETINGKONZEPT mithilfe von Spenden. Das nützt gleich Können zukünftig Elektrofahrzeuge die 180 000 Motorradtaxis von Cotonou ersetzen? doppelt: Den sozialen Institutionen fehlt Ein Motorrad braucht mindestens drei Liter Benzin für 100 Kilometer, was gut drei es an Geld für die Energie, und nun kommt Franken kostet. Ein E‑Bike braucht für 100 Kilometer vielleicht 1 kWh Solarstrom – sie mit erneuerbaren Energien. Vor lauter somit ist es mehr als zehnmal günstiger. Die Technik ist vorhanden, die Wirtschaft‑ Altruismus sollte jedoch nicht übersehen lichkeit gegeben. Doch welche Produkte taugen für die afrikanischen Bedingungen? werden, dass sich die Solarenergie vieler‑ Die chinesischen Elektro‑Tricycles für weniger als 900 Franken oder ein europäisches orts amortisiert: Anstatt die PV‑Anlage zu Lasten‑E‑Bike für mindestens 3000 Franken? Welche Preisstrategie ist Erfolg verspre‑ verschenken, kann der Strombezüger chend? Ist schlechte Qualität langfristig bezahlbar? Wie gestaltet man eine effiziente einen Solarstromtarif unter dem Tarif des Lieferkette vom Hersteller bis zum Endkunden? Solche Fragen diskutiert Heini Lüthi, nationalen Stromversorgers bezahlen. Investor und Berater für erneuerbare Energien, als Dozent für Renewable Energy Mar‑ Schon nach zwölf Jahren kann das in‑ keting mit Studenten des MBA Renewables, eines deutschen Onlinestudiengangs mit vestierte Geld zurückgeflossen sein, und Teilnehmern aus aller Welt (www.mba‑renewables.de). Um das theoretische Potenzial dann ist es verfügbar für eine nächste mit der afrikanischen Praxis abzugleichen, hat er vom 29. September bis 20. Oktober PV‑Investition. Anstelle herzzerreissender 2018 Burkina Faso, Benin und Nigeria bereist. In Cotonou, der Hauptstadt von Benin, Bilder von armen Waisenkindern zur Ak‑ haben Ingenieurstudenten im Anschluss an zwei Onlinevorlesungen über die globale quisition von Spendengeldern braucht es Solarmarktentwicklung Fallstudien über verschiedene Marktsegmente vorbereitet. für ein nachhaltiges Geschäft Vertrauen in Eine interessante Diskussion entwickelte sich zur Frage, inwiefern Elektro‑Dreiradrik‑ die afrikanischen Geschäftspartner. schas, wie sie in Togo hergestellt werden, ein Rückschritt im Vergleich zum flotten Motorrad wären. Die Motorradtaxis sind aktuell das einzige «öffentliche» Verkehrsmit‑ ELEKTRIFIZIERUNG WIE VOR tel in Cotonou. Wären Elektroschulbusse denkbar? Es ist schon gewagt, in einem Land, 100 JAHREN IN DER SCHWEIZ wo weniger als die Hälfte der Haushalte einen Stromanschluss hat, in Elektromobilität Die Vertreter einer Elektrizitätsgenossen‑ zu investieren. Anderseits fliesst heute ein grosser Teil der Kaufkraft via Transportwe‑ schaft 60 Kilometer südlich der Haupt‑ sen in den Import von fossilen Brennstoffen. Diese Kaufkraft kann in Richtung Solar‑ stadt empfangen die Schweizer Gäste un‑ strom umgelenkt werden. Das Angebot muss sich an den Kundenbedürfnissen orien‑ ter einem grossen Mangobaum. Vor Ort tieren. Darin könnte das Problem von gewissen Entwicklungshilfeinitiativen liegen, sind der Vizepräsident, die Verwaltung die mit guter Intention beispielsweise technisch sinnvolle Solarkocher anpreisen. Aber und zwei Techniker. Vor vier Tagen waren auch nach zehn Jahren Werbung gibt es kaum Frauen, die täglich begeistert auf So‑ die Studienreisenden bei der ANEREE, der larkochern kochen. Marketing ist nicht gleich Werbung. Werbung ist die Spitze des Agence Nationale pour les Energies Re‑ Eisbergs, das Marketinginstrument zur Bekanntmachung eines Angebots. Das Funda‑ nouvelable et l’Efficacité de l’Energie, um ment des Eisbergs ist eine Marktanalyse, aus der ein Angebot abgeleitet wird, das ein sich über das neue Gesetz zur Netzeinspei‑ offenes Kundenbedürfnis erfüllt. Ohne passende Produkt‑, Preis‑ und Distributions‑ sung zu erkundigen, das seit wenigen Mo‑ strategie schmilzt der Effekt der Werbung als Spitze des Eisberg schnell dahin. Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018 13
SONNE 25 Prozent reduziert. Dabei geht es um Foto: ibee-studer.net PV‑Investitionen in einer Grössen‑ ordnung, wie sie in der Schweiz auf einem Mehrfamilienhaus getätigt werden. In Burkina Faso profitiert die Solarstrom‑ anlage von mehr Sonnenstunden, und ein ganzes Dorf profitiert von einem reduzier‑ ten Stromtarif. Die Energiegenossen ha‑ ben nur ein Anliegen – sie wollen die Sache umgesetzt sehen. Nach einer Eini‑ gung zwischen zwei Geschäftspartnern kann schon in einem halben Jahr der Solarstrom fliessen. Wäre der nationale Netzversorger zuständig, wüsste man wohl erst nach Monaten, welche Formu‑ lare auszufüllen sind und wer irgendwann welche Entscheide treffen könnte. Natürlich hat die CoopEl bereits eine kleine Solaranlage auf ihrem Büroge‑ bäude, um auch bei Stromausfall arbeiten zu können. Die Elektrizitätsgenossen‑ Vertreter der Coopérative d’Electricité. schaft ist ein gutes Beispiel der dezentra‑ len Verantwortung, der lokalen Entwick‑ zählt mittlerweile rund 285 Elektrizitäts‑ kWh vom nationalen Stromversorger und lung mittels Selbsthilfe. Das politische genossenschaften, in denen sich Dorfbe‑ verkauft diesen für rund 22 Rp./kWh im Erbe der französischen Kolonialzeit ist wohner zum Aufbau eines lokalen Strom‑ eigenen Verteilnetz an 794 Mitglieder einer solchen Entwicklung in anderen Be‑ netzes zusammenschliessen. Dies erinnert weiter. Gesuche von umliegenden Weilern reichen nicht dienlich. Über das Budget an die Elektrifizierung in der Schweiz vor um Anschluss ans Stromnetz liegen vor, der Dorfschule entscheidet nicht die Ge‑ 100 Jahren – die Elektrifizierung erfolgt doch rund 50 000 Franken zur Erschlies‑ meinde. Alle Steuern werden in der dezentral, ein staatlicher Netzbetreiber sung sind nicht einfach zu finanzieren. Hauptstadt einkassiert und von zentraler vernetzt die Dörfer. Günstiger ist es, eine Solarstromanlage Stelle wieder verteilt. So kann man endlos Die CoopEl von Sapone wurde 2004 ge‑ mit 30 kWp zu errichten, die den teuren über korrupte Minister lamentieren, aber gründet, bezieht ihren Strom für 18 Rp./ Bezug aus dem Hochspannungsnetz um kaum etwas bewegen. Wenn der Verant‑ wortliche beim staatlichen Energieversor‑ ger einen Onkel hat, der im Verwaltungs‑ PHOTOVOLTAIK KONKRET IN NIGERIA rat der Erdölgesellschaft sitzt, wird wohl Nigeria, die Dieselgeneratoren röhren. Über 50 000 Franken sind über die letzten Jahre weiter Dieselstrom produziert werden. in die Diesel‑Notstromversorgung der Mittelschule in der südöstlichen Provinz Enugu Doch ökonomisch wird der Vormarsch der geflossen. Es gibt einen Netzanschluss – aber keinen Stromzähler. Die Schule bezahlt Solartechnologie in Burkina Faso kaum zu monatlich pauschal zwölf Franken – ab und zu gibts Strom dafür. Aber meist läuft der stoppen sein. Generator – ohne wäre der Computerunterricht nicht möglich. Wenn der Strom nicht pro kWh abgerechnet wird, ist es für den Stromversorger wohl attraktiver, die Elekt‑ www.ibee-studer.net rizität in Nachbarländer zu exportieren. Die starke Dieselgeneratorlobby in Nigeria habe kein Interesse an einer funktionierenden Stromversorgung, sagen verschiedene Unternehmer. Einer davon verkauft jährlich 10 000 Wasserpumpen – früher waren diese dieselbetrieben, heute ist er Photovoltaikspezialist. Im teuersten Viertel von Lagos betreibt er sein Büro off‑grid mit Solarstrom. Bald könnte die Solarstromversor‑ gung in netzfernen Dorf besser funktionieren als in der 18‑Millionen‑Metropole. Aber bevor die Photovoltaik richtig durchstartet, wird nun der Import von Solarmodulen besteuert. Der PV‑Unternehmer aus Enugu hat in den letzten fünf Jahren 400 PV‑Anlagen um‑ gesetzt. Kann man ihm vertrauen, oder sollte bei einem solchen Projekt anstelle der angebotenen Bleibatterien und Solarmodule fragwürdiger Herkunft ein Material‑ transport aus Europa mit Lithiumbatterien organisiert werden? Auf den Modulen steht «Sunpower» 250 W – der Artikelnummer auf Google folgend stösst man hingegen auf Renepv, einen kaum bekannten Hersteller aus China. Bei der Inbetriebnahme des Indicel‑Eigenmarken‑Hybridwechselrichters, der nicht mal die kWh‑Produktion auf‑ summiert anzeigt, trauern die Schweizer Spezialisten europäischen Markenprodukten nach. Aber letztlich konnten sie dem Installateur für fünf Jahre eine Servicegarantie abringen, und bis dahin sollte sich die Investition in die 16‑kWp‑Anlage amortisiert haben. 14 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2018
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