Weltpremieren in Genf - Ebace - Rollout des - Cockpit - Magazin
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Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 07/Juli 2016 CHF 8.20 / 5.50 Ebace Weltpremieren in Genf 0 7 Military Aviation Civil Aviation Report 770010 011006 Rollout des Flughafen Bern: ILA – eine perfekte Gripen E Qualität garantiert Show in Berlin 9
Foto: Jean-Luc Altherr Cockpit 07 2016 Editorial 3 Take your seats Liebe Leserinnen und Leser R ockstars haben per se Kultstatus. Wenn einer dann sogar mit Bestellungen für den neuen Business Jet nur so überhäuft. Die noch den Pilotenschein besitzt und eine B747-400 pilotieren Auftragsbücher sind für die nächsten Jahre voll, sodass die Pilatus kann, dann gehört er schon fast in den Olymp. So gesche- Flugzeugwerke vorläufig keine neuen Bestellungen annehmen hen Anfang Juni, als die britische Hardrockband Iron Maiden von können. Er hoffe, dass ihm dies nicht als arrogant ausgelegt wer- Berlin nach Zürich flog, um an einem Open Air in Luzern aufzu- de, meint Schwenk im «Cockpit»-Interview (Seiten 28-29). Und: treten. Obwohl Sänger Bruce Dickinson «Man muss immer ans Limit gehen, sonst produziert man nur nicht selber im Cockpit sass, pilgerten die Durchschnitt.» Flugzeugspotter in Scharen nach Zürich Der PC-24 wird sich zweifellos vom Durchschnitt abheben. Dies (Bild), um die landende Maschine für die wird sich spätestens dann bestätigen, wenn die Tests und die Zerti- Online-Portale und die Nachwelt festzu- fizierung erfolgreich beendet sind. Und dies ist dem Unternehmen halten (Seite 50). und seinem Patron nur zu wünschen. Einen Platz im Olymp verdient hat sich zweifellos Pilatus-Patron Oscar J. Schwenk. Obwohl er vor einem Jahr an der Ebace «nur» ein Mock-up des neuen Pilatus-Baby PC-24 präsentierte, wurde er Patrick Huber, Chefredaktor
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Cockpit 07 2016 Inhalt 5 Military Aviation Helicopter Military Aviation 6 Marrakech Air Show mit Raritäten 8 Rollout des Gripen E in 32 Data Sheet: Airbus Helicopters H145M 8 Rollout des neuen Gripen E in Linköping Schweden History 36 Stalins rote Dakotas Civil Aviation in Dübendorf 12 Die Finnair setzt zum Höhenflug an Regelmässige Rubriken 16 Beat Schär: ein Leben in der Luft und auf dem 3 Take your seats Wasser 21 Your Captain speaking… 18 Mathias Gantenbein, 33 Heli-Focus CEO des Flughafens 34 SHA Inside Civil Aviation Bern, im Interview Report 22 ILA Berlin erfreut sich 35 38 43 Vor 50 Jahren Gallery Auf den Punkt gebracht 18 Flughafen Bern – Mathias Gantenbein setzt auf Qualität grosser Beliebtheit 44 News und Services 48 HB-Register Airport 50 Letzte Seite: 24 Friedrichshafen hofft Wettbewerb, Agenda auf die VLM Cover Story 28 Ebace: Interview mit Oscar J. Schwenk Cover Story 28 Der PC-24 zu Besuch an der Ebace in Genf Mittelposter 26 Eine F-16 AM (FA-77) der 31. Sml (Smaldeel, Staf- fel) der belgischen Luft- waffe am Tiger Meet in Saragossa. Foto: Simon Vogt Titelbild: Static Display an der Ebace 2016. Foto: Joël Super Herausgeber: Anzeigenverkauf: Schnupperabo (für 3 Text- und Bolliger, Hansjörg Egger, Druckvorstufe: Jordi AG – das Medienhaus Jordi AG – das Medienhaus Monate): Fr. 20.– Bildredaktion: Markus Herzig, Walter Hodel, Swiss Aviation Media Verlag «Cockpit» Daniel Enggist Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20 Swiss Media Aviation Felix Kälin, Ian Lienhard, Zurzacherstrasse 64 Postfach 96, 3123 Belp Aemmenmattstrasse 22 inkl. Porto und MWSt. Zurzacherstrasse 64 Georg Mader, Rolf Müller, CH-5200 Brugg Zentrale: +41 31 818 01 11 3123 Belp Auslandabo steuerfrei, Porto 5200 Brugg Jürgen Schelling, Samuel Telefon: +41 56 442 92 46 Fax: +41 31 819 38 54 Telefon +41 31 818 01 17 nach Aufwand. Telefon: +41 56 442 92 46 Sommer, Dr. Bruno Stanek, verlag@swissaviation.ch www.cockpit.aero inserate@cockpit.aero Preisänderungen Fax: +41 56 442 92 43 Hans-Heiri Stapfer, Thomas Druck und Vertrieb: vorbehalten. redaktion@cockpit.aero Strässle, Dennis Thomsen, Verlagsleitung: Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus Auflage Website: www.cockpit.aero Simon Vogt, Franz Wegmann, Christian Aeschlimann Jordi AG – das Medienhaus Aemmenmattstrasse 22 9000 Exemplare Anton E. Wettstein, Rino Verlagssupport: Daniel Jordi Aemmenmattstrasse 22 Chefredaktor: Patrick Huber 3123 Belp (gedruckt auf FSC- Zigerlig, Marco Zatta, Sven «Cockpit» erscheint Shenja Graber Flughafenauflage Zürich und Chefin vom Dienst: zertifiziertem Papier) Zimmermann, Franz Zussner monatlich am Ende 3123 Belp Basel: 3000 Exemplare Patricia Andrighetto ISSN 0010-0110 des Vormonats und ist Telefon +41 31 818 01 27 abo@cockpit.aero Notariell beglaubigt Verbandsorgan der Swiss 2012 Redaktions- Artikel und Fotos bitte nur Helicopter Association Abonnementspreise: Total verkaufte Auflage: Mitarbeitende: nach vorheriger Absprache (SHA) und Partner der AOPA Inlandabo jährlich Fr. 87.– 4677 Exemplare Jean-Luc Altherr, Daniel einsenden. Switzerland. Bader, Joël Bessard, Andrea
7 Der militärische Teil des Menara International Airport in Marrakesch war Ende April Schauplatz der fünften Ausgabe der «International Marrakech Air Show». Neben Flugvorführungen bot die IMAS 2016 eine interessante statische Ausstellung. D ie im Zweijahresrhythmus stattfinden- de Luftfahrtmesse in Marrakesch ist ein wichtiges Schaufenster – sowohl für die marokkanische Luftfahrtindustrie als auch für internationale Unternehmen. Hier werden wertvolle Kontakte für zukünftige Kooperati- onen und Aufträge geknüpft. So überrascht es nicht, dass dieses Jahr über 150 Aviatikfirmen teilgenommen und rund 50 offizielle Delega- tionen die IMAS besucht haben. Für die zahlreich aus dem Ausland angereis- ten Fotografen und Aviatikenthusiasten eher enttäuschend war die magere Beteiligung der marokkanischen Forces Royales Air (FRA) im Flugprogramm. Am öffentlichen Messetag, der von rund 30 000 Zuschauern besucht wurde, zeigten nur vier F-16 ein kurzes Display und eine CN235 setze Fallschirmspringer ab. Als gute Gastgeber wollten die Marokkaner die Display- Slots den ausländischen Teams überlassen. So konnten Frecce Tricolori, Patrulla Águila und Al Fursan das Publikum begeistern. Das einhei- mische Team Marche Verte durfte an einem der Fachbesuchertage sein Können demonstrieren. Umso interessanter waren einige der rund 40 Exponate der statischen Ausstellung, betrei- ben doch die marokkanischen Streitkräfte eine grosse Vielfalt an Luftfahrzeugen, darunter auch diverse interessante Modifikationen für spezi- elle Aufgaben. So werden beispielsweise Helis zur Heuschreckenbekämpfung oder auch zwei Alpha Jets als «Regenmacher» eingesetzt. Reto Schneeberger Links: Das marokkanische Demoteam Marche Verte fliegt mit sieben CAP 232. Rechts von oben nach unten: Überblick über die statische Ausstellung an einem der Messetage. Erstmals am marokkanischen Himmel zu sehen: Al Fursan aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Einer der beiden zum «Regenmacher» modifi- Fotos: Reto Schneeberger zierten Alpha Jets mit Wetterradar in der Nase. Mit spektakulären Breaks begeisterten die Frecce Tricolori das marokkanische Publikum. Eine kurze Demo von vier marokkanischen F-16 eröffnete das Flugprogramm.
8 Military Aviation Cockpit 07 2016 Rollout Saab Gripen E Demoflug eines Gripen C, der äusserlich praktisch identisch ist mit dem Gripen E und ebenfalls zur Generation der Smart Fighter zählt. Fighter im smart look Saab hat am 18. Mai in Linköping 600 Gästen aus aller Welt den Gripen der neuesten Generation präsentiert. Smart Fighter wird der Gripen E auch genannt, weil er kompakt aufgebaut und vielseitig einsetzbar ist – wie ein Smartphone.
9 «A lles so einfach wie möglich. Aber nicht einfacher!» Diese Philosophie Albert Einsteins prägte die Ent- wicklung der neuen Generation des Gripen. Für Lars Sjöbergs, Chef Forschung und Entwicklung bei Saab, heisst dies, ein «all-in-one»-Mehrzweckkampfflugzeug zu bauen. Die Architektur der Software war so zu optimieren, dass nicht jedes Modul einen eigenen Computer benötigt, sondern die gesamte Avionik mit ihren 60 000 Parameter über wenige Instrumente bedient werden kann – wobei gerade einmal zehn Prozent der Soft- und Hardware für das eigentliche Fliegen benötigt wird. Am weitaus meisten Kapazität brauchen die Waffen-, Radar-, Warn- und Schutzsysteme. Individuell zusammenfügbares Waffensystem Für Schwedens Verteidigungsminister, Peter Hultqvist, ist der Gripen E denn auch kein Kampfflugzeug, sondern ein individuell zusammenfügbares Waffensystem, ein «Smart Kit». Die integrierte modulare Avionik soll den neuen Gripen benutzer- freundlicher machen. Saab-Testpilot Frederick Müchler schwärmt: «Seine Smartness macht diesen Hightech-Fighter ausserordent- lich pilotenfreundlich.» Ziel ist es zudem, mit einem Aufbau im Baukastensystem die Kosten für die Produktion und den späteren Unterhalt der Maschinen zu senken. Vor allem was die Kosten- entwicklung betrifft, erhofft sich Saab Wettbewerbsvorteile mit dem Gripen E. Während die Ausgaben für die Verteidigung welt- weit seit Jahren linear anwachsen, schnellen die Kosten für neue Kampfjets exponentiell in die Höhe. Mit der Smart Fighter-Lösung möchte Saab diesen Trend durchbrechen, indem die kosteninten- siven komplexen Systeme abgespeckt und gleichzeitig optimiert werden. Die Chancen, auf dem hartumkämpfen Kampfflugzeug- markt mit dieser Strategie Erfolg zu haben, stehen angesichts der bescheidenen Auswahl an Alternativen nicht schlecht. Die Konkur- renz bietet zum Teil Systeme an, die in die Jahre gekommen sind, während das neue US-Flaggschiff, der teure Stealth-Fighter F-35, immer noch teurer wird. Verbesserte Performance und hohe Verfügbarkeit Die grösste Stärke des Gripen E ist, dass er in verschiedene Rollen schlüpfen kann und sehr flexibel ist für den Waffeneinsatz. Das stärkere Triebwerk erlaubt mehr Waffenzuladung und hohe Agi- lität. Die vor den Tragflächen liegenden Canards verleihen ihm einen guten Auftrieb. Dass er mit nur einem Triebwerk auskommt, wertet der Entwicklungschef nicht als Nachteil: «Ein Airliner fliegt mit zwei Triebwerken 300 Leute über den Ozean. Warum soll ein Triebwerk für einen Passagier nicht ausreichen?» Lars Sjöbergs stellt schliesslich auch die hohe Verfügbarkeit des neuen Fighters in den Vordergrund. So werde nach einem Kampfeinsatz lediglich ein Boxenstopp von zehn Minuten benötigt, um die Maschine für die nächste Mission wieder fit zu machen. In nur einer Stunde kann sogar das gesamte Triebwerk ausgewechselt werden. Der «Schwe- de» ist für den harten Wintereinsatz genauso gerüstet wie für den Betrieb im Wüstenklima und in tropischen Regionen. Vorerst wer- den 96 Gripen der neusten Generation produziert: 60 für die schwe- dische Luftwaffe und 36 für die brasilianische Força Aérea. Saab rechnet sich Chancen aus, weltweit etwa 400 Gripen E verkaufen zu können. Zurzeit ist Saab bei der Evaluation in Finnland (40 Ma- schinen) dabei. Interesse bekunden auch Belgien und Malaysia. Mit der Ablieferung der neuen Jets ist ab dem Jahr 2019 zu rechnen. Fotos: Hansjörg Egger Grosser Technologie-Austausch Bei Saab ist man stolz auf 75 Jahre Investment in die Luftfahrttech- nologie. Der Konzern beschäftigt gegen 15 000 Mitarbeiter und
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Cockpit 07 2016 Military Aviation 11 Foto: Hansjörg Egger Der grosse Moment: Rollout des Gripen E. kann mit einem Wachstum von 16 Prozent auf ein erfolgreiches Schweizer Firmen mit dabei letztes Jahr zurückblicken. Obschon der Gripen-Entscheid in der Schweiz negativ ausfiel, Verwaltungsratspräsident Marcus Wallenberg, Teil der Familien- konnten auch Schweizer Firmen im Rahmen von Vorleistungen dynastie, die auch ABB, Electrolux, Ericsson oder Husqvarna profitieren. So werden zum Beispiel die Pylonen für den neuen kontrolliert, lobte beim Rollout seine Mitarbeitenden, die auch Smart Fighter bei der Ruag gefertigt. Saab ist weltweit an 130 ver- ohne die heute üblichen Bonussysteme Spitzenleistungen erbrin- schiedenen Standorten präsent und legt grossen Wert auf die Nähe gen würden. So sei es dank gemeinsamer Anstrengungen gelungen, zum Kunden: «Um Bedürfnisse unserer Kunden besser zu verste- die Management-, Produktions- und Entwicklungskosten massiv hen, lesen wir ihre Zeitungen, spielen mit ihnen Golf und verfol- zu senken, um so auch preislich attraktive Produkte auf den Markt gen die Tagespolitik in den entsprechenden Ländern», sagt Saab- zu bringen. Vizechef Lennart Sindahl. 80 Prozent seiner Geschäfte tätigt der Verteidigungsminister Hultqvist hob die enge Kooperation und Luftfahrt- und Rüstungskonzern im Ausland. den Technologietransfer mit Finnland, den Luftstreitkräften der Mit einem Doppelsitzer werden bereits erste Testflüge absolviert; Nato und im Speziellen die gute Partnerschaft mit den Boeing-Flug- ein Zwitter, der Teils aus dem bewährten C, teils bereits aus dem zeugwerken hervor. Die Firma Saab ihrerseits ist bereit, den Kun- modernisierten E besteht. Weitere Prototyen sollen demnächst den das Netzwerk ihrer Zulieferer zugänglich zu machen und hält den Testpiloten übergeben werden. Der Erstflug des neuen Smart für sie kompetitive industrielle Kooperations-Programme bereit. Fighters ist noch dieses Jahr geplant. «Die wesentliche Arbeit wird Diese umfassen die Forschungszusammenarbeit auf allen techno- allerdings vorgängig im Simulator erledigt, wo alle Systeme x-fach logischen Ebenen. Im Rahmen der Gripen-Beschaffung durch die gecheckt werden», so Entwicklungschef Sjöbergs . «Der Erstflug ist brasilianische Luftwaffe werden über die nächsten Jahre insgesamt dann nur noch etwas fürs Geschichtsbuch.» 350 brasilianische Ingenieure und Spezialisten in Linköping trai- niert. Acht Doppelsitzer werden vorwiegend bei Embraer in Brasi- lien entwickelt und produziert. Hansjörg Egger Gripen E und Gripen C im Vergleich Gripen E Gripen C Länge 15,20 m 14,90 m Spannweite 8,60 m 8,40 m Leergewicht 8t 6,8 t Tankinhalt 3,4 t 2,4 t Max. Startgewicht 16,5 t 14 t Schubleistung 98 kN 80,5 kN Minimaldistanz für Start 500 m 400 m Minimaldistanz für Landung 600 m 500 m Max. Geschw. Meereshöhe 1400 km/h 1400 km/h Max. Geschw. in grosser Höhe Mach 2 Mach 2 Dienstgipfelhöhe 52 500 ft 52 500 ft G-Limiten -3G/+9G -3G/+9G Aufhängepunkte (Pylone) 10 8 Kampfeinsatzturnaround 10 Min. 10 Min. Piloten aus jenen Nationen, in denen der Gripen in verschiedenen Versionen im Einsatz ist. Triebwerkwechsel 1h 1h
12 Civil Aviation Cockpit 07 2016 Finnair/Flughafen Helsinki Das neue Aushängeschild der Finnair, der Airbus A350, am Flughafen Helsinki-Vantaa, der passagiermässig laufend zulegt. Finnair fasst wieder Tritt Die Finnair musste lange kämpfen, um den Anschluss an die anderen europäischen Mitbewerber nicht zu verpassen. Dank eines Strategiewechsels hat sie den Turnaround geschafft. Die Hoffnungen liegen dabei auf dem Airbus A350. Der Flughafen Helsinki-Vantaa hat den Ruf als ideales Gate nach Asien. Die Passagierzah- len steigen – nicht zuletzt wegen der kurzen Anschlusszeiten auf die Langstreckenflüge. D ie Finnair musste einige Jahre letzten Geschäftsjahr einen Gewinn von 24 Einige Insider sehen in Iho den künftigen untendurch. Obwohl sie mit dem Mio. Euro erzielt habe, nachdem ein Jahr CEO der Finnair. Flughafen Helsinki-Vantaa ein zuvor noch ein Verlust von 37 Mio. Euro «As im Ärmel» stecken hat – die Flüge von resultierte. Insgesamt habe die Finnair fünf Der Widebody als As im Ärmel Europa nach Asien via Helsinki sind die kür- Quartale in Folge schwarze Zahlen geschrie- Damit sich dieser Aufwärtstrend nicht zesten – kam sie nicht so richtig voran. ben. als Eintagesfliege entpuppt, hat Finnair Das habe sich geändert, erklärt Ville Iho, Roland Etter, CEO von Swissport Finnland als erste europäische Fluggesellschaft Chief Operations Officer (COO) der Finnair, (siehe Artikel auf Seite 15), glaubt, dass den Widebody Airbus A350 in Betrieb ge- anlässlich eines Besuchs in der finnischen Ville Iho in seiner neuen Funktion als «Se- nommen. Sukzessive werden die sieben Hauptstadt. «Wir werden in Zukunft grös- nior Vice President Strategy and Resource A340-Maschinen durch diesen Flugzeug- ser und auch profitabler.» Als Beweis er- Management» einen grossen Einfluss auf typ ersetzt. Insgesamt beabsichtigt Finnair wähnt der smarte Manager, dass Finnair im die Gestaltung der Zukunft der Finnair hat. bis 2023 19 Flugzeuge des Typs Airbus
13 Fotos: Hansjörg Egger Seit einem Jahr verbindet eine Bahnlinie mit Schienenfahrzeugen von Stadler Rail das Stadt- zentrum Helsinkis mit dem Flughafen. A350-900 XWB anzuschaffen. Mit den grö- Nr. 10/2015). Finnair sei in Skandinavien sseren und effizienteren Flugzeugen soll die die absolute Nummer 1, was den Verkehr Rentabilität steigen. nach Asien betreffe, bekräftigt Iho. Fast voll- Pro Jahr erweitert Finnair ihr Streckennetz ständig verabschiedet hat sich Finnair dafür um ein bis zwei Destinationen. «Wir legen aus Nordamerika, wo nur noch New York, aber viel Wert auf Qualität», so Iho. Jeweils Miami, Chicago und Toronto angeflogen ein Jahr vor Inbetriebnahme einer neuen werden, zudem teilweise nur saisonal oder Verbindung falle die Entscheidung. Weil nur von Codeshare-Partnern. Helsinki geostrategisch gegenüber den Mit- bewerbern einen Vorteil hat, konzentriert Wieder konkurrenzlos sich Finnair dabei ganz auf Asien. Nach Zürich und Genf ist Finnair ab Hel- Ville Iho sinki wieder konkurrenzlos – nachdem die 1000 Kilometer einsparen Mitbewerber Swiss, SAS und Blue1 die Segel Als Argument führt die Finnair die gestrichen haben. Die Finnair ist auf ihrem schnellste Verbindung von Europa nach Heimmarkt zu dominant und bietet wö- Asien an. Je nach Destination können rund chentlich beispielsweise sechsmal mehr 1000 Kilometer an Wegstrecke eingespart Flüge an als die Swiss es tat. Die Swiss hat werden. deshalb ihre Bemühungen, im finnischen Dank der Codeshare-Vereinbarungen mit Markt Fuss zu fassen, wieder eingestellt. Fin- Japan Airlines und Qantas konnten neue nair selber fliegt Zürich und Genf an. «Rei- Verbindungen nach Busan (Südkorea) und ne Businessdestinationen», macht Iho deut- Perth (Australien) in Betrieb genommen lich. Viele Schweizer fliegen mit der Finnair werden. Im Dezember 2015 ist Ho Chi Minh Ville Haapasaari im Sommer nach Finnland, um im Land der City (das frühere Saigon) als 16. asiatische Tausend Seen ihre Ferien zu verbringen. Destination hinzugekommen. Ville Iho wird zwar nicht müde zu behaup- 60 Prozent der in Helsinki ankommenden 50 Minuten. Weil eine zweite Securitykon- ten, dass Konkurrenz gut sei und das Ge- Passagiere fliegen weiter – fast alle nach trolle für Passagiere im Transit nach Asien schäft belebe, doch wird er froh sein, dass Asien. Die Umsteigezeit nach Singapur liegt entfällt, werden die Routen attraktiv – vor mit Norwegian in Helsinki «nur» ein bei 60 Minuten, diejenige nach Bangkok bei allem für Geschäftsleute (siehe «Cockpit» echter Herausforderer übrig bleibt. Die
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Cockpit 07 2016 Civil Aviation 15 Finnair/Flughafen Helsinki norwegische Billigfluggesellschaft ver- folgt gegenüber Finnair ein ganz anderes Geschäftsmodell. 2011 landete Norwegian In Helsinki glücklich erstmals in Helsinki und verdrängte in der Folge die SAS. «Norwegian ist in unserem Heimmarkt unser grösster Gegner», gibt Iho unumwunden zu verstehen. Helsinki vor Wachstumsschub Da Finnland nur 5,5 Mio. Einwohner zählt, ist die Anzahl Airlines beschränkt, die Finn- land als lukrative Einnahmequelle sieht. Auch die sonst überall präsente Easy Jet hat abgesagt, weiss Swissport-Finnland-CEO Roland Etter, der seit drei Jahren vor Ort ist. Ryanair habe Interesse signalisiert, aber nur für den Sommer. Noch ist nichts spruchreif. Das kommt der Finnair entgegen, die mit ihrem innerfinnischen Streckennetz alle wichtigen Orte Finnlands direkt anfliegt. Die 22 finnischen Flughäfen sind bei Finavia unter einem Dach vereint. 20,1 Mio. Pas- sagiere zählten sie letztes Jahr insgesamt. Mit 16 Mio. Fluggästen ist Helsinki mit Ab- Roland Etter, CEO von Swissport Finnland, auf dem Flughafen Helsinki-Vantaa. stand der grösste Flughafen. Oulu Airport im Nordwesten Finnlands beispielsweise Im November 2013 hat der frühere Leiter Airline dafür selbst verantwortlich ist. Trotz- kam nur auf 1 Mio. Passagiere. der Passagierdienste von Swissport Zürich, dem hat Etter ein genaues Bild der Finnair. Sie 355 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftete Roland Etter, den Job als CEO von Swissport sei mit dem neuen Konzept auf gutem Weg. Finavia letztes Jahr, knapp 41 Mio. Euro Ge- Finnland übernommen – und das bis heute Der Vertrag zwischen Swissport Finnland und winn lagen in der Kasse. Längst nicht alle keine Sekunde bereut. Der «alte Swissairler» der Finnair, der ausser dem Passagierdienst Airports seien profitabel, sagt Ville Haa- ist Chef von 900 Mitarbeitenden, fast alle frü- alle Sparten, wie beispielsweise die Flugzeug- pasaari, CEO von Finnavia. Alle 22 Flug- here Finnair-Angestellte. beladung beeinhaltet, wurde kürzlich erneu- häfen seien so gelegen, dass sie von den Obwohl er die finnische Sprache auch nach ert und läuft bis 2020. jeweiligen Stadtzentren innerhalb einer über hundert Lektionen nicht beherrscht, ist Dass sich Swiss aus Helsinki zurückgezogen Stunde erreicht werden könnten. der heute 60-jährige Manager mit seiner Tä- hat, überrascht den Schweizer Manager nicht Was die Zukunft betrifft, gibt sich der Finne tigkeit in Helsinki glücklich. Der ehemalige sehr. Mit einem von Tag zu Tag unterschiedli- optimistisch. «Der A350 der Finnair wird Swissair-Stationmanager von Boston geniesst chen Flugplan sei in einem von Finnair domi- für grossen Aufschwung sorgen.» Ausser- seinen zweiten längeren Auslandaufenthalt, nierten und überdies limitierten Markt kaum dem sei der Flughafen Helsinki-Vantaa im den er zusammen mit seiner Frau angetreten etwas zu holen. Vergleich zur europäischen Konkurrenz um hat. Das Leben in Finnland sei angenehm, die Den Einstieg einer chinesischen Gruppe bei 40 Prozent billiger. Mit Qatar Airways hat Mentalität etwas anders als in der Schweiz. der Swissport Group erachtet Etter als vielver- der erste arabische Carrier die Aufnahme Swissport Finnland hat mit der Passagierab- sprechend: Dadurch würden die Chancen für von wöchentlich fünf Flügen ab Oktober fertigung von Finnair nichts zu tun, weil die Swissport in China viel grösser. ph zwischen Doha und Helsinki angekündigt. 95 000 Schweizer Gäste Letztes Jahr reisten 95 000 Schweizer nach reisen werden. Irgendwann wird der Flug- Stadler Rail Finnland. Das ergibt einen Marktanteil von hafen Helsinki-Vantaa aus allen Nähten Der Schweizer Schienefahrzeugherstel- 1,2 Prozent. Damit besuchten mehr Schwei- platzen. Deshalb laufen jetzt schon Aus- ler Stadler Rail hat in Finnland einen gros- zer als Dänen Finnland. Die grösste auslän- bauarbeiten. 900 Mio. Euro lässt sich Fina- sen Auftrag an Land gezogen: Das Tradi- dische Gruppe waren die Deutschen. Deren via den Flughafenausbau in den nächsten tionsunternehmen aus dem thurgauischen 404 000 reisten in den Norden, was am Ge- drei Jahren kosten. Dabei werden an den Bussnang liefert das Rollmaterial, mit dem samtvolumen der ausländischen Gäste eine Terminals acht Widebody-Positionen ge- unter anderem seit Juli 2015 der Flughafen Quote von 4,9 Prozent ergibt. Damit lagen schaffen (für die A350-Flotte der Finnair). Vantaa mit dem Stadtzentrum Helsinkis ver- die Deutschen noch vor den Schweden mit Da im Westen ein Westwing-Terminal ge- bunden wird. Die Fahrt mit dem sogenann- 402 000 Besuchern. Massiv zurückgegangen baut wird, mussten einige Hangars den Aus- ten «Flirt» (Flinker Leichter Innovativer Regi- auf 277 000 ist die Anzahl der Russen; dies bauplänen weichen. onal-Triebzug) auf den beiden Verbindungen nicht zuletzt wegen des Rubelzerfalls. in die Stadt dauert 28 respektive 32 Minuten. Haapasaari rechnet, dass dieses Jahr 17 Mio. Fluggäste über den Flughafen Helsinki ein- Patrick Huber
16 Civil Aviation Cockpit 07 2016 Was macht eigentlich… Beat Schär? Beat Schär auf der MS Murten. Captain in der Luft und auf dem Wasser Er flog sowohl als Militär- als auch als ziviler Pilot. Der heute 71-jährige Beat Schär überstand das Swissair-Grounding, war letzter CEO der Balair und auch jener der Nachfolgeorganisation Belair. Heute ist er ein rundum glücklicher Kapitän auf dem Murtensee. B eat Schär war Vollblutpilot. Bis auf liches Recht studierte, bewegte er sich Dampfer zu betreiben. Fehlende finanzielle den F/A-18 hat er in seiner Karriere gerne am und auf dem Wasser. Er war Seg- Mittel liessen das Vorhaben schnell schei- alle militärischen Flugzeugtypen ler, Ruderer und hatte allgemein eine «hohe tern. Schär erstellte einen Business-Plan, (Vampire, Venom, Hunter, Mirage und Affinität» zum Wasser, wie der 71-Jährige kaufte dem Bekannten die Firma ab und Tiger) der Schweizer Luftwaffe der Neuzeit betont. Kein Wunder: Schär lebt seit 1970 in gründete mit «Olagomio» ein Unterneh- geflogen. Später war er in der Geschäftslei- Murten und wohnt heute noch in unmittel- men, das seit über zehn Jahren im Charter- tung der Swissair, nachdem ihn diese beim barer Nähe zum See. betrieb Passagiere über den Murten-, Bieler- Militär abgeworben hatte. Nach seiner fliegerischen Karriere übernah- und Neuenburgersee führt. Doch man darf Beat Schär ruhig auch als men seine Frau und er 2003 von der Missi- Wasserratte bezeichnen: Er ist auch auf dem sippi Line AG ein Motorschiff. Der Besitzer Motorschiff und Dampfschiff Wasser ein Kapitän. Schon als er an der Uni- des Unternehmens hatte ursprünglich die Seit April verkehrt mit der MS Murten versität Bern Volkswirtschaft und Öffent- Idee, auf dem Murtensee einen Missisippi- ein neues (historisches) Fahrgastschiff ab
17 Murten auf den drei Juraseen. Anfang März nützen würden. Es herrschte ‹Chaos pur›». kam das Motorschiff auf dem Landweg nach Am Schluss war Schär für die einst renom- Murten, wo es seit Mitte April als Charter- mierte Balair zuständig, die aber seit Jah- schiff (bis maximal 60 Personen) als Ersatz ren überschuldet war. Die Fluggesellschaft für das bisherige Motorschiff «Albatros» ging in den Wirren um das Swissair-Groun- eingesetzt wird. Letzteres verkehrt heute – ding komplett vergessen. Die Balair-Mit- nach dem Verkauf Ende 2015 – als Char- arbeitenden baten Schär zu bleiben und terschiff auf dem Bodensee. «Zusammen sich um sie zu kümmern. Schär vereinbar- mit dem seit 2008 ab Murten eingesetzten te einen Termin bei Sachwalter Karl Wüth- Salon-Schraubendampfer Dampfschiff (DS) rich. Dieser gab ihm einen Monat Zeit, eine ermöglicht vielfälti- Beat Schär (rechts) mit dem damaligen Lösung zu finden. ge Möglichkeiten, die Schifffahrt in ihrer Swissair-CEO Mario Corti (Mitte). schönsten Ausprägung und als Erlebnis für Konkurs abgewickelt alle Sinne auf den Juraseen zu erfahren», Schär meldete beim Konkursamt Bassers- wirbt Schär für seine Firma. dorf Insolvenz für die Balair an. Als der 90 Prozent der Firmenanteile gehören ihm kurz vor seiner Pensionierung stehende und seiner Frau. Für das Unternehmen Beamte die Summe von einigen Dutzend arbeiten zwölf Personen – zumeist auf Teil- Millionen Franken sah, verwarf er die Hän- zeitbasis –, darunter die einzige Schiffsfüh- de. Innerhalb eines Jahres war der Konkurs rerin der drei Seen. Reich wird Schär mit abgeschlossen, die Balair-Mitarbeitenden seinem Betrieb nicht. Er ist froh, wenn am erhielten alle ausstehenden Zahlungen, da Ende des Jahres alle Kosten gedeckt sind. sie zu den Klasse-1-Gläubigern zählten. Aus der Balair wurde die Belair. Im Auftrag Von der Swissair abgeworben von Hotelplan und in Zusammenarbeit mit Seine Pilotenzeit indes gehört der Vergan- Nach dem letzten Jumbo-Flug der Swissair im dem Bundesamt für Zivilluftfahrt konnte genheit an. Zugang zur Aviatik fand Schär Jahr 2000 (von links): Rainer Hiltebrand, Beat die neue Fluggesellschaft Belair im Okto- Schär, Max Weber und Robert Staubli. Foto: Patrick Huber über die Militärfliegerei, nachdem er alle ber 2001 innerhalb eines Monats geschaf- Tests bestanden hatte. Nach der Ausbildung fen werden. «Die Ferien-Charterfluggesell- zum Militärberufspiloten inklusive Absol- schaft der Migros-Tochter Hotelplan lief vierung der Schweizerischen Luftverkehrs- perfekt», erinnert sich Schär. «Nur konnte schule arbeitete Schär neben seiner Tätig- sich die Migros keinen richtigen Reim da- keit als Miragepilot als Fluglehrer in den rauf machen, was sie mit einer Fluggesell- Militärpilotenschulen. Nach einigen Jah- schaft machen sollte.» ren nahm er ein Volkswirtschafts-Studium auf und arbeitete nebenamtlich als Flug- Verpasste Chancen lehrer, um seine junge Familie ernähren zu Nach einer strategischen Marktüberprü- können. Danach folgten Einsätze als Chef- fung durch Beat Schär und den damaligen fluglehrer, Kommandant der Pilotenschule, Hotelplan-CEO Christoph Zuber gelang- Kommandant eines Fliegerregiments und te man zur Einsicht, dass ein Zusammen- schliesslich als Kommandant des Überwa- gehen mit der Kuoni-Tochter Edelweiss Air chungsgeschwaders. Sinn machen würde. Doch die Kuoni-Ver- Anfang der 90-er-Jahre warb ihn die Swiss- Der neue GAV-Vertrag wird unterzeichnet: antwortlichen lachten die Belair-Führungs- air ab. Von 1991 bis 1994 war Beat Schär rechts Urs Enz, Vizepräsident Aeropers. crew nur aus, und in der Folge landete Belair Chef des Trainingcenters OT der Swissair bei der Air Berlin. Schär spricht daher auch und als solcher für alle Piloten und das von einer «verpassten Chance». Bis zu die- Kabinenpersonal zuständig. Am 1. Januar sem Sommer gehört Schär übrigens immer 1995 übernahm er die Leitung der Flight noch dem Belair-Verwaltungsrat an. Operations, war zuständig für den gesam- Den Bezug zur Aviatik hat Schär nicht ver- Fotos: ETH-Bibliothek Zürich. Fotografie: Swissair ten Flugbetrieb der Swissair und blieb in loren. Er sieht frühere Kollegen in der Avia- dieser Funktion bis zehn Tage vor dem tik-Veteranen-Vereinigung, die sich einmal Grounding der Swissair im Oktober 2001, im Monat zum Apero und Gedankenaus- als er Corti erklärte, dass er nicht mehr mit- tausch trifft. machen wolle, und von seinen Aufgaben Wenn Beat Schär an seine Airline-Zeit zu- entbunden wurde. rückdenkt, beschäftigt ihn das Swissair- Grounding nach wie vor – auch wenn er «Chaos pur» sich heute nicht mehr dazu äussern mag: Schär erinnert sich gut an die vermutlich «Tempi passati.» schwärzeste Episode seiner beruflichen Historisches Bild mit Philippe Bruggisser Karriere. «Schon zu Zeiten von Mario Cor- (sitzend Mitte) und Peter Nagl (rechts, in- ti lief es uns schlecht. Nach 9/11 wusste ich, zwischen verstorbener früherer Aeropers- dass all unsere Bemühungen nichts mehr Präsident). Patrick Huber
18 Civil Aviation Cockpit 07 2016 Monatsinterview Mathias Gantenbein (38) ist CEO des Flughafens Bern. «Unser Mix hat einen gewissen Charme» Er ist erst 38 Jahre alt, hat als Teenager die Privatpilotenlizenz erworben und wollte schon als Kind als Kofferbelader an «seinem» Flughafen Bern arbeiten. Der frühere Chef der Bundesreisezentrale, Mathias Gantenbein, erläutert seine Pläne und erklärt, weshalb er als CEO des Flughafens Bern vor allem auf Qualität und nicht auf möglichst viele Airlines setzt. «Cockpit»: Herr Gantenbein, welche Bilanz fenbetriebs zu decken. Gleichzeitig gilt es, durchgeführt. Den Restbetrag werden wir ziehen Sie als CEO der Flughafen Bern AG ausreichend finanzielle Mittel für laufende am Kapitalmarkt beschaffen. nach sechs Monaten? und künftige Investitionen zu erarbeiten. Mathias Gantenbein: Eine positive. Die Ist der Flughafen Bern – etwas despektier- Aufgabe ist herausfordernd, es hat viele Welche Investitionen stehen denn in naher lich ausgedrückt – nicht aviatische Provinz? Anspruchsgruppen mit ganz unterschiedli- Zukunft an? Ja und nein. Wir sind ein Flughafen von chen Interessen. Und diese möglichst unter Diesen Sommer starten wir das Grosspro- regionaler Bedeutung. Wir zeichnen uns einen Hut zu bringen, ist nicht ganz einfach. jekt der Pistensanierung. Zuerst wird die Pis- durch einen vielfältigen Verkehrsmix Aber das ist wichtiger Teil meines Jobs. tenbefeuerung erneuert. In den Jahren 2017 aus. Bei uns gibt es Linien- und Charter- bis 2019 wird der Pistenbelag saniert. Dabei verkehr, der Bundesratsjet startet und lan- Wie geht es dem Flughafen Bern wirtschaft- handelt es sich um ein Mehrmillionen-Pro- det, General- und Business Aviation sind lich? jekt, das wir stemmen müssen. vertreten und wir haben sogar Segelflug- Wir sind leicht profitabel und konnten letz- zeuge. Dieser Mix mag einen provinzi- tes Jahr einen Gewinn von rund 150 000 Und das schafft die Flughafen Bern AG mit ellen Charakter haben, hat aber auch ei- Franken ausweisen. Die grösste Aufgabe ist eigenen Mitteln? nen gewissen Charme und entspricht es, genügend Einnahmen zu erwirtschaf- Dafür haben wir 2015 eine Aktienkapital- unserem Daseinszweck. Unser Ziel ist es, ten, um die hohen Fixkosten des Flugha- erhöhung beschlossen und erfolgreich den Reisenden aus unserer Region eine
19 Auswahlmöglichkeit zu bieten, der Volks- heisst es in einer Pressemitteilung. Was wirtschaft Mehrwerte zu bringen und den bedeutet das in Zahlen? «Bei uns werden weder Standort Bern zu stärken. Der Flughafen Ab Bern werden im Sommer 27 Destinatio- stellt dafür die Infrastruktur bereit. Es sind nen direkt bedient, darunter attraktive und die Mitarbeitenden noch dann die Fluggesellschaften und die Reise- beliebte Ziele rund ums Mittelmeer. Für uns die Aktionäre vergoldet.» veranstalter, welche letztlich das öffentli- ist dies erfreulich. Selbstverständlich wür- che Flugangebot gewährleisten. den wir gerne auch noch zusätzliche Passa- giere begrüssen. beträchtlich. Auch für langjährige Partner Die Region Bern ist gross. Viele Unterneh- sind mengenabhängige Spezialkonditionen men haben hier ihren Standort, die Bundes- Wenn man sich den Flugplan anschaut, fällt denkbar. Wir tun was wir können. Es sind verwaltung ist hier angesiedelt, es gibt viele auf, dass München von bmi und Skywork uns aber auch Grenzen gesetzt, der finanzi- Politiker, die fliegen müssen. Und trotzdem Airlines bedient wird. Hat diese Destination elle Spielraum ist endlich. Bei uns werden wird vor allem ab Zürich oder Genf geflogen. ab Bern soviel Potenzial? weder die Mitarbeitenden noch die Aktio- Für die Geschäftsreisenden ist primär der Das ist schwierig zu beurteilen. bmi regio- näre vergoldet. Faktor Zeit entscheidend – neben dem nal befördert aufgrund ihres Lufthansa- Preis. Der Geschäftsreisende aus der Regi- Codeshares auch viele Umsteigepassagiere. Gibt es Destinationen, die zwingend von Bern on kommt über den Flughafen Bern am Welche Destinationen angeflogen werden, angeflogen werden müssten? schnellsten zum Ziel, sofern die Destinati- bestimmen nicht die einzelnen Flughäfen, Ich bin erfreut über das Angebot, welches on auch zur gewünschten Tageszeit angebo- sondern die Netzwerkplaner der Airlines. unsere Partner von Bern aus anbieten. Die ten wird. Etliche Unternehmer schätzen das Fluggesellschaften entscheiden auf Basis Flugangebot ab Bern und nutzen es, wenn Gibt es in Bern so viele deutsche Niederlas- ihrer Marktanalysen, nicht etwa anhand der möglich. sungen oder Geschäftsleute, die in München Wünsche von Flughafendirektoren. Es ist Foto: Patrick Huber tätig sind? mir primär ein Anliegen, dass mehr Passagie- Worin liegt die Lösung, damit der Regional- Es ist eine Strecke, die Geschäftsreisende an- re die bestehenden Verbindungen benutzen. flughafen Bern als solchen wahrgenommen spricht. Zudem ist München eine attraktive wird und an Bedeutung gewinnt? Städtereisedestination. Mit dem Codeshare- Wie steht es mit dem Interesse von Easy Jet, Wir müssen klar abgrenzen, auch wenn für Agreement der Lufthansa profitiert auch die gern auch kleinere Flughäfen anfliegt? uns oft die gleichen Regeln gelten: Wir sind das Freizeitsegment über München hinaus. Es besteht ein loser Kontakt, wie mit an- kein Landesflughafen und werden auch nie Dazu kommt die steigende Zahl an Expats. deren Airlines auch. Eine Zusammenarbeit einer werden. Das ist auch von der Strategie Letztlich ist die Strecke Bern–München ge- zeichnet sich derzeit aber nicht ab. des Bundes nicht so vorgesehen. Wir gelten schichtsträchtig: Sie wurde früher schon von Air Engiadina, Swisswings, Cirrus und Lufthansa bedient. Interview: Patrick Huber «Unser Zweck ist es, die Was können Sie persönlich unternehmen, um Region an den Luftver- neue Strecken ab Bern zu generieren? Es ist nicht unser primäres Ziel, möglichst Auf ein Wort kehr und an die wichtigen viele Fluggesellschaften nach Bern zu Wo waren Sie zuletzt in den Ferien? europäischen Zentren an- holen. Wir möchten Destinationen im An- Skifahren mit der Familie in den Schwei- gebot haben, die wirtschaftlich nachhaltig zer Bergen. zubinden.» sind. Am Schluss sind es die Fluggesellschaf- ten, die entscheiden, ob es möglich ist, mit Ihre Lieblingsdestination? ihrem Geschäftsmodell eine Strecke wirt- Kapstadt. als «Anlage regionaler Bedeutung». Unser schaftlich betreiben zu können. Zweck ist es, die Region an den Luftverkehr Als Flughabenbetreiberin sind wir bestrebt, Wo wollten Sie immer schon einmal hin? und an die wichtigen europäischen Zentren am Boden ein möglichst attraktives Ange- In die Antarktis. anzubinden. Gleichzeitig sollen wir auch bot bieten zu können. Gleichzeitig versu- die private Fliegerei und die Ausbildung er- chen wir – mit unseren begrenzten Mög- Wen würden Sie gerne einmal am Flug- möglichen sowie als Basis für die Bundes- lichkeiten – das Produkt «Fliegen ab Bern» platz Bern begrüssen? und Rettungsfliegerei dienen. besser zu vermarkten. Es ist uns dabei ein Die Spieler von YB nach dem Rückflug Unsere überschaubare Situation bietet dem Anliegen, auch vermehrt Kunden aus der von einem Champions League-Spiel, das Passagier auch wesentliche Vorteile. Die Romandie zu gewinnen. Wir dürfen hier sie gegen Manchester United gewonnen Wege und Check-in-Zeiten sind ausgespro- den Erkenntnissen folgen, die sich Skywork haben! chen kurz und das Parking ist deutlich güns- Airlines erarbeitet und mit uns geteilt hat. tiger als an den Landesflughäfen. Dies, aber Ihr Lebensmotto? auch die persönliche Atmosphäre, schätzen Bietet der Flughafen Bern den Airlines Da gibt es keines. Ich versuche, mein Bes- Geschäftsreisende und immer mehr auch Spezialkonditionen an? tes zu geben und Freude daran zu haben. Familien mit Kindern. Eröffnet eine Fluggesellschaft eine neue Strecke, können beispielsweise gestaffelte Sind Sie in sozialen Netzwerken aktiv? «Auch im laufenden Jahr bieten die Partner Rabatte zur Anwendung kommen. Die Auf- Auf Xing, wenn auch zurückhaltend. zahlreiche attraktive Verbindungen an», baukosten für eine neue Destination sind
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Cockpit 07 2016 Civil Aviation 21 Your Captain speaking… Just a normal day Bodenabfertigung, Maintenance, Betankung: All dies gilt es, in den üblichen 35 Minuten Bodenzeit (Turn- around) von der Landung bis zum nächsten Start zu bewältigen. Das Zusammenspiel zwischen der Cockpit- Crew und den verschiedenen Schnittstellen ist perfekt; alle Beteiligten geben täglich alles, um eine pünkt- liche und reibungslose Operation zu garantieren. D reimal klopft es von aussen gegen das Flugzeug. Ich lege die 39 Punkte umfassende FFD-Checkliste (First- Flight-of-the-Day) zur Seite und blicke hin- aus. Ein fragender Blick verbunden mit der unmissverständlichen Geste, ob ich etwas trinken möchte, kommt mir dort entgegen. Nicht lange hat es gedauert, bis mir all die Zeichen, welche in keinem Lehrbuch doku- mentiert sind, vertraut geworden sind. So weiss ich heute, dass der gelb-uniformierte Mitarbeiter der Betankungsfirma keines- wegs an meinem Getränkewunsch, sondern Foto: Kevin Fuchs an der gewünschten Treibstoffmenge für unseren Flug nach München interessiert ist. Fünf Finger zeige ich ihm. Er nickt zustim- mend und beginnt mit dem Tankvorgang. Minutiös geplant: Ein Avro RJ-100 während eines Standard-Turnarounds von 35 Minuten in Genf. Von Check zu Check bis zum Abflug Gewichte beinhaltet, kommt acht Minuten Telefon. Boarding? Jetzt schon? Zügig aber Wieder widme ich mich dem umfangrei- vor Abflug aus dem im Cockpit installierten präzise erledige ich dieses Mal den Outside- chen FFD-Check, welcher in diesem Type Drucker. Gemeinsam überprüfen wir letzte Check, während mein Kollege im Cockpit Rating in einer halben Stunde abgelegt Unstimmigkeiten und gleichen Passagier- die Bordcomputer für den nächsten Flug werden muss. Fakt ist jedoch, dass auf der zahlen und geladene Fracht mit der Kabi- vorbereitet. Linie effektiv rund 15 Minuten zur Verfü- nen- und Bodencrew ab. Die Türen werden Als ich von dem kurzen «Spaziergang» um gung stehen, um diese flugzeugspezifischen geschlossen, kurz darauf ertönt auch schon das Flugzeug zurückkehre, sind die Passa- Tests durchzuführen. «Nimmsch es stills das Kommando des Kapitäns zum Armieren giere bereits beim Einsteigen. Ein Blick auf Wasser?», kommt nun doch noch die Frage der Notrutschen – «cabin crew, arm the sli- die Uhr verrät mir: zurecht. In bereits 23 nach meinem Getränkewunsch durch die des» – und pünktlich verlassen wir unseren Minuten stossen wir aufs Neue zurück. Ein noch offene Cockpittür vom Kapitän, der Standplatz in Richtung München. kurzer Gang aufs WC, ein schneller Kaf- soeben den Outside-Check beendet hat. Nach einer fast zweistündigen Pause in fee zwischendurch: kaum Zeit zum Durch- Fast bin ich mit dem Checken des Emer- München landen wir am späten Vormittag atmen. Die Belastung am Boden ist hoch. gency Equipments, unter anderem Feuer- wieder in Zürich. Während wir auf unseren Nachmittags kurz nach vier setzen wir auf löscher, Schwimmwesten, Taschenlampen Parkplatz zurollen, hilft uns das so genannte der Piste 14 auf. Zehn Stunden Dienstzeit und Sauerstoff, fertig, da klingelt das Tele- Docking Guidance System, eine elektroni- liegen hinter uns, aber nur vier davon wirk- fon in der Fluggastbrücke. Der Maître de sche Anzeige am Gate, das Flugzeug auf den lich in der Luft. Cabine erscheint kurz darauf im Cockpit: Meter genau zu positionieren. Ein externer «Boarding isch guet für euch?» Das Fueling Stromanschluss wird mit dem Flugzeug bei Kevin Fuchs und die Checkliste sind so gut wie beendet, der Ankunft verbunden und wir können die es kann losgehen. Triebwerke abschalten. Kaum ist der erste Schon gewusst? 23 Minuten vor dem Abflug kommt gemäss Passagier ausgestiegen, klopft es dreimal. Turnaround (engl. Umkehr) beschreibt die Zeit, automatischem Prozess der erste Passagier Nein – dieses Mal ist es nicht der Fueler, son- in der ein Flugzeug am Boden für den nächs- zu uns an Bord. Ich bereite die notwendigen dern der Angestellte einer Cateringfirma, ten Flug bereit gemacht wird: beladen, betankt Ab- und Anflugkarten auf unserem elect- der so schnell wie möglich die neue Bela- und gereinigt. Auf der Kurzstrecke bei Swiss ronic flight bag (EFB) vor und beginne mit dung für unsere nächsten beiden Flüge an sind Turnaroundzeiten von mindestens 35 Mi- dem Kapitän die erste gemeinsame Check- Bord bringen möchte. nuten möglich, 40 Minuten aber üblich. Die liste, «Crew at Station», welche unter ande- Langstrecke hingegen benötigt weitaus grös- rem die Berechnung der Startgeschwindig- Hohe Belastung am Boden sere Zeitfenster, da allein die Tank- und Ent- keiten beinhaltet. Das Ladeblatt, welches Der letzte Fluggast hat das Flugzeug noch bzw. Beladungsprozesse umfangreicher sind. flugrelevante Daten wie Passagierzahl und nicht verlassen, da klingelt auch schon das
22 Report Cockpit 07 2016 ILA Berlin Air Show Antonow An-178 (im Vordergrund) an der diesjährigen ILA in Berlin. Perfekte Show in Berlin Die auf vier Tage verkürzte ILA Berlin Air Show präsentierte zahlreiche Innovationen und zukunftsträchtige Technologien. Während die Air Show das Publikum begeisterte, trübte die Lieferungsverzögerung beim Airbus A400M die Stimmung. Die Patrouille Suisse zeigte eine perfekte Kür, RUAG Aviation die Dornier 228. N ach Angaben der Organisatoren be- werden im schlimmsten Fall sieben Mona- sprünglich wollte der Hersteller in diesem suchten 150 000 Fach- und Privat- te für den Austausch aller Teile benötigt. Jahr neun Maschinen übergeben. In der besucher die diesjährige ILA Berlin Konstruktionsfehler beim Getriebe des Tur- Zwischenzeit müssen die 1967 eingeführ- Air Show. 1017 Aussteller aus 37 Ländern bo-props kommen noch dazu; alle 20 Flug- ten Transall-Transporter – im Verbund mit nahmen teil, 200 Fluggeräte waren auf dem stunden geht der A400M in die Inspektion. zivilen Anbietern – die Transportaufga- Apron zu sehen. Aus der Schweiz stand spe- Auch das Selbstschutzsystem funktioniert ben übernehmen. Auch kann die Bundes- ziell die RUAG im Mittelpunkt, die erneut noch nicht, was eine Gefahr bei Auslandein- wehr auf Maschinen anderer NATO-Staa- ihr Flaggschiff Dornier 228 NG präsentierte. sätzen wie etwa in Mali darstellt. ten zurückgreifen. Zudem wird der Ankauf Auch der Stand war stets gut besucht, denn Der A400M wird zur Feuerprobe für Vertei- von kleineren Transportern geprüft. Sie RUAG Aviation geniesst als eine führende digungsministerin Ursula von der Leyen. könnten, anders als der A400M, auch auf Anbieterin, Betreuerin und Integratorin Ausgerechnet nach einer hitzigen Bundes- kurzen Pisten landen. Die deutsche Luft- von Systemen und Komponenten für die tagssitzung musste die Ministerin an der waffe liebäugelt ohnehin schon lange mit zivile und militärische Luftfahrt einen aus- ILA der Presse Rede und Antwort stehen. zusätzlichen, kleineren Maschinen. Su- gezeichneten Ruf. Trotz Pech und Pannen könne Deutschland chen müsste sie eigentlich nicht weit, denn ohnehin nicht alleine die Reissleine ziehen, auf der ILA brillierte das neue, zweistrah- Lieferungsverzögerungen beim A400M weil es sich um ein europäisches Programm lige Transportflugzeug Antonov An-178 Nun ist es offiziell: Die Auslieferung des handle, erklärte von der Leyen gegenüber aus der Ukraine. Die Reichweite des Flug- Militärtransporters A400M wird sich «Cockpit». Man könne nur gemeinsam aus- zeugs liegt bei 1000 Kilometern bei einer erneut verzögern. Im Material treten schon steigen, doch für die verspätete Lieferung Nutzlast von 18 Tonnen, beziehungsweise im frühen Stadium Verschleisserscheinun- müsse Airbus Schadenersatz leisten. 4000 Kilometern bei zehn Tonnen Nutz- gen auf. Risse gefährden zwar offenbar nicht Bisher hat Airbus der Bundeswehr erst last. Royal Saudi Air Force zeigt offenbar die Sicherheit, da sie bei der nächsten War- drei Maschinen ausgeliefert; eine steht im Interesse, eine ungenannte Stückzahl des tung behoben werden können. Allerdings Einsatz, die anderen werden getestet. Ur- Typs zu kaufen.
23 Foto: Rolf Müller Fotos: zvg ILA Rund 200 Flugzeuge waren auf der ILA zu sehen. Mikojan-Gurewitsch MiG-29 der polnischen Luftwaffe. Airbus: Nachfrage übersteigt Angebot Auch im zivilen Bereich läuft Airbus am Anschlag. Zwar haben sich die Auslieferungen neuer Flugzeuge in den vergangenen Jahren verdoppelt, doch die Zahl der Bestellungen ist noch stärker gestiegen. Für 2016 plant Airbus die Auslieferung von 650 Maschinen. An der ILA versicherte der Flugzeugbauer, dass trotz der Verzögerung in der Produktion die Lieferzeiten für die neuen Passagierflugzeuge A350 und A320neo eingehalten würden. Bis 2018 will der Konzern mo- natlich zehn A350 bauen. Wegen der Ausweitung der Produktion für den Bau des A320neo ist in Hamburg Foto: Rolf Müller eine neue Fertigungslinie vorgesehen. Standort soll der ursprünglich für den A380 geplante Hangar sein. Attraktive Flugschau RUAG präsentierte an der ILA die Dornier 228 NG. Zu den Highlights im diesjährigen Flugprogramm zählten das neue Airbus-Flaggschiff A350 XWB und der A320neo. Seine ILA-Premiere erlebt das Tank- und Transportflugzeug Airbus A330 MRTT. Auch die Patrouille Suisse begeisterte wieder das Publikum. Atemberaubend waren die Einzeldisplays eines Eu- rofighters der Deutschen Luftwaffe, einer MiG 29 der polnischen Luftwaffe und eines Chinook-Helikopters. Im Rahmen der ILA feierte die deutsche Luftwaffe zu- dem ihren 60. Geburtstag und war mit sämtlichen Flug- zeugtypen vertreten. Als Leckerbissen zeigte sich am letzten Tag die achtstrahlige Boeing B-52-Stratofortress am Berliner Himmel. Der Bomber war aus Fairford (UK) angereist. Rolf Müller Problemflugzeug: Airbus A400M.
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