Kreativer Koch Sternekoch Martin Göschel entwickelte für das Aarauer Töpferhaus eine nachhaltige und preisgekrönte Pasta aus Restbrot.
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Ausgabe 1/2023 Kreativer Koch Sternekoch Martin Göschel entwickelte für das Aarauer Töpferhaus eine nachhaltige und preisgekrönte Pasta aus Restbrot.
AUGENBLICK Heiss auf Eis und Wärme Privat mag es der 43-jährige Matthias Bobst eisig, wenn es mit Schlittschuhen und Puck beim Eishockey hoch hergeht oder er mit Skiern auf der Piste unterwegs ist. Beruflich ist jedoch Wärme sein Thema: Matthias Bobst leitet die technische Entwicklung für Rohrnetze bei Eniwa. Zusammen mit seinem Team treibt er den Ausbau der Fernwärme weiter voran. Der Ausbau ist Teil der Wärmestrategie 2050 der Stadt Aarau. «Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Region», so Matthias Bobst. Mehr zur Wärme- strategie 2050 auf Seite 19. 2 VIVA 1/ 2018
VORWORT Liebe Leserin, lieber Leser Dank einem sehr milden Herbst 2022 können wir aufatmen. Die Energiemangellage ist aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Im warmen vergangenen Jahr sank der Gasverbrauch um über 20 Prozent, der Stromverbrauch ging ebenfalls leicht zurück. Da der Energieverbrauch in hohem Mass von der Winterkälte abhängt, kann sich die Situation auch wieder anders entwickeln. Für 2023 sind wir mit gut gefüllten Speicherstauseen in der Schweiz und mit gut gefüllten Gas speichern in Europa gestartet. Die hohen Marktpreise für Strom und Gas entspannten sich kürzlich synchron zur Versorgungssituation. Viele Hausbesitzer entschieden sich aufgrund der hohen Preise, ihre fossile Heizung durch eine elektrisch betriebene Wärmepumpe zu ersetzen oder sich an ein Wärmenetz anzuschliessen. Die Photovoltaik erlebt endlich einen Boom, der vor fünf Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Diese Massnahmen leisten einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Versorgungssicher heit und Dekarbonisierung. Es braucht aber weitere Mass nahmen auf Bundesebene, um bei kälteren Wetterbedingungen die Versorgungssicherheit zu verbessern. Dazu gehören abruf bare Produktionskapazitäten und die Speicherung von Energie. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre mit «Viva». Herzliche Grüsse Hans-Kaspar Scherrer, CEO Eniwa AG Aus dem Inhalt 6 8 20 Selbst ist der Produzent Energiemangellage: Ein Blick zurück Jede Fläche zählt Die Schweizer Wasserkraftwerke Die Schweizer Energieversorgung Das Naturama Aargau setzt sich gewinnen vor dem Hintergrund sah sich schon in der Vergangenheit wirksam für die strukturierte Foto Seite 1: rolandsuter.com, Seite 2: Beni Basler der Mangellage an Bedeutung. mit Mangellagen konfrontiert. Gestaltung von Grünflächen ein. Impressum 8. Jahrgang, März 2023, erscheint halbjährlich Herausgeber: Eniwa AG, Industriestrasse 25, 5033 Buchs AG, Telefon 062 835 00 10 Verantwortlich: Andrea Portmann, Redaktionsleitung: Anke Roggenkamp, info@eniwa.ch, eniwa.ch Redaktionsadresse: Redact Kommunikation AG, 8152 Glattbrugg; redaktion@redact.ch Chefredaktion «Smart»-Verbund: Simon Eberhard | Gestaltung: Nicole Senn Drucksache myclimate.org/01-23-335766 Druck: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen VIVA 1 / 2023 3
VOM SOFA ZUM AARAUER ALTSTADTLAUF Für den Aarauer Altstadtlauf am Samstag, 17. Juni 2023, laufen die Anmeldungen. Wie immer star- ten Kinder und Jugendliche gratis. Die Organisa- toren und ihre Kooperationspartner bieten ab Mai kostenpflichtige Vorbereitungstrainings an. Wer fit und bestens vorbereitet beim Altstadtlauf an Bild: Sandro Anderes den Start gehen möchte, meldet sich online zu den Trainings an, die auf der 400-Meter-Bahn im Telli in Aarau stattfinden. aarauer-altstadtlauf.ch 4 VIVA 1 / 2023
KURZ UND BÜNDIG Grünes Klassenzimmer im Telli Gemeinsam mit Kindern der Primarschule Telli und der Dinkel Garten AG gestaltete Eniwa kürzlich den Platz an der Trafostation Girixweg in Aarau neu. Während die naturnahe Grünfläche nun Lebensraum für AUS FÜR heimische Tier- und Pflanzenarten ist, nutzt die Schule das Erlebnis-Klassenzimmer zum Beobachten, Lernen und LEUCHTSTOFFLAMPEN Verweilen. Staudenrabatte, Heckeninsel und Sandlinse dienen Weil sie Quecksilber enthielten, verschwan- als Nahrung, Lebensraum oder Nistplatz für Insekten, den sie Ende Februar aus den Regalen: die Reptilien und Vögel. Das Projekt wurde finanziert vom klassischen Leuchtstofflampen, besser be- Eniwa Naturstrom Regio-Fonds. kannt als Neonröhre oder Sparlampe. Der Import der sogenannten Kompaktleucht- stofflampen ohne integriertes Betriebsgerät und von allen ringförmigen Bauformen wurde aufgrund einer EU-Richtlinie verboten. Die Schweiz schloss sich dieser an. Ab August kommen auch T5- und T8-Leuchtstoffröh- ren nicht mehr in die Regale. T5 steht für das englische Tube (Röhre) mit einem Durchmesser von 16 Millimetern und ei- nem G5-Sockel. T8 mit einem Durchmes- ser von 26 Millimetern wird an G13-Sockeln angebracht. Die funktionierenden Lampen können noch aufgebraucht werden. Grüngut-Abo löst Vignette ab Seit 1. Januar 2023 ersetzt in Aarau und in Biberstein das Grüngut-Abonnement die bisherige Grün- gut-Vignette. Das Grüngut-Abonnement ist ein Jahr gültig und verlängert sich automatisch. Die Bestellung ist online auf der Internetseite aarau.ch, via Online-Schalter, per E-Mail (werkhof@aarau.ch) oder persönlich möglich. Nach der Registrierung wird den Nutzerinnen und Nutzern ein Identifizie- rungs-Chip zugestellt. Der Werkhof empfiehlt, ältere oder bereits beschädigte Grüngut-Container durch einen neuen zu ersetzen. In Zusammenarbeit mit einer Spezialfirma (oecogreen) kann ein ökologischer und nachhaltiger Reinigungsservice für die Container zusätzlich gebucht werden. VIVA 1 / 2023 5
STROMPRODUKTION Selbst ist der Produzent: Wasserkraft ausbauen Die Schweizer Wasserkraftwerke gewinnen vor dem Hintergrund drohender Energiemangellagen weiter an Bedeutung. Anders als PV-Anlagen oder Windräder produzieren ihre Turbinen 24 Stunden am Tag wertvollen CO2-freien Strom. TEX T ANKE ROGGENK AMP F OTO S A L E S S A N D R O D E L L A B E L L A K raftwerksausfälle und -abschal Kraftwerks an der Aare. Aktuell produ Die Pläne für den Bau des neuen Kraft tungen in Frankreich, der Krieg in ziert die Schweiz rund 60 Prozent ihres werks an der Aare liegen schon seit 2021 der Ukraine sowie ausbleibende Stroms aus Wasserkraft, die Hälfte dieser zur Bewilligung bei den Kantonen Aargau Gaslieferungen aus Russland trieben Produktion stammt aus Laufwasserkraft und Solothurn. Sofern das von privaten jüngst die Strompreise auf den interna werken wie jenem in Aarau. Personen lancierte Einspracheverfahren tionalen Grosshandelsmärkten auf Re nicht noch weitere Gerichtsinstanzen kordhöhen. «Kunden von Versorgern mit Bund plant höhere Produktion beansprucht, wird mit dem Bau frühes eigener Produktion in Laufwasserkraft Mit der Energiestrategie 2050 plant der tens 2026 gestartet werden können. werken profitierten von den konstanten Bund eine Steigerung der durchschnittli Das Projekt ist so weit ausgereift und Produktionskosten der einheimischen chen Jahresproduktion: bis 2050 auf mit sämtlichen Umweltverbänden einver Wasserkraft. Dadurch waren sie weniger 38 600 Gigawattstunden (GWh). Beste nehmlich abgestimmt, so dass nur noch die stark den hohen Marktpreisen ausge hende Werke wie das in Aarau sollen da Baubewilligung fehlt. Mit den ökologi setzt», erklärt Eniwa CEO Hans-Kaspar für erneuert und ausgebaut werden, aber schen Ausgleichsmassnahmen wird mit Scherrer. Er betont seit Jahren, dass eine auch neue Wasserkraftwerke sollen ent dem Neubauprojekt der gesamte Aare- höhere Eigenproduktion von Strom aus stehen. Der Bund will die Wasserkraftnut raum für Natur, Umwelt, Fischfauna und Wasserkraft die Schweiz im Winter zung ausdrücklich fördern, zum Beispiel Freizeitnutzung aufgewertet. Zudem wird unabhängiger von Stromimporten aus mit Investitionsbeiträgen und vereinfach der heute fehlende Hochwasserschutz in dem Ausland machen würde, und kämpft ten Bewilligungsverfahren. Die Realität diesem Gebiet mit den neuen Schwallent deshalb intensiv für den Neubau des sieht leider oft anders aus, auch in Aarau: lastungsklappen massiv verbessert. 6 VIVA 1 / 2023
Bewährte Technik mit langer Tradition: Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird das Wasser der Aare für die Produktion von erneuerbarem Strom genutzt. Sichern Sie sich Ihre Plätze für eine Energieführung in Aarau Sie wollen mehr über die Stromproduktion an der Aare erfahren? Dann nutzen Sie das Angebot von Eniwa und Aarau Info: Lernen Sie bei einem zweistündigen Spaziergang die Entwicklung der Wasserkraftnutzung in Aarau kennen und besuchen Sie den Maschinensaal des Wasser- kraftwerks. Sichern Sie sich einen Platz für Sie und Ihre Begleitung bei einer kostenlosen Energieführung am Samstag, 13. Mai, um 11 Uhr. Anmeldungen nimmt Aarau Info entgegen: mail@aarauinfo.ch oder 062 834 10 34. VIVA 1 / 2023 7
ENERGIE IM RÜCKBLICK Eine Geschichte von Mangel und Überfluss Auch wenn die aktuelle Situation historisch wohl einmalig ist: Die Schweizer Energie- versorgung sah sich schon in der Vergangenheit mit Mangellagen konfrontiert. Diese Krisen haben häufig einen Innovationsschub nach sich gezogen. Ein Blick zurück. TEX T SIMON EBERHARD I L LU S T R AT I O N E N K O R N E L S TA D L E R 8 VIVA 1 / 2023
W asserkraft und Biomasse: Be wie Deutschland oder England schon reits vor 200 Jahren setzten die früher begonnen hatte. Menschen auf erneuerbare Energien. Mit einem wesentlichen Unter Entwicklung in Stufen schied: Die Energie produzierten und Der Historiker Patrick Kupper hat sich in verbrauchten sie lokal. Sie beruhte gröss tensiv mit der Schweizer Energiegeschich tenteils auf der Arbeitsleistung von Men te auseinandergesetzt – so unter anderem schen und Tieren, die wiederum ihre als Mitautor der Studie «Energieregime in Energie aus Essen und Futtermitteln der Schweiz seit 1800», die das Bundesamt bezogen. Geheizt wurde mit Holz, verein für Energie 2016 publiziert hat. Darin zelte Gewerbebetriebe nutzten ein Was identifizieren er und seine Mitautorin serrad – damals die einzige kontinuierli Irene Pallua sechs sogenannte Energiere che Quelle mechanischer Energie. gime. «Die Muster der Energieproduktion und deren Verwendung verändern sich Die Industrialisierung kam dabei nicht kontinuierlich, sondern ent mit der Eisenbahn wickeln sich in Stufen», erklärt Kupper Ab Mitte des 19. Jahrhunderts stiess diese hierzu. «Wenn sich ein neues Energie- vorindustrielle, «agrare» Energiewirt regime bildet, löst es das vorhergehende schaft an ihre Grenzen. Grund dafür war nicht ab, sondern überlappt es.» einerseits das Wachstum der Bevölke So heizten die Haushalte auch im rung. Andererseits sorgte die Übernut angehenden Kohlezeitalter vorerst wei zung der Schweizer Wälder für steigende terhin mit Holz. Die Verfügbarkeit von Holzpreise. grossen Mengen an Kohle wirkte sich Ab 1847 verkehrte mit der «Spanisch- hingegen vor allem dadurch aus, dass sich Brötli-Bahn» die erste Eisenbahnlinie neue, energieintensive Industriezweige der Schweiz. Und mit der Eisenbahn bildeten wie beispielsweise die Baustoff kam auch der erste grosse Umbruch der produktion oder die Metallverarbeitung. Energieversorgung. Denn sie ermöglichte den Import von Kohle aus Deutschland. Weltkrieg führt zu Damit setzte auch in der Schweiz ein Wasserkraftausbau Industrialisierungsprozess ein, der in Während die Kohle sich zum dominanten Ländern mit hohem Kohlevorkommen Energieträger entwickelte, entstand VIVA 1 / 2023 9
ENERGIE IM RÜCKBLICK Die Eisenbahn ermöglichte ab Mitte des 19. Jahrhunderts den Import von Kohle in grossen Mengen und setzte den Industri- alisierungsprozess in der Schweiz in Gang. Knapp 70 Jahre später, während des Ersten Weltkriegs, legte der Bundesrat den Grundstein für die Wasserkraftinfrastruktur, wie wir sie heute kennen. Ende des 19. Jahrhunderts mit der Elek- Der Weg zur Konsumgesellschaft Erst der Ölpreisschock 1973 und die trizität eine weitere neue Energieform. Parallel dazu etablierte sich nach dem folgende Wirtschaftskrise bremsten Bereits 1878 hatte der Hotelpionier Ersten Weltkrieg ein weiterer Energie das Wachstum des Energieverbrauchs. Johannes Badrutt für seine «Kulm»-Gäste träger, der die wirtschaftliche Entwick Durch diese neue, künstlich herbeige in St. Moritz die erste elektrische Beleuch lung in den folgenden Jahrzehnten führte Energiemangellage gelangte tungsanlage in Betrieb genommen. Schon massgeblich prägen sollte: das Erdöl. erstmals ein Konzept aufs politische wenig später entstanden die ersten Diente der Rohstoff bis in die 1920er-Jahre Tapet, das es in der auf Verbrauch ausge Elektrizitätswerke, die Strom aus Wasser vor allem als Lampenbrennstoff, war es richteten Konsumgesellschaft zuvor so kraft produzierten und Leitungen bauten, vor allem die rasante Verbreitung des nicht gegeben hatte: das Energiesparen. um die neuartige elektrische Energie zu Automobils, welche die Nachfrage in den Konsumenten zu bringen. neue Höhen trieb – und damit auch der Neues Konzept Energieeffizienz Doch den grossen Durchbruch schaff Förderung einen riesigen Schub verlieh. «Bis in die Sechzigerjahre versuchte man, te die Elektrizität erst, nachdem im Ersten Damit verbunden war ein Wirtschafts erwartete Mangellagen immer mit Mehr Weltkrieg der Import von Kohle ins wachstum, das den Übergang zu einer produktion zu decken», erläutert der Stocken geraten war. 1916 erliess der Konsumgesellschaft markierte. Historiker Patrick Kupper. Dies änderte Bundesrat das «Bundesgesetz über die Auch wenn der Zweite Weltkrieg für sich nach der Energiekrise schlagartig. Nutzbarmachung der Wasserkraft» und neue zwischenzeitliche Importunterbrü «Erstmals setzte sich die Einsicht durch, ermöglichte damit den Bau von Talsper che sorgte, so setzte sich dieses Wachstum dass die günstigste Energieeinheit die ren in den Berggebieten. Er schuf so die bis in die Siebzigerjahre fort. Geprägt gesparte Kilowattstunde sei.» Neben Grundlagen für die Wasserkraftinfra waren diese Jahre von einem stetig wach den Bemühungen für mehr Energieeffizi struktur, die 100 Jahre später noch immer senden Energieverbrauch. Die neu ent enz setzte man nach der Ölkrise zudem der wichtigste Pfeiler der Schweizer deckte Kernenergie verstärkte nach dem vermehrt auf eine Diversifizierung der Stromversorgung ist. Zweiten Weltkrieg diese Entwicklung. Energieträger. 10 VIVA 1 / 2023
«Aus historischer Perspektive nicht überraschend» Herr Kupper, Sie haben schon verschiedene Forschungsprojekte zur Energiegeschichte abgeschlossen. Was fasziniert Sie daran? Die Energie ist ein entscheidender Faktor für gesell schaftliche Entwicklungen und für das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt. Zudem möchte ich auch die gesellschaftliche Dimension in die Energie- debatte einbringen. Diese ist technisch-wirtschaftlich geprägt, während die gesellschaftlichen Aspekte häufig vernachlässigt werden. Sie waren auch Mitautor der BFE-Studie «Energie- regime in der Schweiz». Seit der Publikation sind sechs Jahre vergangen. Stehen wir schon an der Schwelle zu einem neuen Energieregime? Diese Frage lässt sich wohl erst in einigen Jahren rück blickend beantworten. Was sich im Vergleich zu 2016 tatsächlich geändert hat, ist das wachsende ge sellschaftliche Bewusstsein für die Herausforderung durch den Klimawandel. Zwar warnt die Wissenschaft schon seit Jahrzehnten davor, jedoch hat erst die Klimabewegung in den letzten Jahren das Thema auf Bis in die Sechzigerjahre versuchte man, erwartete Mangellagen immer mit Mehrproduk- der politischen Agenda nach oben gebracht. tion zu decken. Erst der Ölpreisschock und die darauf folgende Wirtschaftskrise brachten Nun steht allerdings vor allem die drohende die Einsicht, dass die günstigste Energie Energiemangellage im Zentrum der Diskussionen. diejenige ist, die gespart wird. Kommt diese Entwicklung für Sie überraschend? Wenn man sich die historische Entwicklung vor Augen hält, ist die aktuelle Entwicklung nicht überraschend. Schon in den 1970er-Jahren beispielsweise haben die arabischen Staaten versucht, den Energieträger Erdöl als Waffe einzusetzen, so wie es Russland heute mit dem Erdgas macht. Erstaunlich ist wohl aber, dass sich Trend zur Dezentralisierung die westlichen Staaten trotzdem wieder in eine solche Der Energieverbrauch stieg indes weiter. Abhängigkeit begeben haben. Die Situation bestätigt Bis es zu einem grösseren Umbau des jedenfalls die historische Erfahrung, dass die Energie Energiesystems kam, sollte es noch rund versorgung erst dann als Problem wahrgenommen 40 Jahre dauern. Erst die Katastrophe im wird, wenn sie nicht mehr gewährleistet ist. japanischen Atomkraftwerk Fukushima 2011 bewirkte ein energiepolitisches Umdenken und in einigen Ländern die Abkehr von der Atomenergie. Gleichzeitig hat der Klimawandel an Dringlichkeit zugenommen und zwingt Energiepoliti ker in allen Ländern, Lösungen für ein Energiesystem ohne fossile Energieträger zu finden. Unabhängig davon, wie sich die geo politische Lage entwickelt, scheint eines Patrick Kupper, klar: Die Zukunft der Energieversorgung Professor für Wirtschafts- liegt nicht in grossen Kraftwerken, son und Sozialgeschichte, dern in der Vernetzung lokaler, dezentra Universität Innsbruck ler Energieproduzenten. Zumindest in dieser Hinsicht kehrt die globalisierte Gesellschaft damit ein Stück weit zu den Anfängen zurück. VIVA 1 / 2023 11
NACHHALTIGKEIT Die etwas andere Pasta Im Töpferhaus Aarau erhält nicht verwendetes Brot eine zweite Chance – als Bestandteil von Teigwaren. Pasta di Pane heisst die Kreation. Sternekoch Martin Göschel, Executive Chef des The Alpina Gstaad, ist der Rezeptgeber für die ressourcenschonende Nudel. TEX T ANKE ROGGENK AMP 12 VIVA 1 / 2023
«Wir haben gemeinsam einen Weg gefunden, Brot-Teigwaren als Trockenpasta zu produzieren.» Martin Göschel Grosse Auszeichnung: Spitzenkoch Martin Göschel (l.) und Daniel Aeberhard (M.) vom Töpferhaus nahmen den Socialstore Award in der Kategorie Food von Felix Glanzmann (r.) von sozjobs.ch entgegen. R esteverwertung nannten unsere Die Stiftung Töpferhaus fand mit Martin Grossmütter das Prinzip, Lebens Göschel und Marc Jaisli gleichgesinnte mittel in neuer Form ein zweites Partner. «Gemeinsam ist es uns gelungen, Infos und Mal auf den Tisch zu bringen. Weggewor Brotresten in Form von Pasta eine zweite Verkaufsstellen fen wurde nichts. «Heute hingegen landen Chance zu geben. Das passt zu unserem Pasta di Pane besteht aus grosse Mengen Brot, Gemüse und Obst im Verständnis von Kooperation und inno- Schweizer Hartweizengriess Müll statt auf dem Teller», erklärt Daniel vativer Weiterentwicklung», resümiert oder Urdinkelmehl sowie ge- Aeberhard, Geschäftsführer der Stiftung Daniel Aeberhard. röstetem, fein gemahlenem Töpferhaus. Aus Lebensmittelresten ein Restbrot. Hergestellt und ver- neues Produkt herzustellen – mit dieser Gold-Award – ein Gewinn packt wird es im Töpferhaus. Idee beschäftigte sich das Töpferhaus für alle Ein Rezeptvorschlag von Martin seit Längerem. Ein Erfolg, der bereits einen Preis gewon Göschel liegt jeder Packung Den Kick zur Umsetzung gab ein Arti nen hat: Beim Socialstore Award 2022 bei. Verkauf u.a. in den Verkaufs- kel in einer Zeitung. Sternekoch Martin gab’s Gold in der Kategorie Food. Den Preis stellen des Töpferhauses und Göschel, Executive Chef des The Alpina sehen die Beteiligten als Ansporn für die des Jaisli-Becks oder im Hof- Gstaad, berichtete darin von seinem Um weitere Arbeit. Daniel Aeberhard: «Wir laden «Zum Gmüesrad». gang mit übriggebliebenen Produkten. sind sowieso alle Gewinner: die Umwelt, Daniel Aeberhard knüpfte Kontakt zu die Lebensmittel, unsere feine Pasta, die Weitere Infos und Verkaufs- Göschel und holte ihn und sein Pasta- Kundinnen und Kunden und natürlich stellen auf toepferhaus.ch Rezept nach Aarau. «Mich hat die Anfra die Menschen vom Töpferhaus.» ge des Töpferhauses sehr gefreut. Wir haben gemeinsam einen Weg gefunden, Brot-Teigwaren als Trockenpasta zu pro duzieren», bestätigt Martin Göschel. Die Frische Teigwaren aus Restbrot: Yanik Stampfli vom Töpferhaus verarbeitet Bäckerei Jaisli in Buchs kam als Lieferant das Mehl aus Restbrot der Bäckerei Jaisli zu einer nachhaltigen Delikatesse. mit ins Team: Sie liefert das einwandfreie Restbrot, eine Hauptzutat der Pasta di Pane. Geschäftsführer Marc Jaisli ist begeistert, dass Brotreste aus seiner Bäckerei auf diese Art und Weise nach haltig verwertet werden und dadurch Food Waste vermieden werden kann. Gemeinsame Mission Warum diese Idee so gut zur Stiftung Töpferhaus passt, fasst Geschäftsführer Daniel Aeberhard so zusammen: «Bei uns spielt das Thema Nachhaltigkeit stets eine grosse Rolle – sozial, wirtschaftlich und ökologisch. Da war die Brücke schnell geschlagen zur nachhaltigeren Pasta.»
ENERGIESPEICHER Das unsichtbare Gold speichern Grosse saisonale Gasspeicher könnten die Energie-Versorgungssicherheit erhöhen. Allerdings waren in der Schweiz solche Anlagen bislang nicht wirtschaftlich umsetzbar. Nun aber kommt Bewegung in die Pipelines. TEX T SIMON EBERHARD 14 VIVA 1 / 2023
Sichtbar ist nur die Spitze des Eisbergs: Der grösste Gas- speicher Westeuropas im nie- dersächsischen Rehden nutzt ein ehemaliges natürliches Erdgasfeld in einer Tiefe von über 2000 Metern. A lte Schuhschachteln, Getränke Eine dritte Möglichkeit zur langfristigen flaschen oder Paketkartons eig Speicherung von Erdgas besteht darin, es nen sich bestens, um Vorräte aller durch Abkühlung auf minus 162 Grad zu Art zu lagern. Durchaus vergleichbar, verflüssigen. Das Flüssiggas oder LNG wenn auch in viel grösserem Ausmass, (Liquified Natural Gas) ist dichter und funktioniert der grösste Gasspeicher braucht so weniger Platz. In flüssiger Westeuropas im niedersächsischen Form können Schiffe das Gas transpor Rehden. 1953 wurde dort in einer Tiefe tieren, was die Abhängigkeit von den von über 2000 Metern Erdgas entdeckt – Erdgas-Pipelines und damit von Erdgas eingeschlossen im Gestein und erschlossen aus Russland verringert. Allerdings durch eine mächtige Deckgebirgsschicht. ist die Verflüssigung von Gas teuer und «Bis 1992 förderte man hier Erdgas, danach energieintensiv. wurde die Lagerstätte in einen Erdgas speicher umgewandelt», erklärt Eduard Herausforderung Geologie Schmitke. Er ist Geschäftsführer der Die Schweiz verfügt derzeit über keine astora GmbH, die den Speicher in Rehden grossen Gasspeicher, sondern hat aus betreibt. «Dieser fasst 3,9 Milliarden schliesslich kleinere Röhren- und Kugel Kubikmeter Gas, was dem Jahresver speicher. Einer davon befindet sich in brauch von zwei Millionen Einfamilien Volketswil im Kanton Zürich. Über fünf häusern entspricht.» Kilometer lange Druckrohre bilden dort ein Speichervolumen von rund 10 000 Ku Poren, Kavernen und Flüssiggas bikmetern. Damit ist dies einer der gröss Das Gasreservoir in Rehden ist ein soge ten Röhrenspeicher Europas. Doch im nannter Porenspeicher – der grösste Vergleich zu den Grossspeichern ist das Westeuropas. Porenspeicher sind in der Fassungsvermögen beschränkt und Lage, grosse Mengen an Gas zu speichern. eignet sich nur, um tägliche Lastspitzen Ihr Gegenstück sind die künstlich erzeug auszugleichen. Für die saisonale Spei ten Kavernenspeicher. Ihre Kapazität ist cherung hingegen sind die Druckröhren geringer, dafür sind sie flexibler. «Dies speicher nicht ausgelegt. ermöglicht uns, die kundenseitig ange Die Gründe für das Fehlen grosser forderten Energiemengen schnell be Gasspeicher sind technischer und wirt reitzustellen», sagt Eduard Schmitke. Die schaftlicher Natur. In der Schweiz gibt es astora GmbH betreibt neben dem Poren keine grossen Gasvorkommen, deshalb speicher in Rehden auch einen Kavernen fällt die Möglichkeit eines natürlichen speicher im ostfriesischen Jemgum. Porenspeichers weg. Kavernenspeicher VIVA 1/ 2023 15
ENERGIESPEICHER Überblick über die vier Methoden zur Speicherung von Gas. Hinweis: Die Grössenver- hältnisse in der 2. Kavernenspeicher sind 3. LNG-Speicher nutzen verflüs- Grafik sind nicht 1. Porenspeicher nutzen ehe- künstlich geschaffene sigtes Erdgas, das dichter ist proportional. malige natürliche Erdgasfelder. Hohlräume in Salzstöcken. und so weniger Platz benötigt. wiederum wären aufgrund geologischer «Flüssiggas macht es möglich, auf klei Gegebenheiten nur mit viel Aufwand zu nem Raum grosse Energiemengen zu realisieren. Genau wie LNG-Speicher lagern», sagt Rolf Samer. «Dank der hätten sie nicht wirtschaftlich betrieben Anbindung an den Rheinhafen und das werden können. «Ein Grund dafür war Eisenbahnnetz ist der Standort zudem auch, dass die Preisdifferenzen zwischen optimal an die internationalen Logistik Sommer und Winter bis vor kurzem nicht ketten angebunden.» gross genug waren, um einen Speicher profitabel zu betreiben», erklärt Rolf Auch für Biogas und Wasserstoff Samer, CEO des Gasverbunds Mittelland Ob die beiden Projekte zustande kommen, (GVM). ist derzeit noch ungewiss. Eine offene Frage ist die Finanzierung. «Grundsätz Speicher im Berg und am Fluss lich ist der Bau der Speicher Sache der Mit dem Ukraine-Krieg hat sich diese Gasversorger», heisst es in einem Bericht Situation grundlegend geändert. Auch des Bundesamts für Energie vom Novem deshalb haben zwei Gasspeicherprojekte ber 2022. Eine mögliche finanzielle Un «Der Gasspeicher in in der Schweiz neuen Aufschwung erhal terstützung des Bundes knüpft der Bericht Rehden fasst 3,9 Milliar- ten. So plant der Westschweizer Gasver an die Bedingung, dass diese für eine den Kubikmeter Gas.» sorger Gaznat, in Oberwald (VS) einen spätere Speicherung von Wasserstoff und Kavernenspeicher zu bauen – im Innern Biogas ausgelegt sind. Eduard Schmitke, CEO astora GmbH eines Berges. Kommt das Projekt zu Die Produktion von Biogas hat sich in stande, kann das Unternehmen dort den vergangenen zehn Jahren fast ver rund 1,5 Terawattstunden Erdgas lagern. fünffacht und beträgt derzeit 410 GWh. Das entspricht der Energiemenge des Im Vergleich zum gesamten Gasabsatz in Schweizer Speichersees Grande Dixence. der Schweiz von rund 38 000 GWh ist Ebenfalls einen saisonalen Speicher dies zwar noch ein geringer Wert. Doch prüft der GVM – allerdings in Form im Hinblick auf die Ziele der Energiestra von Flüssiggas. Auf dem Schweizerhalle- tegie 2050 wird die Bedeutung von Biogas Areal bei Basel könnte der Gasversorger in den nächsten Jahren weiter zunehmen. ein sogenanntes LNG-Terminal bauen. Auch für die Speicherung von Strom 16 VIVA 1 / 2023
«Wertvoller Beitrag zur Erreichung der Klimaziele» Markus Regez, Geschäftsführer Green Power Aarau Herr Regez, warum investiert Eniwa in den Bau und Betrieb einer Biogasanlage? 4. Die bedeutend kleineren Kugel- Mit der regionalen Produktion von Biogas aus Grüngut speicher sind wie auch Röhrenspeicher leisten die vier Aktionäre einen wichtigen Beitrag nicht für die saisonale Speicherung ausgelegt. zur Erreichung der Klimaziele als Teil der Energiestra tegie 2050 des Bundes. Zudem generiert die Anlage regionale Wertschöpfung. Welche Vorteile bringt eine solche Anlage? wären die Gasspeicher interessant: Mit Nebst den oben erwähnten Vorteilen einer klima- der Power-to-Gas-Technologie liesse sich freundlichen Biogasproduktion nutzen wir die Gärreste überschüssiger Sommer-Solarstrom in als wertvollen organischen Biodünger, der eine Form von Gas speichern und im Bedarfs gute Alternative zu chemischen Produkten ist. Rund fall wieder rückverstromen. 600 Hektar landwirtschaftliche Flächen können Vergleicht man die Dimension aktu damit jährlich gedüngt werden. Das Biogas ist speicher eller Schweizer Projekte mit riesigen bar und kann neben dem Heizen auch für die Mobilität Gasspeichern wie demjenigen in Rehden, oder Stromproduktion eingesetzt werden. Speisereste, wird jedoch auch klar: Möglichkeiten die zuvor nicht für die Kompostierung mitgegeben in der Schweiz sind vorhanden, wenn werden durften, dürfen neu bei uns in den Kompost. Bei auch eingeschränkt. Doch zumindest zu uns werden diese in wertvolle Energie umgewandelt. einem Puzzleteil einer vielseitig abge stützten Energieinfrastruktur könnten Welche Nachteile sehen Sie konkret? Gasspeicher dereinst werden. Die Investitionskosten sind relativ hoch, und wir rechnen damit, dass wir zu Beginn noch nicht voll aus gelastet sind. Die grösste Hürde ist immer noch die «Reinheit» des Grünguts. Abfälle wie Plastik, Glas oder auch Alu, die nichts im Grüngut zu suchen haben, müs sen aufwendig von Hand aussortiert werden, bevor wir den Gärprozess starten können. Biogas im Telli Wie können Speisereste, Rüst- und Gartenabfälle Die Green Power Aarau AG, an der Eniwa beteiligt ist, erstellt zu Biogas werden? im Telli eine Biogasanlage. Diese geht 2024 in Betrieb. In der Anlage Die sortierte und zerkleinerte Biomasse kommt in den entsteht aus regionalem Grüngut die wertvolle und CO 2 - Fermenter, wo sie bei rund 55 Grad über etwa 18 Tage neutrale Energieressource Biogas. Rund 1600 Haushalte können mithilfe von Bakterien zersetzt wird. Bei diesem Gärpro damit pro Jahr mit diesem ökologischen Gas beheizt werden. zess entsteht das wertvolle Rohbiogas (Methan). In 3360 Tonnen des klimaschädlichen CO2 werden gegenüber kon- der sogenannten Gasaufbereitungsanlage wird dieses ventionellem Gas eingespart. greenpoweraarau.ch Gas gereinigt und entfeuchtet und schliesslich in Erdgasqualität in das Netz von Eniwa eingespeist. VIVA 1/ 2023 17
QUIZ Durchblick im Schilderdschungel Klare Regeln sind das A und O eines sicheren Strassenverkehrs – auch auf dem E-Bike. Testen Sie Ihr Wissen über die Verkehrssignale! TEX T NINA BÄRTSCH Bei E-Bikes ist zwischen schnellen (bis 45 km / h) und langsa- beide seit April 2022 ein Tagfahrlicht einschalten. Hingegen men (bis 25 km / h) Modellen zu unterscheiden. Zu letzteren gilt nur für die schnellen E-Bikes die Pflicht für Helm und zählen übrigens auch die meisten elektrisch angetriebenen Kontrollschild. Hinzu kommt ab April 2024 die Tachopflicht. Trendgefährte wie beispielsweise E-Scooter – sofern sie Auch bei Verkehrsschildern gelten teilweise unterschiedliche eine Strassenzulassung haben. Für die beiden E-Bike-Kate- Regeln. Wissen Sie, wie Sie sich bei diesen Verkehrsschildern gorien gelten nicht immer dieselben Regeln. So müssen zwar auf dem E-Bike zu verhalten haben? 1. a) Durchfahrt für E-Bikes erlaubt. 3. a) Rechtsabbiegen für Velos und E-Bikes b) D urchfahrt für E-Bikes mit aus- nur bei Orange und Grün erlaubt. geschaltetem Motor erlaubt. b) R echtsabbiegen für Velos und E-Bikes c) Durchfahrt für langsame E-Bikes auch bei Rot erlaubt. erlaubt, für schnelle nur mit c) Velos und E-Bikes müssen nach rechts ausgeschaltetem Motor. abbiegen. 2. a) Durchfahrt für Velos wie auch 4. a) Langsame E-Bikes müssen den Velo- E-Bikes verboten. weg nutzen, schnelle hingegen auf b) D urchfahrt für Velos und langsame der Strasse fahren. E-Bikes erlaubt. b) E -Bikes müssen gekennzeichnete c) Durchfahrt für Velos und E-Bikes Radwege benutzen, es besteht kein mit ausgeschaltetem Motor erlaubt. einheitliches Tempolimit. c) E-Bikes müssen gekennzeichnete Radwege benutzen, das Tempolimit beträgt 30 km / h. schnelle E-Bikes zur Identifizierung ein Nummernschild benötigen. Lösung 3: b) Zusatztafel für «Rechtsabbiegen bei Rot erlaubt». Im Mai eines allgemeinen Velo-Tempolimits war bisher nicht möglich, da nur Velos und E-Bikes ist erlaubt. wegs ist für beide E-Bike-Kategorien obligatorisch. Die Umsetzung Lösung 2: a) Verkehrssignal für «Einfahrt verboten». Das Schieben des Lösung 4: b) Verkehrssignal für «Radweg». Die Benutzung des Rad- ebenfalls in diese Kategorie. einzuführen – jedoch nur dort, wo die Tafel angebracht ist. und Motorfahrräder». Die schnellen E-Bikes bis 45 km / h fallen 2020 hat der Bundesrat beschlossen, das Rechtsabbiegen bei Rot Lösung 1: c) Verkehrssignal für «Verbot für Motorwagen, Motorräder 18 VIVA 1 / 2023
WÄRMESTRATEGIE 2050 CO2-Ausstoss aufs Minimum reduzieren Eniwa engagiert sich seit Jahren stark für die Energiestrategie 2050. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien richtet die Energieversorgerin ein grosses Augenmerk auf die Reduktion des CO 2 -Ausstosses. Ob das Ziel «netto null» gelingen kann, hängt unter anderem stark vom Ausstieg aus den fossilen Energieträgern im Bereich der Wärmeversorgung ab. TEX T ANDRE A PORTMANN F OTO A L E S S A N D R O D E L L A B E L L A Z usammen mit dem Energie- beratungsunternehmen RZVN Düsseldorf und der Stadt Aarau gab Eniwa im Frühling 2023 die Wär mestrategie 2050 bekannt. Auf Basis ak tueller Verbrauchsdaten von Eniwa in Kombination mit vorhandenen Gebäude daten wurde für das Versorgungsgebiet in der Region Aarau ein detailliertes Wärmekataster erarbeitet. Jedes Gebäude In der Wärme- wurde analysiert in Bezug auf den Wärme zentrale Torfeld bedarf und die eingesetzte Heiztechno in Buchs liefern Grundwasser- logie. Auf Grundlage dieser Daten und Wärmepumpen der aktuellen Wärmeversorgungsstruk Wärme und Kälte. tur resultiert für die Stadt Aarau ein Gesamtwärmebedarf von 331 Gigawatt stunden (GWh) pro Jahr. Die daraus ab geleiteten CO2 -Emissionen liegen dabei mit Hilfe von Grundwasser-Wärmepum «Bei guten Bedingungen können wir pro bei beachtlichen 75 500 Tonnen. pen die notwendige Wärme und Kälte. Jahr rund zwei Kilometer Trasse bauen», Der Kern der Wärmestrategie ist auf Da die Nachfrage nach Raumkühlung erläutert Matthias Bobst, Leiter Engi- Basis der Wärmebedarfsdichte ein geziel stetig zunimmt, hat sich Eniwa bereits neering Rohrnetze bei Eniwa. Der Aus ter Ausbau des bereits vorhandenen vor zehn Jahren entschieden, in einigen bau der Fernwärme ist ein kosten- und Fernwärmenetzes von aktuell über 15 Kilo- Gebieten ein Vierleiter-System in Aarau ressourcenintensives Unterfangen. Die metern bis schlussendlich 55 Kilometer aufzubauen. Damit kann der Kunde sein Verfügbarkeit des Materials ist nicht bis zum Jahr 2050. Die Wärme, die in das Gebäude auch mit Kälte versorgen. immer gewährleistet und brachte schon Netz eingespeist werden kann, wird zen so manches Projekt zeitlich in Verzug. tral produziert. Eniwa hat sich einerseits Aufwendige Tiefbauarbeiten Schliesslich hängt der Ausbau auch langfristig die weitestgehend CO2 -freie Der Bau respektive der Ausbau des davon ab, wie viel Wärmepotenzial pro Abwärme der Kehrichtverbrennungsan Fernwärmenetzes beinhaltet umfang Strassenzug oder Quartier vorhanden ist. lage Buchs gesichert. Diese wird an ver reiche Tief bauarbeiten. Die Trassen, «Wir können nur dort erschliessen, wo schiedenen Übergabestellen in das Eniwa die gebaut werden müssen, sind rund wir mit rund 60 Prozent neuer Anschlüsse Fernwärmenetz eingespeist – unter an 2,5 Meter breit, ein Wärme- / Kältenetz in absehbarer Zeit kalkulieren dürfen», derem in der Energiezentrale Eniwa auf rohr hat je nach Leistungsbedarf einen erläutert Bobst die Wirtschaftlichkeit. Mit dem KSA-Areal, in der Umformerstation Durchmesser von bis zu 45 cm. Die auf dem gezielten Ausbau der Fernwärme Wynenfeld und ab 2026 auch in Entfelden. wendigen und oft auch den Verkehr ein leistet Eniwa einen wichtigen Beitrag Andererseits nutzt Eniwa das lokale schränkenden Arbeiten werden daher zur Dekarbonisierung der Region, nicht Grundwasser in Aarau. Die zwei Energie mit den diversen Tiefbauprojekten ko nur in Aarau, sondern auch in Buchs und zentralen Kasino und Torfeld erzeugen ordiniert, unter anderem mit der Stadt. neu in Entfelden. VIVA 1 / 2023 19
BIODIVERSITÄT Jede Fläche zählt Eine bunte und reich strukturierte Gestaltung von Grünflächen ist heute wichtiger denn je. Dafür setzt sich das Naturama Aargau wirksam ein. Was lässt sich für die biologische Vielfalt tun? T E X T N AT U R A M A A A R G A U B Durch naturnahe G ärten äume tragen viel zur Lebensqualität in Sied lungsgebieten bei. Sie dienen der Erholung, gestalten den Strassenraum, verbessern und Balkone lassen Klima sowie Luftqualität und stiften Identität. Für Pf lanzen und Tiere sind sie zugleich wichtige sich kleine P aradiese «Trittsteine» zur Verbreitung, sie finden darin Futter, Versteckmöglichkeiten und Nistplätze. schaffen, die auch uns Seit 1900 hat die biologische Vielfalt in der Menschen guttun. Schweiz jedoch stetig abgenommen. Der Artenreich tum und die Lebensräume sowie deren Qualität sind stark bedroht. Schuld daran ist hauptsächlich die intensive Landnutzung. Durch das verdichtete Bauen gehen immer mehr Grünflächen verloren. Dieser einer Hecke setzt, ist abgeschirmt von Blicken und Zustand gefährdet die Existenz von vielen Pflanzen Verkehr, kann den versteckten Vögeln zuhören, im und Tieren – und beeinträchtigt schliesslich auch Frühling den Hummeln zuschauen und im Herbst unsere Lebensqualität massiv. Früchte geniessen. Durch naturnahe Gärten und Balkone lassen sich Biodiversität unterstützen kleine Paradiese schaffen, die auch uns Menschen Biodiverse Flächen im Siedlungsraum sind für uns guttun. Viele Massnahmen für die Klimaanpassung wahre Wohlfühloasen. Wer sich auf eine Bank neben haben einen positiven Einfluss auf die Biodiversität. 20 VIVA 1 / 2023
Was können Sie für die Biodiversität tun? Rund ums Haus Mit Dach- und Fassadenbegrünungen tragen Sie zu einem positiven Innenklima Ihres Gebäudes bei, verleihen dem Haus ein einmaliges Aussehen und fördern zugleich die Biodiversität. Trockensteinmauern sind schön fürs Auge und bieten Lebensraum für Mauereidechsen. Weidenhäuschen sind Spielmöglichkeit für Kinder und Unterschlupf für viele Vögel wie das Rotkehlchen. Weniger ist mehr: Lassen Sie Schnittabfälle und Laub im Garten liegen und schaffen Sie mit Ast- und Laubhaufen Ruheplätze für Igel und Co. Wenn Sie Pflanzenstängel stehen lassen, überwintern darin und daran Schmetter- linge und Wildbienen. Auf dem Balkon Ob Frühling, Sommer oder Herbst – im Wildstaudenbeet blüht immer etwas! Neben der Farbenpracht und den aromatischen Duftnoten lassen sich emsige Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge beobachten, die sich am Nektar verköstigen und Pollen für ihren Nachwuchs sammeln. Wildstauden gedeihen auch ideal in Töpfen und Kisten auf Balkon oder Dachterrasse. Bieten Sie Pollenpflanzen, werden die Wildbienen gerne bei Ihnen nisten. Mit einem Wildbienenhotel in einer geschützten, sonnigen Balkonecke schaffen Sie Nistplätze für 40 Arten. Achten Sie beim Kauf oder Selberbauen darauf, dass möglichst viele kleine Löcher in verschiedenen Materia- lien wie Schilfrohr, Holunderstängeln oder Holzstücken vorhanden sind. Im Firmenumfeld Vögel sind wichtig für das biologische Gleichgewicht und beeinflussen mit ihrem Gesang unsere psychische Ge- sundheit. Fördern Sie sie, indem Sie ihnen im Firmengarten oder an der Hausfassade passende Nistmöglichkeiten bieten. Nur alte Bäume verfügen über natürliche Nisthöh- len, darum können Sie mit zusätzlichen Nisthilfen den Jungwuchs der Vogelwelt entscheidend unterstützen. Lassen Sie Ihr ganzes Firmenareal als naturnahe Grünfläche Flächen entsiegeln, Bäume pflanzen – die Begrünung gestalten. Blumenwiesenstreifen, Kiesoasen, Naturweiher, kühlt die Umgebung und bietet Nahrung sowie Totholzskulpturen und Obstbäume sind nicht nur Lebensraum für Flora und Fauna. schön anzusehen, sie sind ökologisch äusserst wertvoll. Und dabei gilt: Kein Fleck ist zu klein, um reich zu sein. Projekt zur Förderung der Siedlungsnatur Das Naturama Aargau gewann 2021 mit NATUR FINDET STADT den erstmals verliehenen Binding- Preis für Biodiversität. Dank dem Projekt konnten von 2015 bis 2020 im öffentlichen Raum über 65 zusätzliche Flächen für die Biodiversität gewonnen werden. Zudem gestalteten mehr als 250 Private ihre Gärten und Balkone für mehr Natur und Lebens qualität um. Seither kommen ständig neue Flächen dazu, inzwischen sind 22 Aargauer Gemeinden im Projekt aktiv. Mehr Informationen unter naturfindetstadt.ch VIVA 1/ 2023 21
MENSCHEN BEI ENIWA Mit Frauenpower gegen den Fachkräftemangel Mirjam Caruso hat im Juli 2022 die Leitung der Personalabteilung bei Eniwa übernommen. Die erfahrene HR-Fachfrau setzt seither ihre Akzente im Unternehmen und arbeitet kontinuierlich daran, den Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt entgegenzutreten. TEX T ANDRE A PORTMANN F OTO B E N I B A S L E R D as grüne Velo ist kein PR-Gag Auf Du und Du grossen Wert auf die Entwicklung und von Eniwa, nein, vielmehr ist es Wer das moderne Eniwa Bürogebäude Weiterbildung der Mitarbeitenden. Das das Markenzeichen von Mirjam an der Industriestrasse betritt, dem fällt geschieht klassisch über die Förderung Caruso. Seit Jahren pendelt die quirlige die lockere und unkomplizierte Atmo von anerkannten Weiterbildungen. HR-Fachfrau mit ihrem Drahtesel von sphäre schnell auf. «Wir legen grossen Darüber hinaus ist es ihnen wichtig, Aarau nach Buchs und trotzt dabei Wind Wert auf eine offene und wertschätzen Mitarbeitenden innerhalb der Organi und Wetter. Sie geniesst die frische Luft de Kultur», berichtet Mirjam Caruso. sation neue Möglichkeiten zu bieten, auf dem Arbeitsweg und kann es sich Gefördert wird diese durch die einge wenn gewünscht. «Wir können immer nicht anders vorstellen. führte Du-Kultur, aber auch über diverse wieder freie Stellen mit internen Kandi So launisch wie das Wetter ist oft auch Anlässe und Angebote für die Mitarbei daten besetzen, was wir als grossen Erfolg ihr tägliches Arbeitsumfeld; mal scheint tenden. Ob beim Einsatz für einen guten werten», führt sie aus. Respekt vor den die Sonne einem direkt ins Gesicht, ein Zweck oder beim Feierabendbier, der kommenden Jahren habe sie schon, wirft andermal weht ein rauer Wind durch die Austausch und das gemeinsame Erleb die Fachfrau ein. «Aber wir wissen auch, Gänge. Eniwa beschäftigt rund 350 Mit nis seien wertvoll für den Zusammen wo wir uns noch verstärken können», arbeitende, das Spektrum ist äusserst halt. Neben den sozialen Komponenten schmunzelt sie und saust mit ihrem breit: Vom Ingenieurwesen über das legen Mirjam Caruso und ihr Team grünen Drahtesel davon. Handwerk oder die Montage, von der Administration oder der IT bis zum Ge bäudemanagement und zu den Finanzen, überall sind Personen bei der Energie- Markenzeichen: Mit ihrem grünen versorgerin beschäftigt. «Diese enorme Velo pendelt die neue HR-Leiterin Breite fasziniert mich», schwärmt Mirjam Mirjam Caruso seit Jahren von Aarau Caruso. «Das macht meinen Job so viel nach Buchs. fältig und interessant.» Dem drohenden Fachkräftemangel muss sich auch Eniwa stellen. «Eine unserer stärksten Antworten darauf sind unsere Lernenden. Wir bilden derzeit 50 junge Menschen in neun unterschiedlichen Beru fen aus», berichtet sie stolz. Der Stellenwert der Lehrlingsausbildung wird in Buchs schon lange grossgeschrieben, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. «Wir sind in der Region gut positioniert als attraktiver und starker Lehrbetrieb und profitieren davon, dass wir unsere Fach leute selbst ausbilden.» Das sei auch im Hinblick auf die zukünftigen Herausfor derungen wichtig, findet die HR-Chefin. 22 VIVA 1 / 2023
RÄTSEL Finden Sie das Lösungswort? Einfach mitmachen Schreiben Sie uns eine E-Mail an wettbewerb@redact.ch und gewinnen Sie mit etwas Glück einen der unten stehenden Preise. Nennen Sie uns im Betreff bitte direkt das Lösungswort. Im Textfeld teilen Sie uns Ihren Vor- und Nachnamen, Ihren Wohnort inklusive Postleitzahl sowie Ihre Telefon- nummer mit. Einsendeschluss ist der 31. Mai 2023. Alternativ können Sie uns auch eine Postkarte schicken an: Redact Kommunikation AG, Europa-Strasse 17, 8152 Glattbrugg. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln! Teilnahmebedingungen: Über diesen Wettbewerb führen wir keine Korrespondenz. Die Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das Lösungswort der letzten Ausgabe war «Lastwagen». 2. Preis Stand Up Paddle Entdecken Sie mit einem neuen Stand Up Paddle Board von GONSER.CH verborgene Uferlandschaften oder lassen Sie sich an sonnigen Badetagen gemütlich im Wasser treiben. Zum Set gehören neben dem Board auch ein Paddel, eine Pumpe und eine Tragetasche. Gesamtwert des Preises: 259 Franken Gonser AG, 6048 Horw, GONSER.CH 1. Preis 3. Preis In-Ear-Kopfhörer Wellness-Wochenende Der kabellose REAL BLUE TWS 2 von Teufel kombiniert als optimaler Allrounder hohen Zwei Übernachtungen mit Frühstück an traumhafter Tragekomfort, lange Akkuausdauer und kraft- Lage in Morcote. Das erwartet Sie und eine vollen Klang mit komfortabler Bedienung und Begleitperson im Swiss Diamond Hotel direkt am leistungsstarker ANC-Geräuschunterdrückung. idyllischen Luganersee. Zusätzlich dürfen Sie sich Gesamtwert des Preises: 189 Franken auf ein umfassendes Wellnessangebot freuen. Lautsprecher Teufel GmbH, 10787 Berlin, Gesamtwert des Preises: 898 Franken teufel.ch VIVA 1 / 2023 23
ew irb B t z t! Wir suchen h je Dic Verstärkung! Wir gehen mit Energie in die Zukunft und suchen initiative und motivierte Personen. Mehr Informationen unter www.eniwa.ch/jobs Eniwa AG · Industriestrasse 25 · CH-5033 Buchs AG T +41 62 835 00 10 · info@eniwa.ch · www.eniwa.ch
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