KULTURFENSTER - HEIMATPFLEGEVERBAND SÜDTIROL
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. -70% – NE BOLZANO – 70. Jahrgang Nr. 1 | FEBRUAR | 2018 KulturFenster Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol VSM – 70 Jahre Erfolgsgeschichte Vollversammlung des SCV in Vahrn (T)Raumordnung
• Geleitwort • 70 Jahre Erfolgsgeschichte des VSM in den Reihen des VSM an. Am 12. Fe- bruar feierte Verbandsobmann Pepi Fau- Der VSM feiert ein bedeutendes Jubiläum – ster seinen 60. Geburtstag. Dazu gratuliert er wird 70. Deswegen steht diese Ausgabe ihm Friedrich Weyermüller, Ehrenpräsident des KulturFensters vorwiegend im Zeichen des Österreichischen Blasmusikverbandes dieses Ereignisses. Am 28. August 1948 von (ÖBV), in einer bemerkenswerten Laudatio. beherzten Männern mit Weitblick aus der Taufe gehoben, zählt der VSM heute mit Der Südtiroler Chorverband widmet seinen 210 Kapellen und mehr als 10.000 Musi- Hauptartikel einem großen Konzert des Be- kantinnen und Musikanten zu den größ- zirkes Pustertal. 80 Sängerinnen und Sän- ten kulturellen Dachverbänden in Südti- ger aus 25 verschiedenen Chören führten rol. Der Verbandsobmann Pepi Fauster unter der Leitung von Markus Federer die nennt 70 Jahre VSM eine große Erfolgsge- „Mass of the children“ (Kindermesse) des schichte, Verbandskapellmeister Sigisbert 1945 in London geborenen John Rutter auf. Mutschlechner wünscht, dass die Verant- Das von melodischem Erfindungsreichtum wortung auf viele Schultern verteilt werde, geprägte Werk fand bei der Aufführung in Verbandsjugendführer Meinhard Windisch der Pfarrkirche von Niederdorf und Sand in bricht eine Lanze für die Jugendarbeit und Taufers ein lebhaftes, eindrucksvolles Echo. Verbandsstabführer Klaus Fischnaller zeich- net die Entwicklung der Musik in Bewegung Der Heimatpflegeverband setzt sich kri- in den letzten 70 Jahren nach. Die Jahres- tisch mit dem geplanten Landesgesetz für hauptversammlung am Sonntag, 11. März, Raum und Landschaft auseinander und wird der besonderen Festlichkeit mit einem bemängelt, dass wenig „Raum für Land- Festgottesdienst im Dom von Bozen Rech- schaftsschutz“ sei. nung tragen. Ein weiteres Jubiläum steht Alfons Gruber • Inhalt • • Blasmusik • Chorwesen • Heimatpflege Eine große Erfolgsgeschichte 3 Vollversammlung des (T)Raumordnung – kritischer Blick Südtiroler Chorverbandes 32 auf neues Landesgesetz für Raum Verantwortung auf vielen Schultern verteilen 3 und Landschaft 48 Johann van der Sandt Hoher Stellenwert für Jugendarbeit 4 neuer Künstlerischer Leiter Neue Raumordnung: Musik in Bewegung - Entwicklung 4 des Landesjugendchores 32 Bernhard Lösch nimmt Stellung 50 Wir feiern Jubiläum – 70 Jahre VSM 5 Kirchenmusik gefällt auch Ende der Gartenstadt Meran? 51 der Jugend! Bezirk Pustertal mit Bezirksjugendblasorchester Pustertal 2017 10 „Mass of the children“ Brixner Hofburggarten – von John Rutter 33 Landesregierung soll MK Zwölfmalgreien – eigene Kulturdenkmäler schützen 52 Freude bis ans Ende der Tage 11 Großes Gemeinschaftskonzert in Ridnaun und Gossensaß mit Auszeichnung für 70. Dreikönigskonzert der Oberbergerhof in Montan 53 „Missa Brevis“ von J. De Haan 35 Algunder Musikkapelle 12 Singen macht stark- Bedauern über Verlust der Symphonic Winds – Kaleidoskop der Sinne 13 „Südtiroler Siedlungen“ in Innsbruck 54 Vollversammlung des Bezirks Paul Huber - „Evocazioni“ 14 Bozen in Völs am Schlern 36 Dekorationen, Medaillen Pepi Fauster – Gratulation zum 60. 16 Besondere Jubilare und Wappelen 56 aus Oberolang – Tänzerischer Jahresausklang 58 Florian Pedarnig 80 17 Laudatio von Claudia Plaikner 37 Musikpanorama 19 Büchertisch 59 Stimmgabel 38 Titelbild: Die Verbandsfahne ist die wichtige Visitenkarte des VSM und äußeres Zeichen der gemeinsamen Verbundenheit der 210 Mitglieds- kapellen. Sie ist bei Veranstaltungen des Verbandes Südtiroler Musikkapellen auf Landes- und Bezirksebene ebenso vertreten wie auch bei Jubiläumsveranstaltungen der Mitgliedskapellen (im Bild: die Verbandsfahne beim Festumzug des Bezirksmusikfestes 2017 in Toblach). 2 KulturFenster
Vorweg (T)Raumordnung Neues Landesgesetz für Raum und Landschaft: wenig Raum für Landschaftsschutz zuschreiben: „Die Republik schützt die Landschaft (und das geschichtliche und künstlerische Vermögen des Staates)“. Art. 13: Die Widmungs- und Schutzkategorien sind eigentlich schon durch das bestehende Landschaftsschutzgesetz selbst genau de- finiert: Warum muss jetzt eine Neudefini- tion durch die Exekutive (Landschaftspla- nung – Landesregierung) erfolgen? Art. 104: Nicht nur das geltende Raumordnungs- gesetz, sondern auch das geltende Land- schaftsschutzgesetz 1970-2009 und des- sen Durchführungsverordnung DLH Nr. 56/2007 werden aufgehoben und damit wird beispielsweise das Vorschlagsrecht der Natur-, Landschafts-, und Umwelt- schutzorganisationen zur Unterschutzstel- lung abgeschafft. Art. 1 DLH 56/2007: Die Aussage „Die landschaftliche Unter- Die Pilshöfe in Ulten schutzstellung kann urbanistische Vor- schriften enthalten“ wird aufgehoben. Das neue Gesetz dreht den Spieß um: Die ur- Bezugnehmend auf den Entwurf vom 9. Ok- 1. Der Landschaftsschutz hat keine banistische Planung durch Land und Ge- tober 2017 fasst Fachberater Rudolf Bene- Priorität: meinde (Art. 40 bis 60 des Entwurfes) er- dikter im Folgenden die wichtigsten Punkte setzt jetzt die Landschaftsschutzregeln. zusammen und weist eindringlich auf die Art. 2 „Zielkonflikte“ ist wie die berühmte Dies ist deshalb problematisch, weil die Schwachstellen des neuen Gesetzes hin. „eierlegende Wollmilchsau“, die jedem urbanistischen Planungen von einer Reihe Mitte Dezember wurden Landesrat Theiner in etwas bringen soll und keine Prioritäten von anderen, teilweise kontrastierenden diesem Zusammenhang einige Kritikpunkte setzt: Die sogenannten Ziele widerspre- Kriterien mitbestimmt werden, die den und Verbesserungsvorschläge übermittelt. chen und neutralisieren sich tendenzi- Landschaftsschutz tendenziell verdrängen Urbanistik-Landesrat Richard Theiner ell. So stehen etwa die Ziele „Schutz und (siehe oben: Art. 2, Zielkonflikte). fasste wiederholt die Ziele seiner Raum- Aufwertung der Landschaft“ und „Ein- ordnungsreform zusammen (zuletzt „Do- schränkung des Verbrauchs von Boden 2. Eindämmung Flächenverbrauch gilt nicht lomiten“, 11.10.2017): „Ziel des neuen und Energie“ (Art.2) gleichwertig neben für die Landwirtschaft Gesetzes ist ein effizienter, moderner den Zielen „Stärkung der wirtschaftlichen Landschaftsschutz, die Eindämmung von Wettbewerbsfähigkeit aller Sektoren“ und Art. 17, Abs. 1: Flächenverbrauch und Zersiedelung, das „Deckung des Mobilitäts-und Kommunika- Der Grundsatz der Einschränkung des Bo- leistbare Wohnen und eine für die Bürger tionsbedarfs der Bevölkerung“ (Art.2). Kei- denverbrauchs ist klar formuliert: „Unter spürbare Vereinfachung der Verfahren“. nerlei Prioritätensetzung; im Konfliktfall Bodenverbrauch versteht man die Maßnah- Doch auch der letzte, am 09.10.2017 ver- entscheidet natürlich die Landesregie- men zur Versiegelung, Erschließung und öffentlichte Entwurf ist weit von diesen Zie- rung über den Vorrang. Dies entspricht Bebauung“. Doch gemäß Abs. 2 gilt dieser len entfernt – zumindest was seine beiden keinesfalls einem „effizienten, modernen Grundsatz nicht, wenn es um die „Erfor- zentralen Regelungsthemen „Landschafts- Landschaftsschutz“. Hier wäre vielmehr dernisse der landwirtschaftlichen Produk- schutz und Raumordnung“ betrifft. Drei für den Konfliktfall der Vorrang der Öko- tion“ geht, also beispielsweise um Obstma- Beispiele hierzu: logie gemäß Verfassungsartikel 9 fest- gazine oder Almstraßen. Diese Ausnahme 48 KulturFenster
Heimatpflege Das Thema zugunsten der Landwirtschaft ist nicht nur rechtlich äußerst fragwürdig (Ungleichbe- handlung), sie ist der Beweis für die Vor- zugsbehandlung eines Partikularinteres- ses und einer der größten Widersprüche zu den öffentlich beteuerten Grundsätzen und Zielen des Reformentwurfes selbst. 3. Ensembleschutz wird aufgeweicht Das geltende Landes-Raumordnungs- gesetz (i.d.F. 2013) wird vom Reformge- setz aufgehoben, ohne dass die Ensemble- schutzbestimmung Art. 25 getreu rezipiert wird, vielmehr wird sie komplett verwässert: Während heute Art. 25 lautet: „Gesamt- Lafay-Hof in Kastelruth anlagen (Ensembles), insbesondere Stra- ßen, Plätze und Ortsbilder sowie Park- anlagen und Gärten samt Gebäuden, historischen Ortskerne und Gebäudean- das Motto geprägt: „Innen flexibel, außen einschließlich der mit solchen Gesamtan- sammlungen.“ (Art.11/1/b) penibel“. Tatsächlich aber enthält der Ent- lagen verbundenen Pflanzen, Frei- und Während bislang die Landesregierung wurf Regeln zu Siedlungsgebiet und Flä- Wasserflächen, an deren Erhaltung aus – wie es ihr zusteht – das öffentliche Inte- chenverbrauch, die für eine gegenteilige Ab- wissenschaftlichen, künstlerischen oder resse an einem Ensemble zu bestimmen sicht der Reform sprechen, die in Kurzform heimatgeschichtlichen Gründen ein beson- hatte (oder eben nicht), erhält sie durch so heißen könnte: deres öffentliches Interesse besteht, werden die Neuformulierung einen viel zu weiten im Bauleitplan unter besonderen Schutz Ermessensspielraum für ein Fachurteil, ob „Innen wie außen – alles möglichst flexibel!“ gestellt“, enthält der Reformentwurf vom im konkreten Fall „ein charakteristisches 09. Oktober 2017 die schwammige For- Bild von ästhetischem und traditionellem Genau dies ist letztendlich der Zweck der mulierung: „Folgende Liegenschaften (...) Wert vorliegt“. – fragwürdigen – Gesetzgebungstechnik, sind Gegenstand des Landschaftsschutzes mit der zentrale Kriterien und Regeln dem und werden durch die Landschaftsplanung Fazit Landtag und damit dem Gesetzgeber entzo- ausgewiesen: (...).Ensembles, das sind Lie- gen und auf die Ebene der Landesregierung genschaftskomplexe, die ein charakteris- Landesrat Theiner hat für die zukünftige (mittels Durchführungs-Verordnungen) ver- tisches Bild von ästhetischem und traditi- „Ordnung des Raumes“ in- und außerhalb lagert werden. onellem Wert ergeben, einschließlich der der neu abzugrenzenden Siedlungsgebiete Rudolf Benedikter Ehrenburg im Pustertal Nr. 01 | Februar 2018 49
Das Thema Neue Raumordnung Bernhard Lösch, Fachberater des Heimatpflegeverbandes, nimmt Stellung Der Entwurf zum neuen Raumordnungsgesetz Leistbares Wohnen künftig Privilegien der Bauern liegt nun vor und ist von der Landesregie- gefährdet? aufgestockt rung genehmigt worden. Jetzt muss er noch in die Gesetzgebungskommission des Land- Ebenso werden verschiedene Bautätig- Ebenso die Abgrenzung der Siedlungs- tages und dann muss ihn noch der Landtag keiten in Zukunft nach staatlichen Richtli- grenzen als neuer Maßstab für „geordnete“ genehmigen. Deshalb ist das, was vorliegt, nien abgewickelt und die Baukommissionen Raumentwicklung muss sich erst beweisen; sicherlich nicht das Gesetz, mit dem dann haben nur mehr über Neubauten zu befin- der Druck auf die Bürgermeister nimmt zu. zu arbeiten ist. Aber in den Grundzügen wird den. Sicherlich eine bürokratische Erleich- Und wie man bei uns sagt: Jede Wiese ist es wohl so bleiben. Und das ist nicht zu- terung für den Bauherren und den Projek- mit einem Politiker verwandt. friedenstellend aus der Sicht der Heimat- tanten, was aber auf der Strecke bleibt, ist Ebenso sind im neuen Raumordnungs- pflege. Dabei gibt es mehrere Kritikpunkte. die Kontrolle seitens der Gemeinde, wel- gesetz die Privilegien der Bauern nicht zu che hier im derzeitigen Stadium sicherlich kurz gekommen; die Hofstelle darf immer Verwässerung des Begriffes überfordert ist. noch mit 1500 Kubikmetern realisiert wer- „Landschaft“ Das so viel propagierte Sparen von Grund den, als ob jeder Bauer noch 5 Knechte und das leistbare Wohnen – was immer und 3 Mägde unterzubringen hätte, anstatt Die Vereinheitlichung des Landschafts- das auch heißen mag – sind tolle Schlag- eine lebensfähige Landwirtschaft in allen schutzgesetzes und des Raumordnungs- worte; ob man es mit diesem Gesetz errei- ihren Formen und Ausformungen zu for- gesetzes hat zu einer Verwässerung des chen wird, wage ich zu bezweifeln. Auch cieren. Aber hier müsste man die Dimen- Begriffes „Landschaft“ geführt und die der sogenannte Wertausgleich, als neue sionierung des geschlossenen Hofes hi- Landschaft ist nicht mehr so geschützt wie Finanzquelle für die Gemeinden, eingeho- naufsetzen, was politisch vor Wahlen nicht im alten Gesetz. Es sind Verwässerungen ben auf den Wertzuwachs zwischen Agrar- in Frage kommt. eingeführt worden, welche der Qualität der land und Wohnbauzone, wird sich negativ Ebenso sind im Gesetz Artikel vorhan- Landschaft sicherlich nicht dienlich sein auf die Wohnungspreise auswirken. Eine den, welche den Anschein erwecken, aus werden und das wird sich langfristig ne- Steuer hat noch nie die Wohnungspreise Anlassgründen entstanden zu sein. Sollte gativ auf die Landschaft auswirken. Nach- gesenkt, sondern die hat noch immer der sich dies so bewahrheiten, dann sind wir dem auch das Land Südtirol die staatlichen Endverbraucher bezahlt. wieder da, wo wir schon einmal waren und Richtlinien für die Eingriffe in die Land- diesen Umstand hat der Heimatpflege- schaft übernehmen muss, hat man sich verband seit jeher kritisiert (1992- 2015). hier nicht autonom gezeigt. Es ist zu hoffen, dass die Gesetzge- Bei diesem Gesetz fehlen derzeit noch bungskommission und der Landtag noch die Durchführungsbestimmungen und wichtige Korrekturen an diesem Gesetz an- das sind etwa 31 auf insgesamt 105 Ar- bringen, damit unser Land die Raumord- tikel. Das heißt, ein Drittel fehlt noch und nung bekommt, welche zumindest an die das lässt eine eingehende objektive Ein- Lex Benedikter anknüpft. schätzung noch nicht zu. Bernhard Lösch 50 KulturFenster
Heimatpflege Ende der Gartenstadt Meran? Bauverdichtung lässt das vielgerühmte Grün der Kurstadt schwinden. Vor wenigen Wochen ist der Entwurf des Land- schaftsplans der Gemeinde Meran verschie- denen Vereinen, die sich Natur- und Heimat- schutz auf ihre Fahnen geschrieben haben, vorgestellt worden. Der Landschaftsplan ist ein wichtiges Pla- nungsinstrument, das u.a. die geschützten Grünanlagen der Stadt Meran verzeichnet. Diese befinden sich häufig in privatem Be- sitz, tragen aber im Wesentlichen zum Cha- rakter Merans als Garten- und Kurstadt bei. Viele geschützte Grünanlagen befinden sich in den Meraner Vierteln Ober- und Unter- mais und bestehen typischerweise aus ei- ner Villa mit zugehörigem Park. In diesen stehen hochstämmige Zedern, Mammut- bäume und andere oft exotische Gehölze, die im 19. Jahrhundert aus Asien oder Nord- amerika eingeführt und – grob gesprochen – zwischen 1870 und 1950/60 gepflanzt wurden. In einer Erhebung des Landes ist festgestellt worden, dass seit dem Jahr 1995 ca. 30 Prozent des geschützten Grüns ver- loren gegangen ist. Dieses wird im neuen Landschaftsplan entfernt, denn der Land- schaftsplan ist ein Planungsinstrument, das die aktuelle Situation widerspiegelt. Verdichtung nach innen Zurzeit findet in einigen Straßen, die für ihre Wohnqualität gerühmt werden, wie z. Beispiel einer „gähnenden“ Garageneinfahrt B. dem Winkelweg, eine besorgniserregende Bauverdichtung statt. In diesem Zusam- menhang ist der treffende Begriff „Grün- verdunkelnden Bäumen nicht mehr so viel penible Einhaltung der Bauvorschriften laut schmarotzer“ geprägt worden. Baufirmen Gewicht wie früher und man versucht (aus Gemeindebauordnung zu achten. Diese sieht werben nämlich mit der bestehenden Grün- Profitgründen) die gesamte laut Bauleitplan ein Mindestmaß an tiefgründigem Grün vor qualität, die durch die Neubauten aber zu- verbaubare Kubatur kostengünstig auszu- – wenn möglich zusammenhängend – damit gleich arg beeinträchtigt bzw. zerstört wird. nutzen. Das Ergebnis sind oft Wohnbauten neue hochstämmige Bäume gesetzt werden Die Gartenstadt Meran verdichtet nach in- niederer Qualität. Hinter den Sichtbeton- können. Bestehende Bäume über 30 cm nen, da man eine Ausweitung der Stadtgren- mauern dominiert Rollrasen neben gäh- Stammumfang sind wirklich zu schützen, zen in das landwirtschaftliche Obstbauge- nenden Garageneinfahrten: gesichtslose finanzielle Anreize zur Erhaltung der Gär- biet ja auch vermeiden will. Die Gründe für Wohnviertel, wie sie überall in grauen Vor- ten müssen gesetzt sowie eine Beratung das Abnehmen der Grünanlagen sind fol- städten zu sehen sind. zur Pflege der eigenen Gartenanlage ange- gende: Der überalterte Baumbestand wird boten werden! All dies könnte, bei gleich- vernachlässigt. Die Bäume leiden unter den Maßnahmen erforderlich zeitiger Ökologisierung und gradueller An- zunehmenden Hitzeperioden an Trocken- passung an ein sich veränderndes Klima, zu heit, sterben ab und werden nicht mehr Um dem entgegenzuwirken, ist die Ge- einem nachhaltigen Schutz der gerühmten ersetzt. Zudem hat für private Eigentümer meindepolitik in Verbund mit der Meraner Gartenstadt Meran beitragen. ein großer Garten mit hochstämmigen, aber Stadtgärtnerei gefordert. Es ist wieder auf die Johannes Ortner Nr. 01 | Februar 2018 51
Das Thema Brixner Hofburggarten Die Landesregierung soll die eigenen Kulturdenkmäler schützen Blick vom Hofburggarten auf den Brixner Dom Unser Land hat eine interessante Geschichte, Amtes kommt eine klare Ablehnung dieses - gibt zu bedenken, dass die Stadt die auch ganz wesentlich von dem Einfluss Heller`schen Konzeptes mit der Begrün- Brixen mit seinem Hofburgensem- der Kirche geprägt wurde. In der alten Bi- dung, dass es u.a. weder dem Grundriss, ble nicht teure Prestigeobjekte mit schofsstadt Brixen steht ein architekto- noch dem dichten Konzept, welches durch „Eventkultur“, Touristenanstürmen nisch, historisch und kunsthistorisch he- vier Meter hohe Hecken, die den Blick auf mit noch mehr Verkehr verträgt; rausragendes Ensemble mit Hofburg und die Hofburg verstellen und den großzü- - bemerkt, dass der „energetische Hof- und Herrengarten. gigen Raum zergliedern, erweitert werden Raum“ – Heller sagt, dass es in all Dieser Ort war lange Zeit spirituelles soll, noch dem historischen, 700jährigen seinen Projekten um die „Schaffung Zentrum des Fürstbistums Brixen und Obstbaumgarten und dem gesamten En- energetischer Räume“ geht – schon der Diözese und ist ein Ort konzentrierter semble gerecht wird. da ist: Die Geschichte Brixens in Zu- abendländischer Kulturgeschichte. Der sammenhang mit der religiös-spiri- Hofburggarten ist der älteste nachweis- Der Heimatpflegeverband tuellen Komponente des Ensembles bare Obstbaumgarten Europas und geht - stellt sich klar hinter das Fachgutach- Hofburg ist „energetischer Raum“ auf das 13. Jh. zurück. ten des Denkmalamtes und fordert die pur und kann bei einer respektvollen Das Land Südtirol, der Bischof und die Landesregierung auf, dieses auf jeden Neugestaltung des Hofburggartens Stadtgemeinde Brixen möchten die Ge- Fall zu berücksichtigen und die eige- überzeugend und authentisch ver- staltung des Hofburggartens dem öster- nen Kulturdenkmäler zu schützen. Bei mittelt werden. reichischen Aktionskünstler Andrè Heller einer Umgestaltung des Gartens sollte übergeben. Der Hofburggarten steht un- das Zitat des ehemaligen historischen Die Obfrau Claudia Plaikner ter Denkmalschutz und von Seiten dieses Pomariums im Vordergrund stehen; Der Obfrau-Stellvertreter Josef Vieider 52 KulturFenster
Heimatpflege Aus Verband und Bezirken Auszeichnung für den Oberbergerhof Alte Bauernhäuser zu sanieren anstatt sie abzureißen ist das Ziel der Initiative „Bauern[h]auszeichnung“. Die Initiative „Bauern[h]auszeichnung“ mit der „Ideenwerkstatt PLANEN“ und dem „ITAS-Preis“, die der Südtiroler Bau- ernbund, die Architekturstiftung Südtirol, ITAS-Versicherungsverein, IDM Südtirol, die Landesabteilungen für Denkmalpflege sowie Natur-, Landschaft- und Raument- wicklung und die Stiftung Südtiroler Spar- kasse ins Leben gerufen haben, soll ei- nen wichtigen Anreiz zur Sanierung alter, wertvoller Bauernhöfe geben. „Bei der ‚Ideenwerkstatt PLANEN‘ wer- den Architekten für den besten Ideenent- wurf für die Sanierung typischer Südti- roler Bauernhöfe ausgezeichnet. Einen Schritt weiter gehen die Partner beim ‚ITAS-Preis‘, mit dem bäuerliche Fami- lien prämiert werden, die ihren Bauern- hof bereits vorbildlich energetisch sa- niert haben. Jeweils knapp 15 Architekten haben die Höfe besucht und bewertet, 13 Ide- enentwürfe für eine zeitgemäße und maß- geschneiderte Sanierung der Höfe wur- den eingereicht. Oberbergerhof zeichnet sich durch Einzigartigkeit aus Der „ITAS-Preis“ für die beste Sanie- rung eines wertvollen Bauernhauses ging heuer an die Familie von Philipp Ober- berger und Elisabeth Tschöll vom Mon- taner Oberbergerhof. Außenansicht des Oberbergerhofes vorher und nach der Sanierung Für die Jury entsprach die Sanierung des Oberbergerhofes der Zielsetzung. Sie beweist einmal mehr, dass bei histo- Die respektvolle, fachgerechte Restau- dem Oberbergerhof seine Einzigartigkeit. rischer Bausubstanz die Umsetzung heu- rierung der historischen Elemente, bei In einer Zeit, in der sich vieles rasch än- tiger Wohnansprüche durchaus möglich gleichzeitiger Entwicklung eigener, krea- dert, ist der Ausdruck von Identität und ist und bei guter Planung sowie sensiblem tiver zeitgenössischer Lösungen, die be- Authentizität ein Sinn für Heimatverbun- und kompetentem Umgang eine gegen- wusste energetische Sanierung in Kombi- denheit im Spannungsfeld zwischen Ver- seitige Qualifizierung und Steigerung von nation mit einem Stückholzkessel für die gangenheit und Zukunft. Alt und Neu möglich ist. Verwendung des eigenen Holzes geben Oscar Dibiasi, Energieberater Nr. 01 | Februar 2018 53
Informiert & Reflktiert 31. Generalversammlung der Gesamttiroler Heimatpfleger Bedauern über den Verlust der „Südtiroler Siedlungen“ in Innsbruck (v.l.): Walter Eccli (Obmann der Welschtiroler Heimatpfleger), Roland Barcatta, Ing. Gerhard Bauer, Manfred Föger, Angelika Neuner, Margret Haider, Anton Puner, Claudia Plaikner (Obfrau des Heimatpflegeverbandes Südtirol), Thomas Mösl (Referent), Konrad A. Roider (Obmann des Vereins für Heimatschutz und Heimatpflege in Nord- und Osttirol), Franz Fliri, Josef Vieider, Gabriele Neumann, Josef Oberhofer (Geschäftsführer), Agnes Egger-Andergassen (Foto: Sabine Comploi, Geschäftsführerin) Während in Südtirol von der doppelten für 75 Mio. Euro über 500 Wohnungen Abbruch der Wohnanlagen ein wichtiger Staatsbürgerschaft oder gar von einer Rück- neu errichten. Teil der Südtiroler Geschichte unwieder- kehr in die angestammte Heimat geträumt Thomas Mösl, ein ausgewiesener Ex- bringlich ausgelöscht wird. wird, verfolgt Innsbrucks Stadtverwaltung perte für die (architektur-)historische Ent- Um zumindest dokumentarisch die ganz andere Pläne. Sie will bis 2022 nahezu wicklung der Südtiroler Siedlungen in Tirol, Geschichte rund um die Südtiroler Sied- alle Südtiroler Siedlungen in Pradl und im informierte in einem beeindruckenden Vor- lungen festzuhalten, haben die Gesamt- Pradler Saggen, die als sozialer Wohnbau trag die Gesamttiroler Heimatpfleger über tiroler Heimatpfleger beschlossen, eine des Nationalsozialismus für die Südtiroler die Entstehung und den Werdegang die- geplante Filmdokumentation über die Süd- Umsiedler errichtet wurden, dem Erdboden ser Wohnanlagen. Am Nachmittag führte tiroler UmsiedlerInnen und die Südtiroler gleichmachen und im Geiste der Profitma- Mösl die Heimatpfleger nach Neupradl Siedlungen zu unterstützen. Nachdem ximierung an deren Stelle über 500 neue und Pradl Ost, wo man bereits mit dem 2018 zum Europäischen Kulturerbe-Jahr Wohnungen entstehen lassen. Abbruch einiger Häuser begonnen hat. ausgerufen wurde, will man diese Doku- Jedes Jahr treffen sich die Gesamttiro- mentation auch in diesem Geiste realisie- ler Heimatpfleger zu einer gemeinsamen Wichtiger Teil Südtiroler ren. Das Amt für Audiovisuelle Medien der Vorstandssitzung, um über aktuelle Pro- Geschichte Südtiroler Landesregierung, die Stadt Inns- bleme diesseits und jenseits des Brenners bruck und die Kulturabteilung des Landes zu diskutieren. Heuer fand das Treffen in Wenngleich Bürgerinitiativen sich für den Tirol haben bereits Förderungen zugesagt. Innsbruck statt und es stand ganz im Zei- Erhalt der Siedlungen einsetzen, besteht Die Gesamttiroler Heimatpfleger haben chen der Südtiroler Siedlungen, die es laut kaum noch Hoffnung, dass Innsbrucks sich auch noch über ihre Tätigkeiten im Plänen der Tiroler Stadtverwaltung in die- Stadtverwaltung von den getroffenen Ent- Spannungsfeld von Landschaft, Kulturgü- ser Form bald nicht mehr geben wird. Bis scheidungen absieht. Auch die Gesamttiro- tern, Politik und Gesellschaft ausgetauscht 2022 sollen nämlich Pradl und der Prad- ler Heimatpfleger sprechen sich dafür aus, und über eine entsprechende Positionie- ler Saggen ihr Gesicht verändern. Die in diese einzigartigen Wohnanlagen, die einen rung nachgedacht. Ebenso wurde über die der NS-Zeit für die Errichtung der Sied- großen Komfort an Wohnqualität (großzü- verschiedenen Vereinsziele diskutiert und lungen gegründete „Neue Heimat Tirol“ gige, ruhige Innenhöfe, kleine Privatgär- darüber, wie man diese für junge Personen und die Innsbrucker Immobilien Gesell- ten, etc.) aufweisen, nach Möglichkeit zu attraktiv machen kann. schaft wollen dem Vernehmen nach dort erhalten. Dies auch deshalb, weil mit dem Josef Oberhofer, Verbandsgeschäftsführer 54 KulturFenster
Heimatpflege Arge Mundart Mundart und Adventsjodler Ein adventlich-literarischer Nachmittag Südtiroler Mundart-Schreibende, Sänger und Musikanten in der Urania; zusammen sorgten sie für eine beschauliche Stunde im Advent. Die Arbeitsgemeinschaft MundART im Süd- kam Anna Lanthaler, aus dem Pustertal schichten in ihrem jeweiligen Dialekt vor. tiroler Heimatpflegeverband hatte kürzlich Maria Mutschlechner, aus dem Eisacktal Für wohlklingende, einfühlsame, musika- zu einer besinnlichen Stunde im Advent in Anna Steinacher und Zita Mitterrutzner, lische Begleitung sorgten der Zweigesang die Urania von Meran geladen. aus dem Sarntal Rita Zuegg und aus dem Maria Sulzer und Helmuth Gruber sowie Der Landes-Vorsitzende der ArGe Mund- Burggrafenamt Maria Sulzer, Klara Alber, Samuel Fink auf seiner „Steitrischn“. Das ART Martin Achmüller konnte Mundart- Anni Schwarz, Philomena Hofer, Helga Kar- begeisterte Publikum bedankte sich für Schreibende aus den verschiedensten Tal- legger und Hansjörg Erschbamer. Sie alle den adventlich-literarischen Nachmittag schaften begrüßen. Aus dem Passeiertal trugen ihre Weihnachtsgedichte und Ge- mit viel Applaus. Redaktion KulturFenster KulturFenster Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner) Nr. 01 | Februar 2018 55
Arge Lebendige Tracht Dekorationen, Medaillen und Wappelen Auszeichnung für besondere Verdienste Besondere Verdienste oder eine langjäh- rige aktive Mitgliedschaft in einem ehren- amtlichen Verein werden gebührend gewür- digt und ausgezeichnet. Dekoration oder Auszeichnung ist der umfassende Begriff für alle Auszeichnungen von Personen mit Orden, Ehrenzeichen und Verdienstzeichen für besondere Leistungen. Diese Auszeich- nungen werden von den Vereinen, Verbän- den und öffentlichen Institutionen oft in Form von Anstecknadeln oder Medaillen vergeben. Hinzu kommt in manchen Traditionsvereinen oft eine Kenntlichmachung der verschiedenen Dienstgrade durch Rang- und Funktionsab- zeichen in Form von Kragenspiegeln, Ärmel- streifen oder Schulterklappen. Ursprung Die Ursprünge der Rangabzeichen lie- gen im Militär und sind bereits aus der römischen Armee bekannt. In der heute gängigen Form finden sich diese Rangab- zeichen jedoch erst in den stehenden eu- ropäischen Heeren des 18. Jahrhunderts und entwickelten sich allmählich zu dem System, das noch heute in vielen staatli- chen und öffentlichen Organisationen, aber auch in ehrenamtlichen Vereinen und Tra- ditionsverbänden anzutreffen ist. Bereits von den frühesten Kulturen ist Bereits die Tiroler Landesverteidiger erhielten militärische Auszeichnungen, welche bekannt, dass besonders angesehene und sie auf ihren Trachtenjoppen trugen. Die Zeichnung von Eduard Gurk stellt den verdiente Mitglieder einer Gemeinschaft Bauernführer Alois Elsler aus dem Burggrafenamt dar (1838). mit Dekorationen verschiedenster Art aus- gezeichnet wurden. Unsere heutigen Eh- renzeichen und Verdienstorden haben ihre gilden, Turnervereinigungen und die viel- uniform“ gleichermaßen aus. Vordergründig Wurzeln in den christlichen und weltlichen fältigsten bürgerlichen Vereine sowie auf wird die „Uniform“ jedoch den Streitkräf- Ritterorden des Hochmittelalters, welche politische Parteien und Bewegungen aus. ten wie Militär und Polizei oder Nothilfeor- teilweise noch heute bestehen. ganisationen wie Rettungsdienst und Feu- Ausgehend von diesen Traditionen der Tracht und Uniform erwehr zugerechnet. Ritterorden und den militärischen Rang- Der Begriff „Tracht“ bezeichnet im tex- und Verdienstabzeichen breitete sich das Die Begriffe „Tracht“ und „Uniform“ sind tilen Sinn das, was man auf dem Leib trägt Tragen von Dekorationen in der zweiten sehr weitläufig. Eine „Uniform“ bezeichnet und kann von der richterlichen Amtstracht Hälfte des 19. Jahrhunderts auch im Tiro- eigentlich nur die einheitliche Kleidung ei- bis zum Oktoberfestdirndl alles benennen. ler Raum schnell auf die vielfach neu ent- ner bestimmten Gruppe und drückt sich in In Bezug auf die Bekleidung der Südti- standen oder erstmals organisierten Vereine der „Tarnuniform“ einer militärischen Spe- roler Musikkapellen, Schützenkompanien, wie Feuerwehren, Musikkapellen, Schützen- zialeinheit bis hin zur einheitlichen „Schul- Volkstanzgruppen und Chöre bezeichnet 56 KulturFenster
Heimatpflege trächtigt wird. Viele Vereine haben genau reglementiert, welche Abzeichen in welcher Form auf der Trachtenjoppe anzubringen sind. Die Südtiroler Traditionsverbände ver- geben meist Anstecknadeln oder Brustde- korationen, deren Kleinod (meist eine Me- daille) an einem dreieckig gefalteten Band getragen wird. Im Unterschied zu hohen öffentlichen und militärischen Auszeich- nungen ist bei den Vereinsauszeichnungen meist keine Miniatur der jeweiligen Auszeich- nung für das Tragen auf der „zivilen“ Klei- dung vorgesehen. Da bereits im 19. Jahr- hundert solche Dekorationen auf den Tiroler Trachten getragen wurden, wird in Südtirol Auszeichnungen zum anbringen meist die allgemeine Trageweise der ehe- maligen k.u.k. Armee zum Vorbild genom- men. Sofern keine spezielle „Ordensregel“ die „Tracht“ als Sammelbegriff das Ne- erhob, den historische Vorbildern gerecht greift, gelten für die Anbringung von Aus- beneinander von gewachsenen und erneu- zu werden und die lebendig gebliebenen zeichnungen folgende Gepflogenheiten: Die erten, meist bäuerlichen Festtagstrachten. Trachtengebiete das Selbstverständnis ei- Abzeichen werden auf der linken, oberen Nur in einigen wenigen Gebieten konnte ner „bäurischen“ Tracht ausstrahlen, wird Brustseite der Trachtenjoppe getragen. Wer- sich die Tracht bis heute selbständig erhal- der Trachtenbegriff innerhalb der Südtiro- den mehrere Auszeichnungen angebracht, ten werden und wird dort von der lokalen ler Traditionsvereine nicht als „Vereinsuni- sind sie als „Ordensschnalle“ in einer Reihe Bevölkerung auch privat als Festtagsgewand form“, sondern im Sinne einer traditionellen anzubringen, wobei sich die gefalteten Or- getragen. Der Großteil der heutigen Trach- und überlieferten Ortstracht verstanden. densbänder überlappen. Es wird stets nur ten in Südtirol wurde im Laufe des letzten die höchste Auszeichnung einer Kategorie Jahrhunderts vor allem für die Traditions- Dekorationen auf der Tracht bzw. „Ordensklasse“ getragen. Erhält die vereine wieder eingeführt bzw. erneuert. geehrte Person zum Beispiel das Ehren- Die landesweite Wiedereinführung von so- Auch wenn die einheitliche Trageweise zeichen des Verbandes der Südtiroler Mu- genannten „Orts- oder Gebietstrachten“ der Trachten innerhalb eines Vereins zu sikkapellen in Silber, wird jenes in Bronze vollzog sich in mehreren Erneuerungswel- einer gewissen Uniformierung geführt hat, abgenommen. Brustdekorationen am Band len, die sich mehr oder weniger an den hi- werden sie nicht als solche empfunden sollen ausschließlich an der Trachtenjoppe storischen Vorlagen orientierten und ver- und es fehlen den bäuerlichen Trachten angebracht werden. Da im Sommer die mei- suchten, die ortstypischen Merkmale einer die wesentlichen Merkmale einer militä- sten Vereine auf das Tragen der Joppe ver- einstmaligen Trachtenlandschaft aufzugrei- rischen Uniform. Das Tragen von Dekora- zichten, ist eine verfehlte Anbringung der fen. Diese Entwicklung sorgte für eine große tionen auf den Trachtenjoppen ist in den Brustdekorationen auf Hosenträgern oder Trachtenvielfalt, denn heute werden Trachten Vereinen alltäglich und legitim, kann aber Westen oft zu beobachten. Wenn die Not- aus verschiedenen Epochen nebeneinander etwas befremdlich wirken, wenn durch wendigkeit besteht, wären hierfür Minia- getragen. Da aber fast jede Wiedereinfüh- ein nachlässiges Anbringen der Auszeich- turen angebracht. rung einer Tracht zumindest den Anspruch nungen das Gesamtbild der Tracht beein- Plaketten und Festabzeichen, die an- lässlich von Vereins- und Stadtfesten he- rausgegeben wurden, werden nur am Tag der Veranstaltung getragen. Da die Südti- roler Vereine und Verbände, aber auch öf- fentliche Organe meist nur „männliche“ Formen der Dekorationen vergeben und die Trachten der Frauen nicht sonderlich geeignet sind, Brustdekorationen passend anzubringen, wird der Gesamteindruck der Frauentracht oft besonders beeinträchtigt. Um diesen Umstand zu verbessern, wäre es durchaus sinnvoll, künftig einen Gedan- ken in Richtung Damenschleifen und -bro- schen zu verlieren, welche die weiblichen Pendants zu den männlichen Brustdeko- rationen darstellen. Schützen in Tracht Andreas Leiter Reber Nr. 01 | Februar 2018 57
Arge Volkstanz Tänzerischer Jahresausklang Winterlehrgang in Lichtenstern am Ritten Wie jedes Jahr trafen sich auch heuer wie- der ca. 110 Tänzerinnen, Tänzer und Mu- sikanten aus Südtirol, Österreich, Bayern und dem Elsass vom 26. Dezember 2017 bis 01. Jänner 2018 im Haus der Familie in Lichtenstern zum Winterlehrgang, der von der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Süd- tirol organisiert wird. Vielseitiges Angebot Die Teilnehmer beim geselligen Die Musikanten spielen fleißig zum Tanz Tanzen auf. Mit viel Engagement brachten Sophie Oberpertinger (Spielerin Martina Reiterer) und Martin Kemenater (Spieler Martin Thur- Um die kleinen Tänzer und Tänzerinnen Gemeinschaft und Begeisterung ner) den tanzbegeisterten Teilnehmern und kümmerte sich Andrea Mittermair. Petra im Zentrum Teilnehmerinnen Tiroler Tänze bei. Josef Glanzer studierte mit ihnen zwei Tänze für Glanzer (Spieler Armin Glanzer) studierte den Silvesterabend ein. Die Tänzer und Tänzerinnen bekamen mit den Tänzerinnen und Tänzern Tänze Informationen zur Jugend- und Kulturwoche aus Kärnten und Österreich ein. Die Mu- Themenspiele in Paderborn, die alle zwei Jahre stattfindet, sikanten konnten bei den Referenten Jo- sahen den Film über den Bozner Binder- hanna Mader (Geige), Barbara Eckmüller Am 29. Dezember fand das offene Tan- tanz, der am 10. August 2017 im Rahmen (Harfe), Hans Schröpfer (steirische Har- zen statt. Tanzfreunde aus nah und fern der Lorenzinacht am Bozner Waltherplatz monika), Christoph Döttlinger (steirische schwangen mit den Teilnehmern und Teil- aufgeführt wurde, und lernten verschie- Harmonika), Ludwig Biegel (Zither, Gitarre) nehmerinnen begeistert das Tanzbein. dene weitere Tänze kennen. Die Teilneh- und Alexander Messner (Klarinette, Blech) Den Höhepunkt des Winterlehrgangs bil- mer und Teilnehmerinnen verbrachten Neues dazulernen. Bei den Tanzrunden dete das Hineintanzen ins neue Jahr mit Tage mit viel Tanz, Freude und Spaß und zeigten sie immer wieder ihr großartiges dem „Lichtensterner Fackeltanz“ und das erlebten Gemeinschaft und Begeisterung. Können. Christina Foidl sorgte dafür, dass anschließende Silvesterbuffet. Gedankt sei im Besonderen Eva Klotz- auch das gemeinsame Singen zu einem Bei einem Spielenachmittag unter dem ner und Michael Niederstätter für die or- Erlebnis wurde. Auch in Kleingruppen wie Thema „die olympischen Winterspiele“ ganisatorische sowie Hanna Beikircher für Singen, Großformen, Flechten mit Weiden konnten sich die verschiedenen Teams die musikalische Leitung. Mit ihrem Ein- (Referentin Elisabeth Pircher) konnten die im Eisstockschießen, Schneeball Einlo- satz und Bemühen schafften sie es, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mitma- chen und Skulpturen Bauen messen. Woche zu einem einmaligen Erlebnis zu chen. In der Kleingruppe „Tänze aus dem Jedes Team sollte sein Land mit einem machen. Es war eine tolle, unvergessliche Elsass“ unter der fachkundigen Leitung von Tanz, einem Lied und einer Choreogra- Zeit, und wir werden uns sicher beim Win- Marc Etienne Althusser erfuhren die Tän- phie bei der olympischen Schlussfeier terlehrgang 2018 in Lichtenstern am Rit- zer und Tänzerinnen, dass die Tanzenden vertreten. Auch hier war großer Team- ten wieder treffen. im Elsass „über den Boden schweben“. geist spürbar. Pircher Hanna Hereinspaziert • Gesamttiroler Maitanz in St. Walburg in Ulten am Samstag, 19. Mai 2018. Zum Tanz spielt die „Burgstaller Tanzlmusig“ und die Pausengestaltung übernimmt die „Nordtiroler Volkstanzgruppe“. Tracht oder festliche Kleidung erwünscht. Weitere Informationen im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org 58 KulturFenster
Heimatpflege •Büchertisch• Ulrike Kindl, Rosanna Pruccoli, Renate Abram, Francesco Rosani, Sebastian Marseiler, Alessandro Banda, Markus Neuwirth Franz Tappeiner Kurarzt und Mäzen - Medico e mecenate lang wirkte er als Kurarzt und Berater im da- Tappeiner. Die Beiträge verschiedener maligen Gesundheitswesen, begleitete den Autorinnen und Autoren werfen auch Umbau des noch mittelalterlich geprägten ein ungewöhnliches Schlaglicht auf die Landstädtchens zum glanzvollen Kurort und Weichenstellungen im frühen 20. Jahr- krönte sein Lebenswerk mit der Stiftung des hundert, die Merans Gesicht und Seele Tappeinerweges. Die einmalige Höhenpro- bis heute prägen. menade gehört längst zum Selbstverständ- nis der Passerstadt. Wenige wissen, dass Franz Tappeiner der große Mediziner und Mäzen auch ein Kurarzt und Mäzen - Medico e mecenate passionierter Botaniker war, dazu ein ernst- von Ulrike Kindl, Rosanna Pruccoli, Re- hafter Anthropologe, der mit der Forscher- nate Abram, Francesco Rosani, Sebastian Elite seiner Zeit in regem Austausch stand. Marseiler, Alessandro Banda und Mar- Franz Tappeiner (1816-1902) war eine Das Buch, das die „Merabilia“-Schriftenreihe kus Neuwirth – Hardcover, 264 Seiten, der Schlüsselfiguren aus der jüngeren des Palais Mamming Museums begründet, 239 mm x 197 mm, 2017 Athesia Tapp- Geschichte Merans: Über fünfzig Jahre legt sein Augenmerk nicht einzig auf Franz einer Verlag, 29,910 Euro. Johann Knoll, Thomas Bertagnolli, Karl C. Berger, Georg Keuschnigg Tirol unter alten Dächern THOMAS BERTAGNOLLI, geb. 1970, Studium der Geschichte, Geographie und Volkskunde an der Universität In- Eine Zeitreise durch Tirol nsbruck, seit 1999 Kustos des Muse- ums Tiroler Bauernhöfe; Hausforschung bengebäude aus allen Landesteilen so- und Tiroler Landesgeschichte sind seine wie Zeugnisse des wirtschaftlichen und Forschungsschwerpunkte. sozialen Lebens – Volksschule, Kapel- KARL C. BERGER, geb. 1976, Studium len, Mühle, Säge, Nagelschmiede und der Volkskunde/Europäischen Ethnolo- Schießstand – wurden an den Original- gie und Politikwissenschaft in Innsbruck, standorten abgebaut und im Museum 2001–2008 Assistent an der Universi- neu errichtet. Mit mehr als 60.000 Besu- tät Innsbruck, seit 2008 wissenschaft- cherinnen und Besuchern pro Jahr zählt licher Mitarbeiter im Tiroler Volkskunst- das Museum Tiroler Bauernhöfe zu den museum, seit 2015 dessen Leiter. führenden Tiroler Museen. GEORG KEUSCHNIGG, geb. 1954, Im vorliegenden Bildband werden nicht langjähriger Direktor des Tiroler Bau- nur die unvergleichliche Atmosphäre die- ernbundes und Vertreter Tirols im Dem bäuerlichen Leben und Arbeiten auf ses Tiroler Idylls, sondern auch Baustile, National- und Bundesrat; Obmann der Spur. Das Museum Tiroler Bauern- Wirtschaftsweisen, Handwerke, Traditi- des Hauptausschusses des Ver- höfe. Mit Bildern von Roland Defrancesco. onen und Lebensweisen im historischen eins Museum Tiroler Bauernhöfe in Tirol gezeigt. Kramsach. Im Unterinntal, eingebettet in und strukturiert durch die Hügel- und Die Autoren: Tirol unter alten Dächern – Eine Zeitreise Waldlandschaft hinter den Reintaler HANS KNOLL, geb. 1945, seit zehn Jah- durch Tirol. Johann Knoll, Thomas Berta- Seen, liegt „Klein Tirol“, das Freilicht- ren Obmann des Vereins Museum Tiroler gnolli, Karl C. Berger, Georg Keuschnigg; museum Tiroler Bauernhöfe. Hier wird Bauernhöfe, langjähriger Gemeinderat, mit Bildern von Roland Defrancesco; die historische bäuerliche Baukultur Vorstandsmitglied und Vizebürgermei- 144 Seiten; 7 farb. und 17 sw Abb.; in Nord-, Ost- und Südtirol dokumen- ster der Gemeinde Kramsach, ehrenamt- 6 Zeichnungen; 29 cm x 24 cm; 2017 tiert und bewahrt. 37 Haupt- und Ne- liche Tätigkeiten in örtlichen Vereinen. Tyrolia; 29.95 Euro. Nr. 01 | Februar 2018 59
Impressum Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler Unverlangt eingesandte Bilder und Texte Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes werden nicht zurückerstattet. und des Heimapflegeverbandes Südtirol Redaktion und Verwaltung: Eigentümer und Herausgeber: Verband Südtiroler Musikkapellen, Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347 Ermächtigung Landesgericht Bozen E-Mail: info@vsm.bz.it Nr. 27/1948 Einzahlungen sind zu richten an: Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen, verantwortlich: Waltherhaus Dr. Alfons Gruber Raiffeisen-Landesbank, BZ IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771 Als Pressereferenten für die Darstellung der entsprechenden Verbandsarbeit zuständig: SWIFT-BIC: RZSBIT2B VSM: Stephan Niederegger, E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it Jahresbezugspreis: Euro 20 SCV: Paul Bertagnolli, E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net Gefördert von der Kulturabteilung HPV: Sylvia Rottensteiner, der Südtiroler Landesregierung. E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com Druck: Ferrari-Auer, Bozen Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift, und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats. 60 KulturFenster
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