Kunsthalle Wien #Future Booklet
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Kunsthalle Wien #Future Booklet Museumsquartier 4/2 – 29/3 2015 www.kunsthallewien.at KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 1 28/01/15 17:28
The Future of Memory Eine Ausstellung über die Unendlichkeit der Gegenwart Digitale Kommunikation und virtuelle Vernetzung prägen nicht nur unsere Gegenwart, sondern beeinflussen auch unser kulturelles Gedächtnis. Die Erinnerung an die Vergangenheit, das Erleben der Gegenwart und die Vorstellung von der Zukunft vereinen sich im digitalen Raum zu für uns scheinbar gleichwertigen Bildern. The Future of Memory untersucht Konstrukte von Realität und hinterfragt die Bedingungen, zu denen individuelle Erinnerung und kollektives Gedächtnis entstehen. Kurator: Nicolaus Schafhausen Assistenz: Marie Egger Zur Ausstellung The Future of Memory erscheint ein E-Book, das zum kostenlosen Download unter www.kunsthallewien.at und bei iBooks zur Verfügung steht. Eine Druckversion von Books on Demand kann über die Website der Kunsthalle Wien erworben werden. Die Publikation umfasst Essays von Clint Burnham, Michael Connor und Nicolaus Schafhausen, Ausstellungsansichten sowie Texte zu den Werken in der Ausstellung von Marie Egger, Emilie Lauriola und Vanessa Joan Müller. 2 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 2 28/01/15 17:28
Die fotografische Aufnahme Julius von der Unfallsituation erinnert an Beweisfotografien für Polizeiakten, Bismarck Versicherungsdokumente oder Medienberichte. Motive wie * 1983 in Breisach am Rhein, dieses sind Teil eines kollektiven lebt in Berlin Bildgedächtnisses. Sie evozieren Assoziationen, obschon sie in diesem Fall auf kein Ereignis zurückzuführen sind, das diese rechtfertigen würde. Was ist wirklich passiert? Der Unfall am Mittelpunkt Deutschlands simuliert Faktizität und lässt am Ende doch Zweifel aufkommen selbst an identitätsstiftenden Metaphern wie dem Baum am Mittelpunkt Deutschlands. Julius von Bismarck, Unfall am Mittelpunkt Deutschlands, 2013 Unfall am Mittelpunkt Deutschlands, 2013 Igor Bošnjak Fiktive Geschichte Courtesy der Künstler und * 1981 in Sarajevo, lebt in Trebinje Alexander Levy, Berlin Nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 26. Februar 1991 wurde eine Kaiserlinde in Niederdorla in Thüringen, dem geografischen Mittelpunkt Deutschlands, gepflanzt. Am Morgen des 15. April 2013 benachrichtigten Passanten die Igor Bošnjak, Hotel Balkan, 2013, Filmstill Polizei, weil ein schwarzer VW Golf in diesen Baum gerast war. Die Hotel Balkan, 2013 Beamten nahmen den Sachverhalt HD Video, 10 Min. auf, begannen mit den Ermittlungen Courtesy der Künstler und wurden einige Wochen später in einem Bekennerschreiben Hotel Balkan ist ein Video aus darüber informiert, dass der atmosphärischen, nur bedingt einer Künstler Julius von Bismarck das konkreten Epoche zuzuordnenden Ereignis inszeniert hatte. Der Unfall Bildern, das sich mit der am Mittelpunkt Deutschlands futuristischen Erinnerung an das war in Wirklichkeit gar kein Unfall, Vergangene und gegenwärtigen sondern existiert in Polizei- und Zukunftsvorstellungen beschäftigt. Presseberichten, die letztlich fiktive Im Zentrum des im Atombunker Geschehnisse dokumentieren. des ehemaligen jugoslawischen 3 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 3 28/01/15 17:28
Präsidenten Tito gedrehten Films Logo to Self-Consciousness, 2014 steht die Frage, warum Bilder aus Verschiedene Materialien der Vergangenheit oft futuristischer Courtesy der Künstler; 47 Canal, erscheinen als eingängige Bilder New York; Greene Naftali Gallery, einer imaginierten Zukunft. Selbst New York Science Fiction Filme sehen nicht selten weniger wie Reisen in die Collective Feelings Memory, 2015 Zukunft denn wie solche in eine Verschiedene Materialien unbekannte Vergangenheit aus: Courtesy der Künstler und Galerie Nicht das Unvorstellbare kommt Christine Mayer, München in ihnen zum Ausdruck, sondern jene Variation der Vergangenheit, Antoine Catala entwickelt seine die offenbar nicht realisiert worden künstlerische Praxis entlang ist. Auch Igor Bošniaks Film Hotel unserer physischen und Balkan präsentiert eine Zukunft der psychologischen Beziehung zu Vergangenheit, die scheinbar niemals Bildern und den Maschinen, die gegenwärtig geworden ist, obschon sie erzeugen. Mit einem Fokus sie real existiert. Deshalb auch auf dem räumlichen und taktilen die Vorstellung des Atombunkers Charakter von Bildern – bewegten in Konjic im heutigen Bosnien- wie statischen – betont der Künstler Herzegowina als eine Art Hotel: ein unsere affektive Verbindung zu Ort der Erholung für die Menschen ihnen. Catalas Performances und von heute statt eines Schutzortes für Installationen sind oft von Humor die Herrschenden von gestern. geprägt, entfernen sich jedoch nie von ihrer primären Absicht, Kommunikationsmittel, Sprache und Emotionen zu hinterfragen. Antoine Catala Im Rahmen von The Future of Memory * 1975 in Toulouse, lebt in New York zeigt der Künstler vier technisch geprägte Arbeiten, die Erinnerung und die von ihr ausgelösten Gefühle untersuchen. New Feelings ist ein computererzeugtes Rendering des Künstlers im Körper eines kleinen Jungen, der nachdenklich am Strand liegt. Direkt mit diesem Werk verbunden ist Le Petit Antoine, ein Cartoon, der den Künstler als Kind zeigt, das das Verhalten anderer Leute zu verstehen versucht. Antoine Catala, New Feelings, 2014 Für die Ausstellung entstand die Installation Collective Feelings Le Petit Antoine, 2014 Memory, die an einen Sandkasten New Feelings, 2014 erinnert, tatsächlich aber mit bunten Verschiedene Materialien Seifenblasen aus Polystyrenschaum Courtesy der Künstler und 47 Canal, gefüllt ist. Werden diese vom/von New York der Betrachter/in berührt, behalten 4 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 4 28/01/15 17:28
sie den Umriss, den sie dabei Charrière erkundet unter anderem bekommen, wie eine Erinnerung an die Messtürme des polygonal die Berührung. Die Installation Logo geformten Testgeländes. to Self-Consciousness wiederum Die Fotografien wurden vor Ort sieht aus wie ein „Ballonhirn“, das sich mit einer Mittelformatkamera ausdehnt und zusammenschrumpft aufgenommen und dokumentieren und dabei seine innere Form zu die Hinterlassenschaften einer erkennen gibt. vergangenen Ära. Die radioaktive Strahlung von Plutonium versiegt mit einer Halbwertszeit von 100.000 Jahren und entspricht damit Julian Charrière aktuell der einstigen Intensität. Die hellen und dunklen Flecken * 1987 in Morges, lebt in Berlin auf der Fotografie resultieren aus dem Kontakt des Negativs mit radioaktiven Ausgrabungsresten des Testgebietes. Die Strahlung der Steine wirft Schatten auf das Material und hinterlässt dadurch eine sichtbare Spur der unsichtbaren Kontaminierung. Wenngleich die Bilder nachträglich bearbeitet wurden, verschmelzen in ihnen Bestandsaufnahmen historischer Ruinen, der Julian Charrière, Polygon XII, 2014 derzeitige Status der radioaktiven Verseuchung und eine zukünftige Polygon XII, 2014 Archäologie des nuklearen S/W Fotografie, 150 x 180 cm Zeitalters. Vergangenheit, Courtesy der Künstler Gegenwart und Zukunft fallen in der Aufnahme des Areals praktisch Die Fotografien der Serie Polygon in eins. von Julian Charrière zeigen Aufnahmen eines ehemaligen Atomwaffentestfeldes im Osten Kasachstans. In dieser Keren Cytter Landschaft befinden sich noch heute erkennbare Markierungen * 1977 in Tel Aviv, lebt in New York für den Abwurf von Kernwaffen, sowie Messtürme, Bunker und unterirdische Minen. In dem 19.000 km2 großen Gebiet wurden zwischen 1949 und 1989 etwa 460 Tests durchgeführt – viele davon unterirdisch. Das atomare Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion erfuhr hier seine reale Manifestation. Keren Cytter, Ocean, 2014, Filmstill 5 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 5 28/01/15 17:28
Ocean, 2014 Video, 15:40 Min. Edith Dekyndt Courtesy die Künstlerin; Galerie Nagel Draxler, Berlin; * 1960 in Ypern, lebt in Tournai Galerie Pilar Corrias, London Am Anfang steht die schriftliche Anweisung, den Kopf an der einen und die Schultern an der anderen Stelle zu positionieren. Dann versetzt uns eine Stimme aus dem Off langsam in einen Zustand der Entspannung und meditativen Konzentration: „If you don’t want to drown, be an ocean. You are waking up to the sound of the Edith Dekyndt, Carousel, 2010 waves. Your mind is an island. You are facing reality by yourself. Relax. Carousel, 2010 Concentrate on the screen in front Diaprojektion of you and face your own reflection.” Courtesy die Künstlerin und Keren Cytters Videoarbeit Ocean Galerie Greta Meert, Brüssel ist ein elliptisches Narrativ um ein Paar, eine Familie, eine Geliebte, Edith Dekyndts Installation ein Haus am Strand und einen Carousel greift das Konzept des einsamen Jungen. Diaprojektors als Bildmaschine auf, die auf eine virtuelle Reise In der letzten Einstellung findet in die Vergangenheit führt; statt ein junger Mann ein im Sand mit persönlichen Erinnerungen vergrabenes iPhone. Auf dem konfrontiert Carousel die Bildschirm ist ein Film zu sehen, Betrachter/innen jedoch mit der der genau jene Szene zeigt, die Evidenz des Faktischen: Staub, vor ihm liegt: das ruhige Meer, der sich in leeren Diarahmen die Sonne, der Strand. Digitale abgelagert hat. Staub als Medien erzeugen manchmal mikroskopisches Partikel Zeit, einen hypnotischen Sog, ihnen das sich auf alles legt. Staub als konzentrierte Aufmerksamkeit physische Spur der Vergangenheit, zu schenken im Austausch für die nichts von dieser preisgibt das Versprechen, dass wir uns außer der Tatsache, dass sie weit besser fühlen werden, wenn wir in in der Ferne liegt. Die insgesamt ihre virtuellen Welten eingebettet achtzig Diarahmen, die das sind. Doch so wie mit dem iPhone Karussell eines Kodak-Projektors das Meer gefilmt wurde, statt es füllen, sind über fünfzig Jahre alt selbst zu betrachten, schieben und wurden von der Künstlerin sich die flachen Glasscheiben der originalverpackt erworben. Jeder Bildschirme insistierend vor die der Diarahmen hat zwei dünne Realität, bis diese genauso wenig Glasplatten, zwischen die ein taktil erscheint wie die Datenströme entwickeltes Diapositiv eingebettet aus den geliebten Gadgets. werden kann. 6 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 6 28/01/15 17:28
Einige der Glasplatten wurden Startup Case Mod: Snapchat, 2014 offenbar mit einer Emulsion Verschiedene Materialien, behandelt, die über die Jahre 126 x 72,2 x 38 cm hinweg ausgetrocknet ist und Risse bekommen hat. Neben Courtesy der Künstler und dem Staub bildet sie eine weitere Galerie Buchholz, Berlin/Köln Sichtbarkeitsebene, die in der Vergrößerung zur Erscheinung Berlin Startup Case Mod: tritt. Sobald der Projektor mit Sociomantic, 2014 einem Klacken einen weiteren Verschiedene Materialien, leeren Diarahmen vor die Linse 79,5 x 91 x 54 cm schiebt, sehen wir entsprechend Courtesy Alastair Cookson minimale Spuren eines Nichts, das auf die Vergangenheit verweist. Simon Denny gibt in seinen Es sind Bilder, die ohne Intention Installationen einer ungebrochenen und Entwickler entstanden sind, Zukunftseuphorie Raum, die Zufallsprodukte einer Lagerung, außerhalb der digitalen Startup-Szene die sich hier als wahrnehmbare nur noch selten zu finden ist – jenem Sedimentierung von Zeit Fortschrittswillen, der nicht nostalgisch präsentiert. in die Vergangenheit blickt, sondern im Internet die Potenziale von Morgen erkennt. Mit Risiko-Kapital gegründete Internet-Startup-Firmen treffen dort Simon Denny auf nerdige Subkulturen zu einer Trias aus Programmier-Genies, Rechner- * 1982 in Auckland, lebt in Berlin Tunern und Investoren. Denny kommentiert das in der konzentrierten Kombination von Elementen einer Digitalkultur jenseits des Mainstream, die als Momentaufnahmen einer Gegenwart gelten können, die in Startup- Unternehmen die Helden von Morgen findet. Er löst Readymade-Materialien aus ihrer kulturellen Nische heraus und behandelt sie als Teil einer Simon Denny, Berlin Startup Case Mod: Sociomantic, 2014 globalen Information. So entsteht eine Hommage an Technologie, The Startup Way Snapchat Legal Innovation und die unaufhaltsame Evidence, 2014 Suche nach dem Neuen inklusive You Disruptive Technologies, ihrer ökonomischen Verflechtung. 2014 Kritische Distanz kennt Denny dabei The Process SeedCamp nicht: Kommentieren wollen seine American Tour, 2014 Arbeiten die Entwicklung nicht. Es Digitaldruck auf Netzstoff, ist die Realität, die im Zweifelsfall Digitaldruck auf Aluminium, krisenhaft in die hochfliegenden je 159,5 x 113,5 x 17,5 cm Ambitionen interveniert. 7 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 7 28/01/15 17:28
zu demonstrieren. Er wird zum Aleksandra alternativen Rollenmodell erklärt und die westliche Pop-Kultur Domanović zum Ideal, das zu re-etablierende Prinzipien verkörpert. Aleksandra * 1981 in Novi Sad, lebt in Berlin Domanović gelingt ein distanzierter Blick auf diese jüngste Geschichte, der eine kritisch-reflexive Perspektive ermöglicht. Geboren in Novi Sad (heute Serbien), erlebte die Künstlerin das Trauma von Zerfall und Neu-Identifikation der ehemaligen jugoslawischen Staaten mit. Aleksandra Domanović, Turbo Sculpture, 2010 – 2013, Filmstill Turbo Sculpture, 2010 – 2013 Dani Gal Video, 19:44 Min. Courtesy die Künstlerin und * 1975 in Jerusalem, lebt in Berlin Tanya Leighton, Berlin Als Turbo Sculpture bezeichnet die Künstlerin Skulpturen im öffentlichen Raum in verschiedenen Städten Serbiens, Mazedoniens, Sloweniens, Kroatiens oder auch des Kosovo. Analog zum so genannten „Turbo-Folk“ kreierte Domanović die Bezeichnung Dani Gal, Wie aus der Ferne (As from Afar), 2013, Filmstill „Turbo-Skulptur“ zur Beschreibung von Monumenten westlicher Pop- Wie aus der Ferne (As from Ikonen: realistische Statuen von Afar), 2013 Rocky Balboa, Bob Marley, Tupac HD Video, 26 Min. Shakur oder Johnny Depp. In der Courtesy der Künstler und Annahme, lokale Politiker/innen Freymond-Guth Fine Arts, Zürich und Held/innen hätten versagt und es existiere keine nationale Dani Gals filmische und installative Geschichte, an deren Werte erinnert Praxis richtet sich auf die Art und auf deren Errungenschaften und Weise, wie sich Geschichte aufgebaut werden könne, sollen die in persönliche und kollektive Figuren Identifikationsvorlagen aus Erinnerung verwandelt. Der Künstler der westlichen Kultur liefern. untersucht, wie die Wahrnehmung So wurde dem chinesisch-stämmigen und Interpretation eines historischen Amerikaner Bruce Lee 2005 in Ereignisses sich gemäß eines Mostar (Bosnien-Herzegowina) Spektrums sozio-politischer und ein Denkmal gesetzt, um Einheit kultureller Faktoren modifiziert, und ethnisches Nebeneinander verzerrt und unterschiedlich erlebt 8 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 8 28/01/15 17:28
wird. Wie aus der Ferne, eine fiktionalisierte Videoinstallation, Florian Hecker basiert auf der Begegnung eines Überlebenden des Holocaust, * 1975 in Augsburg, lebt in Kissing dem bekannten Nazi-Jäger Simon und Wien Wiesenthal, mit Albert Speer, dem führenden Architekten des Dritten Reichs und Rüstungsminister. Letzterer war einer der wenigen hochrangigen Nazi-Offiziellen, der Verantwortung für sein Handeln übernahm und Reue für die entsetzlichen Verbrechen des Regimes zeigte, während er zwanzig Jahre im Gefängnis verbrachte. Nach seiner Entlassung im Jahr 1974 kontaktierte Speer Florian Hecker, Chimerization, 2012, Foto: Jared Kuzia Wiesenthal und es entstand eine kontroverse Beziehung, Modulator, 2012 die auf Korrespondenzen und 1-Kanal elektroakustischer Ton, gelegentlichen Besuchen in Wien Lautsprechersystem, 33:48 Min. basierte. Diese ungewöhnliche Courtesy der Künstler; Sadie Freundschaft bildet den Coles HQ, London; Galerie Neu, Berlin Ausgangspunkt von Gals introspektiver kinematografischer Florian Heckers Soundinstallation Inszenierung, die auf Basis von Modulator besteht aus einem Dokumentarmaterial und der von Richtlautsprecher und einer dem israelischen Historiker Tom elektroakustischen Komposition. Segeys verfassten Biografie Simon Atonal, gebrochen, nur in Wiesenthal: The Life and Legends Sequenzen melodisch klingen die entstanden ist. Begleitet wird akustischen Signale. Sie entfalten der Film von der Erzählung eines sich tonal wie räumlich und kurzen Textes des österreichischen eröffnen eine Wahrnehmung nicht Philosophen Ludwig Wittgenstein, nur in akustischen, sondern auch die auf Erinnerungen und Bildern physischen Volumina. und deren Beziehung zum jüdischen Genozid basiert. Das tonale Spektrum der Soundinstallation reicht von tippenden, knackenden, kratzenden, pochenden und rauschenden Lauten über Störimpulse, piepende Alarme, Propeller, flirrende Töne und Rhythmen bis zu melodischen Klängen. Hecker reizt das akus- tische Vermögen aus, indem er verschiedene Frequenzen überlagert und gegeneinander ausspielt. Diese Modulation von akustisch 9 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 9 28/01/15 17:28
wahrnehmbaren Schwingungen Situation Room, aus der Serie beeinflusst die menschliche FRONTEX, Constanza, 2009 Wahrnehmung von Signalen. Modulator ist deshalb mehr als Drucke auf Spanplatten, 200 x 160 cm nur eine Herausforderung oder gar Störung des menschlichen Courtesy der Künstler Sinnesapparates. Die Töne sind weni- gen bekannten Klängen zuzuordnen Leon Kahanes Fotografien und Videos und scheinen einer fremden Logik zu sehen dokumentarisch aus und adres- folgen. Die Arbeit vermittelt somit eine sieren Themen, die man als politische körperliche Erfahrung – anhand einer bezeichnen kann. Sie meiden jedoch akustischen Darstellung für das Auge das Spektakuläre zugunsten einer unsichtbarer Signale. Betrachtungsweise, die sich neben dem Thema auch den Bedingungen von dessen Sichtbarwerdung widmet. So sehen wir in dem 30-minütigen, Leon Kahane aus einer einzigen Einstellung beste- henden Video 19-1-2014, so genannte * 1985 in Berlin, lebt in Berlin „female domestic worker“ in Hong Kong, die an einer Demonstration teilnehmen. Die Protestierenden tragen Stirnbänder, auf denen ihre Forderungen stehen, halten Banner in die Höhe und winken Aufmerksamkeit suchend in die Kamera. Viele der Frauen nehmen sich und das Geschehen mit ihrem Smartphone auf oder aber fotogra- fieren den Künstler, der sie wiederum mit einem Camcorder filmt. 19-1- 2014 liefert damit weitere Bilder der Demonstration, die ihrerseits visuelle Zeugnisse des Protests produzieren, die im Up- und Download globaler Informationsverdichtung nach Adressaten suchen. Kahanes Fotoserie FRONTEX hinge- gen fokussiert die Mechanismen des Systems. FRONTEX zeigt Ansichten Leon Kahane, Jacket, aus der Serie FRONTEX, Warsaw, 2009 aus den menschenleeren Büros im Frontex Headquarter in Warschau. 19-1-2014, 2014 Die auf großen Holzplatten auf- 1-Kanal Full HD Video, 30 Min. gezogenen Fotografien lehnen im Raum und evozieren die physische Xerox / Flipchart / Office left / Präsenz eines Verwaltungsbüros. Jacket / Flowers, aus der Serie Frontex (Agence européenne FRONTEX, Warsaw, 2009 pour la gestion de la coopération 10 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 10 28/01/15 17:28
opérationnelle aux frontières extéri- Verschiedene Materialien, eures) ist eine Gemeinschaftsagentur je 70 x 50 cm der Europäischen Union und zuständig für die Zusammenarbeit Courtesy New Galerie, Paris und der Mitgliedstaaten an den Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin Außengrenzen der EU. Absolute Vitality Inc. Offshore Subsidiary (Bailouts Yet Vital LTD, Seychelles), 2013 Daniel Keller Privatsammlung * 1986 in Detroit, lebt in Berlin Eine offiziell eingetragene Briefkastenfirma aus Wyoming, die Absolute Vitality Inc., wurde 2012 von den in Berlin lebenden amerikanischen Künstlern Daniel Keller und Nic Kosmas erworben, um den Rahmen eines Kunstprojektes zu bilden. Daniel Keller konzipiert Installationen, Performances und digitale Werke, die Themen untersuchen, die an neo-liberale Praktiken anknüpfen. Sein Werk beschäftigt sich mit Konsum, Arbeit, Umwelt und sozio-ökonomischen Fragestellungen und betrachtet Vorstellungen von Fortschritt und Produktivität aus der Perspektive des Künstlers als „Prosument-Ingenieur“. Offshore Tochtergesellschaften sind in Steueroasen in Übersee angesiedelte Geschäftszweige, die Daniel Keller, Absolute Vitality Inc. Offshore Subsidiary von multinationalen Unternehmen (Blues Via Totality LTD, Belize), 2013, Foto: Aurélien Mole, 2013 zwecks Steuervermeidung in ihren Heimatländern gegründet Absolute Vitality Inc. Offshore werden. Die Aktien von Absolute Subsidiary (Visit Beauty Atoll LTD, Vitalitys Offshore Tochterfirmen British Virgin Islands), 2013 können offiziell von Sammler/innen Absolute Vitality Inc. Offshore erworben werden und unterstreichen Subsidiary (Blues Via Totality LTD, die Dreiecksbeziehung von Belize), 2013 Künstler/in-Galerist/in-Sammler/ Absolute Vitality Inc. Offshore in sowie den Handelscharakter des Subsidiary (Sea But Volatility LLC, Kunstmarktes. Diese Aktien bieten Nevis), 2013 ein geringes Risiko, einen hohen Absolute Vitality Inc. Offshore Gewinn und ein legales Investment Subsidiary (To Value Stability LTD, in ein konzeptuelles Kunstwerk. Gambia), 2013 Sie garantieren den Kunden/innen 11 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 11 28/01/15 17:28
(Sammler/innen) vollständige sind Wiederholung und Rhythmus Freiheit von den kapriziösen Trends maßgebliche Instrumente, die des Kunstmarktes. Im Rahmen Lippards Texte hin und wieder ins von The Future of Memory werden Unverständliche abdriften lassen. gedruckte Aktien der verschiedenen Sprache wird zum Instrument, Tochtergesellschaften von Absolute das Melodie und Refrain entwickelt Vitality Inc. in verschließbaren, und die Wörter in ihrer ästhetisch- wasserdichten Beuteln ausgestellt, poetischen Funktion präsentiert. die die Namen jener Steueroasen tragen, aus denen sie stammen. Postisms beginnt mit einer Akzentuierung des Wortes „Postmodernism“ und variiert dieses bis zur Unkenntlichkeit. Das Präfix Hanne Lippard „post“ wird ins Nichtssagende gerückt. Das Spiel mit dem Klang * 1984 in Milton Keynes, lebt in Berlin setzt sich in Locus fort, wenn nonverbale zwischenmenschliche Kommunikation beschrieben wird, ohne dass ein aktiver Austausch stattfindet. Pandoras Cat ähnelt einem Logbuch. Die Beschreibung eines privaten Umzugs sowie der Organisation des persönlichen Lebens erinnern an Blogs und die Kommunikation über soziale Medien. Diese Situation wird in Beige auf eine polemische Abhandlung über den Hanne Lippard, Orbit, 2012, Courtesy die Künstlerin Farbton und dessen Konnotation als Lifestyle-Farbe übertragen. Postisms, 2011, 1:06 Min. Locus, 2012, 4:45 Min. Pandoras Cat, 2013, 6:20 Min. Beige, 2010, 6:05 Min. Deimantas Soundinstallation Narkevičius Courtesy die Künstlerin * 1964 in Utena, lebt in Vilnius Hanne Lippards Medium ist die Sprache. In Ton, Text und Performance schreibt und spricht sie über das Sprechen. Dazu benutzt sie Kommentare, Versatzstücke aus Smalltalk, Posts aus dem Internet, inflationär gebrauchte Phrasen, Alltagssprache oder alltägliche Begebenheiten. Für die sorgfältige Platzierung und Deimantas Narkevičius, Books on Shelves and Without Letters, Re-Kontextualisierung der Wörter 2013, Filmstill 12 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 12 28/01/15 17:29
Books on Shelves and Without Perspektive zusammengefasst Letters, 2013 zu werden. Es ist die Ästhetik HD Video, 40 Min. alternativer Musikvideos aus den Courtesy der Künstler und Galerie 1980er Jahren, die man zu spüren Barbara Weiss, Berlin meint. Auch die Tatsache, dass Narkevičius mit Betacam SP gefilmt In den Filmen von Deimantas hat, einem gängigen Videoformat Narkevičius geht es um nichts der Achtziger, trägt zu dem weniger als das Ausloten der Grenze zeitenthobenen, in jedem Fall nicht der filmischen Repräsentation als von der digitalen Präzision heutiger Wiedervergegenwärtigung von Videos geprägten Eindruck bei. etwas Vergangenem. Auch die strukturelle Ähnlichkeit von Bild und Erinnerung als von Projektionen durchzogene und deshalb niemals Katja Novitskova ganz realistische Ab- und Einbildung spielt eine wichtige Rolle in diesem * 1984 in Tallin, lebt in Amsterdam Werk, das nur vordergründig dokumentarisch angelegt ist. Books on Shelves and Without Letters zeigt den Auftritt der Band Without Letters in einer antiquarischen Buchhandlung in Vilnius, deren Interieur aussieht wie vor dreißig Jahren. Das Publikum hört der Musik zu, blättert aber auch immer wieder in den Büchern. Auch sonst herrscht eine entspannte Atmosphäre, die zu der leicht retro klingenden Gitarrenband passt. Je länger man die 40-minütige Videoinstallation betrachtet, desto unklarer wird jedoch, ob es sich um eine Dokumentation eines realen Auftritts einer realen Band handelt, oder ob alles in diesem Film gecastet worden ist. Katja Novitskova, Dodoli de Luxe Grey, 2014 In der Doppelprojektion bewegen sich die Bilder mit Dream Jobs 009, 2013 der Bewegung der beiden Special Bond 011, 2013 Videokameras, verändern ihre Dissemination And Proliferation Größe, schieben sich nach vorne 012, 2013 und zurück. Die ungeschnittenen Prediction Market 017, 2013 Konzertaufnahmen geben den Benefits of Complexity 008, 2013 Blickpunkt der Filmenden wieder, Digitaldrucke auf Papyrus, ohne zu einer einzigen homogenen je 72 x 55 cm 13 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 13 28/01/15 17:29
Dodoli de Luxe Grey, 2014 Elektrische Babywiege, Yuri Pattison Polyurethanharz, Datenbankbild von Eiweißmolekülen, Fischköder, * 1986 in Dublin, lebt in London Kabel, ca. 110 x 100 x 90 cm Courtesy die Künstlerin und Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin Die künstlerische Praxis von Katja Novitskova kreist um die erstaunliche Expansion des Internets und entwickelt daraus ein futuristisch anmutendes Werk aus Installationen, Yuri Pattison, RELiable COMmunications Prints und Skulpturen. Indem sie das (http://reliablecommunications.net), 2013 Digitale mit Elementen natürlichen, organischen oder historischen RELiable COMmunications (http:// Ursprungs verbindet, untersuchen reliablecommunications.net), 2013 ihre Arbeiten das transformative Webpage (html, css, javascript, php, Potenzial von Online-Bildern. jpeg, gif, png) Endloses Wirtschaftswachstum, Courtesy der Künstler Umweltschäden, Fragen des Auftragswerk für Legion TV, London; Bildes und Mensch-Maschinen- co-präsentiert mit New Museum, Interaktionen sind Teil jener Themen, New York mit denen sich die Künstlerin beschäftigt. Pale_Blue_Dot, http://www.kxol. com.au/images/pale_blue_dot. Im Rahmen von The Future jpg
Manning im Jahr 2010. Die Website, die den Namen eines russischen Jon Rafman Netzwerks aus dem Jahr 1990 (und damit aus der Zeit vor dem Internet) * 1981 in Montréal, lebt in Montréal trägt, das die Nachricht von dem Umsturz verbreitet hat, dient als faktisches Archiv jenes politischen Ereignisses. Informationsschichten und Anschauungsmaterialien werden rasant dargestellt, und das Scrollen, Klicken und Öffnen von Tabs, das notwendig ist, um Zugang zu dem Material zu erhalten, spiegelt den Rechercheprozess, Jon Rafman, Mainsqueeze, 2014, Videostill den Pattison aufgebracht hat. Chat-Protokolle der Whistleblowerin Mainsqueeze, 2014 Chelsea Manning und des Hackers Video, 7:23 Min. Adrian Lamo tauchen auf dem Courtesy der Künstler Bildschirm auf, während die Seite sich in die Textur von Pale Blue Jon Rafmans Videoarbeiten Dot verwandelt. Im Auftrag des untersuchen die Konsequenzen Astronoms Carl Sagan von dem virtueller Technologie auf Raumschiff Voyager aufgenommen, menschliche Interaktionen und zeigt dieses Bild die Erde als einen die Rolle digitaler Werkzeuge bei einzigen blauen Pixel. Während der Entstehung von Entfremdung ihres Austauschs mit Lamo und Isolation. Rafmans frühere versuchte Manning die Gründe Videoarbeiten sind getragen für ihr Handeln zu erläutern und von dem, was der Künstler als veranschaulichte ihre Haltung mit „Flaneurblick“ bezeichnet: dem Versenden eines Links zu dem Bilder mit einer romantisch- originalen Voyager-Foto. Pattison kontemplativen Qualität. Das fand heraus, dass die von Manning 7-minütige Video Mainsqueeze, geschickte URL nicht funktionierte, das aus im Internet gefundenem reaktivierte die Seite und lud eine Material besteht, führt diesen spiegelverkehrte Version des Bildes Ansatz weiter. Ein synthetischer als Hommage an Chelsea Manning, Erzähler hält die Struktur der früher bekannt als Gefreiter Bradley infernalischen Sequenzen, Manning, hoch. die detailliert gezeigt werden, zusammen. Die Stimme aus dem Off verbindet modifizierte Zitate aus der Literatur und Tumblr mit Kommentaren aus den Foren verschiedener Websites. Dabei entsteht ein unangenehmer Blick auf Orte, an denen versteckte Perversionen, Identitätsfragen und Einsamkeit massenhaft zu finden sind. Rafman beobachtet und 15 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 15 28/01/15 17:29
dokumentiert diese Subkulturen, detailliert skizzierte. Nachdem ohne sie zu bewerten oder ein Ramić sich zusätzlich mit moralisches Urteil abzugeben und wissenschaftlichen Publikationen lässt stattdessen den Betrachter/ zum Thema und Büchern des innen Raum, ihr eigenes Gefühl Medientheoretikers Jussi Parikka der Verstrickung abzuwägen. zu Kommunikationsstrategien von Insekten vertraut gemacht hatte, entstand The Return Trip is Never the Same: Die 82 Seiten Adriana Ramić des E-Books bestehen jeweils aus drei Ebenen. Das oberste farbige * 1989 in Chicago, lebt in New York Motiv entspricht den von Cornetz dokumentierten Ameisenpfaden. Darunter erkennbar ist jeweils ein nahezu zusammenhangloser Text. Ein zweiter Textkörper in der hintersten Ebene wiederum wird größtenteils überdeckt und enthält kaum entzifferbare Buchstabenkombinationen. Er ist entstanden, indem die Künstlerin Adriana Ramić, The Return Trip is Never the Same (After Trajets die Insektenpfade auf einer Swype- de Fourmis et Retours au Nid, M. Victor Cornetz, 1910), 2014 Tastatur nachzeichnete. Ein Autokorrekturprogramm erstellte The Return Trip is Never the anschließend einen lesbaren Text Same (After Trajets de Fourmis et in unterschiedlichen Sprachen. Retours au Nid, M. Victor Cornetz, Dieser enthält wiederum Wörter, 1910), 2014 die vom Computer der Künstlerin E-Book, 82 Seiten zuvor häufig benutzt worden sind Courtesy die Künstlerin – und somit eine Dokumentation ihrer eigenen digitalen Spuren. Der Entstehungsprozess von Adriana Ramićs The Return Trip is Never the Same kann als Verkettung von Zufällen Antoine Renard gelesen werden: Anlässlich eines Aufenthalts im Google- * 1984 in Paris, lebt in Berlin Kulturinstitut in Paris 2014 gelang sie über Treffen mit Etymologen und Käferspezialisten in den Besitz des Buches Trajets de Fourmis et Retours au Nid (Ameisenwege und Rückkehr zum Nest) von Victor Cornetz aus dem Jahr 1910. Der französische Forscher beschäftigte sich mit der Eusozialität von Ameisen Antoine Renard, 2553418_Why do cats sleep on the newspaper (何故、猫は新聞に乗るのか?), 2015 und studierte deren Pfade, die er 16 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 16 28/01/15 17:29
1110533_Capture Name (Bob), 2015 Prinzip wird ausgespielt, wenn SYNTHOS XPS PRIME S 30 Antoine Renard sich nicht nur eines Styropor, 65 x 205 x 12 cm Ausgangsmaterials, sondern auch technischer Mittel bedient, die für 2553418_Why do cats sleep on jedermann zugänglich sind. the newspaper (何故、猫は新聞に乗 るのか?), 2015 SYNTHOS XPS PRIME S 30 Styropor, 65 x 140 x 15 cm Mandla Reuter Courtesy der Künstler * 1975 in Nqutu, lebt in Berlin Wann die abstrakte Form der Skulptur von Antoine Renard sich als Katze zu erkennen gibt, hängt von den Betrachter/innen ab. Ist das Motiv jedoch einmal hervorgetreten, setzt sich eine intuitive Assoziationskette in Gang: Die Katze ist das mit Abstand beliebteste Motiv im Internet. Sie ist das populärste Haustier im World Wide Web, und die User lieben es, Videos, Comics und Bilder von Katzen zu erstellen, zu posten, zu kommentieren und zu teilen. Diese Liebe zur Katze ist symptomatisch für jene Demokratisierung von Online-Inhalten, die als „Long Tail“ beschrieben werden kann: das Potenzial, zum Sender zu werden und seine Gedanken mit einer unbestimmten Öffentlichkeit zu Mandla Reuter, City, 2014, Foto: Robert Gruber teilen. Die Popularität von Inhalten im Internet macht aus anonymen City, 2014 Objekten kollektive Ikonen, so der Holz, Stahl, Schlauch, Pumpe, Gedanke hinter Antoine Renards Evian-Wasser, andere Materialien, Arbeit. Maße variabel Courtesy der Künstler und Das Motiv seiner Skulpturen Galerie Mezzanin, Wien basiert auf einem erst kürzlich aufgenommenen Bild einer Online-Informationen, Fiktion tatsächlichen Katze. Ihre und Realität können einander Besitzer haben Fotos von dem verändern oder blockieren, bis Tier veröffentlicht, und der vollständige Verwirrung herrscht. Künstler hat daraus mithilfe Die vielschichtige und doch von eines 3D Druckers Skulpturen einer minimalistischen Ästhetik gefertigt. Das non-hierarchische geprägte künstlerische Praxis 17 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 17 28/01/15 17:29
von Mandla Reuter verändert ihre Form und Bedeutung und Meggy zwingt die Betrachter/innen dazu, sich selbst ein Bild zu machen. Rustamova Wie in einem psychedelischen Experiment entfalten sich in * 1985 in Tiflis, lebt in Brüssel und Gent seinen Installationen verschiedene Erzählungen, ohne direkt auf eine bestimmte zu verweisen. Die in The Future of Memory gezeigte Installation City thront auf einer Palette, die auf einer Metallkonstruktion steht. Der blaue, mit einer Pumpe ausgestattete Wassertank ist mit Spring Water von Evian gefüllt. Aus dem Tank führt ein schwarzer Schlauch, der sich auf dem Boden schlängelt und den Raum durchquert und dabei die Wand durchbricht. Am Ende des Kreislaufs führt der Schlauch unter einem Stapel von Evian Flaschen hindurch und endet in seiner Quelle, dem Plastiktank. Indem sie einen Zyklus des industriellen Umgangs mit Wasser spiegelt, hebt City hervor, was sich dahinter Meggy Rustamova, L’invitation au voyage, 2014 verbirgt und bringt das trendige Wasser zum Verschwinden. L’invitation au voyage, 2014 HD Video, 13 Min. Courtesy die Künstlerin Meggy Rustamovas Film L’Invitation au voyage präsentiert uns eine Abfolge von Schwarz- Weiß-Fotografien, die über eine Stimme aus dem Off in ein Narrativ eingebunden werden, das uns die Geschichte einer Frau erzählt, die verschwunden ist und lediglich die Fotografien hinterlassen hat. Adressat der Bilder ist jener Mann, den sie verlassen hat. Langsam nähert sich die Kamera den statischen Zeugnissen der Vergangenheit, während eine Frauenstimme 18 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 18 28/01/15 17:29
die Bilder kommentiert und die Augustas Serapinas eine Vergangenheit der verschwundenen künstlerische Praxis entlang der Frau ebenso zu rekonstruieren Veränderung und Manipulation sucht wie die Reise des Mannes des Raumes. Er macht vergessene in die ihm überlassene, bildlich oder versteckte Orte innerhalb von festgehaltene Vergangenheit. Kunstinstitutionen oder in deren L’invitation au voyage – der Titel ist unmittelbarer Umgebung ausfindig einem Gedicht Baudelaires entlehnt und verwandelt diese in Werke – ist eine suggestive Annäherung und damit etwas, das in einem an das Potenzial der Fotografie, Museum offiziell als Kunst gilt. Geschichte(n) zu erzählen und Fakt Seine Interventionen fragen danach, und Fiktion einander anzunähern, was als Wirklichkeit präsentiert bis die Unschärfe der jeder wird. Die Beziehung, die dadurch Aufnahme zugrunde liegenden zwischen Künstler und Betrachter/ Bildpunkte auch die Erzählung in entsteht (den Angestellten der erfasst hat. Gelbe Post-Its auf Kunstinstitution ebenso wie deren ausgewählten Fotos versprechen Besucher/innen) betrifft auch die eine klärende Zuordnung, doch dort stattfindenden Tätigkeiten. die Bleistiftschrift ist ausradiert Der Raum wird zu einer Plattform und der Weg zurück in die Zeit ihrer für verschiedene Erzählungen Entstehung versperrt. und Möglichkeiten. Für The Future of Memory hat der Künstler eine versteckte Tür im Ausstellungsraum geöffnet und einen „Zwischenraum“ Augustas sichtbar gemacht. Serapinas hat hier einen Tisch und Stuhl platziert, Serapinas die er im Büro der Kunsthalle Wien fand. Ab und zu kommt Marie, *1990, Vilnius, lebt in Vilnius eine Mitarbeiterin der Kunsthalle Wien, vorbei und arbeitet. Wenn sie abwesend ist, wird dies angezeigt. Indem eine Mitarbeiterin, die die Ausstellung mitkonzipiert hat, präsent ist, versetzt der Künstler metaphorisch die Arbeitswelt in den Ausstellungsraum. Augustas Serapinas, Marie, 2015, Foto: David Avazzadeh Marie, 2015 Installation und Performance Courtesy der Künstler Mit seinen kontextspezifischen Installationen entwickelt 19 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 19 28/01/15 17:29
der DATA_ Serie. Diese untersucht Michael Staniak Themen wie die Wandlungsfähigkeit und Zeithaftigkeit jener Medien, die * 1982 in Melbourne, lebt in unsere Daten physisch speichern, Melbourne und hinterfragt gleichzeitig deren Sicherheit. Werden diese Medien halten, und wenn ja, wie lange? Die Cloud und das Internet scheinen aktuell die einzig sicheren Orte zu sein, um Informationen zu bewahren, denn was ins Netz geht, bleibt dort für immer. Für jedes Werk wird eine Farbe verwendet, die aus unterschiedlichen, zu Granulat pulverisierten digitalen Speichermedien gewonnen wurde: DVDs, M-Discs und Silikon-Speicher direkt aus Kaliforniens Silicone Valley. Sobald eines der Gemälde ins Web hochgeladen wird, verwandelt sich Michael Staniak, DATA_760 (1081GB), 2015. Digital Versatile Discs die digitale Hardware in einen Teil jenes dauerhaften Universums, DATA_901 (VLSR), 2015. Silicon das es selbst einmal speichern wafers sollte, ähnlich einem Zyklus der DATA_012 (1128GB), 2015. Informationsbewahrung. Millennium Discs DATA_760 (1081GB), 2015. Digital Versatile Discs Acryl und Harz auf Leinwand mit Philipp Timischl Stahlrahmen, je 180 x 135 cm * 1989 in Graz, lebt in Wien Courtesy der Künstler und Steve Turner Contemporary, Los Angeles Michael Staniak entwickelt experimentelle Gemälde, die von digitalen Medien beeinflusst sind. Seine künstlerische Praxis ist vom Surfen im Netz inspiriert. Obschon seine Arbeiten sich mit digitaler Ästhetik beschäftigen, kombinieren sie jedoch nahtlos Attribute sowohl analoger wie digitaler Prozesse. Philipp Timischl, The Blair Bitch Project, 2013 Staniak entwickelt seine Gemälde in Foto: Perfect Present, Kopenhagen einem langen manuellen Prozess, der Gipsabdrücke umfasst und dennoch The Blair Bitch Project, 2013 in Werken resultiert, die stark an Poster, Flachbildschirm, Gemälde flache Digitaldrucke erinnern. Die drei Courtesy der Künstler und Arbeiten in der Ausstellung sind Teil Galerie Emanuel Layr, Wien 20 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 20 28/01/15 17:29
Gefundene oder ausgewählte reale wie mediale Bilder setzt Amalia Ulman Philipp Timischl in seinen Werken dezidiert ein. Unter Verwendung * 1989 in Buenos Aires, lebt in dieser Bilder und Videos in London und Gijón unterschiedlichen Formaten entstehen skulpturale oder animierte Objekte, die haptische Qualitäten entfalten und den medial oder historisch geprägten Bildinhalt berücksichtigen. Die Wiederaufbereitung älterer Repräsentationsformen und das Zeigen des Unfertigen spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie vermitteln den Eindruck einer permanenten Auseinandersetzung Amalia Ulman, Excellences and Perfections, 2014 mit Bildwerdungsprozessen und der Unabgeschlossenheit Excellences and Perfections, 2014 der künstlerischen Handlung. Online Performance Kennzeichnend für diese Courtesy die Künstlerin Grundhaltung ist The Blair Bitch Project, eine formelle Amalia Ulmans künstlerische Verknüpfung multimedialer Praxis basiert auf der Verwendung Inhalte und zeitgenössischer ihres eigenen Bildes und spricht Jugendkultur. Die amerikanische damit Fragen von Geschlecht, TV-Serie Gossip Girl liefert den Klassenunterschiedenen und die Jingle, der in regelmäßigen, doch sozialen Ängste, die mit diesen unvorhersehbaren Abständen, verbunden sein können, an. auf einem Flachbildschirm Excellences and Perfections ist eine abgespielt wird. Befestigt über viermonatige Online-Performance, dem Screen ist das Gemälde die Ulman auf Instagram und eines Sportwagens. Bildschirm Facebook präsentiert hat. Anhand und Leinwand wiederum eines vorbereiteten strengen Skripts überlagern eine Fototapete hat sich die Künstlerin einer semi- der Seriendarsteller/innen. fiktionalen Verwandlung unterworfen Der Titel von Timischls Arbeit und sorgfältig komponierte Bilder ist dem Namen einer Episode inszeniert, die ihr einen besonderen entlehnt und verweist auf die Status als Internetberühmtheit Hauptfigur Blair Waldorf, die als verschafft haben. Die Bilder stellen Klatschbase und Königin der einen privilegierten und selbst- Intrigen fungiert. Die Installation entworfenen Lifestyle zur Schau, ist aus scheinbar willkürlichen der vollständig aus Codes und Materialien zusammengesetzt, Elementen zusammengesetzt anhand derer der Mikrokosmos ist, die mit den verschiedenen der Serie repräsentiert wird, was Stereotypen jener Frauen assoziiert im Spannungsfeld zwischen Hype werden, die üblicherweise in den und Belanglosigkeit endet. Social Media gefeiert werden. 21 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 21 28/01/15 17:29
Die Online-Performance umfasst der Zeit als messbarer und Nacktaufnahmen, luxuriöse damit quantifizierbarer Einheit: Settings, teure Konsumgüter Ein Tag entspricht 24 Stunden, und plastische Chirurgie eine Stunde 60 Minuten, eine (die Brustimplantate waren Minute 60 Sekunden. Ignacio vorgetäuscht, aber die Künstlerin Uriartes Installation 60 seconds hat sich für dieses Werk einer bringt in diese mechanische, Nasenoperation unterzogen). Durch unseren Lebensalltag prägende diese visuell ansprechenden und Zeiterfassung fast unmerklich scheinbar unauffälligen Bilder Unruhe, denn die sechzig wird der weibliche Körper, der Armbanduhren, die er aneinander sich allmählich in eine Online- gebunden und zu einem Kreis Ware verwandelt, zum zentralen formiert hat, geben zwar die Element des Werks. Neben reale Zeit wieder, aber jede der unzähligen, beiläufig zur Schau Uhren geht im Vergleich zu ihrem gestellten „gender issues“ legt Vorgänger jeweils eine Sekunde Ulmans Performance den Grad vor. So entsteht ein an den der Manipulation offen und die Zifferblättern ablesbarer Zeitraum leichtfertige Akzeptanz des von 60 Sekunden, der mit einer Publikums von etwas, das als Geschwindigkeit von einem Kreis Wahrheit präsentiert wird. pro Minute fortschreitet. Jede volle Stunde springt zudem ein Piepston von einer Uhr zur nächsten und signalisiert, das nun bereits 60 Ignacio Uriarte Minuten vergangen sind. * 1972 in Krefeld, lebt in Berlin Uriarte, der Wirtschafts- wissenschaften studiert und für verschiedene Konzerne gearbeitet hat, bevor er sich der bildenden Kunst zuwandte, beschäftigt sich in seinen Werken häufig mit standardisierten Systemen und Formen der Verwaltung. Durch die klare Struktur seiner Arbeiten und den weitgehenden Verzicht auf Ignacio Uriarte, 60 seconds, 2005 einen subjektiven künstlerischen Gestus zitiert er konzeptuelle 60 seconds, 2005 Strömungen der 1960er und 70er Installation, Armbanduhren, Jahre, die er der alltäglichen Durchmesser 400 cm Ästhetik unserer verwalteten Welt Courtesy der Künstler und anpasst. Fragen zu Zeit, Struktur, Galerie Nogueras Blanchard, Ordnung und Monotonie stehen bei Barcelona/Madrid seinen minimalistisch-lakonischen Werken dem kreativen Potenzial Unsere auf der chronometrischen scheinbar ineffizient verbrachter Zeit Zeitmessung basierende gegenüber, die sich plötzlich in eine Zeitbestimmung folgt dem Primat eigenständige Größe verwandelt. 22 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 22 28/01/15 17:29
der Auswahl ist die Interpretation von Dragana Žarevac Happy durch eine Gruppe iranischer Jugendlicher, die in Reaktion auf * 1959 in Belgrad, lebt in Belgrad ihre Initiative verhaftet und bestraft wurden, da ihr Clip als sittenwidrig eingestuft wurde. In anderen Videos tanzen Bewohner/innen Gazas oder syrische Flüchtlinge. Žarevac adaptiert Videos, die Aufmerksamkeit auf globale Krisengebiete lenken und deren Macher proklamieren, was im Titel der Arbeit anklingt: Widerstand gegen das Verschwinden von Dragana Žarevac, Resist: Disappearing Happiness, 2014 Glücklichsein. Resist: Disappearing Happiness, 2014 2-Kanal-Videoinstallation, 4 Min. Programm Courtesy die Künstlerin Der Popsong Happy von Pharrell Filmprogramm Williams wurde 2014 auf Radio-, TV- und Internet-Kanälen der ganzen Do 12/3 2015, 19 Uhr Welt gespielt. In dem Lied besingt Reappearing Things der Amerikaner gute Laune und eine Zusammengestellt von Goran Petrović positive Lebenseinstellung: Nichts kann das Gemüt des Interpreten Anlässlich der Ausstellung trüben, im zugehörigen Musikvideo Disappearing Things in Belgrad, bewegt er sich tanzend und lachend, die den Ausgangspunkt von den Blick auf die Kamera gerichtet, The Future of Memory bildet, hat im urbanen Raum. Das Konzept der Filmkurator Goran Petrović dieses und der in Reaktion darauf eine Auswahl an Künstlerfilmen von Fans aus der ganzen Welt zusammengestellt, die anhand produzierten Clips bleibt in der der Aneignung gefundenen Regel gleich: Eine oder mehrere Filmmaterials die Frage nach Personen tanzen glücklich in der einer möglichen Repolitisierung der Öffentlichkeit. Die Choreographie Kunst stellen. des originalen Musikvideos lieferte eine international populäre Vorlage In der Auseinandersetzung mit der zum Nachdrehen eigener Versionen, Geschichte von Foto-, Video- und die auf die Video-Plattform YouTube Print-Archiven problematisiert das hochgeladen wurden. Filmprogramm die vereinfachende Zusammenführung verschiedener Für Resist: Disappearing Happiness Diskurse in der post-politischen kompiliert die serbische Künstlerin Gesellschaft und verweist zugleich Dragana Žarevac eine Auswahl auf das Potenzial von Kunst, den der Videos aus dem Internet, die Herausforderungen des derzeitigen nebeneinander gezeigt werden. Teil politischen Systems zu begegnen. 23 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 23 28/01/15 17:29
Die Auseinandersetzung mit der Do 19/2 2015, 19 Uhr Vergangenheit steht dabei nicht Performance von Hanne Lippard im Kontext bloßer Erinnerung, sondern gegenwärtiger Hanne Lippards textbasierte Überlegungen in Hinblick auf Arbeiten greifen Stereotype zukünftige Handlungsfelder. alltäglichen Sprechens auf und Welche Vergangenheit konstruieren verwandeln sie in Kompositionen wir vor der Folie welcher Sicht auf aus Wörtern, die von syntaktischer die Gegenwart? Wiederholung und lexikalischer Verfremdung geprägt sind. Zachary Formwalt, Through a Fine Screen, 2010, 20’30’’ In ihren Performances wird ihre Sophie Hamacher, Self Portrait, Stimme zu einem mechanischen 2010, 9’ Erzählinstrument, das Sarah Vanagt, Elevage de akkumuliertes Sprachmaterial poussière / Dust Breeding, 2013, 47’ aus Zitaten, Slogans und SMS Raed Yassin, The New Film, 2008, in melodische Abstraktionen 12’ verwandelt. Phil Collins, marxism today, (prologue), 2010, 35’ Clemens von Wedemeyer, The Fourth Wall: Found Footage, Gespräch 2008-2009, 31’ Benj Gerdes, Intelligence Failures: So 8/3 2015, 12 Uhr Minutes 39-54, 2003, 7’ Wir verstehen es (noch) nicht Ausstellungsgespräch mit Andrea Hubin und Gästen Performances Zu welchem Zeitpunkt kann man wissen, was eine Ausstellung Mi 4/3 2015, 19 Uhr bedeutet und bedeutsam macht? Performance von Amalia Ulman Wenn das Thema im Rahmen der Konzepterstellung festgelegt wird, Amalia Ulmans Excellences and wenn die Künstler/innenlisten Perfections ist eine detailliert fixiert sind, am ersten Tag nach der ausgearbeitete Online- Eröffnung? Was, wenn wir davon Performance, die die Künstlerin ausgehen, dass sich das tatsächlich ausschließlich über Facebook, Besondere und Diskussionswürdige Instagram und Twitter verbreitet hat. einer Ausstellung erst zeigt, wenn sie steht; zudem ein kritisches oder Die Abfolge erdachter Ereignisse auch nur benennendes Urteil über und Erlebnisse sowie deren visuelle „was es nun geworden ist“ nur aus Inszenierung nähern sich der der Konfrontation verschiedener narrativen Struktur und Ästhetik der Sichtweisen auf das Gezeigte Social Media an, bis die Grenzen erwachsen kann? Wie soll man unter von Realität und Fiktion in der diesen Bedingungen im Voraus medialen Selbstinszenierung planen, worüber man begleitend zur verschwimmen. Ausstellung reden wollen wird? 24 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 24 28/01/15 17:29
Die Gesprächsreihe Wir verstehen Seminar mit Leon Kahane es (noch) nicht stellt sich – erstmals Die Politik der Bilder im Rahmen der Ausstellung 5/2 & 6/2 2015 The Future of Memory – der Herausforderung und lädt Gäste und Leon Kahane (*1985) hat an der Interessierte zu einer Annäherung Berliner Ostkreuzschule für an einen „komplizierten Prozess“, Fotografie und an der Universität der möglicherweise „niemals zu der Künste in Berlin studiert. eindeutigen Ergebnissen führt. [Das Seine Video- und Fotoarbeiten Verstehen] ist eine nicht endende thematisieren unter anderem Tätigkeit, durch die wir Wirklichkeit, Migration und politischen Protest in ständigem Abwandeln und aus einer konzeptuellen Perspektive, Verändern, begreifen und uns mit ihr die sich mit der Komplexität versöhnen, das heißt durch die wir visueller Medien als Dokument versuchen, in der Welt zu Hause zu gesellschaftlicher Realität sein.“ (Hannah Arendt) auseinandersetzt. Das gemeinsam mit dem Berliner Künstler Fabian Bechtle konzipierte Seminar beschäftigt sich mit dem politischen Seminare Bild ebenso wie der allgemeinen Politik der Bilder. Ausgehend von Die Seminare der Kunsthalle der Idee und Funktion des Archivs Wien bieten eine intensive geht es insbesondere Formen Auseinandersetzung mit politischer Bildung nach, die aus zeitgenössischer Kunst und dem Umgang mit Archivmaterial damit verbundenen Themen und und dem Internet als dem größten Fragestellungen. Sie entstehen Bildarchiv entstehen können. in enger Zusammenarbeit mit Künstler/innen, die an den Seminar mit Amalia Ulman Ausstellungen der Kunsthalle Digital Images of the Female Wien beteiligt sind, und anderen 5/3 & 6/3 2015 Expert/innen auf dem Gebiet der Gegenwartskunst. Amalia Ulmans (*1989) künstlerische Praxis ist eine Mischung aus Theorie und Praxis, Analyse und Malerei, Skulptur, Phone Apps eigenständiges Umsetzen eigener und Skype Vorlesungen. Sie Ideen stehen bei den jeweils interessiert sich für Formen der mehrtägigen Veranstaltungen Selbstrepräsentation im Zeitalter gleichwertig nebeneinander. Die von Social Media und Photoshop Zahl der Teilnehmer/innen ist auf und die damit verbundenen maximal 15 begrenzt. Interessenten Blickstrategien. Ihr Blick auf schicken bitte einen Lebenslauf heutige Bilder von Weiblichkeit sowie ein Motivationsschreiben wirkt scheinbar affirmativ, ist aber an die Vermittlungsabteilung der von einer kritischen Hinterfragung Kunsthalle Wien (vermittlung@ adaptierter Ideale geprägt. kunsthallewien.at). Die Auswahl der Das Seminar findet in englischer Teilnehmer/innen erfolgt auf Basis Sprache statt. ihrer Bewerbung. Anmeldefrist: 26. Februar 2015 25 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 25 28/01/15 17:29
Führungen Impressum Jeden Sonntag um 16 Uhr finden © 2015 Kunsthalle Wien GmbH kostenlose Themenführungen durch die Ausstellung statt. Direktor: Nicolaus Schafhausen 8/2 2015 Forget it! Das Internet als Kaufmännische Geschäftsführerin: immerwährender Speicher Ursula Hühnel-Benischek 15/2 2015 The Future of Memory Die Gegenwart ist die Zukunft der Eine Ausstellung über die Vergangenheit Unendlichkeit der Gegenwart 4/2 – 29/3 2015 22/2 2015 Remix, cut & paste: neuformatierte Ausstellung Erinnerungskultur Kurator: 1/3 2015 Nicolaus Schafhausen Kollektives Gedächtnis und individuelles Erinnern Assistenz: Marie Egger 8/3 2015 Mnemosyne im digitalen Zeitalter Ausstellungsarchitektur: Bundschuh Architekten 15/3 2015 Aufschreibesysteme 2.0 Ausstellungsmanagement: Karin Haas 22/3 2015 Stage yourself! Soziale Medien als Bauleitung: Bühnen des Selbst Johannes Diboky 29/3 2015 Technik: Virtuelle Speicher und subjektives Beni Ardolic Gedächtnis Frank Herberg Mathias Kada Othmar Stangl Externe Technik: Hermann Amon (Video, Audio) Dietmar Hochhauser Alfred Lenz Danilo Pacher Ausstellungsaufbau: Marc Dumoulin Chris Fortescue 26 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 26 28/01/15 17:29
Johnann Groebner Texte: Scott Hayes Marie Egger Emilie Lauriola Marketing: Vanessa Joan Müller Dalia Ahmed David Avazzadeh Lektorat und Übersetzung Katharina Baumgartner aus dem Englischen: Bernadette Vogl Vanessa Joan Müller Christina Dopplinger (Praktikantin) Claudia Peintinger (Praktikantin) Redaktion: Katharina Baumgartner, Presse und Kommunikation: Bernadette Vogl Katharina Murschetz Stefanie Obermeir Art direction: Hannah Kocevar (Praktikantin) Boy Vereecken Kuratorin des Design: Veranstaltungsprogramms: Antoine Begon Vanessa Joan Müller Vermittlung: Isabella Drozda Information Belinda Hak Anna May Mehr Informationen zu Führungen und Programm finden Sie unter: Kunstvermittler/innen: kunsthallewien.at Wolfgang Brunner blog.kunsthallewien.at Daniela Fasching facebook.com/KunsthalleWien Maximiliano Kostal instagram.com/KunsthalleWien Ursula Leitgeb twitter.com/KunsthalleWien Alexandra Matzner #Future Martin Pfitscher Michael Simku Kunsthalle Wien GmbH Museumsplatz 1 Assistenz der Geschäftsführung: 1070 Wien, Austria Sigrid Mittersteiner www.kunsthallewien.at +43 (0) 1 5 21 89-0 Buchhaltung: Mira Gasparevic Doris Hauke Besucherservice: Christina Zowack Ausstellungsbooklet Herausgeber: Kunsthalle Wien GmbH 27 KHW_FOM_BOOKLET_DE_02.indd 27 28/01/15 17:29
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