Künstliche Intelligenz - IT'S TIME TO BUILD! - Handelsblatt Veranstaltungen
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KI-STANDORT DEUTSCHLAND EXPLAINABLE AI KRISENPRÄVENTION MIT KI Auf der Suche nach Raus aus der Blackbox! Lösungsansätze für Leuchtturmprojekten Bevölkerung und Wirtschaft Eine Sonderveröffentlichung von Euroforum Deutschland OKTOBER 2021 | WWW.HANDELSBLATT-JOURNAL.DE h e I nte l l i g e n z Kü n st l i c BUILD! IT’S T I M E TO Medienpartner
2 INHALT | IMPRESSUM Die Themen dieser Ausgabe Lasst uns KI-Leuchttürme bauen! Warum Augmented Reality keine Spielerei von Jörg Bienert 3 mehr ist von Dr. Hendrik Witt 15 6 KI-Regulierung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe Krisensituationen besser bewältigen: von Dr. Dirk Schlesinger 5 KI-basierte Vorausschau von Prof. Dr. Katharina Hölzle 16 Künstliche Intelligenz in Serie bringen von Beate Hofer 6 Krisenprävention mit KI: Eine Herausforderung, vier Lösungsansätze Erklärbare Künstliche Intelligenz: von Dr. Steffen Wischmann 17 Raus aus der Blackbox von Dr. Martin Böckle, Sophia Maier und Das Prinzip „Mensch und Maschine“ Dr.-Ing. Nico Rödder 8 von Prof. Dr. Gjergji Kasneci 19 KI und Text Vertrieb der Zukunft: Ein symbiotisches Mensch-Maschine-System KI erfolgreich implementieren von Michael Keusgen 10 von Prof. Dr. Christian Stummeyer 20 12 Daten meistern statt Modelle tunen Mit der richtigen KI-Plattform von Fabian Schladitz 11 zu profitablen Data-Science-Projekten von Dr. Theo Steininger 22 KI-Startups erfolgreich gründen: 20 „Wir brauchen mehr Moonshot-Denken“ Der Algorithmus am Vorstandstisch Interview mit Adrian Locher 12 von Alexander Thamm 23 KI entlastet im Büroalltag: Nützliche Helfer im Dienst des Menschen von Dr. Robert Mayr 14 IMPRESSUM Fotos: Getty Images, Adobe Stock (2) Herausgeber Projektleitung (V.i.S.d.P.) Art Direction & Layout Titelbild Euroforum Deutschland GmbH Christiane Daners, Solutions by Handelsblatt Getty Images Toulouser Allee 27 Handelsblatt GmbH Media Group GmbH 40211 Düsseldorf c.daners@handelsblattgroup.com Toulouser Allee 27 • 40211 Düsseldorf Medienpartner Tel.: +49 (0)211.88743-3829 solutions-hmg.com www.handelsblatt-journal.de Redaktionsleitung Nicola Csepella, Handelsblatt GmbH n.csepella@handelsblattgroup.com Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
GRUSSWORT 3 Lasst uns KI-Leuchttürme bauen! Wir stehen vor der Herausforderung, dass sich im Umfeld von Jörg Bienert großer KI-Modelle E s ist nun dreieinhalb Jahre her, dass wir in nutzen beitragen oder sogar komplett neue Geschäfts- Monopolstrukturen Deutschland den KI Bundesverband e.V. ge- modelle ermöglichen. gründet haben. Damals mit dem Ziel, ein Ein wesentlicher Aspekt bei der Umsetzung von Un- bilden. Sprachrohr für Künstliche Intelligenz zu sein ternehmensstrategien ist allerdings auch, dass KI als Ka- und die Nutzung von KI in Deutschland vor- talysator dient, um den eigenen Datenhaushalt und die anzubringen. Nutzung von Daten neu auszurichten und dadurch mit Jörg Bienert, Seitdem ist viel passiert. Im Herbst 2018 veröffentlichte den Versäumnissen der letzten 10-20 Jahre in diesem Be- Vorstandsvorsitzender, die Bundesregierung eine nationale KI-Strategie. Viele Un- reich aufzuräumen. Für die Implementierung von KI-Pro- KI Bundesverband e.V. ternehmen haben eine eigene KI-Strategie entworfen und dukten werden große Datenmengen benötigt. Diese muss- in verschiedensten Bereichen Anwendungen entwickelt. ten in der Praxis oft erst erzeugt, eingesammelt, qualitäts- In der Öffentlichkeit hat „Künstliche Intelligenz“ und die gesichert und zum Modell-Training aufbereitet werden. wegen mangelnder Fokussierung, unklarer Gesamtpla- Diskussion um Potenziale und Risiken große Aufmerk- Der Wert von Daten wurde durch die Popularität von KI nung und fehlender Indikatoren für die Erfolgsmessung. samkeit erhalten. Was haben wir also in der Zwischenzeit bei vielen Unternehmen in den Fokus gerückt und da- Leider haben sich diese Befürchtungen zum Teil be- erreicht und welche Herausforderungen gilt es in den durch die erforderlichen Datenprojekte und Datenstra- wahrheitet. Es wurden viele Projekte gefördert, jedoch Fotos: atelier 5b, Getty Images nächsten Jahren zu bewältigen, um die Potenziale von KI tegien ins Leben gerufen. fehlt der rote Faden und es gibt viele Maßnahmen, deren sinnvoll und effektiv auszuschöpfen? langfristiger Nutzen angezweifelt werden kann. Die Akti- Die nationale KI-Strategie braucht einen vitäten sind unter den Ministerien meist nicht abgestimmt. KI ist ein Katalysator für die Generierung von klaren Fokus und abgestimmte Maßnahmen Dies führt unter anderem auch dazu, dass bisher nur ein Mehrwert aus Daten Die 2018 vorgestellte KI-Strategie der Bundesregierung Bruchteil des Förderbudgets verplant bzw. abgerufen KI steht auf der Agenda vieler Konzerne und Mittelständ- und ihr Update 2020 ist ein sehr umfangreiches Kon- wurde und auch kein Leuchtturmprojekt realisiert wurde, ler in Deutschland. Es wurden Anwendungen entwickelt, zept und umfasst mehr als 70 Einzelmaßnahmen. Be- das über Deutschland hinaus strahlt und das Land im in- die zu einer Produktivitätssteigerung und dem Kunden- reits bei ihrer Veröffentlichung gab es kritische Stimmen ternationalen Wettbewerb nach vorne bringt. Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
4 GRUSSWORT Wie auch die 2021 vorgestellte separate Datenstrategie I-Modelle. Google präsentierte LAMDA und vor eini- K Neben OpenSource-Initiativen wie Eleuther AI fördert der Bundesregierung aufzeigt, existieren viele Einzel- gen Wochen veröffentlichte die Universität Beijing Wu das Bundeswirtschaftsministerium hierzu das Projekt aktivitäten, jedoch müssen wir uns fragen, ob die Ver- Dao 2.0, ein KI-Modell, das sogar zehnmal größer als Open GPT-X. Im Rahmen der GAIA-X Initiative wird ein teilung der Mittel nach dem Gießkannenprinzip zum GPT-3 ist, und neben Text auch Bilder und andere Da- Konsortium aus Fraunhofer IAIS, DFKI, der Alexander Erfolg führt. Ich sage: Nein. Es bedarf wegweisender tenquellen nutzt. Thamm GmbH und weiteren Partnern ein großes deut- Leuchtturmprojekte und abgestimmter Umsetzung von Diese Entwicklung darf uns aus europäischer Sicht sches Sprachmodell auf Juwels, einem Top-10-Super- Innovationsideen statt Maßnahmen-Patchwork. In die- nicht unbeeinflusst lassen. OpenAI bzw. Microsoft stellen rechner in Jülich, entwickeln. sem Zusammenhang stellt sich einmal mehr die Frage, die Funktionalitäten von GPT-3 nicht als Modell, sondern Für die kontinuierliche Weiterentwicklung und indi- ob nicht ein koordinierendes Digitalministerium für alle nur über eine API zur Verfügung. Andere Anbieter wer- viduelle Anpassung von Sprachmodellen sowie die Aus- Maßnahmen rund um KI und Digitalisierung, das mit ei- den es ähnlich umsetzen. Eine Anpassung der Modelle weitung der Entwicklung auf andere Datenarten wie nem klaren Innovationsanspruch in die neue Legisla- durch externe Wissenschaftler und Unternehmen ist nicht Bilder, Video und Sensordaten ist es jedoch erforderlich, turperiode startet, eine effektivere Alternative wäre. möglich, die erforderlichen Daten müssen immer an die dass ein dediziertes Hochleistungs-Rechenzentrum Cloudservices übertragen werden. für KI zur Verfügung steht. Genau dies ist die Moti- Wir brauchen eine Regulatorik mit Augenmaß Betrachtet man die enormen Ressourcen, die das Trai- vation der Initiative LEAM (Large European AI Models, Im April 2021 stellte die EU-Kommission ihren Entwurf ning von großen Modellen benötigt, stehen wir vor der www.leam.ai), die vom KI Bundesverband e.V. ins Leben zu einer KI-Regulierung vor, der mit Spannung erwar- Herausforderung, dass sich in diesem Umfeld Monopol- gerufen wurde, und von vielen nationalen wie internati- tet wurde und das Ziel einer menschenzentrierten KI strukturen bilden, ähnlich der Position von Google bei onalen Institutionen und Unternehmen unterstützt wird. unter der Berücksichtigung europäischer Werte verfolgt. Suchmaschinen. Wir müssen in Deutschland und Europa Ziel ist der Aufbau eines KI-Supercomputers, auf dem Eine zu enge Regulierung von KI kann die sinnvolle Nut- also die Fähigkeiten aufbauen, eigene große KI-Modelle Wissenschaft und Wirtschaft Modelle erstellen, die nicht zung von KI in Industrie, Wissenschaft und Verwaltung zu implementieren, die von Wissenschaft, Unternehmen nur über Programmierschnittstellen, sondern auch zur stark einschränken und sogar in weiten Bereichen un- und Startups genutzt werden können. individuellen Weiterentwicklung genutzt werden kön- möglich machen. Europa würde dadurch nicht nur tech- nen. Auf Basis dieses Leuchtturmprojekts soll sich ein nologisch, sondern durch die ausbleibenden positiven umfangreiches KI-Ökosystem bilden, das die globale Wett- ökonomischen Effekte wirtschaftlich im internationa- len Vergleich weiter zurückfallen. Das darf nicht passie- Wir benötigen bewerbsfähigkeit der deutschen KI-Industrie sicherstellt, und damit maßgeblich zur digitalen Souveränität in Eu- ren. ropa beiträgt. Wir haben im KI-Verband bereits vor einem Jahr eine Reihe von Grundprinzipien für eine Regulierung ent in allen KI- Wir müssen in Europa aktuelle KI-Entwicklungen aktiv gestalten Dimensionen wickelt, die auch weitgehend mit den Vorstellungen von anderen Institutionen übereinstimmt: Die technologische Entwicklung rund um KI hat nichts von ihrer Geschwindigkeit und Kraft verloren, wobei • Es bedarf einer klaren, fokussierten Definition von KI. • Es sollten immer konkrete Anwendungen und nicht Konzepte, stetig diese in gewissen Entwicklungsschüben erfolgt. So hat z. B. die 2017 vorgestellte Architektur der Transformer Kern-Technologien betrachtet werden. Netzwerke innerhalb kurzer Zeit die Long Short-Term • Bestehende Regulierungen von technischen Systemen sollten genutzt und bei Bedarf angepasst werden. angepasste Memories (LSTMs) im Bereich des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP) in den Schatten gestellt und mitt- Strategien sowie • Es sollten lediglich KI-Anwendungen einer Regulie- lerweile auch im Bereich der Bildverarbeitung die Con- rungsbetrachtung unterzogen werden, die nach einer current Neural Networks überholt. objektiven Klassifizierung einer hohen Risikostufe zu- Ein Beispiel für die Möglichkeiten von großen KI-Mo- zuordnen sind. die Kraft und den dellen ist das Projekt Alphafold. Google Deepmind hat hier die Faltung von 20.000 menschlichen Proteinen be- Obwohl diese Prinzipien im Aufbau des Kommissions- rechnet und stellt diese in einer offenen Datenbank zur Entwurfs durchaus wiederzufinden sind, gibt es in den Details und Ausformulierungen doch noch viel zu starke Mut, diese zeitnah Verfügung – eine Revolution für das Verständnis von bio- logischen Prozessen, die zur Entwicklung von neuartigen Einschränkungen und Unklarheiten – beginnend mit ei- ner breiten und missverständlichen Definition des Be- griffs „Künstliche Intelligenz“. umzusetzen. Medikamenten und Behandlungsmethoden führen wird. Weitere Forschungsergebnisse stehen an. Eine mögli- che nächste Stufe könnte Deep Reasoning werden. Wenn Daneben ist zu befürchten, dass der aktuelle Entwurf es gelingt, die Fähigkeiten von Neuronalen Netzen mit dem im Abstimmungsprozess mit EU-Parlament und EU-Rat in Knowledge-Graphen gespeicherten universellen Wissen in den nächsten ein bis zwei Jahren weiter verschärft wird. zu kombinieren, werden wiederum neue, erstaunliche An- Dies mit der zweifelhaften Argumentation, dass mit wendungsgebiete von KI ermöglicht. einer Regulierung bessere KI entwickelt und ein Diese Fortschritte zeigen, wie schnell zum Teil Wettbewerbsvorteil erzielt werden könne. revolutionäre Durchbrüche in der Wissenschaft erzielt werden und auch schnell zur Marktreife Große KI-Modelle müssen auch in gelangen können. Unternehmensprozesse, Pro- Deutschland erstellt werden dukte und ganze Geschäftsmodelle können Als die von Elon Musk und Microsoft finan- in kurzer Zeit disruptiv verändert werden. zierte Firma OpenAI im Sommer 2020 ihr Umso wichtiger ist es, dass wir uns in Wissen- Sprachmodell GPT-3 vorstellte, ging ein Rau- schaft, Wirtschaft, Bildung und den möglichen nen durch die globale AI Community. O penAI gesellschaftlichen Auswirkungen auf diese hatte ein neuronales Netz aus 175 Milliarden Entwicklungen einstellen. Wir benötigen in Parametern mit einer riesigen Datenmenge allen Dimensionen Konzepte, stetig angepasste auf einem der weltweit schnellsten Supercom- Strategien sowie die Kraft und den Mut, diese puter trainiert. Die Ergebnisse stellten alle bis- zeitnah umzusetzen. herigen Sprach-KIs in den Schatten. Auf Basis der Nur wenn wir die Technologie beherrschen, von OpenAI bereitgestellten API wurden in k urzer eigene Produkte und Services entwickeln, sind wir Zeit mehr als 300 Anwendungen entwickelt, dedi- in Deutschland und Europa in der Lage, die Nutzung zierte Geschäftsmodelle und sogar Startups gegründet. von KI zum Wohle der Menschen nach europäischen Gleichzeitig startete eine Art Wettbewerb um große Werten aktiv zu gestalten. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
RUBRIK 5 ADVERTORIAL KI-Regulierung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe von Dr. Dirk Schlesinger E ine Risikobeurteilung von KI wird nicht nur der Vergleichbarkeit und Gewichtung verschiedener politisch gefordert, sondern auch von Verbrau- Risiken, um sie in einer Risikoklasse zusammenfassen cher:innen und Herstellern. So ergibt eine Be- zu können – eine Aufgabe, die Techniker allein nicht fragung des TÜV-Verbands aus dem Jahr 2020, lösen können. dass 90 % der befragten Unternehmen gesetz- liche Regelungen fordern, um Haftungsfragen zu klären. KI-Entscheidungen ausweichen oder revidieren 87 % wünschen sich, dass KI-Anwendungen in Abhän- Weiterhin wird eine vollständig neue Risikodimension gigkeit von ihrem Risiko reguliert werden sollten. Gleich- eingeführt, nämlich die „Einschränkung der Handlungs- zeitig sollen gesetzliche Regelungen Innovationen be- freiheit des Menschen“ durch KI-Systeme. Trifft eine KI schleunigen, da das damit geschaffene Vertrauen in KI- zum Beispiel Personalentscheidungen oder gibt es nur Anwendungen erst zur deren Nutzung führt. einen Anbieter für KI-Systeme für die Übersetzungen von Texten bei Gericht, ist die Abhängigkeit des Men- Aber was soll nun reguliert werden? schen von diesen KI-Entscheidungen sehr hoch, mitun- Klar ist: Je höher das Risiko eines KI-Systems, desto hö- ter existenziell. Dabei geht es nicht nur um „Controlla- here Anforderungen müssen an dessen Qualität gestellt bility“ – also die Möglichkeit, durch menschlichen Ein- und desto stringenter soll geprüft werden. Prüfverfah- griff auf ein KI-System den Eintritt eines Risikos zu ren und Akzeptanzkriterien ergeben sich also aus einer beeinflussen. Dies ist einfach zu erreichen, indem ein risikobasierten Einstufung von KI-Systemen. Die Euro- menschlicher Letztendscheider die Entscheidungen ei- päische Kommission hat dieses Frühjahr in ihrem welt- ner KI validiert – zum Beispiel ein Radiologe die von ei- weit ersten Entwurf für einen KI-Rechtsrahmen solch ner KI entdeckten Anomalien auf einem Röntgenbild. einen Ansatz gewählt und vier Risikoklassen definiert: Vielmehr geht es um „Human Control“: Die Möglichkei- unannehmbar, hoch, gering und minimal. ten des betroffenen Menschen, sich einer KI-Entschei- dung zu entziehen, diese in Frage zu stellen, bzw. die Konkrete Einordnung und Prüfung komplex und Folgen einer KI-Entscheidung rückabwickeln zu können. noch zu detaillieren Sofern ein KI-System sicherheitsrelevant für ein Produkt ist, welches bereits einer Konformitätsprüfung durch ei- Dr. Dirk Schlesinger, Chief Digital Officer, TÜV SÜD, KI-Regulierung geht nur mit Technik und Ethik nen unabhängigen Dritten unterliegt, wie bspw. Medi- und „Head of it all”, TÜV AI.Lab KI-Regulierung hat eine technische Komponente: Per- zinprodukte, ist die Einordnung einfach – die Risikoklasse formanz, Robustheit, sogar der Bias in Trainingsdaten ist „hoch“. Wie sind jedoch andere KI-Systeme einzustu- lassen sich messen, quantitativ erfassen und bewerten. fen, bei denen die KI-Komponente zum sicherheitskri- tischen Bestandteil werden kann, oder das Gesamtsys- Es geht um KI-Systeme entscheiden jedoch und greifen damit wei- ter in unsere Lebenswirklichkeit ein, als es andere Tech- tem aus rechtlichen, ethischen oder gesellschaftlichen nologien zuvor getan haben. Folglich ist deren (Risiko-) Gründen als riskant einzustufen ist? Wie genau sehen „Human Control“: Bewertung keine alleinige Frage für Techniker oder Prüf- diese Prüfpflichten in den verschiedenen Risikoklassen unternehmen. Vielmehr sind Politik, Gesellschaft, Wis- aus? Dafür noch zu erarbeiten sind konkrete Prüfver- Die Möglichkeit des senschaft, Hersteller, Verbraucher:innen gemeinsam ge- fahren, -werkzeuge und Akzeptanzkriterien – eine ge- fragt – nur dann erreichen wir das Ziel, das Vertrauen in meinsame Aufgabe für Industrie, Forschung, Prüfunter- Menschen, sich einer KI-Systeme zu stärken und hohe Standards als Voraus- nehmen sowie Politik und Gesellschaft. setzung dafür zu verankern, dass KI dem Menschen dient. Einbindung von Politik und Gesellschaft KI-Entscheidung ■ notwendig Der von der EU-Kommission bei der Zuordnung von KI- zu entziehen bzw. www.tuvsud.com/de Systemen auf Risikoklassen verwendete Risikobegriff un- terscheidet sich von den Risiken für Leib und Leben, diese rückabwickeln Foto: TÜV Süd wie sie z. B. bei der Zulassung von Autos bekannt sind. Er umfasst weitere Risiken, wie solche für Vermögens- zu können. werte oder die Umwelt, aber auch rechtliche, ethische und gesellschaftliche Risiken. Damit ergibt sich die Frage Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
6 RUBRIK Künstliche Intelligenz in Serie bringen von Beate Hofer K ünstliche Intelligenz (KI) wird die Auto- Für uns sind drei Aspekte für den erfolg mobilindustrie in den nächsten Jahren verändern wie keine andere Technolo- reichen Einsatz von KI im Unternehmen gie. Algorithmen, die kontinuierlich aus Daten lernen und optimale Entschei- zentral: Anwendbarkeit, Skalierbarkeit dungen treffen können, eröffnen völlig neue Po- tenziale im Fahrzeug und Unternehmen. Sie sind und Wirtschaftlichkeit. die Basis für intelligente Industrieroboter, effizi- ente Prozesse, präzise Marktprognosen sowie op- timierte Verkehrssteuerung. Ihren Höhepunkt er- reicht diese Entwicklung mit dem autonomen Fah- wir die Möglichkeiten der Enterprise AI bereits entlang mehrwertstiftend ist. Nur wenn wir KI zur Beant- ren, der wohl radikalsten Veränderung der der gesamten Wertschöpfungskette, um unsere Mitar- wortung der richtigen Fragen einsetzen, können wir Mobilitätsbranche. beitenden zu unterstützen und als Unternehmen noch die Technologie nachhaltig im Unternehmen veran- Für Volkswagen ist KI von fundamentaler, stra- effizienter und nachhaltiger zu werden. kern und auf die Unternehmensziele einzahlen. Für tegischer Bedeutung. Die Technologie ist ein zen- uns bei Volkswagen sind drei Aspekte für den erfolg- traler Treiber der Konzernstrategie NEW AUTO, KI-Erfolgsfaktor: die richtige Frage stellen reichen Einsatz von KI im Unternehmen zentral, die mit der wir die größte Transformation der Unter- Mit steigendem technologischen Reifegrad scheinen die eng miteinander verbunden sind: Anwendbarkeit, nehmensgeschichte eingeläutet haben und uns bis Einsatzbereiche von KI schier unerschöpflich. Gleich- Skalierbarkeit und Wirtschaftlichkeit. 2030 zu einem softwareorientierten Mobilitätsan- zeitig lassen sich viele Fragestellungen im Unternehmen bieter entwickeln. Wir haben früh begonnen, um- auch weiterhin mit klassischen Algorithmen oder beste- Daten als notwendige Bedingung fassendes Knowhow und Spezialwissen für die Ent- hender Software lösen. Ein integraler Bestandteil der für die Anwendbarkeit wicklung algorithmischer Systeme aufzubauen und KI-Entwicklungsarbeit ist es daher, zu bewerten, wann Was für das E-Auto der Strom ist, sind für die KI die KI-Prototypen zu implementieren. Heute nutzen der Einsatz von KI wirklich sinnvoll sowie effizienz- und Daten. Intelligente Algorithmen können hochkom- Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
RUBRIK 7 Vom KI-Projekt zum Datenprodukt Disruptive Methodische DSGVO- Business Innovation mit KI Beurteilung Prüfung Case PRODUKT- ENTWICKLUNG Keine KI notwendig Konzeptentwicklung plexe Datenmengen schnell, effizient und kontinuier- FORSCHUNG lich durchsuchen und darin Muster finden, die uns da- Fremdvergabe bei helfen, Anwendungen und Arbeitsprozesse im Un- ternehmen weiterzuentwickeln. Die Grundvoraussetzung Erfindungen Umsetzung für die Anwendbarkeit performanter Algorithmen sind folglich relevante Schnittstellen zu Bestandssystemen und die konsistente Verfügbarkeit von hochwertigen Daten. PRODUKT Modulare Komponenten schaffen die Basis für Skalierbarkeit KI eignet sich besonders für im Zeitverlauf wiederkeh- PROJEKT rende Fragestellungen, denen eine ähnliche Logik zu Quelle: Volkwagen AG Grunde liegt. Denn Technologien wie das maschinelle Lernen haben die Fähigkeit, kontinuierlich dazuzuler- nen. Modulare Software-Komponenten, die mit beste- für Anwendungen außerhalb des Fabrikzauns etwa zur henden Implementierungen abgeglichen und iterativ Verkehrsplanung in Städten. Mit der Volkswagen Vision weiterentwickelt werden, schaffen die Basis für die tech- nische Skalierbarkeit sowie Skaleneffekte bei Betriebs- Für den nach- Workbench haben wir ein KI-Projekt erfolgreich in ein Datenprodukt weiterentwickelt, das an unterschiedlichen und Supportkosten. haltigen Betrieb Stellen im Unternehmen Anwendung findet. Direkten und indirekten ROI berücksichtigen KI muss dem Menschen dienen Zentraler Bestandteil der Entwicklung und Implemen- von KI-Systemen KI im Unternehmen darf selbstverständlich nicht allein tierung von KI ist – ebenso wie bei allen anderen Tech- eine Frage der technischen Machbarkeit sein. Es ist höchst nologien – neben technischen Parametern stets auch das ist ein data-driven relevant, sich auch frühzeitig mit sozioökonomischen unternehmerische Potenzial für neue Geschäftsfelder und ethischen Aspekten zu beschäftigen. Dazu gehört oder in Form von konkreten Verbesserungen innerhalb Mindset im einerseits, aufzuzeigen, in welchen Bereichen KI einen der Organisation. Dabei werden zunächst klassische Kenn- wirklichen Mehrwert für unsere Mitarbeitenden schaf- größen wie Return on Investment oder direkte quanti- fizierbare Einsparungen im Betrieb betrachtet. Unter- gesamten Unter fen kann, und so möglichen Vorbehalten und Ängsten gegenüber der Technologie frühzeitig zu begegnen. Volks- nehmerischer Mehrwert entsteht jedoch nicht nur durch die KI-Anwendung selbst. Mitarbeitende können repe- nehmen zu wagen hat hier eine klare Haltung: KI muss dem Men- schen immer sinnvoll dienen – es geht darum, mensch- titive Verwaltungsaufgaben an die Maschine abgeben und einen Teil ihrer Arbeitszeit sinnstiftender und wert- verankern. liche Kompetenz und Fähigkeit zu unterstützen, und nicht darum, sie zu ersetzen. Andererseits müssen wir schöpfender einsetzen. Dieser Aspekt muss bei der wirt- transparent machen, wofür Daten genutzt und wie sie schaftlichen Bewertung intelligenter Systeme berück- interpretiert werden. Hier müssen wir sicherstellen, dass sichtig werden, denn davon profitiert das gesamte Un- Beate Hofer, KI-Systeme stets verantwortungsvoll, fair und unter Ein- ternehmen. CIO, Volkswagen AG haltung des Datenschutzes eingesetzt werden. Der Schlüs- sel, um Vertrauen in die Technologie aufzubauen und Vom KI-Projekt zum Datenprodukt: ihr Transformationspotenzial vollends zu entfalten, ist Volkswagen Vision Workbench Transparenz. Dem Einsatz von KI in der Produktion und Logistik kommt bei Volkswagen eine besondere Rolle zu, denn mit 118 Ausblick Fabriken gehören wir zu den weltweit größten Indust- In Zukunft wird die Bedeutung von KI als Wettbewerbs- rieunternehmen. Hier haben wir einen großen Hebel, faktor weiter zunehmen. Wenn wir mit der kontinuier- um mit leistungsstarken Datenprodukten unsere Pro- lichen Weiterentwicklung der Technologie Schritt hal- zesse produktiver, effizienter und nachhaltiger zu ge- ten und sie aktiv mitgestalten wollen, müssen wir die stalten. Ein Beispiel dafür, wie wir das operativ umset- Methoden beherrschen und die Voraussetzungen schaf- Fotos: Getty Images, Volkswagen AG zen, ist unsere Volkswagen Vision Workbench. fen, um leistungsfähige KI-Systeme im Unternehmen auf- Die inhouse entwickelte Plattform bündelt alle grund- zubauen und nachhaltig betreiben zu können. Ein zen- legenden Funktionen für Computer Vision, die relevan- traler Aspekt hierbei ist es, ein data-driven Mindset im ten Schnittstellen zu den Bestandssystemen und stellt gesamten Unternehmen zu verankern. Fachexperten die einfache Integration in die Konzern-Infrastruktur si- müssen das Potenzial von Daten noch stärker für ihre cher. Darauf aufbauend entwickeln wir unterschiedliche tägliche Arbeit erkennen und befähigt werden, die rich- Funktionalitäten etwa zur Qualitätskontrolle von länder- tigen Fragen zu formulieren, bei deren Beantwortung spezifischen Etiketten am Fahrzeug oder der Erkennung ihnen KI dienen kann. Auf diese Weise erzielen wir eine von Rissen und Abweichungen in Bauteilen, aber auch echte Wirkung. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
8 ADVERTORIAL Erklärbare Künstliche Intelligenz: Raus aus der Blackbox von Dr. Martin Böckle, Sophia Maier und Dr.-Ing. Nico Rödder T atort Twitter im März 2016: Ein Account mit Seit TayTweets sind über fünf Jahre vergangen, die Tech- dem Namen TayTweets erschüttert das Inter- nologien haben sich weiterentwickelt, funktionsreiche net durch eine Reihe anstößiger und kontro- KI-(Teil-)Applikationen haben in unserem privaten so- verser Kurznachrichten. So weit, so gewöhn- wie beruflichen Alltag Einzug gehalten und sind daraus lich, könnte man meinen. Allerdings handelte nicht mehr wegzudenken. Zum Beispiel in der Medizin, es sich bei TayTweets um einen „Twitter Bot“ von Mic- in der KI zur Klassifizierung von Computertomographie- rosoft, der sich auf Basis der Interaktion mit menschli- Bildern eingesetzt wird, um die Frühdiagnose von Netz- chen Nutzern weiterentwickelt und eigene „menschen- hauterkrankungen zu unterstützen, oder im Bankwesen, ähnliche“ Charakterzüge entwickeln sollte. Was von Mi- wo Anwendungen den Nutzern beim Risikomanagement crosoft als Demonstration der eigenen Fähigkeiten und und bei Entscheidungen der Preisgestaltung helfen. Trotz Technologie im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) vor- der vielen positiven Beispiele stellt das Design von nut- gesehen war, führte zu einem PR-Desaster. Statt Tay mit zerzentrierten intelligenten S ystemen, welches die Be- dem Wahren, Schönen und Guten der Menschheit zu dürfnisse und Ziele der End-Nutzer berücksichtigt, noch „füttern“, entschieden sich Twitter-Nutzer in der Mehr- immer eine große Herausforderung dar. zahl dazu, den Bot mit menschlichen Abgründen zu über- Die Debatte um KI und ihre Auswirkungen auf die Dr. Martin Böckle, fluten. Es dauerte nur wenige Stunden, bis der unter La- Gesellschaft, zunächst in Expertenkreisen geführt und Lead Strategic Designer, BCG Platinion borbedingungen entwickelte „unvoreingenommene“ Bot durch Beispiele wie Tay einer breiteren Masse bewusst offensichtlich rassistische und extremistische Inhalte gemacht, scheint mit jedem erschlossenen Anwendungs- „lernte“, diese selbst unkontrolliert twitterte und als letzte gebiet noch präsenter zu werden und hat nun auch die breitung ethischer IT sowie der Steigerung des Vertrau- Konsequenz darauf offline genommen wurde. politische Bühne etwa über die Arbeitsgruppe Mensch ens der Bürger in KI-gestützte Systeme ab. Entlang eines und Maschine des Deutschen Ethikrats erreicht. risikobasierten Ansatzes sollen KI-getriebene Applika- Alltäglichkeit von KI steigert Diskussionsbedarf tionen gemäß ihres Einsatzgebietes kategorisiert wer- Auch wenn Tay durch einseitige Fragen und Aussagen EU-Regulierung könnte Handlungsdruck nach den und EU-weiten Auflagen und Standards unterliegen. von „Trolls“ gezielt beeinflusst wurde, untermauerte der mehr Erklärbarkeit von KI-Lösungen erhöhen Insbesondere für Anwendungen in datenkritischen Vorfall die Debatte um das Risiko des Einflusses von (re- Die EU-Kommission hat im April 2021 erstmals einen Vor- Bereichen wie im Personalmanagement oder der Straf- alen) Trainingsdaten auf KI oder auf Machine Learning schlag für einen Rechtsrahmen zur Regulierung von KI verfolgungsinfrastruktur sollen mit Verabschiedung der (ML) basierende Algorithmen. Dazu kommt eine inten- vorgelegt. Der Entwurf zur Festlegung harmonisierter Verordnung strenge Vorgaben hinsichtlich Dokumenta- siver werdende Diskussion um die Notwendigkeit einer Vorschriften für KI (2021/0106(COD)) zielt neben dem tion, Transparenz und Sicherheit gelten. Aber auch stärkeren menschlichen Nachvollziehbarkeit von KI-ba- Verbot von sicherheits-, lebensgrundlagen- und men- Anwendungen wie Chatbots, die von Unternehmen zur sierten Ergebnissen und Entscheidungsempfehlungen. schenrechtsbedrohender KI insbesondere auf die Ver- Kundenbetreuung eingesetzt werden, sollen klare Trans- parenzverpflichtungen erfüllen. Der Vorschlag der EU- Kommission muss zunächst das ordentliche Gesetzge- bungsverfahren durchlaufen und richtet sich derzeit vor- merklich auf Anwendungen in kritischen Domänen. Die Akzeptanz von KI- Zusammen mit den bereits vorhandenen Anforderun- gen im Datenschutzrecht steigert dieser Vorschlag aber Anwendungen hängt weiter den bereits heute spürbaren öffentlichen Hand- lungsdruck auf Entwickler und Unternehmen nach mehr maßgeblich von der Transparenz, welcher bislang hauptsächlich aus der Rich- tung der IT-Ethik und der End-Nutzer-Forschung zu ver menschlichen nehmen war. Die meisten End-Nutzer verzichten nur ungern auf Nachvollziehbarkeit die Annehmlichkeiten alltäglich genutzter Apps und Ge- schäftsanwendungen. Jedoch hängen ihr Vertrauen und im Umkehrschluss die Akzeptanz maßgeblich von der von Funktion und menschlichen Nachvollziehbarkeit der Funktionalität und des Ergebnisses ab. Vier Elemente können diese ge- Ergebnis ab. währleisten: 1. Die technische Nachvollziehbarkeit, also die Verständ- Sophia Maier, lichkeit der technischen Softwarelösung und deren Senior IT Consultant, BCG Platinion Quellcode für Experten Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
RUBRIK 9 Verstehen und Definieren Ideengenerierung Prototypenbau und Test KI informierter Designprozess Design Thinking Prozess KI-Optionen KI-Fähigkeiten KI-Reifegrad Problem Lösung definiert identifiziert 2. Die funktionale/logische Nachvollziehbarkeit des Mo- •W as wird erklärt? (z. B. Modell oder Daten) dels, also die Information, warum und wie welche In- • Wie wird es erklärt? (z. B. direkt/post-hoc, statisch oder put-Daten und zugrundeliegende Annahmen zu ei- nem Ergebnis führen In KI-Initiativen interaktiv) • Welches Format? (z. B. Text, Bild, Tabellenformat etc.) 3. Die korrekte Interpretation dieser Information 4. Die verständliche Aufbereitung und Vermittlung des müssen strategische Der Ansatz einer nutzerzentrierten erklärbaren KI hat Wissens an die Nutzenden durch Ansätze wie „erklär- auch das Ziel, die Nutzererfahrung an die jeweilige Nut- bare KI“ (explainable Artificial Intelligence - XAI) Design-Praktiken eine zergruppe anzupassen. So sollte sich die Ausgabe zwi- schen normalen Nutzern und technikaffinen Fachexper- Dieses Konzept ist trotz erklärbarer Algorithmen bis heute zentrale Rolle spielen, ten unterscheiden, um auf die jeweiligen Bedürfnisse in den wenigsten Anwendungen zu finden. Hier kann der Zielgruppe einzugehen und die Akzeptanz und Zu- KI-spezifisches strategisches Design eine Schlüsselrolle spielen. Dazu gehört etwa Design Thinking als eine Me- um nutzerzentrierte friedenheit zu erhöhen. Von dieser Kundenzufrieden- heit sowie der vorangehenden Transparenzsteigerung thode zur systematischen Lösung komplexer Probleme und der Entwicklung neuer Ideen in der Schnittmenge Lösungen mit einer und dem dadurch adressierten Handlungsdruck profi- tieren die Anbieter der genutzten Applikationen. von „wünschenswert für Nutzer“ (Desireability), „tech- nische Durchführbarkeit“ (Feasability)“ und „Rentabili- breiten Akzeptanz Denn längst gilt, dass KI-Applikationen nicht nur bis- her unerkannte Schätze in Daten durch die Erkennung tät für das Unternehmen“ (Viability). Weniger getrieben von Mustern heben, sondern insbesondere Mitarbeitende von den technischen Möglichkeiten, stehen bei der Ent- sicherzustellen. von repetitiven Tätigkeiten befreien können, um sich Auf- wicklung von praxisnahen Ergebnissen die Bedürfnisse gaben zu widmen, die kreative Lösungen erfordern. Eine und Ziele der Endnutzer im Mittelpunkt. Förderung der Nutzung derartiger Applikationen durch eine Erhöhung der Nachvollziehbarkeit ist zudem nicht Strategisches Design erhöht Nachvollziehbarkeit nur aus Gründen von Effektivität und Effizienz sinnvoll, und Akzeptanz von KI-Lösungen sondern kann auch ein wesentlicher Baustein bei der Er- Für die Entwicklung nutzerzentrierter KI-Anwendungen 1. Identifikation von Nutzerbedürfnissen über ethnogra- füllung etwaiger regulatorischer Anforderungen bilden. mit einem hohen Grad an Nachvollziehbarkeit sollte ein phische Forschung oder Fragebögen und Untersu- Somit kann sich der Einsatz strategischen Designs in der iterativer Ansatz mit dem Ziel einer reibungslosen Nut- chung auf KI-Optionen Entwicklung von KI-Anwendungen nicht nur profitabel zererfahrung für die Interaktion zwischen Mensch und 2. Ideengenerierung, um die Potenziale der KI mit den auf Anwender und Anbieter auswirken, sondern auch KI-Anwendung verfolgt werden: Nutzeranforderungen abzugleichen und Datenanfor- weitere Beiträge in der KI-Debatte und auch bei der Re- derungen abzuleiten gulierung von KI-Applikationen leisten. 3. Ideenumsetzung in einem ersten Prototyp, wobei der KI-Reifegrad speziell zu Beginn der Nutzung eine He- Akzeptanz fördert Nutzungsintensität rausforderung darstellt Für Unternehmen ist die Akzeptanz und Nutzungsinten- Fotos: BCG Platinion; Oliver Reetz, Illustrationen: Adobe Stock (2) sität neu eingesetzter KI-Lösungen von kritischer Bedeu- Bei der Entwicklung der Nutzeroberfläche (User Inter- tung. In geplanten und bereits laufenden KI-Initiativen face, UI) und der Benutzererfahrung (User Experience, müssen strategische Design-Praktiken nicht nur berück- UX) von KI-Anwendungen ist die Repräsentation und In- sichtigt werden, sondern eine zentrale Rolle spielen, um terpretation der Ausgabe von hoher Wichtigkeit und wird nutzerzentrierte Lösungen mit einer breiten Akzeptanz aktuell unter dem Stichwort „erklärbare KI“ (XAI) in For- sicherzustellen. Schlussendlich spielt nicht nur die Leis- schung und Entwicklung mit dem Ziel diskutiert, das tung der KI-Lösung und die Qualität der zugehörigen Vertrauen bei der Interaktion zwischen Nutzer und KI- Daten eine wichtige Rolle, sondern auch die Nutzerbe- Lösung zu steigern. Als Input für Designpraktiken, spe- dürfnisse sind von entscheidender Bedeutung für den ziell in der Konzeptions- und Prototypenphase, dienen Erfolg der KI-Lösung. ■ Ergebnisse aus anwendungsorientierten Forschungsge- bieten wie zum Beispiel der Mensch-Computer-Interak- www.bcgplatinion.com/xai tion (Human-Computer Interaction, HCI), welche sich mit Design und Nutzung von interaktiven digitalen Sys- temen auseinandersetzen. In Forschung und (System-) Dr.-Ing. Nico Rödder, Entwicklung werden bereits Taxonomien für nutzerzen- Manager, BCG Platinion triertes Design herangezogen: Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021
10 RUBRIK ADVERTORIAL KI und Text Ein symbiotisches Mensch- Maschine-System von Michael Keusgen D ie KI ist keineswegs eine neue Entwicklung. Sie hat ihre Anfänge in den 1950er Jahren. Heute, 65 Jahre später, startet die KI durch. Sie erobert die unterschiedlichsten Lebens- bereiche. Und wir können uns heute kaum vorstellen, wie radikal sich das Leben, das Arbeiten und auch das kreative Schaffen in den nächsten fünf Jahren noch ändern werden. Mittendrin: der Umgang mit Spra- che und die Erstellung von Texten. Neue Software er- Vor allem bei der möglicht es, Texte durch KI veröffentlichungsfähig schrei- ben zu lassen. Dabei lohnt sich der Blick darauf, wie heute und künftig das Zusammenspiel zwischen KI und Erstellung von News dem Menschen aussehen wird. Die zentralen Fragen sind dabei: wird KI in Kürze nicht • Wie sieht ein qualitätsorientiertes Zusammenspiel zwi- mehr wegzudenken schen Mensch und (KI)-Maschine aus? •W ie funktioniert das Schreiben und Texten mit KI? Michael Keusgen, Gründer sein. • Ist die KI eine Assistentin beim oder der Ersatz für und CEO, ella media ag das menschliche Schreiben? • Verändert die KI das Schreiben, die Sprache und da- mit die Kommunikation? • Haben Ethik und Moral bei der Entwicklung und dem und optimieren die KI kontinuierlich weiter. Diese Einsatz von KI in der Texterstellung eine Bedeutung? Expert:innen im Umgang mit Sprache sind es, die kon- EIN NEWS-ASSISTANT, Der Mensch wird durch KI effektiver arbeiten und die tinuierlich die mit KI erstellten Texte auf Herz und Nie- ren prüfen, und so maßgeblichen Anteil daran haben, DER MITDENKT Fehlerquote sinkt. Vor allem bei der Erstellung von News dass K I-Texte immer kreativer und besser werden. ella media ag launcht ihr erstes Produkt wird KI in Kürze nicht mehr wegzudenken sein. Dies be- Ein wesentlicher Erfolgsfaktor jeder KI zur Texter- deutet ganz konkret: Redakteure, Content-Manager etc. stellung ist das funktionierende Zusammenspiel zwi- Die KI-basierte Software carla ist für den/die Au- können sich durch den Einsatz von lernenden Systemen schen Mensch und KI. Zwar kann die KI von heute be- tor:in ein professionelles Pendant bei der redakti- lästige Arbeiten vom Hals halten und auf das Wesentli- reits selbstständig schreiben, doch das geht nur, wenn onellen Arbeit. Vor allem, wenn es um aktuelle News che – die Qualitätsoptimierung – konzentrieren. Die neue sie – ähnlich wie ein Baby von der Mutter – gelernt hat. geht. Sie bietet die Chance für eine schnelle und KI wird dafür sorgen, dass im Gehirn des Medienma- Die Entwicklung der Sprache, des Schreibens und der einfache Recherche zu relevanten Themen auf chers Platz geschaffen wird: Raus mit standartisierten, Kommunikation wird daher auch beim Einsatz der KI Knopfdruck und macht daraus News, die alle jour- zeitfressenden Abläufen, stattdessen wieder mehr Res- weiterhin vom Menschen bestimmt. nalistischen Grundprinzipien beachten. Es wird sourcen für Kreativität. Und zum Schluss der Blick auf die Verantwortung der ausschließlich auf seriöse Informationsquellen (dpa, Die ella media ag trainiert ihre KI-Software seit über Unternehmen, die KI entwickeln bzw. einsetzen. Der lang- reuters, afp und newsship) zugegriffen und ein hun- drei Jahren mit einem Team aus Technikern und Lingu- fristige Erfolg wird ganz wesentlich davon abhängen, dertprozentiger Fakten- und Plagiats-Check ermög- isten und setzt nicht ausschließlich auf datenbankopti- dass bei allen mit KI erstellten Informationen Glaubwür- licht. Jeder Text kann auf Knopfdruck individuell mierte Verbesserungen. Für das Erstellen von Texten digkeit und Verlässlichkeit gegeben sind. Dabei ist ent- innerhalb weniger Minuten generiert werden und gibt es eine eindeutige Leitlinie: Wir nehmen Vorbehalte scheidend: KI ist immer nur so gut wie die Texte, von ist damit ein Garant für Zeitersparnis (bis zu 50 Fotos: ella media ag, Adobe Stock und Anregungen der Text-Expert:innen so lange auf, bis denen sie lernt, bzw. sow gut wie die Quellen, aus denen Prozent) bei der Datenbankrecherche und Verar- etwas für den Menschen Vorteilhaftes herauskommt, sie ihre Basisinformationen bezieht. Auch muss ein so beitung. Dabei findet alles in einem Tool statt – ein- genannter Zirkelschluss vermieden werden, bei dem eine schließlich der Überprüfung von Grammatik, Or- künstliche Intelligenz mit Quellen gefüttert wird, die wie- thographie und SEO-Relevanz. Entscheidend sind derum selbst durch KI erstellt wurden. Und: Eine sorg- bei carla die Maßgaben, auf deren Grundlage die fältige Auswahl der Quellen ist ein Beitrag im Kampf KI die Informationen sichtet, auswertet und zusam- gegen Fake-News. ■ menstellt. Jede Texterstellung erfolgt dabei auto- matisiert und unter Mitwirkung des Autors. www.ella.ag Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
RUBRIK 11 ADVERTORIAL Daten meistern statt Modelle tunen Data Masters erzielen deutlich mehr Vorteile Data Masters ermöglichen größere Kosteneinsparungen und erzielen eine höhere betriebliche Effizienz N=504 Business Unit Executives, N=72 Business Data Masters; N=432 Business Andere. von Fabian Schladitz 20 E 19 % ine erfolgreiche, skalierbare Anwendung künst- 18 % 18 % licher Intelligenz (KI) basiert nicht nur auf der 15 neuesten Forschung zu neuronalen Netzwer- 15 % ken. Ein solides Datenfundament ist vielmehr entscheidend, um nutzbare, robuste und nütz- 12 % 12 % 12 % liche Applikationen zu entwickeln. Wer dies außer Acht 10 11 % lässt, erstellt tolle Modelle, die sich im Produktivbetrieb nur schwer betreiben lassen. Darum gehört zu einer er- folgreichen und ausgereiften KI-Strategie auch das Thema 5 Datenstrategie mit dem Unterpunkt „Datenprodukte“. In den letzten Jahren hieß es bei KI-Modellen oft: tie- fer, größer, breiter. Google veröffentlichte zuletzt „Switch 0 Transformer“ – das bisher größte KI-Modell mit 1.600 Reduzierte Betriebs- Einsparungen durch Steigerung des Absatzes Absatzsteigerung bei Milliarden Parametern. Insbesondere Sprachmodelle kosten durch essere Einhaltung von b von traditionellen neuen Produkten und wurden zuletzt vor allem durch größere Massen an Da- Prozessverbesserungen Rechts- und Compliance- Produkten und Dienst- Dienstleistungen ten verbessert und nicht durch raffiniertere Methoden. Vorschriften leistungen Letztlich wirken größere Modelle natürlich auch beein- Data Masters Andere druckender als der immerwährende – aber tatsächlich Quelle: Capgemini Research Institute, The data-powered Enterprise, August 2020 lohnende – Kampf um Datenqualität und besseres Da- tenmanagement. Mit der Kampagne „From Model-centric to Data-cen- tric AI” startete KI-Guru Andrew Ng vor Kurzem eine In- Machen Sie sich mit dem Konzept des „Data Mesh“ ver- itiative, um Daten zurück in den Fokus zu rücken. Und traut und realisieren Sie Ihre Chancen durchs Teilen viele Architekturdiskussionen sind mittlerweile vom Be- von Daten in Ihrer Lieferkette oder auch mit anderen griff des „Data Mesh“ durchzogen – eine Strategie, die Marktteilnehmern. Mit diesen Schritten entlasten Sie Daten als „Bürger erster Klasse“ behandelt und nicht als Ihre Data S cience Organisation und setzen deren Kräfte Nebenprodukt eines Geschäftsprozesses. Auch die Markt- für neue, kreative KI-Modelle und Business-Entschei- forschung des Capgemini Research Institute ist zu dem dungen frei. ■ Schluss gekommen, dass Firmen, die Daten meistern und gekonnt teilen, Wettbewerbsvorteile realisieren. ie Sie dabei vorgehen, was es zu vermeiden W Nur FAIRe Daten sind gute Daten Sorgen Sie dafür, gilt, und wie Sie Daten und Modelle beherrschen können, erfahren Sie u. a. in unseren Studien Was bedeuten diese Entwicklungen nun für Sie als deut- sches Unternehmen? Es lohnt sich für Sie, wenn Sie da- dass Ihre Daten mit beginnen, auch Daten als „Produkt“ zu behandeln und einen Product Owner definieren – am besten von FAIR werden. der Fachseite und nicht aus der IT. Sorgen Sie gemein- sam dafür, dass Ihre Daten FAIR werden: •F indable (auffindbar von Menschen und Maschinen) Data sharing The data-powered masters enterprise • Accessible (zugänglich über klare Autorisierungspro- zesse und technische Protokolle) Fabian Schladitz, Leiter des Center • Interoperable (gut verknüpfbar mit anderen Daten- of Excellence (CoE) Künstliche Intelligenz, quellen) Capgemini Deutschland • Reusable (wiederverwendbar, um nicht wieder bei „Null“ beginnen zu müssen) Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021
12 KI-Startups erfolgreich gründen: „Wir brauchen mehr Moonshot-Denken“ Adrian Locher ist überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Menschheit mindestens so stark beeinflussen wird wie die Erfindung der Dampfmaschine oder die Entwicklung von Software. Grund genug, den Seriengründer dazu zu befragen, wie sich dieses Potenzial in Deutschland und E uropa heben und in die richtigen Bahnen lenken lässt. Freuen Sie sich auf konkrete Startup-Rezepte unseres gleichermaßen kritischen wie optimistischen Gesprächspartners. Herr Locher, seit bald zwei Jahrzehnten sind sie als der Talent-Akquise, dem Aufsetzen von Prozessen im Wir sind überzeugt, dass KI-Startups die besten Rahmen- Gründer aktiv. Seit gut fünf Jahren spezialisieren Accounting oder Marketing bis hin zu einem initialen bedingungen nur innerhalb eines trans- oder inter Sie sich auf den Aufbau von KI-Startups. Vor welchen Investment. In Sachen Talent-Akquise macht uns aus, nationalen Ökosystems vorfinden. Solche Ökosysteme Herausforderungen stehen Gründerinnen und Grün- dass wir sowohl Top-Leute in Sachen KI als auch in ei- zeichnen sich durch die Vernetzung von relevanten der dabei? ner speziellen Domäne – etwa Biotech, Medizin oder Re- Stakeholder:innen – etwa Forscher:innen, Gründer:in- Startups sind in der Regel ständig auf der Suche nach gulatorik – zusammenbringen. Die perfekte Mischung nen, Investor:innen und Policy Maker, aber auch Pro- Talenten, nach Kapital und nach der einen, durchschla- ist letztlich der entscheidende Erfolgsfaktor. jekt-Teams etablierter Konzerne – aus. Dazu gibt es genden Idee. Gerade bei KI-basierten Gründungen ist es lokale Hubs wie unseren 5.400 Quadratmeter großen wichtig, zur Ideenfindung und der Validierung einer Idee „AI Campus Berlin“ sowie länderübergreifende Cluster. viel Zeit einzuplanen. Ich würde sogar soweit gehen und Gerade der KI- So wird für die Startups ein e nger Austausch zu jedem sagen, dass viele Startups aus Mangel an Zeit, nicht aus Zeitpunkt ihres Schaffens ermöglicht, was etwa die War- Mangel an Geld scheitern. Das liegt einerseits an den Transfer könnte tezeit zur Zulassung durch Regulator:innen verkürzen schier endlos vielen Anwendungsmöglichkeiten für KI – kann. man muss seinen Wirkungsbereich also eingrenzen – und besser laufen, wenn andererseits an den Unwägbarkeiten, die die Technolo- Muss die Politik in Sachen KI-Förderung einen ande- gie mit sich bringt. Denn noch immer sind uns die Po- tenziale von KI nur bruchteilig bekannt. Daraus resul- mehr Forscher:innen ren Kurs einschlagen? Definitiv. Es braucht eine intelligent gestaltete und aus- tieren oft relativ lange Entwicklungszyklen. Eine weitere Herausforderung, die KI-Gründer:innen zu Unternehmer: balancierte Industriepolitik, wenn es um die Förderung von neuen Grundlagentechnologien, also neben KI etwa beachten sollten: Es herrscht in Europa unter Politiker:in- auch Quantum Computing, geht. Konkret: Um die Grund- nen die einhellige Meinung, KI müsse strikt reguliert wer- innen ausgebildet lagen für künftige Exzellenz zu schaffen, muss Deutsch- den, noch ehe die Potenziale wirklich erkennbar sind. land mehr in die Forschung und Entwicklung investie- Dadurch kommt es zu Unsicherheit unter möglichen würden. ren. Zudem braucht es Bildungsoffensiven an den Hoch- Kund:innen, was die Vermarktung erschwert. schulen, um die dort ausgebildeten Top-Talente von der Forschung in die Wirtschaft zu bekommen. Gerade der Und wie helfen Sie ganz konkret, dass KI-Startups nach- KI-Transfer könnte besser laufen, wenn mehr Forscher:in- haltig wachsen können? nen zu Unternehmer:innen ausgebildet würden. Der Blick Als Venture Studio, einer Mischung aus Inkubator und geht bei dem Thema schnell in Richtung USA und China. Investor, arbeiten wir mit Gründer:innen zusammen und Kein Wunder, schließlich wird in beiden Ländern unter- unterstützen sie beim Aufbau ihrer Startups. Das Spek- nehmerische Bildung großgeschrieben. Die Konsequenz: trum reicht dabei von der Ideenfindung und Validierung, Tech-Konzerne von Weltrang kommen meist aus einem Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
KI: UMSETZUNG IM UNTERNEHMEN 13 Hohe Talent- dichte plus Zeit plus Kollaboration im Ökosystem ergibt maximale Erfolgschancen für KI-Startups. Adrian Locher, Mitgründer und CEO, Merantix, und Initiator, AI Campus Berlin der beiden Länder. Aufgrund ihrer jeweiligen Industrie- tenziale eines Moonshots sind schwer abzuschätzen, auch KI-Startups diverse Teams, die sich in ihrem jeweiligen und Wirtschaftspolitik, durch die viele Forschungsauf- während des Entwicklungsprozesses, der Jahre dauern Fachgebiet auskennen und die aber auch in der Lage träge aus der Staatskasse bezahlt oder von staatlichen kann. Dieses Kalkül braucht es aber, denn um die gro- sind, ihrem Gegenüber zu erklären, was technisch oder Institutionen beauftragt werden, werden sie auch als ßen Probleme unserer Zeit – Stichwort Klimawandel – eben wirtschaftlich überhaupt möglich und sinnvoll „entrepreneurial states“ bezeichnet. zu lösen, helfen keine inkrementellen Optimierungen, ist. Das erfordert neben einem hohen IQ auch einen sondern es braucht eben groß gedachte Innovationen. hohen EQ. Foto: Viktor Strasse, Illustrationen: Getty Images, Made by Made Was macht einen „entrepreneurial state“ Ihrer M einung In Deutschland braucht es mehr von dieser Moons- nach aus? hot-Denke von staatlichen, aber auch privaten Akteu- Gibt es ein Erfolgsrezept fürs Venture Building im KI- Vereinfacht gesagt: Unternehmerisches Denken beein- ren. Denn dann klärt sich der angstbeladene Blick auf Bereich? flusst jedwede Entscheidung. Gerade in den USA gilt da- Technologien wie KI zugunsten einer Optimierung der Ich versuche es einmal auf eine Formel herunterzubre- bei auch das Prinzip „trial and error“. Das heißt: Bei der strukturellen Rahmenbedingungen und strategischer In- chen: Hohe Talentdichte plus Zeit plus Kollaboration im Umsetzung von großen und risikobehafteten Ideen darf vestitionen. Ökosystem ergibt maximale Erfolgschancen. es sein, dass sie scheitern. Es ist ok, dass staatliche Ins- titutionen vier oder fünf KI-Projekte unterstützen, die Schauen wir noch einmal in Richtung Startups: Brau- In welchen Bereichen werden wir die meisten KI-Start- am selben Problem arbeiten. Und es ist auch ok, wenn chen Gründerinnen und Gründer, die KI-basierte Pro- ups sehen? vier von fünf solcher Projekte scheitern, eins dabei aber dukte und Services entwickeln, besondere Fähigkeiten? Hoffentlich im Bereich Klima/Nachhaltigkeit, denn hier gelingt. Die grundlegenden Fragen lauten ja: Welches Problem liegen aktuell die größten Herausforderungen der Man nennt derartige Projekte in der Tech- und Start- löst das Produkt? Wer nutzt es? Und wie kann es an Menschheit. Alles in allem birgt KI viel Potenzial, um als up-Szene auch gern „Moonshots“, in Anlehnung an die potenzielle Kund:innen vermarktet werden? Für die „tech for good“ einen radikal-positiven Einfluss auf un- waghalsige Mondlandung 1969. Das war ein bahnbre- Antworten braucht es im Fall von KI-Startups beides: ser Leben zu haben. Ich bin guter Dinge, dass wir dank chendes Projekt, das nicht nur ehrgeizig, sondern auch KI-Expertise und Business-Knowhow. Selten vereint eine der vielen KI-Startups mehr und mehr davon spüren alles andere als vorhersehbar war. Die Risiken und Po- Person beide Kompetenzen in sich. Deswegen brauchen werden. ■ Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
14 RUBRIK ADVERTORIAL KI entlastet im Büroalltag: Nützliche Helfer im Dienst des Menschen von Dr. Robert Mayr K I an sich ist nicht neu: Bereits vor 65 Jahren weise an einem System, das ausgehend von den beim diskutierten findige Köpfe auf dem „Dart- steuerlichen Berater vorliegenden Daten eines Unter- mouth Summer Research Project on Artifi- nehmens automatisiert mit relevanten Informationen cial Intelligence“ in New Hampshire, wie sich aus steuerlichen Wissensdatenbanken Handlungsopti- die Eigenschaften von menschlicher Intelli- onen aufzeigt. genz in den Computer bringen lassen. Das ist lange her Im Kern geht es darum, Fachwissen mit den vorhan- und es hat seine Zeit gedauert, bis KI-Technologien den denen Mandantendaten zu verknüpfen. So werden kon- nötigen Reifegrad erreicht hatten, um in den Alltag vor- textbezogene relevante Informationen identifiziert und zudringen. Doch inzwischen halten sie Einzug in viele dem Anwender umgehend bereitgestellt. Ziel ist ein vir- Lebensbereiche. tueller Helfer, der proaktiv darauf hinweisen soll, dass Wenn heute das Schlagwort Künstliche Intelligenz er beispielsweise eine Rechtsänderung als relevant für fällt, weckt es in erster Linie Assoziationen mit selbst- ein Unternehmen identifiziert hat. steuernden Drohnen, autonom fahrenden Autos oder mit nahezu allwissend erscheinenden virtuellen persön- Trotz allen Fortschritts lediglich Helfer lichen Assistenten aus der GAFA-Welt. Fakt ist: Unabhän- So clever solche Systeme wirken und so viel Arbeit sie gig vom großen Hype werden KI-Technologien dem Men- dem Menschen abnehmen, sie bleiben lediglich Helfer schen in absehbarer Zeit gerade im Büroalltag viele wie- des Menschen. Die meisten der heute genutzten KI-Funk- derkehrende Tätigkeiten abnehmen. Mittels KI verlagern tionen werkeln gewissermaßen „unter der Haube“ be- wir immer mehr Routine auf die Maschine. stehender Software und steigern deren Effizienz. Sie tun das, indem sie Erkennungsquoten bestimmter Informa- KI durchdringt viele Arbeitsbereiche tionen erhöhen, Anomalien aufdecken oder programm- Die zunehmende Automatisierung betrifft dabei nicht intern Prozesse überwachen und auf Fehlerquellen hin- nur das produzierende Gewerbe, sondern auch Dienst- weisen. Sobald aber Empathie, komplexeres Experten- leistungen. Wenn wir beispielsweise die Tätigkeiten und Erfahrungswissen sowie gesunder Menschenverstand betrachten, die Steuerberaterinnen und Steuerberater benötigt werden, hilft KI auf absehbare Zeit nicht weiter. für die Unternehmen erbringen, so kann KI bei Routi- So ist Künstliche Intelligenz ein Werkzeug, um für die netätigkeiten entlasten. Ein konkretes Beispiel: Mittels Anwenderinnen und Anwender reale Probleme zu lö- eines Automatisierungsservices ist es in den Kanzleien Dr. Robert Mayr, CEO, DATEV eG sen. Die Technik dient dem Menschen, indem sie ihn heute bereits möglich, einen Teil der Routinetätigkeit entlastet. Die Drohkulisse aus bekannten Science-Fic- beim Buchen von Geschäftsvorfällen von der Maschine tion-Filmen, in denen clevere Maschinen sich autonom abnehmen zu lassen. Dafür nutzen wir die unschlagbare Stärke leistungsfähiger IT, schnell eine große Menge an KI macht Assistenz- weiterentwickeln, sich vom Menschen emanzipieren und schließlich sogar die Menschheit oder zumindest deren Daten vergleichen und auf Basis bekannter Fälle Infor- mationen erkennen und zuordnen zu können. systeme möglich, die Freiheit gefährden, taugt für einen interessanten Plot in einem spannenden Hollywoodfilm. Mit der Realität hat Beispiel Steuerberatung als Fernrohr voraus- sie allerdings nicht viel zu tun. Worauf wir allerdings ein Augenmerk haben müssen, Bei der Automatisierung geht es aber nicht nur um die ist, mit welchen Aufgaben wir die Maschinen betrauen. Entlastung von Alltagsarbeiten. Es sind auch Assistenz- schauend einen perma- Wie etwa das Beispiel des Einsatzes bei der Sortierung systeme denkbar, die als autonomes Fernrohr voraus- von Job-Bewerbungen zeigt, birgt KI auch Potenzial für schauend einen permanenten Rundumblick auf verfüg- nenten Rundumblick nicht gewünschte Effekte. Schließlich kann sie Entschei- bare Informationen richten. So forscht DATEV beispiels- dungen nicht bewusst treffen, sondern lediglich aus Häu- auf verfügbare Infor- figkeiten früherer ähnlicher Entscheidungen ableiten. Dabei ist sie nur so gut, wie es ihre Programmierung und mationen richten. natürlich auch die ihr zur Verfügung stehende Daten basis zulassen. Dessen müssen wir uns immer bewusst bleiben. ■ Foto: DATEV www.datev.de Sonderveröffentlichung zum Thema „KI: IT’S TIME TO BUILD!“ | OKTOBER 2021 HandelsblattJournal
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