Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag

Die Seite wird erstellt Max Wilke
 
WEITER LESEN
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
Pflichtblatt der Börsen Frankfurt
                    D ü s s e l d o r f · St utt g a rt · h a m b u r g · b e r l i n · M ü n c h e n

                   № 44 · Sonntag, 06. November 2016

DAX
Doch noch eine
Jahresendrallye?

Schlieker
Neues von der
Zombifizierung

Hendricks
Ohne Rückhalt
beim Klimagipfel

Rohstoffe
Weltweites
Comeback

     Kaspar
     Rorsted

Fast erfolgreich genug
 Adidas-Aktie leidet: Nike ist weiter Nr. 1
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                                                        UNTERNEHMEN           FONDS       ZERTIFIKATE         Rohstoffe           Lebensart

Sonntag, 06. Nov ember 2016                                                   Euro, Globales und direkt Fürchterliches:
                                                                              Neues von der Zombifizierung
                                                                                                       Es ist so viel von den Schrecknissen der bevorstehen Präsi-
                                                                                                       dentschaftswahl die Rede, alles bebt und zittert und zagt ob
                                                                                                       der denkbaren Ausgänge jener Wahl, und in der Tat sind die
                                                                                                       Aussichten düster. Dabei werden all die martialischen Sprüche,
                                                                                                       vom einen, dass man Amerika in den Mittelpunkt stellen und
                                                                                                       das Globale den eigenen Interessen unterordnen solle, von der
 AKTIEN & MÄRKTE
 Schliekers Woche .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 2
                                                                                                       anderen ähnlich, nur höflicher, niemals eins zu eins Realität
                                                                                                       werden. Und was die eigenen Interessen betrifft – war das je
 Märkte im Überblick:
 S&P 500, DAX,
                                                                                                       anders? Haben die USA stets zuerst an andere gedacht und
 EURO STOXX 50 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4      Reinhard Schlieker
                                                                                                       dann an sich selbst? Na, die wären schön blöd gewesen.
 Kopf der Woche: Barbara ­Hendricks,                                          Wirtschafts- und         Denkt etwa in Europa nicht auch jeder zuerst an sich? Kann
 Aphorismus der Woche .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5           Börsenkorrespondent      man gar nicht so genau sagen, weil man nie weiß, ob Europa
 Aktie der Woche:
                                                                              des ZDF                  überhaupt denkt. Jedenfalls gäbe es zu solchem Tun genügend
 adidas. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6                                       Anlässe, und zwar ganz ohne Wahlen auf fernen Kontinenten.
 Kolumne: Dr. Ulrich Stephan.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8                                          Ganz einfach schon deshalb, weil Europa, und da insbesondere
 DAX-Jahresendrallye .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10                                 die Eurozone, dermaßen viele hausgemachte Probleme haben,
 Kolumne: Christine Romar .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12
                                                                                                       dass ein amerikanischer Präsident dagegen geradezu eine zu
                                                                                                       vernachlässigende Größe sein dürfte.
 Kolumne: Klaus Bauknecht .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14
                                                                                                       In dieser Woche haben sich Finanz- und Wirtschaftsexperten
                                                                                                       in Frankfurt zu den anstehenden Problemen geäußert, und
 FONDS
                                                                                                       nein, es waren nicht die sogenannten Wirtschaftsweisen, denn
 Gastbeitrag: Moritz Rehmann . . . . . . . . . . 16
                                                                                                       im Unterschied zur Reaktion der Bundesregierung auf die
 Fonds der Woche:
                                                                                                       fundierten Erkenntnisse jener Forscher in Berlin lauschte man
 PPF II -
 Global Infrastructure Network Fund.  .  .  .  . 18
                                                                                                       den Ausführungen der Professoren in Frankfurt mit Interesse.
                                                                                                       Noch nie, so entfuhr es einem Teilnehmer, habe man bei ei-
                                                                                                       ner der regelmäßigen Bestandsaufnahmen solch pessimistische
 Zertifikate
                                                                                                       Grundstimmungen registrieren müssen. Das stimmt in der Tat
 Zertifikate-Idee:
 Bonus-Zertifikat auf Exxon Mobil.  .  .  .  .  .  . 20                                               – denn nur die Bundesregierung glaubt von sich, oder behauptet
                                                                                                       wenigstens, zu glauben, dass sie sich im permanenten Reform-
 Interview: Thomas Rappold .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22
                                                                                                       modus befinde. Mit der Realität hat das nichts zu tun, und
                                                                                                       das Schlimmste daran ist, dass jemand, der fälschlicherweise
 Rohstoffe
                                                                                                       behauptet, auf dem richtigen Weg zu sein, niemals den Antrieb
 Gastbeitrag: Wolfgang Schrage . . . . . . . . . . 24
                                                                                                       verspüren wird, nach dem richtigen Weg zu suchen. Notwen-
 Rohstoffanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
                                                                                                       dige Reformen unterbleiben, die Zinspolitik der EZB richtet
                                                                                                      Verheerungen an, von denen noch Generationen erzählen wer-
 Lebensart
                                                                                                       den, und die Verschuldung der Eurostaaten wächst selbst in
 Refugium der Woche:
                                                                                                       Zeiten, in denen es billig wäre, die Schulden zurückzuführen.
 Park Hyatt, Maldives Hadahaa . . . . . . . . . . 28
 SHA Wellness Clinic. . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
                                                                                                       Nur eine kleine Hoffnung am Rande: Sollten Staaten mit dem
 Produkt der Woche: Schokolade. . . . . . . . . 32                                                     weiteren Schuldenmachen es nicht gewaltig übertreiben, könnte
                                                                                                       der Nullzins zusammen mit einer milden Inflation das Debit nach
 Impressum/Disclaimer . . . . . . . . . . . . . . 34                                                   und nach etwas abtragen. Sobald ein Politiker das aber merkt,

                                                                                    02    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                                                UNTERNEHMEN               FONDS          ZERTIFIKATE     Rohstoffe         Lebensart

Schliekers Woche

                                                                                                                   Zahl der Woche

                                                                                                                      18,2
                                                                                                                      Milliarden Euro
                                                                                    wird es aus sein mit der       betragen die Rückstellungen des VW-
                                                                                   richtigen Richtung – dann       Konzerns für „Dieselgate“. Die jüngs-
                                                                                  kommen blitzschnell die Ver-     ten Äußerungen der zuständigen US-
                                                                                 lockungen großer Gesten, die      Berhörden bezüglich der 85.000 noch
                                                                                den Politiker nichts, die Bevöl-   nicht in legalen Zustand versetzten
                                                                              kerung aber viel kosten werden.      3-Liter-Dieselmotoren lassen Zweifel
                                                                              Nachdem weder die Stabilitäts-       aufkommen, ob diese Summe ausrei-
                                                                             kriterien noch das Bail-Out-Ver-      chen wird.
                                                                            bot der Eurozone von irgend
                                                                           jemandem noch beachtet werden,
                                                                                                                   TERMINE der Woche
                                                                          kommen die kritischeren unter den
                                                                         Professoren zu dem Schluss, dass ein
                                                                        Ende des Euro unvermeidlich wird –         07.11.	08:00 DE	Auftragsein-
                                                                       nur über die Dauer, die jene Verzerrun-                         gangsindex
                                                                      gen und die Mentalität des Durchwurs-                            verarb. Gewerbe
                                                                     telns noch halten werden, will niemand
                                                                                                                                       Sep.
                                                                    eine Prognose wagen.
                                                                   Prof. Stefan Kooths vom Kieler Institut         08.11.	-     USA	58. Wahl des
                                                                  der Weltwirtschaft prägte das feine Wort                             Präsidenten der
                                                                 von der „Zombifizierung“ der europäischen
                                                                                                                                       USA
                                                                Wirtschaft: Die Fehlsteuerungen der EZB
                                                               halten Unternehmen, – jawohl, auch Banken           15.11.	08:00 DE	BIP Q3/2016
                                                              – künstlich am Leben, mit billigen Krediten                              (Schnellmeldung)
                                                              und Anleihenkäufen. Das Kartenhaus wird zu-
                                                             sammenbrechen, und es wird sicher interessante        23.11.	10:00 EWU	Markit Ein-
         Foto: © svetazi - Fotolia.com

                                                            Forschung geben dereinst, wie eine Zentralbank                             kaufsmanger-
                                                           aufbrach, Krisen zu meistern und dabei eine viel                            indizes (Flash)
                                                          größere Krise auslöste. Da lauern Promotionsthe-
                                                                                                                                       November
                                                         men in Fülle. Unsereinem bleibt, das Schauspiel zu
                                                                  genießen, solange es eben dauert und das         24.11.	10:00 DE	ifo Geschäfts-
                                                                       Horrorstück auf der Bühne bleibt, mit                           klimaindex
                                                                        Zombies und allem. Wer braucht da
                                                                                                                                       November
                                                                      noch Trump oder Clinton?
                                                                                                                   01.12.	02:45 China	Caixin-Einkaufs-
                                                                                                                                       managerindex
                                         Was denken Sie über dieses Thema?                                                             verarb. Gew.

                                         Schreiben Sie gerne direkt an den Autor                                                       Dez.
                                         Reinhard Schlieker unter                                                  02.12.	14:30 USA	Arbeitsmarktbe-
                                         schlieker@boerse-am-sonntag.de
                                                                                                                                       richt November

                                                                       03    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                                    UNTERNEHMEN             FONDS          ZERTIFIKATE            Rohstoffe          Lebensart

   Märkte im Überblick

      usa                                                   Deutschland                                        Europa

      VIX zieht vor                                         DAX kratzt                                         EZB bleibt
      US-Wahlen an                                          am Augusthoch                                      auf Kurs
Die US-Notenbank (Fed) hat in der ver-                Während die US-Indizes im Oktober uni-              Die Europäische Zentralbank (EZB) rech-
gangenen Woche keine Änderung ihrer                   sono Verluste verzeichnet hatten, gab es            net mit einer Fortsetzung des Aufschwungs
Geldpolitik beschlossen. Allein wegen der             bei den deutschen Kursbarometern eine               in der Eurozone. Ihrer Ansicht nach hatten
am nächsten Dienstag stattfindenden US-               gemischte Tendenz. MDAX, und insbeson-              und haben die geldpolitischen Maßnah-
Präsidentenwahlen waren keine Maßnah-                 dere TecDAX entwickelten sich abwärts.              men einen stützenden Effekt. Diese dürf-
men zu erwarten. Nun läuft es wohl auf                SDAX und DAX konnten indes zulegen.                 ten zudem zu steigenden Teuerungsraten
eine Zinsanhebung im Dezember hinaus.                 Beim Leitindex fiel am Ende ein Plus von            in den nächsten beiden Jahren führen. Der
Am Markt wird derzeit eine Wahrschein-                1,5 Prozent an. Charttechnisch betrachtet           Seelenverkäufer „Euroraum“ scheint somit
lichkeit von mehr als 71 Prozent eingepreist,         arbeitete er sich bis zu seinem im August           dank Kapitän Mario Draghi und seiner
dass es dann zu einer Straffung der Geld-             dieses Jahres markierten Zwischenhoch von           Mannschaft auf Kurs, die stürmischen,
politik kommen wird. Am US-Aktienmarkt                10.802 Punkten vor. Kurzzeitig übertroffen,         klippenreichen Gewässer hinter sich zu las-
führten die jüngste Fed-Entscheidung sowie            scheiterte jedoch erst einmal der Versuch,          sen. Noch ist es aber längst nicht so weit.
die Kommentare dazu zu keinen nennens-                dieses Hindernis nachhaltig zu überwinden.          Auch die EZB bleibt vorsichtig. Wie es so
werten Bewegungen. Im übergeordneten                  Gibt es bald einen nächsten Anlauf? Oder            schön hieß, ist das Basisszenario weiterhin
Bild zeigt sich seit einiger Zeit eine fallende       wird nun die aktuelle, seit August gebildete        mit Abwärtsrisiken verbunden. Aha, wer
Tendenz. Das führte dazu, dass die Bilanz             Konsolidierung nach unten aufgelöst? Zum            hätte das gedacht? Die EZB ist daher wei-
bei den US-Indizes im Oktober negativ                 Start in den neuen Börsenmonat führte               terhin entschlossen, wenn nötig, gegenzu-
war. Am stärksten verlor der Nebenwert-               dann vermutlich die negative Tendenz am             steuern, um die Wirtschaft mit einer sehr
eindex Russell 2000 mit 4,8 Prozent. Der              US-Aktienmarkt und die Unsicherheit we-             lockeren Geldpolitik zu stützen bzw. dafür
NASDAQ Composite hatte um 2,3 Prozent                 gen der US-Wahlen auch hierzulande zu               zu sorgen, dass die Inflation anzieht. Die
nachgegeben. Nicht ganz so groß war der               weiter fallenden Indizes. Dazu beigetragen          Notenbank hat damit die jüngsten Aussa-
Verlust beim NASDAQ-100 mit 1,5 Pro-                  haben könnte die anhaltende Aufwertung              gen von EZB-Präsident Mario Draghi von
zent. Die geringsten Abschläge im Berichts-           des Euro gegenüber dem US-Dollar. Wird              der Oktobersitzung wiederholt. Am bishe-
monat verzeichnete der Dow Jones mit 0,9              die Entwicklung am hiesigen Aktienmarkt             rigen geldpolitischen Kurs hatte die No-
Prozent. Beim S&P 500 summieren sich die              in den nächsten Wochen weiterhin maß-               tenbank seinerzeit nichts geändert. Zudem
Abgaben auf 1,9 Prozent. Zum Start in den             geblich von den Zuckungen der Wall Street           gab es keine Hinweise, ob und wie sie ihr
neuen Börsenmonat setzte sich die sinkende            geprägt sein? Nimmt damit die Korrelation           derzeitiges Wertpapierkaufprogramm fort-
Tendenz fort. Der Leitindex fiel damit un-            von DAX und S&P 500 wieder zu? Statis-              setzen will. Der EURO STOXX 50 hat im
ter seinen 200-Tage-EMA. Begleitet wurde              tisch betrachtet weisen beide Indizes in 67         Oktober um 1,8 Prozent zugelegt. Abwärts
die jüngste Entwicklung von einem anzie-              Prozent der Fälle eine starke positive Korre-       ging es indes beim STOXX Europe 600.
henden VIX, was wegen der zunehmenden                 lation zueinander auf – ausgedrückt durch           Stärkster Sektor im Oktober an den euro-
Unsicherheit im Vorfeld der US-Wahlen in              einen Korrelationskoeffizienten (60 Tage)           päischen Aktienmärkten waren die Ban-
der nächsten Woche einen größeren Ab­                 von mehr als 0,5. Im Oktober lag der Wert           ken. Am schwächsten präsentierten sich die
sicherungsbedarf impliziert.                          stets darunter.                                     Immobilien- und Technologiewerte.

S&P 500                           Stand: 04.11.2016   DAX                             Stand: 04.11.2016   EURO STOXX 50                  Stand: 04.11.2016

                                                            04     BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                              UNTERNEHMEN       FONDS     ZERTIFIKATE       Rohstoffe     Denkzeit Lebensart

                               Kopf der Woche

                                                                                                                            Zitat der Woche

                                                                                                                           „Die Wiederauferste-
                                                                                                                            hung Trumps in den
                                                                                                                           Umfragen so kurz
                                                                                                                           vor der Wahl hat
                            Electric Ladyland                                                                              Investoren ernsthaft
                                                                                                                            erschüttert.“
                                                       Bundesumwelt-         Fahrzeugen mit Elektroantrieb bestehen
                                                       ministerin Bar-       soll, kann man sich ausrechnen, dass schon     Marktanalyst Craig Erlam vom
                                                       bara Hendricks        ab 2030 der größere Teil der Neuzulassun-      Devisen­händler Oanda bringt die Stim-
                                                       (SPD) ist erzürnt.    gen über einen Elektroantrieb verfügen         mung an den internationalen Börsen auf
                                                       Aus mehreren          muss – sei es in Form von Plug-In-Hybri-       den Punkt.
Foto: BMUB/Sascha Hilgers

                                                       Bundesministe-        den oder reinen Elektrofahrzeugen.“ Deut-
                                                       rien kam Stör-        sche Ingenieure seien dazu zweifelsohne in
                                                       feuer für den         der Lage. Und anders sei eine wirksame
                                                       von ihr vorge-        Umsetzung der Beschlüsse der jüngsten          Aphorismus der Woche
                                                       legten „Klima-        Weltklimakonferenz nicht denkbar. Für

                            Bundesumweltministerin:
                                                       plan 2050“. Den
                                                       verbi nd l ic hen
                                                                             die Automobilindustrie ist diese Perspek-
                                                                             tive eine enorme Herausforderung.
                                                                                                                            Das öffentliche
                            Barbara ­Hendricks
                                                       Ausstieg aus der
                                                       Kohle strich ihr
                                                                             Noch deutlicher setzt Hendricks die Dau-
                                                                             menschrauben bei den Energieversorgern
                                                                                                                            Wohl sollte
                                                       Pa r tei f reu nd
                            Sigmar Gabriel, den konsequenten Umstieg
                                                                             an: „An den Verpf lichtungen, die wir
                                                                             zum Schutz des Klimas eingegangen sind,
                                                                                                                            das oberste
                            auf Elektromobilität scheut CSU-Koaliti-
                            onspartner Alexander Dobrindt. Auch aus
                                                                             führt kein Weg vorbei. Wenn wir keinen
                                                                             Konsens über den Weg zum Kohleausstieg
                                                                                                                            Gesetz sein.
                            dem Landwirtschaftsministerium kommt             erzielen können, werden gesetzliche Vorga-     Marcus Tullius Cicero
                            Gegenwind. „Manche scheinen immer noch           ben irgendwann unausweichlich. Das will
                            zu glauben, Klimaschutz sei allein das Ver-      ich vermeiden.“ sig
                            gnügen der Umweltministerin“, schimpfte
                            die Rheinländerin nun. Und forderte ein
                            Machtwort von Bundeskanzlerin Merkel.
                            Hendricks wurde 1952 in Kleve geboren.
                            Nach dem Studium der Geschichte und
                            der Sozialwissenschaften wandte sie sich
                            bald der Politik zu. Von 1998 bis 2007 war
                            sie als Staatssekretärin im Bundesministe-
                            rium für Finanzen tätig, danach Schatz-
                            meisterin der SPD. Seit 2013 gehört sie
                            dem dritten Kabinett von Angela Merkel
                            als Bundesministerin für Umwelt, Natur-
                                                                                                                                                               Quelle: toonpool Harm Bengen

                            schutz, Bau und Reaktorsicherheit an.
                            Ab dem Jahr 2030 sollen keine Fahr-
                            zeuge mit Verbrennungsmotoren mehr
                            zugelassen werden, das fordert Hendricks
                            klipp und klar, denn: „Wenn der Fahr-
                            zeugbestand 2050 ganz überwiegend aus

                                                                                   05    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                    UNTERNEHMEN            FONDS               ZERTIFIKATE           Rohstoffe          Lebensart

  Aktie der Woche

Adidas:
fast erfolgreich genug
               Adidas vermeldet erneut erfreuliche Zahlen und kann, begünstigt durch die Großveranstaltun-
               gen Olympische Spiele und Fußball-Europameisterschaft, im Sommerquartal zwischen Juni
               und September Umsatz und Betriebsergebnis steigern. Doch die Erwartungen der Analysten
               wurden nicht übertroffen. Die Aktie gibt deutlich ab. Ist das Adidas-Papier trotzdem ein Kauf?

               „Ich bin sehr glücklich, CEO eines Unternehmens zu sein, das in              das Zepter vom seinem Vorgänger Herbert
               so guter Verfassung ist", freut sich der neue Adidas-Chef Kasper             Hainer, und blickt auf ein erfolgreiches
               Rorsted. Der aus Dänemark stammende ehemalige Vorstands-                     drittes Quartal zurück. Der Umsatz klet-
               vorsitzende von Henkel übernahm erst kürzlich, am 1. Oktober,                terte um 14 Prozent auf 5,4 Milliarden
                                                                                            Euro und auch das Betriebsergebnis wuchs
Indizes                                                Stand: Freitag nach Börsenschluss
                                                                                            ebenfalls zweistellig- um 11,5 Prozent auf
Index         04.11.2016	 % Vorwoche               52weekHigh 	 % 52week                    563 Millionen Euro. Auch beim Gewinn
Dow Jones      17888,28        +2,66%                 18668,44     +0,12%                   ging es um 15 Prozent auf 387 Millionen
S&P 500          2085,18       +2,02%                   2193,81    -0,82%
                                                                                            Euro bergauf. Lediglich die Bruttomarge
NASDAQ           5046,37       +0,78%                   5342,88    -1,87%
                                                                                            sank wegen negativer Währungseffekte
DAX             10259,13       -4,50%                 11430,87     -5,40%
MDAX           20428,98        -1,66%                  21947,54    -3,58%                   um 0,9 Prozentpunkte auf 47,6 Prozent.
TecDAX           1691,34        -7,61%                  1889,31    -5,87%                   Vor allem in Westeuropa, Nordamerika
SDAX             9003,13       -1,05%                   9539,66    +1,48%                   und Fernost konnte Adidas das Tempo
EUROSTX 50       2954,53       -9,58%                   3524,04   -14,09%                   erhöhen.
Nikkei 225     16905,36       -11,18%                 20012,40    -10,68%                   Doch die gute Verfassung, in der Aidas ist,
Hang Seng      22642,62        +3,32%                 24364,00     -1,78%
                                                                                            reicht den sportbegeisterten Aktionären

                                           06    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                              UNTERNEHMEN          FONDS        ZERTIFIKATE         Rohstoffe       Lebensart

   Aktie der Woche

offenbar nicht. Sie wollen ein Team in
Weltmeister-Verfassung, keinen Vizemeis-
ter. Die Adidas-Aktie schmierte heute
um mehr als sechs Prozent ab, trotz guter
Zahlen, trotz intakter Fundamentaldaten.
Außerdem musste sich Rorsted heute für
die offenkundig lahmende Fitness bei der
Konzerntochter Reebok rechtfertigen. Nur
zehn Prozent des Konzerngeschäftes gehe
über Reebok, teilte er gleich mehrfach mit.
Und Reebok werde überflüssige Pfunde
bald loswerden, weil sich die Marke noch
viel stärker auf den Fitnessmarkt fokus-
sieren solle. Zudem soll die Zahl der
Mitarbeiter in der Reebok-Zentrale in
Boston von 950 auf 650 sinken; 150 die-
ser Mitarbeiter werden außerdem in die
US-Zentrale der Konzernmutter Adidas
in Portland wechseln. Das ist eine massive
Schrumpfkur. Reebok ist damit nicht exis-

                                                                                                                                  Fotos: adidas
tenzgefährdet, aber Rorsted warnt: „Wie in
jedem Sportteam muss jedes Mannschafts-
mitglied seinen Beitrag zum Gesamterfolg
des Teams leisten.“
Gesamtkonzern auf Rekordkurs
Doch Reeboks Formtief scheint nicht die         Chart bei einem Wert von über 159 Euro ein neues Allzeithoch, in
Gesamtbilanz allzu sehr zu stören. Im Hin-      den letzte zwölf Monaten hat sich das Papier gar beinahe verdop-
blick auf das Jahrergebnis steuert Adidas       pelt. Die Erwartungshaltung der Anleger ist also weltmeisterlich
auf einen neuen Rekord zu. Dabei wird           gestiegen. Momentan sieht es zwar so aus, als könne Adidas wei-
ein Umsatzanstieg um knapp ein Fünftel          terhin liefern. Aber wird das genug sein?
prognostiziert, der Gewinn könnte erst-         Auf längere Sicht sollten die Laufschuhe enger geschnürt werden:
mals in der Unternehmensgeschichte an           Zumindest der Abstand zum großen Konkurrenten Nike muss
die 1-Milliarde Euro-Marke heranreichen.        verringert werden, sonst ist es Adidas die Rolle des Spitzenreiters
„2016 wird ein Rekordjahr, in dem die           im DAX, die die Supersportler aus Herzogenaurach eindrucksvoll
adidas Gruppe außergewöhnliche Ergeb-           erobert hatten, schon bald los. Schleppt dann Reebok immer noch
nisse erzielen wird“, blickt Rorsted voraus.    unnötige Pfunde mit sich herum? Kommt der große Kontrahent
„Wir werden sicherstellen, dass die adi-        Nike immer noch nicht hinter der Stadionkurve in Sichtweite?
das Gruppe ein Wachstumsunternehmen             Dann könnte Adidas in der nächsten Zeit Schwierigkeiten haben,
bleibt.“                                        an das gute Jahr 2016 anzuknüpfen. Dann wären die knappen
Ob sich dieses Wachstum auch weiter auf         sechs Prozent, die es jetzt nach unten ging, nur der Anfang ei-
den Börsenkurs niederschlagen wird, bleibt      ner ausgewachsenen Formkrise. Kriegt Rorsted allerdings Reebok
trotz der guten Aussichten erstmal fraglich.    nach zehn Jahren des ständigen Trainierens endlich auf Weltni-
Schließlich startete die Aktie zuletzt derart   veau und verringert der Gesamtkonzern mit den drei Streifen den
durch, dass es eine Herausforderung wird,       Abstand zu Spitzenreiter Nike, dann sehen die Adidas-Aktionäre
den Kurs noch weiter nach oben zu treiben.      bald wieder Bestkurse bei Deutschlands größtem Sportartikelher-
Erst im vergangenen Monat erreichte der         steller. WIM / sig

                                                      07    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                               UNTERNEHMEN             FONDS          ZERTIFIKATE          Rohstoffe            Lebensart

   Kolumne

Nimmt die Inflation wieder Fahrt auf?
Von Dr. Ulrich Stephan

Mit der lockeren Geldpolitik der bedeutenden Notenbanken, schwachem Welthandel und niedrigen Wachs-
tumsraten hat sich das Umfeld für Sparer in den vergangenen Jahren grundlegend verändert: Die Zinsen
fielen so stark, dass seither in den meisten Industrieländern mit klassischen Sparanlagen nach Abzug der
Inflation kaum noch positive Erträge zu erzielen sind, das heißt zumeist negative Realrenditen herrschen.

Einige Marktteilnehmer rechnen bei weiter niedrigen Zinsen mit Fiskalpolitik als Inflationstreiber?
einem Anziehen der Inflationsraten. Jüngst war eine solche Ent- Treibend auf die Inflationserwartungen dürften sich außerdem die
wicklung sowohl in der Eurozone als auch in den USA tatsächlich Diskussionen hinsichtlich einer Ausweitung fiskalpolitischer Maß-
zu beobachten: Während die Preissteigerung in der „Alten Welt“ nahmen ausgewirkt haben. So wiesen jüngst sowohl der Internati-
von 0,2 Prozent im August auf 0,5 Prozent im Oktober kletterte, onale Währungsfonds als auch verschiedene Notenbanken auf den
legte sie in den USA von 1,1 Prozent (August)                                                   sinkenden Nutzen einer lockeren Geldpolitik zur
auf 1,5 Prozent (September) zu – und notierte                                                   Stimulierung der Konjunktur hin. Stattdessen
damit jeweils so hoch wie seit knapp zwei Jahren                                                sollten die Regierungen durch Investitionspro-
nicht mehr. Die Verzinsungen zehnjähriger US-                                                   gramme die wirtschaftliche Entwicklung stärker
Staatsanleihen sowie deutscher Bundesanleihen                                                   vorantreiben. Um die Konjunktur in Europa zu
zogen ebenfalls an.                                                                             stärken und Jobs zu schaffen, möchte der Präsi-
Dass es sich dabei um eine längerfristige Preis-                                                dent der Europäischen Kommission Jean-Claude
entwicklung handeln könnte, scheinen die eben-                                                  Juncker sein 2014 gestartetes Investitionspro-
falls gestiegenen Erwartungen an die zukünfti-                                                  gramm verdoppeln: Statt 315 Milliarden Euro
gen Inflationsraten nahezulegen. Doch sind                                                      binnen drei Jahren sollen mit dem sogenannten
diese Annahmen valide? Und worauf gründen                                                       Juncker-Plan nun 500 Milliarden bis 2020 und
sie sich? Ausschlaggebend für die in den vergan-                                                630 Milliarden bis 2022 erreicht werden.
genen Wochen gestiegenen Inflationserwartun-                                                    Auch in den USA lassen sich in den Wahlpro-
gen waren insbesondere die Entwicklung des                                                      grammen der beiden US-Präsidentschaftskan-
Ölpreises sowie die Erwartung fiskalpolitischer                                                 didaten Hillary Clinton und Donald Trump
Maßnahmen in Europa und den USA.                     Dr. Ulrich Stephan                         bereits Pläne für umfangreiche Infrastrukturin-
                                                     Chef-Anlagestratege ­Privat- und Firmen­   vestitionen finden. Ob und in welchem Umfang
                                                     kunden der Deutschen Bank
Marktteilnehmer sehen künftig weiter                                                            fiskalpolitische Maßnahmen tatsächlich umge-
steigende Ölpreise                                                                              setzt werden, bleibt jedoch fraglich. Beispiels-
An den Rohstoffmärkten übersprang der Ölpreis                                                   weise sind die Pläne sowohl von Clinton als auch
Anfang Oktober die Marke von 50 US-Dollar pro Fass. Dazu trug von Trump bislang nur sehr vage. Und in Europa scheint eine ab-
maßgeblich die Ankündigung der Organisation erdölexportieren- gestimmte Fiskalpolitik aufgrund regional unterschiedlicher wirt-
der Länder (OPEC) von Ende September bei, ihre Fördermengen schaftlicher Ausgangssituationen und anstehender Wahlen derzeit
zeitnah drosseln zu wollen. Viele Marktteilnehmer rechnen aktu- eher unwahrscheinlich.
ell damit, dass die OPEC ihre Ankündigung in die Tat umsetzen
könnte, und es dadurch zu einer Verknappung des Angebots am Deutsche Bank hält Erwartungen für übertrieben
Ölmarkt sowie weiter steigenden Preisen kommen könnte.                       Insgesamt hält die Deutsche Bank das beschriebene Inflationsszena-
Die Deutsche Bank rechnet allerdings nicht mit einem solchen rio entgegen der allgemeinen Marktmeinung derzeit nicht für wahr-
Szenario. Selbst bei einer Drosselung der OPEC-Förderquoten scheinlich. Angesichts der nach wie vor lahmenden Konjunktur so-
könnten beispielsweise die Vereinigten Staaten als große und nicht wohl in den USA als auch in Europa dürfte in absehbarer Zeit kaum
in der OPEC organisierte „Player“ die gestiegenen Ölpreise zum mit einem spürbaren Preisdruck zu rechnen sein. Trotzdem sollten
Anlass nehmen, ihre Produktionsquoten vor allem durch Fracking Anleger das Thema sehr genau im Auge behalten, um bei Bedarf auf
wieder zu erhöhen. Der Ölpreisanstieg könnte hierdurch wiederum tatsächlich veränderte Rahmenbedingungen bei Zins und Inflation
begrenzt gehalten werden.                                                    reagieren zu können.

                                                        08    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
1
symbolisiert Selbstbewusstsein, Aktivität und Dynamik.

Mini-DAX ® – Maximale Möglichkeiten.

Bei Eurex Exchange werden aus Zahlen Chancen. Unsere Mini-DAX®-
Futures feiern einen erfolgreichen 1. Geburtstag: 5,5 Millionen Kontrakte
wurden seit Oktober 2015 gehandelt.
Kein Wunder, denn ihre geringe Kontraktgröße bietet optimierte Risiko-
absicherung, niedrige Margin-Raten und Kosteneffizienz. Ein Tick
entspricht gerade mal EUR 5.
Nutzen auch Sie diesen Weg, den deutschen Blue Chip-Index zu
handeln. Mit der Transparenz und Neutralität eines regulierten Order-
buchs. Die Sicherheit der Erfüllung garantiert Eurex Clearing, eines
der weltweit größten Clearinghäuser.
www.eurexchange.com/Mini-DAX

Eurex Exchange – Nutzen Sie das breiteste Angebot
an Aktienindexderivaten weltweit.
Fast erfolgreich genug - DAX Doch noch eine Jahresendrallye? - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                           UNTERNEHMEN            FONDS         ZERTIFIKATE         Rohstoffe           Lebensart

   Spezial

Sieben Argumente für
die DAX-Jahresendrallye
                      Das spannende Kopf-an-Kopf- Rennen im US-Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und
                      ­Donald Trump sorgt bei den Aktionären für große Verunsicherung. Je näher die Wahl vom
                       8. November rückt, desto gelähmter scheinen die Börsen. Folge: Der Dax rutscht immer
                       ­weiter ab. Dabei bewegte sich das Börsenbarometer Ende Oktober mit großen Schritten auf
                        die 11.000 Punkte-Marke zu. Davon ist der Dax inzwischen wieder meilenweit entfernt.

                      Klammheimlich träumen die Aktionäre aber noch immer von der           den beiden Vormonaten wieder auf die
                      großen Jahresendrally. Und, wie heißt es doch so schön in einer       Überholspur zurückgekehrt", so Markit-
                      alten Börsenweisheit?! Politische Börsen haben kurze Beine. Geht      Ökonom Oliver Kolodseike. Auch der
                      es also bald wieder bergauf mit dem Dax? Diese sieben Gründe,         ifo-Index, der wohl bedeutsamste Frühin-
                      liebe Leserinnen und Leser der Börse am Sonntag, sprechen für         dikator für Deutschlands Wirtschaft, stieg
                      einen neuen Höhenflug.                                                von 109,5 Punkten im September auf 110,5
                                                                                            Punkte im Oktober.
                      1. Positive Konjunkturdaten in Europa und
                         Deutschland                                                        2. „Sorgenfall“ Spanien fällt weg
                      Die Unternehmen des Euro-Raums konnten zuletzt deutlich zule-         Die Regierungskrise in Spanien, der viert-
                      gen. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft in der Eu-     größten Volkswirtschaft der Eurozone,
                      rozone stieg im Oktober einer Markit-Umfrage unter rund 4.000         geht nach zehnmonatiger Hängepartie
                      Betrieben zufolge stärker als erwartet um 1,1 auf 53,7 Punkte. Das    endlich zu Ende. Regierungschef Mari-
                      bedeutet den höchsten Stand seit Dezember. In Deutschland sind        ano Rajoy stellte vergangene Woche das
                      die Daten besonders gut. Laut einer monatlichen Markit-Umfrage        neue Kabinett seiner Minderheitsregierung
                      konnten die Firmen von rund 900 befragten Managern im Ok-             vor. Damit ist die politische Blockade,
                      tober das größte Auftragsplus seit Jahresbeginn verzeichnen. Zu-      die wegen einer Pattsituation bei der letz-
                      dem wurden so viele Stellen geschaffen wie seit fünf Jahren nicht     ten Wahl entstand, beendet, und Spanien
                      mehr. Der Markit-Einkaufsmanagerindex, der die Geschäfte von          steht wieder mit einer regulären statt einer
                      Industrie und Dienstleister zusammenfasst, stieg überraschend         geschäftsführenden Regierung dar. Und
                      kräftig um 2,3 Punkte auf 55,1 Zähler. Das Barometer liegt somit      diese steht für Kontinuität: Sowohl Wirt-
                      klar über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. „Die deutsche         schaftsminister Luis de Guindos als auch
                      Wirtschaft ist im Oktober nach der leichten Wachstumsdelle in         Finanzminister Cristóbal Montoro, die
                                                                                            beide eine wichtige Rolle in Verhandlun-
Unternehmenstermine
                                                                                            gen mit der EU führen, sind geblieben. Die
Datum         Uhrzeit         Name                                               Ereignis
                                                                                            Finanzmärkte – insbesondere die Aktien
08.11.2016       -            Henkel AG & Co. KGaA                  9-Monatsbericht 2016
                                                                                            aus der Bankenbranche - dürften daher
10.11.2016       -            Siemens AG                          Ergebnisbericht 2015/16
10.11.2016       -            Walt Disney Co.                     Ergebnisbericht 2015/16   aufatmen.
11.11.2016       -            Allianz SE                            9-Monatsbericht 2016
15.11.2016       -            Home Depot Inc.                    9-Monatsbericht 2016/17    3. Dividendenstarke Aktie immer
16.11.2016       -            Cisco Systems Inc.              Ergebnisbericht Q1 2016/17        beliebter
17.11.2016       -            Wal-Mart Stores Inc.               9-Monatsbericht 2016/17    Die vermehrte Suche nach dividenden-
30.11.2016       -            Infineon Technologies AG           Ergebnisbericht 2015/16
                                                                                            starken Aktien gilt als Indikator für eine

                                                    10   BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
AKTIEN & MÄRKTE                                                  UNTERNEHMEN             FONDS       ZERTIFIKATE        Rohstoffe          Lebensart

Spezial

                                                                                          4. Bei den DAX-Konzernen läuft es zahlenmäßig gut
                                                                                          Die Geschäfte der DAX-Konzerne sind im dritten Quartal besser
                                                                                          gelaufen als noch im Jahr zuvor. Insgesamt konnten diejenigen
                                                                                          Unternehmen, die bereits ihre Zahlen für die Monate Juli bis Sep-
                                                                                          tember veröffentlichten, Zugewinne bei Umsatz und operativem
                                                                                          Gewinn machen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern hat sich
                                                                                          nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Ernst & Young
                                                                                               binnen Jahresfrist fast versiebenfacht: von 2,5 Milliarden auf
                                                                                               rund 16,9 Milliarden Euro. Den starken Anstieg erklärt EY
                                                                                               damit, dass Volkswagen (Volkswagen VZ) und die Deutsche
                                                                                                          Bank zurück in der Gewinnzone sind. Mit gut 151
                                                                                                           Milliarden Euro konnten die Unternehmen (Ban-
                                                                                                                 ken dabei ausgenommen) zwar nur um 0,1
                                                                                                                      Prozent zulegen. Doch das hing laut
                                                                                                                       EY damit zusammen, dass der Verkauf
                                                                                                                      des BASF-Gashandelsgeschäfts an
                                                                                                                    Gazprom den Umsatz des Chemiegigan-
                                                                                               ten derart einbrechen ließ, dass sich das auf die Gesamtaus-
                                                                                               wertung sehr stark auswirkte.
          Foto: © djvstock - Fotolia.com

                                                                                              5. Geld sollte weiterhin günstig bleiben
                                                                                              Die US-Notenbank FED hat den Leitzins nicht angehoben,
                                                                                              sondern unverändert gelassen. Der Schlüsselsatz zur Versor-
                                                                                                       gung der Geschäftsbanken mit Geld bleibt also in der
                                                                                                                Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent.
                                                                                                                Lediglich zwei von zwölf Mitgliedern im
                                                                                                            Führungsgremium sprachen sich für eine Zins-
                                                                                                        anhebung aus. Bei der letzten Sitzung im Septem-
                                                                                                     ber gab es noch drei Gegenstimmen. James Bullard,
                                                                                                    Chef der regionalen US-Notenbank Federal Reserve
                                                                                                   Bank von St. Louis und stimmberechtigtes Mitglied im
                                                                                                entscheidenden Fed-Gremium, geht auch weiterhin von
                                                                                              günstigem Geld aus: „Niedrige Zinsen dürften noch über die
                                                                                              nächsten zwei bis drei Jahre die Norm sein.“ An Aktien führt
                                                                                               also auch in Zukunft kein Weg vorbei.

                                                                                              6. Das Bauchgefühl
                                                                                              Charts lügen nicht. Der Dax hat seit 1965 im Oktober und
                                                                                             November im Schnitt um jeweils 1,2 Prozent zugelegt. Im
                                                                                           Dezember waren es sogar rund 1,3 Prozent im Durchschnitt.
                                                                                          Warum sollte es diesmal also anders sein?
                                           Rally. Wenn sich das Jahr dem Ende zu-
                                           neigt, wollen Anleger insbesondere solche      7. Ein Pfarrer glaubt an die Jahresendrallye
                                           Aktien in ihrem Depot haben. Ein Blick         „Börsenpfarrer“ Uwe Lang, der seit über 40 Jahren intensiv das
                                           auf die Kursentwicklung von Siemens,           Geschehen an den Börsen verfolgt und in den 90er Jahren sogar
                                           BASF, Daimler oder BMW zeigt: Die Jah-         seinen Beruf als evangelischer Pfarrer aufgab, um sich noch mehr
                                           resendrallye hat an dieser Stelle schon be-    seiner großen Leidenschaft für Aktien zu widmen, glaubt an die
                                           gonnen und könnte künftig weiter in Fahrt      Jahresendrallye. Und, wer will dem Geistlichen da widersprechen?
                                           kommen.                                        Na, wenn das mal nicht ein Zeichen ist! WIM

                                                                          11   BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
AKTIEN & MÄRKTE                                UNTERNEHMEN              FONDS          ZERTIFIKATE           Rohstoffe            Lebensart

                                                                                                                                                       Foto: © massimo_g - Fotolia.com
   Kolumne

Indizes II:
Einfach europäisch investieren
Von Christine Romar

Vom Bluechip bis zum Branchen-Barometer: Die Europa-Indizes der Stoxx-Familie erlauben eine komfortable
Abbildung der Wertentwicklung von Europas Top-Titeln sowie risikoreduzierte Sektorinvestments

                         Wer sich bei der Geldanlage nicht den Chancen und Risiken länder-           Stoxx-Jargon: Supersektor-Indizes –, mit de-
                         spezifischer Entwicklungen und teilweise unausgewogener Branchen-           nen Anleger gezielt auf Spezialthemen setzen
                         strukturen aussetzen will, der muss seinen Investment-Horizont erwei-       können.
                         tern. Im DAX findet sich beispielsweise mit SAP gerade ein reinrassiger     Bei einigen von ihnen kommt dem erweiter-
                         Tech-Wert, aber weit und breit kein einziger Ölwert.                        ten Universum dabei besondere Bedeutung
                         Nicht nur aus geografischer Sicht liegt es daher nahe, sich bei unseren     zu. So umfasst der Stoxx Europe Oil & Gas
                         Nachbarn umzuschauen: Viele der dort ansässigen Unternehmen sind            dank der Berücksichtigung von BP und Shell,
                         deutschen Anlegern bekannt, und ihre Aktien notieren in Euro. Statt         der norwegischen Statoil und weiteren Un-
                         dabei einzelne Titel aus Frankreich, den Niederlanden oder auch Spa-        ternehmen mit Sitz außerhalb der Eurozone
                         nien und Italien ins Portfolio zu nehmen, lässt sich auch einfach mittels   immerhin 20 Titel; und damit doppelt so
                         eines breit gestreuten Index-Investments auf die Region Europa setzen.      viele wie der nur gering diversifizierte Euro-
                         Hier bietet die Stoxx-Familie eine große Palette vom Bluechip bis zum       Stoxx-Subindex. Bei den – in den vergange-
                         Branchen-Barometer, die sich einfach über Zertifikate abbilden lässt.       nen Jahren durch den niedrigen Ölpreis im
                         Das bekannteste Barometer dürfte der Euro Stoxx 50 sein. Als Leit-          Sektorvergleich stark unter Druck geratenen –
Christine Romar          index für Aktien aus den Ländern der Eurozone fasst er die Wertent-         Öl- und Gaswerten können Anleger mit Dis-
Direktor der Citigroup   wicklung der dort beheimateten 50 Unternehmen mit der höchsten              count- und Bonuszertifikaten risikogepuffert
Global Markets           Marktkapitalisierung zusammen. Es dominieren Titel aus Frankreich           auf eine Fortsetzung der zuletzt erkennbaren
                         und Deutschland, gefolgt von spanischen, niederländischen und ita-          Erholung oder aber eine Seitwärtsbewegung
                         lienischen Papieren. Mit Nokia, Anheuser-Busch InBev und CRH                setzen. Allerdings sollten sie bei der Auswahl
                         befinden sich zudem je eine Aktie aus Finnland, Belgien und Irland          eines geeigneten Risikopuffers die relativ hohe
                         im Euro Stoxx 50.                                                           Schwankungsintensität des Sektors nicht aus
                         Nicht mehr vertreten ist dagegen seit August die Deutsche Bank –            dem Blick verlieren.
                         allerdings ist sie weiterhin Teil der breiter streuenden Variante Euro      Eine vergleichbare Möglichkeit, auf das Ende
                         Stoxx, die ohne Zahl auskommt. Der Index umfasst derzeit 293 Ak-            eines relativ dramatischen Abwärtstrends zu
                         tien, darunter auch Papiere aus Österreich, Portugal und Luxemburg.         setzen, bietet der europäische Bankensektor.
                         Wer die Index-Namen um gerade zwei Buchstaben ergänzt und die               Hier ist jedoch durch eine Vielzahl von Ins-
                         Reihenfolge tauscht, erhält ein geografisch noch deutlich erweitertes       tituten auch bei einer Beschränkung auf die
                         Spektrum: Die Stoxx-Europe-Barometer als 50er-Benchmark-Version             Eurozone eine ausreichende Diversifikation
                         oder breit streuende 600er-Variante enthalten auch Aktien von Un-           gewährleistet: Der Euro Stoxx Banks, Basis-
                         ternehmen aus Nicht-Euro-Ländern. Die Mitgliedschaft in der Euro-           wert eines breiten Angebots von Discountern
                         päischen Union ist keine Voraussetzung, was aller Voraussicht nach          und Bonuspapieren, umfasst 26 Aktien.
                         im Fall Großbritanniens noch bedeutsam werden wird. Das Land hat            Europa bietet also eine Vielzahl an Indizes,
                         im Stoxx Europe 50 mit gut einem Drittel das bei weitem höchste             die Anleger an den Unternehmen der euro-
                         Gewicht. Auf Platz 2 folgt die Schweiz, und auch Dänemark schafft es        päischen Länder partizipieren lassen und für
                         unter die Top Ten. Anleger streuen also mit der Stoxx-Europe-Version        Diversifikation sorgen können bzw. sich zur
                         breiter als mit dem Euro Stoxx. Wie beim Euro Stoxx dient die breite        Nutzung möglicher antizyklischer Chancen
                         Benchmark außerdem als Basis für etliche Branchen-Barometer – im            im Öl- und Banksektor eignen.

                                                          12    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Wie überwinde
ich den Zertifikate-
Dschungel?

Treffen Sie bessere Entscheidungen
mit Knock-Out-CFDs.
Im Bereich der Zertifikate und Hebelprodukte
gibt es weltweit Millionen Produkte. Bei uns
können Sie sich Ihr gewünschtes Knock-Out
einfach selbst erstellen. Mit flexiblem Hebel
und das zu weltweit wettbewerbsfähigen
Preisen. Entdecken Sie die neue Generation
von Knock-Outs!
                                                                                          Die
                                                                                          bessere
  Wechseln Sie zu cmcmarkets.de
                                                                                          Entscheidung

 Unsere Knock-Outs sind eine Form von CFDs. Diese ermöglichen Ihnen eine überproportionale Partizipation
 an der Kursentwicklung bei einem geringeren Kapitaleinsatz. Sie riskieren den mit uns investierten Betrag zu
                      verlieren. CFD Knock-Outs eignen sich nicht für alle Investoren.
AKTIEN & MÄRKTE                        UNTERNEHMEN             FONDS         ZERTIFIKATE          Rohstoffe            Lebensart

  Kolumne

                                                                                                                               Foto: © Sangoiri - Fotolia.com
CETA –
ein wichtiger Schritt für
den deutschen Mittelstand
Von Klaus Bauknecht

                  Jean-Claude Juncker hat die Unterzeichnung von CETA (Comprehensive Economic and
                  Trade Agreement) durch die EU und Kanada als Meilenstein bezeichnet, der starken Ein-
                  fluss auf die Globalisierung nehmen wird. Und in der Tat ist dieses Abkommen deutlich
                  mehr als nur eine weitere Vereinbarung zum freien Handel von Gütern.

                  Ein zentrales Element von CETA – aber auch von TTIP –, das bei         Kritiker von CETA und TTIP sehen eine
                  Kritikern auf Ablehnung stößt, ist der Respekt vor gegenseitigen Ei-   Gefahr für den Rechtsstaat, da ausländische
                  gentumsrechten, insbesondere in Bezug auf Investitionen und ihre       Unternehmen ihre Eigentumsrechte im Zwei-
                  Renditen. Aber warum eigentlich?                                       fel durch Schiedsgerichte einklagen können.
                  Deutsche Unternehmen können im globalen Wettbewerb nur                 Der Staat wäre damit in seiner Souveränität
                  bestehen, wenn sie verstärkt von globalen Produktionsfaktoren          eingeschränkt, da Gesetze, die sich negativ
                  Gebrauch machen. Dies wird durch den Fachkräftemangel noch             auf ausländische Unternehmen auswirken,
                  weiter vorangetrieben. So sind deutsche Unternehmen davon ab-          durchaus angefochten werden könnten. Tat-
                  hängig, dass sie in internationale Absatzmärkte nicht nur expor-       sächlich greift der Staat des Öfteren in die
                  tieren, sondern vor allem investieren. Der rechtliche Schutz des       Eigentumsrechte seiner Bürger ein, vor allem
                  Eigentums globaler Investitionen und damit zukünftiger Renditen        in einer sozialen Marktwirtschaft. Dies mag
                  ist somit vor allem für deutsche Unternehmen ein wichtiger Aspekt      Veränderungen im Steuersystem betreffen,
                  bzw. Voraussetzung für eine erfolgreiche Wachstumsstrategie und        aber auch die Neu-Regulierung von Märk-
Klaus Bauknecht   Planungssicherheit.                                                    ten. Dass nun ein ausländisches Unterneh-
                  Aus unternehmerischer Sicht beinhaltet Globalisierung vor allem        men diese Hoheit teilweise anzweifeln darf,
                  drei Dimensionen. Die erste Dimension ist die Nutzung von glo-         stellt sicherlich eine Herausforderung dar.
                  balen Absatzmärkten und betrifft somit den Export von Gütern.          Doch deutsche Unternehmen genießen in
                  Zweitens steht eine effizientere Produktion im Fokus, die eine Spe-    Kanada gleiches Recht. Auch sie erhalten ei-
                  zialisierung der Volkswirtschaften erlaubt. Durch effizientere Allo-   nen zusätzlichen Schutz für ihre Investitionen.
                  kation von Produktionsfaktoren wird ein höheres potenzielles Welt-     Für Unternehmen, die für ihr Wachstum auf
                  wachstum sichergestellt. Dieser Prozess hat unter anderem dazu         globale Produktionsfaktoren angewiesen sind,
                  geführt, dass sich Deutschland auf eine höhere Wertschöpfung           stellt dies eine wichtige Entwicklung für den
                  fokussieren konnte und seine Weltmarktposition in vielen tech-         Werterhalt des Unternehmens dar. Deutsche
                  nologisch hochwertigen Produkten ausbauen konnte. Er hat aber          Unternehmen sind global aktiv und investie-
                  auch zur Folge, dass Produktionsketten länderübergreifend vernetzt     ren weltweit. Damit ist nicht nur der Umsatz,
                  sind und somit von verschiedenen rechtlichen Rahmenbedingun-           sondern auch die Bilanz international geprägt.
                  gen tangiert werden. Dieser Aspekt wird durch die dritte Stufe der     Deshalb sind Abkommen wie CETA und
                  Globalisierung noch verstärkt, die vor allem seit der Finanzkrise an   TTIP aus Sicht des deutschen Mittelstands
                  Bedeutung gewonnen hat. Sie beinhaltet den globalen Ausbau von         durchaus zu begrüßen.
                  Produktionskapazitäten, um globale Märkte lokal zu bedienen. Vor
                  allem für Deutschland, dessen potenzielles Wachstum weit unter         Dr. Klaus Bauknecht, Chefvolkswirt der IKB
                  dem Weltwachstum liegt, ist dies eine wichtige Entwicklung.            Deutsche Industriebank AG

                                                 14   BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Forex & CFDs
mit ActivTrades handeln!
15 Jahre Trading, Innovation und Wachstum

    Forex-Spreads bereits ab 0,7 Pips
    und ab 1 Punkt beim Dax30

    Über 50 Währungspaare, Metalle,
    Indizes, Rohstoffe, Aktien & Anleihen

    Intuitive Plattformen und Trading
    über iPhone, iPad & Android-Geräte

    Webinare, Live-Seminare und
    Einzeltraining mit Top-Tradern

Jetzt handeln auf :

     www.activtrades.de

                                                                                                       Online-Broker seit 2001

Hebelprodukte bergen ein hohes Risiko für Ihr Kapital.
ActivTrades PLC ist zugelassen und reguliert durch die britische Financial Conduct Authority (FCA) und außerdem bei der BaFin
unter der ID-Nummer 119839 als grenzüberschreitender Dienstleister registriert. Android ist eine Handelsmarke der Google Inc.
iPhone und iPad sind in den USA und anderen Ländern eingetragene Handelsmarken der Firma Apple Inc.
FONDS                  ZERTIFIKATE           rohstoffe             Lebensart         AKTIEN & MÄRKTE              UNTERNEHMEN

   Gastbeitrag

                                                                                                                                          Foto: © stockphoto-graf - Fotolia.com
Textilbranche:
stationär oder online?
                        Von Moritz Rehmann

                        Kaum eine Branche unterliegt ständig so vielen Veränderungen wie der Fashion-Markt
                        und bietet gleichzeitig so ein enormes Wachstumspotential. Global Player wie Inditex,
                        VF Corporation und Limited Brands steigern derzeit Umsatz und Gewinn regelmäßig
                        von Quartal zu Quartal. Alle drei Unternehmen verfolgen einen ganz eigenen Ansatz,
                        ihre Marke für die Zukunft zu positionieren. Der Branche eröffnet sich aufgrund des
                        internationalen Wachstums noch erhebliches Potential.

                        Zara ist die prominenteste Marke des spa-     weitere beliebte Marken wie Wrangler, Lee oder Eastpak im
                        nischen Textilkonzerns Inditex, der in im-    Portfolio und investiert mit dem Ziel der optimalen Präsentation
                        mer kürzere Lieferzyklen investiert. Auf      der Ware verstärkt in eigene Geschäfte. Der letzte erfolgreiche
                        diese Weise vermeidet er überfüllte Lager     Zukauf aus dem Jahr 2011 war die Schuhmarke Timberland.
                        und kann flexibel auf Änderungen in der       Der dritte Player ist der US-amerikanische Einzelhandelskonzern
                        Verbrauchernachfrage reagieren. Auch          Limited Brands oder L Brands. Auch hier dürfte, wie bei VFC,
                        Anleger sollten sich beim Einstieg in den     weniger der Konzernname als die prominenteste Marke den
Moritz Rehmann          Sektor von zyklischen Bewegungen wie          Konsumenten ein Begriff sein. Mit seinem Flaggschiff Victoria’s
Fondsmanager des        Wettervorhersagen verabschieden. „Wich-       Secret agiert L Brands mit Damen-Unterwäsche und Dessous in
GAMAX Junior und        tig bei der Auswahl der Unternehmen ist       dem speziellen Segment, dass gegen eine zunehmende Anzahl
tätig im Research und
                        die langfristig richtige Markenpositionie-    an Wettbewerbern bisher erfolgreich verteidigt werden konnte.
Portfoliomanagement
der DJE Kapital AG      rung und Präsentation der Ware, die zu
                        einer anhaltenden Relevanz beim Kunden        Stationäre Angebote bleiben wichtig
                        führt“, erklärt Rehmann.                      VF Corporation begegnete zuletzt auch einigen Herausforde-
                        Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche   rungen, der Markenriese fährt jedoch einen optimalen Mix aus
                        Positionierung ist die US-amerikanische       der Kooperation mit Vertriebs- oder Franchisepartnern und dem
                        Bekleidungsfirma VF Corporation. Mit          direkten Endkundengeschäft über eigene Stores und den Online-
                        seinem Mehrmarkenansatz setzt der Kon-        Handel. „Je breiter die angesprochene Kundschaft, desto wich-
                        zern auf die Wertsteigerung seiner Fir-       tiger wird der breite Vertrieb“, erklärt GAMAX-Markenexperte
                        men. Dazu übernimmt VFC starke, aber          Rehmann. „Ein kritischer Faktor hierbei ist jedoch, dass die
                        noch optimierbare Unternehmen und             Marke auch beim Partner so gut präsentiert wird wie im eigenen
                        bringt sie mithilfe von hochprofessionel-     Geschäft, um ihr Image nicht zu zerstören oder die Preise mit
                        lem Markenmanagement auf einen klaren         Werbeaktionen zu verderben. Shop-in-Shop-Systeme bilden für
                        Zielkurs. Brands wie etwa The North Face      dieses Problem einen gut kontrollierbaren Kompromiss.“ Dank
                        konnten erfolgreich integriert werden und     Vertriebskooperationen müssen nicht alle Investitionen selbst ge-
                        tragen mittlerweile erheblich zum Kon-        stemmt werden. Nur wenige Marken sind so stark, dass sie alleine
                        zernumsatz bei. Die VFC-Gruppe hat            bestehen können. Meist ist dies nur mit Waren in Luxusnischen

                                                      16   BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
FONDS                  ZERTIFIKATE             rohstoffe                 Lebensart      AKTIEN & MÄRKTE          UNTERNEHMEN

   Gastbeitrag

möglich, wie sie beispielsweise das franzö-      Erfolg. Die Lieferung von aktuell im Shop nicht verfügbarer
sische Familienunternehmen Hermés ex-            Ware nach Hause oder die Möglichkeit, online bestellte Ware
klusiv vertreibt – und selbst hier ergänzt       im Laden abzuholen oder umzutauschen, sind sinnvoll ergän-
das Management selektiv mit Konzessi-            zende Konzepte. Ein reiner Online-Vertrieb dagegen schränkt
onsverträgen das Vertriebsportfolio.             sich in seinen Möglichkeiten des Kundenkontakts zu sehr ein.
Zusammenfassend bleiben stationäre An-
gebote wichtig. „Auch im digitalen Zeital-       Sportartikelsektor sticht in Deutschland
ter gehen viele Konsumenten immer noch           positiv hervor
gern in ihrer Freizeit einkaufen. Zudem          Die klassischen deutschen Modemarken befinden sich nach
lädt gut präsentierte Ware zum Kauf ein          Rehmanns Einschätzung noch mehrheitlich in der Situation,
und drittens ist der physische Verkaufs-         dass sie ihre Hausaufgaben erledigen müssen. Ein Beispiel kön-
raum eine sehr effektive Möglichkeit             nen sie sich an den Sportartikelfirmen hierzulande nehmen, die
des Erstkontakts von weniger bekannten           auch im Rahmen modischer Trends eine zunehmend stärkere
Marken mit dem Endverbraucher“, sagt             Rolle spielen. So wird Sportmode zum Beispiel immer häufiger
Rehmann, der auch eine kleine Position           im Büro getragen. „Der Sportartikelsektor sticht in Deutsch-
der britischen Modemarke Burberry im             land positiv hervor. Die Unternehmen haben vorgemacht, wie
Portfolio des GAMAX Junior hält. Aus             Marken zum Beispiel mithilfe von Partnerschaften mit ziel-
seiner Sicht wird zukünftig vor allem die        gruppenrelevanten Stars eine langfristige Markenpositionierung
Verflechtung von stationären und digi-           etablieren und so dauerhaft in der Gunst der Konsumenten
talen Angeboten entscheidend für den             bleiben.“

Anzeige

                                                                                                       www.kraussmaffeigroup.com

      Mit uns wird aus Kunststoff
      großer Sport.

           Surfboard aus Polyurethan und Anzüge aus Neopren
           Matthias und sein Sohn Luis haben eine gemeinsame
           Leidenschaft – Wellenreiten! Und sie ahnen gar nicht, dass
           ihre neuen Neoprenanzüge und ihr geliebtes Surfbrett auf
           Maschinen der KraussMaffei Gruppe hergestellt wurden.
           Überrascht? Es gibt zahlreiche Produkte aus Ihrem Alltag,
           die auf unseren Maschinen und Anlagen gefertigt wurden.
           Ob Autositz oder Zahnbürste, Fußball oder Wäschekorb, Joghurt­
           becher oder JetSki – hier erfahren Sie, was mit uns aus Kunst­
           stoff alles werden kann: www.kraussmaffeigroup.com

                KraussMaffei
                KraussMaffei Berstorff
                Netstal

                                                         17    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
FONDS                  ZERTIFIKATE           rohstoffe             Lebensart           AKTIEN & MÄRKTE                     UNTERNEHMEN

   Fonds der Woche

Von einem Wachstumsmarkt profitieren
PPF II - Global Infrastructure Network Fund
Das Rückgrat aller wirtschaftlichen Aktivitäten ist und bleibt die Infrastruktur. Unternehmen müssen mit Energie
und Rohstoffen, Konsumenten mit Produkten versorgt werden. Zudem gewinnt der Transport immer größerer
Datenmengen in virtuellen Welten zunehmend an Bedeutung. Experten beziffern die Gesamtsumme für die
weltweiten Infrastruktur-Ausgaben im Zeitraum von 2005 bis 2030 auf eine Höhe von 41 Billionen US-Dollar. Der
PPF II - Global Infrastructure Network Fund (WKN: A14NLY) investiert in aussichtsreiche Aktien dieses Sektors.

Fokus Basis-Infrastruktur                                             eine natürliche Monopolstellung aufweisen. Diese Unternehmen
Für den Fonds, der von der LPX Group und der PMG Fonds Ma-            zeichnen sich insbesondere durch eine hohe Nachfragestabilität und
nagement AG aus Zürich lanciert wurde, werden nur Unternehmen         somit prognostizierbare Erträge aus“, erläutert Jakob. Die ausgesuch-
ausgewählt, die Basis-Infrastruktur-Einrichtungen wie z. B. Strom-    ten Konzerne weisen zudem eine niedrige Verschuldung auf und
netze, Terminals, Wasserleitungen oder Funkmasten betreiben.          verfolgen eine attraktive Ausschüttungspolitik. Neben den genann-
Im Gegensatz dazu werden Unternehmen, die infrastruk-                 ten qualitativen Aspekten werden auch Nachhaltigkeitskriterien
turverwandte Dienstleistungen anbieten, nicht                                              berücksichtigt. Über die sogenannte Globa-
berücksichtigt. „Investoren sollten insbesondere                                              lance Footprint-Methodik werden die Un-
beachten, dass es sich lohnt, bei einem                                                      ternehmens-Auswirkungen auf Wirtschaft,
Engagement in ein Infrastruktur-An-                                                               Gesellschaft und Umwelt bewertet. Der
lageprodukt hinter die Kulissen zu                                                                PPF II - Global Infrastructure Network
schauen. Um die gewünschten Ri-                                                                  Fund fokussiert sich auf Unternehmen
siko- und Renditeeigenschaften zu                                                                    mit ausgeglichenem und positivem
                                                                                               Foto: © tai111 - Fotolia.com

erzielen zeigt sich, dass der Fokus auf                                                               Footprint.
Basis-Infrastruktur, d.h. Betreiber
von Infrastruktur-Netzwerkanla-                                                                      Konzentriertes Portfolio
gen und Knotenpunkten, unerläss-                                                                      Das Portfolio ist mit etwa 30 Titeln
lich ist“, so Robin Jakob, Mana-                                                                     konzentriert, zu über 50 Prozent do-
ging Director beim Fondsberater                                                                  minieren Titel aus Europa. Unter den
LPX Group. Unter den Energie-                                                                   Infrastruktur-Sektoren ist das Segment
konzernen finden daher nicht Versorger                                                      Gas/Öl-Netzwerk mit knapp 28 Prozent am
wie eine E.on den Weg ins Portfolio son-                                               höchsten gewichtet. Seit Auflegung im Juli 2015
dern der Stromnetzbetreiber Terna, der ca. 90                                        konnten Investoren ein Plus von gut zwei Prozent
Prozent des Stromübertragungsnetzes in Italien                                   erzielen. Der PPF II - Global Infrastructure Network
bewirtschaftet. Eine weitere Aktie aus dem Fonds ist American To-     Fund eignet sich als Beimischung, um in einem gut diversifizierten
wer Corporation, ein US-Funkmast-Unternehmen, bei dem große           Portfolio mit einem fokussierten Ansatz den Infrastruktur-Sektor
Mobilfunkanbieter Antennenplätze mieten.                              abzubilden. Vor allem die Kombination aus der Konzentration auf
                                                                      Basis-Infrastrukturunternehmen und der Berücksichtigung von
Qualität und Nachhaltigkeit                                           Nachhaltigkeits-Kriterien unterscheidet das Produkt von anderen
Der Fonds bietet eine über unterschiedliche Infrastruktur-Sektoren,   Infrastrukturaktien-Fonds.
Länder und Währungen gestreute Aktienauswahl. Aus mehr als
2000 an den Börsen gelisteten Infrastruktur-Unternehmen bleibt        PPF II - Global Infrastructure Network Fund EUR A
ein Basisuniversum von unter 200 Aktien, aus denen die Aktien         ISIN:                                                     LU1185944284
des Fonds ausgewählt werden. Mindestens 50% des Umsatzes der          Fondsvolumen:                                             27,2 Mio. Euro
Unternehmen müssen mit der Bereitstellung von Basis-Infrastruktur     Fondswährung:                                                        Euro
erzielt werden. „Der PPFII - Global Infrastructure Network Fund       Auflegungsdatum:                                               01.07.2015
                                                                      Gesamtkostenquote (p.a.):                                          2,37%
fokussiert sich auf Betreiber von Infrastruktur-Netzwerken, welche

                                                      18    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
AB JETZT IM HANDEL
                                                                                         DEBATTIEREN SIE MIT.

                     /Flughafen München Franz Josef Strauß:
                      Der erste 5-Star-Airport Europas!

                        Verbindung leben

ren Sie mehr, warum der Flughafen München zu den fünf besten Airports der Welt gehört:
munich-airport.de/5star
                                                                                                                06

                                                                                                                     608002
                                                                                                                     198150
                                                                                                                     4

                                                                                                                                                                                      n das Leben
                                                                                                                                                                                    uchtt.
                                                                                                                                                                             hen, wenn
                                                                                                                                                                             use brau
                                                                                                                                                                         usteh
                                                                                                                                                   mal eine Verschnaufpau
                                                                                                                                                   ... nicht allleine dazu
                                                                                                                              Hand in Hand ist …
ZERTIFIKATE                        rohstoffe           Lebensart            AKTIEN & MÄRKTE         UNTERNEHMEN                                  FONDS

   Zertifikate-Idee

Ölpreis

                                                                                                                    Foto: © alexlmx - Fotolia.com
hinterlässt Spuren
Bonus-Zertifikat auf Exxon Mobil
Auch Größe schützt nicht vor Schwächephasen. Der Aktienkurs des US-Erdöl-Giganten Exxon Mobil hat
von Mai bis August 2015 um 26 Prozent nachgegeben. Im aktuellen Jahr verlief die Kursentwicklung bis Juli,
als bei 95,55 US-Dollar ein Jahreshoch erzielt wurde, vergleichsweise erfreulich. Nach einem Kursrückgang
bewegt sich die Aktie seit September in einer Seitwärtsrange, bei der nur aktive Trader Gewinne erzielen
konnten. Anleger mit einem mehrmonatigen Investmenthorizont nutzen diese Situation dagegen mit einem
Bonus-Zertifikat der Citigroup auf die Öl-Aktie (ISIN: DE000CX4AFR3). Dabei winken attraktive Gewinne, wenn
die Aktie nicht deutlich nach unten wegbricht.

Gewinn abgeschmiert                                                   die Umsätze leicht darunter lagen. Goldman Sachs hat das Unter-
Keine Frage – die Zeiten waren für Exxon Mobil schon besser. Ein      nehmen zwar von seiner Empfehlungsliste („Conviction buy list“)
schwacher Ölpreis macht dem weltweit größten börsennotierten          genommen und das Kursziel von 98 auf 93 US-Dollar gesenkt.
Öl-Konzern zurzeit das Leben schwer. Ende Oktober meldete das         Vom aktuellen Kursniveau läge das prognostizierte Potential aber
texanische Unternehmen Zahlen zum dritten Quartal des Jahres.         immer noch bei über elf Prozent. Das durchschnittliche Kursziel
Der Überschuss ist gegenüber dem Vorjahr um 38 Prozent auf 2,7        der Analysten liegt aktuell bei 88,65 US-Dollar und damit etwa
Milliarden US-Dollar abgeschmiert. Auch der Umsatz der Texaner        sechs Prozent über dem aktuellen Kurs von 83,66 US-Dollar.
ist um 13 Prozent auf 58,7 Milliarden US-Dollar zurückgegangen.       Mit einem Bonus-Zertifikat lässt sich das Chance-/Risiko-Profil
Zuletzt wurden aus Gründen der Kostenersparnis Gelder für Ex-         optimieren.
plorations- und Förderprojekte gestrichen. Ein Trend, der übrigens
auch bei anderen Ölfirmen festzustellen ist. Die Internationale       Attraktive Bonus-Zahlung
Energieagentur rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang der          Das Bonus-Zertifikat der Citigroup auf Exxon Mobil wird am 14.
Investitionsausgaben der Branche auf 450 Milliarden US-Dollar.        Dezember 2017 bewertet und bietet keine Währungsabsicherung.
2015 lagen sie noch bei 583 Milliarden US-Dollar. Das dadurch         Der Bonusbetrag liegt bei 101 US-Dollar, die Barriere wurde bei
sinkende Öl-Angebot wird voraussichtlich in den kommenden             66 US-Dollar festgelegt. Der Bonusbetrag ist der Mindestbetrag,
Monaten zu einer Preisstabilisierung beim Rohstoff und bei den        der zum Laufzeitende ausgezahlt wird, wenn die Aktie während
Ölaktien führen. Dieses Szenario wäre nur hinfällig, wenn die         der Laufzeit die Schwelle von 66 US-Dollar nicht berührt oder
globale Wirtschaft in eine Rezession stürzt, was aus heutiger Sicht   unterschreitet. Das Tief im vergangenen Jahr lag mit 66,55 US-
wenig wahrscheinlich ist.                                             Dollar knapp darüber. Notiert die Aktie am Bewertungstag über
                                                                      101 US-Dollar, kommt der höhere Betrag zur Auszahlung. Aktuell
Blick in die Zukunft                                                  kann das Zertifikat zu 80,15 Euro erworben werden, beim aktu-
Die Quartalszahlen von Exxon Mobil entsprachen in etwa den            ellen Euro/US-Dollar-Wechselkurs entspräche der Bonusbetrag
Erwartungen der Analysten, wobei der Gewinn leicht darüber und        90,98 Euro.

Bonus-Zertifikat auf Exxon Mobil
Zertifikattyp                        Emittent                    Basiswert                             Fälligkeit                                     WKN
Bonus-Zertifikat                     Citigroup                   Exxon Mobil                          19.12.2017                                    CX4AFR

                                                     20    BÖRSE am Sonntag · 44/1 6
Sie können auch lesen