Landshut: What next? Projekt im Masterstudiengang Urbanistik - Landschaft und Stadt Wintersemester 2015/16 - mediaTUM
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Landshut: What next? Projekt im Masterstudiengang Urbanistik – Landschaft und Stadt Wintersemester 2015/16 Technische Universität München Lehrstuhl für Raumentwicklung Prof. Dr. Alain Thierstein
Grußwort / Preface 1 Grußwort Preface Die Studie „Wohnen – Arbeiten – Mobilität in der Metropolregion München“ der The research project ‘Housing – Employment – Mobility in the Metropolitan Region Technischen Universität München beleuchtet in beeindruckender Weise die Dyna- of Munich’ conducted by Technical University of Munich (TUM) highlights the mik und die wechselseitige Abhängigkeit der Entscheidungen privater Haushalte dynamic interrelationship of individual households’ choices regarding housing, in Sachen Wohnort, Arbeitsplatz und Mobilität und bildet eine wertvolle Grundlage employment, and mobility. The study provides a valuable basis for decisions on für die weitere strategische Ausrichtung der gesamten Metropolregion München, future spatial developments, not only for the entire metropolitan region, but also aber auch für unsere Region Landshut. Als starke Wachstumsregion mit idealer for our local area in and around Landshut. Located ideally between the cities of Lage zwischen München und Regensburg und dem Flughafen München vor der Munich and Regensburg and close to Munich Airport, we are facing enormous Haustür begrüßen es Landkreis und Stadt Landshut daher sehr, dass sich die TU growth. Hence, the district and the city of Landshut welcome that the student München mit dem Projekt „Landshut: What next?“ im Master Urbanistik noch nä- project ‘Landshut: What next?’ held by TUM has taken a closer look at our region. her mit unserer Region befasst. The political bodies of the city and the district of Landshut hope that such work Die politischen Entscheidungsgremien in Stadt und Landkreis Landshut erhoffen can provide further knowledge on how the region can strategically position itself sich daraus noch weitergehende Erkenntnisse darüber, wie sich die Region im to tackle issues of expected population development – especially regarding the Hinblick auf die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung strategisch positionieren provision of housing space and public services such as nurseries, schools, and muss, um die damit verbundenen Herausforderungen im Bereich der Daseinsvor- transportation infrastructure. The results of the project ‘Landshut: What next?’ will sorge, etwa der Schaffung von Wohnraum, bei Kinderbetreuungseinrichtungen, inform the current work on future-orientated topics of the joint regional management Schulen oder der Verkehrsinfrastruktur, zu bewältigen. Mit einem gemeinsamen of both the city and district of Landshut. Regionalmanagement arbeiten Stadt und Landkreis Landshut bereits jetzt an die- We thank Prof. Dr. Alain Thierstein, his associates and students for their initiative. sen Zukunftsthemen und wollen aus dem Projekt „Landshut: What next?“ noch We are excited to see that the fascinating development of the Landshut region weitere Erkenntnisse für diese Zusammenarbeit ziehen. prompts further scientific interest and investigation. Wir danken Prof. Dr. Alain Thierstein und seinen Mitarbeitern und Studenten für die Initiative und freuen uns darüber, dass die spannende Entwicklung unserer Region Landshut Anlass zu weitergehenden wissenschaftlichen Untersuchungen gibt. Peter Dreier Head of the Landshut district authority Peter Dreier Hans Rampf Landrat des Landkreises Landshut Mayor of the city Landshut Hans Rampf Oberbürgermeister der Stadt Landshut Landshut: What next?
2 Vorwort Vorwort Der Lehrstuhl für Raumentwicklung an der Universität München (TUM) getragen. Der de Studienprojekt zur Regionalplanung. Für die aus Technischen Universität München (TUM) und der thematische Schwerpunkt des Studiengangs ist die verschiedenen Disziplinen stammenden Studieren- Lehrstuhl für Raumplanung und Strategie an der Delft Erforschung und Entwicklung von Lösungsansätzen den schafft dieses Projekt die Voraussetzungen, um University of Technology (TU Delft) organisierten im für die zunehmend komplexen ökologischen, disziplinspezifische Fähigkeiten und Kenntnisse aus- Oktober 2015 die gemeinsame Konferenz „Shaping wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, mit zutauschen und die Komplexität der urbanen Raum- regional futures“. Ein Hauptziel dieser Konferenz denen Städte und Stadtregionen heute konfrontiert entwicklung zu begreifen. Die Studierenden sind auf- war es, die Art und Weise zu untersuchen, wie das sind. Die Organisation des Raumes ist ein wichtiger gefordert, entsprechende Ansätze zu suchen und zu Visualisieren einer wünschenswerten Zukunft des Aspekt, um diese wechselseitigen Herausforderungen entwickeln, die es ermöglichen, die sich aus dieser Raumes den institutionellen Kapazitäten bei der aktiv anzugehen. Wir sind sicher, dass dieser Ansatz Komplexität ergebenden Probleme zu bearbeiten. Der Planung auf regionaler und überregionaler Ebene alle räumlich relevanten Disziplinen benötigt. Deshalb Lehrstuhl für Raumentwicklung geht davon aus, dass hilfreich sein kann. Die Erforschung entwurfsbasierter ist unser Studiengang offen für Absolventen einer die Raumplanung sich auf wissenschaftliche Erkennt- und wirkungsorientierter Ansätze zur „Regional Vielzahl an Fachrichtungen. Die Studierenden nisse und Methoden stützt. Governance“ ist seit vielen Jahren ein Anliegen des aktuellen Jahrgangs 2015 stellten sich aus Der Lehrstuhl für Raumentwicklung erforscht in diesem unseres Lehrstuhls. Die große Resonanz auf unsere vier etwa gleich großen Gruppen aus Architektur, Zusammenhang die Entwicklung von strategischen Konferenz zeigt, dass sowohl Planer wie auch Politiker Landschaftsplanung, Raumplanung und Geographie räumlichen Ansätzen und Visualisierungstechniken, verschiedener Regionen Europas mit regionalen zusammen. die den Herausforderungen von heutigen Städten Entwurfsansätzen experimentieren, um Grenzen Innerhalb ihrer viersemestrigen Ausbildung beschäf- besser entsprechen. Etablierte Ansätze der zu überwinden, die gesetzliche Planungssysteme tigen sich die Studierenden mit Entwurfsprojekten Raumplanungspraxis gehen häufig von einem vorgeben. zu Regional-, Stadt- und Landschaftsplanung. Die statischen Verständnis der räumlichen Organisation Seit Beginn unserer Forschung integrieren wir unse- Entwurfs-projekte stehen im Mittelpunkt der Ausbil- aus. Pläne zeigen einen erwünschten Idealzustand re neuesten Erkenntnisse in die Lehre. Wir widmen dung im Fach Urbanistik. Die Studierenden lernen, auf, verfehlen es aber, die zielbezogene räumliche uns im Erstsemesterprojekt des Masterstudiengangs vielfältiges Wissen aus verschiedenen Seminaren und Transformation vorausblickend zu steuern. Dies ist „Urbanistik – Landschaft und Stadt“ der Regional- Vorträgen in einer problemorientierten Lernumgebung auf regionaler Ebene besonders zu erkennen, wo entwicklung der Metropolregion München. In diesem zu kombinieren. Die Absolventinnen und Absolven- die restriktive Art des Regionalplans unerwünschte Jahr haben wir die Herausforderungen und mögliche ten des Masterstudiengangs Urbanistik werden zu Entwicklungen in der Regel verhindert, aber kaum Zukunftskonzepte für die Region Landshut, die Stadt räumlichen Einflussnehmern, die in der Lage sind, die Möglichkeiten zur Veränderung aufzeigt oder öffnet. und Landkreis mit Umland umfasst, betrachtet. sozialen und räumlichen Wissenschaften zu aktivie- Theorien der Stadt- und Regionalentwicklung ren und den Wandel der zeitgenössischen städtischen liefern vielfältige Überlegungen und Konzepte Masterstudiengang Urbanistik Bedingungen effektiver zu behandeln. für die Analyse und die Umsetzung räumlich erwünschter Transformation. Wesentliche Aspekte Der interdisziplinäre Masterstudiengang „Urbanistik Entwurfsprojekt Regionalplanung des Semesterprojektes sind ein relationales – Landschaft und Stadt“ wird von der „Focus Area Raumverständnis, Multi-Skalarität – also simultane Urban and Landscape Transformation“ (ULTRA) Der Lehrstuhl für Raumentwicklung entwirft und lehrt Betrachtung von Entwicklungen auf mehreren der Fakultät für Architektur an der Technischen unter anderem das im ersten Semester stattfinden-
Introduction 3 Introduction räumlichen Maßstabsebenen – Wirkungsorientierung, The Chair of Urban Development at Technical respond to increasingly complex ecological, economic strategisches Planen und die systematische Reflexion University of Munich (TUM) and the Chair of Spatial and social challenges that cities and urban regions des eigenen Tuns im Erarbeitungsprozess. Im Rahmen Planning & Strategy at Delft University of Technology face. As societies seek to actively address these der Projektarbeit mit den Studierenden geht es zunächst (TU Delft) organised the joint conference ‘Shaping interrelated challenges, the organisation of space to darum zu verstehen, dass viele Zukunftsentwürfe regional futures’ in October 2015. A main objective accord with certain valued ideals is a key aspect to – Alternative Futures – plausibel, möglich und auch of this conference was to investigate the way how consider. We are certain that this approach needs all wünschenswert sind. In einer zweiten Phase erst envisioning desirable spatial futures enhances spatially relevant disciplines. Thus, the programme is versuchen die Studierenden Antworten auf die Frage institutional capacities for planning on regional and open to graduates from a variety of backgrounds. The zu geben, wie die räumliche Organisation der Zukunft supra-regional scales. Research about a design- 2015 student group comprises of four almost equally sein wird oder sein kann. Ein wesentliches Ziel ist based and impact-orientated approach to regional sized disciplinary groups of architecture, landscape es, langfristige strategisch-räumliche Veränderungen governance has for many years been in the heart architecture, spatial planning and geography. Within zu identifizieren, ihre funktionalen und räumlichen of our chair’s interest. The great response to our four semesters of training, students engage in Wechselwirkungen zu beschreiben und zu verorten conference demonstrates that planning professionals regional, urban and landscape design studios. Design sowie einen Transformationsprozess zu skizzieren, and politicians in numerous European regions are studios are the focal point of the urbanism education. in dem es verschiedene Rhythmen der funktionalen experimenting with regional design approaches to Students learn to combine diverse knowledge Intervention und Geschwindigkeiten des Wandels overcome limitations that statutory planning systems from various seminars and lectures in a problem- gibt. pose. based learning environment. Graduates of this MSc Urbanism programme are spatial influencers capable Since the beginning of our research, we apply most of engaging the social and spatial sciences and recent findings to our teaching. We dedicate the first addressing more effectively changes of contemporary semester’s studio course of our masters programme urban conditions. in ‘Urbanism – Landscape and City’ to the regional development of the Munich metropolitan area. This year, we took a closer look at the challenges and Regional Design Studio potential futures of the town and district of Landshut. The Chair of Urban Development designs and supervises, among other tasks, the first semester’s Prof. Dr. Alain Thierstein regional design studio. This project sets the stage Dr. Nadia Alaily-Mattar The MSc Urbanism Programme for students from various disciplines enrolled in this Lukas Gilliard The master’s degree in ‘Urbanism - Landscape programme to comprehend the complexity of urban Fabian Wenner and City’ at TUM is an interdisciplinary programme development and to engage in dialogue and exchange Insa Lachauer managed by the ‘Focus Area Urban and Landscape of skills and insights with various disciplines. Students Technische Universität München Transformation’ (ULTRA) at the Department of are asked to search for and develop appropriate Fakultät für Architektur Architecture. The thematic focus is research and approaches to address problems caused by such Lehrstuhl für Raumentwicklung development of spatial intelligence to understand and complexity. The Chair of Urban Development starts Landshut: What next?
4 Introduction from the premise that planning changes and are key aspects of our chair’s approach to spatial transformations of spatial environments draws on planning. Within our approach our purpose is not to scientific endeavours. propose answers to the question of how the spatial organisation of the future will or should be like, but it Within this context we at the Chair of Urban is rather about indicating and raising awareness that Development are researching the development many futures are indeed possible and perhaps also of strategic spatial planning approaches and desirable. A key feature is to capture long-semester visualisation techniques that better fit the purpose of strategic spatial changes and to enable spatial addressing the challenges cities and city regions face planners to present an evolutionary process in which today. Current approaches of spatial planning practice there are different rhythms and speeds of change. often emanate from a status quo understanding of spatial organization; as such they remain restrictive in challenging existing conditions and kick-starting spatial transformation. This is particularly evident at the regional scale, where the regional plan has become more a restrictive device for what not to do Prof. Dr. Alain Thierstein rather than an enabling tool that opens up possibilities. Dr. Nadia Alaily-Mattar On the other hand, the landscape of urban theory Lukas Gilliard Fabian Wenner has an abundance of concepts for analysing and Insa Lachauer understanding processes of spatial transformation. Incorporating the relational notion of space, inter- Technical University of Munich scalarity, futures thinking, impact orientation, strategic Department of Architecture orientation and producing a medium for debate Chair of Urban Development
Inhaltsverzeichnis / Contents 5 Inhaltsverzeichnis Contents Grußwort Preface 1 Vorwort Introduction 2/3 Hintergrund des Projekts Background 7 / 10 1 Landshut. Move to meet 1 Landshut. Move to meet 13 2 synapse_scape 2 synapse_scape 25 3 Synergielandschaft ISAR 3 Synergielandschaft ISAR 37 4 Balance by motion 4 Balance by motion 49 Quellenangaben References 60 Dank Acknowledgments 61 Landshut: What next?
Hintergrund des Projekts 7 Hintergrund des Projekts In seinem fünften Jahr konzentriert sich der werden? Welche Dichten und Haustypologien eignen Auf dem Weg zu diesem Ziel war es von entscheiden- Studiengang Urbanistik im Erstsemesterprojekt sich? Welche Infrastrukturen werden benötigt und wer der Bedeutung, das strategische Zusammenspiel zwi- auf die Stadt Landshut und den sie umgebenden kann diese bereitstellen? schen den Funktionen der Metropole und den lokalen Landkreis. 60km nordöstlich von München gelegen Eigenheiten und Besonderheiten im Blick zu behalten. Wie lassen sich die Erfolge des heutigen Status quo in und 40km von Deutschlands zweitgrößtem Hub- Zukunft erhalten? Wie können Fehlentwicklungen ver- Die Projektarbeit gliederte sich in drei Hauptaufgaben. Flughafen München entfernt, ist Landshut ein Teil der mieden werden? Wie kann Landshut proaktiv Heraus- Die erste Aufgabe widmete sich der Analyse des Un- Europäischen Metropolregion München (EMM). forderungen angehen, um den Erfolg aufrechtzuerhal- tersuchungsgebiets und umfasste (a) eine physisch- Oberflächlich betrachtet ist in Landshut nicht mehr ten und sein Wachstum zu managen? Welche Rolle räumliche Analyse, die alle Studierendengruppen viel für Stadtplaner zu tun. Eine scheinbar idyllische kann in dieser Hinsicht die räumliche Anordnung von durchführten, (b) thematische Analysen, die mehrere mittelgroße europäische Stadt – der Stadtplan ent- Wohnen, Dienstleistung, Landschaft und Verkehrs- miteinander verbundene Themen abdeckten und die sprechend dem prototypischen Stadtplan, wie man und Energieinfrastrukturen spielen? den jeweiligen Studierendengruppen zugewiesen ihn in deutschen Lehrbüchern für Stadtplanung fin- wurden abhängig von ihrer Expertise und (c) eine Ex- Die Ziele dieses Erstsemesterprojekts waren (1) die det. Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings kursion. wichtigsten Chancen und Risiken für die nachhal- ein anderes Bild: innerstädtische Baugrundstücke in tige Entwicklung von Landshut auf Basis von multi- Landshut sind begrenzt, während die Stadt weiter- skalaren Analysen zu identifizieren, und (2) mögliche wächst. Der Landkreis Landshut verfügt über reichlich und wünschenswerte, funktionale und räumliche Zu- Landreserven, hat aber eine alternde Bevölkerung. kunftskonzepte für die Stadt vorzuschlagen für einen Wo können in Zukunft Baugrundstücke freigegeben Zeitpunkt 30 Jahre in der Zukunft. Landshut: What next?
8 Hintergund des Projekts Die Studierenden führten hierzu eine Trendanalyse systemische Beziehungen zwischen den Trends Für die zweite Aufgabe wurden die Studierendengrup- auf Grundlage des „Trend Report“ von Ernst Basler + erfassen und Informationen herausarbeiten, die pen neu zusammengestellt, so dass jede Gruppe eine Partner AG Zürich (2012) durch. Die Arbeitsgruppen bereits implizit in ihren Gesprächen auftauchten, Mischung aus „Experten“ der vorherigen Aufgabe bil- nutzten 20 Trends und analysierten diese jedoch noch nicht für Außenstehende nachvollziehbar dete. Diese neu formierten Gruppen arbeiteten dann Entwicklungslinien in Bezug auf ihre Wirkungsrichtung waren. Die Ergebnisse der ersten Aufgabe haben bis zum Ende des Semesters zusammen. (positiv, neutral oder negativ), Dominanz (hoch, mittel, Stärken und Schwächen des Untersuchungsgebiets Die zweite Aufgabe drehte sich um die gestalteri- niedrig) und Steuerungsmöglichkeit (lokal steuerbar, hervorgebracht. Wo möglich, ordneten die sche Dimension „Zeit“. Stadtentwicklung ist ein dy- nicht steuerbar). Mit Hilfe eines sogenannten Studierenden die Stärken und Schwächen bestimmten namischer Prozess, der in eine unbekannte Zukunft Papiercomputers, welcher auf Frederic Vesters Räumen zu. Die Idee der ersten Aufgabe war es, nicht projiziert. Anforderungen, Vorlieben, Werte und Le- (2002) systemisches Denken aufbaut, bewerteten allumfassend zu sein. Vielmehr galt es, die wichtigsten bensstile verändern sich im Laufe der Zeit. Bevölke- die Studierenden die Rolle dieser Trends innerhalb anstehenden Herausforderungen zu identifizieren und rungsmerkmale sind dynamisch, die demografische eines systemischen Zusammenhangs. Basierend auf diese mit den besonderen räumlichen Komponenten Struktur verändert sich stark. Die Aufgabe beinhaltete dem Verständnis der Wechselwirkungen von Trends zu verknüpfen. Ziel war, eine Problemstellung zu die Entwicklung eines möglichen und wünschenswer- und der Einflussmatrix konnten die Studierenden formulieren. ten Zukunfstkonzepts auf der Grundlage der syste- ihre Diskussion über die Zukunft strukturieren, die matischen Untersuchung von Trends, deren Wechsel- wirkungen, sowie zukünftigen Chancen und Risiken des Untersuchungsgebiets. Das Ziel dieser Aufgabe war evidenzbasierte, mögli- che und wünschenswerte alternative Zukunftsvorstel- lungen für das Untersuchungsgebiet abzuleiten, auf Grundlage der vorangegangenen Trendanalyse der Studierenden. Jede Gruppe schlug eine alternative Zukunft für einen festgelegten Zeithorizont von 30 Jahren vor. Mit alternativen Zukunftsvorstellungen bezeichnen wir in unserer Arbeit am Lehrstuhl die narrative Entwicklung der künftigen Funktionen und eine schematische Darstellung der räumlichen Dimension dieser Zukunft. Eine alternative Zukunft ist eine selektive Darstellung und Kondensation der vorherrschenden Merkmale einer möglichen und wünschenswerten zukünftigen Entwicklung von Landshut. Die Darstellung einer
Hintergrund des Projekts 9 alternativen Zukunft versucht nicht, die Gesamtheit Diese Broschüre dessen, wie eine Zukunft aussehen könnte, zu Die Verknüpfung von Theorie und Praxis durch ein beschreiben. Sie ist außerdem losgelöst von heutigen einsemestriges, exploratives Vorgehen ist keine leich- Verwaltungsgrenzen und anderen administrativen te Aufgabe. Auf der einen Seite ist es unser Ziel, Stu- Einschränkungen. dierenden geeignete Fähigkeiten für die Praxis der Die dritte und letzte Aufgabe widmete sich der Stadtplanung und der Stadtentwicklung zu vermitteln. Entwicklung und räumlichen Konkretisierung eines Auf der anderen Seite erwarten wir einen kritischen ausgewählten alternativen Zukunftskonzepts. Blick auf den aktuellen Stand der Praxis. An dieser Nachdem die Studierenden die wichtigsten Fragen, heiklen Schnittstelle sind Studierende oft eher bereit die das Untersuchungsgebiet aufwirft, ermittelt hatten, als etablierte Planerinnen und Planer, kreative Risiken waren sie nun in der Lage, einen konzeptionellen einzugehen. Die vorliegende Broschüre dokumentiert Vorschlag für eine alternative Zukunft zu entwickeln, die Ergebnisse unseres Versuchs, den „intellektuellen der diese Herausforderungen in gewünschter Weise Muskel“ der Masterstudierenden zu trainieren und sie behandelt. Ziel dieser Aufgabe war es, sich von einem aus der Komfortzone der etablierten Praxis der Raum- Konzept hin zu einer räumlichen Entwicklungsstrategie planung zu locken. zu bewegen. Wie können wir diese Zukunft Im Folgenden werden die Ergebnisse der vier studenti- tatsächlich geschehen lassen? Hier bestand die schen Arbeitsgruppen mit ihren wesentlichen Erkennt- Herausforderung darin, Ideen – noch konzipiert nissen aus der Analyse sowie ihren Vorschlägen für in numerischer, narrativer oder visueller Form – die zukünftige Entwicklung von Landshut vorgestellt. zu konkreten Plänen und strategisch-räumlichen Die Studierenden verfassten im Rahmen der Entwick- Vorschlägen weiter zu entwickeln. Das Urbane wird lung ihrer Zukunftskonzepte textliche Erläuterungen auf dem Maßstab des Untersuchungsgebiets in für ihre jeweiligen Arbeiten. Außerdem konnten die Bezug auf Verbindungsdichte, Netzwerkbeziehungen Studierenden aus ihren endgültigen Poster-Präsenta- und Mobilität und nicht bloß auf statische Artefakte tionen die entsprechenden Darstellungen auswählen, wie Gebäude, Siedlungsformen oder physische die hier in der Broschüre erscheinen sollten. Eröffnet Handlungsorte entwickelt. Pläne beschreiben dabei wird die Darstellung der jeweiligen Arbeiten mit der einen Weg der Maßnahmen für die Entwicklung. Karte der „Alternativen Zukunft 2046“. Durch die Un- Im Ergebnis müssen sich die Pläne mit der zeitlichen tersuchung möglicher zukünftiger Entwicklungen er- Dimension der Stadtentwicklung befassen. Wirkungs- weitert die Arbeit der Studierenden das Verständnis orientierung und Multi-Skalarität sind wichtige Über- des Wesens dieser Herausforderungen und die Rolle, legungen. welche die räumliche Transformation bei ihrer Bewäl- tigung spielen kann. Landshut: What next?
10 Background Background In its fifth run, this year’s studio project topic focused city plans as one can find them in German urban How can the successes of today’s status quo on the town of Landshut and its surrounding district. planning textbooks. However, if we scratch beneath be preserved into the future; how can failures be Located 60 km north east of the city of Munich and the surface, a different story appears. Land resources circumvented? How can Landshut proactively address 40 km from Germany’s second largest hub airport for housing development in the town of Landshut are challenges in order to sustain success and manage Munich International, Landshut is part of the Munich limited, yet the city is growing. The district of Landshut growth? What roles can the spatial arrangements Metropolitan Region (EMM). has abundant land resources, but an aging population. of housing, services, landscape and transport and Where will land for housing development be released energy infrastructures play in this regard? On the surface there is not much left to do for urban in the future? Which densities and housing typologies planners in Landshut. A seemingly idyllic medium- The objectives of this studio project were (1) to identify, are appropriate? What infrastructures are needed and sized European town, its town map is akin to prototype based on multi-scalar analyses, the key opportunities who will provide these? and threats for the sustainable development of Landshut and (2) to propose possible and desirable functional and spatial futures for the city set at the distant future of +30 years from today. Towards this objective, it was vital to strategically manage the interplay between metropolitan functionalities and local particularities and specificities. The course work was divided into three main consecutive assignments. The first assignment was dedicated to analysing the focus area, it encompassed (a) physical spatial analysis which all student groups carried out, (b) thematic analyses which covered several inter-related themes and for which each student group was assigned one theme according to its ‘expertise’ and (c) a fieldtrip. Towards this purpose, students carried out a trends analysis. Based on the ‘Trend Report’ of Ernst Basler + Partner AG, Zurich (2012), 20 trends were selected and analysed in terms of their impact direction (positive, neutral or negative), dominance (high, medium, low) and capacity to be steered locally. Using Frederic Vester’s (2002) systemic thinking model students assessed with the help of the paper computer the role
Background 11 of these trends within the overall systemic context. evidence-based, possible and desirable alternative This brochure Based on an understanding of the reciprocal effects futures for the focus area under investigation, based Bridging theory and practice through academic of trends and the matrix of influence, students were on the students’ findings of the trends analyses. experiments is not an easy exercise. On one hand, able to structure their discussion about the future, Each group proposed one alternative future set at our objective remains training students to master capture the systemic relations in-between trends and the temporal distance of +30 years. With alternative appropriate skills for urban planning practice. On uncover information that has been implicit in their future, we mean a narrative of future functionalities the other hand, we expand our objective to include discussions but not yet visible. The findings of these alongside schematic visualizations of the spatial preparing them for adopting a critical stance at the analyses highlighted the strengths and weaknesses of dimension of this identified future. An alternative current state of affairs of that very same practice they the focus area. Students spatialised these strengths future is a selective depiction and condensation of are expected to master. At this very delicate interface, and weaknesses where possible. The idea of the first the predominant characteristics of the possible and graduate students at the start of their career are assignment was not to be all encompassing. Rather desirable future development of Landshut. A depiction perhaps more willing than more established planners the objective is to identify the key issues at stake, and of an alternative future does not attempt to describe to take creative risk. The present brochure documents sieve through the particularly spatial components of the totality of what a future could be like. It is also the results of our attempt to train the intellectual these key issues. The objective was problem finding. liberated from today’s administrative boundaries and muscle of the MSc Urbanism students and to tease constraints. In the second assignment, new student groups are them out of the comfort zone of established spatial formed in a way that each group became a mix of The third and final assignment focused on the planning practice. ‘experts’ from the preceding assignment. These development and spatialisation of a selected In what follows, each of the student groups presents newly formed groups worked together until the end alternative future concept. As students identified its exploration of the current and future challenges of the semester. the key issues that the focus area faces they were in and for Landshut. The texts were written by the now able to develop a conceptual proposal of an The second assignment brought the time dimension students as part of their deliverables for the final alternative future that addresses these challenges in to the fore. Urban development is a dynamic assignment. Students were also free to select from a desirable manner. The objective of this assignment process that projects into an unknown future. Users’ their final poster presentations appropriate visuals, was to move from a concept to a spatial development requirements, tastes, values and lifestyles change which appear here in the brochure. Each project is strategy. How can we make this future happen? The over time. Population characteristics are dynamic. introduced by an illustration of ‘alternative future challenge in this assignment was to move from ideas Demography today is certainly different than the one 2046’. By investigating possible future developments, conceived in numerical and narrative forms to images in the future. In this part of the course, the assignment the work of the students expands our understanding (diagram/map) and then from images to plans. This will be to develop a concept for a possible and of the nature of these challenges and the role that entailed thinking of the urban in terms of connections, desirable alternative future for Landshut based on a spatial transformation can play in addressing them. networks, relationships and mobility, rather than only systems approach that investigates trends, their inter- static land uses. Plans describe a path of actions relatedness, the future opportunities and threats that for development. As a result, plans must address our focus area faces. the temporal scale of urban development. Impact The objective of this assignment was to derive orientation and multi-scalarity are key considerations. Landshut: What next?
1 LANDSHUT. MOVE TO MEET Marco Baccaro, Cecilia Förster, Julia Hauer, Bernadette Karlstetter
14 MOVE TO MEET konzentrierte Siedlungsentwicklung interregionale Standorte Forschung Standorte Wirtschaft Gewerbegebiet / Ausbau Forschungseinrichtung / Ausbau Verdichtungsräume naturnaher Gewässerzustand Naturschutz / Renaturierungsfl. Stabilisierung der Siedlungsränder zentral subzentral mobile Konnektivität interzentral peripher neu/geplanter Regionalbahnhof Mobi-Treff A neue Standorte regionaler Mobi-Treffs B /C interregionaler Bahnhof Landshut LANDSHUT. MOVE TO MEET Mobi-Treff A erweitertes Radwegenetz This project sets the focus on addressing the four trends ‘mobility’, ‘building and housing’, ‘economy’ and angepasstes Regionalbusnetz ‘research’. This focus has been identified following the trends analyses that clearly indicate the critical nature Ausbau der B15 R Ro of the first three trends. The trend ‘research’ has been added in response to the findings of the SWOT analysis geplanter ICE- Verkehr that illustrates that this trend presents significant opportunities to Landshut. neu getakteter Regionalbahnverkehr The key aspects of the proposal in this project are the transformation of Landshut into (1) a centre of attraction urbaner Mobilitätsraum within the agglomeration of the Munich Metropolitan Region, (2) a trans-regional location of economy and research linked to the function of hub within the southern Austro-Bavarian and Southeast European area, Bestand (3) a provincial capital that is dense, urban and accessible. This transformation is supported by a system of Siedlungsfläche alternative mobility, spatial flexibilisation and networking that generate urbanity while preserving the quality of Gewässer rural space. Gemeindegrenzen The main interventions of this project all fall under the umbrella of the prioritisation and electrification of the Regionalbusanbindung public transportation systems on local, regional and global levels to ensure seamless, sustainable traffic in Regionalbahn the next 30 years. Additional interventions include selective (re)densification and stabilization of settlement Bundesautobahn borders, architectural integration of residential and industrial areas and the functional connection of business Bundesstraße and education. Landstraße
MOVE TO MEET 15 Landshut: What next?
16 MOVE TO MEET Trendanalyse Um die Frage Landshut: What next? beantworten zu können, muss eine tiefgrei- fende Analyse der vorherrschenden Strukturen zu Grunde gelegt werden. Auf Ba- AKTIV sis von 18 Raumtrends wurden tabellarische Analysen zu den Wechselwirkungen, Wirkungsaktivitäten und -reaktivitäten sowie der Steuerbarkeit erstellt. Die Gra- fik lässt erkennen, dass die Trends Bauen & Wohnen, Mobilität, Wirtschaft und Raumentwicklung die kritisch-aktivsten Trends darstellen und damit die höchste Beeinflussung von und auf andere Trends verzeichnen. Die Farbcodierung zeigt, dass nur die Trends Bauen & Wohnen und Mobilität lokal behandelbar sind, wes- halb diese im Folgenden fokussiert werden. Die Mobilität der Region wird durch den starken Einfluss des Münchner Verkehrs- raumes, insbesondere des Flughafens 40 km südwestlich von Landshut geprägt, zu welchem allerdings keine direkte Zugverbindung besteht. Die Bundesautobahn A 92 München – Deggendorf schneidet diagonal den Landkreis und stellt eine PUFFERND essentielle Verbindung in den niederbayerischen Raum dar. Die Verbindung in den KRITISCH Norden und Süden wird lediglich durch die B 15 gestellt und ist somit weniger bedeutend. Der Trend Bauen & Wohnen zeichnet sich durch die vorherrschende Einfamilien- hauspolitik und innerstädtisch steigende Immobilienpreise sowie Leerstände aus. Wirtschaftlich gesehen befindet sich die Region im Wachstum (Entwicklungsten- denzen vom Flughafen, Lokalbezug der Unternehmen). In engem Zusammenhang zur lokalen Wirtschaft steht der Trend der Forschung, LOKALE welcher sich durch Clusterbildung und Innovationscharakter auszeichnet. HANDLUNGS- MÖGLICH- WIRKUNGS- KEITEN DOMINANZ RICHTUNG PASSIV
MOVE TO MEET 17 SWOT-Analyse Aus der Stärken- und Schwächen-Analyse geht her- Weiter wurden entsprechende räumliche Chancen Die Stadt Landshut hat mit ihrer historisch vor, dass im Bereich der Mobilität zwar ein qualitatives und Risiken entwickelt: Landshut hat das Potential gewachsenen Altstadt die Möglichkeit, diese intensiv Straßennetz und kommunales Potential für E-Mobili- sich als alternativer Wohn- und Arbeitsstandort zu touristisch zu vermarkten. Die hohe Baudichte tät gegeben ist, allerdings sorgen die hohen Pendler- München zu positionieren. Die räumliche Nähe und würde die Entwicklung zu einer urbanen Innenstadt aufkommen insbesondere im Stadtgebiet Landshut die Abhängigkeit vom Münchner Raumgefüge sind und zu einem jungen Zentrum begünstigen. Einem für eine übermäßige Belastung von Anwohnern und für Landshut als Chance zu sehen, als Anziehungs- urbanen Siedlungscharakter steht entgegen, dass die Umwelt. Der regionale ÖPNV wirkt gänzlich ineffizient punkt im Agglomerationsraum München zu fungie- Altstadt nicht barrierefrei ist und dass durch die hohe und auch die fehlende schienengebundene Hoch- ren und damit auch den Bekanntheitsgrad der Stadt Zahl denkmalgeschützter Häuser zeitgenössische geschwindigkeitsverbindung nach München wirkt und der Region zu erhöhen. Grosse Bedeutung erhält Architektur nicht integriert werden kann. sich negativ auf die regionale Mobilität aus. Auch der Landshut durch die lokalen wirtschaftsstarken Un- Wie bereits erläutert bewirkt die unzureichende Trend Bauen & Wohnen folgt dem Negativmodell vie- ternehmen. In Zusammenarbeit mit der Hochschu- öffentliche Infrastruktur eine intensive Nutzung des ler Agglomerationsränder: hoher Flächenverbrauch le kann Landshut ein optimierter Wirtschafts- und Autos und zukünftig eine weitere Zunahme des aufgrund von Maximalwerten für den Neubau von Ein- Forschungsstandort werden. Allerdings sind mit der Individualverkehrs. Als Chance ist somit der Ausbau familienhäusern stehen einem generell gern gesehe- wachsenden Wirtschaftskraft der Unternehmen auch alternativer Mobilitätssystemen zu sehen. nen stetigen Siedlungsdruck entgegen. In Wirtschaft Gefahren wie die Repression von mittelständischen & Forschung zeigen sich positive Clusterbildung u.a. Unternehmen und / oder des primären Sektors ver- Ein weiteres Problem ist die fehlende Nord-Süd- in der Automobilbranche. Dem entgegen steht die bunden sowie das bereits erwähnte Risiko einer Krise Verbindung, die eine erhöhte Konzentration auf Abhängigkeit der Region von dieser Branche (Krisen- stark vertretener Branchen. Die starke Abhängigkeit die Ost-West-Diagonale (Autobahn München – anfälligkeit). könnte auch problematisch werden, wenn die Unter- Deggendorf) begünstigt. Daraus ergibt sich das nehmen, die aufgrund des starken Gemeindebezugs Potenzial der verbesserten räumlichen Vernetzung Die gesamträumliche Entwicklung balanciert momen- jetzt an diesem Standort produzieren – obwohl andere mittels Mobilitätssysteme und dem gleichzeitigen tan zwischen der Zersiedelung des landwirtschaft- Standorte rentabler wären – durch Veränderungen der Erhalt der großräumigen Kulturlandschaft (aufgrund lichen Traditionsraumes im Konkurrenzdruck der Unternehmensstruktur ihr lokales Verantwortungsbe- reduziertem Ausbau neuer Verkehrsflächen). Münchner Metropolregion und der motorisierenden wusstsein nicht mehr wahrnehmen und abwandern. Wirkung des Flughafens. Leichtbau Mikrosystem- technik Medizintechnik MOBILITÄT BAUEN & WOHNEN WIRTSCHAFT FORSCHUNG RAUMENTWICKLUNG Überwiegend MIV. «Pendlerlandkreis» Zersiedelnde «Einfamilienhauslandschaft» Beeinfl. durch den Flughafen München Cluster Netzwerke der Vom landwirtschaftlichen Traditionsraum Unmittelbarer Nähe zum Flughafen München Zunehmende Immobilienwerte Hoher Lokalbezug, Wirtschaftswachstum Fachhochschule Landshut zum innovativen Wirtschaftsraum Landshut: What next?
18 MOVE TO MEET Konzeption und Leitziele Als Ergebnis dieser Analysen können nun folgen- den Mobi-Treff auch als einen sozialen Treffpunkt als sozialer Treffpunkt und Aufenthaltsort genutzt de Leitziele für die Zukunftsentwicklung Landshuts fungieren. werden, wird einen Ideenwettbewerb zur Gestaltung formuliert werden: Landshut wird zum Drehkreuz in dieser Ortskerne geben. Nach den ersten zehn Jah- Es gibt verschiedenen Typen von Mobi-Treffs: Mobi- Süddeutschland, zum Anziehungspunkt im Agglo- ren der Maßnahmenumsetzung werden bereits alle Treffs mit höchster Zentralität befinden sich immer merationsraum München, zu einem bekannten Wirt- Mobi-Treffs Typ A in Gebrauch sein und auch das an Regionalzugbahnhöfen. An diesen sogenannten schafts- und Forschungsstandort, der eine dichte, Call-A-Bike-System in der Stadt Landshut wird sich Mobi-Treff Typ A gibt es folgende Vorrichtungen: urbane und barrierefreie Siedlungsstruktur aufweist, etabliert haben. Carsharing und Parkplätze mit E-Ladestationen, die durch alternative Mobilitätskonzepte vernetzt ist. P+R, Fahrradabstellplätze mit E-Auflademöglichkeit, Zusammen mit der Inbetriebnahme der Neufahrner Die zugehörigen Maßnahmen, die die größte räum- Fahrradreparaturstelle, Bushaltestelle, Wartebereiche Spange, dem ÜFEX, einer Taktverdichtung der liche Wirkung beziehungsweise die Grundlagen für mit Sitzmöglichkeiten, einen Mobi-Treff-Info-Point, Regionalbahn und des Regionalbus, dem Ausbau weitere Maßnahmen sind, sind in der Maßnahmen- Toilette, W-LAN und Auflademöglichkeiten für des regionalen Carsharing-Systems sowie dem Matrix vergleichsweise groß dargestellt. Zusätzlich Elektrogeräte. Ergänzt wird die Station noch durch Ausbau der Fuß- und Radwege wird der ÖPNV zu den Handlungssträngen sind deren Auswirkungen Versorgungsmöglichkeiten wie einen Supermarkt gegenüber dem motorisierten Individualverkehr stark auf die Themengebiete Wirtschaft, Raumentwicklung, oder Lebensmittelautomaten. Des Weiteren wird an Bedeutung gewinnen. Noch vor 2036 wird ein Bauen & Wohnen sowie Mobilität mit weißen Symbo- versucht weitere Versorgungsmöglichkeiten und / regionales Tarifsystem eingeführt, um den Wechsel len hervorgehoben. oder Gastronomie dort zu lokalisieren. Mobi-Treffs zwischen den verschiedenen Fortbewegungsmitteln der Typen B und C sind Stationen mit reduzierter so einfach und bequem wie möglich zu gestalten. Als Grundlage der alternativen Mobilität ist die Ausstattung. Mit der „Mobi-Flat“ können zu einem Festpreis alle Umsetzung der „Mobi-Treffs“ Voraussetzung. Die Mobi- Treffs vereinen ein einfaches und schnelles Wechseln Zeitlich gesehen werden zuerst die Mobi-Treffs Typ Fortbewegungsmittel beliebig oft genutzt werden. zwischen verschieden Fortbewegungsmitteln und das A von den Gemeinden und der Stadt installiert und Besitzer einer Mobi-Flat können sich so flexibel und Erledigen von Besorgungen für den täglichen Bedarf. nach und nach wird das Netz mit den kleineren Mobi- kostengünstiger als mit dem individuellen Auto im Die Kombination dieser beiden Funktionen lassen Treffs ergänzt und optimiert. Damit Mobi-Treffs auch Raum bewegen. Anziehungspunkt Überregionaler Standort Drehkreuz im Agglomerationsraum von Wirtschaft & Forschung Alternative Mobilität Dicht urban barrierefrei Niederbayern Südosteuropa
MOVE TO MEET 19 Um der Bevölkerung die Nutzung anderer Fortbewegungsmitteln LANDSHUT als dem Auto näherzubringen, wird ein interkommunaler Wettbe- MOVE TO MEET werb zur quantitativen Nutzung alternativer Verkehrsmitteln durch- geführt. Gemeinden und Orte, die sich nicht im Einzugsbereich eines Mobi- Treffs befinden, werden auch zukünftig auf die Nutzung des Autos angewiesen sein. Zur Verminderung der Emissionen wird deswe- gen eine flächendeckende Umstellung auf Elektroautos durch den Ausbau der Infrastruktur begünstigt. Um den Umstieg auf Elektro- autos zeitlich voran zu treiben, wird bereits 2020 im Kernbereich der Stadt Landshut eine Umweltzone eingeführt, in der nur elekti- fizirte Autos erlaubt sind. Im Jahr 2030 wird diese auf das Stadtge- biet vergrößert und in den Ortskernen der Gemeinden eingeführt. Eine weitere gewünschte Auswirkung der Maßnahmenumsetzungen sind kompakte Siedlungsräume. Diese werden durch die bereits 2016 beginnende innerkommunale Brachlandnachverdichtung wachsender Gemeinden und dann ab 2026 durch weitere Nachverdichtungsmaßnahmen bewirkt. Durch Wohnbauprojekte werden die innenstädtischen Bereiche in Landshut verdichtet, so dass sich Landshut zu einem Raum mit zentralurbanem Charakter entwickelt. Dichtere Siedlungsbereiche in der Stadt als auch in den Gemeinden begünstigen die Nutzung des ÖPNV und ermöglichen weitere Taktverdichtungen (Bus, RB), sodass ein optimales und nahtloses Mobilitätssystem entsteht. Mit Maßnahmen wie dem Ausbau der Hochschule sowie interregionaler Kooperationen der Hochschule mit anderen Hochschulen und Unternehmen wird bis 2040 ein lokal vernetzter, national bekannter Hochschulstandort geschaffen. Die existierende Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaftsunternehmen wird weiter intensiviert. Durch die Fertigstellung der dritten Startbahn wird die regionale Wirtschaft und folglich auch die Hochschule profitieren. Landshut: What next?
20 MOVE TO MEET Massnahmen
MOVE TO MEET 21 Schema der Mobi-Treffs Die Realisierung eines Mobi-Treffs A ist z.B. an den Bahnhöfen von Landshut und Vilsbiburg vorgesehen. Bahnhof / Zug Mobi-Treffs B sind bis auf den fehlenden Parkplätze für Parkplätze für Zuganschluss identisch ausgestattet. Diese sind Carsharing und E-Cars Carsharing und E-Cars vor allem in den Gemeindezentren (meist auch Versorgungsschwerpunkt) zu finden. Im Zentrum von Fahrradabstellplätz mit Fahrradabstellplätz mit Viecht wird eine solche Station umgesetzt. Aufladenmöglichkeit Aufladenmöglichkeit Die Station C ist eine reduziertere, kompaktere Form Reparaturstelle Reparaturstelle des Typ B. Dort ist bspw. meist keine Bushaltestel- für Fahrräder für Fahrräder le und nicht zwingend eine Versorgungsmöglichkeit vorhanden. In der Stadt Landshut werden alle Stati- Bushaltestelle Bushaltestelle onstypen mit Bikesharing ergänzt. Im Folgenden werden die erarbeiteten Maßnahmen Parkplätze für P+R Parkplätze für P+R zu Forschung, Wirtschaft, Bauen & Wohnen sowie Mobilität exemplarisch erklärt: Bikesharing Bikesharing Bikesharing Neben der Verdichtung und Aufwertung des Bahn- hofsareals mittels eines Realisierungswettbewerbs gewinnt der Hauptbahnhof durch die Magistrale MobiTreff A MobiTreff B MobiTreff C Paris – Prag auch im europäischen Raum an Bedeu- tung. Hinzu kommt die Verstärkung der internationa- len Verbindung über den Münchner Flughafen mit drei Wartenbereich Sitzgelegenheit Sitzgelegenheit Startbahnen zu welchem Landshut über den ÜFEX direkt angebunden ist. Somit wird der Hauptbahnhof Infopoint Infopoint Landshut zum Dreh- und Angelpunkt im Mobilitäts- gefüge der Region. Wi-Fi Wi-Fi Um die Qualitätsräume auch innerhalb der Stadt zu stärken wird zum einen die Isar großflächig renaturiert und zum anderen der Kontrast zwischen Natur- und Toiletten Toiletten Siedlungsraum entlang der Ufer durch Nachverdich- tung intensiviert (Wohnbauprojekte Isarauen I // II). Supermarkt Lebensmittelautomat Dadurch werden hochwertige Quartiere in Wassernä- he geschaffen. Landshut: What next?
22 MOVE TO MEET Zusätzlich zu den bereits beschriebenen Verdichtungsmaßnahmen wird neuer Wohnraum an und in den Gewerbe- und Industriegebieten geschaffen und somit die Singularität und Bezugslosigkeit zu der gewachsenen Bebauungsstruktur aufgehoben. Dadurch wird einerseits eine Verdichtung innerhalb der Siedlungsstrukturen und anderseits eine Verzahnung von Wohnen und Gewerbe möglich. Durch die – wie in Vilsbiburg ersichtlich – wiederum ein qualitativer Stadtraum im gewerbelastigen Gebieten sowie kurze Wege zwischen alltäglichen Orten (Zuhause, Arbeitsplatz, Einkaufsmöglichkeit) generiert werden. Damit stellen die neu entwickelten Mischgebiete eine Ergänzung zu dem kompakt urbanen Ortskern dar. Eine hohe Bebauungsdichte führt zudem zu einer Nachfrage des ÖV und begünstigt die Mobi-Treffs in ihrer Funktion. Gerade in Hinblick auf den demographischen Wandel stellt dieses Mobilitätssystem für die Generation Golden Agers die Bewahrung ihrer individuellen, flexiblen Mobilität dar. Zudem werden nicht nur barrierefreie Städte und Gemeinden benötigt, sondern auch ausreichend Fokusplan Landshut Pflegeplätze und ein dezentrales Pflegesystem.
MOVE TO MEET 23 konzentrierte Siedlungsentwicklung intereginaler Standort Forschung Standort Wirtschaft interregionaler Bahnhof Landshut. Mobi-Treff A Bushaltestellen neue Standorte regionaler Mobi-Treffs B / C neuer / geplanter Regionalbahnhof. Mobi-Treff A Standort Vereinsplatz Standorte des regionalen Versorgungssystems Stabilisierung der Siedlungsränder Naturschutz / Renaturierungsflächen naturnaher Gewässerzustand Verdichtungsräume Bereits zu Beginn des Planungszeitraums wird das Forschungseinrichtung / Ausbau optimierte Pflegesystem im Landkreis installiert, das Gewerbegebiete / Ausbau den Pflegebedürftigen ermöglicht, im eigenen Haus gepl. interreg. Schienenverkehr München-Prag wohnen zu bleiben oder in Wohnungen mit stationärer neu getakteter Regionalschienenverkehr Pflege im Ortskern umzuziehen. Im Fokus steht die Grünräume / Gewässer Einbindung der großen Gesamtheit der Golden Agers in Umweltzone I.II.III. das aktive Lebensgeschehen. Dichte Siedlungsbereiche motorisierter Verkehr in der Stadt als auch in den Gemeinden begünstigen, Fahrradstraßen Verkehrsraumpriorisierung wie bereits erläutert, die Nutzung des ÖPNV und Fußgänger ermöglichen weitere Taktverdichtungen (Bus, RB), sodass ein nahtloses Mobilitätssystem entsteht. Private Bestand Verkehrsmittel für die täglichen Wege werden nicht Siedlungsfläche mehr notwendig sein. Die Kombination verschiedener Gewässer Verkehrsmittel kann je nach Bedarf und Priorität Gemeindegrenzen entsprechend ausgewählt werden. Regionalbusanbindung Diese Fülle an kleinteiligen Maßnahmen befähigt den Regionalbahn Raum Landshut seine Qualitäten zu erhalten, seine Po- Bundesautobahn tentiale zu nutzen und auf zukünftige Risiken flexibel zu Bundesstraße reagieren. Fokusplan Vilsbiburg Landstraße Landshut: What next?
2 synapse_scape Christoph Bauer, Constantin Boes, Nicolas Bueren, Petra Heber, Yunmeng Zhang
26 synapse_scape Big Hub Medium Hub Small Hub Innovations- / Forschungscluster Naturerholungsraum / Isarauwald Wissensintensive Tätigkeiten synapse_scape Naturschutzgebiete Working with three layers, three topics and three temporal stages of development, we aim to transform Landshut into a more attractive and economically diverse place. Thus, accessibility has to be improved. This Forst means on the one hand, to realise the B 15 highway, in order to ensure the much-needed north-south linkage, Contour Farming but also to create a high-speed rail connection between Munich, the airport and Landshut, with extension towards Regensburg and Eastern Bavaria. Energiepflanzen Furthermore, different modular mobility hubs will be established, which contain an adaptable array of different means of conveyance. People are becoming more flexible in terms of moving through their environment, by ICE Trasse easily switching between various transportation means, which improves the interlocking of the city and its surrounding countryside on a physical base, as well as on a knowledge base. Schienenverbindungen Simultaneously, it is necessary to enhance and strengthen the qualities of the city itself, which can be Autobahn / Bundesstrasse done, by activating the area between the historical centre and the main train station. Initially, awareness Radwege for the two major connection axes has to be raised, then public spaces and vacancies are revaluated by incorporating local citizen and creative minds. Finally, a long term transformation towards a diverse and yet Flüsse coherent neighbourhood needs to be performed, to strive for affordable and smart housing typologies as well Buslinien as favourable and flexible working spaces, which allows Landshut to emerge into an enticing location, within the metropolitan region of Munich. Stauseen #landshut2046 synapse_scape synapsescape Identitätsstarke Landschaftsräume
synapse_scape 27 Landshut: What next?
28 synapse_scape Ausgangslage „Wohlfühlen mitten in Bayern“ ist ein Werbespruch Schwachpunkte sind die mangelhafte Nord-Süd- Die bereits gute Ost-West-Erschließung könnte der Region Landshut. Auf den ersten Blick scheint Verbindung, die das Gewerbe-, Infrastruktur- und durch eine direkte Hochgeschwindigkeitstrasse von das auch völlig richtig: Bekannt für die Burg Trausnitz Siedlungsband des Isartals nicht adäquat zu München über den Flughafen nach Landshut und und die Aufführung der Landshuter Hochzeit; rasch überbrücken weiß und die weitere Konzentration weiter nach Regensburg und Prag optimiert werden. in München und am Flughafen, und doch genauso in diesem fragmentierten Durchgangsraum Die Wirtschaftsstruktur sollte stärker auf Digitalisie- schnell in der schönen Hallertau; Landshut scheint befördert, sowie städtebauliche Mängel in der rung, Start-Up-Unternehmer, kreative und wissensin- ein völlig perfekter und glückseliger Standort zu sein. Stadt Landshut. Landshut besitzt abseits der tensive Tätigkeiten ausgerichtet werden. Zudem sollte historischen Altstadt kaum städtebauliche Momente Doch ist das ein Bild für die Zukunft? Wie wird sich die Förderung junger Unternehmen gezielt verbessert mit Identifikations- und Orientierungspotenzial. Landshut entwickeln, wenn man sich blind auf die werden. Um die nötigen Unternehmen und Arbeitneh- Ausufernde Einfamilienhaustypologie, anonyme vertrauten Qualitäten verlässt? Eine Pendlerstadt, mer anzuziehen, sollte die Stadt als urbanes Zentrum Neubausiedlungen mit generalisiertem die sich in völliger Abhängigkeit von München entwi- betont werden. Dies sollte auch das Profil der Stadt Erscheinungsbild und kaum innovatives ckelt? Oder doch ein eigenständiges, charakterstar- stärken und erweitern. Der Überschuss erneuerbarer Wohnangebot prägen große Teile des Stadtgebiets. kes Zentrum in der Metropolregion München, wel- Energien im Umland können für eine integrierte Ener- Auch ist die wirtschaftliche Situation der Region sehr ches selbstbewusst seine Interessen vertreten kann? gielandschaft dazu genutzt werden. stark mit der Automobilbranche verknüpft und wenig Die Antwort kann nur zwischen den genannten Alter- diversifiziert. In Zeiten, die Automobilhersteller vor Wird Landshut seine Chancen wahrnehmen, oder nativen liegen. Die Stärken der Region liegen in erster große Veränderungen stellen, ist diese Ausrichtung sich doch weiterhin auf seine Qualitäten und Tradi- Linie in der sehr guten infrastrukturellen Anbindung. für die Zukunft kritisch zu hinterfragen. tionen verlassen? Im folgenden Entwurf wird eine Über die Autobahn A 92 ist sowohl der Flughafen alternative Zukunft für Landshut angestrebt. Eine al- Identifizierbare Chancen der Entwicklung liegen im und die Stadt München in kurzer Zeit erreichbar, als ternative Zukunft, welche das wahre Landshut nicht Ausbau der bereits guten infrastrukturellen Anbin- auch der ostbayerische Raum. Mit dem Regionalex- verfälscht, sondern Tradition, Qualitäten und Visionen dung. Dafür würde die Nord-Süd-Verbindung durch press ist Freising und München, sowie Regensburg miteinander verknüpft und Landshut zu einem ver- den Bau der B 15n wesentlich verbessert werden, angebunden. Eine weitere Stärke stellt die gute wirt- netzten Knotenpunkt mit Charakterstärke und Eigen- was sowohl wirtschaftliche Vorteile für die gesamte schaftliche Struktur der Region dar: eine niedrige Ar- ständigkeit werden lässt. Region mit sich bringt, als auch eine Verkehrsentlas- beitslosenquote, viele Arbeitsplätze, und viele in der tung für die Stadt, die sich städtebaulich zum Vorteil Region ansässige mittelständische Unternehmen, der Stadtentwicklung nutzen lässt und bessere urba- neben großen Firmen wie beispielsweise BMW oder ne Qualitäten zulässt. Dräxlmaier. KOSTEN- NACHHALTIGE GÜNSTIGES, SIEDLUNGS-, NACHH., AUFBAU VON KULTUR- UND DEZENTR. FLORIERENDE VERKNÜPFUNG LANDSHUT WISSENS- ENERGIELAND- MOBILITÄTS- UND DER STÄRKEN ALS INTENSIVEN SCHAFTS- KONZEPT KOHÄRENTE VON STADT DREHKREUZ TÄTIGKEITEN ENTWICKLUNG IM UMLAND INNENSTADT UND LAND
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