Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug

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Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Die Stadt Zug im Fokus   Nummer 20   Mai 2018   Fr. 4.50

                                                                      20

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Zusammenleben Zusammen leben
Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 2   Stadtmagazin Nr. 20           Mai 2018                 Editorial

                                Auf Sie kommt
                                es an!
                                Wohnen Sie in Zug? Leben Sie auch hier? Dumme
                                Fragen? Nein. Sie bringen das Thema dieses Stadt-
                                magazins auf den Punkt. Leben ist mehr als Wohnen.
                                In einer Stadt leben bedeutet Zusammenleben, selbst
                                wenn man alleine wohnt. Zusammenleben heisst:
                                zusammen leben, gegenseitiges Wahrnehmen, sich
                                austauschen, tolerant sein, Rücksicht nehmen, sich
                                engagieren. Für sich selbst und für andere.

                                Unsere Stadt hat 30 000 Einwohnerinnen und
                                Einwohner aus 120 Nationen. Sie alle machen unser
                                Zusammenleben aus. Sie wohnen allein, zu zweit, in
                                der Familie, in einer Gemeinschaft. Sie sind hier
                                geboren oder zugezogen. Sie leben hier – erst kurz,
                                schon länger oder nur vorübergehend. Vielen von
                                ihnen ist nicht alles egal. Sie engagieren sich: in der
                                Wohngemeinschaft, in der Nachbarschaft, in der
                                Ausbildung, in einem Verein. Dieses Engagement ist
                                unbezahlbar. Es bereichert unser Zusammenleben –
                                und macht es vielfach erst möglich. Davon handelt
                                dieses Heft.

                                Danke, wenn auch Sie sich für unser Zusammenle-
                                ben engagieren, sei es im Grossen oder Kleinen.
                                Setzen Sie die persönliche Messlatte nicht zu hoch
                                an. Manchmal reicht ein ehrliches Lächeln für
                                jemanden, der dies nicht erwartet.

                                Dieter Müller, Leiter Kommunikation
Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 3                           Stadtmagazin Nr. 20                  Mai 2018                             Die Stadt Zug im Fokus

INHALT

                                          Lebensraum
                                  7       Zusammen leben
                                          Wohnformen Was in der neuen Jugend-WG am Kolinplatz so abgeht, warum
                                          die einen lieber allein wohnen und die anderen die spirituelle Gemeinschaft
                                          suchen. Und dafür alles aufgeben.

                                                        Stadtpolitik
                                             11         Familie: Was ist das?
                                                        «Doing Family» Die Vielzahl von Familienformen macht deren Unterstützung
                                                        zu einer komplexen Angelegenheit. Viele verschiedene Faktoren gilt es zu
                                                        berücksichtigen. Ein Projekt des Vereins «Metropolitanraum Zürich», dem
                                                        auch die Stadt Zug angehört, befasst sich damit.

                                                                   Wirtschaft
                                                          17       Dich knacken wir schon noch
                                                                    Zugezogen Wir kennen sie jetzt schon eine ganze Weile. Nur leider
                                                                    nicht so gut. Deshalb wollen wir wissen: Wie geht es den Expats
                                                                    eigentlich mit uns?

                                                                                  Schule & Familie
                                                                      25          Anders ist doch ganz normal
                                                                                  Andere Inhalte, unterschiedliche Wege – die gleichen Ziele
                                                                                  Wie in allen Stadtschulen werden auch die Schülerinnen und
                                                                                  Schüler der HPS ab dem Schuljahr 2019 / 2020 gemäss den
                                                                                  Bildungszielen des Lehrplans 21 auf das Leben vorbereitet.

                                                                                             Kultur & Freizeit
                                                                                    29       Kit der Gesellschaft
                                                                                             Vereine Sie sind ein wichtiger Bestandteil und das
                                                                                             Sozialkapital einer modernen Gesellschaft. In Zug
                                                                                             bilden rund 300 aktive Vereine eine vielfältige und
                                                                                             traditionsreiche Vereinslandschaft, welche durch
                                                                                             die Stadt unterstützt und gefördert wird.

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                                                                      15    GGR-Porträt                     33 Mobile Spielanimation
die Stadtmagazin-Zug-App via
QR-Code oder Store auf Ihr                                            32 Dialog mit der Stadt               34 Kinderseite
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Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 4                                      Stadtmagazin Nr. 20                           Mai 2018

Die Welt in Zug
                                                                                                                               19 aus Island

                                                                                                                                                         35 aus Norwegen

Rund 30 000 Menschen leben hier, davon knapp
20 000 Schweizerinnen und Schweizer. Die
restlichen Personen stammen aus 120 Nationen.                                                                                                                      175 aus Schweden

                                                                                                      9 aus Luxenburg

          87 aus Irland

                                                                                 115 aus Belgien              248 aus den Niederlanden     2063 aus Deutschland

                                       797 aus Grossbritannien

                          67 aus Kanada

                                               321 aus den USA

                             23 aus Mexiko
    5 aus Guatemala

                      4 aus Kuba
                                               458 aus Frankreich

      2 von den Bahamas
                               1 aus Haiti

          1 aus Costa Rica                     430 aus Spanien
                               1 von Jamaika

                 8 aus der Dominika-
                 nischen Republik

                                               404 aus Portugal                  19813 sind Schweizerinnen und Schweizer
  2 aus Panama

                          1 aus St. Kitts und Nevis

                                                                                         4 aus Uruguay         7 aus Marokko
                                                                4 aus Bolivien                                                       6 aus Algerien
          13 aus Venezuela
                                        13 aus Kolumbien

                                                                                                                                                          954 aus Italien
                                                                       6 aus Argentinien                           2 aus demSenegal
                             10 aus Ecuador                                                   90 aus Brasilien
 17 aus Chile                                                                                                                            13 aus Malta
                                                      10 aus Peru

Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner nach Nationalitäten                                                                                                                     31 aus Südafrika
                                                                                                         1 aus Sierra Leone
Quelle: Einwohnergemeinde Zug, Stand 29.3.2018                                                                                                          23 aus Tunesien
                                                                                                                                  2 aus dem Sudan
Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 5                                     Stadtmagazin Nr. 20                               Mai 2018                                       Infografik

                          1 Staatenloser

           4 unbekannter Herkunft                16 aus Estland
                                                                                                                                                          21 aus Kasachstan

                                                                                                                          397 aus Russland                                        1 aus Nord-Korea
                                    17 aus Litauen    22 aus Lettland        13 aus Belarus        1 aus Moldavien
                                                                                                                                                          10 aus Usbekistan

                                                                                                                                      2 aus Kirgisistan                           10 aus Süd-Korea
 116 aus Finnland             3 aus Liechtenstein

                                                           53 aus Tschechien       53 aus der Ukraine      95 aus Rumänien
                                                                                                                                                              4 aus Thaiwan

                                                                                                                                     5 aus Albanien
                                                                                                                                                                                  1 von Laos

 153 aus Dänemark           323 aus Österreich             90 aus der Slowakei 34 aus Slowenien            77 aus Bulgarien                               11 aus Vietnam

                                                                                                                                      6 aus Montenegro
                                                                                                                                                                              1 aus Kambodscha

                                                                                                                                                             22 von den Philippinen

                                           213 aus Polen                   173 aus Ungarn                157 aus China                  14 aus Malaysia

                                                                                                                                                                     6 aus Indonesien
                                                                                                                                                24 aus Singapur

                                           247 aus Kroatien                236 aus Serbien               110 aus Indien
                                                                                                                                                                1 aus Pakistan

                                                                                                                                        44 aus Japan

                                                                                                                                                                                 1 aus Bangladesch

                                                                                                                                                               3 aus Saudi-Arabien
                                           246 aus Bosnien                 224 aus der Türkei            132 aus Sri Lanka              32 aus Thailand

                                                                                                                                                                            1 von den Seychellen

                                                                           65 aus Syrien          39 aus dem Irak       72 aus Afganistan      95 aus Australien

                                           287 aus dem Kosovo                                                                                                         7 aus Äthiopien

                                                                                                6 aus Georgien                         4 aus Aserbaidschan

                                                                      1 aus Palästina
                                                                                                                    5 aus Armenien                                                  15 aus Somalia

                                                                                                                                                   13 aus dem Iran
146 aus Griechenland      146 aus Mazedonien               15 aus Israel
                                                                               1 aus Jordanien
                                                                                                      1 aus dem Libanon          25 aus Zypern

                             1 aus Libyen        7 aus Ägypten
                                                                           6 aus Nigeria
                                                                                                                       7 aus Kenia           4 aus Kamerun
                                                                                                  3 aus Ghana
114 aus Eritrea
                                                                                                                                                                           15 aus Neuseeland
                                1 aus Guinea-Bissau
Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 6                Stadtmagazin Nr. 20       Mai 2018                                Lebensraum

Lebensraum
GRENZÜBERSCHREITENDER «HOSENLUPF»                LIVING LIBRARY                          NACHBARSCHAFTSHILFE

Bosnier vs. Eidgenossen                          Wenn Bücher                             KISS – «zäme isch
                                                 sprechen                                schöner»
                                                 In Zusammenarbeit mit dem kanto­
                                                 nalen Sozialamt organisierten die
                                                 Bibliothek Zug und das Museum Burg
                                                 Zug anlässlich der Internationalen
                                                 Wochen gegen Rassismus zum
                                                 zweiten Mal die «Living Library».
                                                 Dabei konnten statt Bücher Men-
                                                 schen für Gespräche «ausgeliehen»
                                                 werden.
                                                                                         Die KISS Genossenschaft Zug orga-
                                                 Mit welchen Vorurteilen oder Res-       nisiert die Betreuung von Men-
                                                 sentiments haben Menschen               schen mit Freiwilligen. Dank KISS
                                                 zu kämpfen, die einer Minderheit        lernen sich Menschen aus unter-
                                                 oder einer Berufsgruppe mit be-         schiedlichen Generationen kennen,
                                                 stimmten Zuschreibungen angehö-         sind aktiv und weniger einsam.
                                                 ren oder an einer psychischen           Anregend sind die Mitenand-An­
                                                 Krankheit leiden? Diese Fragen          lässe von KISS wie Kafi, Mittags-
Osteuropäische Ringer gegen eidgenössische       standen im Zentrum der internatio-      tisch, Tanzen – sie stehen auch
Schwinger – wer liegt obenauf ? Wer hat die      nalen Aktionswoche gegen Rassis-
                                                 mus, die jeweils Ende März europa-
                                                                                         Nicht-Mitgliedern offen. Jeder kann
                                                                                         Mitglied werden. Die gebenden
bessere Technik? Wer mehr Kraft? Das inter-      weit stattfindet. Der Kanton Zug        Freiwilligen bekommen für ihre Ein-
                                                 unterstützte die «Living Library»-      sätze Zeitgutschriften. Ältere oder
nationale Kräftemessen findet anlässlich         Veranstaltungen im Rahmen des           Menschen in Not können Leistun-
der 1.- August-Feier der Stadt Zug auf dem       kantonalen Integrationsprogram-
                                                 mes. Zur Verfügung für die jeweils
                                                                                         gen beziehen. Es gibt keine Gebüh-
                                                                                         ren, nur einen einmaligen Mitglie-
Gerbiplatz statt. Organisiert vom Verein Zug-    30-minütigen Gespräche stellten         derbeitrag.
                                                 sich dieses Jahr eine Borderlinerin,
Kalesija, der die Partnerschaft zwischen         ein Imam, eine Rollstuhlfahrerin,       Die Einsatzgebiete liegen in alltäg-
Zug und der bosnischen Stadt Kalesija pflegt     ein Polyamouröser und ein Rohstoff-
                                                 händler. Die «Living Library» stiess
                                                                                         lichen Hilfeleistungen: Gespräche
                                                                                         führen, spazieren, etwas reparie-
und sonst eigentlich den kulturellen Austausch   auch in diesem Jahr auf viel posi­-     ren, helfen beim Einkauf oder beim
                                                 tive Resonanz. Eine erneute Durch-      Gang zum Arzt. Ausgeschlossen
statt die Konfrontation sucht. Vereinspräsi-     führung ist geplant.                    ist Pflege. Alle geleisteten Stunden
dentin und Stadträtin Vroni Straub-Müller        Die Idee von «Living Library» stammt
                                                                                         sind gleich viel wert. KISS ist Nach-
                                                                                         barschaftshilfe auf Augenhöhe. Die
beruhigt ebenfalls: «Kampfsport ist hüben        aus Dänemark, wo entsprechende          geleisteten Stunden können ge-
                                                 Veranstaltungen 2001 zum ersten         spart oder verschenkt werden. KISS
wie drüben ein Kulturgut. Diese Gemeinsam-       Mal stattfanden. Seit 2003 ist das      als vierte geldfreie Vorsorgesäule
keit möchten wir vor dem Eidgenössischen         Konzept Teil eines vom Europarat
                                                 geförderten Jugendprogramms.
                                                                                         entlastet Private und die öffentliche
                                                                                         Hand auch finanziell. Die Lebens-
Schwingfest in Zug feiern – mit Bratwurst        Die Internationalen Wochen gegen        qualität der Einzelnen steigt und
                                                 Rassismus sind Aktionswochen            der «Kitt» in der Gesellschaft wird
und Cevapcici.»                                  der Solidarität, die alljährlich rund   gestärkt.
                                                 um den Internationalen Tag gegen
                                                 Rassismus am 21. März stattfinden.      Die nächsten Daten:
                                                                                         13.6.18 Mittagessen im Quartier-
                                                 www.bibliothekzug.ch                    treff Guthirt 12 –13.30 h
                                                                                         27.6.18 KISS-Kafi im Pfarreizentrum
                                                                                         St. Johannes 14 –15.30 h

                                                                                         www.kiss-zeit.ch/zug
                                                                                         stadtzug@kiss-zeit.ch
Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 7                           Stadtmagazin Nr. 20               Mai 2018   Lebensraum

Zusammen leben
Wohnformen Was in der neuen Jugend-WG am Kolin-
platz so abgeht, warum die einen lieber allein wohnen
und die anderen die spirituelle Gemeinschaft suchen.
Und dafür alles aufgeben.
Text und Fotos Michaela Eicher

Treffpunkt Küche: Eine der zwei Wohngemeinschaften am Kolinplatz.
Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 8                             Stadtmagazin Nr. 20                Mai 2018                            Lebensraum

«Heute sind fast alle da», sagt Muriel Käppeli
(22). Vier der sechs WG-Bewohnenden am
Kolinplatz 21 sitzen um den grossen Kü-
chentisch. «Das grenzt an ein Wunder.» Es
riecht nach gebratenem Fleisch und Rosma-
rin-Süsskartoffeln. Mark Petrovic (19) ist
am Kochen. «Irgendjemand ist immer da.
Aber alle gemeinsam, das haben wir glaub
noch nie geschafft.» Gelächter. Shivani Oza
(22) ist erst letzte Woche eingezogen. «Ich
finds mega cool hier.» Orell Endres (24)
nickt: «Man ist nie allein und doch selbst-
ständig. Darum gefällt mir die WG. Man lebt
wie man will, nicht so wie zuhause.» Für die
meisten ist die Kolin-WG die erste Bleibe
weg von den Eltern. «Diese Wohnform ist
perfekt, ich finde es toll, dass die Stadt Zug
                                                                       Ursula Popp im Park des Lassalle-Hauses.
das fördert», sagt Oza. «Gerade in Zug, wo
das Kulturelle manchmal fehlt und es so we-
nig für Junge hat.» Mit dem «Haus für junge
                                                zukommen und noch mit jemandem zusam- «Tun und lassen, was ich will.»
Menschen» bietet die Stadt Zug insgesamt
                                                menzusitzen, gemeinsam zu kochen, zu es- Gar nicht einsam ist Beat Flühler. Obwohl
12 Zimmer für Auszubildende, verteilt auf
                                                sen und zu reden.» Das gefällt auch Petrovic: für den 62-Jährigen nichts anderes in Frage
zwei Wohngemeinschaften. Die Jungen sind
                                                «Es ist kein Muss, einfach locker und unver- kommt, als alleine zu wohnen. «Ich bin glück-
überzeugt: Zug braucht ein solches Angebot:
                                                bindlich, wer grad da ist.» Das Zusammenle- lich, wenn ich tun und lassen kann, was ich
«Meine Studiengspänli sind alle ganz nei-
                                                ben in der frisch gebackenen WG klappt bis- will. Niemand redet mir drein.» Selbstver-
disch», sagt Shivani Oza. «Es waren ganz
                                                her reibungslos. Gemeinsames Aufräumen ständlich ist das nicht. Denn Beat Flühler
viele hier, um die Zimmer anzuschauen.»
                                                der Küche, Kochen, Putzen – auch das Sam- leidet seit seiner Kindheit an einer schweren
                                                meln von PET, Plastik, Glas und Büchsen ist Epilepsie. Dank der Spitex und der Familien-
Im Unterschied zu frei organisierten Wohn-
                                                bereits organisiert. «Nur der Ämtliplan fehlt hilfe kann er jedoch selbstständig zuhause
gemeinschaften müssen die beiden Kolin-
                                                noch», sagt Muriel. Nein, alleine wohnen, sein. «Die meisten Menschen möchten so
WGs nicht selber schauen, dass die Zimmer
                                                das möchte momentan keiner von ihnen. lange wie möglich zuhause leben», sagt
vermietet werden, und es trägt auch keiner
                                                «Ich würde mich einsam fühlen», sagt Oza.       Jasmin Blanc Bärtsch, Fachbereichsleiterin
die Hauptverantwortung gegenüber der
                                                                                                Alter und Gesundheit der Stadt Zug. «Darum
Stadt als Vermieterin. Im grossen Ganzen
                                                                                                findet betreutes Wohnen in Zug flächen­
fehle es ihnen an nichts, sind sich alle einig.
«Es ist alles super organisiert. Und auch die
                                                 «Ich bin glücklich, wenn                       deckend statt – ganz individuell auf die ein-
                                                                                                zelnen Personen abgestimmt.» Klar gibt es
Preise sind günstig im Vergleich zu anderen       ich tun und lassen kann,                      auch alternative Wohnformen, wie Alters-
WGs in der Stadt. Ein Traum, so zu wohnen»,
sagt Käppeli. Der Architekturstudentin ge-
                                                  was ich will.»                                WGs. «Es ist jedoch ein kleines Segment von
                                                                                                Menschen, die das wollen und brauchen.»
fällt die Innenausstattung: «Modern und           Beat Flühler, epilepsieerkrankt, wohnt allein
                                                                                                Beat Flühler gehört nicht dazu. Seine wieder-
doch nicht steril.» Die grosse Küche ist der      dank der Unterstützung von der Spitex und
                                                                                                gewonnene Selbstständigkeit bedeutet ihm
perfekte Treffpunkt. «Ich schätze es, heim-       der Familienhilfe.
                                                                                                viel. Er war einmal für kurze Zeit in einem
                                                                                                Pflegeheim. «Das hat mir gar nicht gefallen.»
                                                                                                Heute kommt einmal in der Woche jemand
Beat Flühler und Renata Lendi in der Cafeteria des Alterszentrums Frauensteinmatt.              von der Spitex und richtet die Medikamente
                                                                                                und übernimmt die Körperpflege. Die Mit­
                                                                                                arbeitenden der Familienhilfe kümmern sich
                                                                                                täglich während vier Stunden um den Haus­
                                                                                                halt, kaufen ein, kochen, überwachen das
                                                                                                Einnehmen der Medikamente oder begleiten
                                                                                                ihn zu Terminen. Und auch der soziale Teil
                                                                                                kommt nicht zu kurz. Heute ist Renata Lendi
                                                                                                (69) da.

                                                                                               «Wir kennen uns bereits seit sieben Jahren»,
                                                                                               sagt sie. «Da entsteht schon eine freund-
                                                                                               schaft­liche Basis. Ich finde es wichtig, dass
                                                                                               wir unseren Klienten ein offenes Ohr schen­
                                                                                               ken.» Beat Flühler nickt: «Wir führen gute
                                                                                               Gespräche. Manchmal schauen wir auch ei-
                                                                                               nen Film. Colombo oder Peter Steiners Thea-
                                                                                               terstadl.» Renata Lendi lacht: «Die Freude an
                                                                                               der Gesellschaft ist ganz gegen­   s eitig. Ich
Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 9                             Stadtmagazin Nr. 20                 Mai 2018                             Lebensraum

«Man nimmt sich noch
 Zeit füreinander. Es ist
 gelebte Menschlichkeit.»
 Jacqueline Messmer, wohnt für eine längere
 Auszeit im Lassalle-Haus.

fühle mich hier wie zuhause.» Als Lendi mit
57 Jahren ihre Stelle verlor, bewarb sie sich
bei der Familienhilfe. «Ich wollte immer
schon was Soziales machen.» Gesellschaft
ist für beide nicht von der Wohnform abhän-
gig. «Ich bin ein geselliger Mensch», so
Flühler. Renata Lendi nickt: «Und hilfsbe-
reit.» Ab und zu trinken die beiden zusam-                              Jacqueline Messmer (l.): «Mir gefällt dieser spirituelle Rahmen.»
men Kaffee im gegenüberliegenden Restau-
rant des Alterszentrums Frauensteinmatt.
Beat Flühler kennt dort jeden. Kaum jemand,
dem er nicht schon den Fernseher installiert  Wohngemeinschaft für Sinnsuchende. Das             formdiskussion als reines Altersthema zu
oder den Drucker repariert hat. «Es gefällt   Lassalle-Haus versteht sich als «Ort der Stille»   behandeln, geht Popp zu wenig weit: «Es
mir, mit den Leuten zu plaudern.»             und ist ein Bildungs- und Begegnungszent-          braucht Angebote für durchmischte alterna-
                                              rum der Schweizer Jesuiten. Drei Meditatio-        tive Wohnformen. Wenn die 68er-Generation
Die Gemeinschaft für Sinnsuchende             nen und ein Gottesdienst gehören zum täg-          älter wird, kommts anders. Wir haben schon
Für immer ihr altes Zuhause hinter sich ge- lichen Programm von Jacqueline Messmer.              früher in WGs mit verschiedenen Grundsät-
lassen hat Jacqueline Messmer (57). Vor einer «Mir gefällt dieser spirituelle Rahmen.»           zen gewohnt.» Stellt sich nur die Frage, ob
Woche hat sie ihre Zelte in Biel abgebrochen                                                     Jung und Alt an einen Tisch sitzen. Und wer
und ist als Langzeitgast ins Lassalle-Haus Ursula Popp (67) geht noch weiter: «Ich bin           dann den Ämtliplan macht.
oberhalb von Zug gezogen. Sie weiss, wie es hier im Hause, weil es mir wichtig ist, den
ist, wenn eine Krankheit das Leben für im- negativen Entwicklungen in der Gesell-
mer verändert. Eine schwere Krebsdiagnose schaft etwas entgegenzusetzen.» Sie leitet
hat sie vor zweieinhalb Jahren durchge- verschiedene Kurse und wohnt als Mieterin
schüttelt. Kurz davor musste sie ihr Geschäft im Lassalle-Haus. «Zwar ist die Wohnform
aufgeben, begann einen neuen Beruf zu er- sehr klassisch. Das Besondere ist jedoch die
lernen, dann kam es zur Trennung in der Spiritualität.» Wer hier lebt, entscheidet sich
Partnerschaft. «All meine Zukunftspläne bewusst für die Gemeinschaft und darf an                 HINWEIS
waren ruiniert. Ich war arbeitslos, überfor- den Meditationen oder Gottesdiensten teil-
dert und alleine im grossen Haus und hatte nehmen. «Wir sind alle interessiert an ei-            Unterstützung im Alltag
finanzielle Probleme. Ohne Aufgabe. Einsam nem spirituellen Austausch», sagt Popp. «Ich          Krankheit, Unfall, Schwangerschaft oder
und erschöpft.» Sie fing an, sich mit dem komme hier sofort mit jemandem tief ins                Geburt: Die Familienhilfe unterstützt im Kanton
Zen-Buddhismus auseinanderzusetzen. «Ich Gespräch, nicht wie im Bus oder auf der                 Zug Einzelpersonen und Familien in schwieri-
wusste, es muss eine Veränderung geben.» Strasse. Da frage ich gewisse Sachen nicht.»            gen Lebenslagen zu sozial abgestuften Tarifen.
Der Schritt zum Ausbrechen schien riesig. Messmer ergänzt: «Es ist gelebte Mensch-               Sie richtet sich an Personen bis zum AHV-Alter.
Heute sagt sie: «Es hat den Druck gebraucht. lichkeit. Man nimmt sich noch Zeit fürein-          www.familienhilfe-zug.ch
Jetzt bin ich vogelfrei – Gott sei Dank ge- ander. Ich merke, dass das im Alltag immer
sund – und es ist alles offen. Das fühlt sich mehr verloren geht. Wir haben so viele             Wohnformen, Betreuung und Pflege im Alter
wahnsinnig toll an.» Jacqueline Messmer Spielsachen, womit wir beschäftigt sind.                 In Würde, selbstbestimmt und mit Lebens-
wohnt zusammen mit einem anderen Gast Haus, Autos, Computer, Handy – je mehr                     qualität älter werden: Die Stadt Zug hat eigens
in einem stilvoll renovierten Jungendstil- man hat, desto mehr muss man sich darum               für die ältere Bevölkerung und ihre Ange-
Gästehaus. Für Kost und Logis arbeiten sie kümmern, desto weniger Zeit bleibt einem.             hörigen eine Beratungs- und Koordinations-
50 Prozent im Haus und Garten mit und sind Ich bin froh, dass ich nichts mehr muss.»             stelle. Die Mitarbeitenden beantworten Fragen
aktiver Teil der Gemeinschaft. Eine Art                                                          zu Wohnformen, Betreuung und Pflege und
                                              Das Zeitalter des Individualismus habe aus-        unterstützen beim Finden individueller Lösungen
                                              gedient, davon ist Ursula Popp überzeugt:          und Finanzierungsmöglichkeiten. Die Beratung
«Die Wohnform ist                             «Ich spüre, dass es der Gesellschaft wieder        ist kostenlos.
                                              viel mehr um die Gemeinschaft geht. In der
 sehr klassisch. Das                          Stadt Zug wird viel gemacht für ältere Leute.
                                                                                                 www.stadtzug.ch/alter

 Besondere ist jedoch                         Der Bedarf nach anderen Wohnformen ist             Haus der Stille
                                              auf jeden Fall da. In Zug hat dies wohl auch
 die Spiritualität.»                          mit der Demografie und dem Wohlstand zu
                                                                                                 Das Lassalle-Haus ist an 365 Tagen geöffnet.
                                                                                                 Das Café ist öffentlich, ebenso wie die Gottes-
  Ursula Popp, wohnt, lehrt und lernt im      tun. Das Durchmischte, das ich von Zürich          dienste, Zen und Kontemplation.
  Lassalle-Haus.                              her kenne, fehlt hier noch.» Aber die Wohn-        www.lassalle-haus.org
Zusammenleben Zusammen leben - Stadt Zug
Seite 10               Stadtmagazin Nr. 20       Mai 2018                                Stadtpolitik

Stadtpolitik
BEBAUUNGSPLAN HERTIZENTRUM                       GUT PARLIERT                            ALTER & GESUNDHEIT

Neues Leben fürs Quartier                        In dieser Rubrik servieren wir
                                                 knackige Zitate aus den vergange-       Fachstelle bietet Rat
                                                 nen Sitzungen des Stadtparlaments,
                                                 des Grossen Gemeinderats.

                                                 «Wenn ich Ihren Voten
                                                 zuhöre, sehe ich in
                                                 einigen Augen schon
                                                 das Dollarzeichen.»
                                                 Jürg Messmer (SVP) zur Überweisung
                                                 der Motion von Willi Vollenweider
                                                 (parteilos) betreffend Einführung des
                                                 Planungs-Mehrwert-Ausgleichs in
                                                 der Stadt Zug.

                                                 «Ich danke Vroni Straub                 Die Altersstrategie der Stadt Zug
                                                 für ihre Charme-Offen-                  stellt die Lebensqualität und Würde
Das Hertiquartier entstand ab den 1960er         sive.»
                                                                                         der älteren Bevölkerung sowie die
                                                                                         Möglichkeit individueller Lebensge-
Jahren vor den Toren der Stadt Zug. 1983 kam     Philip C. Brunner (SVP) zum neuen       staltung ins Zentrum. Die Fachstelle
                                                                                         Alter und Gesundheit unterhält
das «Hertizentrum» dazu. Es war zum Zeit-        Finanzierungsmodell «Betreuungs-
                                                 gutscheine» für die Betreuung in        deshalb für die ältere Bevölkerung
punkt seiner Eröffnung in seiner Kombination     Kindertagesstätten bzw. der Teilre-     und ihre Angehörigen eine kosten-
                                                                                         lose Informations- und Beratungs-
                                                 vision des Reglements über die
einmalig: Einkaufen, Wohnen, Pflege im Alter.    familien­ergänzende Betreuung von       stelle für Fragen zu Wohnformen,
                                                                                         Betreuung und Pflege. Diese Dienst-
Nun ist es in die Jahre gekommen und soll        Kindern.
                                                                                         leistung gewährleistet den Zugang
erweitert und modernisiert werden, durch                                                 zu verschiedenen Leistungserbrin-
                                                                                         gern mit ihrem umfassenden Ange-
verdichtetes Bauen und zahlreiche, zum Teil      «Geiz ist geil hat bei                  bot und vernetzt die altersgerechte
                                                 einem Standort, der von                 Versorgung.
preisgünstige Wohnungen. Das sieht der Be-
                                                 so hoher Qualität ist
bauungsplan Hertizentrum vor, welcher der        und einen so hohen
                                                                                         Die ganzheitliche Betrachtung einer
                                                                                         Situation ermöglicht individuelle
Grosse Gemeinderat im Juni 2018 in einer         Qualitätsanspruch hat                   Lösungen für die Unterstützung im
zweiten Lesung beraten wird. Es ist vorgese-     wie Zug, nichts verloren.»
                                                                                         Alltag mit Kostenfolgen und Finan-
                                                                                         zierungsmöglichkeiten. Durch die
hen, das heutige Einkaufszentrum umfassend       Tabea Zimmermann (Alternative-CSP)      Auskünfte und Unterstützung bei
                                                                                         der Vermittlung des richtigen Ange-
zu erneuern und dessen Nutzfläche auf rund       zur Finanzstrategie des Stadt­rates.
                                                                                         botes bietet die Fachstelle eine
89 000 Quadratmeter zu verdoppeln. An der                                                wichtige Hilfestellung für Betroffene
                                                                                         und Angehörige, damit sie ihr Leben
Allmendstrasse entsteht ein 50 Meter hohes                                               auch im hohen Alter selbstbestimmt
                                                                                         führen können.
Hochhaus, dahinter zwei kleinere Hochhäuser.
Die bestehenden Wohnhäuser erhalten ein                                                  Es werden Informations- und Koor-
                                                                                         dinationslücken geschlossen und
zusätzliches Dachgeschoss. Die oberirdischen                                             das Hand-in-Hand von ambulanten
                                                                                         und stationären Betreuungs- und
Parkplätze werden alle in eine Tiefgarage ver-                                           Pflegeangeboten gefördert.
lagert. Auf dem Foto des Stadtmodells (oben)                                             Weitere Informationen, Adressen
sind die Erweiterungen blau eingefärbt.                                                  und Telefonnummern unter
                                                                                         www.stadtzug.ch/alter
www.hertizentrum.ch
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Familie: Was ist das?
«Doing Family» Heute gibt es eine Vielzahl von Familien-
formen. Diese Vielzahl macht die Unterstützung für
Familien zu einer komplexen Angelegenheit. Viele ver-
schiedene Faktoren gilt es zu berücksichtigen. Ein Projekt
des Vereins «Metropolitanraum Zürich», dem auch die
Stadt Zug angehört, befasst sich damit.
Text Sarah Büchel, Illustrationen Anita Allemann
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Heutzutage gibt es viele verschiedene Mög- das Zubettgehen bei jeder Familie anders ab.         Sechs Familientypen
lichkeiten, «Familie» zu leben. Grundsätzlich Bei einigen wird nach dem Zähneputzen             in der Schweiz
lässt sich zwischen sechs Familientypen un- noch ein Kinderbuch angeschaut oder ein
terscheiden: bürgerliche Kleinfamilie, Ein- Lied gesungen. Andere haben gar keine fes-
elternhaushalte, Patchwork-Familie, Mehrge- ten Strukturen. Den Ritualen und Routinen
nerationen-Familie, Regenbogenfamilie und gibt jede Familie ihren eigenen Sinn und eine
multilokal lebende Familie. Oftmals wählt eigene Bedeutung, weshalb eine Bewertung
eine Familie ihr Modell nicht bewusst aus, von aussen (z. B. Ist das gut oder schlecht für
sondern es ergibt sich aufgrund von verschie- die Kinder?) mit Vorsicht vorgenommen wer-
denen Faktoren, die zusammenspielen (z. B. den sollte.
Scheidung, Jobwechsel, Tod eines Elternteils Das dritte Teilprojekt zeigt auf, dass Unter-
usw.). Eine Familienform kann sich von ei- stützungsleistungen auf der freien Wahl des
nem Tag auf den anderen verändern.             «Lebens- und Erwerbsmodells» basieren soll-
                                               ten. Das Ziel muss sein, dass Eltern selber
Wirkt staatliche Unterstützung?                entscheiden können, wie sie die Betreuung

                                                                                                1
Das Projekt «Doing Family» des Vereins Met- der Kinder und die Erwerbsarbeit gestalten              Bürgerliche Kleinfamilie – 81 %
ropolitanraum Zürich in Kooperation mit wollen. Dabei sollten sie bestmöglich von der               Familie, die aus zwei hetero-
dem Amt für Jugend und Berufsberatung des öffentlichen Hand unterstützt werden und                  sexuellen Erwachsenen und
Kantons Zürich geht der Frage nach, inwie- zwar unabhängig davon, welches Lebens- und               deren leiblichen Kindern besteht.
fern Unterstützungsleistungen der öffentli- Erwerbsmodell sie gewählt haben.                        Synonym: Traditionelle Kleinfamilie
chen Hand (z. B. Betreuungsangebote, Fami-
lienberatung, Kinderzulagen etc.) Rücksicht
auf verschiedene Familienformen nehmen.
Wird von einem bestimmten Familientypus
ausgegangen oder sind die Leistungen nicht
an ein spezifisches Familienmodell, zum Bei-
spiel an die traditionelle Kleinfamilie, ge-
bunden? Um diese Zusammenhänge zu erfor-
schen, wurden Berichte in drei Teilprojekten
ausgearbeitet. In Teil eins wurde die Ge-
schichte der Familie in der Schweiz unter-

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                                                        Patchwork-Familie – 8 %
sucht, in Teil zwei die ökonomische Leistung
                                                        Familie, in der von unterschied-
einer Familie beschrieben und in Teil drei
                                                        lichen Eltern stammende Kinder
wurde geprüft, welche Unterstützung die
                                                        leben, die aus der aktuellen
öffentliche Hand für Familien im Metropoli-
                                                        oder einer früheren Beziehung
tanraum anbietet und wie wirksam diese ist.
                                                        der Partner hervorgegangen sind.
                                                        Synonym: Fortsetzungsfamilie
Erste Zwischenergebnisse
Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass
Unterstützungsleistungen der öffentlichen
Hand eine komplexe Angelegenheit sind. Vie-
le verschiedene Faktoren sind zu berücksich- PROJEKT «DOING FAMILY»
tigen: Erstens spielt – nebst der tatsächlich Die Stadt Zug ist Mitglied des Vereins «Metro-
im Alltag gelebten Familienform – die «Vor- politanraum Zürich», der die Zusammenarbeit
stellung» von Familie eine wichtige Rolle. zwischen Kantonen, Städten und Gemeinden
Das Teilprojekt eins hat die Veränderungen fördert und eine Plattform für den Informa­­-
der Familienbilder in der Schweiz erforscht tions­austausch zur Verfügung stellt. Zudem
und beleuchtet, wie stark die Vorstellungen reali­siert er Projekte in den Handlungsfeldern
von Familie kulturell und gesellschaftlich ge- Verkehr, Wirtschaft, Lebensraum und Gesell-
prägt sind. So entstand beispielsweise das schaft. Das Projekt «Doing Family» wird zurzeit
Bild der bürgerlichen Kleinfamilie in der Zeit von der Stadtentwicklung Zug geleitet. Der
der Industrialisierung, als das Ehepaar nicht Projekttitel «Doing Family» wurde in Anlehnung
mehr nur «Arbeitsgemeinschaft» war, son- an die gleichnamige Publikation von Karin
dern zum Freundschafts- und Bildungspaar Jurczik gewählt, in welcher die Autorin eine
wurde.                                         neue Per­spektive auf das Familienleben wirft.
Zweitens ist eine zentrale Überlegung von Sie beschreibt, welche physischen und ideellen
«Doing Family», dass «Familie» täglich neu Leistungen Familien erbringen und wer sie
gestaltet und hergestellt werden muss: Wie erbringt. Der Familienalltag steht im Zentrum.
wollen wir leben? Was ist uns wichtig? Wer Kerngedanke ist, dass «Familie» täglich neu
übernimmt welche Aufgaben und wie organi- ausgehandelt werden muss: Wie wollen wir
sieren wir uns? Wie das Teilprojekt zwei leben? Was ist uns dabei wichtig? Wer über-
zeigt, spielen dabei Rituale und Routinen nimmt welche Aufgaben und wie organisieren
eine wichtige Rolle. So läuft beispielsweise wir uns?
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                                                                                                             DIE GESCHICHTE DER FAMILIE IN DER SCHWEIZ

                                                                                                             1500 –1800
                                                                                                             Vormoderne Hausgemeinschaft
                                                                                                             In der Zeit von 1500 bis 1800 waren Familien
                                                                                                             «Hausgemeinschaften», die aus allen Personen
                                                                                                             bestanden, die unter einem Dach lebten. Bei-
                                                                                                             spielsweise waren dies die Eheleute, ihre Kinder,
                                                                                                             das Gesinde und die Taglöhner. Arbeiten und
                                                                                                             Wohnen fanden am gleichen Ort statt und das
                                                                                                             Ehepaar verstand sich hauptsächlich als Arbeits-
                                                                                                             gemeinschaft.

                                                                    2
                                                                        Einelternhaushalte – 13 %
                                                                        Mütter oder Väter, die ledig, ver-   1800+
                                                                        witwet, dauernd getrennt lebend      Bürgerliche Familienmilieus
                                                                        oder geschieden sind und nicht       Ab 1800 – in der Zeit der Industrialisierung – ent-
                                                                        mit einem anderen Erwachsenen,       stand ein spezifisches Familienbild: die bürgerli-
                                                                        jedoch mit ihrem Kind oder ihren     che Kleinfamilie. Dieses Ideal bestimmt bis heute
                                                                        Kindern in ständiger Haushalts-      unsere Vorstellung von Familie. Das Ehepaar war
                                                                        gemeinschaft zusammenleben.          nicht mehr nur eine Arbeitsgemeinschaft, sondern
                                                                        Synonym: Alleinerziehende            wurde zum Freundschafts- und Bildungspaar.
                                                                                                             Charakteristisch für diese Zeit war die Trennung
                                                                                                             von Arbeits- und Wohnort. Das Wohnhaus wurde
                                                                                                             zum privaten Rückzugsort. Und damit entstand
                                                                                                             die Idee zweier hierarchisch unterschiedlicher
                                                                                                             Geschlechter: Die Welt des Mannes (Arbeit) und
                                                                                                             die Welt der Frau (Wohnen). Tatsächlich realisie-
                                                                                                             ren konnte dieses Modell aber nur ein kleiner Teil
                                                                                                             der Familien. Aus ökonomischen Gründen waren
                                                                                                             die meisten Familien darauf angewiesen, dass
                                                                                                             beide Elternteile arbeiteten.

                                                                                                             Ab 1950
                                                                                                             Entwicklung des Mittelstandes
                                                                                                             Erst der wirtschaftliche Aufschwung der Nach-

                                                                    5
                                                                           Regenbogen-Familie – 0,1 %        kriegszeit ab 1950 ermöglichte auch den unteren
                                                                           Familie, bei denen Kinder bei     Schichten die Realisierung des Haushaltmodells

4
    Mehrgenerationen-Familie *
                                                                           zwei gleichgeschlechtlichen       im Sinne der bürgerlichen Kleinfamilie. Ab den
    Das Zusammenleben von mehr
                                                                           Erwachsenen leben.                50er und 60er Jahren wurde es zur Normalität,
    als zwei in aufsteigender Linie
                                                                                                             dass Männer die Ernährerposition einnahmen.
    verwandten Generationen
                                                                                                             Eine Vollerwerbstätigkeit der Frau wurde nur als
    in einem Haus oder in einer
                                                                                                             Übergangslösung zwischen Elternhaus und Heirat
    Wohnung.
                                                                                                             gesehen. Frauen sollten nach der Hochzeit ihre
    *keine Zahlen verfügbar.                                                                                 Arbeit aufgeben und sich den Kindern und dem
                                                                                                             Haushalt widmen.

       6
                 Multilokal lebende Familie – 18 % *
                 Bei der Definition von Multilokalität                                                       2000+
                 steht die Sicht des Kindes im Zent-                                                         Vielfältige Familienformen
                 rum. Sein Leben ist dann multilokal,                                                        In den 60er und 70er Jahren wuchsen die Wider-
                 wenn es regelmässig in verschie-                                                            stände gegen das bürgerliche Familienmodell.
                 denen Haushalten lebt und dabei                                                             Alternative Lebensformen wie nichteheliche
                 zwischen verschiedenen (biologi-                                                            Lebens­partnerschaften, Hausgemeinschaften,
                 schen oder sozialen) Elternteilen hin                                                       Wunschkind ohne Partner oder gewollte Kinder­
                 und her pendelt. Wie weit die                                                               losigkeit entstanden. Heutzutage können Familien
                 Haushalte auseinanderliegen (im                                                             selber festlegen, wie sie leben wollen, ohne sich
                 gleichen Haus oder in verschiede-                                                           von äusseren Familienbildern beeinflussen zu
                 nen Ländern) spielt für das Vorliegen                                                       lassen. Trotzdem spielt sich das Familienleben
                 von Multilokalität keine Rolle.                                                             immer auch vor dem Hintergrund der gesellschaft-
                *Hierzu gibt es keine Zahlen. Eine Studie aus dem
                                                                                                             lichen Lebens- und Arbeitsbedingungen ab. Nor-
                 Jahre 2017 geht aber davon aus, dass 18 % aller                                             mative Vorstellungen (Familienideen), auf denen
                 Familienhaushalte multilokal organisiert sind.
                 Multilokal lebende Familien können in den
                                                                                                             letztendlich Rechtsgrundlagen beruhen, sowie die
                 Familienformen 1–5 vorkommen.                                                               Hilfen der öffentlichen Hand bestimmen Familie
                                                                                                             und Familienalltag.
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Nachgefragt bei Monika Cochard, Abteilung Kind
Jugend Familie, Organisation «Ferien Zug», und
Markus Jans, Leiter Soziale Dienste

                         Monika Cochard, heute gibt es neue Familien-                                Markus Jans, sind klassische Familien weni-
                         formen, und die klassische Mama-Papa-                                       ger armutsanfällig als andere Familienformen?
                         Kind-Familie wird weniger wichtig. Beobach-                                 Verschiedene nationale Forschungen und Sta-
                         ten Sie das im Alltag auch so?                                              tistiken zur Armut zeigen, dass Einelternfa-
                         Wir beobachten alle verschiedenen Formen.                                   milien das grösste Armutsrisiko tragen. Dies
                         Was mich jedoch erstaunt ist, dass es – unab-                               vor allem deshalb, weil die Unterhaltszahlun-
                         hängig von der familiären Konstellation – im-                               gen nicht ausreichen, um ein finanziell unab-
                         mer noch fast ausschliesslich die Frauen sind,                              hängiges Leben zu führen. Trotz neuem
                         welche sich für die Organisation der Familie                                Scheidungsrecht werden die Kinder meist der
                         zuständig fühlen. Sie müssen sowohl den                                     Mutter zugeteilt. Zieht zu einem späteren
           normalen Alltag organisieren wie auch Unvorhergesehenes                   Zeitpunkt ein Kind auf eigenen Wunsch doch zum Vater,
           überbrücken. Fällt etwas aus, stossen sie zwischen Arbeit                 kann nur selten eine Änderung der Unterhaltszahlungen er-
           und Betreuung manchmal fast an die Grenzen ihrer Kräfte.                  wirkt werden. In einer solchen Situation besteht dann auch
                                                                                     für den Vater ein gewisses Armutsrisiko: Er bezahlt die Ali-
Welche Unterschiede bei den Familien stellen Sie fest?                               mente für beide Kinder und je nachdem noch für die Exfrau,
        Mir fällt vor allem auf, wie unterschiedlich die Haltung ge-                 gleichzeitig muss er für dasjenige Kind aufkommen, welches
        genüber den familienergänzenden Angeboten ist. Während                       bei ihm wohnt.
        privilegierte Familien oder Zugezogene teilweise sehr for-
        dernd auftreten und hohe Ansprüche stellen, sind bescheide-       Und welchen Familienformen begegnen Sie in Ihrer Arbeit?
        nere Familie sehr dankbar für das, was wir ihnen bieten.                  Sehr verschiedenen. Allerdings ist zu sagen, dass es schon
                                                                                  immer verzweigte familiäre Netzwerke gab. Nur getraute
Was müsste verbessert werden?                                                     man sich früher nicht, zu ausserehelichen Beziehungen oder
        Das Problem ist, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt,               gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu stehen. Heute
       viele Kinder auf der Warteliste stehen und die Eltern ver­                 besteht der Wunsch, solche Beziehungen über eine rechtliche
        tröstet werden müssen. Viel zu reden gibt das Essen. Ernäh-               Anerkennung zu etablieren. Damit wird auch die gegenseiti-
        rung ist sehr Werte behaftet. Weiter werden auch die nach­                ge Verantwortung geregelt. Das ist ein Fortschritt.
       gefragten Betreuungszeiten immer länger, da die Eltern
        teilweise lange Arbeitswege in Kauf nehmen müssen.                Haben Sie Einblick in das Zusammenleben der Familien? Was hat sich
                                                                          verändert?
Im Bericht wird festgestellt, dass die Kultur und familiäre Rituale in            Wir stellen fest, dass Grosseltern heute eine grössere Rolle
der Bewertung der Qualität von gemeinsam verbrachter Zeit eine                    in der Familienorganisation übernehmen, weil sie meist noch
grosse Rolle spielen. Wie muss man das verstehen?                                 gesund und unternehmensfreudig sind. Sie überbrücken
         Dazu habe ich eine eigene Erinnerung: Als Kind einer Fami-               Randzeiten, schaffen Freiraum am Wochenende oder über-
         lie aus der ehemaligen Tschechoslowakei war bei uns das                  nehmen sogar ganze Betreuungstage.
         Mittagessen am Sonntag ein wichtiges Familienritual, das
         wir nie verpassen durften, was ich eher als Zwang empfand.       Was hat sich im Alltag der Abteilung Soziale Dienste gegenüber früher
         Deshalb habe ich später meinen Kindern mehr Freiheiten           verändert?
         gegeben, den Sonntag zu geniessen, wie sie wollten. Ich stelle            Was auffällt ist, dass sich das Aufgabenspektrum stark erwei-
         fest, dass die Familien unterschiedliche Haltungen in Hin-                tert hat. Fragen rund um das Alter haben einen viel grösseren
         blick auf die externe Kinderbetreuung haben. Wahrschein-                  Stellenwert als noch vor wenigen Jahren. Aber auch die Sozi-
         lich sind auch kulturelle Hintergründe ausschlaggebend.                   alhilfe selbst hat sich stark verändert, und der Kontrollauf-
                                                                                   wand ist erheblich gestiegen. So tragen zum Beispiel Konku-
Gibt es zum Thema Familienorganisation besondere Beobachtungen?                    binats-Paare eine grössere Verantwortung füreinander. Das
          Generell stelle ich fest, dass die Selbstorganisation und die            heisst, dass Konkubinats-Partnerinnen oder -Partner nach
          informelle Nachbarschaftshilfe parallel zum Aufbau institu-              zweijährigem Zusammenleben die gleiche Verantwortung
          tioneller Angebote abgenommen haben. Beide Eltern arbei-                 füreinander übernehmen müssen wie ein ver­heiratetes Paar.
          ten eher mehr; im Rest der Zeit möchten sie für sich sein und            Das wird nicht immer von allen verstanden. Generell getrau-
          keine fremden Kinder betreuen. Das Zusammenleben in den                  en sich heute die Leute viel eher, Unterstützung zu beantra-
          Quartieren ist anonymer geworden. Kinderbetreuung ist                    gen. Früher schämte man sich dafür. Allerdings sind bei uns
          eine grosse Vertrauenssache.                                             in Zug auch die Lebenshaltungskosten stärker gestiegen als
                                                                                   in anderen Regionen.
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Eine versöhnliche und
kämpferische Seite
GGR-Porträt Barbara Müller Hoteit setzt sich für ein
Miteinander statt Gegeneinander ein.                                                       Text und Foto Thomas Gretener

                                                                                            Gang durch die Altstadt hinterliessen bei ihr
                                                                                            ein Gefühl von Respekt und Ehrfurcht. Ein
                                                                                            Gefühl, das geblieben ist. «Natürlich, im
                                                                                            Rat geht es auch emotional und turbulent zu
                                                                                            und her», sagt sie. Doch die Auseinanderset-
                                                                                            zung im Parlament sieht sie als Ausdruck ei-
                                                                                            ner urdemokratischen Form, als ein System,
                                                                                            welches «normalen Bürgerinnen» erlaubt,
                                                                                            mitzugestalten, mitzureden und sich aktiv
                                                                                            einzubringen – auch wenn sich die Erfolgs-
                                                                                            erlebnisse einer kleinen Gruppierung in
                                                                                            Grenzen halten. «Wenn wir dann einen Er-
                                                                                            folg erzielen, ist die Freude umso grösser.»
                                                                                            Lieber miteinander statt gegeneinander ist
                                                                                            dabei einer ihrer Leitsätze. Auf die Leute zu-
                                                                                            gehen und versuchen, sie zu verstehen, ge-
                                                                                            hört ebenso dazu. Begegnungen ausserhalb
                                                                                            der Parlamentssitzungen mit ihren Kolle-
                                                                                            ginnen und Kollegen aus allen politischen
                                                                                            Lagern sind ihr wichtig: «Auch wenn ich die
                                                                                            politische Meinung dann noch immer nicht
                                                                                            teilen kann, so verstehe ich doch die Beweg-
                                                                                            gründe und den Menschen dahinter.»

                                                                                            Abseits von Parlamentsdebatten erlebt Bar-
Barbara Müller Hoteit an einem ihrer Lieblingsplätze in Zug.
                                                                                            bara Müller die parlamentarische Klein-
                                                                                            arbeit: als Mitglied der Feuerschutzkommis-
Vorne erhebt sich die St.-Oswalds-Kirche, in seiner kurzen Amtszeit Anfang der 1970er       sion und der Nachhaltigkeitskommission.
daneben trutzt die Burg Zug, im Rücken das Jahre für den Erhalt der Burg Zug eingesetzt.    Zwei Kommissionen, die gegensätzlicher
Gebäude des ehemaligen Zeughauses. In der «Heute kaum vorstellbar, dass der Abbruch         nicht sein könnten, nicht nur bezüglich ih-
Mitte dieses Raums stehen zwei einfache ernsthaft diskutiert wurde», sagt sie nach-         res Auftrags, sondern auch in ihrer Wert-
Bänke – einer der Lieblingsplätze von Bar­ denklich. Auch die Kirche St. Oswald weckt       schätzung: die Feuerschutzkommission, die
bara Müller Hoteit, die seit gut drei Jahren Erinnerungen: Als Vollwaise lebte sie in       sich vornehmlich mit der Feuerwehr befasst,
für die Christlich Soziale Partei (CSP) im Menzingen bei Verwandten in einer kirchli-       hoch akzeptiert; der Nachhaltigkeitskom-
Grossen Gemeinderat politisiert. Entdeckt chen, der CVP nahestehenden Familie. «Mit-        mission, die sich der komplexen Materie von
hat sie den Platz an der Einweihungsfeier genommen» von dieser Erziehung hat Bar-           Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ver-
des Stadtparks: dort der neue, kecke Platz, bara Müller das Wertkonservative, also das      schreibt, droht die Abschaffung, weil über-
da der ruhige, unscheinbare. Im benachbar- Bewahren einer humanen und solidarischen         flüssig, wie es im Parlament hiess. «Das tut
ten Stadtpark herrscht gerade lebhaftes menschlichen Gemeinschaft. Von ihrem Va-            weh», sagt Barbara Müller. Die Kommission
Treiben. «Ja, auf junge Leute kann ich zwi- ter, aber auch durch den Kontakt mit ihren      habe sicher noch nicht das Optimum heraus-
schendurch verzichten», lacht sie. Junge Brüdern, hat sie liberale Impulse erhalten.        geholt, räumt sie ein, aber gleich abschaf-
Menschen hat die Schulleiterin einer Pri- Die Symbiose dieser beiden Denkweisen             fen? «Das Thema ist zu wichtig, um es auf
marschule in Wohlen keineswegs ungern – findet sie in der CSP, für die sie sich als         der Seite zu lassen», gibt sie sich kämpfe-
aber zuweilen tut Ruhe gut. Für Barbara Co-Präsidentin engagiert.                           risch. Auch das ist eine Seite von Barbara
Müller sind diese historischen Gebäude Teil                                                 Müller, die sich am Mikrofon als streitbare
der Erinnerung an ihre Jugend, als sie als Ihre ersten Stunden im Grossen Gemeinde-         Politikerin, aber immer auch mit versöhnli-
junges Mädchen die Eltern bei einem Unfall rat blieben Barbara Müller in starker Erin-      chen Tönen zu verstehen gibt.
verlor. Ihr Vater, René Müller, war Stadtrat nerung. Die Vereidigung im Ratssaal und in
von Zug, vertrat die Liberalen und hat sich der Kirche St. Oswald mit anschliessendem
Seite 16               Stadtmagazin Nr. 20     Mai 2018                                Wirtschaft

Wirtschaft
E-MOBILITÄT                                    HITCH HIKE                              SONDERAUSSTELLUNG

WAVE macht Halt in Zug                         Carpooling gestartet «BodenSchätzeWerte»

                                               Für die heutige und zukünftige Be-      Kupfer für Stromkabel, Erdöl zum
                                               wältigung der Herausforderungen         Heizen, Silber für Schmuck, Seltene
                                               im Bereich der Mobilität sind inno-     Erden für Bildschirme und Zink im
                                               vative Lösungen gefragt. Der Kanton     Auto: mineralische Rohstoffe sind in
                                               und die Stadt Zug bieten seit Februar   unserem Leben allgegenwärtig.
                                               ihren Mitarbeitenden eine Plattform     Die Ausstellung informiert über die
                                               zur Bildung von Fahrgemeinschaften      Entstehung, den Abbau und die
                                               in Zusammenarbeit mit dem Zentral-      Nutzung von mineralischen Roh-
                                               schweizer Public-Carpooling-Anbieter    stoffen – und unseren Umgang
                                               HitchHike. Nun ist dies auch für alle   damit, wenn wir ein Produkt nicht
Die WAVE – eine Welle von E-Mobilen – rollt    Einwohnerinnen und Einwohner von        mehr brauchen. Was können wir
                                               Zug möglich.                            tun, damit Rohstoffe wirtschaftlich,
vom 8. bis 16. Juni 2018 schon zum 8. Mal                                              umweltfreundlich und sozialver-
durch die Schweiz. Sie ist in dieser Art die   Autofahrer, die regelmässig be-
                                               stimmte Strecken fahren, können
                                                                                       träglich gewonnen und so lange
                                                                                       und so effizient wie möglich ge-
grösste rollende E-Mobil-Veranstaltung der     über das Internet auf der Hitch­        nutzt und wiederverwendet werden
                                               Hike-Plattform eine Fahrgemein-         können? Die Komplexität der Thema-
Welt. Am Freitagnachmittag, 15. Juni, stoppt   schaft anbieten. Mitfahrer suchen       tik wird aus unterschiedlichen Blick-
die WAVE an verschiedenen Orten in Zug.        auf der Plattform nach einer Fahr-
                                               gemeinschaft mit gleichen oder
                                                                                       winkeln dargestellt – geologischen,
                                                                                       umweltbezogenen, technischen,
Teams aus aller Welt präsentieren um 16.30     ähnlichem An- und Abfahrtsort so-       wirtschaftlichen und gesellschaftli-
                                               wie Fahrzeiten. Das Nutzen der          chen – und lässt ein Netz aus welt-
Uhr auf dem Bundesplatz ihre E-Cars, E-Mo-     HitchHike-Plattform ist für die Be-     weiten Interessen erkennen.
torbikes und E-Bikes. Die WAVE will für die    nutzerinnen und Benutzer kostenlos.
                                               Fahrer und Mitfahrer klären eine        Im Rahmen der Sonderausstellung
Elektromobilität, erneuerbare Energien und     mögliche Vergütung für die Mitfahr-     gibt es Vortragsabende mit Fachre-
                                               gelegenheit untereinander. Wichtig      feraten und Diskussionsrunden.
Nachhaltigkeit ein Zeichen setzen und zeigt,   ist der soziale Aspekt des Carpoo-      Gruppen können Führungen buchen.
dass die Fortbewegung mit elektrisch betrie-   lings, die Effizienzsteigerung bei
                                               der persönlichen Mobilität und die
                                                                                       Spezielle Workshop-Angebote an
                                                                                       den Wochenenden richten sich an
benen Fahrzeugen alltagstauglich ist und       niedrigere Belastung der Umwelt.        Erwachsene, Familien, Kinder und
                                               Früher war «hitchhiking» oder «au-      Jugendliche. Entwickelt hat die Aus-
Spass macht. Erwartet werden insgesamt 120     tostöpeln» weit verbreitet und fand     stellung das erdwissenschaftliche In-
unterschiedliche Fahrzeuge. Auf ihrer Reise    oftmals spontan statt. In der heuti-    formations- und Forschungszentrum
                                                                                       der ETH Zürich. Vom 12. April bis 21.
                                               gen Zeit bietet eine Online-Platt-
durch die Schweiz legen die WAVE-Teams         form eine gute Voraussetzung dafür,     Oktober 2018 ist sie in Zug zu sehen.
rund 1500 Kilometer zurück, überwinden         dies wieder aufleben zu lassen.
                                                                                       Museum für Urgeschichte(n) Zug,
8700 Höhenmeter und besuchen 40 Etappen-       HitchHike wurde 2011 gegründet          Hofstrasse 15, 6300 Zug. Dienstag
                                               und arbeitet seither an der Entwick-    bis Sonntag 14.00–17.00 Uhr; Grup-
orte. Das Teilnehmerfeld besteht aus Privat-   lung des HitchHike-Ecosystems, mit      pen auf Anmeldung. Öffentliche
leuten, Unternehmen sowie Universitäten, die   welchem Städte, Gemeinden,
                                               Unternehmen, Hochschulen und
                                                                                       Vortragsreihe jeweils donnerstags
                                                                                       18.00 –19.30 Uhr. Veranstalterin:
sich nach dem WAVE-Slogan «Let’s move the      ähn­liche Institutionen aktiv zur       HSR Hochschule für Technik Rap-
                                               nach­haltigen Etablierung von Fahr-     perswil, Institut WERZ, Zug.
world!» zusammentun, um etwas zu bewegen.      gemeinschaften beisteuern können.
                                                                                       www.bodenschaetzewerte.ch
www.wavetrophy.com                             www.hitchhike.ch
Seite 17                          Stadtmagazin Nr. 20            Mai 2018   Wirtschaft

Dich knacken wir schon noch
Zugezogen Wir kennen sie jetzt schon eine ganze Weile.
Nur leider nicht so gut. Deshalb wollen wir wissen: Wie
geht es den Expats eigentlich mit uns?
Text Falco Meyer, Fotos Nora Nussbaumer

Für Heike Rothenbusch war der Rugby Club der Schlüssel zu Zug.
Seite 18                             Stadtmagazin Nr. 20                 Mai 2018                             Wirtschaft

Lieber Expat: Zug sagt Hallo zur Welt. Schon
am Stadtrand sind wir freundlich zu dir:
Hier wohnen Menschen aus 120 Nationen,
steht da auf dem Schild. Auf dem Bildschirm
im Bus sagen wir zu dir: Welcome. Auch die
Häuser heissen so, dass du es verstehst: Park
Tower, City Garden, Cloud. Wir lieben dich
jetzt schon vierzig Jahre lang, mit deiner
ganzen internationalen Pracht: deinem ent-
spannten Englisch, deinem ungehemmten
internationalen Akzent, deiner wirtschaftli-
chen Potenz, deinem unangestrengt gut sit-
zenden Anzug.
Und seit vierzig Jahren verstehen wir dich                   Bill Lichtensteiger, Präsident International Mens Club of Zug.
nicht. Du bist für uns ein Kuriosum. Wir
schreiben in Zeitungsartikeln über dich, rät-
seln im Grossen Gemeinderat, wie wir dich
integrieren können, drücken dir Broschüren        Ankunft gemacht hat: bei einem Training         Die Firma habe ihn sofort unterstützt, als er
in die Hand, schmeissen Feste für dich.           vorbeigehen. In kurzer Zeit hat sie so mehr     es angesprochen habe. «Glencore hat uns
Ganz ehrlich: Wir sind etwas unglücklich in       Bekanntschaften mit Schweizern geschlos-        hier bei allem geholfen: bei der Wohnungs-
dich verliebt. Deshalb entschuldige, dass         sen als ihr Freund in drei Jahren. «Mein per-   suche, bei allen Formalitäten, sogar bei der
wir uns schon wieder mit dir beschäftigen,        sönlicher Höhepunkt: Ich war auf dem Stie-      Suche nach einem Auto. Das gab uns die Zu-
hier im Stadtmagazin. Das geht dir vielleicht     renmarkt, als ich plötzlich von hinten          versicht, unsere Sachen zu packen und ans
auf die Nerven. Aber so ist das mit der Liebe.    gerufen wurde. Die Schweizer Mädels aus         andere Ende der Welt zu ziehen.» Jetzt ist
Die lässt nicht locker. Und jetzt, wo wir schon   dem Club waren auch unterwegs. Es ist           Schmidt einer der rund 800 Mitarbeitenden
mit dir zusammenleben, da wollen wir auch         schön, nach so kurzer Zeit auf der Strasse      am Hauptsitz von Glencore. Die meisten
mal hören: Wie geht es dir mit uns?               Bekannte anzutreffen.»                          kennt er mittlerweile. Vier Mal pro Woche
                                                                                                  läuft er über Mittag zehn Kilometer durch
                                                                                                  Wiesen und Wald. Am Abend verbringt er
                                                                                                  Zeit mit seiner Tochter. «Ich versuche meine
«Ich habe einige Bekannte, die nur mit anderen                                                    Frau abends und am Wochenende so gut wie
 Expats verkehren. Das wollte ich nicht.» Paul de Backker                                         möglich zu entlasten», sagt Schmidt. Wenn
                                                                                                  die Tochter schläft, klemmt er sich hinter
                                                                                                  die Bücher, um sein Nachdiplomstudium im
Durch die Mitte                                Um die Welt                                        Finanzbereich zum Abschluss zu bringen.
Heike Rothenbusch sitzt im Café in Zürich Arlen Schmidt spricht schnell, aber gewählt.            Und die Stadt? Die ist einfach da. «Ich finde,
an der Sonne, mitten im Bankenviertel. Sie Er ist 32 Jahre alt und Vater einer kleinen            das Thema Expats versus Einheimische wird
arbeitet seit November bei der Bank Vonto- Tochter. Sie krabbelt jetzt wohl gerade                zu fest aufgeblasen. Ich sehe das nicht als
bel im HR, und genauso lange wohnt sie durch die Wohnung, drüben an der Baarer-                   grosse Sache. Zug ist so international, dass
schon in der Schweiz. Genauer: zwischen strasse. Gar nicht weit von hier, dem Sit-                die Leute hier den Umgang mit Menschen
den Gleisen und der Baarerstrasse in Zug. zungszimmer der Glencore. Der Australier                aus dem Ausland gewohnt sind.»
Sie ist ein Frischling. Als Expat noch kein wurde bereits in Sydney auf den Rohstoff-             Schmidt hat einen unbefristeten Vertrag
halbes Jahr alt. «Und so expatisch fühle ich konzern aufmerksam. Er hat einen Artikel             und wird wohl noch eine Weile hierbleiben.
mich auch nicht», sagt die 29-Jährige, kein über Ivan Glasenberg gelesen und gedacht:             «Die Lebensqualität hier ist sehr hoch. Wenn
Wunder: Spricht Deutsch, kommt aus Berlin. «Da will ich hin. Das unternehmerische Den-            man in die Schweiz kommt, gibt es nichts,
Rothenbusch hat schnell Fuss gefasst, res- ken und die internationale Ausrichtung ha-             das einen zum Umkehren bewegt», sagt er,
pektive, Ball: Jeden Dienstag- und jeden ben mich angezogen.» Es hat geklappt. «Call              ausser vielleicht eine noch spannendere
Donnerstagabend schnürt sie sich die Stol- it divine intervention, oder was auch immer.           Möglichkeit im Ausland. «Wir haben ein
lenschuhe, legt den Mundschutz an und Es war einer dieser Momente, wo du weisst,                  gros­ses Netzwerk in unserer Nachbarschaft
rennt auf einer Wiese in Unterägeri Gegne- das ist alles Teil eines grösseren Plans. Ein          aufgebaut.» Viele soziale Kontakte hat die
rinnen über den Haufen. Im Rugby Club Zug. Headhunter hat mir gesagt, er sei mitten in            Familie auch über eine Freikirche in Zürich
Blaue Flecken trage sie als Abzeichen, sagt der Nacht aufgewacht und habe an mich ge-             geknüpft. Sie geht regelmässig sonntagmor-
sie und lacht, «da freut man sich fast ein dacht. Er habe einen Job für mich.»                    gens zum Gottesdienst. «Wir haben da eini-
bisschen drüber, die zeigt man dann und Rund zwei Jahre lang hat Schmidt für Glen-                ge enge Freunde gefunden – ein Mix aus Ex-
denkt: Mein Sport ist halt ein bisschen hart, core als Treasurer für Australien gearbeitet.       pats und Schweizern.»
ich bin halt ein bisschen hart, das ist schon Im November 2015 ist er dann mit seiner
in Ordnung so.» Der Club ist Rothenbuschs Frau in die Schweiz gezogen. «Im Ausland
Schlüssel zu Zug. Das Erste, was sie bei ihrer zu leben, hat mich schon länger gereizt.»
Seite 19                            Stadtmagazin Nr. 20                 Mai 2018                             Wirtschaft

Auf Heimatbesuch
Es gibt Menschen, die sich beruflich darum
                                                 «Wir würden gerne mehr                          pelbürger aufgewachsen, hat er in seinem Le-
                                                                                                 ben etwa fünf Mal für Jahre komplett umge-
kümmern, dass Expats in Zug einen guten           mit Schweizern zu tun                          stellt, von London in die Schweiz und zurück.
                                                                                                 Ihm können wir die Frage ja stellen. Gibt es
Start haben. Sabrina Vogelsang ist eine da-
von. Sie leitet das dreiköpfige Team Global
                                                  haben. Wir finden es                           nun eine abgeschottete Expat-Community in
Mobility Services bei Siemens Schweiz. Ex-        einfach sehr schwierig,                        Zug, die nichts mit Einheimischen zu tun ha-
                                                                                                 ben will? Ja und nein, sagt Lichtensteiger. «Es
pat bedeutet für sie etwas ganz Spezifisches:
interne Mitarbeiter aus anderen Siemens-
                                                  sie gut kennenzulernen.»                       gibt viele Expats, die sich nur mit anderen
Standorten, die für zwei Monate bis fünf          Bill Lichtensteiger                            Ausländern austauschen.» Das liege auch dar-
Jahre in die Schweiz kommen, aber weiter-                                                        an, dass sich Expats untereinander ähnlich
hin im Ursprungsland unter Vertrag stehen.                                                       seien. «Das sind weltoffene Menschen, die
30 solcher Expats sind im Moment in der                                                          Neues kennenlernen wollen. Zudem stehen
Schweiz, 20 davon am Standort Zug.                                                               alle vor ähnlichen Herausforderungen.» Viele
Vogelsangs Team findet Lösungen für die dent eines etwas sonderbaren Vereins: dem                Vernetzungsmöglichkeiten wie das soziale
unterschiedlichen Herausforderungen, die International Mens Club of Zug. «Ist mir schon          Netzwerk «Internations» seien auch mehr-
eine Expatriation mit sich bringt: die Klä- klar, dass das Männerclub-Image nicht mehr           heitlich auf Expats ausgerichtet. Gleichzeitig
rung rechtlicher Themen mit den Behörden so in unsere Zeit passt», sagt Lichtensteiger.          sei das gar nicht unbedingt so gewollt. «Ich
im Herkunftsland und in der Schweiz zum «Aber zu unserer Verteidigung: Wir haben mit             habe mich im Club extra noch einmal umge-
Beispiel, aber auch die Unterstützung beim dem Zug International Womens Club einen               hört, und alle haben mir dasselbe erzählt: Wir
Umzug. «Wir helfen ihnen dabei, eine Woh- Schwesternclub, und sie sind auch an vielen            würden gerne mehr mit Schweizern zu tun
nung zu finden, sich richtig anzumelden, von unseren Events eingeladen. Zusammen                 haben. Wir finden es einfach sehr schwierig,
eine Schule für ihre Kinder zu finden», sagt sind wir also offen für alle.» Sein Verein bietet   sie gut kennenzulernen.»
Vogelsang. Es sei für das Unternehmen wich- jede Woche einen englischsprachigen Stamm-
tig, dass es den Expats gut gehe und sie die tisch, eines der vielen Angebote, die Expats        Also, lieber Expat, so sieht das aus. Du triffst
Entsendung nicht vorzeitig abbrechen. Denn und Zuger zusammenbringen können. «Wir                uns mal beim Rugbyspielen, mal im Wohn-
diese kann bis zu zwei Jahressaläre ver- haben immer wieder junge Expats, die bei                block, bei der Arbeit, beim Rudern, im inter-
schlingen. Wie viele Unternehmen, bezahlt uns mitmachen, um hier Leute kennenzuler-              nationalen Männer- oder Frauenclub. Deine
Siemens einen Teil der entstehenden Kosten: nen. Aber auch viele Schweizer, die gerne ihr        Firma hilft dir sogar dabei, uns zu verstehen.
doppelte Miete soll vermieden werden, Schul­ Englisch regelmässig benutzen.» Lichtenstei-        Denn du findest uns manchmal etwas schwer
kosten können übernommen werden.                 ger führt den Prototyp eines internationalen    zugänglich. Manchmal hast du Lust aufs Zu-
Vogelsang legt ein Konferenzgerät auf den Lebensentwurfs. Arbeitet seit neun Jahren              sammenleben, manchmal schaust du schon,
Tisch und verbindet uns mit Paul de Backker. bei Landis+Gyr, davor gabs viel Bewegung.           ob neues Land in Sicht ist. Naja, wir geben
Er ist gerade auf Heimatbesuch in Holland. «Ich nenne mich eher Transpat anstatt Expat»,         uns weiter Mühe. Dich knacken wir schon
De Backker lebt seit drei Jahren am Kolin- sagt er. In England und der Schweiz als Dop-          noch.
platz und arbeitet am Hauptsitz von Sie-
mens Building Technologies in Zug. Im Som-
mer geht sein Schweiz-Aufenthalt wohl zu
Ende. Wie es ihm in Zug gefällt? «Na, ich bin
gerade in Holland in Rehab, um mich davon
zu erholen», scherzt de Backker. «Nein im
Ernst: Mir geht es sehr gut in Zug. Ich lebe
mitten in der Altstadt, die sehr lebendig ist,
ich habe ein gutes Netzwerk aufgebaut, die
Stadt gefällt mir.» De Backker gleitet in seiner
Freizeit lautlos mit dem Ruderclub Zug über
den See. «Ich habe einige Bekannte, die nur
mit anderen Expats verkehren. Das wollte
ich nicht.» Im Gegenteil, er schätze es, dass
die Stadt sogar einen Schritt auf ihn zu-
mache: «Ich war zum Beispiel an der Neuzu-
züger-Feier, das hat der Stadt für mich ein
Gesicht gegeben. Seitdem begegne ich dem
Stadtpräsidenten immer mal wieder per Zu-
fall im gleichen Café.»

Im Männerclub
Bill Lichtensteiger kommt mit dem elektri-
schen Trottinett angebraust. Er ist der Präsi-              Sabrina Vogelsang, Leiterin Global Mobility Services bei Siemens Schweiz.
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