Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019

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Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
Nr. 8 | 27. August 2019

                          BERUFSPOLITIK | INFORMATIONEN | MITTEILUNGEN |   Amtliches Bekanntmachungsorgan der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe

                                                                                                                        S  V G : W as Sie d
                                                                                                                      T                    un
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                                                                                                                           ­ e r g ü tu n g e n
                                                                                                                   üb             ung wis
                                                                                                                                            s
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                                                                                                                               m ü sse n
                          20       Ja hre Psychotherapeutengesetz
                                                                                                                             In prax
                                                                                                                                     is inte
                                                                                                                                ab Seit
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                          Ambulante Psychotherapie:
                          Besser, aber noch nicht gut genug
                          Versorgung, Honorar und Ausbildungsreform sind wichtige Themen
                          im Jubiläumsjahr > Seite 4
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
Inhalt
                                              4    Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug

                                      4
                                                   Versorgung, Honorar und Ausbildungsreform sind wichtige
                                                   Themen im Jubiläumsjahr

                                              12   „Ich finde es sehr wichtig, dass sich die Situation für uns PiAs ver-
                                                   bessert und wir angemessen für unsere Arbeit honoriert werden“

                                              14   Netzwerke – Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung?
                                                   Die Perspektive des PsychotherapeutInnen-Netzwerks
                                                   Münster und Münsterland e. V.

                                   20         16   Impfen: Prävention bleibt immer aktuell
                                                   Termine der KVWL-Veranstaltungen zum Thema stehen fest

                                              18

          24
                                                   Patientenflyer „Der Vorsorge-Checker“ aktualisiert

                                              20   „Wir sollten die individuelle Arzt-Patienten-Beziehung unbedingt
                                                   bewahren!“
                                                   Interview mit Dr. med. (I) Klaus Reinhardt, Präsident der Bundes-
                                                   ärztekammer

                                              24   PORT-Zentren: Ein sicherer Hafen für die Patienten?
                                                   Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung
                                                   (PORT) sind ein Thema beim KVWL-Jahreskongress 2019

                                              28   Künstliche Intelligenz in der Medizin: Entlastung, kein Ersatz

                                              32   Globales Zeichen für Sicherheit in der medizinischen Versorgung
                                                   WHO erklärt den 17. September zum Welttag der Patienten-
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                                                   sicherheit

                                              36   Sicherung der ambulanten Versorgung:
                                                   Förderverzeichnis der KVWL

                                                   STANDARDS

  2
         Nr. 8 | 27. August 2019              34   Kurznachrichten

         mit praxisrelevanten Informationen
         in der Heftmitte zum Heraustrennen   39   Amtliche Bekanntmachungen
                                                   39 Ausschreibung von Vertragsarzt- und Psychothera-
                                                       peutensitzen in Westfalen-Lippe

                                              51   Impressum
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
20 Jahre Psychotherapeuten-
gesetz: Im System angekommen

A
        ls der Gesetzgeber 1999 mit dem Psy-      die Vereinigung der Kassenpsychotherapeu-
        chotherapeutengesetz verfügte, dass       ten mit dem Deutschen Psychotherapeuten-
        neben den ärztlichen Psychothera-         verband zur Deutschen Psychotherapeuten-
        peuten nun auch die Psychologischen       Vereinigung e.V. (DPtV) zusammen. So kamen
sowie die Kinder- und Jugendlichenpsychothe-      die psychologisch ausgebildeten Therapeuten
rapeuten mit ihrer Approbation in den Verant-     nach und nach dazu, auf der Bundesebene
wortungsbereich der Kassenärztlichen Vereini-     mit einer Stimme zu sprechen.
gungen fallen sollten, waren die Unsicherheiten
auf beiden Seiten groß. Es war strukturell eine   Aber zurück nach Westfalen-Lippe. Ich will
große Herausforderung, Angehörige eines für       nicht verhehlen, dass es neben den struktu-
die KV-Welt neuen Berufes zu integrieren. Kein    rellen Umbrüchen für uns Ärzte auch eine
Zweifel: Das System war bis dato auf Ärzte        persönliche Herausforderung war, einen neuen
ausgerichtet. Zwar gab es schon lange ärztliche   Beruf in „unsere“ Kassenärztliche Vereinigung
Kolleginnen und Kollegen, die auch psycho-        zu integrieren - und da nehme ich mich nicht
therapeutische Leistungen anboten. Und erst       aus. Deshalb bin ich froh, dass wir als Vorstand
fünf Jahre zuvor hatte es mit der Einführung      der KVWL in den Folgejahren einiges für die
der Facharztbezeichnung für Psychiatrie und       Psychologischen Psychotherapeuten und die
Psychotherapie eine Konkretisierung des           Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
ärztlichen psychotherapeutischen Handelns         erreichen konnten. Die Honorarsteigerungen
gegeben. Aber es waren immer Fachärzte, die       der letzten Jahre waren beachtlich und als für
sich nicht nur unter dem gemeinsamen Dach         die Honorarverhandlungen verantwortlicher
der KVen sondern auch in einer gemeinsamen        Vorstand darf ich sagen, dass die Interessen
Ärztekammer zusammenfanden.                       der psychotherapeutisch tätigen Kolleginnen

                                                                                                     8/2019
                                                  und Kollegen heute in allen Verhandlungen
Mit dem Psychotherapeutengesetz änderte           berücksichtigt werden. Das war sicherlich nicht
sich vieles. Gemeinsam mit den Krankenkas-        immer so - aber inzwischen sind sie im System
sen mussten Bedarfsplanungen erstellt, Zu-        angekommen!
lassungsvoraussetzungen definiert und na-
türlich das Honorarsystem (weiter-)entwickelt
werden. Erschwerend kam hinzu, dass sich auf
Seiten der Psychologischen Psychotherapeu-
ten und der Kinder- und Jugendlichenpsycho-
therapeuten die Berufsverbände und Interes-
                                                                                                      3
senvertretungen neu erfinden mussten. Die
Bundespsychotherapeutenkammer entstand
erst 2003 - und das, obwohl zum damaligen
Zeitpunkt noch nicht einmal alle Bundeslän-
der eine eigene Psychotherapeutenkammer           Dr. Gerhard Nordmann,
gegründet hatten. Im Jahr 2006 schloss sich       1. KVWL-Vorsitzender
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
20    Ja hre Psychotherapeutengesetz

Ambulante
Psychotherapie:
Besser, aber noch
nicht gut genug                                       8/2019

Versorgung, Honorar und Ausbildungsreform
sind w
     ­ ichtige Themen im Jubiläumsjahr
                                                       5
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
20   Ja hre Psychotherapeutengesetz

          E
                 ine Pressemeldung des BKK-Dachver-         Indiz dafür, dass die 20 Jahre alte Berech-
                 bandes vom 12. Juli lässt aufhorchen:      nungsgrundlage trotz mehrfacher Anpassung
                 Mit 129,4 Prozent weisen psychische        dem tatsächlichen Bedarf an Psychotherapeu-
                 Störungen die mit Abstand höchste          tensitzen nicht gerecht wird.
          Steigerungsrate bei den Arbeitsunfähigkeits-
          tagen (AU) in den Jahren von 2008 bis 2018        Vor diesem Hintergrund sorgte Anfang des
          auf. Hinzu kommt, dass die AU-Fälle, die auf      Jahres die Aussage von Bundesgesund-
          psychische Ursachen zurückzuführen sind,          heitsminister Jens Spahn, es seien tausende
          mit durchschnittlich 36,9 Tagen je Fall auch      Psychotherapeuten neu zugelassen worden,
          am längsten dauern. Der Bedarf an psycho-         so dass es inzwischen so viele Psychothera-
          therapeutischer Behandlung ist groß – volks-      peuten wie Hausärzte gebe, für energischen
          wirtschaftlich, betriebswirtschaftlich, aber      Widerspruch. „Die Aussage ‚Es gibt so viele
          vor allem aus der persönlichen Sicht der          Psychotherapeuten wie Hausärzte‘ ist falsch,
          Betroffenen. 20 Jahre nach Inkrafttreten des      selbst wenn man die Anzahl der Nervenärz-
          Psychotherapeutengesetzes ist vieles besser,      te und der Kinder- und Jugendpsychiater
          aber noch längst nicht alles gut geworden.        mitzählen würde“ entgegnete seinerzeit die
                                                            Vorsitzende der Deutschen Psychotherapeu-
          Eine aus Sicht der Patienten nachvollziehbar      ten-Vereinigung (DPtV), Barbara Lubisch.
          entscheidende Größe bei der Beurteilung           Schließlich ruderte auch Spahn zurück und
          der Qualität der psychotherapeutischen Ver-       erklärte, er habe lediglich darauf hinweisen
          sorgung ist die Länge der Wartezeit auf eine      wollen, dass die Zahl der Psychotherapeuten
          adäquate Behandlung. Aus der Innensicht           in den letzten Jahren stark zugenommen
          „des Systems“ rückt bei der Betrachtung des       habe.
          Problems die Bedarfsplanung in den Mittel-
          punkt. Als das Psychotherapeutengesetz im         Möchte man den psychotherapeutischen
          Jahr 1999 in Kraft trat, standen alle Beteilig-   Behandlungsbedarf den vorhandenen Kapa-
          ten vor der Frage, wo man nun den Nullpunkt       zitäten gegenüberstellen, muss man mehrere
          setzen sollte, um den erwarteten Bedarf an        Größen berücksichtigen, die in der berufspo-
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          psychotherapeutischer Versorgung zu bezif-        litischen Diskussion je nach Gusto sehr unter-
          fern. Aus Sicht der Krankenkassen sollten die     schiedlich interpretiert werden. Die absolute
          neu ins System aufgenommenen Leistungen,          Anzahl der Psychotherapeutensitze (PP und
          die in den Jahren zuvor im Rahmen von De-         KJP) stimmt nirgendwo mit der Anzahl der sie
          legationsleistungen oder auf der Basis von        bedienenden Psychotherapeuten („Köpfe“)
          Einzelfallentscheidungen vergütet wurden,         überein. Auch die Verteilung der Sitze spielt
          kostenneutral bleiben.                            eine Rolle.

          Das heißt, man erklärte sich bereit, die kal-
          kulatorisch ermittelte Summe x als Berech-        Mehr schwere Fälle behandeln?
 6
          nungsgrundlage heranzuziehen, um diese in
          Sitze für Psychologische Psychotherapeuten        Auch mit seiner Forderung, Psychotherapeu-
          sowie Kinder- und Jugendlichenpsychothera-        ten sollten mehr schwere Fälle behandeln,
          peuten umzurechnen. So wurde der damalige         dann stünden deutlich mehr Behandlungska-
          Ist-Wert automatisch zum Soll-Wert erklärt.       pazitäten zur Verfügung, machte sich Jens
          Die Tatsache, dass heute fast alle Psycho-        Spahn nicht viele Freunde. „Aus therapeuti-
          therapeuten lange Wartelisten haben, ist ein      scher Sicht wäre es fahrlässig und unredlich,
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
sogenannte ‚leichte Fälle‘ wieder nach Hause   Es fehlen Psychotherapeutensitze
zu schicken. Hinter jedem dieser Fälle steht
ein Mensch mit seiner persönlichen Leidens-    Untermauert wird die DPtV-Forderung durch
geschichte. Und es wäre unverantwortlich,      die Autoren des Gutachtens zur Weiterent-

                                                                                               8/2019
eine spätere Chronifizierung der Erkrankung    wicklung der Bedarfsplanung, das der Gemein-
sehenden Auges in Kauf zu nehmen, indem        same Bundesausschuss (G-BA) im September
ich den Patienten auf später vertröste. Im     2018 abgenommen hat. Demnach seien ins-
Übrigen wäre das auch aus wirtschaftlicher     gesamt – je nach Berechnungsmodell – bun-
Sicht zu kurz gesprungen, da die rechtzei-     desweit zwischen 2.000 und 3.000 neue Sitze
tige psychotherapeutische Intervention         für Psychologische Psychotherapeuten sowie
auch dazu beitragen kann, Folgekosten zu       Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
vermeiden“, erklärt Diplom-Psychologe          vonnöten. „Herausgekommen sind bundesweit
Manfred Radau, der in Münster eine eigene      776 neue Sitze, was für Westfalen-Lippe etwa
psychotherapeutische Praxis betreibt und im    80 Sitze ausmacht. Berücksichtigt man dann
                                                                                                7
westfälischen Landesvorstand der DPtV aktiv    noch, dass bisherige Job-Sharer quasi ein
ist. Nach seiner Auffassung ist der einzige    Erstzugriffsrecht haben, wenn Planungsge-
Weg, um den psychotherapeutischen Versor-      biete entsperrt werden, sinkt die Zahl echter
gungsbedarf nachhaltig decken zu können,       Neuzulassungen noch weiter. So kommen
die Schaffung zusätzlicher Niederlassungs-     letzten Endes im Ruhrgebiet höchstens 15 bis
möglichkeiten: „Wir brauchen mehr Thera-       20 neue Kolleginnen und Kollegen hinzu“, gibt
peutensitze!“                                  Radau zu bedenken.
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
Zwar sei jeder neue Sitz zu begrüßen, so der                Frage der gerechten Bezahlung der „spre-
                 Vorsitzende des Beratenden Fachausschusses                  chenden Medizin“. Laut ZI-Praxispanel 2017
                 Psychotherapie der KVWL, aber er wehre sich                 betrugen die Erlöse über alle Fachgruppen
                 dagegen, dass die Politik den Eindruck erwe-                hinweg im Schnitt 171.000 Euro pro Jahr. Die
                 cke, durch diese geringe Anzahl neuer Sitze                 Psychologischen und Kinder- und Jugendli-
                 würde sich die Situation der Patienten mit                  chenpsychotherapeuten halten hier mit einem
                 psychotherapeutischem Behandlungsbedarf                     jährlichen Praxiserlös von im Schnitt 96.000
                 dramatisch verbessern.                                      Euro die rote Laterne fest in der Hand. „Un-
                                                                             sere Honorarsituation hat sich in den vergan-
                                                                             genen Jahren verbessert – das will ich gar
                 Honorar: Besonderheiten der psycho­                         nicht verschweigen“, sagt Manfred Radau.
                 therapeutischen Arbeit berücksichtigen                      „Allerdings müssen wir für jeden zusätzlichen
                                                                             Euro hart kämpfen und erreichen eine Ver-
                 Grundsätzlich sei es wichtig, betont Manfred                besserung der Vergütung viel zu oft erst nach
                 Radau, dass die Politik die Besonderheiten                  langwierigen Gerichtsprozessen. Dieser Kreis-
                 der psychotherapeutischen Arbeit anerkenne                  lauf aus Honorarbescheiden, Widersprüchen
                 und berücksichtige, das gelte auch für die                  und höchstrichterlichen Urteilen müsste nicht

Entwicklung der Altersstruktur 1999 bis 2019
Die angegebenen Werte stellen alle niedergelassenen
­Psychotherapeuten in Westfalen-Lippe dar, und zwar
­unabhängig vom Umfang ihres Versorgungsauftrages.                                                      446

                                                                                              374
                                                                                                                  354

       263         264

218
                                                                                    195
                                                                                                                            159
                              149
                                        64                                   58
                                                                                                                                      38
                                                  19
                                                             2        2                                                                         4
< 40

       40 < 45

                    45 < 50

                              50 < 55

                                        55 < 60

                                                  60 < 65

                                                            65 < 70

                                                                      70 >

                                                                             < 40

                                                                                    40 < 45

                                                                                              45 < 50

                                                                                                        50 < 55

                                                                                                                  55 < 60

                                                                                                                            60 < 65

                                                                                                                                      65 < 70

                                                                                                                                                70 >

   1999            gesamt 981                                                  2009           gesamt 1.628
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
sein, zumal er auf allen Seiten unnötige Res-                                                Aus therapeuti-
sourcen verbraucht. Wir sind selbstbewusst
genug, um gleiches Geld für gleiche Leistung
                                                                                             scher Sicht wäre
zu fordern! Zwischen 95 und 100 Prozent                                                      es fahrlässig
der psychotherapeutischen Leistungen sind
                                                                                             und unredlich,
zeit- und personengebunden – da ist nichts
mehr komprimierbar, da gibt es keine Luft im                                                 sogenannte
System!“                                                                                     „leichte Fälle“
                                                                           wieder nach Hause zu schicken.
Zustimmung zur Reform der Psycho­                                          Hinter jedem dieser Fälle steht
therapie-Ausbildung
                                                                           ein Mensch mit seiner persönli-
Besonders dramatisch sei die finanzielle Si-                               chen Leidensgeschichte. Und
tuation bei den Psychotherapeuten in Ausbil-
dung (PiA). Ähnlich wie bei den ärztlichen Kol-
                                                                           es wäre unverantwortlich, eine
legen schließe sich auch hier postgradual eine                             spätere Chronifizierung der
                                                                           ­Erkrankung sehenden Auges in
                                                                            Kauf zu ­nehmen, indem ich den
                                                                            Patienten auf später vertröste.
                                                                            Im Ü­ brigen wäre das auch aus
                                                                            ­wirtschaftlicher Sicht zu kurz
                                      518                                    gesprungen, da die rechtzeitige
 475                                            481                          psychotherapeutische Inter­
                                                                             vention auch dazu beitragen
                            391                                              kann, Folgekosten zu vermeiden.
                                                                           Diplom-Psychologe Manfred Radau

        263                                               266                                                   8/2019
                  230

                                                                    106

                                                                                                                 9
 < 40

        40 < 45

                  45 < 50

                            50 < 55

                                      55 < 60

                                                60 < 65

                                                          65 < 70

                                                                    70 >

    2019          gesamt 2.730
Ambulante Psychotherapie: Besser, aber noch nicht gut genug - Nr. 8 / 2019
Entwicklung Verhältnis              und                                                            1989
         Die angegebenen Werte beinhalten sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitstellen (= Anzahl).

                                                                                     1046

                                       741
                      582                                        616

         365

         37 %        36 %            27 %                       63 %                 64 %                   73 %
         1999         2009            2019                       1999                2009                    2019

          Anzahl Männer                                        Anzahl Frauen

                    drei- bis fünfjährige Qualifizierungszeit an das         würde unter anderem die Situation der PiAs
                    Uni-Studium an. Allerdings sei für diese Zeit –          nachhaltig verbessern, weil sie bereits nach
                    anders als bei den Assistenzärzten – keinerlei           dem Uni-Abschluss eine vorläufige Approbati-
                    Vergütung vorgesehen. Manfred Radau: „Er-                on bekommen können, mit der sie dann auch
                    schwerend kommt hinzu, dass sich aus einer               einen Anspruch auf eine Honorierung ihrer
                    Ausbildungsstruktur kein Vergütungsanspruch              Arbeit während der anschließenden Weiterbil-
                    ableiten lässt, das heißt, dass die PiAs nicht           dung haben (s. auch Interview S. 12).
8/2019

                    nur ihren Lebensunterhalt bestreiten, sondern
                    auch noch die Gebühren für die Ausbildungs-
                    institute aufbringen mussten. Ich übertreibe             Fazit
                    nicht, wenn ich sage, dass viele Psychothe-
                    rapeuten in Ausbildung in finanziell prekären            Zwar gibt es noch einigen Diskussionsbe-
                    Verhältnissen leben.“                                    darf, aufgrund dessen das Ausbildungsre-
                                                                             formgesetz nicht mehr vor der parlamenta-
                    Große Hoffnungen setzen dabei sowohl die                 rischen Sommerpause verabschiedet werden
                    bereits approbierten Psychotherapeuten als               konnte, aber die grundsätzliche Ausrichtung
                    auch jene, die den Beruf anstreben, in das               trifft seitens der DPtV auf Zustimmung. „In
10
                    Psychotherapeutenausbildungsreformge-                    einigen Belangen wird das neue Gesetz Un-
                    setz (PsychThGAusbRefG), das im Herbst                   genauigkeiten bzw. Ungerechtigkeiten des
                    verabschiedet werden soll. Demnach wird es               20 Jahre alten Psychotherapiegesetzes aus-
                    zukünftig einen grundständigen Hochschulstu-             gleichen können. Rückblickend kann man
                    diengang Psychotherapie geben, an den sich je            feststellen, dass wir in den letzten Jahren
                    nach inhaltlicher Ausrichtung eine Weiterbil-            einige Verbesserungen für die ambulante
                    dungszeit in freien Instituten anschließt. Das           Psychotherapie erreicht haben. Unser gro-
Anzahl niedergelassene               2411
   Psychotherapeuten
                                                                   MVZ
   (volle und halbe Sitze) je Jahr

                                                                                         3       13
                                 1605
                                                                                        2009 2019

                          1057

        Einzelpraxis/                                BAG
        Praxisgemein-
        schaft

                                                                           71   106
                                                                     4

                          1999 2009 2019                            1999 2009 2019

   ßer Wunsch für die Zukunft ist, dass wir     KV-Vorstandsmitglied mit psychotherapeuti-
   noch mehr psychotherapeutischen Sachver-     schem Hintergrund wäre da sicher nicht
   stand in die entscheidenden Gremien des      von Nachteil“, lautet das Fazit von Manfred
   Gesundheitswesens bekommen. Auch ein        ­Radau. -ms

                                                               PraxisNachrichten als E-M
                                                                                         ail:
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20   Ja hre Psychotherapeutengesetz

              „Ich finde es sehr wichtig, dass sich die
                ­Situation für uns PiAs verbessert und
                 wir angemessen für unsere Arbeit
               ­honoriert werden“

                                               Ann-Kathrin Kreienborg ist Psychotherapeutin in Aus-
                                               bildung (PiA) und arbeitet in diesem Rahmen derzeit
                                               in der psychotherapeutischen Lehrpraxis von Manfred
                                               Radau in Münster – sie kennt also die Vor- und Nachtei-
                                               le dieses Ausbildungsmodells aus eigener Erfahrung.
                                               Der Redaktion von KVWL kompakt stand Ann-Kathrin
                                               Kreienborg im Interview Rede und Antwort.

                Wie beurteilen Sie die bisherigen Abschnitte Ihrer postgraduellen Ausbildung zur
                ­Kinder- und Jugendlichenpsycho­therapeutin? Was lief gut, wo hakte es?
                Insgesamt hat mir die Ausbildung bisher gut         Den zweiten Teil der Ausbildung finde ich im
                gefallen und ich hatte sicherlich an vielen Stel-   Vergleich deutlich angenehmer. Die Behand-
8/2019

                len Glück, dass das meiste bisher gut gelaufen      lung der eigenen Patientinnen und Patienten
                ist. Schwierig gestaltet hat sich die Suche nach    unter Supervision ermöglicht mehr Flexibilität.
                einem Klinikplatz, der Voraussetzung für den        Parallel zu arbeiten ist somit deutlich einfa-
                Beginn der Ausbildung war. In und um Münster        cher, auch wenn dies leider bedeutet, dass die
                herum gibt es kaum Klinikplätze, sodass ich,        Regelzeit der Ausbildung nicht eingehalten
                wie viele andere Ausbildungskolleginnen und –       werden kann. Des Weiteren nehme ich bei mir
                kollegen auch, einen langen Fahrtweg auf mich       einen höheren Lernzuwachs wahr, weil ich
                nehmen musste. Zudem wurde die Arbeit in            mein theoretisches Wissen anwenden kann.
                der Klinik kaum vergütet, sodass ich während        Als sehr hilfreich habe ich die Unterstützung
                der gesamten Ausbildung immer nebenbei              durch mehrere Supervisoren und die beglei-
12
                gearbeitet habe. Auch mit Nebenjob waren die        tende Selbsterfahrung erlebt, ebenso wie die
                Ausbildungsgebühren und der Lebensunter-            meisten Seminare, die an unserem Institut
                halt in dieser Zeit für mich finanziell nur durch   von sehr unterschiedlichen Dozenten gehalten
                die Unterstützung meiner Eltern zu stemmen.         werden.
Wollen Sie zukünftig eher im ambulanten
oder im stationären Bereich arbeiten und
warum?
                   Insgesamt bevorzuge ich
                   eher die stationäre Arbeit.
                   Die sehr enge interdiszipli-
                   näre Arbeit und der direkte
                   Austausch mit den Kolle-
ginnen und Kollegen gefallen mir sehr gut und     Können Sie sich vorstellen, sich zukünf-
kommen meinem Wunsch nach Teamarbeit              tig auch berufspolitisch zu engagieren
eher entgegen. Die Arbeit ist außerdem sehr       (oder tun Sie es möglicherweise jetzt
abwechslungsreich. Auch kann ich in der Kli-
                                                  schon)?
nik Störungsbilder kennenlernen, die im am-
bulanten Setting oft nicht behandelt werden                          Ich verfolge die PiA-
können. Durch die Ausbildung in der Praxis                           Protest-Bewegung und
habe ich jedoch auch die Flexibilität und die                        nehme, wenn möglich,
längere Begleitung von Patientinnen und                              an den entsprechenden
Patienten schätzen gelernt und möchte eine                           Aktionen teil. Ich finde es
Arbeit im ambulanten Setting deshalb zumin-       sehr wichtig, dass sich die Situation für uns
dest langfristig auch nicht ganz ausschließen.    Psychotherapeuten in Ausbildung verbes-
                                                  sert und wir angemessen für unsere Arbeit
                                                  honoriert werden. Glücklicherweise zeigen
Seit das Psychotherapeutengesetz vor              die gestellten Forderungen eine Wirkung und
20 Jahren in Kraft getreten ist, sind Ihre        eine Reform der Ausbildung ist geplant. Dass
niedergelassenen approbierten Kollegin-           solche Veränderungen möglich sind, motiviert
                                                  mich schon, auch in Zukunft berufspolitisch
nen und Kollegen Mitglied in der jeweils
                                                                                                   8/2019
                                                  interessiert und engagiert zu sein.
zuständigen Kassenärztlichen Vereini-
gung (KV). Wann haben Sie zum ersten
Mal von der KV gehört bzw. wie sah Ihr            Bitte vervollständigen Sie den folgenden
erster Kontakt aus?                               Satz: „In Zukunft wird die Psychothera-
                                                  pie…“
                  Die KV und ihre Aufgaben
                  habe ich im Rahmen eines                         …eine Fachrichtung sein,
                  Ausbildungsseminars erst-                        die auf Basis einer qualita-
                  mals genauer kennen ge-                          tiv hochwertigen und ange-
                                                                                                    13
                  lernt. Auch in Gesprächen                        messen vergüteten Ausbil-
mit approbierten Kollegen kam die KV immer                         dung gleichberechtigt mit
wieder zur Sprache. Einen direkten Kontakt        anderen Fachrichtungen einen festen Platz im
gab es bisher noch nicht.                         KV-System hat.“
20   Ja hre Psychotherapeutengesetz

           Netzwerke – Zukunft der
          ­psychotherapeutischen
          ­Versorgung?
          Die Perspektive des PsychotherapeutInnen-Netzwerks
          Münster und Münsterland e. V.

          Von Dipl.-Psych. Judith Schild, Psychologi-     plätzen bei unseren Mitgliedern erfolgt.
          sche Psychotherapeutin und Mitglied der         Wichtig ist uns auch die Information von
          KVWL-Vertreterversammlung aus Münster           Bürger*innen über Psychotherapie sowie
                                                          über unsere Berufsbilder. Wir möchten als

          D
                                                          psychotherapeutisch Tätige stärker in der
                  as Thema „Netzwerken“ hat die KVWL      Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Dazu
                  schon lange als bedeutsam erkannt       haben wir die Vortragsreihe „Miteinander
                  und entsprechend die Entwicklung        ins Gespräch kommen“ zu verschiedenen
                  von Praxisnetzen schon früh geför-      psychotherapeutischen Fragestellungen ins
          dert. Gleichwohl ist das PsychotherapeutIn-     Leben gerufen. Auch über unsere Internet-
          nen-Netzwerk Münster und Münsterland e.V.       seite www.ptn-muenster.de, die sich gerade
8/2019

          kein im Sinne der Richtlinien der KVWL aner-    in Überarbeitung befindet, bieten wir Infor-
          kanntes Praxisnetz, sondern vielmehr ein seit   mationen und erweiterte Suchmöglichkeiten,
          über zehn Jahren bestehender Zusammen-          zum Beispiel im Hinblick auf Behandlungs-
          schluss von niedergelassenen ärztlichen und     schwerpunkte oder Sprachkenntnisse unserer
          psychologischen sowie Kinder- und Jugendli-     Mitglieder.
          chen-Psychotherapeut*innen mit inzwischen
          mehr als 500 Mitgliedern aus Münster und        Außerdem bauen wir Kommunikations- und
          den Kreisen Coesfeld, Steinfurt, Warendorf      Kooperationsstrukturen mit allen an der
          und Borken.                                     Patient*innenversorgung Beteiligten in Müns-
                                                          ter und im Münsterland aus. Unsere Mitglie-
14
          Hauptanliegen unseres Vereins ist die Ver-      der schätzen insbesondere die Möglichkeit,
          besserung der psychotherapeutischen Ver-        sich im Rahmen einer internen Mailingliste
          sorgung der Bevölkerung in Münster und im       auszutauschen. Darüber hinaus gibt es ein
          Münsterland. Hierzu haben wir eine Thera-       jährliches Treffen mit Vertreter*innen der
          pieplatzvermittlung aufgebaut, bei der sich     psychotherapeutischen Kliniken zur Verbes-
          Therapieplatzsuchende telefonisch melden        serung der Schnittstelle stationäre und am-
          können und eine Abfrage von freien Therapie-    bulante psychotherapeutische Versorgung.
Wir sind beteiligt an zahlreichen instituti-
onsübergreifenden Initiativen und Arbeits-
kreisen. Alle zwei Jahre organisieren wir die
Münsteraner Psychotherapietage, ein bewusst
lokales Fortbildungsangebot mit prakti-
scher Werkstattarbeit „von Kolleg*innen für
Kolleg*Innen“.

Die Mitglieder entrichten einen Mitgliedsbei-
trag. Der Vorstand erfüllt seine Aufgaben
ehrenamtlich und wird unterstützt durch drei

                                                                                              8/2019
450-Euro-Kräfte und eine Halbtagskraft, die
unser Büro im Gesundheitshaus der Stadt
Münster betreiben.
                                                entschieden (die im Übrigen eine Größe von
Über die Zeit haben sich vielfältige Mög-       maximal 100 beteiligten Praxen nicht über-
lichkeiten entwickelt, wo wir uns als           schreiten sollen).
Psychotherapeut*innen einbringen können
und als Netzwerk wahrgenommen werden.           Aus unserer Sicht sind Netzwerke also zwei-
Wir haben eine gute Vernetzung untereinan-      felsohne ein wesentlicher Aspekt einer zu-
der und im psychosozialen Feld aufgebaut.       kunftsfähigen psychotherapeutischen Ver-
                                                                                               15
Unsere Mitglieder profitieren vom gegensei-     sorgung. Nichtsdestotrotz sind weitere
tigen Austausch und „kurzen Wegen“ inner-       Aspekte zu berücksichtigen - allem voran
halb einer lockeren informellen Kooperation.    eine angemessene Bedarfsplanung sowie
Das ist es, worum es uns in der Mehrzahl        innovative Modelle einer sektorenübergrei-
geht. Bislang haben sich unsere Mitglieder      fenden Versorgung, insbesondere für
gegen einen formellen Zusammenschluss           Patient*innen mit einem komplexen Versor-
in Form eines anerkannten Praxisnetzes          gungsbedarf.
Impfen: Prävention bleibt immer aktuell
         Termine der KVWL-Veranstaltungen zum Thema stehen fest

         D
                 as Impfen bleibt als eine der
                 wichtigsten und sichersten
                 Maßnahmen zur Prävention
                 verschiedener Infektions-
         krankheiten in der Diskussion: Wäh-
         rend Bundesgesundheitsminister
         Jens Spahn eine Impfpflicht für
         Schüler sowie Menschen in bestimm-
         ten Gemeinschaftseinrichtungen
         auf den Weg gebracht hat, wirbt
         NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef
         Laumann mit einem Aktionsplan
         ganz allgemein dafür, den Impfstatus
         zu überprüfen und gegebenenfalls
         aufzufrischen.

         KVWL informiert zum Thema
         Impfen

         Auch die Kassenärztliche Vereini-
         gung Westfalen-Lippe engagiert
         sich konsequent dafür, die Impfquo-
         ten weiter zu steigern. Traditionell
         lädt sie jedes Jahr im Herbst Ärzte
8/2019

         und Praxisteams zu Infoveranstal-
         tungen ein, um über neue Entwick-
         lungen im Bereich Impfen sowie
         die Organisation und Abrechnung
         von Impfleistungen in der Praxis zu
         informieren. Zudem werden gesund-
         heitspolitische Themen, wie zum
         Beispiel der Vorschlag, Impfungen
         zukünftig auch von Apothekern
         durchführen zu lassen, diskutiert.
16

         Die Termine für die neuen KVWL-
         Informationsveranstaltungen zum
         Thema Impfen finden Sie auf der
         nebenstehenden Seite 17. -ms
Fax: 0231 / 94 32 31 24 oder per E-Mail: service-center@kvwl.de

      Impfveranstaltungen in Westfalen-Lippe                                                              zertifi
                                                                                                                 zie
                                                                                                         zwei P rt mit
                                                                                                                 unkten
      — ein Termin — zwei Veranstaltungen
      In der einen Veranstaltung werden wir Sie — die ärztlichen Kollegen und Kolleginnen — über weitgehend medizinische Änderun-
      gen zum Thema Impfen informieren. In der zweiten Veranstaltung am selben Veranstaltungsort informieren wir Ihre Mitarbeiter
      und Mitarbeiterinnen zielgerichtet über Änderungen und Neuerungen rund ums Impfen.

      Verbindliche Anmeldung

      Ich/wir nehme/n am folgenden Termin teil:

            KVWL, Ärztehaus Dortmund                                     Donnerstag        19. September 2019                  19.30 — 21.30 Uhr
            Robert-Schimrigk-Straße 4-6, 44141 Dortmund

          s Hotel Welcome                                                Dienstag          24. September 2019                  19.30 — 21.30 Uhr
            Fürstenweg 13, 33102 Paderborn

            KVWL, Ärztehaus Münster                                      Donnerstag        26. September 2019                  19.30 — 21.30 Uhr
            Gartenstraße 210-214, 48147 Münster

            Ravensberger Spinnerei                                       Dienstag          1. Oktober 2019                     19.30 — 21.30 Uhr
            Ravensberger Park 6, 33607 Bielefeld
            (Parkhaus Hermann-Delius-Straße)

            Stadthalle Vennehof                                          Dienstag          8. Oktober 2019                     19.30 — 21.30 Uhr
            Am Vennehof 1, 46325 Borken
            (Parkplatz Am Boltenhof)

            KVWL, Ärztehaus Dortmund                                     Donnerstag        10. Oktober 2019                    19.30 — 21.30 Uhr
            Robert-Schimrigk-Straße 4-6, 44141 Dortmund

            Kongresszentrum Siegerlandhalle                              Donnerstag        7. November 2019                    19.30 — 21.30 Uhr
            Koblenzer Str. 151, 57072 Siegen

            KVWL, Ärztehaus Dortmund                                     Donnerstag        14. November 2019                   19.30 — 21.30 Uhr
            Robert-Schimrigk-Straße 4-6, 44141 Dortmund

                                             Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.kvwl.de/impfen.
            Informationen zum Schutz Ihrer persönlichen Daten finden Sie auf der Homepage der KVWL unter https://www.kvwl.de/datenschutz/

                                                                                                                                                              8/2019

                                                                                        Haben Sie Fragen zu diesem Thema?
BSNR
Arztname(n) (bitte alle teilnehmenden Ärzte angeben)                                    Wenn ja, formulieren Sie diese bitte hier vorab. Wir werden während
                                                                                        der Veranstaltung darauf eingehen.

                                                                                                                                                               17

Ort

Straße, Hausnummer
                                                             Anzahl
Telefon

FAX Nr.                                                   Ärzte   MFAs                  Unterschrift und Praxisstempel

E-Mail                                                                                  Achtung: Es werden keine Anmeldebestätigungen versendet.
Der Vorsorg
                     e-
           Checker
          Wichtige In
          für Ihre Pati
                       formatione
                                  n
                        enten in de
          praktischen               r
                        Übersicht

            Patientenflyer
           „Der Vorsorge-Checker“ aktualisiert
8/2019

                                    M
                                                  it dem Flyer „Der Vorsorge-   zur Impfung gegen Herpes zoster
                                                  Checker“ können Ärzte         ergänzt.
                                                  ihre Patienten gezielt über
                                                  Früherkennungsuntersu-
                                        chungen für Erwachsene und emp-         Alle Früherkennungsunter­
                                        fohlene Impfungen informieren. Die      suchungen auf einen Blick
                                        Publikation wurde jetzt aktualisiert
                                        (s. rechte Seite).                      Der Patientenflyer informiert
18
                                                                                übersichtlich über sämtliche Früh-
                                        Die Kassenärztliche Bundesverei-        erkennungsuntersuchungen der
                                        nigung (KBV) hat den Flyer für das      gesetzlichen Krankenversicherung
                                        Wartezimmer sowie die zugehörige        und die von der Ständigen Impf-
                                        Kopiervorlage um die Informationen      kommission empfohlenen Impfun-
                                        zur neu gestalteten Gesundheits-        gen: Kurz und knapp werden die
                                        untersuchung, zum kürzlich gestar-      Angebote für die jeweilige Alters-
                                        teten Darmkrebs-Screening und           gruppe dargestellt.
Der Flyer „Der Vorsorge-Checker“
            kann kostenlos in gewünschter
            Menge über die KVWL bezogen
            werden.

            Und zwar bequem im Internet
            unter www.kvwl.de/bestellservice.

            Für Nachfragen erreichen Sie den
            Formularversand der KVWL unter der
            E-Mail formular-versand@kvwl.de

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  wie
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Tel.:
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                                                                  Gemeinsame Präventions­
eren                                                              initiative
ens-                           INFORMATION FÜR UNSERE PATIENTEN
 and                                                              „Der Vorsorge-Checker“ ist Teil der
  ge-                                                             Präventionskampagne, die die KBV
era-                                                              gemeinsam mit den Kassenärztli-
                                                                  chen Vereinigungen im Jahr 2010
                                                                  gestartet hat. Ziel ist es, die Be-
             DER VORSORGE-CHECKER                                 völkerung für die Prävention und
                                                                  Früherkennung von Krankheiten
             IHR PERSÖNLICHES                                     zu sensibilisieren und die Teilnah-

             PRÄVENTIONSPROGRAMM                                  meraten an Untersuchungen zu
                                                                  erhöhen.

                                                                  Zahlreiche weitere Informationen
                                                                  zu den Themen Vorsorge und Früh-
                                                                  erkennung, u. a. eine Muster-Einver-
                                                                  ständniserklärung für Ihre Patien-
        Zudem enthält der Flyer einen per-                        ten zur Erinnerung an Vorsorge-
        sönlichen Präventions-Fahrplan,                           untersuchungen und Impfungen,
        in den Praxen die Termine für die                         finden Sie im Internet unter
        nächste Untersuchung oder Imp-                            www.kvwl.de in den Rubriken
        fung eintragen können.                                    Bürger/Patienteninformationen.
„Wir sollten die individuelle
 Arzt-Patienten-Beziehung
 unbedingt bewahren!“
 Interview mit Dr. med. (I) Klaus Reinhardt, Präsident
 der Bundesärztekammer

 D
         ass der 122. Deutsche Ärztetag in      In Westfalen-Lippe ist er bestens bekannt und
         Münster Dr. med. (I) Klaus Reinhardt   vernetzt. Seinen Patienten durch die hausärztli-
         zum Präsidenten der Bundesärzte-       che Praxis in Bielefeld, die er von seinen Eltern
         kammer (BÄK) gewählt hat, ist in       übernommen und auch neben seinen zahlrei-
 mehrerer Hinsicht bemerkenswert. Zum           chen berufspolitischen Verpflichtungen immer
 einen hat er es geschafft, nach 40 Jahren      weitergeführt hat und seinen Kolleginnen und
 die Phalanx der Fachärzte auf dem Chefses-     Kollegen aus seinen Engagements zum Beispiel
 sel der BÄK zu überwinden. Und zum ande-       im Hartmannbund (Bundesvorsitzender seit
 ren ist sein Start in den Arztberuf vor fast   2011) oder als Vizepräsident der Ärztekammer
 40 Jahren nach wie vor symptomatisch für       Westfalen-Lippe (seit 2005). Damit ist die Liste
 die Situation einiger Medizinstudenten: Weil   seiner Ehrenämter allerdings noch nicht abge-
 seine Abiturnote für den Numerus Clausus       schlossen und eines der dauerhaftesten füllt er
 im Fach Medizin nicht ausreichte, schrieb er   für die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-
 sich in Bonn zunächst für Philosophie und      Lippe aus, wo er seit über 20 Jahren Mitglied
 Jura ein, bevor er – des ungewissen Wartens    der Vertreterversammlung ist und zusätzlich
 überdrüssig – sein Medizinstudium erfolg-      dem Ausschuss für Fragen der Honorarver-
 reich an der Uni im italienischen Padua        teilung vorsitzt. Im Interview mit der KVWL
 absolvierte. Seitdem begleitet ihn das ein-    kompakt-Redaktion skizziert Dr. med. (I) Klaus
 geklammerte große „I“ zwischen Doktortitel     Reinhardt einige Eckpunkte seiner Arbeit als
 und Namen.                                     Präsident der Bundesärztekammer.
11
Nach mehr als vier Jahrzehnten beklei-
det wieder ein Hausarzt das höchste Amt
der Bundesärztekammer. Wie wichtig ist
Ihnen dieser Umstand?

Auch ein Hausarzt muss als Präsident der
Bundesärztekammer natürlich die Anliegen
aller Ärzte vertreten, insofern unterscheidet
sich meine Präsidentschaft nicht von der
meiner Vorgänger. Ein anderer Punkt ist mir
jedoch sehr wichtig: Ich bringe als jemand,
der neben seinem berufspolitischen Enga-
gement immer auch Patienten behandelt
hat – und das mittlerweile seit 25 Jahren in
eigener Praxis – zahlreiche Erfahrungen und
Erlebnisse mit in dieses Amt. Ich glaube, dass
es gerade in Zeiten, in denen die Bereitschaft
junger Menschen nachlässt, sich in eigener
wirtschaftlicher Verantwortung niederzulas-
sen, ganz gut und vernünftig ist, wenn an der
Spitze der deutschen Ärzteschaft jemand
steht, der die Auswirkungen der Gesundheits-
politik unmittelbar erlebt.

Zudem hat meine jahrzehntelange Erfahrung
mit den Patientinnen und Patienten in ihrem
häuslichen Umfeld mein Bild von einer em-
pathischen, patientennahen Medizin geprägt,
das mich sicherlich auch in meiner Zeit als
Präsident der Bundesärztekammer begleiten
wird.
2
2
Erneuerung, Kontinuität, Innovation?
                                                  3
                                                  3
                                                  Sie sprechen von berufspolitischen Inhal-
Wofür steht das neue BÄK-Präsidium?               ten, die gesamtärztlich vertretbar sein
                                                  sollen. Welche Inhalte können das kon-
                                                  kret sein?
Das neue BÄK-Präsidium steht im Wesent-
lichen für das Ziel – und das können wir als
Ärzteschaft nur gemeinsam, also mit Unter-        Mir geht es besonders darum, dass wir uns
stützung der Landesärztekammern, der KVen,        auch zukünftig als freier Beruf bewähren und
der Berufsverbände und anderen Organisa-          die damit einhergehenden Werte verteidigen.
tionen erreichen -, dass wir uns im Rahmen        Darunter ist in meinen Augen zuallererst die
einer konzertierten Aktion mal grundsätzlich      ärztliche Therapiefreiheit zu verstehen, die
mit den Rahmenbedingungen unseres ärzt-           sich ausschließlich an den Bedürfnissen des
lichen Handelns auseinandersetzen. Denn           Patienten und dem aus ärztlicher Sicht not-
man kann feststellen, dass wir sowohl in der      wendigen Handeln orientieren sollte. Erst in
Klinik als auch in der Vertragsarztpraxis ein     einem zweiten Schritt sollten wir uns mit den
unglaubliches Maß an Arbeitsverdichtung           ökonomischen und anderen Rahmenbedin-
beobachten können.                                gungen arrangieren müssen.
                                                  Wenn wir uns ansehen, was in den vergange-
Gleichzeitig haben wir ein ausgeprägtes Maß       nen Jahren und Jahrzehnten geschehen ist,
von Kontrollmechanismen, die nach meiner          dann sehen wir, dass der ärztliche Beruf mehr
Einschätzung trotz zahlreicher Bemühungen         und mehr zu einem technisch-apparativen
der Ärzteschaft eher noch zugenommen              und dadurch zu einem ausführenden Beruf
haben. Als Beispiel nenne ich die intensiven      geworden ist. Aus politischer Sicht ist es zu-
Bemühungen der KVWL, das ärztliche For-           nehmend egal, welcher Arzt wo sitzt. Haupt-
mularwesen zu vereinfachen und Bürokratie         sache, es ist überhaupt einer da. Dieser Logik
abzubauen. Leider muss man feststellen,           folgt zum Beispiel auch die Terminservice-
dass sich im ärztlichen Alltag nicht allzu viel   stelle. Hier bekommen Sie als Patient einen
verbessert hat. Der administrative Aufwand,       Termin bei einem Arzt, dem Sie zuvor nie
den wir betreiben müssen, ist nach wie vor        begegnet sind und den Sie gar nicht kennen.
erheblich. Wenn ich beispielsweise als Arzt       Es besteht also keine persönliche Beziehung
bei jedem Hilfsmittel, das etwas aufwendiger      zwischen Arzt und Patient. Das ist im Falle
ist, einen Fragebogen der Krankenkasse aus-       der Notfallversorgung sicherlich nicht anders
füllen und damit die Verordnung begründen         zu organisieren und auch nicht zu erwarten.
soll, anstatt dass meinem ärztlichen Sachver-     Im Falle einer chronischen Erkrankung, oder
stand vertraut wird, so geschehen viele Dinge,    von Beschwerden, die mit dem psychosozialen
deren Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit aus        Hintergrund des Patienten zu tun haben oder
meiner Sicht in Frage gestellt werden muss.       eben auch psychischen Erkrankungen, spielt
Das sind für mich zwei Aspekte, mit denen         die individuelle Arzt-Patienten-Beziehung in
wir uns dringend beschäftigen müssen, damit       Deutschland traditionell eine wichtige Rolle.
wir wieder ausreichend Zeit für die Patienten-    Ich finde zu Recht und plädiere dafür, diese
versorgung bekommen und uns in Klinik und         besondere Beziehung zwischen Arzt und Pati-
Praxis mit dem ausreichenden Maß an Sorg-         ent unbedingt zu bewahren.
falt und Zuwendung mit unseren Patientinnen       Diese Beziehung ist mir persönlich sehr
und Patienten befassen können.                    wichtig, ich glaube aber auch, dass dieser
                                                  Anspruch an das Arzt-Sein uns alle eint –
                                                  ­unabhängig davon, wo wir tätig sind.
4
4
Die politischen und ökonomischen Rah-
                                                 5
                                                 5
                                                 Die verbindenden Elemente der Ärzte-
menbedingungen bedürfen Ihrer Ansicht            schaft sind für Sie von besonderer
nach einer Anpassung. Wie genau sollten          ­Bedeutung – gerade jetzt, wo sich das
diese Anpassungen aussehen?                       Gesundheitssystem grundlegend ver­
                                                  ändert. Was verbindet denn die Ärzte
Im Hinblick auf die ökonomischen Rahmenbe-        fach- und sektorenübergreifend?
dingungen müssen wir wieder dahin kommen,
dass unser Honorar sich an dem Aufwand           Abgesehen von der unbedingt schützenswer-
bemisst, den die Behandlung eines Kranken        ten Arzt-Patienten-Beziehung und natürlich
erfordert und nicht so sehr an einer Kontroll-   unserem ärztlichen Berufsethos sind es meiner
medizin, bei der ich einen Patienten wieder      Meinung nach vor allem die vor uns stehenden
einbestelle, obwohl er von der Medikation her    Herausforderungen, die uns Ärzte fach- und sek-
gut eingestellt ist und subjektiv auch keine     torenübergreifend einen sollten. Wir reden über
Beschwerden hat. Wir haben im Kranken-           diese Dinge teilweise schon sehr lange und erle-
haus das DRG-System und auch die nieder-         ben gerade, dass Herausforderungen real wer-
gelassenen Ärzte erhalten eine relativ fixe,     den. Damit meine ich zum Beispiel die ärztliche
quartalsgebundene Summe. Die brauchen sie        Demografie. Hier darf ich mal als Beispiel meine
selbstverständlich, wenn sie ihre Praxen mit     eigene Biografie anführen. Ich bin jetzt 59 Jahre
laufenden Kosten und Investitionen in ver-       alt. Wenn ich in einigen Jahren in den Ruhestand
nünftiger Weise führen möchten.                  gehe, tun das zeitgleich viele Kolleginnen und
Mir geht es jedoch darum, einmal zu überle-      Kollegen meiner Generation. Leider kommen
gen, ob das medizinische Erfordernis nicht       nicht annähernd so viele jüngere Kolleginnen
auch anders gelöst werden kann. Nehmen wir       und Kollegen nach, wie wir sie bräuchten.
das Beispiel eines Hochdruckpatienten: Er ist    Gleichzeitig haben wir eine älter werdende
– abgesehen von der Hypertonie – gesund, er      Bevölkerung mit entsprechendem Behand-
nimmt seine Medikamente regelmäßig, ist gut      lungsbedarf. Und wie der zukünftig bewältigt
eingestellt und befolgt auch meine ärztlichen    werden kann, dazu gibt es noch keine schlüs-
Anweisungen. Den muss ich nicht notwendi-        sige Antwort. Das heißt, wir bekommen eine
gerweise in jedem Quartal sehen. In diesen       völlig andere Versorgungssituation, die uns
Fällen könnten gegebenenfalls die Kontroll-      meiner Meinung nach unter anderem dazu

                                                                                                     8/2019
intervalle verlängert werden, wenn wir dafür     führen muss, dass wir uns intensiv mit der
mehr Zeit für Patienten gewinnen, die einen      Zusammenarbeit mit nicht-ärztlichen Gesund-
kurzfristigen Behandlungsbedarf haben. Die       heitsberufen beschäftigen sollten. Dabei geht
Herausforderung besteht darin, das alles so      es nicht darum, den Arzt zu ersetzen, sondern
zu organisieren, dass es für die Ärzte einkom-   Angehörige anderer Berufe soweit zu qualifi-
mensneutral bleibt.                              zieren, dass sie uns in größerem Umfang ent-
                                                 lastend zur Seite stehen können.

                                                 Ein anderer Aspekt ist der Einsatz von digita-
                                                 len Techniken, Algorithmen und Künstlicher
                                                                                                      23
                                                 Intelligenz. Hier finde ich es wichtig, dass wir
                                                 uns als Ärzte nicht angstgetrieben sondern
                                                 phantasievoll-gestaltend mit den technischen
                                                 Möglichkeiten auseinandersetzen. Dazu soll-
                                                 ten wir den Dialog mit jenen Menschen führen
                                                 und aufrechterhalten, die tief im Thema ste-
                                                 cken und unsere ärztlichen Ansprüche und
                                                 Erfordernisse selbstbewusst vertreten. -ms
PORT-Zentren:
         Ein sicherer Hafen für die Patienten?
         Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung
         (PORT) sind ein Thema beim KVWL-Jahreskongress 2019

         W
                   ie bekommt jeder Patient      Neues Konzept der Robert-
                   möglichst zeitnah und         Bosch-Stiftung
                   ohne Umwege die Versor-
                   gung, die er benötigt? Das    Den wohl umfangreichsten Gegen-
         ist die Kernfrage jedes Gesundheits-    entwurf zur derzeitigen sektoralen
         systems und sie zielt übergeordnet      Versorgung liefert Katharina Kap-
         darauf ab, wie Über-, Unter- und        pelhoff, Geschäftsführerin des Ge-
         Fehlversorgung vermieden werden         sundheitsnetzwerks PORT Willingen
         können. Dabei wird das deutsche         Diemelsee e. V. Das PORT-Konzept
         System von den Patienten oft als        der Robert-Bosch-Stiftung trägt die
         besonders kompliziert im Aufbau         angestrebte Patientenorientierung
         und wenig durchlässig zwischen den      schon im Namen: Patientenori-
         Sektoren wahrgenommen. Die Frage,       entierte Zentren zur Primär- und
         ob der vom Gesetzgeber gewollte         Langzeitversorgung. PORT-Zentren
         Ausbau der Terminservicestellen         sollen als lokale zw. regionale
         (TSS) tatsächlich ein probates Mittel   Versorgungszentren „eine pati-
         ist, um die Patientensteuerung zu       entenzentrierte, koordinierte und
         verbessern, steht im Mittelpunkt des    kontinuierliche, auf den regionalen
         KVWL-Jahreskongresses am 20. Sep-       Bedarf abgestimmte Versorgung
         tember in Dortmund.                     aus einer Hand anbieten,“ erläutert
                                                 Dr. Bernadette Klapper, Leiterin
         Im Rahmen der Veranstaltung             des Bereichs Gesundheit bei der
         sorgen zunächst drei Referenten         Robert Bosch Stiftung GmbH. Eine
8/2019

         mit ihren Impulsvorträgen für den       Voraussetzung dazu sei „die Zu-
         nötigen Input der anschließenden
         Podiumsdiskussion. Nachdem Falk
         Lingen, Geschäftsführer der KV Ba-
         den-Württemberg, mit docdirect ein
         Modellprojekt zur telemedizinischen
         Versorgung im Ländle vorgestellt
         hat, skizziert der stellvertretende
         KBV-Vorsitzende Dr. Stephan Hof-
         meister die technische Umsetzung
24
         der TSS im KV-System.
sammenarbeit multiprofessioneller
Teams auf Augenhöhe, die die Prä-
vention und Gesundheitsförderung
mit einschließen und kommunal
gut eingebunden sind“. Neben
der grundlegenden kommunalen
Anbindung sollen PORT-Zentren
auch „einen kurzen Draht“ zu Kli-
niken und Universitäten pflegen,
um die Patienten von dieser einen
Anlaufstelle je nach individuellem
Bedarf durch das Gesundheitswe-
sen zu lotsen. Dabei gibt das PORT-
Konzept der Robert Bosch Stiftung
GmbH keinen starren Rahmen vor,
sondern zielt darauf ab, dass zum
Beispiel die ärztlichen Fachrichtun-
gen je nach regionalen Erforder-
nissen eingebunden werden. Fach-
ärztliches Personal könne sowohl
im PORT-Zentrum angestellt als
auch dort stunden- oder tagewei-       Wie diese Ideen konkret in die
se tätig sein. Das Gleiche gelte       Praxis umgesetzt werden können,
für das übrige Team, zu dem zum        erläutert Katharina Kappelhoff im
Beispiel auch speziell ausgebildete    Rahmen des KVWL-Jahreskongres-
MFA oder Pflegepersonal ebenso         ses (s. Anzeige Seite 26) am Bei-
gehören, wie Angehörige weiterer       spiel der Region Willingen/Diemel-
Gesundheits- und Sozialberufe.         see. -ms
Patientensteuerung:
 Was bringt
     das TSVG?

                                 Im Dienst der Medizin.

Jahreskongress         Termin 20. September 2019
                       Beginn 14.30 Uhr
www.kvwl.de/kongress   Ort    Ärztehaus Dortmund
Programm

 14.30 Uhr bis 15.00 Uhr —                                                     16.45 bis 18.00 Uhr — Podiumsdiskussion
 Anmeldung und Get-together
                                                                                    D
                                                                                     r. Hendrik Oen, Leiter der KVWL-Bezirksstelle
 15.00 Uhr — Begrüßung                                                              Münster
 Dr. Gerhard Nordmann, 1. Vorsitzender der KVWL                                     K
                                                                                     laus Overdiek, Leiter der Landesvertretung
                                                                                    NRW der DAK-Gesundheit
                                                                                    K
                                                                                     atharina Benner, Geschäftsbereichsleiterin
 15.15 Uhr bis 16.45 Uhr — Impulsvorträge                                           Engagement, Selbsthilfe, Gesundheit, der
                                                                                    Paritätische NRW
 1 docdirect Modellprojekt zur telemedizinischen                                    D
                                                                                     r. Bernadette Klapper, Bereichsleiterin Gesund-
 Versorgung in Baden-Württemberg                                                    heit, R
                                                                                          ­ obert Bosch Stiftung GmbH
 Referent: Falk Lingen, Geschäftsführer der KV                                     Moderation: Thomas Müller, Vorstandsmitglied
           Baden-Württemberg                                                        der KVWL

 2 Die Terminservicestelle als zentrale Anlaufstelle                           18.00 Uhr — Schlusswort
 für Patienten – technische Umsetzung im KV-System                             Dr. Gerhard Nordmann, 1. Vorsitzender der KVWL
 Referent: Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender
           Vorstandsvorsitzender der KBV
                                                                               Anschließend Get-together
 3 Regionale Anlaufstellen für Patienten – Gesund-
 heitsnetzwerk PORT Willingen Diemelsee e. V.
 Referent: Katharina Kappelhoff, Geschäftsführerin
           Gesundheitsnetzwerk PORT Willingen
           Diemelsee e. V.                                                                         ie   rt
                                                                                          zertifiz
                                                                                              m  it

                                                                                                   4    n
                                                                                             Punkte                                     ©Fiedels_AdobeStock

Anmeldung
                                                                         Institution/Organisation
Patientensteuerung:
Was bringt das TSVG?                                                     Anrede		            Titel

Freitag, 20. September 2019
                                                                         Name, Vorname
Bitte melden Sie sich per Fax, E-Mail oder
im Internet unter www.kvwl.de/kongress an.
                                                                         E-Mail
Ansprechpartnerin: Lena Grunwald
Tel.: 0231 / 94 32 32 65, Fax: 0231 / 94 32 31 33
E-Mail: veranstaltung@kvwl.de                                            Telefon

Veranstaltungsort
Kassenärztliche Vereinigung                                              Straße & Hausnummer
Westfalen-Lippe
Robert-Schimrigk-Str. 4 — 6
44141 Dortmund                                                           PLZ                 Ort

Das vollständige Programm finden Sie auch im Internet unter www.kvwl.de/kongress.
Informationen zur Verwendung Ihrer Daten finden Sie unter www.kvwl.de/datenschutz
Künstliche Intelligenz in der Medizin:
         Entlastung, kein Ersatz

                     K
                             ünstliche Intelligenz, oder    hierfür sind u. a. Text-, Bild- und
                             kurz KI: ein Thema, das        Spracherkennung, Sprachassisten-
                             aktuell immer mehr an Be-      ten oder die Routenplanung in Navi-
                             deutung gewinnt. Dabei ist     gationssystemen. Starke künstliche
                     die Idee hinter der konstruierten      Intelligenz hingegen hat das Ziel,
                     Kombinationsgabe keineswegs neu.       die gleichen intellektuellen Fertig-
                     Viele Konzepte wurden bereits vor      keiten von Menschen zu erlangen
                     über 60 Jahren entworfen. Aber         oder zu übertreffen. Diese Systeme
                     erst heute sind die technischen        handeln aus eigenem Antrieb und
                     Voraussetzungen entsprechend           nicht mehr nur reaktiv und können
                     weit entwickelt, um KI sinnvoll ein-   generalisierte Aufgaben bearbei-
                     setzen und nutzen zu können. Aber      ten. Starke KI existiert derzeit noch
                     was genau ist eigentlich künstliche    nicht bzw. befindet sich außerhalb
                     Intelligenz?                           der aktuellen technischen Möglich-
                                                            keiten.
                     Als Künstliche Intelligenz (engl.
                     Artificial Intelligence) wird eine
                     Automatisierung des intelligenten      Maschinelles Lernen
                     Verhaltens kombiniert mit maschi-
                     nellem Lernen bezeichnet – also        Das maschinelle Lernen ist ein
                     der Versuch, menschenähnliche          Teilbereich der Künstlichen Intel-
                     Entscheidungsstrukturen in einem       ligenz. Hier geht es um die künst-
                     nichteindeutigen Umfeld nachzubil-     liche Generierung von Wissen aus
                     den. Dahinter stehen hochspeziali-     Erfahrung. So lernt ein künstliches
                     sierte Algorithmen, die mit sachbe-    System aus Beispielen und kann
                     zogenen Datensätzen trainiert und      dies nach Beendigung der Lern-
8/2019

                     für die Zielanwendung kalibriert       phase verallgemeinern. Es werden
                     werden. Das Ziel von Künstlicher       nicht einfach Beispiele auswen-
                     Intelligenz ist es, die Fähigkeit zu   dig gelernt, sondern Muster und
                     erlangen, selbstständig Entschei-      Gesetzmäßigkeiten werden vom
                     dungen zu treffen.                     System in den Lerndaten erkannt.
                                                            Der Einsatz von maschinellem
                     Dabei wird unterschieden zwischen      Lernen ist sinnvoll, wenn große
                     schwacher und starker Künstlicher      Datenmengen in entsprechen-
                     Intelligenz. Unter schwacher Künst-    der Qualität vorhanden sind, aus
                     licher Intelligenz werden Systeme      denen sich Wissen ergeben soll.
28
                     zusammengefasst, die sich auf die      Anwendungsfelder für maschinel-
                     Lösung konkreter Anwendungspro-        les Lernen sind die Klassifikation
                     bleme fokussieren. Sie erlangen        und das Clustering von Daten,
                     kein tieferes Verständnis für die      sowie die Anomalie-Erkennung zur
                     Problematisierung, sondern sind        Identifizierung von Eingaben, die
                     auf die Erfüllung klar definierter     ungewöhnlich sind.
                     Aufgaben ausgerichtet. Beispiele
Deep Learning

Deep Learning ist ein Teilbereich
des maschinellen Lernens. Als
Grundlage werden neuronale Netze
genutzt. Neuronale Netze simulie-
ren nach dem Vorbild des Gehirns
ein Netzwerk aus miteinander
verbundenen Neuronen. Je mehr
Neuronen und Schichten existieren,
desto komplexere Sachverhalte            Beim Deep Learning wird die KI in      Entscheidungen auf Basis der Ver-
lassen sich abbilden. Neben der          die Lage versetzt, selbstständig       knüpfungen treffen.
Spracherkennung ist das Erkennen         und ohne menschliches Zutun ihre
von Objekten in Bildern ein wich-        Fähigkeiten zu verbessern. Dafür       Anders als beim maschinellen Ler-
tiges Einsatzgebiet. Dazu müssen         werden aus vorhandenen Daten           nen, wo der Mensch in die Analyse
Forscher dem neuronalen Netzwerk         Muster extrahiert und klassifiziert.   der Daten und in den eigentlichen
lediglich Daten, wie z.B. Bilder, prä-   Die Ergebnisse lassen sich wiede-      Entscheidungsprozess eingreift,
sentieren. Wie diese zu identifizie-     rum mit Daten korrelieren und in       sorgt beim Deep Learning der
ren sind, findet das Netz von alleine    einem weiteren Kontext verknüp-        Mensch lediglich dafür, dass Informa-
heraus.                                  fen. Schließlich kann dann die KI      tionen für das Lernen bereitstehen.
Das Berufsbild des Arztes verändert sich mit der
                                         ­Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Der Arzt wird
                                          (ab)gesicherte Diagnosen stellen können und von
                                          ­Routinetätigkeiten entlastet werden. Durch KI wird
                                           die Medizin kontinu­ierlich.
                                         Dr. Georg Diedrich, KVWL-Geschäftsbereichsleiter IT

         Der Mensch hat keinen Einfluss auf      ßender Simulation der Konsequen-              spezifischen Patienten hilft und wie
         die Ergebnisse des Lernprozesses.       zen geschult werden.                          es zu dosieren ist.

                                                 Generell ist im Bereich der Diag-             Mit dem Einsatz von Künstlicher
         KI in der Medizin                       nostik viel möglich. Beispielsweise           Intelligenz in der Praxis kann die
                                                 wurde bereits ein Algorithmus                 Patientenversorgung verbessert
         Auch in der Medizin gibt es zahlrei-    entwickelt, der anhand von Bildern            und das medizinische Personal
         che Anwendungsmöglichkeiten für         erkennen kann, ob es sich um ein              entlastet werden. KI kann auch
         Künstliche Intelligenz – beispiels-     Muttermal oder schwarzen Haut-                Routineaufgaben, wie z.B. die Ter-
         weise im Rahmen der Musterer-           krebs handelt. Auch die Diagnose              minvergabe am Telefon erledigen.
         kennung in der Bildgebung. Dazu         von Erbkrankheiten durch die Ana-             Das spart nicht nur Zeit, sondern
         gehört die Unterstützung bei der        lyse bestimmter Punkte im Gesicht             sorgt auch dafür, dass die Kapa-
         Diagnose durch Überprüfung von          oder Lungenkrebserkennung an-                 zitäten des Personals effizienter
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         routinemäßig generierten Daten,         hand von CT-Aufnahmen durch eine              eingesetzt werden können. Dies
         wie zum Beispiel die Patientendo-       Software sind heute schon möglich.            wiederum steigert die Produkti­
         kumentation, Labordaten und Sich-       Wissenschaftler in China haben                vität.
         tung und Nutzung von Referenzma-        ein System entwickelt, das mithilfe
         terial. Durch KI als automatisierte     von KI Prognosen von Krankhei-                Ob es sich um Apps zur Früherken-
         Zweitmeinung für Entscheidungshil-      ten bei Kindern und Jugendlichen              nung von Krankheiten oder perso-
         fen bei Diagnosen kann die Qualität     erstellt. In Forschungsprojekten              nalisierte Krebstherapien handelt:
         der Patientenversorgung steigen.        gelang – mithilfe von Daten aus               Intelligente Systeme erweitern die
         Die Überwachung von bestimmten          Labordiagnostik, MRT-Aufnahmen,               Möglichkeiten der Ärzteschaft er-
         Messungen wie Laborwerte, EEG           EKG-Messungen und Bildge-                     heblich. Dies gilt besonders bei der
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         und EKG und die sofortige Meldung       bung – bereits die Simulation des             Analyse von großen Datenmengen
         bei Abweichungen kann ebenfalls         menschlichen Herzens eines realen             und der Suche von Mustern oder bei
         durch KI unterstützt werden. Auch       Patienten. Digitale Zwillinge ande-           der Unterstützung von Entscheidun-
         auf dem Gebiet der Aus- und Fort-       rer Organe sind bereits in der Ent-           gen in sehr komplexen Situationen.
         bildung gibt es viele Einsatzmög-       wicklung. Ärzte könnten mit Hilfe             Den menschlichen Arzt aber wird
         lichkeiten. Beispielsweise kann das     von Algorithmen dann erfahren, ob             alle Technologie nicht ersetzen kön-
         Stellen von Diagnosen mit anschlie-     ein bestimmtes Medikament einem               nen.
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