Lass dein Haar herunter . aber bitte nicht für immer! - myBody.de
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I m Grimm’schen Märchenklassiker sind die kräftigen, langen Haare der weiblichen Haupt- figur nicht nur das Ticket für den Eintritt in ein neues Leben, sondern auch in das Herz des Prinzen. Ganz so romantische Folgen haben gesunde und kräftige Haare in der Realität natürlich nicht. Es lässt sich aber auch nicht leugnen, dass schöne Haare einen entscheidenden Beitrag zu einem gepflegten, attraktiven Äußeren und dem allge- meinen Wohlbefinden leisten. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn Fülle, Glanz und Vitalität unserer Haarpracht vorübergehend oder dauerhaft verloren gehen. Haarausfall war aus medizinisch-ästhetischer Sicht lange Zeit ein unterschätztes Thema und lag, um im Bild zu bleiben, in einem tiefen Dornröschen- schlaf. Eigentlich verwunderlich! Denn alleine in Deutschland wurden in den Jahren von 2007 bis 2017 pro Jahr ca. drei Mil- liarden Euro für Haarpflegemittel ausgegeben. Haarwachstumsfördernden Produkten in der Heimanwendung kommen dabei Umsatzanteile Fotos: conrado / Shutterstock im dreistelligen Millionenbereich zu.
Nur Eitelkeit oder doch ernsthafte psychische Belastung? E rgrauende Haare werden gerne getönt, dünner werdendes Haar mit Haarteilen kaschiert und kurze Wimpern mit Wachstumsseren bear- beitet. Aber geht es bei Mängeln an der Haarpracht tatsächlich nur um Äußerlichkeiten? Kulturgeschichtlich galten Haare als Sitz der Psyche und Lebenskraft. Als Symbol für magische Kräfte oder körperliche Stärke definierten sie u.a. die Stel- lung einer Person in der Gemeinschaft. Haare sind auch heute noch Zeichen unserer Individualität und wichtiger Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Sie Der diffuse Haarausfall kann sowohl in seiner Ursache geben Auskunft über Gesundheitszustand, Alter und als auch in der Folge eine psychologische Komponen- kulturelle Herkunft. Ihre krankhafte Veränderung te beinhalten. Während eine Reihe von organischen zeigt daher auch einen nicht zu unterschätzenden Krankheiten zu dieser Form des Haarausfalls führen Einfluss auf unsere Psyche und umgekehrt. kann, sind auch seelische Belastungen eine mögliche Ursache. Letztere lassen sich, da häufig unbewusst, So scheinen seelische und psychosoziale Störungen nicht immer in einen direkten Zusammenhang mit die Entstehung und den Verlauf des kreisrunden dünner werdendem Haar bringen. Für Patienten Haarausfalls (Alopecia areata) entscheidend zu be- ist es jedoch oft noch schwieriger, mit dem Thema einflussen. Eine Mehrzahl der Betroffenen reagiert Haarausfall umzugehen, wenn die Ursache im Ver- offenbar aufgrund erblicher Belastung oder früh- borgenen liegt. kindlicher Entwicklungsstörungen empfindlicher auf emotionalen Stress. Ängstlichkeit, Depressivität, Schüchternheit, Passivität oder Unsicherheitsgefühle Ursachen für Haarausfall E wurden in diesem Zusammenhang bei Haarausfall- patienten besonders häufig diagnostiziert. rwachsene haben etwa 5 Millionen Haare. Davon befinden sich ca. 100.000 auf dem Auch tatsächliche oder gefühlte schmerzliche Verlust- Kopf. Im Monat wächst ein Haar in etwa erlebnisse können den Krankheitsverlauf erheblich 10mm. Das Haarwachstum verläuft dabei in Zyklen. vorantreiben. Fallen neben den Kopfhaaren auch Jedes individuelle Haar unterliegt einem festen Ablauf die Wimpern, Augenbrauen oder Barthaare aus, ist von der Wachstumsphase (Anagenphase) über die das Selbstwertgefühl der Betroffenen ernsthaft in Ruhephase (Katagenphase) bis hin zur Auswurfphase Gefahr. Eine psychologische Betreuung hilft, Un- (Telogenphase). Ein gesundes Haar bleibt uns im ausgesprochenes zu verbalisieren und Sicherheit zu Durchschnitt vier Jahre erhalten und fällt dann aus. gewinnen. Im Krankheitsverlauf des kreisrunden Pro Tag verlieren wir ca. 80-100 Haare. Dies ist Fotos: Subbotina Anna + art4stock / Shutterstock Haarausfalls profitieren vor allem Kinder aber auch normal und gilt nicht als behandlungsbedürftiger Erwachsene von dieser unterstützenden Maßnahme. Haarausfall. Unsere Haargesundheit hängt von vielen verschie- denen Faktoren ab. Wesentliche Rollen spielen das Alter, der individuelle Hormon- und Mineralien- status, Medikamenteneinnahmen, unser Lebensstil mit Stress- und Ernährungsgewohnheiten sowie erbliche Faktoren. Dementsprechend werden im Wesentlichen drei Arten von Haarausfall unterschieden. 48
HILFE HA ARAUSFA Darum fal len die Ha are aus LL! STRESS, MANGEL, RÄTSELHAFT UND KREISRUND MEDIKAMENTE Alopecia areata Diffuse Alopezie • Ursache ist eine Entzündung der Haarwurzel, die zu • Haare fallen nicht nach einem bestimmten kreisrundem Haarausfall an Kopfhaut, Augenbrau- Muster, sondern über den ganzen Kopf en, im Bartbereich oder am ganzen Körper führt verteilt, vermehrt aus • Tritt häufig schon bei Kindern und jungen Men- Ursachen: schen auf • Hormonelle Veränderungen • Klassifiziert als Autoimmunerkrankung, ca. 2% der (Absetzen der Pille, Entbindung) Bevölkerung sind betroffen • Mangelernährung Typisch: spontanes Auftreten, keine Narbenbildung • Stress, auch emotionale Belastungen Auslöser: fehlgesteuertes Immunsystem; die körpereigene Immunabwehr greift das Haarfollikel • Einnahme von Medikamenten an und lähmt so das Haarwachstum (auch Vollnarkose, Chemotherapie) • Oxidativer Stress (Rauchen, starke Sonnenexposition, ...) DIE GENE SIND SCHULD • Krankheiten: Alopecia androgenetica - Schilddrüsenfehlfunktion • Erblich bedingte Form des Haarausfalls - Diabetes mellitus • Erhöhte Empfindlichkeit des Haarfollikels gegenüber - Infektionen, z. B. fiebrige, schwere männlichen Geschlechtshormonen Lungenentzündung • Mit 95% der Fälle der häufigste Grund für Haarausfall - Syphilis (Lues) • Betrifft nur das Kopfhaar - Chronisch entzündliche Darmerkrankun- • Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen gen (Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn) Erscheinungsbild: - Krebserkrankungen (z.B. Lymphome) • Männer: Geheimratsecken, Zurücktreten der Stirn- - Systemischer Lupus erythematodes (SLE) Haar-Grenze, Haarlichtung in der Scheitelregion und - Essstörungen wie Bulimie und auf dem Hinterkopf (Tonsurbildung) Magersucht • Frauen: entweder diffuses Ausdünnen am Oberkopf, breitbasiges Ausdünnen in der vorderen Scheitel- region oder Ausbildung von Geheimratsecken Schema: Stadien des erblich bedingten Haausausfalls bei Männern (oben) und bei Frauen (unten)
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