LEITFADEN FAHRRADPARKEN IM QUARTIER - Empfehlungen für die Planung von Fahrradabstellanlagen auf privaten Flächen - Hamburg.de

 
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LEITFADEN
                            FAHRRADPARKEN
                                  IM QUARTIER

Empfehlungen für die Planung von
Fahrradabstellanlagen auf privaten Flächen
LEITFADEN FAHRRADPARKEN IM QUARTIER - Empfehlungen für die Planung von Fahrradabstellanlagen auf privaten Flächen - Hamburg.de
Anmerkung zur Verteilung:
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Senats der Freien und Hansestadt Ham-
burg herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines
Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Land-
tags- und Kommunal- beziehungsweise Bezirkswahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf
Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkle-
ben parteipolitischer Information oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum
Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift
dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht
in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer
Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrich-
tung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Impressum

Herausgeber
Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW)
Neuenfelder Straße 19
21109 Hamburg

V.i.S.d.P.
Susanne Enz

Projektbearbeitung
Marit Pedersen
Claudia Takla Zehrfeld
Tony Schröter

Konzept, Bearbeitung, Redaktion und Text
ARGUS Stadt und Verkehr Partnerschaft mbB
GÖSSLER | KINZ | KERBER | KREIENBAUM ARCHITEKTEN BDA

Layout
ARGUS Stadt und Verkehr Partnerschaft mbB

Druck
Druckerei Weidmann GmbH & Co. KG, Hamburg

1. Auflage
Dezember 2020, 2.000 Exemplare
LEITFADEN FAHRRADPARKEN IM QUARTIER - Empfehlungen für die Planung von Fahrradabstellanlagen auf privaten Flächen - Hamburg.de
Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,                        getragen werden – das verleidet schnell die Benut-
                                                      zung dieses umweltfreundlichen Verkehrsmittels
„Eine Stadt für Alle“ lautet der Anspruch der Ham-    für die Fahrt zur Arbeitsstätte, zum Supermarkt
burger Stadtentwicklungspolitik. Auf die Mobilität    oder in den Park. Leider gibt es in älteren Gebäuden
bezogen heißt das, die Verkehrswege und -ange-        häufig zu wenige geeignete Fahrradabstellmöglich-
bote stetig und umfassend weiter zu verbessern.       keiten, und selbst in manchen neueren Gebäuden
Ziel ist eine möglichst schnelle und bequeme sowie    könnten sie komfortabler sein. Aber wieviel Fläche
raum- und ressourcenschonende Fortbewegung.           ist erforderlich, und welche Abstellelemente eig-
Bei der Planung neuer Wohn- und Gewerbegebiete        nen sich am besten? Was sind gute Lösungen im
werden diese Aspekte deswegen selbstverständlich      Neubau wie auch im Bestand? Wo gibt es Flächen-
von Anfang an ressortübergreifend mitgedacht.         potenziale, wenn jeder Quadratmeter verplant er-
Besonders große Anstrengungen unternimmt              scheint?
Hamburg, um die Infrastruktur zum Fahrradfahren       Fragen wie diese soll dieser Leitfaden helfen zu
zu verbessern. Für Stadtbewohnerinnen und -be-        beantworten. Die hier enthaltenen Empfehlungen
wohner ist das Fahrrad ideal: Fast 80 % der Wege,     richten sich vor allem an private Bauherren, In-
die die Hamburgerinnen und Hamburger zurückle-        vestoren und Bauträger, Architekten und Planer,
gen, sind neueren Studien zufolge kürzer als 10 km,   Wohnungsbauunternehmen und sonstige Immobi-
können also mit dem Fahrrad oder vielfach sogar       lieneigentümer und -verwaltungen, Einzelhändler
zu Fuß zurückgelegt werden.                           und Arbeitgeber. Sie finden hier viele nützliche,
Neben dem Radwegenetz bauen wir auch das Ange-        auf die besonderen Hamburger Bedingungen zu-
bot an Abstellmöglichkeiten im öffentlichen Raum,     geschnittene Handreichungen. Ich wünsche Ihnen
insbesondere an wichtigen Zielen wie Schnellbahn-     eine anregende Lektüre.
stationen und öffentlichen Einrichtungen aus. Zu
Hause wiederum sollte das Fahrrad schnell und
komfortabel verfügbar sein, denn häufig müssen
Räder vor dem Losfahren aus engen Kellerräumen        Dr. Dorothee Stapelfeldt
und über verwinkelte Treppen aus dem Gebäude          Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen
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1. Der Hamburger Leitfaden                             6

2. Rechtliche Anforderungen                            8

3. Grundsätze des Fahrradparkens                       9

3.1 Nutzungsanforderungen an Fahrradabstellanlagen     9

      Diebstahlschutz                                  9

      Erreichbarkeit                                   9

      Witterungsschutz                                 9

      Benutzungsfreundlichkeit                         9

      Zugänglichkeit                                   9

      Einsehbarkeit und Übersichtlichkeit             10

      Gestaltung                                      10

      Stromversorgung                                 10

      Kosten- und Flächeneffizienz								             11

3.2 Nutzungsgruppen                                   11

      Über-Nacht-Parkende                             11

      Langzeitparkende                                11

      Kurzzeitparkende / Besucherinnen und Besucher   11

3.3 Dimensionierungsübersicht                         12

4. Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen      14

4.1 Abstellelemente                                   14

      Anlehnbügel                                     14

      Doppelstockparksystem                           14

      Vertikale Aufhängung										15

      Fahrradpoller                                   15
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4.2 Musterlösungen                                                          16

      Anlehnbügel ohne Überdachung                                          16

      Anlehnbügel mit Überdachung                                           16

      Fahrradbox                                                            17

      Fahrradkleingarage                                                    17

      Fahrradsammelgarage                                                   18

      Fahrradgroßgarage									                                             18

      Fahrradraum im Erdgeschoss                                            19

      Fahrradraum auf der Etage                                             19

      Fahrradraum im Untergeschoss                                          20

      Fahrradabteil in der Tiefgarage                                       20

4.3 Anregungen zu Abstellanlagen in unterschiedlichen Quartierstypologien   21

      Neubauquartiere                                                       21

      Gründerzeitquartiere                                                  22

      1920er-Jahre-Quartiere                                                23

      1950er-/1960er-Jahre-Quartiere                                        24

      1970er-Jahre-Quartiere                                                25

      Quartiere mit gemischten Nutzungen                                    26

      Übersicht: Quartierstypologien und passende Abstellanlagen					27

      Übersicht möglicher Standorte									28

4.4 Serviceangebote rund ums Fahrrad								29

4.5 Hinweise zum Betrieb                                                    30

      Zuständigkeit klären                                                  30

      Fahrradplätze zuordnen                                                30

      Fahrradplätze bewirtschaften                                          31

Anhang32

Abbildungsverzeichnis                                                        35
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Einleitung

1. Der Hamburger Leitfaden

Anlass                                                    bei den Nutzenden. Hier zahlt sich eine gute Pla-
Immer mehr Menschen leben und arbeiten in Städ-           nung aus.
ten. Wie viel Energie sie dort verbrauchen, wie
klimafreundlich sie Wärme und Strom erzeugen,             Der Leitfaden richtet sich an alle, die neu bauen,
wie sie Flächen nutzen und sich fortbewegen, ist          sowie an Eigentümerinnen und Eigentümer bzw.
daher von großer Bedeutung für den Umwelt und             Verwaltungen von Bestandsgebäuden, die nach ei-
Klimaschutz. Gebäudesektor und der Verkehrssek-           ner guten Lösung zur Unterbringung von Fahrrä-
tor müssen mehr zur Minderung der Treibhausgas­           dern suchen. Er soll als Hilfestellung beim Bau von
emissionen beigetragen. Beides verbindet sich             qualitativ hochwertigen Fahrrad­   abstellanlagen in
im Quartier. So ist die Stadt der kurzen Wege ein         Wohnquartieren und bei der Erstel­lung von Fahr-
zentrales Konzept der nachhaltigen urbanen Ent-           radparkkonzepten dienen, indem die am besten
wicklung. Attraktive Städte sind vor allem solche,        geeigneten Abstellanlagen und Realisierungsstra-
in denen die Menschen gerne zu Fuß gehen und Rad          tegien für die in Hamburg typischerweise vorkom-
fahren und auf diese Weise viele alltäglichen Wege        menden Quartiere vorgestellt werden.
zurücklegen können. In den Städten ist ein Trend zu       Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen
weniger motorisiertem Individualverkehr erkenn-           im Radverkehr wurde auf dem Maßstab von städ-
bar. In den Hamburger Stadtteilen innerhalb des           tischen Quartieren untersucht, welche Potenziale
Rings 2 sowie in den Kernbereichen von Harburg            auf privaten Flächen vorhanden sind, um die Nut-
und Bergedorf besitzt nicht einmal jeder zweite           zung des Fahrrades im Alltag möglichst umfassend
Haushalt ein Auto. Auch wenn der Öffentliche Nah-         zu erleichtern. Der vorliegende Leitfaden liefert
verkehr das Rückrat der Mobilität einer Großstadt         sowohl für bestehende als auch für neu geplan-
wie Hamburg bleiben wird, gilt der Radverkehr als         te Quartiere Vorschläge für Verbesserungen im
wichtiger und wachsender Bestandteil einer zu-            Bereich der Fahrradabstellanlagen. Für die Suche
kunftsgerichteten Mobilität. Investitionen in Anla-       nach geeigneten Standorten werden Prioritäten
gen des Radverkehrs kommen beim Klimaschutz               beschrieben, die dafür sorgen sollen, dass die Fahr-
aufgrund der vergleichsweise guten Kosten-/Nut-           radabstellanlagen optisch nicht dominieren und
zenrelation eine besondere Bedeutung zu.                  sich in ihre Umgebung einfügen. Daher sind die Em­
                                                          pfehlungen nach den in Hamburg vorzufindenden
Um den Fahrradfahrenden den Alltag zu erleichtern         Siedlungstypologien differenziert. Musterlösungen
und mehr Menschen für den täglichen Einsatz ihrer         veranschaulichen die Empfehlungen.
Räder zu gewinnen, muss neben einem durchgängig
sicheren und dichten Netz an Radwegen für eine            Aufbau
ebenso sichere und komfortable Unterbringung              Der Leitfaden gliedert sich in drei Teile: in die bau-
der Räder gesorgt werden. Gegenwärtig vollziehen          rechtlichen Anforderungen, in Grundsätze des
sich erkennbare Veränderungen beim Nutzungs-              Fahrradparkens und in Maßnahmenvorschläge und
verhalten, und neue Fahrradtypen mit spezifischen         Handlungsempfehlungen. Grundlage sind die bau-
Anforderungen erobern den Markt. Der Wert und             rechtlichen Anforderungen. Anschließend werden
das Gewicht von E-Bikes sowie die Größe von La­           die generellen Anforderungen an Abstellmöglich-
stenfahrrädern oder Fahrradanhänger machen                keiten, zu denen zum Beispiel die Erreichbarkeit, der
neue Konzepte zur Unterbringung erforderlich.             Diebstahlschutz und der Witterungsschutz zählen,
Die örtliche Gegebenheit der Fahrradabstellanlage         genannt. Des Weiteren werden die Nutzungsarten
(Sozialkontrolle, Beleuchtung, Zugangssituation)          genauer beschrieben und es wird darauf hingewie-
und die Auswahl der verwendeten Materialien be-           sen, wie sich unterschiedliche Bedürfnisse auf die
stimmen die Widerstandsfähigkeit des Abstellorts          Fahrradabstellanlagen auswirken. In Kapitel 4 wer-
gegenüber Diebstählen und damit die Akzeptanz             den Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfeh-

                                                      6
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Einleitung

lungen formuliert. Dabei werden auch die Kosten           chen Grundlagen sowie die Förderbedingungen der
berücksichtigt. Besonders empfehlenswerte Ab-             Investions- und Förderbank (IFB).
stellanlagen werden in Form von übersichtlichen
Steckbriefen vorgestellt und ihre Eigenschaften           Handhabung
dargestellt. Dadurch wird das schnelle Vergleichen        Um geeignete Fahrradabstellanlagen für das indivi-
und Auswählen von Anlagentypen ermöglicht. Um             duelle (Um-)Bauvorhaben zu finden, gibt es in die-
die Anwendbarkeit des Leitfadens zu vereinfachen,         sem Leitfaden drei mögliche Herangehensweisen.
werden anschließend unterschiedliche Hamburger            Zum Ersten können Bauherrinnen und Bauherren
Siedlungstypen in Bezug auf ihre bauliche Struk-          von den grundsätzlichen Anforderungen und Nut-
tur und ihre Flächenpotenziale analysiert. Unter-         zungstypen ausgehend eigene Ideen für projekts-
schieden werden Neubauquartiere, Bestandsquar-            pezifische Fahrradabstellanlagen entwickeln. Zum
tiere der Gründerzeit, 1920er-Jahre-Quartiere,            Zweiten können sie die Charakteristika der in den
1950er-/1960er-Jahre-Quartiere und Großwohn-              Steckbriefen vorgestellten Abstellanlagen verglei-
siedlungen. Auch Quartiere mit gemischten Nut-            chen und so geeignete Anlagentypen auswählen.
zungen in Bestands- und Neubauquartieren wer-             Schließlich können Anlagen entsprechend der das
den betrachtet. Im letzten Kapitel werden Hinweise        Projektgebiet umgebenden Siedlungstypologie
zum Betrieb der Fahrradabstellanlagen formuliert.         ausgewählt und auf ihre Eignung überprüft werden.
Im Anhang finden sich Auszüge aus den baurechtli-

Leitfadennutzung leicht gemacht

Grundsätzliche
Anforderungen an
das Fahrradparken
                                  Anforderung                                                Nutzungsarten

Musterlösungen                                                                               Bewertung der
                                  Verortung/
                                                                                              wesentlichen
                                  Platzierung
                                                                                             Eigenschaften
                                                                           €€€           €

                                  Beispielfoto                                                Beschreibung

Siedlungsspezifische
Empfehlung                        Flächenpotenziale
                                  im Schwarzplan

                                  Beschreibung von
                                  Musterlösungen

                                                      7
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Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

2. Rechtliche Anforderungen

Bauordnungsrecht                                          Denkmalschutz
Für die Unterbringung von Fahrrädern auf privaten         Bei der Errichtung von baulichen Anlagen in ge-
Flächen gelten bei Neubauvorhaben die gesetzli-           schützten Objekten und Ensembles sowie in deren
chen Regelungen der Hamburgischen Bauordnung              Umgebung sind die Belange des Denkmalschutzge-
(§ 48 HBauO) sowie die Vorgaben der Fachanwei-            setzes gemäß §§ 8 und 9 DSchG zu berücksich-
sung Notwendige Stellplätze und notwendige Fahr-          tigen. Hier ist eine Genehmigung des Denkmal-
radplätze (FA 1/2013 — ABH), denen zufolge für            schutzamtes erforderlich.
jedes Neubauvorhaben Fahrradplätze herzustellen
sind. Für das Fahrradparken relevante Auszüge             Brandschutz
sind im Anhang abgedruckt. Bei der Anlage von             Des Weiteren sind Brandschutzanforderungen zu
Fahrradabstellanlagen für Bestandsgebäude gelten          beachten. Offene Fahrradplätze (wie auch das Ab-
diese Regelungen nicht, sie bieten den Planenden          stellen von Kinderwagen) im Treppenraum bzw. in
aber einen Anhaltspunkt für die Ermittlung des Be-        notwendigen Fluren oder offenen Laubengängen
darfs an Stellflächen im Rahmen ihrer Ermessens­­         sind unzulässig, da sie eine Brandlast im Rettungs-
entscheidung.                                             weg darstellen. Fahrradräume auf der Etage müs-
Ob Fahrradabstellanlagen genehmigungsbedürf-              sen wie Abstellräume feuerhemmend abgetrennt
tig sind, hängt unter anderem davon ab, wie groß          sein. Einer Vermüllung durch die Lagerung anderer
sie geplant sind und wo sie auf dem Grundstück            Gegenstände ist entgegenzuwirken.
angeordnet werden sollen. Prinzipiell sind nur of-        Lithium-Ionen-Akkus von E-Bikes können nach un-
fene Abstellanlagen (wie Anlehnbügel) bis 50 m²           sachgemäßer Handhabung oder großer Hitzeein-
genehmigungsfrei. Ob ein Bauantrag im Einzelfall          wirklung einen Brand auslösen. Richtlinien dazu,
erforderlich wird, hängt aber auch davon ab, ob auf       wie mit diesem Thema künftig umzugehen ist, wer-
dem Grundstück bereits nach § 6 Abs. 7 HBauO              den derzeit erarbeitet.
privilegierte Nebenanlagen realisiert worden sind.        Größere Fahrradräume im Keller sind gemäß Gara-
Der Vorgarten ist gemäß § 9 HBauO weitgehend              genVO § 10 Abs. 1 mit feuerwiderstandsfähigen
wasserduchlässig zu belassen und gärtnerisch zu           Trennwänden von der Garage abzutrennen.
gestalten. Im rückwärtigen Grundstücksbereich             Kleinere Fahrradabteile bis jeweils max. 50 m² (ent-
sind auch Boxen oder Ähnliches (wie Garagen oder          spricht der Fläche von 4 Stellplätzen) können davon
Abstellhäuschen) zulässig.                                abweichend in der Garage zugelassen werden, so-
                                                          fern sie von der Fahrbahn sicher abgetrennt wer-
                                                          den, zum Beispiel durch Metallgitter.
                                                          Generell empfiehlt sich eine enge Abstimmung von
Planungsrechtliche Anforderungen
                                                          geplanten Fahrradabstellanlagen mit den zuständi-
In Gebieten, für die gemäß § 172 Abs. 1 Nr. 1
                                                          gen Dienststellen.
BauGB eine Städtebauliche Erhaltungsverordnung
erlassen wurde, ist bei der Errichtung von Fahrrad­
abstellanlagen auf die Erhaltung der städtebau-           Baumschutz
lichen Eigenart des Gebietes zu achten. In diesen         Bei der Errichtung von Fahrradabstellanlagen muss
Gebieten unterliegt die Errichtung oder Änderung          mit altem und wertvollem Gehölzbestand sensibel
von baulichen Anlagen der Genehmigungspflicht.            umgegangen werden. Die Belange des Baumschut-
Beispielsweise ist für die Umplanung eines Vorgar-        zes gemäß der Verordnung zum Schutz des Baum-
tens mit einer Fahrradabstellanlage eine Genehmi-         bestandes und der Hecken in der Freien und Han-
gung erforderlich. Einschränkungen können auch            sestadt Hamburg (Baumschutzverordnung) sind zu
aufgrund eines Ausschlusses von Nebenanlagen im           beachten. Hier sind gegebenenfalls Genehmigun-
Bebauungsplan bestehen.                                   gen der Bezirksämter erforderlich.

                                                      8
LEITFADEN FAHRRADPARKEN IM QUARTIER - Empfehlungen für die Planung von Fahrradabstellanlagen auf privaten Flächen - Hamburg.de
Grundsätze des Fahrradparkens

3. Grundsätze des Fahrradparkens

3.1 Nutzungsanforderungen an Fahrrad-                      einen schlecht erreichbaren Kellerraum oder zu ei-
    abstellanlagen                                         ner entgegen der Wunschrichtung liegenden Sam-
                                                           melgarage). Auf großen Geländen ist mehreren de-
                                                           zentralen Abstellanlagen der Vorzug vor einer
Diebstahlschutz                                            großen, zentralen Anlage zu geben.
       Das wichtigste Kriterium für Fahrradabstell-        Zu einer guten Erreichbarkeit gehört außerdem,
       anlagen ist die Sicherheit. Vielen Fahrradbe-       dass die Fahrradabstellanlage zu jedem Zeitpunkt
sitzerinnen und Fahrradbesitzern sind die vorhan-          angefahren werden kann. Eingänge zu den Anlagen
denen Abstellmöglichkeiten zu unsicher, sodass sie         müssen stets freigehalten werden.
ihre Räder – insbesondere in dichten, innerstädti-
schen Quartieren – oftmals in den Wohnungen un-
terbringen. Das ist aufwendig und kraftintensiv und        Witterungsschutz
nimmt wertvollen Wohnraum in Anspruch. Um den                     Um den Wert des Fahrrads möglichst lange zu
Verlust bei einem Diebstahl gering zu halten, wird                erhalten, sollte es witterungsgeschützt abge-
oft auf die Anschaffung eines teuren Fahrrads ver-         stellt werden können. Dies ist umso wichtiger, wenn
zichtet. Die von Bauherrinnen und Bauherrn zu              das Fahrrad über einen elektronischen Antrieb ver-
schaffenden festen Baulichkeiten sind in Hinblick          fügt. Demzufolge sollten die bauordnungsrechtlich
auf den Diebstahlschutz mindestens genauso wich-           für die in einem Haus lebenden Personen (nicht für
tig wie die technischen zum Anschließen des Fahr-          Besucherinnen und Besucher) geforderten Fahrrad​
rades (Qualität des Fahrradschlosses). Um ein              abstellanlagen mindestens überdacht sein, besten-
Fahrrad sicher aufzubewahren, muss es am Rah-              falls aber komplett gegen unterschiedliche Witte-
men angeschlossen werden können und zusätzlich             rungen Schutz bieten. In der HafenCity oder dem
in einem für die Öffentlichkeit unzugänglichen             neuen Quartier Kleiner Grasbrook sollten Standor-
Raum stehen, damit keine Teile abgebaut werden             te im überflutungsgefährdeten Bereich vermieden
können. Dieser sollte gut gesichert und nur berech-        werden.
tigen Personen zugänglich sein. Hinzu kommen
Überlegungen zur technischen Lösung der Zutritts-
kontrolle, der Qualität der Verschlusstechnik von          Benutzungsfreundlichkeit
Türen und Vorkehrungen zum Schutz gegenüber                       Je weniger Handgriffe beim Abstellen eines
Vandalismus. Hilfestellung geben auch die Krimi-                  Fahrrads notwendig sind, desto komfortab-
nalpolizeilichen Beratungsstellen.                         ler ist dies für die Nutzerinnen und Nutzer. Ein
                                                           Fahrrad an einen Fahrradbügel anzulehnen, ist
                                                           weitaus bequemer als es vertikal aufzuhängen oder
Erreichbarkeit                                             es auf der oberen Schiene eines doppelstöckigen
          Fahrradfahren ist dann attraktiv, wenn es        Parksystems einzustellen.
          möglichst unkompliziert ist. Dazu gehört         Fahrradabstellanlagen sollen für auch Kinder und
auch, dass schnell auf das Fahrrad zugegriffen wer-        ältere Menschen problemlos handhabbar sein und
den kann. Bestenfalls sind Fahrräder dort unterge-         nicht zur Hürde werden. Ergänzungen wie Ablage-
bracht, wo die Nutzerinnen und Nutzer auf ihrem            möglichkeiten für Fahrradhelme, Spinde für Rege-
Weg aus der Wohnung in den öffentlichen Ver-               nausrüstung und Luftpumpen, die Bereitstellung
kehrsraum vorbeikommen. Das kann zum Beispiel              von Werkzeug, das Einrichten von Waschstellen
direkt an der Eingangstür sein, in einem Fahr-             und das Aufstellen von Montageständern können
radraum im Erdgeschoss oder auf der Etage. Nega-           die Qualität darüber hinaus deutlich steigern.
tiv wirkt es sich auf die Erreichbarkeit aus, wenn
Umwege gegangen werden müssen (zum Beispiel in

                                                       9
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Grundsätze des Fahrradparkens

Zugänglichkeit
                                                              Maßgebliche Ansprüche an das Abstellen von
      Auch für die Zugänglichkeit gilt, dass sie so
                                                              Fahrrädern:
      komfortabel wie möglich sein sollte, um keine
Bewohnerinnen und Bewohner von der Nutzung
der Fahrradabstellanlage auszuschließen. Ideal ist
                                                                   Fahrräder müssen diebstahl- und möglichst
es, Fahrradabstellanlagen ebenerdig zu positionie-
                                                                   vandalismussicher abgestellt werden kön-
ren oder über einen ausreichend dimensionierten
                                                                   nen.
Aufzug anzubinden. Auch die Erschließung über
flache (je nach Rampenlänge zwischen 6 % und
                                                                   Die Anlagen sollen Fahrräder vor Witte-
10%) und übersichtliche Rampen stellt eine gute
                                                                   rungseinflüssen schützen.
Möglichkeit des Zugangs dar. Die aus Sicht der
Fahrradfahrenden schlechteste Lösung hinsichtlich
                                                                   Die Erreichbarkeit muss für alle gegeben
der Zugänglichkeit ist die Erschließung über Trep-
                                                                   und soll möglichst komfortabel sein (auch
pen. Sollte, z.B. bei der nachträglichen Verbesse-
                                                              für Kinder, ältere Menschen und Personen, die in
rung im Bestand, der Einbau einer Rampe aus
                                                              ihrer Bewegung eingeschränkt sind).
Platzgründen nicht möglich sein, soll die Treppe
zumindest über eine Führungsschiene verfügen.
                                                                   Alle Fahrradtypen sollen unkompliziert ab-
Türen sollten sich arretieren lassen oder mit einem
                                                                   gestellt werden können.
automatischen Schließmechanismus ausgestattet
sein. Bei allen genannten Maßnahmen ist zu prüfen,
                                                              Aus Sicht von Bauherrinnen und Bauherren ist
wie gleichzeitig Barrierefreiheit für mobilitätsein-
                                                              die wesentliche Anforderung:
geschränkte Personen, ältere Menschen und Kinder
erreicht werden kann. Im Zusammenhang mit den
                                                                   Fahrradabstellanlagen sollen günstig zu er-
Sonderfahrrädern sollte auch an die sog. Handbi-              €    stellen und zu betreiben sein.
kes gedacht werden; das sind Fahrräder, die von
Menschen im Rollstuhl genutzt werden.

Einsehbarkeit und Übersichtlichkeit
          Einsehbarkeit und Übersichtlichkeit ver-           außen erkennbar sein und – wenn möglich – für
          bessern die soziale Kontrolle. Eine trans-         die Umwelt einen Mehrwert schaffen (zum Beispiel
parente Abtrennung der Flächen (Glaswände oder               durch begrünte Dachflächen). Die Anlagen sollen
Metallgitter) sowie kleinere Räume mit einem ein-            gut einsehbar sein. Es empfiehlt sich, Materialien
geschränkten Kreis von Zugangsberechtigten sind              zu wählen, die sowohl wetterbeständig als auch
in dieser Hinsicht von Vorteil. Räume und Gänge              langfristig optisch ansprechend sind. Die Auswahl
mit nicht einsehbaren, dunklen Ecken werden hin-             eines Anlehnbügels, der im Übergang zum öffentli-
gegen von vielen Nutzerinnen und Nutzern als un-             chen Raum platziert werden soll, sollte sich an den
sicher empfunden und sind zu vermeiden.                      von der Stadt verwendeten Bügeln orientieren.
                                                             Dies sind in stadtgestalterisch anspruchsvolleren
                                                             Umgebungen anthrazitfarbene Flachstahlbügel.
Gestaltung                                                   Gibt es Städtebauliche Erhaltungs- oder Milieu-
       Fahrradabstellanlagen sollen ansprechend              schutzsatzungen, sind die Belange bei der Planung
       gestaltet, gut beleuchtet sowie leicht zu rei-        und Errichtung zu berücksichtigen. Stehen Gebäu-
nigen sein und sich städtebaulich und gestalterisch          de oder Freiflächen unter Denkmal- bzw. Ensem-
in die Umgebung einfügen. Ihre Funktion soll nach            bleschutz, ist das Denkmalschutzamt zu beteiligen.

                                                        10
Grundsätze des Fahrradparkens

Stromversorgung                                             3.2 Nutzungsarten
              E-Bikes und Pedelecs sind bislang             Menschen benutzen ihre Fahrräder unterschiedlich
              sehr schwer und deswegen für eine             oft und für die verschiedensten Zwecke. In diesem
mit eigener Kraft zu bewältigende Höhenüberwin-             Leitfaden werden vereinfachend drei grundlegende
dung ungeeignet (Tragen in den Keller, Aufhängen            Typen unterschieden: Über-Nacht-Parkende, Lang-
an vertikalem Abstellelement). Dementsprechend              zeitparkende und Kurzzeitparkende. Dabei können
sollten sie möglichst barrierefrei abgestellt oder          Kurzzeitparkende sowohl im Haus lebende Perso-
über einen Aufzug oder Rampen in die entspre-               nen als auch Besucherinnen und Besucher sein.
chende Etage transportiert werden können. Von
Vorteil ist es, wenn direkt am Fahrradplatz eine
Steckdose vorhanden ist, sodass der Akku in der             Über-Nacht-Parkende
                                                            Über-Nacht-Parkende

Nähe des Fahrrads aufgeladen werden kann. Eine                                  Über-Nacht-Parkende sind diejenigen,
elegante Lösung hierfür sind kleine Spinde mit in-                              die ihr Fahrrad (nahezu) täglich nutzen,
tegrierten Steckdosen, in denen die wertvollen Ak-                              weil sie damit zum Beispiel den Weg zur
kus ein- und angeschlossen werden können.                   Arbeit oder zur Schule zurücklegen. Darüber hi­
Bei der Lagerung von Akkus ist der Brandschutz zu           naus wird das Fahrrad auch für Freizeitzwecke an
beachten. Auch zu niedrige Temperaturen können              den Abenden und Wochenenden genutzt. Die Park-
die Akkuleistung beeinträchtigen.                           dauer umfasst die Nacht zwischen der letzten Nut-
                                                            zung des Tages und der ersten des Folgetages.

Kosten- und Flächeneffizienz

€     Die Erstellung von Fahrradabstellanlagen ist          Langzeitparkende
                                                            Langzeitparkende

      sowohl mit Investitionskosten für die Abstell-                         Unter Langzeitparkenden versteht man
anlagen selbst und ihre bauliche Hülle, als auch mit                         diejenigen, die ihr Fahrrad nur zu be-
Kosten für die erforderlichen Flächen verbunden.                             stimmten Anlässen aus dem Keller, der
Diese sind relevant, wenn die Flächen anderweitig           Wohnung oder der Garage holen, um zum Beispiel
gewinnbringend verwertbar wären (Opportunitäts-             einen Ausflug oder eine sportliche Ausfahrt zu ma-
kosten). Die Kosten von Fahrradplätzen können               chen. Außerdem gibt es viele Menschen, die ein
sehr unterschiedlich sein: vom kostengünstigen              zweites Fahrrad besitzen, das sie nur selten für be-
Anlehnbügel im Freiraum bis hin zur teuren auto-            stimmte Zwecke nutzen.
matisierten Anlage.                                         Die 2017 durchgeführte Studie zur Mobilität in
Der Investition steht eine Steigerung von Attrak-           Deutschland (MiD 2017) ergab, dass das Verhältnis
tivität und Wertschätzung der Wohnung bzw. des              von Über-Nacht-Parkenden zu Langzeitparkenden
Quartiers gegenüber sowie die Minimierung der               in Hamburg bei 40 % zu 60 % liegt.
sozialen, gesundheitlichen und infrastrukturellen
Folgekosten. Gegebenenfalls lassen sich auch Ein-           Kurzzeitparkende
                                                            Kurzzeitparkende / Besucher
                                                            und Besucherinnen

nahmen durch eine Vermietung erzielen.                                Dazu zählen Besucherinnen und Besu-
Die Investitions- und Förderbank (IFB) fördert ne-                    cher, die ihr Fahrrad während des Be-
ben Kfz-Stellplätzen optional auch Abstellplätze                      suchs für eine kurze Zeitspanne abstel-
für Fahrräder. Das Fördermodul für Fahrradplätze            len. Die Parkdauer liegt zwischen einigen Minuten
innerhalb der Gebäudehülle gewährt zinsvergüns-             und wenigen Stunden. Auch Über-Nacht- und Lang-
tigte Darlehen analog zur Kfz-Stellplatzförderung.          zeitparkende können zur Gruppe der Kurzzeitpar-
Es können sowohl gesonderte Fahrradabstellräume             kenden gehören, wenn sie ihr Fahrrad nur für einen
gefördert werden als auch Fahrradplätze innerhalb           kurzen Moment abstellen, weil sie zum Beispiel et-
des individuellen Abstellraums (s. Anhang).                 was aus der Wohnung holen müssen.

                                                       11
Grundsätze des Fahrradparkens

Die Anforderungen der drei Nutzungsarten an die                  3.3 Dimensionierungsübersicht
Fahrradabstellanlagen sind so unterschiedlich wie                       Für jeden Stellplatz sind ausreichende Flä-
die Häufigkeit der Fahrradnutzung. Während Kurz-                        chen vorzusehen. Der Flächenbedarf variiert
zeitparkende und Besucherinnen und Besucher                      je nach Fahrradtyp und Abstellanlage. Lastenfahr-
einen besonders schnellen und unkomplizierten                    räder benötigen sowohl eine größere Aufstellfläche
Abstellvorgang wünschen, ist es für Langzeitpar-                 als auch mehr Raum zum Rangieren. Die Schrägauf-
kende wichtig, dass das Fahrrad sicher und wit-                  stellung von Fahrrädern verursacht einen um ca.
terungsgeschützt aufbewahrt wird. Die höchsten                   10 % höheren Flächenbedarf, ermöglicht aber eine
Ansprüche an Komfort und Sicherheit haben die                    geringere Breite der Abstellflächen und erleichtert
Über-Nacht-Parkenden, die ihr Fahrrad täglich nut-               die Abstellvorgänge insbesondere bei Fahrzeugen
zen. Da es in jedem Wohngebäude meist Bewohne-                   mit größerem Wendekreis. Diese Anordnung ist ei-
rinnen und Bewohner aller drei Nutzungsarten gibt,               ner Lösung mit schräg zur Wand montierten Schie-
sind alle Anforderungen entsprechend zu berück-                  nen, in die das Fahrrad eingestellt wird, unbedingt
sichtigen.                                                       vorzuziehen.

                                                        Grundmaße
                                                                               1,15 m

                                                                                                                1,10 m
                        1,00 m

         1,90 m                                                                                   1,60 m
                                                       2,10-2,70 m
                                                                                    0,80-1,00 m

                                                                                                                1,00 m
                          0,65 m

          1,90 m

                                                       2,10-2,70 m                                1,60 m

                                   Mindestabstände von Lastenrädern an Bügeln oder Pollern
                       2,00 m

                                        2,70 m             1,80 m              2,70 m

                                                            12
Grundsätze des Fahrradparkens

Die Bemessungswerte für die Anzahl notwendiger
Fahrradplätze finden sich in Anlage 1 der Fachan-                 Anlehnbügel (­Doppelaufstellung)
weisung 1/2013 – ABH „Notwendige Stellplätze
                                                                                        2,00 m               1,80 m
und notwendige Fahrradplätze“:
                                                                                                       0,90 m*
Zahl der Fahrradplätze für Wohngebäude:

                                                                   ≥1,00 m 0,50 m
1 je Wohnung mit bis zu 50 m²
2 je Wohnung mit bis zu 75 m²
3 je Wohnung mit bis zu 100 m²
4 je Wohnung mit bis zu 125 m²

                                                                   ≥ 1,00 m
5 je Wohnung mit mehr als 125 m²
Darüber hinaus werden Vorgaben für andere Ge-
bäudenutzungen wie zum Beispiel Büro- und Ver-
waltungsgebäude und Verkaufsstätten gemacht.                                        * Fahrgasse in eine Richtung

                                    Dimensionierung bei Schrägaufstellung

                                                                                           ≥1
                                                                                             ,3
                                                                                                 0
                                                                                                 m
                         m
                     0
                    ,0
                    ≥1

                             1,50 m            1,80 m            2,00 m

                                      Dimensionierung Doppelstockparker

     mind. 2,75 m

                             ca. 1,95 m           mind. 2,20 m                      ca. 1,95 m

                                                        13
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

4. Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

4.1 Abstellelemente                                          Fahrrädern nicht erforderlich ist und ein Umschlag
Qualitativ hochwertige Fahrradabstellanlagen set-            der Fahrradplätze nicht mehrmals täglich erfolgt,
zen sich aus zwei Bestandteilen zusammen: den                kann der Abstand zwischen den Bügeln auf 1,00 m
Abstellelementen, zu denen Anlehnbügel, Dop-                 reduziert werden. Anlehnbügel sollen mindestens
pelstockparksysteme, Aufhängungen etc. gehören,              1,00 m lang sein, da sonst das Vorderrad umschla-
und den baulichen Hüllen, in denen die Abstellele-           gen kann und das Rad nicht stabil steht. Im öffent-
mente platziert werden. Hierunter fallen zum Bei-            lichen Raum werden an gestalterisch anspruchs-
spiel Fahrradgaragen und Fahrradräume.                       volleren Standorten in der Regel anthrazitfarbene
Die Bandbreite von Abstellelementen ist groß. In             Flachstahlbügel verwendet, in anderen Situationen
diesem Kapitel werden ausschließlich empfehlens-             ver­zinkte oder anthrazitfarbene Rundrohrbügel.
werte Elemente vorgestellt, die den Fahrrädern
ausreichend Standsicherheit bieten und das An-               Doppelstockparksystem
schließen des Rahmens ermöglichen. Darüber hin-              Eignung: Standardfahrräder
aus sollen sie möglichst einfach zu bedienen und             Ein weiteres flächeneffizientes Abstellelement
flexibel im Hinblick auf die vielen unterschiedlichen        ist das Doppelstockparksystem, wenn genügend
Fahrradtypen sein.                                           Raumhöhe vorhanden ist. Hier werden Fahrräder in
                                                             zwei Ebenen und höhenversetzt in Schienen einge-
Anlehnbügel                                                  stellt, sodass auf einer geringen Grundfläche viele
Eignung: Standard- und Sonderfahrräder                       Fahrräder untergerbacht werden können. Bessere
Das wohl meistverbreitete Abstellelement sind An-            Systeme haben eine Schiene mit Luftdruckfeder,
lehnbügel. Bügel ermöglichen das beidseitige An-             mit deren Hilfe das Fahrrad mit sehr geringem
stellen von Fahrrädern und insbesondere das un-              Kraftaufwand in der zweiten Ebene an seinen Platz
komplizierte Anschließen der Fahrradrahmen. Sie              befördert werden kann. Das Fahrrad kann an einem
können einzeln oder in Gruppen, im Freien oder im            dafür vorgesehenen Bügel angeschlossen werden.
Innenraum und für normale oder Sonderfahrräder               Doppelstockparksysteme werden aus ca. 80 cm
nutzbar aufgestellt werden. Die hohe Flexibilität            breiten Modulen zusammengesetzt, sodass sie be-
und die einfache Nutzung sprechen für die Verwen-            liebig erweiterbar sind. Doppelstockparker eignen
dung von Anlehnbügeln als Abstellelement.                    sich bei einem hohen Anteil von Langzeitparken-
Wenn bei einer freien Aufstellung eine bequeme               den, allerdings nur für Fahrräder mit normalen Ab-
Zugänglichkeit und ein Durchgang zwischen be-                messungen und ohne überbreite Reifen.
nachbarten Fahrrädern gewährleistet sein soll (wie
zum Beispiel am Straßenrand oder vor Geschäften,
wo Körbe und Taschen beladen werden müssen)
soll der Achsabstand mindestens 1,20 m betra-
gen. Wenn ein Durchgang zwischen benachbarten

                                                                                                      ≥ 2,75 m

                                 ≥ 1,00 m

Abb.1: Anlehnbügel                                           Abb.2: Doppelstockparksystem

                                                        14
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

Die Fahrgasse sollte bei Doppelstockanlagen min-               Fahrradpoller
destens 2,50 m betragen. Bei bestimmten Anla-                  Eignung: Lastenfahrräder
gen lässt sie sich bis auf 2,20 m reduzieren. Die              Lastenräder variieren in ihrem Aufbau deutlich
Mindestraumhöhe für ein Doppelstockparkelement                 und passen zudem nicht an viele standardisierte
beträgt üblicherweise 2,75 m. Je nach Hersteller               Anlehnbügel. Für Lastenräder und andere Sonder-
können diese Maße variieren und sie sind in jedem              fahrzeuge sind daher größere Abstellflächen vorzu-
Fall zu prüfen.                                                sehen. Unter den aktuell in Serie produzierten Las-
                                                               tenrädern sind die längeren ca. 2,60 m bis 2,80 m
                                                               lang. Es gibt aber auch bereits über 3,00 m lange
Vertikale Aufhängung                                           Lastenräder, sodass über die Dimensionierung im
Eignung: leichte Sporträder                                    Einzelfall entschieden werden sollte.
Besonders platzsparend sind vertikale Aufhängun-               Da Lastenräder üblicherweise gut gegen Umfallen
gen, wie sie aus dem Hamburger Fahrradhäuschen                 gesichert sind, ist ein einfacher Poller mit einer
bekannt sind, in dem Fahrräder mit dem Vorder-                 Öse, durch die das Fahrradschloss passt, als Ab-
rad an einen dafür vorgesehenen Haken gehängt                  stellelement ausreichend.
werden. Für den täglichen Gebrauch sind Hänge-
systeme allerdings nur bedingt geeignet, da das                Abstellflächen für Lastenräder und Anhänger soll-
Anheben des Fahrrads nur bei guter körperlicher                ten aufgrund des üblicherweise höheren Gewichts
Konstitution oder sehr leichten Fahrrädern nicht               besonders gut zugänglich sein. Dafür sind ausrei-
als Hindernis angesehen wird. Für Kinder ist dieses            chende Rangierflächen vorzusehen. Gegebenenfalls
Element nicht nutzbar. Auch Fahrradsonderformen                ist eine deutliche Bodenmarkierung anzubringen.
finden in diesem Abstellelement keinen Gebrauch
und der Metallhaken kann sichtbare Spuren an den
Felgen hinterlassen. Es gibt optimierte Lösungen,
bei denen das Fahrrad nur eingeschoben und nicht
eingehängt werden muss und die Halterung anstel-
le der Felge den gesamten Reifen umfasst. Andere
Lösungen unterstützen hydraulisch das Anheben.
Sie eignen sich für die Aufbewahrung seltener ge-
nutzter, leichter Sportfahrräder oder in sehr be-
engtem Raum.

                                                               Abb.4: Fahrradpoller
                                      1,80-2,00 m

                         1,30 m
Abb.3: Vertikale Aufhängung

                                                          15
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

4.2 Musterlösungen

Anlehnbügel ohne Überdachung                                   Anlehnbügel mit Überdachung

Abb.5: Private Anlehnbügel für Besucher, Hamburg Eilbek        Abb.6: Anlehnbügel mit Überdachung, Malmö

Anlehnbügel ohne Überdachung können variabel                   Überdachte Anlehnbügel sind eine praktikable Lö-
aufgestellt werden und sind die wohl einfach­    ste           sung für das Parken von Besucherinnen und Be-
Möglichkeit, Fahrrädern einen Abstellplatz zu ver-             suchern. Für eine kurze Abstelldauer von einigen
schaffen. Da sie aber keinen Witterungsschutz und              Minuten bis wenigen Stunden bieten die Anlehn-
keinen guten Diebstahlschutz bieten, sollen sie in             bügel ausreichenden Schutz. Günstigere Fahrräder
dieser Form nur zum kurzzeitigen Parken angebo-                werden teilweise auch länger abgestellt. Eine Über-
ten werden. Kleine Pakete von zwei bis vier Anlehn-            dachung von Anlehnbügeln lohnt sich schon, wenn
bügeln vor den jeweiligen Gebäudezugängen lassen               mindestens drei Anlehnbügel (6 Abstellplätze) zu-
sich relativ unauffällig unter Schonung der Vorgar-            sammengefasst an einer Stelle platziert werden.
tenbereiche anordnen. Daher können sie in kleinen              Mit einem größeren Dachüberstand eignen sich
Gruppen auch vor denkmalgeschützten Gebäuden                   derartige Anlagen auch für Fahrradsonderformen.
und in Erhaltungsgebieten eingesetzt werden. Dies              An gründerzeitlichen Gebäuden oder Siedlungs-
ist jedoch im Einzelfall mit den zuständigen Dienst-           bauten der 1920er-Jahre soll aus gestalterischen
stellen abzustimmen. Die befestigten Flächen zwi-              Gründen auf eine Überdachung verzichtet werden.
schen den Bügeln sollen durchlässig für Regenwas-
ser sein (wassergebundene Decke, offene (Rasen-)
Fugen).

       €€€                                       €                    €€€                                  €

                                                          16
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

Fahrradbox                                                      Fahrradkleingarage

Abb.7: Fahrradboxen auf privatem Hof, Hamburg Winterhude        Abb.8: Fahrradkleingarage (Herstellerfoto)

Fahrradboxen bieten die Möglichkeit, Fahrräder                  Fahrradkleingaragen sind Fahrradabstellanlagen
einzeln und witterungsgeschützt abzustellen. Auf                für etwa vier bis zehn Fahrräder. Aufgrund ihrer
einer Grundfläche von knapp 2 m² findet ein Fahr-               flacheren Form sind sie optisch weniger auffällig.
rad einen sicheren Platz mit exklusivem Zugang.                 Ausführungen aus Holz lassen sich zudem gut ein-
Fahrradboxen können einzeln oder in Gruppen auf-                grünen. Sie sind abschließbar, sodass gegenüber
gestellt werden und eignen sich besonders für den               offenen Anlagen eine größere Sicherheit gewähr-
rückwärtigen Grundstücksbereich oder zur Aufstel-               leistet wird. Geöffnet werden die Garagen über
lung in Tiefgaragen. Durch die individuelle Nutzung             Klappen oder Türen, die einfach zu bedienen sind.
eignen sie sich zur Vermietung. Nachteile der Fahr-             Elemente zum Anschließen in den Kleingaragen er-
radboxen sind der hohe Platzbedarf pro Fahrrad                  möglichen eine zusätzliche Sicherung der einzelnen
und die schwierige städtebauliche Integration. An               Räder, erschweren aber die Nutzung mit Fahrrad-
gründerzeitlichen Gebäuden oder Siedlungsbauten                 sonderformen. Überlange Fahrräder wie zum Bei-
der 1920er-Jahre soll aus gestalterischen Gründen               spiel Lastenfahrräder finden in üblichen Fahrrad-
auf Fahrradboxen verzichtet werden. Lastenräder                 kleingaragen keinen Platz, es gibt allerdings auch
benötigen übergroße Fahrradboxen, um sachge-                    Fahrradkleingaragen speziell für Lastenfahrräder.
recht abgestellt werden zu können.

       €€€                                      €                       €€€                                  €
                                                           17
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

Fahrradsammelgarage                                        Fahrradgroßgarage

                                                                           FOTO GESUCHT!!!

Abb.9: Fahrradsammelgarage, Metz                           Abb.10: Geplante B+R-Anlage Kellinghusenstr., Hamburg
                                                           Eppendorf

Sammelgaragen sind Fahrradabstellanlagen, in de-           Geeignet sind große Fahrradgaragen vor allem an
nen mehr als zehn Fahrräder untergebracht wer-             Zielorten, die von vielen Radfahrenden aufgesucht
den können. Um mehr Sicherheit und Komfort zu              werden wie zum Beispiel Bahnhöfe. Sie können
bieten, sollten Sammelgaragen eine übersichtliche          aber auch für größere Wohnanlagen, an Universi-
Größe behalten. Auch hier ist darauf zu achten,            tätsstandorten oder für größere Arbeitsstätten
dass in der Garage Anlehnbügel oder andere Ab-             eine gute Lösung sein, sofern die Entfernung zum
stellelemente vorhanden sind, an denen die einge-          Ziel nicht zu groß wird. Um die Akzeptanz zu er-
stellten Fahrräder zusätzlich gesichert werden kön-        höhen, sollten sie an den Knotenpunkten wichtiger
nen. Sammelgaragen können entweder von einem               Wegeverbindungen liegen. Um auf geringer Grund-
festen Personenkreis genutzt werden und auch nur           fläche sehr viele Räder unterzubringen, bietet die
für diesen zugänglich sein, oder aber für Besuche-         Industrie automatische Parksysteme an, die zum
rinnen und Besucher zur Verfügung stehen.                  Beispiel als Silo in die Höhe oder in die Tiefe gebaut
                                                           werden können. Sie werden nicht betreten, sondern
                                                           das Rad wird an einem Übergabepunkt automa-
                                                           tisch eingezogen.

       €€€                                €                       €€€                                       €

                                                      18
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

Fahrradraum im Erdgeschoss                                  Fahrradraum auf der Etage

Abb.11: Fahrradraum im Erdgeschoss, Malmö                   Abb.12: Fahrradraum auf der Etage, Wien

Weder Feuchtigkeit noch extreme Temperaturen                Fahrradräume auf der Etage können von den Nut-
können den Fahrrädern in einem Fahrradraum scha-            zerinnen und Nutzern direkt über die Flure er-
den, sodass vor allem Elektrofahrräder hier gut auf-        reicht werden. Der Weg vom Hauseingang in den
gehoben sind. Durch den Einbau verschiedener Ab-            Fahrradraum soll frei von Barrieren wie manuell zu
stellelemente können unterschiedliche Bedürfnisse           öffnenden Türen, Schwellen oder zu engen Kurven
abgedeckt werden. Eine Kombination von Anlehn-              sein. Für den Transport in die oberen Geschosse
bügeln, Fahrradboxen und Doppelstockparkern so-             muss der Fahrstuhl eine ausreichende Größe ha-
wie die Ausstattung der Räume mit Spinden oder              ben. Im Fahrradraum selbst ist dafür Sorge zu tra-
Regalen zum Verstauen von Zubehör wie Helmen                gen, dass er mittels Abstellelementen strukturiert
oder Luftpumpen stellen ein optimales Angebot               wird. Da Fahrräder als Brandlast gelten, müssen die
dar. Die Lage des Fahrradraums soll zwischen der            Anforderungen des Brandschutzes berücksichtigt
Wohnung und dem Straßenraum keine großen Um-                werden.
wege erforderlich machen. Falls beim Verlassen des
Gebäudes mehr als eine Tür zu öffnen ist, sollten
Türen mit einem elektrischen Öffnungsmechanis-
mus versehen sein.

       €€€                                  €                      €€€                                €

                                                       19
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

Fahrradraum im Untergeschoss                               Fahrradabteil in der Tiefgarage

                                                                            FOTO GESUCHT!!!

Abb.13: Fahrradraum im Untergeschoss, Hamburg Barm-        Abb.14: Fahrradabteil in der Tiefgarage, Düsseldorf
bek-Nord

Fahrradräume im Untergeschoss sind eine verbrei-           Lassen sich Fahrradabstellanlagen in der Tiefgara-
tete Lösung, um Fahrräder sicher und witterungs-           ge nicht vermeiden, sollen sie an den Ausfahrten
geschützt abzustellen. Da die Zugänglichkeit er-           angeordnet werden. Innerhalb der Tiefgarage soll
schwert ist, sind ebenerdige Fahrradabstellanlagen         ein abschließbares Trennelement für jeweils max 20
grundsätzlich vorzuziehen. Es sollten nicht mehr           Fahrräder den Kreis der Zugangsberechtigten be-
als zwei Türen, nach Möglichkeit mit automatischen         schränken. Bei der Zuwegung ist eine ausreichend
Türöffnern, zu öffnen sein. Fahrradräume im Unter-         flache Gestaltung der Rampen zu berücksichtigen.
geschoss sollten nur für die Bewohnerinnen und             Empfohlen wird eine Neigung von 6 % bis maximal
Bewohner eines Gebäudes zugänglich sein.                   10 %. Tiefgaragenrampen für Pkw haben in der Re-
Die Erschließung kann über flache Rampen, am bes-          gel eine Neigung von 15 %. Hier wäre eine separate
ten unabhängig vom Kfz-Verkehr, gegebenenfalls             Fahrradrampe, die Erschließung über einen Fußweg
auch über fahrradgerechte Aufzüge erfolgen. Fahr-          neben der Tiefgaragenrampe oder ein Aufzug die
radkeller sollten mittels geeigneter Abstellelemen-        bessere Lösung.
te strukturiert werden und Stauraum aufweisen.             Fahrradabteile in Tiefgaragen sollen mit Anlehnbü-
                                                           geln ausgestattet werden und Stauraum aufweisen.

       €€€                                     €                   €€€                                           €

                                                      20
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

4.3 Anregungen zu Abstellanlagen in unterschiedlichen Quartierstypologien

Neubauquartiere
                                                               Mögliche Standorte für Fahrradabstellanlagen

                                                                      Fahrradräume innerhalb der Gebäude
                                                                      (UG, EG, OG)

                                                                      Innenhöfe

                                                                      Eingangsbereiche (zum Kurzzeitparken)

Abb.15: Hamburger Neubauquartier, IBA

Flächenpotenziale                                         dern. Fahrradabstellanlagen sind in die Architektur
Abstellanlagen für Räder müssen frühzeitig bei der        und das Freiraumkonzept zu integrieren. Bereits
Planung bedacht werden. Die ebenerdige Unter-             beim Wettbewerb, bei der Funktionsplanung und
bringung im Gebäude bzw. in Nebengebäuden ist             bei der Konzeptausschreibung von Grundstücken
zu bevorzugen. Lässt sich eine Unterbringung im           können geeignete Maßnahmen identifiziert wer-
Untergeschoss (Keller/Tiefgarage) nicht vermei-           den. Fahrrad­räume im Erdgeschoss, die kleinteilig
den, sollte zumindest ein Teil der erforderlichen         den Hauseingängen zugeordnet sind, über auto-
Fahrradplätze ebenerdig untergebracht werden.             matisierte Türen erreicht werden können und mit
Im Außenraum konkurrieren Fahrradabstellanlagen           ordnenden und sichernden Abstellelementen und
mit anderen Nutzungen, insbesondere mit Klein-            Stauraum ausgestattet sind, sind optimal. Sofern
kinderspielplätzen, die Vorrang haben. Die Distanz        Flächen auf den Etagen zum Abstellen von Fahr-
zwischen Gebäudezugang und Fahrradabstellan­              rädern verfügbar gemacht werden können, wären
lage sollte nicht mehr als 50 m betragen.                 ausreichend dimensionierte Aufzüge vorzusehen.
                                                          Für Kurzzeitparkende sind Fahrradbügel nahe den
Maßnahmenvorschläge                                       Hauseingängen zu realisieren. Der Freiraum ist an-
Für Neubauquartiere sollen von Anfang an Mobili-          sprechend zu gestalten. Das gilt auch für Fahrrad-
tätskonzepte erarbeitet werden, um den Umwelt-            schuppen und überdachte Fahrradabstellanlagen.
verbund und damit auch das Radfahren zu för-              Diese sollen seitlich und von oben begrünt werden.

Abb.16: Fahrradsammelgarage, Hamburg Wilhelmsburg         Abb.17: Rampe zum Fahrradkeller, Hamburg, Saarlandstraße

                                                     21
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

Gründerzeitquartiere
                                                                   Mögliche Standorte für Fahrradabstellanlagen

                                                                          Fahrradräume innerhalb der Gebäude
                                                                          (UG, EG)

                                                                          private Pkw-Stellplatzanlagen in Innen-
                                                                          höfen

                                                                          Sammelgaragen in kleineren Baulücken

                                                                          Eingangsbereiche (zum Kurzzeitparken)

Abb.18: Hamburger Gründerzeitquartier Grindelhof

Flächenpotenziale                                             Die Anbringung einer Schieberinne ist bereits eine
Die Gründerzeitquartiere sind durch Blockrandbe-              große Erleichterung. Für Innenhöfe eignen sich
bauung gekennzeichnet, die häufig mit zwei bis vier           Fahrradboxen, Fahrradklein- oder -sammelgaragen,
Meter tiefen, begrünten Vorgartenflächen ausge-               die eingegrünt werden sollten. Die Baumschutzver-
stattet ist. Aus städtebaulichen und gestalterischen          ordnung ist zu beachten. Falls Vorgärten vorhan-
Gründen sind die Vorgärten als solche zu erhalten.            den sind, hat ihre gärtnerische Nutzung Vorrang.
In Gebieten mit Städtebaulicher Erhaltungsver-                Fahrradabstellelemente auf der Straßenseite müs-
ordnung und im denkmalgeschützten Ensemble                    sen dort besonders auf ihre gestalterische Wirkung
ist die gestalterische Wirkung der Fahrradabstel-             in den öffentlichen Raum hinein überprüft werden
lanlagen besonders sensibel und mit dem Denk-                 und sollten in der Regel als nicht überdachte Bügel
malschutzamt abzustimmen. Aufgrund der hohen                  in kleinen Gruppen den Gebäudezugängen zuge-
Nachfrage nach Wohnraum wurden viele Innenhöfe                ordnet werden.
bebaut und Baulücken geschlossen. Innenhöfe sind              Wo allein durch diese Maßnahmen die Nachfrage
häufig durch Autostellplätze belegt. Bei Neubauten            nach Abstellplätzen nicht befriedigt werden kann,
hat gemäß § 48 Abs. 2 HBauO die Unterbringung                 können ggf. grundstücksübergreifende Sammel-
von Fahrradplätzen auf dem Grundstück Vorrang                 garagen eine Lösung sein. Dabei ist ihre Größe am
vor der Unterbringung von Kfz-Stellplätzen. Auch              geschätzten Fahrradbestand im Umkreis von rund
für Bestandsbauten mit rechtskräftig festgesetzten            100 m zu bemessen.
Stellplätzen kann eine Umnutzung von Kfz-Stell-
plätzen zu Fahrradplätzen geprüft werden. Dieses
wäre bei der Bauaufsicht zu beantragen.

Maßnahmenvorschläge
Aufgrund der hohen Wohndichte sind viele Fahr-
räder auf einer geringen Fläche unterzubringen.
Demnach sollten flächeneffiziente Abstellanlagen
gewählt werden.
In Bestandsgebäuden ist die Möglichkeit des Aus-
baus und der besseren Erschließung von Kellerge-
schossen zu prüfen. Häufig sind diese an der Ge-
bäuderückseite durch eine Kellertreppe erreichbar.            Abb.19: Überdachte Fahrradbügel, Hamburg Altona-Altstadt

                                                         22
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

1920er-Jahre-Quartiere

                                                                  Mögliche Standorte für Fahrradabstellanlagen

                                                                         Eingangsbereiche

                                                                         Innenhöfe

                                                                         Eingangsbereiche (zum Kurzzeitparken)

Abb.20: Hamburger 1920er-Jahre-Quartier Habichtstraße

Flächenpotenziale                                            Gemeinschaftsflächen oder von nicht marktgängi-
In Gebieten mit Städtebaulicher Erhaltungsver-               gen Laden- oder Gewerbeflächen stellt eine weitere
ordnung und im denkmalgeschützten Ensemble                   Option dar, die allerdings mit baulichen Maßnah-
ist die gestalterische Wirkung der Fahrradabstel-            men verbunden ist, wie dem Einbau von breiteren
lanlagen besonders sensibel und mit dem Denk-                Eingangstüren.
malschutzamt abzustimmen. In den 1920er-Jahre-               Fahrradkleingaragen, Fahrradboxen sowie über-
Quartieren gehören die gestalteten Freiflächen in            dachte Bügel sollen kleinteilig, möglichst unauffäl-
der Regel zum geschützten Ensemble. Daher sollte             lig und gut eingegrünt im Blockinneren angeordnet
zunächst versucht werden, Fahrradabstellplätze in-           werden. Dies ist jedoch im Einzelfall mit dem Denk-
nerhalb der Baulichkeiten unterzubringen. Genos-             malschutzamt abzustimmen. Für Kurzzeitparken-
senschaftswohnanlagen weisen in einigen Fällen               de sowie für Besucherinnen und Besucher können
Gemeinschaftsräume, Waschküchen, Laden- und                  nicht überdachte Anlehnbügel in geringer Anzahl
Gewerbeflächen auf, bei denen zu prüfen ist, ob sie          nahe den Hauseingängen platziert werden.
in ihrer Funktion noch genutzt werden oder ob sie
für das Abstellen von Fahrrädern genutzt werden
können. Auch bestehende Keller können für diesen
Zweck optimiert werden.

Maßnahmenvorschläge
Zunächst ist die Umnutzung von Keller- und Ne-
benräumen sowie von privaten Stellplatzanlagen
zu prüfen. Im Falle von bauordnungsrechtlich not-
wendigen Stellplätzen bedarf die Nutzungsände-
rung mit dem Ziel, statt Kfz- Fahrradplätze einzu-
richten, einer Genehmigung. Auch die sachgemäße
Ausstattung der Kellerräume mit Abstellelementen
ist eine kostengünstige Maßnahme, die den Nutzen
der Abstellräume deutlich erhöht. Deren Erreich-
barkeit kann zum Beispiel durch Führungsschienen
auf vorhandenen Treppen zumindest teilweise ver-
bessert werden. Die Umnutzung von ungenutzten                Abb.21: Fahrradbügel, Hamburg Barmbek-Nord

                                                        23
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen

1950er-/1960er-Jahre-Quartiere
                                                                          Mögliche Standorte für Fahrradabstellanlagen
                                                                                 private Pkw-Stellplatzanlagen und
                                                                                 Garagenhöfe
                                                                                 Fahrradräume innerhalb der Gebäude
                                                                                 (UG)

                                                                                 leer stehende Laden-/Gewerbeflächen

                                                                                 Giebelseiten

                                                                                 Eingangsbereiche (zum Kurzzeitparken)

Abb.22: Hamburger 1950er-/1960er-Jahre-Quartier Hohenfelde

Flächenpotenziale                                                    Maßnahmenvorschläge
Flächenpotenzial weisen insbesondere bereits ver-                    Fahrradkleingaragen oder Fahrradboxen können
siegelte private Stellplatzflächen zwischen den Ge-                  eine Option sein, wenn sie sich sensibel in die Frei-
bäuden („Parktaschen“) oder Garagenhöfe auf. Hier                    raumgestaltung integrieren und eingrünen lassen.
können einzelne Garagen oder Stellplätze umge-                       In Gebieten mit Städtebaulicher Erhaltungsverord-
nutzt und mit Abstellelementen für Fahrräder aus-                    nung und im denkmalgeschützten Ensemble ist
gestattet werden. Handelt es sich gemäß Bauge-                       die gestalterische Wirkung der Fahrradabstellan-
nehmigung um notwendige Stellplätze, muss eine                       lagen besonders sensibel und mit dem Denkmal-
Änderung beantragt werden. Ein weiteres Potenzial                    schutzamt abzustimmen. Bei Quartieren in peri-
für Anbauten stellen fensterlose Giebelseiten dar.                   pheren Lagen ist vermehrt darauf zu achten, dass
Sofern die einzelnen Zeilen mit geräumigen Kellern                   Stromanschlüsse zum Aufladen der E-Bike-Akkus
ausgestattet sind, bieten auch diese Möglichkeiten                   vorhanden sind.
für gute Fahrradabstellanlagen, die durch nachträg-                  Eine wichtige ergänzende Maßnahme ist der bar-
liche Zugänge von außen (Rampe, Fahrradlift oder                     rierefreie Umbau des internen Wegenetzes, der üb-
Treppe mit Schieberinne) besser zugänglich ge-                       licherweise den Ersatz von Stufen durch Rampen
macht werden können. Auch nicht marktgängige                         umfasst. Hier könnten dezentrale, den Hauseingän-
Laden- und Gewerbeflächen sind in die Überlegun-                     gen zugeordnete Bügel aufgestellt werden.
gen einzubeziehen.

Abb.23: Überdachte Fahrradbügel, Salzburg, Strubergassensied-        Abb.24: Fahrradkleingarage, Hamburg Gartenstadt Farmsen
lung

                                                                24
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