LEITFADEN FAHRRADPARKEN IM QUARTIER - Empfehlungen für die Planung von Fahrradabstellanlagen auf privaten Flächen - Hamburg.de
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LEITFADEN FAHRRADPARKEN IM QUARTIER Empfehlungen für die Planung von Fahrradabstellanlagen auf privaten Flächen
Anmerkung zur Verteilung: Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Senats der Freien und Hansestadt Ham- burg herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Land- tags- und Kommunal- beziehungsweise Bezirkswahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkle- ben parteipolitischer Information oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrich- tung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Impressum Herausgeber Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) Neuenfelder Straße 19 21109 Hamburg V.i.S.d.P. Susanne Enz Projektbearbeitung Marit Pedersen Claudia Takla Zehrfeld Tony Schröter Konzept, Bearbeitung, Redaktion und Text ARGUS Stadt und Verkehr Partnerschaft mbB GÖSSLER | KINZ | KERBER | KREIENBAUM ARCHITEKTEN BDA Layout ARGUS Stadt und Verkehr Partnerschaft mbB Druck Druckerei Weidmann GmbH & Co. KG, Hamburg 1. Auflage Dezember 2020, 2.000 Exemplare
Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, getragen werden – das verleidet schnell die Benut- zung dieses umweltfreundlichen Verkehrsmittels „Eine Stadt für Alle“ lautet der Anspruch der Ham- für die Fahrt zur Arbeitsstätte, zum Supermarkt burger Stadtentwicklungspolitik. Auf die Mobilität oder in den Park. Leider gibt es in älteren Gebäuden bezogen heißt das, die Verkehrswege und -ange- häufig zu wenige geeignete Fahrradabstellmöglich- bote stetig und umfassend weiter zu verbessern. keiten, und selbst in manchen neueren Gebäuden Ziel ist eine möglichst schnelle und bequeme sowie könnten sie komfortabler sein. Aber wieviel Fläche raum- und ressourcenschonende Fortbewegung. ist erforderlich, und welche Abstellelemente eig- Bei der Planung neuer Wohn- und Gewerbegebiete nen sich am besten? Was sind gute Lösungen im werden diese Aspekte deswegen selbstverständlich Neubau wie auch im Bestand? Wo gibt es Flächen- von Anfang an ressortübergreifend mitgedacht. potenziale, wenn jeder Quadratmeter verplant er- Besonders große Anstrengungen unternimmt scheint? Hamburg, um die Infrastruktur zum Fahrradfahren Fragen wie diese soll dieser Leitfaden helfen zu zu verbessern. Für Stadtbewohnerinnen und -be- beantworten. Die hier enthaltenen Empfehlungen wohner ist das Fahrrad ideal: Fast 80 % der Wege, richten sich vor allem an private Bauherren, In- die die Hamburgerinnen und Hamburger zurückle- vestoren und Bauträger, Architekten und Planer, gen, sind neueren Studien zufolge kürzer als 10 km, Wohnungsbauunternehmen und sonstige Immobi- können also mit dem Fahrrad oder vielfach sogar lieneigentümer und -verwaltungen, Einzelhändler zu Fuß zurückgelegt werden. und Arbeitgeber. Sie finden hier viele nützliche, Neben dem Radwegenetz bauen wir auch das Ange- auf die besonderen Hamburger Bedingungen zu- bot an Abstellmöglichkeiten im öffentlichen Raum, geschnittene Handreichungen. Ich wünsche Ihnen insbesondere an wichtigen Zielen wie Schnellbahn- eine anregende Lektüre. stationen und öffentlichen Einrichtungen aus. Zu Hause wiederum sollte das Fahrrad schnell und komfortabel verfügbar sein, denn häufig müssen Räder vor dem Losfahren aus engen Kellerräumen Dr. Dorothee Stapelfeldt und über verwinkelte Treppen aus dem Gebäude Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen
1. Der Hamburger Leitfaden 6 2. Rechtliche Anforderungen 8 3. Grundsätze des Fahrradparkens 9 3.1 Nutzungsanforderungen an Fahrradabstellanlagen 9 Diebstahlschutz 9 Erreichbarkeit 9 Witterungsschutz 9 Benutzungsfreundlichkeit 9 Zugänglichkeit 9 Einsehbarkeit und Übersichtlichkeit 10 Gestaltung 10 Stromversorgung 10 Kosten- und Flächeneffizienz 11 3.2 Nutzungsgruppen 11 Über-Nacht-Parkende 11 Langzeitparkende 11 Kurzzeitparkende / Besucherinnen und Besucher 11 3.3 Dimensionierungsübersicht 12 4. Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen 14 4.1 Abstellelemente 14 Anlehnbügel 14 Doppelstockparksystem 14 Vertikale Aufhängung 15 Fahrradpoller 15
4.2 Musterlösungen 16 Anlehnbügel ohne Überdachung 16 Anlehnbügel mit Überdachung 16 Fahrradbox 17 Fahrradkleingarage 17 Fahrradsammelgarage 18 Fahrradgroßgarage 18 Fahrradraum im Erdgeschoss 19 Fahrradraum auf der Etage 19 Fahrradraum im Untergeschoss 20 Fahrradabteil in der Tiefgarage 20 4.3 Anregungen zu Abstellanlagen in unterschiedlichen Quartierstypologien 21 Neubauquartiere 21 Gründerzeitquartiere 22 1920er-Jahre-Quartiere 23 1950er-/1960er-Jahre-Quartiere 24 1970er-Jahre-Quartiere 25 Quartiere mit gemischten Nutzungen 26 Übersicht: Quartierstypologien und passende Abstellanlagen 27 Übersicht möglicher Standorte 28 4.4 Serviceangebote rund ums Fahrrad 29 4.5 Hinweise zum Betrieb 30 Zuständigkeit klären 30 Fahrradplätze zuordnen 30 Fahrradplätze bewirtschaften 31 Anhang32 Abbildungsverzeichnis 35
Einleitung 1. Der Hamburger Leitfaden Anlass bei den Nutzenden. Hier zahlt sich eine gute Pla- Immer mehr Menschen leben und arbeiten in Städ- nung aus. ten. Wie viel Energie sie dort verbrauchen, wie klimafreundlich sie Wärme und Strom erzeugen, Der Leitfaden richtet sich an alle, die neu bauen, wie sie Flächen nutzen und sich fortbewegen, ist sowie an Eigentümerinnen und Eigentümer bzw. daher von großer Bedeutung für den Umwelt und Verwaltungen von Bestandsgebäuden, die nach ei- Klimaschutz. Gebäudesektor und der Verkehrssek- ner guten Lösung zur Unterbringung von Fahrrä- tor müssen mehr zur Minderung der Treibhausgas dern suchen. Er soll als Hilfestellung beim Bau von emissionen beigetragen. Beides verbindet sich qualitativ hochwertigen Fahrrad abstellanlagen in im Quartier. So ist die Stadt der kurzen Wege ein Wohnquartieren und bei der Erstellung von Fahr- zentrales Konzept der nachhaltigen urbanen Ent- radparkkonzepten dienen, indem die am besten wicklung. Attraktive Städte sind vor allem solche, geeigneten Abstellanlagen und Realisierungsstra- in denen die Menschen gerne zu Fuß gehen und Rad tegien für die in Hamburg typischerweise vorkom- fahren und auf diese Weise viele alltäglichen Wege menden Quartiere vorgestellt werden. zurücklegen können. In den Städten ist ein Trend zu Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen weniger motorisiertem Individualverkehr erkenn- im Radverkehr wurde auf dem Maßstab von städ- bar. In den Hamburger Stadtteilen innerhalb des tischen Quartieren untersucht, welche Potenziale Rings 2 sowie in den Kernbereichen von Harburg auf privaten Flächen vorhanden sind, um die Nut- und Bergedorf besitzt nicht einmal jeder zweite zung des Fahrrades im Alltag möglichst umfassend Haushalt ein Auto. Auch wenn der Öffentliche Nah- zu erleichtern. Der vorliegende Leitfaden liefert verkehr das Rückrat der Mobilität einer Großstadt sowohl für bestehende als auch für neu geplan- wie Hamburg bleiben wird, gilt der Radverkehr als te Quartiere Vorschläge für Verbesserungen im wichtiger und wachsender Bestandteil einer zu- Bereich der Fahrradabstellanlagen. Für die Suche kunftsgerichteten Mobilität. Investitionen in Anla- nach geeigneten Standorten werden Prioritäten gen des Radverkehrs kommen beim Klimaschutz beschrieben, die dafür sorgen sollen, dass die Fahr- aufgrund der vergleichsweise guten Kosten-/Nut- radabstellanlagen optisch nicht dominieren und zenrelation eine besondere Bedeutung zu. sich in ihre Umgebung einfügen. Daher sind die Em pfehlungen nach den in Hamburg vorzufindenden Um den Fahrradfahrenden den Alltag zu erleichtern Siedlungstypologien differenziert. Musterlösungen und mehr Menschen für den täglichen Einsatz ihrer veranschaulichen die Empfehlungen. Räder zu gewinnen, muss neben einem durchgängig sicheren und dichten Netz an Radwegen für eine Aufbau ebenso sichere und komfortable Unterbringung Der Leitfaden gliedert sich in drei Teile: in die bau- der Räder gesorgt werden. Gegenwärtig vollziehen rechtlichen Anforderungen, in Grundsätze des sich erkennbare Veränderungen beim Nutzungs- Fahrradparkens und in Maßnahmenvorschläge und verhalten, und neue Fahrradtypen mit spezifischen Handlungsempfehlungen. Grundlage sind die bau- Anforderungen erobern den Markt. Der Wert und rechtlichen Anforderungen. Anschließend werden das Gewicht von E-Bikes sowie die Größe von La die generellen Anforderungen an Abstellmöglich- stenfahrrädern oder Fahrradanhänger machen keiten, zu denen zum Beispiel die Erreichbarkeit, der neue Konzepte zur Unterbringung erforderlich. Diebstahlschutz und der Witterungsschutz zählen, Die örtliche Gegebenheit der Fahrradabstellanlage genannt. Des Weiteren werden die Nutzungsarten (Sozialkontrolle, Beleuchtung, Zugangssituation) genauer beschrieben und es wird darauf hingewie- und die Auswahl der verwendeten Materialien be- sen, wie sich unterschiedliche Bedürfnisse auf die stimmen die Widerstandsfähigkeit des Abstellorts Fahrradabstellanlagen auswirken. In Kapitel 4 wer- gegenüber Diebstählen und damit die Akzeptanz den Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfeh- 6
Einleitung lungen formuliert. Dabei werden auch die Kosten chen Grundlagen sowie die Förderbedingungen der berücksichtigt. Besonders empfehlenswerte Ab- Investions- und Förderbank (IFB). stellanlagen werden in Form von übersichtlichen Steckbriefen vorgestellt und ihre Eigenschaften Handhabung dargestellt. Dadurch wird das schnelle Vergleichen Um geeignete Fahrradabstellanlagen für das indivi- und Auswählen von Anlagentypen ermöglicht. Um duelle (Um-)Bauvorhaben zu finden, gibt es in die- die Anwendbarkeit des Leitfadens zu vereinfachen, sem Leitfaden drei mögliche Herangehensweisen. werden anschließend unterschiedliche Hamburger Zum Ersten können Bauherrinnen und Bauherren Siedlungstypen in Bezug auf ihre bauliche Struk- von den grundsätzlichen Anforderungen und Nut- tur und ihre Flächenpotenziale analysiert. Unter- zungstypen ausgehend eigene Ideen für projekts- schieden werden Neubauquartiere, Bestandsquar- pezifische Fahrradabstellanlagen entwickeln. Zum tiere der Gründerzeit, 1920er-Jahre-Quartiere, Zweiten können sie die Charakteristika der in den 1950er-/1960er-Jahre-Quartiere und Großwohn- Steckbriefen vorgestellten Abstellanlagen verglei- siedlungen. Auch Quartiere mit gemischten Nut- chen und so geeignete Anlagentypen auswählen. zungen in Bestands- und Neubauquartieren wer- Schließlich können Anlagen entsprechend der das den betrachtet. Im letzten Kapitel werden Hinweise Projektgebiet umgebenden Siedlungstypologie zum Betrieb der Fahrradabstellanlagen formuliert. ausgewählt und auf ihre Eignung überprüft werden. Im Anhang finden sich Auszüge aus den baurechtli- Leitfadennutzung leicht gemacht Grundsätzliche Anforderungen an das Fahrradparken Anforderung Nutzungsarten Musterlösungen Bewertung der Verortung/ wesentlichen Platzierung Eigenschaften €€€ € Beispielfoto Beschreibung Siedlungsspezifische Empfehlung Flächenpotenziale im Schwarzplan Beschreibung von Musterlösungen 7
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen 2. Rechtliche Anforderungen Bauordnungsrecht Denkmalschutz Für die Unterbringung von Fahrrädern auf privaten Bei der Errichtung von baulichen Anlagen in ge- Flächen gelten bei Neubauvorhaben die gesetzli- schützten Objekten und Ensembles sowie in deren chen Regelungen der Hamburgischen Bauordnung Umgebung sind die Belange des Denkmalschutzge- (§ 48 HBauO) sowie die Vorgaben der Fachanwei- setzes gemäß §§ 8 und 9 DSchG zu berücksich- sung Notwendige Stellplätze und notwendige Fahr- tigen. Hier ist eine Genehmigung des Denkmal- radplätze (FA 1/2013 — ABH), denen zufolge für schutzamtes erforderlich. jedes Neubauvorhaben Fahrradplätze herzustellen sind. Für das Fahrradparken relevante Auszüge Brandschutz sind im Anhang abgedruckt. Bei der Anlage von Des Weiteren sind Brandschutzanforderungen zu Fahrradabstellanlagen für Bestandsgebäude gelten beachten. Offene Fahrradplätze (wie auch das Ab- diese Regelungen nicht, sie bieten den Planenden stellen von Kinderwagen) im Treppenraum bzw. in aber einen Anhaltspunkt für die Ermittlung des Be- notwendigen Fluren oder offenen Laubengängen darfs an Stellflächen im Rahmen ihrer Ermessens sind unzulässig, da sie eine Brandlast im Rettungs- entscheidung. weg darstellen. Fahrradräume auf der Etage müs- Ob Fahrradabstellanlagen genehmigungsbedürf- sen wie Abstellräume feuerhemmend abgetrennt tig sind, hängt unter anderem davon ab, wie groß sein. Einer Vermüllung durch die Lagerung anderer sie geplant sind und wo sie auf dem Grundstück Gegenstände ist entgegenzuwirken. angeordnet werden sollen. Prinzipiell sind nur of- Lithium-Ionen-Akkus von E-Bikes können nach un- fene Abstellanlagen (wie Anlehnbügel) bis 50 m² sachgemäßer Handhabung oder großer Hitzeein- genehmigungsfrei. Ob ein Bauantrag im Einzelfall wirklung einen Brand auslösen. Richtlinien dazu, erforderlich wird, hängt aber auch davon ab, ob auf wie mit diesem Thema künftig umzugehen ist, wer- dem Grundstück bereits nach § 6 Abs. 7 HBauO den derzeit erarbeitet. privilegierte Nebenanlagen realisiert worden sind. Größere Fahrradräume im Keller sind gemäß Gara- Der Vorgarten ist gemäß § 9 HBauO weitgehend genVO § 10 Abs. 1 mit feuerwiderstandsfähigen wasserduchlässig zu belassen und gärtnerisch zu Trennwänden von der Garage abzutrennen. gestalten. Im rückwärtigen Grundstücksbereich Kleinere Fahrradabteile bis jeweils max. 50 m² (ent- sind auch Boxen oder Ähnliches (wie Garagen oder spricht der Fläche von 4 Stellplätzen) können davon Abstellhäuschen) zulässig. abweichend in der Garage zugelassen werden, so- fern sie von der Fahrbahn sicher abgetrennt wer- den, zum Beispiel durch Metallgitter. Generell empfiehlt sich eine enge Abstimmung von Planungsrechtliche Anforderungen geplanten Fahrradabstellanlagen mit den zuständi- In Gebieten, für die gemäß § 172 Abs. 1 Nr. 1 gen Dienststellen. BauGB eine Städtebauliche Erhaltungsverordnung erlassen wurde, ist bei der Errichtung von Fahrrad abstellanlagen auf die Erhaltung der städtebau- Baumschutz lichen Eigenart des Gebietes zu achten. In diesen Bei der Errichtung von Fahrradabstellanlagen muss Gebieten unterliegt die Errichtung oder Änderung mit altem und wertvollem Gehölzbestand sensibel von baulichen Anlagen der Genehmigungspflicht. umgegangen werden. Die Belange des Baumschut- Beispielsweise ist für die Umplanung eines Vorgar- zes gemäß der Verordnung zum Schutz des Baum- tens mit einer Fahrradabstellanlage eine Genehmi- bestandes und der Hecken in der Freien und Han- gung erforderlich. Einschränkungen können auch sestadt Hamburg (Baumschutzverordnung) sind zu aufgrund eines Ausschlusses von Nebenanlagen im beachten. Hier sind gegebenenfalls Genehmigun- Bebauungsplan bestehen. gen der Bezirksämter erforderlich. 8
Grundsätze des Fahrradparkens 3. Grundsätze des Fahrradparkens 3.1 Nutzungsanforderungen an Fahrrad- einen schlecht erreichbaren Kellerraum oder zu ei- abstellanlagen ner entgegen der Wunschrichtung liegenden Sam- melgarage). Auf großen Geländen ist mehreren de- zentralen Abstellanlagen der Vorzug vor einer Diebstahlschutz großen, zentralen Anlage zu geben. Das wichtigste Kriterium für Fahrradabstell- Zu einer guten Erreichbarkeit gehört außerdem, anlagen ist die Sicherheit. Vielen Fahrradbe- dass die Fahrradabstellanlage zu jedem Zeitpunkt sitzerinnen und Fahrradbesitzern sind die vorhan- angefahren werden kann. Eingänge zu den Anlagen denen Abstellmöglichkeiten zu unsicher, sodass sie müssen stets freigehalten werden. ihre Räder – insbesondere in dichten, innerstädti- schen Quartieren – oftmals in den Wohnungen un- terbringen. Das ist aufwendig und kraftintensiv und Witterungsschutz nimmt wertvollen Wohnraum in Anspruch. Um den Um den Wert des Fahrrads möglichst lange zu Verlust bei einem Diebstahl gering zu halten, wird erhalten, sollte es witterungsgeschützt abge- oft auf die Anschaffung eines teuren Fahrrads ver- stellt werden können. Dies ist umso wichtiger, wenn zichtet. Die von Bauherrinnen und Bauherrn zu das Fahrrad über einen elektronischen Antrieb ver- schaffenden festen Baulichkeiten sind in Hinblick fügt. Demzufolge sollten die bauordnungsrechtlich auf den Diebstahlschutz mindestens genauso wich- für die in einem Haus lebenden Personen (nicht für tig wie die technischen zum Anschließen des Fahr- Besucherinnen und Besucher) geforderten Fahrrad rades (Qualität des Fahrradschlosses). Um ein abstellanlagen mindestens überdacht sein, besten- Fahrrad sicher aufzubewahren, muss es am Rah- falls aber komplett gegen unterschiedliche Witte- men angeschlossen werden können und zusätzlich rungen Schutz bieten. In der HafenCity oder dem in einem für die Öffentlichkeit unzugänglichen neuen Quartier Kleiner Grasbrook sollten Standor- Raum stehen, damit keine Teile abgebaut werden te im überflutungsgefährdeten Bereich vermieden können. Dieser sollte gut gesichert und nur berech- werden. tigen Personen zugänglich sein. Hinzu kommen Überlegungen zur technischen Lösung der Zutritts- kontrolle, der Qualität der Verschlusstechnik von Benutzungsfreundlichkeit Türen und Vorkehrungen zum Schutz gegenüber Je weniger Handgriffe beim Abstellen eines Vandalismus. Hilfestellung geben auch die Krimi- Fahrrads notwendig sind, desto komfortab- nalpolizeilichen Beratungsstellen. ler ist dies für die Nutzerinnen und Nutzer. Ein Fahrrad an einen Fahrradbügel anzulehnen, ist weitaus bequemer als es vertikal aufzuhängen oder Erreichbarkeit es auf der oberen Schiene eines doppelstöckigen Fahrradfahren ist dann attraktiv, wenn es Parksystems einzustellen. möglichst unkompliziert ist. Dazu gehört Fahrradabstellanlagen sollen für auch Kinder und auch, dass schnell auf das Fahrrad zugegriffen wer- ältere Menschen problemlos handhabbar sein und den kann. Bestenfalls sind Fahrräder dort unterge- nicht zur Hürde werden. Ergänzungen wie Ablage- bracht, wo die Nutzerinnen und Nutzer auf ihrem möglichkeiten für Fahrradhelme, Spinde für Rege- Weg aus der Wohnung in den öffentlichen Ver- nausrüstung und Luftpumpen, die Bereitstellung kehrsraum vorbeikommen. Das kann zum Beispiel von Werkzeug, das Einrichten von Waschstellen direkt an der Eingangstür sein, in einem Fahr- und das Aufstellen von Montageständern können radraum im Erdgeschoss oder auf der Etage. Nega- die Qualität darüber hinaus deutlich steigern. tiv wirkt es sich auf die Erreichbarkeit aus, wenn Umwege gegangen werden müssen (zum Beispiel in 9
Grundsätze des Fahrradparkens Zugänglichkeit Maßgebliche Ansprüche an das Abstellen von Auch für die Zugänglichkeit gilt, dass sie so Fahrrädern: komfortabel wie möglich sein sollte, um keine Bewohnerinnen und Bewohner von der Nutzung der Fahrradabstellanlage auszuschließen. Ideal ist Fahrräder müssen diebstahl- und möglichst es, Fahrradabstellanlagen ebenerdig zu positionie- vandalismussicher abgestellt werden kön- ren oder über einen ausreichend dimensionierten nen. Aufzug anzubinden. Auch die Erschließung über flache (je nach Rampenlänge zwischen 6 % und Die Anlagen sollen Fahrräder vor Witte- 10%) und übersichtliche Rampen stellt eine gute rungseinflüssen schützen. Möglichkeit des Zugangs dar. Die aus Sicht der Fahrradfahrenden schlechteste Lösung hinsichtlich Die Erreichbarkeit muss für alle gegeben der Zugänglichkeit ist die Erschließung über Trep- und soll möglichst komfortabel sein (auch pen. Sollte, z.B. bei der nachträglichen Verbesse- für Kinder, ältere Menschen und Personen, die in rung im Bestand, der Einbau einer Rampe aus ihrer Bewegung eingeschränkt sind). Platzgründen nicht möglich sein, soll die Treppe zumindest über eine Führungsschiene verfügen. Alle Fahrradtypen sollen unkompliziert ab- Türen sollten sich arretieren lassen oder mit einem gestellt werden können. automatischen Schließmechanismus ausgestattet sein. Bei allen genannten Maßnahmen ist zu prüfen, Aus Sicht von Bauherrinnen und Bauherren ist wie gleichzeitig Barrierefreiheit für mobilitätsein- die wesentliche Anforderung: geschränkte Personen, ältere Menschen und Kinder erreicht werden kann. Im Zusammenhang mit den Fahrradabstellanlagen sollen günstig zu er- Sonderfahrrädern sollte auch an die sog. Handbi- € stellen und zu betreiben sein. kes gedacht werden; das sind Fahrräder, die von Menschen im Rollstuhl genutzt werden. Einsehbarkeit und Übersichtlichkeit Einsehbarkeit und Übersichtlichkeit ver- außen erkennbar sein und – wenn möglich – für bessern die soziale Kontrolle. Eine trans- die Umwelt einen Mehrwert schaffen (zum Beispiel parente Abtrennung der Flächen (Glaswände oder durch begrünte Dachflächen). Die Anlagen sollen Metallgitter) sowie kleinere Räume mit einem ein- gut einsehbar sein. Es empfiehlt sich, Materialien geschränkten Kreis von Zugangsberechtigten sind zu wählen, die sowohl wetterbeständig als auch in dieser Hinsicht von Vorteil. Räume und Gänge langfristig optisch ansprechend sind. Die Auswahl mit nicht einsehbaren, dunklen Ecken werden hin- eines Anlehnbügels, der im Übergang zum öffentli- gegen von vielen Nutzerinnen und Nutzern als un- chen Raum platziert werden soll, sollte sich an den sicher empfunden und sind zu vermeiden. von der Stadt verwendeten Bügeln orientieren. Dies sind in stadtgestalterisch anspruchsvolleren Umgebungen anthrazitfarbene Flachstahlbügel. Gestaltung Gibt es Städtebauliche Erhaltungs- oder Milieu- Fahrradabstellanlagen sollen ansprechend schutzsatzungen, sind die Belange bei der Planung gestaltet, gut beleuchtet sowie leicht zu rei- und Errichtung zu berücksichtigen. Stehen Gebäu- nigen sein und sich städtebaulich und gestalterisch de oder Freiflächen unter Denkmal- bzw. Ensem- in die Umgebung einfügen. Ihre Funktion soll nach bleschutz, ist das Denkmalschutzamt zu beteiligen. 10
Grundsätze des Fahrradparkens Stromversorgung 3.2 Nutzungsarten E-Bikes und Pedelecs sind bislang Menschen benutzen ihre Fahrräder unterschiedlich sehr schwer und deswegen für eine oft und für die verschiedensten Zwecke. In diesem mit eigener Kraft zu bewältigende Höhenüberwin- Leitfaden werden vereinfachend drei grundlegende dung ungeeignet (Tragen in den Keller, Aufhängen Typen unterschieden: Über-Nacht-Parkende, Lang- an vertikalem Abstellelement). Dementsprechend zeitparkende und Kurzzeitparkende. Dabei können sollten sie möglichst barrierefrei abgestellt oder Kurzzeitparkende sowohl im Haus lebende Perso- über einen Aufzug oder Rampen in die entspre- nen als auch Besucherinnen und Besucher sein. chende Etage transportiert werden können. Von Vorteil ist es, wenn direkt am Fahrradplatz eine Steckdose vorhanden ist, sodass der Akku in der Über-Nacht-Parkende Über-Nacht-Parkende Nähe des Fahrrads aufgeladen werden kann. Eine Über-Nacht-Parkende sind diejenigen, elegante Lösung hierfür sind kleine Spinde mit in- die ihr Fahrrad (nahezu) täglich nutzen, tegrierten Steckdosen, in denen die wertvollen Ak- weil sie damit zum Beispiel den Weg zur kus ein- und angeschlossen werden können. Arbeit oder zur Schule zurücklegen. Darüber hi Bei der Lagerung von Akkus ist der Brandschutz zu naus wird das Fahrrad auch für Freizeitzwecke an beachten. Auch zu niedrige Temperaturen können den Abenden und Wochenenden genutzt. Die Park- die Akkuleistung beeinträchtigen. dauer umfasst die Nacht zwischen der letzten Nut- zung des Tages und der ersten des Folgetages. Kosten- und Flächeneffizienz € Die Erstellung von Fahrradabstellanlagen ist Langzeitparkende Langzeitparkende sowohl mit Investitionskosten für die Abstell- Unter Langzeitparkenden versteht man anlagen selbst und ihre bauliche Hülle, als auch mit diejenigen, die ihr Fahrrad nur zu be- Kosten für die erforderlichen Flächen verbunden. stimmten Anlässen aus dem Keller, der Diese sind relevant, wenn die Flächen anderweitig Wohnung oder der Garage holen, um zum Beispiel gewinnbringend verwertbar wären (Opportunitäts- einen Ausflug oder eine sportliche Ausfahrt zu ma- kosten). Die Kosten von Fahrradplätzen können chen. Außerdem gibt es viele Menschen, die ein sehr unterschiedlich sein: vom kostengünstigen zweites Fahrrad besitzen, das sie nur selten für be- Anlehnbügel im Freiraum bis hin zur teuren auto- stimmte Zwecke nutzen. matisierten Anlage. Die 2017 durchgeführte Studie zur Mobilität in Der Investition steht eine Steigerung von Attrak- Deutschland (MiD 2017) ergab, dass das Verhältnis tivität und Wertschätzung der Wohnung bzw. des von Über-Nacht-Parkenden zu Langzeitparkenden Quartiers gegenüber sowie die Minimierung der in Hamburg bei 40 % zu 60 % liegt. sozialen, gesundheitlichen und infrastrukturellen Folgekosten. Gegebenenfalls lassen sich auch Ein- Kurzzeitparkende Kurzzeitparkende / Besucher und Besucherinnen nahmen durch eine Vermietung erzielen. Dazu zählen Besucherinnen und Besu- Die Investitions- und Förderbank (IFB) fördert ne- cher, die ihr Fahrrad während des Be- ben Kfz-Stellplätzen optional auch Abstellplätze suchs für eine kurze Zeitspanne abstel- für Fahrräder. Das Fördermodul für Fahrradplätze len. Die Parkdauer liegt zwischen einigen Minuten innerhalb der Gebäudehülle gewährt zinsvergüns- und wenigen Stunden. Auch Über-Nacht- und Lang- tigte Darlehen analog zur Kfz-Stellplatzförderung. zeitparkende können zur Gruppe der Kurzzeitpar- Es können sowohl gesonderte Fahrradabstellräume kenden gehören, wenn sie ihr Fahrrad nur für einen gefördert werden als auch Fahrradplätze innerhalb kurzen Moment abstellen, weil sie zum Beispiel et- des individuellen Abstellraums (s. Anhang). was aus der Wohnung holen müssen. 11
Grundsätze des Fahrradparkens Die Anforderungen der drei Nutzungsarten an die 3.3 Dimensionierungsübersicht Fahrradabstellanlagen sind so unterschiedlich wie Für jeden Stellplatz sind ausreichende Flä- die Häufigkeit der Fahrradnutzung. Während Kurz- chen vorzusehen. Der Flächenbedarf variiert zeitparkende und Besucherinnen und Besucher je nach Fahrradtyp und Abstellanlage. Lastenfahr- einen besonders schnellen und unkomplizierten räder benötigen sowohl eine größere Aufstellfläche Abstellvorgang wünschen, ist es für Langzeitpar- als auch mehr Raum zum Rangieren. Die Schrägauf- kende wichtig, dass das Fahrrad sicher und wit- stellung von Fahrrädern verursacht einen um ca. terungsgeschützt aufbewahrt wird. Die höchsten 10 % höheren Flächenbedarf, ermöglicht aber eine Ansprüche an Komfort und Sicherheit haben die geringere Breite der Abstellflächen und erleichtert Über-Nacht-Parkenden, die ihr Fahrrad täglich nut- die Abstellvorgänge insbesondere bei Fahrzeugen zen. Da es in jedem Wohngebäude meist Bewohne- mit größerem Wendekreis. Diese Anordnung ist ei- rinnen und Bewohner aller drei Nutzungsarten gibt, ner Lösung mit schräg zur Wand montierten Schie- sind alle Anforderungen entsprechend zu berück- nen, in die das Fahrrad eingestellt wird, unbedingt sichtigen. vorzuziehen. Grundmaße 1,15 m 1,10 m 1,00 m 1,90 m 1,60 m 2,10-2,70 m 0,80-1,00 m 1,00 m 0,65 m 1,90 m 2,10-2,70 m 1,60 m Mindestabstände von Lastenrädern an Bügeln oder Pollern 2,00 m 2,70 m 1,80 m 2,70 m 12
Grundsätze des Fahrradparkens Die Bemessungswerte für die Anzahl notwendiger Fahrradplätze finden sich in Anlage 1 der Fachan- Anlehnbügel (Doppelaufstellung) weisung 1/2013 – ABH „Notwendige Stellplätze 2,00 m 1,80 m und notwendige Fahrradplätze“: 0,90 m* Zahl der Fahrradplätze für Wohngebäude: ≥1,00 m 0,50 m 1 je Wohnung mit bis zu 50 m² 2 je Wohnung mit bis zu 75 m² 3 je Wohnung mit bis zu 100 m² 4 je Wohnung mit bis zu 125 m² ≥ 1,00 m 5 je Wohnung mit mehr als 125 m² Darüber hinaus werden Vorgaben für andere Ge- bäudenutzungen wie zum Beispiel Büro- und Ver- waltungsgebäude und Verkaufsstätten gemacht. * Fahrgasse in eine Richtung Dimensionierung bei Schrägaufstellung ≥1 ,3 0 m m 0 ,0 ≥1 1,50 m 1,80 m 2,00 m Dimensionierung Doppelstockparker mind. 2,75 m ca. 1,95 m mind. 2,20 m ca. 1,95 m 13
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen 4. Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen 4.1 Abstellelemente Fahrrädern nicht erforderlich ist und ein Umschlag Qualitativ hochwertige Fahrradabstellanlagen set- der Fahrradplätze nicht mehrmals täglich erfolgt, zen sich aus zwei Bestandteilen zusammen: den kann der Abstand zwischen den Bügeln auf 1,00 m Abstellelementen, zu denen Anlehnbügel, Dop- reduziert werden. Anlehnbügel sollen mindestens pelstockparksysteme, Aufhängungen etc. gehören, 1,00 m lang sein, da sonst das Vorderrad umschla- und den baulichen Hüllen, in denen die Abstellele- gen kann und das Rad nicht stabil steht. Im öffent- mente platziert werden. Hierunter fallen zum Bei- lichen Raum werden an gestalterisch anspruchs- spiel Fahrradgaragen und Fahrradräume. volleren Standorten in der Regel anthrazitfarbene Die Bandbreite von Abstellelementen ist groß. In Flachstahlbügel verwendet, in anderen Situationen diesem Kapitel werden ausschließlich empfehlens- verzinkte oder anthrazitfarbene Rundrohrbügel. werte Elemente vorgestellt, die den Fahrrädern ausreichend Standsicherheit bieten und das An- Doppelstockparksystem schließen des Rahmens ermöglichen. Darüber hin- Eignung: Standardfahrräder aus sollen sie möglichst einfach zu bedienen und Ein weiteres flächeneffizientes Abstellelement flexibel im Hinblick auf die vielen unterschiedlichen ist das Doppelstockparksystem, wenn genügend Fahrradtypen sein. Raumhöhe vorhanden ist. Hier werden Fahrräder in zwei Ebenen und höhenversetzt in Schienen einge- Anlehnbügel stellt, sodass auf einer geringen Grundfläche viele Eignung: Standard- und Sonderfahrräder Fahrräder untergerbacht werden können. Bessere Das wohl meistverbreitete Abstellelement sind An- Systeme haben eine Schiene mit Luftdruckfeder, lehnbügel. Bügel ermöglichen das beidseitige An- mit deren Hilfe das Fahrrad mit sehr geringem stellen von Fahrrädern und insbesondere das un- Kraftaufwand in der zweiten Ebene an seinen Platz komplizierte Anschließen der Fahrradrahmen. Sie befördert werden kann. Das Fahrrad kann an einem können einzeln oder in Gruppen, im Freien oder im dafür vorgesehenen Bügel angeschlossen werden. Innenraum und für normale oder Sonderfahrräder Doppelstockparksysteme werden aus ca. 80 cm nutzbar aufgestellt werden. Die hohe Flexibilität breiten Modulen zusammengesetzt, sodass sie be- und die einfache Nutzung sprechen für die Verwen- liebig erweiterbar sind. Doppelstockparker eignen dung von Anlehnbügeln als Abstellelement. sich bei einem hohen Anteil von Langzeitparken- Wenn bei einer freien Aufstellung eine bequeme den, allerdings nur für Fahrräder mit normalen Ab- Zugänglichkeit und ein Durchgang zwischen be- messungen und ohne überbreite Reifen. nachbarten Fahrrädern gewährleistet sein soll (wie zum Beispiel am Straßenrand oder vor Geschäften, wo Körbe und Taschen beladen werden müssen) soll der Achsabstand mindestens 1,20 m betra- gen. Wenn ein Durchgang zwischen benachbarten ≥ 2,75 m ≥ 1,00 m Abb.1: Anlehnbügel Abb.2: Doppelstockparksystem 14
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen Die Fahrgasse sollte bei Doppelstockanlagen min- Fahrradpoller destens 2,50 m betragen. Bei bestimmten Anla- Eignung: Lastenfahrräder gen lässt sie sich bis auf 2,20 m reduzieren. Die Lastenräder variieren in ihrem Aufbau deutlich Mindestraumhöhe für ein Doppelstockparkelement und passen zudem nicht an viele standardisierte beträgt üblicherweise 2,75 m. Je nach Hersteller Anlehnbügel. Für Lastenräder und andere Sonder- können diese Maße variieren und sie sind in jedem fahrzeuge sind daher größere Abstellflächen vorzu- Fall zu prüfen. sehen. Unter den aktuell in Serie produzierten Las- tenrädern sind die längeren ca. 2,60 m bis 2,80 m lang. Es gibt aber auch bereits über 3,00 m lange Vertikale Aufhängung Lastenräder, sodass über die Dimensionierung im Eignung: leichte Sporträder Einzelfall entschieden werden sollte. Besonders platzsparend sind vertikale Aufhängun- Da Lastenräder üblicherweise gut gegen Umfallen gen, wie sie aus dem Hamburger Fahrradhäuschen gesichert sind, ist ein einfacher Poller mit einer bekannt sind, in dem Fahrräder mit dem Vorder- Öse, durch die das Fahrradschloss passt, als Ab- rad an einen dafür vorgesehenen Haken gehängt stellelement ausreichend. werden. Für den täglichen Gebrauch sind Hänge- systeme allerdings nur bedingt geeignet, da das Abstellflächen für Lastenräder und Anhänger soll- Anheben des Fahrrads nur bei guter körperlicher ten aufgrund des üblicherweise höheren Gewichts Konstitution oder sehr leichten Fahrrädern nicht besonders gut zugänglich sein. Dafür sind ausrei- als Hindernis angesehen wird. Für Kinder ist dieses chende Rangierflächen vorzusehen. Gegebenenfalls Element nicht nutzbar. Auch Fahrradsonderformen ist eine deutliche Bodenmarkierung anzubringen. finden in diesem Abstellelement keinen Gebrauch und der Metallhaken kann sichtbare Spuren an den Felgen hinterlassen. Es gibt optimierte Lösungen, bei denen das Fahrrad nur eingeschoben und nicht eingehängt werden muss und die Halterung anstel- le der Felge den gesamten Reifen umfasst. Andere Lösungen unterstützen hydraulisch das Anheben. Sie eignen sich für die Aufbewahrung seltener ge- nutzter, leichter Sportfahrräder oder in sehr be- engtem Raum. Abb.4: Fahrradpoller 1,80-2,00 m 1,30 m Abb.3: Vertikale Aufhängung 15
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen 4.2 Musterlösungen Anlehnbügel ohne Überdachung Anlehnbügel mit Überdachung Abb.5: Private Anlehnbügel für Besucher, Hamburg Eilbek Abb.6: Anlehnbügel mit Überdachung, Malmö Anlehnbügel ohne Überdachung können variabel Überdachte Anlehnbügel sind eine praktikable Lö- aufgestellt werden und sind die wohl einfach ste sung für das Parken von Besucherinnen und Be- Möglichkeit, Fahrrädern einen Abstellplatz zu ver- suchern. Für eine kurze Abstelldauer von einigen schaffen. Da sie aber keinen Witterungsschutz und Minuten bis wenigen Stunden bieten die Anlehn- keinen guten Diebstahlschutz bieten, sollen sie in bügel ausreichenden Schutz. Günstigere Fahrräder dieser Form nur zum kurzzeitigen Parken angebo- werden teilweise auch länger abgestellt. Eine Über- ten werden. Kleine Pakete von zwei bis vier Anlehn- dachung von Anlehnbügeln lohnt sich schon, wenn bügeln vor den jeweiligen Gebäudezugängen lassen mindestens drei Anlehnbügel (6 Abstellplätze) zu- sich relativ unauffällig unter Schonung der Vorgar- sammengefasst an einer Stelle platziert werden. tenbereiche anordnen. Daher können sie in kleinen Mit einem größeren Dachüberstand eignen sich Gruppen auch vor denkmalgeschützten Gebäuden derartige Anlagen auch für Fahrradsonderformen. und in Erhaltungsgebieten eingesetzt werden. Dies An gründerzeitlichen Gebäuden oder Siedlungs- ist jedoch im Einzelfall mit den zuständigen Dienst- bauten der 1920er-Jahre soll aus gestalterischen stellen abzustimmen. Die befestigten Flächen zwi- Gründen auf eine Überdachung verzichtet werden. schen den Bügeln sollen durchlässig für Regenwas- ser sein (wassergebundene Decke, offene (Rasen-) Fugen). €€€ € €€€ € 16
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen Fahrradbox Fahrradkleingarage Abb.7: Fahrradboxen auf privatem Hof, Hamburg Winterhude Abb.8: Fahrradkleingarage (Herstellerfoto) Fahrradboxen bieten die Möglichkeit, Fahrräder Fahrradkleingaragen sind Fahrradabstellanlagen einzeln und witterungsgeschützt abzustellen. Auf für etwa vier bis zehn Fahrräder. Aufgrund ihrer einer Grundfläche von knapp 2 m² findet ein Fahr- flacheren Form sind sie optisch weniger auffällig. rad einen sicheren Platz mit exklusivem Zugang. Ausführungen aus Holz lassen sich zudem gut ein- Fahrradboxen können einzeln oder in Gruppen auf- grünen. Sie sind abschließbar, sodass gegenüber gestellt werden und eignen sich besonders für den offenen Anlagen eine größere Sicherheit gewähr- rückwärtigen Grundstücksbereich oder zur Aufstel- leistet wird. Geöffnet werden die Garagen über lung in Tiefgaragen. Durch die individuelle Nutzung Klappen oder Türen, die einfach zu bedienen sind. eignen sie sich zur Vermietung. Nachteile der Fahr- Elemente zum Anschließen in den Kleingaragen er- radboxen sind der hohe Platzbedarf pro Fahrrad möglichen eine zusätzliche Sicherung der einzelnen und die schwierige städtebauliche Integration. An Räder, erschweren aber die Nutzung mit Fahrrad- gründerzeitlichen Gebäuden oder Siedlungsbauten sonderformen. Überlange Fahrräder wie zum Bei- der 1920er-Jahre soll aus gestalterischen Gründen spiel Lastenfahrräder finden in üblichen Fahrrad- auf Fahrradboxen verzichtet werden. Lastenräder kleingaragen keinen Platz, es gibt allerdings auch benötigen übergroße Fahrradboxen, um sachge- Fahrradkleingaragen speziell für Lastenfahrräder. recht abgestellt werden zu können. €€€ € €€€ € 17
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen Fahrradsammelgarage Fahrradgroßgarage FOTO GESUCHT!!! Abb.9: Fahrradsammelgarage, Metz Abb.10: Geplante B+R-Anlage Kellinghusenstr., Hamburg Eppendorf Sammelgaragen sind Fahrradabstellanlagen, in de- Geeignet sind große Fahrradgaragen vor allem an nen mehr als zehn Fahrräder untergebracht wer- Zielorten, die von vielen Radfahrenden aufgesucht den können. Um mehr Sicherheit und Komfort zu werden wie zum Beispiel Bahnhöfe. Sie können bieten, sollten Sammelgaragen eine übersichtliche aber auch für größere Wohnanlagen, an Universi- Größe behalten. Auch hier ist darauf zu achten, tätsstandorten oder für größere Arbeitsstätten dass in der Garage Anlehnbügel oder andere Ab- eine gute Lösung sein, sofern die Entfernung zum stellelemente vorhanden sind, an denen die einge- Ziel nicht zu groß wird. Um die Akzeptanz zu er- stellten Fahrräder zusätzlich gesichert werden kön- höhen, sollten sie an den Knotenpunkten wichtiger nen. Sammelgaragen können entweder von einem Wegeverbindungen liegen. Um auf geringer Grund- festen Personenkreis genutzt werden und auch nur fläche sehr viele Räder unterzubringen, bietet die für diesen zugänglich sein, oder aber für Besuche- Industrie automatische Parksysteme an, die zum rinnen und Besucher zur Verfügung stehen. Beispiel als Silo in die Höhe oder in die Tiefe gebaut werden können. Sie werden nicht betreten, sondern das Rad wird an einem Übergabepunkt automa- tisch eingezogen. €€€ € €€€ € 18
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen Fahrradraum im Erdgeschoss Fahrradraum auf der Etage Abb.11: Fahrradraum im Erdgeschoss, Malmö Abb.12: Fahrradraum auf der Etage, Wien Weder Feuchtigkeit noch extreme Temperaturen Fahrradräume auf der Etage können von den Nut- können den Fahrrädern in einem Fahrradraum scha- zerinnen und Nutzern direkt über die Flure er- den, sodass vor allem Elektrofahrräder hier gut auf- reicht werden. Der Weg vom Hauseingang in den gehoben sind. Durch den Einbau verschiedener Ab- Fahrradraum soll frei von Barrieren wie manuell zu stellelemente können unterschiedliche Bedürfnisse öffnenden Türen, Schwellen oder zu engen Kurven abgedeckt werden. Eine Kombination von Anlehn- sein. Für den Transport in die oberen Geschosse bügeln, Fahrradboxen und Doppelstockparkern so- muss der Fahrstuhl eine ausreichende Größe ha- wie die Ausstattung der Räume mit Spinden oder ben. Im Fahrradraum selbst ist dafür Sorge zu tra- Regalen zum Verstauen von Zubehör wie Helmen gen, dass er mittels Abstellelementen strukturiert oder Luftpumpen stellen ein optimales Angebot wird. Da Fahrräder als Brandlast gelten, müssen die dar. Die Lage des Fahrradraums soll zwischen der Anforderungen des Brandschutzes berücksichtigt Wohnung und dem Straßenraum keine großen Um- werden. wege erforderlich machen. Falls beim Verlassen des Gebäudes mehr als eine Tür zu öffnen ist, sollten Türen mit einem elektrischen Öffnungsmechanis- mus versehen sein. €€€ € €€€ € 19
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen Fahrradraum im Untergeschoss Fahrradabteil in der Tiefgarage FOTO GESUCHT!!! Abb.13: Fahrradraum im Untergeschoss, Hamburg Barm- Abb.14: Fahrradabteil in der Tiefgarage, Düsseldorf bek-Nord Fahrradräume im Untergeschoss sind eine verbrei- Lassen sich Fahrradabstellanlagen in der Tiefgara- tete Lösung, um Fahrräder sicher und witterungs- ge nicht vermeiden, sollen sie an den Ausfahrten geschützt abzustellen. Da die Zugänglichkeit er- angeordnet werden. Innerhalb der Tiefgarage soll schwert ist, sind ebenerdige Fahrradabstellanlagen ein abschließbares Trennelement für jeweils max 20 grundsätzlich vorzuziehen. Es sollten nicht mehr Fahrräder den Kreis der Zugangsberechtigten be- als zwei Türen, nach Möglichkeit mit automatischen schränken. Bei der Zuwegung ist eine ausreichend Türöffnern, zu öffnen sein. Fahrradräume im Unter- flache Gestaltung der Rampen zu berücksichtigen. geschoss sollten nur für die Bewohnerinnen und Empfohlen wird eine Neigung von 6 % bis maximal Bewohner eines Gebäudes zugänglich sein. 10 %. Tiefgaragenrampen für Pkw haben in der Re- Die Erschließung kann über flache Rampen, am bes- gel eine Neigung von 15 %. Hier wäre eine separate ten unabhängig vom Kfz-Verkehr, gegebenenfalls Fahrradrampe, die Erschließung über einen Fußweg auch über fahrradgerechte Aufzüge erfolgen. Fahr- neben der Tiefgaragenrampe oder ein Aufzug die radkeller sollten mittels geeigneter Abstellelemen- bessere Lösung. te strukturiert werden und Stauraum aufweisen. Fahrradabteile in Tiefgaragen sollen mit Anlehnbü- geln ausgestattet werden und Stauraum aufweisen. €€€ € €€€ € 20
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen 4.3 Anregungen zu Abstellanlagen in unterschiedlichen Quartierstypologien Neubauquartiere Mögliche Standorte für Fahrradabstellanlagen Fahrradräume innerhalb der Gebäude (UG, EG, OG) Innenhöfe Eingangsbereiche (zum Kurzzeitparken) Abb.15: Hamburger Neubauquartier, IBA Flächenpotenziale dern. Fahrradabstellanlagen sind in die Architektur Abstellanlagen für Räder müssen frühzeitig bei der und das Freiraumkonzept zu integrieren. Bereits Planung bedacht werden. Die ebenerdige Unter- beim Wettbewerb, bei der Funktionsplanung und bringung im Gebäude bzw. in Nebengebäuden ist bei der Konzeptausschreibung von Grundstücken zu bevorzugen. Lässt sich eine Unterbringung im können geeignete Maßnahmen identifiziert wer- Untergeschoss (Keller/Tiefgarage) nicht vermei- den. Fahrradräume im Erdgeschoss, die kleinteilig den, sollte zumindest ein Teil der erforderlichen den Hauseingängen zugeordnet sind, über auto- Fahrradplätze ebenerdig untergebracht werden. matisierte Türen erreicht werden können und mit Im Außenraum konkurrieren Fahrradabstellanlagen ordnenden und sichernden Abstellelementen und mit anderen Nutzungen, insbesondere mit Klein- Stauraum ausgestattet sind, sind optimal. Sofern kinderspielplätzen, die Vorrang haben. Die Distanz Flächen auf den Etagen zum Abstellen von Fahr- zwischen Gebäudezugang und Fahrradabstellan rädern verfügbar gemacht werden können, wären lage sollte nicht mehr als 50 m betragen. ausreichend dimensionierte Aufzüge vorzusehen. Für Kurzzeitparkende sind Fahrradbügel nahe den Maßnahmenvorschläge Hauseingängen zu realisieren. Der Freiraum ist an- Für Neubauquartiere sollen von Anfang an Mobili- sprechend zu gestalten. Das gilt auch für Fahrrad- tätskonzepte erarbeitet werden, um den Umwelt- schuppen und überdachte Fahrradabstellanlagen. verbund und damit auch das Radfahren zu för- Diese sollen seitlich und von oben begrünt werden. Abb.16: Fahrradsammelgarage, Hamburg Wilhelmsburg Abb.17: Rampe zum Fahrradkeller, Hamburg, Saarlandstraße 21
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen Gründerzeitquartiere Mögliche Standorte für Fahrradabstellanlagen Fahrradräume innerhalb der Gebäude (UG, EG) private Pkw-Stellplatzanlagen in Innen- höfen Sammelgaragen in kleineren Baulücken Eingangsbereiche (zum Kurzzeitparken) Abb.18: Hamburger Gründerzeitquartier Grindelhof Flächenpotenziale Die Anbringung einer Schieberinne ist bereits eine Die Gründerzeitquartiere sind durch Blockrandbe- große Erleichterung. Für Innenhöfe eignen sich bauung gekennzeichnet, die häufig mit zwei bis vier Fahrradboxen, Fahrradklein- oder -sammelgaragen, Meter tiefen, begrünten Vorgartenflächen ausge- die eingegrünt werden sollten. Die Baumschutzver- stattet ist. Aus städtebaulichen und gestalterischen ordnung ist zu beachten. Falls Vorgärten vorhan- Gründen sind die Vorgärten als solche zu erhalten. den sind, hat ihre gärtnerische Nutzung Vorrang. In Gebieten mit Städtebaulicher Erhaltungsver- Fahrradabstellelemente auf der Straßenseite müs- ordnung und im denkmalgeschützten Ensemble sen dort besonders auf ihre gestalterische Wirkung ist die gestalterische Wirkung der Fahrradabstel- in den öffentlichen Raum hinein überprüft werden lanlagen besonders sensibel und mit dem Denk- und sollten in der Regel als nicht überdachte Bügel malschutzamt abzustimmen. Aufgrund der hohen in kleinen Gruppen den Gebäudezugängen zuge- Nachfrage nach Wohnraum wurden viele Innenhöfe ordnet werden. bebaut und Baulücken geschlossen. Innenhöfe sind Wo allein durch diese Maßnahmen die Nachfrage häufig durch Autostellplätze belegt. Bei Neubauten nach Abstellplätzen nicht befriedigt werden kann, hat gemäß § 48 Abs. 2 HBauO die Unterbringung können ggf. grundstücksübergreifende Sammel- von Fahrradplätzen auf dem Grundstück Vorrang garagen eine Lösung sein. Dabei ist ihre Größe am vor der Unterbringung von Kfz-Stellplätzen. Auch geschätzten Fahrradbestand im Umkreis von rund für Bestandsbauten mit rechtskräftig festgesetzten 100 m zu bemessen. Stellplätzen kann eine Umnutzung von Kfz-Stell- plätzen zu Fahrradplätzen geprüft werden. Dieses wäre bei der Bauaufsicht zu beantragen. Maßnahmenvorschläge Aufgrund der hohen Wohndichte sind viele Fahr- räder auf einer geringen Fläche unterzubringen. Demnach sollten flächeneffiziente Abstellanlagen gewählt werden. In Bestandsgebäuden ist die Möglichkeit des Aus- baus und der besseren Erschließung von Kellerge- schossen zu prüfen. Häufig sind diese an der Ge- bäuderückseite durch eine Kellertreppe erreichbar. Abb.19: Überdachte Fahrradbügel, Hamburg Altona-Altstadt 22
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen 1920er-Jahre-Quartiere Mögliche Standorte für Fahrradabstellanlagen Eingangsbereiche Innenhöfe Eingangsbereiche (zum Kurzzeitparken) Abb.20: Hamburger 1920er-Jahre-Quartier Habichtstraße Flächenpotenziale Gemeinschaftsflächen oder von nicht marktgängi- In Gebieten mit Städtebaulicher Erhaltungsver- gen Laden- oder Gewerbeflächen stellt eine weitere ordnung und im denkmalgeschützten Ensemble Option dar, die allerdings mit baulichen Maßnah- ist die gestalterische Wirkung der Fahrradabstel- men verbunden ist, wie dem Einbau von breiteren lanlagen besonders sensibel und mit dem Denk- Eingangstüren. malschutzamt abzustimmen. In den 1920er-Jahre- Fahrradkleingaragen, Fahrradboxen sowie über- Quartieren gehören die gestalteten Freiflächen in dachte Bügel sollen kleinteilig, möglichst unauffäl- der Regel zum geschützten Ensemble. Daher sollte lig und gut eingegrünt im Blockinneren angeordnet zunächst versucht werden, Fahrradabstellplätze in- werden. Dies ist jedoch im Einzelfall mit dem Denk- nerhalb der Baulichkeiten unterzubringen. Genos- malschutzamt abzustimmen. Für Kurzzeitparken- senschaftswohnanlagen weisen in einigen Fällen de sowie für Besucherinnen und Besucher können Gemeinschaftsräume, Waschküchen, Laden- und nicht überdachte Anlehnbügel in geringer Anzahl Gewerbeflächen auf, bei denen zu prüfen ist, ob sie nahe den Hauseingängen platziert werden. in ihrer Funktion noch genutzt werden oder ob sie für das Abstellen von Fahrrädern genutzt werden können. Auch bestehende Keller können für diesen Zweck optimiert werden. Maßnahmenvorschläge Zunächst ist die Umnutzung von Keller- und Ne- benräumen sowie von privaten Stellplatzanlagen zu prüfen. Im Falle von bauordnungsrechtlich not- wendigen Stellplätzen bedarf die Nutzungsände- rung mit dem Ziel, statt Kfz- Fahrradplätze einzu- richten, einer Genehmigung. Auch die sachgemäße Ausstattung der Kellerräume mit Abstellelementen ist eine kostengünstige Maßnahme, die den Nutzen der Abstellräume deutlich erhöht. Deren Erreich- barkeit kann zum Beispiel durch Führungsschienen auf vorhandenen Treppen zumindest teilweise ver- bessert werden. Die Umnutzung von ungenutzten Abb.21: Fahrradbügel, Hamburg Barmbek-Nord 23
Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen 1950er-/1960er-Jahre-Quartiere Mögliche Standorte für Fahrradabstellanlagen private Pkw-Stellplatzanlagen und Garagenhöfe Fahrradräume innerhalb der Gebäude (UG) leer stehende Laden-/Gewerbeflächen Giebelseiten Eingangsbereiche (zum Kurzzeitparken) Abb.22: Hamburger 1950er-/1960er-Jahre-Quartier Hohenfelde Flächenpotenziale Maßnahmenvorschläge Flächenpotenzial weisen insbesondere bereits ver- Fahrradkleingaragen oder Fahrradboxen können siegelte private Stellplatzflächen zwischen den Ge- eine Option sein, wenn sie sich sensibel in die Frei- bäuden („Parktaschen“) oder Garagenhöfe auf. Hier raumgestaltung integrieren und eingrünen lassen. können einzelne Garagen oder Stellplätze umge- In Gebieten mit Städtebaulicher Erhaltungsverord- nutzt und mit Abstellelementen für Fahrräder aus- nung und im denkmalgeschützten Ensemble ist gestattet werden. Handelt es sich gemäß Bauge- die gestalterische Wirkung der Fahrradabstellan- nehmigung um notwendige Stellplätze, muss eine lagen besonders sensibel und mit dem Denkmal- Änderung beantragt werden. Ein weiteres Potenzial schutzamt abzustimmen. Bei Quartieren in peri- für Anbauten stellen fensterlose Giebelseiten dar. pheren Lagen ist vermehrt darauf zu achten, dass Sofern die einzelnen Zeilen mit geräumigen Kellern Stromanschlüsse zum Aufladen der E-Bike-Akkus ausgestattet sind, bieten auch diese Möglichkeiten vorhanden sind. für gute Fahrradabstellanlagen, die durch nachträg- Eine wichtige ergänzende Maßnahme ist der bar- liche Zugänge von außen (Rampe, Fahrradlift oder rierefreie Umbau des internen Wegenetzes, der üb- Treppe mit Schieberinne) besser zugänglich ge- licherweise den Ersatz von Stufen durch Rampen macht werden können. Auch nicht marktgängige umfasst. Hier könnten dezentrale, den Hauseingän- Laden- und Gewerbeflächen sind in die Überlegun- gen zugeordnete Bügel aufgestellt werden. gen einzubeziehen. Abb.23: Überdachte Fahrradbügel, Salzburg, Strubergassensied- Abb.24: Fahrradkleingarage, Hamburg Gartenstadt Farmsen lung 24
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