Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) zur kardiopulmonalen Reanimation 2021: Update und Kommentar

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Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) zur kardiopulmonalen Reanimation 2021: Update und Kommentar
Der Anaesthesist
Leitlinien und Empfehlungen
Anaesthesist
https://doi.org/10.1007/s00101-021-01084-6        Leitlinien des European
© The Author(s), under exclusive licence to
Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von        Resuscitation Council (ERC) zur
                                                  kardiopulmonalen Reanimation
Springer Nature 2021

                                                  2021: Update und Kommentar
                                                  Guido Michels1 · Johann Bauersachs2 · Bernd W. Böttiger3 · Hans-Jörg Busch4 ·
                                                  Burkhard Dirks5 · Norbert Frey6 · Carsten Lott7 · Nadine Rott3 · Wolfgang Schöls8 ·
                                                  P. Christian Schulze9 · Holger Thiele10
                                                  1
                                                    Klinik für Akut- und Notfallmedizin, St.-Antonius-Hospital gGmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus der
                                                  RWTH Aachen, Eschweiler, Deutschland; 2 Klinik für Kardiologie und Angiologie, Medizinische
                                                  Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; 3 Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Klinik für
                                                  Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universität zu Köln, Köln, Deutschland; 4 Zentrum für
                                                  Notfall- und Rettungsmedizin, Universitäts-Notfallzentrum, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg im
                                                  Breisgau, Deutschland; 5 Deutscher Rat für Wiederbelebung – German Resuscitation Council (GRC) e. V.,
                                                  c/o Sektion Notfallmedizin, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland; 6 Klinik für Kardiologie,
                                                  Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland; 7 Klinik für
                                                  Anästhesiologie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland; 8 Klinik für Kardiologie, Angiologie und
                                                  Elektrophysiologie, Herzzentrum Duisburg, Akademisches Lehrkrankenhaus, Heinrich-Heine-Universität
                                                  Düsseldorf, Duisburg, Deutschland; 9 Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Jena, Jena,
                                                  Deutschland; 10 Herzzentrum Leipzig, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland

                                                   Zusammenfassung

                                                   Jüngst wurden die europäischen Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation
                                                   verabschiedet, die in 12 Kapitel unterteilt sind. Erstmals wurden die Themen
                                                   „Epidemiologie“ und „lebensrettende Systeme“ integriert. Für jedes Kapitel wurden
                                                   5 praxisnahe Kernaussagen formuliert. In dem vorliegenden Artikel werden die
                                                   aktuellen Empfehlungen zu Basismaßnahmen und erweiterten Maßnahmen der
                                                   Erwachsenenreanimation sowie zur Postreanimationsbehandlung zusammengefasst
                                                   und kommentiert.

                                                   Schlüsselwörter
                                                   Kreislaufstillstand · Wiederbelebung · Akutmedizin · Intensivmedizin · Postreanimationsbehand-
                                                   lung

                                                  Präambel                                              Die Inzidenz des OHCA betrug im Jahr
Dieser Beitrag erscheint parallel in den Zeit-                                                          2020 in Deutschland 57,8 Reanimationen
schriftenDer AnaesthesistundDer Kardiologe.       Der Kreislaufstillstand ist die dritthäu-             pro 100.000 Einwohner [3]. Eine kardiale
    Der Verlag veröffentlicht die Beiträge in      figste Todesursache in Europa und stellt               Erkrankung wird mit ca. 60 % als die häu-
der von den Autor*innen gewählten Gender-
                                                  weiterhin eine interdisziplinäre sowie in-            figste Ursache für einen Kreislaufstillstand
form. Die Verwendung einer angemessenen
gendergerechten Sprache, um Menschen in           terprofessionelle Herausforderung in der              angenommen [3–5]. In ungefähr 20–30 %
ihrer Vielfalt wertschätzend anzusprechen, wird   Akutmedizin dar. In den U.S.A. ereignen               der Fälle liegt eine nichtkardiale Genese
begrüßt.                                          sich 568.800 Herzstillstände pro Jahr.                vor [3, 6, 7]. Die Überlebensrate bei Kran-
                                                  Von diesen treten 359.800 (63 %) au-                  kenhausentlassung mit einem günstigen
                                                  ßerhalb („out-of-hospital cardiac-arrest“             neurologischen Outcome (leichte bis mo-
                                                  [OHCA]) und 209.000 (37 %) innerhalb                  derate neurologische Einschränkung) ist
                                                  eines Krankenhauses („in-hospital cardiac             unter konventioneller kardiopulmonaler
                                                  arrest“ [IHCA]) auf [1]. Die jährliche Inzi-          Reanimation (CPR) sowohl beim OHCA als
                                                  denz des OHCA in Europa liegt zwischen                auch beim IHCA niedrig (OHCA ca. 8 % vs.
                                                  67 und 170 pro 100.000 Einwohner bzw.                 IHCA ca. 15 %) [8, 9].
                                                  zwischen 1,5 und 2,8 pro 1000 Kranken-
QR-Code scannen & Beitrag online lesen            hauseinweisungen im Falle von IHCA [2].

                                                                                                                                    Der Anaesthesist   1
Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) zur kardiopulmonalen Reanimation 2021: Update und Kommentar
Leitlinien und Empfehlungen
 Tab. 1 Kernaussagen der Kapitel Basismaßnahmen und erweiterte lebensrettende Maßnah-                  tel „Epidemiologie“ und „lebensrettende
 men zur Wiederbelebung Erwachsener sowie Postreanimationsbehandlung [13, 14, 16, 24, 25, 27]          Systeme“. Unbedingt erwähnenswert und
 Kapitel                   Kernaussagen                                                                deutlich verbesserungswürdig ist, dass
 Basismaßnahmen            1. Überprüfen von Reaktion und Atmung                                       Deutschland in Bezug auf die wesentli-
 zur Wiederbelebung        2. Rufen: Alarmieren Sie den Rettungsdienst                                 chen epidemiologischen Parameter nach
 Erwachsener (Adult
 Basic Life Support
                           3. Drücken: Beginnen Sie mit Thoraxkompressionen                            wie vor nur im Mittelfeld liegt: die Laien-
 [BLS]) [13, 24]           4. Lassen Sie einen AED holen                                               reanimationsquote liegt in Deutschland
                           5. Lernen Sie, wie eine Wiederbelebung durchgeführt werden muss             nur bei 40,4 % [3], europaweit findet sich
 Erweiterte lebens-        1. Priorität haben qualitativ hochwertige Thoraxkompressionen mit           diese im Durchschnitt bei 58 % (13–83 %).
 rettende Maßnah-          minimalen Unterbrechungen, frühzeitige Defibrillation und Therapie           Diese Tatsache korrespondiert mit einer
 men für Erwachsene        der reversiblen Ursachen                                                    Krankenhausentlassungsrate in Deutsch-
 (Adult Advanced Life 2. Vor dem innerklinischen wie präklinischen Kreislaufstillstand treten          land von 11,2 %, wobei einzelne Länder
 Support [ALS]) [14,       oft Frühwarnsymptome (z. B. Brustschmerz, Synkope) auf. Der Kreislauf-
 25]
                                                                                                       in Europa eine deutlich höhere Rate von
                           stillstand ist bei vielen Patienten vermeidbar
                                                                                                       bis zu 18 % erreichen [2]. Auch das neue
                           3. Sichern Sie die Atmung durch Basis- und erweitertes Atemwegsma-          Kapitel „lebensrettende Systeme“ gibt uns
                           nagement. Nur Anwender mit hoher Erfolgsrate sollen endotracheal
                           intubieren                                                                  noch zahlreiche „Hausaufgaben“ auf. Hier
                           4. Geben Sie bei nichtschockbaren Rhythmen frühzeitig Adrenalin
                                                                                                       werden als die „BIG FIVE“ des Überlebens
                                                                                                       [33] ein verstärktes Bemühen um die Laien-
                           5. Erwägen Sie, wenn die konventionelle ALS erfolglos bleibt, bei aus-
                           gewählten Patienten – sofern möglich – eine extrakorporale CPR (eCPR)       ausbildung in Wiederbelebung, sog. „First-
                           als Rescue-Therapie                                                         Responder-Systeme“, die Ausbildung von
 Postreanimations-         1. Nach ROSC gehen Sie nach dem ABC-Konzept vor: erweiterte Atem-           Schülerinnen und Schülern in Wieder-
 behandlung [16, 27]       wegssicherung (endotracheale Intubation, wenn möglich), SpO2-Ziel           belebung, die Etablierung von Cardiac-
                           94–98 % und Normokapnie, Beatmung sowie zuverlässiger intravenöser          Arrest-Zentren und die sog. „Telefonreani-
                           Zugang, Normovolämie herstellen, Hypotension vermeiden (Blutdruck-          mation“ flächendeckend gefordert, da all
                           ziel systolisch > 100 mm Hg)
                                                                                                       diese Maßnahmen das Überleben sehr
                           2. Notfallherzkatheter mit/ohne PCI nach Kreislaufstillstand mit vermu-
                                                                                                       viel deutlicher und nachhaltiger als jede
                           teter kardialer Ursache und ST-Streckenhebungen im EKG
                                                                                                       andere Intervention verbessern [12].
                           3. Temperaturmanagement (TTM) bei Erwachsenen mit ROSC, die nach
                           einem Kreislaufstillstand komatös bleiben (Ereignis innerhalb und au-           Für jedes Kapitel wurden jeweils 5 Kern-
                           ßerhalb des Krankenhauses; nach allen initialen Rhythmen)                   aussagen formuliert (. Tab. 1).
                           4. Neurologische Prognosestellung via multimodalen Ansatz unter                 Im Folgenden möchten wir auf die
                           Verwendung von klinischer Untersuchung, Elektrophysiologie, Bestim-         revidierten Empfehlungen zu Basismaß-
                           mung von Biomarkern und Bildgebung                                          nahmen und erweiterten Maßnahmen
                           5. Erfassen von physischen und nichtphysischen Defiziten sowohl vor          der Erwachsenenreanimation sowie zur
                           als auch nach Entlassung aus dem Krankenhaus, und überweisen Sie in         Postreanimationsbehandlung eingehen.
                           die Rehabilitation, falls erforderlich
 AED automatisierte externe Defibrillatoren, ALS Advanced Life Support, CPR kardiopulmonale Reani-
 mation, EKG Elektrokardiogramm, PCI perkutane Koronarintervention, ROSC „return of spontaneous        Basismaßnahmen zur Wieder-
 circulation“ bzw. Rückkehr des Spontankreislaufs, SpO2 periphere Sauerstoffsättigung, TTM „targeted   belebung Erwachsener (Adult
 temperature management“                                                                               Basic Life Support [BLS])
                                                                                                       Das Kapitel zu Basismaßnahmen zur Wie-
Einleitung                                           fassung, Epidemiologie, lebensrettende            derbelebung Erwachsener (Basic Life Sup-
                                                     Systeme, Basismaßnahmen zur Wiederbe-             port [BLS]) beginnt damit, dass die Reak-
Die aktualisierten Leitlinien des European           lebung Erwachsener (Basic Life Support),          tion und Atmung überprüft werden sollen
Resuscitation Council (ERC) zur kardiopul-           erweiterte lebensrettende Maßnahmen               [13, 24]. Das Suchen nach einem Puls oder
monalen Reanimation wurden im April                  für Erwachsene (Advanced Life Support),           das Fehlen eines tastbaren Pulses als Krite-
2021 und die deutsche Übersetzung im                 Kreislaufstillstand unter besonderen Um-          rium ist obsolet und wurde schon seit Jah-
Juni 2021 vom Deutschen Rat für Wieder-              ständen, Postreanimationsbehandlung               ren im BLS-Algorithmus verlassen. Bei feh-
belebung – German Resuscitation Council              (in Zusammenarbeit mit der Europäi-               lender Reaktion auf laute Ansprache und
(GRC) e. V. publiziert [2, 10–32]. Obwohl auf        schen Gesellschaft für Intensivmedizin),          Schütteln (Bewusstlosigkeit) sowie fehlen-
den ersten Blick bei den Therapieempfeh-             Erste Hilfe, Versorgung und Reanimati-            der oder nicht normaler Atmung in Form
lungen keine wesentlichen Änderungen                 on des Neugeborenen nach der Geburt,              von Schnappatmung oder bei krampfähn-
zur vorherigen Leitlinie erkennbar sind,             lebensrettende Maßnahmen bei Kindern              lichen Episoden als Begleitzeichen eines
sind viele Aussagen in den aktuellen                 (Paediatric Life Support), Ethik der Reani-       Kreislaufstillstands soll umgehend ein Hil-
CPR-Leitlinien nun durch bessere Evidenz             mation/Entscheidungen am Lebensende               feruf abgesetzt bzw. der Rettungsdienst
belegt. Die CPR-Leitlinien werden in 12              und Lehre in der Reanimation. Neu in              telefonisch alarmiert werden (Tel. 112). Der
eigene Kapitel unterteilt: Zusammen-                 den diesjährigen Leitlinien sind die Kapi-        Lautsprecher und die Freisprechoption des

2    Der Anaesthesist
chender Entlastung. Die Herzdruckmassa-        Erweiterte lebensrettende
   BASISMASSNAHMEN ZUR                            ge sollte, wenn möglich, auf einem fes-        Maßnahmen für Erwachsene
   WIEDERBELEBUNG                                 ten Untergrund durchgeführt werden. Ei-        (Adult Advanced Life Support
   ERWACHSENER                                    ne Umlagerung des Patienten aus dem            [ALS])
                                                  Bett auf den Boden oder der Einsatz von
               keine Reaktion und                 Reanimationsbrettern wird wegen unzu-          Die erweiterten lebensrettenden Maßnah-
              keine normale Atmung                reichender Evidenz nicht empfohlen [13,        men(Advanced Life Support [ALS]) umfas-
                                                  24].                                           sen die fortgeschrittenen Interventionen,
                                                      Nach Beginn der Thoraxkompressionen        die auf die lebensrettenden Basismaßnah-
                     Notruf 112*
                                                  sollte idealerweise eine Beatmung erfol-       men (BLS) und die Verwendung eines au-
                                                  gen. Das Verhältnis von Kompressionen          tomatisierten externen Defibrillators (AED)
                                                  zu Beatmung ist weiterhin 30:2. Falls ein      folgen (. Abb. 2).
             30 Thoraxkompressionen
                                                  Laienhelfer nicht willens und/oder nicht in        Auch im Kapitel ALS wird wiederholt auf
                                                  der Lage ist zu beatmen, so sollen die Tho-    die Durchführung von qualitativ hochwer-
                                                  raxkompressionen kontinuierlich durchge-       tigen Thoraxkompressionen mit geringen
                   2 Beatmungen
                                                  führt werden („compression only CPR“).         Unterbrechungen und frühzeitiger Defi-
                                                  Professionelle Helfer sollen dagegen stets     brillation hingewiesen. Mechanische Re-

                  weiter CPR 30:2
                                                  neben den Thoraxkompressionen eine Be-                                       ®
                                                                                                 animationshilfen (z. B. LUCAS 3, Jolife AB,
                                                  atmung durchführen [13, 24].                   Lund, Schweden/PhysioControl Inc., Red-
                                                      Da ein defibrillierbarer Kreislaufstill-    mond WA, USA) sollten nur in Betracht ge-
                                                  stand, d. h. ein Kammerflimmern (VF)            zogen werden, wenn qualitativ hochwer-
                 einschalten und den              oder eine pulslose ventrikulare Tachykar-      tige manuelle Thoraxkompressionen nicht
                 Anweisungen folgen
                                                  die (VT), in 21,1 % der OHCA-Fälle vorliegt    praktikabel sind (z. B. unter Transport) oder
                                                  [3, 34], soll ein automatisierter externer     die Sicherheit des Retters beeinträchtigt
Abb. 1 8 Algorithmus „Basic Life Support“. As-    Defibrillator (AED), falls verfügbar, ange-     ist (z. B. während einer Herzkatheterunter-
teriskoderdie im jeweiligenLandgeläufige Not-      wandt werden. Die Elektrodenpads sollen        suchung) [14, 25].
rufnummer, CPR kardiopulmonale Reanimati-         in anterolateraler bzw. sternal-apikaler           Im Falle eines defibrillierbaren Herz-
on, AED automatisierter externer Defibrillator.
                                                  Position auf dem nackten Brustkorb plat-       rhythmus soll frühestmöglich eine Defi-
(Adaptiert nach [13, 24]; mit freundl. Genehmi-
gung von © German Resuscitation Council [GRC]     ziert werden. Dabei soll der Patient nicht     brillation durchgeführt werden. Bei der
und Austrian Resuscitation Council [ARC] 2021.    verlassen, sondern ein anderer Helfer          Verwendung eines manuellen Defibrilla-
All Rights Reserved)                              losgeschickt werden, um einen AED zu           tors soll auf möglichst kurze Pausen bei
                                                  holen. Die ununterbrochene Herzdruck-          den Thoraxkompressionen (maximal 5 s)
Mobiltelefons sollen aktiviert werden, so-        massage hat höchste Priorität. Im Falle        geachtet werden. Die anfängliche Schock-
dass die CPR unter Unterstützung bzw.             mehrerer Helfer vor Ort soll die CPR auch      energie soll mindestens 150 J für alle bi-
Anleitung des Leitstellendisponenten as-          während der Elektrodenplatzierung kon-         phasischen Impulsformen betragen. Die
sistiert erfolgen kann (sog. „Telefonreani-       tinuierlich fortgeführt werden („minimal       Durchführung von bis zu 3 aufeinander-
mation“ bzw. T-CPR). Falls kein Mobiltele-        interruptions“) (. Abb. 1).                    folgenden Schocks kann erwogen werden,
fon verfügbar ist, soll zuerst der Rettungs-                                                     wenn ein anfängliches Kammerflimmern
dienst alarmiert bzw. ein Hilferuf abge-          Kommentar. Das frühzeitige Erkennen            oder eine pulslose ventrikulare Tachykar-
setzt und dann die CPR begonnen werden.           des Kreislaufstillstands, das Absetzen des     die während eines beobachteten Kreislauf-
Trotz der flächendeckenden Verbreitung             Notrufes und die qualitativ hochwertige        stillstands mit einem sofort verfügbaren
von Mobiltelefonen existieren nicht selten        Herzdruckmassage nehmen weiterhin die          bzw. angeschlossenen Defibrillator auftritt
Situationen, in denen priorisiert werden          Schlüsselposition in den aktuellen Leitlini-   (z. B. während einer Herzkatheteruntersu-
muss. Neben der Betrachtung der kon-              en ein („Prüfen – Rufen – Drücken“). Jede      chung oder in einem Überwachungsbe-
kreten Umstände scheint es vernünftig,            auch noch so kurze Unterbrechung der           reich). Bei Patienten mit einem implantier-
zunächst den Rettungsdienst zu alarmie-           Herzdruckmassage bedeutet ein temporä-         ten Device (z. B. Herzschrittmacher) sollten
ren und dann mit der Wiederbelebung zu            res Sistieren der Organdurchblutung, was       die Elektroden mindestens 8 cm vom Ge-
beginnen [13, 24].                                zu einer Verstärkung des ischämischen,         rät entfernt angebracht oder es sollte ei-
    Die Thoraxkompressionen sollen, wie           insbesondere neurologischen Schadens           ne alternative Elektrodenposition (anteri-
bereits auch in den vorherigen Leitlini-          führt.                                         or-lateral oder anterior-posterior) gewählt
en betont wurde, qualitativ hochwertig                                                           werden [14, 25].
sein mit a) Druckpunkt über der Mitte der
Brust, b) einer Drucktiefe von 5–6 cm, c) ei-                                                    Kommentar. Bei erfolgloser Defibrillation
ner Druckfrequenz von 100–120 pro Mi-                                                            von therapierefraktärem Kammerflim-
nute, d) nur minimalen oder idealerweise                                                         mern sollte die Elektrodenanlage über-
keinen Unterbrechungen und e) ausrei-                                                            prüft, eine alternative Platzierung der

                                                                                                                           Der Anaesthesist   3
Leitlinien und Empfehlungen

                                                                    Patient reagiert nicht
                                                             fehlende oder nicht normale Atmung
                                                                                                                    Rettungsdienst- oder
                                                                                                                   Reanimationsteam rufen
                                                                              CPR 30:2

                                                                        Rhythmuskontrolle

                                    Schockbar                                                                        Nicht-schockbar
                                   (VF/PULSLOSE VT)                                                                    (PEA/ASYSTOLIE)

                                     1 Schock

                 Sofort wieder Thoraxkompressionen                    Return of spontaneous                Sofort wieder Thoraxkompressionen
                            für 2 Minuten                              circulation (ROSC)                             für 2 Minuten

    Hochwertigen Thoraxkompressionen und                 Erkennen und Behandeln reversibler Ursachen   Eventuell
    • Sauerstoffgabe                                    •   Hypoxie
                                                                                                       •                      und PCI
    •                                                   •   Hypovolämie
                                                                                                       • Mechanische Reanimation für Patiententransport/Therapie
    • Kontinuierliche Thoraxkompressionen, wenn der     •   Hypo-/Hyperkalämie metabolisch
                                                                                                       • Extrakorporale CPR
      Atemweg gesichert ist                             •   Hypo-/Hyperthermie
    • Minimale Unterbrechungen der Thoraxkompression
                                                        •   Herzbeuteltamponade
    • IV- oder IO-Zugang                                                                               Nach ROSC
                                                        •   Intoxikation
                                                                                                       • Nach ABCDE vorgehen
    • Adrenalin alle 3-5 Minuten                        •   Thrombose, koronar oder pulmonal           • Zielwert SpO2 94–98% und normaler paCO2
    • Amiodaron nach 3 Defibrillationsversuchen         •   Spannungspneumothorax                      • 12-Kanal-EKG
    • Erkennen und Behandeln reversibler Ursachen           Eventuell Sonographie und Bildgebung zum   • Erkennen und Behandeln der Ursache
                                                            Erkennen reversibler Ursachen einsetzen    • Targeted temperature management

Abb. 2 8 Algorithmus „Adult Advanced Life Support“ [14, 25]. ABCDE Airway (Atemweg), Breathing (Beatmung), Circulation
(Kreislauf), Disability (Defizit, neurologisches), Exposure/Environment (Exploration), CPR kardiopulmonale Wiederbelebung,
EKG Elektrokardiogramm, EMS notfallmedizinisches System, PCI perkutane Koronarintervention, paCO2 arterieller Partial-
druck von Kohlendioxid, PEA pulslose elektrische Aktivität, ROSC „return of spontaneous circulation“, Wiederkehr des Spon-
tankreislaufs, SpO2 periphere Sauerstoffsättigung, VF Kammerflimmern, VT ventrikulare Tachykardie. (Adaptiert nach [14,
25]; mit freundl. Genehmigung von © German Resuscitation Council [GRC] und Austrian Resuscitation Council [ARC] 2021. All
Rights Reserved)

Defibrillationspads (z. B. anteroposterior)             die Thoraxkompressionen weiter konti-                 tidale Werte < 10 mm Hg sind meistens mit
vorgenommen oder – so die Empfeh-                      nuierlich, d. h. ohne Beatmungspausen,                einem schlechten Outcome assoziiert [38].
lung der Autoren – manuell mit hohem                   erfolgen. Die Beatmung soll dabei mit
Anpressdruck (der Brustkorb wird nach                  einer Frequenz von 10 pro Minute er-                  Als Notfallmedikamente kommen im
unten gedrückt, während man schockt)                   folgen. Wie die mechanische Beatmung                  Rahmen der CPR primär Adrenalin und
defibrilliert werden [35].                              nach endotrachealer Intubation, z. B. syn-            ggf. Amiodaron oder Lidocain zur Anwen-
                                                       chronisiert oder nicht synchronisiert mit             dung [14, 25, 39]. Adrenalin wird im Falle
Im Rahmen der Beatmung während der                     den Thoraxkompressionen [36, 37], idea-               eines nichtdefibrillierbaren Herzrhythmus
CPR wird ein schrittweises Atemwegs-                   lerweise durchgeführt werden sollte, ist              frühestmöglich bei Erwachsenen in einer
management empfohlen, d. h. primär                     weiterhin Gegenstand aktueller Studien.               Dosis von 1 mg intravenös (i.v.) oder ggf.
Masken-Beutel-Beatmung und ggf. Ein-                                                                         intraossär (i.o.) verabreicht. Bei einem de-
satz supraglottischer Atemwegshilfen (z. B.            Kommentar. Die Kapnographie dient                     fibrillierbaren Rhythmus erfolgt die Gabe
Larynxmaske) [14, 25]. Die endotrachea-                nicht nur zur Absicherung der korrekten               von 1 mg Adrenalin nach dem dritten
le Intubation soll unter kontinuierlicher              Tubuslage, sondern auch zum Monitoring                Schock. Wurden bei einem beobachteten
CPR (maximal 5 s Pause für Intubation)                 der Qualität der hämodynamischen Ist-                 Kreislaufstillstand unter Monitoring bzw.
nur von Geübten bzw. sehr erfahrenen                   Situation (Perfusion, „cardiac output“)               Defibrillatorbereitschaft initial bis zu 3
Anwendern durchgeführt werden. Nach                    unter CPR. Ein Anstieg des endtidalen                 aufeinanderfolgende Schocks abgegeben,
Konsens der Experten bedeutet eine hohe                CO2 (etCO2 > 10 mm Hg) während der Re-                soll diese Schockserie in Bezug auf den
Erfolgsrate, dass der Intubationserfolg bei            animation kann auf das Wiedereinsetzen                Zeitpunkt der ersten Adrenalindosis als
2 initialen Intubationsversuchen über 95 %             eines Spontankreislaufs (ROSC, „return of             „eine Schockabgabe“ betrachtet werden.
liegt. Nach erfolgreicher endotrachealer               spontaneous circulation“) hindeuten. End-             Die wiederholte Gabe von Adrenalin soll
Intubation (obligate Kapnographie) sollen                                                                    alle 3–5 min erfolgen. Bei Patienten mit

4    Der Anaesthesist
Tab. 2 Management von reversiblen Ursachen (4 H’s und HITS) des Kreislaufstillstands [15, 26]
 Ursache              Diagnostik             Akutbehandlung
 Hypoxie              SpO2, Atemfrequenz Sauerstoffgabe und ggf. effektive Beatmung mit der höchstmöglichen inspiratorischen Sauerstoffkonzen-
                                             tration bei asphyktischem Kreislaufstillstand
 Hypovolämie          Fokussierte Sono-      Kausale Therapie abhängig von der Ursache: z. B. frühzeitig Adrenalin i.m. bei Anaphylaxie; Blutstillung/
                      graphie der VCI        Blutungskontrolle bei Trauma; frühzeitige Gabe von Antibiotika bei Sepsis („1-hour bundle“); generell stets
                      sowie E-FAST           Volumensubstitution; keine Thoraxkompressionen im Falle eines „empty ventricle“; ggf. lebensrettende
                                             Thorakotomie bei traumatischer Periarrestsituation (Training/Expertise?, Equipment?, Environment?, Elap-
                                             sed time?)
 Hypo-/               Blutgasanalyse         Bei Hyperkaliämie: u. a. Gabe von Calciumchlorid und/oder Natriumbikarbonat; Dialyse oder eCPR erwä-
 Hyperkaliämie        (Point-of-Care-Test) gen
 Hypo-/               Temperatur-            Bei hypothermem Kreislaufstillstand soll eine Wiedererwärmung mit ECLS durchgeführt werden; Wieder-
 Hyperthermie         messung des Kör-       erwärmung in der Klinik, z. B. durch Spülungen von warmen Lösungen via Magensonde oder Blasenkathe-
                      perkerns               ter; modifizierte Schemata bezüglich Defibrillation und Medikamentengabea
 Herzbeutel-          Fokussierte Echo-      Perikardpunktion, ggf. Thorakotomie
 tamponade            kardiographie
 Intoxikationen       Fremdanamnese          Eigenschutz beachten; spezifische Behandlungsmaßnahmen wie Antidote, Dekontamination, gesteigerte
                                             Elimination sowie eCPR erwägen; Kontaktaufnahme mit der Giftnotzentrale bezüglich Informationen der
                                             Behandlung des intoxikierten Patienten
 Thrombose            12-Kanal-EKG,          Koronarthrombose: Herzkatheteruntersuchung ≤ 120 min bei STEMI, individuelle Entscheidung unter
 koronar oder         fokussierte Echo-      Berücksichtigung des klinischen Kontexts bei NSTEMI (Risiko-Nutzen-Abwägung); eCPR bei nicht anhalten-
 pulmonal             kardiographie          dem ROSC erwägen
                                             Lungenarterienembolie: Lyse und Fortführung der CPR für 60–90 min, eCPR erwägen
 Spannungs-           Fokussierte Thorax- Unverzügliche Entlastung via Minithorakotomie oder Punktionsthorakotomie
 pneumothorax         sonographie und
                      Klinik
 ECLS Extracorporeal-Life-Support-System, E-FAST Extended Focused Assessment with Sonography for Trauma, eCPR extrakorporale kardiopulmonale Reani-
 mation, NSTEMI Nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt, ROSC Rückkehr der Spontanzirkulation, SpO2 periphere Sauerstoffsättigung, STEMI ST-Streckenhebungs-
 infarkt, VCI Vena cava inferior
 a
  Kerntemperatur < 30 °C: maximal 3 Schocks (keine weiteren Defibrillationen bis Körperkerntemperatur > 30 °C), keine Adrenalin-Gabe, mechanische CPR
 zum Transport; Kerntemperatur > 30 °C: Intervalle zur Adrenalingabe verdoppeln (Repetition alle 6–10 min)

Kreislaufstillstand und fortbestehendem             Metaanalyse gezeigt werden konnte, dass              mie [Beurteilung der V. cava inferior],
VF/VT soll nach 3 Defibrillationsversuchen           Lidocain den besten Effekt auf das Über-              freie Flüssigkeit, Pneumothorax, Perikard-
300 mg Amiodaron oder alternativ 100 mg             leben bis zur Krankenhausaufnahme und                erguss) richten. Auch unter mechanischer
Lidocain i.v. (i.o.) verabreicht werden, ggf.       Entlassung hatte, während Amiodaron                  CPR (mCPR) ist oftmals eine orientierende
Wiederholung von 150 mg Amiodaron                   mit einem günstigeren neurologischen                 Notfallsonographie möglich. Eine qualita-
oder 50 mg Lidocain bei fortbestehendem             Ergebnis assoziiert war [41], sollten aus            tive Ausbildung in der Notfallsonographie
VF/VT nach 5 Defibrillationsversuchen.               Sicht der Autoren Amiodaron und Lidoca-              sollte daher flächendeckend und einheit-
Falls eine massive Lungenembolie ursäch-            in im Rahmen der CPR als gleichwertige               lich angestrebt werden [44].
lich für den Kreislaufstillstand angenom-           Antiarrhythmika betrachtet werden.
men bzw. verantwortlich gemacht wird,                                                                    Eine extrakorporale CPR (eCPR) kann
so soll eine medikamentöse Lysetherapie             In den aktuellen Leitlinien wird der Stel-           bei ausgewählten Patienten als Rescue
erwogen werden [40]. In diesem speziel-             lenwert der Notfallsonographie im Rah-               Therapy bei bestehendem Therapieziel er-
len Fall sollten die ALS-Maßnahmen für              men des Periarrestmanagements betont                 wogen werden, wenn herkömmliche ALS-
mindestens 60–90 min fortgeführt wer-               [14, 25]. Während der CPR soll die An-               Maßnahmen versagen oder hiermit eine
den, falls nicht zuvor ein ROSC erreicht            wendung von „Point-of-Care-Ultraschall“              Erleichterung spezifischer Interventionen
wurde.                                              (POCUS) nur durch erfahrene Anwender                 (z. B. Notfallherzkatheteruntersuchung,
                                                    erfolgen. Hierbei sollen wie bei allen In-           Wiedererwärmung nach hypothermem
Kommentar. Die frühzeitige Gabe von                 terventionen im Rahmen der CPR unnötige              Kreislaufstillstand) erreicht werden kann
Adrenalin bei Patienten mit OHCA ist                und längere Pausen während der Thorax-               [14, 25, 45]. Eine eCPR kann dabei unter
mit einem besseren Outcome und ei-                  kompressionen vermieden werden (maxi-                folgenden Bedingungen erwogen wer-
nem günstigen Funktionsstatus assozi-               mal 5–10 s während der Rhythmusanalyse               den: Beobachteter Kreislaufstillstand mit
iert [34]. Als Antiarrhythmikum können              [42, 43]).                                           effektiver Laien-CPR, geringe Low-Flow-
im Schock-refraktären Kammerflimmern/                                                                     Zeit < 60 min, jüngere Patienten (z. B.
ventrikulärer Tachykardie entweder Amio-            Kommentar. Das Augenmerk des POCUS                   < 65 –70 Jahre) mit keinen oder wenigen
daron oder Lidocain eingesetzt werden.              sollte sich auf die zeitkritischen reversi-          Komorbiditäten sowie das Vorhandensein
Obwohl kürzlich in einer Bayes-Netzwerk-            blen Ursachen (insbesondere Hypovolä-                einer reversiblen Ursache des Kreislaufstill-

                                                                                                                                     Der Anaesthesist   5
Leitlinien und Empfehlungen
stands (. Tab. 2). Trotz aller technischen     terien und strukturellen Voraussetzungen       eine schnelle und zuverlässige Auskunft
Fortschritte soll eine prinzipienorientierte   für Cardiac-Arrest-Zentren in Deutschland      über die rechtsventrikuläre Morphologie
Medizinethik stets berücksichtigt werden.      wurden jüngst auf der Basis der ersten Zer-    oder Funktion liefert; jedoch kann das
Do-not-attempt-CPR(DNACPR)-Entschei-           tifizierungen und Erfahrungen aktualisiert      Fehlen echokardiographischer Zeichen
dungen sollen Patienten vor invasiven          [49].                                          für RV-Überlastung oder Dysfunktion eine
Behandlungen schützen, welche diese                Der akut- bzw. intensivmedizinische        Lungenarterienembolie als Ursache der
abgelehnt oder als aussichtslos erachtet       Themenkomplex der Postreanimations-            hämodynamischen Instabilität praktisch
haben, oder vor Behandlungen, die nicht        behandlung umfasst das Verständnis des         ausschließen [40]. Eine rechtsventrikulä-
mit den Wertvorstellungen und Präferen-        Postreanimationssyndroms, die Steuerung        re Dilatation und/oder Dysfunktion wird
zen der Patienten übereinstimmen.              von Oxygenierung und Beatmung, das             u. a. auch als pathophysiologisches Post-
                                               hämodynamische Monitoring und Ma-              cardiac-Arrest-Phänomen      beschrieben
Kommentar. In der deutsch-österrei-            nagement, die koronare Reperfusion, das        [51–53].
chisch-schweizerischen S3-Leitline zum         gezielte Temperaturmanagement (TTM),
Einsatz der extrakorporalen Zirkulation        die Behandlung von zerebralen Krampf-          Eine mechanische Herzkreislaufunter-
(ECLS/ECMO) bei Herz- und Kreislaufver-        anfällen, die Prognosestellung sowie die       stützung (MCS, „mechanical circulatory
sagen [46] und in der jüngst publizierten      Rehabilitation und das Langzeitüberleben       support“) kann nach ROSC und persis-
eCPR-Leitlinie der Extracorporeal Life         ([16, 27]; . Abb. 3).                          tierendem kardiogenem Schock trotz
Support Organisation (ELSO) [47] wird              Die Sicherstellung und Aufrechter-         einer optimalen leitlinienkonformen me-
betont, dass die Entscheidung für oder         haltung der Vitalfunktionen nach dem           dikamentösen Therapie und zeitnaher
gegen eine eCPR frühzeitig erfolgen sollte     ABC-Algorithmus steht an erster Prio-          Revaskularisierung bei bestehender hä-
(„Golden hour“). Eine sehr gute Schnittstel-   rität (Atmung/Beatmung: SpO2-Zielwert          modynamischer Instabilität zum Einsatz
lenkommunikation zwischen Präklinik und        94–98 %, adäquate Atemwegssicherung,           kommen. Ungefähr 10–15 % der reani-
Klinik ist dabei die Formel zum Erfolg einer   Normoventilation, Normoxie/-kapnie, lun-       mierten bzw. instabilen Patienten im
eCPR [48]. Das Zusammenspiel zwischen          genprotektive Beatmung; Zirkulation            protrahierten Schock benötigen ein MCS
allen Beteiligten, die effektive Laienreani-    bzw. Hämodynamik: verlässlicher intra-         [54, 55].
mation, die professionelle CPR durch den       venöser Zugang, Zielblutdruck systolisch
Rettungsdienst, das Einhalten von kurzen       > 100 mm Hg bzw. mittlerer arterieller         Kommentar. Bezüglich der Empfehlun-
„Low-Flow“-Zeiten, das multiprofessionel-      Blutdruck [MAP] ≥ 65 mm Hg, Normo-             gen zum Einsatz von MCS ist die aktuelle
le Schockraummanagement – und nicht            volämie, ggf. Vasopressoren/Inotropika         Datenlagesehr schwach. Mehrereprospek-
alleinig die Implantation eines Extracor-      [Noradrenalin/Dobutamin] erwägen). Die         tive randomisierte Studien (EURO-SHOCK
poreal-Life-Support-Systems – sind von         fokussierte Echokardiographie sollte auch      [NCT03813134], ANCHOR [NCT04184635]
fundamentaler Bedeutung.                       hier nicht nur während der CPR, sondern        und ECLS-SHOCK [NCT03637205]) widmen
    Alle Maßnahmen während der CPR             auch frühzeitig nach ROSC erfolgen [16,        sich derzeit dem Thema ECLS und infarkt-
sollten zeitlich dokumentiert werden           27].                                           bedingter kardiogener Schock [56, 57]. In
(z. B. Schockraum- oder Reanimations-                                                         der deutsch-österreichischen S3-Leitlinie
protokoll), denn nur was dokumentiert          Kommentar. Die fokussierte Echokardio-         „Infarkt-bedingter Kardiogener Schock –
wurde, hat juristisch stattgefunden. Eine      graphie nach ROSC ist bezüglich der Ursa-      Diagnose, Monitoring und Therapie“ wur-
interdisziplinäre und interprofessionelle      chenabklärung – kardial vs. nichtkardial –     de daher bei diesem Patientenkollektiv
Nachbesprechung (Debriefing) soll zeit-         nicht immer wegweisend. In einer pro-          mit realistischem Therapieziel eine „Kann-
nah nach jeder CPR im Team erfolgen, um        spektiven Kohortenstudie wurden echo-          Empfehlung“ für ein temporäres MCS aus-
zum einen eine multiprofessionelle Zu-         kardiographische Muster von Patienten          gesprochen [58]. Für den Erfolg einer MCS
sammenarbeit (Teambildung) zu fördern          mit OHCA und nichtkardialer Ursache ana-       bei Patienten mit OHCA und kardiogenem
und zum anderen um die Reanimations-           lysiert [50]. Bis zu 48 h nach ROSC wurde in   Schock scheinen dennoch die individu-
qualität bzw. das Outcome zu verbessern        33 % der Fälle eine sog. Postresuscitation     elle, kritische Patientenselektion und der
[14, 25].                                      bzw. Postcardiac-Arrest-Myokarddysfunk-        richtige Zeitpunkt von Bedeutung zu sein.
                                               tion beobachtet, darunter eine globale
Postreanimationsbehandlung                     Dysfunktion (20 %), regionale Wandbewe-        Nach der ABC-Stabilisierung sollen sich
                                               gungsstörungen (7 %) und ein Takotsubo-        eine Akutdiagnostik und ggf. spezifi-
An eine erfolgreiche Reanimation bzw.          Kardiomyopathie-ähnliches Muster (5 %).        sche Therapie anschließen. Mittels 12-
nach Wiederherstellung eines ROSC soll         Des Weiteren ist eine alleinige rechts-        Kanal-EKG und – wie oben aufgeführt –
sich eine qualitativ hochwertige Post-         ventrikuläre Dilatation nicht unbedingt        fokussierter Echokardiographie soll eine
reanimationsbehandlung         anschließen.    beweisend für eine massive Lungenar-           kardiale Ätiologie ausgeschlossen bzw.
Bei einem außerklinischen nichttrau-           terienembolie [16, 27]. Basierend auf          nachgewiesen werden. Bei ST-Strecken-
matischen Kreislaufstillstand sollte der       der besonderen Geometrie des rechten           hebungen im EKG oder Verdacht auf
Transport in ein Cardiac-Arrest-Zentrum        Ventrikels (RV), gibt es keinen einzelnen      eine Koronarpathologie (z. B. Auftreten
erfolgen [14, 16, 25, 27]. Die Qualitätskri-   echokardiographischen Parameter, der           von ventrikulären Arrhythmien) ist ei-

6   Der Anaesthesist
POSTREANIMATIONS-
BEHANDLUNG

                                                          Atemweg und Atmung
                                                          • SpO2 94–98% aufrechterhalten
SOFORTIGE BEHANDLUNG

                                                          • Adäquate Atemwegssicherung
                                                          • Kapnographie
                                                          • Normoventilation

                                               Kreislauf
                                               • 12-Kanal-EKG
                                               • verlässlicher intravenöser Zugang
                                               • Ziel für systolischen Blutdruck > 100 mmHg
                                               • Normovolämie herstellen (Kristalloide)
                                               • Invasive arterielle Blutdruckmessung
                                               • Vasopressoren/Inotropika erwägen, um den RRsyst
                                                  aufrechtzuerhalten

                                                         Temperaturkontrolle
                                                         • Konstante Temperatur 32°C–36°C
                                                         • Sedierung; Shivering kontrollieren

                                 NEIN                            Ursache wahrscheinlich                       JA
                                                                        kardial
DIAGNOSTIK

                                                                             JA                   ST-Hebung im 12-Kanal-EKG

                                                                  Koronarangiographie                        NEIN

                           CCT und/oder                           Ursache des Kreislauf-             Koronarangiographie ±
                           CTPA erwägen                 NEIN      stillstands identifiziert?              PCI erwägen

                                                                                                                                       Abb. 3 9 Algorithmus
                                                                             JA
                                                                                                                                       Postreanimationspha-
                                                                                                                                       se. EKG Elektrokardio-
                        Nicht kardiale Ursache des                                                                                     gramm, HKU Herzka-
                                                                      Aufnahme ICU
                       Kreislaufstillstands behandeln                                                                                  theteruntersuchung,
                                                                                                                                       CCT kraniale Compu-
                                                                                                                                       tertomographie, CTPA CT
                                     ICU Management
                                                                                                                                       (Computertomographie-)Pul-
ERHOLUNG OPTIMIEREN

                                     • Temperaturkontrolle: konstante Temperatur 32°C–36°C über ≥ 24h;
                                        Fieber für mindestens 72 h verhindern                                                          monalisangiographie,
                                     • Normoxie und Normokapnie aufrecherhalten; lungenprotektive Beatmung                             ICU Intensivstation, ICD im-
                                     • Hypotension verhindern                                                                          plantierter Kardioverter-
                                     • Echokardiographie                                                                               defibrillator, PCI perkutane
                                     • Normoglykykämie aufrechterhalten
                                                                                                                                       Koronarintervention, RR-
                                     • Zerebrale Krämpfe diagnostizieren/behandeln (EEG, Sedierung,
                                        Antikonvulsiva)                                                                                syst systolischer Blutdruck,
                                     • Prognoseerstellung mindestens 72 h aufschieben                                                  SpO2 periphere Sauerstoff-
                                                                                                                                       sättigung, ST-Hebung ST-
                                                                                                                                       Streckenhebungsinfarkt,
                                                                                                                                       STEMI ST-Streckenhe-
                                                                              Funktionsbewertung vor                                   bungsinfarkt. (Adaptiert
                         Sekundärprophylaxe                                                                                            nach [16, 27]; mit freundl.
                                                                              Krankenhausentlassung
                         z.B. ICD, Screening auf Erbkrank-
                         heiten, Risikofaktor-Management
                                                                                                                                       Genehmigung von © Ger-
                                                                                                                      Rehabilitation
                                                                                                                                       man Resuscitation Council
                                                                            Strukturiertes Follow-up nach
                                                                                                                                       [GRC] und Austrian Resusci-
                                                                               Krankenhausentlassung
                                                                                                                                       tation Council [ARC] 2021.
                                                                                                                                       All Rights Reserved)

                                                                                                                                             Der Anaesthesist   7
Leitlinien und Empfehlungen
ne Notfallherzkatheteruntersuchung mit           Im Anschluss wird der Patient auf die In-       abgewartet werden, bevor diese jüngsten
ggf. perkutaner Koronarintervention (PCI)        tensivstation aufgenommen. Zum inten-           Beobachtungen in den klinischen Alltag
umgehend durchzuführen [59]. Für Pati-           sivmedizinischen Management gehören             implementiert werden.
enten ohne ST-Streckenhebungen sollte            neben der oben bereits aufgeführten ABC-
die Indikation zur frühzeitigen Herzkathe-       Stabilisierung/Aufrechterhaltung ein stan-      Kommentar. Ein gezieltes Temperatur-
teruntersuchung unter Berücksichtigung           dardisiertes Monitoring (u. a. invasive Blut-   management und eine konsequente Fie-
der klinischen Situation (insbesondere           druckmessung, zentraler Venenkatheter/          bervermeidung (≤ 37,7 °C) sollen aus Sicht
Hämodynamik) und weiterer Faktoren               endovaskulärer Kühlkatheter, ggf. konti-        der Autoren in Anlehnung an die Empfeh-
(Anamnese, Warnsymptome vor dem Er-              nuierliche Herzzeitvolumenmessung), die         lungen der CPR-Leitlinien weiterhin bei
eignis, Alter, Laktatwert, pH-Wert, initialer/   Temperaturkontrolle, die metabolische           allen Patienten nach Kreislaufstillstand
aktueller Herzrhythmus, neurologischer           Kontrolle (Blutzucker 140–180 mg/dl, Se-        erfolgen.
Status [No-flow-Zeit, Laienreanimation,           rum-Kalium zwischen 4,0 und 4,5 mmol/l,
CPR-Dauer], Komorbiditäten, Echokardio-          normales oder abnehmendes Serum-Lak-            Bei 20–30 % der Intensivpatienten mit
graphie, Vorliegen einer Patientenverfü-         tat), die Diagnostik/Therapie von zerebra-      Kreislaufstillstand treten als Ausdruck
gung/mutmaßlicher Wille) erfolgen. Bei           len Krampfanfällen und die neurologische        einer hypoxisch-ischämischen Hirnschä-
hämodynamisch stabilen ROSC-Patienten            Prognosestellung frühestens nach 72 h.          digung postanoxische Krampfanfälle auf.
ohne ST-Streckenhebungen sollte eine                                                             Diese präsentieren sich typischerweise in
verzögerte statt einer sofortigen Angio-         Kommentar. Zur Sicherstellung einer             den ersten 1–2 Tagen nach dem Kreis-
graphie in Betracht gezogen werden [60].         adäquaten Prozessqualität soll jedes zer-       laufstillstand. Obwohl das Auftreten von
In der COACT-Studie wurden Patienten             tifizierte Cardiac-Arrest-Zentrum einen          Myoklonien bei diesem Patientenkollektiv
mit einem OHCA ohne ST-Streckenhe-               Praxisleitfaden bzw. eine Standardvor-          mit einer schlechten Prognose in Verbin-
bungen für eine umgehende oder eine              gehensweise (SOP, Standard Operating            dung gebracht wird, überleben jedoch
verzögerte Koronarangiographie (ca. 5 Ta-        Procedures) für die intensivmedizinische        einige Patienten mit einem guten Ergeb-
ge nach dem Ereignis) randomisiert [61,          Postreanimationsbehandlung vorhalten            nis [72]. Da Krampfanfälle die zerebrale
62]. Die Strategie der sofortigen Herzka-        [49, 65].                                       Metabolisierungsrate steigern und die
theteruntersuchung war im Hinblick auf                                                           durch den Kreislaufstillstand bedingte
das Gesamtüberleben nach 90 Tagen ge-            Ein gezieltes Temperaturmanagement              Hirnschädigung verstärken können, soll
genüber einer verzögerten Angiographie           (TTM) soll sich unabhängig vom initialen        eine antiepileptische Therapie umge-
nicht überlegen. Eine sofortige Koronar-         Herzrhythmus und Ort der Reanimati-             hend eingeleitet werden. Die Kontrolle
angiographie bei stabilen Patienten mit          on anschließen (Zieltemperatur 32–36 °C,        von zerebralen Krampfanfällen beinhaltet
schockbaren und nichtschockbaren OHCA            Kühldauer mindestens 24 h, Fieberfrei-          den frühzeitigen Einsatz der Elektroen-
erwies sich gegenüber einem verzöger-            heit [≤ 37,7 °C] für 72 h) [16, 27]. Eine       zephalographie (EEG). Als Antikonvulsiva
ten Ansatz auch in der TOMAHAWK-Studie           präklinische Verabreichung von kalten           der Wahl werden Levetiracetam und/
nicht als vorteilhaft [63]. Im Falle einer       Infusionslösungen zur Einleitung einer          oder Valproat empfohlen. Für den pro-
nichtkardialen Genese sollen eine un-            TTM wird nicht empfohlen. Jüngst wurde          phylaktischen Einsatz von Antikonvulsiva
mittelbare CT-Untersuchung von Schädel           in der TTM2-Studie bei ausgewählten             nach Kreislaufstillstand gibt es derzeit
mit Halswirbelsäule (HWS) und Thorax,            Patienten mit OHCA beobachtet, dass             keine überzeugenden Daten, sodass eine
ggf. von weiteren Organen/Strukturen             ein gezieltes Temperaturmanagement              routinemäßige Anfallsprophylaxe nicht
zur Detektion von zeitkritischen Ursachen        bei 33 °C im Vergleich zur Normother-           empfohlen wird.
des Kreislaufstillstandes (Lungenarteri-         mie (≤ 37,5 °C) keinen Einfluss auf das
enembolie, Pneumothorax, Aortendissek-           6-Monats-Outcome hatte [66]. Obwohl             Kommentar. Im Rahmen der antiepilep-
tion, intrakranielle Blutungen, proximale        in einigen früheren Studien ein Nutzen          tischen Therapie sei auf das Interaktions-
Verschlüsse der hirnversorgenden Ge-             von TTM gezeigt wurde [67, 68], wird            potenzial von Valproat mit Carbapene-
fäße – insbesondere Basilaristhrombose)          dieser aktuell erneut diskutiert [66, 69].      men hingewiesen. Die medikamentöse
sowie möglicher Traumafolgen nach Sturz/         Da sowohl die Ergebnisse der TTM1- als          Wechselwirkung zwischen Valproat und
Kollaps (insbesondere HWS-Pathologien)           auch die der TTM2-Studie nicht eins zu          Carbapenemen führt zu einer erheblichen
oder nach mechanischer kardiopulmona-            eins auf das OHCA-Patientenkollektiv in         Abnahme der Serum-Valproatkonzentra-
ler Reanimation (u. a. Leber-, Milzruptur)       Deutschland übertragen werden können            tion, selbst auf subtherapeutische Werte,
durchgeführt werden [16, 27, 64].                (u. a. No-Flow-Intervall 1 min in TTM2 vs.      was wiederum das Risiko von Krampfanfäl-
                                                 2–6 min in Deutschland [70], schockba-          len erhöht [73]. Falls aus infektiologischer
Kommentar. Die Akutdiagnostik soll un-           rer Herzrhythmus 72 bzw. 75 % in TTM2           Sicht Carbapeneme verabreicht werden
verzüglich nach der respiratorischen sowie       vs. 21 % in Deutschland [3], hohe Laien-        müssen, so ist ein entsprechendes engma-
hämodynamischen Stabilisierung und die           reanimationsrate 82 bzw. 75 % in TTM2 vs.       schiges therapeutisches Drug-Monitoring
Priorisierung der diagnostischen Schritte        40 % in Deutschland [3], höhere Mortalität      (TDM) von Valproat obligat oder auf ein
stets im interdisziplinären Dialog erfolgen.     50 % in TTM2 vs. 20–30 % in Deutschland         anderes Antiepileptikum zu wechseln.
                                                 [71]), sollten nationale Multicenterstudien

8   Der Anaesthesist
Kommentar. Die frühzeitige neurologi-
                                                                                                       sche Prognosestellung von Patienten mit
                                                                                                       Kreislaufstillstand ist weiterhin die Kern-
                                                                                                       frage aller Beteiligten. Es existiert kein ein-
                                                                                                       zelner Parameter, der eine sichere Progno-
                                                                                                       se erlaubt. In Zukunft stehen hoffentlich
                                                                                                       neben neuartigen laborchemischen prog-
                                                                                                       nostischen Prädiktoren (z. B. Serum-eCIRP
                                                                                                       („extracellular cold-inducible RNA-binding
                                                                                                       protein“) [76]) auch validierte, bettseiti-
                                                                                                       ge neurovaskuläre bildgebende Verfahren
                                                                                                       in Kombination mit neurophysiologischen
                                                                                                       Methoden zur Verfügung [77].

                                                                                                        Korrespondenzadresse

                                                                                                       Prof. Dr. med. Guido Michels
Abb. 4 8 Algorithmus für die Prognoseerstellung nach Kreislaufstillstand. EEG Elektroenzephalogra-     Klinik für Akut- und Notfallmedizin, St.-
phie, M Motor-Skala des Glasgow Coma Score, NSE neuronenspezifische Enolase, SSEP somatosenso-          Antonius-Hospital gGmbH, Akademisches
risch evozierte Potenziale, 1 Neben (Analgo-)Sedierung und neuromuskulärer Blockade stellen Hypo-      Lehrkrankenhaus der RWTH Aachen
thermie, schwere Hypotonie, Hypoglykämie, Sepsis sowie Stoffwechsel- oder Atemstörungen oftmals         Dechant-Deckers-Str. 8, 52249 Eschweiler,
wesentliche Probleme dar. 2 Zur Bestimmung der Pupillenreaktion sollte idealerweise ein automati-      Deutschland
siertes Pupillometer angewandt werden. 3 Suppressionen im Hintergrund ± periodische Entladungen        guido.michels@sah-eschweiler.de
oder Burst-Suppression-Muster, gemäß der American Clinical Neurophysiology Society. 4 Steigende
NSE-Werte zwischen 24–48 h oder 24/48 h und 72 h deuten weiterhin auf ein wahrscheinlich schlech-
tes Ergebnis hin. 5 Definiert als anhaltende und generalisierte Myoklonien von 30 min Dauer oder län-
ger.AsteriskVorsicht bei widersprüchlichenBefunden,da diese möglicherweise aufeingutesErgebnis
hindeuten. (Adaptiert nach [16, 27]; mit freundl. Genehmigung von © German Resuscitation Council
                                                                                                       Einhaltung ethischer Richtlinien
[GRC] und Austrian Resuscitation Council [ARC] 2021. All Rights Reserved)                              Interessenkonflikt. G. Michels ist Sprecher der Ar-
                                                                                                       beitsgruppe Kardiopulmonale Reanimation (AG42),
                                                                                                       des Arbeitskreises Mechanische Kreislaufunterstüt-
Ungefähr zwei Drittel der intrahospitalen           ler Bedeutung. Die neurologische Diag-             zung (AK-MCS) der Arbeitsgruppe Interventionelle
                                                                                                       Kardiologie (AGIK) und stellvertretender Sprecher des
Todesfälle bei Patienten nach OHCA sind             nostik zur Prognosevorhersage soll mit             Cluster A: Kardiovaskuläre Akut- und Intensivmedi-
durch eine hypoxisch-ischämische Enze-              ausreichendem Abstand zur CPR durch-               zin der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie e. V.
phalopathie (HIE) bedingt [74, 75], weswe-          geführt und frühestens 72 h nach ROSC              (DGK); kooptiertes Vorstandsmitglied der Deutschen
                                                                                                       Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und
gen die Frage nach der neurologischen               zusammenfassend beurteilt werden. Aus-             Notfallmedizin e. V. (DGIIN); er erhielt Honorare für
Prognose nicht nur vom Behandlungs-                 nahmen sind z. B. Patienten mit schon              Vortragstätigkeiten von Zoll, Getinge, Sedana Medical
team, sondern auch von Angehörigen                  vorher vorhandenen klinischen Zeichen              und Orion Pharma. Die Interessenkonflikte stehen in
                                                                                                       keinem Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit.
frühzeitig gestellt wird. Die neurologische         des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls            J. Bauersachs erhielt Honorare für Vorträge bzw. Be-
Prognosestellung ist stets als multimodaler         [64]. Eine Motor-Skala des Glasgow Coma            ratung von Novartis, Vifor, Bayer, Servier, Abiomed,
Ansatz zu sehen, d. h. klinisch-neurologi-          Score (GCS-M) von ≤ 3 bzw. fehlende                Pfizer, Boehringer Ingelheim, AstraZeneca, Cardior,
                                                                                                       Daiichi Sankyo, CVRx, BMS, MSD, Amgen, Corvia sowie
sche Untersuchung, neurophysiologische              motorische Reaktion oder Strecksynergis-           Forschungsunterstützung für die Institution von Zoll,
Funktionsdiagnostik (EEG, SSEP [soma-               men auf Schmerzreize zum Zeitpunkt 72 h            CVRx, Vifor, Abiomed. Die Interessenkonflikte stehen
tosensorisch evozierte Potenziale]), Be-            oder später nach ROSC kann Patienten               nicht in Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit.
                                                                                                       B.W. Böttiger ist Schatzmeister und Interim und Imme-
stimmung von Biomarkern (Bestimmung                 identifizieren, bei denen möglicherweise            diate Past Director Science and Research des European
der neuronenspezifischen Enolase [NSE])              eine neurologische Prognosebewertung               Resuscitation Council (ERC); Vorstandsvorsitzender
und zerebrale Schnittbilddiagnostik. Die            erforderlich ist (. Abb. 4).                       des Deutschen Rats für Wiederbelebung/German
                                                                                                       Resuscitation Council (GRC); Mitglied im Präsidium
klinisch-neurologische Untersuchung ist                                                                der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für
für die Prognosebestimmung von zentra-

                                                                                                                                     Der Anaesthesist     9
Leitlinien und Empfehlungen
Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI); Gründer der Deut-
schen Stiftung Wiederbelebung; Associated Editor des
                                                            Literatur                                                      der Geburt. Leitlinien des European Resuscitation
                                                                                                                           Council 2021. Notfall Rettungsmed 24:603–649
European Journal of Anaesthesiology (EJA); Mither-                                                                     19. Van de Voorde P, Turner MN, Djakow J et al
ausgeber der Zeitschrift Resuscitation; Schriftleiter der    1. Mozaffarian D, Benjamin EJ, Go AS et al (2016)              (2021) Lebensrettende Maßnahmen bei Kindern
Zeitschrift Notfall + Rettungsmedizin, Mitherausge-             Executive summary: heart disease and stroke                („Paediatric Life Support, PLS“). Leitlinien des
ber der Zeitschrift Brazilian Journal of Anesthesiology.        statistics-2016 update: a report from the American         European Resuscitation Council 2021. Notfall
Für Vorträge hat er Honorare der folgenden Firmen               Heart Association. Circulation 133(4):447–454              Rettungsmed 24:650–719
erhalten: Forum für medizinische Fortbildung (FomF),         2. Gräsner JT, Herlitz J, Tjelmeland IBM et al            20. Mentzelopoulos SD, Couper K, Van de Voorde P
Baxalta Deutschland GmbH, ZOLL Medical Deutsch-                 (2021) European Resuscitation Council Guidelines           et al (2021) Ethik der Reanimation und Entschei-
land GmbH, C. R. Bard GmbH, GS Elektromedizinische              2021: epidemiology of cardiac arrest in Europe.            dungen am Lebensende. Leitlinien des European
Geräte G. Stemple GmbH, Novartis Pharma GmbH,                   Resuscitation 161:61–79                                    Resuscitation Council 2021. Notfall Rettungsmed
Philips GmbH Market DACH, Bioscience Valuation BSV           3. Fischer M, Wnent J, Gräsner JT, Seewald S, Brenner         24:720–749
GmbH. H.-J. Busch ist im Exekutivkomitee des Deut-              S, Bein B, Ristau P, Bohn ARettungsdienste             21. Greif R, Lockey A, Breckwoldt J et al (2021)
schen Rats für Wiederbelebung/German Resuscitation              am Deutschen Reanimationsregister (Hrsg)                   Lehre in der Reanimation. Leitlinien des European
Council (GRC) und Mitglied der Arbeitsgruppe Cardiac-           (2021) Öffentlicher Jahresbericht 2020 des                  Resuscitation Council 2021. Notfall Rettungsmed
Arrest-Zentren in Deutschland des GRC. Er ist Mitglied          Deutschen Reanimationsregisters: Außerklinische            24:750–772
im Präsidium der Deutschen Interdisziplinären Ver-              Reanimation 2020. www.reanimationsregister.de/         22. Perkins GD, Graesner JT, Semeraro F et al (2021)
einigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. (DIVI),         berichte. Zugegriffen: 12. Aug. 2021                        European Resuscitation Council Guidelines 2021:
stellvertretender Sprecher der Sektion Reanimation           4. Hawkes C, Booth S, Ji C et al (2017) Epidemiology          executive summary. Resuscitation 161:1–60
und Postreanimationsbehandlung der Deutschen                    and outcomes from out-of-hospital cardiac arrests      23. Semeraro F, Greif R, Böttiger BW et al (2021)
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Not-           in England. Resuscitation 110:133–140                      European resuscitation council guidelines 2021:
fallmedizin e. V. (DIVI) sowie stellvertretender Sprecher    5. Spangenberg T, Schewel J, Dreher A et al (2018)            systems saving lives. Resuscitation 161:80–97
der Sektion Akut- und Notfallmedizin der DGIIN e. V.;           Health related quality of life after extracorporeal    24. Olasveengen TM, Semeraro F, Ristagno G et al
er erhielt Honorare für Vortragstätigkeiten von Zoll,           cardiopulmonary resuscitation in refractory                (2021) European resuscitation council guidelines
Getinge, BrainCool. Die Interessenkonflikte stehen in            cardiac arrest. Resuscitation 127:73–78                    2021: basic life support. Resuscitation 161:98–114
keinem Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit.             6. KuismaM,AlaspääA(1997)Out-of-hospitalcardiac           25. Soar J, Böttiger BW, Carli P et al (2021) European
B. Dirks ist Gründungsvorsitzender und Generalsekre-            arrests of non-cardiac origin. Epidemiology and            Resuscitation Council guidelines 2021: adult
tär des Deutschen Rates für Wiederbelebung/German               outcome. Eur Heart J 18(7):1122–1128                       advanced life support. Resuscitation 161:115–151
Resuscitation Council (GRC). N. Frey ist Vorsitzender        7. Hess EP, Campbell RL, White RD (2007) Epide-           26. Lott C, Truhlář A, Alfonzo A et al (2021) European
der Akademie für Aus-, Weiter- und Fortbildung der              miology, trends, and outcome of out-of-hospital            Resuscitation Council Guidelines 2021: Cardiac
Deutschen Gesellschaft für Kardiologie e. V. (DGK               cardiac arrest of non-cardiac origin. Resuscitation        arrest in special circumstances. Resuscitation
Akademie). Es bestehen keine Interessenkonflikte in              72(2):200–206                                              161:152–219
Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit. C. Lott            8. Sandroni C, Nolan J, Cavallaro F, Antonelli M (2007)   27. Nolan JP, Sandroni C, Böttiger BW et al (2021)
ist Director Training and Education des European Re-            In-hospitalcardiacarrest: Incidence, prognosisand          European Resuscitation Council and European
suscitation Council (ERC), Vice-chair der European              possible measures to improve survival. Intensive           Society of Intensive Care Medicine guidelines
Trauma Course Organisation (ETCO) und Schriftführer             Care Med 33:237–245                                        2021: post-resuscitation care. Intensive Care Med
der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften              9. Karam N, Marijon E, Dumas F et al (2017)                   47(4):369–421
der Notärzte Deutschlands (BAND e. V.). Es bestehen             Characteristics and outcomes of out-of-hospital        28. Zideman DA, Singletary EM, Borra V et al (2021)
keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit                    sudden cardiac arrest according to the time of             European Resuscitation Council Guidelines 2021:
der vorliegenden Arbeit. N. Rott ist Mitarbeiterin des          occurrence. Resuscitation 116:16–21                        First aid. Resuscitation 161:270–290
Deutschen Rates für Wiederbelebung/German Resus-            10. Perkins GD, Gräsner JT, Semeraro F et al (2021)        29. Madar J, Roehr CC, Ainsworth S et al (2021)
citation Council (GRC). W. Schöls ist stellvertretender         Kurzfassung.LeitliniendesEuropeanResuscitation             European Resuscitation Council Guidelines 2021:
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rats für Wie-               Council 2021. Notfall Rettungsmed 24:274–345               Newborn resuscitation and support of transition of
derbelebung/German Resuscitation Council (GRC)              11. Gräsner JT, Herlitz J, Tjelmeland IBM et al (2021)         infants at birth. Resuscitation 161:291–326
und Kuratoriumsmitglied der Deutschen Stiftung                  Epidemiologie des Kreislaufstillstandes in Europa.     30. Van de Voorde P, Turner NM, Djakow J et al (2021)
für Wiederbelebung. Er hat keine Einnahmen durch                Leitlinien des European Resuscitation Council              European resuscitation council guidelines 2021:
Vorträge oder Beratungstätigkeit und keine Interes-             2021. Notfall Rettungsmed 24:346–366                       paediatric life support. Resuscitation 161:327–387
senkonflikte in Zusammenhang mit der vorliegenden            12. Semeraro F, Greif R, Böttiger BW et al (2021)          31. GreifR,LockeyA,BreckwoldtJetal(2021)European
Arbeit. P.C. Schulze ist Mitglied der Kommission Kli-           Lebensrettende Systeme Leitlinien des European             Resuscitation Council Guidelines 2021: education
nische Kardiologie der Deutschen Gesellschaft für               Resuscitation Council 2021. Notfall Rettungsmed            for resuscitation. Resuscitation 161:388–407
Kardiologie e. V. (DGK), Sprecher der Arbeitsgruppe             24:367–385                                             32. Mentzelopoulos SD, Couper K, Voorde PV et al
Thorakale Organtransplantation und mechanische              13. Olasveengen TM, Semeraro F, Ristagno G et al               (2021) European Resuscitation Council Guidelines
Unterstützungssysteme (AG17) der DGK e. V.; er erhielt          (2021) Basismaßnahmen zur Wiederbelebung                   2021: ethics of resuscitation and end of life
Honorare für Vortragstätigkeiten von Bayer, Astra-              Erwachsener („Basic Life Support“, „BSL“) Leitlinien       decisions. Resuscitation 161:408–432
Zeneca, Daiichi Sankyo, Novartis, Actelion, Roche,              des European Resuscitation Council 2021. Notfall       33. BöttigerBW, BeckerLB, KernKB etal(2020)BIG FIVE
Sanofi Aventis, Pharmacosmos, Medtronic, Thoratec,               Rettungsmed 24:386–405                                     strategies for survival following out-of-hospital
Boehringer Ingelheim, Heartware, Coronus, Abbott,           14. Soar J, Böttiger BW, Carli P et al (2021) Erweiterte       cardiac arrest. Eur J Anaesthesiol 37(11):955–958
Boston Scientific, St. Jude Medical, Abiomed. Es be-             lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene.               34. Okubo M, Komukai S, Callaway CW, Izawa J
stehen keine Interessenkonflikte im Zusammenhang                 Leitlinien des European Resuscitation Council              (2021) Association of timing of epinephrine
mit der vorliegenden Arbeit. H. Thiele ist Incoming             2021. Notfall Rettungsmed 24:406–446                       administration with outcomes in adults with
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie        15. Lott C, Truhlář A, Alfonzo A et al (2021) Kreislauf-       out-of-hospital cardiac arrest. JAMA Netw Open
e. V. (DGK), früherer Cluster Sprecher des Clusters Kar-        stillstand unter besonderen Umständen. Leitlinien          4(8):e2120176
diovaskuläre Akut- und Notfallmedizin der DGK und               des European Resuscitation Council 2021. Notfall       35. Young ML, Exelbert EJ, Roth T, Cohen L, Cogan J
Task Force Mitglied für die Zertifizierung der Cardiac           Rettungsmed 24:447–523                                     (2020) External cardioversion-Defibrillation with
Arrest Zentren in Deutschland. Er hat keine Einnahmen       16. Nolan JP, Sandroni C, Böttiger BW et al (2021)             pushing down on the chest wall to increase the
durch Vorträge oder als Berater und keine Interessen-           Postreanimationsbehandlung. Leitlinien des                 success rate in obese patients. Am J Case Rep
konflikte in Zusammenhang mit der vorliegenden                   European Resuscitation Council und der European            21:e927009
Arbeit.                                                         Society of Intensive Care Medicine 2021. Notfall       36. Manrique G, García M, Fernández SN et al (2019)
                                                                Rettungsmed 24:524–576                                     Comparison between synchronized and non-
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine             17. Zideman DA, Singletary EM, Borra V et al (2021)            synchronized ventilation and between guided
Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.                   Erste Hilfe. Leitlinien des European Resuscitation         and non-guided chest compressions during
Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort            Council 2021. Notfall Rettungsmed 24:577–602               resuscitation in a pediatric animal model after
angegebenen ethischen Richtlinien.                          18. MadaraJ, RoehrCC, AinsworthSetal(2021)Versor-              asphyxial cardiac arrest. PLoS ONE 14(7):e219660
                                                                gung und Reanimation des Neugeborenen nach

10      Der Anaesthesist
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