Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz

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Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
Lessings
Zeitgenossen

54. Kamenzer Lessing-Tage
21. Januar bis
          17. März 2023
Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
Programmübersicht
12 Sonnabend, 21. Januar 2023 | 14.00 Uhr
     Rathaus Kamenz, Ratssaal
     Festveranstaltung zur Verleihung des Lessing-Preises und der Förderpreise
     des Freistaates Sachsen an Andreas Reimann (Leipzig),
     Heike Geißler (Leipzig) und Sarah Lesch (Leipzig)

16 Sonntag, 22. Januar 2023 | 11.00 Uhr
     Stadttheater Kamenz
     Literarische Matinee: Michael Hametner (Leipzig) im Gespräch
     mit Lessing-Preisträger Andreas Reimann sowie dem
     Laudator Clemens Meyer (Leipzig)

17 Mittwoch, 25. Januar 2023 | 19.00 Uhr
     Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
     Geburtstagsfeier für Lessing mit dem Schriftsteller Ralph Grüneberger
     (Leipzig): Vorstellung des Reiseberichts „Lieblingsplätze Sachsen“ und des
     Romans „Lisa, siebzehn, alleinerzogen“

18 Sonntag, 29. Januar 2023 | 15.00 Uhr
     Stadtbibliothek G. E. Lessing
     Lese-Café: Christine von Brühl (Berlin) liest aus ihrem Buch
     „Schwäne in Weiß und Gold: Geschichte einer Familie“

19 Mittwoch, 1. Februar 2023 | 19.00 Uhr
     Stadttheater Kamenz
     Eröffnung der Reihe „Im Dialog“: Uwe Tellkamp (Dresden) liest aus seinem
     neuen Roman „Der Schlaf in den Uhren“, Moderation:
     Prof. Dr. Carsten Gansel (Gießen)

20 Dienstag, 7. Februar 2023 | 19.00 Uhr
     Stadttheater Kamenz
     „Hyazinth und Rosenblüte“, Musikalisches Papiertheater nach dem
     Märchen von Novalis mit Ulrike Richter (Leipzig)

21 Donnerstag, 9. Februar 2023 | 19.00 Uhr
     Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
     Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Overhoff (Münster): „Flamingos an der Elbe,
     Zebras in Rudolstadt: Die ungewöhnlichen Entdeckungsfahrten des Johann
     August Ephraim Goeze“

22   Montag, 13. Februar 2023 | 9.00 bis 12.00 Uhr
     Stadtbibliothek G. E. Lessing
     Lessing-Lego: Baumeister und Baumeisterinnen gesucht!
     Ein Vormittag für Ferienkinder und Erwachsene

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Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
23 Dienstag, 14. Februar 2023 | 19.00 Uhr
    Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
    Lesung: Hans von Trotha (Berlin) stellt seinen Roman „Pollaks Arm“ vor

24 Donnerstag, 16. Februar 2023 | 19.00 Uhr
    Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
    Vortrag von Dr. Hole Rößler (Wolfenbüttel): „Gesichter der Aufklärung.
    Porträt und Propaganda im 18. Jahrhundert“

25 Dienstag, 21. Februar 2023 | 19.00 Uhr
    Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
    Vortrag von Prof. Dr. Alexander Košenina (Hannover):
    „Tödliche Schwärmerei, Glaubensfanatismus, Missbrauch:
    ‚Religionsverbrecher‘ bei Lessing, Meißner, Moritz“

26 Donnerstag, 23. Februar 2023 | 19.00 Uhr
    Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
    Buchpräsentation: Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel (Tübingen)
    stellt sein Buch „Magische Orte. Ein Leben mit der Literatur“ vor

27 Sonnabend, 25. Februar 2023 | 19.00 Uhr
    Stadttheater Kamenz
    „Sag mir Charlotte, ein Wort ...“, Szenische Lesung mit Musik:
    Charlotte von Stein und Johann Wolfgang von Goethe,
    mit Ines Hommann und Florian Mayer (Dresden)

28 Donnerstag, 2. März 2023 | 19.00 Uhr
    Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
    Vortrag von Prof. Dr. Martina Sitt (Kassel): „Lessing, Tischbein der Ältere
    und die ästhetische Kultur in der Residenzstadt Kassel 1753 bis 1766“

29 Freitag, 3. März 2023 | 19.00 Uhr
    Stadttheater Kamenz
    Theatergastspiel: Gotthold Ephraim Lessing: „Der Weiberfeind“,
    Kunstherz-Theater

30 Mittwoch, 8. März 2023 | 19.00 Uhr
    Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
    Aus- und vorgestellt: Das Lessing-Porträt von Georg Anton Abraham Urlaub
    Mit Thaddäus Gulde (Dresden)

31 Mittwoch, 15. März 2023 | 19.00 Uhr
    Malzhaus, Sonderausstellungsbereich
    Ausstellungseröffnung: Graphik von Dieter Goltzsche (Berlin)

32 Freitag, 17. März 2023 | 19.00 Uhr
    Alte Posthalterei
    Eröffnung des neuen DADA-Zentrums

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Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
Grußwort
                                      Jetzt, nachdem es uns lange nicht ohne

                                                                                Foto: Christian Hüller
                                      Weiteres möglich war, persönlich und
                                      gemeinsam an Kulturveranstaltungen
                                      teilzunehmen, wird uns erst richtig
                                      bewusst, was für eine anregende und
                                      beglückende Sache es sein kann, ei-
                                      nander bei Aufführungen, Lesungen,
                                      Musik oder zwischen Bildern zu tref-
                                      fen. Natürlich macht es auch Freude,
                                      allein oder in einer virtuellen Gemein-
                                      schaft über etwas nachzudenken, zu
                                      genießen oder sich zu beschäftigen
                                      mit dem, was eine Künstlerin oder ein
                                      Künstler geschaffen hat. Aber das ge-
meinsame Erleben erweist sich doch als unverzichtbar. Darum freue ich mich
sehr, dass 2023 die Lessing-Tage in Kamenz wieder zu einer Reihe vielverspre-
chender Veranstaltungen einladen.

Eigentlich ist die Auseinandersetzung mit künstlerischen und geistigen Wer-
ken immer eine Art Gespräch. Zunächst zwischen der Person, die das Werk
geschaffen hat, und der, die es erlebt. Aber das Gespräch beginnt schon,
bevor das Werk Form annimmt. Jedes Kunstwerk oder Gedankengebäude
ist ein Fixpunkt im großen, umfassenden Dialog in der Gesellschaft. Auch
Literatur – wie etwa Gotthold Ephraim Lessings Stücke – entsteht nicht im
luftleeren Raum. Sie wächst in der Auseinandersetzung mit einer Vielzahl
schon vorhandener Gedanken, argumentiert dafür und dagegen, nimmt An-
regungen auf und entwickelt sie zu etwas Neuem. Gerade eine Epoche wie die
der Aufklärung beruht auf öffentlicher Kommunikation, um zu ihrer aktiven,
aktivierenden Haltung zu gelangen und sie in die Gesellschaft zu tragen, ja,
um eine Gesellschaft mündiger Menschen erst zu schaffen. Diese Kommuni-
kation wirkt dann daran mit, dass sich jede und jeder eine fundierte, offene
und vernünftige Meinung bilden kann.

Das Hauptthema der diesjährigen Lessing-Tage ist so die Begegnung mit
Lessings Zeitgenossen. Wir können erleben, wie vielseitig das Denken und
Kunstschaffen in jener Zeit war und in was für einem Netzwerk Lessing seine
großartigen Werke verfasst hat.

Dieser produktive Dialog setzt sich über Zeiten und Orte fort bis zu uns. Das
Einander-Zuhören, Miteinander-Reden, Aufeinander-Eingehen hat heute

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Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
nicht an Bedeutung verloren, selbst wenn die Medien andere sein mögen.
Das zeigt auch die Begegnung mit den so unterschiedlichen Trägerinnen und
Trägern des diesjährigen Lessing-Preises und der Lessing-Förderpreise des
Freistaates Sachsen zum Auftakt der Lessing-Tage.

Barbara Klepsch
Sächsische Staatsministerin
für Kultur und Tourismus

                                                                    05
Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
Grußwort
                                      Liebe Bürgerinnen und Bürger,

                                                                                Foto: PR
                                      liebe Gäste aus nah und fern,

                                      auf die 54. Lessing-Tage freuen wir
                                      uns besonders. Das kulturelle Leben
                                      in unserer Stadt ist auch in der Coro-
                                      na-Zwangspause nie ganz zum Erlie-
                                      gen gekommen. Aber wir sind dabei,
                                      uns wieder ein Stück weit neu zu ori-
                                      entieren, nach vorne zu schauen, um
                                      uns gemeinsam zu freuen, auf das,
                                      was kommt.

                                      Zweifelsfrei wird die Preisverleihung
des Lessing-Preises des Freistaates an Andreas Reimann und die Vergabe der
Lessing-Förderpreise an Sarah Lesch und Heike Geißler schon zu Beginn der
Lessing-Tage der Höhepunkt sein. Daran schließt sich die Matinee mit dem
Hauptpreisträger und dem Laudator Clemens Meyer an, die am Sonntag, den
22. Januar 2023, unter der bewährten Moderation des bekannten Kulturjour-
nalisten Michael Hametner stattfindet. 18 Veranstaltungen laden von Januar
bis März 2023 zu Begegnungen, zu Gesprächen und natürlich zum Genuss im
besten Sinne des Wortes ein.

Der Leitgedanke der diesjährigen Lessing-Tage „Lessings Zeitgenossen“ er-
möglicht den Blick in die Vergangenheit, in die Zeit Lessings ebenso, wie den
Blick in die Gegenwart. Wir dürfen gespannt sein auf die Begegnung „Im Di-
alog“ mit Uwe Tellkamp und Prof. Dr. Carsten Gansel. In dieser Veranstaltung
wird es um das Heute, das Hier und Jetzt gehen und darum, wie es in der Zeit
der Aufklärung um die Verantwortung des Einzelnen stand.

Das Angebot der unterschiedlichsten Formate ist gerade für die Lessing-Tage
2023 besonders beeindruckend. Wir freuen uns auf diesen kulturellen Auf-
takt und laden Sie ganz herzlich ein, dabei zu sein. Wir kommen auch auf
diesem Wege dem 800-jährigen Jubiläum unserer Stadt immer näher.

Kamenz hat sich seit mehr als 200 Jahren immer zu seinem berühmtesten
Sohn bekannt. Dies zeigte sich u. a. 1829 bei der ersten öffentlichen Les-
sing-Ehrung durch den Stadtphysikus Dr. Johann Gottfried Bönisch und zog
sich hin bis in das Jahr 1931 mit der Eröffnung des Lessing-Museums an sei-
nem heutigen Standort als einer Leistung und einem Bekenntnis der Kamen-
zer Bürgerschaft. Im vergangenen Jahr konnten wir uns einen lang gehegten

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Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
Wunsch erfüllen und die neue Stadtbibliothek „G. E. Lessing“ als Bestandteil
der Neukonzeption des Lessing-Gymnasiums in Besitz nehmen. Versäumen
Sie es nicht, auch zu den Lessing-Tagen die neuen, im gewissen Sinne beina-
he einmaligen Bibliotheksräume zu besuchen.

Gemeinsam mit dem Kamenzer Stadtrat sind wir dabei, einen großen Schritt
in die Zukunft unseres Lessing-Hauses vorzubereiten. Dank der Unterstüt-
zung des Bundes und des Freistaates sind wir in der Lage, einen über Jahr-
zehnte gehegten Wunsch nach Sonderausstellungsflächen im Lessing-Haus
umzusetzen.

Ich kann mir vorstellen, dass Lessing auf seine Geburtsstadt mit Stolz herab-
schaut. Auch dies ist ein Zeichen, wie wir es verstehen, im Kontext der Les-
sing-Tage mit dem Anspruch des Aufklärers, des Dichters voranzugehen.
Ihr

Roland Dantz
Oberbürgermeister
der Lessingstadt Kamenz

                                                                        07
Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
Vorbemerkungen
                                      Auch im Lessing-Museum brachten die

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                                      Auswirkungen der Corona-Pandemie
                                      besondere Herausforderungen mit
                                      sich. So mussten die 53. Lessing-Ta-
                                      ge, die eigentlich Anfang 2021 hätten
                                      stattfinden sollen, mehrfach verscho-
                                      ben werden, wurden dann aber im Juni
                                      2022 erfolgreich abgeschlossen. Letzt-
                                      lich konnten wir mit einer Ausnahme
                                      alle ursprünglich geplanten Veranstal-
                                      tungen durchführen, was auch der Be-
                                      reitschaft der Akteure geschuldet war,
                                      mit uns immer wieder – mitunter bis
                                      zu vier Mal – neue Termine zu suchen.
Insofern fanden diese Lessing-Tage unter außergewöhnlichen Umständen
statt, und wir hoffen sehr, dass wir mit der 54. Auflage wieder in geregeltere
Bahnen kommen.

Die letzten Jahre mit Pandemie, dann dem Krieg Russlands gegen die Ukraine
und der Energiekrise haben den Wunsch der Menschen nach gesellschaft-
lichem Zusammenhalt und Geselligkeit wachsen lassen – Sehnsüchte, die
auch schon dem 18. Jahrhundert nicht fremd waren. Lessing schätzte gesel-
lige Zusammenkünfte, den Austausch mit anderen Intellektuellen, die Anre-
gungen zu geben vermochten. Auch er hatte seinen Anteil daran, dass das
18. Jahrhundert heute mitunter als Jahrhundert der Freundschaft bezeichnet
wird. Wer aber waren die Akteure, die damals neben Lessing ihren Teil zu
Unterhaltung, Bildung und Wissenschaft beitrugen? Dem wollen wir in den
54. Lessing-Tagen nachgehen, die wir daher unter das Motto „Lessings Zeitge-
nossen“ gestellt haben.

So können Sie Johann August Ephraim Goeze begegnen, dem überraschend
interessanten Bruder des streitbaren Hamburger Hauptpastors Goeze, Les-
sings prominentem Gegner im Fragmentenstreit. Wir stellen den in Bautzen
geborenen August Gottlieb Meißner vor, einen der Begründer der deutsch-
sprachigen Kriminalerzählung, und nähern uns dabei mit „Tödlicher Schwär-
merei, Glaubensfanatismus, Missbrauch“ Themen, die bis heute die Schlag-
zeilen bestimmen und immer wieder Glaubensgemeinschaften in existentielle
Krisen stürzen. Weitere Vorträge befassen sich mit der Tischbein-Familie und
den Strategien, mit denen Lessing und andere Aufklärer ihre Porträts einsetz-
ten. Der Dresdner Restaurator Thaddäus Gulde berichtet über seine Arbeit an
dem für das Lessing-Museum erworbenen Bildnis unseres Namenspatrons
von dem Maler Georg Anton Abraham Urlaub.
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Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
Neben einer Aufführung von Lessings selten gespieltem Stück „Der Weiber-
feind“ widmet sich eine Szenische Lesung Goethes Beziehung zu Charlotte
von Stein. Und ein zauberhaftes Papiertheater entführt in die Märchenwelt
von Novalis, der 2022 seinen 250. Geburtstag feiern konnte.

Daneben stellen wir natürlich den Lessing-Preisträger Andreas Reimann vor.
Dazu gesellt sich in der Preisträger-Matinee diesmal Clemens Meyer, der Lau-
dator für den Hauptpreisträger. Mit Uwe Tellkamp, Christine von Brühl und
Ralph Grüneberger geben weitere ganz unterschiedliche Schriftsteller Einbli-
cke in ihre jüngsten Werke. Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel wird mit der Literatur
und mit seinem Leben in Verbindung stehende „Magische Orte“ vorstellen,
bei denen auch die Lessing-Städte eine gebührende Rolle spielen. An das
Thema der 2022 präsentierten Sonderausstellung zur Lessing-Rezeption im
‚Dritten Reich‘ knüpfen wir mit der Lesung von Hans von Trotha aus seinem
Roman „Pollaks Arm“ an.

Für Kinder und vielleicht auch ältere Experimentierfreudige startet das Les-
sing-Museum zu den Lessing-Tagen zusammen mit der Stadtbibliothek in
deren neuen Räumlichkeiten ein ungewöhnliches LEGO-Projekt, in dessen
Ergebnis zwei LEGO-„Lessinge“ das Licht der Welt erblicken sollen.

Zum Abschluss der Lessing-Tage eröffnen die Städtischen Sammlungen Ka-
menz zwei neue Ausstellungen: Das Lessing-Museum präsentiert im Malz-
haus Graphiken des aus Dresden stammenden Berliner Künstlers Dieter
Goltzsche. Der Künstler hat Dutzende Bücher illustriert – viele dieser Werke
zur Literatur werden in der Schau zu sehen sein, aber auch freie Arbeiten.
Nur zwei Tage später eröffnen wir dann in der Zwingerstraße 20 mit dem DA-
DA-Zentrum eine neue Dependance der Städtischen Sammlungen Kamenz,
die in wechselnden Ausstellungen eine umfangreiche Schenkung von Arbei-
ten der Mailart und von weiteren Kunstwerken zeigen wird, die dem DADAis-
                                                                          09
Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
mus verpflichtet sind und mit den Mitteln der Collage arbeiten. In Zukunft
wird es im DADA-Zentrum auch zahlreiche Mitmach-Angebote geben, die dazu
anregen sollen, ausgehend von den Collagen der internationalen Künstler-
gruppe selbst kreativ zu werden und eigene Kunstwerke zu gestalten.

Mein Dank gilt allen Schriftstellern, Referenten und Künstlern, die zum Ge-
lingen der 54. Lessing-Tage beitragen! Zu danken ist auch unseren Partnern,
der Stadtbibliothek G. E. Lessing und dem Kamenzer Klub, die ihrerseits in
bewährter Weise am Programm beteiligt sind. Gedankt sei zudem dem Frei-
staat Sachsen und der Kulturstiftung des Freistaates, insbesondere auch für
die großzügige finanzielle Unterstützung! Eine so umfangreiche Veranstal-
tungsfolge ist nicht machbar ohne das Engagement aller Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Städtischen Sammlungen Kamenz und der Arbeitsstelle
für Lessing-Rezeption. Ihnen gilt mein besonderer Dank!

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lessing-Museums, der weiteren
Einrichtungen der Städtischen Sammlungen Kamenz und der Arbeitsstelle für
Lessing-Rezeption wünschen allen Besuchern der Lessing-Tage 2023 so inspi-
rierende wie unterhaltsame Begegnungen mit Lessings Zeitgenossen!

Dr. Sylke Kaufmann
Leiterin des Lessing-Museums Kamenz

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Lessing-Preis des Freistaates Sachsen
Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger

1993   Hans Sahl
       Förderpreis: Lutz Graf

1995   Rolf Hoppe
       Förderpreis: Angela Krauß

1997   Wolfgang Hilbig
       Förderpreise: Kerstin Hensel und Ulrich Zieger

1999   Eduard Goldstücker
       Förderpreise: Marion Titze und Marcel Beyer

2001   Adolf Dresen
       Förderpreise: Barbara Köhler und Oliver Bukowski

2003   Hans Joachim Schädlich
       Förderpreise: Anke Stelling zusammen mit Robby Dannenberg
       und Christian Lehnert

2005   Armin Petras
       Förderpreise: Martina Hefter und Jörg Bernig

2007   Ruth Klüger
       Förderpreise: Volker Sielaff und Clemens Meyer

2009   Kito Lorenc
       Förderpreise: Ulrike Almut Sandig und Dirk Laucke

2011   Monika Maron
       Förderpreise: Renatus Deckert und Andreas Heidtmann

2013   Volker Lösch
       Förderpreise: Judith Schalansky und Franziska Gerstenberg

2015   Carolin Emcke
       Förderpreise: Julius Fischer und Wolfram Höll

2017   Kurt Drawert
       Förderpreise: Thomas Freyer und Anna Kaleri

2019   Marcel Beyer
       Förderpreise: Anja Kampmann und Bettina Wilpert

2021   Wilfried Schulz
       Förderpreise: Anna Maria Vogt, alias Anna Mateur;
       Jackie Thomae und Jasna Zajček

                                                                   11
Preisverleihung
Sonnabend, 21. Januar, 14 Uhr
Rathaus Kamenz, Ratssaal
Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2023
an Andreas Reimann (Leipzig)

                                    Der Lyriker und Grafiker Andreas Rei-

                                                                                Foto: Dieter Ramke
                                    mann ist Lessing-Preisträger 2023 des
                                    Freistaates Sachsen.

                                    „Was Aufklärung für unsere Gegenwart
                                    bedeutet, muss in den stürmischen
                                    Zeiten, die wir erleben, immer wieder
                                    neu befragt werden. Literatur und Kunst
                                    können uns – wie zu Zeiten von Gotthold
                                    Ephraim Lessing – helfen, Antworten zu
                                    finden. Keine Patentrezepte, aber kluge
                                    Gedanken, die ermutigen, nachfragen
                                    und auch die Finger in die Wunden legen.

Für dieses Verständnis von Aufklärung steht der vom Kuratorium für den Les-
sing-Preis des Freistaates Sachsen gekürte Preisträger Andreas Reimann. […]
Erst allmählich wird heute deutlich, was er für ein wichtiges und literarisch
kraftvolles Werk geschaffen hat. Unbeirrt auch in jenen DDR-Jahren, in denen
er offiziell kaum zur Kenntnis genommen wurde.“ (Staatsministerin Barbara
Klepsch)

Andreas Reimann ist ein Dichter, der sich nie an die Rockschöße der Macht
gehängt hat, einer, der auch heute kein goldenes Löffelchen auf der Zunge
trägt, um Originelles oder Gefälliges zu flüstern. Zwei Jahre war er wegge-
sperrt wegen ‚staatsfeindlicher Hetze‘, auch später war das Land Liliput der
Ansicht, es könne einen Dichter zum Schweigen bringen, indem man ihn
nicht druckt.

Trotz allem – oder gerade deshalb – hat Andreas Reimann ein unfassbar
umfangreiches, vielgestaltiges, streitbares und formal immer wieder über-
raschendes poetisches Werk geschaffen – mit einer ganz eigenen und un-
verwechselbaren Stimme. Und da sind noch seine zärtlichen und aufbegeh-
renden Lieder, die er für Chanson-Interpreten wie Stephan Krawczyk, Detlef
Hörold oder Hubertus Schmidt und die Rockgruppe Lift geschrieben hat.

Bei aller klassischen Strenge verleugnet Reimann nicht ein anderes Erbe –
das der lyrischen Moderne. Er weiß Klangmagie ebenso für sich zu nutzen
12
Hauptpreis
wie die paradoxen Möglichkeiten von Bildern. Und dort, wo ein Gedicht rhe-
torisch wird und Denkvorgängen folgt, scheint auch zuweilen Brechts dialek-
tischer Sprachwitz durch.

Zum Innehalten und Staunen sind diese Gedichte, sie verführen und be-
schwören nicht, sondern sie heben den Mantel der Oberflächlichkeit vom
Wesen der Dinge. Das ist viel in Zeiten von Beliebigkeit und Eitelkeiten.
Text: Undine Materni

– Geschlossene Veranstaltung auf Einladung des Ministeriums
für Wissenschaft, Kultur und Tourismus –

„Andreas Reimann bleibt eben ein Dichter,
der den Fallstricken jedweder Ideologie entgehen
konnte und kann, weil Wahrnehmungswachheit,
Kunstbewusstsein und Wahrheitssinn sich
stets noch uneinnehmbar für jedwede
Interventionsinteressen erweisen.
Ein seltener Fall von hochgemuter Lauterkeit.“
     Dr. Peter Geist in einer Laudatio auf
     Andreas Reimann zu seinem 70. Geburtstag

                                                                      13
Preisverleihung
Sonnabend, 21. Januar, 14 Uhr
Rathaus Kamenz, Ratssaal
Förderpreise zum Lessing-Preis
des Freistaates Sachsen 2023
an Heike Geißler (Leipzig) und Sarah Lesch (Leipzig)

                     Heike Geißler
                     Persönlich, politisch und poetisch und nie-

                                                                      Foto: Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag
                     mals leicht einem Genre zuzuordnen, das
                     sind Heike Geißlers Romane. Zu nennen sind
                     unter anderem ihr erfolgreicher Debüt Roman
                     „Rosa“ (2002), der von der Flucht vor dem frü-
                     hen Muttersein erzählt und „Saisonarbeit“,
                     der die Arbeitsverhältnisse bei Amazon aus
                     einer persönlichen Perspektive beschreibt.

                     Ihr neustes Buch „Die Woche“ fängt ein be-
                     stimmtes Leipziger Lebensgefühl ein und
                     findet eine ganz eigene sprachliche Form der
                     Klage über die verflixte Verantwortung, sich
                     in Sachsen politisch gegen rechts engagie-
                     ren zu wollen. Heike Geißlers ironisch-poeti-
                     scher Schreibstil, in dem eine Mischung aus
                     Verletzlichkeit, Überschwang, Ohnmacht und
                     Wut entsteht, verzückt und verstört im selben
                     Moment. Wir sind froh, mit Heike Geißler eine
                     so mutige und zugleich sensible Autorin in
                     Sachsen zu haben.
                     Text: Miriam Tscholl

14
Förderpreise
                                                     Sarah Lesch
                                                     Sarah Lesch reiht sich in eine neue engagier-
                                                     te und unglaublich kreative Generation von
                                                     jungen Musikerinnen und Musikern sowie
                                                     Singer/Songwriterinnen und Songwritern ein,
                                                     wozu unter anderem auch Wencke Wollny,
                                                     Dota Kehr, Danger Dan oder Moritz Krämer
                                                     gehören, die ebenso authentische wie auch
                                                     gesellschaftskritische Texte schreiben und so
                                                     ihre Botschaften durch gute, handgemachte
                                                     Musik zu den jungen Hörerinnen und Hörern
                                                     transportieren – mit großem Erfolg.

                       Die Texte von Sarah Leschs fünften Album „Triggerwarnung“ thematisieren
Foto: Sandra Ludewig

                       Transphobie, Gewalt gegen queere Menschen und sexualisierte Gewalt. Die-
                       se Texte sind weitaus mehr als gefällige Musikergänzungen, sie sind mutig,
                       von großer poetischer Kraft und zeugen von unbedingtem Engagement. Der
                       Titel ist Programm und Provokation. Sarah Lesch ist wütend und ihre Wut
                       bricht sich Bahn, wandelt sich aber immer wieder in ein Ringen um Wahr-
                       heit und Wahrhaftigkeit. Dabei schont sie weder sich noch ihre Hörerinnen
                       und Hörer, wenn sie im Song „Drunter machen wir’s nicht“ – ganz im Sinne
                       Lessings – singt: „Wir alle haben die Freiheit verdient, Deine Mutter und du
                       und mein Sohn, wir brauchen euch an unsrer Seite, und dass ihr euch mit
                       uns empört. Dass ihr aufsteht, auch wenn ihr bequem sitzt und euch an der
                                                                         Schieflage stört.“
                                                                         Text: Undine Materni

                                                                       – Geschlossene Veranstal-
                                                                       tung auf Einladung des
                                                                       Ministeriums für Wissen-
                                                                       schaft, Kultur und Touris-
                                                                       mus –

                                                                                              15
Literarische Matinee
Sonntag, 22. Januar | 11.00 Uhr
Stadttheater Kamenz
Michael Hametner (Leipzig) im Gespräch
mit Preisträger Andreas Reimann und
Laudator Clemens Meyer (Leipzig)

                                   Andreas Reimann (Leipzig), der diesjäh-

                                                                                 Foto: Bernd Cramer/MDR
                                   rige Träger des Lessing-Preises stellt sich
                                   im Rahmen einer Lesung dem Publikum
                                   vor und kommt mit dem Journalisten Mi-
                                   chael Hametner ins Gespräch. Clemens
                                   Meyer ist der dritte Gesprächspartner.

                                 Während der Kamenzer Lessing-Tage be-
                                 steht die Möglichkeit, die Träger des Les-
                                 sing-Preises auch außerhalb des Festak-
                                 tes der Preisverleihung kennenzulernen.
                                 Am Morgen nach der Übergabe der Prei-
                                 se erleben Sie Andreas Reimann im Ge-
                                 spräch mit Michael Hametner und Lau-
dator Clemens Meyer, der 2007 einen der Förderpreise zum Lessing-Preis
erhielt. Sarah Lesch und Heike Geißler sind beide aufgrund einer Termin­
überschneidung verhindert.

Während des Gesprächs wird dem Besonderen des Schreibens nachgespürt,
den Bedingungen dafür, den Intentionen und dem künstlerischen Selbstver-
ständnis. Unterschiedlich akzentuierte Erfahrungen werden ebenso zur Spra-
che kommen wie sicher auch ganz aktuelle Fragen.

Andreas Reimann
Andreas Reimann, 1946 in Leipzig geboren, machte sich ab Mitte der 60er
Jahre einen Namen als Lyriker. Er studierte, bis zu seiner Exmatrikulation
aus politischen Gründen, am Literaturinstitut in Leipzig. Wegen seiner kri-
tischen Haltung wurde er zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt und in den fol-
genden Jahren mit einer Veröffentlichungssperre belegt. Danach angestellt
als Transportarbeiter, Brauereihilfsarbeiter, Lohnbuchhalter, in seiner freien
Zeit schrieb er fürs Theater und war Texter für Chansoninterpreten und Rock-
gruppen. Nach 1990 erschienen von ihm wieder mehrere Gedichtbände sowie
Sammlungen mit Prosa und Essays. Er erhielt verschiedene Literaturpreise.

Eine Veranstaltung des Lessing-Museums Kamenz
Eintritt: 5,00 €, ermäßigt: 3,00 €
16
Buchpräsentation
                       Mittwoch, 25. Januar 2023 | 19.00 Uhr
                       Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
                       Geburtstagsfeier für Lessing mit dem Schriftsteller
                       Ralph Grüneberger (Leipzig): Vorstellung des
                       Reiseberichts „Lieblingsplätze Sachsen“
                       und des Romans „Lisa, siebzehn, alleinerzogen“
                                                    Vor allem den mit Sachsen verbundenen Li-
                                                    teraten hat Ralph Grüneberger in seinem im
                                                    Gmeiner Verlag erschienenen Reiseführer
                                                    „Lieblingsplätze Sachsen“ viel Raum gegeben,
                                                    ebenso der Architektur, Religions- und Indus-
                                                    triegeschichte, Musik und Gartenkunst. Aber
                                                    die Namen von Ringelnatz, Kästner, Göschen,
                                                    Gellert und eben auch Lessing bestimmen
                                                    den Tenor der Sachsen-Reise. Und natürlich
                                                    benennt er die Lebensstationen des Kamen-
                                                    zers, der sich nach seinem Studium in Leipzig
                       weitgehend von Sachsen entfernt hat. Doch wie in jeder guten Beschreibung
Foto: Synke Vollring

                       einer historischen Persönlichkeit darf das Menschliche nicht fehlen. Ralph
                       Grüneberger lässt es den Leser über Lessing erfahren.

                       Von Geschichtsschreibung geprägt ist auch Grünebergers neuer Roman „Lisa,
                       siebzehn, alleinerzogen“. Seine Protagonistin Lisa wurde zwar fast ein Vier-
                       teljahrtausend nach Gotthold Ephraim Lessing geboren, aber auch ihr Leben
                       wird bestimmt vom Agieren ihrer Vorfahren, wenngleich kein Bürgermeister
                       und kein Theologe unter ihnen ist. Ihr Vater Frank Lettner ist, als junger Sozio-
                       loge, nach einer Vortragsreise im Westen geblieben, als sie vier Jahre alt war.
                       Und von ihrem „Opa Horst“ wird zwar dem Leser, aber ihr nicht bekannt, dass
                       er als 16-Jähriger und ehemaliger Hitlerjunge verdächtigt wurde, den Wehr-
                       wölfen anzugehören und zur Zwangsarbeit nach Sibirien deportiert wurde.
                       Wie über so vieles in deutschen Familien wird darüber nicht gesprochen.

                       Ralph Grüneberger, 1951 in Leipzig geboren,
                       lebt dort als Schriftsteller und Herausgeber.
                       Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für zeitgenös-
                       sische Lyrik. Unlängst wurde er in das Präsidium
                       des PEN-Zentrums Deutschland gewählt.

                       In Zusammenarbeit mit dem Kamenzer Klub
                       Gotthold Ephraim Lessing e. V.
                       Eintritt: 5,00 €, ermäßigt: 3,00 €
                                                                                                   17
Lese-Café
Sonntag, 29. Januar 2023 | 15.00 Uhr
Stadtbibliothek G. E. Lessing
Lese-Café mit der Autorin Christine von Brühl (Berlin)
„Schwäne in Weiß und Gold: Geschichte einer Familie“

                                   Christine von Brühl, Nachfahrin des

                                                                               Foto: Thomas Kierok
                                   Politikers Heinrich Graf von Brühl (1700
                                   bis 1763), begibt sich auf die Spuren
                                   ihrer Familie, die sie immer wieder
                                   in die Dresdner Porzellansammlung
                                   führen – denn ihre Geschichte ist aufs
                                   Engste mit dem Brühlschen Schwanen-
                                   service verbunden. Es stammt aus der
                                   Manufaktur Meißen und war das erste
                                   Porzellan von derart gestalterischer
                                   Pracht. Seine Fragilität ist von höchster
                                   Symbolkraft: Nach Kriegen und Flucht
                                   ging ein Großteil der ursprünglich 3000
                                   wertvollen Exponate verloren. Wenige
                                   Hundert aber konnten gerettet werden.
Die Lesung bietet eine Erkundungsreise über die Zerbrechlichkeit von Ruhm
und Besitz, den Zauber des »Weißen Goldes« und die Kraft von Erinnerung.
»Die Geschichte des Meissener Schwanenservice zeigt, wie meine Familie
dank der Wiedervereinigung ihren Frieden mit der Vergangenheit machen
konnte.« (Christine von Brühl)

Die Stadtbibliothek, die sich mit dem Lese-Café seit vielen Jahren an den
Kamenzer Lessing-Tagen beteiligt, führt die Veranstaltung 2023 erstmals in
ihren neuen Räumlichkeiten durch. Auch die Autoren-Lesung mit Christine
von Brühl wird wieder ein „Zeit-Fenster“ in das 18. Jahrhundert öffnen und
mit einem besonderen Kaffee-Gedeck verbunden sein.

Eine Veranstaltung der Stadtbibliothek G. E. Lessing in Kooperation mit dem
Lessing-Museum Kamenz
Eintritt: 15 Euro (inkl. Kaffee-Gedeck)

Bitte beachten Sie den neuen
Standort der Bibliothek.

18
Im Dialog
                                                      Mittwoch, 1. Februar 2023 | 19.00 Uhr
                                                      Stadttheater Kamenz
                                                      Uwe Tellkamp (Dresden) liest aus seinem
                                                      neuen Roman „Der Schlaf in den Uhren“,
                                                      Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel (Gießen)

                                                                                   Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der viel-
                                                                                   diskutierte neue Roman Uwe Tellkamps, der an
                                                                                   seinen 2008 erschienenen Roman „Der Turm“
                                                                                   anknüpft.

                                                                                     Erzählt wird aus der Perspektive Fabian Hoff-
                                                                                     manns. Dissident in der DDR, steht er 2015 als
                                                                                     Chronist in Diensten der »Tausendundeinenacht­
                                                                                     abteilung« von Treva, einem fiktiven Land. In
                                                                                     den Labyrinthen eines unterirdischen Reichs ar-
                                                                                     beitet die »Sicherheit« an Aktivitäten, zu denen
                                                                                     einst auch die Wiedervereinigung zweier geteil-
                                                                                     ter Staaten gehörte. Fabian ist mit einer Chronik
                                                                                     befasst, die zum 25. Jahrestag der Wiederverei-
                                                                                     nigung erscheinen soll. Dabei gerät Fabian auf
                                                                                     eine Reise, die ihn tief in die trevische Gesell-
                                                                                     schaft und ihre Utopien hineinführt. Er analy-
                                                                                     siert Ordnungsvorstellungen und Prinzipien der
                                                                                     Machtausübung, die Verflechtungen von Politik,
                                                                                     Staatsapparat und Medien, beobachtet die Ver-
                                                                                     änderungen im alltäglichen Leben. Seine Ge-
                                                                                     danken gehen zurück bis in das Dresden seiner
                                                                                     Kindheit. Auf der Suche nach Ordnung und Sinn
                                                      kämpft Fabian gegen die Windmühlen der Macht, die Fälschungen der Wirk-
Fotos: Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag, Bernd Lasdin

                                                      lichkeit, den Verlust aller Sicherheiten – und gibt doch den Traum von einer
                                                      befreiten Zukunft nicht verloren.

                                                      Lesung und Gespräch eröffnen eine neue, von Prof. Carsten Gansel (Gießen)
                                                      konzipierte Reihe unter dem Titel „Im Dialog“. Dabei soll Literatur als „Organ
                                                      der Problemreflexion“ (Karl Eibl) wahrgenommen werden bzw. im Sinne von
                                                      Uwe Johnson Raum bieten, „Versionen von Wirklichkeit“ miteinander zu ver-
                                                      gleichen.

                                                      Eine Veranstaltung der Lessingstadt Kamenz
                                                      in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption
                                                      Eintritt: 10,00 €, Ermäßigungsberechtigte 8,00 €
                                                                                                                                 19
Papier-Theater
Dienstag, 7. Februar 2023 | 19.00 Uhr
Stadttheater Kamenz
Musikalisches Papiertheater nach dem Märchen von
Novalis „Hyazinth und Rosenblüte“
mit Ulrike Richter (Leipzig)

2022 jährte sich zum 250. Mal der Geburtstag des frühromantischen Dichters,
Philosophen und Naturwissenschaftlers Friedrich von Hardenberg, genannt
Novalis. Anlässlich des Jubiläums übertrugen Ulrike Richter (Gesang, Haken-
harfe, Lesung, Spiel) und Christina Simon (Bühnenbild) das Märchen von
Hyazinth und Rosenblüte in ein Spiel aus Wort, Bild und Musik.
Ulrike Richter hat dabei, dem Dreischritt des Textes folgend, Gedichte, Dis-
tichen und Blütenstaub-Sentenzen von Novalis in die Erzählung eingefügt,
mit Melodiezitaten nach Carl Friedrich Zelter, Friedrich und Louise Reichardt
und Franz Schubert unterlegt und bearbeitet. Farbige Linolschnitt-Collagen
der Grafikerin Christina Simon illustrieren spielerisch in ausdrucksstarken
Bildern das vielschichtige Märchen.

In glücklicher Kinderzeit lebt Hyazinth bei seinen Eltern und mit seiner Freun-
din Rosenblütchen. Eines Tages erscheint ein alter Mann. Er erzählt Hyazinth
von fernen Ländern und vielerlei Sachen, lässt ihn tiefsinnig und zugleich
trübsinnig werden und entfremdet ihn von Rosenblütchen. Auf Rat einer
weisen Frau bricht Hyazinth auf, um in sehnsüchtiger Liebe die verschleierte
Göttin zu suchen und gesund zu werden. Auf seiner Reise gelangt er zu immer
mehr Klarheit und Einsicht in die Natur. Als er die Gottheit endlich findet und
im Traum ihren Schleier lüftet, schaut er … Rosenblüte – und damit auch sich
selbst. Der Weg zur liebenden Erkenntnis ist vollendet, und in vollkommenem
Glück genießt er mit Rosenblütchen seine Tage.

Eintritt: 10,00 €, Ermäßigungsberechtigte 8,00 €

20
Vortrag
Donnerstag, 9. Februar 2023 | 19.00 Uhr
Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Overhoff (Münster):
„Flamingos an der Elbe, Zebras in Rudolstadt:
Die ungewöhnlichen Entdeckungsfahrten
des Johann August Ephraim Goeze“
Goeze? Der Lessing-Kenner
merkt auf. War das nicht Les-
sings Widersache im Fragmen-
tenstreit, dessen Ausgang wir
„Nathan der Weise“ verdanken?
In diesem Fall handelt es sich
nicht um den Hamburger Haupt-
pastor, sondern um dessen
jüngeren Bruder Johann August
Ephraim (1731–1798). Theologe
war auch er, bekannt wurde er
aber vor allem als Naturwissen-
schaftler und Zoologe. Unter an-
derem ist er der Entdecker des
winzigen Wasserbären, und er
befasste sich mit Bandwürmern.
Als Aufklärer und Wissenschaftler war er nicht selten auf Reisen. Was er dabei
an Außergewöhnlichem und Exotischem entdeckte, darum geht es im Vortrag
von Jürgen Overhoff.

Zusammen mit Hanno Schmidt gab der Referent 2019 Goezes Buch „Mit der
Postkutsche durch die Mark Brandenburg nach Reckahn. Eine kleine Reise-
beschreibung zum Vergnügen der Jugend aus dem Jahr 1784“ heraus. Anhand
seiner Reiseeindrücke erklärte Goeze Weltzusammenhänge aus seiner Sicht.

Jürgen Overhoff, geboren 1967 in Lippstadt, studierte in Berlin, London
und Cambridge Neuere Geschichte, Evangelische Theologie, Philosophie und
Politologie.
Seine Habilitation (2004) widmete er dem Thema „Die Frühgeschichte des
Philantropismus, 1715–1771“.
Seit 2013 ist er Inhaber einer Professur für Erziehungswissenschaft mit dem
Schwerpunkt Historische Bildungsforschung. Er engagiert sich in der der
Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts.

Eintritt: 3,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 1,50 €
                                                                         21
Lessing-Lego
Montag, 13.02.2023 | 9.00 bis 12.00 Uhr
Stadtbibliothek G. E. Lessing
Baumeister und Baumeisterinnen gesucht!
Ein Vormittag für Ferienkinder und Erwachsene

                               Kreative und neugierige Lego-Fans sind

                                                                             Foto: Johannes Pilz
                               zum Start der Winterferien herzlich in
                               die neue Stadtbibliothek G. E. Lessing
                               eingeladen. Dort startet ein Projekt, bei
                               dem zwei Kunstwerke entstehen sollen.
                               Den kreativen Prozess kann jeder Bi-
                               bliotheksbesucher auf dem Podest im
                               Eingangsbereich nicht nur mitverfolgen,
                               sondern auch voranbringen. Alle sind
                               aufgefordert, Hand anzulegen, damit
                               die Objekte vervollständigt werden kön-
                               nen. Bis Anfang Juli ist dafür Zeit.
                               Ziel der Tüftelei ist es, aus tausenden
                               Lego-Steinen eine Lessing-Büste und
                               aus Klemmbausteinen ein Mosaik-Bild
des berühmtesten Kamenzer Sohnes herzustellen. Als Vorlage dienen zwei
Exponate des Lessing-Museums.

Während der Werkstatt werden die Fundamente für die beiden Kunstwerke
gesetzt. Dabei erfahren die Baumeister allerlei Spannendes über ein Dich-
ter-Leben vor rund 250 Jahren. Bei der Aktion können generationsübergrei-
fend Erfahrungen ausgetauscht und Lösungen gesucht werden. Also: Junge
und Alte, Väter und Söhne, Großmütter und Enkelinnen, Anfänger und Fortge-
schrittene: Ran an die Steine!

Teilnahmealter: ab 12 Jahre
Voranmeldung notwendig:
03578/379 113 oder johannes.pilz@stadt.kamenz.de
03578/379 288 oder bibliothek@stadt.kamenz.de

Eine Veranstaltung des Lessing-Museums Kamenz
in Kooperation mit der Stadtbibliothek G. E. Lessing
Eintritt frei

Bitte beachten Sie den neuen Standort der Bibliothek!

22
Lesung
                      Dienstag, 14. Februar 2023 | 19.00 Uhr
                      Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
                      Hans von Trotha (Berlin) stellt
                      seinen Roman „Pollaks Arm“ vor

                                                          Einfühlsam und kenntnisreich: Hans
                                                          von Trotha lässt den begnadeten Anti-
                                                          kenhändler, angesehenen Kunstkenner
                                                          und zunehmend unerwünschten Juden
                                                          Ludwig Pollak seine Lebensgeschichte
                                                          erzählen.

                                                           Rom, am Vorabend des 16. Oktober
                                                           1943. Im Wissen um die für den Morgen
                                                           geplante Razzia der SS schickt Monsig-
                                                           nore M. den deutschen Lehrer K. zum
                                                           Palazzo Odescalchi. Seine Mission: Er
                                                           soll Ludwig Pollak mit seiner Familie
                                                           möglichst unauffällig und schnell in den
                                                           Vatikan, in Sicherheit bringen.
                      Pollak aber nötigt den ungebetenen Besucher, sich hinzusetzen, und beginnt
Foto: Jan Düfelsiek

                      zu erzählen: Wie er in Prag Archäologie studiert hat, von seiner Leidenschaft
                      für Rom und für Goethe, von der Arbeit am Museo Baracco und vor allem, da
                      ihm als Juden eine akademische Karriere verwehrt blieb, als renommierter
                      Kunsthändler. Und schließlich von seinem spektakulärsten Fund, dem feh-
                      lenden Arm der Laokoon-Gruppe.
                      K. – hin- und hergerissen zwischen der ebenso faszinierenden wie erschüt-
                      ternden Erzählung des alten Mannes und seinem Auftrag – drängt zum Auf-
                                                        bruch. Es beginnt zu dämmern in Rom.

                                                        Hans von Trotha, geb. 1965, hat Litera-
                                                        tur, Philosophie und Geschichte studiert,
                                                        über das Wechselverhältnis von Philoso-
                                                        phie, Literatur und Gartenkunst promoviert
                                                        und zehn Jahre lang einen Verlag geleitet.
                                                        Er lebt nun als Publizist, Kurator und Be-
                                                        rater von Kulturinstitutionen in Berlin. Sein
                                                        »Der Englische Garten. Eine Reise durch
                                                        seine Geschichte« ist ein Klassiker.

                                                        Eintritt: 5,00 €,
                                                        Ermäßigungsberechtigte: 3,00 €
                                                                                                23
Vortrag
Donnerstag, 16. Februar 2023 | 19.00 Uhr
Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
Vortrag von Dr. Hole Rößler (Wolfenbüttel):
„Gesichter der Aufklärung.
Porträt und Propaganda im 18. Jahrhundert“

Bildnisse von Dichtern und Denkern des 18. Jahrhunderts werden heute zu-
meist als rein dekorative oder illustrative Bilder verwendet. In ihrer eigenen
Zeit hingegen waren sie oftmals weniger Abbild als vielmehr Werbemittel für
eine Person und deren An- und Absichten. Wie Lessing und andere Aufklärer
Porträts genutzt haben, um ihre persönlichen und ideellen Ziele zu verfolgen,
soll Gegenstand des Vortrags sein.

Dr. Hole Rößler, geb. 1975, studierte Theaterwissenschaft, Neuere deut-
sche Literatur und Philosophie. Er ist stellvertretender Leiter der Abteilung
Forschungsplanung und Forschungsprojekte an der Herzog August Bibliothek
Wolfenbüttel. Zugleich leitet er den Forschungsschwerpunkt Historische Bild-
kulturen. Außerdem bekleidet er die Funktion des Geschäftsführers der Deut-
schen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts.

Eintritt: 3,00 €, ermäßigt: 1,50 €

24
Vortrag
                                                                                                                        Dienstag, 21. Februar 2023 | 19.00 Uhr
                                                                                                                        Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
                                                                                                                        Vortrag von Prof. Dr. Alexander Košenina (Hannover):
                                                                                                                        „Tödliche Schwärmerei, Glaubensfanatismus,
                                                                                                                        Missbrauch: ‚Religionsverbrecher‘ bei Lessing,
                                                                                                                        Meißner, Moritz“
                                                                                                                        Mißbrauchsfälle halten beide christliche Kirchen seit geraumer Zeit in Atem.
                                                                                                                        Das Problem von sexuellen Übergriffen im Ornat oder von Straftaten unter
                                                                                                                        dem Vorwand göttlicher Lenkung sind aber schon im Zeitalter Lessings von
                                                                                                                        besonderer Brisanz. Kaum zufällig sieht Kant den »Hauptpunkt der Aufklä-
                                                                                                                        rung in Religionssachen«, weil hier Aberglaube und Verblendung besonders
                                                                                                                        stark und die Kontrolle der Herrschenden groß sind. Wenn Lessing im ana-
                                                                                                                        kreontischen Eremiten einen sexbesessenen Einsiedler wie seine hundert
Lessing nach Graff, Lessing-Museum Kamenz; Karl Philipp Moritz, Wikimedia Commens; August Gottlieb Meißner, Wikipedia

                                                                                                                        treu ergebenen Liebhaberinnen verspottet, August Gottlieb Meißner einen
                                                                                                                        Bibeleiferer seine drei Kinder im Zeichen Abrahams opfern lässt, Karl Philipp
                                                                                                                        Moritz im „Anton Reiser“ seinen eigenen Fall quietistischer Zwangsherrschaft
                                                                                                                        offenbart oder die Berlinische Monatsschrift vom »Religionsverbrecher« Ro-
                                                                                                                        senfeld berichtet, der in Mecklenburg und Brandenburg reihenweise Mäd-
                                                                                                                        chen in seine Gewalt und seinen Harem zwingt, dann sind das ernste Fälle
                                                                                                                        religiös motivierter Unterdrückung und strafbaren Verhaltens. Literarisch
                                                                                                                        hinterlassen sie markante Spuren.

                                                                                                                        Alexander Košenina, geb. 1963, hat seit 2008 die Professur für Deutsche
                                                                                                                        Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts an der Leibniz Universität Hannover
                                                                                                                        inne.

                                                                                                                        Eintritt: 3,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 1,50 €

                                                                                                                                                                                                25
Buchpräsentation
Donnerstag, 23. Februar 2023 | 19.00 Uhr
Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel (Tübingen) stellt sein Buch
„Magische Orte. Ein Leben mit der Literatur“ vor

                                    Karl-Josef Kuschel hat ein Leben lang

                                                                                Foto: PR
                                    seine Aufmerksamkeit der Literatur
                                    und ihren Dichtern gewidmet: persön-
                                    lich und in der wissenschaftlichen For-
                                    schung und Lehre. Sein neues Buch ist
                                    weder eine Autobiografie noch einfach
                                    ein Sachbuch über Literatur – oder
                                    besser: Es ist beides. Es erzählt von
                                    seinen Begegnungen mit Menschen und
                                    Büchern und mit den magischen Orten,
                                    wo Literatur entstanden ist und die der
                                    Autor selbst alle aufgesucht hat. Und es
                                    ist ein erfahrungsgesättigtes Lob des Le-
                                    sens und des Lebens mit Büchern: der
                                    geistigen Freiheit, die sie bedeuten, und
der menschheitsverbindenden Wirkung, die sie zeitigen. Hölderlin, Rainer
Maria Rilke, Heinrich Heine, Annette von Droste-Hülshoff, Friedrich Schiller,
Hermann Hesse, Bertolt Brecht, Heinrich Böll und auch immer wieder Les-
sing. So wurde auch Kamenz für Karl Kuschel zu solch einem magischen Ort,
an dem er im Laufe der Jahre bei mehreren Veranstaltungen zu Gast war.

Dr. Karl-Josef Kuschel, Professor i. R. der Fakultät für Katholische Theo-
logie der Universität Tübingen, lehrte dort von 1995 bis 2013 Theologie der
Kultur und des interreligiösen Dialogs. Seit 2012 ist er Kuratoriumsmitglied
der »Stiftung Weltethos«. 2015 wurde er in den Stiftungsrat des Börsenver-
eins des deutschen Buchhandels zur Ver-
gabe des jährlichen Friedenspreises des
Deutschen Buchhandels berufen. Er ist Prä-
sident der Internationalen Hermann-Hes-
se-Gesellschaft. Zahlreiche Veröffentli-
chungen zum interreligiösen Dialog und zu
Religion und Literatur.

Eintritt: 3,00 €,
Ermäßigungsberechtigte: 1,50 €

26
Szenische Lesung
                                         Sonnabend, 25. Februar 2023 | 19.00 Uhr
                                         Stadttheater Kamenz
                                         „Sag mir Charlotte, ein Wort ...“, Szenische Lesung mit
                                         Musik: Charlotte von Stein und Johann Wolfgang von
                                         Goethe – Briefwechsel und Tagebuchaufzeichnungen,
                                         mit Ines Hommann und Florian Mayer (beide Dresden)
                                         In dem Programm kommen Johann Wolfgang von Goethe und Charlotte von
Fotos: Annett Zollfeldt, Daniela Laske

                                         Stein zu Wort, wobei Auszüge aus Briefen sowie „Zettelgen“ von Goethe an
                                         Frau von Stein aus der Zeit 1776 bis 1779 ausgewählt wurden. Da Frau von
                                         Stein ihre Briefe von Goethe zurückgefordert und später wohl vernichtet hat,
                                         wurden die Texte um zeitlich passende Tagebuchaufzeichnungen von Frau
                                         von Stein ergänzt. Die ausgewählten Texte zeigen das besondere Verhältnis
                                         der beiden Persönlichkeiten auf und erlauben so einen kleinen Blick durch
                                         das Schlüsselloch. Ines Hommann (Rezitation) und Florian Mayer (Rezitation
                                         und Violine) lassen die berühmte Beziehung auf charmante Weise wieder le-
                                         bendig werden.

                                                                        Ines Hommann ist freiberufliche Spreche-
                                                                        rin und Moderatorin und seit mehr als zehn
                                                                        Jahren hinter dem Mikrofon, vor der Kamera
                                                                        und auf Bühnen aller Art tätig.
                                                                        Ihr Anliegen ist es, Texte spannend und le-
                                                                        bendig zu gestalten, nicht nur Inhalte, son-
                                                                        dern auch Botschaften, Stimmungen und
                                                                        Emotionen zu transportieren und für den
                                                                        Hörer erlebbar zu machen. Mit eigenen Li-
                                                                        teraturprogrammen ist sie in Deutschland
                                                                        unterwegs.

                                                                        Der Geiger Florian Mayer, geboren 1974 in
                                                                        Zwickau, studierte an der Musikhochschule
                                                                        “Carl Maria von Weber” Dresden. Sein künst-
                                                                        lerisches Spektrum reicht von der klassi-
                                                                        schen Kammermusik und Sololiteratur, über
                                                                        Salonmusik, Jazz und Weltmusik bis hin zu
                                                                        Improvisationen im musikalisch freien sowie
                                                                        auch im szenischen Bereich. In Kamenz ist
                                                                        er nicht nur mit seiner Violine, sondern auch
                                                                        als Sprecher zu erleben.

                                                                        Eintritt: 10,00 €, ermäßigt: 8,00 €
                                                                                                                27
Vortrag
Donnerstag, 2. März 2023 | 19.00 Uhr
Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus

                                                                                Fotos: Martina Sitt; Ausschnitte aus: „Doppelporträt der Schwestern Friederike Elisabeth und Wilhelmine Oeser“; „Selbstporträt Johann Heinrich Tischbeins in jungen Jahren“
Vortrag von Prof. Dr. Martina Sitt (Kassel):
„Lessing, Tischbein der Ältere und die Kultur
in der Residenzstadt Kassel 1753 bis 1766“

In der Zeit, in die Lessings Bekanntschaft mit dem hessischen Hofmaler Jo-
hann Heinrich Tischbein d. Ä. fällt, gehen die ästhetischen Diskussionen in
den intellektuellen Kreisen hoch her. Nach der Herrschaftszeit von Landgraf
Wilhelm VIII., ein Bauherr und Gemäldesammler, kommt in Hessen-Kassel
Friedrich II. an die Regierung. Das Theater und das Collegium Carolinum wird
wiederbelebt und die Frage der Gründung einer Kunstakademie aufgeworfen.
Briefe und Berichte aus dem Kasseler Umfeld zeigen, wie besonders Lessing,
Klopstock und Wieland, welche Tischbein alle gekannt und gemalt hat, hier
diskutiert wurden. In dem Kreis der Freimaurer, die in Hessen zu jener Zeit
gerade gesellschaftlich erlaubt waren, traf Lessing auf viele Gleichgesinnte.
Aus Göttingen (Gatterer, Schlegel) und Braunschweig (Ebert) kommen weitere
Impulse. Die erste Ausgabe von Lessings gesammelten »Schriften« war gera-
de erschienen. Die Quellen der Zeit, die Gemälde und Briefe sowie Tagbuch-
eintragungen vermitteln ein lebendiges Bild einer intellektuell aufgeweckten
Residenzstadt, in der Lessing ab 1766 auch als Kurator der landgräflichen
Sammlungen hätte tätig werden können.

Martina Sitt ist seit 2010 Professorin für Mittlere und Neuere Kunstge-
schichte an der Universität Kassel.

Eintritt: 3,00 €, ermäßigt 1,50 €

28
Theater
           Freitag, 3. März 2023 | 19.00 Uhr
           Stadttheater Kamenz
           Theatergastspiel: Gotthold Ephraim Lessing:
           „Der Weiberfeind“, Kunstherz-Theater

           „Der Weiberfeind“ (original „Der Misogyn“)
           Ein Lustspiel in drei Aufzügen, verfasst 1748
           Der alte Wumshäter ist ein ausgemachter Frauenfeind und schikaniert seine
           Kinder mit abstrusen Allüren: dem Sohn will er das Heiraten ganz ausreden,
           die Tochter will er schnellstens aus dem Haus haben. Doch Sohn Valer und
           seine Geliebte haben sich klug gegen die Halsstarrigkeit des Vaters gewapp-
           net: Sie wurde als Mann verkleidet ins Haus eingeführt und zum Glück hat der
           Alte einen Narren an ihr gefressen. Leider gerät die ganze Konstruktion ins
           Wanken, als sich Valers Schwester in den vermeintlichen Jüngling an der Sei-
           te ihres Bruders verliebt und das Paar gezwungen wird, seine Pläne von der
           allmählichen Gewöhnung des Vaters an seine zukünftige Schwiegertochter
           aufzugeben, und rasch ein für alle Beteiligten gutes Ende zu improvisieren.

           Lessings „Der Weiberfeind“ ist ein verblüffend moderner Text des damals
           noch jungen Dichters. Für die Inszenierung wurde nach gewitzten künstleri-
           schen Lösungen gesucht, um das Publikum zu überraschen und eine neue
           Begeisterung für aufklärerische Inhalte zu entfachen.
           Der Verein „Kunstherz Theater e. V.“ hat sich 2020 gegründet, um professio-
           nelles freies Theater in der Oberlausitz zu unterstützen und die hiesige Kul-
           turlandschaft um einen innovativen Mitgestalter zu bereichern.

           Es spielen: Alexandra Ebert, Nicole Thuß, Daniel Böhm,
           Andreas Hüttner und Gerd Kempe; Regie: Andreas Hüttner
           Dauer: ca. 90 Minuten, eine Pause
           Eintritt: 17,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 9,00 €
Foto: PR

                                                                                   29
Restaurierungsbericht
Mittwoch, 8. März 2023 | 19.00 Uhr
Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus
Aus- und vorgestellt: Das Lessing-Porträt
von Georg Anton Abraham Urlaub
Mit Thaddäus Gulde (Dresden)
und Birka Siwczyk (Kamenz)
                                    Im Jahre 2011 präsentierte die Arbeits-

                                                                                 Fotos: Thaddäus Gulde, Birka Siwczyk
                                    stelle für Lessing-Rezeption in ihrer Son-
                                    derausstellung »Lessing im Porträt« im
                                    Gleimhaus Halberstadt erstmals ein zu
                                    Lebzeiten des Dichters entstandenes,
                                    der Öffentlichkeit jedoch bislang unbe-
                                    kanntes Dichterbildnis. Es vergingen
                                    schließlich zehn Jahre, bis es möglich
                                    wurde, das Gemälde aus Privatbesitz
                                    mit Bundes- und Landesmitteln anzu-
                                    kaufen. Ältere Restaurierungsversuche
                                    und Aufbewahrungsschäden erforder-
                                    ten jedoch aufwendige Restaurierungs-
                                    maßnahmen, um die einstige Schönheit
                                    des Gemäldes freizulegen.

Der Maler, Georg Anton Abraham Urlaub (1744–1788), stammt aus einer
fränkischen Malerfamilie und war u. a. in Bamberg, Erlangen, Nürnberg, Ans-
bach, Augsburg, Regensburg und Mainz tätig. Selbstbewusst steht der Port-
rätierte vor dem Hintergrund einer angedeuteten Bibliothek, die ein Vorhang
freigibt. Welche Überraschungen das Bildnis jedoch noch bietet, erläutern
der Dresdner Restaurator Thaddäus Gulde und Birka Siwczyk von der Arbeits-
stelle für Lessing-Rezeption.

Eine Veranstaltung der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption in Kooperation mit
den Städtischen Sammlungen Kamenz
Eintritt: 3,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 1,50 €

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Vernissage
Dienstag, 15. März 2023 | 19.00 Uhr
Malzhaus, Sonderausstellungsbereich
Ausstellungseröffnung:
Graphik von Dieter Goltzsche (Berlin)

Dieter Goltzsche ist ein leidenschaftlicher Beobachter. Bildanlässe liefert seit
jeher das Naheliegende: Die menschliche Figur, der Innenraum sowie Stadt
und Landschaft. Zunächst war die Zeichnung sein bevorzugtes Medium. Sein
druckgraphisches Werk begann zwischen 1955 und 1957 mit Radierungen und
Lithographie, einige Linol- und Holzschnitte kamen dazu. 1964 erweiterte
sich das Œuvre durch die Offsetlithographie, die er als erster Künstler in die
Graphik der DDR einführte. In den 1960er Jahren hat Goltzsche eines der um-
fangreichsten druckgraphischen Werke seiner Generation aufgebaut.
Vielleicht angeregt durch seinen Lehrer Max Schwimmer, beschäftigte sich
Goltzsche schon früh auch mit der Literatur. Neben zahlreichen freien Blät-
tern entstanden literaturbezogene Zeichnungen und grafische Arbeiten, die
der Künstler in mehr als 60 illustrierten Büchern publizierte.

Dieter Goltzsche wurde 1934 in Dresden geboren und wuchs hier auf. 1952 bis
1957 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Hans
Theo Richter und Max Schwimmer. 1958 wurde er zum Meisterschüler Max
Schwimmers an die Deutsche Akademie der Künste nach Berlin zu berufen.
Seither lebt er freischaffend in Berlin.

                                                      Er gehörte zu den be-
                                                      deutendsten Künstlern
                                                      in der DDR, dem es ge-
                                                      lang, auch international
                                                      bis heute erfolgreich
                                                      wahrgenommen zu wer-
                                                      den. Seit 1980 war er an
                                                      der Kunsthochschule
                                                      Berlin–Weißensee zu-
                                                      nächst als Dozent für
                                                      Grafik und von 1992 bis
                                                      2000 als Professor für
                                                      Malerei und Grafik tätig.

                                                      Eintritt frei

                                                                           31
DADA-Zentrum
Freitag, 17. März 2023 | 19.00 Uhr
Alte Posthalterei/DADA-Zentrum
Eröffnung des neuen DADA-Zentrums Kamenz

Im Rahmen der 54. Kamenzer Lessing-Tage 2023 öffnet ein neues kreati-
ves Kunstzentrum seine Türen! Untergebracht in einem architektonischen
Schmuckstück – dem Erdgeschoss der sogenannten „Alten Posthalterei“ in
der Zwingerstraße 20 – erwartet die Besucher hinter dem wunderschön re-
staurierten Renaissance-Portal ein Galerieraum für wechselnde Sonderaus-
stellungen, eine professionell eingerichtete Druckwerkstatt sowie ein Bereich
für kunstpädagogische Aktivitäten der Städtischen Sammlungen Kamenz.

Thematisch dreht sich hier alles um DADA-Kunst: die ursprünglich im frühen
20. Jahrhundert entstandene Kunstrichtung zeichnet sich unter anderem
durch ihren humorvollen, spielerischen und subversiven Umgang mit Vor-
bildern aus, etwa in Form von Collagen und Assemblagen. Daher ist DADA
auch ein idealer Ausgangspunkt für Workshops und Mitmach-Veranstaltun-
gen: leicht zu erlernen und ohne weitere Vorkenntnisse und Hilfsmittel um-
zusetzen, steht vor allem der Spaß am Ausprobieren und Experimentieren im
Vordergrund. Nicht jedes Werk muss „perfekt“ sein: gerade die Schönheit des
Unvollendeten gilt es zu entdecken und wertzuschätzen.

Basis des Projekts ist eine umfangreiche Schenkung der sächsischen DA-
DA-Künstler Frank Voigt, Petra Lorenz und Volker Lenkeit, deren Werke regel-
mäßig im Galerieraum ausgestellt werden.
Neben einer Ausstellungsvernissage und Festvorträgen wird es im Laufe des
Abends eine Kunst-Performance geben sowie die Möglichkeit, unter Anlei-
tung eine der Druckpressen auszuprobieren.

Eintritt frei
                                                                                Fotomontage: Johannes Schwabe

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Danksagung
Wir bedanken uns für die Unterstützung der 54. Lessing-Tage.

Gefördert durch:

                      Gefördert durch:
      Arbeitsstelle
               für
Lessing-Rezeption

                      Die Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption wird gefördert durch das
                      Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus.
                      Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der
                      Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Impressum
© Lessing-Museum Kamenz 2023
Redaktion: Matthias Hanke, Lessing-Museum
Gestaltung: Martina Burghart-Vollhardt, atelieramdamm.com
Druck: Wir machen Druck

                                                                                             33
Förderverein der Städtischen Sammlungen
Sie finden unsere Arbeit gut?

                                          KLOSTER
 LESSING                                  KIRCHE      SAKRAL
MUSEUM     KAMENZ                            UND      MUSEUM
                                                      ST. ANNEN

Vielleicht möchten Sie die Städtischen Sammlungen Kamenz –
Lessing-Museum Kamenz, Klosterkirche und Sakralmuseum St.
Annen, Stadtgeschichte im Malzhaus und Stadtarchiv Kamenz –
unterstützen.

Der Verein der Freunde und Förderer der Städtischen Sammlungen Kamenz
ist eine Gemeinschaft, die sich für die Geschichte und das kulturelle Leben
der Stadt Kamenz begeistert, und versteht sich als Bindeglied zwischen den
Städtischen Sammlungen und der Bürgerschaft.

Der Förderverein unterstützt die städtischen Museen und das Stadtarchiv ak-
tiv darin, lebendige und in die Zukunft orientierte Anziehungspunkte zu sein:
Orte, an denen historische Kulturgüter für die Nachwelt erhalten bleiben, in
denen Geschichte vermittelt und Identität gestiftet wird; Orte, die Anlass für
spannende Diskussionen über Geschichte, Kunst und Kultur bieten.

Der Jahresbeitrag beträgt 50,00 €. Sie erhalten im Gegenzug freien Eintritt im
Lessing- und Sakralmuseum sowie Ermäßigungen bei Sonderveranstaltun-
gen und können hauseigene Publikationen mit 25 % Rabatt erwerben.

Gern informieren wir Sie näher bzw. senden Ihnen eine Beitrittserklärung zu.
Sprechen Sie uns an: direkt, telefonisch unter 03578/379 111 oder per Mail:
kontakt@lessingmuseum.de

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