Lessings Zeitgenossen - Kamenzer Lessing-Tage 21. Januar bis - Lessing-Museum Kamenz
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Programmübersicht 12 Sonnabend, 21. Januar 2023 | 14.00 Uhr Rathaus Kamenz, Ratssaal Festveranstaltung zur Verleihung des Lessing-Preises und der Förderpreise des Freistaates Sachsen an Andreas Reimann (Leipzig), Heike Geißler (Leipzig) und Sarah Lesch (Leipzig) 16 Sonntag, 22. Januar 2023 | 11.00 Uhr Stadttheater Kamenz Literarische Matinee: Michael Hametner (Leipzig) im Gespräch mit Lessing-Preisträger Andreas Reimann sowie dem Laudator Clemens Meyer (Leipzig) 17 Mittwoch, 25. Januar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Geburtstagsfeier für Lessing mit dem Schriftsteller Ralph Grüneberger (Leipzig): Vorstellung des Reiseberichts „Lieblingsplätze Sachsen“ und des Romans „Lisa, siebzehn, alleinerzogen“ 18 Sonntag, 29. Januar 2023 | 15.00 Uhr Stadtbibliothek G. E. Lessing Lese-Café: Christine von Brühl (Berlin) liest aus ihrem Buch „Schwäne in Weiß und Gold: Geschichte einer Familie“ 19 Mittwoch, 1. Februar 2023 | 19.00 Uhr Stadttheater Kamenz Eröffnung der Reihe „Im Dialog“: Uwe Tellkamp (Dresden) liest aus seinem neuen Roman „Der Schlaf in den Uhren“, Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel (Gießen) 20 Dienstag, 7. Februar 2023 | 19.00 Uhr Stadttheater Kamenz „Hyazinth und Rosenblüte“, Musikalisches Papiertheater nach dem Märchen von Novalis mit Ulrike Richter (Leipzig) 21 Donnerstag, 9. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Overhoff (Münster): „Flamingos an der Elbe, Zebras in Rudolstadt: Die ungewöhnlichen Entdeckungsfahrten des Johann August Ephraim Goeze“ 22 Montag, 13. Februar 2023 | 9.00 bis 12.00 Uhr Stadtbibliothek G. E. Lessing Lessing-Lego: Baumeister und Baumeisterinnen gesucht! Ein Vormittag für Ferienkinder und Erwachsene 02
23 Dienstag, 14. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Lesung: Hans von Trotha (Berlin) stellt seinen Roman „Pollaks Arm“ vor 24 Donnerstag, 16. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Vortrag von Dr. Hole Rößler (Wolfenbüttel): „Gesichter der Aufklärung. Porträt und Propaganda im 18. Jahrhundert“ 25 Dienstag, 21. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Vortrag von Prof. Dr. Alexander Košenina (Hannover): „Tödliche Schwärmerei, Glaubensfanatismus, Missbrauch: ‚Religionsverbrecher‘ bei Lessing, Meißner, Moritz“ 26 Donnerstag, 23. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Buchpräsentation: Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel (Tübingen) stellt sein Buch „Magische Orte. Ein Leben mit der Literatur“ vor 27 Sonnabend, 25. Februar 2023 | 19.00 Uhr Stadttheater Kamenz „Sag mir Charlotte, ein Wort ...“, Szenische Lesung mit Musik: Charlotte von Stein und Johann Wolfgang von Goethe, mit Ines Hommann und Florian Mayer (Dresden) 28 Donnerstag, 2. März 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Vortrag von Prof. Dr. Martina Sitt (Kassel): „Lessing, Tischbein der Ältere und die ästhetische Kultur in der Residenzstadt Kassel 1753 bis 1766“ 29 Freitag, 3. März 2023 | 19.00 Uhr Stadttheater Kamenz Theatergastspiel: Gotthold Ephraim Lessing: „Der Weiberfeind“, Kunstherz-Theater 30 Mittwoch, 8. März 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Aus- und vorgestellt: Das Lessing-Porträt von Georg Anton Abraham Urlaub Mit Thaddäus Gulde (Dresden) 31 Mittwoch, 15. März 2023 | 19.00 Uhr Malzhaus, Sonderausstellungsbereich Ausstellungseröffnung: Graphik von Dieter Goltzsche (Berlin) 32 Freitag, 17. März 2023 | 19.00 Uhr Alte Posthalterei Eröffnung des neuen DADA-Zentrums 03
Grußwort Jetzt, nachdem es uns lange nicht ohne Foto: Christian Hüller Weiteres möglich war, persönlich und gemeinsam an Kulturveranstaltungen teilzunehmen, wird uns erst richtig bewusst, was für eine anregende und beglückende Sache es sein kann, ei- nander bei Aufführungen, Lesungen, Musik oder zwischen Bildern zu tref- fen. Natürlich macht es auch Freude, allein oder in einer virtuellen Gemein- schaft über etwas nachzudenken, zu genießen oder sich zu beschäftigen mit dem, was eine Künstlerin oder ein Künstler geschaffen hat. Aber das ge- meinsame Erleben erweist sich doch als unverzichtbar. Darum freue ich mich sehr, dass 2023 die Lessing-Tage in Kamenz wieder zu einer Reihe vielverspre- chender Veranstaltungen einladen. Eigentlich ist die Auseinandersetzung mit künstlerischen und geistigen Wer- ken immer eine Art Gespräch. Zunächst zwischen der Person, die das Werk geschaffen hat, und der, die es erlebt. Aber das Gespräch beginnt schon, bevor das Werk Form annimmt. Jedes Kunstwerk oder Gedankengebäude ist ein Fixpunkt im großen, umfassenden Dialog in der Gesellschaft. Auch Literatur – wie etwa Gotthold Ephraim Lessings Stücke – entsteht nicht im luftleeren Raum. Sie wächst in der Auseinandersetzung mit einer Vielzahl schon vorhandener Gedanken, argumentiert dafür und dagegen, nimmt An- regungen auf und entwickelt sie zu etwas Neuem. Gerade eine Epoche wie die der Aufklärung beruht auf öffentlicher Kommunikation, um zu ihrer aktiven, aktivierenden Haltung zu gelangen und sie in die Gesellschaft zu tragen, ja, um eine Gesellschaft mündiger Menschen erst zu schaffen. Diese Kommuni- kation wirkt dann daran mit, dass sich jede und jeder eine fundierte, offene und vernünftige Meinung bilden kann. Das Hauptthema der diesjährigen Lessing-Tage ist so die Begegnung mit Lessings Zeitgenossen. Wir können erleben, wie vielseitig das Denken und Kunstschaffen in jener Zeit war und in was für einem Netzwerk Lessing seine großartigen Werke verfasst hat. Dieser produktive Dialog setzt sich über Zeiten und Orte fort bis zu uns. Das Einander-Zuhören, Miteinander-Reden, Aufeinander-Eingehen hat heute 04
nicht an Bedeutung verloren, selbst wenn die Medien andere sein mögen. Das zeigt auch die Begegnung mit den so unterschiedlichen Trägerinnen und Trägern des diesjährigen Lessing-Preises und der Lessing-Förderpreise des Freistaates Sachsen zum Auftakt der Lessing-Tage. Barbara Klepsch Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus 05
Grußwort Liebe Bürgerinnen und Bürger, Foto: PR liebe Gäste aus nah und fern, auf die 54. Lessing-Tage freuen wir uns besonders. Das kulturelle Leben in unserer Stadt ist auch in der Coro- na-Zwangspause nie ganz zum Erlie- gen gekommen. Aber wir sind dabei, uns wieder ein Stück weit neu zu ori- entieren, nach vorne zu schauen, um uns gemeinsam zu freuen, auf das, was kommt. Zweifelsfrei wird die Preisverleihung des Lessing-Preises des Freistaates an Andreas Reimann und die Vergabe der Lessing-Förderpreise an Sarah Lesch und Heike Geißler schon zu Beginn der Lessing-Tage der Höhepunkt sein. Daran schließt sich die Matinee mit dem Hauptpreisträger und dem Laudator Clemens Meyer an, die am Sonntag, den 22. Januar 2023, unter der bewährten Moderation des bekannten Kulturjour- nalisten Michael Hametner stattfindet. 18 Veranstaltungen laden von Januar bis März 2023 zu Begegnungen, zu Gesprächen und natürlich zum Genuss im besten Sinne des Wortes ein. Der Leitgedanke der diesjährigen Lessing-Tage „Lessings Zeitgenossen“ er- möglicht den Blick in die Vergangenheit, in die Zeit Lessings ebenso, wie den Blick in die Gegenwart. Wir dürfen gespannt sein auf die Begegnung „Im Di- alog“ mit Uwe Tellkamp und Prof. Dr. Carsten Gansel. In dieser Veranstaltung wird es um das Heute, das Hier und Jetzt gehen und darum, wie es in der Zeit der Aufklärung um die Verantwortung des Einzelnen stand. Das Angebot der unterschiedlichsten Formate ist gerade für die Lessing-Tage 2023 besonders beeindruckend. Wir freuen uns auf diesen kulturellen Auf- takt und laden Sie ganz herzlich ein, dabei zu sein. Wir kommen auch auf diesem Wege dem 800-jährigen Jubiläum unserer Stadt immer näher. Kamenz hat sich seit mehr als 200 Jahren immer zu seinem berühmtesten Sohn bekannt. Dies zeigte sich u. a. 1829 bei der ersten öffentlichen Les- sing-Ehrung durch den Stadtphysikus Dr. Johann Gottfried Bönisch und zog sich hin bis in das Jahr 1931 mit der Eröffnung des Lessing-Museums an sei- nem heutigen Standort als einer Leistung und einem Bekenntnis der Kamen- zer Bürgerschaft. Im vergangenen Jahr konnten wir uns einen lang gehegten 06
Wunsch erfüllen und die neue Stadtbibliothek „G. E. Lessing“ als Bestandteil der Neukonzeption des Lessing-Gymnasiums in Besitz nehmen. Versäumen Sie es nicht, auch zu den Lessing-Tagen die neuen, im gewissen Sinne beina- he einmaligen Bibliotheksräume zu besuchen. Gemeinsam mit dem Kamenzer Stadtrat sind wir dabei, einen großen Schritt in die Zukunft unseres Lessing-Hauses vorzubereiten. Dank der Unterstüt- zung des Bundes und des Freistaates sind wir in der Lage, einen über Jahr- zehnte gehegten Wunsch nach Sonderausstellungsflächen im Lessing-Haus umzusetzen. Ich kann mir vorstellen, dass Lessing auf seine Geburtsstadt mit Stolz herab- schaut. Auch dies ist ein Zeichen, wie wir es verstehen, im Kontext der Les- sing-Tage mit dem Anspruch des Aufklärers, des Dichters voranzugehen. Ihr Roland Dantz Oberbürgermeister der Lessingstadt Kamenz 07
Vorbemerkungen Auch im Lessing-Museum brachten die Foto: Carsta Off Auswirkungen der Corona-Pandemie besondere Herausforderungen mit sich. So mussten die 53. Lessing-Ta- ge, die eigentlich Anfang 2021 hätten stattfinden sollen, mehrfach verscho- ben werden, wurden dann aber im Juni 2022 erfolgreich abgeschlossen. Letzt- lich konnten wir mit einer Ausnahme alle ursprünglich geplanten Veranstal- tungen durchführen, was auch der Be- reitschaft der Akteure geschuldet war, mit uns immer wieder – mitunter bis zu vier Mal – neue Termine zu suchen. Insofern fanden diese Lessing-Tage unter außergewöhnlichen Umständen statt, und wir hoffen sehr, dass wir mit der 54. Auflage wieder in geregeltere Bahnen kommen. Die letzten Jahre mit Pandemie, dann dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der Energiekrise haben den Wunsch der Menschen nach gesellschaft- lichem Zusammenhalt und Geselligkeit wachsen lassen – Sehnsüchte, die auch schon dem 18. Jahrhundert nicht fremd waren. Lessing schätzte gesel- lige Zusammenkünfte, den Austausch mit anderen Intellektuellen, die Anre- gungen zu geben vermochten. Auch er hatte seinen Anteil daran, dass das 18. Jahrhundert heute mitunter als Jahrhundert der Freundschaft bezeichnet wird. Wer aber waren die Akteure, die damals neben Lessing ihren Teil zu Unterhaltung, Bildung und Wissenschaft beitrugen? Dem wollen wir in den 54. Lessing-Tagen nachgehen, die wir daher unter das Motto „Lessings Zeitge- nossen“ gestellt haben. So können Sie Johann August Ephraim Goeze begegnen, dem überraschend interessanten Bruder des streitbaren Hamburger Hauptpastors Goeze, Les- sings prominentem Gegner im Fragmentenstreit. Wir stellen den in Bautzen geborenen August Gottlieb Meißner vor, einen der Begründer der deutsch- sprachigen Kriminalerzählung, und nähern uns dabei mit „Tödlicher Schwär- merei, Glaubensfanatismus, Missbrauch“ Themen, die bis heute die Schlag- zeilen bestimmen und immer wieder Glaubensgemeinschaften in existentielle Krisen stürzen. Weitere Vorträge befassen sich mit der Tischbein-Familie und den Strategien, mit denen Lessing und andere Aufklärer ihre Porträts einsetz- ten. Der Dresdner Restaurator Thaddäus Gulde berichtet über seine Arbeit an dem für das Lessing-Museum erworbenen Bildnis unseres Namenspatrons von dem Maler Georg Anton Abraham Urlaub. 08
Neben einer Aufführung von Lessings selten gespieltem Stück „Der Weiber- feind“ widmet sich eine Szenische Lesung Goethes Beziehung zu Charlotte von Stein. Und ein zauberhaftes Papiertheater entführt in die Märchenwelt von Novalis, der 2022 seinen 250. Geburtstag feiern konnte. Daneben stellen wir natürlich den Lessing-Preisträger Andreas Reimann vor. Dazu gesellt sich in der Preisträger-Matinee diesmal Clemens Meyer, der Lau- dator für den Hauptpreisträger. Mit Uwe Tellkamp, Christine von Brühl und Ralph Grüneberger geben weitere ganz unterschiedliche Schriftsteller Einbli- cke in ihre jüngsten Werke. Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel wird mit der Literatur und mit seinem Leben in Verbindung stehende „Magische Orte“ vorstellen, bei denen auch die Lessing-Städte eine gebührende Rolle spielen. An das Thema der 2022 präsentierten Sonderausstellung zur Lessing-Rezeption im ‚Dritten Reich‘ knüpfen wir mit der Lesung von Hans von Trotha aus seinem Roman „Pollaks Arm“ an. Für Kinder und vielleicht auch ältere Experimentierfreudige startet das Les- sing-Museum zu den Lessing-Tagen zusammen mit der Stadtbibliothek in deren neuen Räumlichkeiten ein ungewöhnliches LEGO-Projekt, in dessen Ergebnis zwei LEGO-„Lessinge“ das Licht der Welt erblicken sollen. Zum Abschluss der Lessing-Tage eröffnen die Städtischen Sammlungen Ka- menz zwei neue Ausstellungen: Das Lessing-Museum präsentiert im Malz- haus Graphiken des aus Dresden stammenden Berliner Künstlers Dieter Goltzsche. Der Künstler hat Dutzende Bücher illustriert – viele dieser Werke zur Literatur werden in der Schau zu sehen sein, aber auch freie Arbeiten. Nur zwei Tage später eröffnen wir dann in der Zwingerstraße 20 mit dem DA- DA-Zentrum eine neue Dependance der Städtischen Sammlungen Kamenz, die in wechselnden Ausstellungen eine umfangreiche Schenkung von Arbei- ten der Mailart und von weiteren Kunstwerken zeigen wird, die dem DADAis- 09
mus verpflichtet sind und mit den Mitteln der Collage arbeiten. In Zukunft wird es im DADA-Zentrum auch zahlreiche Mitmach-Angebote geben, die dazu anregen sollen, ausgehend von den Collagen der internationalen Künstler- gruppe selbst kreativ zu werden und eigene Kunstwerke zu gestalten. Mein Dank gilt allen Schriftstellern, Referenten und Künstlern, die zum Ge- lingen der 54. Lessing-Tage beitragen! Zu danken ist auch unseren Partnern, der Stadtbibliothek G. E. Lessing und dem Kamenzer Klub, die ihrerseits in bewährter Weise am Programm beteiligt sind. Gedankt sei zudem dem Frei- staat Sachsen und der Kulturstiftung des Freistaates, insbesondere auch für die großzügige finanzielle Unterstützung! Eine so umfangreiche Veranstal- tungsfolge ist nicht machbar ohne das Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Städtischen Sammlungen Kamenz und der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption. Ihnen gilt mein besonderer Dank! Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lessing-Museums, der weiteren Einrichtungen der Städtischen Sammlungen Kamenz und der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption wünschen allen Besuchern der Lessing-Tage 2023 so inspi- rierende wie unterhaltsame Begegnungen mit Lessings Zeitgenossen! Dr. Sylke Kaufmann Leiterin des Lessing-Museums Kamenz 10
Lessing-Preis des Freistaates Sachsen Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger 1993 Hans Sahl Förderpreis: Lutz Graf 1995 Rolf Hoppe Förderpreis: Angela Krauß 1997 Wolfgang Hilbig Förderpreise: Kerstin Hensel und Ulrich Zieger 1999 Eduard Goldstücker Förderpreise: Marion Titze und Marcel Beyer 2001 Adolf Dresen Förderpreise: Barbara Köhler und Oliver Bukowski 2003 Hans Joachim Schädlich Förderpreise: Anke Stelling zusammen mit Robby Dannenberg und Christian Lehnert 2005 Armin Petras Förderpreise: Martina Hefter und Jörg Bernig 2007 Ruth Klüger Förderpreise: Volker Sielaff und Clemens Meyer 2009 Kito Lorenc Förderpreise: Ulrike Almut Sandig und Dirk Laucke 2011 Monika Maron Förderpreise: Renatus Deckert und Andreas Heidtmann 2013 Volker Lösch Förderpreise: Judith Schalansky und Franziska Gerstenberg 2015 Carolin Emcke Förderpreise: Julius Fischer und Wolfram Höll 2017 Kurt Drawert Förderpreise: Thomas Freyer und Anna Kaleri 2019 Marcel Beyer Förderpreise: Anja Kampmann und Bettina Wilpert 2021 Wilfried Schulz Förderpreise: Anna Maria Vogt, alias Anna Mateur; Jackie Thomae und Jasna Zajček 11
Preisverleihung Sonnabend, 21. Januar, 14 Uhr Rathaus Kamenz, Ratssaal Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2023 an Andreas Reimann (Leipzig) Der Lyriker und Grafiker Andreas Rei- Foto: Dieter Ramke mann ist Lessing-Preisträger 2023 des Freistaates Sachsen. „Was Aufklärung für unsere Gegenwart bedeutet, muss in den stürmischen Zeiten, die wir erleben, immer wieder neu befragt werden. Literatur und Kunst können uns – wie zu Zeiten von Gotthold Ephraim Lessing – helfen, Antworten zu finden. Keine Patentrezepte, aber kluge Gedanken, die ermutigen, nachfragen und auch die Finger in die Wunden legen. Für dieses Verständnis von Aufklärung steht der vom Kuratorium für den Les- sing-Preis des Freistaates Sachsen gekürte Preisträger Andreas Reimann. […] Erst allmählich wird heute deutlich, was er für ein wichtiges und literarisch kraftvolles Werk geschaffen hat. Unbeirrt auch in jenen DDR-Jahren, in denen er offiziell kaum zur Kenntnis genommen wurde.“ (Staatsministerin Barbara Klepsch) Andreas Reimann ist ein Dichter, der sich nie an die Rockschöße der Macht gehängt hat, einer, der auch heute kein goldenes Löffelchen auf der Zunge trägt, um Originelles oder Gefälliges zu flüstern. Zwei Jahre war er wegge- sperrt wegen ‚staatsfeindlicher Hetze‘, auch später war das Land Liliput der Ansicht, es könne einen Dichter zum Schweigen bringen, indem man ihn nicht druckt. Trotz allem – oder gerade deshalb – hat Andreas Reimann ein unfassbar umfangreiches, vielgestaltiges, streitbares und formal immer wieder über- raschendes poetisches Werk geschaffen – mit einer ganz eigenen und un- verwechselbaren Stimme. Und da sind noch seine zärtlichen und aufbegeh- renden Lieder, die er für Chanson-Interpreten wie Stephan Krawczyk, Detlef Hörold oder Hubertus Schmidt und die Rockgruppe Lift geschrieben hat. Bei aller klassischen Strenge verleugnet Reimann nicht ein anderes Erbe – das der lyrischen Moderne. Er weiß Klangmagie ebenso für sich zu nutzen 12
Hauptpreis wie die paradoxen Möglichkeiten von Bildern. Und dort, wo ein Gedicht rhe- torisch wird und Denkvorgängen folgt, scheint auch zuweilen Brechts dialek- tischer Sprachwitz durch. Zum Innehalten und Staunen sind diese Gedichte, sie verführen und be- schwören nicht, sondern sie heben den Mantel der Oberflächlichkeit vom Wesen der Dinge. Das ist viel in Zeiten von Beliebigkeit und Eitelkeiten. Text: Undine Materni – Geschlossene Veranstaltung auf Einladung des Ministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus – „Andreas Reimann bleibt eben ein Dichter, der den Fallstricken jedweder Ideologie entgehen konnte und kann, weil Wahrnehmungswachheit, Kunstbewusstsein und Wahrheitssinn sich stets noch uneinnehmbar für jedwede Interventionsinteressen erweisen. Ein seltener Fall von hochgemuter Lauterkeit.“ Dr. Peter Geist in einer Laudatio auf Andreas Reimann zu seinem 70. Geburtstag 13
Preisverleihung Sonnabend, 21. Januar, 14 Uhr Rathaus Kamenz, Ratssaal Förderpreise zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2023 an Heike Geißler (Leipzig) und Sarah Lesch (Leipzig) Heike Geißler Persönlich, politisch und poetisch und nie- Foto: Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag mals leicht einem Genre zuzuordnen, das sind Heike Geißlers Romane. Zu nennen sind unter anderem ihr erfolgreicher Debüt Roman „Rosa“ (2002), der von der Flucht vor dem frü- hen Muttersein erzählt und „Saisonarbeit“, der die Arbeitsverhältnisse bei Amazon aus einer persönlichen Perspektive beschreibt. Ihr neustes Buch „Die Woche“ fängt ein be- stimmtes Leipziger Lebensgefühl ein und findet eine ganz eigene sprachliche Form der Klage über die verflixte Verantwortung, sich in Sachsen politisch gegen rechts engagie- ren zu wollen. Heike Geißlers ironisch-poeti- scher Schreibstil, in dem eine Mischung aus Verletzlichkeit, Überschwang, Ohnmacht und Wut entsteht, verzückt und verstört im selben Moment. Wir sind froh, mit Heike Geißler eine so mutige und zugleich sensible Autorin in Sachsen zu haben. Text: Miriam Tscholl 14
Förderpreise Sarah Lesch Sarah Lesch reiht sich in eine neue engagier- te und unglaublich kreative Generation von jungen Musikerinnen und Musikern sowie Singer/Songwriterinnen und Songwritern ein, wozu unter anderem auch Wencke Wollny, Dota Kehr, Danger Dan oder Moritz Krämer gehören, die ebenso authentische wie auch gesellschaftskritische Texte schreiben und so ihre Botschaften durch gute, handgemachte Musik zu den jungen Hörerinnen und Hörern transportieren – mit großem Erfolg. Die Texte von Sarah Leschs fünften Album „Triggerwarnung“ thematisieren Foto: Sandra Ludewig Transphobie, Gewalt gegen queere Menschen und sexualisierte Gewalt. Die- se Texte sind weitaus mehr als gefällige Musikergänzungen, sie sind mutig, von großer poetischer Kraft und zeugen von unbedingtem Engagement. Der Titel ist Programm und Provokation. Sarah Lesch ist wütend und ihre Wut bricht sich Bahn, wandelt sich aber immer wieder in ein Ringen um Wahr- heit und Wahrhaftigkeit. Dabei schont sie weder sich noch ihre Hörerinnen und Hörer, wenn sie im Song „Drunter machen wir’s nicht“ – ganz im Sinne Lessings – singt: „Wir alle haben die Freiheit verdient, Deine Mutter und du und mein Sohn, wir brauchen euch an unsrer Seite, und dass ihr euch mit uns empört. Dass ihr aufsteht, auch wenn ihr bequem sitzt und euch an der Schieflage stört.“ Text: Undine Materni – Geschlossene Veranstal- tung auf Einladung des Ministeriums für Wissen- schaft, Kultur und Touris- mus – 15
Literarische Matinee Sonntag, 22. Januar | 11.00 Uhr Stadttheater Kamenz Michael Hametner (Leipzig) im Gespräch mit Preisträger Andreas Reimann und Laudator Clemens Meyer (Leipzig) Andreas Reimann (Leipzig), der diesjäh- Foto: Bernd Cramer/MDR rige Träger des Lessing-Preises stellt sich im Rahmen einer Lesung dem Publikum vor und kommt mit dem Journalisten Mi- chael Hametner ins Gespräch. Clemens Meyer ist der dritte Gesprächspartner. Während der Kamenzer Lessing-Tage be- steht die Möglichkeit, die Träger des Les- sing-Preises auch außerhalb des Festak- tes der Preisverleihung kennenzulernen. Am Morgen nach der Übergabe der Prei- se erleben Sie Andreas Reimann im Ge- spräch mit Michael Hametner und Lau- dator Clemens Meyer, der 2007 einen der Förderpreise zum Lessing-Preis erhielt. Sarah Lesch und Heike Geißler sind beide aufgrund einer Termin überschneidung verhindert. Während des Gesprächs wird dem Besonderen des Schreibens nachgespürt, den Bedingungen dafür, den Intentionen und dem künstlerischen Selbstver- ständnis. Unterschiedlich akzentuierte Erfahrungen werden ebenso zur Spra- che kommen wie sicher auch ganz aktuelle Fragen. Andreas Reimann Andreas Reimann, 1946 in Leipzig geboren, machte sich ab Mitte der 60er Jahre einen Namen als Lyriker. Er studierte, bis zu seiner Exmatrikulation aus politischen Gründen, am Literaturinstitut in Leipzig. Wegen seiner kri- tischen Haltung wurde er zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt und in den fol- genden Jahren mit einer Veröffentlichungssperre belegt. Danach angestellt als Transportarbeiter, Brauereihilfsarbeiter, Lohnbuchhalter, in seiner freien Zeit schrieb er fürs Theater und war Texter für Chansoninterpreten und Rock- gruppen. Nach 1990 erschienen von ihm wieder mehrere Gedichtbände sowie Sammlungen mit Prosa und Essays. Er erhielt verschiedene Literaturpreise. Eine Veranstaltung des Lessing-Museums Kamenz Eintritt: 5,00 €, ermäßigt: 3,00 € 16
Buchpräsentation Mittwoch, 25. Januar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Geburtstagsfeier für Lessing mit dem Schriftsteller Ralph Grüneberger (Leipzig): Vorstellung des Reiseberichts „Lieblingsplätze Sachsen“ und des Romans „Lisa, siebzehn, alleinerzogen“ Vor allem den mit Sachsen verbundenen Li- teraten hat Ralph Grüneberger in seinem im Gmeiner Verlag erschienenen Reiseführer „Lieblingsplätze Sachsen“ viel Raum gegeben, ebenso der Architektur, Religions- und Indus- triegeschichte, Musik und Gartenkunst. Aber die Namen von Ringelnatz, Kästner, Göschen, Gellert und eben auch Lessing bestimmen den Tenor der Sachsen-Reise. Und natürlich benennt er die Lebensstationen des Kamen- zers, der sich nach seinem Studium in Leipzig weitgehend von Sachsen entfernt hat. Doch wie in jeder guten Beschreibung Foto: Synke Vollring einer historischen Persönlichkeit darf das Menschliche nicht fehlen. Ralph Grüneberger lässt es den Leser über Lessing erfahren. Von Geschichtsschreibung geprägt ist auch Grünebergers neuer Roman „Lisa, siebzehn, alleinerzogen“. Seine Protagonistin Lisa wurde zwar fast ein Vier- teljahrtausend nach Gotthold Ephraim Lessing geboren, aber auch ihr Leben wird bestimmt vom Agieren ihrer Vorfahren, wenngleich kein Bürgermeister und kein Theologe unter ihnen ist. Ihr Vater Frank Lettner ist, als junger Sozio- loge, nach einer Vortragsreise im Westen geblieben, als sie vier Jahre alt war. Und von ihrem „Opa Horst“ wird zwar dem Leser, aber ihr nicht bekannt, dass er als 16-Jähriger und ehemaliger Hitlerjunge verdächtigt wurde, den Wehr- wölfen anzugehören und zur Zwangsarbeit nach Sibirien deportiert wurde. Wie über so vieles in deutschen Familien wird darüber nicht gesprochen. Ralph Grüneberger, 1951 in Leipzig geboren, lebt dort als Schriftsteller und Herausgeber. Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für zeitgenös- sische Lyrik. Unlängst wurde er in das Präsidium des PEN-Zentrums Deutschland gewählt. In Zusammenarbeit mit dem Kamenzer Klub Gotthold Ephraim Lessing e. V. Eintritt: 5,00 €, ermäßigt: 3,00 € 17
Lese-Café Sonntag, 29. Januar 2023 | 15.00 Uhr Stadtbibliothek G. E. Lessing Lese-Café mit der Autorin Christine von Brühl (Berlin) „Schwäne in Weiß und Gold: Geschichte einer Familie“ Christine von Brühl, Nachfahrin des Foto: Thomas Kierok Politikers Heinrich Graf von Brühl (1700 bis 1763), begibt sich auf die Spuren ihrer Familie, die sie immer wieder in die Dresdner Porzellansammlung führen – denn ihre Geschichte ist aufs Engste mit dem Brühlschen Schwanen- service verbunden. Es stammt aus der Manufaktur Meißen und war das erste Porzellan von derart gestalterischer Pracht. Seine Fragilität ist von höchster Symbolkraft: Nach Kriegen und Flucht ging ein Großteil der ursprünglich 3000 wertvollen Exponate verloren. Wenige Hundert aber konnten gerettet werden. Die Lesung bietet eine Erkundungsreise über die Zerbrechlichkeit von Ruhm und Besitz, den Zauber des »Weißen Goldes« und die Kraft von Erinnerung. »Die Geschichte des Meissener Schwanenservice zeigt, wie meine Familie dank der Wiedervereinigung ihren Frieden mit der Vergangenheit machen konnte.« (Christine von Brühl) Die Stadtbibliothek, die sich mit dem Lese-Café seit vielen Jahren an den Kamenzer Lessing-Tagen beteiligt, führt die Veranstaltung 2023 erstmals in ihren neuen Räumlichkeiten durch. Auch die Autoren-Lesung mit Christine von Brühl wird wieder ein „Zeit-Fenster“ in das 18. Jahrhundert öffnen und mit einem besonderen Kaffee-Gedeck verbunden sein. Eine Veranstaltung der Stadtbibliothek G. E. Lessing in Kooperation mit dem Lessing-Museum Kamenz Eintritt: 15 Euro (inkl. Kaffee-Gedeck) Bitte beachten Sie den neuen Standort der Bibliothek. 18
Im Dialog Mittwoch, 1. Februar 2023 | 19.00 Uhr Stadttheater Kamenz Uwe Tellkamp (Dresden) liest aus seinem neuen Roman „Der Schlaf in den Uhren“, Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel (Gießen) Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der viel- diskutierte neue Roman Uwe Tellkamps, der an seinen 2008 erschienenen Roman „Der Turm“ anknüpft. Erzählt wird aus der Perspektive Fabian Hoff- manns. Dissident in der DDR, steht er 2015 als Chronist in Diensten der »Tausendundeinenacht abteilung« von Treva, einem fiktiven Land. In den Labyrinthen eines unterirdischen Reichs ar- beitet die »Sicherheit« an Aktivitäten, zu denen einst auch die Wiedervereinigung zweier geteil- ter Staaten gehörte. Fabian ist mit einer Chronik befasst, die zum 25. Jahrestag der Wiederverei- nigung erscheinen soll. Dabei gerät Fabian auf eine Reise, die ihn tief in die trevische Gesell- schaft und ihre Utopien hineinführt. Er analy- siert Ordnungsvorstellungen und Prinzipien der Machtausübung, die Verflechtungen von Politik, Staatsapparat und Medien, beobachtet die Ver- änderungen im alltäglichen Leben. Seine Ge- danken gehen zurück bis in das Dresden seiner Kindheit. Auf der Suche nach Ordnung und Sinn kämpft Fabian gegen die Windmühlen der Macht, die Fälschungen der Wirk- Fotos: Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag, Bernd Lasdin lichkeit, den Verlust aller Sicherheiten – und gibt doch den Traum von einer befreiten Zukunft nicht verloren. Lesung und Gespräch eröffnen eine neue, von Prof. Carsten Gansel (Gießen) konzipierte Reihe unter dem Titel „Im Dialog“. Dabei soll Literatur als „Organ der Problemreflexion“ (Karl Eibl) wahrgenommen werden bzw. im Sinne von Uwe Johnson Raum bieten, „Versionen von Wirklichkeit“ miteinander zu ver- gleichen. Eine Veranstaltung der Lessingstadt Kamenz in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption Eintritt: 10,00 €, Ermäßigungsberechtigte 8,00 € 19
Papier-Theater Dienstag, 7. Februar 2023 | 19.00 Uhr Stadttheater Kamenz Musikalisches Papiertheater nach dem Märchen von Novalis „Hyazinth und Rosenblüte“ mit Ulrike Richter (Leipzig) 2022 jährte sich zum 250. Mal der Geburtstag des frühromantischen Dichters, Philosophen und Naturwissenschaftlers Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis. Anlässlich des Jubiläums übertrugen Ulrike Richter (Gesang, Haken- harfe, Lesung, Spiel) und Christina Simon (Bühnenbild) das Märchen von Hyazinth und Rosenblüte in ein Spiel aus Wort, Bild und Musik. Ulrike Richter hat dabei, dem Dreischritt des Textes folgend, Gedichte, Dis- tichen und Blütenstaub-Sentenzen von Novalis in die Erzählung eingefügt, mit Melodiezitaten nach Carl Friedrich Zelter, Friedrich und Louise Reichardt und Franz Schubert unterlegt und bearbeitet. Farbige Linolschnitt-Collagen der Grafikerin Christina Simon illustrieren spielerisch in ausdrucksstarken Bildern das vielschichtige Märchen. In glücklicher Kinderzeit lebt Hyazinth bei seinen Eltern und mit seiner Freun- din Rosenblütchen. Eines Tages erscheint ein alter Mann. Er erzählt Hyazinth von fernen Ländern und vielerlei Sachen, lässt ihn tiefsinnig und zugleich trübsinnig werden und entfremdet ihn von Rosenblütchen. Auf Rat einer weisen Frau bricht Hyazinth auf, um in sehnsüchtiger Liebe die verschleierte Göttin zu suchen und gesund zu werden. Auf seiner Reise gelangt er zu immer mehr Klarheit und Einsicht in die Natur. Als er die Gottheit endlich findet und im Traum ihren Schleier lüftet, schaut er … Rosenblüte – und damit auch sich selbst. Der Weg zur liebenden Erkenntnis ist vollendet, und in vollkommenem Glück genießt er mit Rosenblütchen seine Tage. Eintritt: 10,00 €, Ermäßigungsberechtigte 8,00 € 20
Vortrag Donnerstag, 9. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Overhoff (Münster): „Flamingos an der Elbe, Zebras in Rudolstadt: Die ungewöhnlichen Entdeckungsfahrten des Johann August Ephraim Goeze“ Goeze? Der Lessing-Kenner merkt auf. War das nicht Les- sings Widersache im Fragmen- tenstreit, dessen Ausgang wir „Nathan der Weise“ verdanken? In diesem Fall handelt es sich nicht um den Hamburger Haupt- pastor, sondern um dessen jüngeren Bruder Johann August Ephraim (1731–1798). Theologe war auch er, bekannt wurde er aber vor allem als Naturwissen- schaftler und Zoologe. Unter an- derem ist er der Entdecker des winzigen Wasserbären, und er befasste sich mit Bandwürmern. Als Aufklärer und Wissenschaftler war er nicht selten auf Reisen. Was er dabei an Außergewöhnlichem und Exotischem entdeckte, darum geht es im Vortrag von Jürgen Overhoff. Zusammen mit Hanno Schmidt gab der Referent 2019 Goezes Buch „Mit der Postkutsche durch die Mark Brandenburg nach Reckahn. Eine kleine Reise- beschreibung zum Vergnügen der Jugend aus dem Jahr 1784“ heraus. Anhand seiner Reiseeindrücke erklärte Goeze Weltzusammenhänge aus seiner Sicht. Jürgen Overhoff, geboren 1967 in Lippstadt, studierte in Berlin, London und Cambridge Neuere Geschichte, Evangelische Theologie, Philosophie und Politologie. Seine Habilitation (2004) widmete er dem Thema „Die Frühgeschichte des Philantropismus, 1715–1771“. Seit 2013 ist er Inhaber einer Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Historische Bildungsforschung. Er engagiert sich in der der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts. Eintritt: 3,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 1,50 € 21
Lessing-Lego Montag, 13.02.2023 | 9.00 bis 12.00 Uhr Stadtbibliothek G. E. Lessing Baumeister und Baumeisterinnen gesucht! Ein Vormittag für Ferienkinder und Erwachsene Kreative und neugierige Lego-Fans sind Foto: Johannes Pilz zum Start der Winterferien herzlich in die neue Stadtbibliothek G. E. Lessing eingeladen. Dort startet ein Projekt, bei dem zwei Kunstwerke entstehen sollen. Den kreativen Prozess kann jeder Bi- bliotheksbesucher auf dem Podest im Eingangsbereich nicht nur mitverfolgen, sondern auch voranbringen. Alle sind aufgefordert, Hand anzulegen, damit die Objekte vervollständigt werden kön- nen. Bis Anfang Juli ist dafür Zeit. Ziel der Tüftelei ist es, aus tausenden Lego-Steinen eine Lessing-Büste und aus Klemmbausteinen ein Mosaik-Bild des berühmtesten Kamenzer Sohnes herzustellen. Als Vorlage dienen zwei Exponate des Lessing-Museums. Während der Werkstatt werden die Fundamente für die beiden Kunstwerke gesetzt. Dabei erfahren die Baumeister allerlei Spannendes über ein Dich- ter-Leben vor rund 250 Jahren. Bei der Aktion können generationsübergrei- fend Erfahrungen ausgetauscht und Lösungen gesucht werden. Also: Junge und Alte, Väter und Söhne, Großmütter und Enkelinnen, Anfänger und Fortge- schrittene: Ran an die Steine! Teilnahmealter: ab 12 Jahre Voranmeldung notwendig: 03578/379 113 oder johannes.pilz@stadt.kamenz.de 03578/379 288 oder bibliothek@stadt.kamenz.de Eine Veranstaltung des Lessing-Museums Kamenz in Kooperation mit der Stadtbibliothek G. E. Lessing Eintritt frei Bitte beachten Sie den neuen Standort der Bibliothek! 22
Lesung Dienstag, 14. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Hans von Trotha (Berlin) stellt seinen Roman „Pollaks Arm“ vor Einfühlsam und kenntnisreich: Hans von Trotha lässt den begnadeten Anti- kenhändler, angesehenen Kunstkenner und zunehmend unerwünschten Juden Ludwig Pollak seine Lebensgeschichte erzählen. Rom, am Vorabend des 16. Oktober 1943. Im Wissen um die für den Morgen geplante Razzia der SS schickt Monsig- nore M. den deutschen Lehrer K. zum Palazzo Odescalchi. Seine Mission: Er soll Ludwig Pollak mit seiner Familie möglichst unauffällig und schnell in den Vatikan, in Sicherheit bringen. Pollak aber nötigt den ungebetenen Besucher, sich hinzusetzen, und beginnt Foto: Jan Düfelsiek zu erzählen: Wie er in Prag Archäologie studiert hat, von seiner Leidenschaft für Rom und für Goethe, von der Arbeit am Museo Baracco und vor allem, da ihm als Juden eine akademische Karriere verwehrt blieb, als renommierter Kunsthändler. Und schließlich von seinem spektakulärsten Fund, dem feh- lenden Arm der Laokoon-Gruppe. K. – hin- und hergerissen zwischen der ebenso faszinierenden wie erschüt- ternden Erzählung des alten Mannes und seinem Auftrag – drängt zum Auf- bruch. Es beginnt zu dämmern in Rom. Hans von Trotha, geb. 1965, hat Litera- tur, Philosophie und Geschichte studiert, über das Wechselverhältnis von Philoso- phie, Literatur und Gartenkunst promoviert und zehn Jahre lang einen Verlag geleitet. Er lebt nun als Publizist, Kurator und Be- rater von Kulturinstitutionen in Berlin. Sein »Der Englische Garten. Eine Reise durch seine Geschichte« ist ein Klassiker. Eintritt: 5,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 3,00 € 23
Vortrag Donnerstag, 16. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Vortrag von Dr. Hole Rößler (Wolfenbüttel): „Gesichter der Aufklärung. Porträt und Propaganda im 18. Jahrhundert“ Bildnisse von Dichtern und Denkern des 18. Jahrhunderts werden heute zu- meist als rein dekorative oder illustrative Bilder verwendet. In ihrer eigenen Zeit hingegen waren sie oftmals weniger Abbild als vielmehr Werbemittel für eine Person und deren An- und Absichten. Wie Lessing und andere Aufklärer Porträts genutzt haben, um ihre persönlichen und ideellen Ziele zu verfolgen, soll Gegenstand des Vortrags sein. Dr. Hole Rößler, geb. 1975, studierte Theaterwissenschaft, Neuere deut- sche Literatur und Philosophie. Er ist stellvertretender Leiter der Abteilung Forschungsplanung und Forschungsprojekte an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Zugleich leitet er den Forschungsschwerpunkt Historische Bild- kulturen. Außerdem bekleidet er die Funktion des Geschäftsführers der Deut- schen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts. Eintritt: 3,00 €, ermäßigt: 1,50 € 24
Vortrag Dienstag, 21. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Vortrag von Prof. Dr. Alexander Košenina (Hannover): „Tödliche Schwärmerei, Glaubensfanatismus, Missbrauch: ‚Religionsverbrecher‘ bei Lessing, Meißner, Moritz“ Mißbrauchsfälle halten beide christliche Kirchen seit geraumer Zeit in Atem. Das Problem von sexuellen Übergriffen im Ornat oder von Straftaten unter dem Vorwand göttlicher Lenkung sind aber schon im Zeitalter Lessings von besonderer Brisanz. Kaum zufällig sieht Kant den »Hauptpunkt der Aufklä- rung in Religionssachen«, weil hier Aberglaube und Verblendung besonders stark und die Kontrolle der Herrschenden groß sind. Wenn Lessing im ana- kreontischen Eremiten einen sexbesessenen Einsiedler wie seine hundert Lessing nach Graff, Lessing-Museum Kamenz; Karl Philipp Moritz, Wikimedia Commens; August Gottlieb Meißner, Wikipedia treu ergebenen Liebhaberinnen verspottet, August Gottlieb Meißner einen Bibeleiferer seine drei Kinder im Zeichen Abrahams opfern lässt, Karl Philipp Moritz im „Anton Reiser“ seinen eigenen Fall quietistischer Zwangsherrschaft offenbart oder die Berlinische Monatsschrift vom »Religionsverbrecher« Ro- senfeld berichtet, der in Mecklenburg und Brandenburg reihenweise Mäd- chen in seine Gewalt und seinen Harem zwingt, dann sind das ernste Fälle religiös motivierter Unterdrückung und strafbaren Verhaltens. Literarisch hinterlassen sie markante Spuren. Alexander Košenina, geb. 1963, hat seit 2008 die Professur für Deutsche Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts an der Leibniz Universität Hannover inne. Eintritt: 3,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 1,50 € 25
Buchpräsentation Donnerstag, 23. Februar 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel (Tübingen) stellt sein Buch „Magische Orte. Ein Leben mit der Literatur“ vor Karl-Josef Kuschel hat ein Leben lang Foto: PR seine Aufmerksamkeit der Literatur und ihren Dichtern gewidmet: persön- lich und in der wissenschaftlichen For- schung und Lehre. Sein neues Buch ist weder eine Autobiografie noch einfach ein Sachbuch über Literatur – oder besser: Es ist beides. Es erzählt von seinen Begegnungen mit Menschen und Büchern und mit den magischen Orten, wo Literatur entstanden ist und die der Autor selbst alle aufgesucht hat. Und es ist ein erfahrungsgesättigtes Lob des Le- sens und des Lebens mit Büchern: der geistigen Freiheit, die sie bedeuten, und der menschheitsverbindenden Wirkung, die sie zeitigen. Hölderlin, Rainer Maria Rilke, Heinrich Heine, Annette von Droste-Hülshoff, Friedrich Schiller, Hermann Hesse, Bertolt Brecht, Heinrich Böll und auch immer wieder Les- sing. So wurde auch Kamenz für Karl Kuschel zu solch einem magischen Ort, an dem er im Laufe der Jahre bei mehreren Veranstaltungen zu Gast war. Dr. Karl-Josef Kuschel, Professor i. R. der Fakultät für Katholische Theo- logie der Universität Tübingen, lehrte dort von 1995 bis 2013 Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs. Seit 2012 ist er Kuratoriumsmitglied der »Stiftung Weltethos«. 2015 wurde er in den Stiftungsrat des Börsenver- eins des deutschen Buchhandels zur Ver- gabe des jährlichen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels berufen. Er ist Prä- sident der Internationalen Hermann-Hes- se-Gesellschaft. Zahlreiche Veröffentli- chungen zum interreligiösen Dialog und zu Religion und Literatur. Eintritt: 3,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 1,50 € 26
Szenische Lesung Sonnabend, 25. Februar 2023 | 19.00 Uhr Stadttheater Kamenz „Sag mir Charlotte, ein Wort ...“, Szenische Lesung mit Musik: Charlotte von Stein und Johann Wolfgang von Goethe – Briefwechsel und Tagebuchaufzeichnungen, mit Ines Hommann und Florian Mayer (beide Dresden) In dem Programm kommen Johann Wolfgang von Goethe und Charlotte von Fotos: Annett Zollfeldt, Daniela Laske Stein zu Wort, wobei Auszüge aus Briefen sowie „Zettelgen“ von Goethe an Frau von Stein aus der Zeit 1776 bis 1779 ausgewählt wurden. Da Frau von Stein ihre Briefe von Goethe zurückgefordert und später wohl vernichtet hat, wurden die Texte um zeitlich passende Tagebuchaufzeichnungen von Frau von Stein ergänzt. Die ausgewählten Texte zeigen das besondere Verhältnis der beiden Persönlichkeiten auf und erlauben so einen kleinen Blick durch das Schlüsselloch. Ines Hommann (Rezitation) und Florian Mayer (Rezitation und Violine) lassen die berühmte Beziehung auf charmante Weise wieder le- bendig werden. Ines Hommann ist freiberufliche Spreche- rin und Moderatorin und seit mehr als zehn Jahren hinter dem Mikrofon, vor der Kamera und auf Bühnen aller Art tätig. Ihr Anliegen ist es, Texte spannend und le- bendig zu gestalten, nicht nur Inhalte, son- dern auch Botschaften, Stimmungen und Emotionen zu transportieren und für den Hörer erlebbar zu machen. Mit eigenen Li- teraturprogrammen ist sie in Deutschland unterwegs. Der Geiger Florian Mayer, geboren 1974 in Zwickau, studierte an der Musikhochschule “Carl Maria von Weber” Dresden. Sein künst- lerisches Spektrum reicht von der klassi- schen Kammermusik und Sololiteratur, über Salonmusik, Jazz und Weltmusik bis hin zu Improvisationen im musikalisch freien sowie auch im szenischen Bereich. In Kamenz ist er nicht nur mit seiner Violine, sondern auch als Sprecher zu erleben. Eintritt: 10,00 €, ermäßigt: 8,00 € 27
Vortrag Donnerstag, 2. März 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Fotos: Martina Sitt; Ausschnitte aus: „Doppelporträt der Schwestern Friederike Elisabeth und Wilhelmine Oeser“; „Selbstporträt Johann Heinrich Tischbeins in jungen Jahren“ Vortrag von Prof. Dr. Martina Sitt (Kassel): „Lessing, Tischbein der Ältere und die Kultur in der Residenzstadt Kassel 1753 bis 1766“ In der Zeit, in die Lessings Bekanntschaft mit dem hessischen Hofmaler Jo- hann Heinrich Tischbein d. Ä. fällt, gehen die ästhetischen Diskussionen in den intellektuellen Kreisen hoch her. Nach der Herrschaftszeit von Landgraf Wilhelm VIII., ein Bauherr und Gemäldesammler, kommt in Hessen-Kassel Friedrich II. an die Regierung. Das Theater und das Collegium Carolinum wird wiederbelebt und die Frage der Gründung einer Kunstakademie aufgeworfen. Briefe und Berichte aus dem Kasseler Umfeld zeigen, wie besonders Lessing, Klopstock und Wieland, welche Tischbein alle gekannt und gemalt hat, hier diskutiert wurden. In dem Kreis der Freimaurer, die in Hessen zu jener Zeit gerade gesellschaftlich erlaubt waren, traf Lessing auf viele Gleichgesinnte. Aus Göttingen (Gatterer, Schlegel) und Braunschweig (Ebert) kommen weitere Impulse. Die erste Ausgabe von Lessings gesammelten »Schriften« war gera- de erschienen. Die Quellen der Zeit, die Gemälde und Briefe sowie Tagbuch- eintragungen vermitteln ein lebendiges Bild einer intellektuell aufgeweckten Residenzstadt, in der Lessing ab 1766 auch als Kurator der landgräflichen Sammlungen hätte tätig werden können. Martina Sitt ist seit 2010 Professorin für Mittlere und Neuere Kunstge- schichte an der Universität Kassel. Eintritt: 3,00 €, ermäßigt 1,50 € 28
Theater Freitag, 3. März 2023 | 19.00 Uhr Stadttheater Kamenz Theatergastspiel: Gotthold Ephraim Lessing: „Der Weiberfeind“, Kunstherz-Theater „Der Weiberfeind“ (original „Der Misogyn“) Ein Lustspiel in drei Aufzügen, verfasst 1748 Der alte Wumshäter ist ein ausgemachter Frauenfeind und schikaniert seine Kinder mit abstrusen Allüren: dem Sohn will er das Heiraten ganz ausreden, die Tochter will er schnellstens aus dem Haus haben. Doch Sohn Valer und seine Geliebte haben sich klug gegen die Halsstarrigkeit des Vaters gewapp- net: Sie wurde als Mann verkleidet ins Haus eingeführt und zum Glück hat der Alte einen Narren an ihr gefressen. Leider gerät die ganze Konstruktion ins Wanken, als sich Valers Schwester in den vermeintlichen Jüngling an der Sei- te ihres Bruders verliebt und das Paar gezwungen wird, seine Pläne von der allmählichen Gewöhnung des Vaters an seine zukünftige Schwiegertochter aufzugeben, und rasch ein für alle Beteiligten gutes Ende zu improvisieren. Lessings „Der Weiberfeind“ ist ein verblüffend moderner Text des damals noch jungen Dichters. Für die Inszenierung wurde nach gewitzten künstleri- schen Lösungen gesucht, um das Publikum zu überraschen und eine neue Begeisterung für aufklärerische Inhalte zu entfachen. Der Verein „Kunstherz Theater e. V.“ hat sich 2020 gegründet, um professio- nelles freies Theater in der Oberlausitz zu unterstützen und die hiesige Kul- turlandschaft um einen innovativen Mitgestalter zu bereichern. Es spielen: Alexandra Ebert, Nicole Thuß, Daniel Böhm, Andreas Hüttner und Gerd Kempe; Regie: Andreas Hüttner Dauer: ca. 90 Minuten, eine Pause Eintritt: 17,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 9,00 € Foto: PR 29
Restaurierungsbericht Mittwoch, 8. März 2023 | 19.00 Uhr Lessing-Museum/Röhrmeisterhaus Aus- und vorgestellt: Das Lessing-Porträt von Georg Anton Abraham Urlaub Mit Thaddäus Gulde (Dresden) und Birka Siwczyk (Kamenz) Im Jahre 2011 präsentierte die Arbeits- Fotos: Thaddäus Gulde, Birka Siwczyk stelle für Lessing-Rezeption in ihrer Son- derausstellung »Lessing im Porträt« im Gleimhaus Halberstadt erstmals ein zu Lebzeiten des Dichters entstandenes, der Öffentlichkeit jedoch bislang unbe- kanntes Dichterbildnis. Es vergingen schließlich zehn Jahre, bis es möglich wurde, das Gemälde aus Privatbesitz mit Bundes- und Landesmitteln anzu- kaufen. Ältere Restaurierungsversuche und Aufbewahrungsschäden erforder- ten jedoch aufwendige Restaurierungs- maßnahmen, um die einstige Schönheit des Gemäldes freizulegen. Der Maler, Georg Anton Abraham Urlaub (1744–1788), stammt aus einer fränkischen Malerfamilie und war u. a. in Bamberg, Erlangen, Nürnberg, Ans- bach, Augsburg, Regensburg und Mainz tätig. Selbstbewusst steht der Port- rätierte vor dem Hintergrund einer angedeuteten Bibliothek, die ein Vorhang freigibt. Welche Überraschungen das Bildnis jedoch noch bietet, erläutern der Dresdner Restaurator Thaddäus Gulde und Birka Siwczyk von der Arbeits- stelle für Lessing-Rezeption. Eine Veranstaltung der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption in Kooperation mit den Städtischen Sammlungen Kamenz Eintritt: 3,00 €, Ermäßigungsberechtigte: 1,50 € 30
Vernissage Dienstag, 15. März 2023 | 19.00 Uhr Malzhaus, Sonderausstellungsbereich Ausstellungseröffnung: Graphik von Dieter Goltzsche (Berlin) Dieter Goltzsche ist ein leidenschaftlicher Beobachter. Bildanlässe liefert seit jeher das Naheliegende: Die menschliche Figur, der Innenraum sowie Stadt und Landschaft. Zunächst war die Zeichnung sein bevorzugtes Medium. Sein druckgraphisches Werk begann zwischen 1955 und 1957 mit Radierungen und Lithographie, einige Linol- und Holzschnitte kamen dazu. 1964 erweiterte sich das Œuvre durch die Offsetlithographie, die er als erster Künstler in die Graphik der DDR einführte. In den 1960er Jahren hat Goltzsche eines der um- fangreichsten druckgraphischen Werke seiner Generation aufgebaut. Vielleicht angeregt durch seinen Lehrer Max Schwimmer, beschäftigte sich Goltzsche schon früh auch mit der Literatur. Neben zahlreichen freien Blät- tern entstanden literaturbezogene Zeichnungen und grafische Arbeiten, die der Künstler in mehr als 60 illustrierten Büchern publizierte. Dieter Goltzsche wurde 1934 in Dresden geboren und wuchs hier auf. 1952 bis 1957 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Hans Theo Richter und Max Schwimmer. 1958 wurde er zum Meisterschüler Max Schwimmers an die Deutsche Akademie der Künste nach Berlin zu berufen. Seither lebt er freischaffend in Berlin. Er gehörte zu den be- deutendsten Künstlern in der DDR, dem es ge- lang, auch international bis heute erfolgreich wahrgenommen zu wer- den. Seit 1980 war er an der Kunsthochschule Berlin–Weißensee zu- nächst als Dozent für Grafik und von 1992 bis 2000 als Professor für Malerei und Grafik tätig. Eintritt frei 31
DADA-Zentrum Freitag, 17. März 2023 | 19.00 Uhr Alte Posthalterei/DADA-Zentrum Eröffnung des neuen DADA-Zentrums Kamenz Im Rahmen der 54. Kamenzer Lessing-Tage 2023 öffnet ein neues kreati- ves Kunstzentrum seine Türen! Untergebracht in einem architektonischen Schmuckstück – dem Erdgeschoss der sogenannten „Alten Posthalterei“ in der Zwingerstraße 20 – erwartet die Besucher hinter dem wunderschön re- staurierten Renaissance-Portal ein Galerieraum für wechselnde Sonderaus- stellungen, eine professionell eingerichtete Druckwerkstatt sowie ein Bereich für kunstpädagogische Aktivitäten der Städtischen Sammlungen Kamenz. Thematisch dreht sich hier alles um DADA-Kunst: die ursprünglich im frühen 20. Jahrhundert entstandene Kunstrichtung zeichnet sich unter anderem durch ihren humorvollen, spielerischen und subversiven Umgang mit Vor- bildern aus, etwa in Form von Collagen und Assemblagen. Daher ist DADA auch ein idealer Ausgangspunkt für Workshops und Mitmach-Veranstaltun- gen: leicht zu erlernen und ohne weitere Vorkenntnisse und Hilfsmittel um- zusetzen, steht vor allem der Spaß am Ausprobieren und Experimentieren im Vordergrund. Nicht jedes Werk muss „perfekt“ sein: gerade die Schönheit des Unvollendeten gilt es zu entdecken und wertzuschätzen. Basis des Projekts ist eine umfangreiche Schenkung der sächsischen DA- DA-Künstler Frank Voigt, Petra Lorenz und Volker Lenkeit, deren Werke regel- mäßig im Galerieraum ausgestellt werden. Neben einer Ausstellungsvernissage und Festvorträgen wird es im Laufe des Abends eine Kunst-Performance geben sowie die Möglichkeit, unter Anlei- tung eine der Druckpressen auszuprobieren. Eintritt frei Fotomontage: Johannes Schwabe 32
Danksagung Wir bedanken uns für die Unterstützung der 54. Lessing-Tage. Gefördert durch: Gefördert durch: Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption Die Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption wird gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. Impressum © Lessing-Museum Kamenz 2023 Redaktion: Matthias Hanke, Lessing-Museum Gestaltung: Martina Burghart-Vollhardt, atelieramdamm.com Druck: Wir machen Druck 33
Förderverein der Städtischen Sammlungen Sie finden unsere Arbeit gut? KLOSTER LESSING KIRCHE SAKRAL MUSEUM KAMENZ UND MUSEUM ST. ANNEN Vielleicht möchten Sie die Städtischen Sammlungen Kamenz – Lessing-Museum Kamenz, Klosterkirche und Sakralmuseum St. Annen, Stadtgeschichte im Malzhaus und Stadtarchiv Kamenz – unterstützen. Der Verein der Freunde und Förderer der Städtischen Sammlungen Kamenz ist eine Gemeinschaft, die sich für die Geschichte und das kulturelle Leben der Stadt Kamenz begeistert, und versteht sich als Bindeglied zwischen den Städtischen Sammlungen und der Bürgerschaft. Der Förderverein unterstützt die städtischen Museen und das Stadtarchiv ak- tiv darin, lebendige und in die Zukunft orientierte Anziehungspunkte zu sein: Orte, an denen historische Kulturgüter für die Nachwelt erhalten bleiben, in denen Geschichte vermittelt und Identität gestiftet wird; Orte, die Anlass für spannende Diskussionen über Geschichte, Kunst und Kultur bieten. Der Jahresbeitrag beträgt 50,00 €. Sie erhalten im Gegenzug freien Eintritt im Lessing- und Sakralmuseum sowie Ermäßigungen bei Sonderveranstaltun- gen und können hauseigene Publikationen mit 25 % Rabatt erwerben. Gern informieren wir Sie näher bzw. senden Ihnen eine Beitrittserklärung zu. Sprechen Sie uns an: direkt, telefonisch unter 03578/379 111 oder per Mail: kontakt@lessingmuseum.de 34
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