LIPÖDEM & CELLULITE Problemzonen Symptome Neueste Therapien - Dr. med. Thomas Weiss

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LIPÖDEM & CELLULITE Problemzonen Symptome Neueste Therapien - Dr. med. Thomas Weiss
Dr. med. Thomas Weiss

             LIPÖDEM &
             CELLULITE
              Problemzonen
              Symptome
              Neueste Therapien

Lipödem_01_96_08216.indd 1           18-01-2007 12:07:23
Inhalt

                                                Erkrankung oder rein                        Die nächste Etappe –
                                                kosmetisches Problem?                  4    Kollektoren                    19
                                                                                            Und schließlich –
                                                Faszinierendes                              die Lymphstämme                20
                                                Lymphsystem                            6    Lymphknoten – die »Klär-
                                                                                            anlagen« des Körpers           21
                                                Die große »Kläranlage«
                                                des Körpers                             7   Lymphe und Fettgewebe 22
                                                                                            Schutzmasse Fettgewebe         22
                                                Aufbau des Lymphsystems 9
           Bei den meisten Frauen wird                                                      Hormonproduktion im
     sich beim so genannten Kneiftest           Zarte Lymphbahnen                      10   Fettgewebe                     25
          ein verändertes Hautbild mit          Wunderwerk Kapillaren                  12   Fett – dauernd im Umbau        25
          kleineren oder größeren Del-
                                                Ausgeklügeltes
         len zeigen. Dies hängt mit der
                                                Transportsystem                        12   Cellulite – mehr als
        Beschaffenheit der weiblichen
                      Haut zusammen.            Stoffaustausch in                           unschöne Dellen               26
                                                den Gefäßen                            14
                                                                                            Was genau ist Cellulite?       27
                                                Das Bindegewebe                        17   Dem Phänomen Cellulite
                                                Der Weg der Lymphe                     18   auf der Spur                   27
                                                Erste Station –                             Verschiedene Behand-
                                                die Lymphkapillaren                    18   lungsversuche                  32
                                                                                            Das können Sie sich sparen     32
                                                                                            Sinnvolle Therapie-
                                                                                            maßnahmen                      32
         Das Lipödem tritt in verschiedenen Stadien auf. Es sind fast ausschließlich
                 Frauen betroffen – vorwiegend in der unteren Hälfte des Körpers.           Lipödem – schmerz-
                                                                                            hafte Schwellungen 34
                                                                                            Was genau ist
                                                                                            ein Lipödem?                   35
                                                                                            Vor allem Frauen
                                                                                            sind betroffen                 36

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Entwicklungsstadien              Woher kommen
           des Lipödems                37   die Beschwerden?           59
           Stadium I                   37
           Stadium II                  38   Verschiedene
           Stadium III                 38   Therapieverfahren          60
           Verlauf der Erkrankung      40   An allen Fronten
                                            angreifen                  61
           Wie kommt es zum
                                                                              Die Gesundheit – und damit auch
           Lipödem?                    41   Was nicht wirkt –
                                                                              die Schönheit – unserer Beine
           Eiweiß – das Hauptproblem 41     und warum                  62
                                                                              hängt wesentlich von gut funk-
           Sogar die Venen tragen zum       Wasser treibende Mittel    62     tionierenden Venen und Lymph-
           Lipödem bei                42    Diäten                     62     gefäßen ab (Bild oben). Lipödeme
           Auch nicht unschuldig –          Sportliche Aktivität       64     befinden sich häufig im Nacken-
           die Arterien               43    Medikamente                64     bereich (Bild links).
           Schmerzen durch Schmerzen 45     Kompressionsverfahren      66   Krafttraining                  82
           Lipödeme erkennen           46   Kompressionsstrümpfe       68   Bewegung im Alltag             83
           Laborchemische                   Kompressionsbandagen       72   Ernährungsumstellung
           Untersuchungen              46   Wenn Druck schädlich ist   72   und Gewichtsreduktion           85
           Messmethoden                47                                   Lipödem und Reizdarm            87
                                            Manuelle Lymphdrainage 73
           Fehlerhafte Behandlung      48                                   Gezielte Ernährungs-
           Ausschluss ähnlicher             Intermittierende pneu-          umstellung                     89
           Krankheiten                 50   matische Kompression       74
                                                                            Weitere Behandlungs-
                                            Vakuumverfahren            76   möglichkeiten                  90
           Vermehrte Wasser-                Schröpfen                  76   Physikalische Therapie         90
           einlagerungen               56   Pulsierendes Vakuum        77   Operative Verfahren            91
                                            Endermologie               78   Multimodale Therapie           93
           Ein Beschwerdebild –
           viele Namen                 57   Regelmäßiges
           Breit gefächerte Symptome   57   körperliches Training      79   Adressen und Literatur         94
           Wassereinlagerungen              Richtig trainieren         80   Register                       95
           erkennen                    58   Ausdauertraining           80   Impressum                      96

Lipödem_01_96_08216.indd 3                                                                        18-01-2007 12:07:33
EINLEITUNG

                                           Erkrankung oder
                                           rein kosmetisches Problem?
                                           Die meisten Frauen trifft es irgendwann. War die Haut früher
                                           glatt und straff, wird sie nach einer Gewichtszunahme, nach einer
                                           Schwangerschaft, nach den Wechseljahren oder einfach »nur so«
                                           unregelmäßig, wellig und knotig. Die so genannte Orangenhaut
                                           taucht zuerst an Oberschenkeln und Hüften, dann an immer mehr
                                           Stellen des Körpers auf. Da helfen weder Salben und Cremes noch
                                           andere Wundermittel – sie verpuffen ohne Wirkung.
                                           Ob die Cellulite eine Erkrankung darstellt, ist umstritten. Der Streit
                                           beginnt schon beim Namen. Die einen nennen das Phänomen
                                           Cellulite oder Cellulitis, andere sprechen von Orangenhaut. Ärzte
          Stellt man die welligen oder     bezeichnen die Beschwerden als Dermatopanniculosis deformans.
        knotigen Hautveränderungen         Gemeint ist immer das Gleiche.
        als rein kosmetisches oder als     In vielen Fällen, jedoch nicht immer, geht die Cellulite mit einem
    reines Gewichtsproblem dar, wird       zweiten Krankheitsbild einher, das in der Medizin als Lipödem
      man dem Leiden der betroffenen       bezeichnet wird und Schwellung des Fettgewebes bedeutet. Es
                   Frauen nicht gerecht.   beginnt in der Regel bereits in jungen Jahren mit »dicken Beinen«.
                                           Kommt es zu einer Gewichtszunahme, bleibt der Oberkörper zwar
                                           schlank, dafür nehmen aber vor allem die Beine weiter an Umfang
                                           zu. Schreitet der Prozess fort, werden auch Oberarme und Ober-
                                           körper allmählich stärker. Abends leiden die Betroffenen unter
                                           Spannungen in der Haut, die Beine werden müde, schwer und
                                           stoßempfindlich. Selbst kleinste Verletzungen hinterlassen deutlich
                                           sichtbare blaue Flecken.

                                           Rätselhaftes Beschwerdebild
                                           Zum großen Leidwesen der Frauen nehmen sie im Laufe der Jahre
                                           an den jeweiligen Körperpartien immer mehr zu. Meist beträgt der
                                           Unterschied zwischen oben und unten zwei oder mehr Konfektions-

  4

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DREI ERKRANKUNGEN – EINE URSACHE

         größen. Die zahlreichen Versuche abzunehmen scheitern oder sind
         an den falschen Stellen erfolgreich. Schlank wird man dort, wo es
         eigentlich nicht nötig ist. Weder Sport noch Diäten noch Medika-
         mente bringen sichtbare Ergebnisse.
         Daneben leiden die betroffenen Frauen unter Wassereinlagerungen
         in Gesicht, Händen oder Unterschenkeln. Der Ring geht morgens
         nicht über den Finger, die Brust spannt vor der Periode, oft pas-
         sen sogar abends die Schuhe nicht mehr, die sie morgens leicht
         anziehen konnten. Vor der Periode kann das Gewicht um mehrere
         Kilo nach oben gehen. Gleichzeitig fühlen sie sich elend, abgeschla-
         gen und reizbar. Lassen sie sich auf Herz und Nieren untersuchen,      Vor allem möchte Ihnen dieses
         ist das Ergebnis oft unbefriedigend. Ein krankhafter Befund kann       Buch einen Weg aufzeigen, wie
         nicht erhoben werden.                                                  Sie durch Selbsthilfe und wirk-
                                                                                same Therapieverfahren wieder
         Warum Behandlungsversuche nicht wirken                                 zu größerem Wohlbefinden,
         Um die Lüftung dieses und anderer Geheimnisse geht es in diesem        schönerer Haut und schlankeren
         Buch. Das, was auf den ersten Blick so schwer erklärbar erscheint,     Beinen kommen.
         sind einige klar umschriebene, jedoch wenig bekannte Erkran-
         kungen. Am Ende der Lektüre werden Sie verstehen können, wie
         sie entstehen und warum sie so hartnäckig sind.
         Im Buch werden drei Krankheitsbilder beschrieben: Cellulite,
         Lipödem und diffuse Wassereinlagerung bei ansonsten gesunden
         Frauen. Die Beschwerden hängen inhaltlich zusammen. Ihnen
         gemeinsam sind Durchblutungsstörungen der Kapillaren, d. h.
         der kleinsten Gefäße des Körpers, und eine Störung des Lymph-
         abflusses, weshalb die Beschwerden auch oft nacheinander oder
         gemeinsam auftreten. Um die Krankheitsbilder zu verstehen, sind
         einige Grundlagen notwendig, vor allem Wissen über die Funktion
         des Lymphsystems. Danach werden die verschiedenen Krankheiten
         und ihre Entstehung dargestellt. Und schließlich erfahren Sie, wie
         man sie erfolgreich behandeln kann. Da sich die therapeutischen
         Verfahren nicht grundsätzlich voneinander unterscheiden, werden
         sie im letzten Kapitel des Buches gemeinsam erläutert.

                                                                                                                    5

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Faszinierendes
         Lymphsystem
             Jeder weiß, wozu der
        Blutkreislauf gut ist. Vom
       Lymphsystem aber haben
       die meisten gerade einmal
       gehört – wozu es dient, ist
          weitgehend unbekannt.
            Meist wird es uns nur
           bewusst, wenn z. B. die
          Lymphknoten am Hals
       aufgrund einer Erkältung
        schmerzhaft geschwollen
         sind. Doch über Aufbau
       und Funktion des Lymph-
      systems als Ganzem wissen
           selbst medizinisch Ver-
       sierte oft nur ungenügend
                        Bescheid.

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KÖRPEREIGENE »MÜLLABFUHR«

         Die große »Kläranlage«
         des Körpers
         Nicht alle Lebewesen verfügen über ein Lymphsystem – Fische z. B.
         kommen glänzend ohne ein solches aus. Wir Menschen benötigen
         es jedoch, genau wie alle anderen Säugetiere und wie die Vögel.
         Das Lymphsystem ist eine Einbahnstraße, die in den Randzonen
         in fast allen Geweben des Körpers ihren Anfang nimmt. Dort wird
         der »Sondermüll« eingesammelt und in die obere Hohlvene kurz
         vor dem Herz entleert. Damit schließt sich der Kreislauf wieder.
         Alle höheren Lebewesen verfügen über ein System, nämlich die
         Arterien, das vom Herz wegführt, sowie über ein doppeltes Gefäß-
         system, nämlich Venen und Lymphgefäße, die Blut und Lymphflüs-
         sigkeit (Lymphe) wieder zum Herz zurücktransportieren.
         In dieser Drainage- oder Entwässerungsfunktion besteht eine der
         Hauptaufgaben der Lymphgefäße. Lagert sich Flüssigkeit zwischen
         den Zellen ein, beispielsweise bei Verletzungen oder Entzündungen,
         tritt das Lymphsystem vermehrt in Aktion und sorgt dafür, dass die
         Flüssigkeit aufgenommen und sicher beseitigt wird. Welche Auswir-
         kungen der Ausfall des Lymphsystems hat, wurde in einem Tier-
         experiment sichtbar: Unterbindet man die Lymphbahnen an nur            Unbemerkt entstehen täglich
         einem Bein komplett, tritt unweigerlich der Tod ein – und zwar         1000 Liter Lymphflüssigkeit im
         innerhalb von 24 Stunden.                                              Körper. Das Lymphsystem sorgt
                                                                                dafür, dass diese riesige Menge
         Aufrechter Gang und fehlende Haare                                     aus Wasser, Eiweiß und Zellen
         Im Vergleich zu anderen Lebewesen kommt dem Lymphsystem                sicher entsorgt wird.
         beim Menschen eine besondere Bedeutung zu. Dies liegt zum
         einen im aufrechten Gang begründet, mit dem sich der Mensch
         von seinen Verwandten, den Affen, unterscheidet. So günstig diese
         Aufrichtung für die Entwicklung war – sie wurde mit einer erhöh-
         ten Druckbelastung der Blutgefäße in den Beinen erkauft. Unsere

                                                                                                                     7

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F A S Z I N I E R E N D E S LY M P H S Y S T E M

                                                  Blutkreislauf und Lymphsystem
                                                  Blut fließt sauerstoffreich und hellrot im großen Kreislauf vom Herz
                                                  über die Schlagadern (Arterien) zu allen Organen des Körpers, wo
                                                  es in den kleinsten Haargefäßen (Kapillaren) Sauerstoff und Nähr-
                                                  stoffe abgibt und dafür Kohlendioxid sowie Abfallstoffe aufnimmt.
                                                  Über die Blutadern (Venen) fließt es dunkelrot bis schwarz zum
                                                  Herz zurück. Von dort aus fließt es im kleinen Kreislauf zur Lunge,
                                                  in der Kohlendioxid gegen frischen Sauerstoff ausgetauscht wird.
                                                  Hellrot läuft es dann wieder zum Herz und beginnt seinen Kreislauf
                                                  von neuem.
                                                  Parallel zu den Venen existiert außerdem noch ein zweites Gefäß-
                                                  system, das Flüssigkeit von den Kapillaren zum Herz transportiert:
                                                  das Lymphsystem. Seine Hauptaufgabe besteht im Entwässern des
                                                  Bindegewebes. Der Unterschied zwischen Blutgefäßen und Lymph-
                                                  system liegt darin, dass das Lymphsystem nur einen Halbkreis bil-
                                                  det. Es beginnt in der Peripherie und transportiert die Lymphe zum
       Kleiner und großer Blutkreislauf
             sowie Lymphsystem (gelb)             Herz zurück.

                                                  Beine stehen unter Dauerdruck und lassen so mehr Flüssigkeit in
                                                  das Gewebe der Unterschenkel und Füße sickern. Würden wir uns
                                                  wie unsere animalischen Vorfahren auf allen Vieren fortbewegen,
                                                  wäre dieses Buch völlig überflüssig.
                                                  Der zweite Grund für die besondere Bedeutung des menschlichen
                                                  Lymphsystems hat ebenfalls mit unserer Entwicklungsgeschichte
                                                  zu tun. Nach und nach verlor der Mensch den größten Teil sei-
                                                  ner Behaarung und zog als »nackter Affe« durch Savannen und
                                                  Wälder. Ein Fell ist jedoch nicht nur kleidsam, es schützt vor allem
                                                  auch gegen Kälte. Um nicht zu erfrieren, entwickelte sich beim
                                                  Menschen eine dicke Fettschicht in der Unterhaut, die uns anstelle
                                                  des Fells vor Unterkühlung schützte.

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E N T WÄ S S E R U N G S S Y S T E M M I T S C H U T Z F U N K T I O N

         Lebenswichtige Fettschicht
         Als Kälteschutz durfte das Unterhautfett des Menschen nicht zu
         dünn sein. Um ein Fell von einem Zentimeter Höhe zu ersetzen,
         benötigte er ein vier Zentimeter dickes Fettpolster! Kein anderes
         Lebewesen, nicht einmal Schweine, verfügt über einen derart aus-
         geprägten Fettmantel, selbst im Bereich von Armen und Beinen.
         Damit ist der Mensch ausgezeichnet gegen kalte Nächte im Freien
         geschützt. Doch der Kälteschutz hat auch seine Nachteile – womit
         das Thema »Lymphsystem« ins Spiel kommt.
         Die dicke Unterhaut besteht aus sehr lockerem Fettgewebe. Dort
         lagert sich leider auch leicht Flüssigkeit ein. Es besteht die Gefahr,
         dass sich so viel Flüssigkeit ansammelt, dass es zur Schwellung,
         einem Ödem, kommt. Um dem vorzubeugen, benötigte der Mensch                    Drei Faktoren begünstigen beim
         ein leistungsfähiges zusätzliches Entwässerungssystem – das Lymph-             Menschen die Entstehung von
         system. Es dient dazu, alle Stoffe abzutransportieren, die zwischen            Ödemen:
         den Zellen im Bindegewebe entstehen. Das sind neben der Flüssig-                Hoher Blutdruck
         keit vor allem Eiweiße, Zellen, aber auch Fremd- und Schadstoffe.               Aufrechter Gang
         Darüber hinaus spielt das Lymphsystem eine entscheidende Rolle                  Dickes Unterhautfettgewebe
         bei der körpereigenen Abwehr.

         Aufbau des Lymphsystems
         Das Lymphsystem transportiert Flüssigkeit, die Lymphe, aus dem
         Raum zwischen den Zellen, dem Bindegewebe. Dort nehmen
         kleinste Lymphkapillaren die Flüssigkeit auf und führen sie zu den
         größeren Sammelgefäßen, den so genannten Kollektoren. Diese
         wiederum münden in Lymphstämme, die dann schließlich kurz vor
         dem Herz in der oberen Hohlvene enden.
         Eingestreut in die Lymphbahnen sind die Lymphknoten, die man
         manchmal in den Armbeugen und in der Leiste tasten kann. Jeder
         Mensch verfügt über etwa 500 bis 600 dieser Lymphknoten. In

                                                                                                                                    9

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F A S Z I N I E R E N D E S LY M P H S Y S T E M

                                                  ihnen wird die Lymphe konzentriert, wobei der größte Teil der
                                                  Flüssigkeit bereits an dieser Stelle an das Blut abgegeben wird. Die
                                                  Lymphknoten arbeiten sehr effektiv. Aus 1000 Litern Primärlymphe
                                                  erzeugen sie täglich ein Konzentrat von etwa zwei Litern, das über
                                                  die großen Lymphstämme in die obere Hohlvene entleert wird.

                                                  Zarte Lymphbahnen
                                                  Das Lymphsystem ist trotz seiner enormen Bedeutung ein sehr
                                                  zartes Gewebe, das mit dem bloßen Auge fast nicht zu erkennen
                                                  ist. Der Durchmesser der kleinen Lymphkapillaren beträgt gerade
                                                  einmal ein Tausendstel Millimeter. Dieser Durchmesser nimmt von
                                                  den Kapillaren über die Sammelgefäße bis zu den großen Lymph-
                                                  stämmen langsam zu; Letztere sind zwischen einem und fünf Mil-
                                                  limetern dick, erreichen also höchstens Bleistiftdicke. Etwas größer
                                                  sind die Lymphknoten; ihr Durchmesser beträgt zwischen wenigen
                                                  Millimetern und drei Zentimetern. Einige von ihnen kann man
      Das Lymphsystem beginnt in den              mit der Hand tasten. Am besten gelingt das in der Leiste, wo sie
         Gewebespalten zwischen fast              des Öfteren als leicht verschiebbare, linsenförmige Knötchen zu
      allen Zellen des Körpers. Von dort          fühlen sind.
      aus sammelt es den »Abfall« auf
       und leitet ihn in ein System von           Entzündungen der Lymphbahnen
           »Abflussröhren«, die immer             Das Lymphgefäßsystem ist im Gegensatz zu den Blutgefäßen nicht
       größer werden, je näher sie dem            nur wegen seiner zarten Gestalt, sondern auch aufgrund seiner
                       Herzen kommen.             Farbe schlecht erkennbar. Lymphe ist durchsichtig bis milchig-weiß.
                                                  Von außen sichtbar wird das Lymphsystem nur, wenn es von einer
                                                  schweren Entzündung befallen ist. Verletzt man sich beispielsweise
                                                  bei der Gartenarbeit am Arm, können Keime in das Gewebe gelan-
                                                  gen. Diese werden von den Lymphgefäßen aufgenommen und in
                                                  Richtung Lymphknoten transportiert. Unterwegs werden sie von
                                                  weißen Blutkörperchen attackiert und unschädlich gemacht.
                                                  Falls dies ausnahmsweise nicht gelingt, kann es zu einer Entzün-
                                                  dung der Lymphbahn kommen, die nun als feiner roter Strich an

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FAST ÜBERALL IM KÖRPER ZU FINDEN

         der Innenseite des Armes sichtbar wird. Die Lymphknoten schwel-
         len erst in der Ellenbeuge und später auch in der Achselhöhle an.
         Der Volksmund spricht in diesem Fall von Blutvergiftung – doch
         das trifft nicht zu. Nur das Lymphgewebe ist sichtbar entzündet.
         Gelingt es auch den Achsellymphknoten nicht, die Keime auszu-
         schalten, können sie in die Blutbahn gelangen. Hohes Fieber und
         Schüttelfrost sind die Folge. Nun hat sich auch das Blut entzündet,
         der Mediziner spricht von einer Sepsis. Auch heute noch stellt eine
         Sepsis eine außerordentlich gefährliche Erkrankung dar, die trotz
         intensivmedizinischer Behandlung nicht selten einen tödlichen Aus-    Eine Entzündung der Lymph-
         gang nimmt.                                                           bahnen ist ein Alarmzeichen, das
                                                                               umgehend ärztlich behandelt
         Oberflächliches und tiefes Lymphsystem                                werden muss!
         Lymphgefäße verrichten fast überall im Körper unmerklich ihren
         Dienst. Nur in wenigen Regionen, wie dem Gehirn und dem Kno-
         chenmark, gibt es vermutlich keine Lymphbahnen. Man unter-
         scheidet dabei zwischen dem oberf lächlichen und dem tiefen
         Lymphsystem.
         Das oberflächliche Lymphsystem versorgt die Haut und das Unter-
         hautgewebe. Es sorgt auch dafür, dass im Fettgewebe kein Stau
         entsteht. Diese Funktion darf man nicht unterschätzen. Mindestens
         20 Prozent des Körpers bestehen aus Fettgewebe, das uns nicht nur
         als Reserve für schlechte Zeiten, sondern auch als Wärmeschutz
         und Polster dient.
         Unterhalb dieser Schicht befindet sich eine äußerst stabile Hülle,
         die man medizinisch Faszie nennt. Sie umschließt Muskeln, Seh-
         nen, Gelenke und Nerven. Dort befindet sich ein zweites, das tiefe
         Lymphsystem, das auch diese Organe entwässert. Das oberfläch-
         liche ist mit dem tiefen Lymphsystem über so genannte Perforans-
         gefäße verbunden, die im Bedarfsfall Flüssigkeit aus der Tiefe in
         das oberflächliche System überführen können, was bei verschie-
         denen Erkrankungen und bei der Therapie des Lymphödems von
         Bedeutung ist.

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                                                  Wunderwerk Kapillaren
                                                  Unser Körper steht vor dem grundsätzlichen Problem, die einzel-
                                                  nen Zellen möglichst direkt mit Blut und Nährstoffen zu umspü-
                                                  len, damit diese alle Nährstoffe unmittelbar entnehmen können.
                                                  Je dichter der Kontakt mit den Zellen ist, desto besser. Auf der
                                                  anderen Seite muss das Blut auch wieder vollständig zurückfließen,
                                                  kein einziger Tropfen darf verloren gehen. Diese Schwierigkeit wird
                                                  gelöst, indem Arterien und Venen so dicht wie Plastikrohre sind.
                                                  Die Kapillaren dagegen sind mit Sieben vergleichbar, die Wasser
       Die Hauptaufgabe der Mikrozir-             und kleine Moleküle wie z. B. Nährstoffe ungehindert passieren las-
        kulation ist es, Nährstoffe und           sen. Man spricht dann von Mikrozirkulation. Die Zellen »baden«
      Sauerstoff möglichst dicht an die           praktisch im Strom der Nährstoffe und können problemlos alle
        Zellen heran zu transportieren            lebensnotwendigen Substanzen aufnehmen und Abfallprodukte
         und Kohlendioxid und Abfall-             abgeben.
            stoffe sicher zu entsorgen.           Die Zellen, z. B. die der Muskeln oder Organe, werden wie die
           Dies gelingt durch das enge            Kiesel in einem Bachbett von Nährstoffen umströmt, was optima-
        Zusammenspiel von Kapillaren              le Bedingungen für die Ernährung bedeutet. Dabei verlassen rie-
                    und Lymphgefäßen.             sige Mengen an Flüssigkeit das Kapillarbett und strömen durch
                                                  das Bindegewebe. Doch was geschieht dann mit den Nähr- und
                                                  Abfallstoffen, mit dem Wasser und den Salzen? All das muss wieder
                                                  aufgesammelt und vollständig zurücktransportiert werden. Kein
                                                  Tropfen darf zurückbleiben. Die Frage ist nur, wie unser Körper
                                                  das schafft: mit Hilfe des Lymphsystems!

                                                  Ausgeklügeltes Transportsystem
                                                  In unserem Körper zirkulieren etwa fünf Liter Blut; dieses setzt
                                                  sich aus vielen Bestandteilen zusammen. In einem winzigen Wür-
                                                  fel mit einer Kantenlänge von einem Millimeter finden sich rund
                                                  fünf Millionen rote und 5000 weiße Blutkörperchen, die zusammen
                                                  knapp die Hälfte des Würfels ausfüllen. Der Rest besteht aus Plas-

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P H Y S I K A L I S C H E S R ÄT S E L

         ma – einer Mischung aus Wasser, Eiweiß, Elektrolyten und Zucker
         – und unzähligen weiteren Stoffen in geringerer Menge. Wesentlich
         für den osmotischen Effekt (siehe S. 15), den »Schwammeffekt«, ist
         das Eiweiß: Es hält Wasser im Blut gebunden.
         Vom Herz kommend, strömt der besondere Saft durch die Arterien
         in alle Organe. Nach einer Weile werden die Gefäße immer dünner,
         bis sie schließlich in den extrem dünnen Kapillaren enden, die nur
                                                                              Info
         zwischen sieben und zehn Tausendstel Millimeter dick sind. Zum       In jeder Sekunde bilden wir
         Vergleich: Ein Haar ist rund zehnmal so dick!                        rund zwei Millionen neue
                                                                              rote Blutkörperchen, die
         Wie gelangt das Blut durch die Kapillaren?                           jeweils 120 Tage alt werden.
         Als Forscher den Durchmesser der Kapillaren genau ausmaßen,          Innerhalb einer Minute
         waren sie reichlich erstaunt: Sie sind kleiner als der Durchmes-     zirkulieren sie einmal durch
         ser eines roten Blutkörperchens! Wie also kann die Durchblutung      den gesamten Kreislauf.
         funktionieren, wenn Billionen von Sauerstoffträgern durch Röhren     Die Gesamtfläche der Sau-
         müssen, durch die sie eigentlich gar nicht passen? Warum hat der     erstoffträger beträgt etwa
         Körper sich nicht für dicke Kapillaren entschieden, die Durchblu-    3000 Quadratmeter. Würde
         tung wäre doch dann viel unproblematischer?                          man alle roten Blutkörper-
         Die Antwort auf diese Frage findet sich in einer physikalischen      chen eines Menschen auf-
         Gesetzmäßigkeit. Je kleiner ein Körper (z. B. eine Kugel oder eine   einander stapeln, käme ein
         Röhre) ist, desto größer wird seine Oberfläche im Verhältnis zum     Turm von 60000 Kilometer
         Volumen. Bezüglich der Kapillaren bedeutet ein möglichst kleiner     Höhe dabei heraus.
         Durchmesser eine große Oberfläche und damit eine gute Durch-
         blutung. Im Laufe der Entwicklungsgeschichte wurden die Kapil-
         laren so klein, dass der Durchmesser der roten Blutkörperchen
         schließlich eine natürliche untere Grenze darstellte.
         Um selbst durch feinste Haargefäße zu passen, trennten sich die
         roten Blutkörperchen im Laufe ihrer Reifung von ihrem Zellkern
         – dadurch wurden sie schlanker und biegsamer. Nun konnten sie
         sich so klein machen, dass sie mühelos selbst die dünnsten Kapil-
         laren passieren konnten. Dabei rutschen die Sauerstoffträger dicht
         an der Wand entlang und geben so ihre wertvolle Last leichter in
         das Gewebe ab.

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F A S Z I N I E R E N D E S LY M P H S Y S T E M

                                                    Stoffaustausch in den Gefäßen
                                                    Jeder Mensch verfügt über Kapillaren im Überfluss. Dort findet
                                                    der eigentliche Stoffwechsel statt. Zwar ist jede einzelne Kapillare
                                                    mikroskopisch klein, alle zusammen weisen bei einem mittelgroßen
                                                    Menschen jedoch eine geschätzte Gesamtlänge von 100 000 Kilo-
                                                    metern auf – damit käme man zweieinhalb Mal um den Äquator!
                                                    Nicht alle diese Kapillaren sind gleichzeitig durchblutet. Das vege-
                                                    tative Nervensystem steuert den Blutfluss äußerst feinfühlig genau
                                                    dorthin, wo er gerade benötigt wird.
                                                    Das sauerstoffreiche Blut in den Kapillaren ist hellrot, was man
                                                    beim Stich mit der Nähnadel leicht sehen kann. Auf ihrem Weg
                                                    durch die Kapillaren geben die roten Blutkörperchen ihren Sauer-
                                                                    stoff ab und nehmen gleichzeitig Kohlendioxid auf.
                                                                    Bei diesem Wechsel der Gasfracht verfärbt sich das
                                                                    Blut dunkel. Anschließend sammelt sich das Blut
                                                                    aus unzähligen Kapillaren in den Venen und strömt
                                                                    langsam wieder zum Herz zurück.

                                                                   Verschiedene
                                                                   Stoffwechselmethoden
                                                                   Der Großteil der Stoffe, vor allem Gase, Wasser,
                                                                   Salze und viele Nährstoffe, gelangt durch passive
                                                                   Ausbreitung (Diffusion) von den Kapillaren in das
                                                                   umliegende Gewebe und sorgt dort für die Ernäh-
                                                                   rung der Zellen. Diese Form des Stoffaustauschs
      Sauerstoff, Nährstoffe und Wasser ver-                       geschieht ohne Energieaufwand, er ist für den Kör-
      lassen den arteriellen Teil der Kapillare     per gewissermaßen kostenlos.
       (rot), durchströmen das Bindegewebe
        und gelangen in den venösen Teil der
                                                    Rechnet man aus, wie viel Flüssigkeit zwischen allen Kapillaren
        Kapillare (blau). Ein kleiner Teil dieser   des Körpers und dem sie umgebenden Gewebe ausgetauscht wird,
          Flüssigkeit wird vom Lymphsystem          kommt man auf unglaubliche Zahlen: Etwa zwei Badewannen voll
          aufgenommen. Gemeinsam ziehen
                                                    Flüssigkeit pendeln zwischen Kapillaren und Bindegewebe in einer
         Venen und Lymphgefäße zum Herz.
                                                    einzigen Minute hin und her!

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

                              Thomas Weiss
                              Lipödem & Cellulite
                              Problemzonen Symptome neueste Therapien

                              Paperback, Broschur, 96 Seiten, 17,2x20,2
                              ISBN: 978-3-517-08216-5

                              Südwest

                              Erscheinungstermin: März 2007

Wirksame Hilfe vom Fernseharzt

Millionen Frauen in Deutschland leiden darunter: unter dem so genannten Lipödem,
Fettansammlungen im Unterhautgewebe. Der bekannte Arzt und Autor Dr. Thomas. Weiss
trifft in seiner Praxis seit einiger Zeit verstärkt auf dieses Phänomen: Frauen mit stark
geschwollenem Gliedmaßen kommen vermehrt zu ihm, weil er als einer der ersten Ärzte
wirkungsvolle Methoden gegen Lipödeme entwickelt hat. Lipödeme führen zu Schwellungen,
Schmerzen, Unregelmäßigkeiten und/oder Verdickungen der Haut, vor allem an den
Oberschenkeln. Dort kommt es oft auch zu dem so genannten „Orangenhautphänomen",
der „Zellulitis“, einem eher ästhetischem Problem. Bereits kleine Stöße im Alltag führen zu
Blutergüssen und besonders im Bereich der Oberschenkel-Innenseiten kommt es leicht zu
Entzündungen, da sich die Haut wund scheuert. Dr. Weiss erklärt in diesem Buch diese noch
kaum bekannte, aber weit verbreitete und unangenehme Krankheit und beschreibt geeignete
Behandlungsmethoden: Entstauung durch Vakuummassagen, spezielle Massagetechniken
sowie Kompressionsbehandlungen. Dazu empfiehlt er eine Ernährungsumstellung und
medikamentöse Maßnahmen. Endlich finden Betroffene hier einen kompetenten Ratgeber für ihr
Problem.
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