Lokales Planungsdokument 2021

Die Seite wird erstellt Stefan-Di Schmidt
 
WEITER LESEN
Stand: 02.11.2020

          Lokales Planungsdokument 2021
               für den dezentralen Planungsprozess im SGB II des
                                  Jobcenters               Kreis Kleve

Inhalt:

      A. Finanzielle und personelle Ausstattung des Jobcenters

      B. Prioritäre Ziele und Themen des Jobcenters 2021

      C. Rahmenbedingungen in Zeiten der Corona-Pandemie

      D. Geplante Handlungsansätze zu den Schwerpunktthemen der Steuerung

          1. Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbezug vermeiden und
             verringern (einschl. soziale Teilhabe und Coaching)
          2. Gleichberechtigte Förderung und Integration von Frauen und Männern
             verbessern
          3. Menschen mit Migrationshintergrund in Arbeit und Ausbildung
             integrieren (einschl. geflüchtete Menschen)
          4. Digitalisierung optimieren
          5. Weiteres lokales Schwerpunktthema des Jobcenters

      E. Ausschöpfung interner Potentiale
A. Finanzielle und personelle Ausstattung des Jobcenters

Budget (EGT, VWT, Umschichtungen):

Dem Jobcenter Kreis Kleve stehen nach einer ersten vorläufigen Mitteilung des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales folgende Budgets für die Eingliederung und
Betreuung der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten zur Verfügung:

für Verwaltungsmittel                             17.127.190,- Euro

für Eingliederungsmittel                          13.972.608,- Euro

Hinzu kommen die Mittel für die Ausfinanzierung der Leistungen nach § 16e SGB II i. d. F.
bis 31.03.2012, die separat ausgewiesen werden. Auf Basis dieser ersten vorläufigen
Mittelverteilung ist ein Rückgang des Gesamtbudgets gegenüber dem Vorjahr festzustellen
(-2,8 %).

In den Vorjahren war das zur Verfügung stehende Budget im Bereich der Verwaltungsmittel
stets nicht auskömmlich, sodass entsprechend mit einem Umschichtungsbetrag von den
Eingliederungsmitteln zu den Verwaltungsmitteln kalkuliert worden ist. Dieser kalkulierte
Umschichtungsbetrag für das Jahr 2020 liegt aktuell bei ca. 2,4 Mio. Euro.

Da die zur Verfügung stehenden Budgets in 2021 ähnlich zu denen aus dem Vorjahr sind
und zudem – wie nachstehend erläutert – keine gravierenden personellen Veränderungen
geplant sind, wird für 2021 mit einem entsprechenden Umschichtungsbetrag kalkuliert.

Personal (derzeitige Personalsituation, geplante Veränderungen, Betreuungsschlüssel):

Der Kreis Kleve weist aktuell für den Bereich der passiven Leistungen einen Personaleinsatz
in Höhe von ca. 130 Vollzeitäquivalenten und für den Bereich der aktiven Leistungen einen
Personaleinsatz in Höhe von ca. 100 Vollzeitäquivalenten auf.

Auf Basis der aktuellen T-3 Daten der erwerbsfähigen Leistungsberechtigen (eLb) von Stand
Juni 2020 ergibt sich dadurch ein Fallschlüssel von 90 eLb je Vollzeitäquivalente im Bereich
der passiven Leistungen sowie 116 eLb je Vollzeitäquivalente im Bereich der aktiven
Leistungen.

Derzeit weist der Personaleinsatz in 2020 etwas geringere Vollzeitäquivalente als im Jahr
2019 vor, was unter anderem mit den Abordnungen im Zusammenhang mit der Corona-
Pandemie zu begründen ist.

Für 2021 sind keine gravierenden personellen Veränderungen geplant, sodass mit einem
ähnlichen Personaleinsatz wie in 2020 kalkuliert wird. Je nach Entwicklung der Corona-
Pandemie wird allenfalls auf Grund steigender Fallzahlen ein leichter Anstieg der
Vollzeitäquivalente erwartet. Besondere Schwierigkeiten und Probleme im Bereich der
personellen Ausstattung entstehen regelmäßig durch eine erhebliche Fluktuation der
eingesetzten Mitarbeiter1. In der jüngeren Vergangenheit kam es regelmäßig zu
Personalwechseln aufgrund von Kündigungen, Krankheiten, Versetzungen oder Elternzeit.
Oft konnten die Stellen nicht nahtlos nachbesetzt werden. Zudem können
Stellenausschreibungen nicht immer bedient werden.

1
 In dem vorliegenden lokalen Planungsdokument erfolgt keine Differenzierung zwischen den Geschlechtsformen,
um die Lesbarkeit nicht einzuschränken. Es sind stets alle Geschlechter adressiert.
                                                                                                         2
B. Prioritäre Ziele und Themen des Jobcenters 2021
Bitte benennen Sie kurz Ihre konkreten geschäftspolitischen Ziele für 2021, sortiert nach der Priorität
(max. 5).

1. Auch im Jahr 2021 wird das Geschehen um die Corona-Pandemie ein zentraler
Einflussfaktor auf die Arbeit der kommunalen Jobcenter sein. Vorrangiges Ziel des
Jobcenters Kreis Kleve ist daher die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs sowie die
Sicherung der Betreuung der Arbeitsuchenden.

2. Der Aufbau von Beschäftigungsverhältnissen nach § 16i SGB II ist zentraler Baustein in
der Integrationsstrategie des Jobcenters Kreis Kleve und war eines der Schwerpunktthemen
in den Jahren 2019 und 2020. Im Jahr 2021 laufen zahlreiche befristete
Beschäftigungsverhältnisse aus. Ziel ist es daher, darauf hinzuwirken, dass diese
Arbeitsverhältnisse fortgeführt werden.

3. Die Optimierung der Digitalisierung ist ein zentrales Ziel für die Weiterentwicklung des
Jobcenters Kreis Kleve. Dabei wird insbesondere den Möglichkeiten der Online-
Terminvergabe und des Hochladens von Unterlagen durch die Kunden eine besondere
Priorität beigemessen.

Im Übrigen sind die priorisierten Ziele des Jobcenters Kreis Kleve deckungsgleich mit den
Vorgaben des MAGS NRW für das Jahr 2021.

                                                                                                      3
C. Rahmenbedingungen in Zeiten der Corona-Pandemie
  (Herausforderungen, wie Struktur der Leistungsbezieher, Aufnahmefähigkeit/Bedarfe des
  Arbeitsmarktes, Maßnahmeinhalte/-formate)

  Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Kleve bleibt angesichts der fortbestehenden
  Corona-Pandemie kritisch, auch wenn die negativen Auswirkungen der Corona-Krise der
  vergangenen Monate im Oktober ein wenig nachgelassen haben. Die aktuelle
  Auswertung des Jobcenters Kreis Kleve weist im Kreisgebiet aktuell 7.845 SGB-II-
  Bedarfsgemeinschaften aus – 119 weniger als im September. Von den 14.170
  Menschen, die in diesen Bedarfsgemeinschaften leben, sind 10.454 erwerbsfähige
  Leistungsberechtigte.

  Die Zahlen der Vermittlung in Arbeit werden in der Statistik des Jobcenters Kreis Kleve
  mit einer dreimonatigen Wartezeit erfasst. Somit werden aktuell die Zahlen aus dem
  Monat Juni abgebildet, als die Folgen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft und den
  Arbeitsmarkt deutlich sichtbar wurden. So konnten im Juni 2020 lediglich 139 Personen
  durch die Jobcenter in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit vermittelt werden. Die
  Anzahl der Vermittlungen in den ersten Arbeitsmarkt ist damit gegenüber dem
  Vorjahresmonat gesunken (-67). Ebenso verhält es sich bei den Vermittlungen in
  Minijobs. Im Juni 2020 starteten 68 Personen in einem Minijob – im Vorjahr waren es
  112. In den vergangenen drei Jahren hatte die sehr stabile, gute Wirtschaftslage im Kreis
  Kleve hohe Vermittlungszahlen ermöglicht. Die nun erkennbaren Rückgänge – in den
  Monaten April und Mai haben sich die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr halbiert – waren
  angesichts der Corona-Krise unvermeidbar.

  Die Corona-Pandemie wirkt sich wohlbemerkt nicht nur auf die monatlichen Zahlen aus,
  sondern auch auf die Geschäftspolitik des Jobcenters Kreis Kleve. Durch die
  Schließungen der örtlichen Jobcenter im Lock-Down konnten den Kunden keine freien
  Sprechstunden und Notfallsprechstunden mehr angeboten werden. Viele
  Angelegenheiten konnten über die Kommunikationsmittel E-Mail und Telefon geklärt
  werden und auch Beratungsgespräche konnten auf diesem Wege geführt werden.
  Persönlicher Kundenkontakt fand nur noch nach Terminvereinbarung unter Einhaltung
  entsprechender Hygienemaßnahmen statt.

  Der Wegfall der Sprechstunden bewies sich als richtiger und wichtiger Schritt. So wurde
  unter anderem festgestellt, dass durch die grundsätzliche Terminierung eine bessere
  Planbarkeit der Beratungsgespräche und der laufenden Tätigkeiten erreicht werden
  kann. Die Termine können durch die Mitarbeiter gezielt vorbereitet werden. Aus diesen
  Gründen wird eine Online-Terminvergabe eingeführt, welche die Umstellung weg von der
  freien Sprechstunde flankieren und diese mittelfristig ersetzen soll.

  Durch die steigende Zahl der Corona-Infizierten haben im Kreis Kleve die ersten örtlichen
  Jobcenter wieder grundsätzlich geschlossen, sodass sich die Geschäftspolitik vom Lock-
  Down wiederholen wird. Hinzu kommt die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Der Arbeitsmarkt
  wird zwar durch den massiven Einsatz von Kurzarbeit weiterhin stabilisiert, dennoch
  rechnet das Jobcenter Kreis Kleve saisonbedingt in den Wintermonaten mit einer
  zunehmenden Arbeitslosigkeit. Davon betroffen sind erfahrungsgemäß insbesondere die
  Wirtschaftszweige Land- und Forstwirtschaft, das Baugewerbe sowie das Gastgewerbe.
  Aufgrund des regelmäßigen Austauschs mit den örtlichen Jobcentern, den entwickelten
  Leitfäden zur alternativen Beratung sowie weitere Digitalisierungsvorhaben stellt sich das
  Jobcenter Kreis Kleve den Herausforderungen zuversichtlich.

                                                                                          4
D. Geplante Handlungsansätze zu den Schwerpunktthemen der
   Steuerung

D.1 Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbezug
vermeiden und verringern (einschl. soziale Teilhabe und Coaching)
Welche Handlungsbedarfe sehen Sie?

Dem Jobcenter Kreis Kleve ist es gelungen, die Anzahl der Langzeitleistungsbeziehenden
beinahe kontinuierlich zurückzuführen. Aktuell liegt die Kennzahl K3 bei - 7,5 % (NRW
- 1,87 %), womit das Jobcenter Kreis Kleve weiterhin den Rang 1 im Kennzahlenvergleich in
NRW belegt. Gleichwohl bleibt die Verringerung des Langzeitleistungsbezuges nach wie vor
die größte Herausforderung.

108 der aktuell 167 16i-Förderfälle laufen im Jahr 2021 aus. Um einen Übergang dieser
Personengruppe in den ersten Arbeitsmarkt erzielen zu können, sind durch die Coaches
frühzeitig Anschlussperspektiven und Qualifizierungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Was wollen Sie in 2021 konkret erreichen?

Im Jahr 2021 wird den Schwerpunkt bei der Vermeidung und Verringerung von
Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbezug das Förderinstrument des § 16i SGB II
bilden. Es stellt in diesem Zusammenhang das erfolgreichste Regelinstrument für das
Jobcenter Kreis Kleve dar. Konkret wird in den Fokus das Übergangsmanagement im
Rahmen einer Beschäftigung nach § 16i SGB II rücken. Angestrebt wird der Übergang der
Geförderten in den ersten Arbeitsmarkt. Ziel ist es, das Übergangsmanagement sechs
Monate vor Ende des bestehenden Arbeitsverhältnisses einzuleiten. Der späteste Zeitpunkt
wird als drei Monate vor Ende des bestehenden Arbeitsverhältnisses herausgestellt.

Des Weiteren sollen die Maßnahmeplätze im Rahmen der weiteren Angebote für diese
Zielgruppe ausgelastet werden.

Welche Handlungsansätze/Aktivitäten haben Sie geplant?

Im Rahmen des Übergangsmanagements werden sowohl der Arbeitnehmer als auch der
Arbeitgeber verstärkt individuell gecoacht, um einen möglichen Motivationsverlust des
Arbeitnehmers vorzubeugen. Dabei ist insbesondere die Bedeutung des Coachings für den
Arbeitnehmer herauszustellen.

Der Coach erarbeitet gemeinsam mit dem Arbeitnehmer eine entsprechende
Anschlussperspektive. Um die Attraktivität des Arbeitnehmers sowohl für den derzeitigen
Arbeitgeber als auch für zukünftige Arbeitgeber zu erhöhen, sollen zunehmend
Qualifizierungen während der aktuellen Beschäftigung durchgeführt werden.

Zur Entwicklung einheitlicher Standards wurde im Rahmen einer Arbeitsgruppe bestehend
aus Vertretern der örtlichen Jobcenter sowie des Kreisjobcenters ein Merkblatt zum
Übergangsmanagement erstellt. Dieses bietet unter anderem einen Überblick über das
Vorgehen bei der Entwicklung von Anschlussperspektiven.

Um auch Anschlussperspektiven für Langzeitarbeitslose außerhalb einer Förderung mit dem
Regelinstrument des § 16i SGB II zu schaffen, werden weiterhin die Maßnahmen
„Aktivierung“ und „Coaching für Erwerbstätige“ angeboten. Ziele der Maßnahmen sind
sowohl die Heranführung an den ersten Arbeits- oder Ausbildungsmarkt als auch die
Beendigung beziehungsweise Vermeidung von Langzeitleistungsbezug und/oder
Langzeitarbeitslosigkeit. Entsprechend wird eine Vielfalt an methodischen und inhaltlichen

                                                                                        5
Unterstützungsmodulen angeboten, welche der Heterogenität der Zielgruppe Rechnung
trägt.

Wer sind Ihre Kooperationspartner?

Um entsprechende Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt zu akquirieren und gezielte Matching-
Prozesse     zu    unterstützen, wird  insbesondere     der    Arbeitgeberservice    im
Übergangsmanagement mit eingebunden. Er verfügt über umfangreiche Informationen zum
aktuellen lokalen Arbeitsmarkt.

D.2 Gleichberechtigte Förderung und Integration von Frauen und
Männern verbessern
Welche Handlungsbedarfe sehen Sie?

Eine qualifizierte Berufsausbildung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die
Integration in den Arbeitsmarkt. Vor allem junge Menschen mit Familienverantwortung haben
es aber oftmals besonders schwer, ihren Wunsch nach einer Berufsausbildung zu realisieren.
Aus diesem Grund rücken auch im Jahr 2021 Erziehende in den Fokus.

Was wollen Sie in 2021 konkret erreichen?

Im Jahr 2021 sollen die 39 kreisweiten Maßnahmeplätze im Rahmen des Aktivcenters für
Erziehende ausgelastet werden.

Da einer Vielzahl an Arbeitnehmern und Arbeitgebern die Möglichkeit der
Teilzeitberufsausbildung nicht bekannt ist, soll dieses Modell im Jahr 2021 verstärkt
vorgestellt werden.

Welche Handlungsansätze/Aktivitäten haben Sie geplant?

Die Maßnahme „Aktivcenter Erziehende“ ist zum 01.09.2020 neu vergeben worden und
endet mit Ablauf des 31.08.2021. Gegenstand der Maßnahme ist die Heranführung der
Teilnehmer an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt durch intensive Aktivierung. Vorrangiges
Ziel ist es, erwerbsfähige, erziehende Leistungsberechtigte durch Unterbreitung
niederschwelliger Angebote im Vorfeld von Qualifizierung und Beschäftigung intensiv zu
aktivieren und damit an den Beschäftigungsmarkt heranzuführen. Die Aktivierung wird durch
intensive sozialpädagogische Betreuung unterstützt und bindet insbesondere die Themen
Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Klärung des Kinderbetreuungsbedarfs. Neben einer
verlässlichen wohnortnahen Regelbetreuung ist eine Notfallbetreuung aufzustellen. Bei
Bedarf soll diese Maßnahme zum 01.09.2021 neu ausgeschrieben werden.

Durch das Förderprogramm „Teilzeitberufsausbildung – Einstieg begleiten – Perspektiven
öffnen (TEP)“, welches bis zum 31.12.2021 verlängert wurde, können ausbildungssuchende
Mütter und Väter bis zu zwölf Monate durch entsprechende pädagogische Fachkräfte
unterstützt werden. Gefördert wird eine maximal sechsmonatige individuelle Unterstützung
der Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche, inklusive der Klärung von Fragen zur
Kinderbetreuungsorganisation sowie eine maximale achtmonatige Begleitung der
betrieblichen Ausbildung in Teilzeit.

Seit dem 01.01.2020 können alle Ausbildungssuchenden das Angebot, eine Ausbildung in
Teilzeit zu absolvieren, in Anspruch nehmen. Dieses Angebot soll entsprechend auch im Jahr
2021 auf (Ausbildungs-)Messen und weiteren Veranstaltungen publik gemacht werden.

Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen?

Das Jobcenter Kreis Kleve steht im Austausch mit den örtlichen Bildungsträgern, die unter
anderem die oben vorgestellten Maßnahmen anbieten.
                                                                                            6
Insbesondere im Rahmen des Projekts „TEP“ wird stets eine enge Zusammenarbeit mit der
Niederrheinischen   Industrie-  und    Handelskammer      Duisburg-Wesel-Kleve,     der
Handwerkskammer Düsseldorf, der Regionalagentur NiederRhein sowie den Beauftragten
für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Wesel, der Kreisverwaltung
Kleve und des Jobcenters Kreis Wesel angestrebt.

D.3 Menschen mit Migrationshintergrund in Arbeit und Ausbildung
integrieren (einschl. geflüchtete Menschen)
Welche Handlungsbedarfe sehen Sie?

Handlungsbedarf wird bei der Vermittlung von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten aus
Krisenstaaten gesehen. Ziel sollte die Vermittlung dieser Personengruppe in eine Maßnahme
oder Ähnlichem innerhalb weniger Monate seit Fallbeginn sein. Durch eine zeitnahe
Mobilisierung könnten Tendenzen sozialer Isolation, die Entstehung und Verfestigung
psychischer und gesundheitlicher Probleme sowie die Destrukturierung der alltäglichen
Zeitrhythmen vermieden werden.

Verbesserungspotential wird auch bei der Teilnahme an Integrations- und Sprachkursen
gesehen. Schließlich ist die Beherrschung der deutschen Sprache für diese Personengruppe
von hoher Bedeutung, um auch eine berufliche Perspektive zu erhalten.

Was wollen Sie in 2021 konkret erreichen?

Um den beschriebenen Problematiken entgegen zu wirken, soll die Personengruppe gezielt
unterstützt, vorbereitet und somit motiviert werden. Ihr sollen verschiedene Ansätze
unterbreitet werden, um eine schnelle und zielführende Vermittlung in Ausbildung oder Arbeit
erreichen zu können.

Welche Handlungsansätze/Aktivitäten haben Sie geplant?

Die Vergabemaßnahme „WeG - Werkakadmie Gemeinsam“ ist vom 01.10.2020 bis zum
30.09.2020 neu vergeben worden. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund (darunter
auch Flüchtlinge) werden bei der Suche nach einer sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigung oder Ausbildung unterstützt. Dabei wird insbesondere für den Personenkreis
der Asylberechtigten/anerkannten Flüchtlingen und Migranten eine berufsbezogene
Sprachförderung integriert.

Es werden verschiedene Maßnahmen über Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine
angeboten, wie beispielsweis die Maßnahme „Perspektive für junge Flüchtlinge“. In dieser
Maßnahme werden die zielgruppenspezifischen Vermittlungshemmnisse im Vorfeld einer
beruflichen Integration festgestellt und verringert beziehungsweise beseitigt.

Im Jahr 2020 fand im Rahmen des Projekts LEADER die „Tour der Betriebe“ statt. Kunden,
die keine Erfahrungen bei Vorstellungsgesprächen und Praktika gesammelt haben, konnten
durch diese Bustour praktische Einblicke in die Tätigkeitsbereiche von Betrieben erhalten.
Welche Beschäftigungsmöglichkeiten bieten sich, welche Rahmenbedingungen herrschen
dort und was erwartet mich in einem Job – diese Fragen konnten im Rahmen von
Betriebsbesichtigungen beantwortet werden. Für das Jahr 2021 ist ein ähnliches Format
geplant.

Vorgesehen ist auch das Angebot eines klassischen Speed-Datings für geflüchtete
Menschen und Unternehmen. Dabei handelt es sich um etwa zehnminütige Einzelgespräche,
in denen sich die teilnehmenden geflüchteten Menschen den Unternehmen aus
unterschiedlichen Branchen vorstellen können. Ihnen wird die Möglichkeit geboten,
Bewerbungsunterlagen für ein Stellenangebot abzugeben. Durch das „Speed-Dating“ wird

                                                                                          7
folglich eine erste Grundlage für          ein   mögliches    anschließendes      Arbeits-   oder
Ausbildungsverhältnis geschaffen.

Außerdem ist beabsichtigt, die Angebote des BAMF zur Durchführung von Sprachkursen B1
mit fachpraktischen Anteilen abzurufen. Es sollen vornehmlich Teilnehmerinnen und
Teilnehmer berechtigt werden, bei denen von einem eher geringen Bildungs- bzw.
Qualifizierungsniveau und von geringen Lernerfahrungen auszugehen ist. Häufig haben die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer wenig bis keinen Sprachkontakt mit der Zielsprache
Deutsch. Voraussetzung ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mindestens einen
Integrationskurs vollständig absolviert haben. Eine sozialpädagogische Unterstützung soll
während der Kursdurchführung zur Verfügung stehen.

Wer sind Ihre Kooperationspartner?

Ein regelmäßiger Austausch findet beim „Runden Tisch Sprache“ mit den örtlichen Bildungs-
und Sprachkursträgern, dem Kommunalen Integrationszentrum, der Agentur für Arbeit Wesel
und der Ausländerbehörde des Kreises Kleve statt. An diesem Format nimmt auch die
Regionalkoordination des BAMF teil.

Im Rahmen des Projekts LEADER „Unser Dorf ist stark durch Vielfalt“, welches durch den
Caritasverband Geldern Kevelaer e.V. initiiert wird, wird mit weiteren Netzwerkpartnern, wie
beispielsweise den Kammern, kooperiert.

D.4 Digitalisierung optimieren
Ausgangssituation (Stand der Digitalisierung, intern, externer online-Zugang, Softwarehersteller)

Das Jobcenter Kreis Kleve versteht sich als kommunales Jobcenter, das nah an den
Menschen ist. Neben der Delegation auf die kreisangehörigen Kommunen gehört zur
Fortentwicklung dieses Ansatzes auch ein digitales Selbstverständnis. Diesem Verständnis
wird bereits seit mehreren Jahren durch die Einführung der e-Akte sowie der guten
Erreichbarkeit auch über Email Rechnung getragen. Die Corona-Pandemie hat der
Entwicklung auf diesem Gebiet einen enormen Schub gebracht, sodass es ein zentrales Ziel
des Jobcenters Kreis Kleve ist, die digitale Entwicklung im Interesse der Kundinnen und
Kunden voranzutreiben.

Was wollen Sie in 2021 konkret erreichen?

Im Jahr 2021 sollen verschiedene digitale Vorhaben angestoßen und weiterentwickelt
werden. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass die digitalen
Serviceleistungen eng miteinander verzahnt sind und nicht unkoordiniert nebeneinander
herlaufen. Daher haben wir bereits in 2020 sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
den örtlichen Jobcentern sowie die Kundinnen und Kunden befragt, welche digitalen
Vorhaben sie besonders wichtig finden. Ausgehend von diesen Ergebnissen haben wir eine
Priorisierung vorgenommen. Das konkrete Ziel besteht darin, dass Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sowie Kundinnen und Kunden im Laufe des Jahres 2021 die zusätzlichen
digitalen Services spürbar wahrnehmen und das Angebot des Jobcenters Kreis Kleve in der
Folge als noch kundenfreundlicher wahrgenommen wird.

Welche Handlungsansätze/Aktivitäten haben Sie geplant?

Ausgehend aus der o. a. Priorisierung ergeben sich folgende geplante Aktivitäten:

- Einführung einer Online-Terminvergabe
- Umsetzung des digitalen SGB II-Leistungsantrags
- Beratung über alternative Formen, wie z. B. Videoberatung
- Förderung der digitalen Kompetenzen bei Jobcentermitarbeiterinnen und -mitarbeitern

                                                                                                8
- Möglichkeit des Uploads von Unterlagen

Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen?

Eine enge Zusammenarbeit erfolgt mit dem Softwarehersteller AKDN, der bereits die
Fachanwendungen WebDialog und FMG II für das Jobcenter Kreis Kleve zur Verfügung
stellt. Eine direkte Unterstützung erfolgt durch das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein.
Die Umsetzung der Digitalisierungsvorhaben wird beratend von der Firma Con_sens
unterstützt.

Von besonderer Bedeutung ist darüber hinaus ein regelmäßiger überregionaler Austausch
der kommunalen Jobcenter zu diesen Themen, um einen stetigen und nachhaltigen
Wissenstransfer zu ermöglichen und unnötige Doppelarbeiten und Fehler zu vermeiden.

Darüber hinaus ist die Kreisverwaltung Kleve als örtliche Gebietsköperschaft zur Umsetzung
des OZG verpflichtet. Auch hier erfolgt eine enge Verzahnung zwischen Hauptverwaltung
und Jobcenter.

D.5 Weiteres lokales Schwerpunktthema des JC 2021
Unter B. haben Sie Ihre prioritären Ziele und Themen für 2021 benannt. Bitte stellen Sie im
Folgenden das wichtigste Schwerpunktthema Ihres JC für 2021 dar, welches nicht bereits unter D.1
bis D.4 benannt wurde.

Was ist der Anlass für Ihre Wahl und wie ist die Ausgangslage?

Die Corona-Pandemie ist das zentrale Thema des Jahres 2020 und wird nach hiesiger
Einschätzung auch im Jahr 2021 die Arbeit des Jobcenters erheblich beeinflussen. Auf Grund
der Tatsache, dass die Pandemie in den verschiedensten Bereichen auf die
geschäftspolitische Arbeit der Jobcenter einwirkt, stellt sie sicherlich die größte
Herausforderung im Jahr 2021 dar.

Was wollen Sie konkret erreichen?

Im Fokus der Bemühungen steht die Aufrechterhaltung des Beratungsangebots in den
örtlichen Jobcentern (analog und digital), die Vermittlung in Arbeit auch in Zeiten eines
(voraussichtlich) sinkenden Arbeitsplatzangebots sowie die Vermeidung von Leistungsbezug
von Personen, die vor dem Verlust des Arbeitsplatzes stehen.

Welche Aktivitäten haben Sie geplant?

Die Aktivitäten sind sicherlich auch abhängig                  von    der    Entwicklung     des
Pandemiegeschehens, jedoch sollen insbesondere:

bestehende Förderungen stabilisiert und weitergeführt werden.

Beratungsstrukturen ausgebaut werden.

die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Akteuren intensiviert werden.

Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen?

Die Organisation als kommunales Jobcenter bietet hier viele Chancen und Vorteile. Eine
enge Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Kommunen/örtlichen Jobcentern ist
etabliert und bietet in dieser Situation eine gute Grundlage zur Zusammenarbeit. Außerdem

                                                                                                   9
erfolgt eine enge Abstimmung mit dem Gesundheitsamt sowie den weiteren Abteilungen des
Fachbereichs Jugend, Soziales und Jobcenter beim Kreis Kleve.

Außerdem ist die enge Verzahnung mit anderen Jobcentern in NRW und darüber hinaus ein
hilfreiches Instrument, um eine strategisch durchdachte Aufgabenerfüllung zu gewährleisten.

E. Ausschöpfung interner Potentiale
Wo liegen die internen Verbesserungspotentiale Ihres Jobcenters? Welche Ansatzpunkte sollen in
2021 verfolgt werden, um die Performance des Jobcenters weiterzuentwickeln? Bitte benennen Sie
bis zu drei Themen.

1. Internes Potential

Thema Weiterentwicklung des Interkommunalen Benchmarking SGB II im Kreis Kleve

Als Ergebnis einer Organisationsanalyse des Jobcenters wurde im Jahr 2014 ein
interkommunales Benchmarking unter Moderation von der Fa. con_sens im Kreis Kleve
gestartet. Übergeordnetes Ziel war die Bündelung der Kräfte aller Akteure mit dem Ziel der
Ergebnisverbesserung.

Über die inhaltlichen Themen hinaus hat das Benchmarking in seinem Verlauf zu einer
spürbar neuen Kultur im Umgang miteinander geführt, welche sich insgesamt positiv auf die
Aufgabenwahrnehmung und Zusammenarbeit im Verhältnis Kreis und Städte und
Gemeinden ausgewirkt hat.

In 2020 wurde das Format nach einigen Jahren der Umsetzung angepasst und um einen
Strategieworkshop und anschließende Workshops zur Bearbeitung eines Jahresthemas
erweitert. Eine Umkehr in den Rollen und Abfolgen sollte dergestalt stattfinden, dass bei
einem gemeinsamen Strategietag oder einer Jahresauftaktklausur vor Beginn eines
jeweiligen Benchmarking-Zyklus die Festlegung von zentralen Strategien und thematischen
Schwerpunkten, als gemeinsamer Orientierungsrahmen, erfolgen sollte.

Geplante Weiterentwicklung in 2021

Nach der konkreten Arbeit am Jahresthema 2020 „Neue Formen der Beratung“ soll das
Konzept im Jahr 2021 weiterentwickelt werden. Dabei soll durch die Verfestigung der
Strukturen vor allem die neue Arbeit an Jahresthemen etabliert werden. Vorgesehen ist die
Stärkung von Experteninputs, insbesondere durch die Einbindung der örtlichen Jobcenter
oder aber externen Fachleuten. Hierzu wurde in 2020 ein erfolgreicher Probedurchlauf zum
Thema „Online-Antrag im SGB II“ durchgeführt.

                                                                                             10
Sie können auch lesen