MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark

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MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
Nr.02Z034436 • P.b.b. Verlagspostamt 8010

D I E WA S S E R Z E I T S C H R I F T D E R S T E I E R M A R K                                                          1/2015

                                                             22. MÄRZ 2015

                                                            WASSER UND NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

   NATIONALER GEWÄSSERBE-                                          HYDROLOGISCHE       PROJEKT „EFFORS“
   WIRTSCHAFTUNGSPLAN II                                           ÜBERSICHT           WELTRAUMTECHNOLOGIEN IM
   ENTWURF 2015                                                    FÜR DAS JAHR 2014   HOCHWASSERPROGNOSESYSTEM
MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
WELTWASSERTAG 2015
                                      PROGRAMM

    A
            uch heuer wartet der      Der Weltwassertag wird seit 1993 jährlich am 22. März began-
            Weltwassertag mit einem   gen. Der Weltwassertag ist ein Ergebnis der UN-Weltkonferenz
            umfassenden Rahmen-       über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Er steht
    programm auf. Gefeiert wird       in jedem Jahr unter einem anderen Motto. 2015, im Jahr der Ver-
    der Weltwassertag in Graz am      abschiedung der neuen globalen Ziele nachhaltiger Entwick-
    Mittwoch, dem 18. März 2015 am    lung, steht der Weltwassertag unter dem Motto „Wasser und
    Grazer Hauptplatz.                nachhaltige Entwicklung“.

    Schulbezogene Veranstaltung:
    Programm von 09.00 - 11.00 Uhr:   Flashmob mit Willi Gabalier

                                      Wassertanz: Preisübergabe für die meisten „Klicks“
                                      Klassen-Wettbewerb
                                      Zeigt uns euren Wassertanz und füllt eure Klassenkassa.

                                      Wie könnt ihr teilnehmen?
                                      „Dancing Star“ Willi Gabalier hat einen Tanz vorbereitet, den ihr
                                      nachtanzen könnt. Macht von eurer Performance ein Video und schickt
                                      es uns. Oder kreiert euren eigenen Wassertanz und schickt uns davon
                                      das Video. Die Videos sendet ihr an die Adresse gonzo@gonzomedia.at.
                                      Ihr erhaltet postwendend einen YouTube Link mit eurem Video. Danach
                                      geht es darum, so viele Klicks wie möglich zu sammeln. Gezählt wird je-
                                      der Klick bis zur Ziehung am Grazer Hauptplatz am 18.03.2015, 09.00 Uhr.

                                      Wer kann gewinnen?
                                      Die Schulklasse, die die meisten Klicks gesammelt hat und bei unse-
                                      rer Veranstaltung am 18.03.2015 am Grazer Hauptplatz anwesend ist,
                                      gewinnt.

                                      Was gibt es zu gewinnen?
                                      Ihr könnt unter diesen Preisen auswählen:
                                      • Trinkbrunnen der Holding Graz Services oder
                                      • 800 Euro für eure Klassenkasse

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MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
INHALTS-
                           22. MÄRZ 2015                               VERZEICHNIS
                                                                       Für unser wichtiges Gut WASSER –
                                                                       Wasserthemen der Zukunft
                                                                       Interview mit Bundesminister
                                                                       Andrä Rupprechter und Wasser-Landesrat
                                                                       Johann Seitinger
                           WASSER UND NACHHALTIGE ENTWICKLUNG          Mag. Sonja Lackner ................................................................................................... 4

                                                                       Wasser und nachhaltige Entwicklung –
                                                                       Weltwassertag 2015
                                                                       DI Johann Wiedner ...................................................................................................... 8

                                                                       Nationaler Gewässerbewirtschaftungs-
                                                                       plan II – Entwurf 2015
                                                                       DI Urs Lesky ........................................................................................................................... 10

                                                                       Schutz von Gewässerstrecken –
                                                                       Ein Beitrag zur nachhaltigen
                                                                       Gewässerbewirtschaftung
Gewinnspiel „Wetterraten“ mit Antenne Steiermark                       Mag. Dr. Margret Zorn,
                                                                       Mag. Volker Strasser ........................................................................................... 14
In Kooperation mit der Antenne Steiermark wartet ein tolles Gewinn-
spiel rund um die Frage: „Wie wird das Wetter am 18. März 2015         Programm zum Schutz von Grundwasser
um 10 Uhr am Grazer Hauptplatz?“                                       Grundwasserschutzprogramm Graz –
                                                                       Bad Radkersburg
                                                                       Mag. Dr. Michael Ferstl .................................................................................. 18
Was kann man gewinnen?                                                 Der Boden und seine Funktionen
• 2 Holding Graz Linien-Cards im Wert von je 300 Euro                  Mag. Dr. Michael Ferstl .................................................................................. 24
• 2 Family Freizeitkarten für je 2 Erwachsene und 2 Kinder für alle
                                                                       Hydrologische Übersicht für das Jahr 2014
  Schwimmbäder der Holding Graz Freizeit und den Schöckl               Mag. Barbara Stromberger,
                                                                       DI Dr. Robert Schatzl, Ing. Josef Quinz .............................. 28
• 2 Energie Graz Gutscheine im Wert von je 200 Euro
Teilnahmebedingungen auf www.holding-graz.at/teilnahmebedingungen.     Martkgemeinde Übelbach ist steirische
                                                                       NEPTUN Wasserpreisgemeinde 2015
                                                                       Mag. Elfriede Stranzl, MSc ...................................................................... 34
Verteilung einer COOLen Wasserzeitung
Diese 16-seitige Zeitung beleuchtet das Thema „Wasser“ von unter-      Das Projekt EFFORS –
                                                                       Eine Machbarkeitsstudie über den Einsatz
schiedlichen Seiten und bietet folgende Informationen:                 von Weltraumtechnologien in einem
                                                                       Hochwasserprognosesystem
                                                                       Mag. Dr. Christophe Ruch,
•   Infos über den Wasserkreislauf                                     Mag. Dr. Hermann Stadler,
                                                                       DI Dr. Robert Schatzl ............................................................................................ 36
•   dass kein Tropfen verloren geht
•   wie viel Wasser der Mensch täglich braucht                         Hochwasserrisikomanagementpläne
•   woher das Wasser eigentlich kommt                                  in der Steiermark
                                                                       Mag. Cornelia Jöbstl, DI Ines Fordinal,
•   was passiert, wenn es den Kanal hinunterrinnt                      DI Albert Schwingshandl, DI Rudolf Hornich,
                                                                       Ing. Christoph Schlacher, MSc ........................................................ 40

Diese Informationen und noch viel mehr werden auf 16 Seiten anschau-   Von „Motorboot-Käfern“ und „Dinosauriern“ –
lich dargestellt.                                                      Schulspaß in der Kesselfallklamm
                                                                       Mag. Elfriede Stranzl, MSc,
                                                                       Mag. Ulrich Griesbacher, Bakk. ..................................................... 44
Die Wasserzeitung wird nicht nur bei der Veranstaltung am 18. März     Veranstaltungen .......................................................................................................... 46
verteilt, sondern kommt auch als Beilage in das Jugendmagazin COOL.

                                                                                                                                                                                                       3
MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
FÜR UNSER WICHTIGES GUT WASSER –
    WASSERTHEMEN DER ZUKUNFT
    INTERVIEW MIT BUNDESMINISTER ANDRÄ RUPPRECHTER UND
    WASSER-LANDESRAT JOHANN SEITINGER

                                                 Wir alle nutzen und (ge-)brauchen Wasser jeden Tag – meis-
                                                 tens ohne darüber nachzudenken. Wasser betrifft uns aber
                                                 auf so mannigfaltige Weise, sei es als Trinkwasser, das als
                                                 Brauchwasser wieder entsorgt werden muss. Oder der Was-
                                                 serlebensraum in der Natur mit unseren Flüssen und Seen. Als
                                                 Energielieferant im Bereich der erneuerbaren Energie. Oder
                                                 aber auch als Gefahrenquelle, wenn Starkregen und Hoch-
                                                 wässer unser Hab und Gut bedrohen. Daher ist es wichtig,
      Mag. Sonja Lackner
                                                 das Bewusstsein für das wichtige Gut WASSER zu stärken. Zu
      Amt der Steiermärkischen Landesregierung   diesen verschiedensten Herausforderungen im Bereich der
      Abteilung 14
      Wasserwirtschaft, Ressourcen
                                                 Wasserwirtschaft haben wir Herrn Bundesminister für Land-
      und Nachhaltigkeit                         und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Andrä
      8010 Graz, Wartingergasse 43
      Tel.: +43(0)316/877-2574
                                                 Rupprechter und Herrn Wasser-Landesrat Johann Seitinger
      sonja.lackner@stmk.gv.at                   befragt.

     Herr Landesrat, vor welchen                 diesem Wassernetzwerk wurde           im Alltag für uns nicht sichtbar
     Herausforderungen steht die                 eine generationenübergreifende        oder wahrnehmbar. Für uns ist es
     Wasserversorgung in Hinblick                Sicherung der Trinkwasserversor-      selbstverständlich, dass wir den
     auf die Klimaveränderungen?                 gung für weite Teile der Steiermark   Wasserhahn aufdrehen und sau-
     Sind die Steirerinnen und                   geleistet.“                           berstes Trinkwasser zur Verfügung
     Steirer abgesichert?                                                              haben. Wir wissen aber, dass sehr
                                                  Sehen Sie Bedarf bei der Infra-      viele Leitungen und Abwasser-
    LR Seitinger: „Rund 90 % der                  struktur im Bereich der Trink-       netze veraltet sind und daher der
    steirischen Bevölkerung bezieht               wasserver- bzw. Abwasserent-         Erhalt zukünftig umso wichtiger
    ihr Trinkwasser aus öffentlichen              sorgung – Stichwort Generationen-    und notwendiger werden wird. Wir
    Wasserversorgungsanlagen. In                  verantwortung?                       haben derzeit einen Erneuerungs-
    der Steiermark haben wir mit dem                                                   bedarf von jährlich ein bis zwei
    Wasserversorgungsplan Steier-                LR Seitinger: „Ja, wir müssen in      Prozent des Netzes. Derzeit liegen
    mark ein einzigartiges Projekt, das          diesem so wichtigen, aber oft nicht   aber die Erneuerungsraten bei
    die Wasserversorgung vernetzt                sichtbaren Versorgungsbereich für     kommunalen Anlagen weit unter
    und wo bei Bedarf durch leistungs-           unsere künftigen Generationen         einem Prozent pro Jahr. Hier müs-
    fähige Transportleitungen saube-             Verantwortung übernehmen. Die         sen wir daher noch viel Bewusst-
    res Trinkwasser in wasserarme                Wasser- und Abwasserleitungen         sein für dieses so wichtige Thema
    Gebiete geführt werden kann. Mit             sind im Untergrund vergraben und      schaffen.“

4
MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
Apropos Bewusstsein schaffen –
 der heurige Weltwassertag steht
 unter dem Motto „Nachhaltige
 Entwicklung“ – Herr Bundes-
 minister, welche Aktivitäten sind
 aus Ihrer Sicht hier besonders
 wichtig?

BM Rupprechter: „Wasser ist eine
lebensnotwendige und unver-
zichtbare Ressource, die weltweit,
aber auch in Österreich unserer
höchsten Aufmerksamkeit bedarf.
Das setze ich in meiner politischen
Tätigkeit auf vielen fachlichen Ebe-
nen und in einem regen Austausch
mit den Bundesländern und Ge-
meinden, aber auch auf EU-Ebe-
ne um. Besonders hervorheben
möchte ich dabei das Wasserak-
tionsprogramm, das ich letztes
Jahr gestartet habe. Umfangreiche
Maßnahmen in wichtigen The-
menfeldern der Wasserwirtschaft         Bundesminister Andrä Rupprechter © Alex Gretter

werden hier im Sinne einer „Nach-
haltigen Entwicklung“ fokussiert.      Facetten des Wassers und der                       bindung der Bevölkerung ist mir
Wesentliche Säulen sind dabei          nachhaltigen Bewirtschaftung.                      persönlich ein großes Anliegen. Es
der Schutz vor Naturgefahren, die                                                         kann nicht sein, dass immer vom
Trinkwasserver- und Abwasserent-       Auch den Wasserpreis Neptun                        „grünen Tisch“ aus geplant wird
sorgung sowie die Bewusstseinsbil-     sehe ich als wichtige Aktivität zur                und die Menschen, die es letztend-
dung für unser Wasser.“                Einbindung der Öffentlichkeit und                  lich betrifft, nicht informiert oder
                                       natürlich auch der Fachwelt an. Wir                eingebunden werden. Deshalb
 Sehen Sie diese Aktionen also als     haben heuer neben den Fachkate-                    bemühen wir uns gemeinsam mit
 wichtige und notwendige Stütze        gorien erstmals die Neptun Was-                    den Bundesländern und Gemein-
 für mehr Wasserbewusstsein?           serpreisGEMEINDE ausgezeichnet                     den darum, gute Informationen zu
                                       und ich gratuliere der steirischen                 wichtigen Wasserthemen anzu-
BM Rupprechter: „Ja, unbedingt!        Gemeinde Übelbach sehr herzlich                    bieten und die Möglichkeit zum
Die öffentlichkeitswirksame Um-        zur Auszeichnung und zum nach-                     Mitreden zu bieten.
setzung dieser Themen erfolgt im       haltigen Engagement für Wasser.“
Rahmen meiner L-TrägerInnen-                                                              Für den 2. Nationalen Gewässer-
kampagne. Hier stehen Fachexpert-       Sie haben es selbst angespro-                     bewirtschaftungsplan und den
Innen aus dem Wasseraktions-            chen und es ist auch gerade ge-                   1. Hochwasserrisiko-Management-
programm stellvertretend für die        startet worden, die Einbindung                    plan gibt es bis 21. Juli 2015 die
vielen Menschen, die sich für           der Öffentlichkeit bei Wasser-                    Möglichkeit sich über die Plattform
Österreich hier so erfolgreich          fragen. Was bieten Sie hier den                   www.wasseraktiv.at von den ge-
engagieren und international            ÖsterreicherInnen an?                             planten Maßnahmen selbst ein Bild
positionieren. Im internationalen                                                         zu machen und eine Einschätzung
Vergleich haben wir in Österreich      BM Rupprechter: „Die professi-                     dazu abzugeben. Dazu lade ich
eine Spitzenposition bei sämtlichen    onelle und möglichst breite Ein-                   alle ein!“

                                                                                                                                 5
MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
Herr Landesrat, Wasser ist unser
     wichtigstes Lebensmittel. Wird es
     in der Bevölkerung Ihrer Meinung
     nach auch so wahrgenommen,
     geschätzt und gewürdigt?

    LR Seitinger: „Für uns alle ist es
    eine Selbstverständlichkeit, die
    Wasserleitung aufzudrehen und
    das Wasser direkt aus der Leitung
    zu genießen, wann immer wir
    wollen. Das führt leider oft auch
    dazu, dass mit dieser kostbaren
    Ressource allzu verschwenderisch
    umgegangen wird. Bewusst wird
    einem das leider oft erst, wenn
    man in Zeitungen darüber liest,
    dass Menschen in vielen Regionen
    der Welt keinen Zugang zu saube-
    rem Trinkwasser haben, oder wenn
    man im Urlaub Leitungswasser
    nicht trinken kann und für Trink-
    wasser in der Flasche bezahlen
    muss. Das Thema geht uns alle an.
    Da muss sich jeder selbst an der
    Nase nehmen und jeden Tag etwas       Wasser-Landesrat Johann Seitinger © Lebensressort

    dazu beitragen, unser wichtigstes
    Lebensmittel nicht unnütz zu ver-     Lebensraum geben zu können.                     Wege gehen. Das ist ein neuer
    schwenden.“                           Der von BM Rupprechter bereits                  Umgang mit den Naturgewalten.
                                          angesprochene Nationale Gewäs-                  Wir gehen damit weg von einer
     Nun zum Thema Wasser und             serbewirtschaftungsplan sieht in                punktuellen und anlassbezogenen
     Energie – wie sehen Sie die          seinen Analysen unter anderem                   hin zu einer ganzheitlichen Be-
     Zukunft der Wasserkraft in der       vor, wie man mit besonders schüt-               trachtung des Hochwasserschut-
     Steiermark?                          zenswerten Gewässern umgehen                    zes. Mit den, gemeinsam mit der
                                          muss bzw. welche Maßnahmen                      TU-Graz erstellten, Risikokarten
    LR Seitinger: „Die Wasserkraft        im ökologischen Sinne notwendig                 werden Prognosen optimiert und
    ist eine der saubersten Energiefor-   sind, um eine Durchgängigkeit der               ein entsprechendes Flächenma-
    men und sie soll sich im Wasser-      Fließgewässer zu gewährleisten.“                nagement sichergestellt.
    land Steiermark weiterentwickeln
    können. Gleichzeitig tragen wir        Die Steiermark war in den letzten              Damit verbunden wird der Ausbau
    aber eine große Verantwortung für      Jahren immer wieder von drama-                 des technischen Hochwasser-
    einen nachhaltigen ökologischen        tischen Hochwasserereignissen                  schutzes forciert und die Bewusst-
    Kreislauf. Unser Ziel ist es, die      betroffen – wie sieht die Schwer-              seinsbildung in der Bevölkerung
    Wasserkraft weiter auszubauen,         punktsetzung für das heurige                   vorangetrieben. Denn auch, wenn
    aber gleichzeitig eine mittel- bis     Jahr aus?                                      in der Steiermark jetzt schon pro
    langfristige Absicherung ökologi-                                                     Jahr rund 40 Millionen Euro in
    scher Flussstrecken zu erreichen,     LR Seitinger: „Wir wollen mit der               den Hochwasserschutz investiert
    die unangetastet bleiben sollten,     Umsetzung unserer Hochwasser-                   werden, müssen wir dennoch zur
    um der Ökologie und der Fischerei     risiko-Managementpläne hier neue                Kenntnis nehmen, dass die Natur

6
MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
unberechenbar ist und es keine        zung von vielen LIFE-Projekten.                 entsorgungs- und Hochwasser-
Vollkaskoversicherung gibt. Es        Sehr erfreulich in diesem Zusam-                schutzverbände. Es gibt hier vor
kann aber trotzdem jeder von uns      menhang ist die Auszeichnung des                allem Auswirkungen im Bereich
jeden Tag etwas beitragen, denn       LIFE-Projektes an der Mur mit dem               der Förderverträge für die Verbän-
jede Aktivität für den Klimaschutz    „European Riverprize 2014“. Meine               de wie auch für die Gemeinden.
ist eine Präventionsmaßnahme, die     Gratulation auch dazu!“                         Es werden auch Änderungen bei
langfristig wirkt.“                                                                   der Führung der Wasserrechte im
                                       Herr Landesrat, zum Abschluss                  Wasserbuch notwendig. Grund-
 Herr Minister, der Schutz vor Na-     noch eine aktuelle, regionale                  sätzlich könnte man aber die
 turgefahren ist bundesweit eines      Frage. Was bedeutet die neue                   Reform auch für einzelne Neu-
 der wichtigsten und bedrohlichs-      Gemeindestruktur in der Steier-                regelungen in den Gemeinden
 ten Themen – wie beurteilen Sie       mark für die Wasserwirtschaft?                 mit den Wasserverbänden nutzen.
 die Situation in der Steiermark?                                                     Die Wasserver- und -entsorgung
                                      LR Seitinger: „Die Gemeinde-                    wie auch die Maßnahmen zum
BM Rupprechter: „Das Thema            strukturreform mit der Zusammen-                Hochwasserschutz bleiben dabei
Schutz vor Naturgefahren zählt zu     legung von Gemeinden hat auch                   aber unberührt und werden im
meinen politischen Kernaufgaben       einen unmittelbaren Einfluss auf                gewohnten Maße abgewickelt
im Ministerium. Hier bündeln wir      Wasserversorgungs-, Abwasser-                   und gewährleistet.“
alle fachlichen Kräfte, bemühen
uns um budgetäre Absicherung
der notwendigen Mittel und setzen
gemeinsam mit dem Land Steier-
mark enorm viele vorbildliche
Projekte zum Schutz vor Naturge-
fahren um.

In den letztjährigen Katastrophen-
sommern in der Steiermark haben
sich die Hochwasserschutzein-
richtungen bestens bewährt. Es
konnten Schäden in Millionenhöhe
verhindert werden. Im Jänner 2015
konnte beispielsweise mit dem
Spatenstich in Voitsberg ein wei-
teres sehr großes Projekt gestartet
werden. Mit den Maßnahmen
können wir die Bevölkerung der
Stadtgemeinde Voitsberg vor
einem 100-jährlichen Hochwasser
schützen.Gleichzeitig verbessern
wir die Gewässerökologie. Mein
Ministerium investiert für dieses
Projekt 7,2 Millionen Euro und
schafft damit mehr Sicherheit und
Schutz in einer äußerst lebens-
werten Region.

Eine besondere Vorreiterrolle hat
                                       Der Schutz vor Naturgefahren gehört zu den wichtigsten Themen in Österreich © A 14
die Steiermark auch in der Umset-

                                                                                                                            7
MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
WASSER UND NACHHALTIGE
    ENTWICKLUNG – WELTWASSERTAG 2015

      DI Johann Wiedner
      Amt der Steiermärkischen Landesregierung
      Abteilung 14
      Wasserwirtschaft, Ressourcen
      und Nachhaltigkeit
      8010 Graz, Wartingergasse 43
      Tel.: +43 (0)316/877-2025
      johann.wiedner@stmk.gv.at

                                                 Abb. 1: Intakter Naturraum sichert auch intakten Wasserhaushalt © A 14

    D
             ie ausreichende Verfüg-             Mit dem Weltwassertag wollen die Vereinten Nationen die Be-
             barkeit von Wasser in               deutung von Wasser – im Speziellen von Süßwasser – für den
             guter Qualität und der              Menschen sowie die Notwendigkeit eines nachhaltigen Was-
    Zugang zu von Wasser geprägten               sermanagements aufzeigen. Das diesjährige Motto „Wasser
    hochwertigen Natur- und Erho-                und nachhaltige Entwicklung“ steht in Bezug zu den allgemei-
    lungsräumen sind in der Steier-              nen globalen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung.
    mark vielfach selbstverständlich.
    Nur bei besonderen Katastro-
    phenereignissen bzw. Not- und                wechselnde Motto stellt jeweils be-              mit all unseren Ressourcen letzt-
    Störfällen wird uns bewusst, wie             sondere Themen in den Fokus. Das                 endlich auch die lebensnotwendi-
    sehr unser Leben vom Wasser                  Motto „Wasser und nachhaltige                    ge Ressource Wasser schützt.
    abhängig bzw. geprägt ist.                   Entwicklung“ bringt sehr deutlich
                                                 zum Ausdruck, dass Wasserma-                     Gerade die Ergebnisse von Klima-
    Die Vereinten Nationen haben vor             nagement nicht für sich alleine                  forschern und die aufgezeigten
    mehr als 20 Jahren den Weltwas-              steht, sondern der Zugang zur Res-               möglichen Konsequenzen lassen
    sertag ins Leben gerufen, um auf             source Wasser in ausreichender                   auch erhebliche Auswirkungen
    die Bedeutung des Wassers auf-               Qualität und Quantität Teil eines                auf den Wasserhaushalt bzw. auf
    merksam zu machen und das Be-                gesamthaften, nachhaltigen Han-                  jene Nutzungen erkennen, die von
    wusstsein für einen verantwortungs-          delns weltweit und in den Regionen               einem intakten Wasserhaushalt
    vollen Umgang mit der Ressource              ist. Oder auch umgekehrt, dass ein               abhängig sind (Abb. 1). Die globale
    Wasser zu fördern. Das jährlich              sorgsamer, nachhaltiger Umgang                    Berichterstattung informiert über

8
MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
weltweit auftretende Dürrekatast-               men oftmals bis zur Grenze des                   Deutlich erkennbar ist, dass die
rophen und die damit verbundene                 Zulässigen. Der Boden mit seiner                 derzeitige Art der Landbewirt-
Bedeutung des Wassers für die                   Vegetation als wichtiger Regula-                 schaftung, des Bodenverbrauches
Lebensmittelproduktion. Aber                    tor des Wasserhaushaltes steht                   und der Versiegelung den Wasser-
auch auf regionaler Ebene sind                  unter großem Nutzungsdruck. Die                  haushalt nachhaltig verändern.
Ernteausfälle infolge Trockenheit               Entwicklung auf dem Gebiet der
nichts Außergewöhnliches. Dem                   Analytik ermöglicht die Feststel-                Bei all den vorgenommenen und
gegenüber stehen Überschwem-                    lung von Schadstoffen im Wasser                  noch angestrebten Nutzungen
mungen und Zerstörungen durch                   in geringsten Mengen. Dieses Wis-                darf nicht außer Acht gelassen
Hochwasser mit erheblichen                      sen um Wasserinhaltsstoffe fordert               werden, dass zu einem intakten
volkswirtschaftlichen Schäden.                  zunehmend die Auseinanderset-                    Wasserhaushalt, der die Voraus-
                                                zung damit, wie wir mit möglichen                setzung für eine dauerhafte Inan-
Das reiche Wasserdargebot in der                Risiken umgehen.                                 spruchnahme des Wassers durch
Steiermark ermöglicht die Sicher-                                                                den Menschen ist, ein ausglei-
stellung der Versorgung mit Trink-              Die vielfach ubiquitär vorhande-                 chender, stabilisierender Natur-
wasser in ausreichender Menge.                  nen, oftmals über Luftverfrachtun-               raum erforderlich ist. Dazu zählt
Dabei darf aber nicht vergessen                 gen eingetragenen Schadstoffe                    der Schutz von Feuchtgebieten
werden, dass nur durch eine hoch-               zeigen aber deutlich auf, dass                   und Mooren ebenso wie der Erhalt
wertige Infrastruktur, die auch in              Nachhaltigkeit eine umfassende                   von natürlichen Fließgewässern
der Lage ist, regionale und zeitliche           Herausforderung ist und be-                      (Abb. 2). Gerade bei flussbaulichen
Ungleichheiten im Wasserdargebot                reichsübergreifendes Betrachten,                 Eingriffen gilt es die Funktionen
auszugleichen, dies ermöglicht                  Bewerten und Handeln erfordert.                  des Fließgewässers für den gesam-
wird. Mehr als die Verteilung von                                                                ten Wasserhaushalt zu beachten.
Trinkwasser stellt die Erhaltung                Unter dem Aspekt der nachhal-
der Qualität unserer Wasservor-                 tigen Entwicklung ist auch zu                    Die Bedeutung des Wassers gilt
kommen eine große und ständige                  erwähnen, dass Wasser als er-                    es am Weltwassertag bewusst zu
Herausforderung dar.                            neuerbare Ressource Leistungen                   machen und zwar in der Art, dass
                                                für eine allgemeine nachhaltige                  unser Handeln über den Tag hin-
Die Einträge von Schadstoffen aus               Entwicklung, wie zum Beispiel im                 aus einem nachhaltigen Umgang
punktuellen bzw. diffusen Quellen               Bereich der Energieerzeugung,                    mit der Ressource Wasser gerecht
belasten Grundwasservorkom-                     erbringen kann.                                  wird.

Abb. 2: Natürliche Fließgewässer sind wichtige Elemente eines funktionierenden Wasserhaushaltes © A 14

                                                                                                                                       9
MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
NATIONALER GEWÄSSER-
     BEWIRTSCHAFTUNGSPLAN II
                                                                                                         ENTWURF 2015

       DI Urs Lesky
       Amt der Steiermärkischen Landesregierung
       Abteilung 14
       Wasserwirtschaft, Ressourcen
       und Nachhaltigkeit                                sehr gut               schlecht
       8010 Graz, Wartingergasse 43                      gut                    gutes Potential
       Tel.: +43(0)316/877-3089                          mäßig                  mäßiges Potential
       urs.lesky@stmk.gv.at                              unbefriedigend

                                                  Abb. 1: Gesamtzustand Fließgewässer © GIS Steiermark

     Aufbauend auf den Nationa-                   Ökologischer Zustand /                            Vergleicht man die aktuelle Situ-
     len Gewässerbewirtschaf-                     Potential Fließgewässer                           ation mit der Ausgangssituation
     tungsplan (NGP) 2009 und der                 Das „Berichtsgewässernetz neu“                    im NGP 2009, zeigt sich, dass es
     IST-Bestandsanalyse 2013                     weist eine Gesamtlänge von                        geringfügige Verschiebungen
     wurde unter Berücksichtigung                 6.698 km auf und wurde aufgrund                   vom Zustand „sehr gut“ zu „gut“
     der bisher umgesetzten Maß-                  der Belastungssituation in 1.862                  bzw. vom Zustand „mäßig“ zu
     nahmenprogramme und der                      Oberflächenwasserkörper (OWK)                     „unbefriedigend“ und „schlecht“
     Daten aus den Monitoring-                    eingeteilt (z. B. Abb. 2). Im Ver-                gegeben hat.
     programmen der Entwurf des                   gleich dazu wurden im NGP 2009
     Nationalen Gewässerbewirt-                   1.460 OWK mit einer Gesamtlänge                   Beim Teilbereich Hydromorpho-
     schaftungsplanes 2015 erstellt.              von 6.410 km ausgewiesen. Auf                     logie des ökologischen Zustandes
     Schwerpunkt des zweiten NGP                  Basis der aktuellen Datengrundla-                 ist die Gesamtlänge der mit sehr
     ist die Weiterführung der im                 ge befinden sich derzeit 12 % bzw.                gutem Zustand ausgewiesenen
     NGP 2009 festgelegten stufen-                804 km unserer Oberflächengewäs-                  OWK (1.139 km) gegenüber 2009
     weisen Anpassung der Ober-                   ser in einem sehr guten Zustand,                  nahezu gleich geblieben. Die
     flächengewässer an den Ziel-                 19 % (1.273 km) in einem guten                    Gesamtlänge der Gewässer mit
     zustand sowie die Sicherung                  Zustand und 2 % (134 km) in einem                 „gutem Zustand“ hat sich um rund
     bzw. Verbesserung des quan-                  guten ökologischen Potential. Bei                 200 km auf 1.340 km erhöht, was
     titativen und qualitativen                   den restlichen 63 % (4.220 km) wird               zum Großteil auf das „Berichts-
     Zustandes der Grundwasser-                   der ökologische Zielzustand derzeit               gewässernetz neu“ mit der um
     körper.                                      nicht erreicht (Abb. 1).                          288 km längeren Gesamtlänge

10
zurückzuführen ist. Aufgrund der     litätsziel entsprechen, von 878 km   zustandserreichung wurde als
besseren Datenbasis konnten          auf 1.205 km. Dies kann mit dem      prioritäre Maßnahme bis 2015 die
auch die nicht dem Zielzustand       Vorliegen von neuen Monitoring-      Herstellung der Durchgängigkeit
entsprechenden Oberflächenwas-       daten – 2009 lagen zum Teil noch     bei Querbauwerken und Restwas-
serkörper differenzierter bewertet   keine Überwachungsdaten vor –        serstrecken bei den großen Flüssen
werden und hat sich dadurch der      und teilweise geänderter Metho-      mit einem Einzugsgebiet > 500 km2
Anteil an Oberflächengewässern       dik für die Bewertung der OWK        vorgesehen. Die rechtliche Basis
mit mäßigem Zustand gegenüber        begründet werden.                    wurde 2012 mit der Sanierungs-
2009 von 3.474 km auf 2.344 km                                            verordnung für Fließgewässer
reduziert. Im gleichen Ausmaß        Chemischer Zustand                   geschaffen. Bis dato wurden bei
haben sich jedoch die Ausweisun-     Fließgewässer                        206 Querbauwerken, davon 90
gen mit unbefriedigendem und         Bei den prioritären und national     in großen Flüssen, Maßnahmen
schlechtem Zustand erhöht.           geregelten Schadstoffen gibt es      zur Fischpassierbarkeit wasser-
                                     keine Qualitätszielüberschreitun-    rechtlich bewilligt, diese wurden
Die stoffliche Komponente des        gen mehr. Im NGP 2009 wurden         bereits teilweise errichtet bzw.
ökologischen Zustands zeigt für      noch fünf OWK mit Überschrei-        befinden sich noch in Umsetzung.
12 % der Fließgewässer einen         tung des Qualitätszieles ausge-
sehr guten Zustand und für 70 %      wiesen.                              Zusätzlich wurde die Dotation von
einen guten Zustand an. 18 %                                              41 Restwasserstrecken, davon 15
der Oberflächengewässer über-        Maßnahmenumsetzung /                 in großen Flüssen, an den ökolo-
schreiten das Umweltqualitätsziel.   stufenweise Zielzustands-            gischen Mindestabfluss bzw. an
Gegenüber dem NGP 2009 erhöht        erreichung                           die Mindestwasserführung für die
sich somit die Länge der Fließge-    Entsprechend der im ersten NGP       Herstellung der Durchgängigkeit
wässer, die nicht dem Umweltqua-     festgelegten stufenweisen Ziel-      angepasst. Für die Umsetzung

                                                                                       Abb. 2: Oberlauf Mürz © A 14

                                                                                                                      11
dieser Maßnahmen werden                     NGP-Periode über das biologische          in der Steiermark einen guten
     insgesamt ca. 36 Millionen Euro             Monitoring festgestellt werden            mengenmäßigen und guten
     an Investitionskosten, welche von           können.                                   qualitativen Zustand auf. Beim
     Bund und Land gefördert wer-                                                          Grundwasserkörper „Weststeiri-
     den, eingesetzt. Darüber hinaus             In Weiterführung der stufenweisen         sches Hügelland“ wurden jedoch
     wurden auch über EU-geförderte              Zielzustandserreichung wird der           örtlich Umweltqualitätszielüber-
     Projekte (LIFE, ETZ) gewässeröko-           Sanierungsraum im NGP II                  schreitungen bei Abbauproduk-
     logische Verbesserungsmaßnah-               auf die Gewässer mit einem                ten von Pflanzenschutzmitteln
     men an den Flüssen Mur, Enns                Einzugsgebiet > 100 km2 ausge-            (Desethyl-Desisopropylatrazin und
     und Raab umgesetzt.                         dehnt. Daraus ergibt sich, dass an        N,N-Dimethylsulfamid) festgestellt
                                                 115 Wasserkraftwerken und 233             und wird dieser daher als Beob-
     Die Auswirkung der Maßnahmen                sonstigen Wanderhindernissen              achtungsgebiet ausgewiesen.
     hinsichtlich Zustandsverbesserun-           sowie an 76 Restwasserstrecken            Bei diesem Grundwasserkörper
     gen der Oberflächengewässer                 Maßnahmen zur Herstellung der             wird zwar der gute Zustand noch
     konnte bislang noch nicht entspre-          Durchgängigkeit bis 2021 erforder-        erreicht, es sind aber bereits erste
     chend nachgewiesen werden. Be-              lich sein werden. Darüber hin-            Schritte zur Erhebung der Ursa-
     gründet kann dies damit werden,             aus sollen u. a. morphologische           chen für die Belastungen einzu-
     dass die Maßnahmen erst vor kur-            Maßnahmen auf freiwilliger Basis          leiten. Mit dem Aktionsprogramm
     zem fertiggestellt wurden bzw. ein          und unter Nutzung der Synergien           Nitrat und der landwirtschaftli-
     Großteil der Maßnahmen noch in              mit Hochwasserschutzprojekten             chen Umweltberatung werden
     Umsetzung ist. Es ist davon auszu-          umgesetzt werden (Abb. 3).                weitere Maßnahmen zum Schutz
     gehen, dass sich Verbesserungen                                                       unserer Grundwässer umgesetzt
     des ökologischen Zustandes erst             Quantitativer/Qualitativer                (Abb. 4).
     nach einer bestimmten Entwick-              Zustand Grundwasser
     lungsphase einstellen werden und            Auf Basis der Messergebnisse              Bei zwei Tiefengrundwasserkör-
     daher frühestens in der nächsten            weisen alle Grundwasserkörper             pern wurde ein Risiko festgestellt,

     Abb. 3: Umgesetzte Maßnahmen NGP 2009, geplante Maßnahmen NGP 2015 © GIS Steiermark

12
Abb. 4: Zustand Grundwasser Pestizide © GIS Steiermark

dass zumindest lokal die mittleren              schon beim NGP 2009 und bei der        Zeitraum von 6 Monaten und
jährlichen Entnahmemengen hö-                   Ist-Bestandsanalyse 2013 wird          endet am 21.07.2015. Innerhalb
her sind als die Grundwasserneu-                auch beim NGP 2015 ein Öffent-         dieses Zeitraumes besteht die
bildung und somit möglicherweise                lichkeitsverfahren durchgeführt.       Möglichkeit, zu den Inhalten des
ein guter Zustand nicht erreicht                Mit der Auftaktveranstaltung des       NGP Stellung zu nehmen.
wird. Als Maßnahmen sind die                    BMLFUW am 21.01.2015 in Wien
Fortführung des Arteseraktions-                 wurde die Öffentlichkeitsbeteili-      Neben den geplanten Veranstal-
programmes und entsprechende                    gung gestartet und der Entwurf         tungen erfolgt die Information und
Überwachungsprogramme vorge-                    zur öffentlichen Einsicht aufgelegt.   Kommunikation über das Inter-
sehen.                                          Am Schutz der Gewässer interes-        net. Der Entwurf des Nationalen
                                                sierte Bürger sowie alle, die durch    Gewässerbewirtschaftungsplanes
Ökologischer Zustand Seen                       Bewirtschaftungsmaßnahmen an           mit allen Beilagen und Plänen ist
Sämtliche steirische Seen weisen                Gewässern betroffen sind, sollen       entweder direkt über die Home-
auf Grund des Ergebnisses des                   in den Planungsprozess einge-          page des BMLFUW wisa.bmlfuw.
Überwachungsprogrammes einen                    bunden werden.                         gv.at oder die Homepage des
guten ökologischen Zustand auf.                                                        Landes Steiermark Abteilung 14
Es sind somit keine Maßnahmen                   Neben weiteren Informationsver-        www.wasserwirtschaft.steiermark.
im NGP II erforderlich bzw. vorge-              anstaltungen des BMLFUW und            at zugänglich. Die Ergebnisse der
sehen.                                          der NGOs ist auch seitens des          Öffentlichkeitsbeteiligung und
                                                Landes Steiermark eine gezielte        allfällige daraus resultierende
Öffentlichkeitsbeteiligung                      Information und Einbindung der         Änderungen im NGP 2015 wer-
Gemäß den Vorgaben der Was-                     durch Bewirtschaftungsmaßnah-          den seitens des BMLFUW in einer
serrahmenrichtlinie (WRRL) ist                  men im zweiten NGP Betroffenen         „Zusammenfassenden Erklärung“
der NGP einer Öffentlichkeits-                  geplant. Die Öffentlichkeitsbetei-     veröffentlicht.
beteiligung zu unterziehen. Wie                 ligung erstreckt sich über einen

                                                                                                                            13
Mag. Dr. Margret Zorn
       Amt der Steiermärkischen Landesregierung
       Abteilung 14
                                                  SCHUTZ
                                                  VON GEWÄSSERSTRECKEN
       Wasserwirtschaft, Ressourcen
       und Nachhaltigkeit
       8010 Graz, Wartingergasse 43
       Tel.: +43(0)316/877-2023
       margret.zorn@stmk.gv.at
                                                  EIN BEITRAG ZUR NACHHALTIGEN GEWÄSSERBEWIRTSCHAFTUNG

                                                  Die Erhaltung ökologisch wertvoller Fließgewässerstrecken ist
                                                  als wesentlicher Lösungsansatz zur Erreichung der Ziele der
                                                  Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanung anzusehen.
                                                  Nur durch die Bewahrung der noch intakten Gewässerab-
       Mag. Volker Strasser
       Amt der Steiermärkischen Landesregierung   schnitte beziehungsweise durch die Entwicklung jener Berei-
       Abteilung 14
                                                  che, die für das Gesamtsystem als besonders bedeutsam anzu-
       Wasserwirtschaft, Ressourcen
       und Nachhaltigkeit                         sehen sind, wird es möglich sein, die Funktion der Gewässer
       8010 Graz, Wartingergasse 43
                                                  als wertvolle Lebensräume für zukünftige Generationen si-
       Tel.: +43(0)316/877-2561
       volker.strasser@stmk.gv.at                 cherstellen zu können.

     S
            eit die EU-Wasserrahmen-              morphologischen Verhältnisse im       Umbau von Wanderhindernissen
            richtlinie mit dem Ziel einer         Rahmen der Nationalen Gewäs-          sollen kleinräumig Lebensräume
            nachhaltigen Bewirtschaf-             serbewirtschaftungspläne bilden       geschaffen (Trittsteinkonzept) und
     tung der Gewässer im Jahr 2000               wichtige Bausteine auf dem Weg        isolierte Lebensräume untereinan-
     in Kraft getreten ist, haben sich            zur Zielzustandserreichung. Der       der verbunden werden.
     die Kenntnisse über den Zustand              damit verbundene hohe Kosten-
     unserer Oberflächengewässer                  aufwand und die Beschränkun-          Da der Rückbau ganzer Fluss-
     wesentlich verbessert. Basierend             gen, die sich aus den bestehen-       landschaften in einen natürlichen
     auf der systematischen Erhebung              den Nutzungen ergeben, wirken         oder naturnahen Zustand utopisch
     der relevanten Belastungen sowie             jedoch limitierend auf die Umsetz-    ist, kann dieser Lösungsansatz
     den Ergebnissen umfangreicher                barkeit derartiger Projekte. Umso     nur dann funktionieren, wenn
     Messprogramme muss nunmehr                   wichtiger ist es daher, deren Wirk-   innerhalb des Gewässersystems
     gegen Ende der Laufzeit des ers-             samkeit, soweit möglich, durch        zumindest abschnittsweise noch
     ten Nationalen Gewässerbewirt-               Begleitmaßnahmen zu erhöhen.          weitgehend intakte Gewässer-
     schaftungsplans (NGP 2009) mit                                                     strecken vorhanden sind. Deren
     Nachdruck festgehalten werden,               Warum schützen?                       Erhalt ist daher als wesentliche
     dass wir noch sehr weit von dem              Die Gewährleistung einer best-        Voraussetzung zur Wirksamkeit
     Ziel, alle Gewässer zumindest in             möglichen Effizienz der Maß-          der baulichen Maßnahmen
     einen „guten Zustand“ zu bringen,            nahmenprogramme ist ein erster        anzusehen und erscheint schon
     entfernt sind.                               wesentlicher Aspekt bei der Im-       aus Gründen der Kosteneffizienz
                                                  plementierung eines Instrumentes      jedenfalls erforderlich.
     Die Sanierungsmaßnahmen zur                  zum Schutz von Gewässerstre-
     Herstellung der Durchgängig-                 cken. Mit punktuellen morphologi-     Darüber hinaus zeigt ein Blick auf
     keit sowie zur Verbesserung der              schen Verbesserungen und dem          die aktuell als Entwurf zum NGP

14
Abb. 1: Enns – Gesäuse © A 14

2015 vorliegende Zustandsauswei-          Erhalt unserer Daseinsgrund-        Ausgehend von den zuvor ge-
sung der Oberflächengewässer, in          funktionen, so beispielsweise als   nannten Motiven lassen sich da-
welch geringem Ausmaß weit-               Energiequelle, als Nutzwasserver-   bei zwei Kategorien von Strecken
gehend naturbelassene Strecken            sorger oder als Vorfluter für die   unterscheiden.
innerhalb der Steiermark noch             Abwasserbeseitigung.
vorhanden sind. Für Gewässer                                                  Einerseits sind das jene Gewässer-
mit Einzugsgebieten über 10 km²           Ein weiterer Ausbau dieser          abschnitte, die nahezu nutzungs-
liegt deren Anteil bei ca. 15 %.          Nutzungen ist vielfach notwendig    frei sind und sich demnach in Hin-
                                          und sinnvoll. Dieser darf jedoch    blick auf ihre Abflussverhältnisse
Die Bewahrung dieser Strecken             nicht zu einer über das unbedingt   und Strukturen zumindest weitge-
(z. B. Abb. 1-3) ist nicht nur im Sinne   notwendige Maß hinausgehen-         hend in einem naturbelassenen
einer nachhaltigen Entwicklung            den, weiteren Beeinträchtigung      Zustand befinden. Solche finden
ein Gebot der Stunde, unabhän-            der ökologischen Funktionsfähig-    sich bei den größeren Gewässern
gig davon, welchen Beitrag diese          keit des Gewässersystems führen.    der Steiermark generell nur mehr
Abschnitte für die Erreichung von         Durch die Unterschutzstellung       in sehr geringer Zahl und meist
Zielvorgaben leisten können.              einzelner Teilabschnitte soll die   nur mehr in den Oberläufen oder
Diese sind auch wesentliche Ele-          Gefahr einer Überbelastung des      in schwer zugänglichen Bereichen.
mente des Landschaftsbildes und           Gesamtsystems vermindert und
folglich eine bedeutende Grund-           letztendlich auch eine Planungs-    Bedingt durch ihre Eigenschaften
lage für den Fremdenverkehr in            sicherheit für mögliche Nutzer      (relativ große, konstante Ab-
der Steiermark.                           erreicht werden.                    flussmenge und große Fallhöhe)
                                                                              in Verbindung mit dem derzeit
Schließlich ist der Schutz einzelner      Welche Strecken schützen?           intensiv forcierten Ausbau der
Gewässerstrecken auch als imma-           Grundsätzlich sollen Strecken be-   Kleinwasserkraft (jedes fünfte
nenter Teilaspekt einer gezielten         sonderer ökologischer Wertigkeit    Wasserkraftwerk in der Steiermark
zukünftigen Nutzung unserer               geschützt werden, beziehungs-       wurde in den letzten 15 Jahren
Wasserressourcen anzusehen. Die           weise solche, die eine besondere    bewilligt) sind diese aktuell einem
steirischen Fließgewässer leisten         ökologische Funktion innerhalb      besonders hohen Nutzungsdruck
einen bedeutenden Beitrag zum             des Gewässersystems erfüllen.       ausgesetzt.

                                                                                                                    15
Andererseits können auch Stre-
     cken, deren hydromorphologische
     Eigenschaften durch anthro-
     pogene Eingriffe vor allem im
     Zusammenhang mit Hochwasser-
     schutzmaßnahmen bereits mehr
     oder weniger stark verändert sind,
     wichtige Funktionen innerhalb
     des Gesamtsystems erfüllen. Dies
     vor allem dann, wenn sie über
     längere Abschnitte einen noch
     verhältnismäßig geringen Nut-
     zungsgrad aufweisen.

                                             Abb. 2: Lafnitz © A 14
     Derartige Strecken finden sich vor
     allem an den großen Flüssen der
     Steiermark und liegen durchwegs         weiten Bereichen unzureichenden      auch für die Neuerrichtung von
     in direkter Nachbarschaft zu inten-     Zustand unserer Fließgewässer.       Wasserbenutzungsanlagen heran-
     siv genutzten, oftmals als erheblich                                         zuziehen sind.
     verändert ausgewiesenen, Ab-            In Zusammenhang mit den hydro-
     schnitten. Vielfach wurden an die-      morphologischen Eigenschaften        Diese Vorgaben gelten für alle Ge-
     sen, im Rahmen des NGP 2009 oder        der Gewässer sind dies vor allem     wässer (ausgenommen erheblich
     von EU-geförderten Projekten, auch      die fehlende Durchgängigkeit         veränderte) und sollen den jewei-
     bereits Maßnahmen zur Verbesse-         sowohl in Bezug auf Lebewesen        ligen Zustand sicherstellen. Somit
     rung der hydromorphologischen           als auch auf den Feststofftrans-     existiert in Verbindung mit dem
     Verhältnisse umgesetzt. Der weitge-     port, der weiträumige Verlust an     Verschlechterungsverbot nach
     hende Erhalt dieser Gewässerstre-       gewässertypspezifischen Struktu-     § 30 des Wasserrechtsgesetzes
     cken ist als wesentlicher Beitrag zur   ren sowie massive Eingriffe in die   generell ein gesetzlich festgelegter
     Wirksamkeit der Sanierungsmaß-          Abflussverhältnisse durch Stau-      Schutz der Gewässer. Dieser hat
     nahmen anzusehen.                       haltungen, Wasserentnahmen           jedoch im Zusammenhang mit
                                             und Schwallerscheinungen.            den oben genannten Motiven in
     Letztgenannte Strecken zeichnen                                              zweierlei Hinsicht eine ungenü-
     sich aber vielfach auch durch be-       Mit Hilfe der Maßnahmenpro-          gende Wirkung. Erstens werden
     sonders hohe Wasserkraftpotenti-        gramme des NGP wird versucht,        alle Gewässer (aus nachvollzieh-
     ale aus, deren Nutzung in Hinblick      die Auswirkungen der beste-          baren Gründen) gleich behandelt.
     auf die Energiestrategieziele des       henden Belastungen so weit zu        Damit kann die besondere Wertig-
     Landes Steiermark besondere             reduzieren, dass der Zielzustand     keit einzelner Gewässerabschnitte
     Bedeutung zukommt. Bei der Aus-         erreicht werden kann. Die Qua-       für das Gesamtsystem und damit
     wahl der zu schützenden Gewäs-          litätszielverordnung Ökologie        nicht zuletzt für die Wirksamkeit
     serstrecken muss dieser Aspekt          Oberflächengewässer – QZV Öko-       der Sanierungsmaßnahmen aber
     gerade im Lichte einer nachhalti-       logie OG (BGBl. II Nr. 99/2010) –    keine Berücksichtigung finden.
     gen Entwicklung Berücksichtigung        definiert unter anderem Qualitäts-
     finden.                                 ziele (für den sehr guten Zustand)   Zweitens ist die Zustandsfestle-
                                             und Richtwerte (für den guten        gung für die sehr guten Gewäs-
     Wie schützen?                           Zustand) für die hydromorpho-        serstrecken bedingt durch einen
     Die im Rahmen der Erstellung            logischen Bedingungen, die als       verhältnismäßig großen Bewer-
     des NGP durchgeführten Belas-           gesetzlicher Rahmen einerseits für   tungsspielraum gerade in Bezug
     tungsanalysen zeigen deutlich           die Zustandsfestlegung, anderer-     auf die hydromorphologische
     die Ursachen für den derzeit in         seits sowohl für die Sanierung als   Situation oftmals strittig. Die Folge

16
sind fehlende Planungssicherheit               Umweltschutz, ein Fachvorschlag
und aufwendige Verfahren.                      zur Ausweisung von Gewässer-
                                               strecken besonderer ökologischer
Es wird daher angestrebt, eindeu-              Bedeutung erarbeitet (Abb. 4).
tige Gewässerstrecken auszuwei-
sen und für diese Regelungen für               Dieser wurde im Rahmen einer
zukünftige Nutzungen zu definie-               Pressekonferenz im März 2014
ren, die der besonderen Bedeu-                 der Öffentlichkeit vorgestellt. Er
tung dieser Strecken Rechnung                  unterscheidet drei Kategorien von
tragen. Da es sich um Abschnitte               Strecken mit unterschiedlichem
unterschiedlicher Charakteristik               Schutzstatus innerhalb des soge-
handelt und absehbare Nutzungs-                nannten Berichtsgewässernetzes
ansprüche berücksichtigt werden                (alle Gewässer mit Einzugsgebie-
sollten, ist dabei eine Kategorisie-           ten über 10 km²).
rung mit differenzierten Vorgaben
notwendig.                                     Der nächste Schritt wäre die
                                               rechtliche Realisierung dieses
Wie schützen?                                  „Gewässerschutzplanes“. Das
Ein erster Schritt bei der Einrich-            Wasserrechtsgesetz sieht in § 55g
tung eines Instrumentes zum                    die Möglichkeit vor, in Umsetzung
Schutz von Gewässerstrecken ist                der konkreten Vorgaben des NGP,
die Identifizierung jener Abschnit-            wasserwirtschaftliche Regional-
te, denen eine besondere Funktion              programme zur Erreichung der
innerhalb des Fließgewässersys-                Umweltziele zu erlassen.
tems beizumessen ist. Im Zuge
eines von der Abteilung 14 –                   Eine derartige gesetzliche Ver-
Wasserwirtschaft, Ressourcen und               ankerung ist in Hinblick auf eine
Nachhaltigkeit geleiteten Projektes            nachhaltige Gewässerbewirt-          Abb. 3: Untertalbach © A 14
wurde, unter Mitwirkung von                    schaftung und eine Rechtssicher-
Experten verschiedener Fachrich-               heit bei Planungsvorhaben jeden-     gerade in Anbetracht der aktuell
tungen wie Energiewirtschaft und               falls anzustreben, muss jedoch       angespannten wirtschaftlichen
                                                                                    Lage mit besonderer Achtsamkeit
                                                                                    betrieben werden, um die Ent-
                                                                                    wicklung der steirischen Regionen
                                                                                    nicht zu hemmen.

                                                                                    Derzeit ist in Abstimmung mit den
                                                                                    zuständigen Stellen des Bundes
                                                                                    eine legistische Richtlinie in Aus-
                                                                                    arbeitung, die als Steirische Ge-
                                                                                    wässerschutzverordnung Rechts-
                                                                                    kraft erlangen soll. Dem Motto des
                                                                                    Weltwassertages folgend, wäre
                                                                                    dies ein bedeutender Beitrag zu
                                                                                    einer nachhaltigen Entwicklung
                                                                                    der Steiermark.
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Abb. 4: Gewässerstrecken besonderer ökologischer Bedeutung © GIS Steiermark

                                                                                                                          17
PROGRAMM ZUM SCHUTZ
     VON GRUNDWASSER
     GRUNDWASSERSCHUTZPROGRAMM GRAZ – BAD RADKERSBURG

                                                  Die bewilligten Entnahmerechte öffentlicher Wasserversorger
                                                  aus den drei Grundwasserkörpern „Grazer Feld“, „Leibnitzer
                                                  Feld“ und „Unteres Murtal“ betragen mehr als 1.000 l/s –
                                                  das sind fast 35 Millionen m³ pro Jahr. Neben zahlreichen
                                                  Schutzgebieten sind in diesen Grundwasserkörpern zehn Was-
                                                  serschongebiete verordnet, die die derzeitige und künftige
       Mag. Dr. Michael Ferstl
                                                  Trinkwasserqualität sichern und vor allem vor übermäßigen
       Amt der Steiermärkischen Landesregierung   Schadstoffeinträgen schützen sollen. Diese zehn Wasserschon-
       Abteilung 14
       Wasserwirtschaft, Ressourcen
                                                  gebiete sollen durch ein einziges Regionalprogramm, das
       und Nachhaltigkeit                         „Grundwasserschutzprogramm Graz bis Bad Radkersburg“,
       8010 Graz, Wartingergasse 43
       Tel.: +43(0)316/877-4355
                                                  ersetzt bzw. aktualisiert werden. Damit soll die Nachhaltigkeit
       michael.ferstl@stmk.gv.at                  des Grundwasserschutzes erhöht werden.

     A
              ufgrund der hohen                   Am Beispiel des Brunnens Kain-         diesem Zeitpunkt pendelte sich
              Nitratbelastungen in den            dorf im Leibnitzer Feld (s. Abb. 1),   der Nitratwert zwischen 40 und
              Porengrundwasserkör-                der als repräsentativ für den Ver-     60 mg/l ein.
     pern südlich von Graz bis Bad                lauf des Nitratgehaltes in den
     Radkersburg wurden Anfang der                intensiv landwirtschaftlich genutz-    Die beschränkte Wirksamkeit der
     1990er Jahre zahlreiche Schonge-             ten Grundwasserkörpern Grazer          bestehenden Schongebietsverord-
     bietsverordnungen erlassen, die              Feld, Leibnitzer Feld und Unteres      nungen zeigte sich Mitte des ver-
     die dauerhafte Genusstauglichkeit            Murtal angesehen werden kann           gangenen Jahrzehnts, in dem wie-
     des Grundwassers als Trinkwasser             und von welchem Untersuchungs-         der ein signifikanter Anstieg der
     im Einzugsgebiet großer Trinkwas-            reihen seit 1975 vorliegen, ist gut    Nitratkonzentrationen festgestellt
     serversorgungsanlagen, wie z. B.             erkennbar, dass die Nitratgehalte      werden konnte. Dieser führte regi-
     Kalsdorf, nordöstliches und west-            bis Mitte der 80er Jahre bei bis zu    onal zum Verlust der Genusstaug-
     liches Leibnitzer Feld, Mureck,              100 mg/l lagen und nur in den sel-     lichkeit des Grundwassers bzw. zur
     Gosdorf und Bad Radkersburg,                 tensten Fällen 50 mg/l unterschrit-    per Gesetz verpflichtenden Aus-
     sicherstellen sollten, was dadurch           ten. Ab Anfang der 1990er Jahre –      weisung von Beobachtungs- und
     weitestgehend auch gelang.                   mit Erlassen der Schongebietsver-      voraussichtlichen Maßnahmenge-
     Dennoch blieben diese Grundwas-              ordnungen – ist ein kontinuierli-      bieten.
     serkörper aufgrund einer intensi-            ches Absinken des Nitratgehaltes
     ven landwirtschaftlichen Nutzung             auf das Niveau von etwa 45 bis         Dieser markante Anstieg der Nitrat-
     weiterhin in Bezug auf erhöhte               50 mg/l zu erkennen, das bis Mitte     konzentrationen im Grundwasser
     Nitratbelastungen gefährdet.                 der 1990er Jahre andauerte. Ab         wurde vom Verordnungsgeber in

18
erster Linie auf die übermäßige        werden. Die Ursache dieser als dif-
                                        und unsachgemäße Ausbringung           fus definierten Belastung liegt auf
                                        von Gülle und Gärsubstraten zu-        der Hand. Gemäß Ist-Bestandsana-
                                        rückgeführt. Ab 2006 wurden dafür      lyse 2013 zum Nationalen Gewäs-
                                        die Anordnungen der Schonge-           serbewirtschaftungsplan 2015
                                        bietsverordnungen in den Grund-        (NGP 2015) sind – wie bereits die
                                        wasserkörpern Leibnitzer Feld und      Auswertungen zum NGP 2009
                                        Unteres Murtal deutlich verschärft.    zeigten – flächige Belastungen
                                        Durch Forschungsstudien und Un-        des Grundwassers vor allem auf
                                        tersuchungen konnte mittlerweile       diffuse Schadstoffquellen zurückzu-
                                        aber nachgewiesen werden, dass         führen. Bei den diffusen stofflichen
                                        der Grund für die Nitratbelastung      Belastungen stehen Nährstoff- und
                                        des Grundwassers zwar weiterhin        Pestizideinträge aus der Landwirt-
                                        der landwirtschaftlichen Nutzung       schaft im Vordergrund.
                                        zuzuordnen ist, die Ursache für den
                                        signifikanten Anstieg der Nitrat-      Gemäß Ist-Bestandsanalyse 2013
                                        konzentrationen im Grundwasser         wurden die Stickstoffüberschüsse
                                        auch die Folge niederschlags-          über die Berechnung der Stickstoff-
                                        reicherer Jahre in der Mitte des       bilanz beruhend auf Bruttoeinträ-
                                        letzten Jahrzehnts waren.              gen nach OECD für die Jahre 2009
                                                                               bis 2012 für Grundwasserkörper
                                        So folgten auf zwei ausgespro-         erhoben und dabei festgestellt,
                                        chen niederschlagsarme Jahre           dass die höchsten Überschüsse in
                                        (2002, 2003), in denen es zu einer     Regionen mit hohem Viehbesatz,
                                        Stickstoffdepotbildung im Boden        wie z. B. dem Leibnitzer Feld und
                                        kam, zwei sehr feuchte Jahre (2004,    dem Unteren Murtal auftreten, wel-
                                        2005), die zu einer maßgeblichen       che bis zu 101 kg/ha betragen.
                                        Auswaschung der im Boden               Dennoch musste – im Gegensatz
                                        angereicherten Stickstoffmengen        zum vorangegangenen Bericht
                                        führten. Daraufhin folgten nun         2009 – für den Beobachtungszeit-
                                        etwa fünf meteorologische Regel-       raum 2010 bis 2012 für die genann-
                                        jahre, sodass sich die Nitratwerte     ten Grundwasserkörper bezüg-
                                        mittlerweile wieder auf das gleiche    lich der Stickstoffparameter kein
                                        Niveau wie Anfang dieses Jahrtau-      Beobachtungsgebiet ausgewiesen
                                        sends einpendelten.                    werden. Dass damit die Nitratpro-
                                                                               blematik vor allem der großen und
                                        Analyse                                auch intensiv für die Gewinnung
                                        Bei der aktuellen Auswertung der       von Trinkwasser genutzten Grund-
                                        steirischen GZÜV-Messstellen (Ge-      wasserkörper „Grazer Feld“, „Leib-
                                        wässerzustandsüberwachungs-            nitzer Feld“ und „Unteres Murtal“
                                        verordnung, BGBl. 2006/479 i.d.F.      nicht gelöst ist, konnten seitens der
                                        BGBl. II Nr. 465/2010) konnten 48      Gewässeraufsicht durchgeführte
                                        Schwellenwertüberschreitungen          langfristige Auswertungen (2000
                                        für Stickstoff (Mittelwert nach den    bis 2011) belegen.
                                        Kriterien der Qualitätszielverord-
                                        nung Chemie Grundwasser [QZV           Vergleicht man die Messreihe 2000
                                        Chemie GW], BGBl. 2010/98 i.d.F.       bis 2010 mit jener bis 2011, so lässt
Abb. 1: Verlauf des Nitratgehaltes im
                                        BGBl. II Nr. 461/2010); (Nitrat: 23,   sich gut erkennen, dass im Grund-
zugehörigen Wasserwerk                  Nitrit: 2, Ammonium: 23) ermittelt     wasserkörper Grazer Feld die Zahl

                                                                                                                       19
der gefährdeten Messstellen gestie-                  33,3 %) bis unmerklich (Unteres                Die detektierten Schwerpunkte der
     gen (von 21 % → 27,3 %), ansonsten                   Murtal von 28 % → 27,5 %) gefal-               Nitratbelastung decken sich im We-
     leicht (Leibnitzer Feld von 40 % →                   len und die Zahl der Messstellen               sentlichen mit jenen, die durch die
                                                          mit steigendem Trend gestiegen                 kontinuierliche statistische Auswer-
                                                          (Grazer Feld von 60 % → 70,5 %;                tung und Darstellung in Form der
                                                          Leibnitzer Feld von 40 % → 43,8 %)             Nitratverteilungskarten durch die
                                                          bzw. leicht gefallen (Unteres Murtal           Joanneum Research Forschungs-
                                                          von 64 % → 61,5 %) ist.                        gesellschaft mbH illustriert wurden
                                                                                                         (s. Abb. 2 bis 4).
                                                          Von den steigenden Trends ist im
                                                          Grazer Feld vor allem der östliche             Die Kenntnis dieser Historie zeigt,
                                                          Teil umfasst, wobei auch nahe                  dass die Schongebietsanord-
                                                          der Mur gelegene Messstellen als               nungen, die vor 2006 erlassen
                                                          gefährdet zu erachten sind.                    wurden, ausreichen, um für ein
                                                                                                         meteorologisches Regeljahr die
                                                          Im Leibnitzer Feld sind mehrfach               Genusstauglichkeit des Grundwas-
                                                          steigende Trends vor allem im                  sers im Zustrombereich der gro-
                                                          nordwestlichen Teil (Raum Jöss und             ßen Wasserversorgungsanlagen
                                                          Lebring) auszumachen, wobei sich               sicherzustellen. Dies jedoch ohne
                                                          eine große Zahl gefährdeter Mess-              ausreichende Sicherheiten, da
                                                          stellen auf den südöstlichen Teil              ein deutliches Unterschreiten des
                                                          (Landscha bis Vogau) konzentriert.             Trinkwassergrenzwertes für Nitrat –
                                                          Der nordöstliche Teil des Leibnitzer           50 mg/l gemäß Trinkwasserverord-
                                                          Feldes weist sowohl eine große                 nung BGBl. 2001/304 idgF – ebenso
                                                          Zahl steigender als auch gefährde-             wenig erzielt werden konnte, als
                                                          ter Messstellen auf.                           ein gesichertes Verbleiben des
                                                                                                         Nitratgehaltes unter der für die
     Abb. 2: Nitratbelastung Grazer Feld © Joanneum       Im Unteren Murtal sind bis auf den             Ausweisung von Überwachungs-
     Research Forschungsgesellschaft mbH
                                                          Aubereich der Mur und das Gebiet               und Maßnahmengebieten maß-
                                                          zwischen Gosdorf und Weixelbaum                geblichen Schwelle von 45 mg/l
                                                          keine Gebiete festzustellen, in wel-           (nach QZV Chemie GW).
                                                          chen nicht steigende Trends erkenn-
                                                          bar sind. Die gefährdeten Mess-                Die Auswertung der laufenden
                                                          stellen konzentrieren sich auf die             und flächenhaft durchgeführten
                                                          Bereiche zwischen Lichendorf und               Untersuchungen des Nitratgehal-
                                                          Mureck, nördlich von Salsach sowie             tes nach der GZÜV in den gegen-
                                                          zwischen Halbenrain und Dedenitz.              ständlichen Grundwasserkörpern

     Abb. 3: Nitratbelastung Leibnitzer Feld © Joanneum   Abb. 4: Nitratbelastung Unteres Murtal © Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH
     Research Forschungsgesellschaft mbH

20
zwischen 2000 und 2010 durch die      Schlussfolgerungen                           Grundwasserkörpern sichern zu
Gewässeraufsicht des Landes Stei-     Die derzeit gültigen Schongebiets-           können, sind daher die negativen
ermark zeigte folgende signifikante   verordnungen genügen somit                   Auswirkungen der landwirtschaft-
Ergebnisse:                           nicht mehr, um einerseits einer              lichen Nutzung durch Optimie-
                                      weiteren Intensivierung der land-            rung der Gülleausbringung in
Im Grazer Feld werden insgesamt       wirtschaftlichen Nutzung und                 grundwasserverträglicher Weise
54 Grundwassermessstellen             andererseits Abweichungen vom                zu verringern.
regelmäßig beprobt. Der Gebiets-      meteorologischen Regeljahr – in
mittelwert lag zwischen 2000 und      Hinblick auf Häufigkeit, Verteilung          Zusätzlich müsste eine Ausweitung
2010 bei 34,9 mg/l (Grundwasser-      und Intensität der Niederschlags-            der Maßnahmen über die Grenzen
schwellenwert: 45 mg/l), bei Werten   ereignisse gerecht zu werden.                der bestehenden Schongebiete
zwischen min. 4,5 mg/l und max.       Es besteht sohin der Bedarf, die             hinaus auf die gesamten Grund-
77,7 mg/l. Insgesamt sind zurzeit     landwirtschaftliche Nutzung noch             wasserkörper erfolgen (s. Abb. 5),
über 21 % der Messstellen als ge-     näher an einen nachhaltigen                  da die restriktive Vorgehensweise
fährdet zu erachten, an über 60 %     Grundwasserschutz heranzufüh-                innerhalb der Schongebiete eine
der Messstellen ist ein steigender    ren. Um den guten Zustand des                Art „Umverteilung“ der Nitrataus-
Trend zu beobachten.                  Grundwassers in den betroffenen              bringung in Gebiete außerhalb

Im Leibnitzer Feld werden insge-
samt 32 Grundwassermessstellen
regelmäßig beprobt. Der Gebiets-
mittelwert lag zwischen 2000 und
2010 bei 40,6 mg/l (Grundwasser-
schwellenwert: 45 mg/l), bei Werten
zwischen min. 3,5 mg/l und max.
86,9 mg/l. Insgesamt sind zurzeit
über 40 % der Messstellen als ge-
fährdet zu erachten, an über 40 %
der Messstellen ist ein steigender
Trend zu beobachten.

Im Unteren Murtal werden insge-
samt 32 Grundwassermessstellen
regelmäßig beprobt. Der Gebiets-
mittelwert lag zwischen 2000 und
2010 bei 37,6 mg/l (Grundwasser-
schwellenwert: 45 mg/l), bei Werten
zwischen min. 3,2 mg/l und max.
90,3 mg/l. Insgesamt sind zurzeit
über 28 % der Messstellen als ge-
fährdet zu erachten, an über 64 %
der Messstellen ist ein steigender
Trend zu beobachten. Und dies trotz
des Umstandes, dass die Schonge-
bietsanordnungen ab dem Jahre
2006 laufend verschärft wurden
und die landwirtschaftliche Bewirt-
schaftung weiter eingeschränkt
wurde.                                Abb. 5: Grundwasserschutzprogramm Graz – Bad Radkersburg

                                                                                                                        21
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