MÄRZ 2015 - Wasserwirtschaft Steiermark
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Nr.02Z034436 • P.b.b. Verlagspostamt 8010 D I E WA S S E R Z E I T S C H R I F T D E R S T E I E R M A R K 1/2015 22. MÄRZ 2015 WASSER UND NACHHALTIGE ENTWICKLUNG NATIONALER GEWÄSSERBE- HYDROLOGISCHE PROJEKT „EFFORS“ WIRTSCHAFTUNGSPLAN II ÜBERSICHT WELTRAUMTECHNOLOGIEN IM ENTWURF 2015 FÜR DAS JAHR 2014 HOCHWASSERPROGNOSESYSTEM
WELTWASSERTAG 2015 PROGRAMM A uch heuer wartet der Der Weltwassertag wird seit 1993 jährlich am 22. März began- Weltwassertag mit einem gen. Der Weltwassertag ist ein Ergebnis der UN-Weltkonferenz umfassenden Rahmen- über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Er steht programm auf. Gefeiert wird in jedem Jahr unter einem anderen Motto. 2015, im Jahr der Ver- der Weltwassertag in Graz am abschiedung der neuen globalen Ziele nachhaltiger Entwick- Mittwoch, dem 18. März 2015 am lung, steht der Weltwassertag unter dem Motto „Wasser und Grazer Hauptplatz. nachhaltige Entwicklung“. Schulbezogene Veranstaltung: Programm von 09.00 - 11.00 Uhr: Flashmob mit Willi Gabalier Wassertanz: Preisübergabe für die meisten „Klicks“ Klassen-Wettbewerb Zeigt uns euren Wassertanz und füllt eure Klassenkassa. Wie könnt ihr teilnehmen? „Dancing Star“ Willi Gabalier hat einen Tanz vorbereitet, den ihr nachtanzen könnt. Macht von eurer Performance ein Video und schickt es uns. Oder kreiert euren eigenen Wassertanz und schickt uns davon das Video. Die Videos sendet ihr an die Adresse gonzo@gonzomedia.at. Ihr erhaltet postwendend einen YouTube Link mit eurem Video. Danach geht es darum, so viele Klicks wie möglich zu sammeln. Gezählt wird je- der Klick bis zur Ziehung am Grazer Hauptplatz am 18.03.2015, 09.00 Uhr. Wer kann gewinnen? Die Schulklasse, die die meisten Klicks gesammelt hat und bei unse- rer Veranstaltung am 18.03.2015 am Grazer Hauptplatz anwesend ist, gewinnt. Was gibt es zu gewinnen? Ihr könnt unter diesen Preisen auswählen: • Trinkbrunnen der Holding Graz Services oder • 800 Euro für eure Klassenkasse 2
INHALTS- 22. MÄRZ 2015 VERZEICHNIS Für unser wichtiges Gut WASSER – Wasserthemen der Zukunft Interview mit Bundesminister Andrä Rupprechter und Wasser-Landesrat Johann Seitinger WASSER UND NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Mag. Sonja Lackner ................................................................................................... 4 Wasser und nachhaltige Entwicklung – Weltwassertag 2015 DI Johann Wiedner ...................................................................................................... 8 Nationaler Gewässerbewirtschaftungs- plan II – Entwurf 2015 DI Urs Lesky ........................................................................................................................... 10 Schutz von Gewässerstrecken – Ein Beitrag zur nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung Gewinnspiel „Wetterraten“ mit Antenne Steiermark Mag. Dr. Margret Zorn, Mag. Volker Strasser ........................................................................................... 14 In Kooperation mit der Antenne Steiermark wartet ein tolles Gewinn- spiel rund um die Frage: „Wie wird das Wetter am 18. März 2015 Programm zum Schutz von Grundwasser um 10 Uhr am Grazer Hauptplatz?“ Grundwasserschutzprogramm Graz – Bad Radkersburg Mag. Dr. Michael Ferstl .................................................................................. 18 Was kann man gewinnen? Der Boden und seine Funktionen • 2 Holding Graz Linien-Cards im Wert von je 300 Euro Mag. Dr. Michael Ferstl .................................................................................. 24 • 2 Family Freizeitkarten für je 2 Erwachsene und 2 Kinder für alle Hydrologische Übersicht für das Jahr 2014 Schwimmbäder der Holding Graz Freizeit und den Schöckl Mag. Barbara Stromberger, DI Dr. Robert Schatzl, Ing. Josef Quinz .............................. 28 • 2 Energie Graz Gutscheine im Wert von je 200 Euro Teilnahmebedingungen auf www.holding-graz.at/teilnahmebedingungen. Martkgemeinde Übelbach ist steirische NEPTUN Wasserpreisgemeinde 2015 Mag. Elfriede Stranzl, MSc ...................................................................... 34 Verteilung einer COOLen Wasserzeitung Diese 16-seitige Zeitung beleuchtet das Thema „Wasser“ von unter- Das Projekt EFFORS – Eine Machbarkeitsstudie über den Einsatz schiedlichen Seiten und bietet folgende Informationen: von Weltraumtechnologien in einem Hochwasserprognosesystem Mag. Dr. Christophe Ruch, • Infos über den Wasserkreislauf Mag. Dr. Hermann Stadler, DI Dr. Robert Schatzl ............................................................................................ 36 • dass kein Tropfen verloren geht • wie viel Wasser der Mensch täglich braucht Hochwasserrisikomanagementpläne • woher das Wasser eigentlich kommt in der Steiermark Mag. Cornelia Jöbstl, DI Ines Fordinal, • was passiert, wenn es den Kanal hinunterrinnt DI Albert Schwingshandl, DI Rudolf Hornich, Ing. Christoph Schlacher, MSc ........................................................ 40 Diese Informationen und noch viel mehr werden auf 16 Seiten anschau- Von „Motorboot-Käfern“ und „Dinosauriern“ – lich dargestellt. Schulspaß in der Kesselfallklamm Mag. Elfriede Stranzl, MSc, Mag. Ulrich Griesbacher, Bakk. ..................................................... 44 Die Wasserzeitung wird nicht nur bei der Veranstaltung am 18. März Veranstaltungen .......................................................................................................... 46 verteilt, sondern kommt auch als Beilage in das Jugendmagazin COOL. 3
FÜR UNSER WICHTIGES GUT WASSER – WASSERTHEMEN DER ZUKUNFT INTERVIEW MIT BUNDESMINISTER ANDRÄ RUPPRECHTER UND WASSER-LANDESRAT JOHANN SEITINGER Wir alle nutzen und (ge-)brauchen Wasser jeden Tag – meis- tens ohne darüber nachzudenken. Wasser betrifft uns aber auf so mannigfaltige Weise, sei es als Trinkwasser, das als Brauchwasser wieder entsorgt werden muss. Oder der Was- serlebensraum in der Natur mit unseren Flüssen und Seen. Als Energielieferant im Bereich der erneuerbaren Energie. Oder aber auch als Gefahrenquelle, wenn Starkregen und Hoch- wässer unser Hab und Gut bedrohen. Daher ist es wichtig, Mag. Sonja Lackner das Bewusstsein für das wichtige Gut WASSER zu stärken. Zu Amt der Steiermärkischen Landesregierung diesen verschiedensten Herausforderungen im Bereich der Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen Wasserwirtschaft haben wir Herrn Bundesminister für Land- und Nachhaltigkeit und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Andrä 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2574 Rupprechter und Herrn Wasser-Landesrat Johann Seitinger sonja.lackner@stmk.gv.at befragt. Herr Landesrat, vor welchen diesem Wassernetzwerk wurde im Alltag für uns nicht sichtbar Herausforderungen steht die eine generationenübergreifende oder wahrnehmbar. Für uns ist es Wasserversorgung in Hinblick Sicherung der Trinkwasserversor- selbstverständlich, dass wir den auf die Klimaveränderungen? gung für weite Teile der Steiermark Wasserhahn aufdrehen und sau- Sind die Steirerinnen und geleistet.“ berstes Trinkwasser zur Verfügung Steirer abgesichert? haben. Wir wissen aber, dass sehr Sehen Sie Bedarf bei der Infra- viele Leitungen und Abwasser- LR Seitinger: „Rund 90 % der struktur im Bereich der Trink- netze veraltet sind und daher der steirischen Bevölkerung bezieht wasserver- bzw. Abwasserent- Erhalt zukünftig umso wichtiger ihr Trinkwasser aus öffentlichen sorgung – Stichwort Generationen- und notwendiger werden wird. Wir Wasserversorgungsanlagen. In verantwortung? haben derzeit einen Erneuerungs- der Steiermark haben wir mit dem bedarf von jährlich ein bis zwei Wasserversorgungsplan Steier- LR Seitinger: „Ja, wir müssen in Prozent des Netzes. Derzeit liegen mark ein einzigartiges Projekt, das diesem so wichtigen, aber oft nicht aber die Erneuerungsraten bei die Wasserversorgung vernetzt sichtbaren Versorgungsbereich für kommunalen Anlagen weit unter und wo bei Bedarf durch leistungs- unsere künftigen Generationen einem Prozent pro Jahr. Hier müs- fähige Transportleitungen saube- Verantwortung übernehmen. Die sen wir daher noch viel Bewusst- res Trinkwasser in wasserarme Wasser- und Abwasserleitungen sein für dieses so wichtige Thema Gebiete geführt werden kann. Mit sind im Untergrund vergraben und schaffen.“ 4
Apropos Bewusstsein schaffen – der heurige Weltwassertag steht unter dem Motto „Nachhaltige Entwicklung“ – Herr Bundes- minister, welche Aktivitäten sind aus Ihrer Sicht hier besonders wichtig? BM Rupprechter: „Wasser ist eine lebensnotwendige und unver- zichtbare Ressource, die weltweit, aber auch in Österreich unserer höchsten Aufmerksamkeit bedarf. Das setze ich in meiner politischen Tätigkeit auf vielen fachlichen Ebe- nen und in einem regen Austausch mit den Bundesländern und Ge- meinden, aber auch auf EU-Ebe- ne um. Besonders hervorheben möchte ich dabei das Wasserak- tionsprogramm, das ich letztes Jahr gestartet habe. Umfangreiche Maßnahmen in wichtigen The- menfeldern der Wasserwirtschaft Bundesminister Andrä Rupprechter © Alex Gretter werden hier im Sinne einer „Nach- haltigen Entwicklung“ fokussiert. Facetten des Wassers und der bindung der Bevölkerung ist mir Wesentliche Säulen sind dabei nachhaltigen Bewirtschaftung. persönlich ein großes Anliegen. Es der Schutz vor Naturgefahren, die kann nicht sein, dass immer vom Trinkwasserver- und Abwasserent- Auch den Wasserpreis Neptun „grünen Tisch“ aus geplant wird sorgung sowie die Bewusstseinsbil- sehe ich als wichtige Aktivität zur und die Menschen, die es letztend- dung für unser Wasser.“ Einbindung der Öffentlichkeit und lich betrifft, nicht informiert oder natürlich auch der Fachwelt an. Wir eingebunden werden. Deshalb Sehen Sie diese Aktionen also als haben heuer neben den Fachkate- bemühen wir uns gemeinsam mit wichtige und notwendige Stütze gorien erstmals die Neptun Was- den Bundesländern und Gemein- für mehr Wasserbewusstsein? serpreisGEMEINDE ausgezeichnet den darum, gute Informationen zu und ich gratuliere der steirischen wichtigen Wasserthemen anzu- BM Rupprechter: „Ja, unbedingt! Gemeinde Übelbach sehr herzlich bieten und die Möglichkeit zum Die öffentlichkeitswirksame Um- zur Auszeichnung und zum nach- Mitreden zu bieten. setzung dieser Themen erfolgt im haltigen Engagement für Wasser.“ Rahmen meiner L-TrägerInnen- Für den 2. Nationalen Gewässer- kampagne. Hier stehen Fachexpert- Sie haben es selbst angespro- bewirtschaftungsplan und den Innen aus dem Wasseraktions- chen und es ist auch gerade ge- 1. Hochwasserrisiko-Management- programm stellvertretend für die startet worden, die Einbindung plan gibt es bis 21. Juli 2015 die vielen Menschen, die sich für der Öffentlichkeit bei Wasser- Möglichkeit sich über die Plattform Österreich hier so erfolgreich fragen. Was bieten Sie hier den www.wasseraktiv.at von den ge- engagieren und international ÖsterreicherInnen an? planten Maßnahmen selbst ein Bild positionieren. Im internationalen zu machen und eine Einschätzung Vergleich haben wir in Österreich BM Rupprechter: „Die professi- dazu abzugeben. Dazu lade ich eine Spitzenposition bei sämtlichen onelle und möglichst breite Ein- alle ein!“ 5
Herr Landesrat, Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Wird es in der Bevölkerung Ihrer Meinung nach auch so wahrgenommen, geschätzt und gewürdigt? LR Seitinger: „Für uns alle ist es eine Selbstverständlichkeit, die Wasserleitung aufzudrehen und das Wasser direkt aus der Leitung zu genießen, wann immer wir wollen. Das führt leider oft auch dazu, dass mit dieser kostbaren Ressource allzu verschwenderisch umgegangen wird. Bewusst wird einem das leider oft erst, wenn man in Zeitungen darüber liest, dass Menschen in vielen Regionen der Welt keinen Zugang zu saube- rem Trinkwasser haben, oder wenn man im Urlaub Leitungswasser nicht trinken kann und für Trink- wasser in der Flasche bezahlen muss. Das Thema geht uns alle an. Da muss sich jeder selbst an der Nase nehmen und jeden Tag etwas Wasser-Landesrat Johann Seitinger © Lebensressort dazu beitragen, unser wichtigstes Lebensmittel nicht unnütz zu ver- Lebensraum geben zu können. Wege gehen. Das ist ein neuer schwenden.“ Der von BM Rupprechter bereits Umgang mit den Naturgewalten. angesprochene Nationale Gewäs- Wir gehen damit weg von einer Nun zum Thema Wasser und serbewirtschaftungsplan sieht in punktuellen und anlassbezogenen Energie – wie sehen Sie die seinen Analysen unter anderem hin zu einer ganzheitlichen Be- Zukunft der Wasserkraft in der vor, wie man mit besonders schüt- trachtung des Hochwasserschut- Steiermark? zenswerten Gewässern umgehen zes. Mit den, gemeinsam mit der muss bzw. welche Maßnahmen TU-Graz erstellten, Risikokarten LR Seitinger: „Die Wasserkraft im ökologischen Sinne notwendig werden Prognosen optimiert und ist eine der saubersten Energiefor- sind, um eine Durchgängigkeit der ein entsprechendes Flächenma- men und sie soll sich im Wasser- Fließgewässer zu gewährleisten.“ nagement sichergestellt. land Steiermark weiterentwickeln können. Gleichzeitig tragen wir Die Steiermark war in den letzten Damit verbunden wird der Ausbau aber eine große Verantwortung für Jahren immer wieder von drama- des technischen Hochwasser- einen nachhaltigen ökologischen tischen Hochwasserereignissen schutzes forciert und die Bewusst- Kreislauf. Unser Ziel ist es, die betroffen – wie sieht die Schwer- seinsbildung in der Bevölkerung Wasserkraft weiter auszubauen, punktsetzung für das heurige vorangetrieben. Denn auch, wenn aber gleichzeitig eine mittel- bis Jahr aus? in der Steiermark jetzt schon pro langfristige Absicherung ökologi- Jahr rund 40 Millionen Euro in scher Flussstrecken zu erreichen, LR Seitinger: „Wir wollen mit der den Hochwasserschutz investiert die unangetastet bleiben sollten, Umsetzung unserer Hochwasser- werden, müssen wir dennoch zur um der Ökologie und der Fischerei risiko-Managementpläne hier neue Kenntnis nehmen, dass die Natur 6
unberechenbar ist und es keine zung von vielen LIFE-Projekten. entsorgungs- und Hochwasser- Vollkaskoversicherung gibt. Es Sehr erfreulich in diesem Zusam- schutzverbände. Es gibt hier vor kann aber trotzdem jeder von uns menhang ist die Auszeichnung des allem Auswirkungen im Bereich jeden Tag etwas beitragen, denn LIFE-Projektes an der Mur mit dem der Förderverträge für die Verbän- jede Aktivität für den Klimaschutz „European Riverprize 2014“. Meine de wie auch für die Gemeinden. ist eine Präventionsmaßnahme, die Gratulation auch dazu!“ Es werden auch Änderungen bei langfristig wirkt.“ der Führung der Wasserrechte im Herr Landesrat, zum Abschluss Wasserbuch notwendig. Grund- Herr Minister, der Schutz vor Na- noch eine aktuelle, regionale sätzlich könnte man aber die turgefahren ist bundesweit eines Frage. Was bedeutet die neue Reform auch für einzelne Neu- der wichtigsten und bedrohlichs- Gemeindestruktur in der Steier- regelungen in den Gemeinden ten Themen – wie beurteilen Sie mark für die Wasserwirtschaft? mit den Wasserverbänden nutzen. die Situation in der Steiermark? Die Wasserver- und -entsorgung LR Seitinger: „Die Gemeinde- wie auch die Maßnahmen zum BM Rupprechter: „Das Thema strukturreform mit der Zusammen- Hochwasserschutz bleiben dabei Schutz vor Naturgefahren zählt zu legung von Gemeinden hat auch aber unberührt und werden im meinen politischen Kernaufgaben einen unmittelbaren Einfluss auf gewohnten Maße abgewickelt im Ministerium. Hier bündeln wir Wasserversorgungs-, Abwasser- und gewährleistet.“ alle fachlichen Kräfte, bemühen uns um budgetäre Absicherung der notwendigen Mittel und setzen gemeinsam mit dem Land Steier- mark enorm viele vorbildliche Projekte zum Schutz vor Naturge- fahren um. In den letztjährigen Katastrophen- sommern in der Steiermark haben sich die Hochwasserschutzein- richtungen bestens bewährt. Es konnten Schäden in Millionenhöhe verhindert werden. Im Jänner 2015 konnte beispielsweise mit dem Spatenstich in Voitsberg ein wei- teres sehr großes Projekt gestartet werden. Mit den Maßnahmen können wir die Bevölkerung der Stadtgemeinde Voitsberg vor einem 100-jährlichen Hochwasser schützen.Gleichzeitig verbessern wir die Gewässerökologie. Mein Ministerium investiert für dieses Projekt 7,2 Millionen Euro und schafft damit mehr Sicherheit und Schutz in einer äußerst lebens- werten Region. Eine besondere Vorreiterrolle hat Der Schutz vor Naturgefahren gehört zu den wichtigsten Themen in Österreich © A 14 die Steiermark auch in der Umset- 7
WASSER UND NACHHALTIGE ENTWICKLUNG – WELTWASSERTAG 2015 DI Johann Wiedner Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43 (0)316/877-2025 johann.wiedner@stmk.gv.at Abb. 1: Intakter Naturraum sichert auch intakten Wasserhaushalt © A 14 D ie ausreichende Verfüg- Mit dem Weltwassertag wollen die Vereinten Nationen die Be- barkeit von Wasser in deutung von Wasser – im Speziellen von Süßwasser – für den guter Qualität und der Menschen sowie die Notwendigkeit eines nachhaltigen Was- Zugang zu von Wasser geprägten sermanagements aufzeigen. Das diesjährige Motto „Wasser hochwertigen Natur- und Erho- und nachhaltige Entwicklung“ steht in Bezug zu den allgemei- lungsräumen sind in der Steier- nen globalen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung. mark vielfach selbstverständlich. Nur bei besonderen Katastro- phenereignissen bzw. Not- und wechselnde Motto stellt jeweils be- mit all unseren Ressourcen letzt- Störfällen wird uns bewusst, wie sondere Themen in den Fokus. Das endlich auch die lebensnotwendi- sehr unser Leben vom Wasser Motto „Wasser und nachhaltige ge Ressource Wasser schützt. abhängig bzw. geprägt ist. Entwicklung“ bringt sehr deutlich zum Ausdruck, dass Wasserma- Gerade die Ergebnisse von Klima- Die Vereinten Nationen haben vor nagement nicht für sich alleine forschern und die aufgezeigten mehr als 20 Jahren den Weltwas- steht, sondern der Zugang zur Res- möglichen Konsequenzen lassen sertag ins Leben gerufen, um auf source Wasser in ausreichender auch erhebliche Auswirkungen die Bedeutung des Wassers auf- Qualität und Quantität Teil eines auf den Wasserhaushalt bzw. auf merksam zu machen und das Be- gesamthaften, nachhaltigen Han- jene Nutzungen erkennen, die von wusstsein für einen verantwortungs- delns weltweit und in den Regionen einem intakten Wasserhaushalt vollen Umgang mit der Ressource ist. Oder auch umgekehrt, dass ein abhängig sind (Abb. 1). Die globale Wasser zu fördern. Das jährlich sorgsamer, nachhaltiger Umgang Berichterstattung informiert über 8
weltweit auftretende Dürrekatast- men oftmals bis zur Grenze des Deutlich erkennbar ist, dass die rophen und die damit verbundene Zulässigen. Der Boden mit seiner derzeitige Art der Landbewirt- Bedeutung des Wassers für die Vegetation als wichtiger Regula- schaftung, des Bodenverbrauches Lebensmittelproduktion. Aber tor des Wasserhaushaltes steht und der Versiegelung den Wasser- auch auf regionaler Ebene sind unter großem Nutzungsdruck. Die haushalt nachhaltig verändern. Ernteausfälle infolge Trockenheit Entwicklung auf dem Gebiet der nichts Außergewöhnliches. Dem Analytik ermöglicht die Feststel- Bei all den vorgenommenen und gegenüber stehen Überschwem- lung von Schadstoffen im Wasser noch angestrebten Nutzungen mungen und Zerstörungen durch in geringsten Mengen. Dieses Wis- darf nicht außer Acht gelassen Hochwasser mit erheblichen sen um Wasserinhaltsstoffe fordert werden, dass zu einem intakten volkswirtschaftlichen Schäden. zunehmend die Auseinanderset- Wasserhaushalt, der die Voraus- zung damit, wie wir mit möglichen setzung für eine dauerhafte Inan- Das reiche Wasserdargebot in der Risiken umgehen. spruchnahme des Wassers durch Steiermark ermöglicht die Sicher- den Menschen ist, ein ausglei- stellung der Versorgung mit Trink- Die vielfach ubiquitär vorhande- chender, stabilisierender Natur- wasser in ausreichender Menge. nen, oftmals über Luftverfrachtun- raum erforderlich ist. Dazu zählt Dabei darf aber nicht vergessen gen eingetragenen Schadstoffe der Schutz von Feuchtgebieten werden, dass nur durch eine hoch- zeigen aber deutlich auf, dass und Mooren ebenso wie der Erhalt wertige Infrastruktur, die auch in Nachhaltigkeit eine umfassende von natürlichen Fließgewässern der Lage ist, regionale und zeitliche Herausforderung ist und be- (Abb. 2). Gerade bei flussbaulichen Ungleichheiten im Wasserdargebot reichsübergreifendes Betrachten, Eingriffen gilt es die Funktionen auszugleichen, dies ermöglicht Bewerten und Handeln erfordert. des Fließgewässers für den gesam- wird. Mehr als die Verteilung von ten Wasserhaushalt zu beachten. Trinkwasser stellt die Erhaltung Unter dem Aspekt der nachhal- der Qualität unserer Wasservor- tigen Entwicklung ist auch zu Die Bedeutung des Wassers gilt kommen eine große und ständige erwähnen, dass Wasser als er- es am Weltwassertag bewusst zu Herausforderung dar. neuerbare Ressource Leistungen machen und zwar in der Art, dass für eine allgemeine nachhaltige unser Handeln über den Tag hin- Die Einträge von Schadstoffen aus Entwicklung, wie zum Beispiel im aus einem nachhaltigen Umgang punktuellen bzw. diffusen Quellen Bereich der Energieerzeugung, mit der Ressource Wasser gerecht belasten Grundwasservorkom- erbringen kann. wird. Abb. 2: Natürliche Fließgewässer sind wichtige Elemente eines funktionierenden Wasserhaushaltes © A 14 9
NATIONALER GEWÄSSER- BEWIRTSCHAFTUNGSPLAN II ENTWURF 2015 DI Urs Lesky Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit sehr gut schlecht 8010 Graz, Wartingergasse 43 gut gutes Potential Tel.: +43(0)316/877-3089 mäßig mäßiges Potential urs.lesky@stmk.gv.at unbefriedigend Abb. 1: Gesamtzustand Fließgewässer © GIS Steiermark Aufbauend auf den Nationa- Ökologischer Zustand / Vergleicht man die aktuelle Situ- len Gewässerbewirtschaf- Potential Fließgewässer ation mit der Ausgangssituation tungsplan (NGP) 2009 und der Das „Berichtsgewässernetz neu“ im NGP 2009, zeigt sich, dass es IST-Bestandsanalyse 2013 weist eine Gesamtlänge von geringfügige Verschiebungen wurde unter Berücksichtigung 6.698 km auf und wurde aufgrund vom Zustand „sehr gut“ zu „gut“ der bisher umgesetzten Maß- der Belastungssituation in 1.862 bzw. vom Zustand „mäßig“ zu nahmenprogramme und der Oberflächenwasserkörper (OWK) „unbefriedigend“ und „schlecht“ Daten aus den Monitoring- eingeteilt (z. B. Abb. 2). Im Ver- gegeben hat. programmen der Entwurf des gleich dazu wurden im NGP 2009 Nationalen Gewässerbewirt- 1.460 OWK mit einer Gesamtlänge Beim Teilbereich Hydromorpho- schaftungsplanes 2015 erstellt. von 6.410 km ausgewiesen. Auf logie des ökologischen Zustandes Schwerpunkt des zweiten NGP Basis der aktuellen Datengrundla- ist die Gesamtlänge der mit sehr ist die Weiterführung der im ge befinden sich derzeit 12 % bzw. gutem Zustand ausgewiesenen NGP 2009 festgelegten stufen- 804 km unserer Oberflächengewäs- OWK (1.139 km) gegenüber 2009 weisen Anpassung der Ober- ser in einem sehr guten Zustand, nahezu gleich geblieben. Die flächengewässer an den Ziel- 19 % (1.273 km) in einem guten Gesamtlänge der Gewässer mit zustand sowie die Sicherung Zustand und 2 % (134 km) in einem „gutem Zustand“ hat sich um rund bzw. Verbesserung des quan- guten ökologischen Potential. Bei 200 km auf 1.340 km erhöht, was titativen und qualitativen den restlichen 63 % (4.220 km) wird zum Großteil auf das „Berichts- Zustandes der Grundwasser- der ökologische Zielzustand derzeit gewässernetz neu“ mit der um körper. nicht erreicht (Abb. 1). 288 km längeren Gesamtlänge 10
zurückzuführen ist. Aufgrund der litätsziel entsprechen, von 878 km zustandserreichung wurde als besseren Datenbasis konnten auf 1.205 km. Dies kann mit dem prioritäre Maßnahme bis 2015 die auch die nicht dem Zielzustand Vorliegen von neuen Monitoring- Herstellung der Durchgängigkeit entsprechenden Oberflächenwas- daten – 2009 lagen zum Teil noch bei Querbauwerken und Restwas- serkörper differenzierter bewertet keine Überwachungsdaten vor – serstrecken bei den großen Flüssen werden und hat sich dadurch der und teilweise geänderter Metho- mit einem Einzugsgebiet > 500 km2 Anteil an Oberflächengewässern dik für die Bewertung der OWK vorgesehen. Die rechtliche Basis mit mäßigem Zustand gegenüber begründet werden. wurde 2012 mit der Sanierungs- 2009 von 3.474 km auf 2.344 km verordnung für Fließgewässer reduziert. Im gleichen Ausmaß Chemischer Zustand geschaffen. Bis dato wurden bei haben sich jedoch die Ausweisun- Fließgewässer 206 Querbauwerken, davon 90 gen mit unbefriedigendem und Bei den prioritären und national in großen Flüssen, Maßnahmen schlechtem Zustand erhöht. geregelten Schadstoffen gibt es zur Fischpassierbarkeit wasser- keine Qualitätszielüberschreitun- rechtlich bewilligt, diese wurden Die stoffliche Komponente des gen mehr. Im NGP 2009 wurden bereits teilweise errichtet bzw. ökologischen Zustands zeigt für noch fünf OWK mit Überschrei- befinden sich noch in Umsetzung. 12 % der Fließgewässer einen tung des Qualitätszieles ausge- sehr guten Zustand und für 70 % wiesen. Zusätzlich wurde die Dotation von einen guten Zustand an. 18 % 41 Restwasserstrecken, davon 15 der Oberflächengewässer über- Maßnahmenumsetzung / in großen Flüssen, an den ökolo- schreiten das Umweltqualitätsziel. stufenweise Zielzustands- gischen Mindestabfluss bzw. an Gegenüber dem NGP 2009 erhöht erreichung die Mindestwasserführung für die sich somit die Länge der Fließge- Entsprechend der im ersten NGP Herstellung der Durchgängigkeit wässer, die nicht dem Umweltqua- festgelegten stufenweisen Ziel- angepasst. Für die Umsetzung Abb. 2: Oberlauf Mürz © A 14 11
dieser Maßnahmen werden NGP-Periode über das biologische in der Steiermark einen guten insgesamt ca. 36 Millionen Euro Monitoring festgestellt werden mengenmäßigen und guten an Investitionskosten, welche von können. qualitativen Zustand auf. Beim Bund und Land gefördert wer- Grundwasserkörper „Weststeiri- den, eingesetzt. Darüber hinaus In Weiterführung der stufenweisen sches Hügelland“ wurden jedoch wurden auch über EU-geförderte Zielzustandserreichung wird der örtlich Umweltqualitätszielüber- Projekte (LIFE, ETZ) gewässeröko- Sanierungsraum im NGP II schreitungen bei Abbauproduk- logische Verbesserungsmaßnah- auf die Gewässer mit einem ten von Pflanzenschutzmitteln men an den Flüssen Mur, Enns Einzugsgebiet > 100 km2 ausge- (Desethyl-Desisopropylatrazin und und Raab umgesetzt. dehnt. Daraus ergibt sich, dass an N,N-Dimethylsulfamid) festgestellt 115 Wasserkraftwerken und 233 und wird dieser daher als Beob- Die Auswirkung der Maßnahmen sonstigen Wanderhindernissen achtungsgebiet ausgewiesen. hinsichtlich Zustandsverbesserun- sowie an 76 Restwasserstrecken Bei diesem Grundwasserkörper gen der Oberflächengewässer Maßnahmen zur Herstellung der wird zwar der gute Zustand noch konnte bislang noch nicht entspre- Durchgängigkeit bis 2021 erforder- erreicht, es sind aber bereits erste chend nachgewiesen werden. Be- lich sein werden. Darüber hin- Schritte zur Erhebung der Ursa- gründet kann dies damit werden, aus sollen u. a. morphologische chen für die Belastungen einzu- dass die Maßnahmen erst vor kur- Maßnahmen auf freiwilliger Basis leiten. Mit dem Aktionsprogramm zem fertiggestellt wurden bzw. ein und unter Nutzung der Synergien Nitrat und der landwirtschaftli- Großteil der Maßnahmen noch in mit Hochwasserschutzprojekten chen Umweltberatung werden Umsetzung ist. Es ist davon auszu- umgesetzt werden (Abb. 3). weitere Maßnahmen zum Schutz gehen, dass sich Verbesserungen unserer Grundwässer umgesetzt des ökologischen Zustandes erst Quantitativer/Qualitativer (Abb. 4). nach einer bestimmten Entwick- Zustand Grundwasser lungsphase einstellen werden und Auf Basis der Messergebnisse Bei zwei Tiefengrundwasserkör- daher frühestens in der nächsten weisen alle Grundwasserkörper pern wurde ein Risiko festgestellt, Abb. 3: Umgesetzte Maßnahmen NGP 2009, geplante Maßnahmen NGP 2015 © GIS Steiermark 12
Abb. 4: Zustand Grundwasser Pestizide © GIS Steiermark dass zumindest lokal die mittleren schon beim NGP 2009 und bei der Zeitraum von 6 Monaten und jährlichen Entnahmemengen hö- Ist-Bestandsanalyse 2013 wird endet am 21.07.2015. Innerhalb her sind als die Grundwasserneu- auch beim NGP 2015 ein Öffent- dieses Zeitraumes besteht die bildung und somit möglicherweise lichkeitsverfahren durchgeführt. Möglichkeit, zu den Inhalten des ein guter Zustand nicht erreicht Mit der Auftaktveranstaltung des NGP Stellung zu nehmen. wird. Als Maßnahmen sind die BMLFUW am 21.01.2015 in Wien Fortführung des Arteseraktions- wurde die Öffentlichkeitsbeteili- Neben den geplanten Veranstal- programmes und entsprechende gung gestartet und der Entwurf tungen erfolgt die Information und Überwachungsprogramme vorge- zur öffentlichen Einsicht aufgelegt. Kommunikation über das Inter- sehen. Am Schutz der Gewässer interes- net. Der Entwurf des Nationalen sierte Bürger sowie alle, die durch Gewässerbewirtschaftungsplanes Ökologischer Zustand Seen Bewirtschaftungsmaßnahmen an mit allen Beilagen und Plänen ist Sämtliche steirische Seen weisen Gewässern betroffen sind, sollen entweder direkt über die Home- auf Grund des Ergebnisses des in den Planungsprozess einge- page des BMLFUW wisa.bmlfuw. Überwachungsprogrammes einen bunden werden. gv.at oder die Homepage des guten ökologischen Zustand auf. Landes Steiermark Abteilung 14 Es sind somit keine Maßnahmen Neben weiteren Informationsver- www.wasserwirtschaft.steiermark. im NGP II erforderlich bzw. vorge- anstaltungen des BMLFUW und at zugänglich. Die Ergebnisse der sehen. der NGOs ist auch seitens des Öffentlichkeitsbeteiligung und Landes Steiermark eine gezielte allfällige daraus resultierende Öffentlichkeitsbeteiligung Information und Einbindung der Änderungen im NGP 2015 wer- Gemäß den Vorgaben der Was- durch Bewirtschaftungsmaßnah- den seitens des BMLFUW in einer serrahmenrichtlinie (WRRL) ist men im zweiten NGP Betroffenen „Zusammenfassenden Erklärung“ der NGP einer Öffentlichkeits- geplant. Die Öffentlichkeitsbetei- veröffentlicht. beteiligung zu unterziehen. Wie ligung erstreckt sich über einen 13
Mag. Dr. Margret Zorn Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 SCHUTZ VON GEWÄSSERSTRECKEN Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2023 margret.zorn@stmk.gv.at EIN BEITRAG ZUR NACHHALTIGEN GEWÄSSERBEWIRTSCHAFTUNG Die Erhaltung ökologisch wertvoller Fließgewässerstrecken ist als wesentlicher Lösungsansatz zur Erreichung der Ziele der Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanung anzusehen. Nur durch die Bewahrung der noch intakten Gewässerab- Mag. Volker Strasser Amt der Steiermärkischen Landesregierung schnitte beziehungsweise durch die Entwicklung jener Berei- Abteilung 14 che, die für das Gesamtsystem als besonders bedeutsam anzu- Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit sehen sind, wird es möglich sein, die Funktion der Gewässer 8010 Graz, Wartingergasse 43 als wertvolle Lebensräume für zukünftige Generationen si- Tel.: +43(0)316/877-2561 volker.strasser@stmk.gv.at cherstellen zu können. S eit die EU-Wasserrahmen- morphologischen Verhältnisse im Umbau von Wanderhindernissen richtlinie mit dem Ziel einer Rahmen der Nationalen Gewäs- sollen kleinräumig Lebensräume nachhaltigen Bewirtschaf- serbewirtschaftungspläne bilden geschaffen (Trittsteinkonzept) und tung der Gewässer im Jahr 2000 wichtige Bausteine auf dem Weg isolierte Lebensräume untereinan- in Kraft getreten ist, haben sich zur Zielzustandserreichung. Der der verbunden werden. die Kenntnisse über den Zustand damit verbundene hohe Kosten- unserer Oberflächengewässer aufwand und die Beschränkun- Da der Rückbau ganzer Fluss- wesentlich verbessert. Basierend gen, die sich aus den bestehen- landschaften in einen natürlichen auf der systematischen Erhebung den Nutzungen ergeben, wirken oder naturnahen Zustand utopisch der relevanten Belastungen sowie jedoch limitierend auf die Umsetz- ist, kann dieser Lösungsansatz den Ergebnissen umfangreicher barkeit derartiger Projekte. Umso nur dann funktionieren, wenn Messprogramme muss nunmehr wichtiger ist es daher, deren Wirk- innerhalb des Gewässersystems gegen Ende der Laufzeit des ers- samkeit, soweit möglich, durch zumindest abschnittsweise noch ten Nationalen Gewässerbewirt- Begleitmaßnahmen zu erhöhen. weitgehend intakte Gewässer- schaftungsplans (NGP 2009) mit strecken vorhanden sind. Deren Nachdruck festgehalten werden, Warum schützen? Erhalt ist daher als wesentliche dass wir noch sehr weit von dem Die Gewährleistung einer best- Voraussetzung zur Wirksamkeit Ziel, alle Gewässer zumindest in möglichen Effizienz der Maß- der baulichen Maßnahmen einen „guten Zustand“ zu bringen, nahmenprogramme ist ein erster anzusehen und erscheint schon entfernt sind. wesentlicher Aspekt bei der Im- aus Gründen der Kosteneffizienz plementierung eines Instrumentes jedenfalls erforderlich. Die Sanierungsmaßnahmen zur zum Schutz von Gewässerstre- Herstellung der Durchgängig- cken. Mit punktuellen morphologi- Darüber hinaus zeigt ein Blick auf keit sowie zur Verbesserung der schen Verbesserungen und dem die aktuell als Entwurf zum NGP 14
Abb. 1: Enns – Gesäuse © A 14 2015 vorliegende Zustandsauswei- Erhalt unserer Daseinsgrund- Ausgehend von den zuvor ge- sung der Oberflächengewässer, in funktionen, so beispielsweise als nannten Motiven lassen sich da- welch geringem Ausmaß weit- Energiequelle, als Nutzwasserver- bei zwei Kategorien von Strecken gehend naturbelassene Strecken sorger oder als Vorfluter für die unterscheiden. innerhalb der Steiermark noch Abwasserbeseitigung. vorhanden sind. Für Gewässer Einerseits sind das jene Gewässer- mit Einzugsgebieten über 10 km² Ein weiterer Ausbau dieser abschnitte, die nahezu nutzungs- liegt deren Anteil bei ca. 15 %. Nutzungen ist vielfach notwendig frei sind und sich demnach in Hin- und sinnvoll. Dieser darf jedoch blick auf ihre Abflussverhältnisse Die Bewahrung dieser Strecken nicht zu einer über das unbedingt und Strukturen zumindest weitge- (z. B. Abb. 1-3) ist nicht nur im Sinne notwendige Maß hinausgehen- hend in einem naturbelassenen einer nachhaltigen Entwicklung den, weiteren Beeinträchtigung Zustand befinden. Solche finden ein Gebot der Stunde, unabhän- der ökologischen Funktionsfähig- sich bei den größeren Gewässern gig davon, welchen Beitrag diese keit des Gewässersystems führen. der Steiermark generell nur mehr Abschnitte für die Erreichung von Durch die Unterschutzstellung in sehr geringer Zahl und meist Zielvorgaben leisten können. einzelner Teilabschnitte soll die nur mehr in den Oberläufen oder Diese sind auch wesentliche Ele- Gefahr einer Überbelastung des in schwer zugänglichen Bereichen. mente des Landschaftsbildes und Gesamtsystems vermindert und folglich eine bedeutende Grund- letztendlich auch eine Planungs- Bedingt durch ihre Eigenschaften lage für den Fremdenverkehr in sicherheit für mögliche Nutzer (relativ große, konstante Ab- der Steiermark. erreicht werden. flussmenge und große Fallhöhe) in Verbindung mit dem derzeit Schließlich ist der Schutz einzelner Welche Strecken schützen? intensiv forcierten Ausbau der Gewässerstrecken auch als imma- Grundsätzlich sollen Strecken be- Kleinwasserkraft (jedes fünfte nenter Teilaspekt einer gezielten sonderer ökologischer Wertigkeit Wasserkraftwerk in der Steiermark zukünftigen Nutzung unserer geschützt werden, beziehungs- wurde in den letzten 15 Jahren Wasserressourcen anzusehen. Die weise solche, die eine besondere bewilligt) sind diese aktuell einem steirischen Fließgewässer leisten ökologische Funktion innerhalb besonders hohen Nutzungsdruck einen bedeutenden Beitrag zum des Gewässersystems erfüllen. ausgesetzt. 15
Andererseits können auch Stre- cken, deren hydromorphologische Eigenschaften durch anthro- pogene Eingriffe vor allem im Zusammenhang mit Hochwasser- schutzmaßnahmen bereits mehr oder weniger stark verändert sind, wichtige Funktionen innerhalb des Gesamtsystems erfüllen. Dies vor allem dann, wenn sie über längere Abschnitte einen noch verhältnismäßig geringen Nut- zungsgrad aufweisen. Abb. 2: Lafnitz © A 14 Derartige Strecken finden sich vor allem an den großen Flüssen der Steiermark und liegen durchwegs weiten Bereichen unzureichenden auch für die Neuerrichtung von in direkter Nachbarschaft zu inten- Zustand unserer Fließgewässer. Wasserbenutzungsanlagen heran- siv genutzten, oftmals als erheblich zuziehen sind. verändert ausgewiesenen, Ab- In Zusammenhang mit den hydro- schnitten. Vielfach wurden an die- morphologischen Eigenschaften Diese Vorgaben gelten für alle Ge- sen, im Rahmen des NGP 2009 oder der Gewässer sind dies vor allem wässer (ausgenommen erheblich von EU-geförderten Projekten, auch die fehlende Durchgängigkeit veränderte) und sollen den jewei- bereits Maßnahmen zur Verbesse- sowohl in Bezug auf Lebewesen ligen Zustand sicherstellen. Somit rung der hydromorphologischen als auch auf den Feststofftrans- existiert in Verbindung mit dem Verhältnisse umgesetzt. Der weitge- port, der weiträumige Verlust an Verschlechterungsverbot nach hende Erhalt dieser Gewässerstre- gewässertypspezifischen Struktu- § 30 des Wasserrechtsgesetzes cken ist als wesentlicher Beitrag zur ren sowie massive Eingriffe in die generell ein gesetzlich festgelegter Wirksamkeit der Sanierungsmaß- Abflussverhältnisse durch Stau- Schutz der Gewässer. Dieser hat nahmen anzusehen. haltungen, Wasserentnahmen jedoch im Zusammenhang mit und Schwallerscheinungen. den oben genannten Motiven in Letztgenannte Strecken zeichnen zweierlei Hinsicht eine ungenü- sich aber vielfach auch durch be- Mit Hilfe der Maßnahmenpro- gende Wirkung. Erstens werden sonders hohe Wasserkraftpotenti- gramme des NGP wird versucht, alle Gewässer (aus nachvollzieh- ale aus, deren Nutzung in Hinblick die Auswirkungen der beste- baren Gründen) gleich behandelt. auf die Energiestrategieziele des henden Belastungen so weit zu Damit kann die besondere Wertig- Landes Steiermark besondere reduzieren, dass der Zielzustand keit einzelner Gewässerabschnitte Bedeutung zukommt. Bei der Aus- erreicht werden kann. Die Qua- für das Gesamtsystem und damit wahl der zu schützenden Gewäs- litätszielverordnung Ökologie nicht zuletzt für die Wirksamkeit serstrecken muss dieser Aspekt Oberflächengewässer – QZV Öko- der Sanierungsmaßnahmen aber gerade im Lichte einer nachhalti- logie OG (BGBl. II Nr. 99/2010) – keine Berücksichtigung finden. gen Entwicklung Berücksichtigung definiert unter anderem Qualitäts- finden. ziele (für den sehr guten Zustand) Zweitens ist die Zustandsfestle- und Richtwerte (für den guten gung für die sehr guten Gewäs- Wie schützen? Zustand) für die hydromorpho- serstrecken bedingt durch einen Die im Rahmen der Erstellung logischen Bedingungen, die als verhältnismäßig großen Bewer- des NGP durchgeführten Belas- gesetzlicher Rahmen einerseits für tungsspielraum gerade in Bezug tungsanalysen zeigen deutlich die Zustandsfestlegung, anderer- auf die hydromorphologische die Ursachen für den derzeit in seits sowohl für die Sanierung als Situation oftmals strittig. Die Folge 16
sind fehlende Planungssicherheit Umweltschutz, ein Fachvorschlag und aufwendige Verfahren. zur Ausweisung von Gewässer- strecken besonderer ökologischer Es wird daher angestrebt, eindeu- Bedeutung erarbeitet (Abb. 4). tige Gewässerstrecken auszuwei- sen und für diese Regelungen für Dieser wurde im Rahmen einer zukünftige Nutzungen zu definie- Pressekonferenz im März 2014 ren, die der besonderen Bedeu- der Öffentlichkeit vorgestellt. Er tung dieser Strecken Rechnung unterscheidet drei Kategorien von tragen. Da es sich um Abschnitte Strecken mit unterschiedlichem unterschiedlicher Charakteristik Schutzstatus innerhalb des soge- handelt und absehbare Nutzungs- nannten Berichtsgewässernetzes ansprüche berücksichtigt werden (alle Gewässer mit Einzugsgebie- sollten, ist dabei eine Kategorisie- ten über 10 km²). rung mit differenzierten Vorgaben notwendig. Der nächste Schritt wäre die rechtliche Realisierung dieses Wie schützen? „Gewässerschutzplanes“. Das Ein erster Schritt bei der Einrich- Wasserrechtsgesetz sieht in § 55g tung eines Instrumentes zum die Möglichkeit vor, in Umsetzung Schutz von Gewässerstrecken ist der konkreten Vorgaben des NGP, die Identifizierung jener Abschnit- wasserwirtschaftliche Regional- te, denen eine besondere Funktion programme zur Erreichung der innerhalb des Fließgewässersys- Umweltziele zu erlassen. tems beizumessen ist. Im Zuge eines von der Abteilung 14 – Eine derartige gesetzliche Ver- Wasserwirtschaft, Ressourcen und ankerung ist in Hinblick auf eine Nachhaltigkeit geleiteten Projektes nachhaltige Gewässerbewirt- Abb. 3: Untertalbach © A 14 wurde, unter Mitwirkung von schaftung und eine Rechtssicher- Experten verschiedener Fachrich- heit bei Planungsvorhaben jeden- gerade in Anbetracht der aktuell tungen wie Energiewirtschaft und falls anzustreben, muss jedoch angespannten wirtschaftlichen Lage mit besonderer Achtsamkeit betrieben werden, um die Ent- wicklung der steirischen Regionen nicht zu hemmen. Derzeit ist in Abstimmung mit den zuständigen Stellen des Bundes eine legistische Richtlinie in Aus- arbeitung, die als Steirische Ge- wässerschutzverordnung Rechts- kraft erlangen soll. Dem Motto des Weltwassertages folgend, wäre dies ein bedeutender Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Steiermark. Kategorie A Kategorie C Kategorie B Abb. 4: Gewässerstrecken besonderer ökologischer Bedeutung © GIS Steiermark 17
PROGRAMM ZUM SCHUTZ VON GRUNDWASSER GRUNDWASSERSCHUTZPROGRAMM GRAZ – BAD RADKERSBURG Die bewilligten Entnahmerechte öffentlicher Wasserversorger aus den drei Grundwasserkörpern „Grazer Feld“, „Leibnitzer Feld“ und „Unteres Murtal“ betragen mehr als 1.000 l/s – das sind fast 35 Millionen m³ pro Jahr. Neben zahlreichen Schutzgebieten sind in diesen Grundwasserkörpern zehn Was- serschongebiete verordnet, die die derzeitige und künftige Mag. Dr. Michael Ferstl Trinkwasserqualität sichern und vor allem vor übermäßigen Amt der Steiermärkischen Landesregierung Schadstoffeinträgen schützen sollen. Diese zehn Wasserschon- Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen gebiete sollen durch ein einziges Regionalprogramm, das und Nachhaltigkeit „Grundwasserschutzprogramm Graz bis Bad Radkersburg“, 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-4355 ersetzt bzw. aktualisiert werden. Damit soll die Nachhaltigkeit michael.ferstl@stmk.gv.at des Grundwasserschutzes erhöht werden. A ufgrund der hohen Am Beispiel des Brunnens Kain- diesem Zeitpunkt pendelte sich Nitratbelastungen in den dorf im Leibnitzer Feld (s. Abb. 1), der Nitratwert zwischen 40 und Porengrundwasserkör- der als repräsentativ für den Ver- 60 mg/l ein. pern südlich von Graz bis Bad lauf des Nitratgehaltes in den Radkersburg wurden Anfang der intensiv landwirtschaftlich genutz- Die beschränkte Wirksamkeit der 1990er Jahre zahlreiche Schonge- ten Grundwasserkörpern Grazer bestehenden Schongebietsverord- bietsverordnungen erlassen, die Feld, Leibnitzer Feld und Unteres nungen zeigte sich Mitte des ver- die dauerhafte Genusstauglichkeit Murtal angesehen werden kann gangenen Jahrzehnts, in dem wie- des Grundwassers als Trinkwasser und von welchem Untersuchungs- der ein signifikanter Anstieg der im Einzugsgebiet großer Trinkwas- reihen seit 1975 vorliegen, ist gut Nitratkonzentrationen festgestellt serversorgungsanlagen, wie z. B. erkennbar, dass die Nitratgehalte werden konnte. Dieser führte regi- Kalsdorf, nordöstliches und west- bis Mitte der 80er Jahre bei bis zu onal zum Verlust der Genusstaug- liches Leibnitzer Feld, Mureck, 100 mg/l lagen und nur in den sel- lichkeit des Grundwassers bzw. zur Gosdorf und Bad Radkersburg, tensten Fällen 50 mg/l unterschrit- per Gesetz verpflichtenden Aus- sicherstellen sollten, was dadurch ten. Ab Anfang der 1990er Jahre – weisung von Beobachtungs- und weitestgehend auch gelang. mit Erlassen der Schongebietsver- voraussichtlichen Maßnahmenge- Dennoch blieben diese Grundwas- ordnungen – ist ein kontinuierli- bieten. serkörper aufgrund einer intensi- ches Absinken des Nitratgehaltes ven landwirtschaftlichen Nutzung auf das Niveau von etwa 45 bis Dieser markante Anstieg der Nitrat- weiterhin in Bezug auf erhöhte 50 mg/l zu erkennen, das bis Mitte konzentrationen im Grundwasser Nitratbelastungen gefährdet. der 1990er Jahre andauerte. Ab wurde vom Verordnungsgeber in 18
erster Linie auf die übermäßige werden. Die Ursache dieser als dif- und unsachgemäße Ausbringung fus definierten Belastung liegt auf von Gülle und Gärsubstraten zu- der Hand. Gemäß Ist-Bestandsana- rückgeführt. Ab 2006 wurden dafür lyse 2013 zum Nationalen Gewäs- die Anordnungen der Schonge- serbewirtschaftungsplan 2015 bietsverordnungen in den Grund- (NGP 2015) sind – wie bereits die wasserkörpern Leibnitzer Feld und Auswertungen zum NGP 2009 Unteres Murtal deutlich verschärft. zeigten – flächige Belastungen Durch Forschungsstudien und Un- des Grundwassers vor allem auf tersuchungen konnte mittlerweile diffuse Schadstoffquellen zurückzu- aber nachgewiesen werden, dass führen. Bei den diffusen stofflichen der Grund für die Nitratbelastung Belastungen stehen Nährstoff- und des Grundwassers zwar weiterhin Pestizideinträge aus der Landwirt- der landwirtschaftlichen Nutzung schaft im Vordergrund. zuzuordnen ist, die Ursache für den signifikanten Anstieg der Nitrat- Gemäß Ist-Bestandsanalyse 2013 konzentrationen im Grundwasser wurden die Stickstoffüberschüsse auch die Folge niederschlags- über die Berechnung der Stickstoff- reicherer Jahre in der Mitte des bilanz beruhend auf Bruttoeinträ- letzten Jahrzehnts waren. gen nach OECD für die Jahre 2009 bis 2012 für Grundwasserkörper So folgten auf zwei ausgespro- erhoben und dabei festgestellt, chen niederschlagsarme Jahre dass die höchsten Überschüsse in (2002, 2003), in denen es zu einer Regionen mit hohem Viehbesatz, Stickstoffdepotbildung im Boden wie z. B. dem Leibnitzer Feld und kam, zwei sehr feuchte Jahre (2004, dem Unteren Murtal auftreten, wel- 2005), die zu einer maßgeblichen che bis zu 101 kg/ha betragen. Auswaschung der im Boden Dennoch musste – im Gegensatz angereicherten Stickstoffmengen zum vorangegangenen Bericht führten. Daraufhin folgten nun 2009 – für den Beobachtungszeit- etwa fünf meteorologische Regel- raum 2010 bis 2012 für die genann- jahre, sodass sich die Nitratwerte ten Grundwasserkörper bezüg- mittlerweile wieder auf das gleiche lich der Stickstoffparameter kein Niveau wie Anfang dieses Jahrtau- Beobachtungsgebiet ausgewiesen sends einpendelten. werden. Dass damit die Nitratpro- blematik vor allem der großen und Analyse auch intensiv für die Gewinnung Bei der aktuellen Auswertung der von Trinkwasser genutzten Grund- steirischen GZÜV-Messstellen (Ge- wasserkörper „Grazer Feld“, „Leib- wässerzustandsüberwachungs- nitzer Feld“ und „Unteres Murtal“ verordnung, BGBl. 2006/479 i.d.F. nicht gelöst ist, konnten seitens der BGBl. II Nr. 465/2010) konnten 48 Gewässeraufsicht durchgeführte Schwellenwertüberschreitungen langfristige Auswertungen (2000 für Stickstoff (Mittelwert nach den bis 2011) belegen. Kriterien der Qualitätszielverord- nung Chemie Grundwasser [QZV Vergleicht man die Messreihe 2000 Chemie GW], BGBl. 2010/98 i.d.F. bis 2010 mit jener bis 2011, so lässt Abb. 1: Verlauf des Nitratgehaltes im BGBl. II Nr. 461/2010); (Nitrat: 23, sich gut erkennen, dass im Grund- zugehörigen Wasserwerk Nitrit: 2, Ammonium: 23) ermittelt wasserkörper Grazer Feld die Zahl 19
der gefährdeten Messstellen gestie- 33,3 %) bis unmerklich (Unteres Die detektierten Schwerpunkte der gen (von 21 % → 27,3 %), ansonsten Murtal von 28 % → 27,5 %) gefal- Nitratbelastung decken sich im We- leicht (Leibnitzer Feld von 40 % → len und die Zahl der Messstellen sentlichen mit jenen, die durch die mit steigendem Trend gestiegen kontinuierliche statistische Auswer- (Grazer Feld von 60 % → 70,5 %; tung und Darstellung in Form der Leibnitzer Feld von 40 % → 43,8 %) Nitratverteilungskarten durch die bzw. leicht gefallen (Unteres Murtal Joanneum Research Forschungs- von 64 % → 61,5 %) ist. gesellschaft mbH illustriert wurden (s. Abb. 2 bis 4). Von den steigenden Trends ist im Grazer Feld vor allem der östliche Die Kenntnis dieser Historie zeigt, Teil umfasst, wobei auch nahe dass die Schongebietsanord- der Mur gelegene Messstellen als nungen, die vor 2006 erlassen gefährdet zu erachten sind. wurden, ausreichen, um für ein meteorologisches Regeljahr die Im Leibnitzer Feld sind mehrfach Genusstauglichkeit des Grundwas- steigende Trends vor allem im sers im Zustrombereich der gro- nordwestlichen Teil (Raum Jöss und ßen Wasserversorgungsanlagen Lebring) auszumachen, wobei sich sicherzustellen. Dies jedoch ohne eine große Zahl gefährdeter Mess- ausreichende Sicherheiten, da stellen auf den südöstlichen Teil ein deutliches Unterschreiten des (Landscha bis Vogau) konzentriert. Trinkwassergrenzwertes für Nitrat – Der nordöstliche Teil des Leibnitzer 50 mg/l gemäß Trinkwasserverord- Feldes weist sowohl eine große nung BGBl. 2001/304 idgF – ebenso Zahl steigender als auch gefährde- wenig erzielt werden konnte, als ter Messstellen auf. ein gesichertes Verbleiben des Nitratgehaltes unter der für die Abb. 2: Nitratbelastung Grazer Feld © Joanneum Im Unteren Murtal sind bis auf den Ausweisung von Überwachungs- Research Forschungsgesellschaft mbH Aubereich der Mur und das Gebiet und Maßnahmengebieten maß- zwischen Gosdorf und Weixelbaum geblichen Schwelle von 45 mg/l keine Gebiete festzustellen, in wel- (nach QZV Chemie GW). chen nicht steigende Trends erkenn- bar sind. Die gefährdeten Mess- Die Auswertung der laufenden stellen konzentrieren sich auf die und flächenhaft durchgeführten Bereiche zwischen Lichendorf und Untersuchungen des Nitratgehal- Mureck, nördlich von Salsach sowie tes nach der GZÜV in den gegen- zwischen Halbenrain und Dedenitz. ständlichen Grundwasserkörpern Abb. 3: Nitratbelastung Leibnitzer Feld © Joanneum Abb. 4: Nitratbelastung Unteres Murtal © Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH Research Forschungsgesellschaft mbH 20
zwischen 2000 und 2010 durch die Schlussfolgerungen Grundwasserkörpern sichern zu Gewässeraufsicht des Landes Stei- Die derzeit gültigen Schongebiets- können, sind daher die negativen ermark zeigte folgende signifikante verordnungen genügen somit Auswirkungen der landwirtschaft- Ergebnisse: nicht mehr, um einerseits einer lichen Nutzung durch Optimie- weiteren Intensivierung der land- rung der Gülleausbringung in Im Grazer Feld werden insgesamt wirtschaftlichen Nutzung und grundwasserverträglicher Weise 54 Grundwassermessstellen andererseits Abweichungen vom zu verringern. regelmäßig beprobt. Der Gebiets- meteorologischen Regeljahr – in mittelwert lag zwischen 2000 und Hinblick auf Häufigkeit, Verteilung Zusätzlich müsste eine Ausweitung 2010 bei 34,9 mg/l (Grundwasser- und Intensität der Niederschlags- der Maßnahmen über die Grenzen schwellenwert: 45 mg/l), bei Werten ereignisse gerecht zu werden. der bestehenden Schongebiete zwischen min. 4,5 mg/l und max. Es besteht sohin der Bedarf, die hinaus auf die gesamten Grund- 77,7 mg/l. Insgesamt sind zurzeit landwirtschaftliche Nutzung noch wasserkörper erfolgen (s. Abb. 5), über 21 % der Messstellen als ge- näher an einen nachhaltigen da die restriktive Vorgehensweise fährdet zu erachten, an über 60 % Grundwasserschutz heranzufüh- innerhalb der Schongebiete eine der Messstellen ist ein steigender ren. Um den guten Zustand des Art „Umverteilung“ der Nitrataus- Trend zu beobachten. Grundwassers in den betroffenen bringung in Gebiete außerhalb Im Leibnitzer Feld werden insge- samt 32 Grundwassermessstellen regelmäßig beprobt. Der Gebiets- mittelwert lag zwischen 2000 und 2010 bei 40,6 mg/l (Grundwasser- schwellenwert: 45 mg/l), bei Werten zwischen min. 3,5 mg/l und max. 86,9 mg/l. Insgesamt sind zurzeit über 40 % der Messstellen als ge- fährdet zu erachten, an über 40 % der Messstellen ist ein steigender Trend zu beobachten. Im Unteren Murtal werden insge- samt 32 Grundwassermessstellen regelmäßig beprobt. Der Gebiets- mittelwert lag zwischen 2000 und 2010 bei 37,6 mg/l (Grundwasser- schwellenwert: 45 mg/l), bei Werten zwischen min. 3,2 mg/l und max. 90,3 mg/l. Insgesamt sind zurzeit über 28 % der Messstellen als ge- fährdet zu erachten, an über 64 % der Messstellen ist ein steigender Trend zu beobachten. Und dies trotz des Umstandes, dass die Schonge- bietsanordnungen ab dem Jahre 2006 laufend verschärft wurden und die landwirtschaftliche Bewirt- schaftung weiter eingeschränkt wurde. Abb. 5: Grundwasserschutzprogramm Graz – Bad Radkersburg 21
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