Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz

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Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
Natur und Landschaft
            Arten- und Biotopschutz

             Abfallwirtschaft
   Chancen für die mittelständische
                    Umwelttechnik

                          Klima
          Klimawandel und -schutz

Umweltzustandsbericht
   Schleswig-Holstein
Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
Herausgeber:

Ministerium für Landwirtschaft,

Umwelt und ländliche Räume

des Landes Schleswig-Holstein

Mercatorstraße 3

24106 Kiel

Fotos: diekoordinaten, shutterstock, Reimer Stecher

September 2009

Konzeption + Gestaltung: diekoordinaten GbR

Auflage: 5.000

Diese Broschüre wurde auf

Recyclingpapier gedruckt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der

Öffentlichkeitsarbeit der schleswig-holsteinischen

Landesregierung herausgegeben.

Sie darf weder von Parteien noch

von Personen, die Wahlwerbung oder

Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum

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Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer

bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift

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die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer

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Die Landesregierung im Internet:

www.schleswig-holstein.de
Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
Vorwort .................................................................................................................................................................... 5

Boden ........................................................................................................................................................................ 7
Bodenzustand ................................................................................................................................................................. 8
Stoffbestand der Böden.................................................................................................................................................. 8
Strukturelle Bodenbelastungen ...................................................................................................................................... 9
Bewertung und regionale Verteilung der stofflichen und strukturellen Bodenbelastungen........................................... 10
Ziele, Maßnahmen und Umsetzungsstrategie des Bodenschutzes in Schleswig-Holstein........................................... 11

Wasser .....................................................................................................................................................................13
Anforderungen aus der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie .....................................................................................13
Anforderungen aus der Europäischen Hochwasserrichtlinie .........................................................................................14
Fließgewässer................................................................................................................................................................14
Seen...............................................................................................................................................................................16
Küstengewässer und Meeresschutz . ............................................................................................................................17
Nationalpark Wattenmeer.............................................................................................................................................. 18
Badegewässer............................................................................................................................................................... 20
Grundwasser................................................................................................................................................................. 20
Trinkwasser ................................................................................................................................................................... 22
Abwasser ...................................................................................................................................................................... 23

Luft  ............................................................................................................................................................................ 25
Außenluft....................................................................................................................................................................... 25
Innenraumluft.................................................................................................................................................................27

Natur und Landschaft . .................................................................................................................................. 29
Biodiversität/Arten- und Biotopschutz........................................................................................................................... 29
Sonstige Flächenschutzinstrumente.............................................................................................................................. 31
Landschaftsplanung....................................................................................................................................................... 31
Naturerleben.................................................................................................................................................................. 32
Forst.............................................................................................................................................................................. 32

Abfallwirtschaft . ................................................................................................................................................ 35
Entwicklung der Abfallmengen ..................................................................................................................................... 35
Entsorgungsanlagen und -verfahren ............................................................................................................................. 37
Hohe Verwertungsquote ............................................................................................................................................... 37
Gesicherte „Inlandsentsorgung“ und Abfallimporte ..................................................................................................... 37
Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft........................................................................................................................... 38
Umsetzung der Abfallablagerungsverordnung weitgehend gelungen........................................................................... 38
Sicherung der Verwertungserfolge................................................................................................................................ 38
Chancen für die mittelständische Umwelttechnik......................................................................................................... 39
Effizienter Vollzug und länderübergreifende Zusammenarbeit...................................................................................... 39
Unterstützung der Entsorgungswirtschaft .................................................................................................................... 39

Umwelt und Gesundheit ............................................................................................................................ 41
Hitzewarnsystem .......................................................................................................................................................... 42
Strahlung....................................................................................................................................................................... 42
Lärm.............................................................................................................................................................................. 43
Chemikalien/Schadstoffe............................................................................................................................................... 45
Gentechnik ................................................................................................................................................................... 47

Klima ......................................................................................................................................................................... 51
Klimawandel ................................................................................................................................................................. 51
Klimafolgen . ................................................................................................................................................................. 52
Klimaschutz .................................................................................................................................................................. 52

Glossar ................................................................................................................................................................... 54
Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
Nordsee   Ostsee

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Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
Dr. Christian von Boetticher

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

der Umweltzustandsbericht 2009 als sehr umfassende          Mir ist wichtig, dass allen interessierten Bürgerinnen
Momentaufnahme zieht für Schleswig-Holstein ein             und Bürgern umfassende Informationen zur Verfügung
positives Fazit. Die Menschen zwischen Nord- und            stehen. Daher gibt es auch die Möglichkeit, sich im
Ostsee können sich auch im Hinblick auf den Zustand         Internet über das Landwirtschafts- und Umweltportal,
der Umwelt über ein sehr hohes Maß an Lebensquali-          den Landwirtschafts- und Umweltatlas, das Lärmportal
tät freuen. Der Bericht belegt das mit den wichtigsten      oder das Seenkataster umfassend über die Umwelt in
aktuellen Fakten zur Qualität des Bodens, des Wassers       Schleswig-Holstein zu informieren. Durch die Verknüp-
und der Luft sowie dem Zustand von Natur und Land-          fung mit Fachdatenbanken stehen teilweise hochaktuelle
schaft. Ferner enthält er Aussagen zu Badegewässern         Umweltdaten ständig zur Verfügung, beispielsweise die
und zum Trinkwasser, zur Abfallwirtschaft, dem Lärm, zu     stündlich aktualisierten Messwerte zur Luftqualität.
den Umwelterkrankungen, schließlich auch zur Strah-
lenbelastung, zu Chemikalien und Schadstoffen und zur       Nur wer informiert ist, kann seinen Beitrag zum Schutz
Gentechnologie.                                             der Umwelt leisten. Eine intakte Umwelt hat sowohl für
                                                            heutige als auch für nachfolgende Generationen einen
Neben einer Situationsanalyse werden bestehende             hohen Stellenwert. Daher war es richtig, in der Neufassung
Probleme und Herausforderungen mit Ursachen, Wir-           des Umweltinformationsgesetzes vom 2. März 2007
kungen, Entwicklungsabläufen und Tendenzen genannt          den vorliegenden Umweltzustandsbericht rechtlich zu
sowie Belastungen und Gefährdungen anhand objektiver        verankern.
und fachlicher Kriterien untersucht und bewertet. Bei den
einzelnen Themenfeldern wird auch auf die rechtlichen       Ich bin sicher, dass Sie mit der Lektüre des neuen
Möglichkeiten, die Umsetzungsstrategie und die durch-       Berichts viele interessante und aufschlussreiche Fakten
geführten Maßnahmen eingegangen.                            erfahren werden.

Trotz des im Grundsatz positiven Resümees gibt es in
Teilbereichen weiterhin Aufgaben, auf die das Land mit
entsprechenden Programmen und Maßnahmenbün-
deln zur Besserung der Situation reagiert hat. Unsere
Leitidee dabei: Wir setzen in der Umweltpolitik zentral     Dr. Christian von Boetticher
auf den Gedanken der Kooperation mit Bürgern und            Minister für Landwirtschaft, Umwelt und
Kommunen.                                                   ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

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Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
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Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
Boden
Der Boden ist eine unverzichtbare Grundlage für Men-
schen, Tiere, Pflanzen und ihre Ökosysteme. Mensch-
liches Leben und gesellschaftliche Entwicklung sind auf
existenzielle Weise mit dem Zustand des Bodens ver-
knüpft. Der Bundesgesetzgeber hat daher mit dem
Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) vom 17.03.1998
und der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung
(BBodSchV) vom 12.07.1999 die vielfältigen Funktionen
des Bodens unter Schutz gestellt. Der Vollzug dieses
Gesetzes wird durch das Landesbodenschutz- und
Altlastengesetz vom 14.03.2002 sichergestellt.

Ausführliche Informationen zum Thema Boden sind
im Themenportal Landwirtschaft und Umwelt unter
www.umwelt.schleswig-holstein.de zu finden.

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Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
Bodenzustand                                               Stoffbestand der Böden
Böden erfüllen die unterschiedlichsten Funktionen. Diese   Böden weisen unterschiedliche stoffliche Zusammen-
reichen von den natürlichen Funktionen als Lebensraum,     setzungen auf. Sie vermögen Stoffe zu binden, zu filtern
Bestandteil des Naturhaushaltes sowie als Abbau-, Aus-     und umzuwandeln. Mit steigendem Ton- und Humus-
gleichs- und Aufbaumedium über die Funktion als Archiv     gehalt sowie pH-Wert nimmt das Bindungsvermögen
der Natur- und Kulturgeschichte bis zu den Funktionen      zu. Hinsichtlich des Grundwasserschutzes zeigen die
als Rohstofflagerstätte, Fläche für Siedlung und Erho-     sandigen Böden also eine wesentlich geringere Toleranz
lung, für land- und forstwirtschaftliche Nutzung und       gegenüber stofflichen Belastungen als lehmige Böden,
sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen.        weil hier die Rückhaltefunktion durch ein geringeres
Der Boden wird durch den Menschen somit in verschie-       Sorptionsvermögen eingeschränkt ist.
denster Weise genutzt. Diese Nutzungen sind häufig
mit stofflichen oder strukturellen Veränderungen des       Aufgrund ihrer Funktion im Nährstoffhaushalt bilden
Bodens verbunden. In Abhängigkeit von der Empfindlich-     Böden die Grundlage für das Pflanzenwachstum. Gleich-
keit der Böden gegenüber diesen Veränderungen und          zeitig stellen sie aber auch eine Senke für eingetragene
deren Intensität können bei einer Überbeanspruchung        Schadstoffe dar und können unter Umständen als
des Bodens reversible oder irreversible Beeinträchti-      Schadstoffquelle wirken.
gungen der Funktionen auftreten.

Schleswig-Holstein ist besonders durch die Prozesse der      Abbildung 1: Art der Flächennutzung
beiden letzten Eiszeiten (Weichsel- und Saale-Eiszeit)       in Schleswig-Holstein in % der Gesamtfläche
und des darauf folgenden Zeitraumes (Holozän) geprägt.
                                                                                       11,9    2,0
Der Naturraum gliedert sich in das Östliche Hügelland,
die Geest mit Vorgeest und Hoher Geest sowie die
                                                                            4,9
Marsch. Diese naturräumlichen Einheiten weisen auf-
grund ihrer unterschiedlichen Entstehungsgeschichten
charakteristische Böden mit unterschiedlichen Eigen-                 10,0
schaften und Empfindlichkeiten gegenüber natürlichen
und anthropogenen Einflüssen auf. Sowohl ihre Eignung
für verschiedene Nutzungen als auch ihre stoffliche Vor-
belastung und Belastbarkeit, ihre Erosions- und Verdich-
tungsgefährdung variieren entsprechend.                                                              71,0

                                                               Landwirtschaftsfläche
In Schleswig-Holstein werden 71,0 Prozent der Fläche           Waldfläche
landwirtschaftlich genutzt (Abbildung 1). Daneben              Wasserfläche
spielen auch die Nutzung als Wald (10,0 Prozent) und als       Siedlungs- und Verkehrsfläche
Siedlungs- und Verkehrsfläche (11,9 Prozent) eine bedeu-       sonstige Flächennutzung
tende Rolle (Stand: 2004).

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Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
Im natürlichen Zustand befinden sich die Nährstoffe und     die Gehalte in der Reihenfolge Grünland — Acker —
der Humusgehalt im Boden in einem geschlossenen             Wald ab. Lehmige Böden weisen im Vergleich zu den
Kreislauf. Bei der landwirtschaftlichen und gartenbau-      Vorsorgewerten geringere Gehalte auf als Sandböden.
lichen Nutzung wird die Bodenfruchtbarkeit nach den         Die Überschreitung der Vorsorgewerte bedingt jedoch
Grundsätzen der guten fachlichen Praxis langfristig durch   nicht zwangsläufig einen Handlungsbedarf, da geogen
gezielte Düngungsmaßnahmen aufrechterhalten. Erfolgt        und siedlungsbedingt höhere Stoffgehalte der Böden im
die Düngung in zu hohem Maße oder zum falschen              Einzelfall zu berücksichtigen sind.
Zeitpunkt, kann es durch Nährstoffverlagerung zu einer
Belastung insbesondere des Grundwassers kommen.
Hier ist vor allem Stickstoff zu nennen.                    Strukturelle Bodenbelastungen
                                                            Neben Veränderungen der stofflichen Zusammenset-
Der Gehalt an Schwermetallen im Boden ist abhängig          zung von Böden sind Änderungen der Bodenstruktur
vom so genannten Hintergrundgehalt, der sich aus den        durch nutzungsbedingte Eingriffe zu verzeichnen. Die
natürlichen im Bodenausgangsmaterial vorhandenen            Intensivierung und Mechanisierung der landwirtschaft-
Gehalten (geogene Grundlast) und dem anthropo-              lichen Nutzung hat in den letzten Jahrzehnten stark
genen Anteil zusammensetzt. Als anthropogener Anteil        zugenommen und geht mit einer Zunahme des Verdich-
werden weiträumige diffuse, aber auch kleinräumige          tungsgrades von Böden einher. Im Land existiert prak-
Einträge durch menschliche Aktivitäten bezeichnet. Für      tisch keine Fläche, auf der die Bodenstruktur nicht vom
organische Schadstoffe kann eine geogene Grundlast          Menschen beeinflusst worden ist. Ob und in welchem
nahezu ausgeschlossen werden. Schwermetalle stam-           Umfang Bodenverdichtungen auftreten, wird maßgeb-
men dagegen häufig auch aus dem Ausgangsgestein             lich von den Faktoren Bewirtschaftungsintensität und
der Böden.                                                  Bewirtschaftungszeitpunkt, Bodenfeuchte und Verdich-
                                                            tungsempfindlichkeit des Bodens bestimmt.
Zur Abgrenzung unterschiedlich starker Belastungen
werden die öko- beziehungsweise humantoxikologisch          Allgemein lässt sich feststellen, dass lehmige Böden
abgeleiteten Vorsorge-, Prüf- und Maßnahmenwerte der        oberflächennah stärker verdichtet sind als sandige
BBodSchV herangezogen. Prüf- und Maßnahmenwerte             Böden. Sie besitzen allerdings ein stärkeres natürliches
markieren die Schwelle des Handlungsbedarfes bei            Quellungs- und Schrumpfungsvermögen, wodurch
unterschiedlichen Nutzungen und Wirkungspfaden              Verdichtungen teilweise reversibel sind. Sandige Böden
(Boden–Mensch, Boden–Nutzpflanze und Boden–Grund-           sind gelegentlich in tieferen, nicht bearbeiteten Zonen
wasser). Die Vorsorgewerte, bei deren Unterschreitung in    verdichtet. Besonders beim Pflügen unter ungünstigen
der Regel keine Besorgnis einer schädlichen Bodenver-       Bedingungen – zu feuchter Boden und Schlupf der
änderung besteht, zielen auf die nachhaltige Sicherung      Schlepperreifen auf der Pflugsohle – können schädliche
der Multifunktionalität der Böden ab.                       Bodenverdichtungen auftreten.

In den schleswig-holsteinischen Böden werden Vor-           Unter natürlichen Bedingungen gewährleistet die Vege-
sorgewerte für Schwermetalle nur vereinzelt erreicht        tationsdecke einen wirksamen Schutz vor Bodenabtrag.
beziehungsweise überschritten. Tendenziell nehmen           Durch die Bodenbearbeitung mit Einfluss auf die Vegeta-

                                                                                                                       9
Umweltzustandsbericht Schleswig-Holstein - Natur und Landschaft Arten- und Biotopschutz
tionsdecke geht dieser Schutz zeitweilig verloren, so dass   In den Deichvorländern und den Mündungsbereichen
der Boden den Kräften von Wasser und Wind ausgesetzt         der Zuflüsse der Elbe sind infolge von Überflutungen
ist. Reihenkulturen beziehungsweise Kulturen mit langem      mit schadstoffhaltiger Schwebfracht der Elbe erhöhte
Jugendstadium und später Bodenbedeckung wie beispiels-       Schwermetall- und Dioxingehalte festzustellen. Zusätz-
weise Rüben, Kartoffeln und Mais und der Umbruch von         lich tragen in dieser Region die erhöhten natürlichen
Grünland in Hanglagen verstärken diese Erosionsgefahr.       Gehalte von Chrom in den Marschsedimenten zu einer
Erosion hat zur Folge, dass die erodierten Böden mit dem     stofflichen Vorbelastung bei.
Abtrag des fruchtbaren Oberbodens zunehmend an Nähr-
stoffen und Humus verarmen. Gleichzeitig können sich in      Daneben lässt sich feststellen, dass die Nutzung von Bö-
Senken und offenen Gewässern Nähr- und Schadstoffe           den durch Siedlung, Verkehr oder andere wirtschaftliche
anreichern und zu Belastungen des Grundwassers oder          Tätigkeiten häufig mit stofflichen Belastungen im Umfeld
der Oberflächengewässer führen.                              verbunden ist. Die Schadstoffgehalte in Ballungsräumen
                                                             sowie in ihrer Nähe sind daher in der Regel erhöht. Dies
                                                             trifft auch auf Flächen mit Sonderkulturen zu.
Bewertung und regionale Verteilung der stofflichen
und strukturellen Bodenbelastungen                           Aussagen über die landesspezifische Bodenverdichtung
Der Zustand der Böden insbesondere hinsichtlich              können lediglich auf Basis von Einzelergebnissen und
stofflicher oder struktureller Belastungen muss anhand       Literaturauswertungen getroffen werden. Gesetzliche
einheitlicher, rechtsgültiger Maßstäbe bewertet wer-         Standards bestehen in diesem Bereich nicht. Verdich-
den. Für Schadstoffe liegen verbindliche Werte in der        tungsgefährdet sind, vor allem bei feuchten Verhältnis-
Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung vor. Die         sen und einer Bearbeitung mit schwerem Gerät, die
schleswig-holsteinischen Böden befinden sich aufgrund        schluffreichen Böden in der Marsch. Geringere Verdich-
des hohen Anteils landwirtschaftlicher Nutzung im            tungen sind für leichte Böden aus Sand bei feuchten Bo-
Vergleich zu denen in anderen, stärker industrialisierten    denzuständen, hauptsächlich im Bereich der Vorgeest zu
Bundesländern in einem guten Zustand.                        erwarten. Bei den meist lehmigen Böden im Östlichen
                                                             Hügelland sind vorwiegend die stauwasserbeeinflussten
Die Gehalte an Schwermetallen und organischen                und damit feuchten Böden verdichtet.
Schadstoffen liegen in Schleswig-Holstein auf einem
insgesamt niedrigen Niveau. Dennoch lassen sich auch         Bodenerosion durch Wasser tritt in erster Linie an
in schleswig-holsteinischen Böden räumliche Belas-           ackerbaulich genutzten Hängen auf Böden aus schluf-
tungsschwerpunkte und Gebiete, in denen flächenhaft          figem und lehmigem Ausgangsmaterial insbesondere
erhöhte Schwermetallgehalte vorliegen, erkennen. Diese       im Östlichen Hügelland, aber auch in der Hohen Geest
können einen geogenen Ursprung haben oder durch die          auf. Im Bereich des Östlichen Hügellandes können
Nutzung (zum Beispiel über Dünger) beziehungsweise           die durch Wassererosion beeinflussten Flächen einen
atmosphärische Deposition wie auch Flusshochwasser           erheblichen Anteil eines Gebietes einnehmen. Bodenab-
bedingt sein.                                                trag durch Erosion ist nur in dem Maße tolerabel, wie er
                                                             durch die Bodenneubildung kompensiert wird. Höhere
                                                             Abtragsmengen werden jedoch in Abhängigkeit von der
                                                             Bodenbedeckung und -beschaffenheit, der Hanglänge

10
und den Niederschlagsverhältnissen zum Teil schon bei       organischen Schadstoffen untersucht. Ergänzt wird
geringen Hangneigungen erreicht. Von der Erosion durch      das Kataster durch anlassbezogene Untersuchungen.
Wind sind vor allem Sandböden mit hohem Fein- und           Aus dem Datenbestand des Bodenbelastungskata-
Mittelsandanteil („leichte Böden“) betroffen. Zu nennen     sters lassen sich Empfehlungen für den vorsorgenden
sind hier im Besonderen die Podsole aus Flugsand in der     Bodenschutz sowie Maßnahmen zur Gefahrenabwehr
Vorgeest. Für entwässerte Niedermoore unter Acker-          ableiten.
nutzung stellt die Winderosion ebenfalls eine Gefähr-
dung dar. Schleswig-Holstein ist neben Niedersachsen,     • Feststellung langfristiger Bodenveränderungen
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg das am               (Boden-Dauerbeobachtung)
stärksten von der Winderosion betroffene Bundesland.        Zur Kennzeichnung und Beobachtung der Bodenent-
Erheblich erosionsmindernd wirkt in Schleswig-Holstein      wicklung und Bodenveränderung sind in Schleswig-
das Knicknetz.                                              Holstein seit 1989 auf landesweit repräsentativen
                                                            Standorten insgesamt 39 Boden-Dauerbeobach-
                                                            tungsflächen (BDF) eingerichtet worden. Unter einer
Ziele, Maßnahmen und Umsetzungsstrategie des                für den jeweiligen Standort typischen Bodennutzung
Bodenschutzes in Schleswig-Holstein                         und Bodenbelastungssituation werden kontinuierlich
Das im September 1997 vom schleswig-holsteinischen          bodenphysikalische, -chemische und -biologische
Landtag verabschiedete Bodenschutzprogramm                  Untersuchungen durchgeführt. Im Rahmen einer
(www.umwelt.schleswig-holstein.de, Suchbegriff:             umfassenden Auswertung wird zurzeit geprüft, ob
„Bodenschutzprogramm“) besitzt in seinen program-           bereits Aussagen über Veränderungen der Böden in
matischen Aussagen immer noch Aktualität. Es basiert        Schleswig-Holstein möglich sind.
auf dem Ansatz, dass der Boden als Ökosystem begrif-
fen wird. Damit hat die Landesregierung Vorsorge als
Ausgangspunkt für den Bodenschutz festgeschrieben.        In dem im Aufbau befindlichen Bodeninformationssy-
Gleichzeitig sollen die sozioökonomischen Nutzungs-       stem BODIS werden die raumbezogenen geowissen-
möglichkeiten der Böden durch Land- und Forstwirt-        schaftlichen Daten als Grundlage für die Bearbeitung
schaft, Siedlung, Wirtschaft, Erholung und Verkehr        umweltfachlicher und umweltpolitischer Fragestellungen
langfristig gesichert werden. Die Schwerpunkte des        bereitgestellt.
Bodenschutzes liegen auf der Umsetzung der rechtlichen
sowie programmatischen Grundlagen.                        § 7 BBodSchG regelt in Verbindung mit §§ 9 ff. BBod-
                                                          SchV die Vorsorge im Bodenschutzrecht. Die unteren
Voraussetzung für die Beschreibung und Beurteilung        Bodenschutzbehörden der Kreise und kreisfreien Städte
von Böden, ihrer aktuellen Beeinträchtigungen und         können Anordnungen zur Vorsorge gegen schädliche
Empfindlichkeiten sowie der Gefährdungspotenziale         Bodenveränderungen treffen. Für den Bereich der
ist eine genaue Kenntnis der Eigenschaften sowie der      Landwirtschaft gilt nach § 17 BBodSchG die Vorsorge
stofflichen und strukturellen Belastungen. Vordringlich   bei Einhaltung der guten fachlichen Praxis als erfüllt.
ist daher die Schaffung von Informations- und Beurtei-    Außer durch das Bodenschutzrecht wird der Boden auch
lungsgrundlagen, um die umweltpolitischen Ziele eines     durch Regelungen anderer Fachgesetze zum Beispiel
vorsorgenden Bodenschutzes wie auch die gesetzlichen      aus den Bereichen Abfall, Düngung, Naturschutz,
Anforderungen umsetzen zu können.                         Pflanzenschutzmittel, Immissionsschutz- und Baurecht
                                                          geschützt. So müssen unter anderem die Bodenvorsor-
• Ermittlung der Bodenverbreitung und des                 gewerte beim Aufbringen von Bioabfall und zukünftig
  Bodenaufbaues                                           auch beim Klärschlamm beachtet werden. Nach der
  Die geowissenschaftliche Landesaufnahme umfasst         GAP-Reform („Gemeinsame Agrarpolitik-Reform“) wird
  die systematische, flächendeckende Erkundung und        die Agrarförderpolitik der Europäischen Union auch an
  Beschreibung des geologischen und bodenkund-            Kriterien des Bodenschutzes geknüpft. Seit 2005 gelten
  lichen Aufbaues. Bei der Durchführung der geowis-       als Teil des so genannten Cross Compliance neue Be-
  senschaftlichen Landesaufnahme wird neben der           wirtschaftungsstandards zum Erhalt der landwirtschaft-
  aktuellen Erhebung im Gelände auf bereits vorhan-       lich genutzten Flächen in gutem landwirtschaftlichen
  dene Daten zurückgegriffen. Dazu gehören neben den      und ökologischen Zustand, die den Schutz des Bodens
  Daten aus dem Geologischen Landesarchiv vor allem       vor Erosion sowie die Erhaltung der organischen Boden-
  die Daten der Bodenschätzung, die mittlerweile hoch     substanz und den Schutz der Bodenstruktur betreffen.
  auflösend und digital für die gesamte landwirtschaft-   Ein Erosionskataster, das alle landwirtschaftlich ge-
  lich genutzte Fläche Schleswig-Holsteins vorliegen.     nutzten Flächen Schleswig-Holsteins nach ihrer Wasser-
                                                          und Winderosionsgefährdung bewertet, befindet sich
• Ermittlung der Belastungssituation                      zurzeit im Aufbau.
  (Bodenbelastungskataster)
  Im Rahmen des Projektes Bodenbelastungskataster
  Schleswig-Holstein (BBKSH) wurden systematisch
  an rund 1.400 Standorten Bodenmaterialproben ent-
  nommen und auf ihre Gehalte an anorganischen und

                                                                                                               11
12
Wasser
Anforderungen aus der Europäischen
Wasserrahmenrichtlinie
Mit der im Jahr 2000 erlassenen Europäischen Wasser-
rahmenrichtlinie (EG-WRRL) wurden neue, einheitliche
Instrumente in die Wasserpolitik eingeführt. Sie beinhal-
ten insbesondere eine Bewirtschaftung der Gewässer,
die sich auf das gesamte Flusseinzugsgebiet bezieht,
und neben chemischen auch strukturelle und biologische
Güteziele für die Gewässer. Im Hinblick auf die teilwei-
se hohe Besiedlungsdichte, die intensive Landbewirt-
schaftung, die vielfältige Nutzung und die strukturellen
Veränderungen der Gewässer erfordert die Zielerrei-
chung in Schleswig-Holstein erhebliche Anstrengungen.

                                                       13
Als wesentliches operatives Ziel wird den europäischen           nachteiligen Folgen auf die menschliche Gesundheit, die
Mitgliedsstaaten das Erreichen eines guten ökologischen          Umwelt, das Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten in
Zustandes für Oberflächengewässer und eines guten                der Gemeinschaft geschaffen werden.
chemischen und mengenmäßigen Zustandes des Grund-
wassers vorgegeben.                                              Auf der Basis einer vorläufigen Bewertung für ein poten-
                                                                 ziell signifikantes Hochwasserrisiko sind bis Ende 2015
Für künstliche und stark veränderte Gewässer lässt die           Hochwasserrisikomanagementpläne für ausgewählte
Richtlinie zu, dass lediglich ein gutes ökologisches Potenzial   Gebiete zu erstellen, in denen angemessene Manage-
entwickelt wird, wenn durch das Erreichen eines guten            mentziele und Maßnahmen zur Zielerreichung dieser
ökologischen Zustandes bestehende Nutzungen wie                  Richtlinie unter Berücksichtigung voraussichtlicher Aus-
zum Beispiel die Schifffahrt, die Energiegewinnung, die          wirkungen von Klimaänderungen auf das Auftreten von
Wasserspeicherung für Trinkwasserzwecke oder die Ent-            Hochwasser festgelegt werden.
wässerung landwirtschaftlicher Nutzflächen signifikant
beeinträchtigt würden. Unter bestimmten Bedingungen              Die Pläne sollen ganzheitlich alle Aspekte des Hochwas-
kann die genannte bis 2015 gesetzte Frist maximal zwei-          serrisikomanagements erfassen, wobei der Schwerpunkt
mal um jeweils sechs Jahre verlängert werden.                    auf Vermeidung, Schutz und Vorsorge liegt. Schließlich
                                                                 kann die Unterstützung nachhaltiger Flächennutzungs-
Details zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie                 methoden, zum Beispiel mittels raumordnerischer Fest-
in Schleswig-Holstein werden unter                               legungen, ebenfalls in die Pläne einbezogen werden.
www.wasser.schleswig-holstein.de bereitgestellt.
                                                                 Die Generalpläne Küstenschutz und Binnenhochwasser-
                                                                 schutz schaffen bereits heute die fachlichen verwaltungs-
Anforderungen aus der Europäischen                               internen Rahmenbedingungen zur Umsetzung konkreter
Hochwasserrichtlinie                                             Maßnahmen zum Hochwasserschutz auf Landesebene.
Hochwasser ist ein Naturereignis, das in unplanbaren
Abständen und wechselnden Höhen auftritt und ein
Bestandteil des natürlichen Wasserkreislaufs ist. Ziel           Fließgewässer
von Vorsorgemaßnahmen ist es, zukünftige Schäden                 Schleswig-Holstein wird von einem mehr als 30.000 km
zu begrenzen oder von vornherein auszuschließen. Die             langen Fließgewässernetz durchzogen. Es entwässert
Hochwasservorsorge umfasst die Bauvorsorge, die Ver-             jeweils etwa ein Drittel der Landesfläche direkt in die
haltensvorsorge und die Risikovorsorge.                          Nordsee (4.565 km²), in die Elbe (5.978 km²) und in die
                                                                 Ostsee (5.303 km²).
Vor diesem Hintergrund ist am 26.11.2007 die EG-
Hochwasserrisikomanagementrichtlinie in Kraft getreten.          Charakteristisch für schleswig-holsteinische Gewässer
Durch deren Umsetzung soll zukünftig ein Rahmen für              sind wegen der Nähe zu den beiden Meeren relativ
die Bewertung und für das Management von Hochwas-                kleine Einzugsgebiete, geringes Gefälle und kurze Fließ-
serrisiken zur Verringerung der hochwasserbedingten              strecken mit entsprechend geringen Sohlbreiten. Neben

14
ihrer Entwässerungsfunktion sind die Fließgewässer                 Steinen, Kies und Wurzeln, auch auf jahrzehntelanges
Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenlebens-            Einleiten von Abwässern aus Kläranlagen und sonsti-
gemeinschaften.                                                    gen Stoffeinträgen aus der Fläche verursacht worden. In
                                                                   den letzten 30 Jahren haben erhebliche Anstrengungen
Im Zuge der vielfältigen Veränderungen der Landschaft              im Bereich der Abwasserbehandlung dazu geführt, dass
durch den Menschen in den vergangenen Jahrhunderten                sich die Wasserbeschaffenheit deutlich erholt hat. Trotz-
sind auch die Fließgewässer und der Charakter ihrer Ein-           dem leiden die Fließgewässer immer noch unter dem
zugsgebiete stark verändert worden. Insbesondere we-               Verschwinden zahlreicher fließgewässertypischer Orga-
gen ihrer entwässernden Funktion wurden sie in einem               nismen, die sich ohne entsprechende Restbestände in
sehr hohen Maße begradigt und vertieft, um die landwirt-           den Gewässersystemen nicht neu ansiedeln können.
schaftliche Nutzung zunächst überhaupt zu ermöglichen
und nach und nach immer stärker zu optimieren. Dies                Fußte in der Vergangenheit die Zustandsbewertung allein
gelang gerade in einem Landschaftsraum mit überwie-                auf der Beurteilung der Wasserinhaltsstoffe aus Abwas-
gend überschaubar kleinen Gewässern und flachem                    sereinleitungen und ähnlich leicht abbaubaren Stoffen, so
Land sehr gut. Der Gewässerausbau und die notwendige               wurden seit Mitte der 1980er Jahre auch Bewertungs-
Gewässerunterhaltung hatten allerdings zur Folge, dass             methoden eingeführt, mit denen die morphologischen
die Qualität als Lebensraum drastisch abnahm. Zurzeit              Defizite in ihrer Auswirkung auf die biologische Besied-
sind die meisten Fließgewässer als biologisch erheblich            lung beurteilt werden können. Dazu wurde zunächst die
verarmt zu bezeichnen.                                             Untersuchung der wirbellosen Fauna eingeführt. Eine zu-
                                                                   sätzliche Erweiterung der Zustandsbewertungen erfolgte
Dies ist neben dem Gewässerausbau und den nachfol-                 mit der Einführung der Wasserrahmenrichtlinie. Danach
genden Defiziten an Strukturen, wie dem Fehlen von                 stehen nun zusätzlich Bewertungsmethoden für Fische,
kleinräumig wechselnden Habitaten, wie Holzstrukturen,             Wasserpflanzen (Makrophyten) und Algen zur Verfügung.

Abbildung 2: Schleswig-Holsteinisches Gewässernetz (Kartengrundlage: LLUR)

                                                                                                                         15
Die Anwendung der neuen Methoden auf das nach der                           gigkeit bedarf es zahlreicher punktueller Maßnahmen,
Wasserrahmenrichtlinie zu bewertende Gewässernetz                           um Abstürze im Fließgewässer für Fische und andere
seit 2004 zeigt, dass jeweils 12–15 Prozent der Fließ-                      Wasserorganismen wieder durchgängig zu gestalten.
gewässerabschnitte für die einzelnen Lebensgemein-
schaften als gut zu beurteilen sind. Da es aber kaum
Überschneidungen hinsichtlich der als gut bewerteten                        Seen
Organismengruppen gibt und jeweils das schlechteste                         Schleswig-Holstein ist mit über 500 Seen und Teichen
Ergebnis den Gesamtzustand bestimmt, sind nur                               ein wasserreiches Bundesland. Viele der Seen sind
3 Prozent der bisher untersuchten Gewässer in Schleswig-                    jedoch nicht in einem guten ökologischen Zustand und
Holstein in einem guten ökologischen Zustand.                               entsprechen damit nicht den von der Wasserrahmen-
                                                                            richtlinie vorgegebenen Umweltzielen. Hauptproblem der
Für das berichtspflichtige Gewässernetz ergibt sich                         meisten Seen des Landes sind zu hohe Nährstoffeinträge
zurzeit folgendes Bild (Stand Juli 2009): Von den bewer-                    aus ihrem Einzugsgebiet und damit eine Eutrophierung
teten Gewässern beziehungsweise Gewässerabschnitten                         (Überdüngung), die Auswirkungen auf alle Tiere und Pflan-
sind etwa 3 Prozent bereits in einem guten ökologischen                     zen und auf die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers
Zustand, etwa 30 Prozent in einem mäßigen Zustand,                          haben kann.
40 Prozent in einem unbefriedigenden und 26 Prozent
in einem schlechten Zustand. Mehr Informationen dazu                        In den 1980er Jahren waren die Nährstoffeinträge aufgrund
sind unter www.wasser.schleswig-holstein.de zu finden.                      phosphorhaltiger Waschmittel und einer schlechteren
                                                                            Schmutzwasserbehandlung noch höher und die Seen
Es ist beabsichtigt, im ersten der drei Bewirtschaftungs-                   noch nährstoffreicher als heute. Paläolimnologische
zeiträume (bis 2015, bis 2021, bis 2027) der Wasserrah-                     Untersuchungen in schleswig-holsteinischen Seen haben
menrichtlinie bei circa 30 Prozent der Fließgewässerab-                     gezeigt, dass zum Beispiel der Kellersee in Ostholstein
schnitte Maßnahmen durchzuführen, um diese in einen                         um 1980 hoch eutroph war, während er sich heute in
guten ökologischen Zustand zu überführen.                                   einem schwach eutrophen Zustand befindet. Auch beim
                                                                            Stolper See wurden bis in die 1960er Jahre steigende
Hierzu sind Maßnahmen in der Fläche erforderlich, um                        Phosphorwerte nachgewiesen, aktuelle Werte zeigen
die Gewässerstruktur wieder naturähnlich zu entwickeln                      heute wieder einen nährstoffärmeren Zustand an. Dieser
und den Stoffeintrag in die Gewässer zu reduzieren.                         Prozess der Verbesserung der trophischen Bedingungen
Neben der Beratung im Hinblick auf eine stoffverlustarme                    reicht jedoch für die Erreichung der Ziele der Wasserrah-
Landnutzung und Maßnahmen zur Einhaltung der Dün-                           menrichtlinie bisher nicht aus.
geverordnung werden nur noch in Einzelfällen weiter-
gehende Abwasserbehandlungen notwendig. Darüber                             Im Juli 2009 wurden 73 Seen mit einer mehr als 0,5 km²
hinaus sind Optimierungen der Gewässerunterhaltungs-                        großen Seefläche anhand ihrer Lebensgemeinschaften
maßnahmen erforderlich. Zur Entwicklung der Durchgän-                       und chemischen Komponenten gemäß WRRL bewertet.

  Ökologischer Zustand

                           400

                           350

                           300
     Anzahl Wasserkörper

                           250

                           200

                           150
                                                                                                                      schlecht

                           100                                                                                        unbefriedigend

                                                                                                                      mäßig
                           50
                                                                                                                      gut

                            0                                                                                         sehr gut
                                 Phytoplankon   Makrophyten/   Makrozoobenthos     Fische           Gesamt
                                                Phytobenthos

Abbildung 3: Ergebnisse der biologischen Untersuchungen der einzelnen Qualitätskomponenten (Stand 2009)

16
Dabei wurden nur 5 Seen als gut eingeschätzt: der Se-         Küstengewässer und Meeresschutz
lenter See, der Suhrer See, der Schluensee, der Schöh-        Ein Schwerpunkt im Bereich Küstengewässer und
see und der Stocksee. Ein Drittel der Seen befand sich        Meeresschutz war in den letzten Jahren die Umsetzung
in einem mäßigen Zustand, weitere 39 Prozent in einem         der Anforderungen der EG-Wasserrahmenrichtlinie
unbefriedigenden Zustand. Fünf Seen wurden als schlecht       (Richtlinie 2000/60/EG, kurz WRRL). Danach sind die
eingestuft (siehe Abbildung 4). Details dazu sind unter       Küstengewässer ökologisch zu bewerten, zusätzlich
www.wasser.schleswig-holstein.de einzusehen.                  ist eine chemische Bewertung vorzunehmen, die das
                                                              gesamte jeweilige Meeresgebiet umfasst. Der gute
11 Gewässer (Seen, Speicherbecken, Lagunen) sind künst-       Zustand muss für beide Bewertungssysteme bis zum
lichen Ursprungs. Diese befinden sich ausschließlich an der   22.12.2015, spätestens jedoch bis 22.12.2027 erreicht
Westküste. Bei sechs von ihnen ist das gute ökologische       werden. Ein weiterer wesentlicher Schritt zur Verbes-
Potenzial nach den heutigen Erkenntnissen bereits erreicht.   serung des Zustands der Meeresumwelt wird durch die
                                                              Umsetzung der EG-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie
Vordringliches Ziel ist die Verbesserung der Nährstoffsi-     vom 17. Juni 2008 erreicht, die am 15. Juli 2008 in Kraft
tuation in den Seen durch die Reduzierung insbesondere        getreten ist (Richtlinie 2008/56/EG). Sie wird im marinen
der Phosphoreinträge aus dem jeweiligen Seeeinzugsge-         Bereich dort ansetzen, wo das bisherige Europäische
biet. Als Entwicklungsmaßnahmen für Flächen zwecks            Umweltrecht endet. Dies betrifft insbesondere die
Stoffrückhalts kommen Nutzungsänderungen auf gewäs-           WRRL, die Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) und die Vogel-
sernahen Flächen wie zum Beispiel Umwandlung von              schutzrichtlinie. Ihr Geltungsbereich erstreckt sich damit
Acker zu Grünland, Aufgabe oder Umleitung von Draina-         ebenfalls auf die gesamten europäischen Meeresge-
gen und Gräben in Betracht. Darüber hinaus bewirken die       wässer und fordert dort den guten Umweltzustand. Die
Neuwaldbildung und der Erosionsschutz auf Hangflächen         Mitgliedstaaten sind aufgefordert, bis zum Jahr 2020
zum Beispiel durch Knickwälle quer zum Hang oder              dieses Ziel in ihren Meeresgewässern zu erreichen und
Mulden oder eine bodenschonendere Bewirtschaftungs-           dazu in den einzelnen Meeresregionen eng zusammen-
weise einen Rückhalt von Phosphor. Im Einzelfall ist eine     zuarbeiten.
weitere Optimierung der Abwasserreinigung wie zum
Beispiel das Nachrüsten kleinerer Kläranlagen mit einer       Alles, was im Einzugsgebiet der Flussgebietseinheiten
Phosphat-Fällung oder der zentrale Anschluss von Haus-        ins Gewässer eingeleitet oder eingetragen wird, landet
kläranlagen sinnvoll.                                         letztlich im Meer. So sind insbesondere die Einträge von
                                                              Schad- und Nährstoffen aus den Flussgebietseinheiten
Durch die Einleitung von Regenwasser von versiegel-           und deren Reduzierung im Rahmen der Maßnahmenum-
ten Flächen sind vor allem Seen in stärker besiedelten        setzung der WRRL für den Schutz der Meeresumwelt
Gebieten betroffen. Bei Einleitungen von verschmutztem        von entscheidender Bedeutung. Denn es sind in erster
Oberflächenwasser kann eine Behandlung im Regenklär-          Linie die erhöhten Nährstoffeinträge aus den Flussein-
becken die Stoffeinträge reduzieren.                          zugsgebieten, die dazu führen, dass sich die deutschen
                                                              Küstengewässer heute in einem schlechten Zustand
Weitere Aspekte wie die Wiederherstellung der Durch-          befinden.
gängigkeit zwischen den Seen und ihren Zu- und Ab-
läufen für Fische sowie Veränderungen der Ufer durch          Schon in der Vergangenheit wurden zum Teil umfas-
Nutzungen oder infolge Röhrichtrückgangs müssen an            sende Programme entwickelt und Maßnahmen ergrif-
den betroffenen Seen wie dem Großen Plöner See und            fen, um die Eutrophierung der Meeresgewässer zu
anderen Schwentine-Seen bei der Erstellung von Rege-          bekämpfen und Nährstoffeinträge zu reduzieren.
nerationskonzepten berücksichtigt werden. Die Verände-
rung des Salzgehaltes in Strandseen, deren Wasseraus-
tausch mit der Ostsee durch Bauwerke verringert wurde,
beeinträchtigt die typischen Lebensgemeinschaften                           5        5
dieser ursprünglich mehr oder weniger brackigen                      6
Gewässer. Hier ist im Rahmen der Regeneration der
Seen der Wasseraustausch aus der Ostsee in Richtung                                               23
                                                                5
der Strandseen zu erhöhen, unter Berücksichtigung der
berechtigten Interessen der Seeanlieger.
                                                                                                        guter ökologischer
                                                                                                        Zustand
Technische Maßnahmen zur Stabilisierung oder Regene-                                                    mäßig
ration des Stoffhaushaltes in einem See – wie die interne                                               unbefriedigend
Phosphat-Fällung – sind höchstens in Einzelfällen und                                                   schlecht
erst nach einer weitgehenden Sanierung des Einzugs-                  29                                 gutes ökologisches
gebietes und einer ausreichenden Reaktionszeit des                                                      Potenzial
Gewässers zu erwägen.                                                                                   nicht gutes
                                                                                                        ökologisches Potential

Nur ein Teil der schleswig-holsteinischen Seen kann in
den nächsten 20 Jahren vollständig saniert beziehungs-        Abbildung 4: Ökologischer Zustand der schleswig-holsteinischen
weise restauriert werden.                                     Seen (Stand 2009), Angaben in Anzahl Seen

                                                                                                                               17
Dazu gehört zum Beispiel die so genannte „Common             Nährstoff- und Schadstoffbelastung, den seit geraumer
Procedure“ des Oslo-Paris-Übereinkommens zum Schutz          Zeit beobachteten Verlust der natürlichen Biodiversität
der Meeresumwelt des Nordostatlantiks (OSPAR), nach          sowie schifffahrtsbedingte Auswirkungen – und hier ins-
der weite Teile der südlichen und östlichen Nordsee als      besondere die Einschleppung gebietsfremder Arten, die
Problemgebiete hinsichtlich der Eutrophierung eingestuft     Emission von Schiffsabgasen und die illegale Einleitung
wurden. Hinzu kommen die zumindest regional sehr um-         von wassergefährdenden Stoffen. Zur Lösung dieser
fangreichen Aktivitäten zur Sanierung von Kläranlagen.       Probleme entwickeln die Meeresübereinkommen Pro-
Der Eintrag aus Punktquellen konnte so in Deutschland        gramme, Vorschriften und Empfehlungen, die gemein-
drastisch gesenkt werden. Die Einträge aus anderen           sam mit den Vertragsstaaten abgestimmt und dann offi-
Quellen, insbesondere aus diffusen Quellen, sind oftmals     ziell eingeführt werden. Diese Regularien sind jedoch oft
jedoch noch zu hoch.                                         national nicht rechtsverbindlich und haben daher meist
                                                             nur politisch appellativen Charakter. Mit Verabschiedung
Als Folge der überhöhten Nährstoffkonzentrationen von        der EG-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) wird
Stickstoff und Phosphor treten in den Küstengewässern        die Arbeit der Übereinkommen jedoch einen höheren
unverändert Eutrophierungsmerkmale auf, wie verstär-         Stellenwert erhalten, da sie die Umsetzung der Richtlinie
kte Mikroalgenkonzentrationen und -blüten, saisonale         auf regionaler Ebene maßgeblich mitbestimmen werden.
Sauerstoffmangelsituationen mit Tiersterben am Mee-          Die HELCOM hat zu diesem Zweck bereits im November
resboden und einer Verschlechterung des Lichtklimas          2007 einen so genannten Baltic Sea Action Plan entwi-
bedingt durch erhöhte Wassertrübung mit Verlagerung          ckelt, der zur Umsetzung der Richtlinie im Ostseeraum
des Vorkommens von Makrophyten und Makroalgen                beitragen und gleichzeitig Russland als Nicht-EU-Staat in
in flache Bereiche. Dadurch haben sich die natürlichen       diesen Prozess einbinden soll. Der Bund und die Küsten-
Lebensgemeinschaften in der Wasserphase und auf der          länder waren an der Abstimmung dieses Plans beteiligt
Gewässersohle so verändert, dass der gute ökologische        und werden auch bei dessen Umsetzung eng zusam-
Zustand nach EG-WRRL in den Küstenwasserkörpern              menarbeiten. HELCOM und OSPAR werden 2010 neue
derzeit zum Teil nicht erreicht werden kann. Um dem –,       Qualitätszustandsberichte für die Ostsee und den Nord-
müssen die Einträge der Nährstoffe Phosphor und Stick-       ostatlantik, einschließlich Nordsee, vorlegen, die weitere
stoff deutlich reduziert werden.                             regionale Beiträge zur Umsetzung der Richtlinie sind.

Die Arbeiten zur Umsetzung der WRRL begannen                 Eine wichtige Stütze all dieser Prozesse sind die Um-
zunächst mit einer Bestandsaufnahme des Zustands             weltbeobachtung und die Umweltüberwachung. Bereits
der Gewässer und einer Anfangsbewertung hinsichtlich         im Jahr 1980 wurde das so genannte Bund-Länder-
potenzieller signifikanter Belastungen. Gleichzeitig wurde   Messprogramm (BLMP) eingerichtet und seitdem immer
der so genannte Interkalibrierungsprozess gestartet, mit     wieder an neue Vorschriften und Rahmenbedingungen
dem die Klassengrenzen zur Einstufung des Gewässerzu-        angepasst. Im Januar 2009 hat Schleswig-Holstein für
stands für die in der Wasserrahmenrichtlinie genannten       drei Jahre den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Bund/
chemischen und biologischen Qualitätskomponenten             Länder-Messprogramm für die Meeresumwelt von Nord-
einheitlich definiert werden sollen.                         und Ostsee (ARGE BLMP Nord- und Ostsee) übernom-
                                                             men. Im Jahr 2007 wurde die „Expertengruppe Meer“
Zurzeit werden Bewirtschaftungspläne für die Flussgebiets-   unter der Leitung Schleswig-Holsteins gegründet. Ihre
einheiten erarbeitet. Sie sollen Maßnahmenprogramme          Aufgabe ist es, die Meeresumweltüberwachung auf
enthalten, mit denen die signifikanten anthropogenen         nationaler Ebene zu koordinieren und das deutsche Mee-
Belastungen eingedämmt und letztlich der gute Zustand        resmonitoring entsprechend der aktuellen Vorgaben zu
der Küstengewässer erreicht werden soll. Die Bewirt-         modifizieren. Schwerpunkte sind dabei das Erfassen und
schaftungspläne werden im Jahr 2009 vorliegen.               Bewerten des Zustands der Meere, das Datenmanage-
                                                             ment und die Qualitätssicherung der Daten.
Die internationalen Meeresübereinkommen bilden die
Grundlage für eine enge Zusammenarbeit der Anrai-
nerstaaten, die sich bereits seit mehreren Jahrzehnten       Nationalpark Wattenmeer
für den Schutz der Meere einsetzen. Von Bedeutung            Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
sind hier vor allem das OSPAR- (www.ospar.org/) über         reicht von der dänischen Grenze bis zur Elbe und ist in
den Schutz des Nordostatlantiks und das Helsinki-            zwei Schutzzonen eingeteilt. Das Ziel der deutschen Na-
Übereinkommen (HELCOM: www.helcom.fi/) zum                   tionalparke lautet „Natur Natur sein lassen“, das Motto
Schutz der Ostsee. Deutschland ist Vertragsstaat in          der drei deutschen Wattenmeer-Nationalparke: „Meeres-
beiden Übereinkommen. Aus diesem Grund engagiert             grund trifft Horizont“. Der Erhalt der natürlichen Dynamik
sich auch die Landesregierung Schleswig-Holsteins            steht im Vordergrund der Schutzziele des Nationalparks.
unter Federführung des Bundes in den Fachgremien             Daher sind Nutzungen, die diese natürliche Dynamik er-
der Übereinkommen und vertritt dadurch die Interessen        heblich beeinträchtigen, reglementiert oder, wie die Jagd
des Landes im internationalen Meeresschutz. Trotz der        oder die Herzmuschelfischerei, verboten. Unzumutbare
in vieler Hinsicht erzielten Erfolge der Übereinkommen       Beeinträchtigungen der Interessen und herkömmlichen
ist der gute ökologische Zustand der Nord- und Ostsee        Nutzungen der einheimischen Bevölkerung sind zu
gemäß den Kriterien der WRRL in weiten Teilen immer          vermeiden. Jegliche Nutzungsinteressen sind mit dem
noch nicht erreicht. Das betrifft die nach wie vor zu hohe   Schutzzweck im Allgemeinen und im Einzelfall gerecht

18
abzuwägen. Nähere Informationen sind im Internet unter
www.wattenmeer-nationalpark.de zu finden.

Seit 1990 ist das schleswig-holsteinische Wattenmeer
auch Biosphärenreservat nach dem Programm „Man and
Biosphere“ der UNESCO, 2005 erweitert um die großen
Halligen als Entwicklungszone.

Darüber hinaus ist der Nationalpark Natura-2000-Gebiet,
Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung nach dem
Ramsar-Übereinkommen und Teil des von der Internatio-
nalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) ausgewiesenen
besonders empfindliches Meeresgebietes („Particularly
Sensitive Sea Area“) „Wattenmeer“ sowie des OSPAR-
Netzes von Meeresschutzgebieten und seit diesem Jahr
auch Weltnaturerbe (siehe unten).

Im Nationalpark Wattenmeer kommen ca. 3.200 Tierar-
ten vor, 250 Arten sind endemisch, das heißt, sie kom-
men nur in den naturnahen Salzwiesen vor. Das Watten-
meer ist das vogelreichste Gebiet in Mitteleuropa und die
zentrale Drehscheibe auf dem ostatlantischen Zugweg
der Küstenvögel. 10 bis 12 Millionen Zugvögel machen
hier jährlich Station. Im Nationalpark leben derzeit etwa   www.waddensea-secretariat.org zu finden. Der neueste
6.400 Seehunde und mehr als 100 Kegelrobben, für            Qualitätsstatusbericht (QSR 2004) wurde in Vorbereitung
Schweinswale ist ein besonderes Walschutzgebiet west-       auf die Trilaterale Regierungskonferenz 2005 veröffent-
lich der Inseln Sylt und Amrum eingerichtet.                licht. Zurzeit wird das TMAP an die Erfordernisse und
                                                            Berichtspflichten der Richtlinien zu Natura 2000 und der
Der Schutz des Nationalparks ist überregional zusammen      Wasserrahmenrichtlinie angepasst. Eines der wichtigsten
mit den Wattenmeer-Nationalparken in Niedersachsen          Projekte der Trilateralen Wattenmeerkooperation war der
und Hamburg in die „Trilaterale Kooperation zum Schutz      Antrag auf Anerkennung des deutsch-niederländischen
des Wattenmeeres“ zwischen Deutschland, Dänemark            Wattenmeeres als Weltnaturerbe der UNESCO. Dieser
und den Niederlanden eingebunden. Die Zusammenar-           umfasste die beiden deutschen Wattenmeer-National-
beit wird unterstützt durch ein Gemeinsames Watten-         parke in Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie
meersekretariat (Common Wadden Sea Secretariat).            das niederländische Wattenmeer-Schutzgebiet. Am
Regelmäßige Regierungskonferenzen und Ministerer-           26.6.2009 stimmte das zuständige Komitee der UNESCO
klärungen der verantwortlichen Umweltminister der drei      dem Gemeinschaftsantrag zu und erkannte dieses Gebiet
Staaten sind das Kernstück dieser Kooperation.              als UNESCO-Weltnaturerbe an.

Der Erhaltungszustand des Nationalparks wird im Rah-        Der Nationalpark Wattenmeer ist einer der wenigen Orte
men des Trilateralen Monitoring- und Bewertungspro-         im dicht besiedelten Europa, an denen man noch „Wild-
gramms (TMAP) sowie ergänzender Beobachtungen in            nis“ erleben kann. Die Nordseeküste Schleswig-Holsteins
Teilbereichen regelmäßig überprüft und in Berichten dar-    gehört zu den beliebtesten Reisezielen in Deutschland.
gestellt. Beim TMAP handelt es sich um ein integriertes,    Die Westküste und der Nationalpark verzeichnen jedes
gemeinsames Monitoringprogramm der Wattenmeerlän-           Jahr zwei Millionen Übernachtungsgäste. Weitere 14
der Niederlande, Deutschland und Dänemark.                  Millionen Besucher wählen jährlich die Küste als Ziel für
                                                            einen Tagesausflug. Die Nationalparkverwaltung arbeitet
Das TMAP bezweckt:                                          eng mit Touristikern zusammen. Mittlerweile gibt es in
                                                            der Region insgesamt 75 Na-tionalpark-Partner von einer
• eine wissenschaftliche Beurteilung des Zustands und       Bahngesellschaft bis hin zu Gemeinden, Restaurants,
  der Entwicklung des Ökosystems Wattenmeer zu              Hotels und Wattführern. Die Partner sind verpflichtet,
  ermöglichen,                                              bestimmte Qualitätsstandards zu erfüllen. Jährlich mehr
                                                            als eine Million Gäste nutzen die Angebote des National-
• eine Bewertung des Umsetzungsstandes der                  parks. Damit ist der Nationalpark Motor für eine nachhal-
  trilateralen Ziele des Wattenmeerplans,                   tige Tourismuswirtschaft und eine Regionalentwicklung,
                                                            die Mensch und Natur gleichermaßen nutzt. Bei den
• Management-Maßnahmen als Konsequenz aus der               Urlaubern ist das Thema Nationalpark durchweg positiv
  wissenschaftlichen Beurteilung vorzuschlagen.             besetzt, und auch bei der einheimischen Bevölkerung
                                                            werden inzwischen sehr hohe Akzeptanzwerte erreicht.
Das TMAP besteht aus einem gemeinsamen Paket von
Monitoringparametern, ergänzt um eine zugehörige
Datenhaltung. Nähere Informationen sind unter

                                                                                                                  19
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