MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster

Die Seite wird erstellt Milena Schott
 
WEITER LESEN
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
Jobcenter Münster

       Auf den Punkt gebracht

MAGAZIN.

       2019/
         2020
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
2       Inhaltsverzeichnis                                                                                                                                                                                                            Editorial                     3

       Jobcenter Magazin 2019/20
        3    Editorial                                                                                                                        Sehr geehrte Damen und Herren,

        4    Zahlen, Daten, Fakten
                                                                                                                                              vor Ihnen liegt die zweite Ausgabe des Jobcenter-Magazins, mit dem wir Ihnen die Aktivitäten
                   4   Trotz Corona: Arbeitslosenquote in Münster bleibt moderat                                                              und Maßnahmen des Jobcenters der Stadt Münster aus dem laufenden und dem letzten Jahr
                   6   Kundenstrukturdaten                                                                                                    näherbringen möchten.
                   6   Integrationen in Arbeit und Ausbildung
                                                                                                                                              Wie auch das sonstige gesellschaftliche Leben war die Arbeit des Jobcenters in den letzten
        8    Öffentlich geförderte Beschäftigung
                                                                                                                                              Monaten von der Corona-Pandemie geprägt – was auch der Grund dafür ist, dass dieses Magazin
                   8   Teilhabechancengesetz
                                                                                                                                              später als geplant erscheint. Inwiefern die Corona-Krise Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit in
      10     Öffentlich geförderte Beschäftigung: Persönliche Geschichten                                                                     Münster hat, deuten unsere Zahlen, Daten und Fakten an. Wir werden die weitere Entwicklung
                  10   Stadtteilarbeit mit den „Working-Class-Heroes“                                                                         aufmerksam beobachten.
                  12   „Gut für das Selbstwertgefühl“
                                                                                                                                              Da sich hinter den statistischen Daten eines Jobcenters immer auch persönliche Geschichten
                  14   „Absolute Bereicherung“ und Türöffner für Arbeitgeber
                                                                                                                                              verbergen, bekommen diese im vorliegenden Magazin ein Gesicht. So erzählen Arbeitnehmende
                  18   Perspektivwechsel um 180 Grad – oder wie man vom Jobcenter-Kunden zum                                                  und Arbeitgebende von ihren Erfahrungen mit öffentlich geförderter Beschäftigung und dem
                       Jobcenter-Mitarbeiter wird                                                                                             erfolgreich laufenden Teilhabechancengesetz.
      21     Pressetexte zum Thema öffentlich geförderte Beschäftigung
                                                                                                                                              Die erreichten Erfolge und die anstehenden Herausforderungen dienen uns als Ansporn, unsere
                  21   Gewinn für alle Seiten
                                                                                                                                              gute Arbeit auch künftig fortzusetzen. Formate wie der Jobcenter-Fachtag und der Austausch
                  22   Mit Rikscha Richtung Arbeitsmarkt
                                                                                                                                              zwischen kommunalen Vertreterinnen und Vertretern und Bundestagsabgeordneten setzen
      24     Veranstaltungen                                                                                                                  wichtige Impulse für unsere weitere Entwicklung.
                  24   Vernetzung und Optimierung beim Jobcenter-Fachtag

                  26   Kommunen und Bund im Dialog                                                                                            Unser Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jobcenters für ihr Engagement und
                                                                                                                                              ihre erfolgreiche Arbeit. Ebenso danken wir unseren Netzwerkpartnerinnen und -partnern sowie
                                                                                                                                              den Arbeitgebenden und Trägern, die sich auf unterschiedliche Art und Weise für die Integration
                                                                                                                                              erwerbsloser Menschen einsetzen.
    Impressum                                                                                                                                 Ein besonderes Dankeschön gilt den Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden, die sich bereit
    Herausgeberin:     Stadt Münster
                                                                                                                                              erklärt haben, uns für die persönlichen Geschichten in diesem Magazin Rede und Antwort zu ste­
                       Jobcenter
                       Ludgeriplatz 4                                                                                                         hen.
                       48151 Münster
    Texte:             Kristina Reen
    Diagramme:         Kristina Reen
                                                                                                                                              Wir freuen uns über Ihr Interesse und wünschen Ihnen eine informative Lektüre.
    Fotos:             Umschlag: Presseamt Münster / Bernhard Fischer, Innenteil: Presseamt Münster (S. 3, 24-27), Kristina Reen (S. 3, 13,
                       15, 16-17, 19), Chance e.V. (S. 22), Pixabay (S. 19)
    Gestaltung:        Kristina Reen                                                                                                                    r
                                                                                                                                                          te

    Redaktion:         Ralf Bierstedt, Monika Jürgensmeier, Kristina Reen
                                                                                                                                                       ns

                                                                                                                                                                       Stadträtin Cornelia Wilkens        Amtsleiter Ralf Bierstedt
                                                                                                                                                            seamt Mü

    Druck:             Druckerei Burlage, Münster

                                                                                                                                                                                                                                                             e en
    Auflage:           Oktober 2020, 250, 1. Auflage                                                                                                                   Dezernat für Soziales und Kultur   Jobcenter Münster

                                                                                                                                                                                                                                                              R
                                                                                                                                                            Pres

                                                                                                                                                                                                                                                          ina
                                                                                                                                                            :

                                                                                                                                                                                                                                                      ist
                                                                                                                                                         to

                                                                                                                                                                                                                                                    Kr
                                                                                                                                                                                                                                                        o:
                                                                                                                                                      Fo

                                                                                                                                                                                                                                                  Fot
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
4         Zahlen, Daten, Fakten                                                                                                                                                                          Arbeitslosenquote         5

    Trotz Corona: Arbeitslosenquote in Münster bleibt moderat                                                bildung 5). Im Durchschnitt der Monate Janu­                   bis Juni 2020 durchschnittlich 3,2 Prozent, im
                                                                                                             ar bis Juni 2020 liegt die Arbeitslosenquote                   Vergleich zu 6 Prozent in NRW und 5,1 Prozent
    Die gute wirtschaftliche Situation hat in den       Die Jugendarbeitslosenquote betrug in Müns­          in Münster gesamt, also im SGB 2 und SGB 3,                    bundesweit (siehe Abbildung 4). Insgesamt ist
    letzten Jahren auch in Münster zu einer steti­      ter im Jahresdurchschnitt 2019 nur 3,1 Prozent       bei 4,9 Prozent (NRW: 7,2 Prozent; Deutsch­                    der Anstieg der Arbeitslosigkeit bislang jedoch
    gen Reduzierung der Arbeitslosigkeit geführt.       (5,4 Prozent in NRW und 4,4 Prozent bundes­          land: 5,7 Prozent, siehe Abbildung 3). Auch die                moderater ausgefallen als zunächst prognosti­
    2019 lag die Arbeitslosenquote im SGB 2 und         weit), siehe Abbildung 2.                            Jugendarbeitslosenquote ist in Münster pande­                  ziert.
    SGB 3 durchschnittlich bei 4,6 Prozent und          Während die positive Entwicklung des Vorjah­         miebedingt angestiegen und betrug von Januar
    damit deutlich unter dem Durchschnitt des           res in den ersten drei Monaten 2020 zunächst
    Landes Nordrhein-Westfalen (6,5 Prozent), und       noch angehalten hat, war ab April – bedingt
    ebenso unter dem Schnitt der Bundesrepublik         durch die Corona-Krise – ein Anstieg der             Abbildung 5: Entwicklung der Arbeitslosenquote in Münster, Zeitraum: Januar bis Juni 2020
    (5 Prozent), siehe Abbildung 1.                     Arbeitslosenquote zu verzeichnen (siehe Ab-

    Abbildung 1: Durchschnittliche Arbeitslosenquoten   Abbildung 2: Durchschnittliche Jugendarbeitslosen­
                 2019                                                quoten 2019

    Abbildung 3: Durchschnittliche Arbeitslosenquoten   Abbildung 4: Durchschnittliche Jugendarbeitslosen­                                                   Münster       NRW          Deutschland
                 2020 (Januar bis Juni)                              quoten 2020 (Januar bis Juni)

                                                                                                                 Definition
                                                                                                                 SGB 2                                                        SGB 3
                                                                                                                 Sozialgesetzbuch Zweites Buch. Regelt die Grund­             Sozialgesetzbuch Drittes Buch. Regelt zusammen mit
                                                                                                                 sicherung für Arbeitsuchende und Teile des deut­             dem SGB 2 das deutsche Arbeitsförderungsgesetz. Es
                                                                                                                 schen Arbeitsförderungsrechts in der Bundesrepublik          umfasst Leistungen und Maßnahmen zur Arbeitsförde­
                                                                                                                 Deutschland. Das SGB 2 ist aus der Zusammenlegung            rung sowie Regelungen zur Arbeitslosenversicherung
                                                                                                                 der früheren Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe ent­      und ist damit Grundlage für die Arbeit der Bundes­
                                                                                                                 standen und ist am 1. Januar 2005 in Kraft getreten. Es      agentur für Arbeit und der Arbeitsagenturen.
                                                                                                                 bildet die Grundlage für die Arbeit der Jobcenter.
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
6         Zahlen, Daten, Fakten                                                                                                                                                     Kundenstrukturdaten / Integrationen                7

    Kundenstrukturdaten                                                                                      leistungsberechtigten Geflüchteten. Sind es                 Abbildung 7: Integrationen in Arbeit 2017 bis 2019

                                                                                                             2017 noch 122 Menschen mit Fluchthinter-
    Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften und             erwerbsfähige und 6.184 nicht erwerbsfähige         grund gewesen, die in Arbeit integriert werden
    erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im SGB          Leistungsberechtigte.                               konnten, waren es 2018 schon 575. Diese Zahl
    2 war in Münster in den letzten Jahren deutlich      Bedingt durch die Corona-Krise sind die Zahlen      ist 2019 auf 647 Integrationen gestiegen.
    rückläufig. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften       seit April gestiegen. Im Durchschnitt der Mo­       Ebenso erfreulich haben sich die Integrationen
    ist von 2017 bis 2019 auf unter 11.000 gefallen:     nate Januar bis Juni 2020 liegen sie allerdings     in Ausbildung entwickelt. 2018 und 2019
    Während sie sich 2017 im Jahresdurchschnitt          noch leicht unter den Vorjahreswerten. So           konn­ten jeweils über 500 Jugendliche und
    auf 11.443 belief, sank sie 2019 auf 10.532.         belief sich die Zahl der Bedarfsgemeinschaften      junge Erwachsene in Ausbildung integriert
    Damit korrespondierend sank auch die Zahl der        in diesem Zeitraum auf 10.420. Die Zahl der         werden; auch hiervon ein großer Anteil mit
    Leistungsberechtigten deutlich. Im Jahr 2107         erwerbsfähigen Leistungsberechtigten betrug         Fluchthin­tergrund.
    verzeichnete Münster durchschnittlich 15.437         durchschnittlich 14.058; die der nicht erwerbs­     Rund 65 Prozent aller Integrationen sind nach-
                                                                                                                                                                         Abbildung 8: Integrationen in Ausbildung 2017 bis 2019
    erwerbsfähige und 6.736 nicht erwerbsfähige          fähigen Leistungsberechtigten 6.028.                haltig. Das heißt, dass die integrierte Person
    Leistungsberechtigte, 2019 waren es 14.196                                                               zwölf Monate nach Beschäftigungsaufnahme
                                                                                                             einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit
                                                                                                             nachgeht. Zum Vergleich: In NRW und im Bun-
    Abbildung 6: Kundenstrukturdaten Jobcenter Münster
                                                                                                             desdurchschnitt sind es rund 60 Prozent.
                                                                                                             Übrigens: Zu diesen Integrationen in Arbeit
                                                                                                             kommen zusätzlich noch die Einmündungen in
                                                                                                             öffentlich geförderte Beschäftigung nach
                                                                                                             Paragraph 16i SGB 2 (siehe hierzu die folgen-
                                                                                                             den Seiten). Diese werden allerdings statistisch
                                                                                                             nicht als Integrationen erfasst.

                                                                                                                                                                                    ohne Fluchtkontext          mit Fluchtkontext

                                                                                                                                                                           Quelle der Daten für die Abbildungen 1 bis 8: Statistik
                                                                                                                                                                           der Bundesagentur für Arbeit

                                                                                                                Definition
                                                                                                                Leistungsberechtigte                                         Bedarfsgemeinschaft
                                                                                                                Personen, die Leistungen gemäß SGB 2 beziehen. Als           Eine oder mehrere zusammenlebende Personen, die
                                                                                                                erwerbsfähige Leistungsberechtigte gelten Personen           wechselseitige Verantwortung füreinander überneh­
                                                                                                                im SGB-2-Bezug, die das 15. Lebensjahr vollendet und         men und/oder in einem Haushalt zusammenleben.
                                                                                                                die Rentenaltersgrenze noch nicht erreicht haben so­         Auch im Haushalt lebende erwerbsfähige Kinder, die
                                                                                                                wie in der Lage sind, täglich mindestens drei Stunden        jünger als 25 sind, gehören zur Bedarfsgemeinschaft,
    Integrationen in Arbeit und Ausbildung                                                                      auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig zu sein.              sofern sie unverheiratet sind und ihren Unterhalt nicht
                                                                                                                In Abgrenzung hierzu gelten Kinder, die das 15.              aus eigenem Einkommen bestreiten können.
    Die durch das Jobcenter der Stadt Münster er­        Jobcenter der Stadt Münster im Durchschnitt            Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sowie Men­
    zielten Integrationen in Arbeit und Ausbildung       jährlich rund 3.300 Menschen erfolgreich in            schen, die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen
                                                                                                                nicht länger als drei Stunden täglich arbeiten können,
    haben sich in den letzten Jahren erfreulich ent­     den Arbeitsmarkt integriert. Erfreulich ist dabei
                                                                                                                als nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte.
    wickelt. In den Jahren 2017 bis 2019 hat das         die stetig steigende Zahl der Integrationen von
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
8        Öffentlich geförderte Beschäftigung                                                                                                                                                        Teilhabechancengesetz            9

    Öffentlich geförderte Beschäftigung (ögB)                                                                          seinen Zielwert für die Jahre 2019 und 2020               Abbildung 9: Eingliederungen in ögB nach
                                                                                                                                                                                 Arbeitgebertypen
                                                                                                                       – angestrebt waren rund 235 Förderungen –
    Öffentlich geförderte Beschäftigung (ögB) soll            das Erwerbsleben ermöglichen. Eine wichtige              bereits Mitte 2020 übertroffen. Weitere Integ­
    Menschen, die lange Zeit arbeitslos gewesen               Grundlage für die ögB stellt das Teilhabe-               rationen in ögB sind angestrebt.
    sind, die soziale und berufliche Teilhabe durch           chancengesetz dar. Es ist am 1. Januar 2019 in           Die meisten Arbeitsuchenden konnten in der
    eine langfristige und dauerhafte Integration in           Kraft getreten.                                          Privatwirtschaft (42 Prozent) und bei gemein­
                                                                                                                       nützigen Trägern (41 Prozent) integriert wer­
                                                                                                                       den. Bei Arbeitgebern der öffentlichen Hand
                                                                                                                       fanden 17 Prozent eine Stelle (siehe Abbildung
                                                                                                                       9).
                                           Teilhabechancengesetz                                                       Von den in Arbeit gebrachten Personen macht
                                                                                                                       die Gruppe der 25-bis 49-jährigen mit 52 Pro­
                                                                                                                       zent den größten Anteil aus. Die restlichen 48
      Paragraph 16e (Integration von Langzeitarbeitslo-       Paragraph 16i (Teilhabe am Arbeitsmarkt) fördert         Prozent bildet die Gruppe 50plus; davon entfal­              Privatwirtschaft
      sen) regelt die Integration von Langzeitarbeitslosen.   Personen, die in den vergangenen sieben Jahren
                                                                                                                       len 36 Prozent auf die 50- bis 59-Jährigen und               Unternehmen der freien Wirtschaft
      Arbeitgeber können mit Zuschüssen zum Arbeits­          mindestens sechs Jahre Arbeitslosengeld 2 (ALG 2)
      entgelt gefördert werden, wenn sie ein mindestens       empfangen haben und in dieser Zeit nicht oder nur        zwölf Prozent auf die über 60-Jährigen (siehe
                                                                                                                                                                                    gemeinnützige Träger
      zwei Jahre dauerndes Beschäftigungsverhältnis mit       kurzzeitig beschäftigt waren. Arbeitgeber, die mit       Abbildung 10).
                                                                                                                                                                                    zum Beispiel: eingetragene Vereine, Stiftungen
      Personen eingehen, die seit mindestens zwei Jahren      einer Person aus dieser Gruppe eine sozialversiche­
                                                                                                                                                                                    oder freie Wohlfahrtsverbände
      arbeitslos sind. Im ersten Jahr der Beschäftigung       rungspflichtige (ausgenommen sind hier die Beiträge
      beträgt der Zuschuss 75 Prozent, im zweiten Jahr 50     zur Arbeitslosenversicherung) Beschäftigung einge­                                                                    öffentliche Hand
      Prozent des Arbeitsentgelts.                            hen, können für eine Dauer von bis zu fünf Jahren eine                                                                zum Beispiel: Kommunalverbände, Anstalten
                                                              Bezuschussung zum Arbeitsentgelt erhalten. Dabei                                                                      des öffentlichen Rechts
                                                              beträgt der Zuschuss in den ersten beiden Jahren 100
                                                              Prozent (90 Prozent im dritten Jahr, 80 Prozent im
                                                              vierten Jahr, 70 Prozent im fünften Jahr).
                                                                                                                          Definition
                                                                                                                          Langzeitarbeitslosigkeit                               Abbildung 10: Eingliederungen in ögB nach Alter
    Auch in der Stadt Münster wird das Teilhabe­              Seit Einführung konnten mit Hilfe des Teilhabe­
                                                                                                                          Als langzeitarbeitslos gilt, wer ein Jahr und länger
    chencengesetz genutzt, um langzeitarbeitslo­              chancengesetzes insgesamt (Stichtag: 30. Juni               arbeitslos gemeldet ist.
    sen Menschen eine Perspektive für eine nach­              2020) 213 Menschen in eine geförderte sozial­
                                                                                                                          Langzeitleistungsbezug
    haltige ungeförderte Beschäftigung auf dem                versicherungspflichtige Beschäftigung gebracht
                                                                                                                          Als langzeitleistungsbeziehend gelten erwerbs­
    allgemeinen Arbeitsmarkt zu bieten. Ein wichti­           werden, davon 174 über Paragraph 16i und 39                 fähige Leistungsberechtigte, die in den letzten 24
    ger Baustein ist dabei das gesetzliche vorgege­           über Paragraph 16e SGB 2.                                   Monaten mindestens 21 Monate Arbeitslosengeld
    bene begleitende Coaching. Es trägt dazu bei,             Weitere 29 ögB-Förderungen im Sinne des Teil­               2 bezogen haben.

    den Übergang von der Arbeitslosigkeit in die              habechancengesetzes konnten durch kommu­
    Beschäftigung sowohl für die Arbeitnehmen­                nale Mittel realisiert werden. Hiervon profitie­
    den als auch für die Arbeitgebenden präventiv             ren Personen, die zwar nicht die gesetzlichen
    sowie bei eventuellen Problemen und Krisen                Fördervoraussetzungen für die Paragraphen                  Weitere Informationen
                                                                                                                         Informationen zum Teilhabechancen­
    bedarfsgerecht zu unterstützen und damit Ab­              16e und 16i erfüllen, die aber förderungswür­
                                                                                                                         gesetz auf den Seiten des Bundes­
    brüche zu vermeiden. Zudem können Weiter­                 dig im grundsätzlichen Sinne dieser Instrumen­             ministeriums für Arbeit und Soziales
                                                                                                                                                                                       25 bis 49 Jahre       50 bis 59 Jahre
    bildungsmaßnahmen für die Teilnehmenden                   te sind. Mit der Gesamtzahl von 242 ögB-För­               (BMAS)                                                        60 Jahre und älter
    durch das Jobcenter gefördert werden.                     derungen hat das Jobcenter der Stadt Münster
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
10      Öffentlich geförderte Beschäftigung                                                                                                                                           Persönliche Geschichten        11

                                                                                                               dabei eine weniger große Rolle als die persön­    sich, dass sich die ögB-Beschäftigten sehr gut in
     Chance auf Arbeit und soziale Teilhabe – Menschen in ögB                                                  lichen Hintergründe, erklärt Thomas Kollmann.     die Arbeit einbringen. „Wir nennen sie ‚Wor­
     erzählen ihre Geschichte                                                                                                                                    king-Class-Heroes‘“, erklärt er.
                                                                                                               Das Prinzip der öffentlich geförderten Beschäf­
     Eine Chance auf dem Arbeitsmarkt und auf soziale Teilhabe – das wünschen sich viele Menschen,
                                                                                                               tigung findet Thomas Kollmann durchaus gut.       Unter dem gleichnamigen Titel findet zurzeit
     die seit langer Zeit arbeitslos sind. Das Teilhabechancengesetz soll dies mit Hilfe der öffentlich ge­
                                                                                                               Gerade im Zuge der Corona-Krise, die sich auch    auch eine Ausstellung im BGZ statt: „Wir haben
     förderten Beschäftigung ermöglichen. In Münster haben rund 250 Langzeitarbeitslose die Chance
                                                                                                               auf die wirtschaftliche und arbeitsmarktpoli­     gemeinsam mit unseren ögB-Kräften eine Aus­
     ergriffen und einen Weg zurück auf den Arbeitsmarkt gefunden. Dadurch haben sich auch für die
                                                                                                               tische Situation ausgewirkt hat, kann er sich     stellung unter dem Motto ‚Working-Class-Her­
     Arbeitgebenden neue Perspektiven eröffnet.
                                                                                                               vorstellen, dass es mehr durch ögB geförderte     oes“ vorbereitet; besonders deshalb, weil wir
     In ihren persönlichen Geschichten erzählen Arbeitnehmende und Arbeitgebende, welche Er­
                                                                                                               Arbeitsverhältnisse gibt. Wichtig ist, dass das   hohen Respekt davor haben, wenn Menschen
     fahrungen sie mit der öffentlich geförderten Beschäftigung machen und wie sich ihre Situation
                                                                                                               Instrument der ögB „zielgenau eingesetzt“         sich nach zum Teil schwierigen Lebensbiogra­
     dadurch verändert hat.
                                                                                                               wird. Zudem wäre es von Vorteil, wenn noch        fien im Arbeitsmarkt engagieren und dadurch
                                                                                                               mehr Menschen von dem Instrument profi­           ihr Leben selbst in die Hand nehmen“. Positiv
 Stadtteilarbeit mit den „Working-Class-Heroes“                                                                tieren könnten. Da die Personen mindestens        stellt Thomas Kollmann auch den guten Aus­
                                                                                                               sechs Jahre arbeitslos gewesen sein müssen,       tausch mit dem Jobcenter heraus: „Es wurden
 Im Begegnungszentrum (BGZ) Kinderhaus ist immer etwas los. Als Anlaufstelle für die Menschen in               um durch das Teilhabechancengesetz in ein ge­     Personen vermittelt, die gut zu uns passen“.
 der Hochhaussiedlung im Stadtteil Kinderhaus, Anbieter von Aktionen und Koordinator von Projek­               fördertes Arbeitsverhältnis gebracht werden zu
 ten, hat der gemeinnützige Träger viel zu tun. Im Rahmen der ögB hat das BGZ nun Unterstützung für            können, fallen viele Menschen durch das Raster.
 seine vielseitigen Aufgaben bekommen. Hier erzählen Thomas Kollmann, Geschäftsführer des BGZ
 Kinderhaus, und André Smulczynski, der über Paragraph 16i des SGB 2 eine Arbeitsstelle beim BGZ                            „Working Class Heroes“
 bekommen hat, von ihren Erfahrungen mit dem Teilhabechancengesetz.                                                                                                BGZ Kinderhaus
                                                                                                               Die ögB-Beschäftigten werden beim BGZ gut           Weitere Informationen zum BGZ
                                                                                                                                                                   finden Sie auf dessen Webseite:
 Beratungsangebote, Jugendarbeit, interkultu­              und Ausflüge statt.                                 integriert: „Wir arbeiten grundsätzlich auf Au­
                                                                                                                                                                   www.bgz-kinderhaus.de
 relle Treffs und Unterstützung von Arbeitslosen           Unterstützung bei der Durchführung des viel­        genhöhe“, betont Thomas Kollmann und freut
 – seit mehr als 30 Jahren engagiert sich das BGZ          seitigen Angebots bekommt das Begegnungs­
 Kinderhaus für die Bewohner der sogenannten               zentrum von ehemaligen Langzeitarbeitslosen,       Abbildung 11: Stadtteil Kinderhaus
 „Nordwestschleife“. Hier, im Stadtteil Kinder­            die im Rahmen des Teilhabechancengesetzes
 haus, befindet sich das größte Sozialwohnungs­            dem Arbeitsmarkt wieder angenähert werden
 gebiet der Stadt Münster. Im Mittelpunkt steht            sollen.
 dabei stets ein sozialer Aspekt. Ziel ist es, die
 Wohn- und Lebensqualität der Bewohnerinnen                             Positive Erfahrungen                      Münster-Kinderhaus
 und Bewohner des Hochhausgebietes sowie                                                                          Kinderhaus gehört mit seinen
                                                                                                                  15.000 Einwohnern zu den größ­
 das Image des Stadtteils zu verbessern.                   Thomas Kollmann, Geschäftsführer des BGZ
                                                                                                                  ten Stadtteilen Münsters und be­
                                                           Kinderhaus, kann von positiven Erfahrungen
                                                                                                                  findet sich im Norden der Stadt.
 Die Arbeit im Begegnungszentrum ist sehr                  mit der öffentlich geförderten Beschäftigung           Der Stadtteilbezirk Brüningheide,
 vielseitig: So bietet das BGZ unter anderem               berichten. Insgesamt wurden beim BGZ schon             die sogenannte Nordwestschlei­
 Projekte in den Bereichen Wohnen, Integration,            über zehn Personen durch ögB gefördert. Auf­           fe, ist eine Hochhaussiedlung und
                                                                                                                  stellt den größten Sozialwoh­
 Bildung, Quartiersarbeit und soziale Sicherung            grund der unterschiedlichen Biografien der
                                                                                                                  nungsstadtteil Münsters dar.
 an. Zudem finden regelmäßig Informationsver­              Menschen sei die Arbeit mit jedem einzelnen
 anstaltungen, Sprachkurse, Kulturangebote                 anders. Die Dauer der Arbeitslosigkeit spiele

                                                                                                                                                                                                           Foto: Kristina Reen
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
12    Öffentlich geförderte Beschäftigung                                                                                                                                                   Persönliche Geschichten           13

 „Gut für das Selbstwertgefühl“
 André Smulczynski ist ausgebildeter Diplom­                   Vielschichtige Aufgaben
 kaufmann, der früher in der Unternehmens­
 beratung gearbeitet hat. Lange Zeit war er für     Dort ist Smulczynski im organisatorischen
 ein US-amerikanisches Unternehmen auf dem          Bereich tätig und kann seine kaufmännischen
 internationalen Markt tätig. „Nach meiner          Kenntnisse gut einbringen. So erstellt er bei­
 Rückkehr nach Deutschland war es schwer,           spielsweise Pläne für die Vermietung der Räum­
 wieder auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß          lichkeiten des BGZ und fertigt auch schriftliche
 zu fassen“, erzählt Smulczynski, der sich zurück   Ablaufpläne an, die gerade in Corona-Zeiten
 in Deutschland selbstständig gemacht hatte.        von Bedeutung sind. Darüber hinaus ist er in
 Vor allem die digitale Entwicklung machte es       der Öffentlichkeitsarbeit tätig und stellt Me­
 schwer: „Es wird zwar Rat gesucht, aber oft        dien und Informationen bereit, um die Arbeit
 wird im Internet gesucht“, so Smulczynski zum      des BGZ transparent zu machen.
 großen Angebot, das sich im weltweiten Netz        Sein jüngstes Projekt war eine Umfrage zu den
 finden lassen.                                     Wohnverhältnissen in der Hochhaussiedlung in
 Diese Ausgangslage führte zu einem weiteren        Kinderhaus, die er mit drei weiteren Personen
 Problem: die Vergütung. Während Unterneh­          durchgeführt und anschließend ausgewertet
 mensberater in den Vereinigten Staaten einen       hat. „Mir gefällt, dass meine Aufgaben so viel­
 festen Lohn erhalten, gestaltet sich das Gehalt    schichtig sind und dass ich viel mit anderen
 in Deutschland provisionsabhängig. Geld kann       Menschen zu tun habe. Es ist schön, nicht die
 also nur bei erfolgreichen Aufträgen verdient      ganze Zeit vor dem Computer zu sitzen“, freut
 werden.                                            sich André Smulczynski über seine neuen
                                                    Tätigkeiten, „außerdem haben wir hier ein echt
          Gut ausgebildet, aber zu alt              gutes Team, in dem die Arbeit viel Spaß macht“.
                                                                                                                                                                                                                      Foto: Kristina Reen
                                                    Der Start in den neuen Job ist Smulczynski
 Die Suche nach einer anderen Arbeitsstelle         leichtgefallen. „Da ich zuvor viele Bewerbungen    Abbildung 12: André Smulczynski (Mitte) hat durch ögB wieder einen Arbeitsplatz gefunden. Er arbeitet nun im Begeg­
                                                                                                       nungszentrum Kinderhaus im Team von Thomsas Kollmann (links, Geschäftsführer des BGZ) und Nicole Berner (rechts,
 gestaltete sich ebenfalls als schwierig. „Mit      geschrieben habe, hatte ich trotz Arbeitslosig­    zuständig für die Betreuung von Maßnahmen gemäß Paragraph 16i SGB 2).
 über 50 Jahren ist es nicht leicht, eine Stelle    keit immer einen strukturierten Tag“, erzählt
 zu finden“, berichtet André Smulczynski von        er. Was sich umso mehr verändert hat, ist sein     zum Stiftungsmanagement absolviert hat, steht                  denden Umbruchprozesses in der Gesellschaft
 seiner Suche. Etliche Bewerbungen hat der gut      Wohlbefinden: „Die Arbeit ist gut für mein         demnächst eine Schulung zum Sozialmanage­                      erachtet er das Instrument als absolut notwen­
 ausgebildete Diplomkaufmann geschrieben –          Selbstwertgefühl. Wenn man was machen will,        ment an. Dadurch erhofft sich Smulczynski                      dig und hält es für eine nützliche Brücke, die
 vergeblich.                                        aber nichts machen kann, weil man keinen Job       bessere Kenntnisse über die Arbeit im sozialen                 Arbeitslose auf den allgemeinen Arbeitsmarkt
 Die glückliche Wende folgte im Herbst 2019.        findet, ist das nicht gerade förderlich für das    Sektor zu bekommen und darüber den Sprung                      führen kann: „Im Zuge der Digitalisierung
 Nachdem André Smulczynski eine Arbeitsgele­        Selbstwertgefühl“, erklärt Smulczynski.            von ögB in eine ungeförderte Beschäftigung zu                  werden zwar viele neue Berufssparten entste­
 genheit (AGH, auch bekannt als „Ein-Euro-Job“)                                                        schaffen.                                                      hen, doch es werden auch etliche wegfallen,
 absolviert hatte, arbeitet er seit 1. November     Persönlicher und gesellschaftlicher Umbruch        „Es ist gut, dass es das Instrument gibt“, zieht               wodurch viele Menschen in die Arbeitslosigkeit
 2019 mit 30 Wochenstunden im Begegnungs­                                                              André Smulczynski sein Fazit zur öffentlich                    geraten werden. Durch Corona wird dieser Um­
 zentrum.                                           Positiv blickt André Smulczynski auch in die Zu­   geförderten Beschäftigung durch das Teilhabe­                  bruchprozess noch verstärkt.“
                                                    kunft. Nachdem er kürzlich eine Fortbildung        chancengesetz. Angesichts des aktuell stattfin-
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
14    Öffentlich geförderte Beschäftigung                                                                                                                                                     Persönliche Geschichten           15

 „Absolute Bereicherung“ und Türöffner für Arbeitgeber                                                   „Ich fühle mich bestens aufgehoben“, erklärt er,              nachhaltige Eingliederung aneignen. Jobst
                                                                                                         „besonders schön ist die Vielseitigkeit und dass              Hagendorf konnte sich ohne Probleme in seine
 Primäres Ziel der öffentlich geförderten Beschäftigung ist es, Langzeitarbeitslose wieder auf dem       man es bei der Arbeit mit verschiedenen Mate­                 neue Tätigkeit einbringen. „Ich hatte keine
 Arbeitsmarkt einzugliedern. Doch auch für Arbeitgebende kann sie von Nutzen sein; und das ganz          rialien zu tun hat“ – bei Hassos wird sowohl mit              Probleme, wieder in die Arbeit einzusteigen“,
 abgesehen vom Lohnkostenzuschuss. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Firma Hassos aus Münster, die      Holz als auch mit Metall und Leder gearbeitet.                resümiert Hagendorf seine Anfänge bei Hassos.
 Objektkunst herstellt. Durch die öffentlich geförderte Beschäftigung konnte das Unternehmen neue        Positiv findet Jobst Hagendorf auch, dass er                  Kein Wunder – auch während seiner Arbeits­
 Projekte angehen, die ohne ögB nicht hätten realisiert werden können. Hier erzählen Hasso Maaß,         die Möglichkeit hat, sich weiterzubilden. „Vor                losigkeit ist er immer aktiv gewesen. So ist er
 Inhaber von Hassos, und Jobst Hagendorf, der durch ögB wieder eine Arbeitsstelle gefunden hat, wie      kurzem habe ich einen Stapler-Schein ge­                      beispielsweise mit einem Musikprojekt ehren­
 sich für sie durch ögB eine Win-Win-Situation ergeben hat.                                              macht. Demnächst mache ich auch noch einen                    amtlich im Kinderheim tätig gewesen. „Ich hat­
                                                                                                         Schweißer-Schein“.                                            te vorher schon einen geregelten Alltag, aber es
                                                                                                         Dank der Fortbildungsmöglichkeiten, die durch                 ist schön, dass er nun noch regelmäßiger ist“,
 Was haben ein australisches Outback im Duis­         sos ein kleiner Betrieb aus dem Kunstgewerbe
                                                                                                         das Teilhabechancengesetz ermöglicht und                      erklärt er und fügt hinzu: „Besonders gut ist die
 burger Zoo, ein Gastronomiebetrieb in Dort­          ist. „Das ist typisch für das Kunstgewerbe: Mal
                                                                                                         gefördert werden, können sich Langzeitarbeits­                Unabhängigkeit. Ich muss für meine Situation
 mund und eine Handwerker-Sendung im Fern­            hat man drei Monate ganz viel zu tun, mal hat
                                                                                                         lose schneller dem Arbeitsmarkt wieder annä­                  jetzt keine Rechenschaft mehr geben“.
 sehen gemeinsam? Und was haben sie mit ögB           man drei Monate so gut wie gar nichts zu tun“,
                                                                                                         hern und sich wichtige Kompetenzen für eine                   Auch Hasso Maaß gefällt die Zusammenarbeit.
 zu tun? Alles sind aktuelle Projekte von Hasso       erklärt Maaß die nur schwer absehbare Lage,
 Maaß, der mit seiner Firma Hassos Objektkunst        die sowohl die Akquise als auch das Halten von
 und außergewöhnliche Einrichtungsobjekte             Personal zu einem schwierigen Unterfangen          Abbildung 13: Jobst Hagendorf konnte durch öffentlich geförderte Beschäftigung wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen.
 fertigt. Und alle Projekte hätten ohne ögB nicht     macht.
 in diesem Umfang umgesetzt werden können.
 Das Beispiel der Firma Hassos ist ein Parade­        Die Suche nach einer Lösung führte die beiden
 beispiel dafür, inwiefern öffentlich geförderte      ins Jobcenter, wo sie sich erkundigten, ob es
 Beschäftigung nicht nur für Arbeitnehmer, son­       irgendwelche Möglichkeiten gibt, die beiden
 dern auch für Arbeitgeber einen dauerhaften          Bedürfnissen Rechnung tragen können. Kurz
 Nutzen – auch in Hinblick auf den Fachkräfte­        darauf hatten sie einen Termin beim Kommu­
 mangel – darstellen kann.                            nalen Service Center für Arbeit (KSCA) des
                                                      Jobcenters der Stadt Münster. Hier stellte man
            Suche nach einer Lösung                   ihnen das Teilhabechancengesetz vor, das zu
                                                      dem Zeitpunkt noch gar nicht in Kraft getreten
 „Jobst und ich kennen uns schon lange. Er sag­       war. Die beiden packten die Gelegenheit direkt
 te, dass er sowas auch beruflich machen und          beim Schopf und gehörten somit zu den ersten
 aus seiner Situation der Arbeitslosigkeit heraus     in Münster, die vom Teilhabechancengesetz Ge­
 will“, erzählt Hasso Maaß von den Anfängen           brauch machten.
 dieser sehr erfolgreichen ögB-Geschichte.
 Gleichzeitig hätte Hasso Maaß gut ein wenig                       Positive Erfahrungen
 Unterstützung gebrauchen können. Der eine
 sucht Arbeit und findet keine. Der andere hat        Das Instrument des Teilhabechancengesetzes
 Arbeit, findet aber keine Arbeitskräfte, die ge­     kommt gut bei ihnen an. „Meine Erfahrungen
 eignet sind oder sich einem Nischenprodukt           sind total positiv“, freut sich Jobst Hagendorf.
 zuwenden wollen. Ein Dilemma, das wohl viele         Man sieht ihm die Zufriedenheit über seine
 Unternehmer kennen. Hinzu kommt, dass Has­           neue Tätigkeit sofort an, wenn er davon erzählt.                                                                                                                 Foto: Kristina Reen
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
16     Öffentlich geförderte Beschäftigung                                                                                                                                                          Persönliche Geschichten           17

 Die beiden sind ein eingespieltes Team. „Mir                          Neue Chancen für beide Seiten                    wurde, bei dem Hasso Maaß zusammen mit                die Arbeitnehmenden ist es eine gute Möglich­
 gefällt seine Flexibilität sehr gut und dass er                                                                        Max Bayer-Eynck von der Münsteraner Firma             keit, wieder auf den Arbeitsmarkt zu kommen.
 alle möglichen Aufgaben übernimmt. Wir sind                  Kaum hatte Jobst Hagendorf seine Tätigkeit                Kawentsmann ausgefallene Einrichtungswün­             Es ist aber auch eine gute Möglichkeit für Be­
 ein unkonventioneller Betrieb mit viel Raum                  aufgenommen, eröffneten sich auch für Hasso               sche realisiert, beginnen im Februar 2020 die         triebe, die Probleme haben, geeignetes Perso­
 für unterschiedliche Ideen und auch für Men­                 Maaß neue Möglichkeiten. „Dadurch, dass ich               Dreharbeiten für die dritte Staffel. Darüber          nal zu finden.
 schen, die nicht ganz konform sind.“ Dass Jobst              Unterstützung habe, kann ich natürlich viel               hinaus wird von Hassos zurzeit ein Dortmunder
 Hagendorf nach längerer Arbeitslosigkeit in                  mehr machen“, so Hasso Maaß. Tatsächlich ha­              Gastronomiebetrieb umgebaut. Und für den                        „Jederzeit wieder machen“
 einigen Bereichen noch verstärkt eingearbei­                 ben sich in der Zwischenzeit einige neue Aufga­           Duisburger Zoo konstruieren Hasso Maaß und
 tet werden muss, kann Hasso Maaß durch die                   ben ergeben. Nachdem bereits 2018 die erste               Jobst Hagendorf 600 Quadratmeter australi­            Bei Hassos hat es sich jedenfalls sehr gut entwi­
 finanzielle Förderung des Jobcenters kompen­                 Staffel für die Handwerker-Sendung „Männer-               sches Outback. „Es hat sich für uns gut entwi­        ckelt. „Für mich ist es ein absoluter Erfolg und
 sieren.                                                      (t)räume“ für den Sender DMAX abgedreht                   ckelt“, fasst Maaß die letzten Monate zusam­          eine echte Bereicherung. Ich würde es jederzeit
                                                                                                                        men, „es ist eine Win-Win-Situation. Für              wieder machen und kann es allen Arbeitgebern
 Abbildung 14: Für Hasso Maaß und seine Firma Hassos war das Teilhabechancengesetz eine echte Bereicherung. Durch die                                                         empfehlen. Vor allem für kleinere Betriebe ist
 Unterstützung haben sich auch für ihn als Arbeitgeber neue Chancen eröffnet.
                                                                                                                                                                              es eine gute Sache“, empfiehlt Hasso Maaß,
                                                                                                                                                                              „ohne Jobst und die ögB wäre für mich vieles
                                                                                                                                                                              nicht möglich gewesen“.

                                                                                                                                                                                 Kommunales Service-Center für Arbeit (KSCA)
                                                                                                                                                                                 Das Kommunale Service-Center für Arbeit ist
                                                                                                                                                                                 Service und Anlaufstelle für Arbeitgeber aus
                                                                                                                                                                                 Münster. Es bietet eine ganzheitliche Beratung für
                                                                                                                                                                                 Fördermöglichkeiten, Service im Rahmen der An­
                                                                                                                                                                                 tragstellung sowie Vermittlung auf dem sozialen
                                                                                                                                                                                 Arbeitsmarkt.

                                                                                                                                                                                KSCA
                                                                                                                                                                                Weitere Informationen zum KSCA
                                                                                                                                                                                sowie die Kontaktdaten finden Sie
                                                                                                                                                                                auf der Webseite des Jobcenters:
                                                                                                                                                                                www.stadt-muenster.de/jobcenter/
                                                                                                                                                                                fuer-arbeitgeber
                                                                                                                                                        Foto: Kristina Reen
MAGAZIN 2019/ - Stadt Münster
18    Öffentlich geförderte Beschäftigung                                                                                                                                                    Persönliche Geschichten           19

 Perspektivwechsel um 180 Grad – oder wie man vom Jobcenter-                                            dem Bewerbungsgespräch beim Stadttheater                      Vertrag wieder aufgelöst. Im Februar 2020 je­
                                                                                                        Münster habe ich innerhalb von 14 Tagen Be­                   doch fand sich eine Stelle beim Jobcenter. Hier
 Kunden zum Jobcenter-Mitarbeiter wird                                                                  scheid erhalten, dass ich die Stelle bekommen                 ist Umbach nun als Assistenz beim Kommuna-
 Durch §16i des SGB 2 hat Ulrich Umbach die Seiten gewechselt und wurde vom Jobcenter-Kunden            habe und bin gebeten worden, einen Vertrag zu                 len Service-Center für Arbeit (KSCA) tätig. „Ich
 zum Jobcenter-Mitarbeiter.                                                                             unterschreiben“, erzählt er freudig.                          bin hier für allgemeine Bürotätigkeiten und
                                                                                                                                                                      den Postdienst zuständig und bin in der Hot­
                                                                                                                   Neuer Job beim Jobcenter                           line tätig. Ich halte meinen Kollegen beim KSCA
 „Ich fühle mich rundum gut. Ich kann mir end­      hatte der engagierte Arbeitsuchende bis 2018                                                                      den Rücken frei“, beschreibt er seine Tätigkeit.
 lich wieder ein ‚normales‘ Leben leisten und       bei einer Firma für Kassensysteme. Da der Ver­      Ab Ende Oktober 2019 war Ulrich Umbach
 die finanziellen Sorgen gehören zum größten        trag auslief und nicht verlängert werden konn­      beim Stadttheater an der Kasse tätig. Doch                    Das neue Leben mit einer regelmäßigen be­
 Teil der Vergangenheit an“, beschreibt Ulrich      te, stand Umbach nun erneut ohne Arbeit da.         es stellte sich heraus, dass die Tätigkeit nicht              ruflichen Tätigkeit war zunächst ungewohnt:
 Umbach seinen neuen Lebensabschnitt, der                                                               100-prozentig zu ihm passte: „An der Kasse                    „Ich musste mich erst wieder an einen langen
 ihm durch die öffentlich geförderte Beschäfti­              Chance durch Paragraph 16i                 muss man sehr schnell sein. Da ich eine sol­                  Arbeitstag gewöhnen“, gibt Umbach rück­
 gung ermöglicht worden ist. Die Freude über                                                            che Tätigkeit nicht kannte, ist mir das jedoch                blickend zu. Dennoch war er von Anfang an
 seine Tätigkeit im Jobcenter der Stadt Münster     2019 trat dann das Teilhabechancengesetz in         schwergefallen“. Aus diesem Grund wurde der                   höchst motiviert: „Ich wollte es unbedingt gut
 und die Erleichterung, eine Arbeit gefunden zu     Kraft, das für Ulrich Umbach eine große Chance
 haben, sieht man Ulrich Umbach deutlich an,        bedeuten sollte. „Im September 2019 wurde
                                                                                                        Abbildung 15: Ulrich Umbach bei seiner Tätigkeit im Jobcenter. Durch das Teilhabechancengesetz ist er vom Kunden zum
 wenn man mit ihm über seinen Weg zurück in         ich zu einem Gespräch eingeladen, in dem mir        Mitarbeiter des Jobcenters geworden.
 eine regelmäßige Beschäftigung spricht.            die Möglichkeit des Teilhabechancengesetzes
                                                    vorgestellt worden ist“, erinnert er sich. Auch
                  Zu alt mit 50                     heute, über ein Jahr später, kann man deutlich
                                                    Umbachs Enthusiasmus spüren, wenn er von
 Eigentlich ist Ulrich Umbach Pharma-Referent.      der Chance, die ihm damit geboten wurde,
 „In den 2000ern hat sich der Arbeitsmarkt          erzählt. „Natürlich habe ich sofort eingewilligt,
 jedoch deutlich verschlechtert“, berichtet er      ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich noch­
 von seinem Weg in die Arbeitslosigkeit. Ein        mal auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen kann“,
 Aspekt, der ihm die Suche nach einer neuen         zeigt er sich begeistert.
 Arbeit deutlich erschwert hat, war sein Alter.
 „Obwohl ich studiert und eine gute Ausbildung      Daraufhin wurden die nächsten Schritte ein­
 habe, hat sich die Suche schwierig gestaltet.      geleitet. „Mit der Unterstützung des Jobcenters
 Schon mit Anfang 50 hat man große Probleme,        habe ich den Arbeitsmarkt gesichtet, wobei
 eine Arbeit zu finden“, schildert der heute über   festgestellt wurde, dass für mich der städtische
 60-jährige seine Erfahrungen bei der Suche         Arbeitsmarkt gut in Frage kommt. Außerdem
 nach einer neuen Stelle.                           wurden meine Bewerbungsunterlagen moder­
                                                    nisiert“, erklärt Umbach.
 Auch wenn Umbach lange Zeit keine Arbeits­         Und dann ging alles ganz schnell. „Plötzlich
 stelle finden konnte, war er nicht untätig. So     klingelte das Telefon und mir wurde gesagt
 hat er zwischenzeitlich in Call-Centern gearbei­   ‚Wir haben einen Job gefunden‘“, erinnert sich
 tet und hatte immer wieder Verträge bei Zeit­      Umbach noch sichtlich aufgeregt an diese fünf
 arbeitsfirmen. Seinen letzten Zeitarbeitsvertrag   Worte, die sein Leben verändern sollten. „Nach
                                                                                                                                                                                                                     Foto: Kristina Reen
20     Öffentlich geförderte Beschäftigung                                                                                                                                                                         Pressetexte           21

 machen“. Insgesamt ist es für Ulrich Umbach            ment war, als die Kolleginnen und Kollegen ge­      Gewinn für alle Seiten
 „eine Freude“, endlich wieder einen Beruf              sagt haben ‚Du gehörst jetzt zu uns‘“, freut sich   Pressetext vom 17. März 2020
 ausüben zu können. Rückhalt gibt es auch von           Umbach. „Ich gehörte lange Zeit nirgends dazu
 Umbachs Familie und seinen Freunden, die ihm           und der Mensch ist nun einmal ein Gruppenwe­        Ein Jahr nach Inkrafttreten des Teilhabechancengesetzes verzeichnen das Jobcenter und Arbeitgeber
 viel Lob und Aufmunterung zugesprochen ha­             sen“, fasst er den sozialen Mehrwert, den eine      in Münster ein vielversprechendes Resultat.
 ben. „Da habe ich dann auch selbst angefangen,         berufliche Tätigkeit mit sich bringt, zusammen.
 wieder mehr an mich zu glauben“, so Umbach.            So freute er sich besonders, als im August nach
                                                                                                            Langzeitarbeitslosen neue Perspektiven auf                     In Münster haben im ersten Jahr 120 Langzeit­
 „Mein Selbstbewusstsein und der Wohlfühlfak­           sechs Monaten das Ende der Probezeit erreicht
                                                                                                            dem Arbeitsmarkt bieten – dieses Ziel des Teil­                arbeitslose ein Beschäftigungsverhältnis aufge­
 tor in meiner eigenen Haut sind gestiegen. Man         war und er bleiben durfte. Auf diesem Erfolg
                                                                                                            habechancengesetzes, das 2019 in Kraft getre­                  nommen und nicht abgebrochen, sieben weite­
 hat endlich wieder einen geregelten Tages­             ausruhen möchte sich Umbach aber nicht:
                                                                                                            ten ist, trägt auch in Münster Früchte. Das im                 re haben es vorzeitig beendet. „Wir hatten nur
 ablauf und lernt den Wert von Feiertagen und           „Demnächst mache ich eine Fortbildung in
                                                                                                            Gesetz verankerte „Teilhabe am Arbeitsmarkt“                   wenige Abbrüche, das zeigt, dass eine gute
 Wochenenden wieder zu schätzen“, beschreibt            Excel“, erzählt er.
                                                                                                            bringt Langzeitarbeitslose, die mehr als sechs                 Auswahl getroffen wurde und das Coaching
 Umbach den Mehrwert eines geregelten Alltags           Das Teilhabechancengesetz hat Ulrich Umbach
                                                                                                            Jahre keine Arbeit hatten, wieder in ein sozial­               Früchte trägt“, freut sich Frank Schuerhoff vom
 und fügt hinzu: „Ich fühle mich endlich wieder         ein neues Leben ermöglicht. Aus diesem Grund
                                                                                                            versicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. Das                Kommunalen Service-Center für Arbeit (KSCA)
 vollwertig; und das ist meiner Meinung nach            denkt er, dass dieses Instrument viel stärker
                                                                                                            intensive Coaching der eingegliederten Arbeit­                 im Jobcenter.
 für jeden Menschen die Grundlage für ein gutes         genutzt werden sollte und auch bekannter
                                                                                                            nehmer auf der einen und der Lohnkosten­
 Lebensgefühl“.                                         werden muss. „Man redet immer nur von den
                                                                                                            zuschuss für die Arbeitgeber auf der anderen                   Ein positives Resümee gibt es auch von den
                                                        negativen Dingen wie Sanktionen oder zu nied­
                                                                                                            Seite sind ein Gewinn für alle Seiten.                         Arbeitgebern: Zwar gestalte sich die Einarbei­
     Teilhabechancengesetz als Lottogewinn              rigen Beträgen, dabei bietet das Jobcenter noch
                                                                                                                                                                           tungsphase erwartungsgemäß aufwändiger,
                                                        mehr Möglichkeiten, die über die finanziellen
                                                                                                            „Mit dem Teilhabechancengesetz wurde genau                     da die neuen Kollegen anfangs viel lernen und
 Neben der Tätigkeit selbst und einem geregel­          Leistungen hinausgehen“, so Umbach. Das Teil­
                                                                                                            der richtige Weg eingeschlagen. Jetzt haben wir                sich mitunter auf neue Aufgaben einstellen
 ten Alltag schätzt Ulrich Umbach vor allem die         habechancengesetz erachtet er als ein Instru­
                                                                                                            erstmals die Chance, motivierten Menschen                      müssten. Grundsätzlich jedoch habe die Ein­
 sozialen Aspekte, die ein Beruf mit sich bringt:       ment, das vielen arbeitsuchenden Menschen
                                                                                                            trotz langer Arbeitslosigkeit den ersten Schritt               gliederung gut funktioniert. Die Arbeitnehmer
 „Ich habe sehr nette Kolleginnen und Kollegen,         eine große Hilfe sein kann: „Für mich ist es ein
                                                                                                            in die Arbeitswelt zu ermöglichen und dies in­                 nähmen ihre Chancen gut wahr und die be­
 mit denen man während der Arbeit sehr gute             kleiner Lottogewinn“.
                                                                                                            tensiv und nachhaltig zu begleiten“, resümiert                 darfsgerechte Unterstützung vom Jobcenter
 Sozialkontakte hat. Ein besonders schöner Mo­
                                                                                                            Ralf Bierstedt, Amtsleiter des Jobcenters.                     der Stadt Münster sei einer der Schlüssel zum
                                                                                                                                                                           Erfolg.
                                                                                                            Abbildung 16: Auf den Punkt genaue Vermittlung ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Wiedereingliederung von Langzeit­
                                                                                                            arbeitslosen.
 Lottogewinn, Türöffner oder Bereicherung – wie auch immer man das Teilhabechancengesetz be­
 zeichnet, für die Betroffenen ist es eine echte Chance, wie diese Geschichten gezeigt haben. Alle Inter­
 viewten sind sich einig, dass das Teilhabechancengesetz ein gutes Instrument ist, um Langzeitarbeits­
 lose wieder auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei profitieren nicht nur die Arbeitnehmer. Auch
 für die Arbeitgeber können sich Vorteile ergeben und neue Türen öffnen.

                                                                                                                                                                                                       Foto: Gerd Altmann (geralt) auf pixabay.com,
                                                                                                                                                                                                             verwendet unter der Pixabay-Lizenz
22     Öffentlich geförderte Beschäftigung                                                                                                                                                                                 Pressetexte        23

 Mit Rikscha Richtung Arbeitsmarkt                                                                                              tungen Rikscha-Touren im ganzen Stadtgebiet            „Auch das Selbstwertgefühl der Teilnehmenden
 Pressetext vom 19. Mai 2020
                                                                                                                                an. Gesteuert werden die Rikschas von Lang­            wird gestärkt. Für eine Wiedereingliederung in
                                                                                                                                zeitarbeitslosen, die im Rahmen einer Arbeits­         den Arbeitsmarkt sind das wichtige Vorausset­
 Beim Projekt „Radeln ohne Alter“ bietet der Träger Chance e.V. Rikscha-Touren für Seniorinnen und                              gelegenheit (AGH) in die Pedale treten, um ihre        zungen“, ergänzt Ralf Bierstedt, Amtsleiter des
 Senioren an. Gefahren werden die Rikschas von Langzeitarbeitslosen, die auf diese Weise im Rahmen                              Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen.                    Jobcenters, das das Projekt in Münster initiiert
 einer Arbeitsgelegenheit (AGH) die Möglichkeit bekommen, sich dem Arbeitsmarkt wieder anzunä­                                                                                         hat.
 hern. Ein Jahr nach Start des Projektes können Jobcenter und Chance e.V. eine positive Bilanz ziehen.                          „Es ist das beste AGH-Projekt, das ich seit Jah­
                                                                                                                                ren durchgeführt habe“, freut sich Rainer Wick,        Zurzeit gibt es wegen der Corona-Pandemie
                                                                                                                                Geschäftsführer von Chance e.V., der das Pro­          keine Touren, was jedoch keinen Stillstand
                                                                                                                                jekt als „Win-Win-Situation“ bezeichnet. „Die          bedeutet: So werden, selbstverständlich unter
                                                                                                                                Seniorinnen und Senioren kommen raus und               Einhaltung der Hygiene- und Infektionsschutz­
                                                                                                                                können bei den Fahrten wieder den Wind im              vorschriften, Übungsfahrten mit leeren Rik­
                                                                                                                                Haar spüren. Die Langzeitarbeitslosen hingegen         schas durchgeführt, um die „Rikscha-Piloten“
                                                                                                                                bekommen sehr viel Wertschätzung zu spüren.            zu trainieren. Zudem kümmert man sich um
                                                                                                                                Sie merken, dass sie für die Touren notwendig          Wartungs- und Reinigungsarbeiten sowie die
                                                                                                                                sind und lernen dadurch eine Form der Ver­             Instandsetzung – denn nach Corona soll wieder
                                                                                                                                bindlichkeit kennen.“                                  Fahrt aufgenommen werden.

                                                                                                                                   Chance e.V.                                            Die Pressetexte „Gewinn für alle Seiten“ und „Mit
                                                                                                                                   Weitere Informationen zum Träger                       Rikscha Richtung Arbeitsmarkt“ wurden zuvor
                                                                                                                                   Chance e.V. aus Münster und                            vom Presseamt der Stadt Münster veröffentlicht.
                                                                                                                                   dessen Arbeit finden Sie auf der                       Aktuell sind die Rikscha-Touren von Chance e.V.
                                                                                                                                   Webseite des Vereins:                                  wieder angelaufen. Unter Berücksichtigung der
                                                                                                                                   www.chance-muenster.de                                 Corona-Schutzmaßnahmen können Seniorin­
                                                                                                                                                                                          nen und Senioren fortan wieder die Stadt in der
                                                                                                                                                                                          Rikscha erkunden.

                                                                                                                                   Definition
                                                                                                                                  Arbeitsgelegenheit (AGH)
                                                                                                                                  Arbeitsgelegenheiten sind besser bekannt als
                                                                                                            Foto: Chance e.V.
                                                                                                                                  „Ein-Euro-Jobs“. In Münster beträgt diese Mehr­         Pressetext: Gewinn für alle Seiten
                                                                                                                                  aufwandsentschädigung 1,50 Euro. Sie sollen die
 Abbildung 17: Wieder Wind in den Haaren spüren – das ermöglichen die Rikscha-Touren, die von Chance e.V. angeboten
 werden.                                                                                                                          Beschäftigungsfähigkeit von Langzeitarbeitslosen
                                                                                                                                  erhöhen und sie auf diese Weise dem Arbeitsmarkt
 Den einen ermöglicht es, wieder Wind in den                  center, Chance e.V. und Hüfferstiftung teilge­                      wieder näher bringen.
 Haaren zu spüren, den anderen Fuß auf dem                    nommen haben, konnten bereits sieben in eine                        Wichtig dabei ist, dass Arbeitsgelegenheiten keine
                                                                                                                                  regulären Arbeitsplätze verdrängen dürfen und die
 Arbeitsmarkt zu fassen. Das Projekt „Radeln                  Beschäftigung, eine Ausbildung oder ein Prakti­
                                                                                                                                  Tätigkeiten im öffentlichen Interesse liegen müs­
 ohne Alter“ wird nun seit über einem Jahr an­                kum vermittelt werden.                                              sen.
                                                                                                                                                                                          Pressetext: Mit Rikscha Richtung
 geboten und erweist sich als voller Erfolg: Von                                                                                                                                          Arbeitsmarkt
                                                                                                                                  Wie die Stellen des Teilhabechancengesetzes wer­
 den insgesamt 24 Langzeitarbeitslosen, die bis               „Radeln ohne Alter“ bietet Seniorinnen und Se­                      den Arbeitsgelegenheiten durch öffentliche Gelder
 heute an dem gemeinsamen Projekt von Job­                    nioren aus 26 Altenheimen und Pflegeeinrich-                        finanziert.
24    Veranstaltungen                                                                                                                                                                              Jobcenter-Fachtag          25

 Vernetzung und Optimierung beim Jobcenter-Fachtag
                                                                                                          Definition
 Im Rahmen einer bundesweiten Aktionswoche nahmen die kommunalen Jobcenter aus dem Müns­                  Kommunale Jobcenter
                                                                                                                                                                    Regionalagentur Münsterland
 terland an einem Jobcenter-Fachtag teil, um sich auszutauschen und zu vernetzen.                         104 der insgesamt 407 Jobcenter in Deutschland
                                                                                                                                                                    Die Regionalagentur Münsterland setzt die Beschäfti­
                                                                                                          werden als kommunale Jobcenter der Landkreise
                                                                                                                                                                    gungs- und Ausbildungsprogramme des Ministeriums
                                                                                                          bzw. kreisfreien Städte betrieben und erfüllen die
                                                                                                                                                                    für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) im Müns-
 „Stark, sozial, vor Ort“ – unter diesem Titel ha-   kooperieren bereits seit vielen Jahren eng mit-      Aufgaben der Grundsicherung für Arbeitsuchen­
                                                                                                                                                                    terland um und stellt damit eine Schnittstelle zwischen
                                                                                                          de (Sozialgesetzbuch 2) eigenständig ohne die
 ben der Deutsche Landkreistag und der Deut-         einander. Neben regelmäßigen Treffen der Job-                                                                  dem Land Nordrhein-Westfalen und der Region Müns-
                                                                                                          Bundesagentur für Arbeit. Demgegenüber nehmen
 sche Städtetag gemeinsam mit den kommuna-           center-Leitungen zur Abstimmung regionaler                                                                     terland dar.
                                                                                                          die übrigen 303 gemeinsamen Einrichtungen als
                                                                                                                                                                    Weitere Informationen zur Regionalagentur Münster-
 len Jobcentern eine Kampagne gestartet, um          Strategien werden unter anderem gemeinsame           Mischbehörden aus der Bundesagentur für Arbeit
                                                                                                                                                                    land finden Sie auf deren Webseite:
 auf die Bedeutung dezentraler Arbeitsmarkt-         Projekte durchgeführt. Begleitet werden die          und dem jeweiligen Landkreis bzw. der kreisfreien
                                                                                                                                                                    www.muensterland.com/arbeit/ser-
 politik aufmerksam zu machen. Im Rahmen             Jobcenter in ihrer Zusammenarbeit dabei von          Stadt die jeweiligen Teilzuständigkeiten beider
                                                                                                                                                                    vice/regionalagentur-muensterland/
                                                                                                          Träger wahr.
 dieser Kampagne fand vom 26. bis 30. August         der Regionalagentur Münsterland.
 2019 eine bundesweite Aktionswoche der
 kommunalen Jobcenter statt, die die Jobcenter                                                         Abbildung 18: Beim Jobcenter-Fachtag 2019 tauschten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jobcenter aus dem
                                                                                                       Münsterland aus.
 nutzten, um sich noch weiter miteinander zu
 vernetzen und darüber die Qualität ihrer Arbeit
 weiter zu optimieren.

 Die fünf Jobcenter aus dem Münsterland – hier­
 zu zählen die Jobcenter der Stadt Münster
 sowie der Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt
 und Warendorf – beteiligten sich mit einem ge­
 meinsamen Fachtag am 28. August 2019 an der
 Aktionswoche.

 Im Stadtweinhaus in Münster tauschten sich
 die Fachkräfte der fünf Jobcenter zu verschie­
 denen Themen aus. So standen beispielsweise
 der soziale Arbeitsmarkt, Bildung und Teilhabe
 sowie Kosten der Unterkunft auf der Tages­
 ordnung. Ziel war es zum einen, voneinander
 zu lernen. Zum anderen wurden die Möglich­
 keiten für weitere Kooperationen zwischen den
 Jobcentern ausgelotet. Alle Beteiligten wer­
 teten den Fachtag als gewinnbringend für die
 alltägliche Arbeit in den Jobcentern.

 Die fünf münsterländischen Jobcenter, die alle­
 samt in rein kommunaler Trägerschaft sind,

                                                                                                                                                                                                                Foto: Presseamt Münster
26     Veranstaltungen                                                                                                                                                                                        Austausch von Bund und Kommunen                 27

 Kommunen und Bund im Dialog
 Vertreterinnen und Vertreter der Jobcenter und Bundestagsabgeordnete trafen sich im Juni 2020 zu
 einer gemeinsamen Diskussionsrunde in Münster.

 Die Entwicklung des Arbeits- und Ausbildungs­                  land. Ein zentrales Thema waren die Auswir­
 marktes in der Corona-Krise, Digitalisierung                   kungen der Corona-Pandemie. Ralf Bierstedt,
 und weitere aktuelle Themen standen auf der                    Amtsleiter des Jobcenters der Stadt Münster,
 Tagesordnung eines konstruktiven Austauschs                    leitete die Gesprächsrunde mit einer ausführ­
 zwischen kommunaler und Bundesebene, der                       lichen Darstellung der aktuellen Entwicklung in
 am 22. Juni 2020 in Münster stadtfand. Hier                    Münster und im Münsterland ein.
 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der
 Jobcenter sowie Sozial- und Bildungsdezernen­                  Auch die Digitalisierung, die gerade im Zuge
 tinnen und -dezernenten, Kreisdirektoren bzw.                  der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen
 Oberbürgermeister der Münsterland-Kommu­                       hat, wurde in den Blickpunkt genommen. Sehr
 nen (Stadt Münster sowie die Kreise Borken,                    positiv nahm die Runde die Anwesenheit der
 Coesfeld, Steinfurt und Warendorf) mit Abge­                   Bundesbildungsministerin Anja Karliczek auf.
 ordneten des Bundestages aus dem Münster-                      Sie ging unter anderem auf die Frage nach einer

 Abbildung 19: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek beantwortete Fragen zur Digitalisierung in Schulen.
                                                                                                                                                                                                                                               Foto: Presseamt Münster

                                                                                                                                       Abbildung 20: Reinhold Sendker (links), Bundestagsabgeordneter für den Kreis Warendorf, hatte zum Austausch von Bun­
                                                                                                                                       destagsmitgliedern und Jobcenter-Vertretern eingeladen. Dabei waren auch Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe
                                                                                                                                       (rechts) und Letizia Dieckmann (wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro von Reinhold Sendker).

                                                                                                                                       besseren digitalen Schulausstattung ein. Sie                  so Reinhold Sendker, Bundestagsabgeordneter
                                                                                                                                       machte Hoffnung auf eine gute Entwicklung in                  für den Kreis Warendorf. „Ein starkes Format“,
                                                                                                                                       diese Richtung und machte auf die konzeptio­                  lautete auch das Fazit von Münsters Oberbür­
                                                                                                                                       nelle Arbeit in der Zuständigkeit der Bundes­                 germeister Markus Lewe.
                                                                                                                                       länder aufmerksam. Sie hob zudem hervor, dass
                                                                                                                                       nicht nur die Ausstattung mit Geräten, sondern                Zu guter Letzt erörterte die Runde noch drin­
                                                                                                                                       auch ein entsprechender IT-Support erforder­                  gend notwendige gesetzliche Veränderungen.
                                                                                                                                       lich sei.                                                     Dabei machte Ralf Bierstedt noch einmal
                                                                                                                                                                                                     deutlich, dass insbesondere gesetzliche Verein­
                                                                                                                                       Einig war sich die Runde über den gewinn­                     fachungen einen guten Beitrag für mehr Akzep­
                                                                                                                                       bringenden Charakter des Austausches. „Die                    tanz des SGB 2 und damit auch für eine Ver­
                                                                                                                                       Zusammenarbeit der Optionskommunen im                         besserung des Images von Jobcentern leisten
                                                                                                                                       Münsterland ist klasse, bringt neue Gestal­                   würde.
                                                                                                                                       tungsräume und muss fortgesetzt werden“,

                                                                                                             Foto: Presseamt Münster
Jobcenter Münster
  Stadthaus 2
  Ludgeriplatz 4
  48151 Münster
  Telefon: 02 51/4 92-92 92
  E-Mail: jobcenter@stadt-muenster.de

  www.stadt-muenster.de/jobcenter

Foto: Presseamt Münster / Bernhard Fischer
Sie können auch lesen