Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt

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Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
www.baumahus-projekt.de
                              Magazin
                             Januar 2017

Afrika                       Abenteuerlust            Arbeit
Zum ersten Mal sind                                   Erfahren Sie mehr über die
                             Unsere Freiwilligen im
Freiwillige in Ghana aktiv                            Projekte der neunten
                             Spannungsfeld zwischen   Generation
                             Heim- und Fernweh
Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
Das sind wir

Die neunte Generation
Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
Liebe Leserinnen und Leser
Es mag Ihnen vielleicht etwas zu pathetisch klingen,
wenn das Leitthema für dieses Magazin die
Auseinandersetzung mit den Gefühlen Heimweh und
Fernweh ist, da dies ein sehr subjektives und
emotionales Thema ist. Aber wer, wenn nicht wir, hat
das Recht, pathetisch zu reden. Wir sind weit weg von
der Heimat und das auch noch ganze zwölf Monate und
wenn wir wiederkommen, werden wir, sowie die Heimat,
sich so sehr verändert haben wie noch nie – zumindest
in unserer Wahrnehmung. Damit stellen wir uns und
unsere Gefühle in den Mittelpunkt. Nur der Freiwillige
hat erlebt und wahrgenommen, was in diesem Magazin
dargestellt wird. Das Baumhaus-Magazin ist ein Mosaik
aus all diesen kleinen und großen Erfahrungen. Und
ebenso ist das gesamte Projekt ein Mosaik aus
Erfahrungen aktueller und ehemaliger Freiwilliger, aber
auch der Projektleitung und allen anderen Beteiligten.
Es ist also überaus angebracht, Ihnen heute unser
Schaffen, sowie unsere Sicht auf uns und unseren
Freiwilligendienst unter der Überschrift Baumhaus-
Magazin zu präsentieren.

Aber bevor Sie nun anfangen, sich unser anzunehmen,
gibt es noch eine Angelegenheit. Das Baumhaus-Projekt
gewinnt dieses Jahr einen neuen Mosaikstein: Mit der 9.
Generation sind nun auch Baumhaus-Freiwillige in
Ghana aktiv. Seien Sie also bei der Premiere dabei.

   Viel Spaß beim Lesen wünscht das PR-Team der
                                   9. Generation

                                                      3

                                       Baumhaus Magazin
Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
In diesem Magazin

    Vorwort                                     3
    Die Gedanken einer Generation               6
    Zwischen Heimat und Ferne                   8
    Should I Stay or Should I Go?               11

    Peru                                        12
    Abentuer Anden                              13
    Fútbol Fantastico                           16

    China                                       18
    Eine Nachricht ans andere Ende der Welt     19
    Fußballtraining an der YiZhong              20
    老达保 – Lao da bao                            21
    oder die Chinesiche Spontanität

    Ghana                                       24
    Ein neuer Standort                          25
    Das ist Ghana                               26

    Die Top Five – Tonverirrungen aus Fernost   28
    Vom Witz zur Theorie                        29
    Spendenaufruf Slumkids-Projekt              30

    Impressum                                   31

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Baumhaus Magazin
Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
Global Fernweh in der Heimat und
Heimweh in der Ferne. Unsere
Freiwilligen sind weltweit
unterwegs, da bleiben Gedanken
über die Heimat nicht aus. Lesen
Sie ab Seite 8, was die Baumhäusler
bewegt.

                                      Peru Die aktuellen
                                      Freiwilligen haben bereits
                                      viele Ecken ihres Gastlandes
                                      erkundet. Auf Seite 13 wollen
                                      sie diese Erfahrungen mit
                                      Ihnen teilen.

China Ein Freiwilliger aus Ximeng
führt seine Schüler per E-Mail ans
andere Ende der Welt. Erfahren Sie
mehr auf Seite 19.

                               Ghana Die 9. Generation ist eine ganz
                               besondere, denn zum ersten Mal
                               dürfen Freiwillige in Ghana
                               unterrichten. Seite 25

                                                                          5

                                                            Baumhaus Magazin
Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
Gedanken einer Generation

Immer mal wieder hört man einen Esel
durch das Dorf schreien oder ein Pferd
   wiehern und plötzlich wird einem
 wieder ganz bewusst, in welch einem
anderen Land man sich befindet. Wenn
 man dann noch zum Futter schneiden
                                             Jorid
   für an die 100 Meerschweinchen            Ccoyabamba, Peru
 gerufen wird, ist der Eindruck perfekt.

                                      Jay? - Que cosa? - Was gibt's?
                                  Immer wenn dieser Ruf durch das Haus
                                  schallt, wundern wir uns, warum unsere
                                     Gastmutter plötzlich anfängt, auf
                                       Englisch zu reden, da das Wort
                                   genauso klingt wie das englische "Hi".
                                            Gemeint ist natürlich
                                   der Kunde in dem kleinen Laden, der
                                    nicht unhöflich, aber bestimmt dazu
                                                                            Fabian
                                        aufgefordert wird, zu sagen,        Ccoyabamba, Peru
                                             was er denn wolle.

                 Wenn ich ehrlich bin, habe ich jetzt
                schon Angst vor dem Abschied. Die
               Kinder werden mir am Ende des Jahres
        Tom    mehr beigebracht haben als ich ihnen.
Pu'er, China
                         Schon seltsam…

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 Baumhaus Magazin
Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
Ohne Fernweh wäre man kaum
                                        aufgebrochen – und auch Heimweh
                                         wird einem immer wieder helfen,
                                        herauszufinden, wo eigentlich seine
                                       „Heimat“ ist. Eine andere Möglichkeit,
                             Sascha      das herauszufinden, kann ich mir
                        Pu'er, China
                                            persönlich nicht vorstellen.

                Man hat in der nun als Deutschland
               definierten Heimat Fernweh und in der        Rafael
                    Ferne, nun Ghana, Heimweh.              Teshie, Ghana

 Es fühlt sich an, als ob ein kleiner
Sturm in einem herrscht, der einen         Lisa
 versucht, in die Ferne zu ziehen.         Teshie, Ghana

                                                                                  7

                                                                    Baumhaus Magazin
Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
Zwischen Heimat und Ferne
In diesem Magazin setzten wir uns mit einer der meistgestelltesten
Fragen unseres Freiwilligendienstes auseinander: „Hast du
Heimweh?“, sowie dem Beweggrund für das Weltwärtsjahr mit
Baumhaus, dem Fernweh. Doch was ist das eigentlich? Und wie
definieren wir für uns Heimweh?

                                     flugspläne, um möglichst viel     Das Einzige, das uns übrig
Vom Fernweh...                       von dem neuen Land zu ent-        bleibt, ist, sich ständig wei-
                                     decken. Wir haben schon ein       terzuentwickeln, neue Erfah-
Sucht man nach einer Defini-
                                     Viertel unseres Jahres absol-     rungen zu sammeln und da-
tion für Fernweh, so er-
                                     viert und obwohl es sich wie      zuzulernen, zu wandern,
scheint diese zunächst recht
                                     einige Ewigkeit anfühlt,          durch unsere neue Heimat,
einfach: Die Sehnsucht nach
                                     kommt uns unsere Ankunft          aber auch durch unseren
der Ferne, im Englischen
                                     doch wie gestern vor. Jeden       Geist.
auch „Wanderlust“ genannt.
                                     Tag lernt man ein neues
Doch für uns Freiwillige
                                     Wort, ein neues Gericht oder      Um den Begriff „Heimweh“
steckt so viel mehr hinter
                                     neue Leute kennen und im-         zu verstehen, muss man erst
dem Begriff: Es ist der Grund,
                                     mer noch (jedenfalls in Chi-      einmal den Begriff „Heimat“
warum wir überhaupt unse-
                                     na) zeigen die Leute mit dem      definieren. Dabei gibt es
ren Freiwilligendienst ange-
                                     Finger auf einen, machen          nicht richtig und falsch, denn
treten haben. Für uns steht
                                     heimlich Fotos oder rufen         für jeden bedeutet Heimat
„Fernweh“ für Träume , Wün-
                                     „Ausländer!“ oder auch            etwas anderes.
sche und Sehnsüchte. Jeder
                                                                       Heimat sind die Familie und
nennt andere Gründe,
warum er jetzt ist, wo er ge-
rade ist. Viele wollten schon
immer eine andere Kultur
                                 „   Doch haben wir jetzt
                                     noch Fernweh, obwohl
                                                                       die Freunde, die in Deutsch-

                                                                       … und vom
kennenlernen, eine neue              wir am Zielort                    Heimweh
Sprache lernen und fremde
Welten bereisen, fast jeder
                                     angekommen sind?
                                                                       land geblieben sind. Heimat
hat Lust auf ein scheinbar           „Amerikaner!“. Trotzdem           ist der sichere Hafen, eine
aufregendes Leben. Fernweh           setzt früher oder später bei      Art Anker. Heimat ist kein
ist ein ungeduldiges Warten,         jedem die Normalität ein, die     Ort, sondern ein Gefühl.
eine hibbelige Aufgeregtheit,        chinesische, peruanische          Was ist dann demnach
ein Sturm, der in einem              oder ghanaische Normalität.       Heimweh? Heimweh bedeu-
herrscht und versucht, einen         Der Alltag fühlt sich einer-      tet, die Heimat zu vermissen
in die Ferne zu ziehen.              seits gut an, aber wollten wir    und alles, das diese definiert.
Die meisten hat es jetzt im          dem damit verbundenen             Heimweh ist der Drang, allen
neuen Land richtig gepackt           Trott nicht eigentlich entflie-   in Deutschland gebliebenen
und so stehen schon jede             hen? Egal was man macht, er       die vielen Erlebnisse und Ein-
Menge Reise- und Aus-                setzt früher oder später ein.     drücke mitteilen zu wollen.

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Baumhaus Magazin
Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
Moderne Technologien er-            Bräuchte man womöglich               merhin kommt es auf die
leichtern die Kommunikati-          eine Auszeit, damit das              Definition des Begriffes an
on, eine Sprachnachricht            „Abenteuer“ seinen Reiz zu-          sich an.
oder Fotos sind schnell ge-         rück gewinnt?                        Egal wen man fragt, jeder
schickt und Anrufe sind auch                                             von uns wird sagen, dass
kein Problem mehr.                  Heimweh ist auch immer ein           China, Peru oder Ghana sei-
Doch wann hat man Heim-             Kampf mit sich selbst, die           ne zweite Heimat oder sogar
weh?                                Disziplin, sich zusammenzu-          seine neue Heimat gewor-
                                    reißen und nicht völlig den          den ist. Wir wurden alle mit
Heimweh kommt phasen-               Ängsten zu verfallen. Am             so viel Herzlichkeit von unse-
weise, zum Beispiel zur             nächsten Morgen sieht die            ren Gastfamilien oder Schu-
Weihnachtszeit oder wenn            Welt oft schon besser aus            len aufgenommen, dass die-
es einem nicht gut geht, bei        und wenn man nach einem              se nicht mehr aus unserem
Krankheit, Langeweile oder          Tag voller Erlebnisse zuhause        Leben wegzudenken sind.
nach schlechten Erlebnissen.        anruft, scheint doch oft alles       Mit immer mehr Vertrautheit
Der Moment der völligen             beim Alten geblieben zu sein         kommt auch ein Gefühl der
Fremdheit, wenn niemand                                                  Verpflichtung gegenüber der
dieses tiefe Gefühl verstehen
zu scheint.                     „   Only missing home
                                    when you hate the
                                                                         neuen Familie auf. In vielen
                                                                         Ländern hat „Familie“ eine
                                                                         viel größere Bedeutung als in
Allgemein vermisst man oft                                               Deutschland. In China sind
mehr die Menschen als alles
                                    road.                                nicht nur deine biologischen
andere, denn Heimweh ist            und jeder der tollen Momen-          Verwandten, sondern auch
auch Einsamkeit. Das Leben          te erinnert einen daran: „Ge-        deine Freunde, die Freunde
geht in Deutschland auch            nau deswegen bin ich hier!“          deiner Eltern, deine Kollegen
weiter und die Angst, etwas         Allgemein ist „Fernweh“ ein          auf der Arbeit, der Nudel-
zu verpassen oder „verges-          positiv aufgefasster Begriff,        mann, bei dem du jeden Tag
sen“ zu werden, schleicht           wohingegen „Heimweh“ oft             einkaufst und der Staat
sich oft nachts, wenn man al-       negativ gewertet wird. Doch          selbst (auf chinesisch „Land-
leine im Bett liegt und über
sein Leben sinniert, ein.
                                    Heimweh heißt doch auch,
                                    dass das Leben vor dem           „   Heimweh ist ein

„
Heimat ist, wenn
überhaupt lokal
                                    neuen Land nicht so schlecht
                                    gewesen sein kann und des
                                    Weiteren geht auch beides:
                                                                         erdrückendes
                                                                         Gefühl, das einen
                                    an einem Ort glücklich sein          einfrieren lässt,
begrenzt, weder                     und trotzdem Heimweh ha-             einen auf
                                    ben.
festgelegt, noch                                                         unangenehme Art
konstant.                           Wenn man jetzt aber ganz             und Weise betäubt
                                    genau nach dem Motto                 und doch von innen
Nachdem die Anfangseu-              geht, stellt sich die Frage:
phorie verflogen ist, stellt        Wo ist denn jetzt unsere Hei-        brodeln lässt.
sich auch oft die Frage „Was        mat? Deutschland oder Chi-
mache ich überhaupt hier? “         na? Deutschland oder Peru?           familie“) deine Familie. Es ist
oder „Wäre ein halbes Jahr          Deutschland oder Ghana?              normal, zu den wichtigen
nicht genug?“.                      Auch diese Frage regt zum            Festen nach einer mehrtägi-
                                    Nachdenken an, denn im-              gen Anreise nur ein, zwei

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Magazin Januar 2017 - Unsere Freiwilligen im Spannungsfeld zwischen Heim- und Fernweh - Baumhaus Projekt
Tage bei den Verwandten zu      Doch warum vermisst dann
verweilen. In Deutschland       jeder Freiwillige irgendwann
würde keiner so weit fah-       das Essen in Deutschland?
ren.Trotzdem bleibt ein un-     Wir sind halt doch mehr
terschwelliges Gefühl, dass     durch unser deutsches Leben
es nur ein Zuhause auf Zeit     geprägt, als wir annehmen
ist, denn ein Jahr ist ja       und an einiges kann man
schließlich auch begrenzt.      sich halt dann doch nicht ge-
Und so schauen wir Freiwilli-   wöhnen. Deshalb steht Essen
gen uns oft kopfschüttelnd      auch an zweiter Stelle der
an und fragen uns, wo die       Dinge, die vermisst werden,
Zeit geblieben ist, wenn es     gleich nach der Familie.
schon wieder Zeit wird, Mo-
natsberichte zu schreiben.      Weltenbummler
Man findet also jede Menge
positive Dinge an der neuen     Viele haben schon einen
Heimat, aber auch ein paar      Plan für „die Zeit danach“,
negative, die die Dankbarkeit   andere wollen sich mit dem
gegenüber dem Leben in          Gedanken noch nicht ausein-
Deutschland oft verstärken.     andersetzen. Ob Uni, Ausbil-
Vor dem Auslandsjahr denkt      dung oder Arbeiten, in ei-
man, dass Essen in Deutsch-     nem sind sich alle einig: Wir

„   Home is where your
    heart is!
                                wollen noch mehr von der
                                Welt entdecken, denn ein
                                Jahr ist nicht genug und ein
                                Land reicht bei weitem nicht!
land schon einen hohen Stel-
lenwert hat. Kommt man erst     Dieses Leben ist eine Mög-
einmal nach China, steigt       lichkeit, Erfahrungen zu sam-
dieser jedoch ins Unermess-     meln und ein bisschen weni-
liche. Es wird mehrmals am      ger ignorant gegenüber den
Tag eine große Mahlzeit ein-    uns unbekannten, unzähli-
genommen und dabei be-          gen Kulturen, Sprachen, Le-
kommt „groß“ eine andere        bens- und Denkstilen zu
Bedeutung. Zwischendurch        sein. Bis jetzt haben wir ja
wird man noch mit allem Er-     gelernt, dass Ländergrenzen
denklichen, von Obst bis Sü-    fließend sein können und so-
ßigkeiten, von den beliebten    mit eigentlich die Welt selbst
Sonnenblumenkernen bis          unser Zuhause ist, denn an
hin zu chinesischen Köstlich-   jedem Ort, den wir bereisen,
keiten, gefüttert. Dem Essen    lassen wir einen kleinen Teil
sind keine Grenzen gesetzt      unseres Herzens zurück. In
und würde man in einer          China, Peru und Ghana
Gastfamilie und nicht alleine   wahrscheinlich auch einen
in einer Schule leben, wäre     großen!
man 24 Stunden täglich satt.

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Baumhaus Magazin
Should I Stay or Should I Go?
Dem Heimweh auf der Spur
Die deutsche Sprache ist,        wohlfühlt“ ist ein häufig zu       tischer: Homesickness ist
was das Wort „Fernweh“ an-       findender Satz am Ende von         schon fast eine ernstzuneh
geht, ziemlich schmerzhaft:      diesen Geschichten, auch in        mende Krankheit – und dass
Immerhin schmerzt es, wenn       Liedern wie „Hänschen Klein“       Heimweh durchaus als so
man das Bedürfnis nicht er-      läuft es auf diese Botschaft       eine anzusehen ist, kann je-
füllt. Im Englischen heißt       hinaus, denn auch er               der bestätigen, der schon
Fernweh “wanderlust”, also       „kommt nach Haus, ge-              einmal mit diesem Gefühl zu
die Lust, wegzuwandern,          schwindt“. Dies findet sich        kämpfen hatte. Im Chinesi-
umherzuschweifen, auf jeden      auch so in der Art bei zeitge-     schen heißt „Heimweh“ übri-
Fall nicht standhaft zu wer-     nössischen Sängern wieder:         gens 思乡 “ (sixiang), was
den. „Lust“ kann in der engli-   Johannes Oerding besingt in        wörtlich übersetzt so viel wie
schen Sprache aber noch um       „Heimat“ die Stadt Hamburg,        „an die Heimat denken“ be-
einiges stärker sein, nämlich    ein Ort der „immer da“ ist –       deutet, was also eine sehr
sogar sexuelles Verlangen        und auf den er immer ver-          milde Form ist, vor allem,
ausdrücken, also hat das         trauen kann. Und vor allem         wenn man das Wort mit dem
„Wandern“ sogar etwas Be-        bleibt dieser Ort immer bei        englischen vergleicht. Jedoch
friedigendes, wenn man es        ihm, er trägt ihn bei sich –       sind wohl beide Gefühle un-
erfüllt. Noch spannender ist     und das macht Heimat wohl          abdinglich für jemanden, der
da das Französische: Fern-       am meisten aus: Ein Ort, den       sich freiwillig in ein Abenteu-
weh heißt da nämlich „nost-      man immer bei sich trägt,          er stürzt, wie wir es getan
algie du voyage“, es geht        den man mit den schönsten          haben, denn ohne Fernweh
also auch wieder um ein Ver-     Erinnerungen verbindet und         wäre man ja kaum aufgebro-
langen – jedoch kann „nost-      der einen auch nach dem            chen – und auch Heimweh
algie“ alleine auch „Heim-       tausendsten Mal noch ver-          wird einem immer wieder
weh“ heißen – im Französi-       zaubern kann, egal, wo die-        helfen, herauszufinden, wo
schen wird also die Ferne        ser ist.                           eigentlich seine „Heimat“ ist.
dann auf einmal zur Heimat.                                         Eine andere Möglichkeit, das
Diese Vorstellung ist doch       Beim Thema Heimweh wird            herauszufinden, kann ich mir
eigentlich richtig schön! Im-    das Englische hier auch dras-      persönlich nicht vorstellen.
merhin suchen wir doch alle
ein neues Heim, wenn wir in
die Ferne gehen - egal, ob es
ein Zweitagesstädtetrip oder
ein einjähriger „weltwärts“-
Freiwilligendienst, oder so-               Was wisset ihr, dunkele Wipfel,
gar ein noch längeres Unter-                Von der alten, schönen Zeit?
nehmen ist. Aber was ist
                                         Ach, die Heimat hinter den Gipfeln,
denn überhaupt die „Hei-
mat“?                                      Wie liegt sie von hier so weit!

In Kinderbüchern wird es                                          Joseph von Eichendorff, Heimat
meistens so beschrieben: „Zu
Hause ist dort, wo man sich

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Peru

    Buenas noches, hija - Gute Nacht, mein Kind
„   Diesen Satz nach nur ein paar Tagen in der Gastfamilie zu hören, gibt einem sofort das Gefühl, ein
    Zuhause gefunden zu haben. Und das hat man auch, man ist für seine Eltern immer Sohn oder
    Tochter und für die Geschwister "hermanito" oder "hermanita".
    Nina, Lucre
Abenteuer Anden
Von Meerschweinchen, Bergen und der weißen Stadt
Die Berge! Für mich als Berli-        noch um einiges höher als       die Landschaft von einem
ner Großstadtkind schon im-           unser mickriger Hausberg…       der Aussichtstürme anzu-
mer etwas Besonderes... Und           Auch von oben zu erspähen:      schauen, ist für mich immer
auch wenn ich schon oft in            Die Lagune von Huacarpay.       sehr beruhigend; kleine Krei-
den Alpen war, ist diese di-          Es ist ein wunderschöner Ort,   se, wo die Fische an die
rekte Nähe einfach umwer-             an dem man super entspan-       Oberfläche kamen, Schatten
fend. Wandern direkt von              nen, den Sonnenaufgang be-      der Lagunenmeerschwein-
der Haustür aus ist hier wirk-        obachten, spazieren,            chen im Schilf, Vogelgezwit-
lich wörtlich zu nehmen!              schwimmen (wird bald aus-       scher. Definitiv einer meiner
                                      probiert!) oder auch joggen     Lieblingsorte!
Diese Chance haben Arne               gehen kann. Die Lagune be-      Unsere Mentorin hier, In-
und ich auch schon genutzt            steht aus einem größeren        grith, ist Teil des Club Leo
und sind querfeldein den              See und einem sumpfarti-        San Jeronimo. Dieser ist die
nächsten Hügel hochgewan-             gen, aus vielen kleinen Tüm-    U30-Variante des internatio-
dert. Hügel ist hier relativ zu       peln bestehenden Teil.          nalen Lion´s-Clubs, haupt-
nehmen, es hat trotz wenig            Drumherum führt eine            sächlich in Sachen Wohltä-
Pausen sechs Stunden ge-              Straße, die Lucre auf der       tigkeit engagiert. Und zum
dauert und sowohl die Stre-                                           Treffen aller dieser Leos wur-
cke als auch der Ausblick
waren atemberaubend! Alles
von oben zu sehen, ist wirk-
                                  „   Definitiv einer meiner
                                      Lieblingsorte!
                                                                      den wir eingeladen, nach
                                                                      Arequipa!
                                                                      Die „weiße Stadt“ (irrtümli-
lich spannend und wir konn-           einen Seite mit Anchibamba,     cherweise auf das weiße Sili-
ten in der Ferne Schneeber-           auf der anderen Seite mit       katgestein der Häuser, stam-
ge erspähen, dann doch                Huacarpay verbindet. Sich       mend von den drei nahen

                                                                                                  13

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Vulkanen Misti, Picchu Pic-      Radio läuft) geht nach der           Bis jetzt war schon jeder bis
chu und Chachani zurückge-       Zeit auf die Nerven...               auf Fabian mindestens ein
führt; tatsächlich jedoch von    Die peruanische Antwort auf          Mal im Krankenhaus, da
der ursprünglich hauptsäch-      Müllers Joghurt mit der Ecke:        bringt auch die Typhusimp-
lich spanischen/ weißen Be-      Batti-Mix! Einfacher Vanille-        fung nichts! Zum Glück ha-
völkerung stammend) liegt        joghurt mit Schokokugeln im          ben wir hier eine sehr nette
etwa zehn Stunden Busfahrt       Deckel, trotzdem hat selten          deutsche Ärztin an unserer
von Cusco entfernt.              etwas so gut geschmeckt!             Seite, die uns immer unter-
In Arequipa herrscht ein an-     Denn das Essen ist hier recht        stützt. Die
deres Gefühl als in Cusco,       einseitig (Tee mit Brot, Sup-
zumindest für mich. Das Kli-
ma ist wärmer, die Leute
sprechen kein Quechua (die
                                 pe, Reis, Tee, Kartoffeln und
                                 ach ja: Suppe), was einigen
                                 von uns auf Dauer eintönig
                                                                  „   Gekocht wird häufig
                                                                      über Feuer
von den Inka gebliebene          erschien. Zum Glück gibt es          Gastfamilien sind zwar zum
Sprache, die in Cusco und        kleine Läden an der Straße,          größten Teil wirklich sehr
vor allem in unseren Dörfern     die Minitüten Chips, Schoko-         nett, die Hygiene aber ist
vorherrscht) und man trifft      riegel und Bananen verkau-           überhaupt nicht mit
andere Leute. In unserem         fen! Um die peruanische Kü-          Deutschland zu vergleichen.
Hostel zum Beispiel Ben aus      che aber nicht zu Unrecht zu         Gekocht wird häufig über
Mönchengladbach (Grüße           verurteilen: es gibt viele le-       Feuer, manchmal gibt es län-
gehen raus).                     ckere Gerichte! Als Beispiel         gere Zeit kein fließendes
                                 hier papa rellena, eine Art          Wasser und in der Küche
Die Leos hielten ihre Konfe-     riesige, gefüllte Krokette.          treiben Meerschweinchen ihr
renzen in einem großen Park                                           Unwesen.
ab, der auch für uns einen       In Cusco treffen wir uns ein         Trotz alledem gefällt es uns
Pool bereitstellte. Etwas Ent-   Mal im Monat mit allen Frei-         in unserem neuen Leben
spannung tat uns wahr-           willigen. Wir gucken uns zu-         sehr gut. Als Gruppe sind wir
scheinlich allen gut. Wir        sammen die kulturellen               nach drei Monaten schon su-
schauten uns die Stadt an        Schätze der Stadt an und be-         per zusammengewachsen
und waren am zweiten             suchen gefühlt jedes Mal             und freuen uns auf die uns
Abend in einem Restaurant        Leute im Krankenhaus.                noch bevorstehende Zeit!
mit Blick über den Plaza de
Armas.

Etwas Entspannung probie-
ren wir Freiwillige, uns auch
selbst zu schaffen: Treffen
zum Pfannkuchenbraten, Be-
stellung von deutschen Sü-
ßigkeiten bei der Familie in
Deutschland oder erleichter-
tes Aufatmen bei englischer
Musik (80er Discomusik
scheint hier sehr beliebt zu
sein!), denn auch Huayno(die
traditionelle Musik, die sehr
häufig und laut im Lucre-

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Baumhaus Magazin
Manan monanichu! - No quiero! - Nein, ich möchte nicht!

„   Einer der wichtigsten Quechua Begriffe, wenn deine Gastmutter mal wieder einen Nachschlag zum
    Essen geben will und du noch vom vorherigen Essen total satt bist.
    Jorid, Ccoyabamba
Fútbol Fantastico
Projektarbeit auf Hochtouren
Zugegeben, wir hätten uns       ren seitdem einmal die Wo-      Dorf zur Verwaltung von
mit der Projektarbeit auch      che mit circa zehn hochmoti-    Ccapi gehört. Aber auch da
ein kleines bisschen mehr       vierten Kindern. Auch in den    wollen wir bald Englischun-
beeilen können. Aber in den     Ferien werden wir das Trai-     terricht anbieten (in der
ersten Monaten waren wir so     ning täglich weiter anbieten,   Krankenstation!) und ein
überwältigt von den ganzen      weil es in Ccapi nicht viele    Schachprojekt starten. Au-
neuen Eindrücken und muss-      Freizeitangebote für Schüler    ßerdem sind noch ein Baum-
ten erstmal verstehen, wie      gibt. In Ccoyabamba gibt es     pflanzprojekt und ein Zahn-
das Leben hier so abläuft.      immer noch ein paar Proble-     hygieneprojekt geplant.
Deshalb haben wir erst ge-      me mit der Planung, weil das
gen Ende Oktober so richtig
mit der Projektplanung be-
gonnen. Die läuft jetzt aber
an allen Standorten auf
Hochtouren. In Lucre startete
im Dezember unser Lesepro-
jekt an der Grundschule, mit
dem wir die Kinder (und El-
tern) dazu motivieren wollen,
mal etwas anderes zu tun als
immer nur Fernsehen. Au-
ßerdem sind wir dabei, die
Sommerschule in den Ferien
zu planen. In Ccapi haben
wir das Projekt Fútbol Fanta-
stico in die Welt gerufen.

Bisher wurde das Fußballsta-
dion nur von grasenden
Schafen genutzt, und daran
musste sich natürlich etwas
ändern. So entstand die Idee,
Fußballtraining für Kinder

„   Bisher wurde das
    Fußballstadion nur von
    grasenden Schafen
    genutzt
und Jugendliche in Ccapi an-
zubieten.
Bereits im November haben
wir angefangen und trainie-

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Baumhaus Magazin
www.baumhaus-projekt.de

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                          Baumhaus Magazin
China

       „   Wer in China auf einem Schulhof lebt, braucht keine Uhr;
           und sich auch nicht vor Langeweile fürchten.
           Jonah, Ning'er

Baumhaus Magazin
Eine Nachricht ans andere Ende der Welt
Digital und international in Ximeng
Ein letztes Mal die E-Mail-     rückgeschickt worden. Mein        Ich denke, das Projekt ist
Adresse checken. Auf „Sen-      Plan ist, dass die Schülerin-     sinnvoll, weil Deutsche und
den“ drücken. Geschafft.        nen und Schüler nun selbst        Chinesen ihr gelerntes Eng-
                                entscheiden, ob sie beim          lisch anwenden können und
Im Dezember haben 20
Schüler der „Number One
Middle School Ximeng“ ihre
ersten E-Mails ans andere
                                Schreiben der nächsten E-
                                Mail meine Hilfe brauchen
                                oder nicht. Für alle, die Hilfe
                                wollen, werde ich das Pro-
                                                                  „   Ich bin auf die E-Mail
                                                                      ausgewichen

Ende der Welt, genauer ge-      jekttreffen weiter anbieten.      es gleichzeitig zu einem in-
sagt ins sächsische Döbeln,                                       ternationalen Austausch
geschickt. Das war der erste    Die Idee eines Austauschpro-      kommt, bei dem die Schüle-
große Höhepunkt eines E-        jektes zwischen deutschen         rinnen und Schüler Gleichalt-
Mail-Projektes, welches ich
an meinem Einsatzort in
Südchina durchführe.

Über einen Monat hatte ich
mit vielen motivierten Chine-
sen an dieser ersten E-Mail
gearbeitet. Erst in hand-
schriftlicher Form, später am
Computer, haben wir zusam-
men erarbeitet, wie man eine
E-Mail schreibt und wie man
in verständlichem Englisch
sich selbst, seinen Heimatort
und seine Schule vorstellt.
Wöchentlich gab es dafür in
der großen Abendpause ein
Projekttreffen, wo jeder sei-
nen Text Abschnitt für Ab-
schnitt zu Papier gebracht
hat. Manche Schüler arbeite-
ten fast komplett selbststän-                                                     Das wöchentliche
dig, andere brauchten viel                                                                 Treffen
Hilfe und machten teilweise
echt lustige Fehler. Ein Bei-   und chinesischen Schülern         rige aus einem völlig ande-
spiel: „My dragon is to be a    hatte ich schon länger. Erst      rem Lebensumfeld kennen-
policeman“                      wollte ich eine Art Briefpro-     lernen.
                                jekt starten, doch da Briefe
Nun sind fast alle E-Mails      von China nach Europa eine        Ich bin sehr gespannt, wie
abgeschickt und die ersten      Ewigkeit benötigen, bin ich       sich das Projekt weiterentwi-
Rückmeldungen aus               auf die E-Mail ausgewichen.       ckelt.
Deutschland sind schon zu-

                                                                                               19
                                                                                Baumhaus Magazin

                                                                                     Das wöchentliche
                                                                                         Projektreffen
Der Sportplatz der
                                                                                    YiZhong in Pu'er, hier
                                                                                         gibt man in den
                                                                                          Abendstunden
                                                                                            nochmal alles

    Fußballtraining an der YiZhong
    Ein Schule im Ballfieber

Fußballtraining an der YiZhong
In Pu'er hält man den Ball ganz und gar nicht flach
    „Pao qi lai, bu yao zou“         gewachsen. In nächster Zeit       wohl so gut ankam, dass wir
    („laufen, nicht gehen!“) sind    planen wir also ein paar          jetzt auch die Jungs jeden
    mit die ersten Vokabeln, die     teambildende Einheiten, wie       Donnerstag mit Kraft- und
    Nele J.B., Rebecca und ich       z.B. eine Fahrradtour mit         Ausdauerübungen an ihre
    gelernt haben, denn wir sind     Picknick oder einen High-         Grenzen bringen.
    die neuen Trainerinnen der       School-Musical-DVD-Abend,         Alles in allem macht uns das
    Mädchenfußballmannschaft
    an der YiZhong in Pu'er.
                                     zu veranstalten.

                                     Das Fußballniveau der Mä-
                                                                       „   Jetzt auch die Jungs
                                                                       Training sehr viel Spaß, wir
    Das Projekt wurde von Frei-      dels ist ebenfalls sehr unter-    freuen uns schon darauf, ers-
    willigen der 8. Generation ins   schiedlich, da einige bereits     te Fortschritte zu sehen und
    Leben gerufen und wir mö-        seit letztem Jahr trainieren      auf die Turniere, die ab Fe-
    gen es sehr gerne und haben      und andere blutige Beginner       bruar 2017 starten werden.
    viel Spaß mit dem Team.          sind. Im Training bringen wir
    Die Mannschaft besteht aus       ihnen daher erst einmal Pas-

„   Das Projekt wurde von
    der 8. Generation ins
                                     sen, Torschießen oder Ball-
                                     kontrolle bei, damit die Ba-
                                     sics für ein gutes Spiel gefes-
    Leben gerufen                    tigt werden. Viel Wert legen
                                     wir nicht nur auf das Können
    Mädchen der Jahrgangsstufe
                                     am Ball, sondern auch auf
    Senior 1 und Senior 2. Durch
                                     die körperliche Fitness. So
    den Jahrgangsunterschied
                                     haben wir einmal die Woche
    kennen sich die Spielerinnen
                                     unser „Energytraining“, wel-
    leider noch nicht so gut und
                                     ches bei dem Trainer der
    sind daher noch zu keiner
                                     Jungsfußballmannschaft
    richtigen Einheit zusammen-

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    Baumhaus Magazin
⽼达保
Lao da bao
oder die chinesische Spontanität
Habe ich schon einmal er-       sind, können wir gar nicht       Kleinbus, begleitet von ei-
wähnt, dass Chinesen (wir       “nein” sagen. Somit machen       nem Kamerateam, einem
nutzen hier mal das Stereo-     wir, Nele, Eva, Rebecca, Sa-     Fahrer und unserem Studen-
typ, es gibt natürlich auch     scha und ich, uns am nächs-      ten, fahren wir ca. vier Stun-
Ausnahmen, China ist            ten Morgen auf den Weg zu        den bis nach Laodabao. Mit
schließlich groß) unglaublich   einem Hotel, bei dem wir ab-     der Zeit stellt sich heraus,
spontan sein können? Nicht      geholt werden sollen. Eine       dass wir dort hin fahren, um
nur das; sie erwarten auch,     Dreiviertelstunde nach ver-      einen Werbefilm zu drehen.
dass man alles stehen und       einbarter Uhrzeit werden wir     Das Dorf ist bevölkert von
liegen lässt und immer          von einem Studenten abge-        der Minderheit Lahu, welche
spontan Zeit für sie hätte.     holt. Dieser soll uns auf dem    von westlichen Missionaren
Hier eine schöne Anekdote       Trip als Dolmetscher dienen.     zum Christentum und zum
dazu: Samstag Abend, ca. 19     “Hast du schon gegessen?”        Gitarre spielen gebracht wur-
Uhr klingeln unsere Handys,     dient hier nicht nur als stän-   de. Letzteres macht dieses
eine unserer Lehrerinnen in-    dige Begrüßung, sondern          Dorf ziemlich bekannt und
formiert uns über einen Trip    wird manchmal auch ernst         prägt ein jedes Kind (es gibt
nach Laodabao, ein von un-      gemeint. Wir gehen also          sicherlich auch dort Ausnah-
serem Heimatort 114 km          erstmal im Hotel Früh-           men) – man sagt, jeder kön-
weit entferntes Dorf. Der       stücken: Möhrenbrot, Kaffee,     ne dort Gitarre spielen und
Ausflug sei von der Regie-      Müsli, aber auch Nudelsuppe      tanzen!
rung organisiert und wir wä-    und gebratener Reis machen
ren von Sonntag bis Diens-      uns mehr als glücklich! An-      In dem Dorf angekommen,
tag unterwegs. Abenteuer-       schließend geht es dann          ist mein erster Eindruck, dass
lustig und neugierig wie wir    auch wirklich los. In einem      es traumhaft schön und sehr

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idyllisch ist. Jedes Haus be-   ich solch eine Ausstattung in   dern auch als recht unbe-
steht mehr oder weniger al-     diesem auf mich recht ein-      dacht herausgestellt hat. Es
lein aus Holz und Holzstel-     fach gestrickt wirkenden        herrschen in China einfach
zen. Fensterscheiben existie-   Dorf nicht erwartet hätte.      andere Selbstverständlich-
ren nicht und überall laufen    Wenn ich genauer darüber        keiten als in Deutschland
kleine Kinder barfuß herum,     nachdenke, wird mir aber        und obwohl es ein Schwel-
Frauen transportieren Gemü-     bewusst, dass WLAN in Chi-      lenland ist, ist es Deutsch-
se in Körben auf dem            na keine Besonderheit ist,      land in mancher Hinsicht um
Rücken, Huhner ziehen mit       sondern an vielen Orten als     einiges voraus. Was ich aus
ihren Kücken durch die Ge-      selbstverständlich angese-      diesem Ausflug gelernt habe,
gend und Hunde laufen           hen wird. So haben auch vie-    ist, Vorannahmen zu über-
schwanzwedelnd um einen         le Cafés ihr eigenes WLAN.      denken und meine eigenen
herum. Von überall riecht       Ebenso ist es hier selbstver-   Ansichten kritisch zu hinter-
und hört man Kuhe und           ständlich, dass jeder ein       fragen. Ich denke, das ist et-

Schweine, die Wege beste-       Smartphone hat, was in          was, was wir alle aus diesem
hen aus Schotter. Dieser An-    Deutschland zwar keine Be-      Freiwilligendienst lernen
blick erzeugt bei mir zu-       sonderheit ist, aber als        können.
nächst die Vorstellung, dass    Selbstverständlichkeit würde
wir uns mit kalten Wasserkü-    ich es dann doch nicht be-      Nun zu unserem Werbefilm.
beln waschen und auf Stroh-     zeichnen.                       Der ungefähre Plot verläuft
matten schlafen werden.                                         so: Wir, fünf Ausländer, lau-
In unserem Hotel erwarten       Ich habe diese Reise mit ei-    fen durch dieses wunderschö-
uns allerdings große Betten,    ner Vorannahme angetreten,      ne Dorf und sind total be-
warme Duschen und WLAN.         die sich im Nachhinein nicht    geistert von den Menschen,
Das überrascht mich erst, da    nur als unzutreffend, son-      der Kultur und dem Dorf an

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Baumhaus Magazin
sich. Eine einheimische Stu-    nächste Szene aufgebaut        sehr erlebnisreicher, inter-
dentin führt uns durch Lao-     wird, posen wir fur das        essanter und lehrreicher
dabao und wir werden in ei-     nächste Bild! Ab und an kann   Ausflug! Betrachtet man es
nem Touristenladen, vor ein-    man aber doch die ein oder     mit dem Wunsch, die Tradi-
heimischen Taschen und          andere Sache ohne Kamera       tionen dort so beibehalten
beim Tanzen mit traditionell    betrachten. Ich finde es am    zu können, wie sie sind,
gekleideten Frauen gefilmt.     schönsten zu beobachten,       könnte man den Wunsch
Zwischendurch versuchen         wie die Menschen dort le-      nach Tourismus auch negativ
wir, ein wenig von ihrer        ben, die Kinder scheinbar      sehen. Die vielen kleinen
Sprache zu lernen: Hallo        unbeschwert spielen und zu     Dörfer und sehr natürliche
heißt zum Beispiel “Noda”.      entdecken, wie die wunder-     Lebensweise werden Stück
Zum Dreh lässt sich noch sa-    schönen Häuschen von in-       für Stück ausgetauscht ge-
gen, dass die ziemlich junge    nen aussehen! Am Dienstag      gen ein “modernes” Leben.
Crew mit sehr viel Enthusias-   Morgen machen wir uns          Die Traditionen mögen viel-
mus und Spaß an dem gan-        dann mit vielen neuen          leicht nicht mehr so gelebt
zen Projekt arbeitet. Unsere    Freundschaften, satt von       werden, wie dies im Moment
tatsächliche und nicht nur      köstlichem Essen und mit       der Fall ist, aber auf der an-
gespielte Begeisterung          wunderschönen Erinnerun-       deren Seite können sie durch
steckt natürlich auch etwas     gen auf den Weg nach Hau-      den Tourismus auch aufblü-
an! Wenn wir gerade mal         se.                            hen und geteilt werden.
nicht gefilmt werden oder       Ein paar Worte im Nachhin-
darauf warten, dass die         ein: Insgesamt war dies ein

                                                                                           23

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Ghana

„   Und jeden Abend zum Einschlafen hört man die schrillen und
    schallenden Kirchengesänge.
    Lisa, Teshie

                                                   Baumhaus Magazin
Ein neuer Standort
Lisa und Rafael berichten über Projekt und Leben
Versteckt in dem ehemaligen      gen einen immer wieder aufs     men wir einen noch ehrliche-
Fischerdorf Teshie, liegt die    Neue zum Lächeln.               ren und tieferen Einblick in
Bethel Bridge International                                      das Leben, die Kultur und die
School, eine Grundschule mit     Da wir mit in der Familie der   Sprachen Ghanas und vor al-
integrierter Vorschule und       Direktorin wohnen, bekom-       lem unseres Ortes Teshie.
Kinderkrippe. 2009 startete
die Privatschule mit dem Bau                                                    Pause an der
der Kinderkrippe, bis sie sich                                                        Brethel
immer weiter hocharbeitete.
                                                                                      Bridge
Das Ziel der Schule ist es,
hochwertigen Unterricht                                                         International
auch für ärmere Familien zu                                                         School in
ermöglichen, weswegen die                                                              Teshie
Schulgebühren sehr niedrig
sind im Vergleich zu anderen
Privatschulen.

Die Hauptaufgabe von uns
beiden Freiwilligen ist das
Unterrichten der deutschen
Sprache. Da auch auf unsere
individuellen Wünsche und
Fähigkeiten eingegangen
wurde, unterrichtet Rafael
außerdem Mathe und ist
Klassenlehrer der 6. Klasse.
Mir wurde das Fach Kunst
zugesprochen. Zwischen
meinen Unterrichtsstunden
helfe ich in der Kinderkrippe
aus.

Kleine Aktionen zum guten
Zweck bleiben auch nicht
aus. So fand beispielsweise
bereits eine Müllsammel-
und Zahnputzaktion statt.
Außerdem gab es eine kleine
gemeinärztliche Untersu-
chung für die Kinder der
Schule. Die Kinder jedoch
sind sowieso das Beste an
der ganzen Schule und brin-

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Das ist Ghana
Die Lieblingsorte eines Freiwilligen
Die ersten fünf Monate sind      schauen dem bunten Treiben       National Park, ein Stück Re-
fast um. Nun ist es auf jeden    der Menschenmenge zu.            genwald nördlich von Cape
Fall schon mal möglich,          Unser nächster Ausflug trieb     Coast, zu besichtigen. Dieser
einen Überblick zu geben         uns nach Cape Coast, eine        Park hat neben der Anzie-
über das, was bisher passiert    drei Stunden entfernte Pro-      hung eines Regenwaldes
ist. Man kennt sich nun in       vinzhauptstadt am Meer mit       auch noch die Attraktion ei-
der näheren Umgebung             sehr idyllisch gelegenem         ner Hängebrücke über den
doch ganz gut aus, kann die      Strandhostel. Die Entfernung     Baumwipfeln zu bieten. In
richtigen Fahrzeuge zu den       der beiden Städte Cape           diesem Teil konnte man so-
richtigen Orten finden und       Coast und Accra wird hier        gar zum ersten Mal auch
ist nicht mehr so abhängig       immer in Stunden angege-         eine Kakaofrucht probieren,
auf Hilfe von wo auch im-        ben und nicht in der eigentli-   die, wenn man es nicht auf
mer. Vieles, was passiert ist,
findet in unserem Alltag in
der Schule statt und somit
werde ich zuerst von dort
berichten. Nachdem wir in
den ersten Wochen in der
Schule nur wenig zu tun hat-
ten, sind wir dort nun gut
beschäftigt und können an
Schultagen kaum mal etwas
Anderes erleben. Wenn dann
jedoch Wochenende oder
Feiertag ist, kann man schon
eher mal etwas unterneh-         Der Weg ist
men. So konnten wir an ei-
                                 das Ziel
nem der reichlichen Feierta-
ge mit nahezu der ganzen
Familie den Strand besichti-     chen Entfernung in Kilome-       das Kakaopulver abgesehen
gen, der zwar sauber genug       tern. Generell gab es hier       hat, einen sehr süßen
zum Baden ist, aber dann         aufgrund des Sklavenhan-         Schleim zwischen den einzel-
doch nicht sauber genug ist,     dels besonders viel zu be-       nen Bohnen hat.
um mein Lieblingsort zu          sichtigen, was vielleicht et-
werden. Der Strand ist hier      was makaber klingt, aber         Für mich besonders inter-
eher ein Erlebnis als Erho-      auch die Ghanaer strömen         essant in Cape Coast war je-
lung. Die Ghanaer legen sich     zu diesen alten Sklavenbur-      doch ein Basketballplatz, der
nicht wirklich in die Sonne,     gen, von denen die älteste in    gleich in der Nähe des Stran-
um sich zu bräunen, sondern      Elmina, einem Fischerdorf in     des und des Cape Coast
setzen sich auf die Steine,      der Nähe Cape Coasts, steht.     Castles lag. Dieser Ort, den
die an den Rändern den                                            ich, wäre er doch nur in un-
Strand beendigen und             Neben dieser „Attraktion“        ser Stadt, ganz sicher zu
                                 gab es auch den Kakuum           meinem Lieblingsort erkoren

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Baumhaus Magazin
hätte, zog viele Basketball-    dem Weg zur Schule oder im        den Morgen freundlich in
spieler aus aller Welt an       Laden, immer freundlich grü-      Empfang nimmt. Neben die-
(Cape Coast ist wahrschein-     ßen. Der zweite Ort ist der       sen spezifischen Beispielen,
lich der internationalste Ort   nächste Laden, bei dem wir        die ich nun aufgezählt habe,
Ghanas).                        einkaufen. Ein Laden für al-      gibt es noch eine Reihe wei-
                                les, was man braucht mit          terer Orte, an denen man
Hier in unserer Stadt gibt es   sehr freundlichen Verkäufe-       sich immer willkommen
nicht wirklich einen Ort, den   rinnen, die einem alles etwas     fühlt, aber nie verweilt.
ich zu meinem Lieblingsort      günstiger verkaufen als der
ausrufen würde. Generell la-    Laden direkt um die Ecke.         Neben den Orten gibt es
den nicht viele Orte zum        Zuletzt kommen wir zu ei-         hier natürlich noch eine Rei-
Verweilen ein. Man läuft an     nem Ort, an dem man aus-          he anderer Dinge, die wir in
Orten vorbei, sieht, dass es    nahmsweise mal nichts kau-        Deutschland nicht haben,
ganz gut ins                                                                       aber haben
Umfeld passt                                                                       sollten. Zu
und läuft wei-                                                                     diesen Din-
ter. Das, was es                                                                   gen gehört in
hier aber so                                                                       erster Linie
schön macht,                                                                       das Essen.
sind die Leute,                                                                    Beispiele hier-
die immer grü-                                                                     für sind Fufu,
ßen und                                                                            eine Art Kloß,
freundlich hel-                                                                    der zusam-
fen, wenn man                                                                      men mit einer
mal Hilfe ge-                                                                      besonderen
brauchen kann.                                                                     Suppe ge-
Somit sind es                                                                      reicht wird
zumeist Men-                                                                       und immer
schen, die man                                                                     unglaublich
immer wieder                                                                       lecker
an denselben                                                                       schmeckt.
Orten trifft, die                                                                  Dann Kose,
diese Orte be-                                                                     das am ehes-
sonders attrak-                                                                    ten mit
tiv machen.                                                                        Quarkbäll-
Man kommt                                                                          chen zu ver-
also an seinen                                                                     gleichen ist,
Lieblingsorten                                                                     jedoch herz-
vorbei, grüßt                                                                      haft
und verweilt                                                                       schmeckt.
dort nicht für länger.          fen kann. Es ist ein Haus, das    Das letzte, aber auch das
                                zwar schon etwas verfallen,       vielleicht wichtigste Beispiel
Lieblingsort Nummer 1 ist       aber sorgfältig mit Pflanzen      ist Watse, eine Kombination
ein kleiner Laden für Gemü-     verschönert und mit typisch       aus Reis und Bohnen, die
se, bei dem wir immer mal       griechischen Fensterläden         zusammen mit Salat und ei-
einkaufen. Hier arbeiten eine   geschmückt einfach schön          ner Pfeffersauce ordentlich
Mutter und ihre beiden          aussieht. Die Besitzerin ist      scharf, aber auch sehr lecker
Töchter, die, egal ob auf       eine ältere Frau, die einen je-   schmeckt.

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Tonververwirrungen aus Fernost
  Für den Westler ist Chinesisch die wohl schwerste Sprache der Welt: Tausende Schriftzeichen, die in
  Teilen so gleich aussehen, dass sie auch für dasselbe stehen könnten,lauter Laute, die sich kaum von
    manchen anderen unterscheiden und für die man erst einige Quälereien auf sich nehmen muss,
   damit sie halbwegs richtig hervorkommen und sich kaum von manchen anderen unterscheiden –
      und dann gibt es da ja noch die Töne: Einmal nicht aufgepasst und schwupps! wird aus einem
    Kompliment eine Beleidigung, aus einer Begrüßung ein Kommentar über die Beschaffenheit des
  Fußbodens o. A. Nun, so krass ist es zumindest in Yunnan nicht. Trotzdem sollte man ab und zu mal
    auf die Töne achten, sonst können dabei schon gewisse Verständnisschwierigkeiten aufkommen,
                             wie die folgenden Top Fünf sehr schön zeigen:

                  Platz 5: sĭ und sì –                              Platz 4: tāng und táng:
           oder: vom Sterben und Zählen                              Zucker in der Suppe
   Beim Zählen wird man immer wieder gemahnt, ja              Nach unserer ersten Chinesischstunde
  den Ton der Zahl vier (sì) richtig zu benutzen, denn     bemerkten wir die Ähnlichkeit von manchen
    sonst könnte einem ein unangenehmer Patzer           Essenswörtern: So heißt Suppe tāng und Zucker
  passieren: sǐ bedeutet nämlich „sterben“ – und wer     táng, das kann in manchen Situationen (z.B. im
   will schon anstatt über einige schmackhafte Äpfel     Supermarkt) schon für große Verwirrungen auf
                  über den Tod reden?                                beiden Seiten sorgen!

                                       Die
                                        Top
Platz 3: bèizi und bèizì – hier
 steckt der Teufel im Detail!
                                           Five                        Platz 2: xiăoshuĭ und xiăoshuì –
                                                                        wenn es echt gefährlich wird
  Wenn man zweisilbige Wörter                                              Die erste Hälfte ist noch sehr
 hat, wird die ganze Sache noch                                        einfach: Hier ist nämlich alles gleich,
einmal komplizierter, denn nun                                         auch das Schriftzeichen ist dasselbe:
 muss man auch auf zwei Töne                                              小 – oder halt klein! Bei der
achten – vor allem, wenn, wie in                                        zweiten Hälfte wird es dann schon
diesem Beispiel, nur eine einzige                                       etwas gefährlicher, denn nur eine
  Betonung anders ist: bèizi ist                                         Betonung unterscheidet, ob man
 eine gemütliche Decke, vor der                                         ein Nickerchen (xiăoshuì) oder ein
 nichts weiter zu befürchten ist,                                          kleines Bedürfnis (xiăoshuǐ –
bèizì hingegen ist das Unglück!                                                „kleines Wasser“) hat!

                                    Platz 1: yuan – klein, aber oho!
     Bisher haben wir immer Worte gegenüber gestellt, die sich unglaublich ähnlich waren – bei der
    Nummer eins drehen wir den Spieß um! Hier kommt ein Wort, das mit verschiedenen Tönen alle
 möglichen Bedeutungen haben kann und damit ganz bestimmt in dieses Ranking rein muss: yuan! Da
   gibt es 远 yuăn (weit entfernt), 元 yuán (altertümlich oder auch die Währung Chinas), 园 yuàn
 (Hof, aber auch Campus) und noch 渊 yuān (tief, tiefgründig) – und das ist erst die Spitze! Denn bei
  gleichen Betonungen kann es dann noch unterschiedliche Schriftzeichen geben, wodurch das Wort
      dann wieder eine andere Bedeutung erhält, so gibt es noch 源 (yuán – Quelle), 园 (yuán –
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  Bepflanzungsgebiet), 援 (yuán – helfen), oder auch 缘 (yuán – entlang)! Und keine Panik, es gibt
     noch mehr,
  Baumhaus      aber das sollte erstmal ausreichen, sonst wird diese Sprache endgültig unerlernbar.
           Magazin
                                Oh, Chinesisch, du wunderbare Sprache!
Vom Witz zur Theorie
  Nach der Lektüre unserer „Top Five“ sind Sie sicherlich erheitert, so haben Sie doch die
 bitter wahren Witze der chinesichen Sprache durchaus verstanden. Auch ohne zu wissen,
  wie genau man nun yuān oder yuăn ausspricht. Der Scherz ist aber nicht alles im Leben
 und sicherlich nicht das Ende unseres Magazins. Auch Sie sollen etwas Theorie erfahren,
              mit der Sie sich beim nächsten Smalltalk sehen lassen können.
   Wir wenden uns jetzt also den Tönen zu. Was sind das für Striche über den Vokalen?

 Unter einem Ton verstehen wir den Verlauf der Stimme,
       mit dem eine Silbe ausgesprochen wird. Im
 Hochchinesichen finden wir vier solcher Töne an. In der
   Regel trägt jede Silbe einen solchen Tonverlauf. Die
 Kombination aus Silbe und Ton ist entscheidend für die
       Bedeutung eines Wortes. Kommt es dort zu
  Verwirrungen, kommen wir schnell in Schwierigkeiten,
       wie Sie in unserer „Top Five“ lesen können.
   In der nebenstehenden Abbildung können Sie den
 Tonverlauf der vier Töne erkennen. Steigt die Kurve, so
geht die Stimme hoch, fällt die Kurve, so wird die Stimme
                           tiefer.

        Der 1. Ton ist ein hochgesprochener, aber
                 gleichbleibender Ton.
                            mā

  Der 2. Ton beginnt auf mittlerer Höhe und steigt dann.
  Ähnelt damit eine fragenden Intonation im Deutschen.
                          má

Der 3. Ton setzt leicht unter dem 2. Ton an, fällt und steigt
                          wieder.
                            mǎ

 Der 4. Ton setzt hoch an und fällt dann ab. Ähnlich einer
                     Erleichterung.
                           mà

  Sicherlich haben Sie bereits versucht, die verschiedenen „ma“ -Tonverläufe nachzuahmen.
      Damit Sie nun auch wissen, was Sie da überhaupt reden, folgt eine Übersetzung.

    „Māma“ bedeutet „Mutter“, „mà“ bedeutet „schimpfen“ und „mǎ“ bedeutet „Pferd“.

               Also hieße „Māma mà mǎ“: Die Mutter schimpft mit dem Pferd.

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Peter Jochimsen Stiftung g.

PJSitung g.  Kieler Straße 78  24340 Eckernförde

                                                                                                              www.baumhaus-projekt.de
                                                                                                               Kuratoriumsvorsitzender:
                                                              Spendenaufruf                                    Prof. Dr. Peter Jochimsen

                         Das Baumhaus-Projekt der Peter-Jochimsen-Stiftung g. engagiert sich seit
                         acht Jahren in der chinesischen Provinz Yunnan, indem es jedes Jahr
                         deutsche Freiwillige für ein Jahr nach Yunnan entsendet. Diese sind dort
                         als Englischlehrer tätig und bringen den Schülern vor allem gesprochenes
                         Englisch näher. Daneben entwickeln die Freiwilligen soziale Projekte. In
                         der Präfektur Nujiang an der Grenze zu Myanmar konnten die Freiwilligen
                         ein ganz besonderes Projekt aufbauen: das Slumkids-Projekt.
                         Rund um die Stadt Liuku im Nujiang-Tal gibt es einige Familien, die ihre
                         Kinder aus Geldmangel nicht zur Schule schicken können. Durch ein
                         Patenschaftsprogramm mit Paten in Deutschland ermöglicht das Baum-
haus-Projekt derzeit 57 Kindern den Schulbesuch. Da die von uns betreuten Familien der Minder-
heit der Lisu angehören, sprechen die Kinder oft nur sehr wenig Chinesisch, was den Schulalltag
erschwert.
Aus diesem Grund wurde die Summerschool ins Leben gerufen. Diese Nachhilfeschule während der
Sommerferien ermöglicht es den Kindern, Stof aus dem ver-
gangenen Schuljahr zu wiederholen und zu vertiefen. Gleichzei-
tig können die neu einzuschulenden Kinder bereits an den
Schulalltag herangeführt werden. Durch das Einbinden chinesi-
scher Freiwilliger können die Kinder in kleinen Klassen unterrich-
tet werden, wodurch individuell auf ihre Probleme eingegangen
werden kann. Weiterhin üben die Freiwilligen mit den Kindern
einfache Hygienemaßnahmen wie Zähneputzen und Händewa-
schen, die im normalen Alltag oft untergehen.
Durch die Summerschool entstehen für das Baumhaus-Projekt eine Reihe von Kosten, beispielswei-
se für Frühstück und Mittagessen sowie Busfahrten der Kinder, die durch die Beiträge der Paten
nicht komplett gedeckt werden können. Damit wir unseren Slumkids weiterhin eine Summerschool
ermöglichen können, brauchen wir Ihre Hilfe! Bereits eine kleine Spende von zehn Euro unter dem
Verwendungzweck „Slumkids/Summerschool“ reicht für einmal Frühstück für alle Kinder!

              Name: Peter Jochimsen Stiftung                                        Kontonummer: 1001630662
              IBAN: DE45 21050170 1001630662                                        Bankleitzahl: 210 501 70
              BIC: NOLADE21KIE                                                      Bank: Fördesparkasse

Für weitere Informationen sowie einen ausführlichen Bericht der Summerschool 2016 besuchen
Sie: www.baumhaus-projekt.de oder kontaktieren Sie uns unter: slumkids@baumhaus-pro-
jekt.de.

Wir danken Ihnen bereits im Voraus für Ihre Unterstützung!

Ihr Baumhaus-Team

Erstellt von:                                         Geprüt von:                                 Freigegeben:
Peter-Jochimsen-Situng g.                             Geschätsstelle                              www.baumhaus-projekt.de
Vorstand: Wei Qian                                    Kieler Str. 78                              Tel: +49 (0)4351 667 650
                                                      24340 Eckernförde                           Fax: +49 (0)4351 667652
Kuratorium:               Prof. Dr. Peter Jochimsen        Dr. Siegmund Ote      Pu Qian        Yizhu Li
Impressum
Autorenverzeichnis
 Vorwort                                     Jonah Trubbas

 Zwischen Heimat und Ferne                   Alle Freiwilligen der 9. Generation;
                                             zusammengestellt von Katharina Schippmann

 Should I Stay or Should I Go?               Sascha Sacknieß

 Abentuer Anden                              Florian Herzler

 Fútbol Fantastico                           Nane Gerth

 Eine Nachricht ans andere Ende der Welt     Friedhelm Finsterbusch

 Fußballtraining an der YiZhong              Eva Haffmanns

 老达保 Lao da bao                              Lea Jäger
 oder die chinesische Spontanität

 Ein neuer Standort                          Lisa Reinhold

 Das ist Ghana                               Rafael Eifler

 Die Top Five – Tonverirrungen aus Fernost   Sascha Sacknieß

 Vom Witz zur Theorie                        Jonah Trubbas

 Spendenaufruf Slumkids-Projekt              Sofie Schmidt

Bilder
Das Baumhaus-Logo, die Bilder auf Seite 2, 13, 14, 15,19, 20 (oben), 21, 22, 23 25, 26, 27 und 30
sowie die Grafiken auf Seite 28 und 29 wurden von Freiwilligen erstellt.
Die übrigen Bilder und Grafiken auf Seite 1, 3, 12, 16, 18, 20 (unten) und 24 wurden von
pixabay.com bereitgestellt.

Korrektur: Franka List
Layout: Jonah Trubbas

Erfahren Sie mehr:                                             © 2017 Peter-Jochimsen-Stiftung g.
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