DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft

Die Seite wird erstellt Noah Wahl
 
WEITER LESEN
DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
DKFZ-ZMBH
Allianz

Deutsches
Krebsforschungszentrum
in der Helmholtz-Gemeinschaft

Zentrum für
Molekulare Biologie der
Universität Heidelberg

                      
DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
-

    Inhalt

    Die DKFZ-ZMBH-Allianz

     Ein Biozentrum mit inter-                   Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
     nationaler Ausstrahlung           1                                               Aristoteles

     Gemeinsame Ressourcen –
     gesteigerte Leistungsfähigkeit    2

     Die Allianz als Exzellenzzentrum
     für Lehre und Ausbildung         3

     Querschnittsthemen                5

    Beispiele für Forschungs-
    projekte der Allianz

     Blut- und Lymphgefäße:
     Versorgungssystem des Tumors     6

     Proteinfaltung:
     Mehr als reine Formsache          8

     Strategie eines Erregers:
     mRNA-Abbau in Trypanosomen 10

     Energiestoffwechsel:
     Eine Frage der Balance           12

     Systembiologie:
     Hauptsache Kommunikation         14

     Entwicklungskontrollgene:
     Der Masterplan des Organismus 16

     Zentrosomen: Organellen im
     Zentrum der Zellteilung          18

     Chemotaxis:
     Bakterien als Rechenkünstler     20

     Genabschrift mit integriertem           Im Zellkern (rot) entsteht die mRNA
     Abbausignal                      22          als Abschrift der Gene. Sie wird
                                              anschließend ins Zellplasma (blau)
                                                exportiert, wo sie als Vorlage zur
     Die Forschungsgruppen
                                            Herstellung von Proteinen dient. Am
     der Allianz                      24
                                            Ende ihrer Lebenszeit wird die mRNA
                                              in bestimmten Körperchen, den so
    Impressum                         25   genannten „processing bodies“ (gelb),
                                                                        abgebaut.

        
DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
Die DKFZ-ZMBH-Allianz:
ein Biozentrum mit internationaler Ausstrahlung
Geraten die grundlegenden         molekularer Ebene zu verste-       arbeit, ließen den Entschluss
Prozesse des Lebens aus dem       hen. Seine Mitarbeiter nutzen      reifen, mit der Bildung einer ge-
Gleichgewicht, so droht eine      dazu Methoden der Biophysik        meinsamen Allianz ein neues,
Vielzahl von Krankheiten.         und Biochemie, der Molekular-      international impulsgebendes
Krebs, neurodegenerative Er-      und Zellbiologie, der Genetik      Zentrum der molekularen und
krankungen, Stoffwechselstö-      und Bioinformatik. Das Deut-       zellulären Lebenswissenschaf-
rungen – letztlich ist auch das   sche Krebsforschungszentrum        ten aufzubauen.
Altern eine Folge sich anhäu-     (DKFZ) hat die Aufgabe, die
fender Störungen im Organis-      Mechanismen der Krebsentste-       Richtungsweisend für die mole-
mus. Die Erforschung von Bio-     hung systematisch zu unter-        kularen Lebenswissenschaften
systemen – auf der Ebene der      suchen und Krebsrisikofaktoren
Moleküle, auf der Ebene der       zu erfassen. Die Ergebnisse        Um im Zeitalter einer globali-
einzelnen Zelle und, in einem     dieser Grundlagenforschung         sierten Wissenschaft interna-
noch höheren Grad an Kom-         sollen zu neuen Ansätzen in        tional zu bestehen, muss auch
plexität, auf der Ebene eines     Vorbeugung, Diagnose und           in der Forschung eine kritische
gesamten Organismus – ist da-     Therapie von Krebserkrankun-       Größe erreicht werden. Mit ins-
her die Voraussetzung für das     gen führen. Der Forschungs-        gesamt rund 500 Mitarbeitern
Verständnis von Gesundheit        schwerpunkt A des DKFZ hat         der DKFZ-ZMBH-Allianz ist je-
und Krankheit. Wie Biosysteme     seinen inhaltlichen Fokus auf      des der drei gemeinsamen Pro-
entstehen, sich differenzieren,   der Zell- und Tumorbiologie.
reguliert werden, degenerieren    Hier steht die Untersuchung         Programm
oder sich regenerieren, altern    der zellulären Signalwege im        Struktur, Funktion und Regulation
oder entarten, sind Fragestel-    Mittelpunkt, die die Differen-
                                                                      von Biomolekülen
lungen, die das Fundament         zierung, das Wachstum sowie
allen medizinischen Verständ-     das Überleben von gesunden
nisses bilden.                    und Krebszellen regulieren.         Programm
                                                                      Aufbau und Differenzierung von
Zwei benachbarte Heidelberger     Gut nachbarschaftliche Bezie-       Zellen und Stammzellen
Forschungsinstitutionen haben     hungen pflegen beide Institu-
bereits eine lange Tradition      tionen schon seit langem, und       Programm
und erstklassige internationale   sie sind in Verbundprojekten
Reputation in der Erforschung     bereits auf vielfältige Weise
                                                                      Entwicklung und Regeneration,
dieser Prozesse: Das Zentrum      vernetzt. Die enge Verwandt-        Degeneration, Altern und Krebs
für Molekulare Biologie Heidel-   schaft der Zielsetzungen, Frage-
berg (ZMBH) der Universität       stellungen und Methoden, auch      gramme personell stark genug
wurde 1982 gegründet mit dem      die größere Notwendigkeit zur      aufgestellt, um das jeweilige
Ziel, biologische Prozesse auf    interdisziplinären Zusammen-       Spektrum an wissenschaft-

                                                                                                    
DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
Gemeinsame Ressour-
                                                                         cen – gesteigerte
                                                                         Leistungsfähigkeit
                                                                         Neue Technologien und Analy-
                                                                         semethoden erlauben heute
                                                                         zell- und molekularbiologische
                                                                         Untersuchungen mit einer
                                                                         bisher ungekannten Präzision
                                                                         und auf einer noch vor weni-
                                                                         gen Jahren unvorstellbaren
                                                                         Komplexitätsebene. Die Ära, die
                                                                         von Pipette und Reagenzglas
                                                                         dominiert wurde, gehört der
lichen Fragestellungen breit ab-     einheiten zu verwirklichen. Um      Vergangenheit an: Der appara-
zudecken und eine leistungsfä-       das Zusammenwachsen beider          tive Aufwand steigt stetig und
hige Forschungsinfrastruktur         Einrichtungen zu fördern, wer-      erfordert den Einsatz von im-
bereitzustellen. So wird vermie-     den Forschungsprojekte aus          mer schnelleren Automations-
den, dass einzelne Projekte ein      einem gemeinsamen Förder-           systemen, von Analysegeräten,
Nischendasein fristen und vom        programm finanziert, an dem         deren Empfindlichkeit selbst
wissenschaftlichen Austausch         sich beide Partner beteiligen.      atomare Details erfasst, von
abgeschnitten sind. Die Allianz      Geplant ist darüber hinaus, ge-     Mikroskopen, deren Auflösung
wird zu einem Zeitpunkt ge-          meinsame „Allianz-Forschungs-       nicht mehr durch die Wellen-
gründet, da in beiden Instituti-     gruppen“ zu etablieren.             länge des Lichts limitiert ist.
onen ein Generationenwechsel
ansteht. Durch gemeinsame            Das DKFZ unterhält mit seiner
strategische Neuausschreibun-        Beteiligung am Nationalen
gen können somit Themen-             Centrum für Tumorerkrankun-
schwerpunkte etabliert werden,       gen (NCT) Heidelberg bereits
die ein Alleinstellungsmerkmal       eine strategische Partnerschaft
innerhalb der europäischen For-      mit der Medizinischen Fakultät
schungslandschaft darstellen.        und den Heidelberger Universi-
                                     tätskliniken. Diese enge Anbin-
Mit der DKFZ-ZMBH-Allianz            dung wird es Wissenschaftlern
entsteht das einmalige Modell        der Allianz erleichtern, ihre Er-
einer Kooperation zwischen           gebnisse gemeinsam mit Kolle-
einer universitären Einrichtung      gen aus dem medizinischen
und einem Helmholtz-Zentrum.         Umfeld auf einen potenziellen
Gemeinsame Leitungsgremien           Einsatz in der Klinik zu über-
– Wissenschaftlicher Beirat,         prüfen. Die Medizinische Fa-
Koordinierungsausschuss, Di-         kultät Heidelberg hat bereits
rektorium und Versammlung            ihre Unterstützung der Allianz
der leitenden Wissenschaftler        zugesichert.
– zeichnen dafür verantwort-
lich, die Ziele der Allianz in all
ihren eingeschlossenen Unter-


DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
Um in der ersten Liga mitspie-     Heidelberg hat heute schon
len zu können, sind Forscher       einen weltweit ausstrahlenden
außerdem auf hoch qualifizier-     Ruf für exzellente Lebenswis-
te Unterstützung angewiesen.       senschaften: Neben dem DKFZ
Serviceeinheiten zur Protein-      und dem ZMBH sind das Euro-
analyse und Peptidsynthese         pean Molecular Biology Labo-
oder der personalintensive         ratory (EMBL) und das Max-
Unterhalt eines erstklassigen      Planck-Institut für medizinische
Tierlabors sind für einzelne In-   Forschung hier angesiedelt.
stitutionen nur noch schwer fi-    Auch Universität und Universi-
nanzierbar. Die Allianz bringt     tätsklinikum unterhalten erst-
Wissenschaftler und For-           klassige biomedizinische Insti-
schungsgruppen zusammen,           tute, die in dem Exzellenzclu-
die einen verwandten Bedarf        ster „CellNetworks“ gefördert
an Technologie und Service-        werden.                              Exzellenzzentrum für
leistungen haben. Allen Mitar-                                          Lehre und Ausbildung
beitern der Allianz stehen die     Spitzenforscher aus all diesen
Angebote beider Einrichtungen      Institutionen gehören zu den         Die Lehrenden der DKFZ-ZMBH-
grundsätzlich offen. So werden     weltweit führenden Köpfen            Allianz werden einen substan-
Plattformtechnologien stärker      ihrer jeweiligen Disziplin. Die      ziellen Teil der Ausbildung für
ausgelastet, wertvolle Ressour-    Allianz, die prinzipiell offen ist   Heidelberger Studenten der
cen besser genutzt, und Exper-     für weitere Partner, wird mit        Molekular- und Zellbiologie
tise im Servicebereich kommt       dazu beitragen, Heidelbergs An-      übernehmen. Eine hochkarä-
einem größeren Anwender-           ziehungskraft für hochkarätige       tige interdisziplinäre Ausbil-
kreis zugute.                      Wissenschaftler weiter zu stei-      dung in den Life Sciences wird
                                   gern und die traditionsreiche        die Attraktivität Heidelbergs
                                   Hochburg der Wissenschaften
                                   am Neckar zu einem weltweit
                                   führenden Standort im Bereich
                                   der molekularen Lebenswissen-
                                   schaften auszubauen.

                                                                        für exzellente Studierende, ge-
                                                                        rade auch aus dem Ausland,
                                                                        weiter steigern. Dazu trägt auch
                                                                        der neue, forschungsorientierte
                                                                        Masterstudiengang „Molecular
                                                                        Biosciences“ bei, der in engli-
                                                                        scher Sprache angeboten wird.
                                                                        Gleichzeitig ist geplant, die Alli-
                                                                        anz durch Forschungsprofessu-

                                                                                                        
DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
ren mit eingeschränkter Lehr-     DKFZ hat mit dem Life-Science
aktivität für Spitzenforscher     Lab bereits ein umfangreiches
noch attraktiver zu machen.       Angebot für hochbegabte
                                  Schüler im Programm. Mit der
Sowohl das DKFZ als auch das      Entwicklung von molekularbi-
ZMBH bilden ihre Doktoranden      ologischen Experimenten für
in strukturierten Programmen      den Schulunterricht und einem
aus. In der Allianz kann das      „Lehrer-Sabbatical“ hat sich das
Spektrum an Kursangeboten         ZMBH auf die Weiterbildung
deutlich gesteigert werden. Die   der Lehrenden konzentriert.
rund 150 Doktorandenstellen       Beide Angebote ergänzen sich
der Allianz sollen über gemein-   in idealer Weise und können
same, international ausge-        im Rahmen der Allianz zu einer
schriebene Auswahlrunden          funktional abgestimmten Ge-
vergeben werden.                  samteinheit zusammengeführt
                                  werden.
Mit speziellen Nachwuchsgrup-
penleiter-Programmen, wie sie
bereits heute sowohl im DKFZ      Prof. Dr. Otmar D. Wiestler
als auch im ZMBH etabliert        Vorstandsvorsitzender des
sind, werden junge Forscher       Deutschen Krebsforschungs-
gezielt auf eine erfolgreiche     zentrums Heidelberg
akademische Laufbahn vorbe-
reitet. Die Allianz will durch
ein gemeinsames Tenure-track-
Verfahren allen erfolgreichen
Nachwuchsgruppenleitern die       Prof. Dr. Dres. h.c.
Chance zur Berufung auf eine      Peter Hommelhoff
Lebenszeit-Professur bieten.      Rektor der Ruprecht-Karls-
                                  Universität Heidelberg
Wer auf wissenschaftlichen
                                                                     Die Projekte von Seite 6
Nachwuchs angewiesen ist,                                            bis 23 geben Beispiele
muss bereits im Schulalter        Prof. Dr. Bernd Bukau              für das breite For-
Begeisterung für die Lebens-      Direktor des Zentrums für          schungsspektrum der
wissenschaften wecken. Das        Molekulare Biologie Heidelberg     DKFZ-ZMBH-Allianz.


DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
Synthese, Transport und Qualitäts-
                                                                                               kontrolle von Biomolekülen
Querschnittsthemen: Gemeinsame Fragestellungen
vernetzen die drei Programme der Allianz
Die Synthese von Nukleinsäuren (DNA und RNA) und Proteinen ist ein komplexer Pro-
zess, an dem viele noch nicht vollständig verstandene Faktoren beteiligt sind. Neu ge-
bildete Biomoleküle werden über spezialisierte Transportsysteme an ihren Wirkort ge-
bracht. Synthesefehler oder Umwelteinflüsse können zu Schäden an Biomolekülen füh-
ren. Eine Vielzahl von Kontroll- und Reparaturenzymen unterzieht die Moleküle einer
ständigen Qualitätskontrolle und sorgt nötigenfalls für deren Abbau (Seite 8, B. Bukau).

                                                                                               Regulation der Genaktivität und
Der erste Schritt einer langen Kette von Regulationsmechanismen der Genaktivität ist
die Häufigkeit, mit der ein Gen abgelesen wird. Eine ganze Reihe von Signalmolekülen,
etwa Steroidhormone oder Wachstumsfaktoren, steuern diesen Prozess. Hier spielen
auch epigenetische Mechanismen eine Rolle, die bestimmte Abschnitte des Genoms

                                                                                               Epigenetik
nach Bedarf stilllegen. Das Schicksal der Genabschrift mRNA ist eine weitere Kontroll-
instanz: Je schneller sie abgebaut wird, desto weniger entsprechendes Protein kann
synthetisiert werden (Seite 10, C. Clayton, Seite 22, G. Stöcklin). Kleine, nicht-kodierende
RNA-Moleküle sind an diesem Kontrollschritt maßgeblich beteiligt.

                                                                                               von Zellen und Zellzyklus
                                                                                               Teilung und Wachstum
Eine Vielzahl von Regulationsmechanismen sorgt dafür, dass das Genom vor einer
Zellteilung verdoppelt wird, die Chromosomen koordiniert an beide Tochterzellen
weitergegeben sowie die Zellorganellen gerecht verteilt werden (Seite 18, E. Schiebel).
Welche inneren oder äußeren Signale eine Zelle zur Teilung veranlassen und wie eine
fehlerhafte Steuerung dieses Prozesses zu Krebs führt, lässt sich auch an einfachen
Modellorganismen wie der Bäckerhefe oder der Taufliege untersuchen.

Kommunikation ist (fast) alles im Leben: zwischen Umwelt und Organismus, zwischen
den verschiedenen Strukturen und Organen des Organismus, zwischen Zellen und
innerhalb der Zelle. Die Aufnahme und Weiterleitung externer Stimuli in das Zellin-
                                                                                               Signaltransduktion

nere bildet eine fundamentale Voraussetzung fast aller Prozesse des Lebens (Seite
20, V. Sourjik). Die Steuerung der Genaktivität, des Zellwachstums und der Apoptose
sind nur einige Beispiele dafür (Seite 6, H. Augustin). Das Ineinanderwirken all dieser
Signalkaskaden innerhalb eines Gewebes oder Organs wird von dem jungen Wissen-
schaftszweig der Systembiologie untersucht (Seite 14, U. Klingmüller). Fehler bei der
Signalübertragung können letztlich zu verschiedenen Krankheiten, zu Krebs und zu
Alterungserscheinungen führen (Seite 12, S. Herzig).

Die teilungsfähige multi- oder pluripotente Stammzelle ist das verbindende Element
zwischen Embryonalentwicklung und Krebs. Dies erklärt auch die Tatsache, dass Ent-
wicklungskontrollgene oftmals Krebsgene sind, deren Fehlregulation zur Entartung von
                                                                                               Stammzellbiologie
                                                                                               Entwicklungs- und

Zellen führen kann (Seite 16, C. Niehrs). Die Erforschung der Stammzellbiologie ist daher
eine gemeinsame Aufgabe der Krebsforschung, der Embryologie und der regenerativen
Biologie.

                                                                                                                                    
DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
Blut- und Lymphgefäße:

    Versorgungssystem des Tumors

                                     Sind die Nachschubwege nicht
                                     gesichert, kommt jeder Vorstoß
                                     früher oder später zum Erlie-
                                     gen. Diese Feldherren-Weisheit
                                     gilt auch für Tumoren: Haben
                                     sie eine Größe von wenigen
                                     Millimetern erreicht, sind sie
                                     auf die Versorgung mit Sauer-
                                     stoff und Nährstoffen über die
                                     Blutbahn angewiesen. Mit spe-
                                     ziellen Wachstumsfaktoren
                                     bringt der Tumor das Endothel
                                     – die innere Zellschicht – be-
                                     nachbarter Blutgefäße dazu,
                                     neue Kapillaren sprießen zu
                                     lassen. Ein attraktives Angriffs-
                                     ziel für Krebstherapien: Mit
                                     verschiedenen Wirkstoffen
                                     wird bereits heute die Neubil-
                                     dung von Blutgefäßen (Angio-
                                     genese) bei Tumoren unter-
                                     drückt. Die Therapien wirken
                                     bei bestimmten Krebserkran-
                                     kungen lebensverlängernd,
                                     bleiben aber hinter den hoch
                                     gesteckten Erwartungen zu-
                                     rück.

                                     Hellmut Augustin und die
                                     Mitarbeiter seiner Abteilung
                                     im DKFZ sind Spezialisten für
                                     die komplexen Wechselwir-
                                     kungen zwischen Tumor- und
                                     Endothelzellen. Bei der Suche
                                     nach noch unbekannten Fak-
                                     toren, über die der Tumor mit
                                     dem Endothel in Kontakt tritt,
                                     geriet in den letzten Jahren
                                     eine Gruppe von Wachstums-
                                     faktoren ins Blickfeld, die
                                     Angiopoietine. Eines dieser
                                     Signalmoleküle, Ang-1, lässt
                                     neu entstehende Blutkapilla-
                                     ren ausreifen: Ang-1 lockt glat-
                                     te Muskelzellen an, die sich
    Professor Dr. Hellmut Augustin   außen an die Gefäße anlagern


DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
und sie dadurch stabilisieren.      Tumoren gebildet wird, nicht
Das später entdeckte Ang-2,         aber in normalen Lymphge-
so erkannte Augustins Team,         fäßen. Damit steht den Wis-
bewirkt genau das Gegenteil,        senschaftlern zum ersten Mal
es verhindert die Kapillarrei-      ein Marker zur Verfügung, um
fung. Ein aufregender Aspekt,       angiogen aktivierte Lymph-En-
denn alle bisher erprobten          dothelzellen zu identifizieren.
Anti-Angiogenese-Therapien          Das nächste Ziel ist zu prüfen,
wirken nur in der kurzen Zeit-      ob weitere Oberflächenmole-
spanne, bis sich das entste-        küle auf aktivierten Lymph-
hende Gefäß mit Muskelzellen        Endothelzellen mit der Streu-
umgeben hat. Ang-2 bietet zum       ung von Tumorzellen in Ver-
ersten Mal einen Ansatz, dieses     bindung stehen. Damit können
Zeitfenster zu verlängern und       möglicherweise neue Ansätze
Tumoren dadurch dauerhaft           gefunden werden, die Meta-
für anti-angiogene Substanzen       stasierung gezielt zu unterdrü-
zu sensibilisieren.                 cken.

Auch das zweite Gefäßsystem
des Körpers, das Lymphsystem,
ist aus Endothelzellen aufge-
baut. Tumoren bedienen sich
der Lymphbahnen als Verkehrs-
weg, um sich in andere Gewebe
abzusiedeln – daher finden sich
erste Metastasen häufig in den
Lymphknoten, die den Primär-
tumor umgeben. Ob der Tumor
aber, wie im Falle der Blutkapil-
laren, auch Lymphgefäße aktiv
anlockt, indem er die Lymph-
Endothelzellen zum Wachstum
anregt, ist noch strittig. Viele
Beobachtungen deuten jedoch
darauf hin. Mit der Erforschung
der Wechselwirkungen zwi-
schen Krebs- und Lymph-Endo-
thelzellen will Augustins Team
das Metastasierungsverhalten
von Tumoren besser verstehen.
Ein kleiner Durchbruch ist da-
bei schon gelungen: Die For-
scher erkannten, dass das Ober-
flächenmolekül CD34 aus-
schließlich von teilungsberei-
ten Lymph-Endothelzellen in

                                                                      
DKFZ-ZMBH Allianz - Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
Proteinfaltung:

    Mehr als reine Formsache

                       Bei ihrer Entstehung sind Pro-
                       teine nichts weiter als Ketten
                       aus Hunderten von Amino-
                       säuren, die gemäß der in den
                       Genen niedergeschriebenen
                       Bauanleitung miteinander
                       verknüpft wurden. In dieser
                       Kettenform können sie jedoch
                       keine der abertausend Aufga-
                       ben bewältigen, die im Organis-
                       mus anfallen. Zur funktionie-
                       renden molekularen Maschine
                       wird ein Protein erst durch eine
                       komplexe dreidimensionale
                       Faltung seiner Aminosäure-
                       kette in Schleifen, Spiralen und
                       blattförmige Strukturen.

                       Viele Proteine finden weder
                       bei der Synthese noch nach
                       einer spontanen Entfaltung
                       ihre ideale 3D-Konformation
                       von allein. Sie sind angewiesen
                       auf eine Gruppe von Hilfspro-
                       teinen, genannt Chaperone,
                       die ihnen dabei als Stütze und
                       Abschirmung zur Seite stehen.

                       Misslingt diese Formgebung
                       gleich zu Beginn oder verliert
                       ein bereits fertiges Protein
                       seine 3D-Struktur, droht Unge-
                       mach: Entfaltete Proteine ha-
                       ben eine starke Tendenz, anein-
                       anderzukleben, zu aggregieren.
                       Eine häufige Folge sind Erkran-
                       kungen, bei denen verklumpte
                       Proteine wie etwa die bekann-
                       ten „Alzheimer-Plaques“ Zellen
                       zugrunde gehen lassen.

                       Dass sich Proteine entfalten,
                       kommt häufig vor: Die 3D-
                       Struktur der Aminosäurekette
     Professor Dr.     ist nie völlig stabil, denn die
     Bernd Bukau       Moleküle brauchen für ihre


Aufgaben eine gewisse Beweg-        nalen Struktur verborgen sein
lichkeit. Durch altersabhängige     sollten. So aktiviert, saugt es
„Ermüdung“ oder durch Fehler        einzelne Aminosäureketten
in der Aminosäuresequenz ge-        aus Proteinverklumpungen
raten sie besonders leicht aus      in seine ringförmige Struktur,
der Form. Notorisch ist auch die    zwingt sie wieder in Form und
Entfaltung nach Hitzestress, die    baut dadurch zellschädigende
zur Entdeckung der Chaperone        Aggregate ab.
geführt hat: So produziert der
Organismus als Reaktion auf         Nicht immer jedoch spielen
hohe Temperaturen die so ge-        Chaperone die Rolle des Schutz-
nannten „Hitzeschockproteine“       engels: Tumorzellen etwa
– nichts anderes als eine Cha-      bilden zu viele davon. Damit
peron-Reparaturkolonne, die         stabilisieren sie ihre Protein-
geschädigte Proteine wieder in      ausstattung und entgehen so
Form bringt.                        dem Zelltod Apoptose. So sind
                                    die Formgeber ins Visier der
Wie das genau funktioniert,         Krebsforscher geraten – als An-
untersuchen Wissenschaftler         griffsziele für spezifische Krebs-
aus Bernd Bukaus Forschungs-        medikamente. Die Bedeutung
grupppe im ZMBH. Chaperone          der Chaperone bei Krebs und
spielten bei der Evolution des      Alterungsprozessen – die Alli-
Lebens eine so zentrale Rolle,      anz bietet Bernd Bukau ein
dass die Natur sie teilweise        ideales Umfeld, neue Aspekte
nahezu unverändert von den          dieser alten Gruppe von Protei-
frühesten Lebensformen über-        nen zu erforschen.
nommen hat. Daher sind viele
Ergebnisse, die Bukau an Bakte-
rien und Hefe gewinnt, ein Mo-
dell für die Funktionsweise von
Chaperonen der höheren Orga-
nismen. Bukaus Team klärte
etwa bis ins atomare Detail,
wie das Chaperon „Trigger-Fak-
tor“ bei Bakterien eine schüt-
zende Höhle für neu entste-
hende Proteine bildet, in der sie
ungestört von Außeneinflüs-
sen ihre 3D-Struktur einneh-
men können. ClpB dagegen ist
zuständig für die Protein-Qua-
litätskontrolle: Das Chaperon
erkennt aggregierte Proteine
an bestimmten Aminosäuren,
die eigentlich unzugänglich
im Inneren der dreidimensio-

                                                                         
Strategien eines Erregers:

     mRNA-Abbau in Trypanosomen

                                        Verwirrtheit, Koordinations-
                                        und Schlafstörungen sowie
                                        Krampfanfälle sind typische
                                        Symptome der Schlafkrankheit.
                                        Die Betroffenen hören auf zu
                                        essen, nehmen dramatisch
                                        ab und fallen im Endstadium
                                        immer wieder in einen fast
                                        narkoseartigen Schlaf, der der
                                        Erkrankung ihren Namen
                                        gab. Ursache des meist töd-
                                        lich verlaufenden Übels, das
                                        in weiten Teilen Afrikas und
                                        Südamerikas verbreitet ist,
                                        sind Trypanosomen. Diese
                                        einzelligen Parasiten werden
                                        von der Tsetsefliege übertra-
                                        gen. Gelangt der Erreger ins
                                        Blut, vermehrt er sich dort und
                                        dringt später ins Gehirn des
                                        Infizierten ein.

                                        Derzeit stehen nur wenige Me-
                                        dikamente zur Verfügung. Und
                                        diese attackieren meist nicht
                                        nur Parasiten, sondern sind
                                        auch für den menschlichen
                                        Körper toxisch und verursa-
                                        chen starke Nebenwirkungen.
                                        Neue Strategien im Kampf ge-
                                        gen die Schlafkrankheit wer-
                                        den also dringend benötigt. Da-
                                        für gilt es zunächst, die Beson-
                                        derheiten des Erregers genau
                                        zu erforschen. Wissenschaftler
                                        müssen erfahren, welche Stra-
                                        tegien der Parasit zum Überle-
                                        ben und für seine Vermehrung
                                        nutzt.

                                        Nach solchen parasitentypi-
                                        schen Eigenschaften suchen
                                        Christine Clayton und ihr
                                        Team am ZMBH. Sie wissen:
                                        Damit die Trypanosomen mal
      Professor Dr. Christine Clayton   in der Tsetsefliege und mal

10
im Menschen oder in anderen       darüber entscheiden, welche
Säugetieren existieren können,    mRNA-Moleküle abgebaut
müssen sie sich den unter-        werden und welche als Matrize
schiedlichen Bedingungen im       zur Produktion neuer Proteine
Inneren ihrer Wirte anpassen      dienen. Ein detailliertes Ver-
– etwa an wechselnde Tempe-       ständnis der Vorgänge beim
raturen von 27 Grad im Insekt     mRNA-Abbau könnte nicht nur
oder 37 Grad im Säuger. Auch      neue Angriffspunkte im Kampf
das Nahrungsangebot für die       gegen die Schlafkrankheit ans
Parasiten verändert sich, je      Tageslicht bringen. Auch die
nachdem, ob sie es mit Mensch     Krebsforschung profitiert mög-
oder Fliege zu tun haben.         licherweise. Denn im mensch-
                                  lichen Organismus spielt der
Um sich auf ihre beiden ver-      Abbau von mRNA ebenfalls
schiedenen Wirte einzustellen,    eine wichtige Rolle und trägt
benötigen die Trypanosomen        möglicherweise zur Krebsent-
im Prinzip zwei Sätze von         stehung bei – eine Frage, der
„Werkzeugen“ – sowohl Prote-      Claytons Kollege Georg Stöcklin
ine, die ihren Stoffwechsel im    in der DKFZ-ZMBH-Allianz auf
menschlichen Körper sichern,      den Grund geht.
als auch solche, die ihnen ein
Überleben in der Tsetseflie-
ge erlauben. Dazu bedienen
sich die Parasiten einer ganz
besonderen Strategie. Bei den
meisten Organismen werden
je nach Lebenssituation gezielt
die Gene aktiviert, deren Gen-
produkte (Proteine) benötigt
werden. Anders bei Trypano-
somen. Sie stellen grundsätz-
lich zunächst eine Abschrift
sämtlicher Gene her. Doch
bevor diese mRNA als Bauan-
leitung für Proteine genutzt
werden kann, wird kräftig aus-
sortiert: Während ein Teil der
mRNA-Moleküle mit typischen,
für die Proteinsynthese not-
wendigen Strukturen versehen
wird, werden solche, die im
jeweiligen Wirt keinen Nutzen
bringen, gezielt abgebaut.

Clayton sucht mit ihren Mit-
arbeitern nach Faktoren, die

                                                                    11
Energiestoffwechsel:
     Eine Frage der Balance

                                  Ob wir Hanteln stemmen, ge-
                                  mütlich auf dem Sofa sitzen,
                                  oder ob es lediglich gilt, nachts,
                                  während wir schlafen, die Orga-
                                  ne am Laufen zu halten: Damit
                                  unser Körper Leistung bringt,
                                  benötigt er Energie. Diese
                                  wird über verschiedene Stoff-
                                  wechselwege aus der Nahrung
                                  bereitgestellt.

                                  Der Auf- und Abbau energie-
                                  reicher Moleküle muss fein
                                  ausbalanciert sein – sonst dro-
                                  hen schwerwiegende Erkran-
                                  kungen. Das wird am Beispiel
                                  des insulinabhängigen Stoff-
                                  wechsels deutlich, dem sich der
                                  DKFZ-Forscher Stephan Herzig
                                  widmet. Insulin reguliert die
                                  Aufnahme von Zuckermolekü-
                                  len in Muskel-, Fett- und Leber-
                                  zellen. Mangelnde Wirkung
                                  des Hormons (Insulinresistenz)
                                  steht im Zentrum des Metabo-
                                  lischen Syndroms, zu dem etwa
                                  Diabetes, Arteriosklerose, Blut-
                                  hochdruck, Fettleibigkeit und
                                  Fettleber zählen. Nicht nur
                                  Leber, Muskeln oder Fettgewe-
                                  be funktionieren hier fehler-
                                  haft. Auch Makrophagen, die
                                  Fresszellen des Immunsystems,
                                  bereiten Probleme: Sie verur-
                                  sachen einen chronischen Ent-
                                  zündungszustand und nehmen
                                  zudem verstärkt Cholesterin
                                  auf. Lagern sich die Zellen dann
                                  in Blutgefäßen ab, können Ar-
                                  teriosklerose sowie Herzinfarkt
                                  und Schlaganfall die Folge sein.

                                  Dem gegenüber steht ein voll-
                                  kommen gegensätzliches
                                  Krankheitsbild: die Kachexie,
             Dr. Stephan Herzig   ein Auszehrungssyndrom, das

12
mit Abmagerung und Kräfte-          auf. Der DKFZ-Forscher vermu-
verfall einhergeht und letztlich    tet, dass es hier für die übermä-
zu Organversagen führen kann.       ßige Cholesterineinlagerung
Sie ist eine häufige Begleit-       und Entzündungsreaktionen
erscheinung fortgeschrittener       verantwortlich zeichnet.
Tumorerkrankungen. Auch hier
sind offensichtlich insulinab-      Herzig und seine Mitarbeiter
hängige Stoffwechselwege und        gehen jetzt der Funktion von
Entzündungsprozesse betei-          RIP140 und anderen Proteinen,
ligt. Warum Störungen in ein        die das Ablesen von Genen mo-
und demselben System derart         dulieren, auf den Grund. Sie
gegensätzliche Folgen haben         wollen herausfinden, worin
können, ist eine Frage, der         sich diese Eiweißmoleküle – je
Herzig mit seinen Mitarbeitern      nachdem, ob sie aktivierend
nachgeht. Dafür nehmen sie          oder hemmend wirken – unter-
nicht jede Krankheit einzeln        scheiden, ob sie etwa bei den
unter die Lupe, sondern fahn-       einzelnen Krankheitsbildern
den nach übergeordneten Prin-       unterschiedlich modifiziert
zipien, nach Schaltstellen, an      sind oder an anderer Stelle an-
denen sich das Gleichgewicht        docken. So wollen die Forscher
des Stoffwechsels in die eine       das Zusammenspiel der Fak-
oder andere Richtung verschie-      toren im Energiestoffwechsel
ben lässt. Für die Suche nach       verstehen. Das kommt am Ende
solchen Systemfehlern bietet        nicht nur Menschen mit Diabe-
die DKFZ-ZMBH-Allianz mit           tes oder anderen Erkrankungen
ihren zahlreichen Forschungs-       des Metabolischen Syndroms
gruppen, die ähnlich komple-        zugute, sondern auch Krebspa-
xen Fragestellungen nachge-         tienten, die an Tumorkachexie
hen, ein inspirierendes Umfeld.     leiden.

Ein Kandidat, den Herzig und
Mitarbeiter dabei im Auge ha-
ben, ist RIP140, ein Protein, das
als Kofaktor mit so genannten
Transkriptionsfaktoren inter-
agiert und so dazu beiträgt,
dass bestimmte Gene abge-
lesen werden – oder eben
nicht. Herzig stellte fest, dass
RIP140 in insulinresistenten,
entzündeten Lebern vermehrt
vorkommt. Es scheint sowohl
eine Rolle bei der Entstehung
der Fettleber als auch bei der
Kachexie zu spielen. In Makro-
phagen tritt RIP140 ebenfalls

                                                                        13
Coreetummy nosto commy
niam zzriliq uipsuscil utpat,
venis dolummo dignit, summy
               Systembiologie:
nostrud dolesectem   dolobortisi.
Nullaore ex euipis dolor sequi-
   Hauptsache
sm oluptat, suscipsum venibh
eummolu tationse feuipsum-
Kommunikation
san vercing eummy nibh enim
eugait nosto dolor irit la feum
acidui ex ent augait nullupt-
at. Niat, cons nons nons nos
nullaor sequis augue dolorper
sequat.

Ullut wisim irit venim ad do
doluptatuero con volent wis do-
lortie modolorero dolor iustrud
tio od modolore volore tet nim
nim quipit utpat lan utpatem
dolor senim zzriure er sum
nonsenit iriusto consequisl enit
etum vulput inibh et lum irit
luptatis adiat autet iure commy
num quat, se magna facil diat,
corerat.

Digna feugait at, vullamet
at del ut et volestinim nibh
exerit wismod modiamc onulla
conum zzriuscin velesec tetu-
ercidunt prat. Re core feugiam
digna am iure mod te consed
molore commy num eriure do
esequisim incip ecte et utate
dignim velit prat.

Na consed dolut eugue con                                                                PD Dr. Ursula
                                                                                          Klingmüller
vel ip exero cons nostismodit
inim ipsusci llamcoreetue
vulput praessed magna fac-
cumsan vent la faccummy
num non exeraestis at. Quipisl
esto odolorer se dolobor adit
la faccumsan eros dolum iure
digna consequis augiatetue

                                    Wer wissen möchte, wie eine       im Auge behalten. Das Erfor-
                                    Zelle oder gar ein ganzer Orga-   schen einzelner Komponenten
                                    nismus funktioniert, wie etwa     und Signalwege verschafft le-
                                    Entscheidungen über Leben         diglich einen Einblick in ein-
                                    und Sterben, über Wachstum        zelne biologische Prozesse.
                                    oder die Ausbildung spezieller    Doch damit alle Vorgänge des
                                    Eigenschaften getroffen wer-      Lebens reibungslos ablaufen,
                                    den, sollte das gesamte System    müssen die verschiedenen Mit-

14
spieler untereinander kommu-       JAK/STAT von Bedeutung: Läuft
nizieren und interagieren –        der Regulationsweg aus dem
selbst dann, wenn sie auf den      Ruder, können unkontrolliertes
ersten Blick völlig unterschied-   Zellwachstum und Krebs die
liche Aufgaben erfüllen.           Folge sein.

Herauszufinden wie dieses Zu-      Bisher waren Wissenschaftler
sammenspiel funktioniert, ist      davon ausgegangen, dass das
Aufgabe der Systembiologie.        Kommando „wachsen“ in di-
Diese recht junge Disziplin ver-   rekter Linie von einem Rezep-
eint dazu verschiedene biolo-      tor an der Zelloberfläche über
gische Ansätze mit Methoden        das Molekül JAK an den signal-
aus Mathematik, Informatik         übertragenden Faktor STAT
und Systemwissenschaften.          weitergegeben wird. Dieser
Kommunikation ist daher auch       wandert in den Zellkern und
für erfolgreiche Forschung das     veranlasst dort die Vermeh-
A und O. Es gilt, das Wissen der   rung oder Spezialisierung der
Biologen in mathematische          Zelle. Dank systembiologischer
Formeln zu gießen und Model-       Modelle wissen Klingmüller
le zu entwickeln, mit denen        und ihre Kollegen nun, dass der
sich die Vorgänge in der Zelle     Signalweg zyklisch verläuft.
am Computer simulieren las-        STAT wandert immer wieder
sen. Das erlaubt Voraussagen       zurück zu JAK und holt sich
darüber, wie die Interaktionen     dort quasi die Bestätigung
in der Zelle wahrscheinlich        zum Weitermachen. Mit dieser
vonstatten gehen – und ein ge-     Rückfrageschleife haben die
zieltes Planen der nächsten        Forscher einen interessanten
Experimente.                       Angriffspunkt entdeckt, um
                                   das Wachstumssignal in Krebs-
Manchmal zeigen die Simula-        zellen zu unterdrücken.
tionen, dass Prozesse ganz an-
ders ablaufen als gedacht. Das     Die Wissenschaftler erkannten     ren Einblick in das Geschehen
hat auch Ursula Klingmüller        außerdem, dass sich über viele    bei der Krebsentstehung.
erlebt. Ihre Abteilung im DKFZ     Generationen in der Kultur-
untersucht gemeinsam mit           schale gezüchtete Zellen bei      Letztlich geht es auch in der
weltweit angesiedelten Koope-      verschiedensten Prozessen         Systembiologie nicht allein
rationspartnern verschiedene       ganz anders verhalten als ihre    um die Kommunikation der
Signalwege in der Zelle – da-      frisch aus Organen isolierten     Moleküle: Ein kommunikati-
runter den so genannten JAK/       Kollegen. Für Klingmüller         ves Umfeld ist nötig, um den
STAT-Weg, der bei der Vermeh-      liegt es nahe, dass es sich um    Forschungserfolg zu beflü-
rung und Differenzierung von       Veränderungen im Zellsystem       geln. In der Allianz, umgeben
roten Blutkörperchen, bei der      handelt, wie man sie auch bei     von Kollegen, die biologische
Regeneration von Leberzellen       Krebs findet. Von einer ge-       Signalsysteme analysieren,
und bei vielen weiteren Zellar-    naueren Untersuchung dieser       sieht sich Ursula Klingmüller
ten eine wichtige Rolle spielt.    Abweichungen versprechen          daher mit ihrem Team bestens
Auch für die Krebsforschung ist    sich die Forscher einen besse-    aufgehoben.

                                                                                                15
Entwicklungskontrollgene:

     Der Masterplan des Organismus

                                     Wie entwickelt sich nach der
                                     Befruchtung aus einem Zell-
                                     haufen ein ganzer Organismus
                                     mit spezialisierten Geweben
                                     und Organen? Welche Signale
                                     entscheiden darüber, wo etwa
                                     Kopf, Arme und Beine entste-
                                     hen? Was passiert, wenn die
                                     Entwicklung außer Kontrolle
                                     gerät – führen solche Störun-
                                     gen zu Fehlbildungen oder Tu-
                                     moren? Das sind die Fragen,
                                     die Entwicklungsbiologen aus
                                     dem Team von Christof Niehrs
                                     im DKFZ mit ihrer Forschung
                                     beantworten wollen.

                                     Gut untersuchen lassen sich
                                     solche Fragestellungen beim
                                     afrikanischen Krallenfrosch
                                     Xenopus laevis. Die Wissen-
                                     schaftler aus Niehrs‘ Team in-
                                     teressieren sich besonders für
                                     die Entstehung der Achse von
                                     Kopf, Rumpf und Schwanz des
                                     Tieres. Eine wichtige Rolle spielt
                                     dabei der so genannte Wnt-Si-
                                     gnalweg. Seine Aufgabe ist es,
                                     die Expression verschiedener
                                     Gene zu regulieren, also zu ent-
                                     scheiden, welche Erbinformati-
                                     on abgelesen wird und als Bau-
                                     plan für neue Proteine dient.
                                     Damit jedoch die unterschied-
                                     lichen Körperabschnitte mit
                                     all ihren besonderen Eigen-
                                     schaften entstehen können, ist
                                     eine fein austarierte Dosierung
                                     des Wnt-Proteins notwendig.
                                     Um das zu erreichen, muss der
                                     Signalweg zu gegebener Zeit
                                     auch blockiert oder unterbro-
                                     chen werden können.

                                     Um das Rätsel der Achsenbil-
     Professor Dr. Christof Niehrs   dung zu lösen, gilt es daher, die

16
Gegenspieler zu identifizieren,     lichem Verlust von Knochen-
die dafür sorgen, dass nicht zu     substanz führt. Der Grund da-
viel Wnt-„Kommando“ gegeben         für: Die eingewanderten Krebs-
wird. Einen wichtigen Kandida-      zellen schütten das Dickkopf-
ten dafür hat Niehrs bereits vor    Protein aus. Dieses heftet sich
rund zehn Jahren entdeckt: Ein      auf der Oberfläche der knochen-
Protein, das den Namen Dick-        aufbauenden Osteoblasten an
kopf trägt, zeichnet für die Aus-   den Rezeptor des Wnt-Proteins
bildung des Kopfes verantwort-      – mit dem Ergebnis, dass sich
lich. Ein Zuviel davon sorgt da-    die Zellen nicht mehr vermeh-
für, dass Kaulquappen mit           ren und so auch nicht verhin-
einem übergroßen Kopf heran-        dern können, dass ihre Gegen-
wachsen. Zu wenig Dickkopf          spieler, die Osteoklasten, die
führt dagegen bei Fröschen          Knochensubstanz zerstören. In
und Mäusen dazu, dass der           ähnlicher Weise sind Dickkopf
Kopf zu klein gerät oder gar        und der Wnt-Signalweg übri-
nicht erst vorhanden ist. Dick-     gens auch an der Entstehung
kopf, so fanden die Wissen-         der Osteoporose beteiligt.
schaftler heraus, blockiert den
Rezeptor des Wnt-Proteins und
unterbricht so dessen Signal-
weg.

Wnt, Dickkopf und Co sind
aber nicht nur für Frösche und
Mäuse von Bedeutung. Niehrs
und seine Mitarbeiter fanden
Dickkopf auch beim Menschen,
und die Vermutung liegt nahe,
dass es hier eine vergleichbare
Rolle spielt. Mehr noch: Das so
genannte Entwicklungskon-
trollgen ist nicht nur während
der Embryonalentwicklung ak-
tiv. Es steuert auch Zellwachs-
tum und -differenzierung und
ist daher von besonderem
medizinischem Interesse. Gerät
es außer Kontrolle, können
Tumorbildung und andere
Krankheiten die Folge sein.

Ein Beispiel ist das multiple
Myelom, eine Leukämieart, die
häufig mit Metastasen im Kno-
chen einhergeht, was zu erheb-

                                                                      17
Professor Dr. Elmar Schiebel

Zentrosomen:                                                              Die Mitose bezeichnet die Tei-

Organellen im Zentrum der Zellteilung                                     lung des Zellkerns bei eukary-
                                                                          ontischen Lebewesen. Dabei
                                                                          werden im Verlauf von fünf
        „Zellen entstehen nur aus Zel-   obachtet. Eduard Strassburger,   charakteristischen Teilungs-
        len“, formulierte der Berliner   Botaniker aus Bonn, beschrieb    phasen die Chromosomen
        Arzt Rudolf Virchow 1855 in      im Jahre 1874 die verschiede-    gleichmäßig auf die beiden
        einem Lehrsatz. 20 Jahre zuvor   nen Stadien dieses Vorgangs,     Tochterzellen verteilt. Obwohl
        hatte der Tübinger Botaniker     den heute jeder Schüler im       dieser Prozess bereits vor mehr
        Hugo von Mohl erstmals die       Biologieunterricht unter dem     als 130 Jahren entdeckt wur-
        Teilung einer Pflanzenzelle      Namen „Mitose“ kennenlernt.      de, sind noch längst nicht alle
        unter dem Mikroskop be-                                           Details darüber bekannt, wie

         18
Zellen diese exakte Teilung ge-   Hefezellen – die Auftrennung
lingt und welche Faktoren an      der Zentrosomen nicht dem Zu-
der Steuerung des komplexen       fall überlassen ist. So wandert
Vorgangs beteiligt sind.          grundsätzlich das alte Zentro-
                                  som in die Tochterzelle, wäh-
Genau diesen Fragen geht          rend das neue in der Mutter-
Elmar Schiebel mit seiner For-    zelle verbleibt, ein Prozess, den
schungsgruppe am ZMBH auf         man Zentrosomenvererbung
den Grund. Sein bevorzugtes       nennt. Was es damit auf sich
Forschungsobjekt ist die Bä-      hat, ist noch nicht endgültig ge-
ckerhefe, die sich durch Spros-   klärt. Interessant ist jedoch,
sung teilt – Mutter- und Toch-    dass auch bei der Teilung von
terzelle können daher deutlich    Stammzellen jedes der beiden
unterschieden werden. Schie-      Zentrosomen sein bevorzugtes
bels besonderes Interesse gilt    Ziel hat. Möglicherweise sind
der Funktion der Zentrosomen,     mit den zwei Organellen auch
die bei der Hefe auch als         unterschiedliche Regulatoren
„Spindle Pole Body“ bezeichnet    verbunden, was letztlich dazu
werden. Diese kleinen Zellorga-   führt, dass die „Mutterzelle“
nellen setzen sich aus bis zu     Stammzelle bleibt und sich die
hundert Proteinen zusammen.       „Tochterzelle“ beispielsweise zu
Bei der Zellteilung verdoppeln    einer Nervenzelle entwickelt.
sich die Zentrosomen und wan-
dern zu entgegengesetzten Po-     Die Arbeit mit Hefezellen dient
len, von wo aus sie die Bildung   zunächst der Grundlagenfor-
der Spindelfasern steuern. Ent-   schung und soll helfen, die
lang diesen Fasern, die aus so    grundlegenden Mechanismen
genannten Mikrotubuli beste-      der Zellteilung besser zu ver-
hen, bewegt sich dann jeweils     stehen. Trotzdem bringt das
ein Chromosomensatz zum Pol       Detailwissen über diese Vor-
der Mutterzelle und einer zum     gänge auch einen Nutzen für
Pol der neuen Tochterzelle.       die Krebsforschung. Denn die
                                  Komponenten der Signalwege
Zentrosomen haben einen Ein-      der Zellteilung sind sich in der
fluss darauf, wann sich eine      Regel sehr ähnlich, gleichgül-
Zelle teilt. Die winzigen Orga-   tig, ob es sich um Hefe oder
nellen enthalten Proteine, die    Mensch handelt. Und: Geht
den Zellzyklus regulieren und     beim komplizierten Teilungs-
so bestimmen, wann es zur         vorgang etwas schief, kann
nächsten Teilung kommt. Unter     es passieren, dass die Chro-
ihnen will Schiebel die wichti-   mosomen ungleichmäßig
gen Signalgeber identifizieren    auf Mutter- und Tochterzelle
und charakterisieren.             verteilt werden – ein Phäno-
                                  men, das bei Tumorzellen oft
Schiebel hat zudem herausge-      beobachtet wird.
funden, dass – zumindest in

                                                                      19
Chemotaxis:

                     Bakterien als Rechenkünstler

                                   Der Duft eines im Ofen schmo-
                                   renden Bratens lockt uns ziel-
                                   sicher in die Küche. Für Men-
                                   schen, gut ausgestattet mit
                                   Sinnesorganen, einem hoch-
                                   komplexen Gehirn und einem
                                   fein justierbaren Bewegungs-
                                   apparat, ist das keine besonde-
                                   re Großtat. Doch auch Bakterien,
                                   die einfachsten aller Organis-
                                   men, sind zu einer solchen
                                   Leistung fähig.

                                   Bakterien gehen bei dieser
                                   als Chemotaxis bezeichneten
                                   Reizverarbeitung nach einem
                                   Trial-and-error-Mechanismus
                                   vor: Geraten sie in die Nähe ei-
                                   ner beliebten Nahrungsquelle,
                                   etwa der Aminosäure Aspar-
                                   tat, so unterbrechen sie ihre
                                   zufällige Taumelbewegung
                                   durch lange Schwimmetappen
                                   in Richtung hoher Futterkon-
                                   zentration. Messen sie dabei
                                   eine Konzentrationsabnahme,
                                   unterbrechen sie das Schwim-
                                   men durch Taumeln und ver-
                                   schaffen sich damit die Chance,
                                   wieder zufällig auf die richtige
                                   Bahn zu geraten.

                                   Victor Sourjik beschäftigte
                                   sich seine gesamte wissen-
                                   schaftliche Laufbahn über mit
                                   diesem nur auf den ersten Blick
                                   simplen Modell. Mit seiner
                                   Nachwuchsgruppe im ZMBH
                                   untersucht er, welche Rechen-
                                   leistung das Bakterium E. coli
                                   für diese Reizverarbeitung
                                   erbringen muss. Um einen
Dr. Viktor Sourjik                 Gradienten zu erkennen, wird
                                   die Nährstoffkonzentration
                                   gemessen, der Wert gespeichert

 20
und mit dem Ergebnis der fol-      dass der Syntheseapparat der
genden Messung verglichen.         Zelle alle beteiligten Proteine
Die Bakterien reagieren in-        in schwankenden Konzentra-
nerhalb einer Konzentrations-      tionen liefert. Sourjiks Team
spanne von bis zu fünf Grö-        quantifizierte alle an der Sig-
ßenordnungen auf minimale          nalverarbeitung beteiligten
Unterschiede, die lediglich        Komponenten, um den ganzen
einer Differenz von etwa zehn      Prozess am Computer zu simu-
Aspartat-Molekülen pro Zelle       lieren. Ziel ist herauszufinden,
entsprechen.                       wie mit minimalem Aufwand
                                   an Energie schnelle und präzise
Die Verbindung zwischen dem        Reaktionen auf veränderte Um-
Aspartat-Rezeptor auf der          weltbedingungen erreicht wer-
äußeren Zellmembran und den        den.
„Motorproteinen“, die die Gei-
ßelbewegung steuern, leistet       Victor Sourjik versteht dieses
das Protein CheY. Ist Aspartat     einfachste aller Reizverar-
an den Rezeptor gebunden,          beitungssysteme als grund-
verliert CheY seine Phosphat-      legendes Modell für Signal-
Markierung und schaltet den        netzwerke einer Zelle. Es lässt
Motor auf „geradeaus schwim-       ahnen, wie viel schwieriger es
men“. Bei abnehmender Aspar-       erst sein wird, die komplexen
tat-Konzentration wird CheY        Interaktionen miteinander
wieder mit Phosphat versehen       verschalteter Zellen höherer
und signalisiert dem Motor:        Organismen zu verstehen. Die
„taumeln“. Weiter beteiligt        DKFZ-ZMBH-Allianz mit ihrem
sind Proteine, die den Rezeptor    starken Schwerpunkt im Be-
„adaptieren“, das heißt, immer     reich zellulärer Signalsysteme
wieder aufs Neue für Signale       bietet das ideale Umfeld, um in
empfänglich machen. Sourjik        diese Dimensionen vorzusto-
zeigte mit einer Technik, die      ßen.
Protein-Wechselwirkungen in
Echtzeit sichtbar macht, wie
das Aspartat-Signal in der Zelle
erheblich verstärkt wird. Das
erklärt, warum nur wenige
gebundene Aminosäure-Mole-
küle ausreichen, um gezieltes
Langstreckenschwimmen zu
bewirken.

Die chemotaktische Signalkas-
kade ist überraschend resistent
gegenüber Störgrößen wie etwa
der Umgebungstemperatur. Das
System wird auch damit fertig,

                                                                      21
Genabschrift mit
     integriertem Abbau-Signal

                          „Just-in-time-production“ ist
                          das Zauberwort der fertigenden
                          Industrie, denn unnötige Lager-
                          haltung oder gar die Produkti-
                          on von Überschuss sind ein er-
                          heblicher Kostenfaktor. Dieses
                          Managementprinzip könnte
                          von der Natur abgeschaut sein,
                          denn auch eine Zelle kann es
                          sich nicht leisten, mit der Pro-
                          duktion überflüssiger Proteine
                          Ressourcen zu verschwenden.
                          Sie muss aber, ebenso wie die
                          Industrie, schnell auf akuten
                          Bedarf reagieren können.
                          Daher unterliegt die Protein-
                          synthese einer vielschichtigen,
                          strikten Regulation.

                          Die erste Kontrollebene greift
                          bei der Herstellung von mRNAs,
                          den Gen-Abschriften, die als
                          Matrize für die Proteinsynthe-
                          se dienen. Ist der Bedarf an ei-
                          nem bestimmten Protein jedoch
                          besonders dringend, kann die
                          Zelle nicht auf neue Abschriften
                          warten, sondern muss auf vor-
                          gefertigte mRNAs zugreifen
                          können. Gilt es beispielsweise,
                          bei einem Infekt rasch den
                          Erreger zu bekämpfen, müssen
                          Botenstoffe des Immunsystems
                          in Minutenschnelle ausge-
                          schüttet werden. Der Trick
                          dabei: Deren mRNA-Moleküle
                          werden kontinuierlich herge-
                          stellt, enthalten aber spezi-
                          fische Abbausignale, gebildet
                          aus den Basen Adenin und
                          Uracil (A und U). Diese Signale
                          bewirken, dass die Moleküle im
                          Normalfall – kaum produziert
                          – wieder degradiert werden.
     Dr. Georg Stöcklin   Erst eine Stimulierung der
                          Immunzelle, etwa durch den

22
Krankheitserreger, stabilisiert    Ausbeute an diesen Faktoren
die Matrizen und gibt damit        steigern. Um die Hypothese
den Startschuss für die Protein-   zu überprüfen, durchforstet
synthese.                          Stöcklin systematisch die
                                   Genaktivitätsprofile verschie-
Georg Stöcklin und die Mitar-      dener Tumorarten: Er geht
beiter seiner Nachwuchsgrup-       davon aus, dass in Krebszellen,
pe im DKFZ konzentrieren ihre      die ungewöhnliche Mengen an
Forschung auf mRNAs mit ein-       AU-Bindeproteinen produzie-
gebautem Abbausignal. Die          ren, mRNA-Stabilisierung zur
Immunbotenstoffe sind für sei-     Tumorentstehung beiträgt. Die-
ne Untersuchungen ein geeig-       ser Mechanismus muss aller-
netes Modellsystem: So beträgt     dings erst noch im Experiment
die Lebensspanne der mRNA          nachgewiesen werden.
für den Botenstoff TNFα ge-
rade mal zehn Minuten – eine       Die neuen Möglichkeiten der
RNA ohne AU-Signal überlebt        Allianz nutzend, ist Georg
dagegen viele Stunden oder         Stöcklin vor kurzem mit seiner
Tage. Spezifische Erkennungs-      Arbeitsgruppe vom DKFZ ins
proteine, etwa das von Stöcklin    ZMBH umgezogen. In enger
identifizierte BRF1, binden AU-    Zusammenarbeit mit Kollegen
Signale und leiten den RNA-        aus beiden Institutionen kann
Abbau ein. Meldet die Zelle je-    er so den mRNA-Abbau noch
doch akuten Bedarf an einem        umfassender untersuchen.
Immunbotenstoff, so werden
die AU-Bindeproteine durch
Phosphatgruppen gehemmt,
der Abbau der mRNA dadurch
gestoppt.

Der Abbau der mRNA-Moleküle
erfolgt nicht wahllos, sondern
ist im Zellplasma auf bestimm-
te Körperchen, genannt proces-
sing bodies, konzentriert. Darin
sind die wichtigsten Enzyme
angesiedelt, die, so konnte
Stöcklin zeigen, mRNAs mit
AU-Signalen abbauen.

Eine Reihe von Beobachtungen
gibt Grund zu der Vermutung,
dass Tumorzellen bestimmte
mRNAs, die für wachstumsför-
dernde Proteine kodieren, vor
dem Abbau schützen und so die

                                                                     23
Struktur, Funktion            Aufbau und Differen-           Entwicklung und Re-
    und Regulation von            zierung von Zellen und         generation, Degenera-
    Biomolekülen                  Stammzellen                    tion, Altern und Krebs

    Nachfolge Prof. Konrad        Prof. Bernhard Dobberstein     Prof. Hellmut Augustin
    Beyreuther                    Prof. Werner Franke            Prof. Peter Angel
    Dr. Dirk Bossemeyer           Nachfolge Prof. Werner         Prof. Petra Boukamp
    Nachfolge Prof. Hermann       Franke                         PD Dr. Jörg Großhans
    Bujard                        Nachfolge Prof. Dirk Görlich   Dr. Stephan Herzig
    Prof. Bernd Bukau             Dr. Oliver Gruß                Prof. Bernard Mechler
    Prof. Christine Clayton       Dr. Thomas G. Hofmann          Dr. Margareta Müller
    Dr. Tobias Dick               Prof. Dietrich Keppler         Prof. Christof Niehrs
    Prof. Ingrid Grummt           PD Dr. Ursula Klingmüller      Nachfolge Prof. Renato Paro
    Prof. Frank Lyko              Prof. Doris Mayer              Prof. Günther Schütz
    PD Dr. Matthias P. Mayer      Dr. Gislene Pereira            Nachfolge Prof. Günther
    Prof. Walter Pyerin           Prof. Elmar Schiebel           Schütz
    Dr. Georg Stöcklin            Nachfolge PD Dr. Blanche
    Dr. Victor Sourjik            Schwappach

Die DKFZ-ZMBH-Allianz:
Ein neuartiges Kooperationsmodell zwischen Universität und
einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
•    gemeinsame Forschungsprogramme

•    gemeinsame Nutzung der wissenschaftlichen Infrastruktur

•    Gründung gemeinsamer Abteilungen und Arbeitsgruppen

•    gemeinsame Basis für den Transfer in die Medizin

•    neue Karrierewege für den wissenschaftlichen Nachwuchs

•    gemeinsame Ausbildung und Lehre

•    gemeinsames Förderprogramm

•    gemeinsame Leitungsgremien

24
Impressum
Herausgeber:
Deutsches Krebsforschungs-
zentrum in der Helmholtz-Ge-
meinschaft und
Universität Heidelberg, Zent-
rum für Molekulare Biologie
Heidelberg

Verantwortlich:
Dr. Sibylle Kohlstädt
Deutsches Krebsforschungs-
zentrum
Presse- und Öffentlichkeitsar-
beit
Im Neuenheimer Feld 280
D-69120 Heidelberg
presse@dkfz.de
www.dkfz.de

Autoren:
Dr. Sibylle Kohlstädt
Dr. Stefanie Reinberger

Redaktion: Elisabeth Hohensee

Bild- und Layoutkonzept, Satz:
Dagmar Anders, Different Arts,
www.different-arts.de

Druck: City Druck, Heidelberg

© Deutsches Krebsforschungs-
zentrum, Universität Heidel-
berg, 2007
Alle Rechte vorbehalten

Bildnachweis
Titel und U1, S. 2/3, S. 23 (oben und
unten): DKFZ, Georg Stöcklin; S. 1
(links), S. 15 (unten): Medienzent-
rum Universitätsklinikum Hei-
delberg; S. 1 (rechts), 3 (unten
rechts), 4, 6, 8, 9 (unten), S. 10, 11
(unten), 12, 13 (unten), S. 14, 16, 18,
19 (Mitte), 20, 22, 23, Mitte: DKFZ,
Yan de Andres; S. 2, 21: ZMBH,
Victor Sourjik; S. 3 (oben), und
S. 5 (außer Mitte), S. 15 (unten),
S. 25 (U2): DKFZ, Herbert Spring,
S. 5, Mitte: http://en.wikipedia.
org/wiki/Image:Kinetochore.jpg;
S. 7: DKFZ, Hellmut Augustin; S. 9
(oben und Mitte): ZMBH, Bernd
Bukau; S. 11 (oben und Mitte):
ZMBH, Christine Clayton; S. 13,
oben: DKFZ, Stephan Herzig;
S. 15 (oben und Mitte): DKFZ,
Ursula Klingmüller; S. 17: DKFZ,
Christof Niehrs; S. 19 (oben und
unten): ZMBH, Elmar Schiebel.

                                  25
Zentrum für Molekulare Biologie der
     Universität Heidelberg
26
Sie können auch lesen