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Magazin Magazin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands / April 2021 2 Berufswahl und Corona Die Lerninsel im Tägelmoos ZKM-Umfrage zum Halbklassenunterricht
WEITERBILDUNG UND BERATUNG Themenreihe Info-Anlass Neue Themen für Volksschulen An mehreren Abenden werden verschiedene Mittwoch, 19. Mai 2021 Aspekte eines Themas aufgenommen. Masterstudiengänge – Schulische Heilpädagogik – Digitaler Wandel in Schule – Heilpädagogische Früherziehung und Gesellschaft – Schule positiv gestalten Mehr Informationen finden Sie unter – Gemeinschaftliche Schulführung u.a. www.hfh.ch/agenda oder auf Facebook phzh.ch/themenreihen unter /hfh.edu. Anmeldung erforderlich. Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Jetzt erst recht: Nach dem Winter ist vor dem Winter Buchen Sie Fassen Sie jetzt schon die vielen Möglichkeiten ins Auge, wie Sie den Kindern und Jugendlichen Ihrer Klasse(n) dank Schneesportlagern viel Freude Freude! bescheren können. Raus an die Frühsommer-Luft Und falls Sie mit Ihrer aktuellen Klasse noch in diesem Schuljahr ein inspirierendes Lager durchführen möchten, finden Sie auf GoSnow.ch neu auch zahlreiche Angebote für Outdoor-Berglager im Frühsommer. Ganz wie gewohnt: Sie wählen Ihr Wunschlager – vom Selbstkocherhaus bis zur Vollpension – und wir organisieren den Rest! Wir freuen uns, Ihnen und Ihrer Klasse eine schöne Zeit voller Freude bieten zu können. GoSnow_Ins_Frühling 2021_182x128mm_ZLV Magazin_01.indd 1 17.03.21 17:37
Editorial Lob in schwierigen 5 Zeiten GL-Kolumne Im Februar machten die Schulpsycholog/-innen und die Schul- psychologischen Dienste auf die hohe Zahl von Abklärungen aufmerksam. Schulpsychologin Mirjana Minger und Dienstlei- ter Matthias Obrist erklären im Interview auf Seite 14, wie die psychische Verfassung vieler Schülerinnen und Schüler nach einem Jahr Corona-Massnahmen leidet. Obrist spricht aber auch ein schönes Lob aus: «Corona betrifft die Jüngeren viel 18 weniger als die Älteren, aber es wird sehr viel Rücksicht von Die Lerninsel ihnen verlangt. Hier muss man den Kindern und Jugendlichen Die Primarschule Tägelmoos ein grosses Kränzchen winden.» in Winterthur betreibt seit drei Jahren eine Schulinsel – Corona erschwert auch das Schnuppern und die Lehrstellensu- 6 eine Erfolgsgeschichte. che. Zwar gibt es immer noch genügend Lehrstellen, das zeigen Lehrstellensuche die Zahlen. Der ganze Berufswahlprozess läuft aber wegen der Vier Sekundarschüler/ Corona-Massnahmen nicht mehr rund. In diese Situation platz- te die Meldung der Berufsbildungsämter, die Lehrstellen nun -innen erzählen, was sie bei der Suche nach einer Lehr- 21 schon ab dem 1. April auf ihren Plattformen auszuschreiben – Mutationen bitte melden! stelle oder einer Schnupper- worüber viele Sekundarlehrpersonen nur den Kopf schüttelten. lehre erlebt haben. Dieses Magazins beleuchtet die Lehrstellensuche in Zeiten von Corona aus verschiedenen Perspektiven (ab Seite 5). Ich durfte schon einige Schulinseln besuchen. Diesmal war ich in der Primarschule Tägelmoos in Winterthur (Seite 18). Der Tenor lautet auch hier: Die Schulinsel entlastet die Lehrerinnen und Lehrer nur schon deshalb, weil es diese Möglichkeit gibt. Auf der ZLV-Website finden Interessierte übrigens die gesam- melten Beiträge und Interviews zu Schulinseln. 22 Aus den Sektionen 9 Sieben Seiten Berichte aus den Sektionen und Mitglie- «Grosse Unsicherheit» derorganisationen des ZLV – Roland Schaller «Die Jugendlichen müssen Redaktor ZLV-Magazin unter anderem mit einer sich für Lehrstellen bewer- Umfrage zum Thema Halb- ben, die sie nicht wirklich klassenunterricht. kennen lernen konnten», sagt die Berufsberaterin Cornelia Bürgi 29 Impressum ZLV-Magazin Rätselseite Herausgeber: Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV), Ohmstrasse 14, Postfach, 8050 Zürich, Tel. 044 317 20 50, Fax 044 317 20 59 Redaktion: Roland Schaller, roland.schaller@zlv.ch Redaktion MO und Sektionen: Marion Heidelberger (Sektion Primarstufe I), 14 30 Mark Plüss (MLV), Simon Müller (ZKM), Laila Asmeg (TTG) Gabi Fink (VKZ), Olivia Rigert (Sektion Sekundarstufe), Standpunkt Veranstaltungshinweise Eva Karlinger (Sektion SHP), Franziska Kaiser (BBF) Druck und Versand: FO-Fotorotar, 8132 Egg ZH ZLV-Sektion Sek für Pensionierte Layout: Beaterice Roos | Nicole Widmer Meier, FO-Fotorotar, 8132 Egg ZH Inserate: Zürichsee Werbe AG, 8712 Stäfa, Telefon 044 928 56 09, Fax 044 928 56 00, Anzeigenverkauf: Martin Traber, martin.traber@zs-werbeag.ch Titelbild: Roger Wehrli fotografierte drei Schülerinnen und einen Schüler der Abonnemente: Jahresabonnement Fr. 50.– Sek Stettbach in Schwamendingen. Erscheint 5-mal jährlich ZLV-Magazin 2/21 3
Zuhause mit der Welt vernetzt. Exklusive Konditionen für Mitglieder des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands: Mobile Abo (Freedom swiss unlimited) mit Internet (We Home M) kombiniert ab CHF 74.45/Monat. Zum Beispiel: Freedom We Home M swiss unlimited bis 500 Mbit/s - ffice 34.45 40.– e O Hom ebot Ang statt 65.– statt 75.– Das Kombiangebot gilt für bestehende wie auch neue Sunrise Kunden, welche noch kein Home-Produkt von Sunrise besitzen. Mehr Angebote und Infos via QR-Code oder im Sunrise Shop in Ihrer Nähe. ZLV-Magazin 2/21 4
Kolumne Berufsglück Vor gut einem Jahr fragte mich meine Schulleiterin, ob ich für sie während ihres Mutterschaftsurlaubs die Schulleitung überneh- men würde. Ich sagte zu. Schon da war ich mir nicht sicher, ob mir meine TTG-Stunden nicht zu fest fehlen würden. Aber es ist ja nur ein halbes Jahr und Schulleitung wollte ich schon lange ein- mal auch praktisch ausprobieren. Den nötigen CAS hatte ich schon länger in der Tasche. Nun, es war ein heftiges halbes Jahr! Die ganze Corona-Situation hatte den Job nicht einfacher gemacht und die damit verbundene Verantwortung hat mir in manchen Nächten den Schlaf geraubt. Aber es war auch super interessant, direkt am Puls der Orgenisa- tion Schule zu arbeiten. Hätte ich zwei Leben, wäre eines davon als Schulleiterin. Und ich bin ja so froh, dass es diesen Job gibt. Klar gibt es auch Momente, die mühsam sind. Und nicht zuletzt auch einiges, was Seit dem 1. März ist meine Schulleiterin wieder zurück und ich schnell angepasst werden müsste, aber in der politischen Mühle bin wieder im TTG. Schon in der Garderobe, als das erste Kind halt ewig dreht. seine Schuhe auszog und passende Finken suchte, ging mir auf, wie sehr mir der direkte Kontakt zu den Kindern gefehlt hatte. Nichtsdestotrotz ist es doch ein riesiges Glück, ein Berufsleben Was ist es für ein Glück, den Tag mit Kindern zu verbringen! Sie lang als Lehrerin mit Kindern arbeiten zu dürfen! Da ich nur ein sind so frisch und neugierig, stellen viele Fragen, saugen alles in Leben habe, entscheide ich mich ganz klar für das als Lehrerin! sich auf und haben tausend Ideen! Die Rückmeldung auf meine Inputs bekomme ich unmittelbar. Das gibt mir die Chance, wenn nötig noch etwas nachzuschieben oder sofort anzupassen. Ich weiss immer, woran ich bin. Gemeinsam sind wir unterwegs, Neues zu lernen. Ich beobachte, begleite, unterstütze und stelle sicher, dass alles funktioniert. Die leuchtenden Augen und ein von ganz weit innen kommendes «Aha!» lassen mein Herz hüp- fen. Was für ein gutes Gefühl ist das am Ende des Tages. Die Ar- Dominique Tanner beit als Lehrerin erlebe ich als sehr sinnvoll und befriedigend. Vizepräsidentin ZLV Medien Maskenpflicht Absenzen ab der 4. Klasse 038.256250 Teurer Alleingang Mehr testen «Unser Hauptanliegen ist, dass die Schu- In Erlenbach sind Eltern wegen einer Absenz ih- res Kindes gebüsst wor- Ihre Partner- und Beraterfirma für den perfekten Firmenauftritt mit folgendem Sortiment: Wikland, ProJob, Switcher usw. Seestrasse 141, 8703 Erlenbach Corona-Massentests Dass weiterhin Präsenzunterricht stattfin- len offen bleiben können», sagte ZLV-Prä- Der ZLV sieht dies entschieden anders. 044 923 44 44 den – ein Einzelfall im Bezirk Meilen. Im Überblick Frank Speidel Vielfältige Kunst den kann, begrüsst der ZLV-Präsident sident Christian Hugi. Die Maskenpflicht Bereits seit dem Sommer forderten sie 300 Franken plus 250 Franken Meilen. «Meilen kreativ» ist eine Staatsgebühr müssen die Eltern Plattform für vielfältige Kunst. eines Erlenbacher Kindes bezah- Bilder und Skulpturen, Fotos, len, weil dieses unentschuldigt Collagen und Zeichnungen wer- vom Unterricht ferngeblieben den dort ausgestellt. Seite 2 ist. Laut einem Bericht der «NZZ Planungszone fixiert Christian Hugi. Die Schulen müssten alles sei vor diesem Hintergrund richtig. Um eine offensivere Teststrategie, sagt der Prä- am Sonntag» wollte die Familie über Weihnachten nach Guate- Erlenbach. Die Baudirektion mala fliegen, um das ehemalige über die im Gebiet Bahnhof- Kindermädchen der Tochter zu strasse befindlichen Grundstü- besuchen. Die Eltern stellten ein cke eine Planungszone für drei Gesuch, damit ihr Kind für sie- Jahre festgesetzt. Seite 4 daransetzen, dass die Schulhäuser sicher die Schulen offen halten zu können, wären sident des Verbands, Christian Hugi, im ben Tage vom Unterricht fern- bleiben kann. Dieses wurde von Drei auf einen Streich der Schule jedoch nicht bewil- Abseits des Rampenlichts, aber trotzdem im Mittelpunkt: Dirigent Caspar Dechmann ist Herr des musikalischen Geschehens. (Andreas Faessler) Hombrechtikon. Drei Kunst- ligt. Die Familie verreiste trotz- schaffende aus Hombrechtikon dem, worauf sie vom Statthalter- zeigen ihre Werke zum Thema amt Bezirk Meilen verzeigt Hombrechtikon Operettenverein betritt Neuland «Natur – Kultur – Archaik» im bleiben. Es sei zudem ein Fehler gewesen, laut Hugi weitereOperettenprojekt Massnahmen wichtig – Seite 5 Gespräch mit dem «Regionaljournal Zü- worden ist. Dorfmuseum. Ambitiöses Im Kanton Zürich gilt die Jo- kertag-Regelung. Demnach dür- Für die Familie fen Schulkinder an maximal Küsnacht. Im ersten Oberge- zwei Tagen unentschuldigt dem schoss der Liegenschaft Obere Unterricht fernbleiben. Eine Um- Wiltisgasse 28 wird ein Famili- frage der «ZSZ» bei Schulen enzentrum eröffnet. Seite 7 dass bis anhin Kinder selten getestet wur- etwa dass alle Klassenzimmer mit rich Schaffhausen». Jetzt, wo vermehrt zeigt: Dass Eltern die Ferien ih- Der Operettenverein Hom- studiert: Morgen Abend heisst es bach hat die Mitwirkenden vor Musikern, dem Chor und den rer Kinder eigenmächtig verlän- brechtikon geniesst Bekanntheit Vorhang auf für «Die schöne He- eine grosse Herausforderung ge- Solisten ganze Arbeit geleistet. Aufteilung kein Thema gern, wie dies in Erlenbach der bis weit über die Bezirksgrenzen lena». Die nach «Orpheus in der stellt. Dirigent Caspar Dech- Die erfolgreiche Hauptprobe ver- Affäre Gaddafi. Der libysche Fall war, ist in der Region ein hinaus. Für diese Saison hat der Unterwelt» bekannteste Operette mann und Regisseur Volker Vo- spricht eine ebenso gelungene Antrag zur Aufteilung der Einzelfall. Seite 2 Verein ein besonderes Werk ein- des Komponisten Jacques Offen- gel haben zusammen mit den Aufführungsreihe. (af) Seite 3 Schweiz auf ihre Nachbarländer ist für die Uno-Generalversamm- den, weil diese in der Regel fast keine CO2-Messgeräten ausgestattet werden. Bei wieder ganze Schulhäuser geschlossen lung kein Thema. Seite 12 IV-Zusatzfinanzierung Gesundheitswesen Spitaltag im Zeichen des Nachwuchses Fussball Übernahme besiegelt Hosenlupf Spitälern geht Personal Sozialpolitischer aus Stäfa-Präsident Küng tritt zurück Wien. Die Übernahme der ma- roden Austrian Airline durch die Lufthansa ist am Donnerstag mit Symptome zeigen. Laut Christian Hugi zu hohem CO2-Gehalt der Luft müssten der Unterschrift unter den Ver- werden und Schülerinnen und Lehrer in Einig sind sich die beiden Na- Die Spitäler schlagen Sportlich läuft es dem Fuss- trag besiegelt worden. Seite 13 tionalräte Toni Bortoluzzi (SVP, ballklub Stäfa gut: Nach etlichen ZH) und Paul Rechsteiner (SP, Alarm: Die Schweizer Turbulenzen ist Ruhe einge- Ein Familienmensch SG) darin, dass die verschuldete Universitäten bilden zu kehrt, und die erste Mannschaft Rapperswil-Jona. Volfkan Gjo- IV saniert werden muss. Doch ist erfolgreich in die neue Saison kaj, der dienstälteste Spieler des darüber, wie das geschehen soll, wenig Ärzte aus. Auch gestartet. Umso überraschender FC Rapperswil-Jona, verbringt brauche es dringend Informationen darü- Luftfilter respektive Lüftungen installiert Quarantäne müssten, soll auch das Testen gehen die Meinungen auseinan- Pflegepersonal fehlt. ist nun dies: Klub-Präsident Ro- seine Freizeit am liebsten mit der. Im Streitgespräch zur IV-Zu- ger Küng wird an der General- der Familie. Seite 17 satzfinanzierung, über die am Der Personalmangel wird für versammlung vom 19. Oktober 27. September abgestimmt wird, plädiert Rechsteiner für ein Ja. die Schweizer Spitäler zum Pro- blem. Vor allem dank ausländi- den Rücktritt erklären, wie die «Zürichsee-Zeitung» in Erfah- Rubriken Wer jetzt die Zusatzfinanzierung schem Personal kommen die rung gebracht hat. Küng strebt Agenda Seiten 21, 22 Kultur Seite 25 ber, welche Rolle Schulkinder effektiv in werden, da ansonsten eine erhöhte Gefahr bei Kindern und Jugendlichen ausgedehnt verweigere, der schade auch der meisten von ihnen zwar noch einen sofortigen Rücktritt an. TV, Radio Seite 26 AHV. Deshalb stehe er hinter der über die Runden. Der Spitalver- Nur wenn sich kein Nachfolger Wetter Seite 27 Vorlage, obwohl er sonst gegen band H+ schätzt, dass die finden liesse, würde er ad inte- Todesanzeigen Seite 4 Erhöhungen der Mehrwertsteuer Schweiz rund doppelt so viele rim weitermachen – «aber ohne Amtliche Anzeigen Seiten 6, 14 Immobilien Seite 18 sei, sagt Rechsteiner. Für Borto- Ärztinnen und Ärzte braucht, mich als Präsident wählen zu Veranstaltungsinserate Seite 20 luzzi ist dagegen klar, dass die wie derzeit ausgebildet werden. lassen», wie er sagt. Den Grund Strukturen der IV falsch sind. Wie eine Umfrage des For- für seinen Rückzug beschreibt der Ansteckungskette und somit in der von Corona-Ansteckungen über Aerosole werden. Wenn man der IV jetzt wieder schungsinstituts GFS.Bern im Küng so: «Die Belastung ist zu Geld gebe, gehe der Schlendrian Auftrag von H+ ergeben hat, gross geworden.» (zsz) Seite 17 weiter. (phh) Seite 12 verschärft sich das Problem aber laufend. Drei Viertel der Spitäler haben heute offene Stellen, die Mexiko Anzeige 038.237301 nicht besetzt werden können. Anzeige 038.256227 Eskalation Corona-Pandemie spielen. bestehe. 22.3.21 Gemäss H+ ist das fehlende me- In der Pflege sind mittlerweile bis zu 40 Prozent der Stellen mit hörstudio küsnacht dizinische Personal in den letz- Ausländern besetzt. (key) Komfort für hörgeräte ten Jahren im Ausland rekrutiert im Drogenkrieg nimmermüde worden. In der Pflege sind mitt- in Humanmedizin, kritisiert beit sollen die Fachkräfte länger Beine. kostenloser hörtest lerweile bis zu 40 Prozent der H+. Wie der Ärzteverband im Beruf gehalten werden. Ge- Am Mittwoch ist der mexika- Für Lebensqualität und Vertragslief. AHV/IV Stellen mit Ausländerinnen und FMH und der Schweizerische stärkt werden sollen auch Wie- nische Drogenkrieg neu eska- Wohlbefinden im Alltag und 20.1.21 21.1.21 eidg. Fachausweis Ausländern besetzt. 27 Prozent Wissenschaftsrat fordern darum dereinstiegsprogramme. liert. Laut Medienberichten star- ganz besonders während der Spitälärzte stammen aus auch die Spitäler mehr Studien- ben an diesem Tag 53 Menschen längeren Reisen die dem EU-Raum. plätze und die Aufhebung des Werbung für Spitalberufe im Kugelhagel der sich bekrie- angenehm stützende Wirkung Numerus clausus für das Stu- Den Nationalen Spitaltag vom genden Drogenkartelle. 17 Ju- dank der hervorragenden Mehr Studienplätze dium der Medizin an den 19. September stellt H+ ins Zei- gendliche wurden in einem Re- Sigvaris-Qualität von Abhilfe versprechen sich so- Schweizer Universitäten. chen der Nachwuchsförderung. habilitationszentrum in der Strümpfen und Socken in wohl der Branchenverband wie Zudem sollen die Pflegebe- Rund 80 Spitäler und Pflegeins- nordmexikanischen Stadt Ciudad modischen Farben. Dorfstrasse 24, 8700 Küsnacht auch die Personalverantwort- rufe attaktiver gemacht werden: titutionen werden Jungen die Juárezder von Maskierten er- Apot heke Hotz Telefon 044 912 28 18 lichen der Spitäler von einer Mit Karriereperspektiven, einem Berufe im Gesundheitswesen schossen. Ebenfalls getötet wur- Sanit ätsgesc häf t Di–Fr 9–12 und 13.30–17 Uhr besseren Ausbildung. Von rund breiten Einsatzspektrum, höhe- vorstellen und die Perspektiven de der stellvertretende Sicher- 87 0 0 Kü s n a c h t oder nach Vereinbarung 3400 Interessenten bekämen ren Löhnen und besseren Rah- in den Gesundheitsberufen er- heitschef des westlichen Bundes- 0 4 4 910 0 4 0 4 nur gut 1000 einen Studienplatz menbedingungen für Teilzeitar- läutern. (sda) Seite 11 staats Michoacan. (zl) Seite 13 w w w. a p o t h e ke - h o t z . c h ZLV-Magazin 2/21 5
Thema Altin Arifi 2. Sek, 14 Jahre Ich suche eine Schnupperlehre als Automobil- Mechatroniker. Wegen Corona habe ich bisher nur Absagen erhalten. Es gab etliche Corona-Fälle in den Garagen, bei denen ich angefragt habe. Das ist schon frustrierend. Immerhin konnte ich bei Online- Informationsveranstaltungen mitmachen, beispielsweise für Mediamatiker oder Carrosseriespengler. Das war spannend. ZLV-Magazin 2/21 6
Thema Fjona Shabani 2. Sek, 14 Jahre Ich interessiere mich für eine Lehre als Fachfrau Gesundheit. Es ist sehr schwierig, eine Schnupperlehre zu finden. Ich bewarb mich bei vielen Spitälern, erhielt aber wegen Corona immer Absagen. Das war schon deprimierend. Deshalb bewarb ich mich auch bei verschiedenen Kitas und konnte tatsächlich zwei Tage schnuppern gehen. Das hat mir gut gefallen. FaGe steht aber an erster Stelle, denn ich möchte später einmal Hebamme werden. ZLV-Magazin 2/21 7
Thema Sabrina Fernandes Carvalho 3. Sek, 15 Jahre Die Lehrstellensuche ist für mich wegen Corona eine schwierige Phase. Ich möchte Fachfrau Gesundheit werden, konnte aber nirgends schnuppern. Es gab Momente, da wollte ich aufgeben, weil ich zu viele Absagen erhielt. Meine Mutter und meine Tante haben mich aber immer stark unterstützt. Schliesslich klappte es doch und ich konnte in einem Altersheim schnuppern. Das hat mir gefallen, jetzt suche ich eine Lehrstelle. Dajana Tojagic 3. Sek, 15 Jahre In der 2. Sek konnte ich verschiedene Berufe kennen lernen, beispielsweise Coiffeuse. Das gefiel mir aber nicht. Zu Beginn der 3. Sek suchte ich weiter, bekam aber wegen Corona viele Absagen. Schliesslich konnte ich als Fachfrau Gesundheit und als Fachfrau Betreuung schnuppern. Nun möchte ich eine Lehre als FaBe mit Kindern machen und suche eine Lehrstelle. Immerhin kann ich eine Vorlehre machen. ZLV-Magazin 2/21 8
Thema Berufsberaterin Cornelia Bürgi Die Jugendlichen müssen sich für Lehrstellen bewerben, die sie nicht wirklich kennen lernen konnten, das ist nicht ideal. Berufsberaterin Cornelia Bürgi begleitet und unterstützt die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Boden in Richterswil. ZLV-Magazin 2/21 9
Thema «Bei den Jugendlichen herrscht eine grosse Unsicherheit» Wie ergeht es den Schülerinnen und Schülern der die gesamte Schweiz. In ihrer Messung vom Februar berichten 2. und 3. Sekundarstufe, die in Zeiten von Corona eine die befragten Betriebe, dass 72 Prozent der für den Sommer 2021 Lehrstelle suchen? Das wollten wir von Cornelia Bürgi angebotenen Lehrstellen bereits besetzt sind. Und auch von einer wissen, Berufsberaterin im biz Horgen. zukünftigen Lehrstellenkrise kann man im Moment noch nicht sprechen. In derselben Untersuchung sagen 80 Prozent der Be- Cornelia Bürgi arbeitet im Berufsinformationszentrum Horgen triebe, dass sie für den Lehrstart 2021 gleich viele oder sogar und berät dort Jugendliche und Erwachsene. Sie begleitet und mehr Lehrstellen anbieten als im Vorjahr. unterstützt die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Boden in Richterswil während ihrer gesamten Berufswahlzeit. Eingeschränktes Schnuppern Das sind pro Jahrgang fünf bis sieben Sek-A- und Sek-BC-Klas- Also alles in Butter? Nein, findet Cornelia Bürgi. Schon für die sen. «Normalerweise habe ich regelmässige Schulhaussprech- Schülerinnen und Schüler der heutigen 3. Sek war das Schnup- stunden, bin im Schulhaus vor Ort oder berate Eltern und Ju- pern wegen des ersten Lockdowns in gewissen Branchen schwie- gendliche hier im Zentrum. Nun allerdings findet alles online rig. Dazu gehörten das Gastgewerbe, die Hotellerie, das Gesund- statt», erzählt Bürgi. Das sei nicht ideal, denn: «Präsenzberatun- heitswesen sowie die Büroberufe, die schon damals im gen kommen bei den Jugendlichen viel besser an und werden Homeoffice arbeiteten. «Die Jugendlichen müssen sich also für auch reger genutzt.» Doch vorweg: Gibt es überhaupt so etwas Lehrstellen bewerben, die sie nicht wirklich kennen lernen konn- wie eine Lehrstellenkrise in Zeiten von Corona? ten, das ist nicht ideal», urteilt Bürgi. Bei den Schülerinnen und Schülern der 2. Sek fallen nun noch Lehrstellenmarkt funktioniert mehr Möglichkeiten weg, die Berufswelt kennen zu lernen. Schaut man sich die nackten Zahlen an, so funktioniert der Lehr- Schon im Herbst konnten keine Berufsmessen mehr durchge- stellenmarkt zumindest beinahe so gut wie vor Corona. Das zeigt führt werden. Und das aktuelle Schnuppern ist häufig nur noch sich ganz konkret im Schulhaus von Cornelia Bürgi und ihrer online möglich. Zwar geben sich die Branchenverbände und Be- 3.-Sek-Schülerinnen und -Schüler. 76 Prozent der Sek-A-Schü- triebe grosse Mühe, stellen sich in kurzen Videos vor und lassen ler/-innen fanden bis jetzt eine Anschlusslösung – das Gespräch sich auch sonst verschiedene Online-Events einfallen. «Die On- fand Anfang März statt und die Gymiprüfungen standen gerade line-Veranstaltungen können das reale Erlebnis in einer Firma bevor. Bei den Sek-BC-Schüler/-innen hatten zu diesem Zeit- aber nicht ersetzen», weiss Bürgi. punkt immerhin 61 Prozent eine Anschlusslösung. Hier gebe es einige Jugendliche, die vom Deutsch her noch nicht bereit für Mehr Kompromisse eine Lehrstelle seien. Diese Jugendlichen gehen in der Regel ins Corona belastet die Jugendlichen stark, das nimmt auch Cornelia Integrationsschuljahr an der Berufswahlschule in Oberrieden. Bürgi so wahr: «Zuerst einmal fehlt ihnen der Ausgleich neben Das entspricht auch den Ergebnissen des Projekts «Lehrstellen- der Schule, in der Freizeit. Kommen dann noch negative Erfah- Puls» der ETH Zürich und der Lehrstellenplattform Yousty für rungen wie beispielsweise die Absage einer Schnupperlehre oder sogar einer Lehrstelle dazu, dann fällt es ihnen schwer, das zu verarbeiten.» Das führe bei den Schüler/-innen zu einer grossen Unsicherheit. Für die Jugendlichen ist es schwierig, die Situation richtig einzuordnen. «Die Probleme haben oft nicht mit ihnen zu tun, sondern es ist eine schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt», sagt Bürgi. «Zur Verarbeitung dieser negativen Erfahrungen be- nötigen sie die Unterstützung der Eltern, der Lehrpersonen und von uns Fachleuten.» Das führe dazu, dass sich in der aktuellen Situation mehr Jugend- liche aufs Gymnasium konzentrieren oder schon jetzt das zehnte Schuljahr ins Auge fassen. Und es führe auch dazu, dass sich die Jugendlichen zu schnell für eine bestimmte Lehrstelle entschei- den. Es fehle die Möglichkeit, so Bürgi, die Berufswahl nochmals zu überprüfen: «Die Jugendlichen verlassen sich auf etwas ver- meintlich Sicheres und Stabiles, auf die Zusage der ersten Lehr- stelle, sie schauen nicht weiter.» Deshalb befürchtet Bürgi, dass es als Konsequenz zu mehr Lehrabbrüchen kommen könnte, weil die Berufswahl nicht richtig abgeschlossen werden konnte. ZLV-Magazin 2/21 10
Thema Neue Erfahrungen Allerdings sei dieses Phänomen nicht neu. Schon in der Vergan- Die aktuelle Situation sei zwar für die Jugendlichen sehr schwie- genheit führten gewisse Betriebe in der zweiten Sek bereits Selek- rig, sie ermögliche aber auch neue Erfahrungen, so Bürgi: «Der tionsschnupperlehren durch und versprachen im Anschluss die Umgang mit unkontrollierbaren Situationen und mit Isolation, Lehrstellen. Man müsse das auch aus der Sicht der Lehrbetriebe die Haltung bezüglich Loyalität und Interessen gegenüber der sehen, so Bürgi: «Schnupperlehren bedeuten für die Firmen ei- Gesellschaft, das Kennenlernen von Techniken als Alternative nen grossen Aufwand.» für persönliche Kontakte und eine hohe Anforderung an die ei- Und sie vertraut auf die Lehrbetriebe, die viel Erfahrung mit der gene Flexibilität – solche Kompetenzen werden im Arbeitsmarkt Selektion von Jugendlichen haben: «Sie wollen sicher nicht, dass auch ohne Covid-19 immer mehr an Bedeutung gewinnen.» es zu mehr Lehrabbrüchen kommt.» Ein früher Lehrvertrag birgt Klar ist für Bürgi aber auch, dass die Schülerinnen und Schüler auch für die Betriebe Risiken, dass die Jugendlichen in der langen ohne grosse Arbeitsmarkterfahrung in diesem Lernprozess stark verbleibenden Schulzeit einen Beruf finden, der ihnen noch unterstützt und begleitet werden müssen, damit sie einen Lern- mehr zusagt, und dann den Lehrvertrag wieder auflösen oder sie gewinn und Erfolgserlebnisse daraus ziehen können. «Hier sind eine Lehre in einem Beruf beginnen, ohne dass zuvor die Berufs- die Eltern, Lehrpersonen und andere Fach- und Begleitpersonen wahl vollständig abgeklärt worden ist. im sozialen Umfeld wie auch wir Berufsberatende besonders ge- Dennoch ist sie mit der Vorverlegung nicht ganz glücklich: «Aus fordert», sagt Cornelia Bürgi. meiner Sicht könnte der Druck auf die Eltern und die Jugendli- chen zunehmen und es besteht ein Risiko, dass der Berufsfin- Lehrstellen früher ausschreiben dungsprozess nicht vollständig abgeschlossen werden kann.» Die Anfang Jahr entschied die Schweizerische Berufsbildungsämter- Vorverlegung der Ausschreibung kommt zumindest zu einem Konferenz SBBK, dass der offizielle Termin für die Ausschreibung sehr ungünstigen Zeitpunkt, denn Corona erschwert die Orien- der Lehrstellen auf ihren Plattformen auf den 1. April vorverlegt tierungsphase, also das Kennenlernen der Berufswelt, erheblich. wird. Das führte insbesondere bei den Sekundarlehrpersonen für Deshalb appelliert Cornelia Bürgi an die Eltern und die Jugend- viel Unverständnis. Wie sieht das die Berufsberaterin? lichen: «Ich wünsche mir, dass die Jugendlichen nach dieser Cornelia Bürgi beobachtet die Vorverlegung des Ausschrei- schwierigen Phase die Ausdauer, die Motivation und die Ruhe bungstermins mit einer gewissen Skepsis. Das Datum fällt genau bewahren, ihren Weg gehen und eine zu ihnen passende An- in die Zeit, in der die Schülerinnen und Schüler am Schnuppern schlusslösung suchen.» und somit mit dem Kennenlernen von Berufen beschäftigt sind. Allerdings glaubt sie nicht, dass deswegen sehr viele Firmen ihre Text: Roland Schaller; Fotos: Roger Wehrli Lehrstellen nun tatsächlich schon früher ausschreiben. «Ich wer- de das aber genau beobachten», sagt Bürgi. ZLV-Magazin 2/21 11
Thema Lehrstellensuche «your style» Yousty (your style) ist die grösste Internetplattform strittenen Entscheid, dass Betriebe ihre Lehrstellen schon ab dem für die Lehrstellensuche. Mit ihrem pfiffigen Auftritt 1. April auf den kantonalen Lehrstellenplattformen ausschreiben spricht die Firma die Jugendlichen auf Augenhöhe an. können. Bei Yousty ist das schon seit vielen Jahren möglich. Al- Als Bedrohung für den schulischen Berufswahlpro- lerdings präzisiert Mauch: «Bei uns können Lehrbetriebe anzei- zess sehen sie sich nicht – ganz im Gegenteil. gen, ob diese Lehrstelle auch im Folgejahr frei ist oder nicht.» Bei den Inseraten leuchtet jeweils eine Ampel. Steht sie auf Grün, Yousty wurde 2009 von Urs Casty gegründet. Sein Vorbild: boo- dann wissen die Jugendlichen, diese Lehrstelle gibt es auch im king.com – die Internetplattform fürs Reisen. Seine Idee: Mit ei- darauffolgenden Jahr 2022. Vor allem für Jugendliche, die am ner Internetplattform für die Lehrstellensuche die Sekundar- Schnuppern sind, sei das eine wichtige Information. Denn wenn schülerinnen und -schüler auf Augenhöhe ansprechen, mit einer alles passt, dann wissen die Jugendlichen, dass sie sich zu Beginn jugendgerechten Sprache, mit Videos und mit vielen Dienstleis- der dritten Sek bewerben können. tungen für die Jugendlichen. So erzählen beispielsweise Lernen- «98 Prozent der Betriebe, die Lehrstellen bei uns ausschreiben, de in Videos über ihren Beruf und über ihre Firma. «Die besten zeigen zwar an, dass es diese Lehrstelle auch im Folgejahr gibt, Botschafter für die Vorteile der Berufslehre sind die Jugendlichen die Jugendlichen können sich aber noch nicht darauf bewerben», selbst», sagt die heutige Geschäftsführerin Domenica Mauch. weiss Domenica Mauch. Yousty empfiehlt den Lehrbetrieben, «Die Berufswahl ist eine schwierige Phase. Die Jugendlichen Bewerbungen frühestens ab dem 1. Juli des Vorjahres anzuneh- müssen sich zum ersten Mal mit dieser Materie auseinanderset- men. Daran hielten sich die allermeisten Lehrbetriebe. Die Wirt- zen und es geht um ihre Zukunft. Unser Motto lautet deshalb: schaft habe kein Interesse an zu frühzeitigen Bewerbungen, und Diese Auseinandersetzung soll ihnen Freude bereiten und wir auch Yousty wolle das nicht. «Die Jugendlichen sollen sich inten- wollen sie dazu motivieren.» siv mit ihrem Berufswunsch auseinandersetzen und sich erst an- Seit 2009 wuchs Yousty rasant. Als Domenica Mauch 2013 ein- schliessend konkret bewerben», sagt Mauch. stieg, verzeichnete die Plattform 40 000 Besuche. Im Jahr 2020 waren es 4,3 Millionen Besuche. Täglich werden beinahe 1000 Yousty für Jugendliche und Lehrpersonen Online-Bewerbungen für Lehrstellen und Schnupperlehren über «Wir unterstützen die Jugendlichen nicht nur bei der Lehrstel- Yousty verschickt. Mittlerweile haben sich 230 000 Schülerinnen lensuche, sondern wir unterstützen sie von der ersten Sek bis zur und Schüler auf der Plattform registriert. 7000 Firmen sind auf bestandenen Probezeit», erzählt die gelernte Mittelstufenlehrerin Yousty aktiv, davon 2000 als zahlende Kunden. Domenica Mauch. Für jede Phase des Berufswahlprozesses fin- Yousty beschäftigt insgesamt 35 Mitarbeiter/-innen. Domenica den sich auf Yousty praktische Tools, die sie den Jugendlichen Mauch ist stolz auf ihr junges und motiviertes Team: «Wir sind gratis zur Verfügung stellen. ein kleiner Apparat. Wir sind schnell und agil. Wir können Din- Der «Berufs-Finder» ist eine erste Neigungsabklärung. Die Schü- ge ausprobieren. Wir sind ein junges Team. Mediamatik-Lernen- ler/-innen beantworten 33 Fragen mit Emojis und erhalten im de beispielsweise produzieren für uns Inhalte, die sich an der Er- Anschluss eine Liste mit 20 Berufen, die zu ihnen passen könn- lebniswelt und dem Wording der Jugendlichen orientieren.» ten. «Das soll ein spielerischer Einstieg in die Berufswelt sein», erklärt Mauch. «Es gibt über 250 Berufe. Ich kann gut verstehen, Vorverlegung der Lehrstellenausschreibung wenn die Jugendlichen zuerst einmal ratlos dastehen.» Daran an- Gleich zu Beginn nimmt Domenica Mauch Stellung zum um- schliessend bietet Yousty Tools für die gesamte Berufswahlphase. Yousty auf allen Kanälen: Website, YouTube, Instagram, Facebook. ZLV-Magazin 2/21 12
Thema Auf die ausgeschriebenen Schnupperlehrstellen und Lehrstellen begleiten die Jugendlichen eng, wenn sie es wünschen», erklärt bewerben sich die Schülerinnen und Schüler online. Im soge- Mauch. nannten Cockpit behalten sie die Übersicht über den Status ihrer Die Dienstleistung für Lehrpersonen heisst «Berufswahl-Radar». Bewerbungen. In kurzen Videos erklären Lernende, wie sie am Das ist ein separater Bereich, mit dem die ganze Klasse erfasst besten vorgehen, was in ein Bewerbungsschreiben und was in ei- werden kann. Die Schülerinnen und Schüler können ihr Yousty- nen Lebenslauf gehört. Es gibt auch Erklärvideos zu simplen Sa- Profil freigeben und so bekommt die Klassenlehrer/-in einen chen wie beispielsweise ein PDF erstellen. Zu allen wichtigen Be- Einblick in ihre Aktivitäten. Die Lehrperson sieht beispielsweise werbungsdokumenten gibt es auch Vorlagen. Für die Jugendlichen die Resultate des Berufs-Finders oder sie kann mit ihrer Klasse sind alle Dienstleistungen gratis. gratis den Berufs-Check durchführen. Ausserdem gibt es viele Hilfen für den Berufswahlunterricht. 2000 Lehrerinnen und Lehrer nutzen den Berufswahl-Radar inzwischen. «Die Jugendlichen sollen sich intensiv mit ihrem Yousty für Firmen Berufswunsch auseinandersetzen Lehrbetriebe können kostenlos auf Yousty abgebildet werden, so- fern diese dies möchten. Yousty kopiert die Ausschreibungen auf und sich erst anschliessend den kantonalen Lehrstellennachweisen, was vor einigen Jahren konkret bewerben.» zu Irritationen führte, die in der Zwischenzeit aber beigelegt Yousty-Geschäftsführerin Domenica Mauch sind. Lehrbetriebe können diese Übernahme auch ablehnen. Darüber hinaus können Firmen ein kostenpflichtiges Premium- Yousty erarbeitete eine hauseigene Eignungsabklärung, den «Be- Profil buchen, was inzwischen über 2000 Firmen auch tun. Diese rufs-Check». Seit letztem Jahr ist er sogar kostenlos. Der Check Unternehmen präsentieren sich auf der Plattform individuell. dauert 90 Minuten. Der Jugendlichen können angeben, mit wel- Ausserdem können sie zusätzliche Angebote einkaufen wie bei- chen Berufsprofilen ihre Resultate verglichen werden sollen. Pas- spielsweise Videoproduktionen. Yousty betreibt den Youtube- sen meine schulischen Fähigkeiten zu dem, was von Seiten des Channel «Lehrstellen Schweiz» mit über 900 Lehrstellenvideos Berufs gewünscht ist? Der Berufs-Check ist mit dem Konkur- von Lehrbetrieben und Berufsverbänden. Zusätzlich können Be- renzprodukt Multicheck vergleichbar. «Es gibt inzwischen viele triebe auch Kommunikationsleistungen auf Social Media bu- Betriebe, die auf unseren Berufs-Check setzen», sagt Mauch. chen. «Wir unterstützen die Firmen dabei, ihre Lehrstellen so zu Und sie schiebt gleich nach: «Wir betreiben kein Active Sour- bewerben, dass es den Jugendlichen etwas bringt», sagt Domeni- cing. Wir geben keine Daten von Schülerinnen und Schülern he- ca Mauch. «Unsere Philosophie dahinter lautet: jeder Schülerin raus, auch nicht von unserem Check.» und jedem Schüler die passende Lehrstelle in der passenden Fir- Domenica Mauch betont: «Wir bieten den Jugendlichen keine ma. Die Firmen schätzen das. Sie erhalten so im Gegenzug die persönliche Berufsberatung an. Wir sehen uns mehr als passenden Lernenden.» Yousty-Buddy.» Wenn eine Schülerin oder ein Schüler sich bei- spielsweise über die Plattform für eine Schnupperlehre bewirbt, Text: Roland Schaller; Fotos: Printscreen dann bekommen sie ein Bestätigungsmail mit allen Kontaktan- gaben des Lehrbetriebs. Wenn sie innerhalb von zehn Tagen noch keine Antwort erhalten haben, dann ermuntert Yousty die Jugendlichen: Hey, kontaktiere doch den Berufsbildner der Fir- ma, hier hast du Vorlagen, die dir helfen. «Wir unterstützen und ZLV-Magazin 2/21 13
Thema Standpunkt ZLV-Sektion Sek Noch mehr Druck für die Sekundar- schülerinnen und -schüler Die SBBK (Schweizerische Berufsbildungsämter-Konfe- renz) hat beschlossen, dass ab diesem Jahr die Lehrstel- len für Sommer 2022 bereits ab Frühling 2021, genauer ab 1. April, ausgeschrieben werden. Dies mit der Begrün- dung, das entspreche dem Bedürfnis der Lehrbetriebe und sei auch für die Jugendlichen von Vorteil. Wir von der Sektion Sek sehen diesen Vorteil nicht, son- dern im Gegenteil eine weitere Verschärfung um das Ren- nen nach den besten Lehrlingen und einen zusätzlichen Stress für die bereits unter grossem Druck stehenden Jugendlichen. Deshalb sind wir klar gegen diesen vorver- schobenen Ausschreibungstermin. Im Frühling der 2. Sek stecken die Jugendlichen mitten im Berufswahlprozess. Viele wissen noch gar nicht ge- nau, was sie werden möchten. Sie befinden sich im Er- kundungsprozess und müssen sich auf Schnupperlehren bewerben. Einige haben ihren Lebenslauf noch nicht voll- Schülerinnen und Schüler mit nur einer Berufsorientie- ständig beisammen und so gut wie keine Schülerin und rungs-Lektion pro Woche bis im Frühling der 2. Sek genü- kein Schüler verfügt im April schon über ein fertiges Be- gend auf den Start der Bewerbungszeit vorbereiten soll. werbungsdossier. Im März der 2. Sek erhalten die Schü- Es ist schon jetzt Realität, dass viele Lehrpersonen bereits ler/-innen erst ihre Stellwerkresultate, mit denen sie er- in der 1. Sek mit Berufswahl beginnen müssen und dafür fahren, auf welche Berufe sie realistische Chancen haben. andere Lektionen «opfern». Auch die Multichecks, die viele Firmen verlangen, werden Mit dem Wissen, dass das Rennen um eine Lehrstelle normalerweise erst gegen Ende der 2. Sek gemacht. Viele schon im April beginnt, steigt der Druck auf die Jugend- Jugendliche sind zudem in der 2. Sek gerade mal 14 Jah- lichen enorm. Anstatt in Ruhe zu schnuppern, die eige- re alt geworden. Nicht wenige sehen sich mit Rückmel- ne Berufswahl zu festigen und ein vollständiges Bewer- dungen aus der Schnupperlehre konfrontiert, sie seien bungsdossier fertigzustellen, müssen sie sich nun bereits noch zu jung oder zu unreif. im Frühling um Lehrstellen bewerben. Die SBBK betont Mit der Einführung des Lehrplans 21 sieht der Stun- zwar, Lehrverträge dürften erst ab November der 3. Sek denplan ab der 2. Sek eine Wochenlektion «Berufliche vergeben werden. Es ist aber weitherum bekannt, dass Orientierung» vor. Jedoch ist es fraglich, wie man die sich längst nicht alle Lehrstellenanbieter daran halten und etliche Jugendliche bereits viel früher Zusagen erhalten. So wird es vorkommen, dass einige Klassenkamerad/-in- nen schon in der 2. Sek ihre Lehrstelle haben. Dies kann auch dazu führen, dass unter Druck vorschnelle Entschei- de getroffen werden und die Jugendlichen vielleicht Lehr- stellen annehmen, die sie nachher nicht durchziehen und wieder abbrechen. Der ganze Bewerbungsprozess ist für viele Jugendliche eine psychisch belastende Phase, die bereits jetzt über die meiste Zeit der 3. Sek läuft und mit der verfrühten Ausschreibung nochmals massiv verlän- gert wird. Die verfrühte Ausschreibung der Lehrstellen dient einzig und allein der Wirtschaft, und dies auf Kosten der Jugend- lichen. Wir fordern deshalb, dass die Lehrstellen, wie bis- her, frühestens ab August ausgeschrieben werden. ZLV-Magazin 2/21 14
News und Politik Eine Reise um die Welt Mit «konsumGLOBAL» bietet das Labels achten, Kleidung Second Hand kau- richten über den Rohstoffabbau und den Ökozentrum Führungen zum The- fen oder einen Kleidertausch besuchen. Elektroschrott mit der Werbung für Han- ma Konsum und Globalisierung in Weiter geht unsere Reise mit dem Auftrag, dys. Wir staunen über diese Gegensätze. Zürich an. Junge Stadtführer/-in- uns zu überlegen, welche Lebensmittel wir Die schillernden Werbebotschaften er- nen diskutieren mit den Schülerin- zu Hause wegwerfen und wieso. Unser Weg scheinen uns auf einmal etwas absurd. Die nen und Schülern auf Augenhöhe führt uns vor die «Äss-Bar». Die Stadtführe- Stadtführerin hat viele Tipps auf Lager, wie die globalen Auswirkungen unse- rin zeigt auf, wo und weshalb auf dem Weg wir unsere Handys länger nutzen und da- res lokalen Konsums und zeigen vom Acker zum Teller Lebensmittel verlo- durch sogar noch Geld sparen können. konkrete Beispiele für nachhalti- ren gehen. Ein Drittel der Lebensmittel lan- Mit vielen Eindrücken und auch etlichen ges Konsumverhalten auf. det im Abfall. Erstaunlich! Mit kreativen Ideen, wie wir unseren Konsum hinterfra- Werbeslogans wie «die inneren Werte zäh- gen und nachhaltiger gestalten können, ge- Treffpunkt Zentralbibliothek. Die Stadtfüh- len» oder «gelb oder braun, Bananen sind hen wir nach Hause. Auch wir wollen künf- rerin begrüsst uns freundlich. Nach einer ein Traum» sollen wir erläutern, warum wir tig mindestens etwas vom Erlebten konkret kurzen Einführung machen wir uns auf den beispielsweise unförmige Früchte oder verändern und formulieren dafür eine Weg durch das Niederdorf. Unsere Reise braune Bananen trotzdem noch essen kön- Handlungsabsicht, die wir mit der Klasse um die Welt startet beim Laden «rrrevolve». nen. Zusätzlich erhalten wir kleine Probe- teilen. Übrigens gibt es noch weitere span- Wir sollen herausfinden, wo unsere Klei- häppli von der Äss-Bar. Ja, auch Backwaren nende Themen zu erforschen, wir kommen dung hergestellt wurde. Eine wilde Suche von gestern schmecken noch hervorragend. also gerne wieder. nach dem Aufdruck «made in …» geht los. Den letzten Stopp machen wir bei einem Bangladesch, Vietnam oder Taiwan sind Laden namens «Circle», der fair produzier- Text: Christine Buser, Ökozentrum.ch; Foto: zvg Länder, die genannt werden. Am Beispiel te Handys verkauft. Wir vergleichen Nach- Jeans erleben wir die Reise eines Kleidungs- stücks entlang der Produktionskette und er- konsumGLOBAL fahren spannende Fakten über soziale und richtet sich an Schulklassen der Stufen Sek I und Sek II. Eine Führung dauert ökologische Hintergründe in den unter- 90 Minuten und behandelt drei Themen, die Sie frei wählen können: Abfall, schiedlichen Ländern. Beeindruckend, dass Handy, Kleidung, Foodwaste, Fleisch, Schoggi oder Qual der Wahl im Supermarkt. eine Jeans einmal um die Welt reist, bis wir sie im Laden kaufen können. Wir erfahren Kontakt: info@konsumglobal.ch, 062 387 31 51 zudem viele Möglichkeiten, unseren Klei- Weitere Infos und Anmeldung: www.konsumglobal.ch derkonsum nachhaltiger zu gestalten: Auf Das Ökozentrum bietet thematische Stadtrundgänge durch Zürich für Jugendliche der Sekundarstufe. ZLV-Magazin 2/21 15
News und Politik «Corona wirkt wie ein Katalysator» Corona und die Schutzmassnah- nem Rückstau, weil wir keine Abklärun- Schülerinnen und Schüler ziehen sich men bleiben nicht ohne Folgen gen mehr machen konnten. Zudem gibt es stärker zurück. Es zeigen sich vermehrt für die psychische Verfassung seit dem Sommer auch mehr Anfragen für Stimmungstiefs bis hin zu depressiven der Schülerinnen und Schüler. Es Beratungen und Coachings wegen schwie- Verstimmungen. Der Medien- und Inter- zeigen sich vermehrt Verhaltens riger Situationen. netkonsum nahm klar zu. auffälligkeiten, Schulabsentismus Minger: Den Sekundarschülerinnen und oder depressive Verstimmungen. Was stellt ihr bei den Abklärungen -schüler fehlen ihre Peers. In einer Phase, fest? wo Loslösung und Individualisierung Ihr schreibt in eurer gemeinsamen Minger: Corona belastet viele Eltern und stattfinden müssten, sind die Jugendlichen Medienmitteilung, dass Corona es kommt häufiger zu familiären Proble- mit den Eltern in der Wohnung einge- zu einem hohen Andrang bei men, die sich dann auch in der Schule zei- sperrt. schulpsychologische Abklärungen gen. Auf der Sekundarstufe beobachten Obrist: Ausserdem halten die Nachwir- führte. wir vermehrt Verhaltensauffälligkeiten. Es kungen des Lockdowns immer noch an. Matthias Obrist: Wir machten in der Stel- lenleitungskonferenz mehrere Umfragen. Viele Dienste melden, dass im letzten Jahr «Die Lehrer/-innen und die Schulleiter/-innen wegen des Lockdowns die Anfragen für haben einen Corona-Bonus verdient.» Beratungen zuerst zurückgingen. Nach Matthias Obrist den Sommerferien und vor allem im Herbst nahmen die Anfragen dann stark zu. In der Stadt Zürich registrieren wir im kommt zu Vandalismus und es bilden sich Wir haben Settings, in denen Schülerin- Vergleich zum Vorjahr 15 Prozent mehr Gangs, die Jugendliche erpressen. nen oder Schüler von der Regelschule in Anmeldungen für Beratungen und Abklä- Obrist: Die Konflikte zuhause haben sich eine Sonderschule wechseln sollten oder rungen. verstärkt. Vor allem in Familien mit insta- umgekehrt, die so nicht vollzogen werden Marijana Minger: Ja, das nehmen wir bilen Situationen wirkte Corona wie ein konnten. Daraus entstand ein Scherben- Schulpsychologinnen und -psychologen Katalysator. Auf der Sekundarstufe stellen haufen. Es gibt auch so etwas wie Long auch so wahr. Der Lockdown führte zu ei- wir vermehrt Schulabsentismus fest. Die Covid im Verhalten. ZLV-Magazin 2/21 16
News und Politik Es gibt also unterschiedliche der Eltern und der Lehrpersonen. Das Obrist: Natürlich ist die Schule nicht nur Reaktionen auf Corona je nach Aufarbeiten der Pendenzen dürfte noch ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort Schulstufe? einige Monate dauern. Wenn sich eine Si- für Begegnungen. Gleichzeitig geben die Obrist: Für jüngere Kinder ist die Situa tuation zuspitzt, dann kann man natürlich Abläufe in der Schule eine Sicherheit, eine tion mit den Masken schwierig. Sie wollen mit uns reden. Wenn sich eine Situation Struktur, einen Alltag vor. Kinder sind ihre Lehrerin wieder einmal lachen sehen, entspannt, soll man sich bitte auch mel- neugierig. Sie wollen verstehen, was pas- Emotionen lesen können. Auf der Primar- den. Wir arbeiten so normal wie möglich siert. Das zu gewährleisten, ist eine grosse stufe ist das Lernen ein Thema. Es ergaben in dieser besonderen Situation. Leistung der Lehrerinnen und Lehrer. sich gewisse Bildungslücken, die sich Minger: Andere Dienste wie das KJPP Laut WHO haben 168 Millionen Kinder nicht so schnell aufholen lassen. Hier (Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie weltweit ein ganzes Schuljahr verpasst. Im Vergleich dazu hatten es unsere Kinder in «Sowohl als Mutter als auch als der Schweiz gut. Und trotzdem, schon das merken wir deutlich. Schulpsychologin erlebe ich die Lehrerinnen und Lehrer als sehr engagiert.» Wie geht es nun weiter? Welche Marijana Minger Empfehlungen geben Sie den Lehrerinnen und Lehrern? bräuchte es eine Investition. Auf der Se- und Psychotherapie) haben ebenfalls eine Minger: Die Lehrpersonen sind sehr be- kundarstufe sind die Einschränkungen Wartefrist wegen Corona. Das wirkt auch müht um ihre Schülerinnen und Schüler, des Lebensraums das grosse Thema. auf unsere Arbeit zurück. Wir müssen sich selbst vergessen sie manchmal. Wir Man soll aber auch die positive Seite er- schwierige Fälle bei uns behalten, die wir Schulpsychologinnen sind auch für die wähnen. Sehr viele Kinder und Jugendliche sonst dem KJPP weitergegeben hätten. Lehrpersonen eine Anlaufstelle. Das soll- zeigen ein sehr grosses Verständnis für die Obrist: Ich möchte aber betonen, dass wir ten sie nicht vergessen. Auch sie brauchen Massnahmen. Corona betrifft die Jüngeren für die Lehrerinnen und Lehrer einen gu- Entlastung, einen Ort, wo sie all das, was viel weniger als die Älteren, aber es wird ten Beratungsservice leisten können. Viel- ihnen Sorge bereitet, deponieren können. sehr viel Rücksicht von ihnen verlangt. leicht kann nicht mehr jeder Fall so vertieft Mein Ratschlag lautet deshalb: Auch die Hier muss man den Kindern und Jugendli- abgeklärt werden oder gewisse Fragen Lehrerinnen und Lehrer müssen auf sich chen ein grosses Kränzchen winden. werden auf die Beratung verlegt. Ich hoffe aufpassen. Und als Gewerkschafterin sage sehr, dass wir nach den Sommerferien ich: Kämpft weiterhin für gute Arbeitsbe- Sie schreiben, dass Schülerinnen wieder den gewohnten Regelservice anbie- dingungen, damit ihr euren Auftrag wahr- und Schüler mit Lernstörungen ten können. nehmen könnt. derzeit Monate auf Abklärungen Obrist: Die Lehrer/-innen und die Schul- warten müssen? Corona zeigt, dass die Schule für leiter/-innen haben einen Corona-Bonus Minger: In meinem Bezirk Meilen konn- die Kinder wichtige Funktionen verdient. Sie mussten mit einer Ausnah- ten wir den Rückstau grösstenteils aufar- erfüllt, die über das Lernen mesituation umgehen und sich organisie- beiten. Wir mussten aber unsere Triage hinausgehen. Was stellen Sie fest? ren. Sie sind auch Vorbilder für die Kin- anpassen und nach Leidensdruck priori- Minger: In dieser Corona-Situation ist die der. Die Schule ist ein Ort, wo die Kinder sieren. Die Wartezeiten bleiben etwas län- Schule der einzige Ort für soziale Begeg- erleben können, wie Erwachsene mit ei- ger, das ist schon so. nungen. Sowohl als Mutter als auch als ner Krise umgehen. Wie organisiert man Obrist: Viele Dienste müssen priorisieren. Schulpsychologin erlebe ich die Lehrerin- sich, wenn die Normalität nicht mehr ge- Abklärungen für Sonderschulungen oder nen und Lehrer als sehr engagiert. Sie ver- geben ist? Wie reagieren die Erwachsenen soziale und emotionale Verhaltensauffäl- suchen, so gut es geht, die Normalität in auf eine Krise? Das kann für die Kinder ligkeiten, die den Regelunterricht er- die Schule zu holen, weil sie draussen auch spannend sein. Die Eltern haben schweren, werden vorgezogen. Wenn es nicht mehr stattfindet. Das ist grossartig. heute ein besseres Verständnis dafür, was nicht unbedingt nötig ist, verschieben wir Da muss man den Lehrpersonen ein es heisst, Kinder zu schulen. Das war für vertiefte Abklärung, mit dem Verständnis Kränzchen winden. sie sicher ein Aha-Effekt. Corona und die doch massiven Ein- schränkungen haben auch gezeigt, dass Marijana Minger nicht nur die körperliche Gesundheit Co-Präsidentin Vereinigte Schulpsycholog/-innen des Kantons Zürich VSKZ, eine wichtig ist, sondern auch die seelische Ge- Sektion des Kantonalverbandes der Zürcher Psychologinnen und Psychologen sundheit. Das Verständnis dafür, wie (ZüPP). www.zuepp.ch/vskz/ wichtig die psychische Gesundheit für ei- ne gute Entwicklung ist, scheint mir ge- Matthias Obrist wachsen. Präsident Stellenleitungskonferenz der Schulpsychologischen Dienste im Kanton Zürich, SLK-SPD. www.slk-spd.ch Interview: Roland Schaller; Foto: AdobeStock ZLV-Magazin 2/21 17
News und Politik Die Lerninsel Auf der Schulinsel im Tägelmoos können sich Schüle- gang mit Verhaltensauffälligkeiten etablieren, der tragfähig ist – rinnen und Schüler beruhigen, wenn eine Situation in und zwar mit den Ressourcen, die wir zur Verfügung haben?» Sie einer Klasse aus dem Ruder läuft. Ausserdem ermög- schauten sich verschiedene Modelle an und entschlossen sich für licht sie die gezielte Förderung von Kindern mit gros- eine Schulinsel. sen Lernlücken. Fürs Tägelmoos ist die Schulinsel eine «Zu Beginn drehten sich die Diskussionen darum, ob es nun eine Erfolgsgeschichte. Strafinsel oder eine Kuschelinsel sein soll», ergänzt Co-Schullei- ter Beat Flach. Doch es ist weder das eine noch das andere. Die Über 450 Schülerinnen und Schüler besuchen die Primarschule Schulinsel soll sich aufs Lernen konzentrieren. Die Schülerinnen Tägelmoos in Winterthur. Das Team umfasst rund 50 Lehrperso- und Schüler lernen, ihr Verhalten zu verbessern, und sie lernen nen. «Vor drei Jahren war der Leidensdruck an unserer Schule im DaZ-Unterricht Deutsch. ziemlich gross», erinnert sich Co-Schulleiterin Claudie Meier. Es gab herausfordernde Situationen mit Kindern, die aus unter- Vorweg: Finanzierung schiedlichen Gründen starke Verhaltensauffälligkeiten zeigten; Die Schulinsel erhält keine zusätzlichen kommunalen Ressour- es gab Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die sofort eingeschult cen. Sie wird aus den regulär zugeteilten Ressourcen der Integra- wurden; zudem wiesen einige zugezogene Schülerinnen und tiven Förderung und dem Gestaltungspool finanziert. Ergänzend Schüler grosse Lernlücken auf, die in der Regelklasse nicht mehr findet teilweise DaZ-Unterricht auf der Schulinsel statt. Zentral aufgefangen werden konnten. ist, dass die Lehrpersonen der Schulinsel bereit sind, spontan Deshalb überlegte sich die Schulleitung zusammen mit dem und flexibel Schüler und Schülerinnen zusätzlich in die beste- Team eine neue Strategie. «Wie können wir uns aufstellen, um hende Unterrichtsgruppe zu integrieren. Martha Jakob, die Prä- aus dem ständigen Reagieren auf schwierige Situationen heraus- sidentin der zuständigen Kreisschulpflege, unterstützt und för- zukommen?», sagt Claudie Meier. «Wie können wir einen Um- dert das Modell. Sie nutzt die neue Möglichkeit, ab dem kommenden Schuljahr einen Teil der kantonal zugewiesenen VZE für die Schulinseln zu verwenden. Mit den beiden ausgebildeten Primarlehrerinnen Christine Pom- peo und Natascha Haller konnten zwei Schulinselleiterinnen ge- funden werden, die perfekt auf das Stellenprofil passen. Pompeo ist ausgebildete DaZ-Lehrerin und Haller arbeitete schon viele Jahre in verschiedenen Spezialfunktionen. Die beiden teilen sich das 100-Prozent-Pensum. Schnelles Reagieren in Akutsituationen Die Schulinsel im Tägelmoos ist zuerst einmal ein Ort, wo sich Schülerinnen und Schüler beruhigen können, wenn eine Situa tion in einer Klasse aus dem Ruder läuft. Christine Pompeo er- zählt: «Wir haben ein Telefon und man kann uns anrufen. Eine Lehrerin sagt beispielsweise: Kannst du bitte dieses Kind abho- len? In den allermeisten Fällen kommt es problemlos mit auf die Schulinsel und wir können den Vorfall gemeinsam klären.» Na- tascha Haller ergänzt: «Im Unterschied zur Klasse und vielleicht auch zur Lehrperson kommen wir ruhig und entspannt in die Situation. Mittlerweile kennen uns die Kinder und sie wissen, die Schulinsel ist keine Strafe. Das Kind weiss, jetzt kann ich durch- schnaufen und erzählen, was mich so wütend gemacht hat.» Es sei verblüffend, so die beiden Leiterinnen, wie schnell sich die Kinder beruhigen, wenn der Kontext wechselt. Es ist zentral, dass die Schulinsel während der gesamten Unter- richtszeit offen und eine der beiden Leiterinnen parat ist für ei- nen schnellen Einsatz. Auf der Schulinsel erhält das zugewiesene Kind in der Regel ein Reflexionsblatt, auf dem es schildert, was vorgefallen ist. Oder es erzählt der Leiterin, was passiert ist und sie protokollieren dann das Geschehene. «Es ist wichtig, dass das Kind weiss, weshalb es auf der Schulinsel war – auch wenn es das dann zuhause erzählt», ZLV-Magazin 2/21 18
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