Medizinische Hochschulbibliotheken in Zeiten von Corona: Ein kollegialer Austausch nach einem Jahr Pandemie - OPUS
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Ein Jahr COVID-19 OPEN ACCESS Case Report
Medizinische Hochschulbibliotheken in Zeiten von Corona:
Ein kollegialer Austausch nach einem Jahr Pandemie
Medical university libraries in times of corona: A collegial exchange
Abstract
The confrontation with the changes brought about by corona is an om- Friederike Wille1
nipresent topic, it permeates everyday life and affects us personally
Evamaria Krause2
and professionally on many levels. On this occasion, we are looking at
the past corona year from three perspectives in a collegial exchange Oliver Weiner3
and using single aspects to shed light on the relevance for the current
and future situation of medical university libraries. As staff in medical 1 UKE Hamburg, Ärztliche
libraries, we have not been and will not be affected existentially by the Zentralbibliothek, Hamburg,
restrictions associated with the lockdowns, and yet we are in a special Deutschland
situation. Our customers are often the “heroes” of the pandemic or are
2 UB Augsburg, Teilbibliothek
at least on the way to becoming so through their studies or training. Medizin, Augsburg,
Our main user groups – scientists, doctors, nurses, students – could Deutschland
only make limited use of our services and our media offerings and this
3 UB Kiel, Zweigbibliothek
in a situation in which the importance of their work became particularly
Medizin, Kiel, Deutschland
clear to the rest of us. Against this background, the discussion around
the opening of medical libraries has been and continues to be, in part,
emotionally motivated. And the discrepancy between what seemed
reasonable with regard to the pandemic situation and what was con-
sidered necessary with regard to the important role of libraries in edu-
cating medical professionals could not always be resolved to everyone’s
satisfaction. In light of this, reflecting on one year of corona from the
viewpoint of medical libraries appears to hold merit. Highlighting the
significance of academic libraries, especially in the context of university
medicine, may lead to new insights applicable in the implementation
of future strategies.
Keywords: corona, library, corona pandemic, medical libraries, review
Zusammenfassung
Die Konfrontation mit den Veränderungen durch Corona ist ein allgegen-
wärtiges Thema, es durchzieht Alltägliches, betrifft uns persönlich und
beruflich auf vielen Ebenen. Aus diesem Anlass schauen wir in einem
kollegialen Austausch aus drei Perspektiven auf das vergangene Corona-
Jahr und beleuchten anhand einzelner Aspekte die Relevanz für die
gegenwärtige und zukünftige Situation von medizinischen Hochschul-
bibliotheken. Als Mitarbeiter:innen in medizinischen Fachbibliotheken
werden wir meist nicht existenziell durch die mit den Lockdowns verbun-
denen Einschränkungen betroffen und dennoch sind wir in einer beson-
deren Situation: Unsere Kund:innen sind häufig die „Held:innen“ der
Pandemie oder sie sind zumindest auf dem Weg, dies durch ihr Studium
oder ihre Ausbildung zu werden. Unsere Hauptnutzer:innengruppen –
Wissenschaftler:innen, Mediziner:innen, Pflegende, Studierende –
können unsere Services und unser Medienangebot nur noch einge-
schränkt wahrnehmen und das in einer Situation, in der der Stellenwert
ihrer Arbeit uns anderen besonders bewusst ist. Vor diesem Hintergrund
wird die Diskussion rund um die Öffnung von Medizinbibliotheken teil-
weise emotional geführt und die Schere zwischen dem, was angesichts
der pandemischen Situation vernünftig zu sein scheint und dem, was
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Wille et al.: Medizinische Hochschulbibliotheken in Zeiten von Corona: ...
angesichts der wichtigen Rolle von Bibliotheken in der Ausbildung von
medizinischem Fachpersonal als notwendig erachtet wird, lässt sich
nicht immer zur Zufriedenheit aller schließen. Angesichts dessen scheint
ein Blick auf ein Jahr Corona aus Sicht von medizinischen Fachbiblio-
theken sinnvoll und vielleicht sogar mit der Chance verbunden, sich der
Relevanz von wissenschaftlichen Bibliotheken besonders im Umfeld
von Universitätsmedizin bewusst zu werden und die neu gewonnenen
Erkenntnisse in zukünftigen Strategien umzusetzen.
Schlüsselwörter: Corona, Bibliothek, Corona-Pandemie, medizinische
Hochschulbibliotheken, Rückblick
Einleitung folgt „klassisch“ als Thekenservice. Ein weiteres Aufga-
bengebiet ist die medizinische Dokumentlieferung für
Wer hätte Anfang 2020 gedacht, dass wissenschaftliche das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus
Bibliotheken länger als ein Jahr nicht mehr in gewohnter Kiel.
Weise ihrem Kerngeschäft nachgehen können, dass un-
sere Nutzer:innen keinen oder nur eingeschränkten Zu- Die Teilbibliothek Medizin der UB
gang zu dem Lernraum Medizinbibliothek haben und Augsburg
dass die Erfüllung unseres Arbeitsfeldes grundlegend
durch diesen sich pandemisch ausbreitenden Corona- Die Universitätsmedizin Augsburg ist derzeit im Aufbau
Virus in Frage gestellt, neu gedacht und entwickelt werden und begleitend wird das Bibliothekskonzept für die Medi-
muss? zin kontinuierlich weiter ausgestaltet. Die Medizinische
Im Vorgespräch zu diesem Beitrag zeigte sich schnell, Fakultät wurde Ende 2016 errichtet und Anfang 2019
dass ein Jahr Corona deutliche Spuren in unserem Arbeits- das bisherige Klinikum Augsburg zum Universitätsklinikum
alltag hinterlassen hat und angesichts der anhaltenden umgewandelt. Im Oktober 2018 startete der Bachelor-
pandemischen Situation von einem „Normalbetrieb Me- Studiengang Medizinische Informatik, ein Jahr später der
dizinische Fachbibliothek“ noch lange keine Rede sein Modellstudiengang Humanmedizin. Im Endausbau werden
kann. Unser Blick auf ein Jahr Corona orientiert sich an der Medizinischen Fakultät etwa 100 Professuren und
Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Bibliotheksbe- Lehrstühle und 1.500 Studierende angehören. Die Uni-
trieb und an den Auswirkungen für unsere Nutzer:innen versitätsbibliothek (UB) Augsburg übernimmt die Aufgabe
und auf unsere Arbeitsweisen. Da wir aus drei sehr unter- der Literaturversorgung im Bereich Forschung und Lehre
schiedlich aufgestellten Bibliotheken kommen, werden für die Universitätsmedizin. Zeitgleich mit dem Studien-
wir zunächst einen kurzen Überblick zu den hier vertrete- start der ersten 84 Studierenden der Humanmedizin er-
nen Bibliotheken geben und dann unsere Erfahrungen öffnete 2019 die Teilbibliothek (TB) Medizin im Interims-
und Erkenntnisse des letzten Jahres und unsere Hoffnun- Lehrgebäude der Medizinischen Fakultät auf einer Biblio-
gen auf die Zeit nach Corona im Gespräch teilen. theksfläche von gut 170 qm. Voraussichtlich im Jahr
2024 wird die TB Medizin größere Bibliotheksräume im
Die Zweigbibliothek Medizin der neuen Lehrgebäude der Medizinischen Fakultät beziehen.
Universitätsbibliothek Kiel Die TB Medizin ist damit die jüngste Teilbibliothek im
einschichtigen Bibliothekssystem der Universität Augs-
Die Zweigbibliothek Medizin (ZwB Medizin) ist eine burg. Während die Zentralbibliothek und die drei weiteren
Zweigstelle der Universitätsbibliothek Kiel (UB Kiel) und Teilbibliotheken, Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaf-
hat ihren Standort in der Nähe des Universitätsklinikums ten, sich in unmittelbarerer Nähe zueinander auf dem
Schleswig-Holstein (UKSH) am Campus Kiel. Die ZwB Campus der Universität im Süden Augsburgs befinden,
Medizin ist für die Literaturversorgung der UKSH-Mitarbei- liegt die TB Medizin gut 8 km entfernt auf dem neuen
ter:innen und von über 1.000 Medizin-Studierenden im Medizincampus am Universitätsklinikum Augsburg. Das
klinischen Studienabschnitt zuständig. Für die Medizin- Team der TB Medizin besteht aus fünf Mitarbeiter:innen
Studierenden nimmt die Bibliothek auch eine Rolle als sowie drei bis vier studentischen Hilfskräften. Die Öff-
Aufenthalts- und Lernort am Campus wahr. Mit vier Kol- nungszeiten der TB Medizin Anfang 2020 waren montags
leg:innen auf drei Vollzeitstellen und mit Unterstützung bis freitags von 8:30 bis 20:00 Uhr (57,5 Stunden wö-
von fünf studentischen Hilfskräften kann die Bibliothek chentlich). Die Auskunftszeiten gingen jeweils bis 16:00
den Studierenden 76 wöchentliche Öffnungsstunden für Uhr bzw. am Freitag bis 14:00 Uhr.
den Ausleihservice und das Lernen vor Ort anbieten. Die
Umstellung auf RFID ist im Laufe des Jahres 2020 für
die gesamte UB Kiel erfolgt, jedoch kann aus räumlichen
Gründen in der ZwB Medizin keine Selbstverbuchung mit
Selbstabholbereich angeboten werden. Die Ausleihe er-
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Die Ärztliche Zentralbibliothek im nen ins Homeoffice beordert – für die ZwB Medizin haben
wir aber vereinbart, dass immer eine Mitarbeiter:in am
Universitätsklinikum Tag vor Ort war, um im Gebäude nach dem Rechten zu
Hamburg-Eppendorf sehen und die nötigsten Services vor Ort zu betreuen.
Um unsere Benutzer:innen im ersten Lockdown nicht mit
Im Jahr 2000 wurden 40 einzelne Instituts- und Klinikbi- Leihfristüberschreitungen zu belasten, wurde für die ge-
bliotheken des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf samte UB eine pauschale Leihfristverlängerung bis Mitte
(UKE) zu einem lokalen Bibliothekssystem zusammenge- Mai terminiert und das Mahnverfahren ausgesetzt. Trotz
führt und als Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB) auf dem dieser Maßnahme war das Telefonaufkommen enorm,
Gelände des UKE auf vier Etagen untergebracht. Die ÄZB um dem Informationsbedarf seitens der Benutzer:innen
steht seitdem – jenseits der eingeschränkten Öffnungs- gerecht zu werden.
zeiten unter Corona-Bedingungen – ihren Nutzer:innen Bereits am 19.03.2020 erhielten wir die erste Anfrage
als größte medizinische Fachbibliothek Norddeutschlands über die Fachschaft Medizin, ob ein eingeschränkter
7 Tage in der Woche im Zeitraum von 8:00 bis 22:00 Uhr Ausleihdienst der ZwB Medizin für Medizin-Studierende
auf vier Etagen zur Verfügung, wobei fachliche Beratung und Examenskandidaten:innen angeboten werden
und weitere Angebote in der Servicezeit montags bis könnte. Hieraufhin erstellten wir ein Konzept für eine
freitags im Zeitraum 9:00 bis 17:00 Uhr stattfinden. Die kontaktlose Ausleihe an der Bibliotheks-Haustür – zuerst
ÄZB gehört als Fachbibliothek der Medizinischen Fakultät ohne Rückgaben. Nach Klärung diverser Fragen und mit
zum Bibliothekssystem der Universität Hamburg und ko- Zustimmung durch das Präsidium der CAU wurde das
operiert besonders in Hinblick auf die Lizenzierung elek- Konzept am 07.04.2020 genehmigt und am Tag darauf
tronischer Medien mit der Staats- und Universitätsbiblio- umgesetzt. Auf Grund der positiven Resonanz wurde der
thek Hamburg Carl von Ossietzky (SUB) und den anderen Service ab dem 27.05.2020 täglich und im weiteren
Fakultätsbibliotheken. Als öffentliche Bibliothek kann je- Verlauf auch mit Buchrückgabe über den ganzen Tag
kontaktlos angeboten (Abbildung 1).
de:r die ÄZB nutzen, die Hauptnutzer:innen sind die Stu-
FW, Hamburg: Während des ersten Lockdowns zwischen
dierenden am UKE (ca. 3.400 Studierende aus den Be-
dem 14.03.2020 und dem 27.04.2020 schlossen wir
reichen Human- und Zahnmedizin, Hebammenwissen-
schaften) sowie die Mitarbeiter:innen des UKE (insg. ar- ebenfalls die ÄZB für den Publikumsverkehr vor Ort. Diese
beiten im UKE mehr als 13.000 Mitarbeiter:innen). Der Entscheidung trafen wir in Abstimmung mit der Dekanats-
leitung der Medizinischen Fakultät, die wiederum Teil der
Fokus der ÄZB liegt auf der Beschaffung und Bereitstel-
Corona-Task Force des UKE ist, die die Richtlinien für
lung aktueller medizinischer Informationsmedien und
Klinik, Forschung und Lehre festlegt. Einziger Präsenz-
zwar vorrangig in digitaler Form. Der Bestand umfasst
ca. 300.000 gedruckte Exemplare, mehr als 50.000 E- Service der ÄZB in der ersten Phase der Pandemie war
Books und über 5.000 Zeitschriften mit medizinischen die kontaktlose Ausleihe für Mitarbeiter:innen des UKE
Inhalten, sowie zahlreiche Datenbanken. Das Team der und Examenskandidat:innen der Human- und Zahnmedi-
zin und der Hebammenwissenschaften. Dieser Vor-Ort-
ÄZB besteht aus 24 Mitarbeiter:innen, unterstützt von
Service funktionierte über Bestellung der Medien per Mail
12 studentischen Hilfskräften.
oder Telefon und wurde sehr gut angenommen. Sonstige
Bestellmöglichkeiten, ebenso Leihfristen und Mahnläufe
waren außer Betrieb, Medienabgaben konnten ggf. über
Erste Phase der Pandemie die SUB erfolgen und wurden dann im Rahmen der Doku-
Angesichts der sich zuspitzenden pandemischen Bedro- mentenlieferung an die ÄZB zurückgeführt. Wir informier-
hungslage der ersten Pandemiephase im Frühling 2020 ten über die Gegebenheiten direkt über unsere Homepage
wurde der Wissenschafts- und Lehrbetrieb an Universitä- sowie Mails und Newsletterbeiträge für Studierende und
ten und Hochschulen massiv eingeschränkt und dies mit Mitarbeiter:innen, aber auch bei uns stand das Telefon
weitreichenden Folgen für die wissenschaftlichen Biblio- nicht still.
theken in Deutschland. EK, Augsburg: Im Vergleich zu euren Schilderungen war
OW, Kiel: Die gesamte Christian-Albrechts-Universität zu das Vorgehen in Augsburg – denke ich – etwas vorsichti-
Kiel (CAU) hat ihre Präsenztätigkeiten zum 16.03.2020 ger, mit der Richtschnur, zunächst so wenige Personen
eingestellt, so wurde u.a. die studentische Lehre in Vorle- wie möglich zurück an den Campus zu holen. Mit Beginn
sungen und Seminaren ausgesetzt und alle dezentralen des ersten Lockdowns wurden alle Standorte der UB
Einrichtungen für den Besuch vor Ort geschlossen. Seit- Augsburg geschlossen und die analogen Bibliotheksbe-
dem orientieren sich alle Maßnahmen zur Eindämmung stände waren ab diesem Zeitpunkt über mehrere Wochen
der Covid-19-Pandemie an der Universitätsbibliothek Kiel nicht mehr zugänglich. Dies änderte sich ab Mitte April,
an den Maßnahmen des Krisenstabes der Gesamtuniver- als wir einen Scandienst für Lehrende, Promovierende
sität, die auf Basis von Landesverordnungen und des In- und Habilitierende, später auch für Studierende kurz vor
fektionsschutzgesetzes [1] ihre Entscheidungen treffen dem Studienabschluss, einrichteten, mit elektronischem
und für alle angegliederten Einrichtungen verbindlich Kopienversand. Ab Ende April 2020 konnten auch erste
gelten. Soweit es möglich war, wurden wir Mitarbeiter:in- Öffnungsschritte realisiert werden: Wie bei euren Biblio-
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Abbildung 1: Ohne eine breite Glasfront kann die Pandemie nicht wirksam bekämpft werden – die Eingangstür der ZwB Medizin
in Kiel
theken wurde zunächst die Abholung vorbestellter Bücher Click&Collect-Ausleihe jedoch geringer, als wir es für die
mit Terminvergabe für Lehrende, Promovierende und anderen Fachbereiche beobachteten. Bei der Fernleihe
Habilitierende ermöglicht, wenige Wochen später auch und subito kam es zwar während der strengen Lockdown-
für Studierende, die kurz vor dem Studienabschluss Phasen kurzzeitig zu Einschränkungen, generell überwiegt
standen. jedoch der positive Eindruck, den die zeitweise Erlaubnis,
Aufsatzkopien elektronisch weiter zu geben, für unseren
Dokumentenlieferdienst für Ärzt:innen und wissenschaft-
Erste Lockerungen liche Mitarbeiter:innen mit sich brachte – diesen Fort-
schritt würden wir natürlich sehr gerne auch zukünftig
Nachdem in der ersten Phase der Pandemie in den Biblio- anbieten können. Anfang März wurde auf Basis der da-
theken zunächst versucht wurde, angemessen auf die mals gültigen 12. Bayrischen Infektionsschutzmaßnah-
doch völlig neue Situation zu reagieren, etablierte sich menverordnung [2] ein Schutz- und Hygienekonzept für
im Laufe der folgenden Zeit ein professioneller Umgang
den Kundenverkehr in der UB Augsburg mit drei Öffnungs-
mit den Herausforderungen, die Lockdowns und Locke-
stufen festgelegt: Die erste Stufe ist eine Click&Collect-
rungen mit sich bringen.
Ausleihe mit Abholung bestellter Bücher, die zweite Stufe
EK, Augsburg: Ab Anfang Juni 2020 war der Zugang zu
sieht den Zugang zu den Beständen für die eigenständige
den Beständen für die eigenständige Ausleihe wieder
Ausleihe vor und die dritte Stufe ermöglicht darüber hin-
möglich und Ende Juni 2020 konnten wir wieder eine
aus die Nutzung einer reduzierten Zahl von Arbeitsplätzen.
reduzierte Anzahl von Arbeitsplätzen in der Bibliothek
Ab Mitte März wurde die zweite Stufe umgesetzt, ab Ende
anbieten, zunächst nur für Universitätsmitglieder, wenig
Mai die dritte. Momentan sind unsere Öffnungszeiten
später auch für Nicht-Universitätsmitglieder. Dieses Be-
montags bis freitags, 8:30 Uhr bis 18:00 Uhr.
triebsmodell wurde in den folgenden Monaten bis Mitte
Dezember beibehalten. Ab dem 16.12.2020, mit dem FW, Hamburg: In der ÄZB haben wir ähnlich reagiert: An-
nächsten Lockdown, mussten die Lesesäle der UB Augs- gesichts der Unsicherheiten, die die Planung des Biblio-
burg dann wieder schließen und wenige Tage später war theksbetriebs schwierig machten, haben wir Phasen de-
auch keine Ausleihe von vorbestellten Bänden mehr finiert, in denen wir je nach Vorgaben der Corona-Verord-
möglich. Der Scanservice blieb während der erneuten nung der FHH [3] und in Abstimmung mit der Dekanats-
Schließung bestehen. leitung unsere Services und Arbeitsweisen modifizieren.
Zu Beginn des Jahres 2021 richteten wir für Beschäftigte Das „Konzept der eingeschränkten Öffnung von ÄZB und
der Universität und Studierende kurz vor dem Studienab- MediTreFF“ gilt für die Bibliothek und das im selben Ge-
schluss einen Postversand für Medien ein. In der TB Me- bäude befindliche Medizinische Trainingszentrum eigener
dizin wurden dafür die gewünschten Medien ausgehoben, Fähigkeiten und Fertigkeiten (MediTreFF) und lässt sich
Verpackung und Versand wurden von der Zentralbiblio- je nach pandemischer Entwicklung und entsprechend
thek übernommen. Ab Ende Januar konnte durch die er- den geltenden Corona-Verordnungen anpassen und um-
neute Änderung der rechtlichen Lage eine Click&Collect- setzen. In Phase 1 ist der Servicebereich der ÄZB geöffnet
Ausleihe für Universitätsmitglieder eingeführt werden, – eingeschränkt auf die Ausleihe von vorbestellten Medi-
die im Februar auf Nicht-Universitätsmitglieder ausgewei- en sowie die Rückgabe und mit geänderter Wegeführung,
tet wurde. Generell war die Nachfrage von Seiten der Auskunft und Beratung findet telefonisch statt. Im
Universitätsmedizin zu Scanservice, Postversand und MediTreFF sind wenige Leseplätze für Examenskandi-
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dat:innen über die ELearning-Plattform Mephisto/Moodle Neue Anforderungen an Sicherheit
selbstständig buchbar, die Kontaktdaten werden dadurch
erfasst und gespeichert und datenschutzkonform vernich- und Hygiene
tet. Phase 2 lässt dann zusätzlich die Nutzung des Frei-
Eine besondere Aufgabe stellte für die Bibliotheken die
handbestandes zu, allerdings nicht länger als 15 Minuten,
Erfüllung aller erforderlichen Sicherheits- und Hygienean-
und im 2. und 3. OG der Bibliothek sind weitere Ar-
forderungen dar. Diese waren grundlegend für das Ange-
beitsplätze. Nach dem Betreten des 2. Stockwerks müs-
bot sämtlicher Services vor Ort und dienten der Sicherheit
sen Besucher:innen zunächst an einem Anmeldeplatz
der Nutzer:innen und Mitarbeiter:innen. Hierbei waren
die Buchung durch Vorlage von Personal- oder Studieren-
die jeweiligen Vorgaben der Länder entscheidend, ebenso
denausweis nachweisen. In Phase 3 und 4 werden immer
spielten auch die speziellen Verordnungen und Regelun-
mehr Arbeitsplätze zugelassen, Phase 5 definiert dann
gen der Universitäten bzw. Universitätskliniken eine Rolle.
den Normalbetrieb – ob die Bibliotheksnutzung wieder
FW, Hamburg: Hygiene- und Sicherheitskonzepte zu er-
genauso möglich ist wie vor der Pandemie, wissen wir
stellen ist nicht unbedingt eine Aufgabe, die zum traditio-
noch nicht, Abstandsregel und Mund-Nasen-Schutz blei-
nellen Bibliotheksalltag gehört – wir konnten hier sehr
ben unter Umständen erst einmal Teil unseres Bibliothek-
von der Zugehörigkeit zu einem großen Klinikum profitie-
salltags. Und natürlich mussten wir unser Konzept immer
ren, in dem Bereiche wie Arbeitssicherheit und Qualitäts-
wieder entsprechend der aktuell geltenden Regel auf den
management zentral organisiert sind (Abbildung 2). Und
neusten Stand bringen – aber es hat uns als Gerüst un-
auch der Austausch mit den anderen Fakultäts- und
seres Arbeitsalltags gute Dienste erwiesen.
Hochschulbibliotheken hat besonders in dieser Hinsicht
OW, Kiel: Das klingt nach einem durchdachten Stufen-
engmaschig und kooperativ stattgefunden. War das
plan, der Entwicklungen im Pandemiegeschehen berück-
ähnlich bei euch?
sichtigt. Wir mussten unser Ausleihkonzept nur selten
anpassen, da wir früh auf absolut kontaktlosen Service
umgestellt haben. Nach einer Besichtigung der ZwB
Medizin durch die Sicherheitsbeauftragte der CAU im
Spätsommer erweiterten wir das laufende Ausleihkonzept
zum Oktober 2020 um die Vor-Ort-Nutzung. Hierfür war
eine Reduzierung unserer 80 Lernarbeitsplätze auf
26 Corona-Plätze und eine umfassende Zugangsbeschrän-
kung, Beschilderung und Wegweisung nötig.
Um die Bewegungsströme im Gebäude gering zu halten,
haben wir den Ausleihservice weiterhin kontaktlos ange-
boten und der Freihandbereich mit seinen Lernarbeitsplät-
zen ist für die Benutzung durch Studierende bis auf wei-
teres gesperrt. Auf eine Online-Anmeldung wie in der
zentralen UB vorgeschrieben haben wir aus organisatori-
schen Gründen aber verzichtet und den Zugang sowie
die Registrierung der Benutzer:innen durch ein einfaches
Verfahren vor Ort umgesetzt. Anders als bei euch in
Augsburg und Hamburg konnten wir mit unserem Konzept
die Benutzung vor Ort seitdem Mo. bis Sa. von 9:00 bis
18:30 Uhr unverändert anbieten. Nur im Lockdown von
November und Dezember gab es die Einschränkung, dass
das Lernplatzangebot nur noch zur Prüfungsvorbereitung
und für Examenskandidat:innen vor Ort genutzt werden
durfte. Die Nutzung der Bibliothek vor Ort durch die Stu-
dierenden ist jedoch zu jeder Zeit hinter unseren Erwar- Abbildung 2: Allgegenwärtig: Beschilderung von Corona-Regeln
tungen geblieben, da viele Medizin-Studierende durch in der ÄZB
das Aussetzen der Präsenzvorlesungen sich nicht im
Universitätsklinikum aufgehalten haben. EK, Augsburg: Das Hygienekonzept der UB Augsburg gilt
FW, Hamburg: Wir konnten ähnliches beobachten – ob- für die Zentralbibliothek und alle Teilbibliotheken. Anga-
wohl die Studierenden häufig und auch sehr nachvollzieh- ben wie die Anzahl zugelassener Benutzer:innen oder
bar die Reaktivierung von Arbeitsplätzen forderten, waren nutzbarer Arbeitsplätze werden darin für die einzelnen
Standorte festgelegt. In den Räumlichkeiten der UB
diese in der ÄZB nie ausgebucht.
Augsburg wurden ab Ende März 2020 Schutzscheiben
aus Plexiglas an allen Theken sowie Abstandsmarkierun-
gen auf den Böden angebracht. Die Arbeitsplätze werden
je nach den aktuellen Benutzungsmodalitäten abgesperrt
oder freigegeben. Sofern technische Geräte wie Multifunk-
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tionskopierer, Aufsichtscanner oder Selbstverbucher zu- vielleicht auch nicht die Notwendigkeit besteht, hier eine
gänglich sind, werden den Bibliotheksbenutzer:innen Regelung zu treffen. Im März 2021 hat die Universität in
Desinfektionstücher bereitgestellt. Die freigegebenen Kooperation mit lokalen Ärzt:innen in Gebäuden der
Arbeitsplätze selbst werden einmal täglich durch eine Universität Selbsttestzentren eingerichtet, die Bürger:in-
Firma gereinigt. Die zugelassene Zahl an Benutzer:innen nen, Studierende und Mitarbeiter:innen fortan nutzen
wird über bereitgestellte abgezählte Bibliothekskörbe können.
kontrolliert, die beim Betreten der Bibliothek mitgenom-
men werden müssen, seit Ende 2020 gibt es ergänzend
eine Online-Anzeige zur aktuellen Belegung der Arbeitsplät- Neuorganisation von Arbeitsweisen
ze. Zudem werden Bibliotheksbenutzer:innen über ihre
Bibliotheksnummer beim Betreten der Bibliothek erfasst, Die Corona-Pandemie bedeutete für die Bibliotheken –
so dass eine Nachverfolgung von Infektionsketten möglich so wie für alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens
wäre. Die Ausleihe und Rückgabe von Medien der TB auch – nicht nur massive Einschränkungen der Angebote
Medizin erfolgte auch vor der Corona-Pandemie schon und Dienstleistungen, sondern auch eine Neuorganisation
weitgehend kontaktlos über den Selbstverbucher. von Tätigkeiten und Arbeitsweisen der Mitarbeiter:innen:
OW, Kiel: Die Serviceerweiterung in der ZwB Medizin im Möglichst wenig persönlichen Kontakt untereinander und
Oktober 2020 setzte eine Rückkehr aller Mitarbeiter:in- zu anderen, so wenig Mobilität wie möglich und dies unter
nen aus dem Homeoffice an den Arbeitsplatz voraus und der Aufrechterhaltung von gewissen Services, auf die
wurde durch die Lockerungsmaßnahmen des Landes nicht verzichtet werden sollte. Daraus ergaben sich in
Schleswig-Holstein zum Sommer hin möglich. Dabei bil- den Bibliotheken unterschiedliche Arbeitsmodelle aus
dete das Rahmenhygienekonzept [4] der CAU Kiel die Homeoffice und Präsenz für die Mitarbeiter:innen.
Grundlage für das Arbeiten in der Bibliothek unter Hygie- EK, Augsburg: Im Team der TB Medizin wird die Home-
neschutzmaßnahmen. In unsere Bibliothek hielten dann office-Regelung der Universität Augsburg vergleichsweise
auch die allgemein angewendeten Hygieneschutzmaß- umfangreich umgesetzt. Hintergründe sind zum einen,
nahmen wie Abstandhalten, Händewaschen, Niesetikette, dass nur ein Büroraum in der TB Medizin vorhanden ist
Desinfektion und Maskentragen Einzug. und der Standort insgesamt im Vergleich zu den anderen
FW, Hamburg: In der ÄZB haben wir ganz ähnlich wie in Teilbibliotheken klein ist. Zum anderen wurden Dienstleis-
Augsburg und in Kiel alle erforderlichen Hygienemaßnah- tungen wie Scanservice, Postversand und Abholung vor-
men umgesetzt. Da während des ersten Lockdowns das bestellter Bücher mit Terminvergabe für die Bestände
gesamte Gelände des UKE nur noch von Berechtigten – der TB Medizin wie erwähnt nicht stark nachgefragt. So
hauptsächlich Kranken, Mitarbeitenden und Studierenden waren während der Phasen, in denen die Bibliothek ge-
– betreten werden durfte und hier überall Maskenpflicht schlossen war oder nur mit Terminvereinbarung betreten
und Abstandregeln kommuniziert und kontrolliert wurden, werden durfte, Teammitglieder nur im Rahmen eines
war die Akzeptanz für unsere Maßnahmen hoch und auch Bereitschaftsdienstes für Tätigkeiten vor Ort eingeteilt.
in unserem Team und bei unseren Nutzer:innen waren Die Erreichbarkeit für die Benutzer:innen per Telefon und
nur vereinzelt Hinweise auf die Einhaltung der Hygienere- E-Mail war jedoch durchgehend gewährleistet. Zunächst
geln notwendig. Seit dem Frühjahr 2021 wird ja der erfolgte die Arbeit im Homeoffice entweder mit bereits
Nachweis eines negativen Corona-Tests für Bibliotheks- vorhandenen Dienst-Laptops oder mit privater technischer
nutzer:innen als eine weitere Maßnahme diskutiert. Habt Ausstattung, wobei einzelne Hilfsmittel wie Tastaturen
ihr hier eine Verpflichtung? In Hamburg gibt es diese ins Homeoffice mitgenommen werden konnten. Im Laufe
nicht, wir haben aber in der verpflichtenden Selbstaus- des Jahres 2020 wurden vom EDV-Referat der Bibliothek
kunft zum Buchen von Bibliotheksplätzen den Passus zusätzliche Dienst-Laptops beschafft.
aufgenommen, dass ein negativer Schnelltest vorliegen FW, Hamburg: In der ÄZB haben wir am Anfang des ersten
muss. Lockdowns drei rotierende Gruppen mit jeweils einem
EK, Augsburg: Für Medizin-Studierende besteht seit dem Mitglied des Leitungsteams gebildet, die sich mit den
Sommersemester 2021 ein Schnelltestkonzept mit Anti- Vor-Ort-Diensten und Homeoffice-Diensten abwechselten,
gen-Tests auf SARS-CoV2 vor jeder Präsenzveranstaltung. um Begegnungen untereinander einzuschränken und die
Da die Studierenden unsere Bibliothek vor allem vor und Gefahr von Ansteckungen zu minimieren. Unsere Kernar-
nach Lehrveranstaltungen aufsuchen, ist es deshalb zu- beitszeit im Homeoffice ist identisch mit der vor Ort und
mindest wahrscheinlich, dass sie vorab einen Schnelltest die Erreichbarkeit wird per Mail, durch Diensttelefone
gemacht haben. Eine Verpflichtung, ein negatives Tester- oder Vermittlung von Kontaktinformationen durch die
gebnis nachzuweisen, gibt es für Studierende vor dem Mitarbeiter:innen im Auskunftsservice gewährleistet. Die
Betreten der Standorte der UB Augsburg aber momentan verfügbaren Laptops wurden auf die Mitarbeiter:innen
nicht. verteilt, private Devices wurden bei Bedarf mit der pas-
OW, Kiel: An der CAU gibt es keine Verpflichtung für Stu- senden Bibliothekssoftware aufgerüstet und wir konnten
dierende oder Benutzer:innen einen negativen Test vor- weitere Laptops und Mobiltelefone anschaffen, die seit-
zulegen, um zentrale Einrichtungen der Universität nutzen dem sehr gut genutzt werden. Seit Mitte Juni 2020 wurde
zu können. Bis heute sind ja auch weiterhin alle erlässli- die Gruppenaufteilung wieder aufgelöst und die Kolleg:in-
chen Präsenzveranstaltungen ins Digitale verlegt, so dass nen arbeiten unter Berücksichtigung der Dienstplanung,
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die notwendige Anwesenheiten definiert, einen Teil ihrer dieser Hinsicht geholfen hat, einen großen Bestand einer
Arbeitszeit im Homeoffice. anderen Bibliothek umzuarbeiten – das hätten wir sonst
Es gab auch bei uns nie eine Verpflichtung zum Home- sicher nicht so zeitnah umsetzen können.
office, wir haben es aber geschafft, allen Mitarbeiter:in- EK, Augsburg: In der TB Medizin waren die studentischen
nen, ungeachtet ihrer eigentlichen Tätigkeiten, Heimarbeit Hilfskräfte ebenfalls über weite Zeiträume im Homeoffice
zu ermöglichen, einige entschieden sich dennoch dagegen tätig und sind es zum Teil noch. Aufgaben sind beispiels-
und arbeiten weiterhin vor Ort. weise das Einpflegen von Publikationen in die Universi-
OW, Kiel: Um den Kontakt unter den Mitarbeiter:innen tätsbibliografie, das Entwerfen und Einsprechen von
an der CAU nach dem ersten Lockdown weiterhin zu re- Skripten für und Schneiden von Videos und die Mithilfe
duzieren, wurde für uns Mitarbeiter:innen im Sommer bei der Erstellung von Online-Informationsmaterialien
2020 ein fortgesetztes Homeoffice angeordnet. Aber auf und -Tutorials. Die Aufgaben werden weitgehend über die
Grund der Aufgabenstellung konnte nur ich, als einziger genannte Plattform zum kollaborativen Zusammenarbei-
von 4 Kolleg:innen, aus der ZwB Medizin tageweise im ten koordiniert, auf der für die studentischen Hilfskräfte
Homeoffice arbeiten. Auf Grund des hohen Niveaus des der UB Augsburg ein eigener Bereich eingerichtet wurde.
Infektionsgeschehens wurde für die UB, wie schon in OW, Kiel: Bereits 2019 wurde in der UB Kiel die Umstel-
anderen Bereichen der CAU, ab dem 13.01.2021 eine lung auf RFID vorbereitet, die 2020 durch alle Abteilun-
Einteilung der Mitarbeiter:innen in festen Teams mit gen, so auch durch die ZwB Medizin, umgesetzt werden
wechselnden Arbeitsschichten eingeführt. Diese Maßnah- sollte. In den Monaten ohne Benutzer:innen war die Um-
me bedeutete für uns eine Aufteilung der Stamm- und stellung unseres Freihandbestandes auf RFID eine will-
studentischen Hilfskräfte in zwei Teams, die sich im kommene Tätigkeit, die unter normalen Bedingungen
Dienst nicht begegnen durften. Diese Maßnahme galt wohl nicht so schnell realisiert worden wäre. Da, wo die
mit mehreren Verlängerungen noch bis zum 07.06.2021. Aufgabenstellungen es zugelassen hat, haben wir die
FW, Hamburg: Die hybriden Arbeitsweisen haben uns studentischen Hilfskräfte zur Aufgabenerledigung hinzu-
aber auch kompetenter gemacht in Hinblick auf koopera- gezogen. Während des gesamten Lockdowns wurden die
tive Zusammenarbeit in analogen und digitalen Modellen. vorwiegend in der Benutzung tätigen studentischen
Inzwischen kennen wir alle Vor- und Nachteile von ver- Hilfskräfte weiterbeschäftigt. So standen die Hilfskräfte
schiedenen Videokonferenzsystemen, wir wissen wie man für die Abdeckung der Dienstzeiten bei der Öffnung im
Bildschirme mit anderen teilt und wann es besser ist, das Oktober sofort zur Verfügung und konnten den Service
Mikrofon auf lautlos zu stellen – habt ihr ähnliche Erfah- mit unterstützen.
rungen sammeln können?
EK, Augsburg: Ja, auch bei uns verläuft die Zusammen-
arbeit im Homeoffice über verschiedene Wege. Ungeplant Rückkehr zur Normalität des
fiel die erste Bibliotheksschließung zeitlich in etwa mit Arbeitsalltags?
dem Umstieg des Intranets und des bisher verwendeten
Wikis der UB Augsburg auf eine neue Plattform zum kol- Die Einführung von Impfung und Corona-Schnell- und
laborativen Arbeiten zusammen. So waren einige unserer Selbsttests hat die Zusammenarbeit in den Bibliotheken
ersten Aufgaben im Homeoffice, Strukturen in der neuen wiederum verändert. Auch wenn diese Art der Tests nur
Plattform anzulegen und Inhalte aus den bisher verwen- eingeschränkt einen validen Infektionsnachweis bieten,
deten Systemen dorthin umzutragen. Vermutlich hat sich so signalisierten sie dennoch eine Option für uns alle,
die neue Plattform gerade wegen der verstärkt digitalen nämlich die der Rückkehr zu einer – wenn auch anderen
Zusammenarbeit sehr schnell etabliert und als nützlich – Normalität unseres Arbeitsalltags, die sich nochmals
erwiesen. konkretisierte durch Impfangebote an die Mitarbeitenden
Ein Großteil unserer täglichen Kommunikation innerhalb der Bibliotheken.
des Teams findet über einen Chatkanal der UB Augsburg OW, Kiel: Mit der Einführung von Corona-Selbsttests
statt. Vor einigen Monaten wurde ein täglicher kurzer konnte die CAU Kiel ihren Mitarbeiter:innen diese dann
„Morning Call“ eingeführt. Der „Morning Call“ war zu- ab April 2021 für eine Testung zunächst einmal und
nächst als zusätzlicher Austausch gedacht, hat die wö- mittlerweile zweimal pro Woche zur Verfügung stellen.
chentlichen Webkonferenzen mittlerweile aber ersetzt, Mit dem sich abschwächenden Infektionsgeschehen zum
so dass daneben nur noch Webkonferenzen stattfinden, Mai 2021 sind wir Mitarbeiter der CAU dann durch die
die zur gemeinsamen Arbeit an einem bestimmten Thema Ergänzende Impfverordnung des Bundes der Prioritäts-
angesetzt werden. gruppe 3 zugeordnet worden. Ab Juni 2021 soll den Uni-
FW, Hamburg: In unserem Team haben wir das Konferenz- versitätsbeschäftigten durch den Betriebsärztlichen
system sogar für unsere Weihnachtsfeier genutzt, auf die Dienst der CAU Kiel dann auch ein Impfangebot gemacht
wir nicht ganz verzichten wollten – das war zwar anders, werden.
aber trotzdem sehr schön. Und wir konnten die Zeit im FW, Hamburg: Die Bereitstellung von Corona-Selbsttests
Lockdown für die Bearbeitung von Projekten nutzen, die und dann natürlich die Impfangebote an uns Mitarbei-
auch unsere studentischen Mitarbeiter:innen im Home- ter:innen ab März 2021 hat unsere Zusammenarbeit,
office beschäftigten. Die Kollegin, die die Medienbearbei- besonders mit der Perspektive einer fast kompletten
tung leitet, betont immer wieder, dass uns Corona in Durchimpfung des Teams, zunehmend entspannt. Wir
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halten uns nach wie vor an alle Regeln, der Schritt in zu Informationsportalen und Ressourcen zu COVID-19
Richtung Normalbetrieb lässt uns aber zuversichtlich und SARS-CoV-2. Verlinkt wurden unter anderem die In-
planen. formationsseite der UB Mainz [5] und der COVID-19 Hub
Zusammenfassend ist besonders die frühzeitige Impfung von ZB MED [6] sowie frei verfügbare Verlagsangebote.
der Mehrzahl der Kolleg:innen der ÄZB als besonderes Bei der späteren Betrachtung von Nutzungsstatistiken
Privileg empfunden worden und hat sicherlich ein großes wurden die verlinkten E-Books, beispielsweise zu Beat-
Plus zu Gunsten der Mitarbeiter:innenfreundlichkeit des mung und Intensivmedizin, sehr gut genutzt.
UKE bewirkt. FW, Hamburg: In der ÄZB haben wir bereits seit 2016
begonnen, Medien primär digital zu erwerben. Unser Be-
stand wurde in 2020 und 2021 noch einmal erweitert,
Bestandsentwicklung da für das Bibliothekssystem der Universität und alle
anderen Universitäts- und Hochschulbibliotheken in
Durch die Einschränkungen in der Zugänglichkeit der Bi- Hamburg sog. Corona-Sondermittel für den Erwerb elek-
bliotheksbestände erfuhr die Versorgung der Bibliotheks- tronischer Fachliteratur zur Verfügung gestellt wurden.
nutzer:innen mit digitalen Medien eine große Bedeutung. Dies kam unseren Nutzer:innen in der Pandemie sehr
Viele Verlage reagierten auf die Corona-Pandemie mit zugute, denn bei der Nachfrage nach Lehrbüchern, die
besonderen Angeboten, seitens der Landesregierungen bei uns immer gerne als Printexemplar genutzt werden,
und Universitäten wurden zusätzliche finanzielle Mittel konnte in den meisten Fällen auf E-Books verwiesen
zur Beschaffung von digitalen Ressourcen bereitgestellt, werden. Eine Entwicklung, die wir gerade beobachten,
von denen die Bibliotheksbestände profitierten. ist in diesem Zusammenhang, dass die Präferenz der
OW, Kiel: In der Corona-Pandemie hat die Lizenzierung Studierenden sich hier scheinbar verändert – obwohl bei
von digitalen Medien wie E-Books, Online-Lernplattformen uns aktuell die Ausleihe von Lehrbüchern möglich ist,
oder Datenbankzugängen durch die UB Kiel mit Hilfe zu- werden viel weniger ausgeliehen als noch vor einem Jahr,
sätzlich bereitgestellter Mittel einen großen Zuwachs er- während die Nutzung der E-Books steigt. Hier, so kann
fahren. Die zusätzliche Erwerbung erfolgte entsprechend man spekulieren, hat vielleicht die Digitalisierung der
hinlänglich bekannter und speziell durch aktuelle Umfra- Lehre einen Wandel bewirkt. Oder ist die technische
gen bei den Fakultäten ermittelter Bedarfe. So konnten Ausstattung im beruflichen und privaten Bereich besser
bei uns nur für das Fach Medizin z. B. Thieme eRef mit geworden? Wir haben hier keine unterstützenden Ange-
vielen Modulen, Via Medici, AMBOSS, Elsevier Clinical bote, stellt ihr digitale Devices zur Verfügung?
Key Student und Springer Protocols zur Verfügung gestellt EK, Augsburg: Bisher leihen wir noch keine Devices aus,
werden. Auch nehmen die Mitglieder der CAU verstärkt eine Ausleihe von Tablets ist aber angedacht. Erste
die Möglichkeit wahr, über Web-Formulare Anschaffungs- Schritte in diese Richtung machen wir seit November
vorschläge zu machen. Dies führt dazu, dass unsere Er- 2020 mit der Technikausleihe der TB Medizin. Darüber
werbungsabteilung viele zusätzliche E-Books zur Verfü- können technische Helfer wie Kopfhörer, Presenter, Ad-
gung stellt, denn inzwischen gilt bei uns der Grundsatz apter, Kabel oder eine Dokumentenkamera ausgeliehen
E-Book vor Print. werden.
EK, Augsburg: Mit Blick auf die elektronischen Angebote
haben wir vor allem die Studienliteratur erheblich erwei-
tert. Vor der Corona-Pandemie bestand Zurückhaltung Digitale Angebote: ELearning & Co.
gegenüber hochpreisigen und groß dimensionierten digi-
talen Verlagsprodukten. Durch die elektronischen Semes- So wie die Umstellung der Medien auf digitale Angebote
ter ergab sich bei uns jedoch ein erhöhter Handlungs- unter Corona-Bedingungen einen Schub erhielt, so
druck und es wurden in Abstimmung mit den Dozierenden mussten die Bibliotheken auch ihre Angebote zur Schu-
und dem Dekanat der Medizinischen Fakultät neue Lizen- lung von Informationskompetenz, die klassischen Biblio-
zen und dauerhafte Zugangsrechte erworben. Auch im theksführungen oder Veranstaltungen im Rahmen der
Laufe des Jahres wurde das elektronische Angebot weiter Orientierungseinheit der Erstsemester u.v.m. der Situation
ausgebaut. So bieten wir nun neu einige Thieme-E-Books entsprechend modifizieren. Neben individuellen Beratun-
sowie die Bilddatenbank Anatomie, Elsevier Clinical Key gen per Telefon oder Mail wurden neue ELearning-Forma-
Student, aktuelle deutschsprachige Springer E-Books und te entwickelt, die als Webinare, Tutorials oder digitale
den 3D-Anatomieatlas Visible Body an. Auch im Modell- Bibliotheksführungen online verfügbar waren.
studiengang spielt für die Medizin-Studierenden in OW, Kiel: Bei umfangreicheren Informationsbesprechun-
Augsburg, die bisher erst in den ersten beiden Studien- gen mit den Benutzer:innen der ZwB Medizin haben Sit-
jahren sind, die Grundlagenliteratur die größte Rolle. zungen via Zoom Einzug gehalten. Hier sind sie überwie-
Diesen Bedarf konnten wir weitgehend elektronisch ab- gend bei Beratungen zur Literaturverwaltung mit EndNote
decken. und Citavi sowie Datenbankrecherchen zum Einsatz ge-
Wie andere Bibliotheken stellte die UB Augsburg zu Be- kommen. Die Schulungen zur Literaturverwaltung werden
ginn der Corona-Pandemie Informationen zu frei verfüg- von mir und einem Kollegen inzwischen komplett als
baren Verlagsangeboten auf ihrer Webseite bereit. Die Online-Veranstaltungen angeboten und ähnlich gut ange-
TB Medizin erstellte zudem eine Webseite mit Hinweisen nommen wie die Präsenzschulungen vor der Pandemie.
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Abbildung 3: Online statt vor Ort – digitale Angebote in der ÄZB
FW, Hamburg: Unsere Nutzer:innen wurden und werden vorstellt. Unsere Hauptzielgruppe sind dabei unsere Stu-
ebenso via Videokonferenz zu Recherchethemen etc. dienanfänger:innen. Die Themen sind an die Bibliothek-
beraten. Wir haben sehr schnell im ersten Lockdown seinführungen angelehnt: Ausstattung der Bibliothek,
reagiert und auf unserer Homepage (https:// Regeln in der Bibliothek, Ausleihbedingungen und Nut-
www.uke.de/organisationsstruktur/zentrale-bereiche/% zung des Selbstverbuchers. Um zusätzlich ansprechbar
C3% A4rztliche-zentralbibliothek-(%C3%A4zb)/index.html) zu sein, bieten wir regelmäßige Online-Termine für Studie-
Tipps und Hilfen zum selbstständigen Arbeiten mit Medien rende an, als allgemeine Bibliothekseinführung oder für
ergänzt. Diese weist auf digital verfügbare Alternativen Einzelfragen. Dieses Angebot wird jedoch so gut wie nicht
hin und greift Angebote anderer Bibliotheken, Datenban- genutzt.
ken und Verlage auf. Darüber hinaus wurde zusätzlich Schritt für Schritt probierten wir weitere Formate aus.
eine virtuelle Bibliotheksführung, Tutorials und Informati- Beispielsweise ist die TB Medizin in der Lehrveranstaltung
onsmaterialien erstellt (Abbildung 3). Um die bibliotheka- „IT-Infrastrukturen in der Medizininformatik“ mit einer
rische Auskunft während der Schließzeiten etwas zu Einheit zur PubMed-Datenbankrecherche vertreten. Diese
entlasten, haben wir zusätzlich zwischen April und Juni setzten wir im Sommer 2020 asynchron mit Einführungs-
2020 eine telefonische Sondersprechstunde für Fragen video, Arbeitsblatt und Lösungsvideo um und im folgen-
zu Technik, VPN, etc. eingerichtet. den Wintersemester als synchrone Online-Veranstaltung.
Aufgrund der hohen Nachfrage werden die Kurse zu Re- Für die Mitarbeiter:innen der Universitätsmedizin wurden
cherche und Literaturverwaltung seit Mai 2020 regelmä- ebenfalls regelmäßige Online-Termine angeboten, die
ßig als Webinar angeboten. Auf zunächst vor allem ver- überwiegend als Einzelberatungen, teilweise aber auch
tonte Powerpoint-Präsentationen folgten bald digitale Live- für Teams einer Klinik, stattfanden. Für das Literaturver-
Veranstaltungen mit teils mehreren Dozierenden im waltungsprogramm EndNote erstellten wir ein frei verfüg-
Tandemunterricht. Besonders die ins Curriculum der bares Online-Tutorial, das zugleich als Skript für synchro-
Zahn- und Allgemeinmedizin eingebundenen Kurse zum ne Online-Veranstaltungen dient.
wissenschaftlichen Arbeiten forderten den Bibliothekar:in- In der UB Augsburg formierte sich zudem ab Herbst 2020
nen viel Einsatz ab, welcher aber durch sehr gutes das Team „IK Online“, das sich bereichsübergreifend über
Feedback der Teilnehmer:innen belohnt wurde. digitale Lernangebote austauscht. Als erstes Projekt des
EK, Augsburg: Auch für die Studierenden an der Medizini- Teams wurden Leitlinien für den Qualitätscheck und die
schen Fakultät in Augsburg wurden die Lehrangebote Webpräsentation von Lernangeboten erarbeitet. In diesem
vollständig umgestellt. Die Einführungsveranstaltung für Zuge erweiterten und überarbeiteten auch wir noch ein-
die neuen Medizin-Studierenden wurde als synchrone mal unser Online-Angebot und bieten nun einen ELear-
Online-Veranstaltung angeboten, an der etwa die Hälfte ning-Kurs für Medizin-Studierende (exELearning-Modul)
des Jahrgangs teilnahm. Dabei haben wir vor allem die und Online-PubMed-Kurse für fortgeschrittene Studieren-
Zugänge zu den elektronischen Lehrbüchern und Lern- de und Forschende an.
plattformen demonstriert. Als Alternative zu den kurzen, Auf Wunsch von Studierenden haben wir im Dezember
praktischen Bibliothekseinführungen vor Ort erstellte 2020 außerdem den virtuellen Lesesaal (Abbildung 4)
unser Team mit tatkräftiger Unterstützung der studenti- eröffnet, eine Art Dauer-Webkonferenz zu den ursprüng-
schen Hilfskräfte vier Videos, in denen sich die TB Medizin lichen regulären Öffnungszeiten der TB Medizin (montags
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Abbildung 4: Der virtuelle Lesesaal in der TB Medizin
bis freitags, 8:30 bis 20:00 Uhr). Wie bei vergleichbaren aufgenommen und wahrgenommen werden können,
Angeboten anderer Bibliotheken war die Idee, auch online wenn auch die Studierenden wieder aus den digitalen
einen gemeinsamen Lernort anzubieten, der idealerweise Semestern zum Präsenzunterricht an die Universität zu-
Struktur in den Studienalltag bringt, eine konzentrierte rückkehren. Jetzt im Juni 2021, wo die Infektionszahlen
Atmosphäre wie vor Ort in der Bibliothek sowie ein Ge- deutlich zurückgehen, fordern auch die Studierenden eine
meinschaftsgefühl schafft und so die Motivation fördert. Rückkehr an die Uni zu Präsenzveranstaltungen. Wir
Die Zugangsdaten werden den Medizin-Studierenden in hoffen dann, dass sie auch wieder den Weg in die Biblio-
Moodle bereitgestellt. Im Virtuellen Lesesaal ist jeweils theken finden und wir uns durch das studentische Leben
eine Person aus dem Team der TB Medizin anwesend wieder täglich aufs Neue in unserer Arbeit motivieren und
(Bibliothekspersonal oder studentische Hilfskraft). Es inspirieren lassen dürfen. Eine leere Bibliothek ohne
wurde keine Nutzungsstatistik geführt, jedoch kamen Studierende hat etwas von einem „lost place“.
insbesondere in der Klausurphase im Wintersemester FW, Hamburg: Dem kann ich aus Sicht der ÄZB nur
häufig zehn oder mehr Studierende pro Tag in den Virtu- beipflichten – gerade in Zeiten, in denen die wissenschaft-
ellen Lesesaal (von 168 Medizin-Studierenden). Genutzt lichen Bibliotheken als Lernorte immer beliebter gewor-
werden fast ausschließlich die Breakout-Rooms zum ge- den sind, mutet eine leere Bibliothek befremdlich an.
meinsamen Lernen, Fragen an das Bibliothekspersonal Aber jenseits dessen haben wir es – so spiegeln es auch
kommen in der Regel nicht vor. Mit den Lockerungen und unsere Arbeitstreffen wider – eigentlich ganz gut durch
Präsenzveranstaltungen im Verlauf des Sommersemes- dieses Corona-Jahr geschafft. Wir hatten keine Infektions-
ters 2021 beobachten wir jedoch eine stark zurückgehen- geschehen in der Bibliothek, unsere Kolleg:innen haben
de Nutzung des Virtuellen Lesesaals. allesamt kooperiert und von unseren Nutzer:innen kam
überwiegend positives Feedback, da wir für fast jedes
Problem eine Lösung gefunden haben. So eindrückliche
Ausblick: was geht – was bleibt? Geschehnisse wie diese Pandemie hinterlassen aber
natürlich nachdrückliche Folgen, die wir zum Teil erst
Seit Mai sinken die Infektionszahlen, die Landesregierun- zukünftig wahrnehmen werden – und denen wir dann
gen erlauben wieder mehr Mobilität im öffentlichen Raum hoffentlich wieder mit Zuversicht und Kreativität begeg-
und auch an den Universitäten und Universitätsbibliothe- nen. Hinsichtlich der Reaktion auf wenig planbare Ereig-
ken ist die Rückkehr zu einem – wenn auch eingeschränk- nisse haben wir viel gelernt und nehmen nun „Pandemi-
ten – Wissenschaftsbetrieb zu bemerken. Für die Biblio- sche Zustände“ in unser Risikoportfolio für das Qualitäts-
theken muss nun überlegt werden, welche Erkenntnisse management auf.
im vergangenen Jahr gewonnen werden konnten und ob EK, Augsburg: Auch die TB Medizin konnte den Heraus-
sich daraus neue, bessere Handlungsräume erschließen forderungen durch die Corona-Pandemie grundsätzlich
lassen – was bleibt, was soll bleiben und was kann ge- gut begegnen. Ein Grund dafür liegt sicherlich darin, dass
hen? unsere Bibliothek in mehreren Aspekten noch „übersicht-
OW, Kiel: Eine Rückkehr in den normalen Dienstbetrieb lich“ ist und so für viele Fragen schnelle und unkompli-
ist durch die allgemeine Corona-Lage und die Maßnah- zierte Lösungen ermöglichen kann. Das ist räumlich ge-
men zur Pandemiebekämpfung bis heute ja noch nicht sehen wortwörtlich der Fall: Die Größe des Lesesaals und
möglich. Durch die tägliche Arbeit vor Ort und die Zugäng- die Anzahl an Arbeitsplätzen sind gut überschaubar, es
lichkeit der Bibliothek für Benutzer:innen kommt unsere gibt weder mehrere Stockwerke noch verschiedene Ein-
Bibliothek dem normalen Betrieb jedoch so nah wie gänge. Zusätzlich ist auch die Zielgruppe noch vergleichs-
möglich. Ein normaler Dienstbetrieb wird wohl erst wieder weise klein: Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es bei
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uns nur einen Jahrgang von Medizin-Studierenden, ab aus dem Bereich IK geradezu begeistert, alle nur denkba-
Herbst 2020 einen zweiten, so dass bisher nur der Lite- ren Formate der digitalen Lehre einzusetzen. Sogar unse-
raturbedarf für die ersten beiden Studienjahre elektro- re Auszubildende entwarf im Rahmen ihres Einsatzes in
nisch abgedeckt werden musste. der Öffentlichkeitsarbeit eine Bibliotheksführung, wir er-
FW, Hamburg: Ja, vor diesem Hintergrund wird es noch probten EndNote- und PubMed-Schulungen, Kurse zum
einmal wirklich interessant, in welcher Form unsere Nut- wissenschaftlichen Arbeiten und vieles andere als digitale
zer:innen zukünftig Medien präferieren. Wir stellen ja Formate. Die Art und Weise, wie hier neue Konzepte be-
bereits fest, dass die Nachfrage nach elektronischen rufsgruppenübergreifend und interdisziplinär entwickelt
Medien wächst und dies, obwohl analoge wieder verfüg- und umgesetzt wurden, hat alle Beteiligten positiv über-
bar wären. Sollte sich dieser Trend halten, werden wir rascht. Wenn es zukünftig die Wahl gibt, ob einige dieser
unseren Printbestand an Lehrbüchern weiter reduzieren. Veranstaltungen in Präsenz oder digital stattfinden sollen,
Ist bei euch diese Entwicklung auch schon absehbar? würden sowohl viele der Studierenden als auch unsere
OW, Kiel: Nach unserer Erfahrung stellt die Pandemie für Kolleg:innen des IK-Teams sich für die digitale Variante
Mitarbeiter:innen und Studierende einen Katalysator in entscheiden. Ich möchte vor diesem Hintergrund noch
Sachen digitale Mediennutzung dar. Die Nutzung digitaler einmal den positiven Aspekt betonen, den die Pandemie
Prüfungs- und Lerntools spielte bei uns schon vor Corona hier sichtbar gemacht hat.
eine bedeutende Rolle. Um unsere Nutzer:innen und be- OW, Kiel: Die Corona-Pandemie wird auch das Schulungs-
sonders die Medizin-Studierenden im digitalen Online- konzept und -angebot der ZwB Medizin nachhaltig verän-
Studium zu unterstützen, konnten wir mit Hilfe von Coro- dern. Zwar sind die Veranstaltungen zur Literaturverwal-
na-Sondermitteln das Angebot an elektronischen Medien tung und PubMed in der Vergangenheit gut angenommen
bedeutend ausweiten. Es wird im Wesentlichen von der worden, jedoch hat der Präsenzcharakter eine Teilnahme
Benutzung/Akzeptanz durch die Studierenden und den von Wissenschaftler:innen oft aus dienstlichen Gründen
zukünftigen Finanzierungsmöglichkeiten abhängen, ob verhindert, bzw. nicht angesprochen. Online-Veranstaltun-
sich dieses erweiterte E-Medienangebot langfristig halten gen ermöglichen eine ortsunabhängige Teilnahme und
lässt. Wir planen aber daher die Nutzung unseres Präsenz- haben keinen verpflichtenden Charakter. Dadurch haben
bestandes in naher Zukunft einer kritischen Nutzungsana- Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen die Möglichkeit
lyse zu unterziehen. Die kritische Betrachtung Print- neben den Studierenden die Schulungsangebote unkom-
bestand vs. digitaler Medienbestand in der Medizin trifft pliziert vom Dienst- oder Arbeitsplatz aus zu verfolgen.
uns aber nicht unerwartet – Corona hat sie vielleicht nur Eine Rückkehr zu ausschließlich in Präsenz abgehaltenen
etwas beschleunigt. Schulungen wird es nach Pandemieende auch nicht ge-
EK, Augsburg: Für uns hat das letzte Jahr natürlich auch ben. Ein gesunder Mix aus Präsenz- und Online-Veranstal-
wichtige Impulse für unseren zukünftigen Bestandsaufbau tungen wird den Bedürfnissen aller Teilnehmer:innen
der Lehrbücher und Monografien gegeben. Im Jahr 2020 hoffentlich entgegenkommen und die Akzeptanz weiter-
wurden weiterhin auch die gedruckte Lehrbuchsammlung befördern.
sowie insbesondere der Präsenzbestand der Teilbibliothek EK, Augsburg: Ja, das kann ich nur unterstreichen. Eine
Medizin weiter ausgebaut. Es bleibt abzuwarten, wie sich offene Frage für uns ist auch, wie sich die Bedeutung der
die Nutzung der gedruckten Literatur nach den Pandemie- TB Medizin als Lernort für die Medizin-Studierenden ent-
bedingten Einschränkungen weiter entwickeln wird und wickeln wird, da fehlt uns einfach noch die Erfahrung im
ob in Abstimmung mit der Medizinischen Fakultät zukünf- Normalbetrieb, zumal ja auch die ersten Studierenden
tig eine „E-Preferred“-Strategie für bestimmte Bestands- erst kurz vor Corona ihr Medizinstudium bei uns begonnen
bereiche sinnvoll sein könnte. haben. Unsere Bibliothek blieb also über weite Strecken
Auf jeden Fall erhielten die Online-Lernangebote der TB leer, kein schöner Gedanke, wie ihr beide schon sagtet.
Medizin einen besonderen Schub. Auch wenn wir bereits Was wir, vielleicht auch auf Grund der Struktur unseres
einen Blended-Learning-Kurs für das Wintersemester Modellstudiengangs, feststellen konnten, war die Nach-
2019/2020 entwickelt hatten, die Selbstverständlichkeit, frage nach Gruppenarbeitsplätzen, die wir aber erst in
mit der Online-Formate erarbeitet, angeboten und genutzt den zukünftigen Bibliotheksräumlichkeiten im neuen
werden, wäre ohne die digitalen Semester wohl kaum Lehrgebäude der Medizinischen Fakultät ab 2024 erfüllen
erreicht worden. Gleiches gilt für die Bereitschaft, verschie- können. Die Planung unserer neuen Räume sollte unsere
dene synchrone und asynchrone Formate und technische Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr berücksichtigen.
Umsetzungen auszuprobieren. Als sehr hilfreich erwiesen FW, Hamburg: Ihr könnt dann die Erfahrungen aus dem
sich dabei die Fortbildungsangebote der Universität Jahr mit Corona unmittelbar in euer weiteres Bibliothek-
Augsburg und insbesondere des Bereichs Medizindidaktik konzept einfließen lassen – das ist doch eine große
& Qualifikation für Lehre des Department of Medical Chance, oder?
Education Augsburg (DEMEDA). Die Online-Lernangebote EK, Augsburg: Ja, insgesamt gab es in der TB Medizin der
zur orts- und zum Teil auch zeitunabhängigen Nutzung UB Augsburg bisher einen längeren Zeitraum des Betriebs
sind sicherlich ein Bereich, der auch nach der Corona- unter „Corona-Bedingungen“ als unter regulären Bedin-
Pandemie fortgeführt werden wird. gungen und die Erfahrungen aus den digitalen Semestern
FW, Hamburg: Da der ELearning-Bereich bei uns schon werden die weitere Ausgestaltung des Bibliothekskon-
lange vor Corona etabliert war, waren die Kolleg:innen
GMS Medizin - Bibliothek - Information 2021, Vol. 21(1-2), ISSN 1865-066X 11/12Sie können auch lesen
