Migrantinnen und Migranten in Ausbildung und Beschäftigung - Integrationschancen durch Vernetzung und aktives Engagement
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Migrantinnen und Migranten in Ausbildung und Beschäftigung – Integrationschancen durch Vernetzung und aktives Engagement Dokumentation des Innovationsforums der Entwicklungspartnerschaft EQUAL IN.OWL am 1. Oktober 2003 in der Stadthalle Bielefeld Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative EQUAL
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Inhalt Einleitung................................................................................................................................3 INHALT Programm des Innovationsforums.......................................................................................4 10 Handlungsempfehlungen in Kürze ..................................................................................6 Begrüßung..............................................................................................................................7 • Detlef Helling, Bürgermeister der Stadt Bielefeld..............................................................7 • Anna Renkamp, Geschäftsstelle EQUAL IN.OWL............................................................9 Hintergrundreferate..............................................................................................................11 • Elmar Hönekopp, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg Zuwanderungssteuerung: Einwanderung und Arbeitsmarktintegration vor dem Hintergrund von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage.....................................................11 • Robert Vehrkamp, Bertelsmann Stiftung, Gütersloh Erfolge in der Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern. Studie der Bertelsmann Stiftung zu internationalen Erfahrungen und Erfolgsfaktoren.........................................25 • Nilgün Öksüz, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Bonn Berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten – Unterschiedliche Ansätze der BMWA Programme EQUAL und XENOS..........................33 Podiumsgespräch:...............................................................................................................41 Neue Ansätze, Projekte und Netzwerke zur Stärkung der Selbsthilfepotenziale und Arbeitsmarktintegration Inputreferate in den Foren...................................................................................................43 • Forum 1: Arbeitsmarktintegration durch ehrenamtliches Engagement.............................43 Beruflich erfolgreiche Migrantinnen und Migranten als Vorbilder und Paten • Forum 2: MigrantInnen in Wirtschaft und Verwaltung.......................................................50 Interkulturelle Kompetenz als Wettbewerbsvorteil • Forum 3: Die Potenziale nutzen........................................................................................61 Migrationsnetzwerke für Ausbildung und Beschäftigung Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Foren und Handlungsempfehlungen.....................................................................................................73 Anhang • Liste der TeilnehmerInnen.................................................................................................76 2
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Einleitung EINLEITUNG Die Arbeitslosenquote ausländischer Vernetzung u.a. mit Migrantenselbstorgani- Arbeitskräfte liegt bei knapp 20 Prozent, sationen. und ist damit fast doppelt so hoch wie bei Inländern. Dabei spielen sprachliche Das Forum wurde von der EQUAL Defizite und Unterschiede im Ausbildungs- Entwicklungspartnerschaft niveau genauso eine Rolle wie die sozial- Innovationsnetzwerk für Beschäftigung in und arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedin- Ostwestfalen - Lippe (kurz: EQUAL gungen, wie auch die Einstellung von IN.OWL) ausgerichtet. In diesem Netzwerk Behörden und Arbeitgebern gegenüber haben sich Behörden, Kammern, Migrantinnen und Migranten1. Die Beschäftigungsförderungsgesellschaften ungenügende Arbeitsmarktintegration und andere arbeitsmarktpolitische Akteure bedarf dringender Lösungen, sind doch zusammengeschlossen, um gemeinsam Arbeit und Beruf in unserer Gesellschaft Projekte zur Förderung der Beschäftigung entscheidende Voraussetzungen für soziale von benachteiligten Gruppen zu unterstüt- Integration. zen und umzusetzen. Ein wichtiger Bestandteil der „Netzwerkphilosophie“ ist In den verschiedenen Regionen der überregionale Austausch von Projekten, Deutschlands werden vielversprechende um guten Ideen zum Durchbruch zu Strategien zur Arbeitsmarktintegration von verhelfen und gemeinsam auf die Rahmen- Migrantinnen und Migranten erprobt. bedingungen zur Verbesserung der Arbeitsmarktakteure schließen sich zu Ausbildungs- und Beschäftigungssituation Netzwerken zusammen, immer mehr einzuwirken. Migrantenselbstorganisationen engagieren sich in der Beratung von Jugendlichen und Über 130 Personen aus ganz Deutschland Eltern zur Förderung der haben an dem Innovationsforum Bildungsmotivation, Behörden und teilgenommen. Die Dokumentation enthält Verbände gehen neue Wege, um speziell alle Referate, die wichtigsten Ergebnisse Jugendliche mit Migrationshintergrund und eine Liste aller vertretenen Personen anzusprechen. und Institutionen, so dass sich die Leserinnen und Leser noch mal einen Das Innovationsforum zum Thema „Migran- Überblick über die Vielzahl an Informationen tinnen und Migranten in Ausbildung und verschaffen und Kontakte zu anderen Ak- Beschäftigung – Integrationschancen durch teuren knüpfen können. Vernetzung und aktives Engagement“ am 1. Oktober 2003 in Bielefeld richtete sich an Damit besteht die Chance, über die Fachleute und Entscheidungsträger aus Veranstaltung hinaus weitergehende Kommunen, Gewerkschaften, Ministerien, Synergien und Vernetzungen anzustoßen. Politik und Verwaltung wie auch an Unter- Wir danken allen ReferentInnen, die uns nehmen, Schulen, Bildungsträger, ihre Beiträge zeitnah zur Verfügung gestellt Ausländerbeauftragte und Migrantenorgani- und dadurch die umfangreiche sationen. Ziel war es, über neue Wege der Dokumentation erst möglich gemacht Heranführung an Ausbildung und Arbeits- haben. markt zu informieren, Erfahrungen auszu- tauschen, Handlungsempfehlungen zu formulieren und zur Verbreitung erfolgrei- Anna Renkamp Cemalettin Özer cher Ansätze zur Verbesserung der Ausbil- Leitung und Koordination Leitung des EQUAL- dungs- und Beschäftigungssituation von des Netzwerkes Projekts MigrantInnen MigrantInnen beizutragen. Dabei wurde ein EQUAL IN.OWL integrieren MigrantInnen Schwerpunkt gelegt auf Modelle zur Förde- Bertelsmann Stiftung MOZAIK Consulting rung der Selbsthilfepotenziale und der 1 Im folgenden wird anstatt „Migrantinnen“ und „Migranten“ der Ausdruck „MigrantInnen" verwendet 3
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Programm 1. Oktober 2003 Programm 10.30 h Grußworte Detlef Helling, Bürgermeister der Stadt Bielefeld Anna Renkamp, Geschäftsstelle EQUAL IN.OWL 10.45 h Zuwanderungssteuerung: Einwanderung und Arbeitsmarktintegration vor dem Hintergrund von Tendenzen bei Arbeitskräfteangebot und -nachfrage Elmar Hönekopp, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB, Nürnberg 11.15 h Erfolge in der Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern: Studie der Bertelsmann Stiftung zu internationalen Erfahrungen und Erfolgsfaktoren Robert Vehrkamp, Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 11.30 h Berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten – Unterschiedliche Ansätze der BMWA Programme EQUAL und XENOS Nilgün Öksüz, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Bonn 11.45 h Podiumsgespräch: Neue Ansätze, Projekte und Netzwerke zur Stärkung der Selbsthilfepotenziale und Arbeitsmarktintegration Cemalettin Özer, Mozaik Consulting, Interkulturelles Bildungs- und Beratungszentrum ( IBBZ), Bielefeld Ingibjörg Pétursdóttir, Multikulturelles Forum Lünen e.V., Lünen Sevim Yilmaz, IHK zu Essen Wolfgang Fehl, BQN II, Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte, Köln 13.45 h Foren Forum 1 Arbeitsmarktintegration durch ehrenamtliches Engagement – Beruflich erfolgreiche Migrantinnen und Migranten als Vorbilder und Paten ExpertInnen: - Iris Wolter, Internationales Beratungszentrum AWO Bezirksverband OWL e.V., Löhne - Cemalettin Özer, Mozaik Consulting, IBBZ, Bielefeld - Tülay Zengingül, Patin - Julia Kozyrina, Integrationshelferin Moderation: Dr. Wolfgang Sieber, Regionale Personalentwicklungsgesellschaft REGE mbH, Bielefeld 4
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Programm Forum 2 MigrantInnen in Wirtschaft und Verwaltung - Interkulturelle Kompetenz als Wettbewerbsvorteil ExpertInnen: - Dr. Thomas Brieden, ProInteCra - Berufliche Integration von Migranten im Handwerk, ZWH – Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk, Düsseldorf - Dr. Gisela Baumgratz-Gangl, Initiativstelle Berufliche Qualifizierung von Migrantinnen und Migranten IBQM, Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn - Spiros Christodoulou, Pallas Athene Restaurant, Bielefeld - Arndt Bohnenkamp, Bohnenkamp Elektrotechnik GmbH, Bielefeld Moderation: Carolina Monfort-Montero, Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte, Bremen Forum 3 Die Potenziale nutzen – Migrationsnetzwerke für Ausbildung und Beschäftigung Expertinnen: Margit Reuter, SIMBA – Soziale Integration von Migrantinnen und Migranten in Beruf und Arbeit, Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg Annerose Poleschner, Integrationsnetzwerk INCLUSION für Migranten im Land Brandenburg, Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft e.V., Potsdam Moderation: Martina Helmcke, Initiative für Beschäftigung OWL e.V. 16.15 h Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen (im Plenum) Dr. Wolfgang Sieber, REGE mbH, Bielefeld, Forum 1 Carolina Monfort-Montero, BQN Bremen, Forum 2 Martina Helmcke, Initiative für Beschäftigung OWL e.V., Forum 3 16.30 h Ausblick und Verabschiedung Anna Renkamp, Geschäftsstelle EQUAL IN.OWL Gesamtmoderation: Purvi Patel (Journalistin) 5
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Handlungsempfehlungen Handlungsempfehlungen zur Integration von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt Die wichtigsten Ergebnisse aus den Foren in Kürze: 1. Die Potenziale von MigrantInnen müssen stärker ins Blickfeld rücken: Zweisprachigkeit und Kenntnisse über Kulturen und Mentalitäten sind hilfreich für Unternehmen beim Zugang zu neuen Märkten und Kunden. Unternehmen sollten dieses Potenzial nutzen. 2. Berufsbildungsabschlüsse aus anderen Ländern müssen in Deutschland anerkannt werden. Bewerbungstrainings und Personalentwicklungskonzepte zu den Potenzialen von Migrantinnen und Migranten sollen angeboten werden, um Unternehmen zu bewegen, vermehrt Mitbürger mit Migrationshintergrund einzustellen. 3. Interkulturelle Kompetenz sollte in Ausbildungsordnungen und Testverfahren aufgenommen werden, um auf die beruflichen Anforderungen in einem multikulturellen Umfeld im In- und Ausland vorzubereiten. 4. Kammern, Arbeitsämter, Bildungseinrichtungen und Migrantenorganisationen sollten Kooperationen eingehen und Berührungsängste abbauen. 5. Arbeitsämter und Bildungseinrichtungen sollten MigrantInnen als Berater einstellen, um Hemmschwellen zu senken und über die Zweisprachigkeit einen leichteren Zugang zu den Zuwanderern zu finden. 6. Auch kleinere Firmen, z.B. Handwerksbetriebe, sollten über die Potenziale von MigrantInnen informiert und mit unbürokratischen Förderprogrammen dazu angeregt werden, MigrantInnen zu beschäftigen. 7. Vereine von MigrantInnen, Moscheevereine, Sportvereine und türkische Medien sind wichtige Kommunikationskanäle. Darüber hinaus sollten mehrsprachige Hotlines eingerichtet werden, die über Bildungsabschlüsse und Berufe informieren. 8. Die öffentliche Hand sollte finanzielle Ressourcen für die professionelle Begleitung ehrenamtlicher Arbeit und die Koordination von Netzwerken zur Verfügung stellen. 9. Selbsthilfepotenziale von MigrantInnen müssen aktiviert werden, ehrenamtliches Engagement muss gefördert werden. MigrantInnen können Vorbildfunktion übernehmen und z.B. für Sprachkurse und formale Abschlüsse motivieren. 10. Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig: Erfolgreiche Beispiele und Projekte, positive Beispiele ehrenamtlichen Engagements und gelungener Integration müssen bekannt gemacht werden, um durch ihren Vorbildcharakter nachhaltig zu einer veränderten Praxis in den Institutionen beizutragen. 6
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Begrüßung Detlef Helling Begrüßung Detlef Helling Bürgermeister der Stadt Bielefeld Sehr geehrte Frau Renkamp, Und es muss ebenfalls betont werden, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mer mit Migrationshintergrund fast doppelt für die Stadt Bielefeld begrüße ich Sie sehr so stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind herzlich zum Innovationsforum „Migrantin- wie ihre deutschstämmigen Kollegen. Die- nen und Migranten in Ausbildung und Be- ses betrifft vor allem auch die unter 30- schäftigung - Integrationschancen durch Jährigen und Frauen. Vernetzung und aktives Engagement“ hier in unserer Stadthalle. Zudem zeigen Beobachtungen, meine Damen und Herren, dass Migrantinnen Meine Damen und Herren, die Bevölke- und Migranten vergleichsweise schneller rungsforscher sind sich einig: in den als Einheimische aus dem regulären kommenden Jahrzehnten wird die Bevöl- Arbeitsmarkt hinausgedrängt werden. kerungszahl in Deutschland gravierend sinken und der Anteil der Älteren zu- und Vielen von Ihnen, meine Damen und der Anteil der Jüngeren abnehmen. Das Herren, sind vielleicht auch die Ergebnisse hat – wie Sie alle wissen – für unsere einer aktuellen Studie der Fakultät für sozialen Sicherungssysteme erhebliche Pädagogik der Bielefelder Universität zur Konsequenzen. Bildungs- und Ausbildungsbeteiligung be- Diese Entwicklung kann durch eine ge- kannt, nach der Bielefeld im Landesver- zielte und gesteuerte Integrationspolitik gleich schlecht abschneidet: wie auch durch konkrete Maßnahmen zwar nicht gestoppt, aber doch zumindest Während im Landesdurchschnitt der Anteil gemildert werden. Auf der anderen Seite der Migrantenkinder an Hauptschulen 36 sind - auch das wissen wir - die gesell- Prozent beträgt, sind es in Bielefeld 61 schaftlichen Integrationschancen der Ein- Prozent, wobei zugleich auch gilt: Je hö- wanderinnen und Einwanderer in erster her die Schulform, desto geringer der Linie abhängig von ihren Möglichkeiten am Anteil der Migranten. Arbeitsmarkt. Sichere Arbeitsplätze und ein befriedigendes Einkommen sind die Bezogen auf die jungen Arbeitslosen Voraussetzung einer eigenständigen und schneidet Bielefeld ebenfalls nicht besser selbstbewussten Lebensführung. ab: In Bielefeld sind 32 Prozent der Erkennbar ist jedoch, dass junge Migran- Migranten unter 25 Jahren arbeitslos – im ten - trotz einer insgesamt im Laufe der Landesdurchschnitt liegt diese Quote bei letzten Jahre verbesserten schulischen 23 Prozent. und beruflichen Bildung - weiterhin über- wiegend in den gleichen Wirtschaftsberei- chen beschäftigt sind wie die Einwanderer der ersten Generation. 7
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Begrüßung Detlef Helling Meine Damen und Herren, alles in allem lassen sich zwar insgesamt Deshalb halte ich es für wichtig, dass beachtenswerte integrative Fortschritte heute über neue Ansätze und Erfolge zur feststellen; der Abstand zur deutschen Aktivierung der Selbsthilfepotenziale von Bevölkerung im Bildungs- und Migrantinnen und Migranten informiert Beschäftigungsbereich ist jedoch auch 45 wird und zu einer bundesweiten Jahre nach Abschluss des ersten Verbreitung beigetragen werden soll. Anwerbeabkommens weiterhin groß. Und ich begrüße auch, dass auf der Ich denke, Sie werden mir darin Veranstaltung andere gute Ideen und zustimmen, dass durch politische Ent- Konzepte vorgestellt werden, von denen scheidungen allein sich wirtschaftliche Bielefeld und die Region OWL lernen Aufwärtsmobilität nur schwer herstellen können, denn wir haben ein Interesse lässt. Gesellschaft und Staat können je- daran, von den Erfahrungen in anderen doch ihrerseits dazu beitragen, dass nicht Regionen zu profitieren, die bereits auch noch die Migrantinnen und Migranten erfolgreich neue, auch unkonventionelle der sogenannten „vierten Generation“, die Wege gehen. alle hier geboren und aufgewachsen sind, „Ausländer“ bleiben! Meine Damen und Herren, dass der Einladung so viele Vertreterinnen und Und das tun wir – mit Blick auf das Vertreter von Unternehmen und Behörden eingangs Gesagte – in unserem ureigenen wie auch Experten und Multiplikatoren Interesse! Außerdem gehen uns wertvolle nicht nur aus der Region OWL sondern Kompetenzen verloren, die junge Migran- aus dem gesamten Bundesgebiet gefolgt tinnen und Migranten einbringen können. sind, freut mich sehr und auch, dass etliche Migranten-Selbstorganisationen Meine Damen und Herren, vor diesem teilnehmen. Hintergrund ist Bielefeld sehr an neuen Konzepten und Modellen und vielfältigen Ihr Interesse dafür geweckt haben Frau Initiativen aus den unterschiedlichen Anna Renkamp von der Bertelsmann Regionen Deutschlands interessiert und Stiftung und Herr Özer von Mozaik froh, dass es das EQUAL Projekt Consulting, denen ich abschließend „MigrantInnen integrieren MigrantInnen in meinen herzlichen Dank für die Bielefeld/OWL“ gibt. Dabei unterstützen Organisation dieses Innovationsforums beruflich erfolgreiche Migranten ehrenamt- aussprechen möchte. Beiden, wie auch lich andere Migranten bei der Arbeits- Ihnen allen, wünsche ich deshalb letztlich markteingliederung. viel Erfolg bei dieser Veranstaltung und ich hoffe, dass von diesem Forum viele neue Denn ich bin der Meinung, dass wir in der Impulse ausgehen. Vergangenheit die für die Wirtschaft wert- vollen Potenziale unterschätzt bzw. nicht Vielen Dank! gefördert haben. 8
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Begrüßung Anna Renkamp Begrüßung Anna Renkamp Geschäftsstelle EQUAL IN.OWL Sehr geehrter Herr Helling, lieber Cemalettin Özer, liebe EQUAL Konkreter Anlass für die Veranstaltung Projektpartner, meine sehr verehrten heute ist unser EQUAL Projekt Damen und Herren, MigrantInnen integrieren MigrantInnen, das von Mozaik Consulting in Kooperation ich begrüße Sie hier im Namen der mit den AWO Verbänden Bielefeld, Bertelsmann Stiftung als verantwortliche Gütersloh und Herford hier in der Region Leiterin und Koordinatorin des Inno- OWL umgesetzt wird. MIM ist ein vationsnetzwerkes für Beschäftigung in Teilprojekt unseres über das EQUAL Ostwestfalen-Lippe EQUAL IN.OWL. Programm der Europäischen Union Herzlich willkommen. geförderten Netzwerkes IN.OWL. In Ostwestfalen – Lippe haben sich die Auch wenn die Statistiken zur Bildungs- Arbeitsämter, Kommunen und Kreise, Be- und Beschäftigungssituation der schäftigungsgesellschaften, die Kammern, Migrantinnen und Migranten noch nicht Arbeitsloseninitiativen und andere sehr gut aussehen, ist in den letzten arbeitsmarktpolitische Akteure zu diesem Jahren einiges in Bewegung geraten. Mit Netzwerk zusammengeschlossen. Unser dem Aktionsprogramm zur Verbesserung Ziel ist es u.a., die Beschäftigungsfähigkeit der Bildungschancen von Migrantinnen von Migranten, Jugendlichen, Frauen und und Migranten des Bündnisses für Arbeit Langzeitarbeitslosen zu verbessern. Wir sind neue Impulse gesetzt und Förderpro- haben dazu mehrere Projekte angesto- gramme aufgelegt worden. Viele Aktivitä- ßen, unter anderem das Projekt ten wurden gestartet, die an die positiven „MigrantInnen integrieren MigrantInnen“. Kompetenzen und Potenziale der Migran- tinnen und Migranten anknüpfen – und nicht mehr so sehr die Defizite in den Es ist das erste Innovationsforum, das wir Vordergrund stellen. Die große Bedeutung im Rahmen unseres Netzwerkes der Kooperation und Vernetzung durchführen. Unsere Innovationsforen unterschiedlicher Bereiche und Akteure dienen dazu, über die Erfahrungen, wurde erkannt. In der Vorbereitung auf Ergebnisse und Erfolge aus unseren diese Veranstaltung habe ich gemerkt, Projekten zu berichten, zu einer Verbrei- dass es mittlerweile eine Fülle von neuen tung der erfolgreichen Ansätze und Verän- Ideen, Modellen und Projekten gibt – diese derung der Praxis in der Arbeitsmarktpoli- jedoch häufig über die eigene Region tik beizutragen. – mit einem hinaus nicht bekannt sind und noch kaum fördertechnischen Begriff ausgedrückt: Eingang gefunden haben in die normale zum Mainstreaming innovativer Ansätze Praxis der Institutionen und Träger der beizutragen. Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Von einer – auch institutionell gesicherten - Wir möchten Ihnen heute jedoch nicht nur Kooperation und Vernetzung aller rele- den spezifischen Ansatz unseres Projekts vanten Akteure vor Ort sind wir noch weit MIM der ehrenamtlichen Arbeit von entfernt. MigrantInnen für MigrantInnen vorstellen, 9
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Begrüßung Anna Renkamp sondern auch viele andere interessante Mich hat das große Interesse an dem Ansätze und Modelle zur Integration von Innovationsforum im Vorbereitungsstress Migrantinnen und Migranten aus anderen immer wieder motiviert. Bedanken möchte Regionen Deutschlands präsentieren, ich mich schon jetzt bei den 24 Referen- einen Austausch anregen und gemeinsam tInnen, ModeratorInnen und ExpertInnen mit Ihnen Handlungsempfehlungen für ihr großes Engagement und die erarbeiten. sorgfältige Vorbereitung der Veranstaltung. Ich freue mich, dass die Veranstaltung auf Wir werden über die Veranstaltung eine so großes Interesse gestoßen ist und Sie Dokumentation erstellen, die Sie so zahlreich der Einladung gefolgt sind. bekommen werden, die Ergebnisse mit Vielen Dank dafür! Besonders positiv finde den Handlungsempfehlungen, die wir ich, dass so viele Akteure, die alle mit der gemeinsam heute erarbeiten werden, Integration von Migrantinnen und werden über die Presse und weitere Me- Migranten beruflich befasst sind, aus den dien veröffentlicht. unterschiedlichen Bereichen und Regionen Deutschlands heute zusammen Ich wünsche allen Beteiligten eine gekommen sind und zusammen arbeiten spannende Veranstaltung mit vielen guten werden. Im Vorfeld der Veranstaltung habe Ideen und Anregungen für ihre eigene ich mit Frau Prof. Dr. Süssmuth berufliche Praxis. Ich hoffe, dass es uns gesprochen, die Vorsitzende des gelingt, Handlungsempfehlungen zu erar- Sachverständigenrats für Zuwanderung beiten, die nachhaltige Wirkungen zeigen und Integration. Sie wäre gerne und die Integration von Migrantinnen und gekommen, musste ihre Teilnahme Migranten in Ausbildung und aufgrund eines anderen Termins leider Beschäftigung ein Stück weit voranbringen absagen. In Vertretung für Frau Süssmuth und Sie hinterher sagen, es hat sich begrüße ich Herrn Dr. Wapler vom gelohnt, an diesem Innovationsforum Bundesamt für die Anerkennung ausl. teilzunehmen. Flüchtlinge aus Nürnberg. Frau Süssmuth hat zugesagt, dass die Ergebnisse dieser Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Veranstaltung an den Zuwanderungsrat berichtet werden. 10
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Hintergrundreferat Elmar Hönekopp Hintergrundreferat Elmar Hönekopp Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg Zuwanderungssteuerung: Einwanderung und Arbeitsmarktintegration vor dem Hintergrund von Tendenzen bei Arbeitskräfteangebot und -nachfrage 1. Größenordnungen der schäftigung in Deutschland nicht unwe- gegenwärtigen Einwanderung sentlich erhöht. Im Saldo sind im vergangenen Jahrzehnt Die genannte Netto-Einwanderung von 4,6 (1990 bis 2002) ca. 4,6 Millionen Perso- Millionen Personen ist in unterschiedlicher nen netto nach Deutschland einge- Weise arbeitsmarktrelevant: teilweise war wandert. Hierin sind alle Einwanderer- sie direkt arbeitsmarktorientiert, zumindest gruppen eingeschlossen: Ausländer und aber war und ist sie zeitverzögert für den Deutsche; Asylbewerber, Flüchtlinge, Arbeitsmarkt von Bedeutung, da die Per- Aussiedler und Familienangehörige; Bil- sonen in der Regel irgendwann auch nach dungs- oder Arbeitsmigranten. Dahinter Arbeit suchen werden, das Arbeitskräfte- verbergen sich viele Millionen Zuzüge und potenzial also quantitativ verändern. Fortzüge. Migration ist nichts Diese Wanderungen bzw. Mobilitätspro- abgeschlossenes, sondern bedeutet lau- zesse verliefen z.T. durchaus im Sinne fende Anpassungsprozesse, inter- und einer Einwanderungspolitik direkt gesteu- intranational, inter- und intraregional, inter- ert (wie bei den Aussiedlern oder den und intragenerativ. Programmarbeitnehmern aus den MOE- Zusätzlich hat sich seit 1990 verstärkt eine Ländern). internationale Arbeitskräftemobilität 2. Aktuelle Arbeitsmarktentwicklung besonderer Art entwickelt: die befristete Beschäftigung von Personen insbeson- Der innerhalb der letzten drei Jahre zu dere aus den mittel- und osteuropäischen beobachtende fast schon überraschende Transformations- bzw. (heutigen) Bei- mehrfache Diskurswechsel in der trittsländern als Werkvertrags-, Saison-, politischen Diskussion zu den Entwicklun- Grenz- oder „neue“ Gastarbeitnehmer. gen auf dem Arbeitsmarkt und zu den Hierdurch hat sich der Bestand der Be- notwendigen Schlussfolgerungen für eine Einwanderungspolitik – zunächst 11
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Hintergrundreferat Elmar Hönekopp ausgelöst durch die Debatte um die die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die sogenannte „Greencard“ - wirft die Frage Arbeitslosenquote für Personen ohne auf, ob die Situation sich tatsächlich Ausbildung lag 2000 bei 20 v.H. grundlegend verändert hat, oder ob die (Deutschland-West) bzw. bei 50 v.H. Wahrnehmung nur eine andere geworden (Deutschland-Ost), für Fachhochschul- war. Wurde bis dahin vor allem von an- und Hochschulabsolventen jedoch nur bei haltender Massenarbeitslosigkeit und vom 3 v.H. (West) bzw. bei 5 v.H. (Ost). Diese Ende der Erwerbsarbeit gesprochen, so Schere klafft im Zeitverlauf immer weiter ging es dann um eine Halbierung der auseinander (siehe hierzu Arbeitslosigkeit, Vollbeschäftigung Reinberg/Hummel 2002). innerhalb weniger Jahre und drohenden In der Landwirtschaft und im Hotel- und Fachkräftemangel (Fuchs, Schnur, Zika Gaststättengewerbe steigt die Nachfrage 2000). Diese längerfristig orientierten nach ausländischen Saisonarbeitnehmern Argumente hat man dann allerdings in den letzten Jahren kontinuierlich an. Im schnell wieder im Vorfeld der Bundes- vergangenen Jahr wurden hier mehr als tagswahl 2002 und vor dem Hintergrund 300.000 ausländische Arbeitskräfte eines heftigen, nicht erwarteten Konjunk- beschäftigt, da kaum ein Angebot an tureinbruchs beiseite geschoben. Inländern existierte. Auch die Nachfrage Trotz einer Arbeitslosigkeit von derzeit 4,2 nach ausländischen Haushaltshilfen Millionen Personen und einer Gesamtar- wächst. Hier ist eine legale Beschäftigung beitslosenquote von 10,1 Prozent stellt von Personen aus einigen EU-Beitrittslän- sich die Situation und Entwicklung recht dern im Gefolge des sogenannten Leh- unterschiedlich dar, etwa bei einer mann-Erlasses möglich geworden3. regionalen Betrachtung oder für bestimmte Insgesamt wurden 2002 ca. 360.000 Personengruppen oder sektoral. Schon im Personen aus den mittel- und groben Ost-West-Vergleich gibt es osteuropäischen Ländern als sogenannte wesentliche Unterschiede: In Ostdeutsch- Programmarbeitnehmer (überwiegend als land liegt die Arbeitslosenquote am Saison- und auch als Werkvertragarbeit- aktuellen Rand (September 2003, nehmer) beschäftigt – mit steigender Angaben der Bundesanstalt für Arbeit) im Tendenz (siehe folgende Tabelle). Auch Durchschnitt bei 17,8 v.H., aber bei „nur“ die Nachfrage nach gutqualifizierten 8,1 v.H. in Westdeutschland. Noch Arbeitskräften aus dem Ausland nimmt deutlicher werden die Diskrepanzen bei zumindest in einzelnen Segmenten zu. Die einem Vergleich auf Arbeitsamtsebene mit Entwicklungen im Zusammenhang mit der dem Maximum von ca. 24 v.H. (Neubran- „Greencard“-Regelung geben hierzu denburg) oder ca. 15 v.H. in West- Hinweise.4 deutschland (Gelsenkirchen) und einem Minimum von 4 v.H. (Freising). Ausländer Somit scheinen schon diese ersten groben und Aussiedler sind wesentlich stärker von Hinweise zu signalisieren, dass einerseits Arbeitslosigkeit betroffen als Deutsche: die ökonomischen Anreize für einen zu- Die Arbeitslosenquote für Ausländer liegt mindest in der Tendenz funktionierenden fast doppelt so hoch wie die der regionalen Ausgleichsprozess nicht aus- Deutschen (Hönekopp 2000b). Für reichend sind und von daher bei Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus dem Gebiet der früheren Sowjetunion 3 errechnet sich eine Arbeitslosenquote von Die entsprechende Verordnung ist allerdings im 50 v.H. (20012). Zusammenhang mit den politischen Diskussionen um das Zuwanderungsgesetz und dessen Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit Außerkraftsetzen durch das verläuft auch nach Qualifikationsebenen Bundesverfassungsgericht ausgelaufen. Eine wesentlich ungleicher: Je niedriger die Wiedereinsetzung scheint derzeit nicht formale Qualifikation, desto ungünstiger ist beabsichtigt. 4 Die „Greencard“-Verordnung wurde gerade bis zum 31.12.2004 verlängert. Eine Bewertung der 2 Berechnet unter Verwendung der Ergebnisse der Arbeitsmarktsituation von „Greencard“-Inhabern Strukturanalyse 2001 (September ) und der in Deutschland geben Schreyer/Gebhardt 2003 Beschäftigtenstatistik (Juni 2001) und Schreyer 2003. 12
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Hintergrundreferat Elmar Hönekopp insgesamt weiterhin hoher Arbeitslosigkeit Erst Nettowanderungen in einer Grö- offensichtlich regionale Engpässe ßenordnung von 500.000 Personen gegeben sind, und dass sich andererseits würden das Potenzial zunächst wesentlich augenscheinlich für Hochqualifizierte, aber erhöhen, den Rückgang aber nur (um ca. auch für weniger gut Qualifizierte in ein- 20 Jahre) verschieben (Fuchs, Thon zelnen Sektoren bzw. Tätigkeitsbereichen, 1999). schon auf dieser allgemeinen Aktuelle, neuere Bedarfsprojektionen sind Betrachtungsebene Knappheiten auf dem wegen fehlender Daten (Revision der Arbeitsmarkt andeuten. VGR) derzeit nicht verfügbar. Das grundlegende Bild, wie es im Jahr 1998 Mittel- und osteuropäische Programmarbeitnehmer in Deutschland insgesamt 1991 - 2002 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 (6) Werkv.-AN (1) 51.771 93.592 67.270 39.069 47.565 44.020 37.021 31.772 38.620 43.575 45.379 43.839 Saison-AN (2) 118.393 195.446 165.753 140.657 175.672 203.921 210.174 208.028 230.343 263.795 284.690 307.167 Gast-AN (3) 2.234 5.057 5.771 5.529 5.478 4.341 3.165 3.083 3.705 5.891 5.338 4.864 Kr.-pfl.-Pers. (3) 1.455 506 412 367 398 289 125 74 140 318 358 Grenz-AN (4) 7.000 12.400 11.200 8.000 8.500 7.500 5.900 5.700 4.020 3.980 4.633 4.100 Haushaltshilfen (5) 1.102 insgesamt 179.398 307.950 250.500 193.667 237.582 260.180 256.549 248.708 276.762 317.381 340.358 361.430 1) Jahresdurchschnittswerte 2) realisierte Vermittlungen, incl. Schausteller 3) Vermittlungen © IAB-Hö 0308 4) Beschäftigte (Wohnort/Arbeitsortvergleich), angepaßt über Arbeitserlaubnisdaten 5) seit Februar 2002 6) Grenz-AN geschätzt Quelle: IAB-Dateien zur MOE-Beschäftigung (IAB-Hö), eigene Berechnungen bzw. Schätzungen; zum Verfahren vgl.: Elmar Hönekopp, Labour Migration to Germany from Central and Eastern Europe - Old and New Trends, IAB Topics No. 23, Nuremberg 1997; und: ders., Zentral und Osteuropäische Programmarbeitnehmer in Deutschland - Beschäftigungsentwicklung und Einkommensübertragungen in die Heimatländer, in: Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Bundesanstalt für Arbeit (ibv), Nr. 28/99 vom 14. Juli 1999 mit den damaligen Projektionen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsfor- 3. Mittelfristige und längerfristige schung (IAB) gezeichnet wurde (Fuchs Perspektiven u.a. 1998) und die dortige Diskussion der Die oben angesprochene, derzeit zugrunde gelegten Annahmen zur allerdings unterbrochene Trendwende auf Entwicklung von realer dem Arbeitsmarkt zum Positiven war einer- Bruttowertschöpfung, Arbeitsproduktivität, seits bedingt durch die (noch) relativ Löhnen und Arbeitszeit dürfte sich aber günstigen ökonomischen Rahmenbedin- auch mit einer neuen Datenbasis nicht gungen und ihre Wirkungen auf die ändern. Für Westdeutschland kann daher Arbeitskräftenachfrage. Andererseits sind mit einer leicht expansiven Entwicklung aber auch bereits Entlastungstendenzen der Erwerbstätigkeit gerechnet werden. In auf der Arbeitskräfteangebotsseite Ostdeutschland sind jedoch nur in abzusehen. Aufgrund der Altersstruktur wenigen Teilbereichen Anzeichen für eine der Bevölkerung und des Erwerbsperso- eigendynamische Entwicklung zu erken- nenpotenzials scheiden mehr Personen nen, weshalb es dort kaum zu einem aus dem Arbeitsmarkt aus als Personen Anstieg der Erwerbstätigkeit kommen neu auf den Arbeitsmarkt kommen. dürfte. Allerdings wird dies derzeit bereits durch In einer Gegenüberstellung der Entwick- eine steigende Erwerbsneigung lung von Arbeitskräfteangebot und - (insbesondere von Frauen) nachfrage bedeuten diese Feststellungen, überkompensiert (Bach u.a. 2001). Der dass auch auf mittlere Sicht (bis 2010) die demografische Effekt wird sich aber in den Unterbeschäftigung im Westen nur relativ nächsten Jahren deutlich verstärken. geringfügig zurückgehen wird, während Ohne Einwanderung und selbst bei der sie im Osten sogar weiter ansteigen Annahme des Anstiegs der könnte. Eine Unterauslastung des Erwerbsneigung auf ein Niveau wie in Erwerbspersonenpotenzials in einer Skandinavien wird das Erwerbspersonen- Größenordnung von insgesamt ca. 5 bis 6 potenzial etwa ab 2010 rapide abbrechen. Millionen Personen auch noch um das Auch bei angenommenen Nettozuwande- Jahr 2010 ist somit nicht unwahr- rungen von z.B. 200.000 Personen pro scheinlich. Jahr wird dieser Effekt (mit geringer verschiebender Wirkung) weiter existieren. 13
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Hintergrundreferat Elmar Hönekopp 4. Projektionen zur Nachfrage nach - Dies wirkt sich auf einen klaren Trend Fachkräften hin zur Nachfrage nach Hochschul- und Fachhochschulabsolventen und Diese Arbeitskräftebilanzaussagen geben - auf einen Rückgang der Nachfrage entsprechend den obigen Erörterungen nach Geringqualifizierten aus. Die zur aktuellen Arbeitsmarktlage - keine Nachfrage nach Absolventen mit Hinweise auf die strukturellen mittlerem Bildungsniveau dürfte Entwicklungen (für Wirtschaftszweige, stagnieren. Personengruppen, Regionen), sondern zeigen nur den allgemeinen Rahmen der Die Analysen berücksichtigen die wesent- zukünftigen Entwicklung an. Das IAB hat lichen Grundannahmen zur Entwicklung deswegen bereits mehrfach in der Ver- der Weltwirtschaft und des internationalen gangenheit zusammen mit Prognos Handels, die technische Entwicklung und (Basel) längerfristige Projektionen der damit die der Arbeitsproduktivität, Arbeitslandschaft erarbeitet, die zuletzt Annahmen zur Zins- Lohn- und Preisent- 1999 (unter der Berücksichtigung der wicklung und Nachfragestruktureffekte im veränderten Situation in einem vereinten Zusammenhang mit dem Alterungspro- Deutschland) überprüft und aktualisiert zess der deutschen Bevölkerung. wurden. Hierbei werden in nach Sektoren Insofern vermitteln diese Projektionen und Tätigkeitsbereichen tief plausible Vorstellungen der Strukturverän- disaggregierten Analysen die Grundlagen derungen bei der Arbeitskräftenachfrage für längerfristige Aussagen zu den Verän- und geben Anstöße für Umorientierungen derungsprozessen auf Wirtschaftszweig- bei der Bildungsstrukturpolitik. ebenen und damit verbunden der Tätig- keiten (einschließlich ihrer qualifikatori- Letztlich nicht möglich sind jedoch auf schen Inhalte und der Nachfrage nach Ab- dieser Basis Aussagen zur quantitativen solventen der verschiedenen Niveaus des Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage Bildungssystems) geschaffen. Der (und schon gar nicht zu einem Bedarf an Projektionshorizont der aktuellsten Studie arbeitsmarktorientierter Einwanderung), da geht bis zum Jahr 2010. diese von den vielen Parametersetzungen und deren laufenden Veränderungen Zentrale Aussagen sind (Schnur 1999; abhängen. Insbesondere können aber Dostal, Reinberg 1999; Schüssler u.a. keine Hinweise gegeben werden zu 1999 und Weidig 1999, Schnur, Zika Knappheiten auf dem qualifikationsspezifi- 2002): schen Arbeitsmarkt, denn es fehlt das - Die relative Beschäftigung in den wichtige Pendant einer längerfristigen Dienstleistungsbranchen steigt weiter Angebotsprojektion der Absolventen aus an, wohingegen mit weiteren Verlusten dem Bildungssystem, differenziert nach im warenproduzierenden Gewerbe und den Qualifikationsebenen (und Fachrich- in der Land- und Forstwirtschaft zu tungen). Eine solche Projektion ist derzeit rechnen ist. noch nicht möglich gewesen. - Damit verbunden (aber auch wegen 5. Ergänzende Hinweise auf der generellen intrasektoralen tatsächliche (aktuelle) Knappheiten Entwicklung hin zu höherem Human- auf dem Arbeitsmarkt kapitaleinsatz) sind deutlich höhere Anteile bei den Dienst- Exakte Vorhersagen zum Arbeitskräftebe- leistungstätigkeiten zu erwarten. darf sind nach dem bisher gesagten Gleichzeitig nehmen grundsätzlich nicht und schon gar nicht in produktionsorientierte Tätigkeiten ab. einer feinen Differenzierung möglich. Es ist daher die Frage, wie die Situation am - Insbesondere werden die Beschäfti- aktuellen Rand gegeben ist. Welche gungsanteile anspruchsvollerer Tätig- zusätzlichen Informationen stehen dann keiten (wie Disposition, Organisation, zur Verfügung, um Anspannungsten- Management, Planung, Beratung, denzen aufzuzeigen, aus denen man Forschung, Entwicklung) stark gegebenenfalls auch Schlussfolgerungen anwachsen. für Stellenbesetzungsprobleme ableiten 14
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Hintergrundreferat Elmar Hönekopp kann? Folgendes kann, basierend auf dem Arbeitsmarkt und zur zukünftigen verschiedenen Daten bzw. Informations- Entwicklung geben aber deutliche quellen, gesagt werden: Hinweise, dass mit einer Zunahme von Knappheiten in verschiedenen - Die Auswertung der letzten Wellen des Teilbereichen zu rechnen ist. Dies betrifft IAB-Betriebspanels zeigt, dass in der derzeit zunächst vor allem Hochschul- und Tendenz zusätzlicher Fachkräftebedarf Fachhochschulabsolventen der Fachrich- und die Schwierigkeiten bei der tungen Informatik, Mathematik, Physik, Besetzung von Stellen ein Chemie, aber auch andere im Bereich der zunehmendes Problem darstellen personenbezogenen Dienstleistungen dürfte. Dies betrifft insbesondere (z.B. Altenpflege). Die Politik ist gefordert, Fachhochschul- und Hochschulabsol- diese Hinweise nicht nur zur Kenntnis zu venten, davon wiederum v.a. nehmen, sondern ein Gesamtkonzept zu Ingenieure, Informatiker und entwickeln, durch das sowohl auf der An- Mathematiker. Im Jahr 2000 gaben gebots- wie auf der Nachfrageseite (unter über 20 v.H. der Betriebe an, offene Einbeziehung von Setzungen zu Stellen nicht besetzen zu können. arbeitsmarktorientierter Zuwanderung) - Das IAB führt seit über 10 Jahren Potenziale einerseits besser genutzt wer- regelmäßig Repräsentativerhebungen den und andererseits die ökonomischen über das gesamtwirtschaftliche Anpassungsprozesse auf den Stellenangebot durch. Die jüngsten Arbeitsmärkten gefördert werden. Eine Erhebungen deuten dabei zwar an, Akzeptanz notwendig werdender Zuwan- dass westdeutsche Betriebe häufiger derung wird hierdurch gefördert. als früher über Arbeitskräftemangel Genaue Vorhersagen eines berichten. Dies bewegt sich jedoch mit Fachkräftebedarfs oder gar einer exakten 15 v.H. auf einem Niveau wie schon Lücke zwischen Arbeitskräfteangebot und bei früheren ähnlichen Phasen (Ende -nachfrage und damit eines der achtziger, Anfang der neunziger arbeitsmarktorientierten Ein- Jahre). Allerdings sehen sich einzelne wanderungsbedarfs sind weder allgemein Wirtschaftszweige mit einer und schon gar nicht speziell (nach zunehmenden Schlüsselrolle in der Berufen, Qualifikationsniveaus oder Volkswirtschaft besonders betroffen: Regionen) möglich. Selbst wenn den 27 v.H. der konsumnahen und der bisher vorliegenden Projektionen der wirtschaftnahen Dienstleistungen strukturellen Entwicklung der Arbeitskräf- äußern Probleme mit dem tenachfrage Projektionen der Absolven- Arbeitskräftemangel. In tenzahlen nach Bildungsniveaus und Ostdeutschland ist Arbeitskräftemangel Ausbildungs- bzw. Fachrichtungen ge- nur von geringer Bedeutung. genübergestellt werden könnten, wären - Die Laufzeiten offener Stellen sind seit hierüber nur Richtungen aufzuzeigen, 1997 stetig angestiegen und haben innerhalb derer Bildungs-, Beschäftigungs- inzwischen den Stand von 1992 und Wirtschaftspolitik die Zukunft im (Hochkonjunkturjahr) erreicht. Die Gesamtkontext zu gestalten haben. Entwicklung der Laufzeiten signalisiert Bei aller Wichtigkeit der Berücksichtigung eine zunehmende Anspannung bzw. der allgemeinen Wohlfahrtseffekte der einen steigenden Mismatch bei den internationalen Migration von Besetzungsvorgängen. Dabei zeigt Arbeitskräften bleibt es Aufgabe der sich, dass die Besetzungszeiten Politik, die einheimischen Potenziale insbesondere in den Berufssegmenten besser zu nutzen, einerseits um die der Ingenieure, Chemiker, Mathemati- Rendite aus Investitionen ins Humanka- ker und Physiker besonders hoch sind. pital zu erhöhen, andererseits um die ge- 6. Bewertung der Ergebnisse sellschaftspolitische Akzeptanz von Arbeitskräfteeinwanderung bei auch für die Exakte Schätzungen eines Fachkräftebe- kommenden Jahre sehr wahrscheinlich darfs sind nicht möglich. Vorliegende Un- hoher Arbeitslosigkeit (zumindest in Teil- tersuchungen zur aktuellen Situation auf 15
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Hintergrundreferat Elmar Hönekopp segmenten des Arbeitsmarktes) − durch Verbesserung der institutionellen sicherzustellen. Rahmenbedingungen, um so auf fle- Oben wurde dargestellt, dass schon heute xiblere Anpassungen an den Umstruk- Anspannungstendenzen in Teilbereichen turierungsprozess der Wirtschaft und an des Arbeitsmarktes existieren und bei der die Nachfrage nach Arbeitskräften ein- absehbaren Entwicklung des Arbeitskräf- zuwirken, tepotenzials weiter zunehmen werden. − durch Erleichterung individuell gestal- Zuwanderung ist hier nur eines von teter Arbeitszeiten (etwa Teilzeitarbeit mehreren möglichen Mitteln, um steuernd oder Wechsel zwischen verschiedenen und ausgleichend in die Prozesse des Arbeitszeitmodellen je nach Familien- Arbeitsmarktes einzugreifen. Grund- situation), sätzlich sind nach diesen Untersuchungen − durch Förderung der betrieblichen daneben folgende Steuerungs- Weiterbildung über die gesamte Er- möglichkeiten gegeben (Hönekopp 1993, werbsphase hinweg. Walwei 2001): Diesen Maßnahmen sind in ihrer 1. Auf der Angebotsseite: Wirksamkeit allerdings Grenzen gesetzt, gerade was die Erhöhung der − durch Qualifizierung und Aktivierung Erwerbsbeteiligung von Frauen oder von der Arbeitslosen, Älteren angeht. Auch lässt sich das − durch Arbeitszeitgestaltung Rentenalter aus biologischen Gründen (Verlängerung von Wochen- oder nicht beliebig erhöhen. Aber insgesamt Lebensarbeitszeiten), könnten die vorhandenen Potenziale − Regelungen zur Bildungsdauer (obwohl besser genutzt werden. es sich hier eher um die Verteilung über Gleichzeitig ist wichtig, die das Arbeitsleben als um eine generelle unterschiedlichen Fristigkeiten zu Verkürzung der Bildungsdauer handeln berücksichtigen zwischen aktuellen kann, da sonst mit negativen Auswir- Entwicklungen bei Anspannungen in kungen auf die Wettbewerbsfähigkeit Teilsegmenten auf dem Arbeitsmarkt und der deutschen Wirtschaft zu rechnen denen der Wirkung der dargestellten wäre), möglichen Maßnahmen. Von daher − Steuerung von Bildungsinvestitionen müssen die Maßnahmen immer als Teil hin in erwartbare Richtungen des eines Gesamtkonzeptes (einschließlich Bedarfs von Fachkräften und Erhöhung arbeitsmarktorientierter Wanderungen) der Investitionen gerade in den Teilen gesehen werden. des Bildungssystems, die zur besseren Integration von derzeit noch 7. Exkurs: Aktivierung inländischen benachteiligten Gruppen (Ausländer, Erwerbspersonenpotenzials – das Aussiedler) wesentlich beitragen Beispiel der Ausländer könnten, − durch Erhöhung der Erwerbsbeteiligung Eine tragfähige Teilhabe am Erwerbsleben insbesondere von Frauen, Älteren und ist auch die beste Voraussetzung für eine Ausländern (Hönekopp 2000a), erfolgreiche Integration ausländischer Mit- − auch steuer- und versicherungsrechtli- bürger – insbesondere der jüngeren. Ein che Regelungen können den Anreiz zur Blick auf die Fakten indes macht klar, dass Aufnahme einer Erwerbstätigkeit beein- dieser Prozess immer weniger gut flussen (Ehegattensplitting, gelingen mag: Die Schere zwischen Mitversicherungsmöglichkeit bei der Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage klafft Krankenversicherung des arbeitenden immer weiter auseinander. Nach Jahren Ehepartners). umfangreicher Nettozuwanderung nach 2. Auf der Nachfrageseite Deutschland ist derzeit ein moderater Saldo von Zu- und Fortzügen in der − durch Forcierung des Sachkapitalein- Bundesrepublik zu beobachten. Das satzes (und damit durch eine Erhöhung Bevölkerungswachstum ist gleichzeitig der Arbeitsproduktivität), erheblich zurückgegangen. Der Ausländeranteil verharrt bei etwa 16
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Hintergrundreferat Elmar Hönekopp 10,5 Prozent. Trotzdem wird das Deutschen tendenziell steigt, ausländische Arbeitskräftepotenzial in insbesondere wegen der zunehmenden Deutschland kräftig steigen. Der Zuwachs Erwerbsneigung (von Frauen, fällt sie bei dürfte insbesondere bei Türken recht hoch Ausländern deutlich zurück. Dabei hatte sein. Der Grund liegt in der Altersstruktur: sie 1982 noch bei allen ausländischen Die Altersgruppen der unter 15-Jährigen Nationalitäten über der deutschen gele- sind bei den Ausländern wesentlich gen. Im Vergleich zu 1982 haben von der stärker besetzt als bei der ausländischen erwerbsfähigen Gesamtbevölkerung. Das bedeutet, dass Bevölkerung im Jahre 2002 ca. 10 Prozent in den nächsten Jahren wesentlich mehr weniger den Zugang zum deutschen Ausländer in den Arbeitsmarkt eintreten Arbeitsmarkt gefunden. Allerdings muss als altersbedingt ausscheiden werden. man berücksichtigen, dass die Zahl der ausländischen Erwerbspersonen in der Die hohen Zugänge von Ausländern in fraglichen Zeit durch natürliches den Arbeitsmarkt erfordern erhebliche Bevölkerungswachstum und durch bildungspolitische Anstrengungen, damit Nettozuwanderungen um ca. 1 Million, die die Arbeitsmarktchancen der jugendlichen der erwerbsfähigen ausländischen Bevöl- Ausländer verbessert werden. Unter kerung um ca. 2 Millionen zugenommen anderem haben die hohe Konzentration in hat. städtischen Wohngebieten und die dort oft hohen Klassenanteile von Ausländern Noch deutlicher ist der Unterschied bewirkt, dass ausländische Kinder und zwischen Deutschen und Ausländern beim Jugendliche bildungsmäßig benachteiligt Zugang zur Erwerbstätigkeit (vergleiche sind. Wie vom Deutschen Institut für hierzu die folgenden Graphiken). Die Wirtschaftsforschung bereits mehrfach Erwerbstätigenquote6 liegt für die belegt, wird deren Integration ins Deutschen im Jahre 2002 immerhin um Bildungssystem und in die berufliche ca. 3 Prozent-Punkte über der des Jahres Ausbildung eher wieder schlechter. 1982. Bei den Ausländern insgesamt und bei den Türken ist sie jedoch um Dies droht auch in Zukunft den heute unter dramatische 13 Prozent-Punkte sechs Jahre alten Ausländern. Denn zurückgegangen. Nur noch weniger als die wegen der hohen Jahrgangsstärken sind Hälfte aller Türken im erwerbsfähigen Alter auch für die nächsten 10 – 15 Jahre sind derzeit abhängig oder selbständig überproportional viele Neuzugänge dieser erwerbstätig. Auch hier ist aber darauf Gruppe auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten. hinzuweisen, dass die Zahl der Eine gute Schulausbildung und eine solide Erwerbstätigen 2002 noch immer berufliche Qualifikation sind jedoch wesentlich über der von vor 20 Jahren wichtige Voraussetzung für bessere liegt: bei den Deutschen (mit ca. Chancen am Arbeitsmarkt und in der 26,5 Millionen) um ca. 2 Millionen, bei den Gesellschaft. Überdies ist auch zu beden- Ausländern insgesamt (mit ca. 2,8 ken, dass junge ausländische Arbeits- Millionen) um ca. 600 Tausend und bei kräfte und Arbeitskräfte ausländischer den Türken (mit ca. 780 Tausend) um ca. Herkunft wegen ihrer Mehrsprachigkeit für 130 Tausend. Die allgemeine eine exportorientierte Wirtschaft ein Wirtschaftsentwicklung und die interessantes Arbeitskräftepotenzial Veränderungen in der Struktur der bilden. Arbeitskräftenachfrage haben jedoch nicht zugelassen, dass das Die Erwerbsbeteiligung (Erwerbsquote5) Arbeitskräfteangebot absorbiert werden hat sich in den vergangenen 15 Jahren bei konnte. Deutschen und Ausländern in zwei grundsätzlich verschiedene Richtungen Die ausländischen Beschäftigten sind vom entwickelt: Während sie bei den Strukturwandel sehr viel stärker betroffen 5 6 Die Erwerbsquote ist der Anteil der Erwerbspersonen Die Erwerbstätigenquote ist der Anteil der (Erwerbstätige + Arbeitslose) an den jeweiligen Erwerbstätigen (abhängige und selbständige) an den Personen im erwerbsfähigen Alter (15- bis unter jeweiligen Personen im erwerbsfähigen Alter (15- bis 65Jährige). unter 65Jährige). 17
Innovationsforum 1.10.2003 in Bielefeld Hintergrundreferat Elmar Hönekopp Erwerbstätigenquoten für ausgewählte Nationalitäten in D-West 1982 - 1992 - 2002 80,0 70,0 1982 1992 2002 60,0 50,0 in v.H . 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 Deutsche Ausländer Türken Italiener Griechen insgesamt Hinweis: Deutschland-West einschließlich Berlin (gesamt) Erwerbstätigenquote: Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15- bis unter 65-Jährige) Quelle: Statistisches Bundesamt und Eurostat; eig. Auswertung, Berechnung und Darstellung Erwerbstätigenquoten nach Altersgruppen für ausgewählte Nationalitäten Erwerbstätigenquoten nach Altersgruppen für ausgewählte Nationalitäten Männer Frauen Deutschland-West 2002 Deutschland-West 2002 100,0 100,0 90,0 90,0 80,0 80,0 Deutsche Ausländer insg. Deutsche 70,0 EU-Ausländer 70,0 Ausländer insg. Türken EU-Ausländer 60,0 Türken 60,0 in v. v. 50,0 H. 50,0 H. 40,0 40,0 30,0 30,0 20,0 20,0 10,0 10,0 0,0 0,0 15-24 25-34 35-44 45-54 55-64 15-64 15-24 25-34 35-44 45-54 55-64 15-64 Hinweis: Deutschland-West einschließlich Berlin (gesamt) Hinweis: Deutschland-West einschließlich Berlin Erwerbstätigenquote: Anteil der Erwerbstätigen (der jeweiligen Altersgruppe) an der (Erwerbstätigenquote: t) Anteil der Erwerbstätigen (der jeweiligen Altersgruppe) an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (der entsprechenden Altersgruppe) Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (der entsprechenden Altersgruppe) Quelle: Eurostat, LFS 2002, eigene Auswertung, Berechnung und Darstellung Quelle: Eurostat, LFS 2002, eigene Auswertung, Berechnung und Darstellung als die deutschen. Die Beschäftigung in aller Ausländer (insgesamt: ca. 56 den produzierenden Bereichen ist stark Prozent) im produzierenden Bereich abgebaut worden. Im expandierenden beschäftigt, 2000 nur noch ca. 53 Prozent Dienstleistungsbereich ist sie auch bei (insgesamt ca. 40 Prozent). Gleichzeitig Ausländern deutlich gestiegen. Die sind die entsprechenden Anteile der Ausländer waren von Beginn an Beschäftigung in den Dienstleistungsbe- überwiegend für eine Beschäftigung in den reichen stark gestiegen. Dies könnte auf produzierenden Bereichen (Bergbau, den ersten Blick zunächst positiv als Verarbeitendes Gewerbe, Bau) für eher "Normalisierung" der einfache Tätigkeiten mit erschwerten Ausländerbeschäftigung interpretiert Arbeitsbedingungen angeworben worden. werden. Tatsächlich zeigt jedoch eine Aufgrund des technologie- und detailliertere Analyse der Beschäftigungs- wettbewerbsbedingten Strukturwandels entwicklung, dass - zumindest derzeit - wurden Arbeitsplätze gerade in diesen auch die Tertiarisierung der Beschäftigung Bereichen abgebaut, was Ausländer für Ausländer wieder nach einem deshalb sehr viel stärker betroffen hat als ähnlichen Muster abläuft wie früher der Deutsche. 1974 waren fast 80 Prozent Prozess im Produktionsbereich: Während 18
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