Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF

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Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
Forschungszentrum
                                                                   Migration, Integration und Asyl

        Migrations- und
        Integrationsforschung
        Jahresbericht 2018 des Forschungszentrums
        Migration, Integration und Asyl im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Forschung
Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
Migrations- und
Integrationsforschung
Jahresbericht 2018 des Forschungszentrums Migration,
Integration und Asyl im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2019
Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
4                                                                                                         Vorwort

Vorwort

                                                          Renate Leistner-Rocca
                                                          Leiterin des Forschungszentrums
                                                          Migration, Integration und Asyl

Liebe Leserinnen und Leser,

natürlich haben uns auch im Jahr 2018 die Folgen der      Zu den Großprojekten gehören insbesondere auch die
hohen Fluchtmigration in 2015/2016 immer noch be-         „Evaluation der Integrationskurse“ (EvIK) und die Stu-
schäftigt.                                                die „Muslimisches Leben in Deutschland“, mit der wir
                                                          das Standardwerk aus dem Jahr 2009 aktualisieren.
Wie in den Vorjahren stand hier die gemeinsam mit
dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung        Die 2017 angekündigte wissenschaftliche Beglei-
(IAB) und dem Deutschen Institut für Wirtschafts-         tung der „Beratungsstelle Radikalisierung“ hat in 2018
forschung Berlin (DIW) durchgeführte „IAB-BAMF-           große Fortschritte erzielt; Schwerpunkte lagen hier
SOEP-Befragung von Geflüchteten“ im Mittelpunkt.          u.a. auf dem Aufbau eines Netzwerks wissenschaftli-
Mit den Befragungen in 2016 und 2017 steht nun der        cher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den zivilge-
zentrale Datensatz der wissenschaftlichen Öffentlich-     sellschaftlichen Partnern vor Ort sowie der Schaffung
keit zur Verfügung, mithilfe dessen sich Fragen zur In-   einer Fachtagreihe „InFoEx – International Forum for
tegration der in den letzten Jahren nach Deutschland      Expert Exchange on Islamist Extremism“, gemeinsam
gekommenen schutzsuchenden Menschen beantwor-             mit der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik
ten lassen. Im Forschungszentrum wurden auf dieser        e. V.
Basis Studien zu den Aspekten Deutscherwerb/Alpha-
betisierung, Wohnsituation sowie Nutzung von Bera-        Im Jahresbericht 2017 hatte ich ebenfalls auf einige
tungsangeboten erstellt.                                  interessante Studien hingewiesen, die wir im Rahmen
                                                          des EMN (Europäisches Migrationsnetzwerk) bereits
Gleichzeitig stellen wir aber fest, dass andere Aspekte   geplant hatten. Bei der Lektüre dieses Jahresberich-
aus dem Bereich Migration und Integration wieder          tes werden Sie u.a. einen Hinweis auf die Studie „Die
eine größere Bedeutung erlangten. Die so behandel-        veränderte Fluchtmigration 2014 bis 2016: Reaktionen
ten Fragen reichten vom Familiennachzug und den           und Maßnahmen in Deutschland“ finden, die einen
Arbeitsmarktpotenzialen in dieser Gruppe von Zuge-        sehr guten Überblick enthält. Auch die Themen Visa-
wanderten, der Arbeitsmarktintegration von Dritt-         liberalisierung, internationale Studierende und Reisen
staatsangehörigen bis hin zu möglichen Unterschieden      von Schutzberechtigten in ihr Herkunftsland wurden
im Integrationsstand von Deutschen mit türkischem         im Rahmen des EMN behandelt.
Migrationshintergrund im Vergleich zu Personen mit
türkischer Staatsangehörigkeit.                           Mit der Neuorganisation des Bundesamtes zum 1. Ok-
                                                          tober 2018 haben sich auch Veränderungen im For-
                                                          schungszentrum ergeben. So haben wir die inhaltliche
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Vorwort                                                 5

Ausrichtung des Forschungsfeldes III hin zur Beob-
achtung und Dokumentation längerfristiger Trends,
beispielsweise im Rahmen des jährlichen Migrations-
berichtes der Bundesregierung, verändert. Der frühere
Schwerpunkt Erwerbs- und Bildungsmigration bleibt
dabei jedoch weiter mit im Blick, vor allem mit dem
halbjährlichen Wanderungsmonitoring.

Der Bedarf an wissenschaftlicher Fachexpertise ist in
den letzten Jahren deutlich gestiegen, wie die zahl-
reichen Informationsanfragen und Einladungen zu
Tagungen und Workshops in Ministerien, Stiftungen,
Verbänden und an Universitäten zeigen, die an die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungszen-
trums ergingen. Diese Anfragen zeigen auch, dass das
Forschungszentrum des Bundesamts ein national und
international anerkannter Partner in der Migrations-
und Integrationsforschung sowie in der Politikbera-
tung ist. Diese Mischung aus fundierter Forschung und
evidenzbasierter Beratung und Information von Politik
und Öffentlichkeit wird auch in Zukunft unsere Arbeit
prägen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Renate Leistner-Rocca

Leiterin des Forschungszentrums Migration,
Integration und Asyl
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6                                                                                                    Inhalt

Inhalt

1   Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl                                                  9
    1.1   Auftrag                                                                                      9

    1.2   Organisatorischer Aufbau (2018)                                                             11

    1.3   Die Forschungsfelder                                                                        12

    1.4   Wissenschaftsmanagement                                                                     15

    1.5   Wissenschaftlicher Beirat                                                                   15

    1.6   Doktorandenprogramm                                                                         16

    1.7   Praktikum                                                                                   17

2   Forschungsschwerpunkte18
    2.1   Forschungsschwerpunkt Zu- und Abwanderung,
          Zuwanderungssteuerung18
          Die veränderte Fluchtmigration in den Jahren 2014 bis 2016: Reaktionen und Maßnahmen
          in Deutschland                                                                              18
          Entwicklungen in Deutschland im Kontext von Visaliberalisierung                             19
          Resettlement (Neuansiedlung): Aufnahme- und Integrationserfahrungen
          von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen                                                20
          Flüchtlingsaufnahme durch das Pilotprogramm „Neustart im Team“ (NesT):
          Evaluation des staatlich-gesellschaftlichen Aufnahmeprogramms für Schutzbedürftige          21
          Unbegleitete Minderjährige in Deutschland. Herausforderungen und Maßnahmen
          nach der Klärung des aufenthaltsrechtlichen Status                                          22
          Anwerbung und Bindung von internationalen Studierenden in Deutschland                       23
          Evaluation des Bundesprogramms „StarthilfePlus“ zur Förderung der freiwilligen Rückkehr     24
          Reisen von Schutzberechtigten in ihr Herkunftsland – Berechtigungen,
          Meldewege und Widerrufsverfahren                                                            25

    2.2   Forschungsschwerpunkt Integration                                                           27
          Evaluation der Integrationskurse (EvIk)                                                     27
          IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten                                                    29
          Integration von Geflüchteten in ländlichen Räumen                                           32
          Forced Migration and Transnational Family Arrangements – Eritrean and Syrian Refugees in Germany
          (TransFAR)33
Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
Inhalt                                                                                                       7

               Integration in den deutschen Arbeitsmarkt für nichtakademische Fachkräfte                   33
               Arbeitsmarktintegration von Drittstaatsangehörigen in Deutschland                           34
               Repräsentativuntersuchung ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland (RAM 2015)            34

         2.3   Forschungsschwerpunkt Dauerbeobachtung von
               Migrations- und Integrationsprozessen                                                       36
               Migrationsbericht                                                                            36
               Wanderungs- und Freizügigkeitsmonitoring                                                    37
               Analyse „Soziale Komponente“: Qualifika­tion von Asylerstantragstellenden                   38

         2.4   Forschungsschwerpunkt Muslime in Deutschland                                                 40
               Muslimisches Leben in Deutschland 2019 (MLD 2019)                                           40
               Evaluation der Beratungsstelle „Radikalisierung“                                            40
               Wissenschaftliche Begleitforschung zur Beratungsstelle „Radikalisierung“                    41

3        Publikationen                                                                                      44
         3.1   Publikationen in den Schriftenreihen des BAMF-FZ                                            44
               Im Rahmen des Europäischen Migrationsnetzwerkes                                             45

         3.2   Externe Publikationen                                                                       46
               Beiträge in Sammelbänden                                                                    46
               Beiträge in nationalen bzw. internationalen Zeitschriften                                   46
               Beiträge in sonstigen Medien (Online, Zeitungen, Broschüren etc.)                           46

4        Wissenstransfer                                                                                    48
         4.1   Besuchte Veranstaltungen(Auswahl)                                                           48
               Mit Vortrag (auf Einladung)                                                                 48
               Mit Vortrag (öffentliche Ausschreibung/Call for Papers)                                     49
               Teilnahme an Podiumsdiskussionen                                                            50
               Teilnahme an Fachgremien und Expertenworkshops                                              50

         4.2   Lehrveranstaltungen                                                                          51

         4.3   Mitgliedschaften in Beiräten und Jurys                                                      52

         4.4   Kolloquien des Forschungszentrums                                                           52

         4.5   Sonstige Veranstaltungen                                                                    53
               Tagung „Unbegleitete Minderjährige in Deutschland und Europa“ der deutschen nationalen
               Kontaktstelle des Europäischen Migrationsnetzwerks (EMN), Berlin, 14.06.2018                53
               Tag der offenen Tür der Bundesregierung, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat,
               Berlin, 24.-26.08.2018                                                                      54
Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
8                                                                                Inhalt

    4.6   Mediales Angebot                                                        55
          Downloadzahlen von Forschungsstudien                                     55
          Online Präsentation EMN                                                  56
          Erfolgsprodukt Working Paper                                             56
          Soziale Medien                                                           57

5   Vernetzung                                                                   58
    5.1   Europäisches Migrationsnetzwerk (EMN)                                   58

    5.2   Gesprächskreis „Migration und Integration in der Ressortforschung“      59

6   Abkürzungsverzeichnis                                                        61
Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl                                                                           9

1
Forschungszentrum Migration,
Integration und Asyl

1.1 Auftrag
Das Bundesamt für Migration und                        Transparenz
Flüchtlinge hat den gesetzlichen                       Veröffentlichung der Ergebnisse
                                                       (hard copy, online), das Forschungs-
Auftrag, wissenschaftliche For-                        zentrum stellt sich auf eigenen
schung zu Migrations- und                              und externen Tagungen dem
Integrationsthemen zu be-                              (öffentlichen/wissenschaftlichen)
                                                       Diskurs                                      Vernetzung
treiben (§ 75 Nr. 4 und 4a                                                                          Eingebunden in die
AufenthG). Ziel ist die                                                                             universitäre und
Gewinnung von Daten                                                                                 außeruniversitäre
                                                                                                    Migrations- und
zur Steuerung des                                                                                   Integrationsforschung
Migrationsgesche-
hens. Um diesen
Auftrag sachge-           Berichterstattung
                          Bewertung und
recht erfüllen zu         Berichterstattung
können, wurde             zu externen Studien
2005 die Gruppe
Forschung im Bun-
desamt eingerichtet.
Das Forschungszent-
rum leistet mit seiner                                                                        Erstellen von
Arbeit einen wichtigen
                                                                                              wissenschaftlichen
Beitrag zu einer objekti-
                                                                                              Studien
ven, faktenbasierten Poli-                    Politikberatung                                 Grundlagenstudien,
tikberatung.                                  Informationen/Analysen für das                  Begleitung und
                                                    BMI, weitere Ressorts sowie die           Evaluation von
                                                    Fachbereiche im Bundesamt zu              Maßnahmen,
Wir begleiten den Prozess der                       Migrations- und Integrationsfragen        EMN-Studien
Integration von Ausländerinnen
und Ausländern und Personen mit Mi-
grationshintergrund in Deutschland. Das
Forschungszentrum trägt mit seinen Erkennt-
nissen entscheidend zur Weiterentwicklung von In-                     Unsere Forschung verfolgt einen interdisziplinären
tegrationsmaßnahmen auf Bundesebene bei. Weitere                      Ansatz, der von Methodenvielfalt gekennzeichnet ist.
Forschungsschwerpunkte sind die Erwerbs- und Bil-                     Mitarbeiter aus Disziplinen wie Soziologie, Ökonomie,
dungsmigration, die Auswirkungen der Zuwanderung,                     Politikwissenschaften, Geographie, Geschichte, Psy-
Fluchtmigration, Rückkehr und sicherheitsrelevante                    chologie, Statistik und Migrationsstudien sind vertre-
Aspekte der Zuwanderung.                                              ten. Aufgabenfelder der Forschung im Bundesamt las-
Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
10                                                       Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl

sen sich unter den Begriffen Analyse, Evaluierung und
Beratung zusammenfassen.

„„ Analyse: Migrations- und Integrationsprozesse in
   Deutschland werden beobachtet und datenge-
   stützt beschrieben sowie bei Bedarf in den interna-
   tionalen Kontext eingeordnet.
„„ Evaluierung: Maßnahmen zur Steuerung der Mig-
   ration und Integration sowie die Verwaltungspra-
   xis im BAMF werden begleitend untersucht und
   bewertet.
„„ Beratung: Gewonnene Erkenntnisse dienen der Po-
   litikberatung und fließen so in die Steuerung der
   Migration und Integration ein.

Zur Erfüllung dieser Aufgaben arbeitet das For-
schungszentrum mit wissenschaftlichen Einrichtungen
im In- und Ausland zusammen. Als wichtige staatliche
Stelle für Fragen der Migrations- und Integrationsfor-
schung leistet es einen grundlegenden Beitrag zum
Informationstransfer zwischen Wissenschaft, Verwal-
tung, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Die Arbeit des Forschungszentrums wird seit 2008
jährlich in Tätigkeitsberichten dokumentiert.
11

                  1.2 Organisatorischer Aufbau (2018)

                                            Abteilung 10 – Forschung
                                 Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl
                                              Renate Leistner-Rocca

                                       Migrations- und Integrationsforschung

                                                  Forschungsfeld I
                                  Internationale Migration und Migrationssteuerung
                                                 Dr. Axel Kreienbrink

                                                 Forschungsfeld II
                                  Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt
                                                   Dr. Nina Rother

                                                  Forschungsfeld III
                           Migration und Integration: Dauerbeobachtung und Berichtsreihen
                                                  Dr. Susanne Worbs

                                                    Referat FZ 1
                                           Wissenschaftsmanagement,
                                      Geschäftsstelle Wissenschaftlicher Beirat
                                                  Christoph Walz

Die Leiterin des Forschungszentrums mit den Leitungen der Referate
von links sitzend: Dr. Christian Babka von Gostomski, Dr. Axel Kreienbrink, Renate Leistner-Rocca
von links stehend: Dr. Susanne Worbs, Susan Schulz, Tatjana Baraulina, Christoph Walz, Barbara Heß,
Dr. Nina Rother
12                                                                       Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl

1.3 Die Forschungsfelder                                   taktstelle benannt worden ist. In diesem Rahmen wer-
                                                           den in jedem Jahr mehrere Spezialstudien erarbeitet,
Forschungsfeld I:                                          die in der Regel Steuerungsfragen in den Bereichen
„Internationale Migration und Migrationssteuerung“         Migration und Asyl betreffen. Die Ergebnisse der deut-
                                                           schen Teilstudien gehen anschließend in europäische
Leitung: Dr. Axel Kreienbrink                              Syntheseberichte ein.

Das Forschungsfeld I bearbeitet ein vielfältiges The-      Schließlich gehört seit Jahren die Beschäftigung mit
menspektrum mit den Schwerpunkten internationale           der Präsenz und Integration muslimischer Zuwande-
Migration und Migrationssteuerung. Wesentliches            rer in Deutschland zum Aufgabenbereich, teilweise in
Ziel der Forschungsarbeiten ist es, weiterführende Er-     Kooperation mit dem Forschungsfeld II. Hier führt das
kenntnisse über Ursachen und Wirkungen von Migra-          Forschungszentrum seit 2006 regelmäßig im Auftrag
tionsbewegungen im nationalen und internationalen          der Deutschen Islam Konferenz (DIK) flankierende
Rahmen zu gewinnen, die entsprechend des gesetzli-         Studien durch, wie z.B. zum „Muslimischen Leben in
chen Auftrages für die Begleitforschung zur Steuerung      Deutschland“. Aber auch Fragen der Deradikalisie-
der Zuwanderung dienen können.                             rung von sich (potentiell) islamistisch radikalisierenden
                                                           Menschen spielen im Kontext der im Bundesamt ange-
Dafür werden vor allem gegenwärtige und zukünftige         siedelten Beratungsstelle Radikalisierung eine Rolle.
Migrationsbewegungen nach Deutschland und Europa
und ihre Folgen in den Blick genommen – von der Zu-        Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
wanderung über die Aufnahme von Schutzsuchenden            Forschungsfeldes I:
(z.B. im Rahmen des Resettlements) bis hin zu Abwan-
derung und Rückkehr. Vor diesem Hintergrund war            Tatjana Baraulina
auch die Erstellung des jährlichen Migrationsberichts      Maria Bitterwolf
der Bundesregierung im Forschungsfeld I verortet, die      Janne Grote (EMN)
dann in Forschungsfeld III verlagert wurde.                Paula Hoffmeyer-Zlotnik (EMN)
                                                           Özlem Konar (bis 30.09.2018)
Das Aufgabenfeld umschließt weiterhin die For-             Katrin Pfündel (ab 15.03.2018)
schungstätigkeit für das von der Europäischen Kom-         Julian Tangermann (EMN) (bis 31.10.2018)
mission kofinanzierte Europäische Migrationsnetzwerk       Milena Uhlmann
(EMN), für welches das Bundesamt als nationale Kon-        Marieke Volkert (bis 28.02.2018)

von links sitzend: Dr. Axel Kreienbrink, Janne Grote, Özlem Konar
von links stehend: Tatjana Baraulina, Nicolas Bodenschatz (Praktikant), Katrin Pfündel, Martin Schmitt (IOM),
Maria Bitterwolf, Milena Uhlmann
13

Forschungsfeld II:                                             därdatenanalyse). Die Aufgabe der Beobachtung und
„Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt“              Begleitung der Entwicklung von Integrationsindika-
                                                               toren auf kommunaler, nationaler und internationa-
Leitung: Dr. Nina Rother                                       ler Eben wurde im Laufe des Jahres 2018 vom For-
                                                               schungsfeld II zum Forschungsfeld III verlagert.
Das Forschungsfeld „Integration und gesellschaftli-
cher Zusammenhalt“ gliedert sich in zwei Aufgaben-             Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
bereiche. Hauptarbeitsgebiet ist die Durchführung ei-          Forschungsfeldes II:
gener empirischer Studien, vorwiegend zu Fragen der
Integration. Daneben wird Integrationsberichterstat-           Dr. Christian Babka von Gostomski
tung betrieben und fortgeschrieben.                            Andreea Baier (Doktorandin)
                                                               Axel Böhm (bis 30.06.2018)
Im Aufgabenbereich „Empirische Studien“ werden Pri-            Johannes Croisier (ab 01.03.2018)
märdatenerhebungen zu verschiedenen gesellschafts-             Cristina de Paiva Lareiro (ab 01.05.2018)
politisch relevanten Themenbereichen durchgeführt.             Lars Ninke (ab 15.02.2018)
Ziel ist die Beschreibung und Analyse von Migrations-          Dr. Giuseppe Pietrantuono (ab 01.03.2018)
und Integrationsprozessen und der dadurch hervorge-            Nadine Ranger (von 01.04. bis 07.12.2018)
rufenen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutsch-           Jana Scheible (bis 30.06.2018)
land. Daneben werden auch staatliche Maßnahmen                 Dr. Susanne Schührer
der Integrationsförderung begleitet und evaluiert.             Dr. Manuel Siegert
                                                               Dr. Anja Stichs
Der zweite Aufgabenbereich des Forschungsfeldes be-            Michael Wolf (bis 30.09.2018)
schäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Sichtung und           Dr. Anna Wieczorek (ab 15.02.2018)
Auswertung amtlicher Daten und Geschäftsstatistiken,           Dr. Susanne Worbs (bis 31.05.2018)
von Daten aus eigenen Erhebungen sowie von Befra-
gungsdaten anderer Forschungsinstitutionen (Sekun-

                                  Michael Wolf, Dr. Giuseppe Pietrantuono, Axel Böhm
                               Lars Ninke, Johannes Croisier, Nadine Ranger, Jana Scheible
                                     Dr. Susanne Schührer, Cristina de Paiva Lareiro
                           Dr. Nina Rother, Andreea Baier, Dr. Anna Wieczorek, Dr. Anja Stichs
14                                                                      Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl

Forschungsfeld III:                                        Die Integrationsberichterstattung auf allen födera-
Migration und Integration: Dauerbeobachtung und            len Ebenen Deutschlands wird im Referat begleitet
Berichtsreihen                                             und analysiert. Auch Forschungsprojekte im engeren
(bis 01.10.2018: Erwerbs- und Bildungsmigration)           Sinne werden weiterhin durchgeführt, so die laufende
                                                           Studie zur Integration von Geflüchteten in ländlichen
Leitung: Dr. Susanne Worbs (ab 01.06.2018)                 Räumen sowie ein im Oktober 2018 gestartetes Pro-
                                                           jekt zur Integration in den deutschen Arbeitsmarkt für
Mit der Neuorganisation des Bundesamtes zum                nichtakademische Fachkräfte.
01.10.2018 hat auch das Forschungsfeld III seine Be-
zeichnung und seine inhaltliche Ausrichtung verändert.     Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Der Schwerpunkt der Tätigkeit lag ursprünglich auf         Forschungsfeldes III:
ökonomischen Aspekten der Migration, ist nunmehr
aber vor allem auf die Beobachtung und Dokumenta-          Johannes Graf (ab 01.10.2018)
tion längerfristiger Trends ausgerichtet, beispielsweise   Barbara Heß
im Rahmen des jährlichen Migrationsberichtes der           Özlem Konar (ab 01.10.2018)
Bundesregierung, dessen Erarbeitung aus dem For-           Tabea Rösch (bis 31.12.2018)
schungsfeld I übernommen wurde. Die Erwerbs- und           Hans-Jürgen Schmidt (bis 01.06.2018)
Bildungsmigration bleibt jedoch weiterhin im Blick,        Hanne Schneider (bis 31.03.2018)
u.a. mit dem halbjährlich aktualisierten Wanderungs-       Johannes Weber (ab 01.08.2018)
und Freizügigkeitsmonitoring. Zudem werden regel-          Hannelore Werzinger (bis 30.09.2018)
mäßig die Daten aus der „Sozialen Komponente“-Be-
fragung von Asylerstantragstellenden ausgewertet und
ebenfalls in halbjährlich erscheinenden Analysen ver-
öffentlicht.

von links: Tabea Rösch, Johannes Weber, Dr. Susanne Worbs, Johannes Graf, Barbara Heß,
Benjamin Göttel (Praktikant), Özlem Konar
15

1.4 Wissenschaftsmanagement                               1.5 Wissenschaftlicher Beirat
Das Referat „Wissenschaftsmanagement, Geschäfts-          Der Wissenschaftliche Beirat trägt seit 2005 zur Un-
stelle Wissenschaftlicher Beirat“ nimmt Querschnitts-     terstützung der Qualitätssicherung des Forschungs-
aufgaben für das Forschungszentrum wahr. Es berät         zentrums bei. Der Beirat versteht sich als Beratungs-
die Leitung des Zentrums in strategischen Belangen        gremium und unterstützt über seine Netzwerke den
und übernimmt administrative Aufgaben. Hierzu zäh-        Informationsaustausch mit der wissenschaftlichen
len beispielsweise Planung und Bewirtschaftung des        Öffentlichkeit. Er ist multidisziplinär mit anerkann-
Haushaltes, Beratung und Unterstützung in Rechtsan-       ten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der
gelegenheiten, Aufstellung der jährlichen Forschungs-     Migrations- und Integrationsforschung besetzt. Die
vorhabenplanung und Unterstützung der Forschungs-         Berufung in das Gremium erfolgt für die Dauer von
bereiche u.a. in deren Öffentlichkeitsarbeit. In diesem   zwei Jahren, eine Verlängerung der Berufungsdauer ist
Referat erfolgt auch das Projektcontrolling.              möglich. Die Beratungen des Wissenschaftlichen Bei-
                                                          rates finden zweimal im Jahr statt.
Zudem hat das Referat per 01.10.2018 aus dem For-
schungsfeld III die Aufgaben nach § 75 Nr. 1 AufenthG     Der Wissenschaftliche Beirat hat die Aufgabe:
(Koordinierung der Informationen über den Aufenthalt
zum Zweck der Erwerbstätigkeit zwischen den Aus-          „„ zu Forschungskonzepten und -schwerpunkten
länderbehörden, der Bundesagentur für Arbeit und der         fachliche Empfehlungen zu geben,
für Pass- und Visaangelegenheiten vom Auswärtigen         „„ in methodischen und theoretischen Fragen der Mi-
Amt ermächtigten deutschen Auslandsvertretungen)             grations- und Integrationsforschung sowie bei der
sowie die Aufgabe nach § 75 Nr. 10 AufenthG (Aner-           Evaluierung der Arbeitsergebnisse das Bundesamt
kennung von Forschungseinrichtungen zum Abschluss            zu unterstützen,
von Aufnahmevereinbarungen nach § 20 AufenthG)            „„ die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und
mit dem dazugehörigen Beirat für Forschungsmi-               Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen
gration übernommen, die nicht der originären For-            gleicher und verwandter Wissensgebiete und mit
schungsarbeit zugehörig waren.                               der Praxis zu fördern und
                                                          „„ Impulse bei der Ausweisung neuer Forschungsfel-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Referats FZ1            der und bei der Diskussion methodischer Neuerun-
Wissenschaftsmanagement,                                     gen zu geben.
Geschäftsstelle Wissenschaftlicher Beirat:
                                                          Seit September 2015 setzt sich der
Leitung: Christoph Walz                                   Wissenschaftliche Beirat wie folgt zusammen:
Jana Burmeister
Susan Schulz                                              Prof. Dr. Petra Bendel, Professorin für Politische Wis-
Sigrid Tratz (ab 01.10.2018)                              senschaft und Geschäftsführerin des Zentralinstituts
Hannelore Werzinger (01.10.2018 bis 31.12.2018)           für Regionenforschung der Friedrich-Alexander-Uni-
Michael Wolf                                              versität Erlangen-Nürnberg sowie stellvertretende
                                                          Vorsitzende des Sachverständigenrates deutscher Stif-
                                                          tungen für Integration und Migration (SVR) (Vorsit-
                                                          zende),

                                                          Prof. em. Dr. Kay Hailbronner, Professor für öffentli-
                                                          ches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Uni-
                                                          versität Konstanz, Gründer und Direktor des For-
                                                          schungszentrum Ausländer- & Asylrecht (FZAA),

                                                          Prof. Dr. Elke Jahn, Professorin für Arbeitsmarktöko-
                                                          nomie an der Universität Bayreuth und Senior Re-
                                                          searcher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-
                                                          schung (IAB), Nürnberg,

von links: Michael Wolf, Christoph Walz, Sigrid Tratz,
Jana Burmeister, Susan Schulz
16                                                                          Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl

Prof. Dr. Ruud Koopmans, Professor für Soziologie             1.6 Doktorandenprogramm
und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität
zu Berlin und Direktor der Forschungsabteilung „Mig-          Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
ration, Integration, Transnationalisierung“ am Wissen-        eröffnet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
schaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und           Doktorandinnen und Doktoranden in einem Doktoran-
                                                              denprogramm die Möglichkeit, bei Forschungsprojek-
Prof. em. Dr. Klaus J. Bade, Professor für Neueste            ten der Behörde mitzuwirken. Dieses Programm bie-
Geschichte, Gründer des Instituts für Migrationsfor-          tet die Gelegenheit, neben der Dissertation die Arbeit
schung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Univer-         einer Forschungseinrichtung des Bundes kennenzu-
sität Osnabrück und Gründungsvorsitzender (2009-              lernen, deren Tätigkeit einen unmittelbaren Bezug zur
2012) des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen          Migrationspolitik der Bundesrepublik aufweist.
für Integration und Migration (SVR).
                                                              Ein solches Engagement bietet für beide Seiten einen
Im Berichtsjahr wurden zwei Sitzungen durchgeführt.           großen Gewinn. Dem Bundesamt kommt die Leis-
Beide Sitzungen haben sich zum einen schwerpunkt-             tung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissen-
mäßig mit der Diskussion und Bewertung ausge-                 schaftlern zugute, die eine zum Forschungsauftrag des
wählter Forschungsprojekte zur Aufstellung der For-           BAMF themennahe Doktorarbeit fertigen. Die Dokto-
schungsvorhabenplanung beschäftigt. Zum anderen               randinnen und Doktoranden profitieren ihrerseits von
war die Neuausrichtung des Forschungszentrums in              den Ressourcen, den praktischen Erfahrungen und der
der Forschungslandschaft zentrales Thema bei der Sit-         Betreuung im Bundesamt. Sie können Berufserfah-
zungen.                                                       rung in enger Zusammenarbeit mit erfahrenen Wis-

von links: Prof. em. Dr. Klaus J. Bade, Prof. Dr. Petra Bendel, Prof. Dr. Ruud Koopmans, Prof. Dr. Elke Jahn,
Prof. em. Dr. Kay Hailbronner
17

senschaftlerinnen und Wissenschaftlern sammeln. Da-           Bisher abgeschlossene und publizierte Disserta-
neben werden den Doktorandinnen und Doktoranden               tionen:
weitere Kenntnisse vermittelt und ihre Fähigkeiten
individuell gefördert, u. a. durch die Möglichkeit, an   Worbs, Susanne (2014): Bürger auf Zeit. Die Wahl der
Fortbildungen und Fachkonferenzen teilzunehmen.          Staatsangehörigkeit im Kontext der deutschen Op-
                                                         tionsregelung, Beiträge zu Migration und Integra-
Freie Doktorandenstellen werden öffentlich ausge-        tion, Band 7, Nürnberg: Bundesamt für Migration und
schrieben. Die Stellen werden grundsätzlich für drei     Flüchtlinge.
Jahre besetzt. Die Promotion erfolgt in der Regel an
einer von den Doktorandinnen und Doktoranden be-         Lochner, Susanne (2016): Integrationskurse als Motor
stimmten Universität bei einem für das Dissertations-    für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Interethnische
thema geeigneten Betreuer. Das Thema der Doktor-         Kontakte und nationale Verbundenheit von Migrantin-
arbeit soll dabei einen engen Bezug zu dem Projekt       nen in Deutschland, Opladen/Berlin/Toronto: Budrich
des Bundesamtes aufweisen, für das die Stelle ausge-     UniPress Ltd.
schrieben wurde. An der methodischen Konzipierung
und Durchführung dieses Projektes arbeitet die Dok-      Obergfell, Johannes (2016): Abwanderung von
torandin/der Doktorand auf einer halben Stelle mit.      Deutschland in die Türkei. Absichten, Ursachen, (Hin-
                                                         ter-)Gründe, Diss. phil., Friedrich-Alexander-Universi-
Im Berichtsjahr 2018 war eine Doktorandin im For-        tät Erlangen-Nürnberg,
schungszentrum tätig. Die wissenschaftliche Mitarbei-    Online: http://d-nb.info/1097753719/34.
terin Andreea Baier hat eine sozialwissenschaftliche
Dissertation begonnen, die der Frage nach der Wirk-
samkeit von integrationspolitischen Maßnahmen für             Weitere Informationen zum Doktorandenpro-
geflüchtete Personen nachgeht. Das Dissertationspro-          gramm werden auf der Internetseite des
jekt stellt eine Evaluation der Maßnahmen zur Sprach-         Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
förderung und arbeitsmarktpolitischen Integration dar,        unter: www.bamf.de/doktorandenprogramm
die anhand quantitativer Auswertungen mit Daten der           veröffentlicht.
IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten durch-
geführt wird.

                                                                              1.7 Praktikum
                                                                              Das Forschungszentrum des
                                                                              Bundesamtes bietet Studentin-
                                                                              nen und Studenten die Möglich-
                                                                              keit, ein Pflichtpraktikum zu ab-
                                                                              solvieren. Die Praktikantinnen
                                                                              und Praktikanten arbeiten aktiv
                                                                              in einzelnen Forschungsprojek-
                                                                              ten mit und haben die Gelegen-
                                                                              heit, die Arbeit in einem behör-
                                                                              deninternen Forschungszentrum
                                                                              kennenzulernen und erste Be-
                                                                              rufserfahrung zu sammeln.

                                                                              Im Jahr 2018 wurde zwölf Prakti-
                                                                              kantinnen und Praktikanten diese
                                                                              Möglichkeit eröffnet.
18                                                                                                                Forschungsschwerpunkte

2
Forschungsschwerpunkte

2.1 Forschungsschwerpunkt                                  gung sowie Integrationsmaßnahmen vor Beendigung
                                                           der Asylverfahrens. Dabei wurde eine Auswahl an 100
    Zu- und Abwanderung,                                   Maßnahmen getroffen, die einen möglichst breiten
    Zuwanderungssteuerung                                  Überblick geben sollen. Sie reichen von erweiterten
                                                           Regelstrukturen, der Digitalisierung von Verwaltungs-
                                                           prozessen, der Ehrenamtskoordinierung, über einen
Die veränderte Fluchtmigration in den Jah-                 früheren Zugang zu Integrationskursen und zum Ar-
ren 2014 bis 2016: Reaktionen und Maßnah-                  beitsmarkt für bestimmte Herkunftsgruppen, bis hin
men in Deutschland                                         zu restriktiven Maßnahmen für Asylantragstellende
                                                           aus sicheren Herkunftsstaaten und die Einschränkung
(EMN-Studie, siehe auch 5.1)                               des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte.
Projektverantwortlicher: Janne Grote
                                                           Zwar ging ab Frühjahr 2016 die Anzahl neuankom-
Von 2014 bis Juni 2017 kamen circa 1,5 Millionen           mender Asylsuchender stark zurück, für zahlreiche Be-
Schutzsuchende nach Deutschland, ein Großteil davon        reiche hielt die hohe Arbeitsbelastung aufgrund der
im Zeitraum Juli 2015 bis Februar 2016. Die hohe An-
zahl der Einreisen in verhältnismäßig kurzer Zeit führte
zu einer deutlichen Überlastung auf vielen Ebenen,
beispielsweise bei der Unterbringung, der Annahme
                                                                                                                       J A H R E

                                                                                                                                   Europäisches Migrationsnetzwerk

und Bearbeitung der Asylanträge oder beim Zugang zu
Integrationskursen.
                                                                  Die veränderte Fluchtmigration
Die Studie zeichnet zunächst wichtige flüchtlingspoli-
                                                                  in den Jahren 2014 bis 2016:
tische Entwicklungen nach, die sich sowohl auf natio-             Reaktionen und Maßnahmen
naler als auch in Bezug auf weitere EU-Mitgliedstaaten            in Deutschland
und Drittstaaten vollzogen haben. Das umfasst unter               Fokusstudie der deutschen nationalen Kontaktstelle
                                                                  für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN)
anderem die Grenzschließungen entlang der Balkan-
route, die EU-Türkei-Erklärung, das EU-Relocation-                Working Paper 79                                                     Janne Grote

Verfahren, die Unterstützung der EU-Außengrenzkon-
trollen sowie Frontex-Einsätze insbesondere durch die
Bundespolizei.

Innerhalb Deutschlands wurden wiederum Dutzende
bundesweite, Hunderte regionale und Tausende lo-
kale Maßnahmen und Projekte staatlicher und nicht-
staatlicher Akteure initiiert. Die Studie konzentriert
sich auf die entstandenen Herausforderungen und die
ergriffenen Maßnahmen in insgesamt acht Themen-
feldern: Grenzkontrollen, Unterbringung, erste Un-
terstützungsleistungen, Registrierung, Asylverfahren,                                                                         Kofinanziert durch die

Infrastruktur und Personal, Sicherheit und Strafverfol-
                                                                                                                                 Europäische Union
Forschungsschwerpunkte                                                                                                                                                19

nachgelagerten Prozessschritte und des Rückstaus al-         Rechtlich hat sie keine Auswirkungen auf die Voraus-
lerdings auch 2017 an. Die Arbeit in den Bereichen, in       setzungen etwa für längerfristige Zuwanderung.
denen bereits eine Entlastung zu verzeichnen war, war
wiederum dadurch geprägt, dass Prozesse konsolidiert,        Es kann jedoch angenommen werden, dass sich mit
neu geschaffene Strukturen stabilisiert, Mitarbeitende       der Erleichterung von Kurzzeitaufenthalten auch an-
und ehrenamtlich Tätige entlastet, Abläufe vereinheit-       dere migrationsrelevante Änderungen ergeben, bei-
licht, Qualitätsstandards (wieder-)eingeführt, Beschäf-      spielsweise durch einen Anstieg der längerfristigen le-
tigte nachgeschult und der Austausch unter den ein-          galen Migration oder auch der irregulären Migration.
zelnen Akteuren intensiviert wurden                          Um dies zu untersuchen, wurden in dieser Studie In-
                                                             dikatoren zur Darstellung der Entwicklung im Bereich
Zahlreiche Akteure ziehen aus den Erfahrungen der            der legalen Migration und der irregulären Migration
vergangenen Jahre erste Lehren, wie sie mit einer            ausgewertet.
möglichen Zunahme der Fluchtmigration nach
Deutschland zukünftig umgehen können. Ein Teil der           Hierbei konnte kein direkter kausaler Zusammenhang
geplanten Maßnahmen zielt beispielsweise darauf ab,          zwischen der Visaliberalisierung und den skizzierten
geschultes Personal und die asylspezifischen Qualifi-        Entwicklungen festgestellt werden. Allerdings wur-
kationen dauerhaft sicherstellen zu können (z. B. ‚at-       den im betrachteten Zeitraum in Deutschland parallel
mende Behörde‘), andere Maßnahmen zielen wie-                zahlreiche Maßnahmen zur Steuerung der stark gestie-
derum darauf ab, Strukturen und Prozesse weiter zu           genen Asylzuwanderung seit 2014 getroffen, die auch
reformieren und das Verwaltungshandeln künftig wei-          die besagten Staaten betrafen: Die Bearbeitung von
ter zu flexibilisieren (z. B. Digitalisierung des Asylver-   Asylanträgen aus den Westbalkanstaaten wurde priori-
fahrens).                                                    siert, die visumbefreiten Westbalkanstaaten wurden in
                                                             den Jahren 2014 und 2015 zu sicheren Herkunftsstaa-
     Veröffentlichung                                        ten erklärt und die Möglichkeiten zur Verhängung von
                                                             Wiedereinreisesperren wurden erweitert. Ferner wurde
Grote, Janne (2018): Die veränderte Fluchtmigration          eine Reihe an Maßnahmen getroffen, die für Personen
in den Jahren 2014 bis 2016: Reaktionen und Maßnah-          mit ‚geringer Bleibeperspektive‘ den Zugang zum Ar-
men in Deutschland. Studie der deutschen nationa-            beitsmarkt und zu Integrationsleistungen einschrän-
len Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetz-        ken und sich auch auf die Unterbringung während des
werk (EMN). Working Paper 79, Nürnberg: Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge (liegt auch in englischer
Sprache vor).
                                                                                                                        J A H R E

                                                                                                                                    Europäisches Migrationsnetzwerk

Entwicklungen in Deutschland im Kontext                                 Entwicklungen in Deutschland im
von Visaliberalisierung                                                 Kontext von Visaliberalisierung
                                                                        Studie der deutschen nationalen Kontaktstelle
(EMN-Studie, siehe auch 5.1)                                            für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN)

Projektverantwortliche: Paula Hoffmeyer-Zlotnik                         Working Paper 83
                                                                        Paula Hoffmeyer-Zlotnik

Die Studie untersucht Entwicklungen in Deutschland
im Zusammenhang mit der Visaliberalisierung für fünf
Westbalkanstaaten sowie für Georgien, die Repub-
lik Moldau und die Ukraine im Zeitraum von 2007 bis
2017. Die Aufhebung der Visumpflicht für die genann-
ten Staaten erfolgte nach Zustimmung des Europäi-
schen Parlamentes und des Rates der EU. Die Aufhe-
bung war an den erfolgreichen Abschluss der zuvor
erfolgten Visaliberalisierungs-Dialoge mit der Euro-
päischen Kommission gekoppelt. Für die betreffenden
Drittstaatsangehörigen bedeutet die Aufhebung der
Visumpflicht für Kurzaufenthalte im Schengen-Raum
vor allem eine Erleichterung der kurzfristigen Mobili-          Forschung

tät, zum Beispiel für touristische Aufenthalte, Besu-
                                                                                                                                         Kofinanziert durch die

che von Familienangehörigen oder für Geschäftsreisen.                                                                                       Europäische Union
20                                                                                                         Forschungsschwerpunkte

Asylverfahrens auswirken. Daneben wurden Maßnah-                   gefährdet sind. Für diese Personen erscheint also der
men ergriffen, um die Zahl der geförderten Ausreisen               dauerhafte Verbleib in den Erstzufluchtsstaaten nicht
und der Abschiebungen von irregulär aufhältigen Per-               zumutbar. Es besteht aber auch keine Möglichkeit zur
sonen aus den visumbefreiten Staaten zu erhöhen. Mit               Rückkehr in das Herkunftsland. Der Bund nimmt seit
der Westbalkanregelung wurden auch die Möglich-                    2012 jährlich ein festes Kontingent an Resettlement-
keiten zur legalen Zuwanderung aus den Westbalkan-                 Flüchtlingen im Einvernehmen mit den Bundesländern
staaten in Form von Erwerbsmigration erweitert.                    auf. Dieses Kontingent ist seitdem kontinuierlich ge-
                                                                   stiegen.
     Veröffentlichung
                                                                   Das Forschungszentrum begleitet das deutsche Re-
Hoffmeyer-Zlotnik, Paula (2019): Entwicklungen in                  settlement-Programm seit Beginn an. Ergebnisse aus
Deutschland im Kontext von Visaliberalisierung. Studie             dem Projekt, beispielsweise zu den Aufnahme- und In-
der deutschen nationalen Kontaktstelle für das Euro-               tegrationserfahrungen von Resettlement-Flüchtlingen,
päische Migrationsnetzwerk (EMN). Working Paper 83,                sind in den letzten Jahren regelmäßig veröffentlicht
Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge                  worden. Im Rahmen der Begleitforschung werden ad-
(liegt auch in englischer Sprache vor).                            ministrative Daten des Resettlement-Programms aus-
                                                                   gewertet. Darüber hinaus basieren die Ergebnisse auf
                                                                   qualitativen Interviews, die in den Jahren 2012 und
Resettlement (Neuansiedlung): Aufnahme-                            2014 mit 112 Resettlement-Flüchtlingen bundesweit
und Integrationserfahrungen von besonders                          durchgeführt wurden.
schutzbedürftigen Flüchtlingen
                                                                   Anlässlich der jährlichen internationalen Konferenz
Projektverantwortliche:                                            „Annual Tripartite Consultations on Resettlement
Tatjana Baraulina, Maria Bitterwolf                                (ATCR)“, die 2018 unter deutschem Vorsitz stattfand,
                                                                   veröffentlichte das Forschungszentrum eine Kurz-
Resettlement ist ein internationales Instrument zur                analyse, die eine Bilanz zum bisherigen deutschen
Lösung langanhaltender Fluchtsituationen. Es soll Ge-              Resettlement-Programm zieht. Unter dem Titel „Re-
flüchteten Schutz bieten, wenn ihr Leben, ihre Frei-               settlement in Deutschland – was leistet das Aufnah-
heit, Sicherheit, Gesundheit und andere fun­damentale              meprogramm für besonders schutzbedürftige Flücht-
Rechte in den Staaten, in die sie bereits geflohen sind            linge?“ wird für die Jahre 2012 bis 2017 analysiert,
– in den sogenannten Erstzufluchtsstaaten, weiterhin               welche Grundprinzipien dem deutschen Resettlement-

Abbildung 1: Resettlement-Aufnahmen nach Deutschland 2012-2017 nach Erstzufluchtsstaaten

                                      Türkei
                                       1458
                                            Syrien
                  Tunesien           Libanon 207
                    202                177
                                    Ägypten
                                      556

                                       Sudan
                                        180

                                                                                                               Indonesien
                                                                                                                  114

                             Quelle: BAMF, Referat Resettlement. Humanitäre Aufnahme, Relocation, eigene Berechnung und Darstellung.
Forschungsschwerpunkte                                                                                       21

Programm zugrunde liegen. In dem Analysezeitraum         befinden, in denen solche Konflikte ausgetragen wer-
sind insgesamt 2.780 Personen umgesiedelt worden.        den (Türkei, Libanon, Ägypten, Tunesien und Indone-
                                                         sien)
Die Kurzanalyse zeigt, dass sich das Resettlement-Ver-
fahren, so wie es in Deutschland umgesetzt wird, kon-         Veröffentlichungen
sequent auf die Grundsätze des Flüchtlingshilfswerks
der Vereinten Nationen (UNHCR) stützt. So nimmt          Bitterwolf, Maria/Baraulina, Tatjana/Stürckow,
Deutschland Flüchtlinge auf, die in den Erstzufluchts-   Inara/Daniel, Judith (2016): Wanderungsziel Europa?
staaten besonders gefährdet sind und sich in prekären    Migrationsentscheidungen afrikanischer Resettle-
Lebenslagen ohne Perspek­tiven auf Besserung befin-      ment-Flüchtlinge, Ausgabe 2|2016 der Kurzanalysen
den. Beispielsweise werden Personen mit besonderem       des Forschungszentrums Migration, Integration und
medizinischem Behandlungsbedarf, Opfer von Gewalt        Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge,
und Folter oder Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts   Nürnberg.
von spezifischen Schutz- beziehungsweise Sicherheits-
problemen betroffen sind, aber auch Kinder und äl-       Baraulina, Tatjana/Bitterwolf, Maria (2016): Resett-
tere Personen vorrangig aufgenommen. Die Mehrheit        lement: Aufnahme- und Integrationserfahrungen von
der Personen, die über das Resettlement-Programm in      besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen. Qualitative
Deutschland aufgenommen wurden, erfüllen mehr als        Studie, Working Paper 70, Nürnberg: Bundesamt für
ein Kriterium der „besonderen Schutzbedürftigkeit“.      Migration und Flüchtlinge.

Zudem zeigt die Kurzanalyse, dass Deutschland mit        Baraulina, Tatjana/Bitterwolf, Maria (2018): Resettle-
seinem Resettlement-Programm die von der Flucht          ment in Deutschland – was leistet das Aufnahmepro-
stark betroffenen Erstzufluchtsstaaten unterstützt.      gramm für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge?
Deutschland hat im Untersuchungszeitraum bis Ende        Ausgabe 04|2018 der Kurzanalysen des Forschungs-
2017 Geflüchtete aus sieben Erstzufluchtsstaaten in      zentrums Migration, Integration und Asyl des Bundes-
verschiedenen Weltregionen aufgenommen. Darunter         amtes für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg (liegt
sind sowohl Länder, die selbst von fluchtauslösenden     auch in englischer Sprache vor).
Konflikten betroffen sind (Syrien, Sudan), aber auch
Staaten, die sich in Nachbarschaft zu den Regionen
                                                         Flüchtlingsaufnahme durch das Pilotpro-
                                                         gramm „Neustart im Team“ (NesT):
                                                         Evaluation des staatlich-gesellschaftlichen
                                                         Aufnahmeprogramms für Schutzbedürftige
                                                         Projektverantwortliche:
                                                         Maria Bitterwolf , Tatjana Baraulina

                                                         Die Bundesregierung pilotiert ab dem Jahr 2019 ein
                                                         humanitäres Programm, das die Aufnahme von 500
                                                         besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen mit un-
                                                         terstützendem Engagement privater Akteure (Bürger,
                                                         NGOs, Firmen etc.) vorsieht. Die Aufnahme erfolgt zu-
                                                         sätzlich zu 9.200 Aufnahmeplätzen, die der Bund im
                                                         Rahmen des EU-Resettlement-Programms bereitge-
                                                         stellt hat. Private Mentorengruppen sollen den aufge-
                                                         nommenen besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen
                                                         zwei Jahre materiell (Bereitstellung und Finanzierung
                                                         einer angemessenen Unterkunft) sowie ein Jahr ideell
                                                         - mit Rat und Tat – zur Seite stehen und sie unterstüt-
                                                         zen. Mit dem Piloten wird zum einen beabsichtigt, eine
                                                         umfassendere Unterstützung vor Ort und somit eine
                                                         schnellere Integration der Aufgenommenen zu bewir-
                                                         ken. Zum anderen soll das Engagement der privaten
                                                         Akteure zu einer höheren Akzeptanz des Flüchtlings-
                                                         schutzes in der deutschen Gesellschaft beitragen.
22                                                                                                               Forschungsschwerpunkte

Aufbauend auf Erfahrungen anderer Staaten (z.B. Ka-      Unbegleitete Minderjährige in Deutschland.
nada und Vereinigtes Königreich) und mit Unterstüt-      Herausforderungen und Maßnahmen nach
zung durch die EU-Kommission wird mit NesT ein für       der Klärung des aufenthaltsrechtlichen Sta-
Deutschland neues migrationspolitisches Schutzins-       tus
trument geschaffen. Das Programm wird gemeinsam
vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Hei-       (EMN-Studie, siehe auch 5.1)
mat, der Beauftragten der Bundesregierung für Mig-       Projektverantwortliche:
ration, Flüchtlinge und Integration sowie dem Bun-       Julian Tangermann, Paula Hoffmeyer-Zlotnik
desamt für Migration und Flüchtlinge verantwortet.
Das Konzept für das Pilotprogramm wurde in enger         Mit der hohen Anzahl an Geflüchteten in den Jah-
Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen        ren 2015 und 2016 kam auch eine Vielzahl unbeglei-
Akteuren der Zivilgesellschaft erarbeitet. Für die ad-   teter Kinder und Jugendlicher nach Deutschland. Dies
äquate Vorbereitung und Unterstützung der Mento-         brachte eine Reihe an Herausforderungen sowohl für
rengruppen wurde eigens die Zivilgesellschaftliche       die jungen Geflüchteten selbst als auch für die zustän-
Kontaktstelle (ZKS), bestehend aus Vertretern der Ca-    digen Behörden, Organisationen, Schulen und Betriebe
ritas, des Deutschen Roten Kreuzes und der Evangeli-     mit sich.
schen Kirche von Westfalen geschaffen.
                                                         Die EMN-Studie beleuchtet, wie die verschiedenen Le-
                                                         bensbereiche unbegleiteter Minderjähriger in Deutsch-
                                                         land gesetzlich geregelt sind und wie sich das auf ihre
                                                         Lebensumstände auswirkt. Im Mittelpunkt stehen
                                                         die Bereiche der vorläufigen und regulären Inobhut-

                  NesT                                   nahme, Unterbringung, Versorgung und Betreuung,
                                                         Integration in Schule und Ausbildung sowie Fragen
                                                         der Rückkehr, des Verschwindens und der Familienzu-
                                                         sammenführung. Ebenso werden die wichtigsten sta-
                                                         tistischen Erkenntnisse zu unbegleiteten Minderjähri-
                                                         gen präsentiert.

Das Forschungszentrum wurde mit der Evaluation des
Pilotprogramms – aufgrund seiner Expertise in der
wissenschaftlichen Begleitung humanitärer Aufnah-                                                                    J A H R E

                                                                                                                                 Europäisches Migrationsnetzwerk

men, insbesondere des Resettlement-Programms der
Bundesregierung – beauftragt. Im Jahr 2018 haben die            Unbegleitete Minderjährige
Vorbereitungen bereits begonnen: Die Evaluation wird
                                                                in Deutschland
zunächst die Umsetzung des Programms in den Blick
                                                                Herausforderungen und Maßnahmen nach der Klärung
nehmen (Prozessanalyse). Im Fokus stehen das BAMF-              des aufenthaltsrechtlichen Status

Auswahlverfahren in den Drittstaaten, die Aufnahme              Fokusstudie der deutschen nationalen Kontaktstelle
                                                                für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN)
der Geflüchteten in Deutschland sowie die Unterstüt-
zung durch die Mentorengruppen. Aufbauend darauf                Working Paper 80                                               Julian Tangermann
                                                                                                                         Paula Hoffmeyer-Zlotnik

sollen in einer weiterführenden wissenschaftlichen
Begleitung des Programms Erkenntnisse gewonnen
werden, inwieweit die angestrebten Ziele des Aufnah-
meprogramms erreicht werden können (Wirkungsana-
lyse).

Im Auftrag von:

                                                                                                                                      Kofinanziert durch die
                                                                                                                                         Europäische Union
Forschungsschwerpunkte                                                                                                                                              23

Prinzipiell steht im Umgang mit unbegleiteten Min-         Verschiedene Akteure werben durch Informationsan-
derjährigen stets das Kindeswohl an erster Stelle. Die     gebote und Marketing-Maßnahmen für ein Studium
Unterbringung, Versorgung und Betreuung der unbe-          in Deutschland. Herausforderungen bei der Anwer-
gleiteten Minderjährigen verläuft daher größtenteils       bung internationaler Studierender sind vor allem lange
unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Nichtsdesto-       Vorlaufzeiten bei der Bewerbung und die komplexen
trotz spielt dieser eine große Rolle, etwa bei der Inte-   Regelungen bei der Hochschulzulassung und im Vi-
gration in den Arbeitsmarkt oder für die Möglichkeiten     sums- und Aufenthaltsrechtsverfahren. Auch die zwar
der Familienzusammenführung oder des Familien-             deutlich gestiegene, aber im Vergleich mit anderen
nachzugs. Mit der Volljährigkeit sind Unterbringung        wichtigen Zielstaaten noch geringe Zahl der englisch-
und Integration dann wesentlich vom aufenthalts-           sprachigen Studiengänge stellt eine Herausforderung
rechtlichen Status geprägt.                                dar. Bewährte Maßnahmen in Bezug auf den Über-
                                                           gang in den Arbeitsmarkt sind die Ermöglichung und
     Veröffentlichung                                      Förderung von praktischen Erfahrungen und der Auf-
                                                           bau von privaten und beruflichen Netzwerken bereits
Tangermann, Julian/Hoffmeyer-Zlotnik, Paula (2018):        während des Studiums, das Anbieten von Informati-
Unbegleitete Minderjährige in Deutschland. Heraus-         onsveranstaltungen, spezifischen Trainingsangeboten
forderungen und Maßnahmen nach der Klärung des             und Lerntandems sowie Deutschkurse, die fest in den
aufenthaltsrechtlichen Status. Studie der deutschen        Studienverlauf integriert sind. Auch die Förderung und
nationalen Kontaktstelle für das Europäische Migra-        erfolgreiche Vermittlung von internationalen Studie-
tionsnetzwerk (EMN). Working Paper 80, Nürnberg:           renden in den Engagementbereich wird zunehmend
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (liegt auch        als bedeutender Faktor für Teilhabe und Stärkung der
in englischer Sprache vor).                                Bleibeperspektive erachtet.

Anwerbung und Bindung von internationa-
len Studierenden in Deutschland                                                                                       J A H R E

                                                                                                                                  Europäisches Migrationsnetzwerk

(EMN-Studie, siehe auch 5.1)
                                                                      Anwerbung und Bindung von
Projektverantwortliche:
                                                                      internationalen Studierenden
Paula Hoffmeyer-Zlotnik, Janne Grote
                                                                      in Deutschland
Die Studie stellt den politischen und rechtlichen Rah-                Studie der deutschen nationalen Kontaktstelle
                                                                      für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN)
men der Anwerbung und Bindung internationaler Stu-
                                                                      Working Paper 85
dierender dar und benennt die wichtigsten Akteure                     Paula Hoffmeyer-Zlotnik / Janne Grote

sowie Herausforderungen, Maßnahmen und Strategien
auf Bundes-, Landes- und Hochschulebene im Bereich
der Internationalisierung.

Internationale Studierende werden in der Fachöf-
fentlichkeit vor allem als potenzielle Fachkräfte the-
matisiert. Auf politischer Ebene werden die Anwer-
bung und Bindung von internationalen Studierenden
einerseits im Zusammenhang mit einer allgemeinen
Internationalisierung der Hochschulen und des Wis-
senschaftssystems in Deutschland gesehen und an-
dererseits ebenfalls unter dem Aspekt der Fachkräf-           Forschung

tesicherung diskutiert. In den letzten Jahren wurden
deshalb die aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen                                                                                        Kofinanziert durch die
                                                                                                                                          Europäische Union

für internationale Studierende in Deutschland deut-
lich erleichtert. So wurde unter anderem ein Anspruch
auf eine Aufenthaltserlaubnis eingeführt, die Mobili-
tät von internationalen Studierenden innerhalb der EU
erleichtert und die Bleibemöglichkeit zur Arbeitssuche
nach dem Studienabschluss eingeführt und verlängert.
24                                                                                                                Forschungsschwerpunkte

       Veröffentlichung                                                      förderprogramme REAG/GARP und StarthilfePlus
                                                                             umstrukturiert, wobei die wesentlichen Elemente des
Hoffmeyer-Zlotnik, Paula/Grote, Janne (2019): An-                            StarthilfePlus-Programms bestehen bleiben.
werbung und Bindung von internationalen Studieren-
den in Deutschland. Studie der deutschen nationalen                          Das Programm StarthilfePlus wird durch IOM und das
Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetz-                            Forschungszentrum des Bundesamts für Migration
werk (EMN). Working Paper 85, Nürnberg: Bundesamt                            und Flüchtlinge (BAMF) wissenschaftlich begleitet. Im
für Migration und Flüchtlinge (liegt auch in englischer                      Jahr 2018 wurden in der Studie 1.339 Personen, die
Sprache vor).                                                                im Rahmen von StarthilfePlus ausgereist sind, zu den
                                                                             Umständen und Motiven ihrer Rückkehrentscheidung
                                                                             und zu ihren ersten Schritten der Reintegration be-
Evaluation des Bundesprogramms „Start-                                       fragt. Ergänzend zur quantitativen Befragung wurden
hilfePlus“ zur Förderung der freiwilligen                                    mithilfe von Experteninterviews vertiefende Erkennt-
Rückkehr                                                                     nisse über ausgewählte Aspekte des Rückkehrpro-
                                                                             zesses – insbesondere zu den Themen Rückkehrent-
Projektverantwortliche:                                                      scheidung und Reintegration – gewonnen. Die zwölf
Maria Bitterwolf, Tatjana Baraulina                                          Länder, aus denen Rückkehrer an der Befragung teil-
                                                                             genommen haben, decken einerseits die wichtigsten
Vor dem Hintergrund der hohen Zahl ausreisepflich-                           Herkunftsländer von im Programm geförderten Perso-
tiger Personen führte die deutsche Bundesregierung                           nen ab und sind zugleich relevant im Asylzugangsge-
im Februar 2017 das Rückkehrförderprogramm Start-                            schehen. Die Studie stellt die erste größere Befragung
hilfePlus ein. Dieses Programm bietet insbesondere                           von Rückkehrenden dar, die in Deutschland in den
für Personen mit geringen Erfolgschancen im Asyl-                            letzten Jahren Asyl gesucht haben.
verfahren einen finanziellen Anreiz für die frühzei-
tige Entscheidung zur freiwilligen Rückkehr. Darüber                         Das Forschungsprojekt zielt darauf, Erkenntnisse zu
hinaus wurden unter bestimmten Voraussetzungen                               Rückkehrprozessen zu erlangen, die für die Weiterent-
auch Personen gefördert, die vollziehbar ausreise-                           wicklung von StarthilfePlus und für die Ausrichtung
pflichtig, geduldet oder nach deutschem Recht schutz-                        der Rückkehrförderung insgesamt relevant sind. Aus
berechtigt sind. Anfang 2019 wurden die Bundes-                              der Befragung geht unter anderem hervor, dass die

Abbildung 2: Rückkehrmotive der Befragten

                                                        Deutschland               Rückkehrland

                   Aufenthaltsrechtliche Unsicherheit
       „Ich wusste nicht, ob ich langfristig in Deutschland bleiben kann.“               „Ich wollte in der Nähe von Familie
                                     (23,0 %)                                                   oder Freunden sein.“
                    „Ich wollte nicht abgeschoben werden.“                                              41,6 %
                                      (28,8 %)

                                                                    Motive für
              Nicht „zuhause“ gefühlt                              die Rückkehr
                                                                                                        Bessere Bedingungen
       „Ich habe mich nicht willkommen gefühlt in
                   Deutschland.“ (14,5 %)                                                          „Ich hatte keine Angst mehr um
     „Ich habe mich in meiner Wohnung/ Unterkunft                                                   meine Sicherheit dort.“ (4,0 %)
                nicht wohlgefühlt.“ (11,3 %)                                                     „Ich dachte, dort leichter eine Arbeit
         „Ich konnte mich in Deutschland schlecht                                                         zu finden.“ (4,5 %)
                   verständigen.“ (7,9 %)                              Andere Gründe
                                                                          17,8 %
                                           „Ich
                                     habe Geld für die
                                   Rückkehr bekommen.“
                                          4,3 %

                                                         Quelle: BAMF-IOM-Rückkehrstudie, Mehrfachantworten möglich, n=1.288, gewichtet.
Forschungsschwerpunkte                                                                                          25

gewährte finanzielle Hilfe nur in seltenen Fällen die     Reisen von Schutzberechtigten in ihr Her-
grundsätzliche Rückkehrbereitschaft der Studienteil-      kunftsland – Berechtigungen, Meldewege
nehmenden befördert. Bei Personen, die eine Rück-         und Widerrufsverfahren
kehr bereits aus anderen Motiven – vor allem aufgrund
einer mangelnden Bleibeperspektive und dem Wunsch         (EMN-Studie, siehe auch 5.1)
in der Nähe der Familie zu sein – in Betracht ziehen,     Projektverantwortlicher: Janne Grote
trägt die finanzielle Unterstützung aber wesentlich zur
letztendlichen Entscheidung bei. Insbesondere Per-        Die Studie beschreibt individuelle Beweggründe von
sonen mit hohen Ausreisekosten (z.B. solche, die in       Schutzberechtigten für Reisen in ihr Herkunftsland,
größeren Familienverbänden ausreisen) werden durch        den internationalen und nationalen Rechtsrahmen
die Förderung bei ihrer Entscheidung unterstützt. Eine    sowie die behördlichen Meldewege und das anlassbe-
mindestens genauso wichtige Rolle wie die finanzielle     zogene Widerrufsverfahren.
Förderung spielt im Entscheidungsprozess die Rück-
kehrberatung, die im Rahmen des Programms in An-          Auslandsreisen und Reisen von Schutzberechtigten in
spruch genommen werden kann.                              ihre Herkunftsländer sind in den vergangenen Jahren
                                                          wiederholt kontrovers diskutiert worden. Hintergrund
Die finanzielle Förderung fungiert nach der Rückkehr      ist die Frage, inwiefern Reisen in das Herkunftsland
als eine wichtige Unterstützung. Sie wird vor allem       zum Verlust des Schutzes führen, den das Bundesamt
für die Deckung der täglichen Bedarfe in der ers-         für Migration und Flüchtlinge den Personen im Rah-
ten Zeit verwendet. Diese Funktion der Förderung ist      men ihres Asylverfahrens erteilt hat. Schutzberechtigte
sehr wichtig, da die meisten Rückkehrer in den ersten     haben grundsätzlich das Recht auf Bewegungsfreiheit,
Monaten kein ausreichendes eigenes Einkommen er-          wie sie auch anderen Drittstaatsangehörigen zusteht,
wirtschaften. Mit der Förderung können sie die öko-       die sich legal im Land aufhalten. Dies schließt Reisen
nomisch unsichere Zeit überbrücken und dabei eine         ins Ausland mit ein. Anders verhält es sich mit Reisen
individuelle Reintegrationsstrategie entwickeln.          in das Herkunftsland. Diese sind nur unter spezifischen
                                                          Voraussetzungen erlaubt bzw. können unter bestimm-
Da sich der Großteil der in dieser Studie befragten       ten Voraussetzungen zum Widerruf des Schutz- und
Rückkehrer zum Zeitpunkt der Befragung erst rela-         Aufenthaltsstatus führen.
tiv kurz – sechs bis acht Monate – in den Rückkehrre-
gionen aufgehalten hat, sind zum jetzigen Zeitpunkt       Bei der Prüfung von Widerrufsgründen im Falle von
valide Aussagen zur Nachhaltigkeit der Rückkehr auf       Reisen in das Herkunftsland berücksichtigt das BAMF
Grundlage der bisher gewonnenen Befragungsdaten           zunächst drei grundsätzliche Voraussetzungen: die
nur eingeschränkt möglich. Eine Wiederholungsbe-          Frage nach der Freiwilligkeit der Reise, nach der Ab-
fragung der bisherigen Studienteilnehmer wird daher       sicht und der tatsächlichen erneuten Inanspruch-
2019 durch IOM und das BAMF-Forschungszentrum             nahme des Schutzes des Herkunftsstaates. Zu den
durchgeführt..                                            weiteren Prüfkriterien gehören unter anderem die
                                                          Dauer der Reise, der Anlass, die Art der Einreise sowie
In Kooperation mit:                                       der Ort des Aufenthaltes.

                                                          Die Studie beschreibt zudem die einzelnen Verfahrens-
                                                          schritte im Widerrufsverfahren, die Mitwirkungspflich-
                                                          ten der schutzberechtigten Person sowie mögliche
                                                          aufenthaltsrechtliche Folgen, wenn der Schutzstatus
                                                          widerrufen wird.

                                                          Für die Studie wurde eine Infografik gefertigt, die
                                                          neben der Studie auf der Homepage des BAMF-FZ
                                                          heruntergeladen werden kann.
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