Migrations- und Integrationsforschung - Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl - BAMF
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl Migrations- und Integrationsforschung Jahresbericht 2018 des Forschungszentrums Migration, Integration und Asyl im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Forschung
Migrations- und Integrationsforschung Jahresbericht 2018 des Forschungszentrums Migration, Integration und Asyl im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2019
4 Vorwort Vorwort Renate Leistner-Rocca Leiterin des Forschungszentrums Migration, Integration und Asyl Liebe Leserinnen und Leser, natürlich haben uns auch im Jahr 2018 die Folgen der Zu den Großprojekten gehören insbesondere auch die hohen Fluchtmigration in 2015/2016 immer noch be- „Evaluation der Integrationskurse“ (EvIK) und die Stu- schäftigt. die „Muslimisches Leben in Deutschland“, mit der wir das Standardwerk aus dem Jahr 2009 aktualisieren. Wie in den Vorjahren stand hier die gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Die 2017 angekündigte wissenschaftliche Beglei- (IAB) und dem Deutschen Institut für Wirtschafts- tung der „Beratungsstelle Radikalisierung“ hat in 2018 forschung Berlin (DIW) durchgeführte „IAB-BAMF- große Fortschritte erzielt; Schwerpunkte lagen hier SOEP-Befragung von Geflüchteten“ im Mittelpunkt. u.a. auf dem Aufbau eines Netzwerks wissenschaftli- Mit den Befragungen in 2016 und 2017 steht nun der cher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den zivilge- zentrale Datensatz der wissenschaftlichen Öffentlich- sellschaftlichen Partnern vor Ort sowie der Schaffung keit zur Verfügung, mithilfe dessen sich Fragen zur In- einer Fachtagreihe „InFoEx – International Forum for tegration der in den letzten Jahren nach Deutschland Expert Exchange on Islamist Extremism“, gemeinsam gekommenen schutzsuchenden Menschen beantwor- mit der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik ten lassen. Im Forschungszentrum wurden auf dieser e. V. Basis Studien zu den Aspekten Deutscherwerb/Alpha- betisierung, Wohnsituation sowie Nutzung von Bera- Im Jahresbericht 2017 hatte ich ebenfalls auf einige tungsangeboten erstellt. interessante Studien hingewiesen, die wir im Rahmen des EMN (Europäisches Migrationsnetzwerk) bereits Gleichzeitig stellen wir aber fest, dass andere Aspekte geplant hatten. Bei der Lektüre dieses Jahresberich- aus dem Bereich Migration und Integration wieder tes werden Sie u.a. einen Hinweis auf die Studie „Die eine größere Bedeutung erlangten. Die so behandel- veränderte Fluchtmigration 2014 bis 2016: Reaktionen ten Fragen reichten vom Familiennachzug und den und Maßnahmen in Deutschland“ finden, die einen Arbeitsmarktpotenzialen in dieser Gruppe von Zuge- sehr guten Überblick enthält. Auch die Themen Visa- wanderten, der Arbeitsmarktintegration von Dritt- liberalisierung, internationale Studierende und Reisen staatsangehörigen bis hin zu möglichen Unterschieden von Schutzberechtigten in ihr Herkunftsland wurden im Integrationsstand von Deutschen mit türkischem im Rahmen des EMN behandelt. Migrationshintergrund im Vergleich zu Personen mit türkischer Staatsangehörigkeit. Mit der Neuorganisation des Bundesamtes zum 1. Ok- tober 2018 haben sich auch Veränderungen im For- schungszentrum ergeben. So haben wir die inhaltliche
Vorwort 5 Ausrichtung des Forschungsfeldes III hin zur Beob- achtung und Dokumentation längerfristiger Trends, beispielsweise im Rahmen des jährlichen Migrations- berichtes der Bundesregierung, verändert. Der frühere Schwerpunkt Erwerbs- und Bildungsmigration bleibt dabei jedoch weiter mit im Blick, vor allem mit dem halbjährlichen Wanderungsmonitoring. Der Bedarf an wissenschaftlicher Fachexpertise ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, wie die zahl- reichen Informationsanfragen und Einladungen zu Tagungen und Workshops in Ministerien, Stiftungen, Verbänden und an Universitäten zeigen, die an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungszen- trums ergingen. Diese Anfragen zeigen auch, dass das Forschungszentrum des Bundesamts ein national und international anerkannter Partner in der Migrations- und Integrationsforschung sowie in der Politikbera- tung ist. Diese Mischung aus fundierter Forschung und evidenzbasierter Beratung und Information von Politik und Öffentlichkeit wird auch in Zukunft unsere Arbeit prägen. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Renate Leistner-Rocca Leiterin des Forschungszentrums Migration, Integration und Asyl
6 Inhalt Inhalt 1 Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl 9 1.1 Auftrag 9 1.2 Organisatorischer Aufbau (2018) 11 1.3 Die Forschungsfelder 12 1.4 Wissenschaftsmanagement 15 1.5 Wissenschaftlicher Beirat 15 1.6 Doktorandenprogramm 16 1.7 Praktikum 17 2 Forschungsschwerpunkte18 2.1 Forschungsschwerpunkt Zu- und Abwanderung, Zuwanderungssteuerung18 Die veränderte Fluchtmigration in den Jahren 2014 bis 2016: Reaktionen und Maßnahmen in Deutschland 18 Entwicklungen in Deutschland im Kontext von Visaliberalisierung 19 Resettlement (Neuansiedlung): Aufnahme- und Integrationserfahrungen von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen 20 Flüchtlingsaufnahme durch das Pilotprogramm „Neustart im Team“ (NesT): Evaluation des staatlich-gesellschaftlichen Aufnahmeprogramms für Schutzbedürftige 21 Unbegleitete Minderjährige in Deutschland. Herausforderungen und Maßnahmen nach der Klärung des aufenthaltsrechtlichen Status 22 Anwerbung und Bindung von internationalen Studierenden in Deutschland 23 Evaluation des Bundesprogramms „StarthilfePlus“ zur Förderung der freiwilligen Rückkehr 24 Reisen von Schutzberechtigten in ihr Herkunftsland – Berechtigungen, Meldewege und Widerrufsverfahren 25 2.2 Forschungsschwerpunkt Integration 27 Evaluation der Integrationskurse (EvIk) 27 IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 29 Integration von Geflüchteten in ländlichen Räumen 32 Forced Migration and Transnational Family Arrangements – Eritrean and Syrian Refugees in Germany (TransFAR)33
Inhalt 7 Integration in den deutschen Arbeitsmarkt für nichtakademische Fachkräfte 33 Arbeitsmarktintegration von Drittstaatsangehörigen in Deutschland 34 Repräsentativuntersuchung ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland (RAM 2015) 34 2.3 Forschungsschwerpunkt Dauerbeobachtung von Migrations- und Integrationsprozessen 36 Migrationsbericht 36 Wanderungs- und Freizügigkeitsmonitoring 37 Analyse „Soziale Komponente“: Qualifikation von Asylerstantragstellenden 38 2.4 Forschungsschwerpunkt Muslime in Deutschland 40 Muslimisches Leben in Deutschland 2019 (MLD 2019) 40 Evaluation der Beratungsstelle „Radikalisierung“ 40 Wissenschaftliche Begleitforschung zur Beratungsstelle „Radikalisierung“ 41 3 Publikationen 44 3.1 Publikationen in den Schriftenreihen des BAMF-FZ 44 Im Rahmen des Europäischen Migrationsnetzwerkes 45 3.2 Externe Publikationen 46 Beiträge in Sammelbänden 46 Beiträge in nationalen bzw. internationalen Zeitschriften 46 Beiträge in sonstigen Medien (Online, Zeitungen, Broschüren etc.) 46 4 Wissenstransfer 48 4.1 Besuchte Veranstaltungen(Auswahl) 48 Mit Vortrag (auf Einladung) 48 Mit Vortrag (öffentliche Ausschreibung/Call for Papers) 49 Teilnahme an Podiumsdiskussionen 50 Teilnahme an Fachgremien und Expertenworkshops 50 4.2 Lehrveranstaltungen 51 4.3 Mitgliedschaften in Beiräten und Jurys 52 4.4 Kolloquien des Forschungszentrums 52 4.5 Sonstige Veranstaltungen 53 Tagung „Unbegleitete Minderjährige in Deutschland und Europa“ der deutschen nationalen Kontaktstelle des Europäischen Migrationsnetzwerks (EMN), Berlin, 14.06.2018 53 Tag der offenen Tür der Bundesregierung, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Berlin, 24.-26.08.2018 54
8 Inhalt 4.6 Mediales Angebot 55 Downloadzahlen von Forschungsstudien 55 Online Präsentation EMN 56 Erfolgsprodukt Working Paper 56 Soziale Medien 57 5 Vernetzung 58 5.1 Europäisches Migrationsnetzwerk (EMN) 58 5.2 Gesprächskreis „Migration und Integration in der Ressortforschung“ 59 6 Abkürzungsverzeichnis 61
Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl 9 1 Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl 1.1 Auftrag Das Bundesamt für Migration und Transparenz Flüchtlinge hat den gesetzlichen Veröffentlichung der Ergebnisse (hard copy, online), das Forschungs- Auftrag, wissenschaftliche For- zentrum stellt sich auf eigenen schung zu Migrations- und und externen Tagungen dem Integrationsthemen zu be- (öffentlichen/wissenschaftlichen) Diskurs Vernetzung treiben (§ 75 Nr. 4 und 4a Eingebunden in die AufenthG). Ziel ist die universitäre und Gewinnung von Daten außeruniversitäre Migrations- und zur Steuerung des Integrationsforschung Migrationsgesche- hens. Um diesen Auftrag sachge- Berichterstattung Bewertung und recht erfüllen zu Berichterstattung können, wurde zu externen Studien 2005 die Gruppe Forschung im Bun- desamt eingerichtet. Das Forschungszent- rum leistet mit seiner Erstellen von Arbeit einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zu einer objekti- Studien ven, faktenbasierten Poli- Politikberatung Grundlagenstudien, tikberatung. Informationen/Analysen für das Begleitung und BMI, weitere Ressorts sowie die Evaluation von Fachbereiche im Bundesamt zu Maßnahmen, Wir begleiten den Prozess der Migrations- und Integrationsfragen EMN-Studien Integration von Ausländerinnen und Ausländern und Personen mit Mi- grationshintergrund in Deutschland. Das Forschungszentrum trägt mit seinen Erkennt- nissen entscheidend zur Weiterentwicklung von In- Unsere Forschung verfolgt einen interdisziplinären tegrationsmaßnahmen auf Bundesebene bei. Weitere Ansatz, der von Methodenvielfalt gekennzeichnet ist. Forschungsschwerpunkte sind die Erwerbs- und Bil- Mitarbeiter aus Disziplinen wie Soziologie, Ökonomie, dungsmigration, die Auswirkungen der Zuwanderung, Politikwissenschaften, Geographie, Geschichte, Psy- Fluchtmigration, Rückkehr und sicherheitsrelevante chologie, Statistik und Migrationsstudien sind vertre- Aspekte der Zuwanderung. ten. Aufgabenfelder der Forschung im Bundesamt las-
10 Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl sen sich unter den Begriffen Analyse, Evaluierung und Beratung zusammenfassen. Analyse: Migrations- und Integrationsprozesse in Deutschland werden beobachtet und datenge- stützt beschrieben sowie bei Bedarf in den interna- tionalen Kontext eingeordnet. Evaluierung: Maßnahmen zur Steuerung der Mig- ration und Integration sowie die Verwaltungspra- xis im BAMF werden begleitend untersucht und bewertet. Beratung: Gewonnene Erkenntnisse dienen der Po- litikberatung und fließen so in die Steuerung der Migration und Integration ein. Zur Erfüllung dieser Aufgaben arbeitet das For- schungszentrum mit wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland zusammen. Als wichtige staatliche Stelle für Fragen der Migrations- und Integrationsfor- schung leistet es einen grundlegenden Beitrag zum Informationstransfer zwischen Wissenschaft, Verwal- tung, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die Arbeit des Forschungszentrums wird seit 2008 jährlich in Tätigkeitsberichten dokumentiert.
11 1.2 Organisatorischer Aufbau (2018) Abteilung 10 – Forschung Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl Renate Leistner-Rocca Migrations- und Integrationsforschung Forschungsfeld I Internationale Migration und Migrationssteuerung Dr. Axel Kreienbrink Forschungsfeld II Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt Dr. Nina Rother Forschungsfeld III Migration und Integration: Dauerbeobachtung und Berichtsreihen Dr. Susanne Worbs Referat FZ 1 Wissenschaftsmanagement, Geschäftsstelle Wissenschaftlicher Beirat Christoph Walz Die Leiterin des Forschungszentrums mit den Leitungen der Referate von links sitzend: Dr. Christian Babka von Gostomski, Dr. Axel Kreienbrink, Renate Leistner-Rocca von links stehend: Dr. Susanne Worbs, Susan Schulz, Tatjana Baraulina, Christoph Walz, Barbara Heß, Dr. Nina Rother
12 Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl 1.3 Die Forschungsfelder taktstelle benannt worden ist. In diesem Rahmen wer- den in jedem Jahr mehrere Spezialstudien erarbeitet, Forschungsfeld I: die in der Regel Steuerungsfragen in den Bereichen „Internationale Migration und Migrationssteuerung“ Migration und Asyl betreffen. Die Ergebnisse der deut- schen Teilstudien gehen anschließend in europäische Leitung: Dr. Axel Kreienbrink Syntheseberichte ein. Das Forschungsfeld I bearbeitet ein vielfältiges The- Schließlich gehört seit Jahren die Beschäftigung mit menspektrum mit den Schwerpunkten internationale der Präsenz und Integration muslimischer Zuwande- Migration und Migrationssteuerung. Wesentliches rer in Deutschland zum Aufgabenbereich, teilweise in Ziel der Forschungsarbeiten ist es, weiterführende Er- Kooperation mit dem Forschungsfeld II. Hier führt das kenntnisse über Ursachen und Wirkungen von Migra- Forschungszentrum seit 2006 regelmäßig im Auftrag tionsbewegungen im nationalen und internationalen der Deutschen Islam Konferenz (DIK) flankierende Rahmen zu gewinnen, die entsprechend des gesetzli- Studien durch, wie z.B. zum „Muslimischen Leben in chen Auftrages für die Begleitforschung zur Steuerung Deutschland“. Aber auch Fragen der Deradikalisie- der Zuwanderung dienen können. rung von sich (potentiell) islamistisch radikalisierenden Menschen spielen im Kontext der im Bundesamt ange- Dafür werden vor allem gegenwärtige und zukünftige siedelten Beratungsstelle Radikalisierung eine Rolle. Migrationsbewegungen nach Deutschland und Europa und ihre Folgen in den Blick genommen – von der Zu- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des wanderung über die Aufnahme von Schutzsuchenden Forschungsfeldes I: (z.B. im Rahmen des Resettlements) bis hin zu Abwan- derung und Rückkehr. Vor diesem Hintergrund war Tatjana Baraulina auch die Erstellung des jährlichen Migrationsberichts Maria Bitterwolf der Bundesregierung im Forschungsfeld I verortet, die Janne Grote (EMN) dann in Forschungsfeld III verlagert wurde. Paula Hoffmeyer-Zlotnik (EMN) Özlem Konar (bis 30.09.2018) Das Aufgabenfeld umschließt weiterhin die For- Katrin Pfündel (ab 15.03.2018) schungstätigkeit für das von der Europäischen Kom- Julian Tangermann (EMN) (bis 31.10.2018) mission kofinanzierte Europäische Migrationsnetzwerk Milena Uhlmann (EMN), für welches das Bundesamt als nationale Kon- Marieke Volkert (bis 28.02.2018) von links sitzend: Dr. Axel Kreienbrink, Janne Grote, Özlem Konar von links stehend: Tatjana Baraulina, Nicolas Bodenschatz (Praktikant), Katrin Pfündel, Martin Schmitt (IOM), Maria Bitterwolf, Milena Uhlmann
13 Forschungsfeld II: därdatenanalyse). Die Aufgabe der Beobachtung und „Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ Begleitung der Entwicklung von Integrationsindika- toren auf kommunaler, nationaler und internationa- Leitung: Dr. Nina Rother ler Eben wurde im Laufe des Jahres 2018 vom For- schungsfeld II zum Forschungsfeld III verlagert. Das Forschungsfeld „Integration und gesellschaftli- cher Zusammenhalt“ gliedert sich in zwei Aufgaben- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des bereiche. Hauptarbeitsgebiet ist die Durchführung ei- Forschungsfeldes II: gener empirischer Studien, vorwiegend zu Fragen der Integration. Daneben wird Integrationsberichterstat- Dr. Christian Babka von Gostomski tung betrieben und fortgeschrieben. Andreea Baier (Doktorandin) Axel Böhm (bis 30.06.2018) Im Aufgabenbereich „Empirische Studien“ werden Pri- Johannes Croisier (ab 01.03.2018) märdatenerhebungen zu verschiedenen gesellschafts- Cristina de Paiva Lareiro (ab 01.05.2018) politisch relevanten Themenbereichen durchgeführt. Lars Ninke (ab 15.02.2018) Ziel ist die Beschreibung und Analyse von Migrations- Dr. Giuseppe Pietrantuono (ab 01.03.2018) und Integrationsprozessen und der dadurch hervorge- Nadine Ranger (von 01.04. bis 07.12.2018) rufenen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutsch- Jana Scheible (bis 30.06.2018) land. Daneben werden auch staatliche Maßnahmen Dr. Susanne Schührer der Integrationsförderung begleitet und evaluiert. Dr. Manuel Siegert Dr. Anja Stichs Der zweite Aufgabenbereich des Forschungsfeldes be- Michael Wolf (bis 30.09.2018) schäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Sichtung und Dr. Anna Wieczorek (ab 15.02.2018) Auswertung amtlicher Daten und Geschäftsstatistiken, Dr. Susanne Worbs (bis 31.05.2018) von Daten aus eigenen Erhebungen sowie von Befra- gungsdaten anderer Forschungsinstitutionen (Sekun- Michael Wolf, Dr. Giuseppe Pietrantuono, Axel Böhm Lars Ninke, Johannes Croisier, Nadine Ranger, Jana Scheible Dr. Susanne Schührer, Cristina de Paiva Lareiro Dr. Nina Rother, Andreea Baier, Dr. Anna Wieczorek, Dr. Anja Stichs
14 Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl Forschungsfeld III: Die Integrationsberichterstattung auf allen födera- Migration und Integration: Dauerbeobachtung und len Ebenen Deutschlands wird im Referat begleitet Berichtsreihen und analysiert. Auch Forschungsprojekte im engeren (bis 01.10.2018: Erwerbs- und Bildungsmigration) Sinne werden weiterhin durchgeführt, so die laufende Studie zur Integration von Geflüchteten in ländlichen Leitung: Dr. Susanne Worbs (ab 01.06.2018) Räumen sowie ein im Oktober 2018 gestartetes Pro- jekt zur Integration in den deutschen Arbeitsmarkt für Mit der Neuorganisation des Bundesamtes zum nichtakademische Fachkräfte. 01.10.2018 hat auch das Forschungsfeld III seine Be- zeichnung und seine inhaltliche Ausrichtung verändert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Der Schwerpunkt der Tätigkeit lag ursprünglich auf Forschungsfeldes III: ökonomischen Aspekten der Migration, ist nunmehr aber vor allem auf die Beobachtung und Dokumenta- Johannes Graf (ab 01.10.2018) tion längerfristiger Trends ausgerichtet, beispielsweise Barbara Heß im Rahmen des jährlichen Migrationsberichtes der Özlem Konar (ab 01.10.2018) Bundesregierung, dessen Erarbeitung aus dem For- Tabea Rösch (bis 31.12.2018) schungsfeld I übernommen wurde. Die Erwerbs- und Hans-Jürgen Schmidt (bis 01.06.2018) Bildungsmigration bleibt jedoch weiterhin im Blick, Hanne Schneider (bis 31.03.2018) u.a. mit dem halbjährlich aktualisierten Wanderungs- Johannes Weber (ab 01.08.2018) und Freizügigkeitsmonitoring. Zudem werden regel- Hannelore Werzinger (bis 30.09.2018) mäßig die Daten aus der „Sozialen Komponente“-Be- fragung von Asylerstantragstellenden ausgewertet und ebenfalls in halbjährlich erscheinenden Analysen ver- öffentlicht. von links: Tabea Rösch, Johannes Weber, Dr. Susanne Worbs, Johannes Graf, Barbara Heß, Benjamin Göttel (Praktikant), Özlem Konar
15 1.4 Wissenschaftsmanagement 1.5 Wissenschaftlicher Beirat Das Referat „Wissenschaftsmanagement, Geschäfts- Der Wissenschaftliche Beirat trägt seit 2005 zur Un- stelle Wissenschaftlicher Beirat“ nimmt Querschnitts- terstützung der Qualitätssicherung des Forschungs- aufgaben für das Forschungszentrum wahr. Es berät zentrums bei. Der Beirat versteht sich als Beratungs- die Leitung des Zentrums in strategischen Belangen gremium und unterstützt über seine Netzwerke den und übernimmt administrative Aufgaben. Hierzu zäh- Informationsaustausch mit der wissenschaftlichen len beispielsweise Planung und Bewirtschaftung des Öffentlichkeit. Er ist multidisziplinär mit anerkann- Haushaltes, Beratung und Unterstützung in Rechtsan- ten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der gelegenheiten, Aufstellung der jährlichen Forschungs- Migrations- und Integrationsforschung besetzt. Die vorhabenplanung und Unterstützung der Forschungs- Berufung in das Gremium erfolgt für die Dauer von bereiche u.a. in deren Öffentlichkeitsarbeit. In diesem zwei Jahren, eine Verlängerung der Berufungsdauer ist Referat erfolgt auch das Projektcontrolling. möglich. Die Beratungen des Wissenschaftlichen Bei- rates finden zweimal im Jahr statt. Zudem hat das Referat per 01.10.2018 aus dem For- schungsfeld III die Aufgaben nach § 75 Nr. 1 AufenthG Der Wissenschaftliche Beirat hat die Aufgabe: (Koordinierung der Informationen über den Aufenthalt zum Zweck der Erwerbstätigkeit zwischen den Aus- zu Forschungskonzepten und -schwerpunkten länderbehörden, der Bundesagentur für Arbeit und der fachliche Empfehlungen zu geben, für Pass- und Visaangelegenheiten vom Auswärtigen in methodischen und theoretischen Fragen der Mi- Amt ermächtigten deutschen Auslandsvertretungen) grations- und Integrationsforschung sowie bei der sowie die Aufgabe nach § 75 Nr. 10 AufenthG (Aner- Evaluierung der Arbeitsergebnisse das Bundesamt kennung von Forschungseinrichtungen zum Abschluss zu unterstützen, von Aufnahmevereinbarungen nach § 20 AufenthG) die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und mit dem dazugehörigen Beirat für Forschungsmi- Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen gration übernommen, die nicht der originären For- gleicher und verwandter Wissensgebiete und mit schungsarbeit zugehörig waren. der Praxis zu fördern und Impulse bei der Ausweisung neuer Forschungsfel- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Referats FZ1 der und bei der Diskussion methodischer Neuerun- Wissenschaftsmanagement, gen zu geben. Geschäftsstelle Wissenschaftlicher Beirat: Seit September 2015 setzt sich der Leitung: Christoph Walz Wissenschaftliche Beirat wie folgt zusammen: Jana Burmeister Susan Schulz Prof. Dr. Petra Bendel, Professorin für Politische Wis- Sigrid Tratz (ab 01.10.2018) senschaft und Geschäftsführerin des Zentralinstituts Hannelore Werzinger (01.10.2018 bis 31.12.2018) für Regionenforschung der Friedrich-Alexander-Uni- Michael Wolf versität Erlangen-Nürnberg sowie stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates deutscher Stif- tungen für Integration und Migration (SVR) (Vorsit- zende), Prof. em. Dr. Kay Hailbronner, Professor für öffentli- ches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Uni- versität Konstanz, Gründer und Direktor des For- schungszentrum Ausländer- & Asylrecht (FZAA), Prof. Dr. Elke Jahn, Professorin für Arbeitsmarktöko- nomie an der Universität Bayreuth und Senior Re- searcher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsfor- schung (IAB), Nürnberg, von links: Michael Wolf, Christoph Walz, Sigrid Tratz, Jana Burmeister, Susan Schulz
16 Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl Prof. Dr. Ruud Koopmans, Professor für Soziologie 1.6 Doktorandenprogramm und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor der Forschungsabteilung „Mig- Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ration, Integration, Transnationalisierung“ am Wissen- eröffnet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Doktorandinnen und Doktoranden in einem Doktoran- denprogramm die Möglichkeit, bei Forschungsprojek- Prof. em. Dr. Klaus J. Bade, Professor für Neueste ten der Behörde mitzuwirken. Dieses Programm bie- Geschichte, Gründer des Instituts für Migrationsfor- tet die Gelegenheit, neben der Dissertation die Arbeit schung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Univer- einer Forschungseinrichtung des Bundes kennenzu- sität Osnabrück und Gründungsvorsitzender (2009- lernen, deren Tätigkeit einen unmittelbaren Bezug zur 2012) des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen Migrationspolitik der Bundesrepublik aufweist. für Integration und Migration (SVR). Ein solches Engagement bietet für beide Seiten einen Im Berichtsjahr wurden zwei Sitzungen durchgeführt. großen Gewinn. Dem Bundesamt kommt die Leis- Beide Sitzungen haben sich zum einen schwerpunkt- tung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissen- mäßig mit der Diskussion und Bewertung ausge- schaftlern zugute, die eine zum Forschungsauftrag des wählter Forschungsprojekte zur Aufstellung der For- BAMF themennahe Doktorarbeit fertigen. Die Dokto- schungsvorhabenplanung beschäftigt. Zum anderen randinnen und Doktoranden profitieren ihrerseits von war die Neuausrichtung des Forschungszentrums in den Ressourcen, den praktischen Erfahrungen und der der Forschungslandschaft zentrales Thema bei der Sit- Betreuung im Bundesamt. Sie können Berufserfah- zungen. rung in enger Zusammenarbeit mit erfahrenen Wis- von links: Prof. em. Dr. Klaus J. Bade, Prof. Dr. Petra Bendel, Prof. Dr. Ruud Koopmans, Prof. Dr. Elke Jahn, Prof. em. Dr. Kay Hailbronner
17 senschaftlerinnen und Wissenschaftlern sammeln. Da- Bisher abgeschlossene und publizierte Disserta- neben werden den Doktorandinnen und Doktoranden tionen: weitere Kenntnisse vermittelt und ihre Fähigkeiten individuell gefördert, u. a. durch die Möglichkeit, an Worbs, Susanne (2014): Bürger auf Zeit. Die Wahl der Fortbildungen und Fachkonferenzen teilzunehmen. Staatsangehörigkeit im Kontext der deutschen Op- tionsregelung, Beiträge zu Migration und Integra- Freie Doktorandenstellen werden öffentlich ausge- tion, Band 7, Nürnberg: Bundesamt für Migration und schrieben. Die Stellen werden grundsätzlich für drei Flüchtlinge. Jahre besetzt. Die Promotion erfolgt in der Regel an einer von den Doktorandinnen und Doktoranden be- Lochner, Susanne (2016): Integrationskurse als Motor stimmten Universität bei einem für das Dissertations- für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Interethnische thema geeigneten Betreuer. Das Thema der Doktor- Kontakte und nationale Verbundenheit von Migrantin- arbeit soll dabei einen engen Bezug zu dem Projekt nen in Deutschland, Opladen/Berlin/Toronto: Budrich des Bundesamtes aufweisen, für das die Stelle ausge- UniPress Ltd. schrieben wurde. An der methodischen Konzipierung und Durchführung dieses Projektes arbeitet die Dok- Obergfell, Johannes (2016): Abwanderung von torandin/der Doktorand auf einer halben Stelle mit. Deutschland in die Türkei. Absichten, Ursachen, (Hin- ter-)Gründe, Diss. phil., Friedrich-Alexander-Universi- Im Berichtsjahr 2018 war eine Doktorandin im For- tät Erlangen-Nürnberg, schungszentrum tätig. Die wissenschaftliche Mitarbei- Online: http://d-nb.info/1097753719/34. terin Andreea Baier hat eine sozialwissenschaftliche Dissertation begonnen, die der Frage nach der Wirk- samkeit von integrationspolitischen Maßnahmen für Weitere Informationen zum Doktorandenpro- geflüchtete Personen nachgeht. Das Dissertationspro- gramm werden auf der Internetseite des jekt stellt eine Evaluation der Maßnahmen zur Sprach- Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge förderung und arbeitsmarktpolitischen Integration dar, unter: www.bamf.de/doktorandenprogramm die anhand quantitativer Auswertungen mit Daten der veröffentlicht. IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten durch- geführt wird. 1.7 Praktikum Das Forschungszentrum des Bundesamtes bietet Studentin- nen und Studenten die Möglich- keit, ein Pflichtpraktikum zu ab- solvieren. Die Praktikantinnen und Praktikanten arbeiten aktiv in einzelnen Forschungsprojek- ten mit und haben die Gelegen- heit, die Arbeit in einem behör- deninternen Forschungszentrum kennenzulernen und erste Be- rufserfahrung zu sammeln. Im Jahr 2018 wurde zwölf Prakti- kantinnen und Praktikanten diese Möglichkeit eröffnet.
18 Forschungsschwerpunkte 2 Forschungsschwerpunkte 2.1 Forschungsschwerpunkt gung sowie Integrationsmaßnahmen vor Beendigung der Asylverfahrens. Dabei wurde eine Auswahl an 100 Zu- und Abwanderung, Maßnahmen getroffen, die einen möglichst breiten Zuwanderungssteuerung Überblick geben sollen. Sie reichen von erweiterten Regelstrukturen, der Digitalisierung von Verwaltungs- prozessen, der Ehrenamtskoordinierung, über einen Die veränderte Fluchtmigration in den Jah- früheren Zugang zu Integrationskursen und zum Ar- ren 2014 bis 2016: Reaktionen und Maßnah- beitsmarkt für bestimmte Herkunftsgruppen, bis hin men in Deutschland zu restriktiven Maßnahmen für Asylantragstellende aus sicheren Herkunftsstaaten und die Einschränkung (EMN-Studie, siehe auch 5.1) des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte. Projektverantwortlicher: Janne Grote Zwar ging ab Frühjahr 2016 die Anzahl neuankom- Von 2014 bis Juni 2017 kamen circa 1,5 Millionen mender Asylsuchender stark zurück, für zahlreiche Be- Schutzsuchende nach Deutschland, ein Großteil davon reiche hielt die hohe Arbeitsbelastung aufgrund der im Zeitraum Juli 2015 bis Februar 2016. Die hohe An- zahl der Einreisen in verhältnismäßig kurzer Zeit führte zu einer deutlichen Überlastung auf vielen Ebenen, beispielsweise bei der Unterbringung, der Annahme J A H R E Europäisches Migrationsnetzwerk und Bearbeitung der Asylanträge oder beim Zugang zu Integrationskursen. Die veränderte Fluchtmigration Die Studie zeichnet zunächst wichtige flüchtlingspoli- in den Jahren 2014 bis 2016: tische Entwicklungen nach, die sich sowohl auf natio- Reaktionen und Maßnahmen naler als auch in Bezug auf weitere EU-Mitgliedstaaten in Deutschland und Drittstaaten vollzogen haben. Das umfasst unter Fokusstudie der deutschen nationalen Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN) anderem die Grenzschließungen entlang der Balkan- route, die EU-Türkei-Erklärung, das EU-Relocation- Working Paper 79 Janne Grote Verfahren, die Unterstützung der EU-Außengrenzkon- trollen sowie Frontex-Einsätze insbesondere durch die Bundespolizei. Innerhalb Deutschlands wurden wiederum Dutzende bundesweite, Hunderte regionale und Tausende lo- kale Maßnahmen und Projekte staatlicher und nicht- staatlicher Akteure initiiert. Die Studie konzentriert sich auf die entstandenen Herausforderungen und die ergriffenen Maßnahmen in insgesamt acht Themen- feldern: Grenzkontrollen, Unterbringung, erste Un- terstützungsleistungen, Registrierung, Asylverfahren, Kofinanziert durch die Infrastruktur und Personal, Sicherheit und Strafverfol- Europäische Union
Forschungsschwerpunkte 19 nachgelagerten Prozessschritte und des Rückstaus al- Rechtlich hat sie keine Auswirkungen auf die Voraus- lerdings auch 2017 an. Die Arbeit in den Bereichen, in setzungen etwa für längerfristige Zuwanderung. denen bereits eine Entlastung zu verzeichnen war, war wiederum dadurch geprägt, dass Prozesse konsolidiert, Es kann jedoch angenommen werden, dass sich mit neu geschaffene Strukturen stabilisiert, Mitarbeitende der Erleichterung von Kurzzeitaufenthalten auch an- und ehrenamtlich Tätige entlastet, Abläufe vereinheit- dere migrationsrelevante Änderungen ergeben, bei- licht, Qualitätsstandards (wieder-)eingeführt, Beschäf- spielsweise durch einen Anstieg der längerfristigen le- tigte nachgeschult und der Austausch unter den ein- galen Migration oder auch der irregulären Migration. zelnen Akteuren intensiviert wurden Um dies zu untersuchen, wurden in dieser Studie In- dikatoren zur Darstellung der Entwicklung im Bereich Zahlreiche Akteure ziehen aus den Erfahrungen der der legalen Migration und der irregulären Migration vergangenen Jahre erste Lehren, wie sie mit einer ausgewertet. möglichen Zunahme der Fluchtmigration nach Deutschland zukünftig umgehen können. Ein Teil der Hierbei konnte kein direkter kausaler Zusammenhang geplanten Maßnahmen zielt beispielsweise darauf ab, zwischen der Visaliberalisierung und den skizzierten geschultes Personal und die asylspezifischen Qualifi- Entwicklungen festgestellt werden. Allerdings wur- kationen dauerhaft sicherstellen zu können (z. B. ‚at- den im betrachteten Zeitraum in Deutschland parallel mende Behörde‘), andere Maßnahmen zielen wie- zahlreiche Maßnahmen zur Steuerung der stark gestie- derum darauf ab, Strukturen und Prozesse weiter zu genen Asylzuwanderung seit 2014 getroffen, die auch reformieren und das Verwaltungshandeln künftig wei- die besagten Staaten betrafen: Die Bearbeitung von ter zu flexibilisieren (z. B. Digitalisierung des Asylver- Asylanträgen aus den Westbalkanstaaten wurde priori- fahrens). siert, die visumbefreiten Westbalkanstaaten wurden in den Jahren 2014 und 2015 zu sicheren Herkunftsstaa- Veröffentlichung ten erklärt und die Möglichkeiten zur Verhängung von Wiedereinreisesperren wurden erweitert. Ferner wurde Grote, Janne (2018): Die veränderte Fluchtmigration eine Reihe an Maßnahmen getroffen, die für Personen in den Jahren 2014 bis 2016: Reaktionen und Maßnah- mit ‚geringer Bleibeperspektive‘ den Zugang zum Ar- men in Deutschland. Studie der deutschen nationa- beitsmarkt und zu Integrationsleistungen einschrän- len Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetz- ken und sich auch auf die Unterbringung während des werk (EMN). Working Paper 79, Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (liegt auch in englischer Sprache vor). J A H R E Europäisches Migrationsnetzwerk Entwicklungen in Deutschland im Kontext Entwicklungen in Deutschland im von Visaliberalisierung Kontext von Visaliberalisierung Studie der deutschen nationalen Kontaktstelle (EMN-Studie, siehe auch 5.1) für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN) Projektverantwortliche: Paula Hoffmeyer-Zlotnik Working Paper 83 Paula Hoffmeyer-Zlotnik Die Studie untersucht Entwicklungen in Deutschland im Zusammenhang mit der Visaliberalisierung für fünf Westbalkanstaaten sowie für Georgien, die Repub- lik Moldau und die Ukraine im Zeitraum von 2007 bis 2017. Die Aufhebung der Visumpflicht für die genann- ten Staaten erfolgte nach Zustimmung des Europäi- schen Parlamentes und des Rates der EU. Die Aufhe- bung war an den erfolgreichen Abschluss der zuvor erfolgten Visaliberalisierungs-Dialoge mit der Euro- päischen Kommission gekoppelt. Für die betreffenden Drittstaatsangehörigen bedeutet die Aufhebung der Visumpflicht für Kurzaufenthalte im Schengen-Raum vor allem eine Erleichterung der kurzfristigen Mobili- Forschung tät, zum Beispiel für touristische Aufenthalte, Besu- Kofinanziert durch die che von Familienangehörigen oder für Geschäftsreisen. Europäische Union
20 Forschungsschwerpunkte Asylverfahrens auswirken. Daneben wurden Maßnah- gefährdet sind. Für diese Personen erscheint also der men ergriffen, um die Zahl der geförderten Ausreisen dauerhafte Verbleib in den Erstzufluchtsstaaten nicht und der Abschiebungen von irregulär aufhältigen Per- zumutbar. Es besteht aber auch keine Möglichkeit zur sonen aus den visumbefreiten Staaten zu erhöhen. Mit Rückkehr in das Herkunftsland. Der Bund nimmt seit der Westbalkanregelung wurden auch die Möglich- 2012 jährlich ein festes Kontingent an Resettlement- keiten zur legalen Zuwanderung aus den Westbalkan- Flüchtlingen im Einvernehmen mit den Bundesländern staaten in Form von Erwerbsmigration erweitert. auf. Dieses Kontingent ist seitdem kontinuierlich ge- stiegen. Veröffentlichung Das Forschungszentrum begleitet das deutsche Re- Hoffmeyer-Zlotnik, Paula (2019): Entwicklungen in settlement-Programm seit Beginn an. Ergebnisse aus Deutschland im Kontext von Visaliberalisierung. Studie dem Projekt, beispielsweise zu den Aufnahme- und In- der deutschen nationalen Kontaktstelle für das Euro- tegrationserfahrungen von Resettlement-Flüchtlingen, päische Migrationsnetzwerk (EMN). Working Paper 83, sind in den letzten Jahren regelmäßig veröffentlicht Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge worden. Im Rahmen der Begleitforschung werden ad- (liegt auch in englischer Sprache vor). ministrative Daten des Resettlement-Programms aus- gewertet. Darüber hinaus basieren die Ergebnisse auf qualitativen Interviews, die in den Jahren 2012 und Resettlement (Neuansiedlung): Aufnahme- 2014 mit 112 Resettlement-Flüchtlingen bundesweit und Integrationserfahrungen von besonders durchgeführt wurden. schutzbedürftigen Flüchtlingen Anlässlich der jährlichen internationalen Konferenz Projektverantwortliche: „Annual Tripartite Consultations on Resettlement Tatjana Baraulina, Maria Bitterwolf (ATCR)“, die 2018 unter deutschem Vorsitz stattfand, veröffentlichte das Forschungszentrum eine Kurz- Resettlement ist ein internationales Instrument zur analyse, die eine Bilanz zum bisherigen deutschen Lösung langanhaltender Fluchtsituationen. Es soll Ge- Resettlement-Programm zieht. Unter dem Titel „Re- flüchteten Schutz bieten, wenn ihr Leben, ihre Frei- settlement in Deutschland – was leistet das Aufnah- heit, Sicherheit, Gesundheit und andere fundamentale meprogramm für besonders schutzbedürftige Flücht- Rechte in den Staaten, in die sie bereits geflohen sind linge?“ wird für die Jahre 2012 bis 2017 analysiert, – in den sogenannten Erstzufluchtsstaaten, weiterhin welche Grundprinzipien dem deutschen Resettlement- Abbildung 1: Resettlement-Aufnahmen nach Deutschland 2012-2017 nach Erstzufluchtsstaaten Türkei 1458 Syrien Tunesien Libanon 207 202 177 Ägypten 556 Sudan 180 Indonesien 114 Quelle: BAMF, Referat Resettlement. Humanitäre Aufnahme, Relocation, eigene Berechnung und Darstellung.
Forschungsschwerpunkte 21 Programm zugrunde liegen. In dem Analysezeitraum befinden, in denen solche Konflikte ausgetragen wer- sind insgesamt 2.780 Personen umgesiedelt worden. den (Türkei, Libanon, Ägypten, Tunesien und Indone- sien) Die Kurzanalyse zeigt, dass sich das Resettlement-Ver- fahren, so wie es in Deutschland umgesetzt wird, kon- Veröffentlichungen sequent auf die Grundsätze des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) stützt. So nimmt Bitterwolf, Maria/Baraulina, Tatjana/Stürckow, Deutschland Flüchtlinge auf, die in den Erstzufluchts- Inara/Daniel, Judith (2016): Wanderungsziel Europa? staaten besonders gefährdet sind und sich in prekären Migrationsentscheidungen afrikanischer Resettle- Lebenslagen ohne Perspektiven auf Besserung befin- ment-Flüchtlinge, Ausgabe 2|2016 der Kurzanalysen den. Beispielsweise werden Personen mit besonderem des Forschungszentrums Migration, Integration und medizinischem Behandlungsbedarf, Opfer von Gewalt Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, und Folter oder Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts Nürnberg. von spezifischen Schutz- beziehungsweise Sicherheits- problemen betroffen sind, aber auch Kinder und äl- Baraulina, Tatjana/Bitterwolf, Maria (2016): Resett- tere Personen vorrangig aufgenommen. Die Mehrheit lement: Aufnahme- und Integrationserfahrungen von der Personen, die über das Resettlement-Programm in besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen. Qualitative Deutschland aufgenommen wurden, erfüllen mehr als Studie, Working Paper 70, Nürnberg: Bundesamt für ein Kriterium der „besonderen Schutzbedürftigkeit“. Migration und Flüchtlinge. Zudem zeigt die Kurzanalyse, dass Deutschland mit Baraulina, Tatjana/Bitterwolf, Maria (2018): Resettle- seinem Resettlement-Programm die von der Flucht ment in Deutschland – was leistet das Aufnahmepro- stark betroffenen Erstzufluchtsstaaten unterstützt. gramm für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge? Deutschland hat im Untersuchungszeitraum bis Ende Ausgabe 04|2018 der Kurzanalysen des Forschungs- 2017 Geflüchtete aus sieben Erstzufluchtsstaaten in zentrums Migration, Integration und Asyl des Bundes- verschiedenen Weltregionen aufgenommen. Darunter amtes für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg (liegt sind sowohl Länder, die selbst von fluchtauslösenden auch in englischer Sprache vor). Konflikten betroffen sind (Syrien, Sudan), aber auch Staaten, die sich in Nachbarschaft zu den Regionen Flüchtlingsaufnahme durch das Pilotpro- gramm „Neustart im Team“ (NesT): Evaluation des staatlich-gesellschaftlichen Aufnahmeprogramms für Schutzbedürftige Projektverantwortliche: Maria Bitterwolf , Tatjana Baraulina Die Bundesregierung pilotiert ab dem Jahr 2019 ein humanitäres Programm, das die Aufnahme von 500 besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen mit un- terstützendem Engagement privater Akteure (Bürger, NGOs, Firmen etc.) vorsieht. Die Aufnahme erfolgt zu- sätzlich zu 9.200 Aufnahmeplätzen, die der Bund im Rahmen des EU-Resettlement-Programms bereitge- stellt hat. Private Mentorengruppen sollen den aufge- nommenen besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen zwei Jahre materiell (Bereitstellung und Finanzierung einer angemessenen Unterkunft) sowie ein Jahr ideell - mit Rat und Tat – zur Seite stehen und sie unterstüt- zen. Mit dem Piloten wird zum einen beabsichtigt, eine umfassendere Unterstützung vor Ort und somit eine schnellere Integration der Aufgenommenen zu bewir- ken. Zum anderen soll das Engagement der privaten Akteure zu einer höheren Akzeptanz des Flüchtlings- schutzes in der deutschen Gesellschaft beitragen.
22 Forschungsschwerpunkte Aufbauend auf Erfahrungen anderer Staaten (z.B. Ka- Unbegleitete Minderjährige in Deutschland. nada und Vereinigtes Königreich) und mit Unterstüt- Herausforderungen und Maßnahmen nach zung durch die EU-Kommission wird mit NesT ein für der Klärung des aufenthaltsrechtlichen Sta- Deutschland neues migrationspolitisches Schutzins- tus trument geschaffen. Das Programm wird gemeinsam vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Hei- (EMN-Studie, siehe auch 5.1) mat, der Beauftragten der Bundesregierung für Mig- Projektverantwortliche: ration, Flüchtlinge und Integration sowie dem Bun- Julian Tangermann, Paula Hoffmeyer-Zlotnik desamt für Migration und Flüchtlinge verantwortet. Das Konzept für das Pilotprogramm wurde in enger Mit der hohen Anzahl an Geflüchteten in den Jah- Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen ren 2015 und 2016 kam auch eine Vielzahl unbeglei- Akteuren der Zivilgesellschaft erarbeitet. Für die ad- teter Kinder und Jugendlicher nach Deutschland. Dies äquate Vorbereitung und Unterstützung der Mento- brachte eine Reihe an Herausforderungen sowohl für rengruppen wurde eigens die Zivilgesellschaftliche die jungen Geflüchteten selbst als auch für die zustän- Kontaktstelle (ZKS), bestehend aus Vertretern der Ca- digen Behörden, Organisationen, Schulen und Betriebe ritas, des Deutschen Roten Kreuzes und der Evangeli- mit sich. schen Kirche von Westfalen geschaffen. Die EMN-Studie beleuchtet, wie die verschiedenen Le- bensbereiche unbegleiteter Minderjähriger in Deutsch- land gesetzlich geregelt sind und wie sich das auf ihre Lebensumstände auswirkt. Im Mittelpunkt stehen die Bereiche der vorläufigen und regulären Inobhut- NesT nahme, Unterbringung, Versorgung und Betreuung, Integration in Schule und Ausbildung sowie Fragen der Rückkehr, des Verschwindens und der Familienzu- sammenführung. Ebenso werden die wichtigsten sta- tistischen Erkenntnisse zu unbegleiteten Minderjähri- gen präsentiert. Das Forschungszentrum wurde mit der Evaluation des Pilotprogramms – aufgrund seiner Expertise in der wissenschaftlichen Begleitung humanitärer Aufnah- J A H R E Europäisches Migrationsnetzwerk men, insbesondere des Resettlement-Programms der Bundesregierung – beauftragt. Im Jahr 2018 haben die Unbegleitete Minderjährige Vorbereitungen bereits begonnen: Die Evaluation wird in Deutschland zunächst die Umsetzung des Programms in den Blick Herausforderungen und Maßnahmen nach der Klärung nehmen (Prozessanalyse). Im Fokus stehen das BAMF- des aufenthaltsrechtlichen Status Auswahlverfahren in den Drittstaaten, die Aufnahme Fokusstudie der deutschen nationalen Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN) der Geflüchteten in Deutschland sowie die Unterstüt- zung durch die Mentorengruppen. Aufbauend darauf Working Paper 80 Julian Tangermann Paula Hoffmeyer-Zlotnik sollen in einer weiterführenden wissenschaftlichen Begleitung des Programms Erkenntnisse gewonnen werden, inwieweit die angestrebten Ziele des Aufnah- meprogramms erreicht werden können (Wirkungsana- lyse). Im Auftrag von: Kofinanziert durch die Europäische Union
Forschungsschwerpunkte 23 Prinzipiell steht im Umgang mit unbegleiteten Min- Verschiedene Akteure werben durch Informationsan- derjährigen stets das Kindeswohl an erster Stelle. Die gebote und Marketing-Maßnahmen für ein Studium Unterbringung, Versorgung und Betreuung der unbe- in Deutschland. Herausforderungen bei der Anwer- gleiteten Minderjährigen verläuft daher größtenteils bung internationaler Studierender sind vor allem lange unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Nichtsdesto- Vorlaufzeiten bei der Bewerbung und die komplexen trotz spielt dieser eine große Rolle, etwa bei der Inte- Regelungen bei der Hochschulzulassung und im Vi- gration in den Arbeitsmarkt oder für die Möglichkeiten sums- und Aufenthaltsrechtsverfahren. Auch die zwar der Familienzusammenführung oder des Familien- deutlich gestiegene, aber im Vergleich mit anderen nachzugs. Mit der Volljährigkeit sind Unterbringung wichtigen Zielstaaten noch geringe Zahl der englisch- und Integration dann wesentlich vom aufenthalts- sprachigen Studiengänge stellt eine Herausforderung rechtlichen Status geprägt. dar. Bewährte Maßnahmen in Bezug auf den Über- gang in den Arbeitsmarkt sind die Ermöglichung und Veröffentlichung Förderung von praktischen Erfahrungen und der Auf- bau von privaten und beruflichen Netzwerken bereits Tangermann, Julian/Hoffmeyer-Zlotnik, Paula (2018): während des Studiums, das Anbieten von Informati- Unbegleitete Minderjährige in Deutschland. Heraus- onsveranstaltungen, spezifischen Trainingsangeboten forderungen und Maßnahmen nach der Klärung des und Lerntandems sowie Deutschkurse, die fest in den aufenthaltsrechtlichen Status. Studie der deutschen Studienverlauf integriert sind. Auch die Förderung und nationalen Kontaktstelle für das Europäische Migra- erfolgreiche Vermittlung von internationalen Studie- tionsnetzwerk (EMN). Working Paper 80, Nürnberg: renden in den Engagementbereich wird zunehmend Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (liegt auch als bedeutender Faktor für Teilhabe und Stärkung der in englischer Sprache vor). Bleibeperspektive erachtet. Anwerbung und Bindung von internationa- len Studierenden in Deutschland J A H R E Europäisches Migrationsnetzwerk (EMN-Studie, siehe auch 5.1) Anwerbung und Bindung von Projektverantwortliche: internationalen Studierenden Paula Hoffmeyer-Zlotnik, Janne Grote in Deutschland Die Studie stellt den politischen und rechtlichen Rah- Studie der deutschen nationalen Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN) men der Anwerbung und Bindung internationaler Stu- Working Paper 85 dierender dar und benennt die wichtigsten Akteure Paula Hoffmeyer-Zlotnik / Janne Grote sowie Herausforderungen, Maßnahmen und Strategien auf Bundes-, Landes- und Hochschulebene im Bereich der Internationalisierung. Internationale Studierende werden in der Fachöf- fentlichkeit vor allem als potenzielle Fachkräfte the- matisiert. Auf politischer Ebene werden die Anwer- bung und Bindung von internationalen Studierenden einerseits im Zusammenhang mit einer allgemeinen Internationalisierung der Hochschulen und des Wis- senschaftssystems in Deutschland gesehen und an- dererseits ebenfalls unter dem Aspekt der Fachkräf- Forschung tesicherung diskutiert. In den letzten Jahren wurden deshalb die aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen Kofinanziert durch die Europäische Union für internationale Studierende in Deutschland deut- lich erleichtert. So wurde unter anderem ein Anspruch auf eine Aufenthaltserlaubnis eingeführt, die Mobili- tät von internationalen Studierenden innerhalb der EU erleichtert und die Bleibemöglichkeit zur Arbeitssuche nach dem Studienabschluss eingeführt und verlängert.
24 Forschungsschwerpunkte Veröffentlichung förderprogramme REAG/GARP und StarthilfePlus umstrukturiert, wobei die wesentlichen Elemente des Hoffmeyer-Zlotnik, Paula/Grote, Janne (2019): An- StarthilfePlus-Programms bestehen bleiben. werbung und Bindung von internationalen Studieren- den in Deutschland. Studie der deutschen nationalen Das Programm StarthilfePlus wird durch IOM und das Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetz- Forschungszentrum des Bundesamts für Migration werk (EMN). Working Paper 85, Nürnberg: Bundesamt und Flüchtlinge (BAMF) wissenschaftlich begleitet. Im für Migration und Flüchtlinge (liegt auch in englischer Jahr 2018 wurden in der Studie 1.339 Personen, die Sprache vor). im Rahmen von StarthilfePlus ausgereist sind, zu den Umständen und Motiven ihrer Rückkehrentscheidung und zu ihren ersten Schritten der Reintegration be- Evaluation des Bundesprogramms „Start- fragt. Ergänzend zur quantitativen Befragung wurden hilfePlus“ zur Förderung der freiwilligen mithilfe von Experteninterviews vertiefende Erkennt- Rückkehr nisse über ausgewählte Aspekte des Rückkehrpro- zesses – insbesondere zu den Themen Rückkehrent- Projektverantwortliche: scheidung und Reintegration – gewonnen. Die zwölf Maria Bitterwolf, Tatjana Baraulina Länder, aus denen Rückkehrer an der Befragung teil- genommen haben, decken einerseits die wichtigsten Vor dem Hintergrund der hohen Zahl ausreisepflich- Herkunftsländer von im Programm geförderten Perso- tiger Personen führte die deutsche Bundesregierung nen ab und sind zugleich relevant im Asylzugangsge- im Februar 2017 das Rückkehrförderprogramm Start- schehen. Die Studie stellt die erste größere Befragung hilfePlus ein. Dieses Programm bietet insbesondere von Rückkehrenden dar, die in Deutschland in den für Personen mit geringen Erfolgschancen im Asyl- letzten Jahren Asyl gesucht haben. verfahren einen finanziellen Anreiz für die frühzei- tige Entscheidung zur freiwilligen Rückkehr. Darüber Das Forschungsprojekt zielt darauf, Erkenntnisse zu hinaus wurden unter bestimmten Voraussetzungen Rückkehrprozessen zu erlangen, die für die Weiterent- auch Personen gefördert, die vollziehbar ausreise- wicklung von StarthilfePlus und für die Ausrichtung pflichtig, geduldet oder nach deutschem Recht schutz- der Rückkehrförderung insgesamt relevant sind. Aus berechtigt sind. Anfang 2019 wurden die Bundes- der Befragung geht unter anderem hervor, dass die Abbildung 2: Rückkehrmotive der Befragten Deutschland Rückkehrland Aufenthaltsrechtliche Unsicherheit „Ich wusste nicht, ob ich langfristig in Deutschland bleiben kann.“ „Ich wollte in der Nähe von Familie (23,0 %) oder Freunden sein.“ „Ich wollte nicht abgeschoben werden.“ 41,6 % (28,8 %) Motive für Nicht „zuhause“ gefühlt die Rückkehr Bessere Bedingungen „Ich habe mich nicht willkommen gefühlt in Deutschland.“ (14,5 %) „Ich hatte keine Angst mehr um „Ich habe mich in meiner Wohnung/ Unterkunft meine Sicherheit dort.“ (4,0 %) nicht wohlgefühlt.“ (11,3 %) „Ich dachte, dort leichter eine Arbeit „Ich konnte mich in Deutschland schlecht zu finden.“ (4,5 %) verständigen.“ (7,9 %) Andere Gründe 17,8 % „Ich habe Geld für die Rückkehr bekommen.“ 4,3 % Quelle: BAMF-IOM-Rückkehrstudie, Mehrfachantworten möglich, n=1.288, gewichtet.
Forschungsschwerpunkte 25 gewährte finanzielle Hilfe nur in seltenen Fällen die Reisen von Schutzberechtigten in ihr Her- grundsätzliche Rückkehrbereitschaft der Studienteil- kunftsland – Berechtigungen, Meldewege nehmenden befördert. Bei Personen, die eine Rück- und Widerrufsverfahren kehr bereits aus anderen Motiven – vor allem aufgrund einer mangelnden Bleibeperspektive und dem Wunsch (EMN-Studie, siehe auch 5.1) in der Nähe der Familie zu sein – in Betracht ziehen, Projektverantwortlicher: Janne Grote trägt die finanzielle Unterstützung aber wesentlich zur letztendlichen Entscheidung bei. Insbesondere Per- Die Studie beschreibt individuelle Beweggründe von sonen mit hohen Ausreisekosten (z.B. solche, die in Schutzberechtigten für Reisen in ihr Herkunftsland, größeren Familienverbänden ausreisen) werden durch den internationalen und nationalen Rechtsrahmen die Förderung bei ihrer Entscheidung unterstützt. Eine sowie die behördlichen Meldewege und das anlassbe- mindestens genauso wichtige Rolle wie die finanzielle zogene Widerrufsverfahren. Förderung spielt im Entscheidungsprozess die Rück- kehrberatung, die im Rahmen des Programms in An- Auslandsreisen und Reisen von Schutzberechtigten in spruch genommen werden kann. ihre Herkunftsländer sind in den vergangenen Jahren wiederholt kontrovers diskutiert worden. Hintergrund Die finanzielle Förderung fungiert nach der Rückkehr ist die Frage, inwiefern Reisen in das Herkunftsland als eine wichtige Unterstützung. Sie wird vor allem zum Verlust des Schutzes führen, den das Bundesamt für die Deckung der täglichen Bedarfe in der ers- für Migration und Flüchtlinge den Personen im Rah- ten Zeit verwendet. Diese Funktion der Förderung ist men ihres Asylverfahrens erteilt hat. Schutzberechtigte sehr wichtig, da die meisten Rückkehrer in den ersten haben grundsätzlich das Recht auf Bewegungsfreiheit, Monaten kein ausreichendes eigenes Einkommen er- wie sie auch anderen Drittstaatsangehörigen zusteht, wirtschaften. Mit der Förderung können sie die öko- die sich legal im Land aufhalten. Dies schließt Reisen nomisch unsichere Zeit überbrücken und dabei eine ins Ausland mit ein. Anders verhält es sich mit Reisen individuelle Reintegrationsstrategie entwickeln. in das Herkunftsland. Diese sind nur unter spezifischen Voraussetzungen erlaubt bzw. können unter bestimm- Da sich der Großteil der in dieser Studie befragten ten Voraussetzungen zum Widerruf des Schutz- und Rückkehrer zum Zeitpunkt der Befragung erst rela- Aufenthaltsstatus führen. tiv kurz – sechs bis acht Monate – in den Rückkehrre- gionen aufgehalten hat, sind zum jetzigen Zeitpunkt Bei der Prüfung von Widerrufsgründen im Falle von valide Aussagen zur Nachhaltigkeit der Rückkehr auf Reisen in das Herkunftsland berücksichtigt das BAMF Grundlage der bisher gewonnenen Befragungsdaten zunächst drei grundsätzliche Voraussetzungen: die nur eingeschränkt möglich. Eine Wiederholungsbe- Frage nach der Freiwilligkeit der Reise, nach der Ab- fragung der bisherigen Studienteilnehmer wird daher sicht und der tatsächlichen erneuten Inanspruch- 2019 durch IOM und das BAMF-Forschungszentrum nahme des Schutzes des Herkunftsstaates. Zu den durchgeführt.. weiteren Prüfkriterien gehören unter anderem die Dauer der Reise, der Anlass, die Art der Einreise sowie In Kooperation mit: der Ort des Aufenthaltes. Die Studie beschreibt zudem die einzelnen Verfahrens- schritte im Widerrufsverfahren, die Mitwirkungspflich- ten der schutzberechtigten Person sowie mögliche aufenthaltsrechtliche Folgen, wenn der Schutzstatus widerrufen wird. Für die Studie wurde eine Infografik gefertigt, die neben der Studie auf der Homepage des BAMF-FZ heruntergeladen werden kann.
Sie können auch lesen