Mitte DAS MAGAZIN AUS DEM TENNENTAL - Nr. 7 | SOMMER 2020 - Anthropoi
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Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 1 Nr. 7 | SOMMER 2020 mitte DAS MAGAZIN AUS DEM TENNENTAL
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 3 Liebe Freunde des Tennentals, In Krisenzeiten kann einem mitunter die Freude ver- schwierigen Zeiten die Freude als Kraftquelle auf- loren gehen. Von krisenhaften Ereignissen sind wir recht zu erhalten. Dafür gilt Euch mein allerherzlichs- Tennentaler seit einiger Zeit besonders betroffen. ter Dank! Durch Euch wird das Tennental zu dem Das Busunglück, in das 20 Tennentaler*Innen im schönen Ort, der es ist. letzten Sommer verwickelt waren, der bekanntge- wordene sexuelle Missbrauch durch einen ehemali- Mit dieser Ausgabe der „mitte“ wollen wir ein Päck- gen Mitarbeiter und jetzt Corona. An den gewohnten chen dieser Freude an Sie herauszuschicken. Anna Tennentaler Alltag muss man sich mühsam erinnern, hat uns mit dem Titelbild die Steilvorlage gegeben. denn dieser liegt gefühlt schon weit zurück. Aber auch die Leidenschaft unserer Bäcker und die Begeisterung in der Zusammenarbeit mit unseren Immer wieder staune ich, mit wie viel Optimismus, Partnern stecken in diesem Heft. Nicht zuletzt dan- Positivität und Begeisterung die Menschen im Ten- ken wir Silvia, die uns in ihrem Beitrag lehrt, mit wel- nental den Alltag trotz all dieser Widerstände meis- cher Energie die Hürden der eigenen Biographie tern. Ihr scheint die Kunst zu beherrschen, auch in gemeistert werden können. Tanken Sie ein bisschen Tennentaler Freude, es tut gut! Matthias Hacker IMPRESSUM Herausgeber Redaktion Dorfgemeinschaft Tennental Matthias Hacker (V.i.S.d.P.), Lautenbacher Gemeinschaften gGmbH Nadine Dürr, Sebastian von Drachenfels, Tobias Klaiber 75392 Deckenpfronn · Tel. 07056 926-0 mail@tennental.de · www.tennental.de Fotos Landwirtschaft & Gärtnerei DE-ÖKO 022 Sebastian von Drachenfels 4, 6, 7, 14, 22 Bäckerei & Einmachküche DE-ÖKO 007 Wolfgang Schmidt, Ammerbuch 1, 2, 3, 8, 11, 12 demeter 16 Dieser Rundbrief wird kostenlos an Freunde unserer istockphotos 13, 18, 20 Einrichtung verteilt und ist frei von Werbung Dritter. Gestaltung Spendenkonto Kreissparkasse Böblingen Sonja Schmolz, Werbeagentur Know-how, Tennentaler Gemeinschaften e.V. Herrenberg IBAN lautet: DE49 6035 0130 0001 4626 09 BIC: BBKRDE6BXXX Druck Th. Körner AG, Herrenberg Gedruckt auf umweltschonendem Papier Deckenpfronn, 2020 SOMMER 2020 mitte 3
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 5 O-TON TOBIAS Unsere Isolation im Hilde-Pfeiffer-Haus Im Tennental wurde ja im Rahmen einer Empfehlung des Gesund- heitsamtes wurde im Tennental ein Massen Covid 19 Test ge- macht und leider war bei unserer Haushaltshilfe dieser Covid 19 Positiv und somit mussten wir Sicherheitshalber in Isolation.Das hieß wir durften uns nur im Garten und in den Räumen des Hau- ses aufhalten und keinen Kontakt zu anderen Leuten haben die nicht im Haus wohnten was nicht einfach war denn ein Bewohner unseres Hauses konnte das nicht ertragen und hat es sehr Schwer gehabt.Ich saß halt viel am Laptop und habe im Internet gesurft und habe viel Musik gehört was aber auf Dauer auch langweillig wurde und das beste an dieser ganzen Sache war das ich immer ganz lange Ausgeschlafen habe.
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 6 NACHGEFRAGT Fünf Fragen JUSTUS ENGELHARDT an * Wie bist du ins Tennental gekommen? Ich bin seit meiner Geburt im Tennental. Das ist jetzt fast zehn Jahre her. Aber eigentlich bin ich in Mamas Bauch von Neuseeland mit dem Flugzeug hergeflogen. * Verrätst du uns: Was ist dein Lieblingsort im Tennental? Es gibt eine große Linde vor dem Kuhstall. Da klettere ich bis ganz oben. Von dort aus kann ich fast bis zur Bundesstraße gucken und man sieht fast das ganze Tennental. Da verstecke ich mich auch und erschrecke manchmal welche. * Was gibt es noch nicht im Tennental, das es aber unbedingt geben sollte? Ich fände es schön, wenn es einen Badeteich geben würde, wo man im Sommer baden könnte. * Von all den tollen Erlebnissen, die du im Tennental schon hattest – welches war das unvergesslichste? Ich hab kein einzelnes Erlebnis. Es gibt so viele, zum Beispiel die Feste. Da trinke ich immer ganz viel Limo. Meine Freunde kommen und wir spielen auf dem Spielplatz. Ich bin auch ein großer Fußballfan und da gibt es eine große Wiese zum Fußballspielen. * Wenn das Tennental einen Orden verliehen bekommen sollte – wofür wäre der? Dass es hier so viele tolle Menschen gibt. Ich hab hier so viele Freunde: Junge, Alte, Kleine und Große. Es ist so besonders, dass das Alter keine Rolle spielt. Manchmal bin ich bei den Jugendlichen mit dabei und spiele mit ihnen Fußball, und dann wieder bin ich mit den viel, viel Älteren zusammen. Auch bei der Schwimmgruppe mache ich mit. Berührungsängste kennt man gar nicht, wenn man hier aufwächst. * ... und wer soll als Nächstes diese fünf Fragen beantworten? Lukas aus der Landwirtschaft. STECKBRIEF Justus Engelhardt 2010 IM TENNENTAL SEIT. ARBEITSPLATZ.Schule ZUHAUSE. Bauernhaus 6 mitte SOMMER 2020
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 7 AUßER DER REIHE Mit Nadel und Faden Ein liebes Wort, ein freundliches Lächeln oder eine Umarmung – in Zeiten des Shutdowns musste dieser sonst selbstverständliche Austausch zwischen Tennental-Bewohnern und Externen unterbleiben. Doch auch inmitten der Corona-Pandemie kamen die Sympathiebekundungen nicht zum Erliegen: Sehr viele fleißige Näherinnen spendeten uns selbstgefertigte Mund-Nase-Masken – ein überwältigendes Zeichen der Soli- darität. Die Lager leer, die Preise auf dem freien Markt as- immer trudeln weitere Spenden ein. „Wir hätten nie tronomisch hoch und die Maskenpflicht in aller gerechnet mit dieser Vielzahl und Unterschiedlich- Munde: Nicht nur Krankenhäusern und Pflegeheimen keit. Es sind sehr liebevolle, farbenfrohe Masken, die mangelte es in Corona-Zeiten an ausreichender das Dorf in diesen Zeiten durchaus ein bisschen bun- Schutzausrüstung, auch im Tennental fehlte es an ter machen“, freut sich der Vorstand. Kreative Textil- Mund-Nase-Masken. Gemeinsam mit den GWW und kreationen für uns ausgedacht hatten sich nicht nur weiteren Einrichtungen rief die Dorfgemeinschaft Angehörige, sondern auch Kunden des Ladens, Nä- daher kurzerhand zu einer Masken-Nähaktion auf hereien und mitunter sogar völlig Unbekannte. Von und bat um selbstgefertigte Mundschutz-Spenden. Bielefeld bis Ulm ratterten die Nähmaschinen. Was dann geschah, übertraf alle Erwartungen. „Wir sind sehr dankbar für dieses tolle Enga- „Wir dachten, wenn 100 Masken zusammenkommen, gement von vielen uns bekannten und unbekannten ist das viel“, sagt Wohnbereichsleiter Philipp Müller. Menschen“, unterstreicht Philipp Müller und ergänzt, Tatsächlich sind es mittlerweile rund 500 Behelfs- dass selbstgenähte Masken auch weiterhin gerne an- masken, die das Tennental erreichten – und noch genommen werden: „Der Bedarf ist da.“ SOMMER 2020 mitte 7
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 9 Weniger Volumen, mehr Geschmack D er Mensch lebt nicht vom Brot allein. Roggen-Ferment-Brot, Man- deltaler und all die anderen Köstlichkeiten aus unserer Bäckerei versüßen das Dasein jedoch ungemein. Ein Biss in den Tennentaler „Schoki“-Keks – und die Welt ist wieder in Ordnung. Was es mit unserem täglichen Brot und all seinen süßen und pikanten Verwandten auf sich hat, erzählen im „Mitte“-Interview die beiden Tennentaler Bäckermeister: Werkstatt-Chef Lothar Wörn und Max Thierfelder. SOMMER 2020 mitte 9
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 10 WERKSTÄTTEN Es heißt, Bäcker sind in puncto Schlafgewohnhei- Was sieht man eigentlich, wenn man bei euch den ten keine Eulen, sondern Lerchen. Gilt dieser Backofen öffnet? Könnt ihr einen kleinen Sorti- Grundsatz denn auch für die Tennentaler Bäckerei? ments-Überblick geben? Wann ging heute Morgen in der Backstube das MAX: Wir machen verschiedene Brötchen und sehr Licht an? viele Vollkornbrote, meist mit einem recht hohen MAX THIERFELDER: Das war um halb drei. Schrot-Anteil. Außerdem gibt es Brote mit verschie- denen Saaten und donnerstags und freitags Holz- Also mitten in der Nacht. Worauf freut man sich ofenbrot, ein helles Weizenbrot mit Sauerteig. denn, wenn man in aller Herrgottsfrüh die Schürze LOTHAR: Sehr beliebt ist das Dinkel-Leinsaat-Brot. überwirft? Was sind aus eurer Sicht die kleinen Außerdem haben wir acht verschiedene Sorten Dau- Highlights im Bäckerei-Alltag? ergebäck: Engadiner Nussecken zum Beispiel, Kokos- MAX: Der erste Kaffee ist so ein Highlight. Und ein würfel und Mandelstangen. Die Mandelstangen kann anderes Highlight ist natürlich das Holzofenbrot, einer unserer Mitarbeiter mit Assistenzbedarf kom- besonders dann, wenn beim Backen gerade die plett selber machen. Das ist Alex Wolf, der dienstags Sonne aufgeht – ein perfekter Start in den Tag. Da immer schon um 5 Uhr kommt und beim Brot und wird man dann dafür belohnt, dass man so früh den Brötchen mithilft. aufgestanden ist. In städtischen Bäckereien gibt’s MAX: Dienstag ist Brötchentag. Da bestellen die das ja nicht, da hat man keinen Blick nach draußen. meisten Häuser 20 bis 30 Brötchen und kommen Hier im Tennental ist der Ausblick wirklich toll! dann morgens um 7 Uhr, um sie fürs Frühstück ab- zuholen. Normalerweise werden Dienstag und Frei- tag die Bestellungen zu den Häusern ausgefahren, „Ein anderes Highlight was coronabedingt gerade aber nicht geht. LOTHAR: Kekse backen wir übrigens auch sehr viele. ist natürlich das Holzofenbrot, MAX: Das machen die Menschen mit Assistenzbedarf besonders dann, wenn beim ziemlich selbstständig. Es gibt eine Maschine, um den Teig auszurollen, die einer der selbstständigeren Backen gerade die Sonne Menschen bedient. Zwei andere stechen die Kekse aufgeht – ein perfekter Start aus, die dann auf Bleche kommen und gebacken wer- den. Und danach wird verziert, verpackt, abgewogen in den Tag.” und kartoniert. Es wird ja jetzt so langsam Sommer. Spielen Jah- Das heißt, die Menschen mit Assistenzbedarf be- reszeiten beim Backen denn eine Rolle? dienen auch selbst den Ofen? LOTHAR WÖRN: Der Sommer ist dadurch gekennzeich- LOTHAR: Manche haben einen großen Respekt vorm net, dass wir, wenn die Leute im Urlaub sind, weniger Backofen, aber ein paar können das, ja. Backwaren brauchen. Und bei den Keksen und dem Dauergebäck muss man stark aufpassen, dass die Ihr seid ja eine Demeter-Bäckerei. Bedeutet das Schokolade festbleibt, denn viele haben eine Scho- schlicht und einfach, dass ihr Demeter-Zutaten ver- koverzierung, die bei Wärme schmilzt. wendet, oder zeichnet sich eine Demeter-Bäckerei MAX: Mit den Brot- und Brötchenteigen ist es ähnlich. auch noch durch weitere Besonderheiten aus? Die Hefe reagiert besser, wenn es warm ist. Und LOTHAR: Wir verarbeiten, sofern verfügbar, Demeter- wenn’s im Sommer in der Backstube auf die 40 Grad Rohstoffe. Außerdem achten wir auf eine lange Teig- zugeht, dann läuft einem der Teig weg. führung und arbeiten ohne Zusatzstoffe. MAX: Das Getreide, das wir verarbeiten, wird hier im Wer backt in der Ferienzeit die Brötchen, wenn alle Tennental geerntet und kommt dann in einen regio- Menschen mit Assistenzbedarf im Urlaub sind? nalen Pool, aus dem wir es wieder beziehen. Der MAX: Brot und Brötchen backen wir generell ohne die Großteil des Getreides ist also von hier, teils kann es Menschen mit Assistenzbedarf. Der Werkstattbeginn aber auch von anderen Demeter-Erzeugern aus der ist ja erst gegen 9 Uhr und um 7.30 Uhr kommt schon Gegend sein. Lothar, weißt Du eigentlich, wie viel Ge- der Vertrieb hochgerollt und will die Sachen einladen. treide wir verarbeiten? Deshalb sollte um 7 Uhr alles fertig sein, so dass wir LOTHAR: Pro Monat ist das eine Tonne. die Bestellungen richten können. 10 mitte SOMMER 2020
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 11 „Unser Schrot und auch MAX: Konventionelle Mehle sind sehr hochgezüchtet und haben eine sehr starke Kleberqualität, was das unsere Vollkornmehle mahlen Volumen bei den Brötchen ermöglicht. Beim Demeter- wir übrigens selber.“ Getreide ist der Kleber nicht so stark. Es wächst au- ßerdem ohne viel Dünger und muss gucken, wie es klarkommt. Dadurch produziert es viel mehr Enzyme. MAX: Unser Schrot und auch unsere Vollkornmehle Beim Demeter-Roggenmehl braucht man darum einen mahlen wir übrigens selber. Und wenn wir Zöpfe Sauerteig, der die Enzyme hemmt. Nur so wird das machen, stellen wir den Milcheimer runter an den Hof. Mehl überhaupt backfähig. Bei den konventionellen Beim Kartoffelbrot ist es genauso: Da werden die Roggenmehlen ist das gar nicht mehr notwendig. eigenen Kartoffeln verwendet. Sauerteig wird natürlich trotzdem verwendet, da er ja auch Geschmack gibt und das Brot frischer hält. Sind das die Gründe, weshalb eure Brote und süßen Leckereien so gut schmecken oder gibt es da noch Wer arbeitet außer euch beiden eigentlich noch in ein anderes Geheimnis? der Bäckerei? LOTHAR: Ich sage immer: Lieber etwas weniger Volu- LOTHAR: Melanie Walz ist unsere Arbeitserzieherin und men und dafür mehr Geschmack. Ich wundere mich zugleich Bäckerin, Manuela Hafner ist unser Urgestein manchmal, wie man bei den konventionellen Back- und eine gute Seele – die Mutter für alle. Menschen waren so viel Luft in den Teig kriegt. mit Assistenzbedarf sind es bei uns normalerweise 13, SOMMER 2020 mitte 11
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 12 WERKSTÄTTEN wegen der Corona-Pandemie ist die normale Mann- herausfordern muss, Sachen ohne Vorrichtung hinzu- schaft aber gerade nicht da. Im Moment sind es neun kriegen. Ganz am Anfang gab es als Hilfe zum Beispiel Personen, hauptsächlich von extern und aus dem Holzmatten oder Bretter mit Aussparungen für die Berufsbildungsbereich – also zum Großteil sehr junge Kekse. Es hat sich gezeigt: Die Leute kriegen es auch Leute. ohne hin. Sie können wesentlich mehr, als man denkt. MAX: Dann haben wir noch den Bufdi, Schüler der Fachschule und Praktikanten der Sparkasse. Hin und wieder entwickelt ihr ja auch neue Produkte LOTHAR: Außerdem schicken uns die Schulen Leute für – habt ihr denn gerade ein vielversprechendes Re- Sozialpraktika. zept in der Schublade? Darf man schon bald mit einer Neuentwicklung rechnen? Jede Werkstatt hat ja ganz eigene Wege gefunden, LOTHAR: Seit September letzten Jahres gibt es Laugen- Menschen mit Assistenzbedarf möglichst gut in den brezeln, die es vorher noch nicht gab. Das ist unser Arbeitsprozess zu integrieren. Wie gelingt das hier neuestes Produkt. in der Bäckerei? LOTHAR: Die Integration läuft hauptsächlich über die Ganz zum Schluss noch eine persönliche Frage. Ihr Keksproduktion. Wir versuchen, die Arbeit so einzu- seid beide gertenschlank. Wie schafft ihr das eigent- richten, dass es für jeden etwas Passendes zu tun gibt. lich, den ganzen Tag zwischen all diesen süßen Ver- Wie wichtig auch die kleinste Aufgabe ist, haben wir suchungen zu verbringen, ohne immer wieder zu Zeiten des Corona-Lockdowns gesehen, als wir schwach zu werden? keine Menschen mit Assistenzbedarf hier hatten. MAX: Ich persönlich brauche nicht so viel Süßzeug. MAX: Ja, zum Beispiel beim Butter-Auspacken. Wenn man sich als Bäcker nicht unter Kontrolle hat, LOTHAR: In klassischen Bäckereien hat man ja Block- kann das natürlich schnell gefährlich werden. Butter, wir als Demeter-Bäckerei aber verwenden LOTHAR: Man muss schon sehr vorsichtig sein. Wenn kleine 250-Gramm-Packungen. Wenn man da vier man daheim eine Packung mit zehn Keksen hat und Kilogramm Butter auspacken muss, merkt man das fünf davon isst, hat man schnell ein schlechtes Gewis- sehr! sen. Das ist nicht so, wenn ich hier 1.000 Kekse habe und zehn davon esse, denn es sind ja noch 990 da. Habt ihr eigentlich auch Vorrichtungen zur Arbeits- Auf der anderen Seite sind wir ständig in Bewegung. erleichterung für die Menschen mit Assistenzbe- Wir backen 250 Kilogramm Brot pro Tag. Wenn man darf? sich überlegt, wie oft man diese 250 Kilogramm bei MAX: Eigentlich nicht – bis auf die Trichter aus Pappe, sechs Arbeitsschritten in die Hand nimmt, stellt sich mit denen man die Kekse gut in die Tüten füllen kann. raus: Wir bewegen da täglich 1.500 Kilogramm. Das LOTHAR: Mein Ansatz ist ja, dass man die Leute auch ist nicht zu unterschätzen! 12 mitte SOMMER 2020
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 13 Die Nerven-Gewürzkekse nach Hildegard von Bingen Sie war nicht nur Querdenkerin, Universalgelehrte und eine große Mystikerin des Mittelalters, Hilde- gard von Bingen hat sich auch als Heilkundige ihrer Zeit einen Namen gemacht. In ihrem naturkundli- chen Werk „Physica“ versammelte die Nonne Rezepturen mit speziellen Hildegard-Kräutern wie der Ringelblume oder Bertram. Auch weitgereiste asiatische Gewürze wie Ingwer, Muskatnuss oder Galgant kannte sie bereits. Die Tennentaler Nerven-Gewürzkekse nach Hildegard sind eine Hommage an die berühmte Ordensfrau. In ihnen vereinen sich die drei „Frohmacher-Gewürze“. Die Muskatnuss – in der Volksmedizin wurde sie bei Im Dorfladen zählen die Nerven-Gewürzkekse zu den Erkrankungen des Verdauungsapparats eingesetzt – beliebtesten Bäckerei-Produkten. Sie prägen zudem betrachtete Hildegard als Universalmittel, um kör- seit Anbeginn die Wahrnehmung dieser Werkstatt: perliches und seelisches Wohlbefinden zu erlangen. Wenn mal wieder der charakteristische Weihnachts- Als Medizin genossen, sollte sie „das Herz öffnen, duft durchs Dorf zieht, dann ist bestimmt gerade ein den Sinn reinigen und einen guten Verstand berei- Blech Nerven-Gewürzkekse im Ofen. Übrigens ist ten“. Auch Zimt wurde in der Heilkunde verwendet. das Gebäck auch bei den Bäckern mit Assistenzbe- Hildegard gab ihn beispielsweise in ein Glas erhitzten darf beliebt, da sie die Kekse komplett selbst herstel- Weins. Das sollte den Stoffwechsel fördern und len können. Gicht lindern. Und die Nelke? „Die wärmt den Kör- per“, weiß Bäckermeister Lothar Wörn. Auch den in Noch ein Hinweis: Vielfach wird vor einer Überdosie- den Keksen enthaltenen Dinkel pries Hildegard: Er rung der Muskatnuss gewarnt, da diese etwa ab sei gesund und sorge für ein frohes Gemüt. „Dinkel einer Tagesdosis von zehn Gramm Halluzinationen war damals aber auch das ganz normale Getreide, hervorrufen kann. Dieser Grenzwert jedoch wird wie heute der Weizen“, bemerkt der Bäckerei-Chef. selbst beim Verzehr einer ganzen Tüte Nerven- Letzterer habe seinerzeit noch gar nicht existiert. Gewürzkekse nicht annähernd erreicht. Unsere Kekse können also bedenkenlos genascht werden. Viele ihrer Heilmittel verabreichte Hildegard übri- gens in der Form von Küchlein, die aus einem Teig „Iß diese oft, von Weizen-, Bohnen- oder Semmelmehl, Wasser und teils auch Ei hergestellt und dann in der Sonne und alle Bitternis Deines Herzens oder über dem Ofen getrocknet wurden. So wird man sich auch den mittelalterlichen Vorläufer der Tennen- und Deiner Gedanken weiten sich, taler Nerven-Gewürzkekse vorstellen dürfen. Aller- Dein Denken wird froh, dings, bemerkt Bäckermeister Max Thierfelder, kann man mittelalterliche Rezepturen nicht 1:1 in die Deine Sinne rein, Gegenwart übertragen: „Das würde wahrscheinlich alle schadhaften Säfte in Dir minderer, ein knüppelharter Teig, weil die Mehle damals nicht so viel Wasser aufnehmen konnten wie heute.“ Ver- es gibt guten Saft Deinem Blut abreicht wurden die Küchlein zu Hildegards Zeiten übrigens morgens auf nüchternen Magen oder auf- und macht Dich stark!“ gelöst in einem Glas Wein. Ein oder zwei Plätzchen genügten. SOMMER 2020 mitte 13
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 14 PORTRÄT STECKBRI NAME. Silv ALTER. 58 IM TENNEN ARBEITSPL ZUHAUSE. LEBENSMO geh deinen von den W werden. A „Am Anfang habe ich Angst gehabt. Ich war Ganz selbstverständlich nimmt die 58-Jährige inzwi- es ja nicht gewöhnt, habe jahrelang im Kükel- schen auch Arzttermine wahr. Nach Herrenberg zum Haus in einer Familie gelebt“, sagt Silvia Zahnarzt – kein Problem. Eigenständige Fahrten in die Mütsch. Von ihren großen Plänen abbringen konnte Wilhelma, Kinobesuche oder der Besuch einer Tante der Respekt vor der Selbstständigkeit sie aber nicht. in Heidelberg sind für die Tennentalerin ebenfalls Bei einem Training lernte die Tennentalerin, wie man selbstverständlich geworden. Lediglich beim Ausfüllen eigenständig Wäsche wäscht, kocht und Einkäufe er- von Papieren und Fragebögen benötigt Silvia Mütsch ledigt. So gelang es ihr, mit ihrem damaligen Partner noch Unterstützung. Und wenn sie darüber hinaus ein- 2006 ins Löffler-Haus zu ziehen. Im Ambulant mal Fragen hat, steht ihr Anke Darmer als Ansprech- Betreuten Wohnen verwirklichten die beiden ihren partnerin mit offenem Ohr beiseite. So zu leben, wie Traum von einem selbstbestimmten Leben – zu dritt, sie es jetzt tut, war der Tennentalerin wichtig: „Ich denn Kater Bobby ist auch immer mit dabei. Mittler- wollte meine Freiheit haben und mag das nicht, wenn weile hat sich das Paar zwar getrennt, lebt aber wei- man sagt: ‚Mach das!‘, und: ‚Warum hast du da nicht terhin in der gemeinsamen WG. „Das ist alles gut so“, gefragt?‘ Ich wollte auf eigenen Beinen stehen.“ sagt Silvia Mütsch. „Jeder hat sein Zimmer und wir haben ein gemeinsames Wohnzimmer.“ Ganz genau Die Startbedingungen für eine solche Entwicklung geregelt ist auch, wer welche Aufgaben im Haushalt waren alles andere als günstig. In Mannheim geboren, zu erledigen hat. Das Konzept funktioniert, das selbst- wurde Silvia Mütsch bereits mit vier Jahren von ihren ständige Wohnen ist mittlerweile zur Routine gewor- Eltern getrennt und besuchte zwischen dem achten den. Ganz ohne Hilfe am Bankautomaten Geld und 15. Lebensjahr eine Sonder-Heimschule. Was sie abzuheben – dieses Ziel hingegen erschien der Ten- dort durchmachte, sollte sie später einer Vertrauens- nentalerin zunächst unerreichbar. Mit Unterstützung person erzählen, die dafür sorgte, dass Silvia Mütsch und genauer Anleitung, so stellte sich heraus, ließ sich eine Entschädigung für die erlebte Gewalt zugespro- aber auch diese Herausforderung meistern. Ein wei- chen wurde. Nach diesem düsteren Kapitel ihres Le- terer Schritt in die Selbstständigkeit gelang. „Heute bens führte der weitere Weg nach Lautenbach, wo die habe ich sogar ein Sparbuch!“, freut sich Silvia junge Frau bis 1999 lebte. Kurz vor der Jahrtausend- Mütsch. wende stand dann ein Wechsel bevor: Sylvia Mütsch wollte ins Tennental. „Hier kann ich mich freier bewe- 14 mitte SOMMER 2020
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 15 Der Weg in ein selbst- STECKBRIEF NAME. Silvia Mütsch bestimmtes ALTER. 58 Jahre IM TENNENTAL SEIT. 1999 ARBEITSPLATZ. ZUHAUSE. Schreinerei Löffler-Haus Leben LEBENSMOTTO. Höre auf dein Herz und geh deinen Weg. Lass dich überraschen Selbstständigkeit ist ein großes Wort. Silvia Mütsch hat die von den Wundern, die dir dort begegnen Herausforderung angenommen. Bereits seit 14 Jahren lebt die werden. Tennentalerin im Ambulant Betreuten Wohnen und nimmt ihre finanziellen und privaten Angelegenheiten inzwischen beherzt selbst in die Hand. gen, allein mit dem Bus wegfahren oder mit der S- sich ein Leben ohne Tiere nicht vorstellen: Sie sammelt Bahn“, erklärt sie. Am neuen Lebensort fand die „Glubschis“ und auf ihrem Schrank sitzt ein Teddy, fast frischgebackene Tennentalerin zunächst in der Haus- so groß wie sie selbst. Mutig ließ sich Silvia Mütsch gemeinschaft Kükelhaus und in der Bäckerei eine zudem diverse Piercings stechen: zum Beispiel ein Au- neue Heimat. Vor zehn Jahren wechselte sie dann in genbrauen-, ein Bauchnabel- und ein Zungenpiercing. die Schreinerei. Dort ist sie zum Beispiel für die End- „Und“, sagt sie, „ich hätte gern ein Tattoo. Ich würde kontrolle der Wasserwirbelständer-Stäbe zuständig. gern meine Katze verewigen am Handgelenk innen.“ Auch mit Haarfarben experimentiert die Tennentalerin Die Werkstatt ist der 58-Jährigen ans Herz gewach- gern. sen: „So’n Werkmeister wie den Arnold, den kann man nicht ersetzen. Man kann mit ihm über alles reden, er Obwohl sie viele ihrer Träume bereits realisiert hat, ist ganz offen, ganz toll!“ Auch die anderen Schreiner gibt es da noch ein paar übriggebliebene Wünsche. So haben es Silvia Mütsch angetan: „Ich liebe die Kolle- möchte Silvia Mütsch in diesem Leben noch Besitzerin gen um mich.“ Anschluss gefunden hat die Schreinerin eines Führerscheins werden und sich in der Rente auch außerhalb der Dorfgemeinschaft. Mit einer einen Hund zulegen – einen Chihuahua. Die Umset- Deckenpfronnerin besuchte die 58-Jährige kürzlich zung eines weiteren Herzenswunsches wird in nicht Konzerte von Hansi Hinterseer und Andrea Berg. „Die allzu ferner Zukunft konkret: „2022 mache ich eine hab‘ ich zum ersten Mal live gesehen“, erzählt Silvia große Reise mit meiner Schwester und ihrem Freund: Mütsch. „Sie ist 53 Jahre alt und so eine hübsche Frau! eine Schiffstour mit der Aida, im Süden, wo es warm Ich habe die ganze Zeit nur Fotos geschossen.“ ist.“ Außerdem ist die Tennentalerin gern auf Flohmärkten Bei allen Veränderungen, die sie in ihrem Leben unterwegs, wo sie nach Schmuck und „LED-Sachen bereits vorangetrieben hat, soll sich eine Konstante mit wechselndem Licht“ Ausschau hält. „Das liegt in aber bitteschön nicht ändern: „Ich bleib im Tennental“, der Familie“, sagt sie. „Meine verstorbene Mutter war betont Silvia Mütsch. „Ich habe hier meine Wurzeln auch Flohmarktgängerin, meine Geschwister auch.“ geschlagen und fühle mich hier wohl.“ Außerdem liebt Silvia Mütsch Pferde und hat zwei Wüstenspringmäuse. Auch in Stofftierform kann sie SOMMER 2020 mitte 15
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 16 KOOPERATION Die XÄLS- Genossenschaft Teilhabe als Zukunftsmodell für Nachhaltigkeit Die friedlich grasende Weidekuh – ein Auslaufmo- dell, von dem künftig nur noch das idyllische Bild auf der Milchpackung übrigbleibt? Dem Tennental dünkt ein solches Zukunftsszenario wenig erstrebenswert. Um die ursprüngliche Bio-Landwirtschaft mitsamt den traditionellen Verarbeitungsweisen zu retten, gründeten wir nun gemeinsam mit Gleichgesinnten aus der Region Neckar-Alb die ökologische Genos- senschaft „Xäls“.
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 17 Weshalb eigentlich beim Regionalvermarkter kaufen, Eier nicht vermarkten, wenn diese die Anforderungen wenn der gute Demeter-Salat auch preiswert beim an Form und Größe nicht erfüllen. Hier gilt es, entspre- Discounter im Regal liegt? Solcherlei Fragen stellen chende Absatzkanäle zu entwickeln, um den Eiern ein sich derzeit nicht wenige Kunden, die auf biologisch Schicksal im Nudeltopf zu ersparen und den hand- erzeugte Lebensmittel Wert legen. Ein Blick hinter die werklichen Betrieben eine wirtschaftliche Perspektive Kulissen offenbart die Krux dieser Vermarktungswege zu bieten. „Die Triebfeder unseres Handelns ist immer, rasch: „Sie befördern den Strukturwandel in der Land- die Nachhaltigkeit zu fördern“, erklärt Alexander wirtschaft“, weiß Werkstättenleiter Alexander Thier- Thierfelder. felder. „Den Discountern kann man als Partner nur begegnen, wenn man die entsprechenden Quantitäten Doch die Genossenschaft setzt nicht erst bei der Ver- zur Verfügung hat. Das System begünstigt die großen marktung an. „Wir wollen“, erläutert der Werkstätten- Unternehmen, die in Konkurrenz stehen zu den nach- leiter, „ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die haltigen, vielseitigen, kleinen Betrieben.“ Dadurch ent- Menschen durch ihr Einkaufsverhalten beeinflussen steht ein Preisgefälle. können, ob es in Zukunft noch eine kleinbäuerliche Landwirtschaft und handwerkliche Lebensmittelher- Betriebe, welche die Ideale der kleinbäuerlichen Land- stellung gibt, ob soziale Aspekte wirken oder nicht.“ wirtschaft verkörpern, können ihren Salat nicht mehr Aufklärung wird bei „Xäls“ daher großgeschrieben – absetzen und auch der Preis für Fleischwaren geht in immer mit dem Ziel, kleineren Betrieben eine Existenz- den Keller. Dieser Druck auf die Landwirte wird durch- grundlage zu ermöglichen. „Wenn man kleinbäuerliche gereicht ans Ökosystem: Vielseitigkeit und Nachhal- und vielseitige Landwirtschaft unterstützen, unsere tigkeit sind bedroht, die Bodenqualität leidet und die Werte und handwerkliche Verarbeitung erhalten will, Diversität auf den Äckern geht zurück. Was also tun? wenn Arbeitsplätze entstehen sollen und man den Er- „Funktionieren kann das Ganze nur dadurch, dass wir halt der Ökosysteme fördern möchte, dann muss man viele werden“, meint Alexander Thierfelder. Und so solche Strukturen unterstützen, die nachhaltig sind“, gründete das Tennental gemeinsam mit dem b2-Bio- unterstreicht Alexander Thierfelder. markt, dem Tübinger Marktladen, dem Hofgut Mar- tinsberg, der Metzgerei Grießhaber, dem Schönberg- Mit diesem Ansatz trifft die Genossenschaft offenbar hof und der Reutlinger Bäckerei Berger im August ins Schwarze: Seit den Auftaktveranstaltungen mit vergangenen Jahres die Genossenschaft „Xäls“, Vorträgen des Umweltökonomen Niko Paech steigt benannt nach dem beliebten schwäbischen Früh- die Zahl der Genossen kontinuierlich; jüngst knackte stücks-Aufstrich: traditionell, bodenständig, selbstge- man bei den Genossenschaftsanteilen die 1000-er- macht, vielfältig! Marke. „Es ist ein Bedürfnis der Menschen, näher an die Prozesse heranzukommen, die Nachhaltigkeit be- „Xäls“ fasst viele kleine Bio-Vermarktungsinitiativen deuten“, ist Alexander Thierfelder überzeugt. zusammen und bindet auch den Verbraucher mit ein. „Wir sind der Meinung, dass alle Mitglieder der Wert- Die Initiative zur Gründung der Genossenschaft war schöpfungskette von der Landwirtschaft über die Ver- von der Fischermühle, dem Tübinger Marktladen und arbeiter und Händler bis hin zum Verbraucher vonein- dem Bioland-Hof Martinsberg ausgegangen. Zu die- ander wissen und über ihre Sorgen und Nöte sprechen sem Trio stieß Alexander Thierfelder, der inzwischen müssen“, sagt Alexander. Indem „Xäls“ alle Akteure im Aufsichtsrat von „Xäls“ sitzt, zunächst als Berater an einen Tisch bringt, kann man den Herausforderun- hinzu. Ein gemeinsames Grundlagenpapier entstand gen gemeinsam begegnen. So ist etwa geplant, ein als Fundament für die nun aus der Taufe gehobene „Xäls“-Label zu entwickeln – als Erkennungszeichen Genossenschaft. Auf die Fahnen geschrieben hat sich für die ökologischen Produkte regionaler „Xäls“- diese, basierend auf den Maximen von Transparenz Betriebe. „Das Stichwort lautet: Vielfalt und Koope- und Verbindlichkeit die regionale Wertschöpfung zu ration für einen nachhaltigen Umweltschutz.“ stärken, den Natur- und Tierschutz zu fördern, eigene Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen aufzu- Zudem beschäftigt sich die Genossenschaft derzeit in- bauen – und dies alles unabhängig von rein profitori- tensiv mit der Zukunft der in der Region erzeugten entierten Investoren. Welche konkreten Maßnahmen Milch. „Wir wollen kein Milchwerk“, betont Alexander zur Erfüllung dieser Ziele angepackt werden, entschei- Thierfelder. Vielmehr strebt „Xäls“ die Entwicklung den die Genossen demokratisch in der „Xäls“-Gene- von Konzepten an, die sicherstellen, dass Öko-Milch ralversammlung. Man darf gespannt sein, welche künftig in der Region verarbeitet und vermarktet wird. Projekte diese stark teilhabeorientierte Organisation „Wir sehen es nicht als zweckdienlich an, dass die auf den Weg bringen wird! Milch durch halb Baden-Württemberg fährt, um dann zurück in die Läden zu kommen“, erläutert der Werk- Wer sich näher über die "Xäls"-Genossenschaft in- stättenleiter. Mit ganz anderen Problemstellungen formieren oder Mitglied werden möchte, findet wei- kämpfen hühnerhaltende Betriebe: Sie können ihre tere Informationen auf der Website www.xaels.de. SOMMER 2020 mitte 17
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 18 FACHSCHULE Idealisten aller Länder, verwirklicht euch! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen? Nicht bei uns! Auszubildende an der Tennentaler Fachschule für Heilerziehungspflege erlernen einen Beruf, der beides in sich vereint – einschließlich dem Glück, eine buntere und freiere Welt ganz konkret mitgestalten zu dürfen. Stumpfes Büffeln war gestern. Ganz im Geiste Wil- feuer. „Trotz der herausfordernden Arbeit im Sozial- helm von Humboldts ist Bildung im Tennental ein Pro- wesen kann man durch das Gemeinschaftsgefühl, die zess, der den ganzen Menschen erfasst und seine kreativen Möglichkeiten und die Natur gut die Seele Potenziale zur Entfaltung bringt. In der Ausbildung baumeln lassen“, stellt Vivien Grammer fest. „Und zum/r Heilerziehungspfleger*in (HEP) erfolgt dies wer mal Stadtluft braucht, kommt mit den Öffis zunächst ganz praktisch in der Begleitung assistenz- schnell nach Stuttgart.“ bedürftiger Menschen. „Hier arbeitet man nicht nur nach Methoden, sondern bringt sich selbst immer Offizielle Voraussetzung für die Ausbildung zum HEP ganzheitlich mit“, sagt die frisch verheiratete Vivien ist ein vorgelagertes zwölfmonatiges Praktikum bei Grammer, Leiterin unserer staatlich anerkannten einem mittleren Bildungsabschluss oder ein mindes- Fachschule. „Jeder ist“, erklärt sie, „sein eigenes tens sechswöchiges Praktikum bei Bewerber*innen Arbeitsinstrument als Mensch in der menschlichen mit Abitur. „Außerdem sollte man Interesse an ver- Begegnung.“ Und wo im Tennental Begegnung ist, da schiedensten Menschen, kommunikative Kompeten- ist das nächste Lachen nie weit. zen und Offenheit für die anthroposophische Sicht- weise auf den Menschen mitbringen“, ergänzt die Bewusst eng verzahnt haben wir die praktische Aus- Schulleiterin. „Man sollte sich in eine Gemeinschaft bildung mit theoretischen Lerninhalten in so unter- einbringen wollen und den Wunsch haben, jedem auf schiedlichen Disziplinen wie Pädagogik, Soziologie, Augenhöhe und wertschätzend zu begegnen.“ Psychologie und Medizin. „Dadurch, dass das Leben, Lernen und Arbeiten komplett an einem Ort stattfin- Als junge, dynamische Führungskraft ist Vivien Gram- det, haben wir eine sehr enge Theorie-Praxis-Mi- mer derzeit dabei, die HEP-Ausbildung weiterzuent- schung und der Kontakt zu den Lehrer*innen ist sehr wickeln. Künftige Fachschüler*innen dürfen sich niederschwellig und intensiv“, erläutert die Schullei- schon auf attraktive Praktikumsmöglichkeiten freuen. terin. Auch die persönliche Entwicklung der Fach- Überdies stehen die Chancen gut, nach dem Ab- schüler*innen macht zuweilen große Sprünge: „Man schluss im Tennental übernommen zu werden. Auch lernt sich selbst noch einmal neu kennen durch die Weiterbildungen stehen erfolgreichen Absolvent* vielen Begegnungen mit verschiedenen Menschen innen offen – etwa zum Praxisanleiter, zum systemi- und durch künstlerische Aufgaben wie das Theater- schen Berater oder zum Fachwirt im Sozialwesen. projekt im zweiten Ausbildungsjahr.“ Wer seinen Idealismus also kaum bremsen kann, Zugleich bietet die Dorfgemeinschaft allerlei Gele- eine Karriere als Bürohengst eher so mittel findet, genheiten für Atempausen: Frische Brötchen gibt’s dafür aber umso mehr für Inklusion und Teilhabe nur einen Steinwurf entfernt im Bistro, auf den nahe- brennt, der reiche seine Bewerbung ein bei: Alexan- gelegenen Feldern kann man dem Salat beim Wach- dra Paulus, per E-Mail an bewerbung@tennental.de sen zusehen und auch ein Besuch auf dem oder per Post an Alexandra Paulus, Tennentaler Demeter-Bauernhof lohnt sich immer – ganz zu Gemeinschaften e.V., Ita-Wegman-Straße, 75392 schweigen von den geselligen Abenden am Lager- Deckenpfronn. 18 mitte SOMMER 2020
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 19 EHEMALIGE Was macht eigentlich ...? BORIS KUNZ Wann und in welchem Bereich warst du im Tennen- tal tätig? Das war mein Zivildienst und der muss im September oder Oktober 1999 losgegangen sein. Untergekom- men bin ich in der Deventer-Familie und in der Regen- Gib doch unseren Lesern einen kleinen Einblick: bogen-Werkstatt. Da haben wir so Sachen gemacht Wie sieht dein Leben heute aus? wie Recycling, haben Wolle gefärbt und Kerzen gezo- Ich bin tatsächlich wieder in Prien am Chiemsee, wo ich gen. Das war hauptsächlich für Menschen mit hohem auch zur Schule gegangen bin. Da habe ich meinen Hilfebedarf, die in anderen Werkstätten nichts machen Hauptwohnsitz mit meiner Lebensgefährtin und einer konnten. Stieftochter. Es gibt Zeiten, da bin ich sehr viel zuhause und denke mir neue Geschichten aus – entweder im In drei Worten – wie würdest du die Zeit im Ten- Auftrag eines Senders oder eines Produzenten, oder nental beschreiben? ich versuche, meine eigenen Stoffe weiterzuentwickeln. Bereichernd, spannend und – das ist jetzt mehr als Zu anderen Zeiten bin ich beim Drehen und lange Zeit ein Wort – es war wie eine neue Heimat. am Stück in München, Köln, Karlsruhe. Das ist eine sehr gute Balance zwischen einer Arbeit mit sehr vielen Wohin hat es dich danach verschlagen? Menschen und dann wieder Tagen, wo ich stark mit mir Nach München an die Filmhochschule. Da habe ich selbst beschäftigt bin. Regie studiert und dann mit meinem ersten Kinofilm „Drei Stunden“ den Abschluss gemacht. Der hat peu Inwiefern spielt das, was du im Tennental gelernt à peu dazu geführt, dass ich Produzenten kennen- hast, in deinem heutigen Alltag noch eine Rolle? lernte, mit denen ich eine bayrische Satireserie ge- Im Tennental habe ich das erste Mal gespürt, dass macht habe: „Hindafing“. Die kam zur richtigen Zeit, ich eine gewisse Belastbarkeit habe. Ich weiß, dass weil in Deutschland ein großer Serienboom ausbrach ich lange Arbeitstage durchhalte und dass ich eini- mit neuen Internetplattformen wie Netflix. Innovativ germaßen ruhig und gelassen durchkomme bei Tru- erzählte Serien sind die neue große Spielwiese für Ki- bel und Krisen. Die Arbeit mit Menschen mit nomacher. In dem Bereich habe ich weitergearbeitet Behinderung eröffnet einem auch eine andere Per- und noch eine zweite Staffel von „Hindafing“ gemacht, spektive aufs Leben und auf das, was Menschsein außerdem „Labaule und Erben“. Die neueste Serie ausmachen kann. Ich fand es außerdem eine wahn- heißt „Breaking Even“, fürs ZDF. An der arbeite ich ge- sinnig wertvolle Erfahrung, eine Arbeit zu machen, rade. die in dem Moment, in dem man sie macht, einen Sinn hat. Das im Tennental war eine Zeit, die gehol- fen hat, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und noch mehr zu wissen, wo man eigentlich hinwill. Au- „Bereichernd, spannend und – ßerdem habe ich im Tennental geübt, größere Fahr- das ist jetzt mehr als ein Wort – zeuge zu fahren. Das hat mich danach bei meinen Praktika sehr beliebt gemacht. Es gibt wenige Prak- es war wie eine neue Heimat.” tikanten, die sich trauen, ein Maskenmobil oder einen Boris über seine Zeit im Tennental Licht-LKW zu fahren. SOMMER 2020 mitte 19
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 20 UNTERSTÜTZEN Ehrenamt, mal „schön anders” Leider hat auch der Tag eines Tennental-Mitarbeiters nur 24 Stunden. Nicht alles, was wünschenswert wäre, kann vom hauptamtlichen Personal auch geleistet werden. Sehr dankbar sind wir daher, dass Ehrenamtliche uns seit vielen Jahren unterstützen – zum Beispiel mit Sportangeboten oder als Helfer in den Werkstätten. Nun ist es an der Zeit, diesen Schatz in Gänze zu heben: Das Tennental plant, diese Form der Mitarbeit weiter auszubauen. G roße Hoffnungen setzt Alexandra Wüst in amtliche wiederum haben eine Lauf- und eine Sport- das Ehrenamt. „Es ist enorm wichtig und hat gruppe ins Leben gerufen – und dann wären da total viel Potenzial“, sagt die Ehrenamts- natürlich noch die engagierten Angehörigen mit beauftragte. Immer wieder stellt sie fest: „Wenn man Freude an der Arbeit mit Menschen. ehrenamtlich arbeiten möchte, ist ein Ort wie das Tennental perfekt!“ Genau jenen positiven Zusatz- „So etwas wie Vorlesen oder gemeinsames Lesen in effekt, den viele sozial Engagierte suchen, könne die kleiner Gruppe gibt es momentan leider wenig bis gar Dorfgemeinschaft bieten: das gute Gefühl, helfend nicht“, sagt Alexandra Wüst. „Da ist noch richtig tätig zu sein, und das Erleben von Gemeinschaft. Ins- Potenzial.“ Desweiteren bestehe auch Bedarf an besondere nach Karrieren in wenig sinnstiftenden Angeboten für Spaziergänge oder gemeinsames Berufen sehnen sich Menschen nach einer erfüllen- Malen: „Im Heim- und Freizeitbereich haben wir den Beschäftigung – und finden sie im Tennental. leider generell nicht viele Ehrenamtliche. Das wäre „Das Tennental erdet“, weiß Alexandra Wüst. etwas, das ich gern entwickeln würde.“ Konkret bedeutet das auch, dass es etwa noch an Begleitern für größere Sonntagsausflüge mangelt, die zusätz- „Das gute Gefühl, helfend lich zu unseren Heilerziehungspflegern mit dabei sind – oder an Personen, die Menschen mit Assis- tätig zu sein, und das Erleben tenzbedarf zu einem VHS-Kurs begleiten. von Gemeinschaft” Insbesondere hat Alexandra Wüst dabei Rentner vor Augen: „Es gibt viele Ältere, die sehr agil sind und 35 Ehrenamtliche, die ihren Weg zu uns oft als An- noch eine sinnvolle Tätigkeit suchen.“ Auch mancher gehörige oder über den Tag der offenen Tür fanden, Deckenpfronner, der die Dorfgemeinschaft noch sind mittlerweile in der Dorfgemeinschaft tätig. Da- nicht kenne, sei möglicherweise zu aktivieren: „Den runter finden sich zum Beispiel gelernte Schreiner im müssen wir nur herbringen, damit er sieht, dass es Ruhestand, die bei Auftragsarbeiten in der Schreine- hier schön ist – schön anders.“ Um diese und weitere rei unterstützen. Teils sind es auch Fachkräfte, die Zielgruppen zu erreichen, plant das Tennental, die eine Zeit der Arbeitslosigkeit durch Mithilfe in der Möglichkeit der ehrenamtlichen Arbeit künftig passenden Werkstatt überbrücken. Andere Ehren- proaktiv zu bewerben. Für diese und noch viele wei- 20 mitte SOMMER 2020
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 21 tere Aufgaben hat es die Stelle der Ehrenamtsbeauf- Vorerst indes ist durch die Corona-Pandemie alle tragten mit einem Umfang von sechs Wochenstun- ehrenamtliche Arbeit zum Erliegen gekommen. Doch den geschaffen. Ein weiteres Vorhaben Alexandra sobald diese wieder sicher aufgenommen werden Wüsts ist es, die Kommunikation mit den Helfern zu kann, wird Alexandra Wüst ihre Vorhaben aus der verbessern, etwa durch den Aufbau eines Verteilers. Schublade ziehen. Zunächst gilt es nach der Pause „Gut wäre es auch“, sagt sie, „wenn wir einen Tag im aber, alle langgedienten Engagierten zu kontaktieren Jahr hinkriegen, wo sich alle Helfer vier Stunden lang und für eine Weiterarbeit zu gewinnen. Die Chancen treffen und eine kleine Einführung oder Schulung dafür dürften gut stehen, denn an nicht vielen Orten bekommen, zum Beispiel zur Pflege. So könnten die lernt man so schnell wie im Tennental: Wer gibt, dem Ehrenamtlichen auch was lernen und mitnehmen.“ wird gegeben. Doch wo ist Ehrenamt im Tennental überhaupt mög- Kontakt: lich? „Tätig sein“, informiert die Beauftragte, „kann Alexandra Wüst man bei uns auf allen Kanälen – nur die Pflege und Tel. 07056 926-393 die fachliche Assistenz ist den Fachkräften vorbehal- a.wuest@tennental.de ten.“ Was die Voraussetzungen für die Mitarbeit Montag bis Freitag anbelangt, genüge psychische Gesundheit und der 8.30 - 12 Uhr gute Wille. Alles weitere lasse sich erlernen.
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 22 DER MITEINAN Auf dem Weg zum inklusiven Gemeinwesen Die Dorfgemeinschaft Tennental macht bei einem neuen Projekt mit. Es heißt BaSiG- Projekt. Das Ziel ist, dass die Inklusion im Tennental und in der Gemeinde Decken- pfronn vorankommt. Was bedeutet BaSiG? Was soll passieren? BaSiG ist eine Abkürzung. Was steckt dahinter? Es sollen viele kleine Beiträge zur Inklusion geleistet Erklären kann man es so: Die Dorfgemeinschaft Ten- werden. Dazu müssen Partner gefunden werden, die nental ist ein anthroposophischer Träger und beglei- mit der Dorfgemeinschaft zusammen etwas für die tet in seiner Einrichtung Menschen mit Assis- Inklusion machen wollen. Zum Beispiel könnte man tenzbedarf. Der Träger will einen Beitrag zur Inklu- mit einer Schule regelmäßig kleine Projekte mit sion leisten. Die Inklusion soll auch in die Gemeinde Schülerinnen und Schülern machen. Das wäre ein in- Deckenpfronn als Gemeinwesen getragen werden. klusiver Beitrag für die Bildung von Kindern und könnte allen gemeinsam Spaß machen. Oder man Dies kann man auch etwas komplizierter ausdrücken. könnte weitere Firmen finden, die Aufträge für die Dann heißt es: „Beiträge des anthroposophischen Werkstätten im Tennental haben. Wenn dabei Men- Sozialwesens für inklusive Gemeinwesen“. Wenn schen mit und ohne Assistenzbedarf gemeinsam man davon die Anfangsbuchstaben nimmt, kommt etwas produzieren, wäre das ein inklusiver Beitrag BaSiG heraus. im Bereich Arbeit. Vielleicht kann man auch mit einem Sportverein etwas ausmachen, dass man re- gelmäßig im Austausch ist. Oder mit dem Verein 22 mitte SOMMER 2020
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:14 Seite 23 Ahoi e. V., oder mit Menschen aus Deckenpfronn, die bei dem Projekt mitreden. Nach dem Motto „Nicht gerne Musik machen. Das wären inklusive Beiträge über uns ohne uns!“ Es sollen 2 oder 3 Personen ge- im Bereich Freizeit. Außerdem wünscht sich die Dorf- funden werden, die die Interessen der Menschen mit gemeinschaft, dass noch mehr Menschen ohne Assistenzbedarf vertreten. Sie bekommen in dem Assistenzbedarf ins Tennental kommen. Viele kaufen Projekt eine Schulung. Sie werden dann Inklusions- schon im Dorfladen ein oder haben einen Termin in Peerberater genannt. der Arztpraxis. Auch kommen sehr viele Menschen, wenn das Sommertheater seine Aufführungen hat. Diese Inklusions-Peerberater überlegen zusammen Und im Festsaal gibt es Veranstaltungen, zu denen mit den Inklusions-Koordinatoren, was man tun Besucher von außerhalb eingeladen sind. Aber es könnte, um für die Menschen mit Assistenzbedarf im wäre auch schön, wenn noch mehr Menschen mit und Tennental das Leben inklusiver zu gestalten. Sie dis- ohne Assistenzbedarf in Nachbarschaft wohnen. kutieren, wer ein guter Partner wäre, um die Inklusi- Wenn also noch mehr Menschen oder Familien ohne ons-Idee umzusetzen. Dann sprechen sie den Assistenzbedarf eine Wohnung im Tennental haben möglichen Partner an und erklären ihre Idee. Ein paar könnten, dann wäre auch das Dorfleben insgesamt Beispiele sind weiter oben genannt. Gemeinsam inklusiver. Es wäre dann noch selbstverständlicher, beraten alle, wie man das Ziel erreichen kann. dass sich Menschen mit und ohne Assistenzbedarf regelmäßig auf der Straße begegnen. Das BaSiG-Projekt soll allen Menschen im Tennental bei einer Informationsveranstaltung näher vorge- Fördergelder von der Aktion Mensch stellt werden. Dazu werden alle rechtzeitig eingela- den. Der Termin wird voraussichtlich im Oktober sein. Damit alles etwas geordnet abläuft, hat der Vorstand Auch die Bürgerinnen und Bürger aus Deckenpfronn einen Förderantrag bei Aktion Mensch eingereicht. möchten wir einbinden. Ihre Ideen für das BaSiG- Mit dem Fördergeld können eine oder zwei Personen Projekt können sie bei einem Bürgerforum einbrin- bezahlt werden. Sie haben die Aufgabe, alle geplan- gen. Und natürlich freuen wir uns, wenn viele Vereine, ten Projektschritte mit dem Vorstand zu besprechen Schulen und Firmen aus Deckenpfronn mitmachen. und in die Wege zu leiten. Diese Personen machen Wir nennen all diese Beteiligten „Stakeholder“ und also die Projekt-Koordination. Ganz wichtig ist, dass versammeln sie in einem Gründungskreis. Lasst Euch Menschen mit Assistenzbedarf aus dem Tennental überraschen, was bald passiert! SOMMER 2020 mitte 23
Sommer 2020 1406_Layout 1 14.06.2020 14:15 Seite 24 Wir wünschen allen einen wunderbaren Sommer!
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