Demografischer Wandel - Lösungsangebote der ITK-Industrie - Bitkom
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Demografischer Wandel Impressum Demografischer Wandel Herausgeber: BITKOM Lösungsangebote der ITK-Industrie Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. Albrechtstraße 10 A, 10117 Berlin-Mitte Tel.: 030.27576-0 Fax: 030.27576-400 bitkom@bitkom.org www.bitkom.org Ansprechpartner: Dr. Joachim Bühler Dr. Pablo Mentzinis Tel.: 030.27576-180 Tel.: 030.27576-130 j.buehler@bitkom.org p.mentzinis@bitkom.org Redaktionsteam: Johannes Abel (]init[ AG für digitale Kommunikation) | Marco Duller (GeNUA Gesellschaft für Netzwerk- und UNIX-Administration mbH) | Christian Herzog (BITKOM) | Dr. Wolfgang Kubink (Deutsche Telekom AG) | Jochen Meyer (Offis e.V. – Oldenburger Institut für Informatik) | Ulli Tobias Reitz (Deutsche Telekom AG) | Dr. Sandra Schulz (Thales Deutschland GmbH) | Maud Pagel (Deutsche Telekom AG) | Klaus-Peter Wegge (Siemens AG) | Sarah Pelekies (BITKOM) Copyright: BITKOM 2012 Grafik/Layout: Astrid Scheibe (BITKOM) Titelbild: Joshua Hodge Photography (iStockphoto)) Diese Publikation stellt eine allgemeine unverbindliche Information dar. Die Inhalte spiegeln die Auffassung im BITKOM zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider. Obwohl die Informationen mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt wurden, besteht kein Anspruch auf sachliche Richtigkeit, Vollständigkeit und/oder Aktualität, insbesondere kann diese Publikation nicht den besonderen Umständen des Einzelfalles Rechnung tragen. Eine Verwendung liegt daher in der eigenen Verantwortung des Lesers. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen. Alle Rechte, auch der auszugsweisen Vervielfältigung, liegen beim BITKOM..
Demografischer Wandel Inhaltsverzeichnis Einleitung Einleitung 3 Gesellschaftliche Herausforderungen Der Altersquotient wird sich im Laufe der Zeit verdoppeln. 1 Gesundheit und Pflege: durch den demografischen Wandel Im Jahr 2030 wird die Zahl der unter 20-Jährigen nach der Aufrechterhaltung eines flächendeckenden Gesundheitswesens dank E-Health 7 Vorausberechnung 12,9 Millionen Personen umfassen, 2 Staat und Verwaltung: Deutschland steht vor gewaltigen Umbrüchen: Der was 17% der Gesamtbevölkerung entspricht. Lediglich die Sicherstellung eines bürgerfreundlichen Verwaltungsangebots in der Fläche dank E-Government 12 demografische Wandel wird die Gesellschaft nachhaltig 65-Jährigen und Älteren werden immer zahlreicher. Bis 3 Infrastruktur: verändern. Im Jahr 2030 werden in Deutschland voraus- zum Jahr 2030 dürfte ihre Zahl um ein Drittel (33%) stei- Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit mittels neuer Technologien 17 sichtlich nur noch rund 77 Millionen Einwohner leben. gen und 22,3 Millionen Menschen oder 29% der Gesamt- 4 Handlungsempfehlungen an die Politik 19 Dies entspricht einem Rückgang der Einwohnerzahl bevölkerung betragen. gegenüber dem Jahr 2008 um fast 5,7%. In den kommenden Jahren werden die geburtenstarken Die hohe Zahl älterer Menschen wird zu deutlichen Aus Jahrgänge in den Ruhestand gehen, die nachkommenden gabensteigerungen für Kranken- und Pflegeversicherung Generationen sind deutlich kleiner. Seit der deutschen führen. Gleichzeitig wird die qualitativ hochwertige Vereinigung ist die Zahl der Neugeborenen in Deutsch- medizinische Versorgung gerade im ländlichen Raum land um 18% von 830.000 (1991) auf 683.000 (2008) wegen Ärztemangel schwieriger und teurer werden. gesunken. Auch in den kommenden Jahrzehnten ist mit einem Rückgang zu rechnen: Bis 2030 dürfte die Geburten Für viele ältere Menschen wird sich die Frage stellen, zahl um weitere 15% auf 580.000 Geburten abnehmen. wie ihnen auch im hohen Alter noch das selbständige Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung in Deutschland Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden kontinuierlich an. kann. Das gilt im besonderen Maße für die wachsende Zahl kinderloser Senioren, die nicht von Familienange Mittelfristig (bis 2050) sind vor allem drei Trends hörigen gepflegt werden können. absehbar: Hierbei geht es aber nicht nur um die eigentliche Pflege eine moderate Schrumpfung der Gesamtbevölkerung leistung. Vielmehr führen die mit dem Alterungsprozess eine deutliche Abnahme der Zahl der Menschen im einhergehenden nachlassenden motorischen und erwerbsfähigen Alter sensorischen Fähigkeiten dazu, dass Alltagsprodukte eine deutliche Alterung der Menschen im erwerbs (z.B. digitales Fernsehen) und Dienste (z.B. im Internet) fähigen Alter. nicht mehr genutzt werden können und somit ein Stück Lebensqualität verloren geht bzw. die Abhängigkeit von Diese Entwicklungen stellen Deutschland vor gewaltige der Hilfestellung Dritter steigt. Die barrierefreie Gestal- Herausforderungen: tung von ITK-basierten Produkten und Dienstleistungen Die sozialen Sicherungssysteme werden von immer reduziert die Kosten, die durch spezielle Hilfestellung weniger Menschen finanziert, aber von immer mehr in und ansonsten bereitzustellende alternative Dienstleis- Anspruch genommen werden. Kamen im Jahr 2008 auf tungen entstehen. Die flächendeckende Umsetzung des 100 Personen im Erwerbsalter (20 bis unter 65 Jahre) Konzepts der barrierefreien Gestaltung adressiert nicht 34 Personen im Rentenalter (ab 65 Jahre), dürften es 2030 nur ältere Menschen, sondern auch die rund 8 Millionen mehr als 50 sein. Somit werden im Jahr 2030 nicht ein- Menschen mit staatlich anerkannter Behinderung in mal zwei Menschen im Erwerbsalter einem potenziellen Deutschland, wodurch sich weitere Einsparsynergien Rentenbezieher gegenüberstehen, während im Jahr 2008 ergeben. noch knapp drei Personen im Erwerbsalter für einen Rentner aufkommen konnten. 2 3
Demografischer Wandel Ebenso stellt sich die Frage, wie ein flächendeckendes Demografischer Wandel als Chance Demografischer Wandel als politische Die Bundesregierung hat 2011 einen »Bericht der Verwaltungsangebot zu vertretbaren Kosten sicherge Herausforderung Bundesregierung zur demografischen Lage und künf- stellt werden kann. Der öffentliche Dienst sieht sich Der demografische Wandel hat trotz der beschriebenen tigen Entwicklung des Landes« vorgestellt (BT-Drs. überdies der Herausforderung gegenüber, bei sinkenden Herausforderungen viele positive Aspekte. Es ist schön, Ob die Chancen oder die Risiken des demografischen 17/7699) und Handlungsschwerpunkte identifiziert. Absolventenzahlen im härter werdenden Wettbewerb dass die Lebenserwartung der Menschen gestiegen ist Wandels überwiegen, ist eine Frage der politischen Diese umfassen die Schwer-punkte, Familie und Gesell- gute Mitarbeiter zu gewinnen. Das Ausscheiden einer und die moderne Medizin ein längeres Leben in Gesund- Gestaltung. Die demografischen Veränderungen sind so schaft, Migration und Integration, Wirtschaft, Arbeit, sehr großen Anzahl von erfahrenen Fachkräften wirft für heit ermöglicht. Auch ist eine ältere Gesellschaft nicht präzise vorherzusagen wie kaum eine andere zukünftige Bildung und Forschung, Alterssicherung, Gesundheit und die Verwaltung zudem die Frage auf, wie das Wissen in schlechter, unproduktiver oder weniger innovativ als eine Entwicklung. Das bietet die Chance, sich rechtzeitig Pflege, ländliche Räume und Stadtregionen, Infrastruktur den Organisationen erhalten und weitergegeben werden junge. auf die Folgen vorzubereiten und Maßnahmen zu ihrer und Mobilität, Staat und Verwaltung. Bis zum Frühjahr kann. Beherrschung zu ergreifen. Gerade im Bereich der 2012 will das Bundesministerium des Inneren einen Neue Herausforderungen befördern innovative Antwor- Sozialversicherungen hat die Politik mit der Erhöhung Vorschlag für eine ressortübergreifende Demografie ten – in der Organisation des gesellschaftlichen Mitein- des Renteneintrittsalters oder der »Riester-Rente« strategie der Bundesregierung vorlegen. anders wie auch im unternehmerischen und wirtschaft bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen. lichen Geschehen. Beispielsweise kann die Ausgestaltung des Wohnumfelds älterer Menschen durch eine enge Die Aktionspläne von Bund, Ländern, Gemeinden Vernetzung von ITK-gestützten Assistenzsystemen mit und öffentlichen Institutionen zur Umsetzung des sozialen Diensten und pflegerischer Fürsorge zugleich »Übereinkommen(s) über die Rechte von Menschen mit das in der großen Mehrheit gewünschte längere selbst- Behinderungen« der Vereinten Nationen haben direkte bestimmte Leben in den eigenen vier Wänden ermög- Auswirkungen auf ältere Menschen, auch wenn im Über- lichen sowie neue Wachstumsmärkte mit potenziellen einkommen der Begriff Behinderung unabhängig vom Exportchancen eröffnen. Demografische Veränderungen Alter genutzt wird. induzieren somit eine eigene Dynamik, die eine wir- kungsvolle Triebkraft für Innovationen und Wandel im Das seit dem 18.08.2006 geltende deutsche »Allgemeine positiven Sinne mit sich bringen kann. Gleichbehandlungsgesetz« dient auch der Vermeidung der Diskriminierung z.B. aus Altersgründen. Das deutsche »Behindertengleichstellungsgesetz« (BGG) vom Mai 2002 sowie die BGGs der Bundesländer verpflichten den öffentlichen Dienst zur barrierefreien Kommunikation mit behinderten Bürgern. Mit der am 22.09.2011 in Kraft getretenen zweiten Version der zugehörigen »Barrierefreien Informations- technik-Verordnung« (BITV 2.0) werden die Standards für Internet-Angebote festgelegt, von denen Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten in jedem Alter profitieren. Das EU-Mandat 376 »Standardisation mandate to CEN, CENELEC and ETSI in support of European accessibility requirements for public procurement of products and services in the ICT domain« sieht vor, dass Barrierefreiheit verpflichtendes Vergabekriterium bei öffentlichen Aus- schreibungen in Europa im ITK-Umfeld wird. 4 5
Demografischer Wandel Technologische Möglichkeiten nutzen! 1 Gesundheit und Pflege: Aufrechterhaltung eines Die neuen Informations- und Kommunikationstechno flächendeckenden Gesundheitswesens dank E-Health logien können einen wichtigen Beitrag leisten, die demografischen Herausforderungen in den diversen Handlungsfeldern zu meistern. Dazu zählen im Wesent Das Gesundheitswesen sieht sich vielfältigen Heraus Informations- und Kommunikationstechnologien bilden lichen die Bereiche forderungen gegenüber: Älter werdende Patienten haben die wesentliche Grundlage für die Bewältigung der einen überproportional steigenden Behandlungsbedarf, demografischen Entwicklungen im Gesundheitswesen. Gesundheit und Pflege, wobei durch die zunehmende Multimorbidität auch die Im Mittelpunkt stehen die Vernetzung der Akteure mit Staat und Verwaltung und Komplexität der Behandlung steigt. Neue (medizin-) Infrastrukturen, standardisierte Schnittstellen und For- Infrastruktur und Mobilität. technische Entwicklungen ermöglichen neuartige mate, durch die Gesundheitsdienstleistungen effizient Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten, erhöhen aber in die Fläche gebracht werden. Den etablierten Akteuren So können etwa mittels E-Health-Applikationen zahl- auch die Kosten und machen eine verstärkte Speziali- werden so neue, fokussierte Rollen zugedacht. In den reiche Diagnosen und medizinische Betreuungen über sierung von Medizinern und Pflegekräften notwendig. Fokus rückt dabei das Zuhause als Gesundheitsstandort, große Entfernungen erfolgen. Dies ermöglicht eine Kostendruck zwingt gleichzeitig zur Optimierung von die »Home Clinic«. Mit technischer Unterstützung flächendeckende und hochwertige medizinische Ver Abläufen, Behandlungen, Programmen und Prozessen. können viele medizinische Routineleistungen auch von sorgung auch in schwach besiedelten Gebieten zu mode Die allgemeine Konzentration von Arbeitsstellen und Laien erbracht werden, von der Erfassung einzelner raten Preisen, weil das medizinische Personal sich auf die Wohnräumen auf Städte und Ballungsräume erschwert Vitalwerte bis hin zur Durchführung therapeutischer Kernaufgaben konzentrieren kann. die Versorgung in der Fläche. Mehr und mehr ist daher Maßnahmen. Medizinisches Fachpersonal wird entlastet, der Patient selber für seine Gesundheit verantwortlich. Arztbesuche können sich auf die wichtigeren Aspekte Verwaltungsdienstleistungen können online angeboten Er übernimmt eine proaktive und gleichberechtigte Rolle beschränken, ohne dass die Behandlungsqualität darun- werden – das Bürgeramt bleibt damit immer erreichbar, im Kanon der Akteure. ter leiden muss. Gerade für ältere Menschen mit erhöh- auch wenn es nicht mehr um die Ecke ist. Digital-Home- ten Bedarfen an medizinischer Betreuung ist so eine Lösungen ermöglichen das Wohnen in den eigenen vier massive Entlastung der Betroffenen selber bei gleich Wänden selbstbestimmt bis ins hohe Alter hinein. Herausforderungen für das deutsche Gesundheitswesen: zeitiger Reduzierung des Gesamtaufwandes möglich. Mit der stärkeren Nutzung derartiger ITK-Möglichkeiten Massiver Kostendruck lassen sich die Kosten des demografischen Wandels deut- Fortlaufend wachsende Zahl von zugelassenen lich reduzieren, das staatliche Angebot verbessern und Wirkstoffen und Medikamenten1 und damit hoher die Fähigkeit älterer Menschen, den 3. Lebensabschnitt Bedarf an effektivem Informationsmanagement im möglichst lange zu genießen, erhöhen. Gesundheitswesen Heterogene Versorgungssituationen von Ballungs Barrierefreie ITK-Arbeitsplätze können ein Arbeiten in räumen und ländlichen Regionen, besonders in den einer schrumpfenden und älter werden Gesellschaft sogenannten strukturschwachen Regionen, erschwe für Menschen ermöglichen. Voraussetzung ist jedoch, ren eine wohnortnahe medizinische Versorgung dass all diese ITK-Dienstleistungen barrierefrei nach den Demografische Entwicklung: Immer mehr ältere bekannten gültigen Regeln, Gesetzen und Verordnungen Patienten mit schweren Krankheiten gestaltet werden, denn sonst können sie von den inten- Wachsende bürokratische Belastungen durch dierten Nutzergruppen nicht angewendet werden. Dokumentationspflichten für ärztliches Personal und Pflegekräfte 1 Bearbeitungsstatistiken des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/4_statistik/statistik-bearbeitung.html?nn=1009778, abgerufen am 22.08.2011 6 7
Demografischer Wandel Technologische Möglichkeiten: Sicherstellung von Mobilität und Ambient Assisted Living Selbstständigkeit im Alter Institutionelles Gesundheitswesen Telemonitoring Das Thema Leben und Wohnen im Alter ist aus techno- stationär Telediagnostik, -radiologie, -pathologie Für die meisten Menschen ist ein selbstständiges Leben logischer Sicht erst in den letzten Jahren im Zuge der all- ambulant Telekonsultation/-konsil in den eigenen vier Wänden die Wunschvorstellung für gemeinen Diskussion um den demografischen Wandel in Teletherapie, -chirurgie das persönliche Altern. Besonders nach dem Arbeits das Blickfeld der Forschung geraten. Im Fokus steht dabei elektronische Akten (z.B. Fallakten im Krankenhaus, arztgeführte leben wird die eigene Wohnumgebung zum Zentrum die Verbesserung der aktuellen Lebenssituation für ältere Akten, Pflegeakten) des Lebens. Ihre Ausgestaltung für ein möglichst langes, Menschen im eigenen Haushalt durch die Erforschung Zuweiserportale gesundes und sicheres Verbleiben zu Hause gewinnt an und Bereitstellung geeigneter »unaufdringlicher« Infor- Termin- und Erinnerungssysteme Dringlichkeit. mations- und Kommunikationstechnologien. Unabhängig Arzneimitteltherapiesicherheit vom Alter können AAL-Systeme auch den in Deutschland eRezept Es wird somit immer wichtiger, der zunehmend älter lebenden 8 Millionen behinderten Menschen helfen Case Management werdenden Bevölkerung möglichst lange ein selbst Ihren Alltag selbstständiger zu gestalten. entscheidungsunterstützende Systeme ständiges Leben in ihrem gewohnten persönlichen eLearning (CME) Umfeld zu ermöglichen, nicht zuletzt auch um die Zusammenfassen lassen sich viele dieser technolo- ...... Pflegekosten zu reduzieren und einer Überlastung von gischen Entwicklungen unter dem Begriff Ambient Alters- und Pflegeheimen vorzubeugen. Intelligence. Technologisch hat die Vision der Ambient Nicht institutionelles Gesundheitswesen Robotik Intelligence die Entwicklung von lernfähigen Umge- Haushalt / Auto. Sensorik bungen zum Ziel, die die Anwesenheit eines Menschen eAkte (z.B. patientengeführte Gesundheitsakte) Herausforderungen: erfassen, auf diesen reagieren und ihn unterstützen. Monitoring (aktive / passive Überwachung) Erreicht werden soll dies durch Miniaturisierung von Alerts / medienübergreifende Alarmsysteme Selbstständiges Leben im Alter Sensoren, Aktoren und eingebetteten Systemen, die in Home- / Telepresence Kosten der Pflegeversicherung die Umgebung oder in Alltagsgegenstände so integriert Mobile healthcare (z.B. eWaage, RR-Messung) Flächendeckende Pflegeversorgung werden, dass sie nicht mehr sichtbar sind. Die Dienste in eLearning einer solchen intelligenten Umgebung können situa soziale / gesundheitsbezogene Communities tionsgerechte Informationen bereitstellen und angepasst eCommerce; eApotheke auf verschiedene Situationen reagieren. Wenn diese drahtloses Blutzuckermessgerät Systeme zum Einsatz kommen, um lebensunterstützend mobiler Hinweis auf nahe ärztliche Versorgung für Menschen mit Einschränkungen zu agieren, spricht …. man von Ambient Assisted Living (AAL). Dabei ist es ein wichtiger Aspekt, dass die Technologie den Menschen unterstützen und sich an ihn anpassen muss, und nicht umgekehrt. Darüber hinaus soll diese Technik z.B. nicht Hierbei muss unbedingt eine barrierefreie Gestaltung den Pflegedienst abschaffen oder einen Umzug in eine erfolgen und auch die Datensicherheit sowie der per- Betreuungseinrichtung verhindern, sondern den Pflege- sönliche Schutz des Einzelnen und dessen Selbstachtung dienst unterstützen und einen Umzug hinauszögern. gewahrt werden und bleiben. Privathaushalte sind zunehmend mit vernetzten Multimediageräten und Unterhaltungselektronik, mit Infrastrukturen und Geräten zur Gebäudeautomation sowie mit verschiedenen stationären und mobilen End- geräten wie Smartphones, Tablet PCs und vielem anderen mehr ausgestattet. Hinzu kommt die praktisch flächen deckende Verfügbarkeit von preiswerten, breitbandigen 8 9
Demografischer Wandel Internetzugängen über unterschiedliche Zugangstechno- öffentlicher Verkehrs- und Transportsysteme eine Opti- Soziale Teilhabe logien. Dadurch können Dienstleistungen und Angebote mierung der persönlichen Mobilität bei gleichzeitiger auch in den eigenen vier Wänden und unabhängig von Sicherstellung von Effizienz und Sicherheit ermöglicht. Neue Möglichkeiten zur Teilhabe am sozialen Leben Lösungen: Ort und Zeit verfügbar gemacht werden. Gerade für eröffnen bedarfsgerecht bereitgestellte Informationen ältere Menschen mit einem erhöhten Unterstützungs Modelle der zukünftigen medizinischen Versorgung über regionale Netzwerke und Interaktionsmöglichkei- Persönlicher Haushalts- und Aktivitätsassistent bedarf können so Dienste realisiert werden, die einen werden basierend auf medizinischer Telemetrie indivi- ten. Diese Informationen sind dann so zu gestalten, dass Sensorgestützte Aktivitätserkennung sicheren und angenehmen Verbleib im eigenen heimi- duelle Gesundheitsbedürfnisse zu Hause adressieren. sie beispielsweise auch in Großschrift mit optimiertem Sensorgestützte Sturzprävention und –erkennung schen Umfeld auch bei nachlassenden körperlichen, Der Bürger wird dabei nicht mehr nur als Leistungsem Kontrast elektronisch präsentiert oder sogar vom Smart- Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten geistigen und mentalen Fähigkeiten ermöglichen. pfänger wahrgenommen, sondern soll die Möglichkeit phone vorgelesen werden können. Zur sozialen Teilhabe Telecare-Arbeitsplätze erhalten, den eigenen Versorgungsprozess zu steuern gehört auch der barrierefreie Zugang zu elektronischen Komfort- und Assistenzfunktionen entlasten von der (»Patient Empowerment«). Medien wie E-Books, digitalem Fernsehen und Radio. Ausführung anstrengender oder unbeliebter Funktionen Strukturierungshilfen wie personalisierte elektronische Die bereits heute existierenden technologischen Mög- und kompensieren Defizite des Bewohners. Zentrale und Bei allen Services im Bereich AAL wurde zunächst die Tageskalender und personalisierte Erinnerungsalben lichkeiten stellen eine wesentlich Verbesserung der intelligente Steuerungen von Licht, Heizung, Elektroge- technische Dimension operationalisiert. Die barrierefreie helfen Menschen mit kognitiven Einschränkungen beim Lebenssituation älterer hilfsbedürftiger Menschen dar. räten und Fenstern erleichtern beispielsweise alltägliche Bedienung durch den Anwender ist jedoch eine zentrale Erhalt ihrer Selbstständigkeit. Angehörige erhalten über Aufgabe der Politik sollte es sein, diese technologischen Aufgaben; unaufdringliche Erinnerungen an anstehende Bedingung für den Erfolg von AAL. Beim Einsatz von AAL Videokommunikation zudem die Möglichkeiten zu einem Entwicklungen zu unterstützen und weitere Forschungen Aufgaben und Termine helfen, den Tag zu strukturieren. ist daher darauf zu achten, dass das AAL-Angebot zwin- engeren Kontakt und einer kontinuierlichen Begleitung. zu fördern. Solche Funktionen sind nicht nur angenehm, sondern gend barrierefrei zu gestalten ist. Ferner darf es nicht als machen teilweise den Aufenthalt zu Hause überhaupt Placebo genutzt werden, wenn es andere insbesondere Mit Service-Portalen für Senioren zur besseren sozialen erst weiter möglich. psychische und seelische Probleme zu lösen gilt. Vernetzung oder im Forschungsprojekt des Bundes ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Eine besondere Rolle spielen dabei Sicherheitsfunktionen: Barrierefreiheit wird nach Alter, Behinderung, Training »SmartSenior« werden erste wichtige Meilensteine Die Erkennung von Stürzen und Krisensituationen und und persönlicher Erfahrung individuell sehr unterschied- gesetzt. Neben der besseren sozialen Vernetzung die Alarmierung von Unterstützern sind Grundvoraus- lich empfunden. Deshalb ist Barrierefreiheit keine ein erhalten Senioren durch Service-Portale umfangreiche setzungen für einen selbständigen Verbleib zu Hause fache Ja/Nein-Entscheidung. Ältere Menschen sind keine Informationen auf einen Blick. Diese Informationen auch bei erhöhter Gebrechlichkeit. Gleichzeitig können homogene Nutzergruppe und das gilt insbesondere auch reichen von Apotheken über Fahrdienste bis hin zu Gefahrensituationen aktiv vermieden werden, indem für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Onlineshops. etwa beim Verlassen der Wohnung automatisch der Herd ausgeschaltet und die Fenster geschlossen werden. Im Forschungsprojekt »SmartSenior« werden intelligente Herausforderungen für ITK-Anbieter: Dienste und Dienstleistungen für Senioren entwickelt. Die Technik löst dabei keineswegs den persönlichen Kon- Fokussiert wird dabei beispielsweise der Aufbau von takt ab, sondern ermöglicht es vielmehr, die Einbindung Europäischer Markt mit kompatiblen Standards und altersgerechten Kommunikationsmöglichkeiten. An dem des Bewohners in sein familiäres und soziales Netzwerk harmonisierter Regulierung Projekt beteiligt sind 28 Organisationen aus Forschung auch dann aufrecht zu erhalten, wenn Einschränkungen Vermeidung von Stigmatisierung oder Diskriminierung und Industrie. Im Frühjahr 2012 startet ein dreimonatiger in der Mobilität das Verlassen der Wohnung erschweren. Information der Nutzer, Verkäufer und Feldtest. Dazu werden 35 bestehende Wohnungen in Auch für die Angehörigen der älteren Menschen bedeu- Service-Betreiber zur Barrierefreiheit Potsdam mit einer schnellen Internetverbindung, dem so ten die neuen kommunikativen Möglichkeiten eine Installation, Einbau und Konfiguration unterstützen genannten AAL Home Gateway, als Datendrehkreuz und Erleichterung, wenn sie über das Wohlergehen informie- Barrierefreiheit mehreren Raumsensoren ausgerüstet. ren und so von Sorgen und Gedanken entlasten. Durchgängige Prozesse und die Interoperabilität verschiedener Systeme binden dabei den Haushalt in das Umfeld ein. Im Hinblick auf Mobilität wird durch das Zusammenwirken verschiedener individueller und 2 Referentenentwurf der Bundesregierung Gesetz zur Förderung der elektronischen Verwaltung sowie zur Änderung weiterer Vorschriften 10 11
Demografischer Wandel 2 Staat und Verwaltung: Sicherstellung eines bürgerfreundlichen Verwaltungsangebots in der Fläche dank E-Government Für die öffentliche Verwaltung bedeutet der demogra- Anpassungen im ländlichen Raum Terminals (z.B. Sachsen-Kiosk), die als Schnittstelle mit Kooperatives E-Government und fische Wandel vor allem Veränderung. Die Veränderung der Verwaltung dienen. Die im geplanten E-Government- Bürgerbeteiligung betrifft mehrere Ebenen: Zum einen im Außenverhältnis Kommunale Verwaltung ist durch sogenannte Bürger Gesetz2 des Bundes vorgesehenen Maßnahmen schaffen zum Bürger, zum anderen im Innenverhältnis zu den büros geprägt. Diese sollten zentral gelegen und insbe- hierbei die Voraussetzungen für die sichere, vollständige Die Schaffung alternativer Kontaktmöglichkeiten Mitarbeitern und künftigen Mitarbeitern. sondere mit dem barrierefreien ÖPNV erreichbar sein, auf Abwicklung von Verwaltungsverfahren aus der Ferne. Im erfordert umfangreiche organisatorische Änderungen. den viele ältere und behinderte Menschen angewiesen geplanten E-Government-Gesetz des Bundes muss auch Sie sollten insbesondere die im BGG für die Behörden sind. An- und Abmeldung, Pässe und Ausweise, Meldere- das Thema Barrierefreiheit berücksichtigt werden. vorgesehenen barrierefreien Kommunikationswege und Herausforderungen für die deutsche Verwaltung: gister, Führungszeugnisse, Beglaubigungen, Gewerbere- -mittel wie Deutsche Gebärdensprache, leichte Sprache gisterauskünfte und weitere Standardaufgaben der kom- und barrierefreies Internet unterstützen. Die bisherigen Abwanderungen im ländlichen Raum munalen Verwaltung werden hier bürgernah erbracht, Lösungen: Erfahrungen mit lokalen/kommunalen Internetange- Personalmangel / Attraktivität der Verwaltung als indem die Bürger vor Ort am Schalter ihr Anliegen boten oder anderen örtlich/kommunal beschränkten Arbeitgeber schildern. Der demografische Wandel bewirkt jedoch eine Selbstbedienungsterminals für Bürger (Sachsen-Kiosk) Lösungen sind ernüchternd: Die Bürger wissen im Modernes Serviceangebot Entsiedlung bestimmter Regionen, die verstärkt neue Service-Portale konkreten Fall nicht, dass es eine komfortable Lösung Wissensverlust Formen in der Erbringung von Verwaltungsdienstleistun- Nutzung des neuen elektronischen Personalausweises via Internet, Telefon oder sogar eine mobile Anwendung gen erfordert. Ähnlich der Entwicklung im Bereich der telefonische Anfragen (D115) gibt und nutzen diese daher auch nicht. Darüber hinaus Bank- und Postfilialen müssen für den ländlichen Raum sicherer E-Mail-Verkehr gilt es viele Hemmschwellen wie z.B. Schwierigkeiten bei Um den Herausforderungen des demografischen Wandels neue Formen der Dienstleistung gefunden werden. Internetformulare / Selfservices der Installation und Bedienung, entstehende Kosten und nachhaltig zu begegnen, gilt es, die im Handlungskonzept einheitliche automatisierte Sprachdialogsysteme Unsicherheit bzgl. rechtlicher Aspekte zu überwinden. Demografischer Wandel benannten Handlungsprämis- Es bestehen viele alternative Formen zum persönlichen E-Government-Apps für mobile Endgeräte Daher bedarf es einer Bündelung von Leistungen über sen konsequent umzusetzen. Modernes E-Government Kontakt im Bürgerbüro. Sinnvoll ist es, dem Bürger in viele Kommunen hinweg, denn bei durchschnittlich 1,5 bietet dabei im Hinblick auf die von der Bundesregierung gewissen Grenzen die Wahl des für ihn geeigneten Behördenkontakten pro Bürger pro Jahr kann nur so identifizierten wichtigsten Handlungsansätze (»Sektor Kommunikationswegs zu überlassen und keinen Bürger Die genannten elektronischen Dienste sollten dabei sichergestellt werden, dass die Bürger die Angebote auch übergreifende und integrierte Lösungen«, »Zentrale auszuschließen. Um dies zu gewährleisten und dafür barrierefrei nach BITV 2.0 sein. nutzen. Zielvorgaben und dezentrale Ausführung«) konkrete Sorge zu tragen, dass der verstärkte Einsatz digitaler Lösungsoptionen. Kommunikation bei abnehmender persönlicher Betreu- Gleichzeit erfordert der demografische Wandel ein ung nicht als massive Serviceeinbuße empfunden wird, stärkeres Engagement der Bevölkerung. Die Einbezie- gilt es, wie in der nationalen E-Government-Strategie hung der Bürger in politische Entscheidungsprozesse ist (NEGS) angeregt, eine stringent gleichwertige, mehr- dabei kein Selbstzweck, sondern wichtiges Instrument, kanalfähige Erreichbarkeit von Behörden anzustreben. um ehrenamtliches Bürgerengagement im Hinblick auf Zentrale Ausprägungen einer solchen integrierten Mehr- gemeinschaftliche Sicherstellung von Daseinsfürsorge kanalinfrastruktur sind neben tatsächlichen Bürgerbüros zu fördern. Internetbasierte Plattformen und E-Govern- insbesondere leistungsstarke Portale mit hoher Service ment-Verfahren bieten hier konkrete Lösungsansätze zur tiefe, mobile Applikationen, einheitliche Behörden Abwicklung komplexer Partizipations- und Kollaborati- rufnummern (auch SMS-Dienste) sowie audiovisuelle onsprozesse aus der Ferne. 2 Referentenentwurf der Bundesregierung Gesetz zur Förderung der elektronischen Verwaltung sowie zur Änderung weiterer Vorschriften 12 13
Demografischer Wandel Mehrwert statt digitaler Spaltung Reorganisation im Binnenverhältnis Personalmaßnahmen im öffentlichen Einsatz von High Tech geprägt ist, drohen öffentliche Dienst Arbeitgeber den Anschluss zu verlieren, wenn die Mit- Moderne Angebote setzen voraus, dass diese vom Datenverarbeitung erfolgt in der deutschen Verwaltung arbeiter mit zehn Jahre alter Technik arbeiten müssen. Bürger in Anspruch genommen werden und in Anspruch noch zu häufig nebeneinander und unabhängig vonei- Nach Berechnungen des Deutschen Beamtenbundes wird Die stetige Modernisierung der Arbeitsumgebung in der genommen werden können. Die Umstellung des nander in sogenannten IT-Inseln. Hierbei gibt es grund- der öffentliche Dienst trotz Verschiebung des Renten öffentlichen Hand ist somit kein Selbstzweck, sondern Dienstangebotes hin zu einer verstärkten elektronischen sätzlich zwei unterschiedliche Formen von Aufgaben und eintrittsalters in den kommenden zehn Jahren insgesamt ein notwendiger Baustein der Personalpolitik der öffent und telefonischen Erbringung soll vom Bürger nicht daraus dürfte sich auch eine unterschiedliche Tiefe der knapp 20% seiner Beschäftigten aus Altersgründen verlie- lichen Hand. als Serviceeinbuße durch den Wegfall der persönlichen möglichen Kooperation ableiten lassen. ren. Das sind über 700.000 Menschen. Daraus Betreuung vor Ort empfunden werden. Umgekehrt ergeben sich zwei Handlungsfelder: Das verstärkte altersbedingte Ausscheiden von Beschäf- ermöglicht gerade die Bündelung von Angeboten Querschnittsaufgaben wie Personalwesen, Haushalt, tigten aus der öffentlichen Verwaltung bewirkt darüber neue, auf den Bedarf des Bürgers besser angepasste Beschaffung, IT, Organisation und Innere Dienste lassen Ältere Beschäftigte und hinaus erhebliche Know-how-Verluste, die es auszu Verwaltungsdienstleistungen. sich als sogenannte Shared Services gemeinsam erledi- Gewinnen von Nachwuchs für den öffentlichen gleichen gilt. Aufgrund der angespannten Personal- gen. Diese verwaltungsinternen Dienstleistungen – also Dienst. und Kostensituation kommt der IT z.B. in der Form von die »Verwaltung der Verwaltung« – beschäftigt nach Enterprise-2.0-Funktionalitäten als soziales Wissensma- Lösungen: Untersuchungen des BMI ca. 700.000 Mitarbeiter in Damit tatsächlich bis zum Renteneintrittsalter 67 gear- nagement hierbei eine besondere Rolle zu. Bund, Ländern und Kommunen. Aber auch bei den Fach- beitet werden kann, müssen die Arbeitsplätze barrierefrei internetbasierte Partizipations- und aufgaben der Verwaltung lassen sich einzelne Bereiche gestaltet werden. Dies kann beispielsweise durch PCs mit Neue Arbeitsmethoden, die für Digital Natives selbstver- Kollaborationsverfahren erkennen, in denen eine Bündelung möglich ist. In der kontrastreichen Monitoren, Software mit einstellbaren ständlich sind, werden und müssen auch Einzug in die Über Callcenter, Internetformulare oder automati Statistik könnte die Erhebung, Aufbereitung und Haltung Farben, Arbeitsorganisationen, die auf 50+-Mitarbeiter Arbeitswelt der öffentlichen Verwaltung finden. Eine kon- sierte Sprachdialogsysteme lassen sich einfache von Daten standardisiert und automatisiert werden. Die eingehen, erfolgen. So kann Wissen erhalten werden sequente barrierefreie Gestaltung der am Arbeitsplatz administrative Belange rund um die Uhr erledigen. wichtige Aufgabe der Auswertung und Analyse könnte und Personalprobleme (Fachkräftemangel) abgemildert verwendeten Software sowie eine konsequente Umset- Mit einer Erreichbarkeit an 24 Stunden an sieben bei den statistischen Landesämtern verbleiben. Das werden. zung des BGG auch für die Arbeitsplätze im öffentlichen Tagen pro Woche anstelle von Wartemarken im Nebeneinander von Meldebehörden und Standesämtern Dienst ist erforderlich. Bürgerbüro vor Ort lässt sich bei den weitaus ist nur noch historisch zu erklären. Einzelne Bundes Gleichzeitig steht der öffentliche Dienst bei der Suche meisten Bürgern eine hohe Akzeptanz erreichen. länder leisten sich noch eine unwirtschaftliche Fülle von nach geeigneten Mitarbeitern im Laufe der nächsten Für ausländische Mitbürger können sprachlich Standesämtern. Der Flächenstaat Bayern etwa zählt Jahre in einem deutlich verschärfenden Wettbewerb mit Lösungen: kompetente Ansprechpartner, die bei Behörden 1.200 Standesämter. der Privatwirtschaft. Unflexible und veraltete Arbeitsbe- angelegenheiten in der Muttersprache helfen können, dingungen werden hierbei die öffentlichen Arbeitgeber Flexibilisierte Arbeitszeiten, Heimarbeitsplätze einen spürbaren Mehrwert leisten. Andere öffentlich-rechtliche Bereiche leben vor, wie zusätzlich belasten, die durch starre Besoldungsrege- Vernetzte Arbeit, Communities weit eine Konsolidierung denkbar wäre, etwa bei der lungen ohnehin wenige Spielräume bei der Gewinnung Schaffung von Peer Groups zum Wissensaustausch Zusammenführung der Rechenzentren der deutschen von High Potentials haben. Eine der Schlüsselfragen wird Mash-Up-Systeme aus bestehenden Daten Sparkassen. Diese betreiben – obwohl sie unabhängige daher sein, wie sich der öffentliche Dienst seine Attrakti- barrierefreie Arbeitsplätze Körperschaften des öffentlichen Rechts sind – für alle vität als Arbeitgeber erhalten bzw. diese zurückgewinnen Sparkassen in Deutschland ein Rechenzentrum. kann. Mitarbeiter im öffentlichen Dienst werden künftig die sogenannten Digital Natives sein, also eine Generation, die mit Web 2.0 und moderner Informationstechnolo- gie aufgewachsen ist. Neben bekannten Faktoren wie insbesondere der Sicherheit des Arbeitsplatzes sind für diese auch die Arbeitsbedingungen hierbei entscheidend. In einer Arbeitswelt, die durch Flexibilisierung und den 14 15
Demografischer Wandel Elektronische Partizipation Schwellenängste bei digitalen Medien zu vermeiden, 3 Infrastruktur: Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit mittels neuer Technologien können Vorschläge auch telefonisch über das städtische Vor dem Hintergrund aktueller z.B. aus dem demogra- Callcenter oder auf dem Postweg mitgeteilt werden – alle fischen Wandel notwendiger Konsolidierung öffent Vorschläge gehen in das webbasierte Vorschlagswesen licher Haushalte und Digitalisierung des Alltagslebens ein. Bereits im Herbst 2005 hatte das Präsidium der Ham- folgender Herausforderungen für Bürgerinnen und burgischen Bürgerschaft den Auftrag zur Internetdiskus- Aufgrund des demografischen Wandels wird es Land Dabei sind die Mindeststandards z.B. an Notrufannahme Bürger, Wirtschaft, Regierung und Verwaltung ist eine sion »Was wollen wir uns leisten? Bürgerbeteiligung an striche in Deutschland geben, die immer mehr ausdünnen. und Alarmierung weiterhin einzuhalten. Durch die intensive Bürgerbeteiligung unabdingbar. Elektronisch der Hamburger Haushaltsplanung« erteilt. Ziel der Online- Junge und erwerbsfähige Leute werden in Ballungsräume Zusammenlegung von Leitstellen kann querschnittliche unterstützte Beteiligungsformen können wegen ihrer diskussion ist es, über Wahlen und Volksentscheide hinaus oder Städte ziehen, in denen Arbeit zu finden ist. In den Technik (z.B. Video- und Audioanlagen, Antennen- und Orts- und Zeitunabhängigkeit Nachteile traditioneller die Bevölkerung an der politischen Zukunftsplanung ausgedünnten Landstrichen leben dann vorwiegend Funktechnik, Gebäudemanagements- und Stromver- Beteiligungsformen ausgleichen. Sie können außerdem zu beteiligen. 2009 gab es einen weiteren Hamburger ältere Menschen und Menschen sowie Familien, die im sorgungssysteme) gemeinsam genutzt werden. Damit kostengünstig genutzt werden. Bürgerhaushalt mit dem Titel »Sparen oder investieren? Umfeld einen sicheren Arbeitsplatz haben. Im Rahmen reduziert sich der mehrfache Aufwand für Administration, Planen Sie mit.« Außerdem erschien 2011 der Leitfaden dieser Entwicklung wird es auch immer weniger ehren- Wartung und Betrieb. Aber auch durch die Bearbeitung 3 »Social Media in der Hamburgischen Verwaltung« . amtliche Helfer z.B. bei der Freiwilligen Feuerwehr oder eingehender Notrufe durch z.B. vorgelagerte Callcenter- Herausforderungen: Neue Instrumente der E-Partizipation werden aber nur beim Katastrophenschutz geben. Aber auch staatliche Agenten könnte die Anzahl von hochqualifizierten Dispo- dann angenommen und führen zu einem echten Mehr- Sicherheitsbehörden oder auch ehrenamtliche Organisa- nenten reduziert und die Erreichbarkeit verbessert wer- Abwanderungen aus ländlichen Gebieten wert, wenn sie einfach zu handhaben sind, gut strukturiert tionen wie Polizei, Deutsches Rotes Kreuz, Malteser Hilfs- den. Die Disponenten können sich so ausschließlich mit Politische Meinungsbildung im Internet sind und zuverlässig aktuell gehalten werden sowie den dienst werden von diesem Wegzug betroffen werden. dem Einsatzmanagement beschäftigen und nicht mit der Politische Teilhabe im Alter (Mobilität) Geboten des Vertrauensschutzes und des Datenschutzes oft mühsamen Aufnahme der aufwendigen Einsatzort- entsprechen und transparente Rückmeldungsmechanis- informationen. Des Weiteren ist es möglich, Leitstellen in men vorsehen. Damit »Social Media« nur von Menschen Herausforderungen: betriebsschwachen Zeiten auch remote zu bedienen oder Web 2.0 bietet die Möglichkeit, den Bürger insbesondere und nicht Robots genutzt werden, sind sie mit sogenann- die Notrufe zu routen bzw. dass Ressourcen aus Regionen bei regionalen Belangen stärker als bisher in den Prozess ten Captchas geschützt. Die Verwendung barrierefreier Weniger (junge) Leute, die ehrenamtlich im Bereich mit schwächerer Belastung stark beanspruchte Regionen der Entscheidungsfindung einzubinden. Indem der Bürger Captchas ist oft die erste, aber entscheidende Hürde der öffentliche Sicherheit helfen ergänzen, so dass eine weite räumliche Trennung über- einerseits seine eigenen Positionen veröffentlichen, aber Nutzung. Weniger Menschen, die bei Sicherheitsbehörden ar brückbar wäre. Natürlich ist durch ein entsprechendes außerdem auch Stellungnahmen anderer Bürger einsehen E-Partizipation darf nicht die Kluft bei der politischen beiten Rechtemanagement, wie heute schon üblich, sicherzu- und bewerten kann und schließlich auch mit Feedback auf Beteiligungsmöglichkeit vertiefen zwischen denjenigen, Die öffentliche Sicherheit muss auch bei geringer Be stellen, dass die einzelnen BOS nur die Information sehen seine Positionen rechnen kann, gewinnt die öffentliche die über einen intensiven Zugang zu den modernen Infor- siedelung gewährleistet werden. und bekommen, die für sie relevant ist und für die sie Meinungsbildung eine neue Transparenz. Ein prominentes mations- und Kommunikationstechnologien verfügen, autorisiert sind. Beispiel für lokales Agendasetting ist der Kölner Bürger- und denjenigen, die einen solchen Zugang weiterhin mis- haushalt, der bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde sen. Der digitalen Spaltung ist daher vorzubeugen, indem Von daher ist es notwendig, die fehlenden Menschen Durch die Zusammenlegung von Leitstellen kann so ein (für die Haushalte 2008, 2010, 2012). Im Herbst 2007 waren Online- und Offline-Beteiligungsverfahren intelligent mit- bzw. menschlichen Kapazitäten/Ressourcen durch Beitrag zum flexibleren und effizienterem Personalein- die Bürger der Stadt erstmals eingeladen, sich an der einander verzahnt werden und ein barrierefreies Angebot Technik zu ersetzen bzw. zu unterstützen. ITK-Technologie satz geleistet werden, was aufgrund des demografischen Haushaltsplanung für das kommende Jahr zu beteiligen. vorgehalten wird. kann hier einen wesentlichen Beitrag liefern. Wandels ein wesentlicher Treiber für die Nutzung von Wie könnte die Stadt Geld sparen und wofür sollte sie es innovativer ITK im Bereich der öffentlichen Sicherheit ausgeben? Per Mausklick konnten die Kölner ihre Vor- Die Aufnahme von Sicherheitsvorfällen sowie der Einsatz sein wird. schläge zur Verwendung städtischer Einnahmen an die Lösungen: von Sicherheitskräften werden über Leitstellen koordi- Stadt schicken. niert. Neue Technologien erlauben die Zusammenlegung Jeder Spar- oder Investitionsvorschlag zu den für den Ort- und zeitunabhängige von Leitstellen sowohl in fachlicher (eine Leitstelle für Bürgerhaushalt freigegebenen Themen »Sport«, »Grün Online-Beteiligungsplattformen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Führungsstäbe) als flächen« sowie »Straßen, Wege und Plätze« gelangt Elektronische Kommunikation auch in räumlicher Hinsicht (Vernetzung von lokalen auf die Plattform und ist dort für jeden einsehbar. Um Leitstellen zu einer zentralen (virtuellen) Leitstelle). 3 http://www.hamburg.de/buergerbeteiligung 16 17
Demografischer Wandel 4 Handlungsempfehlungen an die Politik Lösungen Zusammenlegung von Leitstellen Betrachtet man die bisherigen Ausführungen, so bietet Auf Stadt und Land werden neue Anforderungen bzgl. Anpassung des Workflows unter Nutzung von insbesondere die ITK-Industrie für viele demografiebe- der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit zukom- Callcenter-Agenten dingte Herausforderungen Lösungen an: So können etwa men. In Ballungsgebieten wird das Thema »Urban Nutzung einer zusammengelegten Leitstelle von mittels E-Health-Applikationen zahlreiche Diagnosen Security«, auf dem entvölkerten Land wird die Zusam- verschiedenen Behörden und Organisationen mit und medizinische Betreuungen über große Entfernungen menlegung und die gemeinsame Nutzung von vor- Sicherheitsaufgaben erfolgen. Dies ermöglicht eine flächendeckende und handener Sicherheitstechnologie, z.B. Leitstellen, eine hochwertige medizinische Versorgung auch in schwach immer wichtigere Rolle spielen. Im Gesundheitssektor besiedelten Gebieten zu moderaten Preisen, weil das sieht der BITKOM neben der notwenigen Förderung der In jedem Fall ist der Interessenskonflikt Kostenersparnis medizinische Personal sich auf die Kernaufgaben Forschungen etwa im Bereich AAL, vor allem auch die versus Qualität der Sicherheits- und Notfalldienste ein- konzentrieren kann. Ebenso können Verwaltungsdienst elektronische Gesundheitskarte als einen wesentlichen deutig zugunsten der Qualität zu entscheiden. leistungen online angeboten werden – das Bürgeramt Ansatzpunkt, um den Herausforderungen des demo- bleibt damit immer erreichbar, auch wenn es nicht mehr grafischen Wandels zu begegnen. Die elektronische um die Ecke ist. Digital-Home-Lösungen ermöglichen das Gesundheitskarte ist der Einstieg in eine intelligente IT-Sicherheit Wohnen in den eigenen vier Wänden selbstbestimmt bis Gesundheitsinfrastruktur, die für die Sicherstellung der ins hohe Alter hinein. Eine flächendeckende Breitband medizinischen Versorgung insbesondere im ländlichen Der zunehmende Einsatz von Technologien im Bereich anbindung ist dabei für Vieles Voraussetzung. Die Raum notwendig ist. der ländlichen Versorgung, insbesondere in sensiblen Branche wird im großen Umfang Investitionen für den Bereichen wie Healthcare, macht es notwendig, eine Aufbau von neuen Hochgeschwindigkeitsnetzen selbst Voraussetzung ist jedoch, dass all diese ITK-Dienstleis- IT-Sicherheitsinfrastruktur aufzubauen, um etwaigen leisten müssen. Dafür benötigen ITK-Unternehmen eine tungen barrierefrei nach den bekannten gültigen Regeln, Missbrauch zu verhin-dern. Die Gesundheit der Men- deutlich verbesserte rechtliche Rechts- und Planungs- Gesetzen und Verordnungen gestaltet werden, denn schen ist das wichtigste Gut und deshalb müssen für den sicherheit. Bestehende Investitionshemmnisse müssen sonst können sie von den intendierten Nutzergruppen technischen Einsatz besonders hohe Anforderungen an abgebaut werden. nicht angewendet werden. die IT-Sicherheit gestellt werden. Politik, Behörden, ins- besondere das BSI, und IT-Wirtschaft müssen an einem gemeinsamen Konzept zum Schutz der kritischen Infra- struktur arbeiten und Mindeststandards festlegen. Nicht nur die eingesetzten Geräte benötigen ein TÜV-Zertifikat, sondern auch die notwendigen Schutzmaßnahmen (benötigen ein BSI-Zertifikat). Ein hohes Schutzniveau wird die Akzeptanz des Einsatzes neuer Technologien erhöhen. Lösungen: Erarbeitung gemeinsamer Standards Berücksichtigung der IT-Sicherheit bei der Angebots- und Produkterstellung 18 19
Demografischer Wandel Politische Handlungsempfehlungen: Gesetzliche Rahmenbedingungen Datensicherheit /-schutz (einheitliche Regelungen über alle Bundesländer hinweg sowie Harmonisierung auf EU-Ebene) Klärung der Haftungsfragen für Hersteller, Diensteanbieter, medizinische Leistungserbringer und Betreiber Anpassung des Medizinproduktegesetzes für effizienten Einsatz von ITK in Produkten und Diensten sowie zur Abgrenzung von (neu)pflegerischen gegenüber medizinischen Leistungen Versorgungsstrukturgesetz: Erstattung Telemedizin, Stimulation und Förderung von Um- und Ausbaumaßnahmen sowie technischer Infrastruktur für altersgerechtes Leben Berücksichtigung von AAL-Lösungen im Rahmen der Pflegereform gesetzgebung durch Flexibilisierung des Leistungsrechts Untergesetzliche Maßnahmen Sicherstellung der Interoperabilität der Systeme durch geeignete Standards Bundesweiter Abschluss der Verteilung der elektronischen Gesundheitskarte mit Lichtbild bis 2013 Einführung eines elektronischen Wechselwirkungschecks (Arzneimitteltherapiesicherheit) Einführung elektronischer Fallakten in den Kliniken Verbindliche Vorgaben des Bundesministeriums für Gesundheit zur sektorübergreifenden (klinischer und ambulanter Bereich) semantischen Interoperabilität, d. h. einheitliche Beschreibung der Datenfelder Anreize zur Nutzung der elektronischen Identifikation mittels des neuen Personalausweises schaffen; der Bund liefert die notwendige Software, damit die Bürgerdienste mit den höchsten Fallzahlen bis 2016 vollelektronisch erbracht werden können Querschnittliche Verwaltungsaufgaben werden ressortübergreifend durch gemeinsame Dienstleistungszentren (sogenannte Shared Service-Center) erbracht; die Bündelung erfolgt auf Bundesebene für 70% der Dienste bis 2017, auf Landesebene für 70% der Dienste bis 2020 Ausweitung des Serviceangebots der Behördenrufnummer D115; örtlich auf das gesamte Bundesgebiet bis 2013; zeitlich auf eine Verfügbarkeit 24/7 bis 2018; Ergänzung um fremdsprachliche Unterstützung in den zehn häufigsten Fremdsprachen bis 2020 Zusammenlegung von Leitstellen und Nutzung dieser von verschiedenen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) 20 21
Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vertritt mehr als 1.700 Unternehmen, davon über 1.100 Direktmitglieder mit etwa 135 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftig ten. Hierzu gehören fast alle Global Player sowie 800 leistungsstarke Mittelständler und zahlreiche gründer geführte, kreative Unternehmen. Mitglieder sind Anbieter von Software und IT-Services, Telekommunikations- und Internetdiensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unternehmen der digitalen Medien und der Netzwirtschaft. Der BITKOM setzt sich insbesondere für eine Modernisierung des Bildungs systems, eine innovative Wirtschaftspolitik und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein. Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. Albrechtstraße 10 A 10117 Berlin-Mitte Tel.: 030.27576-0 Fax: 030.27576-400 bitkom@bitkom.org www.bitkom.org
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