MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59

 
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MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
Ausgabe Nr. 59                  Rosch Haschana 5782 / September 2021

MITTEILUNGSBLATT
des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden
MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
Rosch Haschana 5778
Inhalt | Impressum                                                                      Kirchensteuer                                                                         September 2017

Kirchensteuerbeschluss ................................................................................................................................................................                                     2
Grußwort Vorsitzender Rami Suliman .........................................................................................................................                                                                3
Grußwort Landesrabbiner Moshe Flomenmann .............................................................................................                                                                                      4
Bericht des Vorstands .....................................................................................................................................................................                                 5
Jugendreferat .............................................................................................................................................................................................                 6
Familienreferat ...........................................................................................................................................................................................                 8
Buchrezensionen ....................................................................................................................................................................................                        9
Baden-Baden ...............................................................................................................................................................................................                10
Emmendingen ............................................................................................................................................................................................                   11
Freiburg ..............................................................................................................................................................................................................    12
Heidelberg ......................................................................................................................................................................................................          13
Karlsruhe ..........................................................................................................................................................................................................       16
Konstanz ...........................................................................................................................................................................................................       18
Lörrach ................................................................................................................................................................................................................   19
Mannheim ........................................................................................................................................................................................................          20
Pforzheim .........................................................................................................................................................................................................        21
Rottweil ..............................................................................................................................................................................................................    22

     HINWEIS: In unserer Reihe LEBENSSPUREN zeigen wir eindrückliche Lebenswege und Zeitzeugenerinnerungen
     von Mitgliedern unserer jüdischen Gemeinden in Baden.
     Wenn Sie jemanden kennen, von dem Sie denken, dass ihr oder sein Leben unbedingt erzählt werden
     sollte, dann wenden Sie sich bitte an uns unter E-Mail: irg.dta@gmail.com
     Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge.

Impressum                                                                                                                           Quellennachweis:
                                                                                                                                    Fotos Titel und Grußworte: Doro Treut-Amar
Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
mit Nachrichten aus den Gemeinden der IRG Baden K.d.ö.R.                                                                            Redaktion:
                                                                                                                                    Thorsten Orgonas, Agnes Weber
Ausgabe Rosch Haschana 5782 / September 2021
Es wird darauf hingewiesen, dass die veröffentlichten Artikel aus-                                                                  Koordination | Abwicklung:
schließlich die Meinungen der Verfasser wiedergeben und dass                                                                        raumK Verlag Karlsruhe | info@raumK.de
die Gemeinden für ihre Beiträge inhaltlich und redaktionell selbst                                                                  Gestaltung | Layout:
verantwortlich sind.                                                                                                                Currydesign | Uwe Moeller | info@currydesign.de

KIRCHENSTEUERBESCHLUSS

Bekanntmachung des Kirchensteuerbeschlusses 2022

 Der Oberrat der Israelitischen Religionsge-                                      gilt auch in den Fällen der Pauschalisierung                                     für Finanzen Baden-Württemberg vom 8. Au-
 meinschaft Baden hat auf seiner Sitzung am                                       der Lohnsteuer sowie der Pauschalisierung                                        gust 2016 - 3-S244.4/27 - (BStBl I S. 773)
 20.06.2021 folgenden Beschluss gefasst:                                          der Einkommensteuer auf Sachprämien nach                                         5,0% der pauschalen Lohnsteuer und der
„Der Steuersatz für die einheitliche Kirchen-                                     § 37a Einkommensteuergesetz (EStG) so-                                           pauschalen Einkommensteuer.“
 steuer als Zuschlag zur Einkommen-/Lohn/                                         wie auf Sachzuwendungen nach § 37b EStG.                                         Der Steuerbeschluss wurde durch das ba-
 Kapitalertragsteuer wird für das Kalender-                                       Bei Anwendung der Vereinfachungsregelung                                         den-württembergische Kultusministerium
 jahr 2022 auf 8,0% der Bemessungsgrund-                                          beträgt der ermäßigte Steuersatz nach Nr. 1                                      im Einvernehmen mit dem Finanzministe-
 lage festgesetzt. Der Hebesatz nach Satz 1                                       i.V.m. Nr. 3 des Erlasses des Ministeriums                                       rium am 25.06.2021 genehmigt.

      2                                                                                                                                                Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
VORSTAND

GRUSSWORT

Liebe Mitglieder der IRG Baden, liebe Leser,

das jüdische Neujahrsfest Rosch                                                                           Die Gemeinden sind dabei - in
Haschana 5782 steht vor der Tür.                                                                          Abhängigkeit von den jeweiligen
                                                                                                          örtlichen Inzidenzzahlen - das
Erneut geht mit diesem Fest ein                                                                           Gemeindeleben wieder zu inten-
Jahr zu Ende, das von der Covid-                                                                          sivieren, G-ttesdienste und reli-
19-Pandemie geprägt war. Wei-                                                                             giöse Veranstaltungen in Präsenz
terhin mussten wir mit erhebli-                                                                           wieder regelmäßig anzubieten.
chen Einschränkungen im priva-                                                                            Wir lassen Vorsicht walten, be-
ten und öffentlichen Leben und                                                                            finden uns aber auf dem Weg
im Gemeindeleben zurechtkom-                                                                              zurück in die Normalität. Die ei-
men. Kontaktlose Begrüßungen                                                                              ne oder andere Veranstaltung
und FFP2-Masken gehören im-                                                                               wird weiterhin online erfolgen
mer noch zu unserem Alltag.                                                                               müssen, aber daran sind wir ja
                                                                                                          mittlerweile auch gewöhnt. Ich
Gemeinsam mit dem Land ha-                                                                                wünsche uns allen, dass wir uns
ben wir im Frühjahr Impftermi-                                                                            bald wieder ohne an Infektionen
ne für unsere betagten Mitglie-                                                                           denken zu müssen begrüßen und
der besorgen können. Anfangs                                                                              in die Arme nehmen können.
waren wir den Gemeinden auch
bei der Beschaffung von Masken                                                                            Sie wird auch das nun beginnen-
und Schnelltests behilflich. Heu-                                                                         de neue Jahr seine Herausforde-
te ist die Impfterminvereinbarung und die       - insbesondere Kindern und Jugendlichen.       rungen für uns bereithalten. Es wird Enttäu-
Versorgung mit Masken oder Schnelltests          Und nach Delta wird es weitere Variante ge-   schungen geben, aber auch Erfreuliches. Wir
problemlos möglich.                              ben - entscheidend ist, dass wir weiterhin    werden gefordert werden, aber auch genie-
                                                 angemessen mit diesen Herausforderungen       ßen können. Freuen wir uns auf das was das
Und es gibt Anlass zur Hoffnung. Anders als      umgehen.                                      Jahr 5782 uns bringt.
vor einem Jahr stehen nun Impfstoffe zur
Verfügung. Anders als vor einem Jahr sind       Das gilt auch für die Tage im Mai, als Rake-   Der Vorstand und der Oberrat sowie
bereits viele Menschen geimpft. Anders als      ten der Hamas in Israel einschlugen. Auch      alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
vor einem Jahr kann man sich überall mit        in unseren Straßen in Baden kam es zu De-      der Israelitischen Religionsgemein-
Bürgertests Sicherheit darüber verschaffen,     monstrationen mit antisemitischen Vorfäl-      schaft Baden wünschen
nicht infiziert zu sein. Anders als vor einem   len. An der Synagoge in Mannheim wurde                     Schana Towa,
Jahr sind die Zahlen der Neuinfektionen auf     ein Fenster beschädigt, an der Synagoge in            ein gutes und gesundes
niedrigem Niveau stabil. Lockerungen der        Ulm ein Brand entfacht. Wir freuen uns, dass              neues Jahr 5782,
Corona-Maßnahmen sind die Folge.                sich muslimische Verbände an unsere Sei-       mögen Sie alle für ein erfolgreiches
                                                te gestellt haben und Gewalt und Antisemi-     Jahr eingeschrieben werden.
Wir können durchatmen, aber wir dürfen uns      tismus verurteilten. Auch aus der Gesell-
auf den Erfolgen nicht ausruhen. Die Delta-     schaft, aus Politik und Kirchen haben wir in                          Für den Vorstand
Variante des Virus muss im Blick behalten       diesen Tagen viel Solidarität erfahren. Das                              Rami Suliman
werden, gerade bei den noch Ungeimpften         hat uns gutgetan.                                                         Vorsitzender

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens                                                                                 3
MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
LANDESRABBINER MOSHE FLOMENMANN

GRUSSWORT

Liebe Freunde,

noch immer wissen wir nicht, wann die         darf G’tt nicht mit den
Pandemie vorüber sein wird. Als Menschen      Schutzmaßnahmen, ver-
können wir nur abwarten und auf G’tt ver-     wechseln. Unser Beitrag
trauen. In Pirkej Avot (Sprüche der Väter)    ist wichtig, aber was ge-
steht, dass klug ist, wer von anderen Men-    schehen wird, hängt nicht
schen und Situationen lernen möchte. Wir      von uns ab, sondern von
lernen von der Pandemie, dass wir trotz       G’ttes Willen.
unserer scheinbar unbegrenzten Möglich-       Aus diesem Grund wis-
keiten, Ereignisse oft nicht nach unserem     sen wir auch nicht, ob
Willen beeinflussen können.                   und wie wir an Rosch Ha-
                                              schana einen G’ttesdienst
 Passend dazu lautet ein jüdisches Sprich- in der Synagoge abhal-
 wort: „Der Mensch tracht und G’tt lacht!“ ten können. Wir müssen
– „Der Mensch denkt und G’tt lacht“. Den- die Voraussetzungen da-
 noch sollten wir nicht aufhören zu planen, für schaffen, aber letzt-
 sondern immer das Nötige tun, um unse- endlich können wir nur
 re Ziele zu erreichen. Andererseits gibt es dafür beten, denn G’tt
 genau das Gegenteil, dass ein Mensch be- hat das letzte Wort. Wir
 tet und nichts von sich aus tut. Die folgen- müssen die Balance fin-
 de Anekdote illustriert dies sehr treffend: den zwischen der Hoff-
„Ein frommer Mann betet sein ganzes Le- nung auf G’tt und „Hisch-
 ben zu G’tt um „Parnassa“ (Finanzhilfe), tadlut. Wir dürfen nicht
 dass er im Lotto gewinnt. Als er eines Ta- untätig sein, aber gleich-
 ges stirbt, fragt er G’tt: Warum hast DU zeitig müssen wir G‘ttes
 mir nicht geholfen? Daraufhin antwortet Weg akzeptieren.
 G’tt: Du hättest dir ein Los kaufen müssen,
 damit ICH dir die Möglichkeit hätte geben Im Gebet an Rosch Haschana steht ge-           unsere Gesundheit, sondern auch unsere
 können, im Lotto zu gewinnen“. Das heb- schrieben: „Am Neujahrtag werden sie ein-        Gemeindeleben zu erhalten. Gemeinden
 räische Wort „Hischtadlut“ bedeutet ge- geschrieben und am Tage der Versöhnung           haben „Kiddusch“ (Essen) an ihre Mitglie-
 nau das: Wünsche reichen nicht aus. Wir besiegelt, wie viele dahinscheiden sollen        der nach Hause geliefert; Videokonferen-
 müssen unseren Beitrag leisten, damit G’tt und wie viele geboren werden, wer leben       zen fanden vor Schabbat statt, um das Ge-
 uns hilft. ER erwartet unseren Einsatz für soll und wer sterben soll, wer zu seiner      fühl von Schabbat und dem gemeinsamen
 unsere Anliegen und Ziele.                   Zeit und wer vor seiner Zeit, wer durch     Beten zu erhalten; und uns wurde bewusst,
                                              Feuer und wer durch Wasser, wer durch       dass das Jüdische Leben nicht nur auf Sy-
 Im Moment tun viele Menschen ihr Mög- Schwert und wer durch Hunger, wer durch            nagogen beschränkt werden sollte. Unser
 lichstes, um sich zu schützen. Man lässt den Sturm und wer durch die Seuche, wer         Zuhause wurde zur Synagoge. Mit diesen
 sich impfen, schränkt seine sozialen Kon- Ruhe haben wird und wer Unruhe, wer Rast       zukunftsorientierten Innovationen blicken
 takte ein und befolgt gewissenhaft die AHA findet und wer umherirrt, wer frei von Sor-   wir mit Zuversicht auf das, was G’tt für
 Regeln, aber ist es damit getan? Die Ant- ge und wer voll Schmerz, wer hoch und          uns geplant hat.
 wort lautet: NEIN, denn was passieren wird wer niedrig, wer reich und wer arm sein       Ich wünsche uns allen, dass wir die Pande-
 liegt nicht in unserer Hand.                 soll.“ Wichtig zu verstehen ist, dass nur   mie gut überstehen und von anderem Un-
 Nach dem Anschlag in Halle sprach viele G’tt entscheidet, was mit uns passiert. Wir      glück verschont bleiben, dass G’tt uns be-
 Menschen von einem Wunder. Die stabile müssen tun, was wir tun können, doch wir          schützen wird und dass wir alle „Hischtad-
 Tür habe die Menschen gerettet, hieß es. müssen auch begreifen, dass ein Mensch          lut“ Maßnahmen richtig wählen werden.
 Das ist FALSCH. Es sind nicht nur Türen, nur ein Mensch ist.
 Panzerglas oder Eingangsschleusen, die Während der Pandemie war „Hischtadlut“                       Rabbi Moshe Flomenmann
 uns beschützen, sondern G’tt selbst. Man ein wesentlicher Baustein, um nicht nur                    Landesrabbiner von Baden

    4                                                                             Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens
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VORSTAND

BERICHT DES VORSTANDS

Solidarität und Partnerschaft:
IRG Baden im Festjahr 2021

„Ministerpräsident Kretschmann hat große         der deutschen Staatsbürgerschaft und An-       gegebener Verkehrssicherheit auf Betrei-
 Besorgnis wegen der antisemitischen Vor-        tisemitismus nicht miteinander verträgt.       ben des Haftpflichtversicherers der Stadt
 fälle insbesondere bei Demonstrationen in       Die Gespräche mit den einzelnen Verant-        Wertheim für Besucher geschlossen wur-
 den letzten Tagen. Er hat zu Beginn seiner      wortlichen geben Anlass zur Hoffnung, dass     de. Gemeinsam mit Stadt, Landkreis, örtli-
 Regierungserklärung am Mittwoch deswe-          diese Ansätze ernsthaft weiterverfolgt wer-    chen Vereinen und dem Innenministerium
 gen deutlich gemacht, dass der Schutz jüdi-     den. Für von Antisemitismus Betroffene bie-    konnte eine Sanierung der Friedhofswege
 schen Lebens und das Existenzrecht Israels      tet OFEK von der ZWST nun auch in Baden-       verabredet werden, die zu Beginn des Jah-
 Staatsräson in Baden-Württemberg sind“, er-     Württemberg Anlauf- und Beratungsstellen       res 2022 durchgeführt werden soll, so dass
 klärte der Staatssekretär im Staatsministe-     (in Freiburg und Stuttgart) an.                Besucher im Frühjahr 2022 den Friedhof
 rium Florian Hassler bei einer Videokonfe-      Die Maßnahmen zur Eigensicherung schrei-       wieder betreten können.
 renz mit den beiden Israelitischen Religions-   ten weiter voran. Gemeinsam mit der Lan-       Auch die Gespräche zum Umgang mit dem
 gemeinschaften im Land am 21. Mai 2021.         desregierung und dem Landeskriminalamt         historischen Synagogengrundstück in Bruch-
 Vorausgegangen waren Raketenangriffe            sind weitere Gebäude überprüft und kon-        sal gehen weiter. Nachdem die Feuerwehr
 der Hamas auf Israel und - teilweise ge-        krete Maßnahmen verabredet worden. Auch        das mit einem Feuerwehrgerätehaus be-
 walttätige und oft antisemitische - De-         die Ausbildung unserer Sicherheitsmitar-       baute Grundstück räumt, ist die Nachnut-
 monstrationen in Deutschland und auch           beiter konnte aufgenommen werden. An-          zung festzulegen. Im Gespräch sind in die
 in Baden. Unmittelbar nach Aufflammen           fang Mai fand ein Einführungslehrgang des      Zukunft weisende Lehr- und Lernformate,
 der Gewalttätigkeiten im Nahen Osten hat-       Zentralrats in Karlsruhe statt, dem nun suk-   die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
 te sich die Landesregierung an die IRG Ba-      zessive weitere Schulungen folgen.             miteinander verbinden.
 den und die IRGW gewandt. Bereits am            Das „Festjahr 2021 - jüdisches Leben in        In Baden-Baden wird weiter um die Gestal-
 20.05.2021 kam es zu einem Austausch            Deutschland“ verläuft pandemiebedingt          tung der neuen Synagoge gerungen. Wei-
 mit Innenminister Thomas Strobl, Justiz-        bisher anders als erhofft. Viele Veranstal-    tere Gespräche mit dem Architekten und
 ministerin Marion Gentges, Staatssekre-         tungen mussten auf das zweite Halbjahr         der Stadtverwaltung haben stattgefunden,
 tär im Kultusministerium Volker Schebes-        2021 verschoben werden, einige konnten         im Mai wurde das Projekt erstmals im Ge-
 ta und Vertretern der Landesverwaltung.         online stattfinden. Auch der eigentlich be-    staltungsbeirat vorgestellt. Weitere Schrit-
 Bei diesem Gespräch konnte unser Vorsit-        reits zum vergangenen Jahreswechsel            te werden folgen.
 zender Positives berichten aus der Zusam-       5780/5781 geplante erste Neujahrsemp-          Auch die mit dem Land verabredete Aka-
 menarbeit mit muslimischen Verbänden.           fang der IRG Baden musste coronabedingt        demie nimmt konkretere Züge an. Gemein-
 In Pforzheim beispielsweise hatten sie zu-      um ein weiteres Jahr verschoben werden.        sam mit der IRGW werden die Planungen
 sammen mit der Jüdischen Gemeinde, den          Dafür plant der Vorstand für den 5. Dezem-     für das Jüdische Bildungszentrum Baden-
 Kirchen und der Stadt in einer gemeinsa-        ber 2021 einen gemeinsamen Abend der           Württemberg vorangetrieben.
 men Erklärung gegen Gewalttat und ge-           jüdischen Gemeinschaft mit Kirchen und         Da die Pandemie trotz vermehrter Impfquo-
 gen Antisemitismus aufgerufen. Andere           Religionsgemeinschaften sowie Vertretern       ten und sinkender 7-Tages-Inzedenzen im-
 Städte folgten diesem Beispiel.                 aus Politik und Verwaltung in Pforzheim un-    mer noch nicht ganz beherrschbar scheint,
 Die Landespolitik sandte das eindeutige Si-     ter dem Motto „Mach dich auf und werde         hat der Oberrat in seiner Sitzung im Juni
 gnal, dass antisemitische Vorfälle nicht ge-    Licht“ (Jesaja 60, Vers 1). Im Mittelpunkt     beschlossen, die Pflicht der Gemeinden,
 duldet werden. So hat der Landtag in sei-       des festlichen Abends stehen verschiede-       Gemeindeversammlungen oder Wahlen ab-
 ner Sitzung am 09.06.2021 eindeutig Posi-       ne Grußworte, das Kerzenzünden an der          zuhalten, bis zum 31.12.2021 auszusetzen.
 tion bezogen und eine Resolution gegen          Chanukkia und der lebendige Austausch          Der jeweilige Gemeindevorstand kann so-
 Antisemitismus verabschiedet. Bei Geflüch-      der Gäste untereinander. Anlass ist Cha-       mit zum Gesundheitsschutz Gemeindever-
 teten, die antisemitische Straftaten bege-      nukka, der auf diesen Tag fallende christli-   sammlungen und Wahlen in das Jahr 2022
 hen, soll die Bleibeperspektive ernsthaft       che 2. Advent, das ausgehende „Festjahr        hinein verschieben, auch wenn die Gemein-
 geprüft und ggf. verneint werden. Auch über     2021 - jüdisches Leben in Deutschland“ so-     desatzung dies anders bestimmt.
 Bewerber um die deutsche Staatsbürger-          wie das beginnende „Reuchlinjahr 2022“.
 schaft, die mit antisemitischen Aktivitäten     Regional haben wir intensive Gespräche                      Im Auftrag des Vorstands:
 in Erscheinung treten, wird bundesweit da-      geführt zur Sanierung des jüdischen Fried-                          Thorsten Orgonas
 hingehend diskutiert, dass sich der Erwerb      hofs in Wertheim, der wegen nicht mehr                          Hauptgeschäftsführer

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens                                                                                  5
MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN

JUGENDREFERAT DER IRG BADEN

Jewrovision 2020

Für die Jewrovision 2020 haben wir als Ju-                                                                    auch den Auftrag und die
JuBa lange geprobt und einen wundervol-                                                                       Kraft, etwas Neues zu
len Act auf die Bühne gestellt. Ich freute                                                                    erschaffen und diesem
mich bereits auf den Auftritt, vor allem da                                                                   Namen Ehre zu erweisen.
ich selbst eine Leadstimme singen/über-                                                                       Weil uns alle dieselben
nehmen durfte.                                                                                                jüdischen Wurzeln einen,
Leider musste das gesamte Event auf Grund                                                                     empfinden wir den
der Pandemie spontan abgesagt werden.                                                                         Zusammenhalt, den wir
Um das nach zuholen wurde im Juni eine                                                                        für unsere individuelle
Online-Video-Show veranstaltet, in der wir                                                                    Freiheit brauchen.
uns gemeinsam die Vorstellungsvideos zu        Auftritts, auch ohne den Song „I got a name“ Ich fand die Möglichkeit sehr wichtig, den
allen Auftritten angeschaut haben.             von Jim Croce, zu vermitteln.                Zuschauenden die Tiefe unserer Idee näher
Vor jedem der Videos wurde eine*r von den      Uns war es nämlich wichtig zu zeigen, dass zu bringen und somit das Vorstellungsvideo
Jugendlichen interviewt, um die Bedeutung      das Motto „Be yourself“ stark mit dem Na- von JuJuBa aufschlussreicher zu machen.
hinter dem Video zu erklären. Ich wurde ein-   men verknüpft ist, der jedem Menschen Anschauen kann man das Video unter:
geladen, einige Worte zu unserem JuJuBa-       gegeben wurde. Er erinnert uns an unsere https://m.youtube.com/watch?v=
Video zu sagen und das Konzept unseres         Wurzeln und kann uns Halt geben, aber 38k612-v6C8
                                                                                                                     Joy, Heidelberg

Bad Sobernheim

Kinder und Jugendliche gehörten während
des Lockdowns zu den größten Leidtra-
genden. Alle Veranstaltungen, an welchen
sie ihre engsten Freunde hätten treffen
können, fanden über Monate hinweg nicht
statt.
Das Jugendreferat der IRG hat sich darum
bereits inmitten des Lockdowns entschie-
den, bei den ersten Lockerungen, mit den
Kindern auf ein Machane (Feriencamp) zu
fahren.
Es waren gemischte Gefühle, die Pfingst-
ferien dafür anzupeilen, da der Ort und die
gesetzliche Lage unklar waren.
Am 19. Mai 2021 kam die offizielle Erlaubnis
ein Machane mit bis zu 60 Personen in Bad getragen, die Pfingstferien für alle Betei-      Vor Ort waren einige Dinge aufgrund des In-
Sobernheim stattfinden zu lassen. Das ligten zu etwas ganz Besonderem und Un-              fektionsschutzes anders als sonst. Um An-
Organisationsteam stand vor der großen vergesslichen zu machen.                            sammlungen zu vermeiden, wurde das Früh-
Herausforderung ein 8-tägiges Machane Die Kinder und Betreuer*innen haben alle             stück den Kindern morgens ins Zimmer ge-
innerhalb von fünf Tagen auf die Beine zu strengen Abstands-, Masken- und Hygiene-         bracht. Mittag-, und Abendessen wurde drau-
stellen.                                     regeln in Kauf genommen, um endlich ih-       ßen in Pavillons, statt im Speisesaal einge-
Eine große Stütze waren dabei viele junge re Freunde wieder zu sehen. Darüber hin-         nommen. Obwohl das Wetter die ersten Ta-
Freiwillige, die sich spontan bereit erklärt aus wurden alle, jeden zweiten Tag, auf ei-   ge nicht mitgespielt hat, haben sich die Kin-
haben, als Madrichim und Madrichot ne mögliche Infektion getestet.                         der und Jugendlichen die Freude am Zusam-
(Betreuer*innen) mitzukommen und aus- Trotz der vielen Herausforderung konnte              mensein nicht nehmen lassen.
zuhelfen. Jede helfende Hand hat dazu bei- das Machane am 25. Mai endlich losgehen.        Warum sollten sie auch? Schließlich gab es

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MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
JUGENDREFERAT DER IRG BADEN

                                                                                              alterigen in Kontakt zu kommen und Freund-
                                                                                              schaften fürs Leben zu schließen.
                                                                                              An einigen Tagen gab es Ausflüge zum
                                                                                              Freilichtmuseum, Minigolf oder Waldwan-
                                                                                              derungen.
                                                                                              Für das Abendprogramm hatten sich die
                                                                                              Madrichim und Madrichot Schmuggel-Ap‘s,
                                                                                              Wettbewerbe und Lagerfeuersabende ein-
                                                                                              fallen lassen.
                                                                                              Ein besonderes Erlebnis war dieses Jahr der
                                                                                              Shabbat. Alle Kinder haben eine wichtige
                                                                                              Aufgabe übernommen, wie z.B. Tische de-
von morgens bis abends ein aufregendes         chot, wie z.B. Mode Design, Töpfern, Rap-      cken, Blumen pflücken, Synagoge aufbau-
Programm.                                      pen oder Armbänder basteln.                    en und dekorieren. Innerhalb von einer Stun-
Jeder Tag begann mit Sport. Die Kinder soll-   Ebenso wurden große Projekte veranstal-        de herrschte eine einzigartige Atmosphäre,
ten sich austoben und all die angestaute       ten, bei welchen die Kinder interaktiv über    bei welcher die Kinder und Betreuer endlich
Energie der letzten Monate endlich raus-       das Judentum, Superhelden, Familie, Shab-      zur Ruhe kommen und konnten, die vergan-
lassen. Als Angebot gab es Völkerball, Rei-    bat, Israel und vieles mehr lernen konnten.    genen Tage verinnerlichen und die kommen-
ten, Flag Football und Tanzen.                 Da die Kinder bereits zu Beginn in den je-     de Woche Willkommen heißen konnten.
Nach dem Mittagsessen gab es kreative          weiligen Altersgruppen aufgeteilt waren,       Kein Tag war wie der andere und das mach-
Angebote von den Madrichim und Madri-          hatten sie somit die Möglichkeit mit Gleich-   te diese Zeit so aufregend.

                                   SAVE THE DATE

                                   21.11.21

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens                                                                                7
MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
FAMILIENREFERAT

FAMILIENREFERAT DER IRG BADEN
Fotoimpressionen aus dem Familienreferat unter der Leitung von Elik Roitstein.

                                                                     Seit Beginn der Corona-Pandemie
                                                                     lernen wir online schöne israelische
                                                                     Lieder, Feiertags- und Schabbatlieder
                                                                     mit Liedtexten und Übersetzung.

                                                                        Veranstaltung zum Thema „Jüdische Organisationen in
                                                                        Deutschland“ (Online) mit Anatoli Purnik (ZWST)
                                                                        am 04.07.2021.

                                                              Vortragsreihe (Online) zum Thema
                                                             „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
                                                              mit David Nisengolts (Moskau) am 02.05.2021,
                                                              23.05.2021, 13.06.2021.

      Keren Hayesod Deutschland
      Vereinigte Israel Aktion e. V.
      bedankt sich bei der
      Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden sowie bei
      deren Gemeinden für die großzügige Unterstützung!

      • Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden
      • Jüdische Gemeinde Emmendingen
      • Israelitische Gemeinde Freiburg
      • Jüdische Kultusgemeinde Heidelberg
      • Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe
      • Synagogengemeinde Konstanz
      • Israelitische Kultusgemeinde Lörrach                                  CROWDFUNDING
      • Jüdische Gemeinde Mannheim                                            650 Therapieplätze
      • Jüdische Gemeinde Pforzheim
      • Israelitische Kultusgemeinde Rottweil/VS                              für traumatisierte Kinder

      ‫תודה רבה‬
      Weitere Informationen: www.keren-hayesod.de

      Keren Hayesod Spendenkonto: Frankfurter Sparkasse                                 IHRE SPENDE
      IBAN: DE84 5005 0201 0200 5454 50 · BIC: HELADEF1822                              IST ISRAELS STÄRKE!

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MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
BUCHVORSTELLUNGEN

BUCHVORSTELLUNGEN

Ein kleines Denkmal

Petra Bonavita: Die Bildhauerin und              pen in Berlin zu Beginn                                              Darstellung der Ge-
das Kind.                                        der 1940er Jahre. Die                                                schehnisse von Hedwig
1. Aufl. 2021, 184 Seiten, kartoniert,           Künstlerin Hedwig Wit-                                               Wittekind zieht den Le-
Schmetterling Verlag                             tekind wurde über                                                    ser in den Bann. Gut,
ISBN: 978-3896570468, € 19,80                    Freunde in den Wider-                                                dass die Autorin die Pro-
                                                 stand involviert und                                                 tagonistin ausführlich
„Noch immer, Jahrzehnte nach Kriegsende,         stellte ihre Wohnung                                                 im Original zu Wort kom-
 liegen in manchen Archiven bemerkens-           für solche Zwecke zur                                                men lässt. Der Selbst-
 werte Dokumente, die neue Einblicke in die      Verfügung. Ein Ehepaar                                               zeugnis der Künstlerin
 Alltagsgeschichte des Widerstands gegen         mit kleinem Kind wird                                                glänzt durch authenti-
 den Nationalsozialismus erlauben. Sie brin-     von ihr und ihren Freun-                                             sche Stärke.
 gen die vergessenen und oft sehr mutigen        den geschützt. Mit der                                               Ein kleines Stück Zeitge-
 Aktionen einzelner Menschen ans Licht“ be-      eigentlichen Rettungs-                                               schichte, das eine muti-
 richtet Petra Bonavita in ihrem Vorwort zu      geschichte kommt die                                                 ge und selbständige jun-
 der Neuerscheinung „Die Bildhauerin und         Künstlerin selbst zu                                                 ge Frau in den Mittel-
 das Mädchen“. Einer solchen Lebensge-           Wort, sie hat sie im Jah-                                            punkt stellt. Schön, dass
 schichte geht sie nach, der Geschichte der      re 1945 im Rahmen der Entnazifizierungs-        die Künstlerin so ein kleines Denkmal erhält
 Künstlerin Hedwig Wittekind. Die Autorin        verfahren selbst verfasst. Die schlichte, un-   und vor dem Vergessenwerden bewahrt wird.
 führt ein in das Leben der Widerstandsgrup-     prätentiöse und dadurch umso dichtere                                   Thorsten Orgonas

Ein Blick/Einblick in die jüdische Seele

Sandra Kreisler: Jude sein.                      die Fakten sind mehrfach überprüft, da ist      das zulässt. Die Beharrungskräfte vorgefass-
1. Aufl. 2021, 284 Seiten, Klappenbro-           nichts übertrieben, nichts hinzugelogen,        ter Meinungen und vorhandener Erwartungs-
schur, Hentrich & Hentrich Verlag                das sind halt einfach jene Fakten, die man      haltungen spricht sie selbst als Hinderungs-
ISBN: 978-3-95565-435-1, € 18,00                 hier fast nie erfährt. Es ist die andere Sei-   gründe auf dem Weg, neue Erkenntnisse zu
                                                 te, die hier zu Wort kommt, eine, die sonst     gewinnen, an.
„In diesem Buch möchte ich anhand diver-         gern verschwiegen wird.“ Artikel, die in den    Sie arbeitet sich an den sie beschäftigen-
 ser aktueller Geschehnisse auf möglichst        vergangenen fünf Jahren von ihr erschie-        den Themen - Israel, Antisemitismus, Pa-
 leichte und, naja, nennen wir es Kreisler-      nen sind, hat sie für das Buch überarbeitet     lästinenser, ihre Unterstützer und die pa-
 sche Art, die Alltäglichkeit und Normalität     und zusammengestellt.                                               lästinensische Führung
 des Antisemitismus aufzeigen, und natür-        Trotz der tiefgründigen                                            – ab, mal beschreibend,
 lich auch, wie verletzend das ist. Viele Leu-   Materie schafft es die                                              mal bissig, mal verletzt
 te wollen nichts gegen Juden sagen, und         Autorin, eine meist ge-                                             und gefrustet, aber im-
 verschieben ihre unbewussten Ressenti-          fällige, manchmal auch                                              mer mit der Zuversicht,
 ments deswegen einfach gegen Israel. Und        bissige, immer aber gut                                             dass sich letztlich die
 so hört und liest man über diesen schein-       verständliche und kurz-                                             Wahrheit durchsetzt.
 bar never-ending Konflikt hierzulande fast      weilige Sprache zu fin-                                             So schließt sie mit der
 immer nur eine Seite, was zu einem höchst       den. Ja, sie spricht zu                                             Aussage: „Man kann
 schiefen Bild führt. Manche lieben dieses       und mit dem Leser. Sie                                              nämlich das Neue auch
 Bild, und wollen es sich ums Verrecken nicht    erzählt, der Leser denkt                                            mit aller Judenfeind-
 wegnehmen lassen“ schreibt Sandra Kreis-        sich seinen Teil dazu.                                              lichkeit der Welt nicht
 ler im Vorwort zu Ihrem im Frühjahr erschie-    So gelingt es ihr, die                                              aufhalten. Und uns
 nen Buch „Jude sein.“ Kreisler, in München      Information zu trans-                                               auch nicht.“
 geborene, in Wien aufgewachsene und nun         portieren, ohne beleh-                                              Ein zum Nachdenken an-
 in Berlin lebende Sprach- und Schauspiel-       ren zu wollen, und den                                              regendes Buch, das zu
 Künstlerin fährt fort: „Klar bin ich auch po-   Horizont des Lesers zu                                              empfehlen ist.
 lemisch, es sind ja Emotionen im Spiel. Aber    erweitern - wenn der                                                   Thorsten Orgonas

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens                                                                                     9
MITTEILUNGSBLATT des Oberrates der Israeliten Badens und seiner Gemeinden - Ausgabe Nr. 59
GEMEINDEBERICHTE                                                                                                      Baden-Baden

GEMEINDE BADEN-BADEN

Schalom Baden–Baden!!!

Mit diesem Wort begrüßen sich Juden seit den    Erinnerung in Baden-Baden verbreiten. Die        sitzenden der Deutsch-Israelitischen Gesell-
Zeiten der Bibel. Im engeren Wortsinn drückt    Israelitische Kultusgemeinde Baden–Baden         schaft, Frau Barbara Hoffs, für diese Initiative
der Begriff „Schalom“ ein tiefes menschliches   bedankt sich sehr herzlich bei der Ehrenvor-     und bei Frau Oberbürgermeisterin Margret
Verlangen nach Frieden aus. In diesem Jahr                                                       Mergen, sowie der Stadtverwaltung Baden-
wird nicht nur 1700 Jahre jüdisches Leben in                                                     Baden für ihre Unterstützung. Aber auch bei
Deutschland gefeiert, sondern auch das                                                           den Baden-Badener Verkehrsbetrieben und
130-jährige Bestehen der Israelitischen                                                          bei allen, die diese Idee unterstützt und
Kultusgemeinde Baden – Baden. Der Schalom                                                        verwirklicht haben, möchten wir uns ganz
Bus wird die Botschaft von Frieden und                                                           herzlich bedanken.
                                                                                                                              Irina Grinberg

Respektvoll in Kontakt miteinander

                                                Vielfalt und Verschiedenheit prägen unsere       Fragen. Es ist schon gute Tradition gewor-
                                                Welt. Religiöse Vielfalt prägt unseren Alltag.   den, dass die Vertreter des jüdischen, christ-
                                                Das Zusammenleben in unserer Gesellschaft        lichen und muslimischen Glaubens sich im
                                                wird nur gelingen, wenn sich die Religionen      Rathaus in Baden-Baden treffen, um zusam-
                                                miteinander verständigen. Wir stehen für         men mit der Integrationsbeauftragten der
                                                einen friedlichen Umgang und Respekt für         Stadt den Interreligiösen Trialog im Rahmen
                                                einander und für ein sachgemäßes inhaltli-       der Interkulturellen Wochen vorzubereiten.
                                                ches Gespräch über ethische und religiöse                                     Irina Grinberg

Anlässlich der Internationalen Woche gegen Rassismus

Der interreligiöse Dialog eröffnet Begeg- die Rituale des Fastens im Judentum, Chris-
nungsmöglichkeiten. Es war eine Vortrags- tentum und im Islam. Die Regeln und Zei-
reihe in verschiedenen Glauben zu dem The- ten weichen voneinander ab, der Kern scheint
ma Fasten. Die Jahrtausende alte Tradition derselbe zu sein. Es war eine spannende
des Fastens ist heute aktueller denn je. Fas- und interessante Vortragsreihe mit einer an-
ten ist ein fester Bestandteil aller Religio- schließenden Frage- und Diskussionsrunde.
nen und in vielen Religionen spielt das Fas- Ziel von der Vortragsreihe war es, ein wert-
ten eine wichtige Rolle. Gefastet wurde und schätzendes und respektvolles Kennenler-
wird in vielen Religionen. Wir sprachen über nen der Religionen zu ermöglichen.

Jugendzentrum Lehava

Lehava hat seine Türen wieder geöffnet!“ mit    nachhause wohlwissend, dass sie ihre Mad-        Madrichim-Team war es schön sich nach so
diesen Worten startete unser Jugendzent-        richim bald wieder sehen. Aber auch für das      langer und vor allem onlinelastiger Zeit wie-
rum wieder in lang ersehnte Präsenzveran-                                                        der live zu sehen. Besonders weil die neue
staltungen! Am Sonntag den 26.06 haben                                                           Konstellation zwischen Rashim und Madri-
wir uns zum ersten Mal seit längerer Zeit                                                        chim sich das erste Mal getroffen hat. Nach
wieder sehen und erleben können. Bei schö-                                                       dem tollen Mini-Machane in Bad Sobernheim,
nem Wetter hat sich das neue Madrichim                                                           war es besonders wichtig sich auch im ver-
und Rashim Team mit den Jugendlichen ge-                                                         trauten Umfeld, im eigenen Juze zu sehen.
troffen. Dabei wurde die Chance genutzt ge-                                                      Nach langer Zeit mit Online -Terminen, freut
meinsam in einem Park unweit der Gemein-                                                         man sich umso mehr sich persönlich zu se-
de Zeit zu verbringen. Die Kinder und Ju-                                                        hen. Denn eins steht sicher fest- unser Feu-
gendlichen gingen mit einem großen Lächeln                                                       er brennt weiter und wird nicht untergehen!

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Emmendingen                                                                                         GEMEINDEBERICHTE

GEMEINDE EMMENDINGEN

Shiur in Corona-Zeiten

Am 25.03. 2021 war es uns mit Voranmeldung und einer begrenzten Zahl
an Teilnehmenden möglich, in der Synagoge einen gemeinsamen Shiur
zur Pessachvorbereitung abzuhalten. Gemeinderabbiner Yudkowsky frisch-
te dabei unser Wissen zum Ablauf des Sederabends auf und erklärte uns
mehr zur spirituellen Bedeutung von Pessach.

CDU-Politiker zeigen Solidarität mit der jüdischen Gemeinde

Als Reaktion auf die antisemitischen De-                                                      gen. „Es ist beschämend, dass Juden in
monstrationen vor verschiedenen Synago-                                                       Deutschland wieder Angst haben müssen,
gen in Deutschland besuchten der CDU-                                                         ihre Religion frei auszuleben. Jüdisches Le-
Kreisvorsitzende und Bundestagskandidat                                                       ben muss seinen Platz in der Mitte unserer
Yannick Bury (auf dem Foto links), der am-                                                    Gesellschaft haben.“, erklärte Yannick Bury.
tierende CDU-Abgeordnete Peter Weiß (auf                                                      Dies unmissverständlich sicherzustellen sei
dem Foto in der Mitte) und der Fraktionsvor-                                                  Aufgabe von Politik und Behörden.
sitzende der CDU im Emmendinger Kreis-                                                        Politiker wurden mit der Vorsitzenden der
tag, Joachim Saar (auf dem Foto rechts), am                                                   Jüdischen Gemeinde Emmendingen Olga
14. Mai 2021die jüdische Gemeinde in Em-                                                      Maryanovska vor dem Jüdischen Museum
mendingen. Die CDU-Politiker wollten sich      vor Ort informieren und ihre Solidarität mit   fotografiert (Träger: Verein für jüdische Ge-
über die Situation der jüdischen Gemeinde      den hier lebenden Juden zum Ausdruck brin-     schichte und Kultur Emmendingen e.V.).

                                                                                              Chuppa in
                                                                                              unserer Gemeinde

                                                                                              Yael Teschemacher, die Tochter der Grün-
                                                                                              der unserer Gemeinde Ute und Klaus Te-
                                                                                              schemacher, sel. A. und Shmuel Barzilay
                                                                                              haben am 09.05. in der Synagoge von Lu-
                                                                                              zern geheiratet. Die Hochzeit wurde vom
                                                                                              Rabbiner unserer Gemeinde Yudkowsky
                                                                                              und seine Frau Feigy organisiert, Rabbiner
                                                                                              Snyders aus Basel führte die Trauung un-
                                                                                              ter der Chuppa durch.

Geschenke für Senioren

In unserer Gemeinde besteht die Traditi-
on, ältere Menschen mit Geschenken zu
erfreuen. Im Mai erhielten Senioren über
70 Geschenke zum Jahrestag des Endes
des zweiten Weltkrieges. Monatlich berei-
ten unsere Köche für sie ein leckeres Mit-
tagessen vor. Das Mittagessen wird zu Ih-
nen nach Hause geliefert.

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens                                                                                11
GEMEINDEBERICHTE                                                                                                                 Freiburg

GEMEINDE FREIBURG

„Für jüdisches Leben in Deutschland. Für Frieden in Israel. Gegen Antisemitismus.“
„Jüdisches Leben gehört zu Deutschland. Punkt!“
Oberbürgermeister Martin Horn auf Antisemitismus-Kundgebung

Unmissverständlich gab Oberbürgermeister         Frieden für Israel, Frieden für
Martin Horn auf der Veranstaltung „Für jüdi-     Jerusalem. Dr. Dr. Christian
sches Leben in Deutschland. Für Frieden in       Würtz, Weihbischof des Erzbis-
Israel. Gegen Antisemitismus.“ jeglichen an-     tums Freiburg, erinnerte in sei-
tisemitischen Parolen und Aktionen eine kla-     nem Grußwort an die biblische
re und deutliche Absage. Die Israelitische Ge-   Verheißung, dass dereinst nach
meinde Freiburg hatte am Freitag, den 18. Ju-    Zeiten des Unglücks Frieden
ni 2021 zu einer Kundgebung auf den Platz        im Heiligen Land und der Stadt
der Alten Synagoge eingeladen, um ein öf-        Jerusalem einkehren werde.
fentliches Zeichen gegen die wachsende Ju-       Allein schon im Namen Jeru-
denfeindlichkeit in der Gesellschaft zu set-     salem, der Stadt oder Haus
zen. In seiner Begrüßungsansprache forder-       des Friedens bedeutet, liegt die Hoffnung be-      elhass auseinandersetzte. Muslime müssen
te Horn eine weltoffene Stadtgemeinschaft,       gründet, dass Krieg und Schrecken ein Ende         den religionspolitisch gesteuerten Antisemi-
in deren religiösem und kulturellem Leben        haben werden, so der Weihbischof.                  tismus, der bereits Kindern in Schule und Fa-
das Judentum mit seiner Jahrtausende alten       Freiburg ist die Stadt Martin Heideggers, Frei-    milie vorgelebt wird, hinterfragen, sagte der
Tradition einen festen Platz einnimmt. Der       burg ist aber auch die Stadt Gertrud Luck-         Freiburger Religionswissenschaftler.
Oberbürgermeister zeigte sich zufrieden, dass    ners, die bedrohte Juden unterstützte und          In einem kurzen Abriss skizzierte Dr. Heinrich
jüdische Menschen nach der planmäßigen           zur Flucht aus Deutschland verhalf, so Micha-      Schwendemann die Geschichte des Juden-
Vernichtungspolitik des nationalsozialisti-      el Blume, Beauftragter des Landes Baden-           tums in Freiburg, das im Jahre 1281 erstur-
schen Regimes in Freiburg wie auch in der        Württemberg gegen Antisemitismus, in sei-          kundlich erwähnt wird. Mit der Gründung der
gesamten Bundesrepublik wieder Fuß gefasst       ner kurzen Rede. Ihr Einsatz für die verfolg-      jüdischen Gemeinde 1864/65 und dem Bau
haben und heimisch geworden sind.                ten Mitbürgerinnen und Mitbürger muss Mo-          der alten Synagoge 1869/70 am Werthmann-
Zuvor hatte die Vorstandsvorsitzende der Is-     tivation und Beispiel sein für ein energisches     platz etablierte sich das Judentum als festes
raelitischen Gemeinde Irina Katz den zuneh-      Auftreten gegen heutige antisemitische und         Element in der Stadtgesellschaft. Nazi-Terror,
menden Hass und die vermehrten verbalen          rassistische Hetze.                                Ermordung und Deportation der jüdischen
und körperlichen Angriffe gegen Juden und        In ihrer Grußbotschaft aus München, verur-         Bürger und Brandschatzung der Synagoge
ihre Einrichtungen beklagt und verurteilt. Als   teilt die Generalkonsulin des Staates Israel       konnten jedoch nur vorübergehend jüdisches
hilfreiche Unterstützung im Kampf gegen die      Sandra Simovich die massiven Raketenan-            Leben in der Stadt auslöschen. Heute nimmt
rassistischen Anfeindungen bezeichnete Katz      griffe der Terrororganisation Hamas in jüngs-      die israelitische Gemeinde wieder einen fes-
die Arbeit des Vereins „Jüdisches Leben in       ter Zeit auf Städte und Zivilbevölkerung in        ten Platz im Stadtgeschehen ein und beteiligt
Deutschland. Mit seiner Aktion „1700 Jahre“      Israel. Gleichwohl erhofft sich die Konsulin ei-   sich sichtbar am öffentlichen Leben Freiburgs.
will der Verein sichtbar machen, wie jüdisches   ne Entspannung der konfliktbeladenen Situ-         Die weiteren Grußbotschaften, so von den
Leben in der Gegenwart in Deutschland aus-       ation und ein friedliches Miteinander von jü-      politischen Parteien CDU, SPD und Bündnis
sieht, und zugleich einen kulturellen, politi-   dischen und arabischen Menschen.                   90/Die Grünen, der evangelischen Landeskirche
schen und religiösen Dialog anstoßen, der ein    Große Beachtung und Beifall fanden die Wor-        Baden, dem Freundeskreis Tel Aviv/Jaffo, und
zukünftiges Zusammenwachsen innerhalb            te von Abdel-Hakim Ourghi, der sich kritisch       dem NS-Dokumentationszentrum Freiburg
der Gesellschaft befördert und für ein gegen-    mit dem in der arabischen Welt systematisch        unterstrichen die religiöse und kulturelle
seitiges Verständnis und Vertrauen wirbt.        gelehrten und gepredigten Juden- und Isra-         Bereicherung, zu der das jüdische Leben in
                                                                                                    Deutschland beiträgt. Zugleich wiesen sie
                                                                                                    aber auch auf die Gefährdung hin, die von
                                                                                                    rechtem, linken und muslimischen Antisemi-
                                                                                                    tismus ausgeht.
                                                                                                    Das Musikensemble Folkadu umrahmte und
                                                                                                    begleitete die Veranstaltung u. a. mit Lie-
                                                                                                    dern aus Israel, die Yael Gat in Hebräisch,
                                                                                                    Jiddisch oder Ladino vortrug.
                                                                                                         Text und Fotos: Roswitha Strüber

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Heidelberg                                                                                         GEMEINDEBERICHTE

GEMEINDE HEIDELBERG

Allen Mitgliedern der Badischen Gemeinden und ihren Familien wünschen
wir ein gutes und gesundes Jahr 5782!
Alle Gebetszeiten finden Sie auf unserer Website www.jkg-heidelberg.com
Vorstand und Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg

Das feierliche Schofarblasen, das „Tät-                                                       Das Gebet unserer Lippen sei angenehm
schen“, wie man früher gesagt hat, stellt                                                     vor Dir, hoher, erhabener Gott, der Du den
sicherlich einen der Höhepunkte der Rosch-                                                    Ton unseres Schofar-Blasens (unserer Te-
Haschana-Gottesdienste dar. Die dreißig                                                       kia) erkennst und erhörst, schaust und be-
Schofar-Töne der Tekiot mejuschaw, bei                                                        achtest und in Erbarmen und Wohlgefallen
denen bei uns nur der Schofar-Bläser steht                                                    die Ordnung unserer Schofarot annimmst.
und alle anderen sitzen, und dann die zwölf                                                   (Übersetzung angelehnt an Rödelheim und
im Mussaf-Gebet, bei denen die gesamte                                                        Schma Kolenu)
Gemeinde steht, die Tekiot meumad! Was
für feierliche Momente in unserem schlich-                                                    Wir sind davon überzeugt, dass der Ewi-
ten Gottesdienst. Für das Schofar gibt es                                                     ge den Ton unseres Schofar-Blasens „er-
viele Gründe: Erinnerung an die Weltschöp-                                                    kennt, erhört und beachtet“, und a n n i
fung, an die Gabe der Tora am Berg Sinai,                                                     m m t, als der höchste Richter über uns.
an die Akeda (die Bindung Jizchaks) und                                                       Ob wir nun als Kinder oder als Knechte vor
vieles mehr. Ich möchte ein paar Verse zi-                                                    Ihm stehen – das Schofar appelliert an Sei-
tieren, die wir im Mussaf-Gebet jeweils,                                                      ne Barmherzigkeit.
mit unterschiedlichen Endungen, nach           ten, gleich Kindern oder gleich Knechten.      In diesem Sinne wollen wir hoffen, dass der
dem Schofar-Blasen singen. Man muss sie        Wenn gleich Kindern, erbarme Dich über         Ewige in seiner unendlichen Barmherzig-
nicht interpretieren, da sie für sich spre-    uns, wie sich ein Vater über Kinder erbarmt.   keit uns ein Jahr der Liebe, des Friedens,
chen und die unmittelbare Bedeutung des        Wenn gleich Knechten, dann sind unsere         der gegenseitigen Achtung, des Glückes
Schofar-Blasens wiedergeben:                   Augen auf Dich gerichtet, bis Du uns be-       und der Gesundheit schenken wird.
Heute war die Welt vollendet, heute stellt     gnadigst und unser Urteil wie das Licht er-    Leschana towa tikatewu!
Er vor das Gericht alle Geschöpfe der Wel-     strahlen lässt, Furchtbarer, Heiliger!                     Rabbiner Pawelczyk-Kissin

Solidarität mit Israel - Gegen antisemitischen Terror

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens                                                                              13
GEMEINDEBERICHTE                                                                                                      Heidelberg

Die Stolpersteinverlegung

Die Stolpersteinverlegung für Familie
Orenstein wurde von Schülerinnen und
Schülern der 8. und 9. Klassen des
Hölderlin Gymnasiums umrahmt. Beson-
ders bewegend waren die gelesenen              Vor der Hauptstraße 95 konnten im Beisein von Sohn Jochen und Enkelinnen (Töchter
Erinnerungen von Kindern an die letzten        von Michael Flamme) die Stolpersteine für Herta und Dietrich Flamme verlegt
Momente mit ihren Eltern, bevor sie im         werden. Obwohl in sog. „Mischehe“ überlebte das Ehepaar mit drei Kindern
Rahmen der Kindertransporte alleine nach       drohende Verschleppung und Zwangsarbeit, nicht zuletzt durch die mutige Hilfe
England in Sicherheit geschickt wurden.        einiger Heidelberger.

Heidelberger Präventionspreis 2020

Wir freuen uns sehr, dass wir als Koopera-                                                     den konnte. Ein Tag des Programms wur-
tionspartner der Initiative der Heidelber-                                                     de in der Gemeinde nach bewährter Tra-
ger Muslime „Teilseiend“ mit dem Heidel-                                                       dition durchgeführt. Den Kindern blieben
berger Präventionspreis 2020 ausgezeich-                                                       besonders das lehrreiche Treffen mit dem
net wurden.                                                                                    Rabbiner und die Schnitzeljagd in der West-
Es war für mich eine große Ehre an dieser                                                      stadt, die hervorragend von Jasna Emso
besonderen Veranstaltung, anlässlich der                                                       und Rada Osipova durchgeführt wurden,
Verleihung des Heidelberger Präventions-                                                       in Erinnerung.
preises, teilnehmen und eine Rede halten                                                       Besonders möchte ich mich bei der Projekt-
zu dürfen!                                                                                     leiterin Rumeysa Turna für ihre kreativen
Seit vier Jahren nehmen wir als Kooperati-                                                     Ideen, für Ihren Mut und unsere großartige
onspartner mit großer Freude am Heidel-                                                        Zusammenarbeit ganz herzlich bedanken.
berger Interreligiösen Programm teil. Es ist                                                   Auch möchte ich mich bei der evangeli-
für uns sehr bedeutsam, dass Kinder von                                                        schen Kirche und der katholischen Stadt-
verschiedenen Religionen sich treffen und                                                      kirche, die ebenfalls Kooperationspartner
kennenlernen sowie Freundschaften schlie-      bei unserem Rabbiner Janusz Pawelczyk-          sind, ganz herzlich bedanken. In diesen
ßen können. Es ist schön zu erleben, mit       Kissin, der bei jedem Ferienprogramm her-       schwierigen Zeiten ist die Förderung des
welcher Freude und Begeisterung die Kin-       vorragende Führungen für die Kinder orga-       interreligiösen Dialogs unter Kindern für
der, die am Anfang noch schüchtern und         nisiert hat. Außerdem danke ich ganz herz-      uns ein Herzensanliegen. Wir werden das
unsicher waren, nun die Synagoge besu-         lich meinem Jugendzentrumsteam für sein         Projekt voller Tatendrang und mit vielen
chen. Dieses wichtige Projekt haben unser      unermüdliches Engagement.                       kreativen Ideen fortsetzen.
Rabbiner und der Vorstand der Jüdischen        Wir freuen uns sehr, dass in der heutigen        Vorstandsmitglied der JKG Heidelberg,
Kultusgemeinde immer unterstützt. Ich be-      schwierigen Zeit das 6.Interreligiöse Herbst-                        Jugenddezernentin
danke mich an dieser Stelle ganz herzlich      ferienprogramm im Oktober 2020 stattfin-                              Halyna Dohayman

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Heidelberg                                                                                            GEMEINDEBERICHTE

Wieder vereint!

Unsere Gemeinde hat ihre Traditionen, und
schon seit vielen Jahren ist eine davon, im
Sommer einen Ausflug nach Mannheim in
den Luisenpark zu unternehmen. Die Lei-
terinnen des Seniorenklubs, Olga Binder-
Tarashchanska und Galina Dohayman, or-
ganisieren dieses Event für die Senioren in
unserer Gemeinde. Dank Olga und Galina
gab es sogar im vergangenen Jahr zwei
Ausflüge, trotz der Pandemie. Einmal ging
es in den Luisenpark, das andere Mal mach-
ten wir eine schöne Schiffsreise nach Ne-
ckargemünd und dort auch eine Exkursion
zu Orten jüdischen Lebens.
Und dieses Jahr sind wir am 27. Juni mit ei-
ner 28-köpfigen Gruppe und zwei Gruppen-
führerinnen in den Luisenpark gefahren. Es
war ein aufregender Ausflug, alle hatten gu-    Leute von ihren Eindrücken und teilten ihre      uns sicher, dass es auch in Zukunft weitere
te Laune. So eine gewaltige Ladung an Eu-       Fotos und Videos miteinander. Nochmal vie-       großartige Veranstaltungen geben wird, die
phorie und Spaß hatte wirklich niemand er-      len Dank an die Leiterinnen des Seniorenklubs    uns viel Freude bereiten.
wartet! Nach dem Ausflug erzählten sich die     für diesen unvergesslichen Ausflug. Wir sind                                   Alla Bagina

Mitzvah Day – Tag der guten Taten

Unser Jugendzentrum „Simcha“ nimmt seit         Aktion nicht abgehalten. Dieses Mal haben        Viele Familien waren sehr aktiv. Sie haben
acht Jahren sehr aktiv am Mitzvah – Day teil.   wir sehr wichtige, gemeinschaftliche soziale     viele Lebensmittel und Essenspenden ge-
Soziale Aktionen sind unter den Bedingungen     Aktion geplant: Unterstützung der Tafel, einer   bracht. Wir haben alles gesammelt und an
der Corona Pandemie schwieriger geworden,       Organisation, die Lebensmittel an Bedürftige     die Tafel und die Obdachlosenorganisation
aber das hat uns von unserer gemeinsamen        ausgibt und der Obdachlosenorganisation.         übergeben.
                                                                                                 Außerdem hat uns der Vorstand der Ge-
                                                                                                 meinde sehr unterstützt. Es wurden Kuchen
                                                                                                 und Lebensmittel gespendet.
                                                                                                 Wir haben die Hygiene -Regeln eingehal-
                                                                                                 ten, alle hatten Mund-Nasen-Maske und
                                                                                                 hielten Abstand zueinander.
                                                                                                 Trotz der schwierigen Situation hat unser
                                                                                                 Jugendzentrum etwas Gutes getan! Es war
                                                                                                 sehr angenehm ein herzliches Dankeschön
                                                                                                 von den unterstützten Organisationen zu
                                                                                                 erhalten.
                                                                                                 Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Fa-
                                                                                                 milien: Aupperle, Ballhorn-Oppitz, Kogan,
                                                                                                 Shafir-Zinkin, Less.
                                                                                                 Für die schöne Zusammenarbeit möchte
                                                                                                 ich mich bei Anna Schwarzmann und Dia-
                                                                                                 na Schwarzmann bedanken.
                                                                                                  Vorstandsmitglied der JKG Heidelberg
                                                                                                                      Jugenddezernentin
                                                                                                                       Halyna Dohayman.

Mitteilungsblatt des Oberrates der Israeliten Badens                                                                                  15
GEMEINDEBERICHTE                                                                                                        Karlsruhe

GEMEINDE KARLSRUHE

50 Jahre Synagoge in Karlsruhe

Unter großer Anteilnahme von prominenten
Persönlichkeiten aus Karlsruhe, ganz Baden
und weit hergereisten Gästen, fand am
Sonntag, den 11. Juli 2021, die Feier für das
50-jährige Jubiläum der neuen Synagoge
mit seinem Gemeindezentrum, statt.

Die Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe
hatte die Ehre, unter anderen, folgende
wichtige Persönlichkeiten in ihren Räumen
zu begrüßen: Dr. Josef Schuster, Präsident
des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Theresa Schopper, Ministerin für Kultus,
Jugend und Sport des Landes Baden-
Württemberg, Dr. Peter Frank, Generalbun-
desanwalt, Landrat Dr. Christoph Schnaudigel,
Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der
Stadt Karlsruhe, Bundestagsabgeordnete,
Landtagsabgeordnete, die Vertreter der
Fraktionen des Gemeinderats sowie die
Dekane und Vertreterinnen und Vertreter
der Kirchen und Religionsgemeinschaften.        hintere Reihe v.l.: Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, IRG Vorsitzender Rami
Der Vorsitzende der Israelitischen Religions-   Suliman, Zentralratspräsident Dr. Joseph Schuster, Landesrabbiner Moshe Flomenmann.
                                                Vordere Reihe: Kultusministerin Theresa Schopper, JKG Vorsitzende Solange Rosenberg
gemeinschaft Baden, Rami Suliman, sowie
der Landesrabbiner Moshe Flomenmann             Jüdische Kultusgemeinde jetzt rund 900        Frau Ministerin Theresa Schopper bedankte
gehörten ebenfalls zu den Ehrengästen.          Mitglieder und stellt damit die größte Jüdi-  sich dafür, dass so viele Politiker anwesend
Beide Ehrenbürger und ehemalige Ober-           sche Gemeinde in Baden dar.                   waren. Sie sagte: „In der Regel beginnt ei-
bürgermeister der Stadt Karlsruhe, Professor    In der Zwischenzeit ist die Jüdische Kultus-  ne Rede bei einer jüdischen Veranstaltung
Dr. Seiler und Herr Fenrich, konnten bei uns    gemeinde ein nicht mehr wegzudenkender        mit der Erinnerung an das Leid, dass den Ju-
begrüßt werden.                                 aktiver Teil der Stadtgesellschaft geworden.  den angetan wurde. Heute gibt es einen
                                                Es sind viele Freundschaften geschlossen      Grund festzustellen, dass das Judentum ein
„Es ist der politische Wille der Bundesrepu-    worden und die Gemeinde freut sich über       Platz in der Mitte der Gesellschaft gefunden
 blik Deutschland, dass jüdisches Leben         die guten Beziehungen zur Stadtverwaltung     hat.“ Sie bemerkte auch: „Der zunehmen-
 nach dem Holocaust wieder entsteht.“ Mit       und zu den großen gesellschaftlichen          de Antisemitismus bedrückt uns alle, daher
 diesen Worten begann Solange Rosenberg,        Institutionen.                                ist es umso wichtiger, dass wir zusammen-
 Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde       Dies kam besonders zum Ausdruck in den        halten.“ Ferner sagte sie, dass die Landes-
 Karlsruhe, ihre Begrüßungsrede.                Reden der Ehrengäste.                         regierung hinter den Jüdischen Gemeinden
 Als am 04.07.1971 die Karlsruher Synago-                                                     stehe. Sie beendete ihre Ansprache mit den
 ge mit ihrem Gemeindezentrum eingeweiht        Dr. Josef Schuster sagte: „Die Gemeinden besten Wünschen auch des Ministerpräsi-
 wurde, war das ein herausragendes Ereig-       haben in der Pandemie-Zeit Außerge- denten Winfried Kretschmann und wünsch-
 nis, welches in ganz Deutschland Aufsehen      wöhnliches für ihre Mitglieder geleistet.“ te uns „Le Chaim – Auf das Leben!“
 erregte und das nicht nur durch ihren wahr-    Unter anderem sagte er auch: „Wir blicken
 lich originellen Grundriss - in Form eines     auf 30 Jahre Zuwanderung von Juden in den Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup er-
 Davidsterns.                                   Gemeinden zurück.“ Nach wenigen Jahren innerte in einer sehr verbindlichen Rede
 Der inzwischen unter Denkmalschutz ste-        habe bereits eine Konsolidierung stattge- an die Vernichtung der beiden Synagogen
 hende Baukomplex war 1971 für eine Ge-         funden. Er sprach auch den wachsenden in Karlsruhe in der Reichspogromnacht.
 meinde von rund 200 Mitgliedern gedacht.       Antisemitismus an. Dr. Josef Schuster schloss Daher stellt die jetzige Synagoge ein ge-
 Durch den in 1989 beginnenden Zuwachs          seine Rede mit guten Wünschen für die Ge- wichtiges Zeichen dar. Er sagte: „Wir ha-
 durch Juden aus den GUS Staaten hat die        meinde und ein Mazal Tov!                     ben die Verpflichtung zur Erinnerung und

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