Mykoplasmen - testen und therapieren? - Hivandmore

 
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FORTBILDUNG

HEINRICH RASOKAT, KÖLN, ANJA POTTHOFF, BRITTA KÖHLER UND NORBERT BROCKMEYER, BOCHUM

Mykoplasmen –
testen und therapieren?
Mykoplasmen und Ureaplasmen können heute im Rahmen der Multiplex-PCR einfach nachgewiesen werden.
Welche Bedeutung haben diese Keime bei sexuell übertragbaren Infektionen (STI)? Müssen sie behandelt werden?
Wie kann man sie behandeln?

Vier Kleinstbakterien der Klasse Molli-              inflammatory disease gesehen wird.1,2,3          mydia trachomatis (CT) durchaus ver-
cutes wurden bisher als zumindest fakul-             Während bei diesen Manifestationen die           gleichbar, so dass jeder Erregernachweis
tativ pathogen beim Menschen nachge-                 pathogenetische Bedeutung des Erregers           die gezielte Therapie rechtfertigt und
wiesen: die Mykoplasmen M. genitalium                zweifelsfrei feststeht, gilt das für Fälle von   fordert. Schon wegen des epidemiolo-
und M. hominis und die Ureaplasmen U.                Balanoposthitis, STI-Proktitis und Adne-         gisch hohen pathogenetischen Potentials
urealyticum und U. parvum. Dabei ver-                xitiden als zumindest wahrscheinlich             gilt es auch bei asymptomatischen Trä-
dient M. genitalium (MG) besondere                   und begründet im Falle des Erregernach-          gern von MG die Eradikation anzustre-
Aufmerksamkeit, weil seine Pathogenität              weises unstrittig eine gezielte therapeu-        ben.
als STI-Erreger von Urethritiden, Cervi-             tische Intervention.4 Bei Frauen können
citiden und Proktitiden wie auch des pel-            MG-Infektionen sehr wahrscheinlich für           KONTROVERSE DISKUSSION
vic inflammatory disease (PID) bzw. von              Tubeninfertilität und Schwangerschafts-          Demgegenüber wird kontrovers disku-
Adnexitiden beider Geschlechter inklu-               komplikationen wie Frühgeburtlichkeit,           tiert, welche pathogenetische Bedeutung
sive der Folgekomplikationen wie Fehl-               geringes Geburtsgewicht, Fehl- und Tot-          der Nachweis anderer Mollicuten – M.
und Frühgeburtlichkeit oder Infertilität             geburten zumindest mitverantwortlich             hominis (MH), U. parvum (UP) und U.
unbestritten ist. Dank der modernen                  sein3, bei Männern möglicherweise für            urealyticum (UU) – haben kann. Eine ak-
NAAT-Nachweisverfahren wird eine in                  Einschränkungen der Spermienquali-               tuelle europäische, 2018 unter Federfüh-
jüngster Zeit immer weiter ausgreifende              tät.5,6 Damit ist die pathogenetische Rele-      rung von Magnus Unemo erstellte Leitli-
Verbreitung von MG als STI-Erreger in                vanz von MG mit derjenigen von Chla-             nie7 erkennt zwar an, dass in Einzelfällen
allen sexuellen Milieus deutlich. Vor                                                                 nicht Chlamydien-bedingter, nichtgo-
allem aber zeigt sich, dass MG in der                                                                 norrhoischer Urethritiden (NCNGU)
Effektivität seines Antibiotikum-Resis-                                                               hohe Erregerlasten von UU bzw. UP
tenzpotentials N. gonorrhoeae (NG) in                                                                 nachweisbar sind, die Therapieversuche
nichts nachsteht. Im Gegenteil bedeutet                                                               grundsätzlich rechtfertigen können. Es
das Fehlen einer Bakterienzellwand (kon-                                                              wird jedoch stark in Zweifel gezogen,
stituierende Gemeinsamkeit aller Molli-                                                               dass diese Keime tatsächlich die Rolle des
cutes*), dass sämtliche von ihrem Wirk-                                                               Schlüsselpathogens spielen. Nach Dar-
mechanismus her an der Zellwand                                                                       stellung dieser Autoren könnte es sich
angreifenden Antibiotikaklassen von                                                                   eher um das zufällig beobachtete Tritt-
vornherein als Therapeutika ausscheiden.                                                              brettfahren der Keime im Milieu eines
                                                                                                      pathologisch aus dem Gleichgewicht ge-
KLINISCHE BEDEUTUNG                                                                                   ratenen Mikrobiomkollektivs handeln.
Bei Männern tritt MG vor allem als Er-                                                                Bezogen auf Erkrankungen des weib-
reger nichtgonorrhoischer Urethritiden                                                                lichen Genitaltrakts, auf Infertilität oder
(NGU) in Erscheinung, während der                                                                     Schwangerschaftskomplikationen wer-
Keim bei Frauen außer im Kontext sexu-                                                                den offensichtlich weitaus mehr und vor
                                            © BzGA

ell übertragener Cervitiden vor allem                                                                 allem aus belastbaren Studien gewonnene
auch als relevantes Pathogen beim pelvic                                                              Daten benötigt, um die pathogenetische

24      HIV&more 1/2019
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Bedeutung dieser Erreger endgültig ein-
                                                             Diagnostik: Probenentnahme und Transport
schätzen zu können.8 Darüber hinaus ist
das Ziel einer gegebenenfalls anzustre-         Serologische Blut-Untersuchungen auf Mykoplasmen und Ureaplasmen sind
benden Eradikation dieser Keime mit             nicht sinnvoll. Als schnelle und billige Standardmethode zum Nachweis hat
den derzeit verfügbaren Antibiotikaregi-        sich die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) etabliert. Da Mykoplasmen und
men nicht regelhaft erreichbar. Die             Ureaplasmen an Zellen haften, sind Epithelzell-reiche Probenmaterialien
                                                (Abstriche, Schaben an der Schleimhaut) sowie Morgenurin am besten geeig-
Mehrzahl der Autoren argumentieren,             net. Die Keime sind aufgrund der fehlenden bakteriellen Zellwand in Proben
dass vorhersehbar frustrane Therapiever-        und Untersuchungsmaterialien sehr empfindlich gegen Austrocknung. Proben
suche bei, angesichts der Datenlage zur         an Tupfern müssen daher schnell weiterverarbeitet werden oder in ein Trans-
Pathogenität dieser Mollicuten, höchst          portmedium eingebracht werden.
fragwürdiger Indikation als unkritischer        ABSTRICHGEWINNUNG
Antibiotikagebrauch zu werten seien und         Materialgewinnung bei Urethritis. Mindestens 3 Stunden nach der letzten
das Risiko bergen, unkontrollierbare Re-        Miktion, Bereich um das Harnröhrenostium mit einem feuchten Tupfer reinigen
                                                und mit einem zweiten sterilen Tupfer abtrocknen. Abstrichtupfer beim Mann
sistenzen zu induzieren.7
                                                ca. 2 cm in die Urethra einführen und durch Drehen Material gewinnen. Ab-
                                                strichtupfer in PCR-Transportflüssigkeit. Für bakteriologische Kultur und Re-
PRÄVALENZ                                       sistenztest Tupfer im Transportmedium („UMMt“) auswaschen und entfernen.
Zur weltweiten Prävalenz von MG fin-            Transport/Lagerung bis 24 h bei Raumtemperatur, Transportmedium („UMMt“)
den Baumann et al.9 in einer aktuellen          bis 48 h kühl.

Metaanalyse in der Allgemeinbevölke-            PROBLEME
rung Häufigkeiten zwischen 1,3% und             Der Nachweis bzw. die Beurteilbarkeit von Mykoplasma hominis und Urea-
3,9%, wobei Frauen etwas häufiger be-           plasma spp. kann in seltenen Fällen durch das übermäßige Wachstum von
                                                Urease-positiven Bakterien beeinträchtigt sein. Bei niedrigen Keimzahlen
troffen sind als Männer.10 Im Kontext           (10^3 CCU/ml) kann es zu falsch empfindlichen Testergebnissen im Antibio-
spezialisierter STI-Zentren werden              gramm kommen.                                                             rp
durchweg deutlich höhere Prävalenzen
festgestellt.9 Auch im WIR in Bochum
durchgeführte Testungen ergaben in den        während bei Frauen Vaginal- und Zervi-       Primärtherapie nach IUSTI (2016):
vergangenen Jahren im Vergleich zum           kalabstriche, vorzugsweise in Kombina-       Azithromycin (AZM) (500 mg Tag 1, 250
Bevölkerungsdurchschnitt höhere und           tion, am aussagekräftigsten sind.10 Der      mg Tag 2-5).11
vor allen Dingen ansteigende Präva-           Nachweis per Kultur ist in vielen Fällen     BASHH (2018) empfiehlt Doxycyclin 2x
lenzen (Jahr/Anzahl getesteter Pat./%         schwierig. Die Multiplex-PCR bietet ein      100 mg p.o. für 7 Tage; gefolgt von AZM
positiv getesteter Pat.): 2015 (308/5,2%);    weitaus umfassenderes diagnostisches         1,0 g p.o. an Tag 8 sowie 500 mg 1x tgl.
2016 (709/8,2%); 2017 (892/10,7%);            Spektrum: CT, NG, TV (Trichomonas va-        p.o. an den Tagen 9 und 10.10 Diese Emp-
(trendgleich verliefen die NG- und CT-        ginalis), MG, MH, UP, UU etc. und teil-      fehlung ist an die australischen Erfah-
Infektionen). MG tritt auffällig häufig als   weise auch Herpes simplex-Viren. Sie         rungen adaptiert, wobei Read et al. Do-
Koinfektion bei gleichzeitigem Vorliegen      etabliert sich in der STI-Medizin zuneh-     xycyclin 2x 100 mg p.o. für 7 Tage ein-
einer anderen STI auf (vor allem CT           mend als Diagnostikstandard. Nicht zu-       setzte, gefolgt von AZM 1,0 g p.o. an Tag
und/oder NG). Zudem weisen einige             letzt bietet die Multiplex-PCR den Vorteil   8 sowie 500 mg 1x tgl. p.o. an den Tagen
Arbeiten darauf hin, dass MG-Infek-           genotypischer Resistenzbestimmungen.         9 bis 11. Allerdings waren die Heilungs-
tionen HIV oder andere STI begünstigen        Allerdings sind die Validierungsprozesse     raten trotz dieser Eskalation begrenzt.
können.10                                     noch nicht vollständig abgeschlossen.        Als Sekundärtherapie wird weiterhin
                                                                                           Moxifloxacin 400 mg pro Tag für bis zu
DIAGNOSE                                      THERAPIE                                     10 Tage empfohlen. Als Tertiärtherapie
Die Diagnostik erfolgt durch NAAT vom         Bei Nachweis von M. genitalium erfolgt       gilt Pristinamycin 1,0 g p.o. 4x tgl. für
Abstrich (pharyngeal, vaginal, anal) oder     die Medikation (inkl. Mitbehandlung          10 Tage (über die Internationale Apothe-
im Erststrahlurin. Laut aktuellen Er-         von Partner*innen auch bei Symptom-          ke erhältlich), wobei für beide Regimen
kenntnissen liefert bei Männern Erst-         freiheit zwecks Vermeidung von Rein-         mit nicht unerheblichen Versagerquoten
strahlurin die präzisesten Ergebnisse,        fektion) in der Regel mit Azithromycin.      zu rechnen ist.12 Die künftige Rolle neuer

                                                                                                              HIV&more 1/2019     25
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Antibiotika wie Zoliflodacin13, Lefa-                                                       Partnerbenachrichtigung, -mitbehand-
                                                Gründe für die zu beobachtende
mulin14 oder Gepotidacin15 bleibt abzu-             Resistenzproblematik                    lung und -mituntersuchung sind klar in-
warten.                                               bei Mykoplasmen                       diziert. Demgegenüber steht der Umgang
                                                                                            mit den anderen Mollicuten derzeit in
NEUE REGIME GESUCHT                           1. Unter allgemeiner antibiotischer           der Diskussion. Die neuen Multiplexver-
                                                 Therapie mit oder ohne STI Bezug
Ausgehend von den vorliegenden Erfah-                                                       fahren weisen diese Keime vor allem bei
                                                 und ohne Abklärung einer Myko-
rungswerten und zunehmenden Resis-               plasmeninfektion, Dosierung nicht          sexuell hochaktiven Menschen relativ
tenzen müssen andere Therapieoptionen            MG eliminerend                             häufig nach, bieten jedoch derzeit nicht
entwickelt und die gegebenen Therapie-          → Resistenzentwicklung der Myko-            die Möglichkeit, zwischen einfacher Be-
möglichkeiten weiter moduliert werden,          plasmen                                     siedlung und pathogenetischer Relevanz
die noch stärker die pharmakokinetischen      2. Unspezifische STI-Therapie ohne            zu unterscheiden. Dabei ist eine zuverläs-
Spezifika des Medikamentes berücksich-           Berücksichtigung von Mykoplas-             sige Eradikation aller Erfahrung nach
                                                 men (bei nicht erfolgter Testung auf
tigen. Die Pharmakokinetik von Azithro-                                                     nicht möglich.
                                                 Mykoplasmen), Dosierung nicht
mycin zeigt, abhängig vom Zellsystem             MG eliminerend                             Ein nahezu analoges Problem stellt sich
(z.B. „dendritische Zellen“, Plasmazellen,      → Resistenzentwicklung der Myko-            bei Nachweis von Candida albicans im
interzelluläre Flüssigkeit) sowohl erheb-       plasmen                                     Gastrointestinal- oder Genitaltrakt: In
liche Unterschiede der Halbwertzeit           3. Spezifische Medikation von Myko-           der Regel geht man von einer kommen-
(HWZ) – bis mehr als eine Doppelung der          plasmen in Unterdosierung                  salen Besiedlung aus, wobei neueste
HWZ – als auch exponentielle Unter-             → Resistenzentwicklung der Myko-            Daten zeigen, dass der „Erreger“ gleich-
schiede der Zell- und regionsspezifischen       plasmen                                     zeitig ein wichtiger „Symbiont“ ist, u. a.
AUC (Area under the curve). Diese Kon-                                                      für die Regulation des Immunsystems.17
zentrationsunterschiede führen gerade bei                                                   Andererseits jedoch zeigt C. albicans alle
einer „gestreckten“ Therapie zu einer Ver-    führt werden, um die Medikation ent-          Qualitäten eines opportunistischen
längerung des selektiven Fensters, also der   sprechend zu adaptieren. In allen Fällen      Keims, der bei Einschränkungen der zel-
subinhibitorischen Wirkstoffkonzentrati-      ist außerdem indiziert, frühestens 3-4        lulären Immunität Mund- und Genital-
on im Organismus, wodurch Resistenzen         Wochen nach Therapieende eine PCR-            Soor bzw. bei Neutropenien sogar sep-
begünstigt werden. Eine höhere einmalige      basierte Therapieerfolgskontrolle (Test of    tische Blutstrominfektionen verursacht.
Dosierung erhöht die AUC in allen Zell-       Cure, TOC) vorzunehmen. Ein früherer          Im Kontext unserer Mollicutendiskussi-
kompartimenten, dies dürfte für die The-      TOC führt bei MG teilweise zu falsch
rapie eines Erregers mit relativ kurzer Re-   positiven Befunden.                                        Besondere
generationszeit von Vorteil sein. Zudem       In der Folge lassen sich bei Populationen,            Labor-Fragestellungen
wird das selektive Fenster verkürzt, wo-      die häufig antibiotisch (allgemein oder
                                                                                              Die meisten Labore können Myko-
durch die Resistenzentwicklung verrin-        mit Bezug zu STI, jedoch ohne Berück-
                                                                                              plasmen und Ureaplasmen nach-
gert werden dürfte.16                         sichtigung von Mykoplasmen) behandelt           weisen bzw. einen Resistenztest
Im WIR in Bochum wird die Therapie            wurden, hohe Resistenzraten von bis zu          durchführten. Bei besonderen,
primär mit einer einmaligen Dosis von         80% beobachten. Bei Populationen, die           weitergehenden Fragestellungen
2 g Azithromycin durchgeführt, mit bis-       nicht oder nur selten antibiotisch behan-       (z.B. molekularbiologische Sub-
                                                                                              typisierung von Stämmen) hilft das
her sehr hohen Ansprechraten. Im WIR-         delt wurden, liegt die Resistenzrate hinge-
                                                                                              Konsiliarlabor für Mykoplasmen
Kollektiv zeigen vor Therapie ca. 30% der     gen lediglich bei etwa 10%.                     weiter.
Patienten MG Resistenzen.                                                                     Einsendung von Material nur nach
                                              EMPFEHLUNGEN                                    vorheriger telefonischer Absprache
RESISTENZ TESTEN                              Es ist unstrittig, dass MG als eigenstän-       mit dem Labor.
Aufgrund der hohen Resistenzrate sollte       diger, obligat pathogener STI-Erreger an-       Ansprechpartner: Herr Dr. rer. nat.
                                                                                              R. Dumke, Herr Dr. med. P.C. Lück
idealerweise bei der initialen Multiplex-     zusehen ist, der bei entsprechender Sym-
                                                                                              https://tu-dresden.de/med/mf/
Diagnostik, zwecks Feststellung etwaiger      ptomatik aktiv diagnostiziert und auch          mib/diagnostik/konsiliarlabore/
vorliegender de novo-Resistenzen, die         bei asymptomatischem Nachweis mög-              Mykoplasmen                      rp
M. genitalium Resistenztestung durchge-       lichst gezielt behandelt werden muss.

26       HIV&more 1/2019
FORTBILDUNG

on sei auch daran erinnert, dass ein durch                     Nur ihre breite Anwendung wird uns die                                          können. Das vielleicht stärkste Argument
Antibiotikagabe in Schieflage geratenes                        Informationen liefern, die wir brauchen,                                        für den bewussten weiteren Ausbau der
Schleimhaut-Mikrobiom die ideale Vo-                           um neue epidemiologische Entwick-                                               Multiplextechnologie mag sophistisch
raussetzung für ein unkontrolliertes                           lungen frühzeitig zu erkennen und in                                            anmuten, entspricht aber aller Lebenser-
Überwuchern durch C. albicans bietet.                          Form von Leitlinien stets aktuelle und indi-                                    fahrung: Die Technologie wird ohnehin
                                                               viduellen Situationen angemessene Hand-                                         eine rasante Weiterverbreitung erfahren.
PLÄDOYER FÜR MULTIPLEX                                         lungsmaximen formulieren zu können.                                             Es kann dann doch nur folgerichtig sein,
Dennoch kann es nicht richtig sein, die                                                                                                        wenn ihre Weiterentwicklung in der
Möglichkeiten der Multiplextechnologie                                                                                                         Hand wissenschaftlich seriös handelnder
freiwillig zu beschneiden, erlaubt sie es                                                                                                      Kliniker und Mikrobiologen liegt.
doch im Idealfall, das ganze Spektrum
                                                                                                                                                                          Dr. Heinrich Rasokat
häufig gleichzeitig vorhandener STI-Er-                                                                                                                  Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für
reger nachzuweisen, deren jeweilige An-                                                                                                                         Dermatologie und Venerologie
tibiotika-Empfindlichkeit zu bestimmen,                                                                                                                     Kerpener Straße 62 · 50931 Köln

                                                                                                                          © sciencephoto.com
und so auch in hochkomplexen Situati-                                                                                                                   Dr. Anja Potthoff, Britta Köhler und
onen für alle in der gegebenen Situation                                                                                                                    Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer
                                                                                                                                                Interdisziplinäre Immunologische Ambulanz,
relevant beteiligten Keime eine maß-
                                                                                                                                                   Walk In Ruhr; WIR – Zentrum für Sexuelle
geschneidert gezielte (Kombinations-)                                                                                                                      Gesundheit und Medizin, Klinik für
Therapie zu konzipieren.18-20 Gerade im                        Mykoplasma genitalium                                                             Dermatologie, Venerologie und Allergologie
derzeit so rasch beweglichen Feld der                                                                                                                           der Ruhr-Universität Bochum
STI-Medizin kommt es darauf an, Leit-                          Nur auf Basis ausreichend umfangreichen
                                                                                                                                                                                    Für die Autoren
linien in stetiger interdisziplinär-wissen-                    empirischen Datenmaterials werden wir                                                        Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer
schaftlicher Diskussion aktuell zu halten                      in der Lage sein, einerseits guten Gewis-                                           Klinik für Dermatologie, Venerologie und
und diese strikt zu beachten. Die Multi-                       sens zu sagen, dass z.B. U. urealyticum im                                        Allergologie der Ruhr-Universität Bochum
plextechnologie eignet sich in hervor-                         Regelfall nicht therapiert werden sollte,                                                       Sprecher KompNet HIV/AIDS
ragender Weise für eine detaillierte Erre-                     und andererseits die Kriterien zu benen-                                          Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft
                                                                                                                                               WIR „Walk In Ruhr“ im St. Elisabeth-Hospital
gerdiagnostik und -charakterisierung                           nen, anhand derer Sondersituationen, die
                                                                                                                                                            Bleichstraße 15 · 44787 Bochum
inklusive des Erfassens von Resistenz-                         eine Therapie rechtfertigen oder gerade-
                                                                                                                                                            E-Mail: n.brockmeyer@derma.de
mustern.                                                       zu fordern, eindeutig identifiziert werden

*		Mollicutes aus lateinisch mollis = weich und cutis =           JS, Unemo M. Should we be testing for urogenital                             14
                                                                                                                                                  Veve MP, Wagner JL. Lefamulin: Review of a Promi-
   Haut.                                                          Mycoplasma hominis, Ureaplasma parvum and Urea-                                 sing Novel Pleuromutilin Antibiotic. Pharmacotherapy.
1
 		CLatimer RL, Read TRH, Vodstrcil LA et al. Clinical Fea-       plasma urealyticum in men and women? - a position                               2018;38:935-946.
   tures and Therapeutic Response in Women Meeting                statement from the European STI Guidelines Editorial                         15
                                                                                                                                                  Waites KB, Crabb DM, Xiao L, Duffy LB. In Vitro
   Criteria for Presumptive Treatment for Pelvic Inflamm-         Board. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2018.                                      Activities of Gepotidacin (GSK2140944) and Other
   atory Disease Associated With Mycoplasma genitalium.        8
                                                                  Foschi C, Salvo M, D’Antuono A et al. Distribution                              Antimicrobial Agents against Human Mycoplasmas
   Sex Transm Dis. 2019;46:73-79.                                 of genital Mollicutes in the vaginal ecosystem of wo-                           and Ureaplasmas. Antimicrob Agents Chemother.
2
   Ross J, Guaschino S, Cusini M, Jensen J. 2017 Euro-            men with different clinical conditions. New Microbiol.                          2017;61.
   pean guideline for the management of pelvic inflamm-           2018;41:225-229.                                                             16
                                                                                                                                                  Kong FYS, Horner P, Unemo M, Hocking JS. Phar-
   atory disease. Int J STD AIDS. 2018;29:108-114.             9
                                                                  Baumann L, Cina M, Egli-Gany D et al. Prevalence of                             macokinetic considerations regarding the treatment of
3
   Lis R, Rowhani-Rahbar A, Manhart LE. Mycoplasma ge-            Mycoplasma genitalium in different population groups:                           bacterial sexually transmitted infections with azithro-
   nitalium infection and female reproductive tract disease:      systematic review and meta-analysis. Sex Transm In-                             mycin: a review. Journal of Antimicrobial Chemothera-
   a meta-analysis. Clin Infect Dis. 2015;61:418-426.             fect. 2018;94:255-262.                                                          py. 2019.
4
   Couldwell DL, Jalocon D, Power M, Jeoffreys NJ, Chen        10
                                                                  Soni S, Horner P, Rayment M et al. 2018 BASHH UK                             17
                                                                                                                                                  Bacher P, Hohnstein T, Beerbaum E et al. Human
   SC, Lewis DA. Mycoplasma genitalium: high prevalence           national guideline for the management of infection with                         Anti-fungal Th17 Immunity and Pathology Rely on
   of resistance to macrolides and frequent anorectal in-         Mycoplasma genitalium. 2018; 1-27.                                              Cross-Reactivity against Candida albicans. Cell.
   fection in men who have sex with men in western Syd-        11
                                                                  Jensen JS, Cusini M, Gomberg M, Moi H. 2016 Eu-                                 2019;176:1340-1355.e15.
   ney. Sex Transm Infect. 2018;94:406-410.                       ropean guideline onMycoplasma genitaliuminfections.                          18
                                                                                                                                                  Gaydos CA. Mycoplasma genitalium: Accurate Dia-
5
   Qing L, Song QX, Feng JL, Li HY, Liu G, Jiang HH.              Journal of the European Academy of Dermatology and                              gnosis Is Necessary for Adequate Treatment. J Infect
   Prevalence of Chlamydia trachomatis, Neisseria gonor-          Venereology. 2016;30:1650-1656.                                                 Dis. 2017;216:S406-S411.
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