STI IN ZEITEN VON PREP AKTUELLE DATEN AUS DER MSM-SCREENING-STUDY - HIVANDMORE

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STI IN ZEITEN VON PREP AKTUELLE DATEN AUS DER MSM-SCREENING-STUDY - HIVANDMORE
FORTBILDUNG

   KLAUS JANSEN UND GYDE STEFFEN, BERLIN

   STI in Zeiten von PrEP
   Aktuelle Daten aus der MSM-Screening-Study
   Ein Drittel der Studienteilnehmer hatte eine STI, wobei PrEP-Anwender am häufigsten betroffen waren. Eine konse-
   quente Testung als Kassenleistung und sinnvolle Behandlung ist notwendig, um die Ausbreitung von STI einzudämmen.

   Im Jahr 2016 wurde in Deutschland die        und Behandlung von STI und damit mit-         praxen mit MSM-freundlichem Angebot
   Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) ge-        tel- und langfristig zu einer Verminde-       durchgeführt wurde (Abb. 1). Einge-
   gen HIV zugelassen. In der Zulassung         rung der STI-Prävalenz führen können.         schlossen wurden HIV-positive und
   wird dabei auch der regelmäßige Ge-          Die Deutsch-Österreichischen Leitlinien       HIV-negative Männer, die sich als MSM
   brauch von Kondomen empfohlen. Den-          sehen augenblicklich eine Untersuchung        definierten, mindestens 18 Jahre alt
   noch muss man davon ausgehen, dass ein       auf Syphilis alle 3 Monate, auf Chlamy-       waren, deren HIV-Status bekannt war
   Grund zur Anwendung der PrEP der Ver-        dien und Gonokokken an drei Lokalisati-       und die in den zurückliegenden zwei
   zicht auf Kondome ist. Ob der häufigere      onen alle 3-6 Monate vor.1 Die Kosten hier-   Wochen keine Antibiose erhalten hatten.
   Kondomverzicht und risikoreicheres Sexu-     für werden von den Krankenkassen aber         Die Zentren wurden gebeten, jeden in
   alverhalten bei PrEP zu einem Anstieg an-    nicht übernommen, soweit keine Sympto-        der Sprechstunde vorstellig werdenden
   derer STI wie Chlamydien, Gonokokken,        me oder ein konkreter Verdacht auf eine       MSM unabhängig von dessen Risikopro-
   Syphilis u.a. führt, wird seit der Einfüh-   STI vorliegen, und stellen Behandlerinnen     fil um eine Studienteilnahme zu bitten.
   rung der PrEP diskutiert. Als Argument       und Behandler damit vor große Heraus-         HIV-positive MSM wurden überrekru-
   gegen einen Anstieg von STI bei PrEP-        forderungen in Bezug auf deren Budget.        tiert, um eine ausreichende statistische
   Anwendern wird die empfohlene regel-                                                       Power zur Berechnung der STI-Präva-
   mäßige und recht engmaschige Testung         ZIEL: VERSORGUNG GESTALTEN                    lenz getrennt für HIV-positive wie HIV-
   auf das Vorliegen zumindest einiger STI      Um für die Ausgestaltung von Angebo-          negative MSM zu gewährleisten.
   angeführt, was zu einer raschen Diagnose     ten in der STI-Versorgung von MSM eine
                                                gute Evidenzlage zu schaffen, führte das      4FACH-TEST
                                                RKI im Jahr 2018 die MSM-Screening-           Die beteiligten Zentren führten ein Scree-
                                                Study durch, um die aktuelle Prävalenz        ning auf Chlamydia trachomatis, Myco-
                                                von Chlamydia trachomatis, Mycoplas-          plasma genitalium, Neisseria gonorrhoeae
                                                ma genitalium, Neisseria gonorrhoeae          und Trichomonas vaginalis durch. Die
                                                und Trichomonas vaginalis bei MSM in          Auswahl der vier Erreger erfolgte vor dem
                                                Deutschland sowie damit zusammen-             Hintergrund von deren vermuteter epide-
                                                hängende Risikofaktoren zu bestimmen          miologischer Relevanz sowie einer mög-
                                                und damit geeignete Interventionen pla-       lichst gut in den Zentren umzusetzenden
                                                nen zu können. Hierbei standen die PrEP       Logistik auf Basis von selbstentnom-
                                                und die systematische getrennte Analyse       menen Abstrichen (Pharynx und Rek-
                                                der verschiedenen STI-relevanten Loka-        tum) und Urin.* Für die Studie wurden
                                                lisationen (Genital, Pharynx, Rektum)         eigens Laien-gerechte, Bild-basierte
                                                besonders im Fokus.                           Selbstentnahme-Anleitungen entwickelt.
                                                                                              Die Studienteilnehmer entnahmen sich
                                                METHODISCHES VORGEHEN                         Abstriche aus Pharynx und Rektum und
                                                Die MSM-Screening-Study ist eine              gaben Urin ab, die Proben wurden nicht
                                                deutschlandweite, multizentrische Quer-       gepoolt. Zur Diagnostik wurden PCR-
                                                schnittsstudie, die in Zusammenarbeit         basierte APTIMA® STI-Assays verwendet.
Abb. 1 Studienzentren der MSM-Screening-Study   mit 13 infektiologischen Schwerpunkt-         Die Diagnostik wurde im Konsiliarlabor

   34       HIV&more 1/2019
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FORTBILDUNG

Abb. 2 STI-Prävalenz, nach Erreger und Lokalisation                       Abb. 3 STI-Prävalenz, nach HIV/PrEP-Status und Erreger

für Syphilis, Labor Krone, Bad Salzuflen,       Partydrogen (Chrystal, Speed, Kokain,        Mykoplasmen und weitere 2,0% mit allen
durchgeführt. Anhand eines Fragebogens          Ecstasy, Badesalze/Spice, GBL/GHB)           drei Erregern.
wurden Informationen zu Soziodemogra-           genutzt zu haben. 27,6% der HIV-nega-        Bei 11,1% der STI-positiv getesteten Stu-
phie, zu einer evtl. HIV-Infektion, zu klini-   tiven MSM nutzten eine HIV-PrEP.             dienteilnehmer wurde ausschließlich
schen Symptomen, zu sexuellem Verhalten         78,9% der Studienteilnehmer gaben an,        pharyngeal eine STI diagnostiziert, bei
der letzten sechs Monate, zu Substanzge-        bereits früher eine STI gehabt zu haben,     13,7% ausschließlich urogenital, bei
brauch und zum PrEP-Gebrauch erhoben.           32,1% der in der Studie STI-positiv ge-      50,7% ausschließlich rektal sowie bei
Für die Analyse bildeten wir drei Perso-        testeten Teilnehmer berichteten von STI-     24,5% an mehreren Lokalisationen.
nengruppen auf Grundlage des HIV-Sta-           spezifischen Symptomen im Vorfeld der        Bei insgesamt 32,1% aller Diagnosen be-
tus und des PrEP-Gebrauchs der Studi-           in der Studie diagnostizierten STI.          richteten die positiv getesteten Teilnehmer
enteilnehmer (HIV-positive MSM, HIV-                                                         von STI-bezogenen Symptomen, 33,5%
negative MSM mit PrEP-Gebrauch und              EIN DRITTEL MIT STI                          bei pharyngealer Lokalisation, 31,8% bei
HIV-negative MSM ohne PrEP-Ge-                  Mindestens eine der gemessenen STI           einer rektaler Lokalisation und 44,6% bei
brauch). Zur Analyse von Risikofaktoren         wurde bei 30,1% der Studienpopulation        einer urogenitaler Lokalisation der STI.
für den Erwerb mindestens einer der             diagnostiziert. Mycoplasmen wurden bei       Die Gesamt-STI-Prävalenz unterschied
gemessenen STI berechneten wir multi-           17,0% aller Teilnehmer gefunden, gefolgt     sich so gut wie nicht zwischen HIV-ne-
variate logistische Regressionsmodelle          von Chlamydien mit 9,9% und Gonokok-         gativen und HIV-positiven MSM (30,7%
(mit Odds Ratios (OR) und 95%-Kon-              ken mit 8,9% (Abb. 2). Trichomonaden         vs. 29,4%). Dies galt auch bei einzelner
fidenzintervallen (95%-KI)).                    wurden insgesamt nur bei 2 Teilnehmern       Betrachtung von Chlamydien (10,1% vs.
                                                diagnostiziert. Infektionen mit Chlamy-      9,6%) und Gonokokken (8,6% vs. 9,2%),
STUDIENPOPULATION                               dien, Gonokokken und Mycoplasmen             bei Mycoplasmen wiesen HIV-negative
Zwischen dem 20.2.2018 und dem                  wurden am häufigsten rektal diagnosti-       MSM eine etwas erhöhte Prävalenz auf
2.7.2018 wurden 2.303 MSM eingeschlos-          ziert, bei Chlamydien und Mycoplasmen        (18,4% vs. 15,5%).
sen. Hiervon waren 50,5% HIV-positiv,           gefolgt von urogenitalen Infektionen, bei    Stratifizierte man die HIV-negativen
das mediane Alter lag bei 39 Jahren             Gonokokken gab es auch einen höheren         MSM nach PrEP-Gebrauch, traten deut-
(Spanne: 18-71). Die mediane Anzahl             Anteil pharyngealer Infektionen (Abb. 2).    liche Unterschiede zwischen den drei
von Sexpartnern in den letzten sechs Mo-        Bei 16,7% der STI-positiv getesteten Stu-    Gruppen zutage. Die HIV-negativen
naten betrug fünf (Spanne 0-820). 71,7%         dienteilnehmer wurde eine Koinfektion        MSM mit PrEP-Gebrauch wiesen nun
der Studienteilnehmer berichteten von           mit mehreren Erregern diagnostiziert.        mit 40,2% die mit Abstand höchste Ge-
kondomlosen Analverkehr (aktiv und/             Im Einzelnen waren dies 4,6% mit einer       samt-STI-Prävalenz auf, gefolgt von
oder passiv) in den letzten sechs Mona-         Koinfektion mit Chlamydien und Gono-         HIV-positiven MSM mit 29,4% und
ten, 43,0% gaben an, vor und/oder wäh-          kokken, 6,1% mit Chlamydien und My-          HIV-negativen MSM ohne PrEP-
rend des letzten Sexkontakts sogenannte         koplasmen, 4,0% mit Gonokokken und           Gebrauch mit 25,0% (Abb. 3). Diese Ver-

                                                                                                                 HIV&more 1/2019     35
FORTBILDUNG

teilung ergab sich auch bei Analyse der        fil nicht gänzlich ausgeschlossen werden     eine regelmäßige Testung von Chlamy-
einzelnen STI (Abb. 3) sowie der ver-          können, zeigte die MSM-Screening-            dien, Gonokokken und Syphilis vorse-
schiedenen Lokalisationen (Abb. 4).            Study für MSM in deutschen Großstäd-         hen, ergibt sich aus der hohen gemes-
                                               ten generell hohe STI-Prävalenzen, ins-      senen Prävalenz von Mycoplasma genita-
BEDEUTUNG DER ERGEBNISSE                       besondere für Mycoplasmen.                   lium ebenfalls der Bedarf nach einer
Im Rahmen der MSM-Screening-Study                                                           regelmäßigen Testung auf diesen Erreger,
wurden insgesamt hohe STI-Prävalenzen          MEHR STI BEI PrEP                            dessen Krankheitspotential mittlerweile
bei MSM gefunden. Mit ca. zwei Dritteln        Die STI-Prävalenzen unterschieden sich       gut belegt ist.2-4 Dabei ist die Kosten-
war ein hoher Anteil der STI-positiven         anders als in früheren Studien nicht zwi-    tragung der STI-Testung durch die Kran-
MSM symptomlos. Für die Studie wur-            schen HIV-positiven und HIV-negativen        kenkassen ein überaus wichtiger Faktor
den infektiologische Zentren mit MSM-          MSM, relevant war hier vielmehr die          zur Umsetzung effektiver Screening-
freundlichen Angebot ausgewählt, die für       Kombination des HIV-Status mit dem           Maßnahmen. Eine privat durch die
MSM in diesen Städten oftmals auch eine        PrEP-Gebrauch. HIV-negative MSM mit          PrEP-Gebraucher zu bezahlende STI-
Art Hausarzt-Funktion übernehmen.              PrEP-Gebrauch wiesen die mit Abstand         Testung stellt in der Realität sicher keine
MSM suchen diese Praxen daher nicht            höchsten STI-Prävalenzen für alle ge-        aus Public Health-Sicht befriedigende
nur wegen HIV/STI-bezogener Anliegen           messenen STI auf. Die Studie zeigte, dass    Test-Abdeckung sicher.
auf. Durch die Rekrutierung möglichst          die höheren Prävalenzen in dieser Grup-
aller MSM, die im Studienzeitraum die          pe gegenüber HIV-positiven MSM zu-           STI-TEST ALS KASSENLEISTUNG
Praxen aufsuchten, wurde versucht, nicht       mindest zum Teil durch Unterschiede in       Hier wird eine geeignete Umsetzung der
nur MSM mit einem hohen Risikoprofil           STI-relevantem sexuellen Risikoverhal-       STI-Testung auf Grundlage des wohl
für STI in die Studie einzuschließen und       ten begründet waren. Von HIV-nega-           2019 in Kraft tretenden „Terminservice-
damit durch die MSM-Screening-Study            tiven MSM mit PrEP-Gebrauch wurden           und Versorgungsgesetzes“5 eine entschei-
ein möglichst breites epidemiologisches        am häufigsten verschiedene Sexualprak-       dende Rolle spielen. Eine adäquate STI-
Bild für MSM in Deutschland abzubil-           tiken berichtet, die in der multivariaten    Testung stellt im Rahmen der PrEP die
den. Die Praxen berichteten nach Durch-        Analyse unabhängig voneinander mit           zentrale Grundlage für eine möglichst
führung der Studien, nicht verstärkt           einem erhöhten STI-Risiko einher-            frühe und damit effektive Diagnose und
MSM mit einem erhöhten STI-Risiko              gingen.                                      Behandlung von STI für PrEP-Gebrau-
eingeschlossen zu haben, um für diese          Die Studie zeigt, dass PrEP-Gebrauch         cher dar und damit ein wichtiges Instru-
eine kostenlose Diagnostik im Rahmen           eine sehr wichtige Indikation für eine an-   ment zur Vermeidung ansteigender STI-
der Studie abdecken zu können. Auch            gemessene STI-Testung darstellt. Anders      Prävalenzen. Die Beratung von PrEP-
wenn solche Rekrutierungseffekte hin zu        als in den aktuellen Deutsch-Österreichi-    Usern sollte vor dem Hintergrund der
Personen mit einem erhöhten Risikopro-         schen Leitlinien, die augenblicklich nur     Studienergebnisse dabei insbesondere
                                                                                            die Benutzung von Kondomen als wich-
                                                                                            tige Möglichkeit zur Vermeidung von
                                                                                            STI sowie den Gebrauch von Party-Dro-
                                                                                            gen adressieren.
                                                                                            Die in der MSM-Screening-Study gefun-
                                                                                            denen STI-Prävalenzen zeigen zudem,
                                                                                            dass eine Risiko-adaptierte STI-Testung
                                                                                            auch wichtig für HIV-negative MSM
                                                                                            ohne PrEP-Gebrauch sowie HIV-positive
                                                                                            MSM ist. Eine zentrale Grundlage für
                                                                                            eine Testung ist dabei eine ausführliche
                                                                                            Sexual-Anamnese, mit deren Hilfe Risi-
                                                                                            kofaktoren identifiziert und die Notwen-
                                                                                            digkeit und Häufigkeit einer STI-Testung
Abb. 4 STI-Prävalenz, nach HIV/PrEP-Status und Lokalisation                                 individuell festgelegt werden können.

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FORTBILDUNG

                                                                   Ein Argument gegen     Resistenzen bewirken und macht die the-
                                                                   eine Therapie aller    rapeutische Situation zusätzlich komplex.
                                                                   asymptomatischen       Ebenso bleibt weiter zu beobachten, wie
                                                                   Infektion und insbe-   sich die aktuell bereits problematische
                                                                   sondere von pharyn-    Resistenzlage bei Mycoplasma genita-
                                                                   gealen Infektionen     lium entwickelt und welche Konse-
                                                                   ist, dass diese häu-   quenzen hieraus für die Behandlung zu
                                                                   figer selbstlimitie-   ziehen sind.
                                                                   rend sind. Der bei     Die Ergebnisse der MSM-Screening-
                                                                   rezidivierender The-   Study zeigen, dass vor Beginn einer
                                                                   rapie erhöhte Anti-    Antibiose eine möglichst detaillierte
                                                                   biotika-Verbrauch      STI-Diagnostik an allen Lokalisationen
Der Autor Klaus Jansen vor seinem Poster auf der CROI
                                                                   mit den damit ver-     durchgeführt werden sollte, um Fehl-
                                                                   bundenen Neben-        behandlungen von Koinfektionen mit
TREATMENT AS PREVENTION                          wirkungen auf individueller Ebene wird   einem anderen Erreger zu vermeiden.
Die Studienergebnisse zeigen ebenfalls, kritisch gesehen, evtl. auch in Hinblick                                           Für die Autoren:
dass eine allein urogenitale STI-Diagnos- auf eine Veränderung des Mikrobioms.                              Dr. Klaus Jansen, Gyde Steffen
tik den größeren Teil der Infektionen Weiterhin wird diskutiert, ob bei nicht                                          Robert Koch-Institut
nicht erkennen würde, insbesondere bei adäquater, häufiger Antibiotika-Therapie                   Fachgebiet für HIV, Hepatitis und andere
                                                                                              sexuell oder durch Blut übertragbare Erreger
Vorliegen asymptomatischer Infektionen. (z.B. zu geringe Dosen, zu geringe Com-
                                                                                                                Seestraße 10 · 13353 Berlin
Aktuell findet vor dem Hintergrund von pliance etc.) Resistenzen nicht gerade
                                                                                                                   E-Mail: JansenK@rki.de
zum Teil recht hohen STI-Prävalenzen erst generiert werden.
                                                                                          Publikation: Jansen K, Steffen G, Ziesenis AK,
und -Inzidenzen vor allem bei PrEP-Nut-
                                                                                          Bremer V, Tiemann C. Influence of HIV and PrEP use
zern eine Debatte über die Behandlungs- RISIKO FÜR RESISTENZ?                             on High STI Prevalences in MSM in Germany, 2018.
bedürftigkeit der gefundenen Infekti- Zu vielen dieser Argumente liegt uns                CROI 2019

onen statt. Die Behandlung symptoma- noch keine ausreichende Datengrund-                  * Da Trichomonas vaginalis zeitgleich aus dem glei-
tischer Infektionen steht dabei außer lage vor, um diese endgültig zu bewerten.             chen Probenmaterial auf der gleichen Plattform
                                                                                            mitbestimmt werden konnte, wurde dieser Erreger
Frage, es wird allerdings diskutiert, ob Sicherlich bestehen hier auch Unter-               in die Analysen mit aufgenommen, obwohl nur eine
der Nutzen oder der Schaden bei Be- schiede je nach Erreger. So gilt etwa der               geringe Prävalenz bei MSM angenommen wurde.
                                                                                            Auf die Abnahme von Blut wurde aus logistischen
handlung aller asymptomatischer Infek- Pharynx für Gonokokken aufgrund der                  Gründen verzichtet, daher konnte der serologische
tionen überwiegen, besonders wenn bei diesen vorhandenen vielfältigen Me-                   Status zu Syphilis, Hepatitis B und C nicht be-
                                                                                            stimmt werden.
diese pharyngeal lokalisiert sind. Ein chanismen zur Induktion einer Antibio-
                                                                                          1
                                                                                              Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V. (DAIG), Deutsch-
Argument für eine Behandlung aller ge- tika-Resistenz als wichtiges Reservoir, in             Österreichische Leitlinien zur HIV-Präexpositions-
fundenen asymptomatischen Infektionen dem es z.B. durch Plasmidtausch mit an-                 prophylaxe. 2018.
ist die Vermeidung von Folgeschäden für deren auch kommensalen bakteriellen               2
                                                                                              Bradshaw, C.S., et al., Syndromic management
                                                                                              of STIs and the threat of untreatable Mycoplasma
den einzelnen Patienten. Zudem könnten Erregern leichter zur Entstehung einer                 genitalium. Lancet Infect Dis, 2018. 18(3): p. 251-
damit vorhandener Erreger-Reservoire Antibiotika-Resistenz kommen kann als                    252.
                                                                                          3
                                                                                              Bradshaw, C.S., J.S. Jensen, and K.B. Waites,
effektiver beseitigt werden, wodurch die für andere STI. Auch die Auswirkungen
                                                                                              New Horizons in Mycoplasma genitalium Treat-
kumulative Erregerlast in der Zielgruppe von Antibiotika-Gaben zur Behandlung                 ment. J Infect Dis, 2017. 216(suppl_2): p. S412-
und damit die Infektionswahrscheinlich- einer diagnostizierte STI (z.B. Azithro-              s419.
                                                                                          4
                                                                                              Jensen, J.S., Mycoplasma genitalium: yet another
keit insgesamt gesenkt würde. Auch die mycin-Gabe zur Behandlung von Chla-                    challenging STI. Lancet Infect Dis, 2017. 17(8): p.
Vermeidung der Entstehung von Antibi- mydien) auf eine andere vorliegende,                    795-796.

otika-Resistenzen durch eine möglichst aber nicht diagnostizierte STI (z.B. My-           5
                                                                                              Bundesministerium für Gesundheit. Schnellere Ter-
                                                                                              mine, mehr Sprechstunden, bessere Angebote für
umfassende Therapie wird als Argument coplasmen oder Gonokokken), die eine                    gesetzlich Versicherte: Erste Lesung des Termin-
genannt, insbesondere für Infektionen höhere Dosierung des eingesetzten Me-                   service- und Versorgungsgesetzes im Bundestag
                                                                                              (13. Dezember 2018). 2018 20.2.2019; Available
mit Neisseria gonorrhoeae und Mycoplas- dikaments nötig machen würde, kann                    from: https://www.bundesgesundheitsministerium.
ma genitalium.                                   eine Induzierung oder Verstärkung von        de/terminservice-und-versorgungsgesetz.html.

                                                                                                                     HIV&more 1/2019           37
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