NÜRNBERG-ROTTERDAM STARTET GUT DURCH
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NÜRNBERG-ROTTERDAM STARTET GUT DURCH Mitte Januar dieses Jahres hat Kombiverkehr mit Sitz in Frankfurt sein Portfolio an intermodalen Transportprodukten von und nach Rotterdam er- weitert. Für den Transport von Sattelaufliegern, Containern und Wech- selbehältern wurde ein neuer Kontinentalverkehr zwischen dem Nürnberg- er TriCon Terminal und Rotterdam Cobelfret in den Fahrplan aufgenom- men. Der Kombiverkehr-Zug zwischen Nürnberg und Rotterdam Cobelfret wird in Zusammenarbeit mit TFG Transfracht betrieben und verkehrt an fünf Ta- gen in der Woche, montags bis freitags, in beiden Richtungen. Die Reed- erei CLdN Cobelfret SA betreibt Fährdienste vom Fährterminal in Rotter- dam zu den Zielhäfen in London, Dublin und Killingholme. Wir haben Sales Manager Peter Dannewitz nach den ersten Erfahrungen mit dem Shuttle Nürnberg-Rotterdam Cobelfret gefragt „Der Zug hatte einen vielversprechenden Start für Kombiverkehr und unseren Hauptkunden auf dieser Strecke. Wir haben dazu positives Feed- back erhalten. Unser Speditionskunde hat bereits weitere Transportmen- gen angekündigt, die zusätzlich auf dieser Verbindung befördert werden sollen. Mit der Aufnahme des Dienstes haben wir weitere Anfragen für diesen interessanten Transportkorridor erhalten, zumal die Weiterlei- tung nach Großbritannien per Fähre für ein stetiges Angebot ohne zeit- und kostenaufwändige Zollabfertigung sorgt.“ Dieses Produkt wurde als Reaktion auf die Ressourcenknappheit bei Nut-
zlasten und LKW-Fahrern entwickelt. Wie sehen Sie diese Entwicklung in den kommenden Jahren? „Der Mangel an Ausrüstung und Lkw-Fahrern sowie der große Vorteil von CO2- und Energieeinsparungen sind in der Tat wichtige Motivationsfak- toren für den intermodalen Transport. Unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen werden sich diese Bedingungen noch ver- schärfen. Die Kombination der Transportmodi Schiff, Bahn und LKW kann die Lösung für die heutigen Herausforderungen in effizienten Lieferket- ten sein, wenn die Qualität der Dienstleistung den Kundenanforderungen entspricht.“ Lässt sich etwas über die Art der Güter sagen, die Sie mit dem Shuttle Nürnberg-Rotterdam transportieren? „Es gibt natürlich auch Unterschiede in der Gewichtung der trans- portierten Güter und Fracht auf den verschiedenen Routen. Doch lässt sich grundsätzlich feststellen, dass der kombinierte Verkehr für fast alle Arten von Gütern geeignet ist. Heute gibt es kaum noch Güter, die nicht auf der Schiene transportiert werden können. Große Beton- fertigteile, tiefgekühlte Waren oder sogar Glasscheiben mit einer Länge von bis zu sechs Metern werden intermodal transportiert.“ Was erwarten Sie in puncto Frachtmengen, die Kombiverkehr über Rotter- dam in den Jahren 2022 und 2023 verschifft? „Der Standort Rotterdam mit seinen zahlreichen Hafenterminals ist für uns als Ausgangspunkt für Hinterlandtransporte oder für die Weiterlei- tung von Sendungen unserer Kunden nach Großbritannien besonders wichtig. Das maritime Geschäft wickeln wir über unsere Beteiligungsge- sellschaft Optimodal B.V. ab, die ihren Sitz ebenfalls direkt vor Ort in Rotterdam hat. Dies unterstreicht das besondere Engagement unseres Unternehmens gegenüber dem Rotterdamer Hafen, den wir im Hinblick auf weiteres Wachstum als äußerst attraktiv einstufen. Mit unseren neuen Zugverbindungen von und nach Nürnberg und Mortara in Norditalien in der Nähe von Mailand haben wir uns gut im Markt positioniert und möcht- en im kontinentalen und maritimen Rotterdam-Verkehr in den nächsten zwei Jahren insgesamt um mehr als 30 Prozent wachsen.“ Können Sie bitte Ihre Sicht auf die Verbindung zwischen Hannover und Rotterdam erläutern? Welche Möglichkeiten bietet dies Ihren Kunden? Und können Sie uns schon Neuigkeiten über die Frequenz und/oder die Ka- pazität in der nächsten Zeit mitteilen? „Das Beispiel der Verbindung von Rotterdam Europoort – Hannover Me-
gaHub verdeutlicht das besondere und einzigartige Serviceangebot von Kombiverkehr. Wir verbinden nicht nur Hannover direkt, sondern in unserem Gateway-Netzwerk gleichzeitig auch Lovosice, München, Lud- wigshafen und Verona in Italien. Dadurch profitieren unsere Kunden von maximaler Flexibilität. Der Wechsel von Ladeeinheiten an speziellen Hub-Terminals zu anderen nationalen oder internationalen Zügen erfolgt in der Regel an einer Anlaufstelle (One-Stop-Shop) mit nur einer einzi- gen Buchung. Was den Hinterlandverkehr mit Rotterdam anbetrifft, so se- hen wir überall dynamische Entwicklungen. Je nach Nachfrage sind wir in der Lage, die Zugfrequenzen auch kurzfristig einer erhöhten Markt- nachfrage anzupassen.“ Quelle: Port of Rotterdam. Foto: Kombiverkehr NEUE VERBINDUNG ZWISCHEN KÖLN UND SÈTE Der Logistikdienstleiser CargoBeamer hat eine neue Verbindung für den unbegleiteten Schienentransport von Sattelaufliegern an den Start ge- bracht. Zwischen Köln in Westdeutschland und Sète in Südfrankreich be- treibt der führende Intermodal-Operator seit März eine neue Linie, welche mit zwei Rundläufen pro Woche bedient wird. Neben Sattelau- fliegern können auch Wechselbrücken und Container transportiert wer- den.
Gemeinsam mit dem KV-Dienstleister primeRail fungiert CargoBeamer als Betreiber der Züge und zeichnet für deren Planung und Disposition ver- antwortlich. Alleiniger Kunde des Dienstes ist das dänische Reederei- und Logistikunternehmen DFDS, wodurch CargoBeamer seine erste exklusiv für einen Kunden bereitgestellte Verbindung in Betrieb nimmt. Die Vergabe der Slots auf den Zügen erfolgt durch DFDS. Pro Zug können 38 Trailer auf Wagen des Typs T3000 transportiert werden. Ab Sète besteht zusätzlich die Option, den Transport per Fährverbindung über das Mittelmeer bis nach Yalova in der Türkei zu verlängern. Als Partn- er für die Traktion der Züge zwischen Frankreich und Deutschland kon- nte das französische Unternehmen Europorte gewonnen werden. Europorte ist Teil der Getlink Group, welche zudem als Eigentümer des Eurotun- nels die einzige Schienenverbindung zwischen Frankreich und dem Vereinigten Königreich bereitstellt. Nachdem CargoBeamer und Getlink im September 2021 bereits eine Partnerschaft für den unbegleiteten Bah- ntransport von Sattelaufliegern zwischen Calais (FR) und Ashford (UK) verkündet hatten, wird die Zusammenarbeit beider Unternehmen durch die Aufnahme der Verbindung Köln – Sète nun ausgebaut. Mit dem neuen Dienst ermöglicht CargoBeamer gemeinsam mit seinen Partn- ern auf einer weiteren Linie den umweltschonenden Gütertransport über die Schiene. Gegenüber der Straße werden je Sattelauflieger die beim Transport ausgestoßenen CO2-Emissionen um rund 85% gesenkt. Pro Zug wird infolgedessen eine Einsparung von 45.000 kg an Treibhausgasen re- alisiert, wodurch sich die Bahn erneut als Transportmittel der Zukunft auf dem Weg hin zu einer klimafreundlichen Logistik beweist. Zudem trägt der unbegleitete Transport der Sattelauflieger, bei welchem Fahr- er und Zugmaschine nicht auf dem Zug mitfahren, zusätzlich zur Entlas- tung des in Europa schnell steigenden Mangels an Lkw-Fahrern bei. Boris Timm, Chief Operating Officer von CargoBeamer, sagt: „Wir freuen uns sehr, mit der Verbindung Köln – Sète eine weitere Linie zum Netzw- erk von CargoBeamer hinzuzufügen. Mit dem speziell auf die Kundenan- forderungen von DFDS zugeschnittenen Service können wir unser Portfo- lio noch einmal erweitern und gleichzeitig ein starkes Signal an den Markt senden, wie flexibel unsere Schienendienstleistungen ausgestal- tet sein können. Durch die Gewinnung von Europorte als Partner kooperi- eren wir nun mit drei der größten Traktionsunternehmen Frankreichs und arbeiten gemeinsam kontinuierlich daran, neue und umweltfreundliche Transportlinien über die Schiene als Verkehrsträger der Zukunft zu
schaffen.“ Quelle und Foto: CargoBeamer CONTARGO STARTET FRANKFURT- ANTWERPEN-SHUTTLE Contargo Industriepark Frankfurt-Höchst baut sein Bahn-Angebot weiter aus. Ab 4. April 2022 bietet das Unternehmen eine neue Contain- er-Zugverbindung zwischen Frankfurt und Antwerpen an. Der Frankfurt-An- twerpen-Shuttle startet mit einem fixen Fahrplan und einem Rundlauf pro Woche. Damit will das Container-Hinterlandlogistik-Netzwerk seine Transporte am Standort Frankfurt noch flexibler gestalten. Der Ganzzug startet jeweils montags in Frankfurt und erreicht diens- tags das erste Terminal in Antwerpen (1700). Mittwochs fährt er die Terminals 869 und 913 an und kehrt danach zurück nach Frankfurt. „Mit dem Frankfurt-Antwerpen-Shuttle bieten wir Verladern aus der Re- gion und angrenzenden Ländern eine hervorragende Alternative, um den Hafen Antwerpen zu erreichen“, sagt Kawus Khederzadeh, Geschäftsführer Contargo Industriepark Frankfurt-Höchst. „Denn diese Verbindung ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll und außerdem eine gute Ergänzung zum Kombinierten Verkehr mit dem Binnenschiff.“
Gleichzeitig erhöht Contargo Industriepark Frankfurt-Höchst auch die Frequenz der bereits bestehenden Bahnverbindung nach Rotterdam (Frank- furt-Rotterdam-Shuttle) von 2x auf 3x wöchentlich. Quelle und Foto: Contargo, Zugabfertigung in Frankfurt RHEINCARGO ÜBERNIMMT WERKSBAHN IN BAYERN Der Logistikdienstleister RheinCargo und der Kunststoff- und Chemiekonzern Lyondellbasell haben sich auf eine langfristige Zusamme- narbeit am Standort Münchsmünster in Bayern verständigt. RheinCargo konnte die Ausschreibung für die Übernahme der dortigen Werksbahn gewinnen. Damit wächst der RheinCargo-Bereich „Werks- und Industriebah- nen“ weiter an. Auf dem etwa zehn Kilometer langen Gleisnetz rund um das Werk zur Her- stellung von hochdichtem Polyethylen wird seit Beginn des Jahres 2022 von RheinCargo der Rangierbetrieb mit zwei Lokomotiven an sieben Tagen in der Woche abgewickelt. „Herausfordernd war zunächst, kurzfristig das erforderliche Personal zu rekrutieren. Das ist uns gut gelungen, so dass wir alle logistischen Dienstleistungen in der von uns gewohn- ten Qualität abliefern können“, erklärt RC- Bereichsleiter Peter Ja-
cobs, der vor Ort auch die Position des Eisenbahnbetriebsleiters über- nommen hat. „Die erneute Zusammenarbeit mit einem Weltkonzern zeigt, wie geschätzt die Produkte von RheinCargo sind. Wir sind optimistisch, dass wir in der Region weitere Projekte entwickeln können“, freut sich Wolfgang Birlin, für den Eisenbahnbereich zuständiger Geschäftsführer der Rhein- Cargo. Quelle und Foto: RheinCargo, v.l.n.r.: Peter Jacobs (Bereichsleiter Werks- und Industriebahnen), Klaus Seifert (Standortleiter Münchsmün- ster), Thomas Nebich (Lehrlokführer/Standortleiter Bottrop), Hakan Bul- gurcu (Standortleiter Münchsmünster) ELEKTRISCHER SCHIENENVERKEHR FÜR MEHR KLIMASCHUTZ „Um deutlich schneller erheblich mehr Verkehre auf die Schiene zu brin- gen – damit wir die Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreichen – müssen wir in den kommenden Jahren das deutsche Schienennetz weiter elektrifizieren. Die nach wie vor effizienteste und kostengünstigste Form der Elektrifizierung ist die Oberleitung. Der Bau von Oberleitun- gen scheitert jedoch in der Praxis an zu langwierigen und kompl- izierten Planungs- und Genehmigungsprozessen. Wir haben deshalb
konkrete Vorschläge für eine vereinfachte und damit schnellere Elektri- fizierung von Eisenbahnstrecken erarbeitet. Damit ist das Ziel der Branche, im deutschen Schienennetz den Elektrifizierungsgrad von heute 60 Prozent auf mindestens 75 Prozent zu steigern, in den kommenden Jahren erreichbar“, so Ingo Wortmann, Präsident des Branchenverbands VDV. Im neuen VDV-Positionspapier „Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken als Teil der Energiewende“ unterstreichen die Branchenexperten, warum eine Elektrifizierung nach wie vor die beste Form des Eisenbahnbe- triebs ist, um möglichst zuverlässig und schnell zahlreiche Personen und Güter zu befördern: Die elektrische Traktion ermöglicht deutlich höhere Höchstgesch- windigkeiten wegen der im Zug installierten hohen spezifischen Antrieb- sleistung. Die elektrische Traktion ermöglicht den Einsatz von schweren Güterzü- gen mit weniger Lokomotiven und das bei höherer Geschwindigkeit. Die elektrische Traktion ermöglicht relativ einfach, viele Radsätze, insbesondere die der für den S-Bahn-Betrieb vorgesehenen Triebwagen, anzutreiben und infolgedessen eine hohe Beschleunigung sowie eine rein elektrische Bremsung mit Energierückspeisung dieser Fahrzeuge zu gewährleisten. Neben der Errichtung von Oberleitungen auf bislang nicht elektri- fizierten Strecken kann man alternativ auch Fahrzeuge einsetzen, die per Batterie oder Brennstoffzelle betrieben werden. Die Experten des VDV sehen hier jedoch die Oberleitung im Vorteil, weil Fahrzeuge mit Batterie oder Brennstoffzelle schwerer und technisch aufwändiger sind als solche, die direkt effizient per Strom aus der Oberleitung ge- speist werden. Darüber hinaus ist der Wirkungsgrad und damit der Ge- samtenergiebedarf mit Strom aus der Fahrleitung in der Regel deutlich günstiger. Zudem lassen sich höhere Synergien bei einem einheitlich elektrifizierten Schienennetz heben. „Aber auch diese Antriebsarten können je nach Begebenheit der Strecke durchaus sinnvoll sein. Dennoch ist die direkte Energieeinspeisung aus der Oberleitung aktuell noch die effizienteste und kostengünstigste Betriebsweise für elektrische Eisenbahnen“, so Wortmann.
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung stehen weitreichende Ziele für die Beschleunigung und Vereinfachung von Planung und Genehmigung für Bauvorhaben. Die vom VDV vorgelegten Vorschläge für den verein- fachten Bau von Oberleitungen passen genau zu diesen bundespolitischen Überlegungen. Der VDV schlägt unter anderem vor, bei Elektri- fizierungsvorhaben für Eisenbahnstrecken künftig auf eine Vorprüfung der Umweltverträglichkeit und auf den üblichen Planfeststellungsvorbe- halt zu verzichten. Weiteres Verbesserungspotenzial sieht der Verband zudem in der grund- sätzlichen Konzeption von Fahrleitungen: Die Bauart von Oberleitungen müsse künftig besser an die jeweiligen Anforderungen der Betriebs- führung von Strecken angepasst werden. Der VDV entwickelt dazu aktuell bereits ein Regelwerk für wirtschaftliche Oberleitungsanlagen von re- gionalen Eisenbahnstrecken beispielsweise mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h und darunter, das allerdings bestehende Spielräume für den Betrieb und die Ausstattung regionaler Eisenbahnen weiterhin berücksichtigt. „Unsere Fachleute haben sich sehr intensiv mit konkreten Verbesserungsvorschlägen für eine Planungsbeschleunigung bei der Elektrifizierung des Schienennetzes auseinandergesetzt. Zudem müssen Nebenbahnen mit einer Streckengeschwindigkeit von 80 km/h nicht zwingend mit Fahrleitungen elektrifiziert werden, die auch für 200 km/h geeignet sind. Die vorliegenden und zum Teil noch in der Erarbei- tung befindlichen Empfehlungen und Maßnahmen bieten wir den poli- tischen Entscheidern im Bund und in den Ländern gerne aktiv als Lö- sungsbeitrag der Branche an, um schnell zu mehr klimafreundlichem und effizientem elektrischen Schienenverkehr in Deutschland zu gelangen“, so VDV-Präsident Wortmann abschließend. Das VDV-Positionspapier „Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken als Teil der Energiewende“ finden Sie hier zum Download. Quelle und Foto: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) „ENGPÄSSE FÜR VERKEHRSWENDE AUF DER SCHIENE BESEITIGEN“
„Der Schienengüterverkehr ist unter dem Strich bis jetzt glimpflich durch die Corona-Krise gekommen. Die Branche hat gegenwärtig bessere Zahlen als noch vor der Pandemie. Gleichwohl sind diese für den notwendigen Aufwuchs und das Erreichen der Klimaschutzziele 2030 noch zu wenig“, hob VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff in Berlin hervor. „Es gibt zahlreiche Stellschrauben beim Netzausbau, bei der En- ergiepreisentwicklung, wie auch beim Fachkräftemangel, an denen wir ar- beiten müssen um in eine deutlich verbesserte Entwicklung zu kommen – sowohl die Branche selbst als auch die Politik sind dabei gefordert.“ Zudem gäbe es äußere Faktoren, wie etwa beim Infrastrukturausbau, die steigenden Bau- und Materialkosten, die man als Branche akzeptieren müsse. „Unser Gutachten zum Schienengüterverkehr hat sachlich fundiert aufgezeigt, dass ein Marktanteil von 25 Prozent bis 2030 sehr ambi- tioniert aber auch realistisch erreichbar ist. Politik und Branche müssen umgehend die notwendigen Voraussetzungen schaffen, um die Kli- maschutzziele zu erreichen“, so Wolff. Der Verband Deutscher Verkehr- sunternehmen (VDV) ist der Branchenverband für Bus und Bahn mit über 250 Eisenbahnunternehmen im Personen- und Güterverkehr. Doch mit dem aktuellen und zukünftig gewollten Zuwachs im Schie- nengüterverkehr steigt auch die Sorge der Güterbahnen um die Leistungs- fähigkeit. Vor allem die zunehmenden Baumaßnahmen im deutschen Schie- nennetz belasten die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Transporte unter Umständen massiv. Aus Sicht des VDV ein notwendiges Übel: „Die vermehrten Baustellen sind zunächst einmal ein hervorragendes Zeichen,
dass es im Land vorangeht, dass wir Strecken modernisieren, ausbauen, digitalisieren. Gleichwohl brauchen wir stabilere Netze auch in Bauphasen, selbst wenn dies den finanziellen Aufwand steigert. Denn auch während der Bautätigkeiten muss die Schiene ein verlässlicher Verkehrsträger sein. Und das geht nur, wenn trotz Baumaßnahmen Trassen genutzt und Fahrpläne eingehalten werden“, so Wolff. Dies erfordere Einsicht und Abstimmung auf allen Seiten. Man brauche einen struk- turellen Wandel bei Bauvorhaben im Schulterschluss mit der Politik. Die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung sei laut VDV nicht kunden- freundlich genug. Hier müsse die Politik nachsteuern, damit nicht nur das wirtschaftlichste Angebot gewinne, sondern auch das ge- samtwirtschaftlichste, indem zu jedem Zeitpunkt möglichst viel auf der Schiene transportiert werden könne. Das politisch wie branchenweit ins Auge gefasste Wachstum des Marktanteils im Schienengüterverkehr auf 25 Prozent könnte sonst verfehlt werden, so der Branchenverband. Die be- triebliche Qualität war zuletzt infolge von Bautätigkeiten, Starkwet- tersituationen und weiteren Gründen teilweise erheblich gesunken. „Wenn das Streckennetz nicht ausreichend zur Verfügung steht, steigt der Aufwand für die kapitalintensiven Transportmittel, für Personal sowie für die Netznutzung und für die Energie“, unterstreicht der VD- V-Hauptgeschäftsführer. Fahrstrom- und Dieselpreise sind ein wesentlicher Posten bei der Kalku- lation von Personenbeförderungen wie Gütertransporten auf der Schiene. „Diese Entwicklung wird nicht alle gleichermaßen treffen, wir müssen uns jedoch große Sorgen gerade um einzelne Eisenbahnunternehmen in allen Bereichen machen. Denjenigen, die das unter dem Stichwort Markt- bereinigung diskutieren sei gesagt, dass es genau diese Unternehmen und ihre Kapazitäten sein werden, die uns fürs Erreichen der Ziele bei der Verkehrswende am Ende schmerzlich fehlen werden“, so Wolff. Der VDV rät zu einer sachgerechten Reaktion des Bundes, um die angespannte Situation für die Branche etwas zu lindern. Beispielsweise müsse darüber nachgedacht werden, die Trassenpreisförderung für den Fern- verkehr auf der Schiene – gegenwärtig rund 50 Prozent Ermäßigung als ‚Coronahilfe‘ – auf einem maßvollen Niveau auch für 2022 weit- erzuführen. Dies wäre praktisch angewandter Klimaschutz. Auch die ohne- hin vom Bund bereits für alle Verbraucher und Unternehmen in Aussicht gestellte Streichung der EEG-Abgabe könne in der jetzigen Situation ei- nen Beitrag leisten, Schlimmeres zu verhindern. Letzteres gelte dabei natürlich nicht nur für die Eisenbahn, sondern auch für den ÖPNV, so der Branchenverband.
„Während die Omikron-Ausfallquoten in der Branche wegen Krankheit oder Quarantäne nicht überdurchschnittlich hoch ausfallen, werden die struk- turellen Engpässe bei den Fachkräften sowohl bei den Güter-, als auch bei den Personenbahnen des Nah- und Fernverkehrs immer deutlicher“, erklärt Wolff. Das bestätigt auch eine Sonderauswertung der VD- V-Branchenumfrage Personal aus November 2021 mit rund 30 Schienen- verkehrsunternehmen: „Der Personal- und Fachkräftemangel wird immer gravierender. Wir suchen in allen Bereichen, vor allem im Fahrbetrieb, aber auch im gewerblich-technischen Bereich. Wir werben um Ingenieurin- nen und Ingenieure, wir rekrutieren IT-Fachkräfte, wir würden gern viel mehr ausbilden und einstellen“, so Wolff. Laut Angaben der Agen- tur für Arbeit (2020) kommen bei den Triebfahrzeugführern auf 100 gemeldete Stellen gerade einmal 54 Arbeitssuchende, die die fachliche Eignung hätten. Dieses Berufsbild findet sich daher seit Jahren bei der Agentur für Arbeit auf der Liste der so genannten „Mangelberufe“ in Deutschland. In anderen Bereichen sieht es etwas besser aus, aber auch hier reichen die verfügbaren Bewerberinnen und Bewerber nicht, um die freiwerdenden und zusätzlich geschaffenen Stellen zu besetzen. Und das, obwohl selbst in der Krise bei den Güterbahnen in den letzten bei- den Jahren jeweils mehr Personal eingestellt wurde als im Vorjahr. „Die Verkehrsunternehmen können es sich auch in der Pandemie nicht leisten auf Personaleinstellungen zu verzichten. Im Gegenteil, wir suchen händeringend“, so Wolff. Handlungsbedarf ergebe sich einerseits aus dem demografischen Wandel – nach Angaben der Unternehmen müssen rund 30 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis 2030 altersbe- dingt ersetzt werden. Zusätzlich erfordere der nötige Ausbau des Ange- bots für das Erreichen der Klimaschutzziele erhebliche Mehreinstellun- gen: Die Unternehmen prognostizieren bis 2030 einen zusätzlichen Be- darf von etwa 23 Prozent. Über 72 Prozent der Unternehmen stellten 2021 mehr Personal ein als im Vorjahr. „Nachdem bereits im Vergleich in der Vorjahresumfrage der Fachkräftebedarf gestiegen war, sagen 62 Prozent der Schienenunternehmen, dass dieser erneut zugenommen habe. Hier unterstütze die VDV-Arbeitgeberinitiative die Unternehmen zum Beispiel mit einem eigenen Branchen-Karriereportal mit aktuell 8.328 offenen Stellen“, so Wolff abschließend. Quelle und Foto: VDV
ÜBER 9 PROZENT WACHSTUM, RESILIENZ IM NETZWERK Die Kombiverkehr KG verlagerte im vergangenen Jahr insgesamt 937.959 Lkw-Sendungen (eine Sendung entspricht der Kapazität eines Lastzuges) beziehungsweise 1,88 Millionen TEU von der Straße und dem Seeweg auf die klimafreundliche Schiene. „Mit einer Zunahme der transportierten Sendungen in Höhe von 9,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr befinden wir uns damit auf klarem Wachstumskurs, nachdem bereits im Sommer 2021 das Transportvolumen aus Vor-Corona-Zeiten übertroffen wurde. Zum Jahresbeginn 2022 haben wir mit neuen Produktangeboten und Kapazitätserweiterungen die Weichen für eine weitere positive Unternehmensentwicklung gestellt“, kommentiert Geschäftsführer Alexander Ochs das Sendungsergebnis des Vorjahres. Um die anhaltend hohe Nachfrage nach intermodalen Leistungen auch wett- bewerbsfähig bedienen zu können, müssen steigende Strompreisentwicklun- gen für Traktionsleistungen gemildert und das nationale und internatio- nale Baustellenmanagement für eine planbare Leistungsqualität harmon- isiert werden. „2021 war auch ein Jahr mit vielfältigen betrieblichen Herausforderungen, die wir mit Stabilität, Flexibilität und Resilienz als Netzwerkanbieter größtenteils meistern konnten“, ergänzt Geschäfts- führerkollege Armin Riedl. „Zum Ende des Jahres hätten wir noch stärk-
er wachsen können. Zugauslegungen in Folge von verpassten Terminals- lots oder gestörten Wagenumläufen aufgrund der Leistungsqualität der Bahnen haben dies allerdings verhindert.“ Für die Zukunft sieht Riedl daher ein harmonisiertes Baustellenmanagement auf nationaler wie auch internationaler Ebene als unerlässlich an. „Unsere Anforderungen an die Netzbetreiber lauten deshalb, konzentriert bauen, Korridore offen halten und frühzeitig Baustellen kommunizieren. Und an die Politik, die finanziellen Mittel für eine Verflüssigung von Baustellen bere- itzustellen. Für die Verlagerung auf die umweltfreundliche Schiene ist das Potential mehr denn je vorhanden, das mit adäquater Leistungsqual- ität auch gehoben werden kann.“ Im zweiten Pandemiejahr überzeugte der Intermodale Verkehr wiederholt als verlässliche Transportalternative zum durchgehenden Straßengüter- verkehr, was sich im Zusammenspiel mit einem attraktiven Leistungsport- folio mit 170 täglichen Direktzügen in mehr als 25 Länder Europas posi- tiv auf die Geschäftsentwicklung auswirkte. In allen Verkehrsbereichen legte die Kombiverkehr KG zu. Im Verkehr mit den deutschen Ostseehäfen (83.486 Lkw-Sendungen) um 3,2 Prozent, im Internationalen Verkehr (663.949 Lkw-Sendungen) um 8,5 Prozent und im Nationalen Verkehr (190.521 Lkw-Sendungen) sogar zweistellig um 15,4 Prozent. Die Gründe für das Mengenwachstum sind vielfältig. Mit der Einbindung der Schnellumschlaganlage MegaHub Lehrte wurde nicht nur eine bedeu- tende regionale Wirtschaftsregion an das europäische Intermodalnetzw- erk des Operateurs angeschlossen, sondern es entstanden auch zusät- zliche Routings im Binnen- sowie im europäischen Verkehr mit erweit- erten Kapazitäten über die neue Drehscheibe im Osten Hannovers. Zudem wurden mit neuen Zugprodukten via Schweiz von und nach Mortara in Norditalien Verbindungen im Benelux-Verkehr geschaffen, deren Verkehrs- frequenzen aufgrund einer ansteigenden Nachfrage im Jahresverlauf bere- its hochgefahren wurden. Hinzu kamen Neuverkehre beispielsweise zwischen München und Wels in Österreich und diverse Kapazitätser- weiterungen auf bestehenden Relationen. Mit neuen Angeboten wie der Verbindung Nürnberg – Rotterdam Cobelfred, die seit Mitte Januar in Produktionskooperation mit der TFG Trans- fracht GmbH angeboten wird, sorgt Kombiverkehr für neue kontinentale Transportmöglichkeiten von und nach Großbritannien. „Auch mit Company Trains, die unser Produktportfolio als Intermodal-Operateur geradezu abrunden, sehen wir Möglichkeiten, Kundenanforderungen zu erfüllen und
unsere Dienstleistungen erfolgreich am Markt zu platzieren. Das offene Zugnetzwerk ist und bleibt für uns sowie unsere Kommanditisten und zahlreichen Speditionskunden jedoch selbstverständlich das Maß aller Dinge“, gibt Ochs Einblick in die strategische Produktausrichtung. „Jedes Logistikunternehmen unterstützen wir beim Wechsel von der Straße hin zum Intermodalen Verkehr mit unserem KV-Coaching, um den Einstieg auf der Schiene so einfach wie möglich zu gestalten.“ Als weiteren Beschleuniger für den Kombinierten Verkehr sieht das Unterneh- men die Konjunkturprognose der EU für das laufende Jahr an, die für die Eurozone ein Plus von 4,4 Prozent vorhersagt, warnt jedoch zu- gleich vor möglichen Einschränkungen in den Logistikketten, die sich durch Omikron oder weiteren Virusvarianten kurz- und mittelfristig ergeben könnten. Mit vorausschauenden Pandemiekonzepten setzt die Kom- biverkehr KG zusammen mit den Leistungspartnern alles daran, die Be- triebslage jederzeit aufrechtzuerhalten. Das gesteigerte Volumen auf mehr als 937.000 Sendungen lässt auch den CO2-Fußabdruck der Kunden des Intermodal-Anbieters kleiner werden. Mit 1.107.600 Tonnen lag die Emissionseinsparung einhundert Tonnen über den Werten des Vorjahres. Neben den Dauerthemen Fahrermangel und Res- sourcenengpässe steht der Klimaschutz derzeit weit oben auf der Liste der Beweggründe für Kombinierten Verkehr. Die gemeinsam mit Kunden erzielten Resultate zeigen auf, dass durch den Hauptlauf auf der Schiene Klimaziele auch tatsächlich erreicht werden können. Das Ange- bot an klimaneutralen Transportlösungen wird der Intermodal-Dienstleis- ter mit den Traktionspartnern forcieren, um langfristig die CO2-freie Transportkette zu verwirklichen. Quelle und Foto: Kombiverkehr MEHR ALS 500.000 EURO AN DEN HAFEN MÜLHEIM
Vom Abstellgleis zum Verladegleis mit digitaler Güterwaage – Minis- terin Brandes hat einen Förderbescheid über 507.000 Euro an den Rhein- Ruhr-Hafen Mülheim übergeben, damit die dortige Hafenbahn modernisiert werden kann. Das Geld stammt aus dem Förderprogramm für öffentliche nicht bundeseigene Eisenbahnen (NE-Bahnen), das das Verkehrsministeri- um Mitte 2018 wieder aufgenommen hat. So werden mehr Industrie- und Gewerbegebiete sowie Logistikstandorte an Hauptstrecken der Bahn angebunden und langfristig mehr Güter auf die Schiene gebracht. „Jeder Transport, den wir vom Lkw auf die Schiene verlagern, sorgt für mehr Platz auf den Straßen und ist gut für das Klima“, so Verkehrsmin- isterin Ina Brandes. „Deshalb fördern wir die Modernisierung und Reak- tivierung von Güterschienenstrecken wie am Rhein-Ruhr-Hafen Mülheim: Mit Unterstützung des Landes wird aus einem alten Abstellgleis ein zen- trales Verladegleis für alle Hafenanrainer. Zudem können dort Güter, die auf den Waggon geladen werden, sofort auch gewogen und die Daten digitalisiert direkt Industrie und Gewerbe übermittelt werden. So stelle ich mir einen modernen und vernetzten Güterverkehr vor.“ Im Hafen Mülheim werden Eisen, Stahl, Mineralöl, Altmetall und chemische Produkte sowie Getreide umgeschlagen. Einen Teil der Infras- truktur bildet die Hafenbahn Mülheim an der Ruhr. Sie ist mit ihrem 27 Kilometer langen Schienennetz und über 50 Weichen die wichtigste Verbindung zwischen dem Streckennetz der Deutschen Bahn und den Un-
ternehmen im Hafen. „Die Pflege der Schieneninfrastruktur ist alleine kaum zu stemmen“, so Joachim Exner, Geschäftsleiter der Betriebe der Stadt, zu denen der Rhein-Ruhr-Hafen gehört. „Die Hilfen des Landes geben uns die Möglichkeit, nicht nur zu reparieren, sondern unsere Hafenbahn auch weiterzuentwickeln. Die Erneuerung des Mülheimer Anschlussgleises und Bindegliedes an das übergeordnete Netz zusammen mit dem Einbau der Gleiswaage ist für den örtlichen Hafen ein Meilenstein, weil durch die vereinfachten Abläufe im Rangierbetrieb deutlich effektiver gearbeitet werden kann.“ Das Land übernimmt 75 Prozent der gesamten Baukosten und erstmalig auch einen Teil der anfallenden Planungskosten. Die Förderrichtlinie des NE-Bahn-Programms wurde kürzlich dahingehend geändert, dass es dem Land wieder möglich ist, auch sogenannte Hafenbahnen, also nicht bunde- seigene öffentliche Eisenbahnen in Binnenhäfen, finanziell zu unter- stützen. Davon profitiert nun der Hafen Mülheim. In der Vergangenheit hat der Hafen Mülheim bereits NE-Bahn-Förderungen in Höhe von rund 600.000 Euro erhalten und damit die Hafenbahn im Nord- hafen modernisiert oder saniert. Insgesamt zwölf Millionen Euro stehen im Jahr 2022 für das Förderpro- gramm bereit – das sind fünf Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Auch in den Folgejahren soll die Förderung fortgesetzt werden. Gefördert werden weiterhin vorrangig Investitionen in den Ersatz und Erhalt, aber auch der Aus- und Neubau von überwiegend für den Güterverkehr genutzten Schienenstrecken und Verladeeinrichtungen der NE-Bahnen. Vo- raussetzung ist, dass die Infrastrukturen für alle Eisenbahnen zugänglich – also öffentlich – sind. Seit 2018 wurden mit rund 27 Millionen Euro schon rund 100 Maßnahmen von 22 nicht bundeseigenen öffentlichen Eisenbahnen aus Landesmitteln bezuschusst. Quelle VM NRW, Foto: Foto: VM/Ralph Sonderman
WIEVIEL GÜTERVERKEHR KANN DIE SCHIENE? Der Vizepräsident der gemeinnützigen Verkehrsinitiative Pro Mobilität e.V., BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt (Foto), hat jet- zt die Studie „Faktencheck Güterverkehr in Deutschland – Von der feh- lenden Infrastruktur zum Verlagerungspotenzial“ in einer Online-- Pressekonferenz vorgestellt. Die Studie wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) e.V. unter Federführung von IW-Senior Economist Thomas Puls im Auftrag von Pro Mobilität erarbeitet. Ziel des Faktenchecks war es, das Verlagerungspotenzial der Schiene im Güterverkehr zu untersuchen. Nachdem jede Bundesregierung aufs Neue mehr Verlagerung auf die Schiene gefordert hat, galt es einmal festzustellen: Wieviel Güterverkehr kann die Schiene wirklich? Ø Der Gütertransport ist unverzichtbares und unvermeidbares Fundament unseres Wohlstandes. Konsument/-innen nutzen immer stärker den Online- handel, was steigenden Güterverkehr nach sich zieht. Ø Der bauliche Zustand und die Kapazität der Verkehrsinfrastruktur (S- traße und Schiene) sind bereits den heutigen Anforderungen nicht gewachsen, und den zukünftigen noch viel weniger: Hier muss nicht nur massiv investiert werden – es gilt ebenso, die Planungsdauer signi- fikant zu verkürzen und die Organisation der Baudurchführung zu opti- mieren!
Ø Unterschiedliche Verkehrsträger bedienen unterschiedliche Märkte: Eisenbahn und Binnenschiff dominieren den Massenguttransport über lange Strecken, der Lkw ist im Baubereich, bei Lebensmitteln und beim Verteilerverkehr in der Fläche führend. Ø Fazit: Das Verlagerungspotential ist stark begrenzt. Traditionelle Transportgüter der Schiene, wie Kohle und Mineralölerzeugnisse werden an Bedeutung verlieren. Aufgrund der Struktur der beförderten Güter ist eine Verlagerung vom Lkw auf die Schiene mengenmäßig schlicht limi- tiert. Gerade der boomende Onlinehandel bedarf aufgrund der Klein- teiligkeit der Sendungen der Feinverteilung mit dem Lkw. Ø Wo geht noch was? Der Kombinierte Verkehr Straße/Schiene ist seit Jahren das wichtigste Wachstumssegment im Schienengüterverkehr, und hi- er liegt auch das größte Verlagerungspotenzial für die Zukunft, das es zu heben gilt! Pro Mobilität-Vizepräsident Prof. Dr. Dirk Engelhardt: „Ein solcher Faktencheck war lange überfällig. Jahrzehntelang betreibt die deutsche Politik Verkehrsverlagerung – mit stark überschaubarem Erfolg. Das hat Gründe, wie die Studie jetzt zeigt. Zum einen sind enorme finanzielle, juristische und organisatorische Anstrengungen erforderlich, um die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland zukunftsfit zu machen – dies gilt sowohl für die Straße als auch für die Schiene! Zum anderen dürfen die beiden Verkehrsträger nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssen miteinander verzahnt werden! Das gelingt am besten im Kom- binierten Verkehr Straße/Schiene. Unabhängig davon ist zu konstatieren, dass alle Prognosen den Lkw auch im Jahre 2050 als den mengenmäßig wichtigsten Verkehrsträger erachten. Das zeigt mit Blick auf den Klimaschutz: Der Schlüssel zum klimaneu- tralen Güterverkehr liegt in der Dekarbonisierung der Energieversor- gung des Lkw-Verkehrs.“ Und Thomas Puls vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln erläutert: „Eine qualitativ hochwertige und umfassende Abdeckung mit Güter- verkehrsleistungen wird nur möglich sein, wenn die Stärken der einzel- nen Verkehrsträger in einem Gesamtsystem kombiniert werden. Ein Ge- geneinander von Straße, Schiene und Wasserstraße ist der sichere Weg zum Scheitern, denn keiner der Verkehrsträger ist auf absehbare Zeit in der Lage die Transportaufgaben eines anderen zu übernehmen.
Alle Verkehrsträger stehen derzeit vor großen Problemen. Lkw und Bahn haben einen spürbaren Mangel an Fahrpersonal. Hinzu kommt eine über- lastete Infrastruktur. Insbesondere auf den Hauptkorridoren des Güter- verkehrs in Deutschland sind die Kapazitäten voll ausgelastet und über- fällige Sanierungen sorgen für deutliche Störungen im Warenfluss. Deutschland ist das logistische Herz des europäischen Wirtschafts- raums. Die aus dem Langstreckentransport resultierenden Probleme wer- den sich nicht ohne enge Koordination mit den Nachbarn lösen lassen. Der Güterverkehr in Deutschland wird weiterwachsen. So sieht der Koali- tionsvertrag beispielsweise eine starke Ausweitung der Bautätigkeit in Deutschland vor. Wohnungsbau, Infrastruktursanierung aber auch der Aus- bau der Windenergie erfordern den Transport großer Materialmengen – und der wird primär über den Lkw abgewickelt werden.“ Quelle und Foto: BGL TESTZUG STARTET ZU FAHRT DURCH EUROPA Digitale Revolution im Schienengüterverkehr: Ein Zug mit neuartigen Digitalen Automatischen Kupplungen ist zu einem mehrmonatigen Praxis- test gestartet. Der Bundesminister für Digitales und Verkehr, Dr. Volk-
er Wissing, hat dem Zug das symbolische Abfahrtssignal für seine Fahrt quer durch Europa erteilt. Die Digitale Automatische Kupplung (DAK) ist ein wesentlicher Bes- tandteil der Digitalisierung von Güterzügen. Sie ist damit ein entscheidender Hebel, um die Schiene gegenüber der Straße wettbewerbs- fähiger zu machen. Die DAK ermöglicht es, Güterwagen automatisch, d.h. ohne Handarbeit zu kuppeln. Auch die Wagenverbindungen für die Bremsen werden automatisch hergestellt. Erstmals werden Güterwagen mit durchge- henden Strom- und Datenleitungen ausgerüstet sein. Mit der DAK werden schnellere, automatisierte Rangierabläufe möglich. In Summe steigt die Kapazität von Umschlagbahnhöfen wesentlich. Güterzüge können mit der neuen Kupplungstechnik länger und schwerer werden. Noch wichtiger ist: Sie können mit höherem Tempo als bisher un- terwegs sein und dadurch im Schienenverkehr besser „mitschwimmen“. Das erhöht die Kapazität im Schienennetz. Die DAK wird maßgeblich dazu bei- tragen, die europäischen Klimaziele zu erfüllen. Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Das wachsende Transportaufkommen in Einklang mit unseren Klimaschutzzielen zu bringen, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Schiene ist hierfür der Schlüssel – auch wenn wir gerade im Güter- verkehr einiges aufholen müssen. Getreu unserem Motto ‚Mehr Fortschritt wagen‘ werden wir mit der EU-weiten Einführung eines ein- heitlichen automatischen Kupplungssystems einen über 70 Jahre währen- den Missstand lösen und über eine halbe Million Güterwagen ins 21. Jahrhundert katapultieren. Eine dringend benötigte Transformation, die keinen weiteren Tag Aufschub duldet.“ Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik: „Diese Kupplung ist eine Revolution; ihr gehört die Zukunft. Die DAK macht Güterwagen schlau und schnell: beim Kuppeln, aber auch beim Fahren. Mit dieser Technologie können nicht nur mehr Güterwagen auf der Schiene fahren; sie ermöglicht auch eine Verdichtung des Schie- nenverkehrs, die allen zugutekommt. Ohne die Ingenieure der DB und ihr Know-how würde es diese Kupplung nicht geben. Wir machen sie zusammen mit den Herstellern serienreif. Wir bringen die DAK auf die Schiene!“ Dr. Sigrid Nikutta, DB-Vorstand für Güterverkehr: „Die neue Kupplung
ändert den Güterverkehr auf Schienen grundlegend und bringt uns das Tempo, das wir brauchen, um das Klima zu retten. Und es verändert die bislang harte Arbeit auf den Güterbahnhöfen: Rund 70.000 mal am Tag müssen unsere Mitarbeitenden im Rangierbetrieb die bis zu 20 Kilo schw- eren Kupplungsbügel auf Schulterhöhe wuchten, um Züge zu kuppeln. Digi- talisierung und Automatisierung des Zugbetriebs sind ein starkes Sig- nal an unsere Logistik-Kunden: Güter gehören auf die Schiene. Jeder unserer Züge spart gegenüber dem Straßentransport 80 bis 100 Prozent CO2. Und mit der DAK machen wir das System Schiene viel einfacher und schneller.“ Die Fahrt des Güterzugs der Zukunft geht zunächst von Deutschland aus nach Österreich und anschließend in die Schweiz. Danach sollen weitere EU-Länder folgen. Dabei wird die DAK in anderen Fahrsituationen er- probt, als dies in Deutschland möglich wäre. Dazu gehören stärkere Steigungen, engere Kurven oder andere klimatische Bedingungen. Die Testfahrt soll die DAK zur Serienreife führen. Abgeschlossen werden soll der Praxistest Ende dieses Jahres. In den vergangenen Monaten fanden bereits Streckenfahrten in Deutschland und Kuppelversuche auf Rangierbahnhöfen statt. Der Testzug ist Teil eines Forschungsprojekts, das vom Bundesministeri- um für Digitales und Verkehr (BMDV) mit 13 Millionen Euro finanziert wird. Daran beteiligt ist ein Konsortium von sechs Unternehmen. Außer der DB und ihrer Tochter DB Cargo sind dies die schweizerischen und die österreichischen Güterbahnen SBB Cargo und Rail Cargo Austria sowie die Wagenhalter Ermewa, GATX Rail Europe und VTG. Das Ziel ist die EU-weite Einführung der DAK. Quelle: DB Ag, Foto: DB AG / Oliver Lang
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