Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers

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Nachhaltig handeln
Nachhaltigkeitsbericht 2012

                              siemens.com/answers
Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
Kennzahlen

         Ausgewählte Nachhaltigkeitskennzahlen
                                                                                     GJ 2012         GJ 2011       GJ 2010

    Ökonomie
    Mit dem Umweltportfolio erzielter Umsatz (in Mrd. €) 1                              33,2           30,2          27,7

      in % vom Gesamtumsatz                                                               42             41            40

    Verhältnis von FuE-Aufwendungen zu Gesamtumsatz (in %)                               5,4            5,3           5,2

    Umwelt
    Mit Produkten und Lösungen des Umweltportfolios
    erzielte, kumulierte jährliche Vermeidung von
    CO2-Emissionen bei unseren Kunden (in Mio. Tonnen) 1                                332             257          213

    Effizienzsteigerung im Bereich Energieeffizienz
    gegenüber der Vergleichsbasis (Geschäftsjahr 2010) 1                                 8%             4%              –

    Effizienzsteigerung im Bereich Abfallaufkommen
    gegenüber der Vergleichsbasis (Geschäftsjahr 2010) 1                                 6%            10 %             –

    Reduzierung von Abfällen zur Beseitigung
    gegenüber der Vergleichsbasis (Geschäftsjahr 2010) 1                                 4%           – 3%              –

    Effizienzsteigerung im Bereich CO2-Emissionen
    gegenüber der Vergleichsbasis (Geschäftsjahr 2010) 1                                12 %            5%              –

    Anzahl an Lieferanten, die eine Selbsteinschätzung im Rahmen
    unseres Energieeffizienzprogramms EEP4S geleistet haben 1                           916                   32        –

    Mitarbeiter und Gesellschaft
    Anzahl Mitarbeiter fortgeführte Aktivitäten (in Tausend)                            370             359          335

    Anzahl Mitarbeiter fortgeführte
    und nicht fortgeführte Aktivitäten (in Tausend)                                     410             402          405

    Mitarbeiterfluktuationsrate (in %)       3, 4
                                                                                        10,7           12,9          12,9

    Frauenanteil
    (in Prozent der Mitarbeiter in Führungspositionen) 3                                15,3           14,6          13,7

    Ausgaben für Weiterbildung (in Mio. �) 3, 5                                         283             251          225

    Ausgaben für Weiterbildung pro Mitarbeiter (in �)           3, 4
                                                                                        693             608          560

    Externe Nachhaltigkeitsaudits bei Siemens-Lieferanten 1                             357             284          203

    Tödliche Arbeitsunfälle (Siemens)         1, 6
                                                                                            4                 3         4

    Rankings
    Punkte im Dow Jones Sustainability Index                                              92             90            87

    Punkte im Global-500 Carbon Disclosure Leadership Index                               98             97            98

         1 Fortgeführte Aktivitäten.
         2   Pilotphase.
         3   Fortgeführte und nicht fortgeführte Aktivitäten.
         4 Die Mitarbeiterfluktuationsrate ist definiert als Quotient aus der Zahl der freiwilligen und
            unfreiwilligen Abgänge von Siemens während eines Geschäftsjahrs zur Gesamtzahl der Mitarbeiter.
         5   Die Angaben berücksichtigen keine Reisekosten.
         6   Die Angaben enthalten keine Wegeunfälle.

         Titelbild – São Paulo steht ganz im Zeichen des Fußballs. Im Pargue do
         Ibirapuera, einem Wahrzeichen der Stadt, bereiten sich die Kinder schon
         auf die Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr vor. Mit seinem
         finanziellen Engagement für die Initiative »Jogos Limpos« des Instituto
         Ethos trägt Siemens mit dazu bei, dass auch die Infrastrukturprojekte unter
         fairen Wettbewerbsbedingungen stattfinden.
2            www.siemens.com/nb/integritaets-initiative
Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
Inhalt

2    Kennzahlen
4    Vorwort

     Strategie
7    Siemens, ein starker Partner für nachhaltiges Wirtschaften
8    Siemens-Umweltportfolio – wichtige Säule unseres Geschäftserfolgs
9    Innovationen sind unser Lebenselixier
9    Nachhaltigkeit als leitendes Prinzip
10   Geschäftschancen nachhaltigen Wirtschaftens
10   Nachhaltigkeit bedarf einer festen Verankerung
13   Die Herausforderungen bleiben, aber der Kurs stimmt

     Beispiele nachhaltigen Wirtschaftens
14   Verantwortung
                                        Wie kann ein international
                                        ­agierendes Unternehmen zur
                                         nachhaltigen Entwicklung
                                         ­unseres Planeten beitragen?
                                          ­Vorstandsmitglied Barbara Kux
                                           gibt im Interview Antworten.
                                             seite 14

20	Wachstum

                                        Mit seinen innovativen Produkten
                                        und Lösungen hilft Siemens
                                        ­seinen Kunden, neue Geschäfts-
                                         chancen zu erschließen, ihre Öko-
                                         bilanzen zu verbessern und nicht
                                         zuletzt profitabel und nachhaltig
                                         zu wachsen.
                                             seite 20

30   Effizienz
                                        Effizienz ist ein wichtiger Schlüssel
                                        zu nachhaltigem Wachstum – der
                                        Siemens Multix Select DR, unser
                                        Einstiegsgerät für die digitale
                                        Radiographie, ist hierfür ein gutes
                                        Beispiel.
                                             seite 30

     Daten und Fakten
40   Berichtsmethode
42   Innovation
44   Kunden und Portfolio
46   Compliance
48   Mitarbeiter
52   Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement
54   Umweltschutz und Produkte
61   Lieferanten
64   Corporate Citizenship
66   Prüfbescheinigung
68   Global Compact der Vereinten Nationen
70   CEO Water Mandate der Vereinten Nationen
71   Global Reporting Initiative
72   Hinweise und zukunftsgerichtete Aussagen
74   Impressum                                                                  3
Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
Vorwort

    Nachhaltig handeln –
    Anspruch, Verpflichtung
    und Chance

4
Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
Liebe ­Leserinnen und Leser, wir haben nur einen Planeten,
auf dem wir leben. Doch schon heute verbrauchen wir
das 1,5-Fache an Ressourcen, das uns auf der Erde zur Ver­
fügung steht. Die Auswirkungen auf Umwelt, Klima und
Gesellschaften weltweit liegen auf der Hand.

Deshalb müssen wir handeln, um das Leben der Menschen auch in Zukunft lebenswert zu gestalten. Die
Kinder aus São Paulo, die Sie auf dem Titel des Berichts sehen, sind schon heute Teil ­dieser Zukunft. Sie stehen
beispielhaft für unsere Anspruchsgruppen von morgen ‒ für Kunden, Partner, Investoren, M     ­ it­arbeiter –, und
sie stehen darüber hinaus für die vielfältigen gesellschaft­lichen Anforderungen überall auf der Welt im
Streben um eine nachhaltige Zukunft. Mit einer ganzheitlichen Strategie, die Nachhaltigkeit zu einem leiten­
den Prinzip erhebt, bereiten wir uns bei Siemens auf diese Zukunft vor. Das scheinbare Modewort »nachhal­
tig« beruht auf einem Denken und Handeln, das vor 300 Jahren entstand und heute viele Bereiche unseres
Lebens beeinflusst. Einem Denken, das auch den Gründer unseres Unternehmens geprägt hat. Früh hatte
­Werner von Siemens erkannt, dass nachhaltiges ­Handeln für ein innovatives Unternehmen großes Potenzial
 bietet und sich wirtschaftliche Vernunft ‒ also Effizienz und Wachstum ‒ und Verantwortung für Gesell­
 schaft und Umwelt nicht etwa ausschlie­ßen, sondern gegenseitig verstärken. Die Erkenntnis, dass nach­
 haltiges Handeln in diesem Sinne eine Geschäftschance darstellt und ökonomischen, ökologischen und
 sozialen Fortschritt ermöglicht, prägt unsere Strategie und unser Handeln seit 165 Jahren.

Entsprechend sind wir aufgestellt: Nachhaltigkeit wird auf Vorstandsebene verantwortet und ist fest in der
Organisation des Unternehmens verankert. Im Jahr 2009 haben wir ein umfassendes Nachhaltigkeitspro­
gramm eingeführt, das Sustainability Board mit führenden Vertretern des gesamten Unternehmens gegrün­
det und das beratende Sustainability Advisory Board mit namhaften externen Experten besetzt. Wir beken­
nen uns klar zu den Zielen des Global Compact und des CEO Water Mandates der Vereinten Nationen. Und
wir arbeiten aktiv mit in Organisationen wie dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung, der Global
Reporting Initiative, dem World Economic Forum und dem World Resources Institute.

Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, zeigen auch externe Auszeichnungen, die wir im Berichtsjahr
erhalten haben. So sind wir im Dow Jones Sustainability Index zum nachhaltigsten Industrieunternehmen
der Welt gekürt worden, und zwar nicht nur zum fünften Mal in unserer eigenen Branche, sondern erstmals
als Maßstab aller neun Industriebranchen. Auch beim Carbon Disclosure Project konnten wir uns erneut ver­
bessern und mit 98 von 100 Punkten einen Spitzenwert erreichen. Unser Handeln überzeugt, und die Fakten
sprechen für sich – ökonomisch und ökologisch. Mit unserem Umweltportfolio haben wir im Berichtsjahr
33,2 Mrd. € erwirtschaftet und gleichzeitig unsere Kunden dabei unterstützt, ihren CO2-Ausstoß um 332 Mio.
Tonnen zu verringern. Einen wichtigen Schritt nach vorn haben wir auch auf dem Gebiet der Gesundheits­
versorgung gemacht. Gemeinsam mit Kunden und Partnern arbeiten wir daran, sie weltweit zu verbessern.
Im Jahr 2012 haben weltweit bereits mehr als 890 Mio. Menschen von unseren bildgebenden Medizintechno­
logien wie dem Siemens Multix Select DR profitiert.

Wie wir auf ökonomischem, ökologischem und sozialem Gebiet nachhaltig handeln, zeigen wir Ihnen auf
den folgenden Seiten. Wir laden Sie ein, sich anhand verschiedener Beispiele aus dem Leben unseres Unter­
nehmens ein Bild zu machen, wie wir mit unseren Aktivitäten Verantwortung beweisen, Effizienz steigern
und Wachstum ermöglichen – kurz: unseren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Konkret erläu­
tern wir Ihnen, wie wir am Beispiel eines unserer Produkte Effizienz in der Entwicklung, Produktion und im
Kundennutzen vorantreiben und wie wir mit unseren Produkten und Lösungen Kunden helfen, nachhaltig
zu sein. Erfahren Sie, mit welchen Herausforderungen Siemens weltweit konfrontiert ist, wie wir ihnen
begegnen und so unsere Ziele erreichen – zum Nutzen der Umwelt, der Gesellschaften und zum Nutzen
von Siemens. Überzeugen Sie sich selbst.

Peter Löscher                                               Barbara Kux
Vorsitzender des Vorstands                                  Mitglied des Vorstands der Siemens AG
der Siemens AG                                              und Chief Sustainability Officer

                                                                                                                    5
Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
Nachhaltigkeit als strategisches Prinzip
    Auch im 300. Jahr seiner Begriffsschöpfung bleibt Nachhaltig-
    keit auf unserer aller Tagesordnung; nachhaltiges Handeln
    ist stärker gefragt als je zuvor. Denn weltweit sind Regierun-
    gen, Gesellschaften und Unternehmen mit ökonomischen,
    ökologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert,
    die konkrete Antworten und zügiges Handeln verlangen. Als
    ein weltweit agierender Technologiekonzern weiß Siemens um
    seine Verantwortung und nimmt sie ernst: Wir wollen im Sinne
    künftiger Generationen verantwortungsvoll handeln, um wirt­
    schaftlichen, ökologischen und sozialen Fortschritt zu errei-
    chen – so verstehen wir Nachhaltigkeit, und so handeln wir.

    Als Hans Carl von Carlowitz vor 300 Jahren in seinem        >> Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung im Ver­
    Werk »Sylvicultura Oeconomica« im forstwirtschaft­             gleich zu heute um ein Drittel wachsen – und die
    lichen Zusammenhang für eine respektvolle, pfleg­              Mehrheit der Menschen wird in den heute noch als
    liche und »nachhaltende Nutzung« der Natur plädier­            Schwellenländer bezeichneten Staaten leben. Ins­
    te, gab er dem Denken und Handeln einen Begriff,               gesamt werden in gut 40 Jahren 85 % der Mensch­
    der heute in aller Munde ist: Nachhaltigkeit. Heute,           heit dort und nur noch 15 % in den heutigen Indus­
    300 Jahre später, sind die Herausforderungen andere            triestaaten das Licht der Welt erblicken. Sie alle eint
    als im 18. Jahrhundert – und dennoch: Im Kern sind             unter anderem das Bedürfnis nach einer auf ihre
    es die gleichen. Nachhaltigkeit bleibt weiter auf der          Bedürfnisse ausgerichteten Gesundheitsversorgung
    Agenda, nachhaltiges Handeln ist stärker gefragt als           (siehe hierzu unsere Strategie zur nachhaltigen Ge­
    je zuvor, denn die weltweiten Ressourcen sind be­              sundheitsversorgung auf       Seite 39 ).

    grenzt und müssen deshalb effizient und nachhaltig          >> Damit einher geht das natürliche Streben nach hö­
    genutzt werden.                                                herer Lebensqualität in diesen Ländern, eine Ent­
                                                                   wicklung, die wirtschaftliches Wachstum und ei­
    »Unsere Zivilisation ist weit entfernt davon, nachhal­         nen erhöhten Energie- und Ressourcenverbrauch
    tig zu handeln«, so lautet die schonungslose Ein­              bedingt. Das trifft vor allem auf die urbanen
    schätzung Björn Stigsons, bis 2012 Präsident des               ­Ballungsräume zu, in denen zur Mitte dieses Jahr­
    Weltwirtschaftsrats für nachhaltige Entwicklung und             hunderts bereits rund 70 %, also rund 6 Mrd. Men­
    damit Vorsitzender einer Institution, die sich – wie            schen leben werden.
    kaum eine andere – seit ihrer Gründung im Jahr 1995         >> Die Wissenschaft weist noch auf einen anderen
    mit dem Thema nachhaltiges Wirtschaften ausein­                 bedrohlichen Aspekt hin: Die um 0,7° Celsius ge­
    andergesetzt hat. Stigson, Mitglied des Siemens                 stiegene Erderwärmung sei wesentlich auf von
    ­Sustai­n­ability Advisory Boards, belässt es dabei aber        Menschen verursachte CO2-Emissionen zurückzu­
     nicht, sondern mahnt zum Handeln (siehe auch seine             führen. Und eine Umkehr ist noch nicht in Sicht,
     Ausführungen auf         Seite 12 ): »Die Situation wird       im Gegenteil: Der Weltklimarat (Intergovernmental
     von Jahr zu Jahr bedrohlicher. Die Weltbevölkerung             Panel on Climate Change) rechnet für das 21. Jahr­
     wächst und entsprechend der damit einhergehende                hundert mit einem weiteren Anstieg der Erderwär­
     Ressourcenverbrauch. Und Tatsache ist auch: Die                mung um 1,1 bis 6,4° Celsius mit den entsprechen­
     Menschheit ist immer noch weitgehend abhängig                  den Folgen für die Menschen und die Umwelt.
     von nicht erneuerbaren Ressourcen wie fossilen
     Brennstoffen. Die negativen Auswirkungen auf das           Welche Auswirkungen das alles auf die Entwicklung
     Klima liegen auf der Hand.« Stigsons Einschätzun­          unseres Planeten haben wird, zeigen die Untersu­
     gen entsprechen denjenigen, die wir im Rahmen              chungen von Global Footprint Network (siehe G ­ rafik
     unserer Beobachtung der Megatrends seit Jahren
     ­                                                          auf der rechten Seite), die die ökonomische Entwick­
     verfolgen und die – im Folgenden stichpunktartig           lung und damit einhergehend den Drang nach besse­
     notiert – den Rahmen spannen, in dem Regierungen,          ren Lebensbedingungen in den Entwicklungs- und
     Gesellschaften und Unternehmen handeln müssen:            Schwellenländern ihrem ökologischen Fußabdruck

6
Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
gegenüberstellen. Das eindeutige Fazit lautet: Auf ih­     Beispiele für Geschäftschancen nachhaltigen Wirtschaftens

rem Weg zu besseren Lebensbedingungen müssen die
Schwellenländer eine ­andere Richtung einschlagen
                                                           Unser Beitrag
als die heutigen Industrienationen. Ein mit enormen        zur nachhaltigen Entwicklung
Umweltbelastungen einhergehender Entwicklungs­
prozess, wie er bei diesen seit der Industrialisierung      Seite 14
stattgefunden hat, darf sich bei den Schwellenländern       Verantwortung
                                                            Siemens nimmt seine Verantwortung
nicht wiederholen. Im Gegenteil: Sie müssen ihre wei­       ernst und leistet Beiträge zur nachhal-
tere Entwicklung so ressourceneffizient wie möglich         tigen Entwicklung unseres Planeten.
                                                            Vorstandsmitglied Barbara Kux berich-
gestalten. Und die Industrie­länder sind aufgefordert,      tet im Interview über Entwicklungen
                                                            und Perspektiven für die Zukunft.
                                                                                                              Seite 20
ihnen dabei zu helfen und gleichzeitig ihren eigenen
                                                                                                              Wachstum
ökologischen Fußabdruck deutlich abzuschwächen.                                                              Mit seinen innovativen Produkten,
                                                                                                              Lösungen und Servicedienstleis-
                                                                                                              tungen hilft Siemens seinen Kun-
Die gute Nachricht lautet: Wir können etwas tun –                                                             den, neue Geschäftschancen zu
                                                                                                              erschließen, ihre Ökobilanzen zu
als Staaten, Gesellschaften und als Unternehmen.                                                              verbessern und nicht zuletzt pro-
Und die Handlungsfelder sind vielfältig. Ein Blick               Seite 30                                     fitabel und nachhaltig zu wachsen.

auf den Klimawandel und die ihn verursachenden                   Effizienz
Stoffe macht das deutlich: Wir verfügen schon heu­               Effizienz ist ein wichtiger Schlüssel zur nachhaltigen
                                                                 Entwicklung – der Siemens Multix Select DR, unser
te über vielfältige Lösungen, den CO2-Ausstoß spür­              Einstiegsgerät für die digitale Radiographie, ist hier-
                                                                 für ein gutes Beispiel.
bar zu reduzieren – und zwar auf der Erzeuger- wie
auf der Verbraucherseite. Der Weltenergiemarkt
                                                                www.siemens.com/nachhaltigkeitsbericht
wird nach Angaben der Internationalen Energie­
agentur bis 2030 um 2,8 % pro Jahr wachsen, und
gleichzeitig wird der Anteil erneuerbarer Energie­         Indikatoren für nachhaltige Entwicklung
erzeugung zunehmen – doch mit 60 % werden die
fossilen Brennstoffe weiterhin den größten Anteil          Wir haben nur einen Planeten
stellen. Deshalb ist Ressourceneffizienz gefragt –
sowohl bei den Erzeugern von Energie als auch bei           Ökologischer Fußabdruck
den ­Verbrauchern.                                          (Anzahl erforderlicher Erden)

                                                            6

Siemens, ein starker Partner                                5
                                                            4
für nachhaltiges Wirtschaften                                        Heute
                                                                     verbrauchen wir bereits
                                                            3
Siemens ist hierfür ein starker Partner, denn mit un­       2
                                                                     1,5 Erden
seren Produkten, Lösungen und Servicedienstleis­
                                                            1
tungen tragen wir erheblich dazu bei, den Energie-
                                                                                                                                     Ziel
und Ressourcenverbrauch auf der Erzeuger- wie auf           0
der Verbraucherseite deutlich zu reduzieren. Unsere             0             0,2              0,4             0,6            0,8             1
Mitarbeiter entwickeln Technologien und fertigen                                                                             Lebensqualität
                                                            Quelle: Global Footprint Network                (Index für menschliche Entwicklung)
Produkte, die im Alltag Strom sparen, Emissionen
senken und im Produktionsprozess sowie im Betrieb               Afrika     Europa         Asien-Pazifik        Lateinamerika        Nordamerika
mit weniger Ressourcen auskommen. Konkret sind
dies Technologien und Produkte, mit denen wir              Wir haben nur einen Planeten, auf dem wir leben, deshalb ist nachhaltiges
                                                           Handeln mehr als ein bloßer Wunsch, es ist eine zwingende Notwendig-
>> Strom effizient aus fossilen und erneuerbaren           keit. Doch wie kommen wir auf diesem Gebiet voran? Welche Messgrößen
                                                           gibt es? Und wie schaffen wir transparente Kriterien, auf deren Basis sich
   Quellen gewinnen,
                                                           Handlungsmaximen erarbeiten lassen? Mit diesen Fragen befasst sich ein
>> Elektrizität effizienter transportieren – Stichworte
                                                           hochrangig besetztes Expertenforum – das Global Footprint Network –
   wie Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen             seit ­Jahren und schafft mit seiner »Initiative für menschliche Entwicklung«
    (HGÜ) oder »intelligente Netze«, sogenannte            wichtige Erkenntnisse. Aus der Zusammenschau von zwei international
   Smart Grids, stehen hierfür – und                       anerkannten Indikatoren, dem Index für menschliche Entwicklung (Human
>> Energie und Ressourcen effizienter nutzen können;       Development Index) und dem ökologischen Fußabdruck (Ecological Foot-
                                                           print), wird deutlich: Nur wenn es uns gelingt, gute Lebensbedingungen
   Beispiele hierfür sind intelligente Gebäudetech­
                                                           für alle zu schaffen, ohne dabei die eigenen Lebensgrundlagen zu zer­
   nologien, innovative Infrastruktur- und Mobilitäts­
                                                           stören, haben wir eine lebenswerte Zukunft. Mit unseren Produkten und
   lösungen, passgenaue IT-Technologien für die            Lösungen genauso wie mit unserem Fachwissen wollen wir als ein welt-
   ­industrielle Fertigung sowie effiziente Produkte der   weit agierender Technologiekonzern hierzu unseren Beitrag leisten ‒ das
    Medizintechnik, die die Belastungen für Patienten      ist uns Aufgabe und Verpflichtung.
    deutlich reduzieren, die Betriebskosten für Kran­
                                                                www.siemens.com/nb/hdi
    kenhäuser oder Arztpraxen verringern und den Zu­
                                                                www.footprintnetwork.org/de
    gang zu medizinischer Versorgung ver­bessern. 

                                                                                                                                                   7
Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
Siemens-Umweltportfolio: Umsatz und ökologischer Nutzen                                  Diese Produkte und Lösungen sind Teil unseres Um­

    Nachhaltig handeln
                                                                                             weltportfolios. Mit ihm haben wir im Berichtsjahr
                                                                                             33,2 Mrd. € – das sind rund 42 % des Konzernum­
                                                                                             satzes – erwirtschaftet und damit auf vergleichbarer
                                                                                             Basis rund 10 % mehr als im Vorjahr. Rechnet man die
                                                                                             3,9 Mrd. € Umsatz hinzu, die OSRAM im gleichen
                                                                                             Zeitraum mit seinem Umweltportfolio beigetragen
           33,2 Mrd. € (42 %)                         78,3 Mrd. €                            hat, zeigt sich: Auf dem Weg, unser im Geschäftsjahr
           Umsatz aus dem U
                          ­ mweltportfolio            Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2012
                                                                                             2010 auf Basis der damaligen Portfoliostruktur gesetz­
                                                                                             tes Ziel, bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2014 einen
                           New York City
                                                                                             Umsatz von 40 Mrd. € mit den Produkten und Lösun­
       Berlin
            Hongkong               Tokio                                                     gen des Umweltportfolios zu erzielen, sind wir bereits
                London
                                                          Jakarta
                                                                        São Paulo
                                                                                             weit vorangekommen. Die in der Zwischenzeit vorge­
                                                                                             nommenen beziehungsweise geplanten Desinvestiti­
                                             Moskau                           Melbourne
                                                                                             onen lassen sich mit unseren eigenen Geschäften bis
                                                                                             dahin nicht kompensieren.

                                                                                             Siemens-Umweltportfolio – wichtige
     332                  Mio. Tonnen
                          CO2 Einsparung durch das Siemens-Umweltportfolio. Das entspricht
                          dem gemeinsamen jährlichen CO2-Ausstoß dieser neun Städte.
                                                                                             Säule unseres Geschäftserfolgs
                                                                                             Wir sind eines der weltweit führenden »grünen«
                                                                                             ­Unternehmen, ein Pionier nachhaltiger Infrastruktur­
    Siemens ist einer der weltweit größten Anbieter umweltfreundlicher Tech-                  lösungen – und das wollen wir auch bleiben. Mit un­
    nologien. Schon heute entfallen rund 42 % des Konzernumsatzes auf unser                   serem Umweltportfolio leisten wir Beiträge zu echter
    Umweltportfolio, allein 33,2 Mrd. € im Geschäftsjahr 2012. Damit gehören
                                                                                              Nachhaltigkeit im Sinne nachrückender Generatio­
    »grüne« Technologien seit 2008 ununterbrochen zu den Wachstumstreibern
                                                                                              nen und für die Erhaltung einer intakten Natur und
    von Siemens. Und nicht nur das: Mit den Produkten, Lösungen und Service-
    dienstleistungen des Umweltportfolios helfen wir unseren Kunden, ihre                     Umwelt. Dies zeigen die Fakten:
    Energieeffizienz zu steigern und gleichzeitig ihren Kohlendioxidausstoß deut-
    lich zu verringern. Im Berichtsjahr konnten so weltweit 332 Mio. Tonnen CO2              >> Mehr als zwei Drittel der Lösungen im Umweltport­
    eingespart werden – das entspricht dem CO2 - Ausstoß der genannten Städte.                  folio entfallen allein auf den Bereich Energieeffi­
                                                                                                zienz. So sparen beispielsweise unsere Industrie­
       www.siemens.com/umweltportfolio
                                                                                                motoren im Zusammenspiel mit drehzahlveränder­
                                                                                                barer Antriebstechnik bis zu 70 % Energie. Und
    Siemens-Umweltportfolio: Aufteilung nach Elementen                                          während der durchschnittliche Wirkungsgrad von
                                                                                                kombinierten Gas- und Dampf-(GuD-)Kraftwerken
    Unser Beitrag                                                                               derzeit bei nur 50 % liegt und der durchschnittliche
    zum Umwelt- und Klimaschutz 1                                                               Wirkungsgrad installierter Kraftwerksflotten in den
                                                                                                meisten Ländern der Welt noch ­weitaus niedriger
                                                                                                ausfällt, erreichen unsere hocheffizienten GuD-
       70 %
       Energieeffiziente Produkte und Lösungen
                                                                                                Kraftwerke einen Wirkungsgrad von über 60 %.
       Beispiele:
                                                                                             >> Rund 5 Mrd. € trägt darüber hinaus das Windge­
       > Gas- und Dampfturbinen-(GuD-)Kraftwerke                                               schäft zum Umweltportfolio bei. Es sind zum Bei­
       > Intelligente Gebäudetechniken
                                                                                                spiel unsere getriebelosen Sechs-Megawatt-Wind­
                                                                                                anlagen, die weltweit gefragt sind. Unser Kunde
       22 %                                                                                     und Partner DONG Energy hat bereits 300 Stück für
       Erneuerbare Energien                                                                     seine Windparks vor der Küste Großbritanniens ge­
       Beispiele:
                                                                    33,2                        ordert (siehe    Seite 22 ). Mit einer Rotorblattlänge
       > Windturbinen                                              Mrd. �                      von 75 Metern – das weltweit größte aus einem
       > Smart-Grid-Anwendungen
                                                                                                Stück hergestellte Glasfaserbauteil – wird jede ein­
                                                                                                zelne Windturbine Strom für bis zu 6.000 euro­
       8%                                                                                       päische Haushalte produzieren.
       Umwelttechnologien
       Beispiele:                                                                            Dabei gilt: Es müssen sowohl die ökologische als
       > Technologien zur Luftreinhaltung                                                   auch die ökonomische Nachhaltigkeit unserer Ge­
       > Ladestationen für Elektrofahrzeuge
                                                                                             schäftsaktivitäten sichergestellt sein. Bei großen Tei­
       1   Verteilung gemäß Qualifizierungsprozess                                           len des Wassergeschäfts und der Solarenergie sahen
                                                                                             wir dies nicht mehr gewährleistet und haben daher
       www.siemens.com/nb/umweltportfolio-elemente
                                                                                             beschlossen, uns von diesen Geschäften zu trennen.

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Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
Beide Geschäftsfelder hatten bislang nur einen Anteil      Innovationen
von weniger als 5 % am mit dem Umweltportfolio er­         sind unser ­Lebenselixier
wirtschafteten Umsatz.
                                                           Wir gehen weiter voran. Unsere Wissenschaftler
Bei der chemischen Wasseraufbereitung handelt es           und Ingenieure arbeiten weltweit an neuen Produk­
sich um ein Geschäft, dessen Kompetenzen haupt­            ten und Lösungen, mit denen sich der Ressourcen­
sächlich auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik              verbrauch reduzieren, der Kundennutzen erhöhen
­liegen und das daher wenig Synergien mit unserem          und insgesamt die Lebensbedingungen der Men­
 übrigen Geschäft aufweist. Im Wassergeschäft              schen überall auf der Welt verbessern lassen. Blickt
 ­konzentrieren wir uns daher künftig auf unsere Kern­     man zurück auf die 165-jährige Geschichte des Un­
  kompetenzen im Bereich der Automatisierungstech­         ternehmens, dann wird klar: Innovationen waren,
  nik. Auf dem Gebiet der Solarthermie haben sich die      sind und bleiben stets das Lebenselixier von
  Rahmenbedingungen in kurzer Zeit sehr deutlich           Siemens, denn sie sind Ausdruck eines verantwort­
  ver­ ändert – zum Beispiel durch den drastischen         lichen, auf die ­Zukunft ausgelegten und damit
  Preisverfall bei Photovoltaik-Modulen und durch sehr     nachhaltigen Handelns.
  aggressive Wettbewerber aus Fernost. Bei erneuerba­
  ren Energien fokussieren wir uns daher auf die für       Unsere Innovationen haben Auswirkungen auf
  uns attraktiven Märkte Windenergie und W­ asserkraft.    sehr viele Lebensbereiche – sei es im Verkehr, in
                                                          der ­Industrie oder im Gesundheitswesen. Züge,
  Das Umweltportfolio bleibt eine wichtige Säule un­       Untergrund- und Straßenbahnen von Siemens brin­
  seres Geschäftserfolgs, denn es bedient Märkte mit       gen Menschen in aller Welt umweltfreundlich und
  ­besonders hoher Wachstumsdynamik. Nach Zahlen           sicher zu ihren Wohnorten oder Arbeitsplätzen.
   des deutschen Bundesumweltministeriums um­              In der ­Industrie sind wir dank unserer Product-Life­
   fasst der Markt für »grüne« Technologien derzeit        cycle-Management-(PLM-)Software in der Lage,
   weltweit ein Volumen von etwa 2.000 Mrd. € pro          Produkte virtuell zu entwickeln, zu simulieren, zu
   Jahr. Und ­Experten rechnen damit, dass er sich bis     testen und komplette Produktionsprozesse abzu­
   zum Jahr 2020 verdoppeln wird. Daran wollen wir         bilden (siehe      Seite 26 ). Und in Krankenhäusern

   teilhaben, und wir sehen für uns weiteres Wachs­        können Ärzte ihre Patienten nun mit unserem
   tumspotenzial.                                          ­Leberfibrosetest untersuchen, ohne eine langwieri­
                                                            ge und nicht ungefährliche Biopsie durchführen zu
Welche Bedeutung Wachstum auf diesem Feld dar­              müssen. Die Bedeutung unserer Technologien für
über hinaus hat, zeigt zusätzlich zur ökonomischen          eine nachhaltige Energieversorgung wurde bereits
auch die ökologische Dimension unseres Umwelt­              betont.
portfolios. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr ha­
ben unsere Kunden mit Technologien aus unserem             Schon deshalb halten wir unsere Ausgaben für For­
Umweltportfolio überall auf der Welt 332 Mio. Tonnen       schung und Entwicklung (FuE) konstant hoch und
weniger klimaschädliches CO2 ausgestoßen ­(siehe           freuen uns über die Erfolge: Auf jeden FuE-Mitarbei­
Grafik auf der linken Seite). Berücksichtigt man die       ter entfallen heute mehr als doppelt so viele Erfin­
damit einhergehenden Ressourceneinsparungen,               dungsmeldungen wie noch im Jahr 2001. Mit 8.900
wird der ökologische und ökonomische Nutzen noch           Erfindungsmeldungen haben wir im Geschäftsjahr
deutlicher.                                                2012 rund 5 % mehr gezählt als im Vorjahr. Im glei­
                                                           chen Zeitraum konnten wir die Zahl der Erstanmel­
Schon heute haben wir Technologien im Portfolio,           dungen von Patenten sogar um rund 7 % auf 4.600
mit denen sich 32 % des von der Unternehmensbera­          steigern. In den weltweiten Patent-Rankings nimmt
tung McKinsey für 2030 identifizierten weltweiten          Siemens erneut Spitzenplätze ein, darunter Platz
Treibhausgas-Einsparpotenzials abdecken lassen –           eins in Europa (siehe hierzu auch    Seite 43 ).

und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette:
vom Energieerzeuger bis zum E     ­ ndverbraucher vor
Ort. Beiträge zu mehr Ressourceneffizienz und zum          Nachhaltigkeit
Klimaschutz leisten wir nicht nur auf Kundenseite,         als leitendes Prinzip
sondern auch bei unseren Lieferanten. Unser Ener­
gieeffizienzprogramm für Lieferanten (EEP4 S) ist          Dies alles zeigt: Nachhaltigkeit ist ein leitendes Prin­
hierfür ein gutes Beispiel (siehe    Seite 63 ). Mit ihm   zip in unserem Unternehmen, nachhaltig Wert zu
unterstützen wir unsere Zulieferer dabei, den Ver­         schaffen ein zentraler Bestandteil unserer Strategie.
brauch von Energie und anderen Ressourcen zu re­           Mit One Siemens haben wir dafür vor zwei Jahren
duzieren. Dabei greifen wir auf das Wissen und die         den entsprechenden strategischen Rahmen gespannt.
Expertise zurück, die wir aus unserem Umweltportfo­        Als Zielsystem für die nachhaltige Wertsteigerung
lio und unserem eigenen Umweltprogramm gewon­              unseres Unternehmens und für kapitaleffizientes
nen haben.                                                 Wachstum weist es den Weg in die Zukunft.

                                                                                                                      9
Nachhaltig handeln Nachhaltigkeitsbericht 2012 siemens.com/answers
Die strategischen Richtungen »Fokus auf innova­            Geschäftschancen
     tionsgetriebene Wachstumsmärkte richten«, »Ein             nachhaltigen Wirtschaftens
     starker Partner unserer Kunden vor Ort sein« sowie
     »Die Kraft von Siemens nutzen« setzen entsprechen­         Nachhaltigkeit bedeutet im vorgenannten Sinne
     de Wegmarken, die in darauf ausgerichteten Fokus­          auch eine Geschäftschance, die wir konsequent nut­
     themen ihre jeweilige Konkretisierung erfahren:            zen wollen, wie der vorliegende Bericht an konkreten
                                                                Beispielen zeigt.
     >> Die Produkte und Lösungen unseres Umweltport­
        folios und die Innovationskraft des gesamten Un­        »Vorbild sein«, so lautet eine zentrale Säule des
        ternehmens spielen hierbei eine zentrale Rolle,         ­Siemens-Nachhaltigkeitsprogramms. Dahinter steht
        leisten sie doch einen wichtigen Beitrag zum             der Anspruch, mit unseren Aktivitäten konkrete Bei­
        ­Umwelt- und Klimaschutz und stärken zugleich            träge zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten und
         unsere Position an den innovationsgetriebenen           Geschäftschancen zu realisieren. Wie das genau funk­
         Wachstumsmärkten.                                       tioniert, welche Erfolge zu verzeichnen sind, welche
     >> Enge und vertrauensvolle Kundenbeziehungen               Herausforderungen es zu meistern gilt und nicht zu­
         ­sowie ein wettbewerbsfähiges, global ausgewo­          letzt, welche Schritte in Zukunft notwendig sind –
          genes und lokal verankertes Lieferantennetzwerk        zu all diesen Fragen steht Barbara Kux im Interview
          ­unterstützen uns dabei, weltweit ein starker Part­    Rede und Antwort. Als Mitglied des Vorstands und
           ner unserer Kunden vor Ort zu sein.                   Chief Sustainability Officer verantwortet sie seit 2008
     >> Exzellente Mitarbeiter gehören zu unseren großen         Nachhaltigkeit auf Vorstandsebene, bringt das Thema
           Stärken; sie tragen entscheidend zu unserem Er­       mit zahlreichen Initiativen voran und verleiht ihm im
           folg bei und sind die wahre Kraft von Siemens. Die    Unternehmen sichtbar Ausdruck.
           Kraft von Siemens nutzen, das heißt schließlich
           auch, nach eindeutigen Integritätsgrundsätzen zu     Sodann laden wir Sie ein, vier Siemens-Kunden aus
           handeln. Diesen Anspruch stellen wir nicht nur an    unseren Sektoren Energy, Healthcare, Industry
           uns selbst, sondern auch an unsere Partner und       sowie Infrastructure & Cities kennenzulernen. Wir
                                                                ­
           Lieferanten.                                         ­zeigen Ihnen, wie wir mit innovativen Produkten,
                                                                 Lösungen und Servicedienstleistungen dazu beitra­
     Wichtig ist der Grundgedanke, der dahintersteht: un­        gen, für unsere Kunden neue Geschäftschancen zu
     ser umfassendes Verständnis von Nachhaltigkeit und          erschließen, ihre Ökobilanzen zu verbessern und
     unser Anspruch an uns selbst – auf ökonomischem,            nicht zuletzt selbst profitabel und damit nachhaltig
     ökologischem und sozialem Gebiet. Auf die Eckpunk­          zu wachsen.
     te zusammengefasst lautet er: Wir setzen auf nach­
     haltige Wertsteigerung, verbessern mit innovativen         Und schließlich führt uns der Weg nach China, wei­
     Produkten, Lösungen und Servicedienstleistungen            terhin ein wichtiger Wachstumsmarkt der Zukunft.
     die Umweltbilanz unserer Kunden, Lieferanten und           Hier treten wir den Beweis an, dass Effizienz ein
     Partner, verfolgen eigene interne Umweltziele und          wichtiger Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung
     sorgen für entsprechende Maßnahmen im Unter­               ist – wenn nicht sogar der wichtigste. An einem Bei­
     nehmen. Wir suchen nach den besten Mitarbeitern,           spiel aus der Medizintechnik, dem Siemens Multix
     qualifizieren sie und bieten ihnen entsprechende           Select DR, unserem Gerät für den Einstieg in die digi­
     Entwicklungsmöglichkeiten. Und nicht zuletzt enga­         tale ­R adiographie, zeigen wir, wie Effizienzsteige­
     gieren wir uns im Rahmen unserer Corporate-Citizen­        rung konkret funktioniert – und zwar über alle Pha­
     ship-Aktivitäten für unser gesellschaftliches Umfeld.      sen seines Lebenszyklus hinweg: von der Entwick­
                                                                lung über die Fertigung bis hin zum Einsatz beim
     Dass dabei Entscheidungen nicht immer frei von             Kunden. ­Erfahren Sie mehr zu allen drei Themenge­
     Zielkonflikten sind, ist uns bewusst. Wir versuchen,       bieten und lesen Sie weiter auf den    Seiten 14 – 39 .

     diese transparent zu machen und die bestmögliche
     Lösung zu finden. Siemens setzt auf einen verant­
     wortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressour­         Nachhaltigkeit
     cen, auf zielgerichtete Investitionen in zukunftsfähige    bedarf einer festen ­Verankerung
     Technologien, die profitables Wachstum ermöglichen
     und unseren Kunden einen Wettbewerbsvorteil bie­           Welche Bedeutung nachhaltiges Handeln für Siemens
     ten, sowie auf eine Unternehmensethik, die über das        hat, wird auch an der festen Verankerung in der
     Einhalten von Recht und Gesetzen hinausgeht und            ­Organisation des Unternehmens deutlich. Anders als
     Integrität in den Mittelpunkt stellt.                       viele unserer Wettbewerber haben wir das Thema im
                                                                 Vorstand organisatorisch verankert. Mit dem Siemens
     Wir sind überzeugt: Auf diese Weise wirtschaften wir        Sustainability Board verfügen wir über ein abteilungs-
     nachhaltig und schaffen zugleich die Grundlage für          und funk­tionsübergreifendes Gremium, das die Leit­
     eine erfolgreiche Zukunft unseres Unternehmens.             linien u
                                                                        ­ nserer Nachhaltigkeitsaktivitäten bestimmt.

10
Als zentrale Instanz für Nachhaltigkeit analysiert        Siemens-Materialitätsmatrix 2013

und  priorisiert es in regelmäßigen Sitzungen die für
Siemens und seine Anspruchsgruppen wichtigen              Orientieren am Wesentlichen
Themen, legt die Schwerpunkte unserer Nachhaltig­
keitsaktivitäten fest und verabschiedet entsprechende
Maßnahmen und Initiativen. Das Prinzip der Wesent­                                        > Demografischer Wandel
lichkeit dient dabei als Orientierung (siehe Grafik auf                                   > Urbanisierung
der rechten Seite). Führende Vertreter der Sektoren,           Megatrends
                                                                                          > Klimawandel
aller relevanten Fachfunktionen und unserer Landes­                                       > Globalisierung
gesellschaften sorgen dabei für die entsprechende
fachliche Expertise und Entscheidungsgewalt.

                                                           Bedeutung für unsere Anspruchsgruppen (Stakeholder)
Ein international hochrangig besetztes Gremium,
das Siemens Sustainability Advisory Board, sorgt                                           > Interne               > Innovation
                                                                                             Ressourcen­           > Nachhaltigkeit
­darüber hinaus beratend für den externen und unab­                                          effizienz               in der Lieferkette
 hängigen Weitblick (siehe hierzu auch die Ausfüh­                                         > Integrität            > Ressourcen­
 rungen von Björn Stigson auf der folgenden Seite).                                                                  produktivität
 Es ergänzt und verdichtet auf höchster Ebene die                                                                  > Umweltportfolio

 ­Informationen und das Wissen, das wir im Rahmen
  unseres vielfältigen Engagements in den wichtigsten
                                                                > Ressourcen­                                      > Rekrutierung
  nationalen und internationalen Nachhaltigkeitsor­               sicherheit                                         und Bindung von
  ganisationen erlangen. So ist Siemens beispielsweise                                                               Mitarbeitern

  bereits seit dem Jahr 2003 Teilnehmer des Global
  Compact und verpflichtet sich damit, die sozialen
  und ökologischen Standards einzuhalten, wie sie
  in der entsprechenden Erklärung der Vereinten
  ­Nationen niedergelegt sind. Darüber hinaus arbeiten          > Corp. ­Citizenship       > Mitarbeitervielfalt   > Lokalisierung der
                                                                > Arbeitssicherheit        > Mitarbeiter­            Wertschöpfungs-
   wir aktiv mit den wichtigsten einschlägigen Organi­
                                                                  und Gesundheit             zufriedenheit           kette
   sationen zusammen wie dem Weltwirtschaftsrat für             > Menschenrechte
   nachhaltige ­ Entwicklung, dem Umweltprogramm                > Bezahlbare und
   der Vereinten Nationen, der Global Reporting Initia­           ­per­sonalisierte Ge-
                                                                   sundheitssysteme
   tive, dem Weltwirtschaftsforum sowie dem Weltres­
   sourceninstitut. Ferner wirken wir aktiv in diversen
   Nachhaltigkeitsinitiativen mit.                                    Bedeutung für Siemens (für nachhaltigen Geschäftserfolg)

Um diese verschiedenen Aufgaben erfolgreich und
zielgerichtet ausführen zu können, haben wir 2009                                         > Nachhaltige Unternehmensstrategie
mit dem Corporate Sustainability Office ein eigenes                                       > Dialog mit Anspruchsgruppen
Vorstandsreferat gegründet. Es unterstützt die ge­
                                                               Prozesse
                                                                                          > Risikomanagement
nannten Instanzen bei ihrer Arbeit, steuert das                                           > Bericht­erstattung  /  Steuerungsgrößen
Mitwirken in den verschiedenen Nachhaltigkeits­
­
organisationen und koordiniert unternehmensweite
Programme und Maßnahmen.                                  Die für Siemens und unsere Anspruchsgruppen wichtigen Themen identi­
                                                          fizieren und priorisieren wir regelmäßig und orientieren uns hierbei am
 Wie bereits die Zusammensetzung des Sustainability       Prinzip der Wesentlichkeit (Materialität). In unserer Materialitätsmatrix stellen
                                                          wir die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen und ihre Bedeutung für unsere
 Boards zeigt, begreifen wir Nachhaltigkeit als eine
                                                          Anspruchsgruppen und für Siemens gegenüber. Die Priorisierung zeigt die
 Querschnittsaufgabe, die klare Strukturen und die        in der Befragung als wichtige Hebel für nachhaltigen Geschäftserfolg
 konsequente Zusammenarbeit vielfältiger Einheiten        identi­fizierten Handlungsfelder auf, auf die wir uns auch künftig konzen­
 im Konzern voraussetzt. Klassisches Silodenken führt     trieren. Im aktuellen Geschäftsjahr haben wir im Rahmen eines Prozesses,
 nicht weiter. Nur wenn die unterschiedlichen Fach­       der die Analyse allgemeiner Entwicklungen, die Orientierung an den Mega­
 funktionen – von Innovation bis Corporate Citizen­       trends und die intensive Diskussion mit unseren Stakeholdern verzahnt,
                                                          die Meinungen von rund 40 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik,
 ship (siehe hierzu die entsprechenden Kapitel auf
                                                          Nichtregierungsorganisationen und Beratungsunternehmen eingeholt. Die
 den     Seiten 42 – 65 ) – miteinander und in enger
                                                          Ergebnisse dieses Dialogs wurden dann im Rahmen von internen Arbeits-
­Vernetzung mit unseren Geschäftsaktivitäten han­         gruppen um Einschätzungen der Fachfunktionen ergänzt und mit unserem
 deln und zusätzlich einen lösungsorientierten Dialog     Siemens Sustainability Board sowie dem aus unabhängigen Experten
 mit unseren externen Anspruchsgruppen führen,            zusammen­gesetzten Siemens Sustainability Advisory Board diskutiert.
 kommen wir zu den Konzepten und Lösungen, die            Das Ergebnis liegt nun vor: unsere Materialitätsmatrix 2013 – 2014.

 dazu beitragen, unsere gesteckten Unternehmens­              www.siemens.com/nb/materialitaetsmatrix
 ziele zu erreichen.

                                                                                                                                          11
Gastbeitrag von Björn Stigson, Mitglied des Siemens Sustainability Advisory Boards

     Pioniere wie Siemens tragen
     zur nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten bei
                                                                            Effiziente und klimaneutrale Lösungen sind gefragt
                                                                            Was ist zu tun? Zusätzlich zu politischem Einsehen, gesell-
                                                                            schaftlichem Umdenken und Druck braucht die Welt vor allem
                                                                            eines: energieeffiziente, klimaneutrale und damit umweltscho-
                                                                            nende Produkte und Lösungen. Wichtigster Treiber des Wan-
                                                                            dels zur energieeffizienten und klimaneutralen Wirtschaft
                                                                            sind und bleiben dabei technische Innovationen und Pionier-
                                                                            leistungen, denn selbst ambitionierte Klimaschutzziele sind
                                                                            erreichbar, wenn kreative Ingenieure Lösungen entwickeln,
                                                                            mit denen sich Strom aus erneuerbaren Quellen künftig wett-
                                                                            bewerbsfähig zu fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas
                                                                            produzieren lässt. Es sind diese Lösungen, die eine Schlüssel-
                                                                            rolle bei der Gestaltung unserer Lebensbedingungen in den
                                                                            kommenden Jahrzehnten spielen werden. Und die gute Nach-
                                                                            richt lautet: Es bewegt sich etwas. Im Jahr 2011 wurde welt­
                                                                            weit so viel Geld in erneuerbare Energieträger investiert wie
                                                                            nie zuvor. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hat
                                                                            errechnet, dass 257 Mrd. US$ ‒ das entspricht rund 205 Mrd. € ‒
     Björn Stigson war von 1995 bis 2012 Präsident des Welt-                in die »grüne« Energiebranche geflossen sind und damit 17 %
     wirtschaftsrats für nachhaltige Entwicklung, einer Institu-            mehr als im Vorjahr.
     tion, die sich seit ihrer Gründung intensiv mit dem Thema
     »nachhaltiges Wirtschaften« auseinandergesetzt hat und                 Aus dem Blickwinkel der Industrie heißt das: Wer solche Pro-
     ein wichtiges Diskussionsforum für nachhaltigkeitsorien-               dukte und Lösungen entwickelt, herstellt und vertreibt, dem
     tierte Unternehmen wie Siemens darstellt. Der vormalige                eröffnen sich Chancen auf Wachstum und Profitabilität. Dies
     Spitzenmanager bringt seine langjährige Erfahrung heute                haben auch führende Unternehmen auf der Welt erkannt.
     unter anderem in Beiräten von Regierungen und interna­                 Es hat ein »Green Race« begonnen, ein Wettbewerb darum,
     tionalen Organisationen ein. Seit 2009 ist Stigson zudem               wer der führende Lieferant ressourceneffizienter und klima­
     Mitglied des Siemens Sustainability Advisory Boards und                neutraler Produkte und Lösungen ist.
     steht uns mit Rat und Tat zur Seite.
                                                                            Siemens setzt Maßstäbe
     Die Welt steht vor großen Herausforderungen                            Ich bin überzeugt: Nur wer die Entwicklung solcher Produkte
     Wer sich wie ich seit Jahren und in unterschiedlichsten Gre-           und Lösungen ins Zentrum seiner Anstrengungen rückt,
     mien intensiv mit der nachhaltigen Entwicklung und entspre-            ­entsprechende Innovationsprozesse in Gang setzt, nachhalti-
     chenden Strategien auseinandergesetzt hat, weiß, dass unsere           ges Handeln zu einem Leitprinzip seiner Unternehmensstrate-
     Zivilisation leider immer noch weit davon entfernt ist, nach­          gie erhebt und dies auch bei seinen eigenen Aktivitäten nach-
     haltig zu handeln, und die Situation wird von Jahr zu Jahr             weist, wird langfristig erfolgreich sein. Siemens ist hier auf
     ernster. Die Weltbevölkerung wächst, und entsprechend nimmt            einem sehr guten Weg. Mit seinen innovativen, ressourcen-
     der damit einhergehende Ressourcenverbrauch zu. Und Tat­               schonenden und klimaneu­tralen Produkten und Lösungen
     sache ist auch: Die Menschheit ist immer noch weitgehend                des Umweltportfolios setzt Siemens Maßstäbe. 332 Mio. Ton-
     abhängig von nicht erneuerbaren Rohstoffen wie fossilen                nen CO2-Einsparungen bei den Kunden allein im vergangenen
     Brennstoffen.                                                           Geschäftsjahr zeigen, wie nachhaltiges Handeln kon­krete
                                                                             ­Wirkung entfalten kann. Dass das Unternehmen mit seinem
     Die negativen Auswirkungen auf das Klima liegen auf der                 Umweltportfolio mittlerweile bereits 42 % des Gesamtumsatzes
     Hand. Gerade der Blick auf die heute noch als Schwellenländer           generiert, belegt, dass Ökonomie und Ökologie keine Gegen-
     bezeichneten Staaten macht das deutlich: Bereits zur Mitte              sätze sind. Und auch auf den anderen Nachhaltig­keitsfeldern –
     ­dieses Jahrhunderts werden nur noch 15 % der Menschen in                dies ­dokumentiert der vorliegende Bericht – ist das Unterneh-
      den Industriestaaten leben. Im Umkehrschluss bedeutet das:              men erfolgreich. Dazu hat meines Erachtens auch die in dieser
      Die heutigen Schwellenländer werden mehr als drei Viertel               Form besondere organisatorische Verankerung des Themas
      der Menschheit beherbergen – und sie alle wird der Wunsch              im Konzern beigetragen.
      einen, Armut zu bekämpfen, ­bessere Lebensbedingungen
      zu erlangen und nicht zuletzt Wohlstand zu schaffen. Doch             Es sind Pioniere wie Siemens, die mit ihrem technologischen
      das hat seinen Preis: Ein weiterer Energie- und Ressourcen­           Wissen, ihrer Innovationskraft und nicht zuletzt ihrer Umset-
      verbrauch ist programmiert.                                           zungsstärke einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwick-
                                                                            lung unseres Planeten leisten.
     Das alles klingt bedrohlich, es entspricht aber der Realität:
     Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache. So wie bisher             Daran heißt es anzuknüpfen und den eingeschlagenen Weg
     kann es nicht weiter­gehen. Es ist Zeit umzudenken, denn               unbeirrt fortzusetzen! Ich freue mich auf den weiteren Aus-
     nachhaltiges Handeln ist alternativlos.                                tausch mit Siemens und behalte mir vor, auch künftig unbe-
                                                                            quem zu bleiben, wenn es erforderlich ist.

         www.siemens.com/nachhaltigkeit

12
Die Herausforderungen bleiben,                             Externe Auszeichnungen für unser Nachhaltigkeitsengagement

aber der Kurs stimmt                                       Wir sind auf dem richtigen Weg
Nachhaltigkeit bleibt mehr denn je auf der Tagesord­
nung. Die beschriebenen Herausforderungen sind
gewaltig. Als ein weltweit agierender Technologie­
                                                               Dow Jones                             Carbon
konzern verfügt Siemens mit seinen Produkten und
                                                               Sustainability                        Disclosure
Lösungen genauso wie mit seiner Innovationskraft
und seinem umfassenden technologischen Wissen
                                                               Index                                 Project
schon heute über Antworten, mit denen wir zu einer             Erster Platz                          Spitzenergebnis
nachhaltigen Entwicklung beitragen können.                     (92 von 100 Punkten)                  (98 von 100 Punkten)
                                                               Bestes Unternehmen                    Fünftes Mal in Folge im
                                                               der Branche »Industriegüter           »Global 500 Carbon
Wir stellen uns unserer Verantwortung: transparent,            und -dienstleistungen«                Disclosure Leadership Index«
engagiert und zielorientiert. Dass wir damit auf dem
richtigen Weg sind, zeigen erneut externe Auszeich­
nungen, die wir im Berichtsjahr erhalten haben: Das
nachhaltigste Industrieunternehmen seiner Klasse
zu sein, das bescheinigte uns der renommierte Dow
Jones Sustainability Index. Und wir dürfen uns nicht       Siemens ist mit seinen Nachhaltigkeitsaktivitäten auf dem richtigen Weg –
nur in unserer eigenen Branche – wie wiederholt in         das zeigen zahlreiche Auszeichnungen, die wir im Berichtsjahr erhalten
den vergangenen Jahren –, sondern erstmals auch            haben. Besonders stolz sind wir auf unser Abschneiden beim renommier-
                                                           ten Dow Jones Sustainability Index. Seit 13 Jahren mit Spitzenplatzierungen
über neun Branchen hinweg als nachhaltigstes Un­
                                                           vertreten, erfuhr Siemens im Berichtsjahr gleich eine doppelte Prämierung:
ternehmen begreifen: »Super Sector Leader«, so lau­
                                                           Spitzenreiter in den Branchen Industriegüter und - dienstleistungen
tet das offizielle Urteil des auf Nachhaltigkeitsfragen    (»Industrial Goods and Services«) sowie diversifizierte Industrieunter­
ausgerichteten Aktienindex. Dieser Bewertung liegt         nehmen (»Diversified Industrials«). Darüber hinaus hat das angesehene
ein Kriterienset zugrunde, das einerseits ökonomi­         ­Carbon Disclosure Project Siemens zum fünften Mal in Folge in seinen
sche, ökologische und soziale sowie andererseits ge­        ­Global 500 Carbon Disclosure Leadership Index aufgenommen.
nerelle und sektorspezifische ­Aspekte umfasst und
                                                              www.siemens.com/nachhaltigkeit
1.500 Unternehmen in die Beurteilung einbezieht.
Und auch in der Bewertung des wichtigen Carbon
Disclosure Project zählt Siemens mit 98 von 100 mög­
lichen Punkten zu den führenden Unternehmen. Die
im Jahr 2000 in London gegründete Organisation hat
sich zum Ziel gesetzt, mehr Transparenz in die Emis­
sionsberichterstattung von Unternehmen zu brin­
gen. Damit gibt sie einen wichtigen Anreiz für Unter­
nehmen, ihre Klimapolitik zu überdenken und ihren
CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Wir freuen uns über diese Auszeichnungen, sind sie
uns doch Bestätigung und Ermahnung zugleich: Be­
stätigung, weil sie uns zeigen, dass wir auf dem richti­
gen Weg sind und daran unbeirrt festhalten sollten,
und Ermahnung, den eingeschlagenen Weg auch in
einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld kon­
sequent weiterzugehen. Denn nur wenn wir weiter
nachhaltig wachsen, innovative und ressourceneffizi­
ente Produkte und Lösungen entwickeln und unsere
Kunden als ein vertrauensvoller Partner bei ihrem ei­
genen Handeln unterstützen, können wir Beiträge zu
gesellschaftlichem Fortschritt und Lebensqualität
überall auf der Welt leisten. Und das ist die Vorausset­
zung dafür, auch in Zukunft den Anspruch einer Un­
ternehmensstrategie zu erfüllen, die Nachhaltigkeit
zu einem der leitenden Prinzipien erhebt. Begleiten Sie
uns dabei: engagiert, konstruktiv-kritisch und zielori­
entiert, denn nachhaltiges Handeln geht uns alle an.
Wir ­freuen uns auf den weiteren Austausch mit Ihnen.
   www.siemens.com/nb/nachhaltigkeitsstrategie

                                                                                                                                         13
Verantwortung

     Nachhaltig handeln,
     Geschäftschancen
     erschließen
     Mit unseren Aktivitäten konkrete Beiträge zur nachhaltigen E ­ ntwicklung zu
     leisten und Geschäftschancen zu realisieren, das ist unser Anspruch und
     unser Ziel. Wie das genau funktioniert, welche Erfolge zu verzeichnen sind,
     welche Herausforderungen es zu meistern gilt und, nicht zuletzt, welche
     Schritte in Zukunft notwendig sind – zu all diesen Fragen steht Barbara Kux
     im Interview Rede und Antwort. Als Mitglied des Vorstands und Chief
     ­Sus­tainability Officer verantwortet sie seit 2008 Nachhaltigkeit auf Vor-
      stands­ebene, bringt das Thema mit einem umfassenden Programm voran
      und verleiht ihm im Unternehmen sichtbar Ausdruck.

     OBEN – Barbara Kux, Mitglied des Vorstands und
     Chief Sustainability Officer der Siemens AG,
     zieht ein Resümee über die erzielten Erfolge und
     erläutert, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen
     umfassend vorangebracht wird.

14
Warum ist Nachhaltigkeit wichtig für               Ausbildungssystems in anderen Regionen            Barbara Kux,
                                                                                                     Mitglied des Vorstands der Siemens AG
­Unternehmen?                                      der Welt. Denn die Verbindung von Praxis          und Chief Sustainability Officer
 Barbara Kux : Nachhaltigkeit war schon im­        und Theorie in der Berufsausbildung ist
 mer entscheidend für den langfristigen            für alle Beteiligten ein Gewinn. Schließlich      »Die gute Nachricht
 Erfolg von Unternehmen. Dabei kann                unterstützen wir ganz konkrete Projekte           ­lautet, dass bereits heute
 Nachhaltigkeit nur durch das gleichzeitige        zum Wohl der Gesellschaft durch unsere
 und gleichberechtigte Umsetzen von um­            Corporate-Citizenship-Aktivitäten bezie­
                                                                                                      mit den verfügbaren
 weltbezogenen, wirtschaftlichen und sozi­         hungsweise durch die Siemens Stiftung.             technischen Lösungen
 alen Zielen erreicht werden. Der Stellen­                                                            70 % des weltweiten
 wert von Nachhaltigkeit nimmt deutlich            Der Aufsichtsrat hat Sie im November
 zu. Denn schon heute verbrauchen wir die          2008 zum Mitglied des Vorstands und
                                                                                                      Potenzials zur Senkung
 natürlichen Ressourcen von 1,5 Erden.             zum ersten Chief Sustainability Officer            des Treibhausgas-­
 Dies wird dadurch weiter verstärkt, dass          in der Geschichte des Unternehmens                 ausstoßes für 2030 umge-
 die Weltbevölkerung gemäß aktuellen               ­ernannt. Wie war die Ausgangslage?
 Prognosen von 7 auf 9 Mrd. Menschen
 ­                                                  Barbara Kux : Bei meinem Start hatte Siemens      setzt werden können.«
 wachsen wird. Auch der steigende Lebens­           die schwierige Compliance-Phase gerade
 standard der Mittelschicht in den Schwel­          hinter sich gebracht, und die Wirtschafts­
 lenländern trägt zum zunehmenden Res­              krise bestimmte das operative Handeln.
 sourcenverbrauch bei. Hinzu kommt die              Zunächst konzentrierten wir uns auf die
 Urbanisierung: Immer mehr Menschen                 Optimierung der Lieferkette, um einen
 leben in städtischen Ballungsräumen.               möglichst hohen und nachhaltigen Bei­
 Damit wir unseren Bedarf an Nahrung,
 ­                                                  trag zum Ergebnis von Siemens leisten zu
 Wasser und Energie auch künftig decken             können. Dafür habe ich im Januar 2009
 können, müssen wir mit weniger mehr                gemeinsam mit den Siemens-Teams die
 ­erwirtschaften. Ressourcenproduktivität           notwendigen Ziele, Programme und Struk­
  wird zum Schlüsselfaktor. Die gute Nach­          turen auf den Weg gebracht. Einen weite­
  richt ist, dass bereits heute mit den verfüg­     ren Schwerpunkt legte ich auf die Nach­
  baren technischen Lösungen 70 % des               haltigkeit. Hier konnte Siemens auf drei
weltweiten Potenzials zur Senkung des               Stärken aufbauen: Erstens hatte das Unter­
  Treibhausgasaus­   stoßes für 2030 umge­          nehmen bereits ein Umweltportfolio mit
  setzt werden können.                              klaren Kriterien definiert. Zweitens gab es
                                                    bei Siemens schon immer eine Vielzahl an
Inwiefern trägt Nachhaltigkeit zur ge­              Nachhaltigkeitsaktivitäten, die allerdings
sellschaftlichen Weiterentwicklung bei?             nicht übergreifend koordiniert und gebün­
Können Sie dabei die Rolle von Siemens              delt waren. Drittens waren nachhaltiges
erläutern?                                          Denken und Handeln schon eine Maxime
Barbara Kux : Siemens als Infrastrukturlie­         von Werner von Siemens und gehören so
                                                                                                     OBEN – Unsere modernen GuD-Kraftwerke leisten
ferant trägt durch seine innovativen Pro­           seit der Firmengründung im 19. Jahrhun­          einen maßgeblichen Beitrag zum Umwelt- und
dukte und Lösungen zum Fortschritt der              dert zur DNA des Unternehmens und sei­           Klimaschutz: 700.000 Tonnen CO2 kann ein mit
Gesellschaften bei. Welche differenzier­
­                                                   ner Mitarbeiter.                                 einer Turbine der 8000H-Klasse und 570 Mega-
                                                                                                     watt Leistung ausgestattetes Kraftwerk jedes
ten Angebote wir hier für Industrienatio­                                                            Jahr gegenüber dem Durchschnitt aller weltweit
nen, Schwellen- und Entwicklungsländer             Wie sind Sie vorgegangen?                         installierten Kraftwerke einsparen.
machen, zeigt der Strategieteil dieses             Barbara Kux : Im ersten Schritt galt es, eine
­Berichts genauer. Darüber hinaus engagie­         Diagnose zu erstellen und dabei alle beste­
 ren wir uns weltweit an zahlreichen Märk­         henden Technologien zu inventarisieren
 ten gemeinsam mit anderen Unternehmen             und zu ermitteln, in welchen Bereichen ein
 und Institutionen für fairen Wettbewerb.          geringerer Ausstoß von Treibhaus­       gasen
 Im engen Schulterschluss der Akteure              möglich war. Wir wendeten hier eine
 ­wollen wir mit gezielten Projekten die gesell­   ­etablierte Methode – die sogenannte CO2-­
  schaftliche und wirtschaftliche Integrität       Reduzierungskurve – auf unsere Siemens-
  stärken. Einen intensiven Dialog betreiben       Technologien an. Das Ergebnis war beein­
  wir auch auf weiteren für die Gesellschaft        druckend, denn mit unseren damals
  wichtigen Feldern wie bei der Umsetzung           be­
                                                    ­  stehenden Technologien deckten wir
  der Energiewende in Deutschland oder bei          37 % des weltweiten Treibhausgasredu­
  der Entwicklung neuer Ansätze für mehr            zierungspotenzials ab. Eine starke Erkennt­
  Ressourcen- und Energieeffizienz in Euro­         nis, die zugleich einen wesentlichen
  pa. Außerdem unterstützen wir Bildungs­           ­Wettbewerbsvorteil darstellt. Mit diesem
  projekte, etwa die Einführung des in               Wettbewerbsvorteil stand das Kernelement
  Deutschland sehr erfolgreichen ­      dualen       unserer Strategie fest: die Geschäftschance,

                                                                                                                                                 15

                                                                                              Wachstum, Seite 20
                                                                    Verantwortung                                      Effizienz, Seite 30
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