Nachhaltigkeit 2008/1 Thema Wie werden wir wohnen? - ÖGUT
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2008/1 journal nachhaltigkeit Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich Thema Wie werden wir wohnen? LA21-Report Grinzens: Wir sind Zukunft – sei dabei! Wien-Wieden: Erzählen Sie Ihre Grätzlgeschichte!
2 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal nachhaltigkeit 2008/1 inhalt 3 editorial 3 netzwerk-news 6 thema: Wie werden wir wohnen? 6 Wohnbedürfnisse der Zukunft 8 Selbstbestimmte Wohnlandschaften 11 Frauengerechte Wohnformen 12 Stadtteil Kabelwerk 13 Eisenerz: Wohnen in einer schrumpfenden Stadt 14 LA21-Report 14 Grinzens, Tirol 15 Wieden, Wien 16 termine brief des herausgebers Liebe NetzwerkerInnen, impressum liebe Leserinnen und Leser, Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, mit der vorliegenden Nummer tritt Umwelt und Wasserwirtschaft, 1010 Wien, Stubenbastei 5 Herstellungsort: Wien das journal nachhaltigkeit in eine Hersteller: Druckerei Robitschek, 1050 Wien (ausgezeichnet mit dem österreichischen neue Phase. So wie die koordi- Umweltzeichen UW 689) Verlagsort: Wien Redaktion: Johannes Steiner, Erich Dall- hammer, Ulrike Fasching, Martina Handler, Claudia Dankl Layout: Alexander Schatek, nierende Betreuung der Aktivitäten 2700 Wiener Neustadt Satz: ÖIR, 1010 Wien Offenlegung (§ 25 Mediengesetz): In des Nachhaltigkeitsnetzwerks ins- seiner grundlegenden Ausrichtung verfolgt das journal nachhaltigkeit die Information gesamt wurde auch die Gestaltung der Mitglieder des Akteursnetzwerkes „Nachhaltiges Österreich“ und anderer ausge- des Journals in neue Hände gelegt. wählter Zielgruppen über aktuelle Ereignisse, Entwicklungen, Umsetzungserfolge und Konzepte der nachhaltigen Entwicklung. Das Konsortium aus ÖGUT, ÖIR und dem Kommunikationsbüro jost. Die Verantwortung für die Inhalte der gezeichneten Artikel liegt bei den AutorInnen. consult wurde von uns mit dieser Sie geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wider. Aufgabe betraut. Gemeinsam wollen wir das journal nachhaltigkeit – in Fotonachweise: Cover und Seiten 3, 6, 16: istockphoto.com (Lise Gagne); Seite 4: Land NÖ; Seite 9: Kommunalpolitische Infothek; Seite 10: Köb&Pollak; Fortsetzung des bisherigen, erfolg- Seiten 11/12: kabelwerk.at; Seite 13: Rainer Rosegger; Seite 14: Marion Amort; reichen Wegs – weiterentwickeln: Seite 15: Heidi Kastl Es soll noch mehr zu einer aktiven Kommunikationsplattform des Netz- Gedruckt auf Profisilk 170 g, nach der Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens „Druckerzeugnisse“ werks werden, aktuelle Fragen der Nachhaltigkeit aufgreifen, Beispiele der Nachhaltigkeit aus dem Netz- werk präsentieren, stärker noch als Das journal nachhaltigkeit wird im Rahmen des Projekts „Akteursnetzwerk bisher die Arbeit der LA-21-Initiati- Nachhaltiges Österreich“ vom Lebensministerium in Zusammenarbeit mit den Bundesländern und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit heraus- ven ins Licht rücken – und damit gegeben und gemeinsam finanziert. insgesamt das Thema Nachhaltig- keit in der Öffentlichkeit noch stär- ker verankern. Wolfram Tertschnig, Lebensministerium
3 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal 2008/1 nachhaltigkeit 2008/1 editorial Nachhaltigkeit heißt auch: Kreativität im Wohnungsangebot „Weiter bauen und wohnen wie ge- Johannes Steiner wohnt ist nicht nachhaltig!“ eröffnet der Wohnbauforscher Raimund Gut- mann lapidar seinen einführenden Beitrag zur neu eröffneten Themen- Frage. Kreativität in der Suche nach strecke im Herbstheft des journal frauengerechten Wohnformen, wie nachhaltigkeit. Und das gelte nicht sie das Frauenwohnprojekt ro*sa nur im Hinblick auf Energieeffizienz Donaustadt konsequent und radikal und Bauökologie, sondern auch – von der Projektierung bis zur Re- oder vor allem – für die „soziale alisierung unternommen hat. Krea- Treffsicherheit“ des Wohnbaus: Die tivität in der Neudefinition urbaner Ausdifferenzierung der Gesellschaft Infrastrukturen, wie jener des alten mit ihrer Pluralität an Lebensstilen Kabelwerks in Wien Meidling, ob- und neuen Haushaltsformen ruft solet geworden durch industriellen nach neuen, kreativen Antworten Wandel, revitalisiert als neuer Stadt- im Wohnungsangebot. Wie aber teil mit Wohnungen für 3.000 Men- werden wir also wohnen? schen. Kreativität auch im Umgang mit schrumpfenden Städten und al- Die Zukunft wird schon erprobt. Das ternder Bevölkerung – wie im Fall journal nachhaltigkeit versammelt Eisenerz. dazu in der Themenstrecke Beiträge von Expertinnen und Experten, etwa News aus dem Nachhaltigkeits- aus Deutschland, wo sich nachhal- Netzwerk, LA-21-Reports aus Grin- tige Wohnlandschaften ausbreiten – zens und Wien-Wieden. Bücher ob in Hamburg, in der Region Frei- zum Thema und Veranstaltungshin- burg oder in der Bundeshauptstadt. weise ergänzen das Leseangebot. Sie geben Beispiel für die Kreativi- Die Redaktion wünscht nachhal- tät der Antworten auf die gestellte tende Lektüre.
4 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal nachhaltigkeit 2008/1 netzwerk-news Zukunftsbeständigkeit NÖ Gemeinden unterzeichnen Lebensqualität Aalborg-Charta Agenda-21-Akademie Anlässlich des 2. Vernetzungs- in der Steiermark treffens der Gemeinde21 im ver- gangenen April haben die ersten niederösterreichischen Gemeinden „Lokal und regional nachhaltig die die „Charta von Aalborg, 1994“ Lebensqualität sichern”, so lautet unterzeichnet. Damit erklären die das Motto der Agenda-21-Akade- Gemeinden Ardagger, Brand-Laa- mie, die am 8. Oktober 2008, ver- ben, Grimmenstein, Großrußbach, anstaltet von der Landentwicklung Michelhausen, Pölla und Steiermark, dem steiermärkischen Prellenkirchen, dass sie Zivilgesellschaft Gemeindebund und dem Österrei- die „Kampagne der Eu- chischen Städtebund, Landesgruppe ropäischen Städte und Steiermark, in Großwilfersdorf statt- Gemeinden auf dem Vorarlberg Akademie findet. Weg zur Zukunftsbe- unterstützt Engagierte Die Akademie bietet den Bürger- ständigkeit“ unterstützen Unterzeichnung meisterInnen, Gemeindemandata- und sich deren Zielen Aalborg-Charta rInnen und AmtsleiterInnen, die verpflichten. v.l.: Helmut Lintner, sich in der Lokalen Agenda 21 Durch die Unterzeich- Maria Forstner, engagieren (wollen), eine effiziente nung der Charta wer- Franz Gausterer, Bürgerschaftliche Einsatzbereitschaft Unterstützung an. Die Akademie den die Gemeinden in Johannes Pressl, Ilse Wollansky, ist für unsere Gesellschaft wertvoll soll ab 2008 jährlich stattfinden und ein gesamteuropäisches Johann Müller, und unverzichtbar. Ob Eh renamt, bietet für die wichtigsten aktuellen Netzwerk aufgenommen, Rudolf Friewald, freiwilliges Engagement oder Nach- Bedürfnisse der kommunalen Ent- was neben regelmäßigen Günther Kröpfl barschaftshilfe – die Tätigkeiten, scheidungsträgerInnen kurze und Informationen über wich- die übernommen werden, sind von effiziente Präsentationen und Work- tige Projekte, Veranstaltungen und unschätzbarem ge sellschaftlichem shops. Entwicklungen auch den Austausch Wert. In Vorarlberg bietet deshalb mit anderen lokalen und regionalen i Landentwicklung Steiermark das Büro für Zukunftsfragen in Ko- Gebietskörperschaften ermöglicht. e office@landentwicklung.com operation mit anderen Abteilungen www.landentwicklung.com i www.gemeinde21.at der Landesverwaltung Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für En- gagierte. Diese Angebote werden Energie-Effizienz in einem Programm im Rahmen der „Vorarlberg Akademie“ zusam- Internationale Konferenz in China mengefasst. Die Vorarlberg Akademie, die damit Im Rahmen der Kooperation der (Schwerpunkt Energie)“ statt. Mit bereits in ihre dritte Runde geht, Regionen Bayern, Georgia (USA), Ausnahme Oberösterreichs wird in will bestimmte Grundqualifikationen Oberösterreich, Quebec (Kanada), den Regionen ein steigender Anteil vermitteln, die für jede/n wichtig São Paulo (Brasilien), Shandong (Chi- Atomkraft am Gesamtenergiemix sind, der/die sich engagieren möch- na) und Western Cape (Südafrika) forciert. Oberösterreich hält eine te. trafen sich die Landesregierungs- Ausweitung thermischer Solarnut- i Amt der Vorarlberger Landes- chefs im August zu einer Konferenz zung für zielführend. regierung, Büro f. Zukunftsfragen in Jinan in der chinesischen Pro- www.vorarlberg.at/zukunft vinz Shandong. Dabei fanden auch i OÖ Umweltanwaltschaft Mag. Reingard Seyr-Leiler Fachgespräche zum „Aufbau einer DI Dr. Martin Donat e reingard.seyr-leiler@vorarlberg.at ressourcenschonenden Gesellschaft e uanw.post@ooe.gv.at
5 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal 2008/1 nachhaltigkeit netzwerk-news Nahversorgung Oberösterreich startet neues Leben in der Stadt Förderungspaket Ökologie BürgerInnen-Rat in Salzburg misst den Bregenz Die Nahversorgerförderung in Ober- ökologischen österreich baut auf zwei Säulen auf: Die einzelbetriebliche Nahversorger- Fußabdruck förderung als erste zeigt bereits Er- „Wir sind Bregenz“: Das wurde gebnisse: Die Zahl der Gemeinden den TeilnehmerInnen des ersten ohne Nahversorger in Oberöster- Würden alle Menschen so leben Bregenzer BürgerInnen- reich ist auf 54 gesunken. wie wir in Österreich, so bräuch- Rats schnell bewusst. Im Jahr 2008 erfolgte der Start für ten wir mehr als zweieinhalb Pla- Ideen, Wünsche, Ver- die zweite Säule: die Erstellung von neten. Doch wir haben nur einen. besserungs- und Lö- Nahversorgungskonzepten für jeden Den ökologischen Fußabdruck zu sungsvorschläge zur Be zirk/jede Region in Oberöster- verringern, ist Ziel einer vom Land Zukunft der Stadt wur- reich. Dabei werden Maßnahmen Salzburg gestarteten Initiative. Das den zur Sprache ge- zur Be- Ziel ist am- bracht und anschließend der Poli- wusstseins- bitioniert: tik und Stadtverwaltung präsentiert. bildung wie Bis Ende Rund um das Thema „Leben in der regionale des Jahres Stadt“ konnten die TeilnehmerInnen Imagekam- 2008 soll ihre persönlichen Anliegen vorbrin- p a g n e n jede/r zwei- gen. oder die te Salzbur- Der BürgerInnen-Rat ist ein Bürger- Stärkung gerIn ihren/ beteiligungsverfahren, das nach der regionaler seinen öko- vom amerikanischen Organisations- Marken, logischen entwickler Jim Rough entwickelten Maßnah- Fußabdruck Methode des „Wisdom Council“ men zur kennen und aufgebaut ist. 12 bis 16 nach dem Förderung darüber in- Zufallsprinzip ausgewählte Bürge- der Ausbil- formiert rInnen werden vom Bürgermeister dung und Bild: Land Salzburg sein, wel- persönlich eingeladen, zwei Tage Beratung, che Schritte lang über die Zukunft der Stadt zu regionale Kooperationsprojekte so- zu seiner Reduzierung möglich sind. diskutieren. Themen werden dabei wie innovative Projekte wie etwa Umweltlandesrat Walter Blachfellner keine vorgegeben. mobile Nahversorgungsmodelle ge- will damit insgesamt das Umwelt- Wichtigstes Anliegen der Bregen- fördert. bewusstsein der Menschen stär- zerInnen war ein lebendigeres Betreut und abgewickelt werden die ken. Bregenz: Mehr Gastronomie in un- Nahversorgungskonzepte vom Regi- Geplant sind eine breit angelegte mittelbarer Nähe zum See wurde onalmanagement Oberösterreich in Informationsoffensive (mit Medien- gewünscht, aber auch die Neuge- Kooperation mit der Wirtschafts- kooperationen und Infopoints bei staltung des Bregenzer See- und kammer und der Wirtschaftsabtei- Veranstaltungen sowie Einkaufszen- Hafenareals sowie des Zentrums lung des Landes. tren und Wochenmärkten) sowie wurden diskutiert. Vorträge zum ökologischen Fußab- i Amt der Oberösterreichischen druck, die kostenlos von Schulen, i Amt der Vorarlberger Landes- Landesregierung, Büro Landesrat Gemeinde oder Vereinen gebucht regierung, Büro f. Zukunftsfragen Viktor Sigl werden können. www.vorarlberg.at/zukunft www.land-oberoesterreich.at Dr. Manfred Hellrigl (Landeskorrespondenz Nr. 118 i e fussabdruck@salzburg.gv.at e manfred.hellrigl@vorarlberg.at vom 23.05.08) www.salzburg.gv.at/fussabdruck
6 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal nachhaltigkeit 2008/1 thema Wie werden wir wohnen? Raimund Gutmann Wohnbedürfnisse der Zukunft Plurale Lebensstile, neue Haushalts- formen und demografische Trends rufen nach kreativen und partizipativen Antworten im Wohnungsangebot. Weiter bauen und wohnen wie ge- lichen Wandel erzeugte Vielfalt neu- wohnt ist nicht „nachhaltig“! Diese er Haushaltsformen, Lebensstile Feststellung gilt nicht nur für die und Wohnkulturen beantworten. Themen Energieverbrauch und Bau- Es müssen Antworten gefunden ökologie, sondern in einem hohen werden für die Bedürfnisse einer Maß auch für die „soziale“ Treffsi- Gesellschaft, die sich kontinuierlich cherheit. Das aktuelle Wohnungsan- ausdifferenziert in immer speziellere gebot sieht zumeist immer noch so Gruppen und Netzwerke, die je- aus wie in den 1950er und 1960er weils ganz eigene Vorstellungen Jahren: zwei oder drei Zimmer, Kü- davon haben, wie sie leben und che und Bad. Die Wohnungswirt- wohnen möchten. Welche sind die schaft reagiert noch immer viel zu gesellschaftlichen Schlüsseltrends, langsam auf geänderte gesellschaft- die für das künftige Wohnen bzw. liche und individuelle Ansprüche an die neuen Wohn be dürfnisse von ein flexibles Wohnen. besonderer Bedeutung sind? Wie Unflexible, nicht an wechselnde Le- werden wir wohnen (wollen)? bensphasen anpassbare Wohnungen in baulichen Großstrukturen mit Individualisierung des Wohnens fehlenden oder schlecht nutzbaren Die „Individualisierung“ ist der Freiräumen und überforderten Nach- ge sellschaftliche Schlüsseltrend barschaften sind nicht nur unsozial, schlechthin. Tradierte Formen von sondern auch wohnwirtschaftlich Zugehörigkeiten lösen sich auf und und ökologisch bedenklich. Ein an man spricht von der „Multioptions- den differenzierten Wohnbedürfnis- ge sellschaft“, in der immer grö- sen vorbei produzierender Massen- ßere Teile der Bevölkerung echte wohnungsbau führt zu sinkender Wahlmöglichkeiten bei der Gestal- Wohnzufriedenheit und damit zu tung ihres Lebens besitzen. ICH-be- unnötig hoher Fluktuation, verbun- stimmte Lebenskonstruktionen do- den mit erhöhtem Erhaltungs- und minieren gegenüber der Orientierung Verwaltungsaufwand. an überlieferten Wertemustern, Tra- Sehen wir von der notwendigen ditionen und Konventionen. Selbst- quan titativen Befriedigung des findung und Selbstverwirklichung Grundbedürfnisses nach einer leist- werden zu den zentralen Werten. baren, gesunden und genügend Dieser Trend hat nicht nur Auswir- großen Wohnung für alle Men- kungen auf den Wohnflächenbedarf, schen einmal ab, so lässt sich die sondern auch auf den Grundriss Frage nach den Wohnbedürfnissen der Wohnung selbst, die keine klas- der Zukunft nur mit einem ge- sische 2-Zimmer-Paar-Wohnung sein schärften Blick auf die durch den darf, sondern offen, flexibel und re- de mo grafi schen und gesellschaft- präsentativ sein muss.
7 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal 2008/1 nachhaltigkeit Christiane Friedemann, literatur Andreas Giger, Matthias Horx: · Future Living Lebensstile und Ziel- gruppen im Wandel. Kelkheim 2002 Hartmut Häußermann, Walter Siebel: · Soziologie des Wohnens – Eine Die „Multigrafie“ angebot immer keit gewährleis- Einführung in Wandel und Ausdiffe- als Nachfragemotor noch zu we- renzierung des Wohnens. Weinheim ten muss. Die Wohnbedürfnisse der Zukunft nig beachteter 1996 und damit die Wohnungsnachfra- Schlüsseltrend Fazit: Fokus ge verstärkt beeinflussen wird der ist die rasante Robert Lechner u.a.: auf „soziale“ · Wohnträume Nutzerbezogene Trend weg von der gewohnten Veränderung Qualitätskriterien im Wohnbau. Nachhaltig- dreiteiligen Normal-Biografie (Kind- der Struktur Forschungsprojekt bmvit, Programm keit! heit – Arbeit&Familie – Rente) und der Haushal- ‚Haus der Zukunft‘, Wien 2001 Die skizzierten hin zur, von der Trendforschung te. Stetig Phänomene Nicole Schneider, als „Multigrafie“ bezeichneten, schrump fende Anette Spellerberg: gesellschaft- mehrfach gegliederten Lebensbio- Haushaltsgrö- · Lebensstile, Wohnbedürfnisse und licher Verän- grafie. Diese stellt ein Mosaik aus ßen und ein räumliche Mobilität. Opladen 1999 derung sind verschiedenen Lebensabschnitten dra matischer allgegenwärtig dar (kurze Kindheit – lange Ausbil- Rück gang der und können dung & Postadoleszenz – berufliche klassischen gerade bei Rush-Hour – zweiter Aufbruch – Haushaltsfor men wie ver heiratete der Frage „Wie wollen wir woh- langer Un-Ruhestand) und erzeugt Paare oder Klein- bis Durchschnitts- nen?“ nicht einfach ignoriert wer- in allen ihren Phasen unterschied- familie verändern die Wohnungs- den. Die Individualisierung der liche Lebensstile, Lebenskrisen und nachfrage drastisch. Zukünftige Multioptions-Gesellschaft stellt le- Wohnbedürfnisse. Das Wohnungs- Herausforderung ist die Zunahme bensphasenspezifische Anforde- angebot muss in Zukunft daher unkonventioneller, oft zeitlich be- rungen und fordert damit robuste, vielfältig, flexibel und an die neuen grenzter Wohnformen von bewusst anpassbare und flexible Planungen biografischen Freiheiten bzw. ver- Alleinlebenden, Lebensabschnitts- für Wohnen, Freizeit, Arbeit, Kon- schiedenen Lebenszyklen anpassbar gemeinschaften, Alleinerziehenden, sum und Gemeinschaft. Der Woh- sein. Patchwork-Familien und neuen nungsmarkt der Zukunft benötigt Dies gilt insbesondere für eine Ge- Wohngemeinschaften. ein differenziertes Spektrum von sellschaft, die demografi sch älter Auswahlmöglichkeiten für immer Bedeutungszuwachs von Milieus, und bunter wird. „Wie wollen wir differenziertere Zielgruppen und Al- Lebensstilen und Communities woh nen in der zweiten Lebens- terskohorten mit unterschiedlichen Die Pflege unterschiedlicher Le- hälfte?“ wird zu einem neuen The- Lebenswegen und -situationen. bensstile und die Zugehörigkeit zu ma. Die künftigen Generationen Wollen also Politik und Wohnungs- kulturellen, altersbedingten oder über 50 werden sich nicht auf die wirtschaft vermehrt die zukünftigen ethnischen Communities erhält ei- Wohnalternativen „allein und ein- Wohnbedürfnisse abdecken, muss nen starken Bedeutungszuwachs sam in einer großen Wohnung“ das Wohnen nicht nur ökologischer, gegenüber den klassischen sozialen oder „total betreut im Altenheim“ sondern vor allem auch sozial nach- Zuordnungen nach sozialer Schicht, beschränken lassen. Auch in der haltiger gestaltet werden, d.h. es Klasse, Religion und Einkommen, zweiten Lebenshälfte wollen die- muss das Wohnungsangebot kre - deren Erklärungswert sich relativiert se mitten im Leben bleiben oder a ti ver, partizipativer und experi- hat. Die Medien der Massenkom- selbstbewusst noch in ein neues mentierfreudiger auf diese „neue munikation und der Informations- Leben „umziehen“. Älterwerden be- Unübersichtlichkeit“ bzw. die aktu- technologie ermöglichen die Pflege deutet für immer mehr Menschen ellen Herausforderungen der neuen dieser (vielfach virtuellen) Zugehö- die Möglichkeit, Neues zu versu- Haushaltsformen und Lebensstile rigkeiten auch über große Entfer- chen und Neues zu erfahren. Dabei reagieren. nungen hinweg. Ob dies tatsächlich sind bewusst gewählte, gemein- das nachbarschaftliche Zusammen- schaftliche Wohnformen – ohne die Raimund Gutmann leben entscheidend beeinflusst und Ärgerlichkeiten der alten Wohnge- ist Leiter von wohnbund:con- das Quartier bzw. der Stadtteil da- meinschaften – eine attraktive Al- sult, des Büros für Stadt.Raum.Ent- durch an Bedeutung für den Einzel- ternative. wicklung in Salzburg. Das Büro bietet nen verliert, ist fachlich umstritten. praxisorientierte sozialwissenschaftliche Neue, unkonventionelle Fest steht jedenfalls der Anspruch, Forschung, Planung und Beratung im Haushaltsformen dass zeitgemäßes bzw. zukünftiges Bereich nachhaltige Stadtentwicklung, Ein schon viel zitierter, aber in den Wohnen gleichzeitig Privatsphäre Bauen und Wohnen. Konsequenzen für das Wohnungs- und nachbarschaftliche Gemeinsam- www.wohnbund.at/consult
8 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal nachhaltigkeit 2008/1 thema Mathias Heyden Wohnprojekte in Deutschland: Selbstbestimmt und gemeinschaftsorientiert zieren oder anstreben, ist und wird tur für Baugemeinschaften verant- länger. Die Frage „Wie werden wir wortlich. Sie hat den Auftrag, die Von 2002 bis 2007 realisiert zählt wohnen?“ stellt sich mit zuneh- für das Thema relevanten Akteure, man in Hamburg über 50 gemein- mendem Nachdruck – bundesweit. Kompetenzen und Möglichkeiten in- schaftsorientierte Wohnprojekte. nerhalb der Verwaltung zu bündeln Stadt weit sind das etwa 600 „Wahlfamilien“, Wohnpartner- und zu steuern. Ihr wichtigster Part- Woh nungen in Mietergenossen- schaften und zukunftsweisende ner ist die Finanzbehörde als Eigen- schaften und etwa 400 in Wohn- Nachbarschaften tümerin städtischer Grundstücke. eigentümergemeinschaften (WEG). Was aber meint selbstbestimmtes Mit Einrichtung der Agentur be- Im süddeutschen Raum, vor allem und gemeinschaftsorientiertes Woh- schloss die Stadt ein Kontingent in Tübingen sowie in Freiburg im nen? Zu verstehen ist darunter öffentlicher Liegenschaften, die für Breisgau, wird Stadtentwicklung für, Selbst- und Mitbestimmung bei Geschosswohnungsbau als geeig- mit und durch Baugemeinschaften Wohn raum und Wohnumfeld und net gelten, für Wohnprojekte bereit und -gruppen schon seit Anfang deren Organisation als Gruppe. Da zu stellen (bis dato 15%). Diese der 1990er Jahre betrieben. Auf diese Wohnform angesichts von Grundstücke werden nicht, wie üb- einem ehemaligen Kasernenareal Single-, Paar- oder Familienhaushal- lich, zum Höchstpreis, sondern zum Tübingens entstanden durch Um- ten und am Markt üblicher Eigen- Festpreis (nach Verkehrswert) ver- und insbesondere Neubauten etwa tums- oder Mietformen eine Beson- äußert. 110 Wohnprojekte (etwa 500 Woh- derheit darstellt, spricht man von In der wachsenden Region Freiburg nungen). Für die neuen Stadtteile Wohnprojekten. Diesen zugezählt unterstützt man Wohnprojekte im Freiburgs, Vauban und Rieselfeld, werden das traditionsreiche wie das Rahmen einer generell beteiligenden nennt man 210 Projekte. junge genossenschaftliche (Miet-) und nachhaltigen Stadtentwicklung. Anders verhält es sich in Berlin: Wohnen oder die vielfältigen, häufig Für den Aufbau des Stadtteils Rie- Von geschätzten 400 Projekten sind aus Besetzungen hervorgegangenen selfeld hieß dies: von ca. 320 ha gut 300 aus den Bewegungen für Hausprojekte sowie Wagen-, La- kommunaler Fläche 238 ha unter ein selbstbestimmtes und gemein- ster- und Hängersiedlungen. Aktuell Landschaftsschutz stellen und 78 ha schaftsorientiertes Wohnen der kommen die schon erwähnten Bau- als Wohnquartier (für etwa 10.000 1980er und frühen 1990er Jahre gemeinschaften oder -gruppen, die EinwohnerInnen) ausweisen und in hervorgegangen. Doch auch die ihre Wohnvorstellungen häufig ohne Parzellen für möglichst nicht mehr seit Anfang 2000 realisierten Wohn- staatliche Unterstützung realisieren, als 40 Wohnungen verkaufen. Die projekte beeindrucken: Die auf hinzu. Zudem bezieht man Wohn- dadurch beabsichtigte Finanzierung Webseiten erfassten jüngsten (etwa oder Hausgemeinschaften ein, die öffentlicher Infrastrukturen wurde 100) wurden und werden so gut das „Wohnen im Alter“ oder das jedoch nicht nur zu deren baulich- wie ohne staatliche Unterstützung „Generationen übergreifende Woh- ökologischer Ausrichtung verwandt; entwickelt. nen“ forcieren. ebenso wesentlich war der auf Das soll sich ändern. Und wird sich Nachhaltigkeit zielende Aufbau der ändern (müssen). Denn: Die Liste Strategien von Politik und Ver- neuen Stadtteilgesellschaft. Denn: der Städte und Regionen, in wel- waltung, auf der Parzelle und BewohnerInnen von Wohnprojekten chen Menschen jedweden Alters, stadtweit identifizieren sich zwar tendenziell jedweden Einkommens, mit/ohne Für die beachtliche Zahl der in stark mit Haus und Nachbarschaft, Vermögen, ein Wohnen in eigener Hamburg realisierten Projekte zeich- können und sollen aber nicht Sub- Regie sowie in Gemeinschaft prakti- net insbesondere die dortige Agen- stitut sein für die soziale Entwick-
9 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal 2008/1 nachhaltigkeit Nachhaltige Wohnlandschaften als gelebte Antworten am Beispiel Hamburg (außen links und rechts) und Freiburg-Rieselfeld (Mitte). lung der Gesamtstadt. In der Ent- und weitgehende Mitbestimmung dem, die zivilgesellschaftliche Arbeit wicklung der zivilgesellschaftlichen und Selbstverwaltung offerieren. trägt Früchte: Zu „älteren“ Enga- Kräfte in Freiburg-Rieselfeld wurden Die Förderung von Selbstverantwor- gierten wie dem Arbeitskreis Ber- die Wohnprojekte also Teil der öf- tung und Solidarität durch eine ent- liner Selbsthilfegruppen im Altbau fentlich initiierten und getragenen sprechende juristische Struktur und e.V. oder der Berliner Sektion des Stadtteil(aufbau)arbeit. Finanzierung wird auch durch die Forum Gemeinschaftliches Woh- Stiftung trias anschaulich. Wohnpro- nen e.V. kommen der Arbeitskreis Zivilgesellschaftliche Strategien, jekte geben ihre Grundstücke mit- Wohn projekte in Berlin (AK-WiB), die der Vielfalt der Gesellschaft tels Erbbaurecht ins Stiftungsvermö- das Institut für kreative Nachhaltig- entsprechen gen. Mit den Liegenschaften wird keit (id22:) und dessen Vernetzungs- Neben der Unterstützung durch nicht spekuliert, aus dem Erbbau- plattform eXperimentcity hinzu. Politik und Verwaltung ist das zi- zins werden neue gemeinnützige vilgesellschaftliche Engagement für Projekte gefördert. Potenziale in Stadt und Region das Gelingen von Wohnprojekten Grundstücke und Gebäude nicht zur Inwieweit Wohnprojekte unsere Zu- entscheidend. Häufig geht es dann privaten Vermögensbildung, son- kunft prägen werden, kann nicht um Strategien der Selbstverantwor- dern im Sinne von „Gemeinschaft prognostiziert werden. Zu wünschen tung und Solidarität, beispielsweise – für die Gesellschaft“ einzusetzen, ist, dass diese Art des Wohnens in Form der Mietergenossenschaft. verfolgt ebenso das Mietshäuser und das ihm entsprechende Planen Insbesondere in jüngerer Zeit ge- Syndikat. Die in ihm versammelten und Bauen als zivilgesellschaftlicher gründete Genossenschaften machen Wohnprojekte schließen als GmbH Komplementär (zu Politik, Verwal- von sich reden, z.B. wenn sie sich mit dem Syndikat einen Gesell- tung und Wohnungswirtschaft) für die Übernahme „gewöhnlicher“ schaftsvertrag. Die Bewohner des nachhaltige Wohnlandschaften und Mietshäuser und deren spekulati- jeweiligen Objekts bespielen dieses so eine entsprechende Stadt- und onsfreier Entwicklung engagieren autonom, das Syndikat ist kontrol- Regionalentwicklung bewirken. Die lierender Dritter, der z.B. die Auftei- Projekte zeichnen sich nämlich nicht lung in Eigentumswohnungen, Wei- nur durch ein Faible für das Sozi- Links www.kommunale-info.de www.hamburg.de/baugemeinschaften terverkauf oder Auszahlung einer ale, sondern ebenso für ein forciert www.tuebingen-suedstadt.de Wertsteigerung verhindert und so ökologisches Planen, Bauen und www.freiburg.de/servlet/PB/menu/1179 die Projekte dem Immobilienmarkt Leben aus. Politik, Verwaltung und 601/index.html auf Dauer entzieht. Wohnungswirtschaft sollten großes www.rieselfeld.org www.wohnprojekte-berlin.info Interesse daran haben, diese Po- Selbstorganisierte Wohnland- tenziale in Stadt und Region mit zu www.wohnportal-berlin.de schaften in der Hauptstadt entfalten. www.selbstbau-genossenschaft.de www.bremer-hoehe.de Aktuell sind Strategien wie diese www.wogeno.de insbesondere in Berlin von Bedeu- www.wagnis.org tung, da sich hier Politik und Ver- Mathias Heyden www.stiftung-trias.de waltung seit 2002 von der Unter- Tischler und Architekt, ist www.syndikat.org stützung von Wohnprojekten Gründer/Leiter von ISPARA (Institut für www.aks-ev.de weit gehend verabschiedet haben. Strategien partizipativer Architektur und www.fgwa.de Seither bleiben vor allem Akteure räumlicher Aneignung) und als Initiator/ www.id22.de mit wenig Einkommen und/oder Ka- Kurator, als Publizist, Lehrender sowie pital tendenziell außen vor. Trotz- künstlerisch tätig.
10 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal nachhaltigkeit 2008/1 thema Sabine Pollak Frauengerechte Wohnformen: Gender Planning und ro*sa Donaustadt Planen Frauen anders als Männer oder wohnen Frauen gar anders als Männer? bildung, die Moderation des Pla- Die Frage geht a priori von einem nungsprozesses und die Grund- stückssuche lange. Im Falle des Unterschied zwischen Männern und Frauenwohnprojektes waren dies Frauen aus. Gender Planning versucht, fünf Jahre mit intensiver Auseinan- solche Unterschiede in der Projektie- dersetzung zwischen den kommen- den Nutzerinnen und den Architek- rung, Planung und Realisierung von tInnen. Nun, knapp vor Baubeginn, Raum gar nicht erst aufkommen zu wird die Gruppe von einem gut lassen. organisierten Verein gesteuert, die Erstinvestition und die Bauabwick- lung übernimmt ein Bauträger, in Faktisch sind in Österreich in na- erarbeiten, die zukünftig von der der Besiedelung des Projektes be- hezu allen Entscheidungsstufen Flächenwidmung bis zur Organisa- der Projektierung von Wohn- und tion von Wettbewerben Genderfra- Siedlungsbau beinahe ausschließ- gen implementieren will. Im Zuge lich Männer beteiligt, das Wohnen eines Pilotprojektes sollen diese Kri- selbst hingegen bleibt nach wie vor terien nun angewandt werden. oft Frauensache. Während frauenge- rechte Planung in den 1990er Jah- Hierarchien durchbrechen ren in Wien im Zuge des Projektes Das Frauenwohnprojekt ro*sa Do- Frauenwerkstatt die Qualitätskrite- naustadt verfolgt ähnliche Ziele. rien von Wohnbau nachhaltig ver- Ein Frauenwohnprojekt zu planen änderte, versucht Gender Planning bedeutet, Rollenzuteilungen und weiter zu gehen. Ziel ist, Fragen Hierarchien zu durchbrechen, Frau- der Gendergerechtigkeit in alle Sta- en möglichst früh in Entscheidungs- dien der Planung von Raum zu im- schritte mit einzubeziehen und ein plementieren. Solche Fragen betref- Wohnprojekt, zugeschnitten auf fen die Beteiligung von Frauen in die Wünsche von Frauen in un- hält sich der Verein ein Vorschlags- Entscheidungsgremien der Flächen- terschiedlichen Lebensphasen ge- recht vor. widmung, der Verkehrs-, Mobilitäts- meinsam mit Frauen zu realisieren. Für das lang gezogene, schmale und Freiraumplanung, sie betreffen In Deutschland werden seit den Grundstück nahe dem Kagraner die Zusammensetzung von Jurys, 1980er Jahren Frauenwohnprojekte Platz wurde eine Erschließungsstruk- die Bestimmung der Raumpro- gebaut, in Österreich existiert ledig- tur gewählt, die zugleich die Mög- gramme von Siedlungsarealen und lich ein kleines Projekt in Graz. Für lichkeit von interner Kommunikation deren Nutzungs- und Typologieviel- ein partizipatives Frauenwohnpro- bietet. Eine innen liegende Straße falt und vieles mehr. jekt mit hohem sozialökonomischen öffnet sich mit drei Metern Brei- Ein Vorzeigeprojekt in diese Rich- Anspruch in Wien fanden sich da- te zu einem mehrgeschoßigen, tung startete die Gemeinde her augenblicklich viele Interessen- durchlässigen Passagenraum. Sie Schwechat im Jahr 2006. Sie lud tinnen. bietet Erweiterungsraum für die ein Team aus Architektinnen und Wie bei allen selbst bzw. durch Wohnungen. Grundprinzipien der Raumplanerinnen ein, um einen Kri- ArchitektInnen initiierten Projekten 38 Wohnungen sind größtmögliche terienkatalog für die Gemeinde zu dauert der Prozess der Gruppen- Typenvariabilität und Flexibilität. Das
11 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal 2008/1 nachhaltigkeit thema Doris Stoisser Stadtteil Kabelwerk: Alte Fabrik und neues Leben Es kommt nicht oft vor, dass ein Angebot erstreckt sich von Minimal- Areal mit einer Größe von acht einheiten (30 m2) bis zu Wohnge- Hektar in einem dicht verbauten meinschaften neuen Typs (210 m2), in der sich vier Kleineinheiten mit Bezirk Wiens für Neuplanungen zur eigenem Bad und kleiner Kochzeile Verfügung steht. Wenn außerdem eine gemeinsame Wohnküche tei- noch ein symbolträchtiges altes len. Das Patchwork aus Wohnungen Fabriksgebäude im Zentrum der unterschiedlichen Zuschnitts wird Aufmerksamkeit steht, sind krea- ergänzt durch ein über das Haus tive und einfühlsame Vorgangswei- ver teiltes Netzwerk aus Gemein- schaftseinrichtungen: eine Werk- sen gefragt. statt im Gartengeschoß, ein Work- shopraum mit Gemeinschaftsküche Das Kabelwerk in Wien Meidling im Erdgeschoß, eine Wohngemein- war einer der wichtigsten Arbeit- schaftsküche im 1. Stock, eine Bi- geber der Bundeshauptstadt, zu- b lio thek im 2. Stock sowie eine dem eine der größten Drahtfabriken Waschküche und ein Saunaraum im weltweit, als es aus unternehmens- fahren eingeleitet wurde. An 7.000 Dachgeschoß mit anschließender politischen Gründen 1997 geschlos- Haushalte der Umgebung ging ein Gemeinschaftsterrasse. Alle Woh- sen wurde. In seiner mehr als ein- Folder mit der Einladung, an einem nungen lassen sich als Einraum- hundertjährigen Geschichte war der Wettbewerb teilzunehmen. Die Vor- Loftwohnung oder als Zimmer-Woh- Betrieb nicht nur ein wichtiger Brot- schläge konnten schriftlich oder in nung organisieren, alle größeren herr, sondern auch ein architekto- Zeichnungen eingereicht werden, Wohnungen erhalten die Möglich- nisch markanter Identifikationspunkt die Entscheidung fällten nicht Ex- keit eines zwei ten Eingangs, um in dem heterogenen Umfeld. Nach pertInnen, sondern eine lokale Jury. veränderbare Lebensumstände zu- der Schließung des Werks wurde Die allgemeine Zufriedenheit wuchs. lassen zu können. Anstelle eines innerhalb weniger Monate eine Ei- Das Interesse der Anwohner war traditionellen Wohnzimmers wird gentümergemeinschaft aus acht geweckt, sodass sich für den zu ein offener Wohn-Koch-Essraum Bauträgern gegründet, um das Are- bildenden Bürgerbeirat 35 Personen vor gesehen, in dem eine Küche al kaufen und einen neuen Stadtteil meldeten, aus ihrer Mitte wurden entlang der Servicezone offen im errichten zu können, die „Zukunfts- drei gewählt, die rasch eine Mittler- Raum positioniert ist. stadt Kabelwerk“, mit Wohnungen funktion zwischen Bevölkerung und und Infrastruktur für 3.000 Men- den beteiligten Personen übernah- i Projekt ro*sa Donaustadt schen. men. www.frauenwohnprojekt.org Alle Beteiligten wussten, dass ei- Die Bürgervertreter nahmen neben ne Verbauung dieses Geländes ei- Architekten, Bauträgern und Be- ne sozial heikle Aufgabe ist, denn amten der Gemeinde an den Sit- viele der Anrainer waren der eben zungen der städtebaulichen Begleit- Sabine Pollak erst stillgelegten KDAG verbunden, gruppe teil. Arbeitsgruppen wurden lehrt an der TU Wien und ist Partnerin im Architekturbüro Köb&Pollak der Verlust hatte Wunden hinterlas- gebildet, die das Leitprojekt und Architektur in Wien. Forschungsschwer- sen. Es erwies sich als geschickter ein Leitkonzept ausarbeiteten. Der punkte sind Gender-, Wohnbau- und Schachzug, dass gleich als erster nächste Schritt war ein einstufiger Stadtforschung. Schritt ein Bürgerbeteiligungsver- städtebaulicher Wettbewerb, der –
12 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal nachhaltigkeit 2008/1 thema Eisenerz: Theaterereignis, der Aufführung bei- Wohnen in der Teile von Goethes „Faust“ un- ter Starregisseur Peter Stein, zogen die Veranstaltungen zwischen 1999 schrumpf und 2005 eine halbe Million Besu- cher an. Das Projekt re-design Eisen- Die stillgelegte Fabriksanlage brach- erz ist ein umfassendes te einen zusätzlichen Nutzen: In Zu- sammenarbeit mit den ÖBB konn- Stadtentwicklungsprogramm te der alte Bahnanschluss wieder zur Neuausrichtung der stark aktiviert werden. Der Abtransport schrumpfenden Stadt. Im von Aushub und Schutt sowie die Anlieferung des Baumaterials wur- Fokus ist dabei der Bereich den großteils über die Schiene ab- des Wohnens. gewickelt. Mehr als 20.000 LKW- Initiiert wurde das Projekt, nach- Fahrten konnten auf diese Weise dem Architekt Werner Nussmüller eingespart werden, sehr zur Freude so die Beschreibung – in seinen und ich im Zuge einer Studie zur der Anrainer, deren größte Sorge Anforderungen weiter ging als bei ökologischen Sanierung einer Eisen- das Verkehrsaufkommen während vergleichbaren Verfahren üblich. Ein erzer Siedlung erkannt hatten, dass der Bauphase war. Auch im Betrieb wichtiger Punkt war die Mischnut- auf dem Eisenerzer Wohnungsmarkt der Kabelwerkgründe wird nun auf zung von Arbeiten und Wohnen, hohe Leerstandszahlen zu zahlrei- Ökologie Wert gelegt: etwa durch weiters sollten neue Wege in der chen Problembündeln führen, die eine eigene Verwaltung des Fern- Anordnung von Freiräumen und nicht durch singuläre Interventionen wärmeeinsatzes. Baukörpern, sowie in Verkehrsfra- lösbar sind. Das Projekt re-design Viele Wünsche, die im Bürgerbetei- gen gesucht werden. Aus 27 ein- ist nicht das erste Vorhaben zur ligungsverfahren geäußert wurden, gereichten Projekten wählte eine „Rettung“ der ehemals boomenden sind erfüllt: Trotz Bebauungsdichte international besetzte Jury zwei Bergbaustadt in der Obersteiermark. ist ein vielfältiges, abwechslungs- Preise und fünf Ankäufe. Im darauf Viele Ansätze und Konzepte haben reiches Stadtbild entstanden. Ein folgenden Entwicklungsprozess ent- aber nicht die gewünschte Wirkung Teil des Quartiers ist Fußgängerzo- stand ein Planungsansatz, den man gezeigt. So haben wir versucht, ei- ne und viele Anrainer durchqueren als „wrap-around architecture“ be- nen umfassenden Veränderungspro- sie auf dem Weg zur U-Bahn auf zeichnete: Die Freiräume – öffent- zess, der an den Wurzeln von Pro- einer breiten Transversale, die sich liche wie halböffentliche – hatten blemen ansetzt, zu initiieren. von den verschlungenen Sträßchen Vorrang, um sie herum sollten die Nach einer Analyse der Gegeben- vieler Wohnhausanlagen angenehm Baukörper entwickelt werden. Die heiten auf dem Wohnungsmarkt unterscheidet. Eines allerdings ist beteiligten Architekturbüros schlos- (im Auftrag der Wohnbauabteilung noch nicht gelungen: die Sockelge- sen sich zwecks besserer Koordina- des Landes Steiermark) wurde mit schosse zu beleben, die von Anfang tion in einer ARGE zusammen. der Ausstellung „Umbruch-Auf- an für gewerbliche Nutzung vorge- Als besonders erfolgreich erwies bruch“, die im Jahr 2006 in Ko- sehen waren. Sie stehen mehrheit- sich die temporäre Nutzung des al- operation mit dem deutschen For- lich leer. Erst wenn dort Lokale ten Kabelwerks, die – mit der Bau- schungsprogramm shrinking cities und Läden eingezogen sind, wird stelle gleichsam im Rücken – Le- und im Auftrag des Landes Steier- das Kabelwerk das lebendige bunte ben in das Quartier brachte. Nach mark gezeigt wurde, eine öffentlich- Viertel sein, das es nach Wunsch einem 100 Tage dauernden Vorpro- keitswirksame Diskussion über das der Ideengeber sein sollte. gramm bezogen die Alternativschule Phänomen „Schrumpfung“ initiiert. w@lz und eine Sprayergruppe Quar- Damit wurde ein erster Effekt nach tier in dem alten Backsteingebäu- Doris Stoisser innen (die Bevölkerung) und nach de. Von Fanpartys für die TV-Serie ist ständige freie Mitarbeiterin außen (relevante Anspruchsgruppen „Taxi Orange“ bis zum umjubelten im ORF-Radio im Kultursender Ö1. und Entscheidungsträger) erwirkt.
13 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal 2008/1 nachhaltigkeit Rainer Rosegger einer enden Stadt In einem nächsten Schritt wurde über die Schaffung des Trägerver- eins „Wohnen Eisenerz 2021“ er- reicht, dass alle relevanten Akteure Maßnahme dient dazu, wieder ei- In innerstädtischen Lagen werden des Eisenerzer Wohnungsmarktes ne kompakte Stadt rund um den Wohnungen geschaffen, die den ein Gremium bilden und gemein- historischen Altstadtkern von Eisen- Bedürfnissen älterer Menschen un- sam an der Problemlösung arbei- erz zu schaffen. So sollte über den terschiedlicher Altersgruppen ent- ten. Dieser kon struktive Konsens Wohnungsmarkt und städtebauliche sprechen, das Gemeinschaftsleben und die entschlossene Haltung der Interventionen die Basis für eine fördern und unweit von relevanten Stadtgemeinde, mit Unterstützung neue Entwicklung entstehen, die Infrastruktureinrichtungen angesie- des Landes, sind ein wesentlicher aber Maßnahmen in weiteren Be- delt sind. Auf BewohnerInnen wird Faktor zur Ermöglichung des Ver- reichen voraussetzt. kein Druck ausgeübt, in eine ande- änderungsprozesses re-design. Als Deswegen wurden Projekte in der re Wohnung zu ziehen. Bei einem gemeinsame Arbeitsgrundlage dient Prozesssteuerungsgruppe, bestehend Umzug gibt es jedoch Förderungen ein Rahmenkonzept mit Zielvorga- aus Mitgliedern der Stadtgemeinde und es ist geplant, über Mietenstüt- ben für die Verbesserung des Ei- und externen Experten (unter Lei- zungen Anreize zur Verbesserung senerzer Wohnungsmarktes. tung des Landesbaudirektors a.D. der Wohnungssituation zu stiften. Gunter Hasewend), in den Bereichen Neben sozialen Verbesserungen Rück- und Umbau Wirtschaft, Arbeitsplatzsicherheit, Bil- bringt diese Maßnahme auch Vor- Das gegenwärtige Ziel besteht da- dung, Kultur, Soziales, Verkehr und teile in anderen Bereichen: Wirt- rin, rund 470 Wohnungen schlech- Tourismus entwickelt und deren schaftlich gesehen entfallen die ter Substanz und ohne sonderlichen Umsetzung forciert. Über den Pro- Instandhaltungskosten für Gebäude baukulturellen Wert rückzubauen. zess „Motivation Eisenerz“ wird die in entlegenen Gebieten. Aus ökolo- Weitere 700 Wohnungen sollten ei- Bevölkerung an Projekten beteiligt gischer Perspektive kommt es zur ner anderen Nutzung, abseits des und zu Partnern von re-design. Reduktion von Emissionen durch Wohnens, zugeführt werden. Diese Eine Herausforderung besteht dar- die Schaffung kürzerer Wege sowie in, die neue Verdichtung des Sied- durch die Reduktion eines hohen lungswesens in der Stadt umzu- Heizbedarfs auf Grund schlechter Eisenerzfacts · In den vergangenen 40 Jahren ist die Bevölkerung von 13.000 auf setzen. Die dafür notwendigen Gebäudedämmungen in alter Sub- 5.300 geschrumpft. Veränderungen bedeuten vor allem stanz. · 33 Prozent der Einwohner sind für die älteren Menschen häufig ei- So sollte es möglich sein, über die über 65 Jahre alt – in der gesam- ne große Belastung. Dabei ist zu koordinierte Vorgehensweise in un- ten Steiermark sind dies 18 Prozent. be rücksichtigen, dass Wohnen in terschiedlichen Bereichen und die · Im Jahr 2005 standen nach Analy- sen und Schätzungen rund 700 der Eisenerz immer noch von den frü- Schaffung von Synergien Eisenerz 2.900 Mietwohnungen leer. heren Verhältnissen der Wohnver- zu einer attraktiven Stadt im postin- · Laut Prognosen würde sich der gabe unter Knappheit geprägt ist – dustriellen Zeitalter zu machen. Leerstand ohne Steuerungsmaß- mit niedrigen Mieten und geringer nahmen in den nächsten 10 Jahren Bereitschaft, mehr für das Wohnen auf 50 Prozent erhöhen. Rainer Rosegger zu zahlen. Deshalb geht es jetzt da- arbeitet als selbständiger So- · Die Leerstände verteilen sich über rum, attraktive Angebote zu schaf- die gesamte Stadt, konzentrieren ziologe, lehrt u.a. an der TU-Graz und sich jedoch in einigen peripheren fen, die bei entsprechender sozialer kooperiert mit dem Architekturbüro Siedlungen und im historischen Begleitung auch zu einer Auseinan- Nussmüller in Graz. Forschungsschwer- Altstadtkern. dersetzung mit dem Thema Wohn- punkte sind Wohnbau-, Stadt- und qualität führen. Regionalforschung.
14 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal nachhaltigkeit 2008/1 LA21-Report Marion Amort und Gerlinde Braumiller Grinzens: Politik (Mitarbeit von Gemeinderä- Wir sind Zukunft tInnen im Startteam, regelmäßige Information in den GR-Sitzungen). In diesem Punkt mussten wir uns – sei dabei! gegen Widerstände durchsetzen, da manche diese Zusammenarbeit als visionshemmend und als verlänger- ten Arm der Politik fürchteten. Grinzens ist ein 1.300-Seelen-Dorf in Um Nachhaltigkeit zu begreifen und schönster Aussichtslage 20 km westlich einen Alltagsbezug herzustellen, von Innsbruck. Als klassisches Stadt- braucht es ausreichend Information, Diskussion und good-practice-Bei- Umland-Dorf ist es bemüht, sich den spiele aus anderen Gemeinden. Im- negativen Folgen eines Schlafdorfes zu pulse von Menschen, die Visionen entziehen. realisiert haben, und Exkursionen in Gemeinden, in denen bereits reali- sierte Projekte zu sehen sind, grei- Die Gemeinde startete im April Impulse, strukturieren die Sitzungen fen am stärksten. 2007 einen Entwicklungsprozess im und koordinieren die Umsetzung. Sollen sich viele Menschen gemein- Sinne der Lokalen Agenda 21. Bis eine Gruppe zusammenfindet, sam Gedanken über die Zukunft Wir, die beiden Prozessbegleiterin- braucht es Zeit. Als Prozessbeglei- machen, braucht dies die Fähigkeit, nen, wollen hier die aus un serer terInnen kennen wir die schwie- unterschiedliche Positionen anzuhö- Sicht wesentlichsten Erfolgsfaktoren rigen Phasen der Teamentwicklung ren, zu diskutieren ohne zu polari- eines LA-21-Prozesses kurz resü- und helfen, diese Schritt für Schritt sieren, Abstand zu nehmen von Par- mieren. zu bewältigen. teipositionen und Einzelinteressen, Um einen Prozess in Gang zu brin- Bürgerbeteiligungsprozesse laufen kurz: Dialogfähigkeit. Diese Form gen und über einen langen Zeit- Gefahr, Parallelstrukturen in einer der Zusammenar beit muss erst raum am Leben zu erhalten, ist der Gemeinde aufzubauen. Engagier- gelernt werden. Darin sehen wir Aufbau einer Kerngruppe („Start- te Menschen entwickeln herausra- den Knackpunkt und zugleich eine team“) zentral. Eine Handvoll Enga- gende Konzepte. Wenn es um die große Chance der LA21. Wir sind gierter treffen sich regelmäßig und konkrete Umsetzung (und Finanzie- überzeugt, dass die nachhaltigste planen alle Aktivitäten, um die Leit- rung) geht, erweist sich die Initiative Wirkung von LA21-Prozessen die bildentwicklung auf eine breite Ba- oft als zahnlos. Wir sind der Mei- Kulturveränderung in Gemeinden sis zu stellen. Wir unterstützen die nung: LA21-Prozesse brauchen von ist. Auch wenn dies manchmal ein Teamentwicklung, geben inhaltliche Anfang an die Anbindung an die langer Weg ist. i www.grinzens.tirol.gv.at www.agenda-tirol.at Die Prozessbegleiterinnen: Marion Amort Unternehmensberaterin und Supervisorin, Gesellschafterin des Bera- tungsunternehmens „WertBlick“ marion.amort@wertblick.at Gerlinde Braumiller LA-21-Prozessbegleiterin, Pro- jektleiterin am Zukunftszentrum Tirol gerlinde.braumiller@zukunftszentrum. at, gbraumiller@hotmail.com
15 Der Newsletter des Akteursnetzwerks Nachhaltiges Österreich journal 2008/1 nachhaltigkeit LA21-Report Wien-Wieden: Erzählen Sie Ihre Grätzlgeschichte! So lautete heuer im Frühsommer das Motto der AgendaWieden. Die von BewohnerInnen erzählten Grätzlgeschichten fließen als Bei- spiele gelebter Nachhaltigkeit in das Leitbild zur nachhaltigen Bezirksentwicklung ein. Seit November 2005 läuft der Agen- sie mussten uns aufsuchen. Der ven Aspekte in den Vordergrund zu da-21-Prozess auf der Wieden (4. produktive Austausch, Geben und rücken und nicht als „Abladestelle“ Wiener Gemeindebezirk) und unter- Nehmen, war das verfolgte Ziel. für alle schlechten Dinge, die im stützt Menschen, in ihrem Grätzl Wir informierten über den Agenda- Bezirk oder in der Stadt geschehen, aktiv zu werden. Begonnen wurde prozess. Die in den Agendagruppen zu dienen. Die Geschichten wurden der Agendaprozess durch Aktivitä- bearbeiteten Themen erfuhren wir bei der Vernissage im Rahmen des ten auf breiter Basis. Wir, das von Menschen, die im Bezirk woh- Sommerfestes der AgendaWieden Agendateam, waren in neun Grätzln nen, arbeiten oder ihre Freizeit ver- präsentiert. Mit Spannung und Neu- des Bezirks mit einem mobilen Bü- bringen aus erster Hand, z.B. wie gierde lasen die BesucherInnen die ro in einem adaptierten Bauwagen das Zusammenleben funktioniert Texte und sie waren erneut ein unterwegs, informierten über die oder welche Netzwerke im Grätzl Anlass, sich gegenseitig neue Ge- Lokale Agenda 21 und befragten vorhanden sind. schichten zu erzählen. die Menschen im Bezirk nach ihren „Erzählen Sie uns eine positive Im Herbst starten wir eine zweite Anliegen. Nach gut zwei Jahren, in Grätzlgeschichte!“ – Diese Auffor- Phase von „Agenda zu Gast“, um denen mittlerweile neun Agenda- derung diente als Teaser, um mit noch mehr Menschen zu erreichen. gruppen mit ihren Projekten den den Menschen ins Gespräch zu Eröffnet und ausgestellt werden die Bezirk nachhaltig beeinflussten, war kommen. Die WiednerInnen erzähl- neuen und alten Geschichten in es für uns wieder an der Zeit, eine ten Alltagsgeschichten über posi- der Bezirksvorstehung, wo sie für Informations- und Aktivierungsphase tive Erlebnisse und Begegnungen möglichst viele Menschen zu lesen zu starten. Zu diesem Zweck ent- oder Wohlfühlorte im Grätzl. Die sein sollen. Dann werten wir die wickelten wir das Modul „Agenda Geschichten handelten vom Greiß- Grätzlgeschichten mit dem Ziel aus, zu Gast“. ler ums Eck, von der grünen Oa- Voraussetzungen für das Gelingen Das methodische Ziel war, uns mit se inmitten der Häuserschluchten, positiver Erlebnisse herauszuarbei- den Menschen im Bezirk auf einer von unerwarteter Hilfe oder vom ten. Die Ergebnisse dieser Analyse möglichst niederschwelligen Ebene Zusammenhang einer Housewar- fließen in die Arbeit am Leitbild für auszutauschen. Aus diesem Grund ming-Party mit dem Thema Nach- eine nachhaltige Entwicklung der gingen wir Kooperationen mit gut haltigkeit. Diese Geschichten zu Wieden ein. frequentierten Geschäftslokalen und gelebter Nachhaltigkeit fließen als Institutionen in den Grätzln ein und Vor-Bilder in das Leitbild zur nach- i Ausstellungskatalog als Down- konnten jeweils an zwei Halbta- haltigen Bezirksentwicklung ein und load auf: www.agendawieden.at gen während einer Woche dort zu bieten Anknüpfungspunkte für das unter „Nachlese“ Gast sein. Dies hatte den Vorteil, Aktivwerden der Menschen in der Kontakt: DIin Kirsten Förster, Orte zu nutzen, an denen die Men- AgendaWieden. DIin Milena Grossauer, DIin Bet- schen alltäglich ein- und ausgehen Durch die Wahl der Eingangsfrage tina Wanschura – PlanSinn – wir kamen also zu ihnen, nicht ist es sehr gut gelungen, die positi- GmbH, www.plansinn.at
P.b.b., Verlagsort 1010 Wien, 08Z037840M nachhall bücher zum thema Christina Altenstraßer, Gabriella Hauch, Hermann Kepplinger (Hg.): gender housing. geschlechtergerechtes bauen, wohnen, leben. Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung 5 Studienverlag Innsbruck-Wien-München-Bozen 2007, ISBN 978-3-7065-4382-8 Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung; Mathias Heyden (Hg.): Berlin – Wohnen in eigener Regie! Gemeinschaftsorientierte Strategien für die Mieterstadt, Berlin 2007 Jesko Fezer, Mathias Heyden (Hg.): Hier entsteht Strategien partizipativer Architektur und räumlicher Aneignung Berlin B-Books, 2. Auflage 2007 ISBN 3-933557-53-4 termine 08. Oktober · Wien, Architekturzentrum - Greenwashing oder Moderne Architektur – Podiumsdiskussion des Ausschusses Nachhaltigkeit www.tuwien.ac.at/aktuelles/veranstaltungskalender 08.–10. Oktober · Berlin, Humboldt-Universität - 3rd International CSR-Conference: Corporate Responsibility and Governance www2.wiwi.hu-berlin.de/institute/im/csr/en_konferenz_konferenz.html 14.–17. Oktober · Salzburg - Jugend-Umwelt-Tage www.umweltbildung.at 17. Oktober · Salzburg - Ideen eine Chance geben – Nachhaltigkeitslehrgang, Modul „Lust und Last der Nachhaltigkeit“ www.lfi.at/sbg 17.–18. Oktober · Ebensee, Oberösterreich - Nationale Jahrestagung 2008 des Gemeindenetzwerkes Allianz in den Alpen www.umweltbildung.at 23.–24. Oktober · St. Gallen, Schweiz - Oikos Konferenz 2008 „Zukunft an der Universität” www.conference.oikos-international.org 17. November · St. Pölten - Zukunftsfähige Gemeinden! Desinteressierte BürgerInnen? www.gemeinde21.at, www.noe-lak.at, www.institut-retzl.at/gemeinde/index.html 17. November · Berlin, Berliner Congress Center - 8. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung – „Zukunft verantworten“ www.nachhaltigkeitsrat.de/konferenz 01.–02. Dezember · Linz - Konferenz „Green Events Austria“ www2.land-oberoesterreich.gv.at/internetveranstaltungen
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