INFO DIENST - Biologische Station Osterholz
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1/17 INFO DIENST Biologische Station Osterholz e.V. 27711 Osterholz-Scharmbeck Lindenstraße 40 Tel. 04791 / 9656990 Fax 89325 www.biologische-station-osterholz.de Liebe Mitglieder und Freunde der BioS, Besonders jetzt im Frühjahr, wenn die Natur erwacht, wird der Artenschwund auch bei uns im Landkreis sichtbar. Dem möchten wir mit unserer Arbeit entgegenwirken. Wir berichten in diesem BioS-Informationsdienst über unsere derzeitigen Arbeitsschwerpunkte und Themen, die die aktuelle öffentliche Diskussion bestimmen. Biologische Station Osterholz e.V. (seit 1985) Trägermitglieder: Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz; BUND Kreisgruppe Osterholz; BUND Landesverband Bremen; NABU Ortsgruppen Oster- holz-Scharmbeck, Ritterhude, Hambergen, Lilienthal, Schwanewede, Worpswede; Heimatverein Rit- terhude; Ifab Freiburg/Ne; Freunde Worpswedes; VHS Osterholz-Scharmbeck / Hambergen / Schwa- newede e.V.; Initiative Teufelsmoor; Imkerverein Osterholz-Scharmbeck
Der Waldkauz ist Vogel des Schulen konnten mit ihren Bach- Jahres 2017. Obwohl noch nicht erkundungen beginnen. auf der Roten Liste, ist er in Nie- Unser Projekt „Äpfel verbinden dersachsen im Rückgang. Grund Kulturen“ ist bewilligt und kann ist der Verlust von Nistmöglich- rechtzeitig zum Beginn der Vege- keiten in geeigneten Höhlenbäu- tationsperiode starten. men und großflächiger Lebens- räume für die Nahrungssuche. Im Projekt „Moorschutz in Nie- dersachsen (MooNi)“ sind die Die Rückkehr von Wölfen in Unterrichtskonzepte für die Se- Niedersachsen ist derzeit das am kundarstufe II in einem workshop meisten und emotional kontro- an die kooperierenden Umwelt- vers verhandelte Thema. Wir möchten die Diskussion versach- bildungseinrichtungen übergeben lichen und zeigen die Entwick- worden. lung und Lebensweise in unserer Ein Fachvortrag in diesem Region auf. workshop befasste sich mit Im Springmoor hat die Ökolo- „Paludikultur“. Wir haben das gische Station großflächig Bo- zum Anlass genommen, diese denarbeiten zum Abplaggen der Wirtschaftsweise auf nassen vergrasten Heideflächen in Auf- Moorböden in einem Beitrag dar- trag gegeben. Damit kann sich zustellen. die Heide verjüngen und den Eine erfolgreiche Zusammenar- charakteristischen Arten eines beit zwischen Gymnasium OHZ, Sandmagerrasens wieder einen Fraunhofer Institut und BioS er- Lebensraum bieten. möglichte den SchülerInnen im Der direkte Kontakt mit der Na- Seminarfach „TheoPrax“ Grund- tur ist die Basis unserer Umwelt- sätze des Projektmanagements bildung und trägt nicht selten da- zu erlernen und in die Praxis um- zu bei, Ängste oder negative Ge- zusetzen. fühle gegenüber einzelnen Tier- arten in Wertschätzung umzu- Nach zähen Verhandlungen ist wandeln, wie das Beispiel der die Sammelverordnung jetzt Regenwürmer zeigt. rechtskräftig. Wir berichten über Kompromisse und Kritik aus Na- Die Schwaneweder Beeke turschutzsicht. fließt nun ganz konkret ihrer Teil- renaturierung entgegen und auch Viel Spaß bei der Lektüre! die SchülerInnen der beteiligten 2 BioS-ID 1/2017
Inhaltsverzeichnis Höhlen und Huhuu-Rufe - Der Waldkauz ist Vogel des Jahres 2017 S. 4 Pflegemaßnahmen im Springmoor - Aus alter Heide wird junge Heide S. 7 Informationen und Thesen zum Wolf Im Landkreis Osterholz S. 9 Zu Gast bei den Regenwürmern S.16 Schwaneweder Beeke - Vom Graben zum lebendigen Bach S.17 Äpfel verbinden Kulturen S.20 MooNi-Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II vorgestellt S.22 Paludikultur - klimaverträgliche Landwirtschaft im Moor S.24 TheoPrax mit Gymnasium OHZ, Fraunhofer Institut und BioS S.27 Die 1. Tranche der Sammelverordnung ist jetzt rechtskräftig S.30 Die nächsten Führungen und Veranstaltungen S.32 BioS-ID 1/2017 3
Höhlen und Huhuu-Rufe - Der Waldkauz ist Vogel des Jahres 2017 Seit 1970 wird jedes Jahr eine che Farbmorphen (Variationen) Vogelart zum Vogel des Jahres vor – eine mit graubraunem Ge- gewählt. Entwickelt wurde diese fieder und eine mit einem rot- Aktion vom Deutschen Bund für braunen. Im Flug ist der relativ Vogelschutz (DBV, heute NABU) kurze Schwanz und die Quer- mit dem Ziel gefährdete Vogelar- bänderung im Flügel zu erken- ten oder solche die charakteris- nen. Die Weibchen sind äußer- tisch für bedrohte Lebensräume lich nicht von den Männchen zu sind, ins öffentliche und natur- unterscheiden, sind aber bis zu schutzfachliche Bewusstsein zu 25 % schwerer. Aufgrund der Ge- rücken. Mit dem Waldkauz (Strix fiederfärbung ist der Waldkauz aluco) ist zum vierten Mal eine tagsüber in Bäumen gut getarnt. Eule zum Vogel des Jahres aus- Zwischen Eulen und Käuzen erkoren worden. Der Waldkauz wird übrigens nur im deutschen ist mit 40 cm Größe, 600 Gramm Sprachraum unterschieden. Als Körpergewicht und einer Flügel- Kauz werden gemeinhin kompak- spannweite von 63-91 cm eine te Eulen mit einem runden Kopf mittelgroße Eule. und fehlenden Fede- rohren bezeichnet. Stringent logisch ist dies allerdings nicht, da auch die Schleier- eule trotz dieser Merkmale als Eule bezeichnet wird. Ur- sprünglich besiedelt der Waldkauz struk- turreiche Laubmisch- Waldkauz im Flug, Foto: Marcus Bosch wälder, mit großen, alten Bäumen und Zu erkennen ist er an seinem einem reichen Höhlenangebot. runden Kopf, den dunklen Augen Denn für die Brut ist der Wald- und dem rindenfarbigen Gefie- kauz auf natürliche Höhlen an- der. Vom Waldkauz kommen in gewiesen. Dennoch ist Strix kein Deutschland zwei unterschiedli- reiner Waldbewohner – seine flex 4 BioS-ID 1/2017
iblen Lebensraumansprüche er- häufiger als der Waldkauz mit lauben ihm ebenfalls in Parks, 5.500. Der Waldkauz ist in Alleen, Friedhöfe und Gartenan- Deutschland (noch) ungefährdet, lagen zu leben. Auch in Siedlun- in Niedersachsen wird aber er gen ist er zu hören, wenn sich im bereits auf der Vorwarnliste der Umfeld ein entsprechender Roten Liste gefährdeter Brutvo- Baumbestand findet. Ähnlich fle- gelarten geführt. Wichtigste Ur- xibel gestaltet sich die Nahrungs- sachen für den Rückgang des suche der Waldkäuze. Bei einem Kauzes in Niedersachsen sind reichlichen Angebot ernähren sie der Verlust von geeigneten Höh- sich zu einem großen Teil von lenbäumen und großflächigen kleinen Nagetieren wie Mäusen Lebensräumen, eine durch den oder Maulwürfen, aber auch von fortschreitenden Strukturwandel Insekten, Reptilien, Amphibien in der Landschaft verschlechter- oder sogar Regenwürmern. Cha- ten Nahrungssituation, die sich rakteristisch für unsere häufigste von Jahr zu Jahr stark unter- Eule ist zudem der weit bekannte scheiden kann und einen sehr Huhuu-Balzruf, der auch häufig in geringen Bruterfolg und eine ho- Filmproduktionen verwendet he Sterblichkeit im Winter zur wird. Darüber hinaus verfügt der Folge haben kann. Seltener sind Waldkauz noch über weitere Ru- beim Waldkauz Kollisionen mit fe zur Kommunikation zwischen Stacheldrahtzähnen, Windkraft- Weibchen und Männchen. Früher anlagen oder der Stromtod an wurde der Ruf oft als Kuwitt Mittelspannungsleitungen. (komm mit) verstanden, was da- Waldkäuze werden bereits mit zu führte, dass viele Menschen einem Jahr geschlechtsreif und im Mittelalter im Käuzchen einen brüten einmal pro Jahr. Die ers- Botschafter des Todes sahen. In ten der 2-4 Eier (selten bis zu 7) Deutschland leben heute zwi- werden in Abhängigkeit von der schen 43.000 und 75.000 Brut- Witterung zwischen Februar und paare – der Waldkauz ist somit März gelegt. In urbanen Gebieten die häufigste der zehn Eulenar- brüten Waldkäuze oft schon im ten in Deutschland. Für die An- Januar und somit deutlich früher. zahl an Brutpaaren kann nur eine Wie bei den meisten Eulen brü- relativ ungenaue Spanne ange- ten nur die Weibchen, die in die- geben werden, da die Bestände ser Zeit auch rund um die Uhr stark schwanken. In Niedersach- vom Männchen versorgt werden. sen ist nur die Waldohreule mit Nach etwa 28 Tagen schlüpfen ungefähr 6.600 Paaren noch die jungen Waldkäuze, die mit BioS-ID 1/2017 5
nur 28 Gramm Körpergewicht einen nahezu geräuschlosen echte Leichtgewichte sind und Flug – dadurch und durch das nach dem Schlupf als Nestlinge besonders ausgeprägte bezeichnet werden. Nach dem Schwarz-Weißsehen sowie ei- Verlassen des Nestes sitzen sie nem guten Orientierungsvermö- als „Ästlinge“ häufig in Nestnähe gen können Eulen erfolgreich in bis sie fliegen und eigenständig dunklen Nächten jagen. leben können. Ehrenamtliche Eulenschutzbe- Spannende Live-Bilder einer treuer gesucht Waldkauz-Nestkamera gibt es In diesem Jahr sucht die BioS hier: erstmals interessierte Freiwillige, https://blogs.nabu.de/category/vo die sich im praktischen Eulen- gel-des-jahres/ schutz engagieren wollen. Neben Schon gewusst? einer jährlichen Erfassung von Schleiereule und vielleicht auch Eulen verfügen durch ihre nach Steinkauz und Waldkauz, sollen vorne gerichteten Augen über ein Nisthilfen (Schleiereulenkästen) gutes räumliches Sehen. Um das gebaut, installiert und betreut kleinere Sichtfeld zu kompensie- werden. Neben der regelmäßigen ren, können sie ihren Kopf um bis Wartung der Kästen können so zu 270° drehen. Durch den Haus- und Hofbesitzer für den Schalltrichter (Schleier) und die Schutz der seltener werdenden länglichen, an den Seiten des Eulen sensibilisiert und begeistert Kopfes in unterschiedlicher Höhe werden. Für weitere Informatio- liegenden Ohrschlitze können nen melden Sie sich gerne bei Eulen Geräusche besonders effi- unserer Ansprechpartnerin Silke zient orten. Aufgrund spezieller Lehmann (s.lehmann@bios- Federsäume verfügen sie über ohz.de). (Jonas Linke) Waldkäuze in Baumhöhle, Foto: Rosl Rössner 6 BioS-ID 1/2017
Pflegemaßnahmen im Springmoor – aus alter Heide wird junge Heide Das Naturschutzgebiet schicht mitsamt humosem „Springmoor“ (rund 106 ha) liegt Oberboden wurde abgetragen. ca. 14 km nordöstlich von Oster- Die Plaggen wurden als Einstreu holz-Scharmbeck in der Nähe in die Ställe gebracht und an- von Wallhöfen. Der westliche schließend, mit dem Dung der Teilbereich ist neben Kiefernwäl- Tiere, als Dünger auf die Äcker dern durch eine offene Sandhei- gebracht. Deshalb war der Boden de geprägt. Die leicht wellige in den Heideflächen immer sehr Sandheide wird hauptsächlich nährstoffarm. durch großflächige Besenheide- Ohne eine dauerhafte Pflege bestände gekennzeichnet, in de- durch den Menschen würden die nen einige solitäre Kiefern ste- Heideflächen sich aufgrund des hen. fehlenden Nährstoffentzugs wie- Die Heide ist nicht natürlichen der in einen Wald entwickeln. Er- Ursprungs, sondern hat sich auf- hebliche Stickstoffmengen reg- grund historischer Landnutzung nen heute auf die Landschaft und entwickelt. Dort, wo heute auf führen zu einer Überdüngung. trockenen, armen Sandböden die Die Heide kann nur durch Pfle- Besenheide (Calluna vulgaris) gemaßnahmen wie Beweidung wächst, hat früher Wald gestan- durch Schafe, Mähen der Heide den. Durch Rodungen und Be- oder Entfernung der obersten weidung mit Vieh hat der Mensch Bodenschichten (Abplaggen) den Wald stark aufgelichtet und dauerhaft erhalten bleiben. eine Entwicklung der Heide be- Im Springmoor haben in der günstigt: durch die Auflichtung Sandheide in den letzten Jahren der Wälder gelangte viel Licht auf kaum noch Pflegemaßnahmen den Boden, so dass die Besen- stattgefunden. Das hat dazu ge- heide sich aussamen konnte. führt, dass die Heide z.T. schon Diese Pflanze kann dem Verbiss sehr alt ist, sich eine starke Roh- durch Weidevieh gut standhalten humusauflage (Streu) gebildet und diente dem Menschen zu hat, junge Kiefern aufgewachsen vielfältiger Nutzung. In der Hei- sind und sich außerdem z.T. debauernwirtschaft im späten Gräser wie Drahtschmiele und Mittelalter wurden die Heideflä- Pfeifengras stark ausgebreitet chen beweidet und „geplaggt“, haben. Im Sommer 2016 hat sich d.h. die gesamte Vegetations- BioS-ID 1/2017 7
außerdem der Heideblattkäfer, ma Hoff aus der Lüneburger Hei- der sich in der Rohhumusauflage de ihre Maschinen einsetzen und vermehrt, ausgebreitet und durch auf fünf Teilflächen insgesamt ca. Fraß an den Blättern der Besen- 2 ha Heide abplaggen konnte. In heide die Heidepflanze zum Aus- nur wenigen Tagen verwandelten trocknen und damit Absterben sich alte, abgestorbene und/oder gebracht. Durch ein mit dem vergraste Heidebestände in blan- Landkreis Osterholz als Untere ken Sandboden. Die erstaunlich Naturschutzbehörde abgestimm- große Menge an Plaggmaterial tes Pflegekonzept soll nunmehr durfte freundlicherweise in klein- eine nachhaltige Entwicklung und gehäckselter Form auf einem na- Sicherung der Heideflächen er- he gelegenen Maisacker verteilt folgen. Hierzu gehören sowohl werden. Selbstverständlich wur- das Entkusseln und Plaggen der den die Arbeiten durch uns öko- Flächen als auch die Beweidung logisch begleitet. mit Heidschnucken. Der Land- kreis als Untere Naturschutzbe- hörde hat Fördermittel für Pfle- gemaßnahmen im Springmoor beantragt. Bei Bewilligung der Gelder sollen über mehrere Jah- re Pflegemaßnahmen im Springmoor durchgeführt werden. Außerdem konnte im Rahmen unseres Sachmittelbudgets, was Wir sind uns sicher, dass die uns über die Ökologische Station auf den ersten Blick trostlos er- glücklicherweise zur Verfügung scheinenden Flächen sich in steht, ein erster großer Schritt Kürze in vitale Heideflächen mit gewagt und Plaggmaschinen im Sandmagerrasen entwickeln und Springmoor eingesetzt werden. Bestandteil einer strukturreichen In enger Abstimmung mit dem Sandheide sein werden, die ne- Landkreis als Untere Natur- ben dem langfristigen Erhalt der schutzbehörde wurden Flächen Heide nicht nur der Pflanzenwelt, ausgewählt, die eine Pflege am sondern auch vielen spezialisier- dringendsten nötig hatten und ten Arten der Tierwelt wie z.B. außerdem unterschiedlich aus- Heidelerche, Ziegenmelker, der geprägt waren. Anfang März Heuschrecken, Tagfalter sowie 2017 waren die Witterungsbedin- Eidechsen und Schlangen zugute gungen endlich so, dass die Fir- kommt. (Leonie Kulp) 8 BioS-ID 1/2017
Informationen und Thesen zum Wolf im Landkreis Osterholz Historie in unserer Region auf natürliche Weise aus Rich- tung Polen zugewandert, sozu- Der Wolf (Canis lupus) war sagen in alte ehemals auch von nach LODEMANN (1992) bei uns ihm besiedelte Stammlande (s. in der Mitte des 17. Jahrhunderts Aspekt oben). Es fand – anders u.a. im Teufelsmoor noch häufig. als beim Luchs in manchen deut- Die letzte Meldung zum Auftreten schen Mittelgebirgen – keine ak- an der Wümme im St. Jürgens- tive Wiederansiedlung durch den land datiert um 1765. Bis zum Menschen statt. Dieser Aspekt ersten (Foto-)Nach- weis im Januar 2017 von zwei Wölfen im Landkreis Osterholz vergingen somit 250 Jahre. Hinweise auf dieses neue Vor- kommen im Bereich der Garlstedter Heide (Truppenübungsplatz) gab es bereits seit 2015 Wolf auf dem Truppenübungsplatz Munster Nord, Foto: Jürgen Borris muss immer wieder deutlich be- (http://www.wildtiermanagement.com/wildti tont werden, da im „postfakti- ere/haarwild/wolf/wolfsnachweise_in_nied schen“ Zeitalter ständig etwas ersachsen/; Anderes behauptet wird. Aktuell Quelle: LODEMANN, Jürgen (1992): Wölfe im Landkreis Osterholz? Wo? Wann? eine umfasst das niedersächsische kleine Literaturauswertung bis zum Ende des Wolfsvorkommen etwa 8 Rudel, 18. Jahrhunderts. - Heimat-Rundblick H. 4/92 - Lilienthal. in der Summe mit Paaren und Einzeltieren etwa 80 Individuen. Rückkehrer, Zuwanderer ohne Als Reviergrößen eines Rudels Einbürgerung und Aussetzung sind aufgrund der gut untersuch- Der Wolf breitet sich seit etwa ten Verhältnisse in Polen Land- 20 Jahren innerhalb Deutsch- schaftseinheiten zwischen 150 lands eigenständig aus und ist und 350 km2 anzunehmen. BioS-ID 1/2017 9
Der Wolf in unserer Region stellte er bereits im Mai 2000 und März 2001 im Rahmen von Vor- Bereits 1998 machten zwei trägen der Biologischen Station Mitarbeiter der BioS im Bialo- Osterholz der hiesigen Öffent- wieza Nationalpark an der Gren- lichkeit vor. ze zu Weißrussland erste Erfah- rungen mit dem Zusammenleben Damals waren die Wölfe zwar von Wölfen und Menschen. Dort noch weit weg, aber mit den ers- leben beide ohne größere Prob- ten Bildungen von Rudeln in der Niedersachsens Wölfe stammen ursprünglich aus Ostdeutschland und Westpolen: (A) Alten- grabower Rudel, (S) Seenlandrudel, (N) Nochtener R., (D) Daubaner R., (L) Lehniner R., (W) Welzower R., (M) Munsteraner R., (X) Rudelzuordnung nicht möglich. leme eng zusammen. Die Bevöl- Lausitz bereits in Ostdeutschland kerung der kleinen Stadt mit ei- angekommen. Aus den Eindrü- nem Forschungsinstitut der Uni- cken in Polen und dem Aus- versität Warschau ist umgeben tausch mit Wissenschaftlern von vier großräumig agierenden prognostizierten Mitarbeiter der Wolfsrudeln. Ein damals junger BioS bereits zu dieser Zeit im Forscher aus Osterholz- Rahmen der Erarbeitung von Scharmbeck, Jörn Theuerkauf, Grundlagen für den Pflege- und machte dort Untersuchungen Entwicklungsplan zum Natur- zum Nahrungsspektrum und zur schutzgroßvorhaben in der Raumnutzung der Wölfe und de- Hammeniederung die Rückkehr ren Interaktion mit Menschen. des Wolfes in den Landkreis Os- Seine Befunde und Erkenntnisse terholz. Dass allerdings die Ent- 10 BioS-ID 1/2017
wicklung der Ausbreitung mit der streifen immer wieder mehr oder Bildung von Rudeln seit 2015 im weniger ungerichtet einzelne benachbarten Landkreis Cux- Wölfe umher und halten sich hier haven so schnell vonstatten ge- auch länger auf, ohne sich ent- hen würde, haben auch sie nicht sprechend den örtlichen Verhält- erwartet. nissen einzurichten. Das wird sich möglicherweise ändern, Mittlerweile müssen wir davon wenn unser Landkreis erst ein- ausgehen, dass der großräumig mal in „fester Hand“ eines territo- dünn besiedelte naturnahe Be- rialen Rudels ist. reich der Hamme-Wümme- niederung mit dem zentralen Beobachtung der Entwicklung Teufelsmoor, die bewaldete und Information Geest mit den Wäldern im Nord- Seitens der Naturschutzverwal- kreis (Bremerwald, Stedener tung Niedersachsens und der Holz, Els, Schmidts Kiefern, Landesjägerschaft ist ein gut Garlstedter Heide, Schwanewe- funktionierendes Informations- der-Neuenkirchener Heide) als system zu Aktivitäten der Wölfe Wolfslebensraum geeignet sind. sowie zur Entwicklung und Ver- Hier ist auch mit reviergebunde- teilung ihres Bestandes aufge- nen Rudelbildungen und Fort- baut worden. Dies basiert im pflanzung zu rechnen. Aufgrund Wesentlichen auf der Einführung seiner Raumansprüche und der und Fortbildung von regional täti- hiesigen Landschaftsverhältnisse gen Wolfsberatern, vorzugsweise ist im Landkreis wahrscheinlich aus dem Kreis von Förstern und nur Platz für zwei Rudel. Daraus Jägern. Ein fachlich sehr versier- errechnet sich für unseren Land- ter Vortrag der landesweit tätigen kreis ein maximaler Bestand von Wolfsbeauftragten der Landesjä- ca. 20 Wölfen. Beutetiere sind in gerschaft Dr. Britta Habbe (mitt- Form von Wildtieren (v.a. Reh, lerweile Nachfolge durch Raoul Damwild, Wildschwein) ausrei- Reding) auf Gut Sandbeck in Os- chend vorhanden. terholz-Scharmbeck hat die aktu- elle Situation in Niedersachsen Möglicherweise sind die derzeit und den Ausblick auf das Auftre- gehäuft auftretenden Wolfssich- ten des Wolfes im Landkreis Os- tungen in unserer Region auch terholz beleuchtet. ein Phänomen der "Einwande- rung“ bzw. westlich gerichteten Mit dem Wolfsbeauftragten und Ausbreitung. So lange es bei uns Kreisjägermeister Heiko Ehing keine etablierten Reviere gibt, und seinen Kollegen gibt es be- BioS-ID 1/2017 11
züglich der Dokumentation des geschützten Raubtier unabding- Auftretens von Wölfen im Land- bar. Sie sollte angesichts der zu- kreis Osterholz eine vertrauens- nächst bestehenden Bedenken volle Zusammenarbeit (Aus- und Ängste in der Bevölkerung tausch von Meldungen, Nach- insbesondere in Bezug auf Klein- weisen und Verdachtsfällen). Ei- kinder schon im Kindergartenal- ne aktuelle, stetig fortgeschrie- ter ansetzen und alle Schulfor- bene Dokumentation der weite- men und Klassenstufen bedie- ren Entwicklung der Wolfsver- nen. Die Biologische Station Os- breitung ist sehr wichtig, um terholz leistet neben anderen Ängsten und blindem Aktionis- Umweltbildungseinrichtungen seit mus vorbeugen zu können. Nur dem Jahr 2013 eine solche Bil- so können Entscheidungen hin- dungsarbeit für alle Schulstufen. sichtlich des Umgangs mit dem Die didaktischen Konzepte und Wolf vorbereitet und fachlich be- Materialien dafür wurden unter gründet werden. Von besonde- finanzieller Förderung durch die rem Interesse ist dabei die Niedersächsische BINGO Um- Raumnutzung und sein Verhalten weltstiftung vom außerschuli- in unserer dicht besiedelten schen Lernstandort SCHUBZ in Landschaft mit der in unseren Lüneburg, unterstützt von der großen Grünlandniederungen Landesjägerschaft, erarbeitet. noch verbreiteten Weidehaltung Auch nach Beendigung der offi- insbesondere von Rindern. ziellen Projektlaufzeit bietet die Aufklärung im Rahmen der BioS die Unterrichtseinheiten Umweltbildung gern an. Der Wolf gehört im zoologi- Wolf und Jagd schen Sprachgebrauch zu den Der bestandsgefährdete sowie Raubtieren (wie auch Marder und nach nationalem und europäi- Fuchs). Das Wissen um seine schem Naturschutzrecht ge- Biologie und sein Verhalten ist schützte Wolf unterliegt nicht wichtig, um Begegnungen im dem Jagdrecht. Indirekt ergeben Freiland möglichst konflikt- und sich jedoch Folgen für die angstfrei zu halten. Jagdausübung durch Verände- Die Umweltbildung in Bezug rungen des Verhaltens der jagd- auf den Wolf ist als wichtiger baren Beutetiere. Baustein für ein möglichst wenig Durch zahlreiche Untersu- konfliktbeladenes Zusammenle- chungen ist belegt, dass der Wolf ben mit diesem innerhalb der EU in seinem Bestand durch die ent- 12 BioS-ID 1/2017
sprechende Wildtierdichte regu- onswolf“ Auto. (Alltags- liert wird und nicht umgekehrt. )Gefahren, mit denen wir auch Als Konkurrent des Jägers ist er umgehen, die uns i.d.R. nicht in deshalb nicht zu sehen. Wenn unserer Lebensgestaltung/- Wildtiere durch die regelmäßige freude einschränken. Anwesenheit des Wolfes ggf. ihr Einzelne Wölfe können sich Verhalten ändern, örtlich eine aufgrund von Verletzungen (z.B. größere Scheu an den Tag le- durch Straßenverkehr, Tierfallen) gen, so ist dies nur eine natürli- und verbliebenen Handicaps che Verhaltensänderung, die oder durch Gewöhnung aufgrund man Wildtieren hoffentlich auch zugewandtem Verhaltens von zugestehen wird. Menschen u.U. sogar durch Fütterung immer wieder in der Nähe von Menschen, Sied- lungen oder Nutztierbestän- den aufhalten (Beispiel „Kurti“). Sofern sich ein Wolf auf diese Weise auffällig ver- hält, ist eine gezielte Vergrä- mung oder auch ein Einzel- Wolf mit Beute, Foto: Jürgen Borris abschuss möglich. Solche Maßnahmen zum Schutz von Auf welche Gefährdungen Menschen und Nutztieren wur- müssen wir uns einstellen? den in Niedersachsen (Tötung eines Wolfsrüden aus dem Wölfe sind im Allgemeinen für „Munsteraner Rudel“ im April Menschen nicht gefährlich, aber 2016) sowie in Sachsen (Ab- der Wolf ist kein Kuscheltier! Eine schussfreigabe für einen zweijäh- 100%ge Sicherheit, dass niemals rigen Wolfsrüden aus dem polni- ein Angriff auf einen Menschen schen "Ruszow-Rudel") bereits erfolgt, können auch wir nicht umgesetzt. Der Population des geben. In diesem Zusammen- Wolfes in Niedersachsen und der hang sei jedoch auf andere Ge- weiteren Ausbreitung wird dies fahren verwiesen, die weitaus nicht schaden, auch wenn weiter häufiger und wahrscheinlicher oder sogar zunehmend mit zivili- sind, z.B. Angriffe und Verletzun- sationsbedingten Wolfsopfern gen durch Haushunde oder Wild- (Verkehrsopfer, illegale Abschüs- schweine oder die allgegenwärti- se) zu rechnen ist. In Nieder- ge Gefahr durch den „Zivilisati- sachsen sind in den beiden Jah- BioS-ID 1/2017 13
ren 2015 und 2016 insgesamt 17 möglichst wenig beeinflusste Na- Wölfe im Verkehr oder durch ille- tur und eine natürliche, nicht von galen Abschuss zu Tode ge- uns selektierte Artenvielfalt, ist kommen. für die Funktionsfähigkeit des Na- Ein Abschuss darf jedoch nicht turhaushaltes unabdingbar. im Ermessen eines einzelnen Sorgen und Unterstützung von Jägers (Revierinhabers) liegen, Tierhaltern sondern muss immer auch zu- Im Jahr 2016 wurden in Nie- mindest in Abstimmung mit der dersachsen nachweislich 175 zuständigen Unteren Natur- Nutztiere von Wölfen gerissen, schutzbehörde (Artenschutz!) überwiegend Schafe und Läm- und nach Möglichkeit auch mit mer, 2 Rinder und 11 Kälber, landesweiten Fachbehörden er- kein Pferd. Die Hauptnahrung folgen. Die bloße Sichtung eines z.B. der Lausitzer Wölfe besteht Wolfes im Umfeld des Menschen aus wildlebenden Huftieren (95 darf eine solche Vorgehensweise Prozent). Bei den Anzahlen der nicht auslösen. Nutztierrisse ist zu berücksichti- Eine grundsätzliche Bejagung gen, dass sich die Tierhalter hier des Wolfes, ein „in Schach hal- vielfach noch nicht auf diese ten“ oder eine „Bestandsregulie- neuen Gefahren eingestellt und rung“ bzw. „Obergrenzen“, wie noch keine Schutzmaßnahmen aus manchen Kreisen gefordert, ergriffen hatten. lehnen wir jedoch ab. Ein solches Zeitnahe und dem „Marktwert“ revier- oder landkreisgebundenes angepasste Entschädigungen für Vorgehen ist auch hinsichtlich vom Wolf verursachte „Schäden“, der Gefahrenabwehr wenig er- i.d.R. Tötungen von Nutztieren in folgversprechend. Hierfür fehlen der Absicht des Beutemachens, neben den naturschutzrechtli- müssen ihren Haltern von der chen Voraussetzungen zudem Gesellschaft zugestanden sowie die wissenschaftlichen Grundla- vorbehaltlos und unkompliziert gen. ausgeglichen werden. Gleichzei- Letztlich entscheidet sich im tig sollten zur Vorsorge und Be- Umgang mit dem Wolf, ob und grenzung von Übergriffen auf wie weitgehend wir bereit sind, Weidetiere Maßnahmen zu deren bei uns Wildnis und Wildtiere und Schutz ergriffen und unbürokra- damit unkalkulierbare Risiken in tisch gefördert werden wie z.B. unserem Umfeld zuzulassen. Herdenschutzhunde bei Schaf- Beides, von Menschen in Teilen 14 BioS-ID 1/2017
haltungen und spezielle Elektro- gegnen ihm mit dem erforderli- zäune zur Wolfsabwehr. chen Respekt, halten wie bei an- deren Wildtieren die gebotene Für die noch in unseren groß- Distanz ein und freuen uns schon flächig offenen Grünlandarealen auf eine erste Begegnung. weidenden Rinderherden insbe- sondere Mutterkuhhaltungen sind Linksammlung diese Schutzmaßnahmen nicht Das Wolfsbüro der Niedersächsi- praktikabel. Auch wenn es für schen Fachbehörde für Natur- diese Nutztierhaltungen z.Zt. kei- schutz (NLWKN) informiert über nen effizienten Schutz gibt, gehö- das Wolfsmanagement in Nie- ren Übergriffe auf Rinder oder dersachsen. Neben aktuellen Pferde u.a. aufgrund deren Grö- landesweit zusammengefassten ße und Wehrhaftigkeit zu den Informationen und Dokumentati- seltenen Ausnahmen. Die weite- onen von Forschungsergebnis- re Entwicklung muss jedoch kri- sen können über dieses Internet- tisch beobachtet und ggf. mit portal Präventionsanträge zum wirksamen und angemessenen Herdenschutz gestellt werden. Maßnahmen wie z.B. Vergrä- (Karsten Schröder, Tasso Schikore) mungen durch geschulte Jäger http://www.nlwkn.niedersachsen.de/startseite/n atur- oder begründete Einzelabschüs- schutz/tier_und_pflanzenartenschutz/wolfsbuer se eingegriffen werden. o/das-wolfsbuero-des-nlwkn-134954.html Das Wolfsportal des Niedersächsischen Um- weltministeriums http://www.der-wolf-in-niedersachsen.de/ vermittelt Kontakte und Ansprechpartner, bie- tet einen Fakten-Check von Pressemeldungen an und informiert z.B. über das Wolfsmonito- ring der Landesjägerschaft http://www.wildtiermanagement.com/wildtiere/h Wolf auf dem Truppenübungsplatz Munster Nord, aarwild/wolf/ Foto: Jürgen Borris Wölfe - Was kommt da auf uns zu? Vortrag Ausblick des Wildbiologen Ulrich Wotschikowsky https://www.youtube.com/watch?v=PtCHCXqT Wir akzeptieren, dass es mit -Hg dem Wolf jetzt eine heimische Wölfe in Deutschland - Die wichtigsten Fragen Tierart gibt, die bei einer Begeg- und Antworten des NABU nung mit uns Menschen nicht au- https://www.youtube.com/watch?v=c_qLbZI- Y2A tomatisch die Flucht ergreift, sondern uns mit Ignoranz oder Wölfe im Visier, ZDF-Doku mit Gesa Kluth vom LUPUS-Institut in Sachsen Neugier gegenübertritt. Wir be- BioS-ID 1/2017 15
Zu Gast bei den Regenwürmern „Ich seh einen!“, „Wo?“, „Iiiih!“, Fressverhalten, Feinde und über „Ist der süüüß!“, „Ich mag den die Bedeutung des Regenwurms nicht anfassen!“, „Nimm du ihn!“ für das Ökosystem. Nach all den Informationen kann die Lern- Die SchülerInnen meiner Lern- gruppe in einem Terrarium ein gruppe an der Grundschule neues Zuhause für einige Regen- Buschhausen reagieren auf würmer erstellen. Erdschichten unterschiedlichste Art und Weise, sowie Obst- und Gemüsereste, als wir im Rahmen unseres Laub und Moos bilden den neuen Projekts „Lebensräume“ den Wohnraum der Regenwürmer. Komposthaufen auf dem Schul- gelände unter die Lupe nehmen Das Terrarium steht nun ab- und dabei auf Regenwürmer gedunkelt im Klassenraum. stoßen. Regelmäßig werden die Regen- würmer „gefüttert“ und beobachtet so- wie die Erde feucht gehalten. Hinter den Glaswänden des Terrariums kön- nen die Kinder nun Regenwurmgänge erkennen und se- hen, dass die Erde aufgelockert ist. Einige SchülerInnen haben Ich hoffe, dass die Schü- zuvor noch nie einen Regenwurm lerInnen durch dieses Projekt die angefasst, andere Kinder dage- Bedeutung des Regenwurms für gen erweisen sich als Regen- unser Ökosystem erkennen und wurm-Freunde und halten einen den Regenwurm ab jetzt mit ganzen Regenwurm-Zoo in den anderen Augen sehen. Mittler- Händen. weile ruft zumindest kein Kind In den darauf folgenden der Lerngruppe mehr „Iiiih!“ (Meike Helmke) Stunden informieren sich die SchülerInnen über Lebensraum, 16 BioS-ID 1/2017
Schwaneweder Beeke – vom Graben zum lebendigen Bach Von der Idee zur Realisierung Im letzten Winter mit steilem In diesen Bach-Abschnitten Start begonnen, mussten wir das sollen Maßnahmen zur Laufver- Tempo bei der Renaturierung der längerung, Förderung der eigen- Schwaneweder Beeke deutlich dynamischen Entwicklung und zurückfahren. „Alle Beteiligten Strukturverbesserung umgesetzt mitzunehmen“ – das heißt: viel werden. Die Gemeinde Schwa- Zeit einplanen, viele Versamm- newede und die evangelische lungen, Treffen und Ortstermine Kirchengemeinde Schwanewede durchführen, immer wieder um- haben ihre Flächen dafür zur planen. Verfügung gestellt. Für drei ausgewählte Gewäs- Erfreulicherweise fand das serstrecken der Schwaneweder Maßnahmenkonzept sowohl im Beeke hatte die Ingenieurge- kirchlichen als auch im politi- meinschaft agwa aus Hannover schen Raum fraktionsübergrei- auf Grundlage der Ideen von fend große Zustimmung. Trotz- BioS, Aktionsgemeinschaft Bre- dem gab es Klärungsbedarf mit mer Schweiz (AGBS), BUND und dem Unterhaltungsverband, dem NABU ein Maßnahmenkonzept örtlichen Eigentümerverband der erarbeitet. Beeke (Beekeverband), den Auszug aus dem Genehmigungsantrag BioS-ID 1/2017 17
Pächtern und Anliegern, der Na- ten Projektmittel bei weitem nicht turschutz-, Wasser- und Denk- finanziert werden. malbehörde. Letztendlich waren Wir haben deswegen fünf wei- wir sogar mit den Bezirks- und tere Förderanträge stellen müs- Kreisarchäologen vor Ort. sen; drei davon sind bisher bewil- Aus dem Konzept konnte so ligt worden. ein Antrag auf Plangenehmigung entwickelt werden. Dieser liegt Ab an die Beeke : seit Anfang Januar 2017 beim Obwohl der Schwerpunkt der Landkreis. Die Plangenehmigung Umweltbildungsmaßnahmen erst sollten wir in den nächsten Tagen mit Beginn der Renaturierungs- in den Händen halten. arbeiten vorgesehen ist, waren Die Umsetzung des Maßnah- Kleine und Große mit der BioS menpakets in dem Gewässerab- unterwegs auf Bacherkundung. schnitt, für dessen Umgestaltung „Gewässerzustandsbewertung die kirchliche Fläche genutzt anhand von Strukturgüte, chemi- werden soll, ist für Herbst/Winter scher und physikalischer Para- 2017/2018 geplant. Die dafür meter“ beschäftigte dabei z. B. veranschlagten Kosten von die Oberstufenschüler der Wald- knapp 100.000,- € liegen weit schule in Schwanewede, Versu- über den ursprünglich geplanten chen und Spiele zum Thema und können durch die zugesag- Gewässerqualität und Fließge- schwindigkeit die Grundschul- klassen der Heideschule. 18 BioS-ID 1/2017
Die Vertreter des Ausschusses ehrenamtliches Engagement als für Umwelt, Energie, Verkehr und auch durch finanzielle Unterstüt- Tourismus sowie des Planungs- zung ganz erheblich für die Um- ausschusses der Gemeinde setzung der Maßnahmen und die Schwanewede informierten sich verschiedenen Aktionen ein. im Rahmen einer Exkursion an Derzeit werden im Bereich der die Beek vor Ort über die geplan- Beekeniederung z. B. die Brutvö- ten Maßnahmen. gel wie auch die Pflanzen erfasst AGBS, BUND und NABU set- und die invasive Herkulesstaude zen sich vor Ort sowohl durch mit Wurzelstock ausgegraben. (Jutta Kemmer) Im Projekt “Schwaneweder Beeke – vom Graben zum lebendigen Bach “ engagieren sich die Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz, die Biologische Station Osterholz, der BUND Osterholz und der NABU Schwanewede für die naturna- he Umgestaltung der Schwaneweder Beeke. Das Vorhaben wird finanziert durch die Niedersächsische Bingo- Umweltstiftung, die Manfred Hermsen Stiftung, die Hanns R. Neumann Stiftung, den Landesbetrieb für Wasser-, Küs- ten- und Naturschutz (NLWKN) und Eigenmittel der Verbände . BioS-ID 1/2017 19
Äpfel verbinden Kulturen Nach dem erfolgreichen Ab- An wen richtet sich das Pro- schluss des ersten Projektes „Äp- jekt? fel verbinden – der Apfel als Tür- Wir werden gezielt Regelklas- öffner für BNE“ freuen wir uns sen, in denen sich geflüchtete über die Bewilligung des Folge- Kinder integrieren wollen, an- antrags. Mit dem erweiterten Ziel, sprechen. So können sie ihre besonders geflüchtete Menschen neue Umgebung und Umwelt mit und Bürger mit Migrationshinter- ihren regionalen Besonderheiten grund zu erreichen, können wir in direkter Zusammenarbeit mit rechtzeitig zur Obstbaumblüte mit den hiesigen Kindern schneller unserem Vorhaben starten. erkunden. Mit dem Projekt „Äpfel verbin- Zweitens richtet sich unser An- den Kulturen“ möchten wir den gebot an reine Sprachlernklas- Apfel als Mittel der Verständi- sen, in denen Kinder mit wenig gung, als Zugang zu regionalen Deutschkenntnissen über Um- Besonderheiten und als Integra- weltbildung, die den Apfel und tionsinstrument einsetzen. seine Ökologie als Schwerpunkt Denn es gibt viele Parallelen hat, auch Sprache leicht erlernen zwischen den Kulturen. Vielerorts können. wird er als Fruchtbarkeitssymbol Und drittens treten wir an und oder auch Hoffnungsträger Stadtteilhäuser, wie z.B. das gesehen. Haus der Kulturen, heran, wo Auch wenn wir heute glauben, Menschen mit unterschiedlichen dass der Apfel eine ganz urtypi- Hintergründen sich im Stadtteil sche deutsche Frucht ist, so vernetzen und ihren neuen Woh- kommt er eigentlich aus der Re- nort (Nachbarschaft) kennenler- gion zwischen Afghanistan bis nen möchten. Hier ist ein ökolo- Syrien. Dorther, wo heute die gisches Thema als praktischer Menschen flüchten müssen. Einstieg förderlich. Geplantes Vorhaben Wie im vorherigen Projekt wer- den wir anregen, direkte Nach- barn nach Fallobst in ihren Gär- ten und nach dessen Ernte zu fragen. Die Nutzung des Obstes 20 BioS-ID 1/2017
aus Privatgärten hat den Effekt, - Ernte in Nachbars Garten dass weniger verwertbare Nah- - Verwertung per Hand und rungsmittel im Abfall landen, re- in einer Mosterei gionale Lebensmittel einen neu- en Stellenwert erfahren und eine - Abfallproblematik und – niederschwellige Kontaktauf- vermeidung nahme gefördert wird. werden wir gemeinsam mit den Neben den bewährten Pro- Bürgern aus anderen Kulturen jektmodulen wie über Bedeutung und Verwen- dung von Äpfeln ins Gespräch - Kennenlernen der Ökologie kommen und Rezepte austau- des Obstbaumes bzw. der schen, ausprobieren und als Er- Streuobstwiese im Jahres- gebnis davon ein internationales verlauf Kochbuch zusammenstellen. - Die Biene als Hilfe von der (Imme Klencke) Blüte zur Frucht und Liefe- rantin unseres Honigs - Pflege und ggf. Anlage ei- ner Streuobstwiese BioS-ID 1/2017 21
MooNi-Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II vorgestellt Am 22. März fand im „Kleinen native zum Raubbau im Moor Haus im Moor“ in der Ortschaft vor. Ihre Ausführungen wurden Teufelsmoor unser zweiter Work- anschließend von Dr. Hans- shop im Rahmen des Projektes Gerhard Kulp in Hinblick auf die „Moorschutz in Niedersachsen“ Situation in Niedersachsen er- (MooNi) statt. Ziel war es, unse- gänzt. (siehe dazu auch Artikel „Palu- ren PartnerInnen aus den koope- dikultur – klimaverträgliche Landwirt- rierenden Umweltbildungszentren schaft im Moor“, S.24) in Niedersachsen das Konzept Nach einer gemeinsamen Mit- sowie die Materialien für die tagspause gab es aktuelle Infor- praktische Vermittlung des The- mationen zum MooNi-Projekt, menkomplexes Moor- und Klima- wie die MooNi-App und ein Be- schutz zu präsentie- richt über den Moor- ren und zu überge- herbst 2016 (s. BioS-ID ben. 2/2016). Wie bereits berich- Im Zentrum des tet, beteiligen sich Nachmittags stand insgesamt 10 Um- nun die Umweltbildung. Die Mit- weltbildungseinrichtungen an der arbeiterInnen der BioS zeigten Durchführung der Unterrichtsein- den TeilnehmerInnen, wie die heiten. Neu dazu gekommen sind Materialien für die Sek II genutzt noch das RUZ Diepholz-Dümmer werden können. Zudem stand die sowie das Moorinformationszent- Erprobung der Materialien auf rum Wedemark-Resse. der Tagesordnung. Bevor es jedoch an die prakti- Auf mehreren Stationstischen sche Erprobung ging, referierte waren Materialien und Anleitun- Claudia Oehmke vom Greifswald gen zum Experimentieren aufge- Moor Centrum in einem interes- baut. Die zu behandelnden The- santen Vortrag neueste Erkennt- men sind an die Erfordernisse nisse zum Themenkomplex der Sekundarstufe II angepasst. Paludikultur. Unter dem Titel Sie berücksichtigen abiturrele- „Paludikultur – Möglichkeiten der vante Themen (u.a. den Kohlen- Nutzung nasser Moorstandorte“ stoffkreislauf) und passen thema- stellte sie Forschungs- und Ent- tisch zum Geographieunterricht wicklungsergebnisse zu innovati- der 10.Klasse (Klimawandel) und ven Wirtschaftsformen als Alter- 22 BioS-ID 1/2017
zum Oberstufenunterricht Biolo- erprobten Versuche und deren gie (Ökologie). Sie umfassen fachliche Hintergründe als auch über die bisherigen Umsetzun- Eingriffe in Ökosysteme gen der Umweltbildungsmodule Aspekte des Klimawandels für die Sekundarstufe I rundete am Beispiel Moor den Tag ab. Die Resonanz aus Ökosystemfunktionen/ - den verschiedenen kooperieren- dienstleistungen den Einrichtungen bezüglich der Globale Aspekte von uns entwickelten Konzepte Der für die Unterrichtseinheit und Materialien war durchgehend für die Sekundarstufe I entwickel- positiv und wird auch von den te Landschaftstisch und einige beteiligten Schulen als sehr ge- andere Materialien werden auch winnbringend für den Unterricht in der Unterrichteinheit für die bewertet. Sekundarstufe II genutzt. (Astrid Baumann, Imme Klencke) Ein intensiver Erfahrungsaus- tausch sowohl über die gerade BioS-ID 1/2017 23
Paludikultur – klimaverträgliche Landwirtschaft im Moor Im Rahmen der Klimaschutz- Höhe von 30 bis 50 cm und für debatte rücken die Moore stärker den Ackerbau auf eine Höhe von in den Blickpunkt. Denn in Moo- über 70 cm unter Flur abgesenkt ren lagern als Kohlenstoff im Torf werden. Sauerstoff gelangt durch gebunden große Mengen des die Entwässerung in den Boden Treibhausgases Kohlendioxid und zersetzt den Torf. Im Ergeb- (CO2). Jedes Jahr werden in nis wird das Treibhausgas Koh- Deutschland etwa 38 Mio. Ton- lendioxid (CO2) freigesetzt und nen CO2 aus den Mooren auf- der Boden sackt ab. Pro Hektar grund landwirtschaftlicher Nut- werden so 20 bis 45 Tonnen CO2 zung freigesetzt. Dies betrifft vor jedes Jahr freigesetzt. Zum Ver- allem Niedersachsen - knapp gleich: Ein Deutscher verursacht 40% der deutschen Moore befin- durchschnittlich etwa 10 Tonnen den sich hier. Paludikulturen, CO2 im Jahr. Nutzpflanzen für nasse Böden, 12% der niedersächsischen werden als eine Alternative zur Treibhausgase resultieren aus konventionellen Landwirtschaft der Nutzung der Moore. Ein be- auf entwässertem Moor erforscht. achtlicher Anteil. Dem gegenüber Bis zur wirtschaftlichen Nutzung steht derzeit der landwirtschaftli- von Paludikulturen in den Mooren che Nutzen. Neben Viehfutter Niedersachsens wird aber noch wird u.a. Mais für Biogasanlagen einige Zeit vergehen. produziert und Arbeitsplätze kön- 80% der niedersächsischen nen gesichert werden. Will man Moore werden landwirtschaftlich mit dem Klimaschutz aber ernst genutzt. Sie werden als Grünland machen, kommt man an einer extensiv aber auch intensiv be- Reduzierung der Treibhausgas- wirtschaftet. Vieh weidet auf den menge auch aus dem Moor nicht Wiesen, Gras wird als Viehfutter mehr vorbei. Sprich, es braucht abgeerntet. Auf Moorflächen wird Alternativen zur konventionellen aber auch Ackerbau betrieben, Landwirtschaft, soll der Klima- oftmals wird Mais angepflanzt. schutz sozialverträglich umge- Die Krux dabei ist, dass der torf- setzt werden. haltige Boden für die landwirt- Als eine Alternative kristallisie- schaftliche Nutzung mal mehr, ren sich Paludikulturen (von lat. mal weniger tief entwässert wer- palus – Sumpf, Morast) heraus. den muss. Für Grünlandnutzung Paludikulturen sind Nutzpflanzen, muss der Wasserstand auf eine 24 BioS-ID 1/2017
die einen höheren Wasserstand regenerativer Energie genutzt zum Wachsen und Gedeihen be- werden, andere als Ersatz für nötigen. Der hohe Wasserstand Torf im Gartenbau und andere sorgt dafür, dass kaum und teil- wiederum als Dämmmaterial o- weise sogar gar kein Torf mehr der als Medikament. verzehrt und dementsprechend Auf vielen Versuchsfeldern kein CO2 freigesetzt wird. Be- wachsen schon heute Paludikul- kannteste Paludikultur dürfte in turen. Über das Versuchsstadium Norddeutschland das Schilfrohr ist man aber meist noch nicht sein. Es wächst an stehenden hinaus. Das hat eine Reihe von und langsam fließenden Gewäs- Gründen. Es fehlen Erfahrung mit sern. Bekannt ist aber vor allem einer an nasse Standorte ange- das Reet, welches aus Schilf ge- passten Maschinentechnik, ge- wonnen wird. Zu Bündeln ge- eignete Fördermechanismen, packt wird es zur Dacheinde- rechtliche Sicherheit, ausrei- ckung aufgebracht. chende Flächen und risikoberei- te, engagierte Landwirte. Neben der Pro- duktion ist auch die Weiterverarbeitung noch in den Kin- derschuhen. Es fehlen u.a. fertige Produktketten, Marketing und Händler. Nicht nur verlässliche Pro- duzenten von Pro- dukten aus Paludi- kulturen, sondern Neben dem Schilf sind auf auch verlässliche Abnehmer Niedermoor u.a. Rohrkolben und werden benötigt. Schwarzerle, auf Hochmoor Ein weiteres Problem ist, dass Torfmoose oder Sonnentau wei- Paludikulturen nicht unter die Ag- tere Nutzpflanzen, die auf nassen rarförderung fallen. Lediglich für Böden angepflanzt werden kön- die Erforschung der Paludikultu- nen. Viele der Pflanzen können ren stehen Fördergelder zur Ver- als Biomasse zur Erzeugung von fügung. Die bisherigen Erkennt- BioS-ID 1/2017 25
nisse deuten aber darauf hin, steht. Flächen stehen damit nur dass die meisten Paludikulturen begrenzt zur Verfügung. Schluss- ohne eine dauerhafte Förderung Schlussendlich braucht es auch nicht gewerblich angebaut wer- entschlossene und engagierte den können. Ein weiteres Hin- Landwirte, die die zur Verfügung dernis ergibt sich aus dem Nut- stehenden Flächen nass bewirt- zungswandel. Die für Paludikultu- schaften. ren in Frage kommenden Flä- Ein schwieriger Weg, der noch chen liegen in Moorgebieten. Die zu beschreiten ist; für die Land- klimaschädliche Grünlandwirt- wirte im Moor vermutlich aber der schaft ist hier erlaubt. Die Um- einzige, der Ihnen eine Zukunft in wandlung in klimafreundliche ihrem Beruf bieten kann. Paludikulturen ist dagegen kaum (Jörgen Birkhan) möglich, weil das Grünlandum- wandlungsverbot dem entgegen- 26 BioS-ID 1/2017
TheoPrax mit Gymnasium OHZ, Fraunhofer Institut und BioS Im Rahmen eines Seminarfa- entwickelt. Anschließend haben ches konnten SchülerInnen des die Gruppen Angebote erstellt, Gymnasiums Osterholz-Scharm- die dann nochmals mit der BioS beck in Kooperation mit dem abgestimmt wurden. Im weiteren Fraunhofer IFAM Bremen soge- Verlauf des Projektes unterstütz- nannte „TheoPrax“-Projekte be- te die BioS die SchülerInnen arbeiten, die die Verknüpfung fachlich in ihren Arbeitsprozes- von Theorie und Praxis im Unter- sen. Neben Beratungsgesprä- richt ermöglichen. Dabei werden chen mit einzelnen Gruppen an die SchülerInnen „Schubla- wurden für jedes Projekt soge- denthemen“ aus der Arbeitswelt herange- tragen, die sie bear- beiten und für die sie eigenständig Lö- sungsansätze entwi- ckeln müssen. Ziel ist es, dass sie die Grundsätze von Pro- jektmanagement er- lernen. Am Ende des Projektes stehen um- fangreiche Dokumen- tationen aller Ergeb- nisse sowie die Präsentation vor nannte Meilensteinsitzungen zwi- dem Auftraggeber. schen den Arbeitsgruppen (Schü- lerInnen) und ihrem Auftraggeber Themenschwerpunkte des jet- (BioS) abgehalten. zigen 12. Jahrgangs waren „Bach“ und „Moor“. Die BioS hat Im Zuge dieser Theoprax- dazu Fragestellungen und Auf- Arbeit sind vielfältige Projekte träge vorgestellt. Nachdem sich entstanden, die ganz unter- die SchülerInnen einführend mit schiedliche Ansätze verfolgt ha- ihrem Themenfeld beschäftigt ben wie die folgende Übersicht hatten, wurden in einem Kick-off- zeigt. Treffen gemeinsam Projektideen BioS-ID 1/2017 27
Themenbereich BACH dern den Lebensraum Bach spie- Geocaches Scharmbecker lerisch und mit allen Sinnen er- Bach: eine digitale „Schnitzel- lebbar machen kann. jagd“ entlang des Baches, bei Erfassung von Langzeitda- dem mit Hilfe von Koordinations- ten bezüglich der Gewässer- punkten Verstecke für Caches qualität des Scharmbecker Ba- gefunden werden, die Fragen zur ches unter Berücksichtigung Ökologie und Geschichte des der Auswirkungen der voran- Fließgewässers enthalten. gegangenen Renaturierungs- Wasserqualität der Wien- maßnahmen: an unterschiedli- beck: um mögliche Auswirkun- chen Stellen des Bachs wurden biologische und chemische Parameter erhoben und mit älteren Daten verglichen, um eine Aussage zur Quali- tätsentwicklung durch die Renaturierungsmaßnahmen machen zu können. Regenrückhaltebecken in Osterholz-Scharmbeck: Wie gut sind sie? Ver- schiedene Regenrückhalte- becken wurden auf Quali- gen einer Altlast an einem rena- tätskriterien wie Struktur, Ufer- turierten Bachabschnitt sowie po- bewuchs, Wasserqualität usw. tenzielle Stoff-Einträge einer untersucht und bewertet. Tankstelle beurteilen zu können Erweiterung der Website der wurden an drei Abschnitten des Biologischen Station Oster- Bachs chemische Parameter er- holz-Scharmbeck um die von fasst, mit deren Hilfe man Aus- den SchülerInnen gewonnenen sagen zur Wasserqualität ma- Ergebnisse zum ökologischen chen kann. Zustand des Scharmbecker Entwicklung von Materialien Baches: um die Öffentlichkeit zu einem Bach-Erlebnis- über die Ökologie des Baches parcours für Kinder im Kinder- informieren zu können, wurden garten- und Grundschulalter: die im Rahmen von Projektar- es wurden Ideen entwickelt und beiten gewonnenen Ergebnisse erprobt, mit Hilfe derer man Kin- der SchülerInnen für eine 28 BioS-ID 1/2017
Präsentation im Internet aufgear- Szene gesetzt und mit dem Ver- beitet. lauf des Spieles auch bewertet. Themenbereich MOOR: Produktion von visuell un- terstützenden Unterrichts- materialien zum Thema Moor und Klimaschutz: von der BioS konzipierte Experimente wurden durchgeführt, dabei gefilmt und kommentiert und damit ein Lehrfilm hergestellt. Das Thema Moor wird an- hand interaktiver Anschau- Verwendung torfhaltiger ungsmöglichkeiten für Kinder Blumenerde – Verbraucherver- ab der 5.Klasse experimentell halten auf dem Prüfstand: an- erfahrbar gemacht: um Kin- hand einer Bürgerbefragung dernn einen spielerischen Zu- werden der Kenntnisstand be- gang zum Thema Moor und Kli- züglich der ökologischen Prob- maschutz zu ermöglichen, wur- leme durch die Verwendung von den verschiedene Elemente ent- torfhaltiger Gartenerde themati- wickelt, z. B. ein mobiler Ver- siert und Alternativen aufgezeigt. suchsbaukasten, ein Moor- Die Projektergebnisse wurden Memory oder ein Daumenkino. Anfang Januar der Schülerschaft Darstellung des Lebens im im Gymnasium vorgestellt. Am 3. Moor in Form eines kindge- März konnten die Theoprax- rechten Sachbuchs für Kinder- Arbeiten im Rahmen einer klei- garten- und Grundschulkinder: nen Ausstellung im „Haus am zwei Tiere führen die Kinder als Markt“ einer breiteren Öffentlich- Protagonisten und Sympathieträ- keit präsentiert werden. Unter ger erzählerisch durch das Moor anderem haben Kindergarten- mit seiner Tier- und Pflanzenwelt. und Schülergruppen das Angebot Entwicklung eines Brett- wahrgenommen und die Ausstel- spiels über Klima und Moor: lung besucht sowie die Materia- Fauna, Flora, Nutzung, Gefähr- lien ausprobiert, bzw. selber Ver- dung und Schutz des Moores suche durchgeführt (Astrid Baumann, Imme Klencke) und Klimas werden spielerisch in BioS-ID 1/2017 29
Die 1. Tranche der Sammelverordnung ist jetzt rechtskräftig Die Überraschung kam zum Die Verwendung genetisch Schluss: Nachdem die Verwal- veränderter Pflanzen oder tung aufgrund fehlender politi- genetisch veränderten scher Mehrheiten nicht nur die Saatguts ist nicht nur in Na- Schutzgebietskulisse, sondern tura 2000 Gebieten, son- auch der Regelungstiefe der dern in der gesamten Verordnung immer weiter ein- Schutzgebietskulisse ver- schränken musste, gab es in der boten. entscheidenden Kreistagssitzung eine überraschende Wende. Die SPD sah die „rote Linie“ über- schritten und bildete gemeinsam mit Grünen und Linken eine neue Mehrheit im Kreistag. Mit die- ser Mehrheit wurden nicht nur die zuletzt eingebrachten Lö- schungsanträge für weitere Flächen des LSGs Teufelsmoor abgelehnt, sondern weitere Regelungen im Sinne des Natur- schutzes beantragt und mehrheitlich beschlossen. We- sentliche Inhalte sind: 30 BioS-ID 1/2017
Als Methode der Grünland- Das Verbot der Verwen- erneuerung wird im gesam- dung von Bleischrot wurde ten FFH-Gebiet (NSG von den NSGs und der Hammeniederung und Jagd an Gewässern auf die größte Teile des NSGs gesamte Schutzgebietsku- Teufelsmoor) neben dem lisse ausgeweitet. Einsatz von Totalherbiziden Das Jagdverbot von Kri- auch die Bodenbearbei- ckente und Rebhuhn wurde tung, die mit einer Zerstö- vom EU-Vogelschutzgebiet rung der Grasnarbe ver- auf das gesamte Schutz- bunden ist (z. B. Fräsen), gebiet ausgeweitet. generell verboten. Totschlagfallen wurden in Der einzuhaltende Abstand einem Abstand von 100 m zu bekannten Nestern von zu allen Gewässern 1. Und Bodenbrütern bei der Mahd 2. Ordnung verboten. wurde von 5 m auf 10 m ausgeweitet. Wir freuen uns über diesen Die Prüfung des Bestand- kleinen Beitrag zum Erhalt der schutzes für Ackerflächen seltenen und EU-weit wertvollen erfolgt explizit auch unter Arten und Lebensgemeinschaf- Heranziehung der FFH- ten der Hammeniederung und und EU-Vogelschutzricht- des Teufelsmoors.(Jutta Kemmer) linie. BioS-ID 1/2017 31
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