Nachhaltigkeitsbericht - FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 - FIFA.com
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Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ INHALT Botschaft des FIFA-Präsidenten 5 Vorwort des FIFA-Generalsekretärs 6 Vorwort des Geschäftsführers des LOC 2014 8 Porträt der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 10 Übersicht 12 1. Nachhaltigkeitsstrategie – Planung und Umsetzung 15 1.1 Interview mit dem Leiter der FIFA-Abteilung Soziale Verantwortung 16 1.2 Nachhaltigkeit bei FIFA Fussball-Weltmeisterschaften 20 1.3 Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie 22 1.4 Konsultation von Interessengruppen 25 1.5 Leitung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie 28 2. Nachhaltigere FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 31 2.1 Nachhaltiger WM-Betrieb 32 2.2 Arbeiten bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 34 2.3 Verantwortungsvolle Beschaffung von Waren und Dienstleistungen 36 2.4 Barrierefreiheit und Integration 38 2.5 Gesundheit und Sicherheit 41 3. Umweltschutz 43 3.1 Football for the Planet 44 3.2 CO2-Kompensation 46 3.3 Recycling und Abfallmanagement 48 3.4 Transport 50 4. Soziale Entwicklung mithilfe des Fussballs 53 4.1 Football for Hope 54 4.2 Football-for-Hope-Forum 2013 56 4.3 Football-for-Hope-Festival 2014 58 4.4 Football For Hope in Brasilien 61 5. Bleibendes Vermächtnis 65 5.1 Vermächtnis der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 66 5.2 Kompetenzförderung 70 5.3 Fussballförderung 72 5.4 Gesundheit 74 GRI Index und Prüfbescheinigung 77 GRI-Index und -Leistungsdaten 78 Prüfung der GRI Anwendungsebene 83 Prüfbescheinigung 84 Anhang 89 Beschäftigungsdaten 90 Recycling- und Abfalldaten 92 Verweis auf Dokumente und Abbildungen 94 3
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ BOTSCHAFT DES FIFA-PRÄSIDENTEN Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™ war einzig- Turnierzyklus 2011–2014 informativ und interessant artig – von der ersten bis zur letzten Sekunde fieberten veranschaulicht. Fussballfans rund um die Welt mit. Noch nie war die Gruppenphase so unterhaltsam, und die K.-o.-Spiele Von Abfallmanagement und CO2-Kompensation über hätten kaum spannender sein können: Gleich 8 der Aus- und Weiterbildung bis zu Integration – unsere 16 Partien wurden erst in der Verlängerung oder im Nachhaltigkeitsstrategie hat viel bewirkt, worauf wir Elfmeterschiessen entschieden. Sportlich gesehen war stolz sein können. Dank unserer Erfahrung in Brasilien das Turnier also ein voller Erfolg. können wir die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft künf- tig zweifellos noch nachhaltiger gestalten und durch- Der Erfolg einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ führen. hängt aber nicht allein vom Fussball ab. Vonnöten ist auch eine starke Leistung neben dem Spielfeld – vor Für das Spiel. Für die Welt. allem in der Nachhaltigkeit. Dies bedingt ein enges Zu- sammenspiel zwischen unserem Einsatz auf und neben dem Rasen. Ich freue mich sehr, Ihnen diesen Bericht zu präsen- tieren, der die zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen Joseph S. Blatter der FIFA und des lokalen Organisationskomitees im FIFA-Präsident 5
VORWORT DES FIFA-GENERALSEKRETÄRS Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft ist die grösste tigen Turnier. In Südafrika folgte der nächste Schritt: Einzelsportveranstaltung der Welt. Damit verbunden Mit beträchtlichen Mitteln schufen wir die Vorausset- sind der Transport von Millionen von Fans zu den zungen, damit das Land und der gesamte afrikanische Spielen und Fanfesten, ihre medizinische Versorgung, Kontinent möglichst lange von der WM 2010 profitie- Sicherheitsvorkehrungen, die Entsorgung des Abfalls ren. aus den Stadien, die Anstellung und Ausbildung tau- sender Freiwilliger, das Bekenntnis zu einem barriere- freien Turnier und die Übertragung der Spiele in über 200 Länder. Dies bleibt vor Ort natürlich nicht ohne Folgen. Als Organisatoren dieses Megaturniers sind wir Als Organisatoren dieses verpflichtet, seine negativen sozialen und ökologischen Megaturniers sind wir verpflichtet, Auswirkungen einzudämmen und seinen enormen positiven Nutzen zu maximieren. seine negativen sozialen und Die WM 2006 in Deutschland markierte dabei einen ökologischen Auswirkungen Wendepunkt. Erstmals verpflichteten wir uns gemein- einzudämmen und seinen enormen sam mit dem lokalen Organisationskomitee (LOC) und den deutschen Behörden zu einem möglichst nachhal- positiven Nutzen zu maximieren. 6
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ Dank den Erfahrungen aus diesen beiden Turnieren Die Initiativen, die wir in Brasilien und der engen Zusammenarbeit mit den LOC konn- ten wir unser Konzept für ein nachhaltiges Turnier realisiert haben, sind zweifellos ein verfeinern und für 2014 erstmals eine umfassende grosser Schritt in die richtige Richtung WM-Nachhaltigkeitsstrategie definieren. Die 2011 und Anfang 2012 erarbeitete Strategie basiert auf und ein bemerkenswerter Erfolg. dem ISO-Standard 26000 für soziale Verantwortung und den GRI-Leistungsindikatoren 3.1 für Veranstal- ter. Den CO2-Fussabdruck des Turniers liessen wir Nach der Premiere bei der FIFA Fussball-Weltmeister- zudem gemäss Treibhausgasprotokoll schätzen. Die schaft 2010 veranstalteten wir ausserdem wiederum Anwendung dieser international anerkannten Stan- ein Football-for-Hope-Forum und ein Football-for- dards gewährleistet, dass unsere langfristige Nach- Hope-Festival. haltigkeitsstrategie mit den neusten Entwicklungen in Sachen nachhaltiges Turniermanagement und Das sind nur einige von vielen Beispielen, auf die wir Nachhaltigkeit im Allgemeinen Schritt hält. stolz sein dürfen. Viele weitere sind in den einzelnen Kapiteln dieses Berichts aufgeführt. Die Initiativen, Konkret haben wir unsere bestehenden Sozial- und die wir in Brasilien realisiert haben, sind zweifellos ein Umweltschutzprogramme fortgeführt und uns dabei grosser Schritt in die richtige Richtung und ein bemer- von der Vorrundenauslosung bis zum Turnierende kenswerter Erfolg. Die nachhaltige Organisation einer auf Brasilien als Gastgeberland konzentriert – dies Grossveranstaltung bleibt aber eine enorme Heraus- in enger Zusammenarbeit mit dem LOC, den Ge- forderung. Wir sind uns bewusst, dass in verschiede- schäftspartnern und den lokalen Behörden, ohne die nen Bereichen noch Verbesserungspotenzial besteht, wir diese Strategie nicht hätten umsetzen können. und werden deshalb bei den kommenden Weltmeis- terschaften noch grösseren Wert auf Nachhaltigkeit Aus unserem Umweltschutzprogramm „Green Goal“ legen. Jeder Betriebsbereich muss seine Verantwor- wurde „Football for the Planet“, doch die Ziele sind tung bei der Durchführung eines nachhaltigen Turniers gleich geblieben, sei es beim Abfallmanagement, wahrnehmen, während wir mit einem ausgeklügelten beim Transport, bei der CO2-Kompensation oder Verfahren für den Know-how-Transfer zwischen den der Beschaffung. 2014 haben wir nicht nur frühere einzelnen Turnieren sorgen müssen, da sich nur so ech- Richtwerte problemlos erreicht, sondern auch te Fortschritte erzielen lassen. Zu diesem Zweck haben alle Emissionen kompensiert, die die FIFA etwa wir diesen Nachhaltigkeitsbericht gemäss GRI-Leit- durch den Transport und die Unterbringung aller linien erstellt und gemäss international anerkannten Mitarbeiter, Offiziellen, Teams, Freiwilligen und Standards überprüfen lassen. Anfang 2012 haben wir Gäste direkt verursacht oder die durch unsere zudem damit begonnen, das Management der FIFA TV-Produktion entstanden sind – dies dank einem Fussball-Weltmeisterschaft umfassend zu restruktu- CO2-Kompensationsprogramm, das Projekte in rieren, und zu diesem Zweck u. a. Handbücher zum Brasilien unterstützt. In den Monaten vor dem nachhaltigen Veranstaltungsmanagement verfasst. Turnier machten wir ausserdem über eine CO2- Aufklärungskampagne mehr als 400 000 Besitzer Mit Blick auf den nächsten FIFA-Wettbewerbszyklus von WM-Karten auf die ökologischen Auswirkungen möchten wir mit diesem Bericht zeigen, was wir schon ihrer Reisen aufmerksam und zeigten ihnen, wie sie alles erreicht haben und was noch zu tun bleibt, damit diese mindern können. wir – getreu unserer Mission – mit dem Fussball eine bessere Zukunft gestalten können. Über unser Football-for-Hope-Programm haben wir zudem nach weiteren Organisationen gesucht, die sich mithilfe des Fussballs für soziale Anliegen einsetzen und in bedürftigen Gemeinden in Brasilien nachhaltige Sozialprojekte realisieren. So konnten wir die Zahl unserer Partner in der Region von 5 auf 37 steigern. In Rio de Janeiro konnte ich ein Projekt besuchen und war tief beeindruckt, wie jungen Men- Jérôme Valcke schen dort geholfen wird, ihre Ziele zu erreichen. FIFA-Generalsekretär 7
VORWORT DES GESCHÄFTSFÜHRERS DES LOC 2014 Für Brasilien war es eine Ehre, die FIFA Fussball-Welt- von denen etliche auch in der öffentlichen Debatte meisterschaft 2014 zu veranstalten. Gross war die während des FIFA Konföderationen-Pokals aufgegrif- Vorfreude, aber auch die Verantwortung, die die Or- fen wurden. Dies bot Gelegenheit, die entsprechend ganisation des grössten Fussballturniers der Welt mit sich bringt. Wir wollten deshalb nicht nur ein erstklas- siges, sondern auch ein möglichst nachhaltiges Turnier veranstalten. Dabei orientierten wir uns an der Dabei orientierten wir uns an der gemeinsam mit der gemeinsam mit der FIFA entwickelten FIFA entwickelten Nachhaltigkeitsstrategie. Sie half Nachhaltigkeitsstrategie. Sie half uns, den Nutzen des Turniers für alle Bevölkerungs- schichten in Brasilien zu maximieren und gleichzeitig uns, den Nutzen des Turniers für alle die negativen Folgen einzudämmen. Das Zauberwort hiess Nachhaltigkeit – sie gewinnt bei der Organisa- Bevölkerungsschichten in Brasilien tion von Sportgrossveranstaltungen immer mehr an zu maximieren und gleichzeitig die Bedeutung. So wurden sowohl soziale als auch wirt- schaftliche und ökologische Anliegen berücksichtigt, negativen Folgen einzudämmen. 8
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ ergriffenen Massnahmen der einzelnen Interessengrup- Stadionbetreiber etwa eine ökologische Zertifizierung pen in den Blickpunkt zu rücken. beantragen, wenn sie für den Bau oder Umbau bei der brasilianischen Entwicklungsbank (BNDES) ein Dar- Anhand der Entwicklungsleitlinien und -prioritäten der lehen aufnehmen wollten. Bislang wurden sieben von brasilianischen Regierung haben wir verschiedene Pro- zwölf Stadien nach LEED (Leadership in Energy Effi- gramme erarbeitet. Während der Weltmeisterschaft cient Design) zertifiziert. Bei einer sechstägigen von etwa haben wir uns mit einem FIFA-Partner und loka- der FIFA und dem LOC organisierten Schulung lernten len Genossenschaften von Müllsammlern zusammen- die Betreiber zudem, wie sie ihre Stadien während der geschlossen, um vom Abfall, der bei den 64 Spielen Weltmeisterschaft und darüber hinaus umweltfreund- anfiel, möglichst viel wiederzuverwerten. lich betreiben können. 445 Tonnen Papier, Glas, Metall und Plastik wurden so Das sind nur einige von vielen Nachhaltigkeitsmass- gesammelt und gemäss neuem brasilianischem Müll- nahmen, die vor und während der WM-Endrunde in gesetz entsorgt, womit wir einen wichtigen Beitrag Brasilien realisiert wurden. Dabei kämpften wir auch zu den ehrgeizigen Abfallzielen der Regierung leisten mit etlichen Problemen, wie der Bericht zeigt, und se- konnten. hen deshalb noch Verbesserungsmöglichkeiten, vor al- lem was die Zusammenarbeit mit den Spielorten beim Transport und die stärkere Gewichtung der Nach- Wir haben alle bestehenden haltigkeit im Beschaffungswesen anbelangt – beides Bereiche, die die Nachhaltigkeit von Mega-Events wie FIFA-Nachhaltigkeitsprogramme der Weltmeisterschaft enorm beeinflussen können. umgesetzt und mit der ersten Dank unserer Massnahmen hat sich die Nachhaltig- umfassenden Strategie für keitsbilanz des Turniers bereits klar verbessert. Wir ha- ben alle bestehenden FIFA-Nachhaltigkeitsprogramme künftige Weltmeisterschaften neue umgesetzt und mit der ersten umfassenden Strategie Massstäbe für künftige Weltmeisterschaften gesetzt, Massstäbe gesetzt. etwa mit dem wirksamen Abfallmanagementpro- gramm und den Vorzeigemassnahmen für ein barriere- Mit Blick auf eine barrierefreie und integrative Welt- freies Turnier. meisterschaft haben wir dafür gesorgt, dass behinder- te, blinde, ältere und einkommensschwache Brasilianer Ich bin überzeugt, dass wir mit den gezogenen Leh- nicht nur Tickets kaufen, sondern auch in die Stadien ren über eine solide Grundlage verfügen, auf der wir gelangen und dort die Spiele und die WM ungehindert aufbauen und die Weltmeisterschaft noch nachhalti- geniessen konnten. 18,2 % der an Einzelpersonen ver- ger machen können. Ich bin stolz auf unsere Arbeit, kauften Karten gingen an diese Gruppen. die zweifelsfrei dazu beigetragen hat, die negativen Auswirkungen der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Aus- und Weiterbildung war ein weiterer wichtiger in Brasilien zu mindern und den positiven Nutzen zu Pfeiler. Dank massgeschneiderten Schulungsprogram- maximieren. men konnten über 18 000 brasilianische Mitarbeiter, Freiwillige, Fahrer, Müllsammler, Stadionbetreiber und andere ihre Qualifikationen und Berufsaussichten verbessern. Zusammen mit der gewonnenen WM-Er- fahrung trug dies wesentlich dazu bei, das für eine erfolgreiche Durchführung von Grossveranstaltungen Ricardo Trade erforderliche Know-how vor Ort auszubauen. Geschäftsführer des lokalen Organisationskomitees Während der WM-Vorbereitung haben die Bundes- regierung sowie die beteiligten Bundesstaaten und Spielorte ökologische, soziale und wirtschaftliche Anliegen aufgegriffen und Massnahmen getroffen, um die Stadien nachhaltiger zu machen. So mussten 9
PORTRÄT DER FIFA FUSSBALL- WELTMEISTERSCHAFT 2014 Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft ist ein interna- sechs Konföderationen haben an der Vorrunde der tionaler Wettbewerb für die A-Nationalmannschaf- WM 2014 teilgenommen und 832 Spiele bestritten. ten der FIFA-Mitgliedsverbände. Alle vier Jahre zieht die WM rund um die Welt die Menschen in ih- ren Bann und schlägt mit der universellen Sprache Endrunde des Fussballs zwischen verschiedensten Kulturen Brücken. Die Endrunde, die 2014 vom 12. Juni bis 13. Juli an zwölf Spielorten in ganz Brasilien ausgetragen wurde, umfasst 64 Spiele. Den Anfang machen 48 Vorrunde Gruppenspiele, bei denen sich die 32 Teams in acht Vierergruppen auch dieses Mal einen packenden Die Weltmeisterschaft besteht aus einer Vorrunde, Kampf um den Einzug in die nächste Runde liefer- bei der alle startberechtigten Mitgliedsverbän- ten. Danach folgen die 24 Spiele der K.-o.-Phase de der sechs Fussballkonföderationen um die 31 (Achtel-, Viertel-, Halbfinale, Spiel um Platz drei Startplätze neben dem Gastgeber kämpfen, und und Finale), für die sich die beiden ersten Teams einer Endrunde, bei der die 32 qualifizierten Teams jeder Gruppe qualifizieren. Auch hier war Hoch- um die WM-Krone spielen. 203 Verbände aus allen spannung garantiert. Dank einem knappen Sieg 10
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ Meilensteine der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 Vergabe der FIFA Fussball- 30. Oktober 2007 Weltmeisterschaft 2014 an Brasilien Lokales Organisationskomitee Fédération Internationale de 2. Januar Bildung des LOC für die FIFA Fussball- für die FIFA Fussball- Football Association (FIFA) Weltmeisterschaft 2014 (LOC) 2009 Weltmeisterschaft 2014 durch den brasilianischen Fussballverband Offizieller Name: Copa do Im Schweizer Handelsregister Mundo FIFA 2014 – Comitê eingetragener Verein Organizador Brasileiro im Sinne von Art. 60 ff. LTDA (2014 FIFA World Cup des Schweizerischen Organising Committee Brazil Zivilgesetzbuches (ZGB) 31. Mai Bestätigung der zwölf Spielorte und Ltd.) GmbH nach brasilianischem Sitz in Zürich (Schweiz) 2009 der jeweiligen Stadien durch das LOC und die FIFA Von 2010 bis 2014 Betrieb Gesellschaftsrecht einer WM-Zweigstelle in Rio de Geschäftssitz in Rio de Janeiro Janeiro mit Zweigstellen an allen zwölf Spielorten 15. Juni Start der Vorrunde in Couva (Trinidad) Betrieb vollständig von der FIFA finanziert 2011 gegen Argentinien in der Verlängerung sicherte sich Vorrundenauslosung für die FIFA 30. Juli Fussball-Weltmeisterschaft 2014 schliesslich Deutschland den WM-Titel. 2011 (Auslosung der Qualifikationsgruppen in fünf Konföderationen) Organisation der Endrunde Während die Vorrunde von der FIFA, den Konföde- Endrundenauslosung in Costa do 6. Dezember Sauípe in Salvador (Brasilien) (Ziehung rationen und den einzelnen Mitgliedsverbänden rund um die Welt durchgeführt wird, wird die Endrunde in 2013 der 32 Teams in acht Vierergruppen) einem von der FIFA ausgewählten Land veranstaltet. Mit der Ausrichtung der Endrunde der WM 2014 wurde im Oktober 2007 der brasilianische Fussballverband (CBF) betraut. Anfang 2009 wurde das lokale WM-Or- 12. Juni bis Endrunde der FIFA Fussball- 13. Juli ganisationskomitee als eigenständige juristische Per- son vom CBF gegründet und gemäss Vertrag mit der 2014 Weltmeisterschaft Brasilien 2014 FIFA (Veranstaltungsvertrag), dem Reglement für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 und den mass- Letzte Sitzung des LOC-Aufsichtsrats gebenden FIFA-Richtlinien mit der Wettbewerbsorga- der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 10. November nisation betraut. 2014 2014 in Zürich (Schweiz) Bei der Umsetzung der FIFA-Richtlinien arbeiteten die FIFA und das LOC in den meisten Bereichen wie Un- terkunft, Transport, Akkreditierung, Marketing, IT- und Telekommunikationsinfrastruktur sowie Kommunika- tion eng zusammen. Während die FIFA insbesondere Beim Bau und Umbau der erforderlichen Infrastruktur, für die TV-Produktion und den Kartenverkauf besorgt Stadien und anderen offiziellen Veranstaltungsorte war, kümmerte sich das LOC u. a. um die Koordination arbeitete das LOC mit der brasilianischen Regierung, mit der brasilianischen Regierung, die Wahrung von den jeweiligen Bundesstaaten, Spielorten und Stadi- Sicherheit und Ordnung in den und um die Stadien, die onbetreibern zusammen. Einhaltung des FIFA-Reglements für Stadionsicher- heit und anderer für internationale Spiele geltender Auf Seiten der FIFA wachte die vom FIFA-Exekutiv- FIFA-Richtlinien (Stadien und Infrastruktur), das Ange- komitee eingesetzte Organisationskommission für die bot angemessener Sitzplätze und Anlagen für Medien- FIFA Fussball-Weltmeisterschaft darüber, dass das vertreter sowie die Organisation der Inlandreisen für Turnier gemäss den geltenden Bestimmungen und alle teilnehmenden Mitgliedsverbände. dem Veranstaltungsvertrag organisiert wurde. 11
ÜBERSICHT Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 Organisationsführung Faire Geschäftspraktiken Verbraucherschutz Arbeitsbedingungen Dem Gastgeberland ein po- Die FIFA und das LOC pflegten Die FIFA und das LOC legten Die FIFA und das LOC bekann- sitives Vermächtnis zu hin- einen fairen Umgang mit aus- grossen Wert auf den Schutz ten sich zu fairen Arbeitsbedin- terlassen, war das Ziel der senstehenden Organisationen der Verbraucherrechte, inkl. gungen, inkl. fairer Löhne sowie Nachhaltigkeitsarbeit, die auf und Personen und schärften bei Gesundheit und Sicherheit, gesunder und sicherer Arbeits- den Prinzipien Rechenschaft, ihren Interessengruppen das Kundendienst, Verbraucherauf- plätze. Transparenz, ethisches Verhal- soziale Bewusstsein, indem sie klärung, Datenschutz und Barri- ten, Respekt für die Anliegen mit gutem Beispiel vorangin- erefreiheit. von Interessengruppen, Rechts- gen und sie mit Beratung und staatlichkeit sowie Einhaltung nachhaltigen Vergaberichtlinien internationaler Verhaltens- und unterstützten. Menschenrechtsnormen beruht. 1. Nachhaltigkeitsstra- 2. Nachhaltigere FIFA 3. Umweltschutz tegie – Planung und Umset- Fussball-Weltmeisterschaft Zur Begrenzung der ökologischen zung Für eine integrative Weltmeisterschaft Auswirkungen schätzten die FIFA und setzten die FIFA und das LOC auf das LOC im Vorfeld den CO2-Fussabdruck Die FIFA und das LOC haben erstmals eine verantwortungsvolle Beschaffung, der Weltmeisterschaft, kompensierten für eine FIFA Fussball-Weltmeisterschaft gut ausgebildete Mitarbeiter, rauchfreie über Projekte in Brasilien ihre betrieblichen eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie Stadien, Gesundheit und Sicherheit, Emissionen, riefen Karteninhaber dazu auf, gemäss ISO-Standard 26000 für soziale eine Kampagne zur Bekämpfung von ihrem Beispiel zu folgen, recyclierten den Verantwortung und GRI-Leitlinien zur Nach- Diskriminierung und einen barrierefreien Abfall aus den Stadien und verbesserten haltigkeitsberichterstattung erarbeitet. Zugang zu WM-Spielen für behinderte, die Öko-Bilanz ihrer Fahrzeugflotte. Die Strategie wurde im Juni 2012 bei der Konferenz der Vereinten Nationen über blinde, ältere und einkommensschwache Seiten 43–51 nachhaltige Entwicklung vorgestellt Einwohner Brasiliens. und auf FIFA.com veröffentlicht. Seiten 31–41 Seiten 15–29 84 % 18,2 % 251 000 39 % der Signalisation wurde in aller Tickets gingen an Tonnen CO2 und damit alle mehr Stadionabfall Brasilien produziert. behinderte, blinde, ältere betrieblichen Emissionen als geschätzt wurde und einkommensschwache des LOC und der FIFA wiederverwertet. Brasilianer. wurden kompensiert. Seite 37 Seite 40 Seite 46 Seite 48 12
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ Menschenrechte Umweltschutz Bürgerbeteiligung und soziale Entwicklung Die FIFA und das LOC Die FIFA und das LOC Die FIFA und das LOC un- verlangten in ihrem Ein- waren bestrebt, die öko- terstützten an den Spielor- flussbereich die Einhaltung logischen Auswirkungen ten Initiativen, die mithilfe der Menschenrechte, von der WM in den Bereichen des Fussballs Bildung, Ge- Rechtsstaatlichkeit, sozialer Abfall, Wasser, Energie, sundheit, soziale Integra Gerechtigkeit und Fairness. Verkehr, Beschaffung und tion und Sicherheit fördern Klimawandel einzudämmen und Diskriminierung be- und das Umweltbewusst- kämpfen. • über 3,1 Mio. Tickets sein zu fördern. • 13 153 Freiwillige • 1508 WM-Mitarbeiter • TV-Übertragung in mehr als 200 Länder • 64 Spiele • 12 Stadien FIFA-Präsident: „Dank unserer Erfahrung in 4. Soziale Entwick- 5. Bleibendes Erbe Brasilien können wir die FIFA lung mithilfe des Fussballs Fussball-Weltmeisterschaft künftig zweifellos noch nach- Dem Gastgeberland ein positives haltiger gestalten und durch- Für die FIFA ist der Fussball weit Vermächtnis zu hinterlassen, wird mehr als ein Sport, da er mit seiner immer wichtiger. Inwieweit Brasiliens führen.“ weltweiten Ausstrahlung und Reichweite Wirtschaft von der WM profitiert hat und Seite 5 Positives bewirken kann. Die FIFA und noch profitieren wird, ist noch strittig. das LOC haben an allen zwölf Spielorten Mit ihren beträchtlichen Investitionen FIFA-Generalsekretär: in Sozialprojekte investiert und jungen während der Turniervorbereitung hat die „Wir werden bei den kom- Führungspersönlichkeiten aus aller Welt FIFA aber zweifellos einen wesentlichen menden Weltmeisterschaften bei einem Football-for-Hope-Forum Beitrag geleistet. Mit dem LOC hat und -Festival die Möglichkeit geboten, sie zudem in Ausbildungs- und noch grösseren Wert auf sich darüber auszutauschen, wie der Gesundheitsprogramme investiert und Nachhaltigkeit legen. Jeder Fussball zur sozialen Entwicklung einen Fonds für die Fussballförderung Betriebsbereich muss seine beitragen kann. gegründet. Verantwortung bei der Durch- führung eines nachhaltigen Seiten 53–63 Seiten 65–75 Turniers wahrnehmen.“ Seiten 6–7 LOC-Geschäftsführer: „Wir sehen noch Verbesse- rungsmöglichkeiten, vor allem 24 % 26 Für über 18 000 was die Zusammenarbeit mit den Spielorten beim Transport des Treibstoffs für die offizi- Sozialprojekte wurden 2014 brasilianische Mitarbeiter, und die stärkere Gewichtung ellen Fahrzeuge war Ethanol, mit USD 1,05 Mio. unterstützt. Freiwillige, Fahrer, der Nachhaltigkeit im Be- und alle 2683 Fahrer absol- Abfallsammler und schaffungswesen anbelangt – vierten einen Kurs für um- Stadionbetreiber wurden beides Bereiche, die die Nach- weltschonendes Fahren. massgeschneiderte Programme durchgeführt. haltigkeit von Mega-Events wie der Weltmeisterschaft Seite 50 Seite 61 Seite 70 enorm beeinflussen können.“ Seiten 8–9 13
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Nachhaltigkeitsbericht FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ 1. Nachhaltigkeits- strategie – Planung und Umsetzung 15
1. Nachhaltigkeitsstrategie – Planung und Umsetzung 1.1 INTERVIEW MIT DEM LEITER DER FIFA- ABTEILUNG SOZIALE VERANTWORTUNG Federico Addiechi, seit 2005 Leiter der FIFA-Abteilung soziale Verantwortung, spricht über die wichtigsten Erfolge der FIFA-Nachhaltigkeitsstrategie für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft, Verbesserungsmöglichkei- ten, das Vermächtnis der WM 2014 für Brasilien und die Nachhaltigkeitsarbeit für 2018. Frage: 2014 gab es erstmals eine umfassende Nach- Wir haben frühere Richtwerte problemlos erreicht, haltigkeitsstrategie für eine FIFA Fussball-Weltmeis- das Football-for-Hope-Festival und -Forum ver- terschaft. Wo sehen Sie die grössten Erfolge dieser anstaltet, einige Verbesserungen erzielt und neue Strategie? Initiativen umgesetzt. Neben der CO2-Kompensa Antwort: Die Strategie war zweifellos ein grosser tion wie bei früheren Turnieren haben wir auch eine Schritt vorwärts und, wie ich finde, ein grosser Erfolg, vollständige Analyse unseres CO2-Fussabdrucks auch wenn es Probleme gab. Insgesamt konnten wir vorgenommen und konnten so die Emissionen, für unsere Nachhaltigkeitsarbeit weiterentwickeln und die wir verantwortlich sind, genauer ermitteln. Zu auf soziale, ökologische und wirtschaftliche Bereiche den neuen Initiativen zählten eine massgeschnei- ausdehnen. Statt wie bislang einzelne Programme zu derte, sechstägige Nachhaltigkeitsschulung für betreiben, konnten wir für 2014 alles unter einem Dach Stadionbetreiber und ein Online-Arbeitsmarkt zusammenfassen. training für die freiwilligen Helfer aus Brasilien. 16
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ Ein weiterer Erfolg war die Barrierefreiheit. Neben Wir möchten etwa die Interessengruppen schon frü- speziellen Karten und Dienstleistungen für Personen her formell einbinden und die wichtigsten Gruppen mit Behinderungen oder eingeschränkter Mobilität besser über unsere Fortschritte informieren, und so boten wir bei WM-Spielen zusammen mit Fachor- unsere Kommunikation über das Nachhaltigkeitsver- ganisationen für blinde und sehbehinderte Fans die fahren insgesamt verstärken. bewährte und weiter verbesserte Audio-Berichterstat- Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft nachhaltiger tung an. zu machen, ist eine enorme Aufgabe, die mit Auch beim Abfall, von dem vor und während einer grossen öffentlichen Erwartungen verbunden ist, FIFA Fussball-Weltmeisterschaft weit mehr anfällt die nicht immer erfüllt werden. Eine Veranstaltung als sonst, bewiesen wir mit der Bildung einer eigenen dieser Grössenordnung hat immense Auswirkungen Fachabteilung grosses Engagement und sorgten dank auf das Gastgeberland, sowohl negative als auch der engen Zusammenarbeit mit dem FIFA-Partner positive. Um diese effektiver zu minimieren bzw. zu Coca-Cola für eine fachgerechte Entsorgung und maximieren, müssen wir viel früher beginnen und Wiederverwertung. eng mit den Bewerberländern zusammenarbeiten. Was war der entscheidende Faktor für diese Die zivilen Unruhen im Sommer 2013 richteten sich Erfolge? zum Teil auch gegen die Veranstaltung des Turniers Neben einer klaren, auf internationalen Standards in Brasilien. Was bedeutete das für Sie und Ihr basierenden Strategie und zweckgebundenen Res- Team? Hat das Ihre Arbeit verändert? sourcen für die Nachhaltigkeitsarbeit braucht es die Die zivilen Unruhen bereiteten uns grosse Sorge. Zusammenarbeit aller, damit eine Megaveranstaltung Die Heftigkeit der Proteste hat uns alle überrascht. nachhaltiger durchgeführt werden kann. In diesem Einige Forderungen der Protestbewegung richteten Sinne war der vielleicht wichtigste Erfolgsfaktor sich zwar auch an die FIFA und die WM-Austragung unsere starke Zusammenarbeit mit verschiedensten in Brasilien, betrafen aber alles Punkte, die wir in Interessengruppen wie der Bundesregierung, den unserer Strategie bereits berücksichtigt hatten. Un- Spielorten, Stadionbetreibern und Geschäftspartnern. sere Strategie basierte auf einer sorgfältigen Ana- Ebenfalls entscheidend war das 2012 gemeinsam mit lyse aller sozialen und wirtschaftlichen Aspekte im dem LOC gebildete Nachhaltigkeitsteam, das das so- Zusammenhang mit der WM-Organisation und trug ziale und ökologische Know-how in Brasilien gestärkt den Anliegen einiger der an den Protesten beteilig- hat. Dank diesem sehr engagierten Team mit vier ten Gruppen bereits Rechnung. Durch die Proteste Vollzeitmitarbeitern in Rio de Janeiro und dem beste- fühlten wir uns aber noch stärker verpflichtet, die henden Team in Zürich konnten wir unsere Projekte Strategie so wirkungsvoll wie möglich umzusetzen. fristgerecht umsetzen und anderen Betriebsbereichen Unruhen gab es auch vor dem Football-for-Hope- helfen, ihre Tätigkeit nachhaltiger zu gestalten. -Forum in Belo Horizonte. Aus Sicherheitsgründen stand bis wenige Tage vor Beginn gar eine Absage im Raum. Eine solche wäre aber sehr schade und Wo haben Sie Ihre Erwartungen nicht erfüllt? irgendwie auch widersinnig gewesen, weil wir beim Wichtiges Element der Strategie waren nachhaltigere Forum ja Wege finden wollten, wie der Fussball Beschaffungsprozesse für die FIFA Fussball-Welt- dabei helfen kann, viele der von den Demonstranten meisterschaft, da sich diese insgesamt enorm auf die angesprochenen sozialen Probleme zu bekämpfen. Nachhaltigkeit des Wettbewerbs auswirken können. Statt das Forum abzusagen, veranstalteten wir am Doch leider wurden die Ausschreibungen einzeln Eröffnungstag zusätzlich eine Podiumsdiskussion, durchgeführt. Mangels Ressourcen und wegen der um die Ursprünge der Proteste zu analysieren und zu zunehmenden Komplexität konnten wir so im Ver- erörtern. lauf der Turniervorbereitung immer weniger Einfluss Eine grosse Herausforderung sind seit jeher die Er- nehmen. Die Nachhaltigkeitsindikatoren wurden wartungen, die eine WM in vielen Bereichen weckt. zudem zu oft zu wenig stark gewichtet, als dass sie Die Organisation eines Mega-Events führt in einem ausschlaggebend gewesen wären. Land zwangsläufig zu einer solchen Erwartungshal- tung. Die FIFA und das LOC werden deshalb oft für Daneben gibt es noch andere Aspekte, wo wir Ver- Dinge verantwortlich gemacht, auf die sie keinen besserungen und Änderungen vornehmen möchten. direkten Einfluss haben. 17
1. Nachhaltigkeitsstrategie – Planung und Umsetzung Können Sie uns einige Punkte nennen, für die Sie 2011 bis 2013 umgesetzt haben, schützt unsere Organi- Ihrer Ansicht nach zu Unrecht kritisiert wurden? sation weltweit besser vor Korruption, ist aber natür- Ein gutes Beispiel war die Kritik im Zusammenhang mit lich auf unseren Einflussbereich beschränkt. dem offiziellen WM-Maskottchen Fuleco™, einem Drei- binden-Gürteltier. Hier wurden uns mangelnde Mass- nahmen zum Schutz der Biodiversität vorgeworfen. Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 ist zwar Natürlich ist der Schutz der Biodiversität in Brasilien Geschichte, in Brasilien aber in vielerlei Hinsicht ein wichtiges Anliegen, aber unsere Relevanzanalyse noch immer präsent. Was ist für Sie das wichtigste hat ergeben, dass weder die FIFA noch das LOC einen Vermächtnis an Brasilien? direkten Einfluss auf die diesbezügliche Gesetzgebung Wir wollten von Anfang an, dass die brasilianische Ge- in Brasilien haben und die Problematik keine Auswir- sellschaft langfristig von der WM profitiert. Zu diesem kungen auf die Turnierorganisation hat. Beide Voraus- Zweck haben wir alles daran gesetzt, die Vorbereitung setzungen hätten erfüllt sein müssen, damit das Thema und Durchführung des Turniers nachhaltiger zu gestal- für die FIFA und das LOC relevant gewesen wäre. Wir ten und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt hätten natürlich Organisationen in diesem Bereich und die betroffenen Interessengruppen zu begrenzen. unterstützen können, aber damit wären für andere Be- Unsere Arbeit zielte deshalb vor allem auf eine unmit- reiche wie Abfallmanagement in den Stadien und Fuss- telbare Wirkung und die Durchführung des Turniers. ballprogramme zur sozialen Entwicklung, auf die wir mehr Einfluss haben, weniger Mittel übrig geblieben. Ebenfalls für öffentliche Diskussionen sorgten die infor- Zu diesem Zweck haben wir alles mellen Händler, die von der Einzonung der WM-Stadi- daran gesetzt, die Vorbereitung en betroffen waren. Wir halten die Kritik für ungerecht- fertigt, weil die FIFA und das LOC um eine Lösung und Durchführung des Turniers bemüht waren und die Einzonung in erster Linie der Wahrung von Sicherheit und Ordnung an Spieltagen nachhaltiger zu gestalten und diente, die bei einer WM weit anspruchsvoller ist als bei die negativen Auswirkungen auf herkömmlichen Ligaspielen. Im Vorfeld der FIFA Fuss- ball-Weltmeisterschaft schlug die FIFA den Spielorten die Umwelt und die betroffenen ein Konzept vor, das informelle Händler innerhalb der gewerblich eingeschränkten Zonen zuliess. Mehrere Interessengruppen zu begrenzen. hundert informelle Händler wurden in der Folge ent- sprechend ausgerüstet und erhielten die ausdrückliche Gleichzeitig fanden und entwickelten wir weite- Erlaubnis, an Spieltagen um die Stadien herum Waren re Massnahmen zur sozialen Entwicklung und zum zu verkaufen. Dank dieser Initiative konnten wir einigen Umweltschutz in Brasilien mit einem breiteren und der Anliegen informeller Händler entsprechen, gleich- langfristigen Fokus, die über das Turnier hinaus Wir- zeitig unsere vertraglichen Verpflichtungen einhalten kung erzielen sollten. Dazu gehörten die Beschäfti- und an Spieltagen einen sicheren und reibungslosen gung lokaler Genossenschaften und PR-Arbeit für ihre Betrieb sicherstellen. wertvolle Tätigkeit in Brasilien, Arbeitsmarkttraining In einigen Fällen wurde die FIFA gar bei Problemen für Freiwillige, Nachhaltigkeitsschulung für Stadionbe- um Hilfe gebeten, für die wir ganz klar nicht zustän- treiber, Gesundheitsprogramme für Schüler sowie dig waren, z. B. in Zusammenhang mit der fehlenden IT-Spenden an öffentliche Schulen und gemeinnützige Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur in Brasilien Organisationen. oder der Korruption innerhalb brasilianischer Institu- Ich möchte keine Massnahme hervorheben, weil alle tionen. Einige Projekte, die wir in Brasilien über das dazu beigetragen haben, die brasilianische Gesell- Football-for-Hope-Programm unterstützen, setzen sich schaft positiv zu beeinflussen, wenn auch in unter- zwar mithilfe des Fussballs für Gesundheit und Bildung schiedlichem Ausmass. Der Nachhaltigkeitsfonds, der ein, aber angesichts der Probleme, mit denen die bra- nach dem Turnier mit USD 100 Millionen dotiert wurde, silianische Regierung in diesen Bereichen landesweit sollte das Vermächtnis ebenfalls stärken. Das genaue kämpft, ist unsere Wirkung beschränkt. Was ethisches Vermächtnis der WM für Brasilien wird sich aber erst in Verhalten anbelangt, hat die FIFA eine Verpflichtung ein paar Jahren messen lassen, wenn die getroffenen als Institution und gegenüber der Fussballgemein- Massnahmen greifen und die erforderlichen Daten für schaft. Der Governance-Reformprozess, den wir von eine effektive Wirksamkeitsanalyse vorliegen. 18
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ Mit dem Turnier selbst sind auch die Auswirkungen gen die Kompensation der Emissionen durch Inves- der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft auf die Umwelt titionen in klimafreundliche Projekte das wirksamste und die Interessengruppen immer grösser geworden. Mittel, die negativen ökologischen Auswirkungen Gleichzeitig haben Sie Ihre Nachhaltigkeitsarbeit einzudämmen. ausgedehnt und für dieses Turnier erstmals eine Ein weiteres Beispiel für die augenscheinlichen Unter- umfassende Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet. War schiede zwischen den Gastgeberländern ist der Stand die WM 2014 so nachhaltig wie nie zuvor? der sozialen Entwicklung. Während in Deutschland bei Mit dem Turnier sind auch die Herausforderungen Fussballprogrammen zum Beispiel ein Fokus auf die an die Nachhaltigkeit gewachsen. Während die Zahl Inklusion von Migranten sinnvoll ist, stehen in Südafrika der Spiele und Teams seit 1998 unverändert ist, sind und Brasilien HIV/Aids-Aufklärung und Gewaltpräven- die Besucherzahlen und die Anforderungen an die tion im Vordergrund. Anhand dieser lokalen Prioritäten Durchführung eines erstklassigen Mega-Events in unterstützen wir gezielt NGO, die die dringendsten vielen Bereichen gestiegen. Die negativen Folgen Probleme vor Ort bekämpfen, um einen effektiven zu beschränken und die positive Wirkung zu stei- Beitrag zur sozialen Entwicklung zu leisten. Da die Ausgangslage also stets anders ist, lassen sich Turniere kaum miteinander vergleichen. Die FIFA und die jeweiligen LOC haben in den letzten zehn Jahren Die fortwährende Zusammenarbeit aber immer mehr Zeit und Ressourcen in die Nach- mit dem LOC in Russland und der haltigkeit von Turnieren investiert. So gesehen wurde tatsächlich noch nie so viel für die Nachhaltigkeit einer intensive Know-how-Transfer stimmen Weltmeisterschaft unternommen. mich zuversichtlich, dass wir die Nachhaltigkeit noch stärker in die Wo stehen Sie im Hinblick auf 2018? Wir arbeiten seit Mai 2013 mit dem LOC in Russ- Planung und Durchführung des Turniers land an der Nachhaltigkeitsstrategie für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018 und sind in der in Russland integrieren können. Schlussphase. Im Vergleich zu 2014 konnten wir ein Jahr früher loslegen. Zudem folgten wir dem Beispiel der WM in Braslien, das uns schon erheblich weiterge- gern, hat an Bedeutung gewonnen. Dennoch ist es bracht hat. schwierig, einzelne Weltmeisterschaften miteinander Wir haben ausserdem viel für den Wissenstransfer zu vergleichen, da jede in einem anderen Land und zwischen den beiden Turnieren getan. Bei den vier- auf einem anderen Kontinent ausgetragen wird und teljährlichen Kontrollsitzungen für die FIFA Fuss- jeweils vier Jahre dazwischen liegen. Welche Bereiche ball-Weltmeisterschaft 2014 protokollierten wir z. B. für die Verbesserung der Nachhaltigkeit massgebend jeweils die Informationen und Erfahrungen, die uns für sind und wie viele Mittel zur Verfügung stehen, hängt die nächste WM-Ausgabe wichtig und/oder von Be- stark von den lokalen Gegebenheiten wie der Grösse lang schienen. Zwecks Kontinuität und Wissenstrans- des Landes, der Energieversorgung, der Infrastruktur fer war der Nachhaltigkeitsleiter des russischen LOC oder der bestehenden Gesetze und Vorschriften ab. bei der WM 2014 zudem vor Ort und nahm an allen So wird der CO2-Fussabdruck des Turniers wesentlich Nachhaltigkeitsaktivitäten teil. Umgekehrt arbeitet von den Distanzen und den verfügbaren Transport- die Leiterin unseres Nachhaltigkeitsteams in Brasilien mitteln zwischen den Spielorten beeinflusst. Dank nun in Zürich und hilft bei den Vorbereitungen für die dem ausgebauten Schienennetz und den kürzeren Weltmeisterschaft 2018. Mit den neuen WM-Handbü- Distanzen zwischen den Spielorten hatte Deutschland chern, die derzeit erarbeitet werden, legen wir ferner beim Binnentransport einen kleineren CO2-Fussab- die Basis für unsere Nachhaltigkeitsarbeit bei künfti- druck als Brasilien, wo die viel grösseren Distanzen gen Turnieren. zwischen den Spielorten oft per Flugzeug zurückge- Die fortwährende Zusammenarbeit mit dem LOC in legt werden mussten. In Deutschland waren kosten- Russland und der intensive Know-how-Transfer stim- lose Bahntickets als Anreiz für die Fans ein wirksames men mich zuversichtlich, dass wir Nachhaltigkeit noch Mittel zur Minderung des CO2-Ausstosses. In Brasilien stärker in die Planung und Durchführung des Turniers ohne sinnvolle Alternative zum Flugzeug war hinge- in Russland integrieren können. 19
1. Nachhaltigkeitsstrategie – Planung und Umsetzung 1.2 NACHHALTIGKEIT BEI FIFA FUSSBALL- WELTMEISTERSCHAFTEN Die FIFA begann ihr soziales Engagement mit Ziel – eine bessere Zukunft gestalten – erweiterte und Kampagnen wie „Ich spiele fair“ (1997) und damit ihre Verantwortung über die Leitung des inter- „Nein zu Rassismus“ (2002) sowie gemeinsamen nationalen Fussballs und die Organisation von Turnie- Bemühungen mit dem UNHCR und UNICEF ren hinaus anerkannte. zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Flüchtlingen in der Kosovo-Region (1999). Seit dieser Neuausrichtung hat die FIFA im Bereich Dies war gleichzeitig der Startschuss für die nachhaltige Entwicklung eine immer stärkere und von FIFA-Präsident Blatter und dem damaligen aktivere Rolle übernommen und schenkt sozialen und UNO-Generalsekretär Kofi Annan angekündigte ökologischen Aspekten in ihrem Kerngeschäft immer Partnerschaft zwischen der FIFA und den Vereinten grössere Beachtung. Nationen zur Verbreitung gemeinsamer Werte. Football for Hope Mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft gestalten Unmittelbare Folge dieser Neuausrichtung war die Lancierung der Football-for-Hope-Initiative, über die Wegweisend war das Jahr 2005, als die FIFA ihre die FIFA verlässliche Sozialprojekte rund um die Welt Mission um ein drittes, klar soziales und ehrgeiziges unterstützt. Seit 2005 wurden so 447 soziale Entwick- Sozial- und Umweltschutzprojekte bei FIFA-Wettbewerben 2008 2006 2009 FIFA Fussball-Weltmeisterschaft FIFA U-20-Frauen-Weltmeister- Deutschland 2006 schaft Chile 2008 FIFA Konföderationen-Pokal „6 Dörfer für 2006“: Gemeinsa- Südamerikanisches Foot- Südafrika 2009 me Kampagne der FIFA und der ball-for-Hope-Festival mit 16 SOS-Kinderdörfer zum Bau sechs Teams, bestehend aus jungen Football-for-Hope-Forum, bei neuer SOS-Kinderdörfer in Bra- Führungspersönlichkeiten von dem 150 Fachleute aus dem Be- silien, Mexiko, Nigeria, Südafrika, NGO aus Südamerika, die in Chi- reich Entwicklung durch Fussball Vietnam und der Ukraine. le ihre Errungenschaften feiern Erfolge präsentieren und Ideen und Erfahrungen zum Beitrag für die Zukunft von Fussballpro- Green-Goal-Umweltschutzpro- grammen zur sozialen Entwick- gramm des deutschen LOC; des Fussballs für eine bessere Zukunft austauschen. lung austauschen. FIFA-Beitrag von EUR 400 000 an ein CO2-Kompensationsprojekt. FIFA-Tage gegen Diskriminierung FIFA-Tage gegen Diskriminierung 2008, bei denen die Spielführe- 2009, bei denen die Spielführer rinnen eine Erklärung verlesen eine Erklärung verlesen und bei- und beide Teams mit einem Ban- de Teams mit einem Banner mit ner mit der Aufschrift „Nein zu der Aufschrift „Nein zu Rassis- Rassismus“ posieren. mus“ posieren. 20
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ lungsprogramme in 78 Ländern auf allen Kontinenten Kontinente ein Waisendorf baute. Vier Jahre später realisiert, von denen Zehntausende profitiert haben. folgte in Südafrika die offizielle Nachhaltigkeitskam- pagne „20 Zentren für 2010“ zum Bau von 20 Foot- ball-for-Hope-Zentren in ganz Afrika. Erste WM-Projekte Der Strategiewechsel hatte auch Folgen für die Orga- Erste umfassende Strategie nisation der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft, die als grösste Einzelsportveranstaltung der Welt auch negati- Angesichts dieser Erfolge erarbeiteten die FIFA und ve soziale und ökologische Auswirkungen haben kann. das LOC für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 2006 realisierten die FIFA und das LOC in Deutschland drei Jahre vor Turnierbeginn eine umfassende Nachhal- deshalb erstmals offizielle Sozial- und Umweltschutz- tigkeitsstrategie, die sie beim Rio+20-Gipfel der Ver- kampagnen: zum einen „Green Goal“ mit einem weg- einten Nationen im Juni 2012 präsentierten. Wichtiger weisenden Programm zur CO2-Reduktion und -Kom- Bestandteil dieser Strategie ist die Veröffentlichung des pensation, zu dem die FIFA EUR 400 000 beisteuerte, vorliegenden Nachhaltigkeitsberichts, der Aufschluss und zum anderen die Initiative „6 Dörfer für 2006“, mit über die Arbeit der FIFA und des LOC in Brasilien gibt deren Hilfe die FIFA gemeinsam mit der Wohltätigkeits- sowie Verbesserungsmöglichkeiten und die Erfolge der organisation SOS-Kinderdörfer auf jedem der sechs FIFA seit Beginn ihres Engagements aufzeigt. 2010 2011 FIFA Fussball-Weltmeisterschaft FIFA Frauen-Weltmeisterschaft FIFA U-20-Weltmeisterschaft Südafrika 2010 Deutschland 2011™ Kolumbien 2011 Football-for-Hope-Festival mit 32 Umweltschutzprogramm zur Durch- Zusammenarbeit mit der Inter Teams, bestehend aus jungen Füh- führung eines klimaneutralen Tur- amerikanischen Entwicklungs- rungspersönlichkeiten von NGO aus niers. Verschiedene Massnahmen bank zur Finanzierung und aller Welt, die in Johannesburg ihre in den Bereichen Wasser, Abfall, Unterstützung von Kinderfuss- Errungenschaften feiern und Erfah- Energie, Mobilität/Transport, Ca- ballorganisationen in Kolumbien, rungen zum Beitrag des Fussballs für tering, nachhaltiges Management die mithilfe des Fussballs soziale eine bessere Zukunft austauschen. und Klimawandel, wie die Bildung Probleme bekämpfen. 20 Zentren für 2010 – das Verspre- eines Umweltbeirats und eine zer- Umweltschutzprogramm mit der chen der FIFA zum Bau von 20 tifizierte Schulung in nachhaltigem kolumbianischen Regierung und Bildungs-, Gesundheits- und Fussball- Stadionmanagement für Stadion dem WWF, um mit der Kompen- zentren in ganz Afrika. betreiber. sation von CO2-Emissionen durch Green-Goal-Umweltschutzprogramm FIFA-Tage gegen Diskriminierung ein Wiederaufforstungsprojekt mit Schwerpunkt Abfall, Wasser, 2011, bei denen die Spielführerinnen ein klimafreundliches Turnier zu Verkehr, Energie, Klimawandel und eine Erklärung verlesen und beide garantieren. Biodiversität. Teams mit einem Banner mit der Aufschrift „Nein zu Rassismus“ po- sieren. Im Vorfeld Medienkonferenz zum Frauenfussball und dessen Rol- le bei der Förderung junger Frauen und Mädchen. 21
1. Nachhaltigkeitsstrategie – Planung und Umsetzung 1.3 ENTWICKLUNG DER NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE Unmittelbar nach der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Gegebenheiten in Brasilien wurden für die Strategie in Südafrika begannen die FIFA und das LOC eine 2014 verschiedene soziale und ökologische Anliegen tragfähige und umfassende Nachhaltigkeitsstrategie für ausgewählt. die WM 2014 in Brasilien zu erarbeiten. Mit Beginn der Gespräche zwischen Vertretern der Dabei ging es darum, sich klare, ehrgeizige und FIFA, des LOC und der brasilianischen Regierung dennoch realistische Ziele zu setzen und alle Anfang 2011 nahm der Rahmen für die Entwicklung der für eine nachhaltige Durchführung der grössten Nachhaltigkeitsstrategie Konturen an. Einzelsportveranstaltung der Welt relevanten Anliegen sorgsam zu prüfen und zu gewichten. Anhand der Die FIFA und das LOC bildeten daraufhin ein gemein- wichtigsten Erkenntnisse der beiden vorangehenden sames Nachhaltigkeitsteam, das die Grundlage der Weltmeisterschaften und mit Blick auf die lokalen Strategie für 2014 anhand der Erkenntnisse der letzten Schlüsselbereiche Relevante Anliegen % der Interessengruppen, die dieses Anliegen zu den fünf wichtigsten zählen Organisationsführung Vermächtnis (sozial, ökologisch und wirtschaftlich) 68 % Organisationsführung Integration von Leitsätzen ins WM-Management 57 % Bürgerbeteiligung und soziale Entwicklung Soziale Integration und Diskriminierungsbekämpfung 46 % Menschenrechte Prävention von Sklaven- und Kinderarbeit 43 % Bürgerbeteiligung und soziale Entwicklung Soziale Investitionen (Programme, Schulungen) 40 % Umweltschutz Förderung des Umweltschutzes in Brasilien 30 % Menschenrechte Zivile und politische Rechte (Obdachlose) 30 % Bürgerbeteiligung und soziale Entwicklung Gesundheit 26 % Umwelt CO2-Kompensation 26 % Organisationsführung Grundlegende Arbeitsprinzipien und -rechte 22 % Organisationsführung Förderung der Nachhaltigkeit in WM-Bereichen 21 % Umweltschutz Energie 19 % Faire Geschäftspraktiken Förderung der Nachhaltigkeit 17 % Umweltschutz Wasser 16 % Umweltschutz Abfall 12 % Arbeitsbedingungen Anstellung und Ausbildung von WM-Personal 12 % Arbeitsbedingungen Faire Löhne und Leistungen 12 % Umweltschutz Logistik (Waren) 10 % Faire Geschäftspraktiken Nachhaltige Beschaffung 10 % Arbeitsbedingungen Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis 9% Verbraucherschutz Verbraucheraufklärung und -bewusstsein 9% Umweltschutz Nachhaltiger Verbrauch 8% Verbraucherschutz Sicherheit und Gesundheitsschutz der Verbraucher 8% Faire Geschäftspraktiken Möglichkeiten für informellen Sektor 7% Arbeitsbedingungen Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz 7% Verbraucherschutz Barrierefreiheit 7% Umweltschutz Transport (Personen) 6% Verbraucherschutz Kundendienst und Beschwerdesystem 4% Verbraucherschutz Datenschutz 1% Abb. 1.1: Liste relevanter Anliegen gemäss den Top-5-Bewertungen der Interessengruppen 22
Sustainability Report 2014 FIFA World Cup Brazil™ Schlüsselbereiche und Ziele Organisationsführung Rechenschaft, Transparenz, ethisches Verhalten, Berücksichti- gung der Anliegen von Interessengruppen, Rechtsstaatlichkeit sowie Einhaltung internationaler Verhaltens- und Menschen- rechtsnormen bilden die Basis der Nachhaltigkeitsarbeit für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft. Die FIFA und das LOC sind zudem bestrebt, dem Gastgeberland ein positives Erbe zu hin- terlassen. Weitere Informationen siehe 1. Nachhaltigkeitsstrategie – Pla- nung und Umsetzung (S. 15–29) und 5. Bleibendes Vermächtnis (S. 65–75) Umweltschutz Die FIFA und das LOC sind bestrebt, die negativen ökologischen Auswirkungen bei der WM-Vorbereitung und -Durchführung in den Bereichen Abfall, Wasser, Energie, Verkehr, Beschaffung und Klimawandel einzudämmen und mithilfe des Turniers das Be- wusstsein für die Umwelt zu fördern. Weitere Informationen siehe 3. Umweltschutz (S. 43–51) Bürgerbeteiligung und soziale Entwicklung Die FIFA und das LOC unterstützen an den Spielorten Initiativen, die mithilfe des Fussballs Bildung, Gesundheit, soziale Integration und Sicherheit fördern und Diskriminierung bekämpfen. Weitere Informationen siehe 4. Soziale Entwicklung durch Fuss- ball (S. 53–63) Faire Geschäftspraktiken Die FIFA und das LOC pflegen einen fairen Umgang mit aussen- stehenden Organisationen und Personen und schärfen bei ihren Interessengruppen das soziale Bewusstsein, indem sie mit gutem Beispiel vorangehen und sie mit Beratung und nachhaltigen Ver- gaberichtlinien unterstützen. Weitere Informationen siehe 2.3 Verantwortungsvolle Beschaf- fung von Waren und Dienstleistungen (S. 36–37) Verbraucherschutz Die FIFA und das LOC legen grossen Wert auf den Schutz der Verbraucherrechte, inkl. Gesundheit und Sicherheit, Kunden- dienst, Verbraucheraufklärung, Datenschutz und Barrierefreiheit. Weitere Informationen siehe 2.4 Barrierefreiheit und Integration Turniere, der politischen Agenda in Brasilien und des (S. 38–40) und 2.5 Gesundheit und Sicherheit (S. 41) internationalen Standards für soziale Verantwortung ISO 26000 sowie in enger Zusammenarbeit mit einer Arbeitsbedingungen Die FIFA und das LOC bekennen sich zu fairen Arbeitsbedingun- externen, auf Nachhaltigkeitsmanagement spezialisier- gen, inkl. fairer Löhne sowie gesunder und sicherer Arbeitsplätze. ten Beratungsfirma skizzierte und analysierte. Weitere Informationen siehe 2.2 Arbeiten bei der FIFA Fuss- ball-Weltmeisterschaft 2014 (S. 34–35) Relevanzanalyse Menschenrechte In ihrem Einflussbereich verlangen die FIFA und das LOC die Zur Identifikation und Gewichtung der massgebenden Einhaltung der Menschenrechte, von Rechtsstaatlichkeit, sozialer Gerechtigkeit und Fairness. Anliegen wurde eine Relevanzanalyse durchgeführt, Weitere Informationen siehe 1. Nachhaltigkeitsstrategie – Pla- bei der u. a. landeskundige Nachhaltigkeitsexperten nung und Umsetzung (S. 15–29) und 2. Nachhaltigere FIFA Fuss- beigezogen sowie Mitarbeiter und verschiedene ball-Weltmeisterschaft (S. 31–41) Interessengruppen befragt wurden (vgl. 1.4). Alle erkannten Anliegen wurden anhand der folgenden Abb. 1.2: Ziele für jeden Schlüsselbereich gemäss Nachhaltig beiden Fragen sowohl aus interner als auch aus externer keitsstrategie für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 Sicht diskutiert und beurteilt: 23
1. Nachhaltigkeitsstrategie – Planung und Umsetzung a) Was für Auswirkungen hat das Anliegen auf die FIFA Aktionsplan Fussball-Weltmeisterschaft? Was für eine Bedeutung hat es für die FIFA und das LOC? (Relevanz für Zur Umsetzung der Ziele wurde im April 2012 ein interne Interessengruppen) Aktionsplan mit anfänglich 160 Massnahmen erstellt, b) Was für Auswirkungen hat das Anliegen auf von denen bald darauf die ersten gemäss den zuge- Interessengruppen? Was für eine Bedeutung hat es wiesenen Aufgaben und gesetzten Fristen eingeleitet für die einzelnen Interessengruppen? (Relevanz für wurden, z. B. Schätzung des CO2-Fussabdrucks, Orga- externe Interessengruppen) nisation des Recyclings in den Stadien, Vorbereitung des Football-for-Hope-Festivals, Durchsetzung des In einem zweiten Schritt wurde analysiert, inwieweit Rauchverbots in den Stadien, Zusammenarbeit mit die FIFA die relevanten Anliegen beeinflussen und/ der Ticketing-Abteilung hinsichtlich Barrierefreiheit, oder kontrollieren kann und wo die FIFA und das LOC Ausbildung von Kommentatoren für blinde und sehbe- folglich konkrete und wirksame Massnahmen erarbei- hinderte Fans, Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie ten sollten. Anliegen ausserhalb der Kontrolle oder Schulung von Stadionbetreibern. Der Aktionsplan wur- des direkten Einflussbereichs der FIFA schieden für de mit dem beigezogenen Experten für nachhaltige Sofortmassnahmen aus. 29 Anliegen wurden in einem Managementsysteme vierteljährlich sorgfältig über- Aktionsplan schliesslich für relevant befunden (vgl. prüft und bei Bedarf angepasst. Abb. 1.1) und gemäss ISO 26000 in sieben Schlüssel- bereiche eingeteilt, für die jeweils ein strategisches Ziel Im Juni 2012 wurde die Gesamtstrategie in Form einer definiert wurde (vgl. Abb. 1.2). Das Ergebnis war die Medienmitteilung auf www. FIFA.com/csr2014 der WM-Nachhaltigkeitsstrategie, die im Januar 2012 dem Öffentlichkeit präsentiert und von der FIFA und vom LOC-Aufsichtsrat und im März 2012 der Organisations- LOC im Beisein der brasilianischen Regierung bei der kommission für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige präsentiert wurde. Entwicklung (Rio+20) vorgestellt. 24
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