Nahversorgung Seite 13-14 - imakomm AKADEMIE

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Projekte | Forschung | Lösungen | Trends | in der Kommunalentwicklung   September 2013

Integration
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                                       Nahversorgung
                                       Seite 13-14
                                                                             Einzelhandels-
                                                                                 steuerung
                                                                                                Seite 8-9

Online-
                                                                                              Seite 10-12
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                                                                                        Marken
Handel
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                                                   www.imakomm-akademie.de          imakomm KONKRET | 2013 | A
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Fachkräftemangel und Integration -
Schritte zur Bedarfsabschätzung und zur Erarbeitung konkreter Maßnahmen am Beispiel
der Stadt Aalen.
                                                                                                                         Das Beispiel der Stadt Schwäbisch
                                                                                                                         Hall, die versucht hat, in Portugal
                                                                                                                         Fachkräfte anzuwerben, hat gezeigt:
                                                                                                                         Die Qualifizierung und gegebenenfalls
                                                                                                                         Anwerbung von Fachkräften ist be-
                                                                                                                         reits heute Zukunftsaufgabe auch von
                                                                                                                         Kommunen. Doch macht dies für jede
                                                                                                                         Stadt Sinn? Wie groß ist der Bedarf
                                                                                                                         speziell an akademischen Fachkräf-
                                                                                                                         ten mit Migrationshintergrund in einer
                                                                                                                         Stadt? Wie können diese Fachkräfte
                                                                                                                         aber nicht nur „angeworben“ werden,
                                                                                                                         sondern – und dies ist von mindestens
                                                                                                                         genau so großer Bedeutung – durch
                                                                                                                         eine entsprechende Willkommens-
                                                                                                                         Kultur auch integriert werden? Diese
                                                                                                                         Fragen wurden in einem Modellprojekt
                                                                                                                         der Stadt Aalen, projektiert von der
                                                                                                                         imakomm AKADEMIE und in Zusam-
                                                                                                                         menarbeit mit der Firma Carl Zeiss AG
                                                                                                                         sowie der IHK Ostwürttemberg, unter-
                                                                                                                         sucht. Ergebnis: Über vergleichsweise
                                                                                                                         einfache Instrumente ist ein Überblick
                                                                                                                         über die jeweilige kommunale Situati-
                                                                                                                         on hinsichtlich Bedarf und Anforderun-
Eine Aktion, die das Bewusstsein über die Internationalität einer Stadt auf attraktive Weise schärft: Die Sommeraktion   gen der Unternehmen für eine etwaige
„Aalen City international“. Im öffentlichen Raum in der Innenstadt werden als Open-Air-Vernissage Porträts und inte-
ressante Lebensläufe von Menschen mit Migrationshintergrund sowie deren ursprünglichen Herkunftsländer gezeigt.          Anwerbung speziell von akademischen
Insgesamt vereint Aalen mit seinen gut 66.000 Einwohner Menschen aus 120 Nationen.                                       Fachkräften im Ausland möglich.

                                                             THEMENÜBERSICHT
•1

      Fachkräftemangel und Integration                                                                                                        Seite     1-3

      on / off - knippst der Online-Handel den Innenstädten das Licht aus? Daten und Thesen                                                   Seite     4-7

      Praxistaugliche Einzelhandelssteuerung: Flexible und dennoch klare Einzelhandelskonzepte                                                Seite     8-9

      Städte als Marken: Ergebnisse einer aktuellen bundesweiten wissenschaftlichen Untersuchung                                              Seite   10-12

      Nahversorgung im ländlichen Raum - Kleinflächenkonzepte umsetzbar machen                                                                Seite   13-14

      News                                                                                                                                    Seite     15

      Veranstaltung                                                                                                                           Seite     16

imakomm AKADEMIE GmbH | Ulmer Straße 130 | 73431 Aalen | Fon: +49 7361 52829-0 | Fax: +49 7361 52829-20 | www.imakomm-akademie.de
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Strategische Kommunalentwicklung

Fachkräfte mit Migrationshinter-                    Studien weisen auf Basis solcher Daten so ge-        Die Ergebnisse in der Aalener Studien, die Un-
grund sind Zukunftsthema.                           nannte „Mangelberufe“ aus, in denen der Fach-        ternehmen in der gesamten Region Ostwürt-
                                                    kräftebedarf allgemein und der Bedarf speziell       temberg und damit auch weitere Kommunen
Die Diskussion, ob Deutschland Einwande-            an akademischen Fachkräften nicht mehr allein        berücksichtigt, sind teilweise überraschend
rungsland sei, ist obsolet. Deutschland IST         durch die Ausbildung bereits in Deutschland le-      (kleine Auswahl):
Einwanderungsland, und muss dies auch sein:         bender Menschen gedeckt werden kann.
Allein die Betrachtung statistischer Daten zeigt,                                                        • Der aktuelle Bedarf an den relevanten
dass zahlreiche Menschen mit Migrations-            Wie relevant ist das Thema für eine                    Fachkräften liegt in der Region höher
hintergrund in Deutschland leben – und dies         einzelne Stadt? Einfach durchzufüh-                    als theoretisch anzunehmen wäre. Das
allein schon aus Gründen des Fachkräfteman-         rende Arbeitsschritte helfen, dies zu                  Thema hat hier also besondere Relevanz.
gels künftig mehr denn je notwendig sein wird.      beantworten.
                                                                                                         • „Akademische Fachkräfte haben meist Fa-
Schlaglichter Fachkräfte und Migration:             Die Stadt Aalen, von der Alexander von Hum-            milie“, heißt für Kommunen: Informationen
                                                    boldt-Stiftung bereits ausgezeichnet für die           werden zwar zunächst über das anvisierte
• Aktueller Anteil der Menschen mit Migrati-        „deutschlandweit freundlichste Ausländer-              Unternehmen gesucht, dann aber sofort
  onshintergrund an der Gesamtbevölkerung           behörde 2005“, hat mit einem Modellprojekt             auch über den Lebensraum durch Besuch
  in Deutschland: 19-20%.                           zwei zentrale Fragestellungen verfolgt: (1) Wie        der städtischen Homepage. Mehrsprachigkeit
  (Quelle: Statistisches Bundesamt 2012)            relevant ist das Thema direkt vor Ort aus Un-          von kommunalen Internetauftritten ist also
                                                    ternehmenssicht? (2) Welche konkreten Maß-             Pflicht – in der Praxis aber selten anzutreffen.
• Notwendige Migration aus dem Ausland, um          nahmen aus Unternehmenssicht und aus Sicht
  die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen           von Fachkräften mit Migrationshintergrund            • Barriere fachkräfteseitig ist (neben formalen
  Alter in Deutschland künftig stabil zu halten:    sind sinnvoll, um die Integration aber auch            Hürden) nach wie vor die Sprache – trotz zahl-
  400.000 jährlich.                                 Rekrutierung zu verbessern?                            reicher Sprachkursangebote. Diese finden aber
  (Quelle: Manager Magazin 1 / 2013)                                                                       beispielsweise meist nicht „nach der Arbeits-
                                                    Hierfür wurden einfach durchzuführende Arbeits-        zeit“ statt, und auch nicht im Unternehmen. Das
• Prognostizierter Engpass an Fachkräften           schritte entwickelt, die in der Tat belastbare Er-     wird aber klar gewünscht. Und: Ein Zurecht-
  pro Jahr in Baden-Württemberg im Jahr             gebnisse lieferten (vergleiche Grafik).                finden gibt es bei grundlegenden Dingen wie
  2030: 474.000, davon 20.000 akade-                                                                       Wohnungssuche zu wenig. Ein „Ankommen“
  misch Qualifizierte.                              Überraschendes Ergebnis: Grundpro-                     im neuen Lebensraum gelingt ebenfalls zu
  (Quelle: IHK Baden-Württemberg, Fach-             bleme sind in vielen Kommunen noch                     selten – es fehlt die direkte, aktive Ansprache
  kräftemonitor 2030)                               nicht gelöst.                                          auch durch die Kommune, also ein „Kümmern“.

    Schritte zur Abschätzung des Bedarfes an (akademischen) Fachkräften mit
    Migrationshintergrund in einer Stadt:

    Schritt 1: Abschätzung Bedarf:
    • Erster Anhaltspunkt: Theoretischen Bedarf für die „eigene“ Stadt berechnen durch „Herunterbrechen“ landesweiter
      Kennziffern pro Beschäftigtem.

    • Verifizierung: Unternehmensbefragung, hierbei unbedingt eine Differenzierung nach Beschäftigtenzahlen.

    • Entscheidung: Heutiger / künftiger Bedarf von Relevanz (durch Abgleich mit theoretischem Bedarf)?

    Schritt 2: Dialogorientierte Evaluation bisheriger Maßnahmen und Erstellung eines Maßnahmenprogramms für
    Integration und Rekrutierung:
    • Baustein 1 in Aalen: Expertenrunden mit (akademischen) Fachkräften mit Migrationshintergrund.

    • Baustein 2 in Aalen: Expertenrunde mit Selbständigen mit Migrationshintergrund und Mitgliedern aus bestehenden
      internationalen Vereinen / Institutionen der Stadt.

2 | imakomm KONKRET | 2013                          www.imakomm-akademie.de
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Strategische Kommunalentwicklung

• Barrieren aus Sicht von Unternehmen sind
  die Komplexität der Formalitäten bei der
  Rekrutierung von ausländischen Fachkräf-
  ten. Zwar bestehen Informationsbroschü-
  ren, Online-Informationen usw. Aber: Der
  direkte Kontakt zu und letztlich die Schu-
  lung von Personalleitern ist Erfolgsfaktor.

• „Internationalität eines Standortes muss
  begeistern“. Profane Dinge wie Zurückhal-
  tung gegenüber „Fremden“ beispielsweise
  bei der Wohnungssuche scheinen nach
  wie vor zu bestehen. Das hat nichts mit
  Fremdenfeindlichkeit zu tun, eher mit Un-
  sicherheit und Unwissenheit. Wichtig ist es
  daher, dass die politisch gewollte Internati-
  onalität eines Standortes auch erlebbar für
  jeden Bürger wird. Eine Aktion hierfür stellt
  beispielsweise die Sommeraktion 2013 in
                                                  Sommeraktion „Aalen City international“: Eine Auswahl an porträtierten Menschen, wie sie auf großen Plakaten in der Innenstadt
  der Innenstadt von Aalen dar (siehe Bild).      präsentiert werden.

• In der Kommunalverwaltung selbst: Soll das
  Thema Fachkräfte tatsächlich angegangen
                                                      Fazit:
                                                     Das Thema Fachkräfte ist grundsätzlich relevant – auch für Kommunen. In welcher Intensität und
  werden, bedarf es Ressourcen. Und: Die
                                                     mit welchen Maßnahmen dieses jedoch in einer Stadt angegangen werden muss, sollte sauber
  Ausländerbehörde darf sich nicht (mehr)
                                                     analysiert werden. Dazu gibt es methodisch vergleichsweise einfache Arbeitsschritte, die jedoch
  quasi als Ordnungsamt verstehen, sie muss
                                                     auf die jeweilige Stadt tatsächlich zugeschnitten werden müssen. Wird ein entsprechender Pro-
  sich vielmehr öffnen, im wahrsten Sinne des
                                                     zess in Gang gesetzt und zielt dieser nicht allein auf eine reine Datenerhebung sondern auf die
  Wortes auch baulich (Transparenz! Willkom-
                                                     Erarbeitung konkret umsetzbarer Maßnahmen ab, bedarf es zudem einer professionellen Mode-
  mens-Kultur!).
                                                     ration. Gelingt ein solcher Prozess, liegen wertvolle Hinweis für den individuellen Umgang mit dem
                                                     Thema Fachkräftemangel (v.a. Fachkräfte mit Migrationshintergrund) vor.

  Die Autorin:                                       Der Autor:                                                       Der Autor:
  Dipl.-Geographin Mareike Merx                      Michael Felgenhauer,                                             Sebastian Vetter B.Sc.,
  imakomm AKADEMIE GmbH                              Amt für Zuwanderung und Integration der                          imakomm AKADEMIE GmbH,
  Projektleiterin Strategische Kommunalent-          Stadt Aalen,                                                     Bereich Strategische Kommunalent-
  wicklung,                                          Kontakt:                                                         wicklung,
  Kontakt:                                           michael.felgenhauer@aalen.de                                     Kontakt:
  merx@imakomm-akademie.de                                                                                            vetter@imakomm-akademie.de

                                                                        www.imakomm-akademie.de                                        imakomm KONKRET | 2013 | 3
Nahversorgung Seite 13-14 - imakomm AKADEMIE
Markt- und Standortanalysen

on / off - knippst der Online-Handel den Innenstädten
das Licht aus? Daten und Thesen.
                                                          Jahrelang war die „Grüne Wiese“ DIE Bedrohung für Innenstädte, erst all-
                                                          mählich hielt in vielen Kommunen das Verständnis für die Sinnhaftigkeit einer
  Ausgewählte Daten zum                                   wohl überlegten Einzelhandelssteuerung Einzug, wurden raumordnerische
  Online-Handel                                           Regelungen angepasst. Und nun das: Der Online-Handel als nächste Bedrohung
  (deutschlandweit):                                      für Innenstädte. In der Tat ist es der dynamischste Bereich im Handel, in den
                                                          kommenden Jahren wird der Anteil dieser Betriebsform in fast allen Sortiments-
  „Marktanteil wird erheblich                             bereichen erheblich sein. Wie beim Phänomen „Grüne Wiese“ scheinen Innen-
  steigen“:                                               stadtorganisationen, Einzelhändler wie auch Gutachter und das Planungsrecht
                                                          zu wenig darauf vorbereitet. Folglich wird Online-Handel entweder verteufelt
  • Umsatz des stationären Einzelhandels                  oder gepriesen, nicht selten aber einfach ignoriert. Richtig wäre aber: Neue Ide-
    im Jahr 2012: 427,9 Mrd. €                            en für Innenstädte und Überlegungen bei der Einzelhandelssteuerung sind nötig.
                                                          Gelingt dies, dann ist der Online-Handel eine weitere Betriebsform, die von den
  • Anteil des Online-Handels am Einzel-                  Innenstädten aber auch aktiv genutzt werden kann.
    handelsumsatz im Jahr 2012:
    ca. 8-10 %; prognostizierter Anteil des
    Online-Handels am Einzelhandelsum-
    satz in 2015 bis zu 30 %

  • Online-Marktanteil ausgewählter
    Sortimente in 2012: Getränke: 1 %,
    Bücher: 17 %, Musik/CDs usw.: 35 %

  • Steigerung Umsatz des Online-Handels
    2011 zu 2012: +15%

  Alle Daten: Wirtschaftsmagazin „brand eins“ 04/2013,
  IHK Baden-Württemberg: Offensive für den Fachhan-
  del, Mai 2013.

  „Grenzen verwischen, stationä-
  rer Handel muss online gehen“:

  • 9 von 10 Einkäufen werden nach wie
    vor im stationären Handel, und nicht
    online, getätigt.

  • 30 % des Online-Umsatzes wurden im
    Jahr 2012 durch stationäre Händler
    erwirtschaftet.

  • 2 Hauptgründe für den „offline-Kauf“:
    (1) „Wollte das Produkt direkt mitneh-
    men“, (2) „wollte das Produkt sehen /
    anfassen“.

  Alle Daten: IHK Baden-Württemberg: Offensive für den
  Fachhandel, Mai 2013, IfH Köln: Branchenreport Inter-   Der Online-Handel spielt bezüglich der jähr-     >
                                                          Grafik). Letztlich erleben wir wiederholt eine
                                                          massive Verschiebung der Marktanteile der        Nur diesmal nicht unmittelbar sichtbar wie
                                                          einzelnen Betriebsformen im Einzelhandel.        beim Bau von Fachmärkten, Discountern oder-

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Markt- und Standortanalysen

                                                                                                                                  sammenspiel von (zu steuerndem) Einzelhandel
                                                                                                                                  und anderen Nutzungen antizipieren. Es bedarf
                                                                                                                                  also zukunftsfähiger Einzelhandelskonzepte.

                                                                                                                                  3. >

                                                                                                                                  Befragungen des ECC Handel (abrufbar unter
                                                                                                                                  www.handelsdaten.de) belegen: Einkaufsgrün-
                                                                                                                                  de im stationären Handel – im Vergleich zum
                                                                                                                                  Online-Handel – sind u.a. „wollte das Produkt
                                                                                                                                  sehen / anfassen“, „wollte das Produkt direkt
                                                                                                                                  mitnehmen“. Diese Vorteile bietet die Innenstadt,
                                                                                                                                  nicht der Online-Handel. Nicht allein „Service“,
                                                                                                                                  sondern eben Düfte (banales Beispiel: Kaffeeau-
                                                                                                                                  tomat in einem Optikerfachgeschäft), „Haptik“,
                                                                                                                                  persönliche Ansprache von Kunden, Ruhezonen
                                                                                                                                  in größeren Ladeneinheiten usw. sind Trümpfe
                                                                                                                                  der Innenstadt. Das heißt für ein Innenstadt-
                                                                                                                                  marketing aber auch: „Statt Event-tam-tam:
                                                                                                                                  Befähige den Bestand, sich qualitativ weiterzu-
                                                                                                                                  entwickeln“. Schaut man auf übliche Innenstadt-
Neu eröffnetes Logistikzentrum des Sportartikelhändlers Decathlon in der Stadt Schwetzingen. Von hier aus soll auch der Versand
des Online-Handels von Decathlon erfolgen.                                                                                        marketingansätze, so wird dies zu einer echten
                                                                                                                                  Zukunftsaufgabe.
Shopping-Centern, sondern zuerst nur messbar                      dern auch aktiv angegangen wird. Thesen für die
im virtuellen Raum, allmählich dann aber doch                     künftige Innenstadtentwicklung:                                 4. >
sichtbar beispielsweise in Gewerbegebieten
durch den Bau von Logistik-Zentren für den Ver-                   1. >                                    Kaufkraftzahlen müssen Innenstädte künftig (a)
                                                                                                                                  planungsrechtlich und städtebaulich den bishe-
Herausforderungen für Innenstädte:                                Kaufkraftanalysen der imakomm AKADEMIE in                       rigen Einkaufsbereich räumlich konzentrieren
Bekanntes wird sich verschärfen.                                  vielen Städten zeigen: Kaufkraft, zum Beispiel                  – sonst fehlen den Betrieben Fühlungsvorteile
                                                                  von Tagesgästen, Arbeitskräften aus dem Umland                  in Form von Kundenfrequenz. (b) Das Innenstadt-
Die schlechte Nachricht für Innenstädte: Der                      usw. sind auf der Gemarkung oftmals vorhan-                     marketing muss stärker auf Kaufkraftbindung
Betriebsformenwandel wird gerade auch in                          den – werden aber nicht in Wert gesetzt für die                 und „Multiplikation von am Standort vorhande-
den Innenstädten sichtbar werden: Umsatzein-                      Innenstadt. Um diese Kaufkraft in die Innenstadt                ner Kaufkraft“ aus sein. (c) Zudem benötig das
bußen bei jenen Einzelhandelsbetrieben, die                       „zu lotsen“, bedarf es besonderer Besuchsgrün-                  Innenstadtmarketing mehr Überraschungsquali-
kein klares Profil und damit keine Antwort auf                    de in der City. Diese gilt es zielgruppenorientiert             tät statt austauschbarer Events.
die virtuelle Konkurrenz haben oder die nicht                     aufzubauen. Im Konkurrenzkampf der Kommunen
parallel auch online Umsätze steigern, werden                     muss es sich dabei um authentische, nur schwer                  5. >
Weitere Leerstände. Dies wird v.a. jene Zent-
ren insbesondere von Klein- und Mittelstädten                     2. >                                             werden in vielen Städten aber nur noch schwer
und Besuchsgründe aufweisen. Kurios: Parallel                                                                                     entwickelbar sein – zumindest mit üblichen An-
werden aber Betriebe, meist größere Ketten /                      Rund ein Drittel der Verbraucher geht on- und                   sätzen. Daher: Sollen solche Lagen entwickelt
Filialisten, sehr wohl vom Online-Trend profi-                    offline einkaufen. Online-Gründe sind u.a. der                  werden, muss beispielsweise ein neues   Leer-
tieren, da sie diesen selbst mitgestalten (siehe                  Preis und die Bequemlichkeit. Die Verbraucher                   standsmanagement her, das beispielsweise  ge-
Datenübersicht). Um Immobilienpreise in 1a-                       suchen aber „mehr“. Dieses „mehr“ kann die                      zielt Fixkosten für Gründer zumindest mittelbar
Lagen der größeren Städte müssen sich Ver-                        Innenstadt bieten: Aufenthaltsräume, gastrono-                  senken kann und/oder bewusst soziale Projek-
mieter kaum Sorgen machen.                                        misches Angebot, persönliche Dienstleistungen                   te und Ähnliches in diesen Lagen fördert mit
                                                                  usw. Für alle Innenstadtakteure bedeutet dies,                  dem Ziel: „Zuerst überhaupt Frequenz wieder
Ein Aufruf an die Innenstadt:                                     dass eine Innenstadt tatsächlich multifunktional                aufbauen, um damit eventuell die Grundlagen
                                                                  entwickelt werden muss. Das klingt banal, in er                 für Ansiedlungen zu schaffen“. Die imakomm
Die gute Nachricht für Innenstädte: Gestaltungs-                  großen Mehrzahl von Innenstadtkonzepten wird                    AKADEMIE erarbeitet derzeit solche Ansätze
möglichkeiten bestehen durchaus, sofern der                       dies aber zu wenig berücksichtigt, auch Einzel-                 beispielsweise in/für die Städte Bopfingen und
Online-Trend nicht nur wahrgenommen, son-                         handelskonzepte müssen mehr denn je das Zu-                     Markgröningen.

                                                                                         www.imakomm-akademie.de                                 imakomm KONKRET | 2013 | 5
Nahversorgung Seite 13-14 - imakomm AKADEMIE
Markt- und Standortanalysen

Ausgewählte Stolpersteine für Innen-
städte:                                               Standpunkt 1: Der stationäre
Bei aller Überzeugung, dass Innenstädte dem           Einzelhandel muss sich dem Internet
Trend des Online-Handels tatsächlich entgegen-
treten können, bestehen aber auch erhebliche Pro-
bleme, die das erschweren:
                                                      stellen - denn er hat Chancen!
                                                      Glaubt man Umfragen, so laufen viele Einzel-     Ein Online-Shop muss gut überlegt sein: Er benö-
a) Planungsrechtlich ist dem Online-Handel, an-       handelsgeschäfte Gefahr, den Online-Trend zu     tigt meist eine lange Anlaufzeit und hohe Investi-
   ders als der „Grünen Wiese“, bisher quasi nicht    verschlafen. Und viele Betriebe scheinen fast    tionen. Die Kooperation mit einem spezialisierten
   zu begegnen.                                       schon gelähmt ob der rasanten Veränderungen      Dienstleister kann eine Lösung sein.
                                                      im Online-Bereich. So belegt das Institut für
b) Generationenfrage: Der stationäre Handel sollte    Handelsforschung, IfH Köln, in einer Umfra-      5. >
   zen (siehe Kundenbefragungen). Angesichts          Hälfte (47,8%) der Betriebe noch keine Maß-
   anstehender Nachfolgeregelungen ist bei vie-       nahmen zur Kundenansprache über mobile           Der Anruf, wenn die neue Kollektion eingetroffen
   len Betrieben jedoch fraglich, ob diese Betriebe   Endgeräte plant – jener Bereich, der das Ein-    ist, die Beratung über die passende Krawatte, die
   in das Online-Geschäft investieren werden. In-     kaufsverhalten der Kunden in den kommenden       Unterstützung für gehandicapte Personen – all das
   nenstadtmarketingprojeke müssen darauf eine        Jahren aber wesentlich mitprägen wird.           gibt`s nicht im Netz. Hier kann der Handel punkten,
   Antwort finden.                                                                                     aber er muss den Service dann auch bieten.
                                                      Ein Aufruf an den stationären Ein-
c) Steuerung via Gutachten: Online-Handel wird        zelhandel:                                       6. >
   Dies ist falsch. Die imakomm AKADEMIE wird         Der stationäre Einzelhandel hat aber durch-
   den Online-Trend entgegen dem sonstigen            aus Chancen und kann von dem Online-Trend        Bummeln, shoppen, Eis essen – für uns alle ein
   branchenüblichen Vorgehen in ihren Einzel-         sogar profitieren, wenn er sich zukunftsfähig    selbstverständliches Freizeitvergnügen in unseren
   handelskonzepten künftig noch stärker be-          macht. Eine Auswahl an Thesen:                   schönen Innenstädten. Die Aufenthaltsqualität ei-
   rücksichtigen, u.a. bei der Erarbeitung von                                                         ner Innenstadt bestimmen im wesentlichen Han-
   Entwicklungsmaßnahmen für einen Einzelhan-         1. >                                      berücksichtigen, wenn er sich für einen Einkaufs-
   kraftmodellen als Basis für die Ableitung von                                                       ort entscheidet.
   Ansiedlungspotenzialen.                            Noch keine Selbstverständlichkeit, aber längst
                                                      eigentlich schon Pflicht: Ein Internetauftritt
                                                      für ein Einzelhandelsgeschäft. Denn Kunden
                                                      informieren sich immer mehr zunächst online.

                                                      2. >

                                                      Rund 46% der Kunden geben nach einer
                                                      Untersuchung des ECC Köln an, dass das
                                                      Einkaufserlebnis im Laden größer ist als im
                                                      Online-Shop. Hier kann der stationäre Handel
                                                      punkten: Den persönlichen Kontakt gibt es nur
                                                      im Geschäft, nicht im Online-Shop.

                                                      3. >

  Der Autor:                                          Die Online-Bestellung und Abholung im Ge-          Die Autorin:
  Dr. Peter Markert,                                  schäft nimmt immer mehr zu – und ist auch          Karin Goldstein,
  imakomm AKADEMIE GmbH,                              ohne Online-Shop machbar. Einzelhandelsge-         Bereichsleiterin „Existenzgründung und
  geschäftsführender Gesellschafter der               schäfte, die diesen Service bieten, holen ihre     Unternehmensförderung“ bei der
  imakomm AKADEMIE,                                   Kunden aus dem Internet in ihr Geschäft.           IHK Reutlingen,
  Kontakt:                                                                                               Kontakt:
  markert@imakomm-akademie.de                         4. >

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Markt- und Standortanalysen

7. >            Konsequenz: Einkäufe werden künftig noch            zu einem ganzheitlichen Commerce-Angebot
                                                spontaner. Wer also nicht online und dabei          zusammenzufassen. Diese Integration für an-
„Das Internet hat 24 Stunden geöffnet, das      auch auf mobilen Endgeräten dem Kunden ei-          spruchsvolle und flexible Kunden soll möglichst
kann kein Geschäft leisten“. Stimmt, aber       nen Zugang bietet, verschläft einen wichtigen       vollständig und permanent sein. Der Aufwand
Kunden kaufen auch nicht 24 Stunden am          Trend.                                              für Unternehmen bzw. Händler wird in den
Tag ein. Wenn zu einer schönen Atmosphäre                                                           verschiedenen Ausbaustufen exponentiell stei-
noch einheitliche Kernöffnungszeiten kom-       Trend 2: Multi-Device-Welt = Händler                gen, aber der Aufwand scheint gut investiert:
men, werden auch die Innenstädte wieder         müssen in immer mehr Kommunika-                     Während heute 88% der Käufe offline getätigt
attraktiver.                                    tionswelten präsent sein. Denn die                  werden, werden es 2020 noch prognostizierte
                                                Kunden sind es auch.                                55% sein. Die Verteilung zwischen Online-und
                                                                                                    Offline-Research wird bis dahin immer weiter
                                                Durch die Integration von immer mehr Endge-         verschwimmen, es entstehen neue Retail-An-
                                                räten (Devices) in den Alltag vieler Kunden wird    sätze, die mit einem hohen Grad an Integration
                                                es erforderlich sein, sich den Lese- und End-       um die Gunst der Kunden buhlen. Die ROPO-
                                                gerätevorlieben der Kunden anzupassen. Hier         Gruppe (Research Online Purchase Offline) wird

Standpunkt 2:                                   werden unterschiedliche Ansätze verfolgt, um
                                                auf allen Devices präsent zu sein: Responsive-
                                                                                                    es bis dahin nicht mehr in der aktuellen Form
                                                                                                    geben (Quelle: Dialog Digital Handeln mit dmc

Der Online-                                     Design-Lösungen, um für alle Endgeräte ein
                                                Erscheinungsbild der Webpräsenz zu zeigen
                                                                                                    commerce consultants GmbH, Prof. Heineman,
                                                                                                    Hr. Krisch).

Handel:                                         oder Device-Commerce-Ansätze, um je De-
                                                vice ein speziell optimiertes Erscheinungsbild      Diese drei ausgewählten Themen zeigen die

Die nächsten                                    zu präsentieren. Für mögliche Kunden ist vor
                                                allem wichtig, dass Händler auf den verwen-
                                                                                                    Dynamik in der Trend-Fabrik E-Commerce. Es
                                                                                                    wurde im E-Commerce schon früh erkannt,

Entwicklungen!                                  deten Endgeräten präsent sind und den erwar-
                                                teten Nutzen bieten. Die Kunden sind vermehrt
                                                als hybride Kunden zu sehen, die sich situati-
                                                                                                    dass die Bedürfnisse des Kunden im Vorder-
                                                                                                    grund stehen müssen. Die Herausforderung
                                                                                                    für den Einzelhandel wird sein, an dieser Stelle
Der Online-Handel ist die derzeit dynamischs-   onsabhängig informieren und kaufen.                 nachzuziehen.
te Form des Handels. Das wird definitiv auch
so bleiben. Selbst wenn die Zuwachsraten im     Zusätzlich stellt sich die Frage, welche Devices
Online-Geschäft künftig nicht mehr so rasant    in Zukunft eine Rolle im Informations- oder
ausfallen werden wie in der jüngeren Vergan-    Kaufverhalten der Kunden spielen werden.
genheit, so wird sich das Versandgeschäft       Werden mögliche Konsumenten im Auto unter-
über E-Commerce dennoch massiv weiterent-       wegs oder am TV Informationen zu Produkten
wickeln. Eine Auswahl an aktuellen Themen,      oder Dienstleistungen abrufen? Oder wird der
welche immer mehr an Relevanz im E-Com-         Kühlschrank zuhause Werbeinhalte und emp-
merce gewinnen werden, sind:                    fohlene Nachbestellmengen für zuletzt ver-
                                                wendete Lebensmittel anzeigen? Ist Korea mit
Trend 1: Einkaufen über mobile End-             der virtuellen Supermarkt-Regalverlängerung
geräte = Mobile-/Tablet-Commerce.               mit scannbaren QR-Codes Vorreiter für ande-
                                                re Märkte? Das Netz als großes Ganzes mit
Online-Bestellungen bzw. Online-Einkäufe        immer mehr integrierten und interagierenden
werden immer häufiger von mobilen Endge-        Devices wird sowohl für Unternehmen/Händler
räten aus getätigt. Die Verkaufszahlen von      (logistisch, organisatorisch und technisch) als
Tablets und Smartphones nehmen massiv zu,       auch für den Konsumenten eine Herausforde-
ebenfalls ansteigend sind die über die mobi-    rung darstellen.
len Endgeräte generierten Handelsumsätze.
Im Vergleich zu 2011 hat sich das Einkaufs-     Trend 3: Vom Multi-/Cross-Channel
volumen per Smartphone und Tablet im Jahr       zum Omni Channel Commerce.
2012 mehr als verdoppelt. Der mobile Anteil                                                           Der Autor:
am E-Commerce in Deutschland beträgt ca.        Nachdem in den vergangenen Jahren und                 Marco Pfeiffer,
5% (Quelle: zanox Mobile Performance Baro-      heute der Begriff Multi-/Cross-Channel in al-         Leitung Projektmanagement bei der
meter 2012). Erwartet werden zukünftig wei-     ler Munde war, geht es zukünftig vor allem            dmc digital media center GmbH, größter
tere Steigerungen. Bis zum Jahr 2015 wird im    um die Art der Ausbaustufe mit der Maximal-           unabhängiger und inhabergeführter
deutschen Handel für den Bereich M-Com-         ausprägung Omni Channel Commerce. Hierbei             E-Commerce-Dienstleister Deutschlands,
merce ein Umsatzvolumen von bis zu 6 Mrd.       genügt es nicht mehr, lediglich mehrere Kanäle        Kontakt:
Euro prognostiziert (Quelle: BVDW, Mücke,       aktiv zu bearbeiten (stationär und online). Viel-     marco.pfeiffer@dmc.de
Sturm & Company, E-Payment Report 2011).        mehr geht es darum, alle relevanten Kanäle

                                                                  www.imakomm-akademie.de                          imakomm KONKRET | 2013 | 7
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Markt- und Standortanalysen

Praxistaugliche Einzelhandelssteuerung: Flexible und
dennoch klare Einzelhandelskonzepte.
Einzelhandelskonzepte sind mehr denn je Pflicht statt Kür. Allerdings wird den Konzepten auch von kommunalpolitischer
Seite nicht selten vorgeworfen, „theoretisch“ und „unflexibel“ zu sein. Denn: In der Praxis sind Abweichungen von den Re-
gelungen des Konzeptes in konkreten Fällen dann doch nötig, zumindest gewollt. Bei wiederholtem Abweichen vom Einzel-
handelskonzept ist dieses dann aber als Begründungsmaterial für Bebauungspläne – zu Recht – wertlos. Kann eine Stadt
bzw. Gemeinde also nur zwischen einem klaren und dafür starren Einzelhandelskonzept oder aber einem „wachsweichen“
Einzelhandelskonzept wählen? Nein! Das folgende Beispiel zeigt, dass Abweichungen von den Steuerungsgrundsätzen in
einem Konzept dann möglich sind, wenn sachliche      Begründungen
                                            „Mengen blüht                  für Ausnahmefälle
                                                          auf – die Fuhrmannstadt mit Flair“ bereits im Konzept definiert werden,
ohne dadurch Tür und Tor für Ausnahmen und Abweichungen von den Grundsätzen zu öffnen. Es gelingt also tatsächlich
ein klares und weitestgehend flexibles Einzelhandelskonzept, kommunalpolitische Diskurse werden so versachlicht.

In der Praxis konterkarieren viele
                                                          Beispiel: Prüfschema für die ausnahmsweise Zulässigkeit eines Ansiedlungsvorhabens im Bereich Nahversorgung, das
Kommunen ihre eigenen Einzelhan-                                                            vom kommunalen Einzelhandelskonzept abweicht.
delskonzepte.
                                                                            Ansiedlungsflächen im zentralen Versorgungsbereich oder einem ausgewiesenen
Um es gleich zu Beginn zu betonen: Einzel-                                                 Nahversorgungsstandort mittelfristig vorhanden?
handelskonzepte müssen klare Regelungen
enthalten. Sie sollen ein Instrument dafür sein,                                                           nein                           ja
den Einzelhandelsstandort insgesamt zu ent-
wickeln, die wohnortnahe Versorgung zu ge-
währleisten und die Innenstadt zu stärken, u.a.                                       Schädliche städtebauliche Auswirkungen auf
                                                                                        den zentralen Versorgungsbereich oder die
auch durch Schutz vor nicht sinnvollen Ansied-                                                 Nahversorgungsstrukturen?
lungen außerhalb der City. Dies umso mehr, als
der Kaufkraftkuchen – Stichwort Demografie                                               nein                                 ja

– künftig nicht größer, sondern kleiner werden
wird. Mehr denn je ist eine klare Einzelhandels-
                                                                              Mindestens 2 der folgenden
strategie also Pflicht!                                                            4 Bedingungen
                                                                                 müssen erfüllt sein:

Doch die Praxis zeigt: Entweder arbeiten Kom-
munen mit sehr restriktiven Einzelhandelskon-                        (1) Gesamtstädtische
                                                                     Nahversorgungsfunktion verbessert sich.
zepten – und weichen dann davon ab, weil
Einzelfälle tatsächlich oder politisch gewollt
eine Einhaltung der Regelungen unmöglich ma-                         (2) Verkehrliche Entlastung der Innenstadt
                                                                     tritt ein.
chen. Oder aber das Einzelhandelskonzept gibt
„grundsätzliche“ Regelungen vor, von denen
                                                                     (3) Bei Verlagerungsvorhaben: Altstandort
„im Einzelfall“ „eventuell“ abgewichen werden                        kein Handel mehr, räumliche Struktur
                                                                     verbessert sich.
kann – sie sind also bewusst „weich“ formu-
liert.
                                                                     (4) Planstandort hat systematisches
                                                                     Konzept, das funktionale Einbindung in
                                                                     Umgebung garantiert.
Beides scheint aber nicht geeignet, um die ei-
gentlichen Ziele eines Einzelhandelskonzeptes
zu erreichen und der Praxis gerecht zu werden.                          Vorhaben begründet ausnahmsweise
                                                                                                                             Vorhaben begründet ablehnen
                                                                                    zulassen

Es bedarf vielmehr eines klaren Einzelhandels-
konzeptes, das aber für spezifische Einzelfälle
sachlich begründete Abweichungen formuliert.
                                                DieAKADEMIE
                                                     Grafik zeigt, GmbH
                                                                   wie im Rahmen
                                                                           | Ulmereines Einzelhandelskonzeptes eine
                                                                                                                  | Tsachliche Prüfung für Ausnahmefälle von den 1Rege-
Damit werden diese Ausnahmen quasi imakomm Be- lungen                               Straße  130 | 73431 Aalen          [0 73 61] 5 28 29   0 | info@imakomm-akademie.de
                                                                                                                                                                   von 35
                                                        des Konzeptes definiert werden kann. Über mehrere Stufen wird hier beispielsweise für nahversorgungsrelevante
standteil des Konzeptes – und stellen streng Hauptsortimente, die grundsätzlich nur im zentralen Versorgungsbereich (zVB) angesiedelt werden sollen, die Prüfung
genommen gar keine Abweichung von diesem von Ausnahmefällen definiert. Zunächst wird geprüft, ob tatsächlich keine Flächen im zVB vorhanden sind. Ist dies der
                                                Fall, werden städtebauliche Auswirkungen ausgeschlossen. Ist auch dies gewährleistet, müssen weitere Bedingungen
dar. Aber: Ausnahmeregelungen bereits im Rah- vom Ansiedlungsvorhaben – in diesem Beispiel mindestens zwei von vier Bedingungen – erfüllt sein. Ist auch dies erfüllt,
men des Einzelhandelskonzeptes zu formulie- kann eine Zulässigkeit des Vorhabens vorliegen, sofern auch sonstige raumordnerische Regelungen eingehalten werden.
ren, scheint auch gefährlich. Sie könnten den Effekt: Das Schema zwingt Verwaltung und Gemeinderat zur sachlichen Begründung von Abweichungen – und legitimiert
                                                beide auch zur Ablehnung von Vorhaben, nimmt also auch kommunalpolitischen Druck. Hinweis: Das dargestellte Prüf-
eigentlich regulierenden Anspruch des Konzep- schema ist ein Beispiel und entspricht ganz bewusst nicht in Gänze den Regelungen, wie sie für die im Text genannten
tes verwässern.                                 Städte ausgearbeitet wurden.

8 | imakomm KONKRET | 2013                            www.imakomm-akademie.de
Markt- und Standortanalysen

>

Es bedarf daher klarer, nachprüfbarer Argumen-
te, die einen Einzelfall, der zu einer Abweichung
von den grundsätzlichen Regelungen des Kon-
zeptes führen könnte, definieren.

Gerade in jüngerer Vergangenheit hat die ima-
komm AKADEMIE von mehreren Städten, die
nachweisbar bereits erfolgreich via Einzelhan-
delskonzept steuern, den Auftrag bekommen,
das vorhandene Einzelhandelskonzept fortzu-
schreiben und in diesem Sinne zu flexibilisieren
– um eine Steuerung „via Ausnahmen und Ab-
weichungen“ künftig zu vermeiden.

Die erste Grafik zeigt ein Prüfschema speziell für
den Bereich nahversorgungsrelevante Sortimen-
te. Die Prüfschemata machen im Übrigen eine
eventuell notwendige raumordnerische Prüfung
von Ansiedlungen nicht obsolet. Die nachfolgende     Grafik: Ein Beispiel für die Prüfung, ob das vom Einzelhandelskonzept abweichende Vorhaben eine verkehrliche Entlastung in der
Karte zeigt die konkrete Analyse eines der Prüf-     Kernstadt, Fokus Innenstadt, bewirken würde (vergleiche Prüfschema, in diesem Fall ja). Durch einen Vergleich der vorherigen
kriterien – hier die Frage nach verkehrlichen Ent-   Kundenströme / Verkehrsbewegungen mit den zu erwartenden / veränderten Bewegungen kann dies grob abgeschätzt werden.
                                                     Die Angaben in „Mio.“ geben ungefähre Kaufkraftpotenziale an, um so die Reduzierung einzelner Verkehrsströme in ihrer Bedeu-
lastungseffekten für die Innenstadt. Entscheidend    tung einschätzen zu können.
für eine gezielte Einzelhandelsentwicklung sind
damit nicht nur die Ausweisung von Standorten
zur Konzentration von Einzelhandel, sondern ins-     >
gungen, wie beispielsweise die Verkehrsführung.
Gerade durch eine Änderung von Verkehrswegen         Konsequente und dennoch flexible Einzelhan-
können derart veränderte Ausgangsbedingungen         delssteuerung ist nachweisbar möglich. Die
geschaffen werden, dass vor Jahren festgelegte       Prüfung ist im Einzelfall zwar mit höherem
Standorte für Einzelhandel in Zukunft, auch aus      Aufwand verbunden, sie erleichtert aber allen
einer städtebaulichen Gesamtbetrachtung, kaum        Entscheidungsgremien Diskussionen ganz we-
noch geeignet erscheinen. Hier wird deutlich, dass   sentlich.
eine Verzahnung verschiedenster Fachbereiche,
gerade auch bei der Steuerung von Einzelhandels-     Die imakomm AKADEMIE wird künftig mehr denn
ansiedlungen und damit auch für die Prüfung von      je diese Überlegungen in Einzelhandelskonzep-
Abweichungen unabdingbar ist.                        ten berücksichtigen und einbauen.

    Fazit:
    Einzelhandelskonzepte enthalten Grundsätze / Ziele der Einzelhandelssteuerung. Nicht
    selten wird von diesen Grundsätzen in der Praxis aber abgewichen – aus politischen
    Gründen, aus scheinbarem Zwang („dann siedeln wir eben in der Nachbarkommune an“)
    usw. Um sachliche Begründungen für notwendige (!) Ausnahmen vom Einzelhandelskon-
    zept zu erzwingen, erarbeitet die imakomm AKADEMIE für mehrere Städte solche . Effekt: Ausnahmen erfolgen künftig                                   Dipl.- Geograph Matthias Prüller,
    tatsächlich nur in begründeten, spezifischen Einzelfällen, Verwaltung und Gemeinderat                                imakomm AKADEMIE GmbH,
    behalten in jedem Falle „das Heft in der Hand“ und sind nicht investorengetrieben. So ge-                            Projektleiter im Bereich Markt-
    lingen stringente, aber in der Realität besser anwendbare Einzelhandelskonzepte – eine                               und Standortanalysen,
    Steuerung über (willkürliche) Ausnahmen entfällt.                                                                    Kontakt:
                                                                                                                         prueller@imakomm-akademie.de

                                                                           www.imakomm-akademie.de                                        imakomm KONKRET | 2013 | 9
Strategische Kommunalentwicklung

Städte als Marken: Ergebnisse einer aktuellen
bundesweiten wissenschaftlichen Untersuchung.
Dr. Bernd Radtke untersuchte im Rahmen seiner im Juli 2013 veröffentlichten Dissertation „Stadtslogans zur Umset-
zung der Markenidentität von Städten“ theoretisch-konzeptionell und empirisch neben Stadtslogans unter anderem
auch die Anwendbarkeit und Anwendung des Markenkonzepts für Städte. Im empirischen Teil führte er als Novum
eine Vollerhebung bei den 500 größten deutschen Städten durch. Bei einer Rücklaufquote von 54,2% und 269 auswert-
baren Fragebögen liefert die Befragung eine der umfangreichsten, wenn nicht die umfangreichste wissenschaftliche
Datengrundlage zu diesem Themenkomplex. Der vorliegende Beitrag fokussiert auf die Hintergründe und Problematik
des Themas Städte als Marken bzw. Markenführung bei Städten. Er befürwortet klar die Anwendung des zahlreiche
Nutzen stiftenden Markenkonzepts für Städte – bei große und kleinen Städten -, jedoch unter der Beachtung der Be-
sonderheiten, die Städte von Konsumgütern unterscheiden.

Städte als Marken. Knapp 79% der 500 größten Städte Deutschlands sind der Meinung, dass jede Stadt identitätsstiftende und damit einzigartige Merkmale hat, die sie von anderen Städten unter-
scheidet. Dies kann allein schon in bestimmten baulichen Elementen der Stadt begründet liegen, die dann ganz bestimmte Assoziationen mit der jeweiligen Stadt hervorrufen. Bild links: Paris – „Stadt
der Liebe“. Bild rechts: Skyline von Frankfurt/Main – „Stadt des Geldes / der Finanzen und des Euros“.

>                                 ten deutschen Städte, dass für sie das The-                        beit lähmenden Missverständnisse von vorne
                                                                   ma Marke/Markenführung ein zentraler Punkt                         herein auszuräumen. Das ist umso wichtiger,
Es ist mittlerweile fast schon eine Plattitü-                      ihrer Arbeit darstellt und sie aktiv an dem                        wenn man weiß, dass sich im Markenwesen
de – dennoch ist sie richtiger denn je: Alle                       Thema arbeiten. Für 77,3% wird die Positio-                        in den letzten 150 Jahren fünf völlig verschie-
Städte stehen in einem zunehmend härter                            nierung ihrer Stadt im weltweiten Wettbewerb                       dene Markenverständnisse herausbildeten.
werdenden Standortwettbewerb um Einwoh-                            immer wichtiger und 76,7% sind der Mei-                            Seit rund zwanzig Jahren dominiert das soge-
ner, Besucher, Shoppingtouristen, Unterneh-                        nung, dass das Konzept der Markenführung                           nannte identitätsorientierte Markenverständ-
men, Studenten etc. Hinzu kommt seit einiger                       viele Vorteile für ihre Stadt bringt. Das konnte                   nis, das eine Marke als wirkungsorientiertes
Zeit noch verschärfend, dass der schon jetzt                       so und in dieser bemerkenswerten Höhe nicht                        sozialpsychologisches System versteht. Vor
vielerorts spürbare Fachkräftemangel den                           unbedingt erwartet werden.                                         diesem Hintergrund definiere ich eine Marke
Handlungsdruck für jede Stadt erhöht. Jeder                                                                                           als „die Gesamtheit einer mit einem Namen
(Ober-)Bürgermeister und alle Gemeinderäte                         >                                             lungsbildern (Images, Fremdbilder), die eine
zu zählen – und nicht zu den Verlierern, die                                                                                          Differenzierung zu den Vorstellungsbildern
es auch geben wird! Und in diesem Kontext                          Wenn man über Marken und Markenführung                             konkurrierender Objekte darstellen bzw. be-
wollen immer mehr Städte eine Marke sein,                          redet, ist es unabdingbar, zu definieren und                       wirken sowie das Verhalten der Zielgruppen
eine Marke entwickeln, eine Marke haben                            sorgfältig zu erläutern, was man unter einer                       beeinflussen.“ Zentrale Inhalte der Marken-

10 | imakomm KONKRET | 2013                                       www.imakomm-akademie.de
Strategische Kommunalentwicklung

Grafik: Aussagen der deutschlandweit 269 befragten Städte zum Thema „Stadt als Marke“. Quelle: Radtke, 2013, Stadtslogans zur Umsetzung der Markenidentität von Städten, S. 330.

definition sind also Identität, Image und Ver-                  wie gut, schlecht oder gar nicht gemanagte                      Identität besitzt – was jedoch die Grundlage
haltensbeeinflussung.                                           Stadtmarken.                                                    für eine Marke darstellt. Dies ist umso be-
                                                                                                                                merkenswerter, als dass die Stadtmarketing-
Zur Beantwortung der Frage, ob auch Städte                      >                                                     über sieben Besonderheiten auflisteten – mit
heranzieht, erkennt man: Städte sind bzw. ha-                                                                                   einer Spannbreite von mindestens einer und
ben eine mit einem Namen versehene Identi-                      Zur weiteren Beschreibung der Einstellung                       maximal 18 Nennungen. Somit ist relativ klar,
tät, die mehr oder minder klare Vorstellungs-                   gegenüber Stadtmarken wurden die Städte in                      dass jede Stadt über eine ausreichende An-
bilder in den Köpfen der Einwohner, Touristen,                  meiner Studie zu den oben genannten zent-                       zahl von Ansatzpunkten für eine unverwech-
Unternehmen etc. hervorruft, die sich mehr                      ralen Inhalten der Markendefinition befragt.                    selbare Identität besitzt – das Problem liegt
oder minder stark von den Vorstellungsbildern                   78,6% der Stadtmarketingverantwortlichen                        eher in der Auswahl und der Fokussierung auf
anderer Städte unterscheiden und das Verhal-                    sind der Meinung, dass jede Stadt ein Image                     das „richtige“, „beste“ oder „wirkungsvolls-
ten der Zielgruppen – beispielsweise Zu- oder                   hat, die Bevölkerung also Vorstellungsbilder                    te“ Identitätselement aus der relativ großen
Wegzug, Besuch, Urlaub, Einkauf, Engage-                        über alle Städte hat. 56,6% vertreten die Auf-                  und heterogen Menge zur Verwendung in der
ment – beeinflussen. Also auch hier ein kla-                    fassung, dass das bestehende Image ihrer                        Kommunikation.
res Fazit: Keine Frage, Städte werden von den                   Stadt jedoch nicht mit der Identität (Selbstbild)
Menschen als Marken wahrgenommen – dem                          bzw. der Realität in der Stadt übereinstimmt                    Die Kommunikation ist ein wichtiger – aber
kann sich keine Stadt entziehen. Es gibt je-                    und erstaunlich wenig - nur 44,9% - glau-                       nicht der einzige Bereich der Markenführung.
doch starke und schwache Stadtmarken so-                        ben, dass jede Stadt eine unverwechselbare                      Hierbei ist es essenziell, die grundlegenden

                                                                                      www.imakomm-akademie.de                                    imakomm KONKRET | 2013 | 11
Strategische Kommunalentwicklung

Unterschiede von Stadtmarken gegenüber            jedoch gibt es drei zentrale Unterschiede, die   deutlich höheren Bedeutung der so genann-
Konsumgütermarken zu beachten, sonst er-          die Markenführung von Städten im Vergleich       ten nicht-intendierten Kommunikation wie
leidet man unweigerlich Schiffbruch. Es gibt      zu Konsumgütern erschweren: (1) die höhere       sie durch das Stadtbild, öffentliche Gebäude
eine ganze Reihe von angebots-, nachfrager-       Komplexität, Heterogenität und Widersprüch-      und Plätze, architektonische Highlights, Parks
und wettbewerbsbezogenen Unterschieden.           lichkeit, wobei dies bei der Befragung nur 7%    etc. zum Ausdruck kommt. Dies hat zur Folge,
                                                  als sehr ernstzunehmendes Problem betrach-       dass die intendierte offizielle Kommunikati-
>                      im Vergleich zu den Mitarbeitern bei Konsum-     dennoch sollte sie natürlich professionell,
                                                  gütermarken), was auch durch die Befragung       zielgruppen- und wirkungsorientiert erfolgen.
In der Gesamtschau lässt sich mit der in der      bekräftigt wird, bei der 89,9% die Akzeptanz
Regel viel längeren Historie ein zentraler Un-    der Stadtmarke durch die eigenen Einwohner
terschied zwischen Stadtmarken und kom-           als unabdingbares Kriterium für eine erfolg-
merziellen Marken herausdestillieren, die die     reiche Stadtmarke ansehen, sowie (3) die un-
Markenführung positiv beeinflussen kann;          terschiedliche Art der Kommunikation mit der

     Fazit:
     1. Städte, auch kleinere, sind ohne Zweifel Marken und werden als solche wahrge-
     nommen.

     2. Die Leute haben mehr oder minder klare Vorstellungsbilder von allen Städten, un-
     abhängig davon, ob sie die Stadt persönlich kennen und unabhängig davon, ob diese
     Images lediglich bekannte Stereotypen wiedergeben oder der tatsächlichen Realität
     entsprechen.

     3. Alle Städte verfügen über eine ausreichende Anzahl von Aspekten, die sie einzigar-
     tig und unverwechselbar macht – man muss jedoch möglicherweise mit großem Auf-
     wand recherchieren, analysieren und tief genug in der Historie graben. Gelegentlich
     stößt man jedoch auch relativ schnell auf die zentralen Identitätsaspekte.

     4. Aufgabe der Markenführung ist es, basierend auf der einzigartigen Identität, syste-
     matisch die Positionierung der Marke im Standortwettbewerb vorzunehmen und in die
     angestrebte Position zu gelangen und diese zu verteidigen. Dies ist eine permanente,
     aufwändige und äußerst schwierige Aufgabe, deren größtes Problem die im Vergleich
     zu Konsumgütermarken geringe Steuerbarkeit der Stadtmarken ist. Doch diese Aufga-
     be müssen die Stadtverantwortlichen aktiv anpacken – nur vereinzelte, oberflächliche
     Werbekampagnen zu lancieren, ist zu wenig.
                                                                                                     Der Autor:
     5. Bei der Umsetzung der Markenidentität ist Kreativität und Mut gefragt. In der Befra-         Dr. Bernd Radtke, Jahrgang 1965,
     gung geben 28,2% der Stadtmarketingverantwortlichen an, dass sich alle Städte mit               ist Diplom-Ökonom und
     denselben Themen vermarkten. Dies ist zwar eine Minderheit, dennoch ist zu fragen,              Diplom-Verwaltungswirt (FH).
     warum dies so ist?                                                                              Er promovierte berufsbegleitend 2013
                                                                                                     am Lehrstuhl für Marketing der Heinrich-
     6. Für die Führung von Stadtmarken ist auf jeden Fall ein hohes Methoden- und Ex-               Heine-Universität Düsseldorf. Herr Radtke
     pertenwissen aus den Bereichen Marketing und Marke, Stadtforschung/Urbanistik wie               ist Geschäftsführer der IHK Ulm, Präsident
     auch der Politik- und Verwaltungswissenschaften notwendig. Der Einsatz von Bera-                des Marketingclubs Ulm/Neu-Ulm sowie
     tern ist sicherlich sinnvoll – jedoch ist genau zu prüfen, ob Know-how in der erforder-         Mitglied des fünfköpfigen Beirats des DMV
     lichen Breite und Tiefe vorhanden ist.                                                          (Deutscher Marketing-Verband).
                                                                                                     Die Dissertation ist im renommierten
     7. Markenführung ist absolute Chefsache. Der (Ober-)Bürgermeister muss sich dem                 Springer Gabler Verlag erschienen und im
     Thema Stadtmarke persönlich und engagiert widmen – dies ist essenziell für den                  Buchhandel und über amazon erhältlich.
     Erfolg einer Stadtmarke.                                                                        Kontakt:
                                                                                                     bernd-radtke@web.de.

12 | imakomm KONKRET | 2013                      www.imakomm-akademie.de
Markt- und Standortanalysen

Nahversorgung im ländlichen Raum -
Kleinflächenkonzepte umsetzbar machen.
Ein Zwischenbericht aus einer Modellregion.
Angesichts der demografischen Entwicklung wird es insbesondere im ländlichen Raum künftig vermehrt Kommunen
geben, die eine eigene Nahversorgung nicht mehr aufrechterhalten oder aufbauen können. Hierbei sind interkom-
munale Lösungen – beispielsweise in Form von Lieferdiensten, Fahrservices und dergleichen notwendig. Einzelne
Kommunen im ländlichen Raum können jedoch durchaus spezifische Lösungen für eine stationäre Nahversorgung
aufbauen. Allein über eine Ansprache von Kleinflächenkonzepten – so ein Ergebnis eines aktuellen Forschungsprojek-
tes in der Region Ostwürttemberg – wird dies aber nicht gelingen. Vielmehr kristallisieren sich weitere Erfolgsfaktoren
für einen solchen Aufbau heraus. Ein Überblick über erste Projektergebnisse / Thesen.

Die Formen an Kleinflächenkonzepten für die Versorgung mit Lebensmitteln insbesondere im ländlichen Raum sind mittlerweile zahlreich. Das obere Bild zeigt als Beispiel eines der Vertriebskonzepte
der Firma Utz Lebensmittel aus Ochsenhausen. Verschiedene Konzepte (beispielsweise „Um`s Eck“, „Nah & Frisch“, „Gutkauf“ usw.) sind für unterschiedliche Standorte geeignet. Der hier gezeigte
Dorfladen wird üblicherweise auf 55 bis 350 m² Verkaufsfläche realisiert, benötigt mindestens 1.000 Einwohner in der Standortgemeinde und wird von Gemeinden oder Bürgerinitiativen betrieben.
Doch oftmals funktionieren Kleinflächenkonzepte – trotz rechnerisch vorhandenem Potenzial – nicht. Unter Anderem weil zwischen Anspruch und tatsächlichem Kaufverhalten Unterschiede bestehen.
Das Modellprojekt „Regionalstrategie Daseinsvorsorge“ in der Region Ostwürttemberg untersucht in einer von vier Arbeitsgruppen auch das Thema Nahversorgung. Zusammen mit kommunalen
Entscheidungsträgern und Einzelhändlern werden dabei notwendige Faktoren für den Aufbau einer Nahversorgung im ländlichen Raum erarbeitet. Ein Ergebnis daraus: Es bedarf eines Beratungs-
prozesses sowohl der Kommune als auch des Einzelhändlers, der den Markt führen soll, da nur dann gewährleistet ist, dass betriebswirtschaftliches Know-how und pfiffiges Marketing für den Markt
tatsächlich vorhanden sind und umgesetzt werden. Das Bild rechts zeigt einen Event vor einem Dorfladen mit Bewirtung, Blasmusik und vielem mehr.

MORO soll innovative Ansätze u.a. in                              Potenziale für die Sicherung der Nah-                              Viele der noch existierenden Kleinmärkte aber
der Sicherung der Grundversorgung                                 versorgung sind da, Betreuung des                                  auch Lebensmittelhandwerker stehen in den
ermöglichen.                                                      „Erfolgsfaktors Mensch“ aber nötig.                                nächsten Jahren vor der Frage der Unterneh-
                                                                                                                                     mensnachfolge oder Investitionen ins Ladenge-
Die Region Ostwürttemberg mit den beiden Land-                    Die Arbeitsgruppen sind noch in der Arbeit, doch                   schäft. Hier sollte frühzeitig auch in Abstimmung
kreisen Ostalbkreis und Landkreis Heidenheim ist                  schon jetzt zeichnet sich ein auf viele Kommu-                     mit den Kommunen über Lösungen nachgedacht
deutschlandweit eine von 21 Modellregionen, die                   nen übertragbares Vorgehen bei der Prüfung                         werden. Liegen Aussagen zu realistischen Kon-
vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und                        und Sicherung der Nahversorgung ab (verglei-                       zepten für eine Kommune vor, sind diese in ei-
Stadtentwicklung (BMVBS) im Modellvorhaben                        che Grafik). Im Modellvorhaben wurden anhand                       nem zweiten Schritt zu konkretisieren. Aus Ge-
der Raumordnung „Regionalstrategie Daseins-                       ausgewählter kleinerer Gemeinden Kennziffern                       sprächen mit (Groß-)Händlern wurde deutlich: Es
vorsorge“ (MORO) gefördert wird.                                  erarbeitet, anhand derer eine Berechnung des                       muss ein klares betriebswirtschaftliches Konzept
                                                                  Ansiedlungspotenzials im Bereich Lebensmittel                      her – in der Praxis oftmals leider vernachlässigt.
In vier Arbeitsgruppen sollen Möglichkeiten zur                   möglich wird. Damit können für Kategorien von
Sicherung und zum Aufbau der Daseinsvorsor-                       Kommunen denkbare Konzepte „berechnet“                             Erfolgsfaktor bleibt jedoch der Faktor Mensch.
ge im ländlichen Raum erarbeitet werden. Eine                     werden. Es zeigt sich, dass selbst in heute noch                   Im MORO-Projekt werden daher konkrete Be-
Arbeitsgruppe, besetzt unter Anderem mit Bür-                     klar unterversorgten Gemeinden bestimmte Kon-                      treuungsangebote für einen potenziellen Händler
germeistern der Region, Vertretern der IHK Ost-                   zepte möglich wären. Für andere Kommunen ist                       definiert.
württemberg, der imakomm AKADEMIE usw., er-                       hingegen zu erwarten, dass Nahversorgungs-
arbeitet dabei innovative Ansätze speziell für den                strukturen nur noch über eine Kooperation mit
Bereich der Grund- bzw. Nahversorgung.                            anderen Kommunen / Händlern möglich wird.

                                                                                         www.imakomm-akademie.de                                       imakomm KONKRET | 2013 | 13
Markt- und Standortanalysen

                                             Schritt 1

                            Schritt 1:                          Potenziale für Nutzungskonzepte berechnen:
                                                                                 Korrektur um
                                                                                                              Korrektur um                Abgleich des
                                                                                  typisches                                               realistischen
                                                   Theoretisches                                               realistische
                                                                                   Pendler-                                                Potenzials
                                                     Kaufkraft-                                                 Kaufkraft-
                                                                                  verhalten,                                              mit Anforde-
                                                     potenzial                                                  bindungs-
                                                                                 um Nähe zu                                               rungen nach
                                                    berechnen                                                  quote nach
                                                                                 bestehenden                                               Konzepten
                                                                                                               Kategorien
                                                                                   Märkten

                                             Schritt 2

                            Schritt 2:           Geeignetes Konzept definieren. Auswahl an Elementen dabei:

                                                                                 Bei größeren                   Besonder-
                                                                                     Läden:                       heiten
                                                      Objekt /
                                                                                   Interkom-                    definieren,

                                                                        &                             &                            &
                                                       Laden:
                                                                                     munale                        z.B.
                                                    Vergünstigte                                                                                   …
                                                                                 Abstimmung                       Fokus
                                                       Miete /
                                                                                    für über-                   regionale
                                                    Staffelmiete?
 Die Autoren:                                                                    gemeindliche                   Produkte?
 Dipl.-Geograph Stephan Mayr,                                                     Versorgung                    Catering?
 imakomm AKADEMIE GmbH,
                                             Schritt 3
 Bereich Markt- und Standortanalysen,
 imakomm AKADEMIE GmbH,
 Kontakt:
 mayr@imakomm-akademie.de  Schritt      3:              Konkrete Betreuung „Erfolgsfaktor Mensch“ definieren:
                                                    Gespräche                      Betreuung
                                                       mit vor-                      Einzel-
                                                     handenem                       händler:

                                                                         ?                            ?                             ?
                                                    Ladenhand-                     Mindestens
                                                                                                                Betreuung
                                                        werk:                      ein Jahr zu                                                     …
                                                                                                                Kommune
                                                      „Einbau“                      Betriebs-
                                                   Lebensmittel-                    wirtschaft
                                                      sortiment                        und
                                                      möglich?                     Marketing

                                             Grafik: Ausgewählte Schritte / Ergebnisse im Rahmen des MORO-Projektes Region Ostwürttemberg: Um die Chancen einer
                                             Gemeinde für den Auf- bzw. Ausbau der Nahversorgung vor Ort zu definieren, kristallisieren sich als Zwischenergebnis des
                                             Projektes drei Schritte heraus. In Schritt 1 werden die Ansiedlungsmöglichkeiten im Bereich Nahversorgung quantifiziert.
                                             Ergebnis sind nicht allein m²-Angaben, sondern konkrete Konzepte. In Schritt 2 wird das tatsächlich geeignete Konzept
                                             definiert – anhand individueller Anforderungen der Konzepte und der Möglichkeiten / der Ausgangssituation der Kommune.
                                             Allerdings scheint für den Erfolg der Nahversorgungsstruktur Schritt 3 mindestens genauso wichtig. Hier werden Lösungen
                                             zur Betreuung der Beteiligten gesucht und definiert.
                                        imakomm AKADEMIE GmbH | Ulmer Straße 130 | 73431 Aalen |

                                                 Fazit:
 Dirk Seidemann,                                 Nahversorgung im ländlichen Raum wird für manche Kommunen künftig nur sehr schwer
 Stellvertretender  Verbandsdirektor des         möglich sein. Für einige Kommunen besteht aber durchaus Potenzial. Im Rahmen eines
 Regionalverbandes Ostwürttemberg,               Forschungsprojektes liegen erste Ergebnisse zur Modellregion Ostwürttemberg vor. Es
 Kontakt:                                        zeichnet sich ab: Eine detaillierte Analyse der Entwicklungsmöglichkeiten und gleichzeitig
 seidemann@ostwuerttemberg.org                   ein dezidiertes Betreuungs- und Beratungsangebot erhöhen die Chancen für Gemeinden
                                                 spürbar.

14 | imakomm KONKRET | 2013                  www.imakomm-akademie.de
+++ NEWS +++                                          +++ NEWS +++                                          +++ NEWS +++

                                                     ++ Ellwangen (Jagst) ++                               zer, der dann von der imakomm AKADEMIE in ei-
                                                                                                           ner zweiten Phase gecoacht wird, um schließlich
                                                     Angesichts zahlreicher Herausforderungen (The-        das Citymarketing dann dieser Person komplett
                                                     men wie Demografie, Bildung, Integration usw.)        zu übertragen. Vorteil dieser Vorgehensweise,
                                                     einerseits sowie aufgrund begrenzter finanziel-       die im Rahmen des Programms „Leben findet
                                                     ler und personeller Ressourcen andererseits ist       innen stadt“ auch finanziell gefördert wird: Ein
                                                     eine strategische Ausrichtung der Kommunal-           strategisches Citymarketing (statt kurzfristiges
                                                     politik zwingender denn je. Die Stadt Ellwangen       Event-tam-tam), das aber dennoch von Anfang
                                                     (ca. 24.600 Einwohner, Mittelzentrum im Ost-          an auch in die Umsetzung geht.
                                                     albkreis) betreibt eine solche seit Jahren unter
++ Bürgermeister a.D. Harald Ehrler erwei-           anderem auf Basis eines „Stadtleitbildes“. Die
tert Beirat bei der imakomm AKADEMIE ++              imakomm AKADEMIE wurde einstimmig vom
                                                     Gemeinderat damit beauftragt, dieses Leitbild
Die imakomm AKADEMIE versucht seit gerau-            nun fortzuschreiben. Dabei soll durch einen
mer Zeit durch einen hochkarätig besetzten Bei-      schlanken Ansatz insbesondere auch ein hohes
rat auf der einen Seite im Vorfeld strategischer     Maß an Begeisterung bei der Bevölkerung für
Unternehmensentscheidungen            zusätzliche    die Mitarbeit am Leitbild erreicht werden. Inhalt-
Expertise einzubringen, auf der anderen Sei-         lich sind spannende Themen wie die Nutzung
te auch eine systematische Qualitätskontrolle        und Vermarktung der vorhandenen militärischen
und Umsetzungsorientierung der Projekte zu           Konversionsflächen oder die Erarbeitung von
garantieren. Rechtsanwalt Ulrich Pfeifle, Ober-      Entwicklungsprofilen für die Teilorte zu lösen. Mit
bürgermeister a.D., und Institutsgründer Prof. Dr.   der Leitbildfortschreibung erhält Ellwangen eine
Holger Held begleiten als Beiräte die imakomm        zukunftsorientierte     Entscheidungsgrundlage
AKADEMIE seit Jahren – profunde kommunal-            für alle kommunalpolitisch relevanten Themen.
politische Erfahrungswerte und Know-how der          Grundsatzentscheidungen und Budgetfragen              ++ Weil der Stadt, Schelklingen & Weitere ++
strategischen Kommunalentwicklung sind also          sollen dadurch wesentlich vereinfacht werden.
selbstverständlich.                                                                                        Die imakomm AKADEMIE wurde jüngst von
Wir freuen uns sehr, dass wir mit Harald Ehrler                                                            mehreren Städten – unter Anderem den Städten
ein weiteres Beiratsmitglied gewinnen konnten.                                                             Weil der Stadt (ca. 18.900 Einwohner, Landkreis
Als Bürgermeister und Kurdirektor a.D., Ge-                                                                Böblingen, Region Stuttgart) und Schelklingen
schäftsführer des Bürgermeisterverbandes Ba-                                                               (ca. 7.100 Einwohner, Alb-Donau-Kreis, Region
den-Württemberg e.V. und als freier Dozent am                                                              Donau-Iller) – mit Innenstadtentwicklungskon-
der Verwaltungsschule Rhein-Neckar und an der                                                              zepten beauftragt. Die Ansätze sind unterschied-
Handelslehranstalt in Gernsbach, wird Herr Ehr-                                                            lich. Gemein ist allen jedoch eine ganzheitliche
ler einen umfangreichen Erfahrungsschatz in die                                                            Herangehensweise. Statt Einzelbetrachtungen
imakomm AKADEMIE einbringen können. Ehrler                                                                 für Bereiche wie Einzelhandel, Verkehr, Städte-
bringt zudem reichlich Know-how beim Aufbau          ++ Günzburg ++                                        bau, Leerstandsvermarktung usw. anzustellen
und der Umsetzung von Bürgerbeteiligungs-                                                                  werden diese gleichzeitig bearbeitet und eine
prozessen mit. Via Online-tools können diese         Eine „Umsetzungsoffensive Citymanagement              Gesamtstrategie für die künftige Innenstadtstär-
Prozesse organisatorisch perfekt unterstützt         Günzburg“ gehen die Stadt Günzburg, (Mittel-          kung entwickelt. Vielen Innenstädten ebenfalls
werden. In diesem Feld arbeitet er mit der Betei-    zentrum mit knapp 20.000 Einwohner mit der            gemein: Die vorhandenen Chancen werden noch
ligungssoftware „Parteezy“, die bei den Städten      Stadt Leipheim, Regierungsbezirk Schwaben,            zu wenig genutzt. Teilweise bestehen erhebliche
Wernau und Plochingen sowie dem Landkreis            Bayern), die dortige Wirtschaftsvereinigung und       Kaufkraftpotenziale und/oder spannende The-
Esslingen bereits erfolgreich eingesetzt wird. Auf   die imakomm AKADEMIE gemeinsam an. Der                men, die bisher eine viel zu geringe Rolle spielen
eine gute Zusammenarbeit!                            Ansatz stellt Neuland dar: Anstatt rein auf eine      – seien es Tagesgäste der berühmten Fundstätte
                                                     externe Begleitung des Citymarketings zu setzen       der „Venus“ in Schelklingen oder aber das The-
                                                     und anstatt auf Basis eine Gutachtens / Konzep-       ma Johannes Kepler / Astronomie in Weil der
                                                     tes die Umsetzung selbst bzw. über einen sofort                                   Stadt. Die Konzepte
                                                     einzustellenden Citymanager zu übernehmen,                                        liefern u.a. umsetz-
                                                     werden in diesem Projekt beide Ansätze kombi-                                     bare Antworten auf
                                                     niert: Auf Basis einer gemeinsam zu erarbeiten-                                   die Frage, wie solche
                                                     den inhaltlichen und finanziellen Citymarketing-                                  Potenziale in Wert
                                                     konzeptes übernimmt die imakomm AKADEMIE                                          gesetzt und wie diese
                                                     in einer ersten Phase auch die Umsetzung des                                      wesentlich effizienter
                                                     Citymarketings. Sie begleitet gleichzeitig aber                                   vermarktet werden
                                                     die Suche nach einem hauptamtlichen Umset-                                        können.

                                                                       www.imakomm-akademie.de                            imakomm KONKRET | 2013 | 15
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