Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
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Neues im Gymnasium Weilheim Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Weilheim e.V.
Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Weilheim Heft 17 Schulleiterwechsel 2016 am Gymnasium Weilheim Weilheim, März 2017
Inhalt Geleitwort........................................................................................................................................................................... 6 Der Wechsel in der Schulleitung..................................................................................................................................... 8 Summers Abschiedsverse................................................................................................................................................10 Abschiedsrede des Ministerialbeauftragten Zahlhaas...............................................................................................13 Summerspiele....................................................................................................................................................................17 Grußworte der 3. Bürgermeisterin Flock......................................................................................................................20 Der Personalrat begrüßt OStDn Beate Sitek................................................................................................................21 Begrüßung durch die SMV............................................................................................................................................ 22 Frau Sitek hält ihre Einstandsrede................................................................................................................................ 23 Aus der Schule geplaudert: Claus Bastian....................................................................................................................30 Aus der Schule geplaudert – Summers Stilblüten und Sprüche................................................................................32 Nachruf auf StD Diether Gnilka....................................................................................................................................33 Impressum........................................................................................................................................................................ 35 5
6 Geleitwort Liebe Mitglieder des Vereins, liebe Leser dieses Heftes, die siebzehnte Schrift unserer Reihe, die Sie vor sich So hat Herr Summer in seiner Abschiedsrede seinen bei solchen Fahrten auftreten können, auf unterhalt- Ein starker Gegensatz zum Vorhergehenden sind die haben, legt den Schwerpunkt auf den Wechsel in der Werdegang in originelle Verse gefasst. In der offiziel- same Weise und unter Zuhilfenahme eines Würfels Erinnerungen des ehemaligen Schülers Klaus Bas- Schulleitung des Gymnasiums Weilheim, der sich im len Verabschiedung fand der Ministerialbeauftragte nachvollziehbar macht. tian. Er war Häftling Nr. 1 im Konzentrationslager Sommer 2016 vollzog. Herr Summer ging nach zwölf für die Gymnasien in Oberbayern-West Herr Zahl- Dachau. Der Text führt den Leser in das Schuljahr Amtsjahren in den wohlverdienten Ruhestand. Frau haas, der selbst als Referendar an unserer Schule Abschied und Willkommen: Personalrat und SMV 1925/26 zurück. Sitek folgte ihm nach. tätig war, launige Worte, um den vielen Leistungen begrüßten Frau Sitek auf je typische Weise und ga- und Verdiensten von Herrn Summer gerecht zu wer- ben der Hoffnung auf gute Zusammenarbeit Aus- Stilblüten und der von Herrn Werthan verfasste Ein solcher Wechsel ist immer Anlass zu festlichen, den. druck. In ihrer Antrittsrede stellte Frau Sitek eine Nachruf auf die vorbildliche Lehrerpersönlichkeit fröhlichen, auch feierlichen Veranstaltungen, bei tiefschürfende, grundsätzliche Betrachtung über Diether Gnilka, der im Juli 2017 verstarb, runden denen eine Schulgemeinschaft in Würdigung, Dank Als Leiter des Studienseminars am Gymnasium die Aufgabe der Schule in der heutigen Gesellschaft dieses Heft ab. und Ausblick zuletzt auch sich selbst betrachtet. Die Weilheim hat Herr Summer zahllose Lehrproben- und über das Bedingungsgefüge an, das zu beachten spezifische Ausprägung solcher Feiern sagt viel über fahrten zu den in ganz Bayern verstreuten Einsatz- ist, wenn Bildung und Erziehung in Zeiten der Reiz- Ich wünsche allen Lesern eine anregende Lektüre. den Geist und das Profil einer Schule aus. Einige schulen unserer Studienreferendare unternommen. überflutung und des rasanten Wandels gelingen sol- wichtige Facetten dieses Schulleiterwechsels sind in Darauf bezieht sich das hier abgedruckte Brettspiel len. Dem Innehalten und Zuhörenkönnen kommt in Hans Heck diesem Heft wiedergegeben. „Chefbesuch“, das die Pannen und Hindernisse, die diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. 7
8 Der Wechsel in der Schulleitung M it einem phantastischen „Summer Concert“ eröffnete die Fachschaft Musik des Gymna- siums Weilheim den Verabschiedungsreigen für den. Die letzten Jahre waren ebenfalls geprägt von Bauplanungen, denn die Renovierung des B-Baus der Schule wird mit dem Beginn der Sommerferien Lehrerzimmer. Auch das pralle Leben in Dienstbe- sprechungen oder der Besuch schöner Lehrproben- stunden werden ihm abgeben, ebenso wie der Blick menarbeit mit der neuen erweiterten Schulleitung, auf das nette Kollegium und die vielen interessierten und aktiven Schülerinnen und Schüler und damit Schulleiter Hermann Summer. Seine letzten Tage im in vollem Umfang beginnen. in die strahlenden Gesichter junger Menschen, die natürlich auch auf die zahlreichen außerunterricht- Schuldienst waren geprägt von verschiedenen Ver- mit Freude und Eifer die vielen faszinierenden Ak- lichen Aktivitäten, die das Schulleben auch weiter- anstaltungen, mit denen Schülerinnen und Schüler, Als besondere Höhepunkte in seiner Schulleiterzeit tionen in die Tat umsetzten, die den Schulalltag so hin prägen werden. Eltern, Kollegen und auch die Vertreter des Dienst- bezeichnete Summer die vielen Aktivitäten, die weit sehr bereicherten. herrn ihre Wünsche für den Übergang in den Ruhe- über den Unterricht hinausgehend von der Schul- Sitek denkt daran auf Kontinuität zu setzen, den Be- stand überbringen wollten. familie auf die Beine gestellt wurden, wie z.B. der Summer hat natürlich auch Pläne für die kommen- stand zu stärken und wenn nötig sinnvolle Ergän- Sponsorenlauf in der Au, Theater- und Musikauf- den Monate und Jahre, doch will er darauf achten, zungen anzuregen, wie beispielsweise in einer wei- Seine Schulleiterjahre in Weilheim waren geprägt führungen, Sportevents und Kunstprojekte. Sum- seinen Alltag deutlich zu entschleunigen. Er freut teren Stärkung der Naturwissenschaften. In vielen von vielen Umstrukturierungen, denn er trat in dem mer bezeichnete es als für ihn sehr angenehm, dass sich darauf, Urlaub auch außerhalb der Schulferien Bereichen konnte sie in Olching Erfahrungen sam- Jahr seinen Dienst an, als die Umstellung von G9 auf er mit einem offenen und freundlichen Kollegium machen und sich seiner Familie und den Enkeln wid- meln, die sie nun in Weilheim nutzen will. G8 begann. Im Zuge dieser Umstellung war es nötig, zusammenarbeiten durfte, das sehr viel Verständ- men zu können. Besonders viel Zeit will er sich für für die Schüler eine Mittagsbetreuung und die Aus- nis, aber auch Sinn für Kreativität zeigte, so dass es Musik und Sport und Arbeiten in seiner Schreiner- Der Renovierung des B-Baus, die die nächsten zwei gabe von Mittagessen zu organisieren, das Schulhaus erfreulich war, an allen Ecken und Enden des Schul- werkstatt nehmen, was er durch das enorme Arbeit- Jahre am Gymnasium Weilheim ganz entscheidend musste für diesen Zweck auch baulich erweitert wer- lebens Dinge wachsen zu sehen. Sein Wunsch an die spensum als Schulleiter bisher eher vernachlässigen prägen wird, sieht Beate Sitek sehr gelassen entgegen, Lehrer war, auf sich selbst und auch auf jeden einzel- musste. da die Bauphase intensiv von der Schulleitung, in be- nen Schüler zu achten. sonderer Weise von der stellvertretenden Schulleite- Summers Nachfolge tritt Oberstudiendirektorin Be- rin Adelheid Meyer vorbereitet wurde. Sie stellt sich Nicht vermissen wird Hermann Summer im nun ate Sitek an. Sie wohnt in Tutzing und war in den darauf ein, dass vielleicht anfangs etwas Routine im beginnenden Ruhestand, dass er nicht mehr so früh vergangenen fünf Jahren Schulleiterin am Gymnasi- Alltag fehlen wird und dass es auch nötig sein wird aufstehen muss. Auch das Schreiben von Beurteilun- um Olching. Sie freut sich sehr, dass sie wieder nach zu improvisieren, aber sie vertraut auf die Erfahrung gen, Auswerten von kultusministeriellen Schreiben, Weilheim zurückkehren kann, wo sie bis 2011 Stell- und Stärke des Kollegiums, so dass sie zuversichtlich das morgendliche Binden der Krawatte und mitun- ter mühsame Telefonate mit besorgten Eltern wird er nicht vermissen. Fehlen wird ihm dagegen die vertreterin von Hermann Summer war. Eigentlich wollte sie nie aus Weilheim weg, deshalb ist sie be- sonders froh, dass sie nun an vieles anknüpfen kann, ist, dass die Schule als Ganzes alle Schwierigkeiten in den Griff bekommen wird 9 traditionelle tägliche Breze vom Schulkiosk und die was sie bereits damals am Gymnasium Weilheim Gertraud Geyer morgendliche Fußballdiskussion der Kollegen im schätzen gelernt hatte. Sie freut sich auf die Zusam-
10 Summers Abschiedsverse dort auf der Wallfahrtskirch‘ am Berg, Gar mancher sicher gerne fragt, Mit Foto er durchs Schulhaus f litzt er hochmarschiert, der Summerzwerg, was treibt ein Schulleiter den ganzen Tag? und manches Tun und Treiben blitzt zur Schule und auch in die Messe, Er Namen schreibt auf grüne Mappen, für Aushang, Infos und Archiv, tagtäglich – er das nie vergesse. die dann im Hause umherschwappen. auch wenn ihn niemand dazu rief. Fidel, Cello und auch Geige Er nutzt sehr gern den grünen Stift, Sponsoren ihm gern Freude machen traktierte er auf seine Weise, für manche war es pures Gift! und spenden wunderbare Sachen, davon Herr Hauck noch profitiert, Mit schwarzem Buch rennt er durchs Haus, ob Lions, Rotary oder auch Banken. wenn er die Bratsche engagiert. für manche Lehrer war‘s ein Graus, Den Spendern möcht‘ er herzlich danken. Der Summer seinen Weg dann fand wenn Summer klopft sacht an die Tür, Auch Förderverein sei hier genannt, Ein Mensch hält kurz im Leben an, als Lehrer hier im Oberland, zum Unterrichtsbesuch – jetzt bin ich hier! der oft der Schule ging zur Hand, erinnert sich, wie es begann, mit Exkursion zum ISB, Eintausend waren’s an der Zahl, wenn Sonderwünsche wurden laut, als ein blond gelockter Knabe auch im KM fand er’s recht sche. das Timing auch für ihn ne Qual. er stets aufs große Ganze schaut. (um diese Pracht ist’s wirklich schade) ein unbeschwertes Leben fand, Dann ging‘s zur European School. Dann kamen Lehrproben dazu, Ein Lob auf unsre Elternschar, im Rigidorf am Ammerstrand. Die Family fand‘s super cool, sie ließen Summer keine Ruh, die äußert engagiert hier war in England ihre beste Zeit, auch 1000 Stück in diesen Jahren, und künftig sicher bleiben wird, Drei Dinge seien hier genannt, das hat sie alle nie gereut. bis nach Aschaffenburg musst er gar fahren, auch unter einem neuen Hirt. sie sind nur Eingeweihten gut bekannt: Zurück in Bayerns Bildungshort die letzte dann in Tegernsee, Zwanzig Jahre ministriert, hat das G-Acht sie eingeholt, im Bräustüberl war‘ s nachher schee! mit Zehn Latein schon gut doziert, gestählt durch Engelands G-Sieben, sah Summer dies relaxt hienieden. 11
12 Abschiedsrede des Ministerialbeauftragten Zahlhaas Auch stolz darf man auf Lehrer sein, die lassen sich auf Vieles ein, genießen Freiheit und Vertrau‘n 300 Kuchenbäcker sind am Schuften, für die Zukunftswerkstatt wie gerufen, das Geld im Kasten heftig klingt, T raurig aber wahr, mit diesem Schuljahr verlässt Herr Summer nun endgültig das Gymnasium Weilheim. Ich werde im biographischen Teil dieser nes Bildungsgroßbetriebs hier in Weilheim werden ließ, den wir heute verabschieden. aufs Wohl der Schüler sie nur schau‘n. für Summers Schule viel einbringt. kleinen Ansprache noch näher darauf zu sprechen Geboren wurde Hermann Summer im Jahr 1951 am kommen - und die meisten von Ihnen wissen es ver- Peißenberg, also gar nicht weit von hier. Ob Sport, Musik, gar Dichterreigen, Das Leben ist hier ist kaum noch schön, mutlich ohnehin -, dass es für dieses Verlassen und sie alle haben was zu zeigen. wenn‘s hämmert, klopft und von der Decke Verlassen-Werden Präzedenzfälle gibt. Herr Sum- Zunächst einmal besuchte der junge Hermann die Das Engagement ist riesengroß, tropft, mer kehrt also dem Gymnasium Weilheim nicht das Volksschule in Hohenpeißenberg, der tägliche an- die Schule lässt sie nimmer los! Container auf dem Parkplatz steh‘n, erste Mal den Rücken. strengende Schulweg damals gehört wohl zu den jetzt lassen sie den Summer geh‘n. prägenden Eindrücken seiner Jugend. Dann besuch- Die SMV ist höchst aktiv, Doch keine Sorge, ich werde jetzt keinen summer- te er das Gymnasium Schongau, das von Hohenpei- nicht nur beim Summerfest gewieft, Als man zieht in Container um, time-blues anstimmen, obwohl es zugegebenerma- ßenberg aus gesehen ein Stück näher liegt als Weil- zeigt Kreativität und großen Mut, dem Summer wurde es zu dumm, ßen verlockend ist, mit der englischen Aussprache heim. das tut der ganzen Schule gut, er f lüchtet in den Ruhestand des Namens Summer zu spielen. nach besten Kräften sich hier zeigen! im Rigiort am Ammerstrand. Nachdem er zu Beginn der 70er Jahre erfolgreich Wahrscheinlich war es ja während der englischen sein Abitur abgelegt hatte, verbrachte er den größten Der Elternbeirat wirkt recht munter, Hermann Summer Phase von Herrn Summer umgekehrt ziemlich an- Teil jenes Jahrzehnts an der Uni. Zunächst studierte rennt oft im Schulhaus rauf und runter, strengend, der dortigen Umgebung klar zu machen, er auch noch Publizistik und Theaterwissenschaft, probiert das Mensa-Essen aus, dass sie es nicht mit Mr. Summer, sondern mit Mr. bis er sich dann endgültig für das gymnasiale Lehr- verwöhnt die Lehrerschaft im Haus Summer zu tun haben. amt entschied. Die Lehrbefähigung erwarb er, wie mit Bistro, Sektempfang und Kuchen, damals üblich, in drei Fächern und zwar in Deutsch, das muss man erst woanders suchen! Gestatten Sie mir jetzt, da schon zwei Anspielungen Geschichte und Geographie. gefallen sind, anhand von ein paar biographischen Schlaglichtern den Weg aufzuzeigen, der Hermann Nach dem Studium an der LMU ging er dann in den Summer zu dem hochgeschätzten, erfolgreichen Schulleiter, Seminarvorstand und Chefmanager ei- Vorbereitungsdienst, den er am Erasmus-Grasser- Gymnasium in München absolvierte. Mit 29 Jah- 13
14 ren, im September 1980, betrat Herr Summer dann Saale dürfte das legendäre britische Schauspielerehe- den Lehrerberuf.“ Da hätte sich Herr Summer also einbringen, sondern insbesondere auch das, was man erstmalig das Gymnasium Weilheim als Lehrkraft paar Liz Taylor und Richard Burton noch bekannt eigentlich beginnend mit den frühen 80er Jahren be- heute als die ‚soft skills‘ bezeichnen würde. Denn be- und zwar als Referendar im Zweigschuleinsatz. Er sein. Insbesondere Liz Taylor hatte es zu einer beacht- reits darauf einstellen können, hier an der Schule alt reits vor mehr als zwanzig Jahren hieß es über ihn, hat also an dieser Schule wirklich alle nur denkba- lichen Anzahl von Ehen und Scheidungen gebracht. zu werden. was auch heute noch zutrifft (Zitat) „er zeichnet sich ren Stufen im Dasein eines Gymnasiallehrers erlebt: Allein zweimal war sie mit Richard Burton verheira- durch liebenswürdigen Takt, Bescheidenheit, Argu- vom Studienreferendar über die Tätigkeit als auf Le- tet, ließ sich aber ebenfalls zweimal von ihm wieder Dass sich Herr Summer aber von Anfang an nicht da- mentationsfähigkeit und Beharrlichkeit“ aus. benszeit verbeamtete Lehrkraft, über die Tätigkeit scheiden. Diese stürmische Promi-Liebe übertrifft rauf einstellte, hier eine möglichst ‚ruhige Kugel‘ zu als Seminarlehrer, dann als Mitarbeiter in der Schul- Hermann Summer aber bei Weitem: er heiratete schieben, erkennt man nicht nur an den vielfältigen Somit hätte man annehmen können, dass Herr Sum- leitung bis hin zu dem, was er heute ist: als Schul- (wenn wir den Verwaltungsakt einer Versetzung an Aufgaben (und Hightech-Gerätschaften!), mit denen mer dann so langsam in die Tätigkeit des angehen- leiter und Seminarvorstand. Eine wahrhaft außerge- eine Schule so romantisch überhöhen möchten) das er sich engagiert ins Schulleben einbrachte, sondern den Schulleiters in Weilheim hätte hineinwachsen wöhnliche Karriere. Gymnasium Weilheim nämlich viermal! Verlassen auch daran, dass er, der nun auch an der Arbeit am können. Doch weit gefehlt, und weit ist hier durch- hat er die Schule bislang „nur“ dreimal, aber die vier- Lehrplan und an Schulbüchern Interesse gefunden aus geographisch zu verstehen, denn in dem knap- Allerdings war diese steile Karriere von vielen We- te und endgültige Scheidung steht nun unmittelbar hatte, bereits zwischen 1985 und 1988 ans ISB (für pen Jahrzehnt zwischen 1994 und 2003 verschlug es gen aus Weilheim heraus und nach Weilheim zu- bevor. das Fach Erdkunde) teilabgeordnet war. Dieser Tei- Herrn Summer nach Großbritannien, wo er an der rück gekennzeichnet. Ich glaube nicht, dass es viele labordnung ans ISB folgte dann zwischen 1988 und Europäischen Schule in Culham -wohl als Mr. Sum- Gymnasiallehrer in Bayern gibt, die derart oft an Wie auch in vielen anderen Fällen hatte sich offenbar 1993 eine Vollzeit-Abordnung ans Kultusministe- mer- unter anderem das Fach Moral unterrichtete, in ein und dieselbe Schule versetzt bzw. zurückversetzt bereits im Referendariat eine gegenseitige Zuneigung rium, wo er im Referat II/4 die Nachfolge seines im der Studien- und Berufsberatung tätig war und die wurden, diese dann aus freien Stücken verlassen ha- von Lehrkraft und Schule entwickelt und so trat Herr letzten Jahr als Schulleiter in Murnau verabschiede- Aufgabe des Fachkoordinators für Human Sciences ben und ebenfalls aus freien Stücken wieder dorthin Summer dann auch im Jahre 1981 seine erste Plan- ten Kollegen Haberl übernahm. Nachdem seine fünf übernahm. zurückgekehrt sind. stelle in Weilheim an. Seine Probezeit endete 1984 Jahre als Mitarbeiter am KM 1993 vorüber waren, mit der Verbeamtung auf Lebenszeit. Bereits in der überlegte er offenbar nicht lange, wo er sein nächs- Im Jahre 2003 kehrte StD Summer nach Deutschland Eine ganz magische Anziehungskraft schien es da entsprechenden Beurteilung ist zu lesen: „Das Be- tes Einsatzfeld suchen sollte. Er ging ein drittes Mal zurück und war somit zum vierten Mal in Weilheim also zu geben, die sich spätestens ab 1980, dem Jahr mühen um ihre charakterliche Entwicklung [die der nach Weilheim und wurde dort Seminarlehrer für angekommen. Zunächst als Mitarbeiter in der Schul- des ersten Einsatzes von Herrn Summer in Weil- Schüler also] ist sehr ausgeprägt. … Körperlich ist Geographie. Nicht nur seine intellektuellen Fähig- leitung, aber dann bereits im Jahre 2004, fast auf den heim, zwischen dem heute scheidenden Schulleiter und seiner Schule entwickelt hatte. Den Älteren im er robust und voll leistungsfähig. Der junge Kollege besitzt offenbar besonders ausgeprägte Anlagen für keiten wie etwa (Zitat) die „Fähigkeit zur Synthese auch komplizierter Zusammenhänge“ konnte er hier Tag genau vor 12 Jahren also, zum 1. August 2004 als Schulleiter. 15
16 Aus Anlass des MB-Besuches am Ende seiner Probe- Zum Schluss darf ich den Namen Summer noch zeit als neuer Schulleiter heißt es in dem zugehörigen einmal benützen, nicht wie am Anfang in der eng- Bericht an das Staatsministerium, dass er „auch in lischen Variante des summertime-blues sondern aus Situationen starker Belastung ruhig“ wirkt und er meiner eigenen Herkunft als Altphilologe heraus: „vermittelt nie den Eindruck von Anspannung und Hektik.“ Genau so werden Sie alle hier Herrn Sum- Auch die Nichtlateiner unter Ihnen kennen die Aus- mer in den letzten zwölf Jahren erlebt haben und so drücke Summa summarum und summa cum laude. und nicht anders kenne auch ich ihn, als einen au- ßergewöhnlich souveränen Schulleiter, der aber ge- Summa summarum könnte man adäquat mit „ins- rade deshalb stets menschlich und mit Augenmaß zu gesamt“ oder „Gesamtsumme“ wiedergeben entscheiden wusste. und Summa cum laude ist in der Regel die Bestnote Lieber Herr Summer, Sie können stolz sein auf das, bei einer Promotion. was Sie nicht nur in den letzten zwölf Jahren hier am Gymnasium Weilheim und andernorts geleistet ha- Also könnte man sicher zu Recht über Hermann ben. Sie hinterlassen hier ein über die Maßen wohl- Summer sagen: bestelltes Haus mit einem vorzüglichen Ruf. Summer summarum Summer cum laude! 17
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20 Grußwort der 3. Bürgermeisterin Angelika Flock Der Personalrat begrüßt OStDn Beate Sitek (die Rede hielt Marcus Schiefer) G anze Generationen von Schülerinnen und Schülern haben Sie auf ihrem Weg begleitet, sich die Welt des Wissens zu erobern und all das zu für Ihr erfolgreiches Wirken in den vergangenen 12 Jahren als Direktor des Weilheimer Gymnasiums herzlich danken. Liebe Frau Sitek, vielen Schülerinnen und Schülern der 7. Jahrgangs- lige gute Seele des Hauses Sie angesichts der zeitweilig lernen, was sie brauchen, um in unserer Gesellschaft stufe wurde im Geschichtsunterricht der letzten Tage übermächtig erscheinenden Aufgaben stets mit den gut zurechtzukommen. Lieber Herr Summer, ich hoffe, dass Sie wissen, dass die Legende von Abul Abbas erzählt, Worten beruhigt haben: „Wie isst man Ihre Arbeit sehr geschätzt wird. Damit Sie es aber einem weißen Elefanten, welcher Karl einen Elefanten? Stück für Stück!“ Nicht nur als stellvertretende Bürgermeisterin, auch auch wirklich glauben, darf ich Ihnen im Namen der dem Großen im Jahre 802 anläss- als Mutter von drei Kindern, die hier an dieser - Ih- Stadt Weilheim als Anerkennung Ihrer großartigen lich seiner zwei Jahre zuvor erfolgten Als der Personalrat sich also den Kopf rer - Schule waren, ist es mir eine große Freude und Leistung, Ihres wirkungsvollen Schaffens, für die Kaiserkrönung vom großen Kalifen darüber zerbrach, was wohl ein geeig- zugleich Ehre, Ihnen, lieber Herr Summer, den Dank gute Zusammenarbeit mit der Stadt die Hārūn ar-Raschīd geschenkt wurde netes Geschenk zu Ihrem Amtsantritt auszusprechen. und die Bürger Aachens in Staunen sein könnte, erinnerten wir uns daran Ehrenmedaille der Stadt Weilheim, und Begeisterung versetzte. und dachten: „Was ein angemessenes Im Namen der Stadt Weilheim, im Namen des 1. die große Silbermünze, Geschenk für einen Kaiser war, ist für Bürgermeisters Markus Loth, im Namen des Stadt- Nun wissen wir ja, Frau Sitek, dass Sie unsere neue Chefin gerade gut genug!“ rates, aber auch ganz persönlich möchte ich Ihnen überreichen. mit Ihrer vergangenen Ägide als Stell- Deshalb haben wir für Sie einen Ele- vertreterin am Gymnasium Weilheim fanten aus weißer Schokolade gießen auch stets Elefanten in Verbindung lassen, welcher Ihnen die großen Auf- bringen. Dies mag vorerst verwundern, sofern man gaben, welche zu bewältigen sein werden, versüßen nicht weiß, dass eine kleine Elefantenstatuette stets soll. Genießen Sie ihn gemäß dem Frankelschen Ihren Schreibtisch geziert hat. Ferner soll eine ehema- Diktum – Stück für Stück! 21
22 Begrüßung durch die SMV Frau Sitek hält ihre Einstandsrede Grüß Gott sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bei einer Verabschiedung eines Schulleiters fährt die Wenn wir versuchen, gesellschaftliche Veränderungen Schüler würden in dieser Zeit nichts lernen. Alle- Mitschülerinnen und Mitschüler und natürlich ein SMV immer große Geschütze auf. Zwischen Heli- zu bewirken, begegnet man uns anfangs mit Gleich- samt Bedenken, die man heute nicht mehr nach- herzliches Willkommen an Sie, Frau Sitek, kopterflug und Kamelritt sorgen wir dafür, dass ein gültigkeit, später mit Spott und dann mit Unterdrü- vollziehen kann. Schulleiter die Schule und vor allem dessen Schüler ckung. Zum Schluss setzt man uns der größten Her- Für uns Schüler ist heute ein besonderer Tag. Nicht so schnell nicht vergisst. ausforderung aus: Man behandelt uns mit Respekt. Ein weiteres gewagtes Unterfangen, das kurze Zeit nur, weil für uns Schüler zwar eine ungewohnte, Das ist das allergefährlichste Stadium. später wortreicher Rechtfertigungen bedurfte, war aber positive Situation aufkam, und zwar dass der Aber bei einer Amtseinführung muss sich ein neuer die Etablierung einer Supervisionsgruppe an dem Unterricht heute schon um 11:40 Uhr zu Ende war. Schulleiter bzw. in diesem Fall eine neue Schulleite- In diesen postfaktischen Zeiten drängt sich je- Gymnasium, an das ich nach Abschluss des Refe- Sondern auch, weil eine der beiden Pausen kürzer rin von Seiten der SMV wohl nur mit einer einfachen nes Zitat des Philosophen A. T. Ariyaratne, der rendariats zurückgekehrt war. Zunächst hatte ich war als gewohnt. Dies zwar zum Leid der Lehrkräfte, Rede zufrieden geben. auch als Gandhi von Sri Lanka bezeichnet wird, mich einer kritischen Prüfung durch drei Herren da nicht alle Schüler dies auch rechtzeitig realisier- zunehmend in mein Bewusstsein. Ich möchte Sie – auch das typisch für die Zeit - im Direktorat zu ten aber für uns Schüler war es besonders. Wir als SMV hoffen auf eine gute und freundliche zunächst auf eine kurze Zeitreise in die Anfänge unterziehen. Wie man sich das genau vorzustellen Zusammenarbeit, auf ein offenes Ohr und damit auf unseres aktuellen Verständnisses von Schule und habe? Würden die Teilnehmer dort erst zerstört, Heute ist ein besonderer Tag, weil Sie ihre Amtsein- eine schöne Zeit miteinander. Wir hoffen, Sie finden Schulentwicklung mitnehmen, um einem mögli- wie man das ja immer wieder höre, damit man sie führung haben. Und auch, wenn es manch einem in ihrem Kalender Zeit für banale Schülerbelange chen Zusammenhang in der Entwicklung unserer hinterher wieder aufbauen könne? Am Ende rede Schüler egal ist, dass gerade ganz viele Erwachse- und schauen doch auch mal gerne bei uns Schülern Gesellschaft nachzuspüren. ne an einem Freitag Nachmittag, an welchem auch im SMV-Zimmer vorbei. noch früher Schule aus ist, in der Aula sitzen. Betrifft Als ich mich bei meiner 2. Prüfungslehrprobe vor es doch jeden einzelnen von uns. Und dann steht ihrem Hubschrauberflug oder ih- 30 Jahren entschloss, eine zehnminütige Partner- rem Kamelritt in einigen Jahren auch nichts mehr arbeit in die Stunde einzubauen, sah ich mich einer im Wege. Front wohlmeinender Ratgeber gegenüber. Wenn ich die Schüler so lange sich selbst überließe, so lau- tete ein gewichtiger Einwand, sei das kein richtiger Unterricht, sähe man doch vom Lehrer nichts. Und – eine Kollegin setzte zum finalen Schlag an - die
24 man gar über die Schulleitung? Überhaupt haftete unseres heutigen Verständnisses von Schule. Die unterschiedlichsten Bedürfnissen, ja überhaupt kein sichtbares Erkennungszeichen, das Wahrheit dem Begriff der Gruppendynamik etwas Anrüchi- dort erstmals angesprochene Voraussetzung, dass dem Bedürfnis des Einzelnen, individuellen Be- von Meinung unterschiede. Und dabei hatte sie ges an. nämlich qualitätvolle, zukunftsorientierte Bildung findlichkeiten, dem persönlichen Wohlergehen vor über 60 Jahren gewiss nicht im Sinn, dass es nur entstehen kann, wenn jeder einzelne Akteur und dem subjektiven Erleben heute eingeräumt einmal Politiker wie Donald Trump, Nigel Farage Doch, über Jahre hinweg probierten wir eine Men- des Bildungssystems innerhalb des gesteckten Rah- wird. oder Boris Johnson geben könnte, die bewusst die ge aus, experimentierten mit geteilter Verantwor- mens ernst genommen wird und selbst Verantwor- Unwahrheit verbreiten, um wie trotzige Jungs ih- tung und unterschiedlichen Methoden, von denen tung übernimmt, begegnet uns heute als Haltung Ich frage mich heute, wohin uns die Öffnung hin zu ren Kopf durchzusetzen. Was Hanna Arendt mit viele heute den Weg ins Klassenzimmer gefunden hinter dem Lehrplan Plus. Wenn davon die Rede mehr Emotion, Individualität, Reflexivität, Trans- Wahrheit meinte, ist keine objektive Wahrheit, die haben, wir reflektierten, optimierten und evalu- ist, dass die Schule Raum brauche „für die ständi- parenz und Mitbestimmung gebracht hat. Wie gibt es nämlich nicht, sondern Menschen, die ihre ierten. Vor allem aber geschah immer wieder eins: ge Reflexion der Grundlagen ihrer Bildungs- und konnten wir in postfaktische Zeiten hineingera- Meinungen gut durchdacht haben und dazu stehen, Lernen. Im gegenseitigen Austausch fanden wir Erziehungsarbeit“ (BQM, Zeile 14-15), dann sind ten, in denen Politiker und Experten unter Gene- also wahrhaftig sprechen. Entlastung und entwickelten wir uns miteinander sowohl die Freiheiten der Gestaltung als auch die ralverdacht stehen und plötzlich etwas in Gefahr zu weiter. Heutzutage muss man eine derartige Ein- Prozessorientierung erkennbar, die unsere Schulen geraten droht, dessen wir uns immer völlig sicher Sobald die so verstandene Wahrheit in eine poli- richtung nicht mehr begründen, ja es soll sogar heute kennzeichnen sollten. wähnten, die Demokratie nämlich? Wie lassen sich tische Öffentlichkeit getragen wird, wird sie „zur Schulleiter geben, die sich coachen lassen! die allgegenwärtigen Egoismen und die Dominanz Meinung unter Meinungen“, so Arendt weiter, und Wofür man sich vor dreißig Jahren noch verteidi- der Subjektivität wieder einfangen, wie können wir gerät in Gefahr. Dennoch gilt es, die Öffentlichkeit Natürlich waren solche Entwicklungen nicht auf gen musste, die Ansicht nämlich, dass Schule und der Individualität Raum geben und dennoch ein als Raum der Meinungsvielfalt zu schätzen und ein Gymnasium beschränkt, an vielen Orten wur- Unterricht permanent weiterentwickelt werden verträgliches Miteinander leben? zu verteidigen. Schon eine einzige reflektierende de munter geklippert und die ersten Schulentwick- müssen, ist heute unstrittig. Angesichts des Pa- Person, die sich fragt, wie die Welt ihr eigentlich lungskongresse mühten sich, die Ansätze der inne- radigmenwechsels hin zur Schülerperspektive, Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung und erscheint, realisiert in sich eine Vielfalt. Welcher ren Schulreform, wie es damals noch hieß, sichtbar vielfältigster Ansätze der Individualisierung und das ist auch gut so. Ob jeder seine Meinung stän- Ort böte sich mehr an als eine Schule, um diese Öf- zu machen, hatte doch in der Zwischenzeit der individueller Förderung, einem breiten Beratungs- dig über alle möglichen Kanäle in die Welt hin- fentlichkeit darzustellen, den Austausch wahrhaf- PISA-Schock die Bildungspolitik erschüttert. Weit- angebot, kostenloser Supervision und nicht zuletzt ausposaunen muss, ist schon eher fraglich. Wie tiger Meinungen, die unerlässliche Reflexion also, hin unbemerkt, doch nichtsdestoweniger hochak- von großzügiger Stundenausstattung im Bereich Hannah Arendt bereits 1954 formulierte1, existiert stattfinden zu lassen und so das entsprechende Ver- tuell formulierte schließlich im Jahr 2003 das Bay- erische Qualitätsmemorandum die Grundlagen der Lehrergesundheit könnte man doch eigentlich äußerst zufrieden damit sein, welche Berechtigung 1 Hannah Arendt, Sokrates. Apologie der Pluralität, Berlin halten zu leben und einzuüben? 25 (Matthes & Seitz), 2016
26 Seit ich vor einigen Jahren den Satz des Hamburger punkt das Richtige ist, das Richtige auch zu wollen Für Erich Fromm ist Zuhören der Auftakt zu echter Erleben geschoben, dass es zum Erleben nicht mehr Religionspädagogen Fulbert Steffensky las, „Lehren und ehrlich nach dem gemeinschaftlich Guten zu Begegnung und damit letztlich zu einer Form des kommt. heißt: zeigen, was man liebt.“, lässt er mich nicht streben. Liebens. Daniel Barenboim bezeichnete Zuhören mehr los. Hier finde ich den Fachwissenschaftler in einem Interview für die SZ einmal als Hören Nicht nur die Hingabe an die Musik lehrt Zuhören, ebenso würdig vertreten wie den Anhänger der Er- Ein weiterer Aspekt von Steffenskys Aussage weist in Verbindung mit Denken und Konzentration. ich habe mich bemüht darzustellen, dass dies im- lebnispädagogik. Solange beide miteinander reden aus der Schule hinaus in die sie umgebende Ge- Wenn wir ein gutes Gespräch erlebt haben, fühlen mer dann geschieht, wenn es zu echter Begegnung und sich in einem wahrhaftigen Austausch darüber meinschaft. Wenn das schulische Bildungsangebot wir uns beschenkt. Aber aus eigener Anschauung kommt, und damit sind alle Fächer angesprochen. befinden, welches Bild von Schule sie in sich tragen, seine Wirkung erfolgreich entfalten möchte, muss wissen wir auch, wie schwer echtes Zuhören ist. Dennoch freut es mich, dass es in Weilheim noch welche Werte sie tragen und antreiben, solange wir eine Schule sich zeigen, muss sie in ihrer Umgebung Denn echtes Zuhören ist ein Akt der Autonomie, Eltern gibt, die den humanistischen Zweig für den uns alle immer wieder fragen, ob wir den Schülern wahrgenommen werden. Eltern müssen den Ein- in dem wir zulassen, dass das Eigene für einen richtigen Bildungsweg für ihr Kind betrachten. Wo deutlich genug zeigen, was wir lieben und was uns druck haben, dass ihre Kinder dort etwas Wertvol- Moment zurücktritt, und in dem wir uns auf neue könnte man besser lernen, eigene Impulse zurück- zutiefst wichtig ist, solange wir uns dabei vor allem les erleben und erfahren, das nicht in Konkurrenz Erfahrungen einlassen, während wir das Gehörte zustellen, sich in Disziplin zu üben, systematisch ernsthaft zuhören, solange ist Schule lebendig und zu ihrem eigenen Angebot steht, sondern es ganz im mit- und nachvollziehen. Mal gelingt dies besser, Fragen an einen Gegenstand zu stellen und sich auf kann einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung jun- Gegenteil ideal ergänzt. Sie müssen eingeladen sein, mal schlechter. Es kann nicht gelingen, wenn wir dessen Struktur einzulassen, ohne ständig zu fragen, ger Menschen leisten. Wenn wir als Erwachsene ge- sich einzubringen bis dahin, dass ein breiter gesell- uns an die eigene Weltsicht klammern und Angst, was man dafür bekommt! nügend erkennbar und erfahrbar sind, können Kin- schaftlicher Konsens entsteht, dass die Bildung un- Arroganz oder Geltungssucht uns taub machen. der und Jugendliche in der Auseinandersetzung mit serer Kinder uns wirklich etwas wert sein muss. Das Doch auch die konstante Kakophonie des äußeren Ebenso verhält es sich mit der langen Jugend-debat- uns wachsen. Wir haben die Wahl, den Ort unserer Gymnasium Weilheim ist so eine Schule, es zeigt Lärms verklebt die Ohren der Menschen. Pausen- tiert-Tradition an unserer Schule, die zusammen mit täglichen Arbeit aktiv zu gestalten, anstatt ihn passiv sich und es steht für etwas, und das ist nicht nur die los drängen sich Tweets, Mails und Anrufe zwi- einer lebendigen SMV-Arbeit dem Wunsch junger zu erleiden, und auch in diesem Punkt den Schülern symbolträchtig in grüne Mappen verpackte Klarheit schen den Menschen und sein Erleben, und wenn Menschen, an Entscheidungsprozessen teilzuhaben, Vorbild zu sein. der Struktur. Was mich neben vielen anderen Din- er einmal für einen Moment mit einer Erfahrung Form zu geben vermag. gen so für diese Schule einnimmt, ist, dass hier die allein sein könnte, macht er schnell ein Selfie, um Im hier skizzierten Austausch wahrhaftiger Mei- Tugend des Zuhörens gelehrt und geübt wird, eine es dann irgendwo zu posten und damit in die po- Viel wäre an dieser Stelle noch zu sagen, über ein äu- nungen gelingt es uns hoffentlich herauszufinden, Tugend, ohne die der oben geforderte Austausch tenzielle Stille seiner Mitmenschen einzudringen. ßerst aktives und dem europäischen Gedanken ver- was für unsere Gemeinschaft zum gegebenen Zeit- nicht gelingen kann. Es scheint, als habe das Mitteilen sich so vor das pflichtetes Schüleraustauschgeschehen ebenso wie 27
28 Aus der Schule geplaudert: Claus Bastian die weit über das Oberland hinaus bekannten Dich- bewohner finden seine Performance wahnsinnig ko- Claus Bastian, geboren 1909 in Biebrich, wuchs in lich, das war für mich ein Fest. Ich bin den ganzen terlesungen, das hohe akademische Niveau der Na- misch. Was für ein raffinierter Werbetrick, um sie Utting am Ammersee auf. Ab 1918 besuchte die Real- Tag über den Büchern gehockt, mir ist auf einmal turwissenschaften und die Qualität der Seminaraus- in den Zirkus zu locken! Und natürlich kommen sie schule in Landsberg, wo er sich als Schüler so unglück- das Lernen so leicht gefallen. Im zweiten Halbjahr bildung sowie das differenzierte Beratungsangebot, nicht, um beim Löschen zu helfen. Bald darauf sind lich fühlte, dass er ein halbes Jahr vor der Abschluss- war ich einer der ersten schon, trotz der zweijährigen um nur einige Beispiele zu nennen. nicht nur das Zirkuszelt, sondern auch die Häuser prüfung ausschied und sich als Bauer, Schäfer und Pause. des Dorfes abgebrannt. Schmied durchschlug. 1925/1926 ging er auf die Real- Ich betrachte es als Geschenk, meine Berufslaufbahn schule Weilheim (damals noch im heutigen Landrats- Ich war nicht mehr der Bub, die Schmiederei lag mit der Arbeit an dieser großartigen Schule krönen Dass es mir ums Zuhören und damit die Notwendig- amt). Er studierte später Jura, wurde 1933 verhaftet, schon hinter mit Da hat‘s bei mir zum ersten Mal zu können, und bin dankbar dafür. keit geht, die Stille aushalten zu können, ohne sofort mit einem Transport von Landsberg ins neue KZ Da- gewurlt. ein Selfie zu machen, habe ich ja bereits erwähnt. chau gebracht und am 22.3.1933 als Häftling Nr. 1 Was kann ich zurückgeben? Dazu möchte ich Ihnen Die Geschichte vom Clown lehrt uns außerdem, registriert. Wenn das Wasser so sprudelt, das nennt man abschließend das Gleichnis von Kierkegaards Clown die eigene Wahrheit, und mag sie noch so unzwei- »wurlt«. (…) erzählen: felhaft scheinen, stets mit einem Fragezeichen zu Später erzählte er sein Leben der Anna Andlauer, versehen und mit Überraschungen leben zu lernen. darunter über seine Zeit an der Vorgängerschule des Der evangelische Pfarrer in Weilheim, unser Religi- Eines Tages brennt das Zirkuszelt. Der Clown, der Dem Clown, dieser Symbolfigur des Erwartbaren, Gymnasiums Weilheim: onslehrer (wohl Karl Schmid), hatte sechs rothaari- sich bereits für die Vorstellung umgezogen hat, wird zu glauben, hieße, zum Zuhörer der Zukunft zu ge Töchter. Eine schöner als die andere. In Worten: ins Dorf geschickt, um Hilfe zu holen. Er warnt die werden, der im entscheidenden Moment hinter sich Ich kam von der Schmiede nach Hause. Die Hände sechs! Stell dir vor, ein halbes Dutzend! Eins, zwei, Dorfbewohner, dass die Felder rund um das Zelt selbst zurücktreten kann. voller Schwielen, da hat meine Mutter mich so an- drei, - bis sechs. Eine hatte es mir angetan. Was soll gleich brennen werden und sich alles in ein Flam- geschaut, ganz lang und fragend. Auf einmal kam ich dir sagen? In dieses wunderschöne, rothaarige menmeer verwandelt. Alle müssten sofort löschen Beate Sitek dieser erlösende Satz: »Wär‘s nicht schöner gewesen Mädchen war ich einfach verliebt. (…) kommen. Er bettelt und fleht und schreit. Die Dorf- in der Schule?« Und da muß sie gesehen haben, wie‘s leuchtet bei mir. »Ach komm, fahren wir nach Weil- Der Vater war ein Hitzkopf, ein Wetterer. Wegen sei- heim und melden dich wieder an.« (…) ner flammenden Predigten hatten wir ihn den »Sa- vonarola« getauft. (…) So kam ich wieder in die Schule in die sechste Real- schulklasse. Das erste Vierteljahr in Weilheim, wirk- Es war nicht einfach, ihn hinters Licht zu führen, sei- 29
30 nem puritanischen Eifer zu entgehen. Dem war doch Mächtig frisch waren die Gesellen mir zur Hand. Da Und mein rothaariges Mädchen …, wie halt junge die Zärtlichkeit schon wieder weg ist. »Man soll das schon lange vor meinem Erscheinen aufgefallen, daß stand ich nun, in der vollen Pracht des Schmieds, mit Mädchen sich benehmen. Ungezogen. Jedenfalls Eisen schmieden, solange es heiß ist.« ihm als Vater von sechs schönen Töchtern eine nicht dem Vorschlaghammer in der erhobenen Hand. Gar nicht so, wie der Vater sie haben wollte. Beide, sie ganz alltägliche Aufgabe zugewachsen war. nicht so einfach, die ganze Zeit mit dem schweren und ich, wir haben gesagt: »Wenn das der Vater Der Schiller, der Friedrich, hat die Stimmung der Hammer in der Hand starr zu bleiben! Gewaltig! wüßt, wie wir miteinander sind!« Große Heimlich- ersten Liebe ganz schön eingefangen in seinem Lied Zu irgendeinem Fest mußten wir ein »lebendiges Mein dicker Stiernacken! Hab‘ schon ausgesehen keit. Versteckspiel. Furcht vor dem Donnerwetter. Es von der Glocke. Bild« vorführen, die rothaarigen Schwestern, einige wie ein richtiger Schmied. Meine Schmiedeausrüs- ist ja so reizvoll, wenn‘s wurlt! Savonarola hat höl- Mitschüler und ich. »Lebende Bilder«, das war da- tung hatte mich für die Rolle qualifiziert: Der gro- lisch aufgepaßt, daß nur Hochmoralisches getrieben Savonarola hatte seine Tochterschar nicht im Griff; mals eine sehr beliebte Volkskunst. ße Lederschurz aus schwarzem Kalbsfell ging bis zu wurde. Nein, »getrieben« ist ein unpassendes Wort. die war am Leben orientiert, nicht an moralischen den Knien. Und die überdimensionale Lederhose Es war ganz zärtlich, vorsichtig. Was anderes hätt Prinzipien. Konnte er noch so sehr schreien: »Sakra- »Daß sich Herz und Auge weide erst einmal! An Po und Knien ganz ausgebatscht, an ich ja noch gar nicht wollen. di, Deifi, Deifi« oder »du Saubazi du! « An dem wohlgelungnen Bild.« den Knöcheln mit Lederriemen zugebunden, riesig, schwarz und dreckig! Als Schmied durch und durch »Oh zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, (…) Von Weilheim aus ging‘s drei Jahre in die Luit- Die ganze Gemeinde, die Eltern, alle waren gekom- überzeugend, dazu noch mit Vorschlaghammer in Der ersten Liebe goldne Zeit! pold-Oberrealschule nach München. men - wir sollten sie mit unserer Kunst erbauen. Da der Hand. (…) Das Auge sieht den Himmel offen, war Musik. Gebetet haben sie wahrscheinlich auch, es schwelgt das Herz in Seligkeit. . .« so wie ich sie kenne. Dann ging der Vorhang auf: Je- »Und herrlich, in der Jugend Prangen, Aus: mand trug Schillers »Lied von der Glocke« vor. Wir Wie ein Gebild aus Himmels Höh‘n, Und ich hab‘ dann gesagt, »mit der hab‘ ich pous- Anna Andlauer, Du – ich bin: Claus Bastian, der anderen stellten das dazu passende starre Bild dar. Mit züchtigen, verschämten Wangen siert«, in den großen Reden, die man so hält, wenn Häftling mit der Nr. 1. Bad Honnef 1992, S. 80 - 84 Sieht er die Jungfrau vor sich stehn . . .« »Festgemauert in der Erden Steht die Form aus Lehm gebrannt. Ich war verliebt, wie man halt verliebt ist, ihr nach- Heute muß die Glocke werden! läuft, sie anschauen will, mit ihr reden möcht‘, wenn Frisch Gesellen, seid zur Hand! dort nicht die Angst wäre, einen Korb zu bekom- Von der Stirne heiß Rinnen muß der Schweiß, ...« men. Irre, kommt ja auch gleich diese Verletzbarkeit hinzu, diese Angst vor der Verletzung. 31
32 Aus der Schule geplaudert Nachruf auf Diether Gnilka Summers Stilblüten und Sprüche (Leistungskurs Ek 1986/88) Diplomphysiker und Studiendirektor im Ruhestand Summer: „Sabine, ich muss dich ganz kurz noch was Summer: „Die Kathrin liegt noch mit´m Schock im Geboren 1925 in Türmitz/Schlesien als Sohn des fragen. In drei Minuten bist erledigt.“ Bett – vom Ausfragen.“ dortigen Dorfschullehrers wuchs er behütet im Schulhaus auf. Übersprungene Klasse nach einem Summer: „Was heißt dieses Begriff?“ Summer: „Dieses Werzenlandschaft auf der Relief- Schulwechsel, Schulzeitverkürzung und Abitur mit Roland: (grinsend) „Dieses Begriff heißt … hihihi …“ karte …“ sechszehneinhalb Jahren, Studienbeginn für Elekt- rotechnik in Breslau bereits ab 1942, Kriegseinsatz Roland und Sabine schreiben sich während des Unter- Summer: “… dass die Bauern nicht mehr nach Anfra- ab 1943 als Spezialist für die Berechnung von Ge- richts Briefe. Summer: „Die haben aber einen regen ge und Nachgebot produzieren.“ schossen, Kriegsgefangenschaft und Fortsetzung des Briefverkehr dahinten!“ Andreas: „Naja, solang es Studiums in München. Referendariat am Ludwigs- nur Briefverkehr ist …“ gymnasium in München und Zweigschuleinsatz in Bad Reichenhall, wo wohl seine Liebe zu den Bergen aufblühte. 1950 kam Diether Gnilka als Lehrer für Mathematik und Physik an das Gymnasium Weilheim und blieb 37 Jahre. Weilheim wurde seine zweite Heimat und seine dritte die physikalische Sammlung der Schule und die Fachräume für Physik. Niemand experimen- tierte so begeistert und investierte so viel Zeit, Mühe und Ideenreichtum in die physikalische Sammlung, die er über dreißig Jahre betreute und perfektionier- te. Er baute sogar eigene Geräte. Als Fachbetreuer Am 15. Juni 2017 starb mit Diether Gnilka ein Leh- war er der Motor der Fachschaft, machte seine Kol- rerurgestein des Gymnasiums Weilheim mit 92 Jah- legen mit den methodischen Fortschritten vertraut ren. und stand jungen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite. 33
34 Auch als Personalrat bewies er seine Integrationsfä- ren, noch besser selber verfassen. Alle, die ihn kann- higkeit, nach der Pensionierung am Lehrerstamm- ten, werden sich an seine vergnügliche Fabulierkunst tisch. erinnern. Ihm gelang es, die Begeisterung für seine Fächer auf So sei zum Abschied aus Goethes Faust, den Diether die Schüler zu übertragen. Sie verehrten ihn, und so Gnilka verehrte, über alles liebte und selbst gerne wurde kein Lehrer so häufig zu Abiturtreffen und vortrug, der Türmer Lynkeus zitiert: Schülerstammtischen eingeladen wie er. Ihr glücklichen Augen, Auch das Leben außerhalb der Schule war von Was je ihr gesehn, vielfältigen Talenten und Leidenschaften geprägt Es sei wie es wolle, und erfüllt: Turnen, Reisen, Skifahren, Bergsteigen Es war doch so schön! (14 Viertausender, drüber hinaus auch den Kilima- ndscharo!), Vorträge halten oder ganze Seminare an Möge er in diesem Sinne ruhen in Frieden. der Volkshochschule Weilheim, Lesen und Philoso- phieren, Computern und am liebsten Verse rezitie- Gerhard Werthan Impressum 35 Herausgeber: Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Weilheim e.V. Bildquelle: Gymnasium Weilheim i. OB Lektorat: Hans Heck, Gerhard Werthan Gestaltung: Oliver C. Grüner – www.gruener-design.de
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