Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer

Die Seite wird erstellt Kevin Schaller
 
WEITER LESEN
Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
Neues im Gymnasium Weilheim
Jahresschrift 2016/17
                  Verein der Freunde und Förderer
                  des Gymnasiums Weilheim e.V.
Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
Jahresschrift 2016/17

    Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Weilheim

                          Heft 17

Schulleiterwechsel 2016 am Gymnasium Weilheim

                     Weilheim, März 2017
Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
Inhalt

Geleitwort........................................................................................................................................................................... 6
Der Wechsel in der Schulleitung..................................................................................................................................... 8
Summers Abschiedsverse................................................................................................................................................10
Abschiedsrede des Ministerialbeauftragten Zahlhaas...............................................................................................13
Summerspiele....................................................................................................................................................................17
Grußworte der 3. Bürgermeisterin Flock......................................................................................................................20
Der Personalrat begrüßt OStDn Beate Sitek................................................................................................................21
Begrüßung durch die SMV............................................................................................................................................ 22
Frau Sitek hält ihre Einstandsrede................................................................................................................................ 23
Aus der Schule geplaudert: Claus Bastian....................................................................................................................30
Aus der Schule geplaudert – Summers Stilblüten und Sprüche................................................................................32
Nachruf auf StD Diether Gnilka....................................................................................................................................33
Impressum........................................................................................................................................................................ 35

                                                                                                                                                                                          5
Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
6                                                Geleitwort

    Liebe Mitglieder des Vereins,
    liebe Leser dieses Heftes,

    die siebzehnte Schrift unserer Reihe, die Sie vor sich   So hat Herr Summer in seiner Abschiedsrede seinen         bei solchen Fahrten auftreten können, auf unterhalt-   Ein starker Gegensatz zum Vorhergehenden sind die
    haben, legt den Schwerpunkt auf den Wechsel in der       Werdegang in originelle Verse gefasst. In der offiziel-   same Weise und unter Zuhilfenahme eines Würfels        Erinnerungen des ehemaligen Schülers Klaus Bas-
    Schulleitung des Gymnasiums Weilheim, der sich im        len Verabschiedung fand der Ministerialbeauftragte        nachvollziehbar macht.                                 tian. Er war Häftling Nr. 1 im Konzentrationslager
    Sommer 2016 vollzog. Herr Summer ging nach zwölf         für die Gymnasien in Oberbayern-West Herr Zahl-                                                                  Dachau. Der Text führt den Leser in das Schuljahr
    Amtsjahren in den wohlverdienten Ruhestand. Frau         haas, der selbst als Referendar an unserer Schule         Abschied und Willkommen: Personalrat und SMV           1925/26 zurück.
    Sitek folgte ihm nach.                                   tätig war, launige Worte, um den vielen Leistungen        begrüßten Frau Sitek auf je typische Weise und ga-
                                                             und Verdiensten von Herrn Summer gerecht zu wer-          ben der Hoffnung auf gute Zusammenarbeit Aus-          Stilblüten und der von Herrn Werthan verfasste
    Ein solcher Wechsel ist immer Anlass zu festlichen,      den.                                                      druck. In ihrer Antrittsrede stellte Frau Sitek eine   Nachruf auf die vorbildliche Lehrerpersönlichkeit
    fröhlichen, auch feierlichen Veranstaltungen, bei                                                                  tiefschürfende, grundsätzliche Betrachtung über        Diether Gnilka, der im Juli 2017 verstarb, runden
    denen eine Schulgemeinschaft in Würdigung, Dank          Als Leiter des Studienseminars am Gymnasium               die Aufgabe der Schule in der heutigen Gesellschaft    dieses Heft ab.
    und Ausblick zuletzt auch sich selbst betrachtet. Die    Weilheim hat Herr Summer zahllose Lehrproben-             und über das Bedingungsgefüge an, das zu beachten
    spezifische Ausprägung solcher Feiern sagt viel über     fahrten zu den in ganz Bayern verstreuten Einsatz-        ist, wenn Bildung und Erziehung in Zeiten der Reiz-    Ich wünsche allen Lesern eine anregende Lektüre.
    den Geist und das Profil einer Schule aus. Einige        schulen unserer Studienreferendare unternommen.           überflutung und des rasanten Wandels gelingen sol-
    wichtige Facetten dieses Schulleiterwechsels sind in     Darauf bezieht sich das hier abgedruckte Brettspiel       len. Dem Innehalten und Zuhörenkönnen kommt in         Hans Heck
    diesem Heft wiedergegeben.                               „Chefbesuch“, das die Pannen und Hindernisse, die         diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu.

                                                                                                                                                                                                                                   7
Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
8                         Der Wechsel in der Schulleitung

    M      it einem phantastischen „Summer Concert“
           eröffnete die Fachschaft Musik des Gymna-
    siums Weilheim den Verabschiedungsreigen für
                                                           den. Die letzten Jahre waren ebenfalls geprägt von
                                                           Bauplanungen, denn die Renovierung des B-Baus
                                                           der Schule wird mit dem Beginn der Sommerferien
                                                                                                                    Lehrerzimmer. Auch das pralle Leben in Dienstbe-
                                                                                                                    sprechungen oder der Besuch schöner Lehrproben-
                                                                                                                    stunden werden ihm abgeben, ebenso wie der Blick
                                                                                                                                                                            menarbeit mit der neuen erweiterten Schulleitung,
                                                                                                                                                                            auf das nette Kollegium und die vielen interessierten
                                                                                                                                                                            und aktiven Schülerinnen und Schüler und damit
    Schulleiter Hermann Summer. Seine letzten Tage im      in vollem Umfang beginnen.                               in die strahlenden Gesichter junger Menschen, die       natürlich auch auf die zahlreichen außerunterricht-
    Schuldienst waren geprägt von verschiedenen Ver-                                                                mit Freude und Eifer die vielen faszinierenden Ak-      lichen Aktivitäten, die das Schulleben auch weiter-
    anstaltungen, mit denen Schülerinnen und Schüler,      Als besondere Höhepunkte in seiner Schulleiterzeit       tionen in die Tat umsetzten, die den Schulalltag so     hin prägen werden.
    Eltern, Kollegen und auch die Vertreter des Dienst-    bezeichnete Summer die vielen Aktivitäten, die weit      sehr bereicherten.
    herrn ihre Wünsche für den Übergang in den Ruhe-       über den Unterricht hinausgehend von der Schul-                                                                  Sitek denkt daran auf Kontinuität zu setzen, den Be-
    stand überbringen wollten.                             familie auf die Beine gestellt wurden, wie z.B. der      Summer hat natürlich auch Pläne für die kommen-         stand zu stärken und wenn nötig sinnvolle Ergän-
                                                           Sponsorenlauf in der Au, Theater- und Musikauf-          den Monate und Jahre, doch will er darauf achten,       zungen anzuregen, wie beispielsweise in einer wei-
    Seine Schulleiterjahre in Weilheim waren geprägt       führungen, Sportevents und Kunstprojekte. Sum-           seinen Alltag deutlich zu entschleunigen. Er freut      teren Stärkung der Naturwissenschaften. In vielen
    von vielen Umstrukturierungen, denn er trat in dem     mer bezeichnete es als für ihn sehr angenehm, dass       sich darauf, Urlaub auch außerhalb der Schulferien      Bereichen konnte sie in Olching Erfahrungen sam-
    Jahr seinen Dienst an, als die Umstellung von G9 auf   er mit einem offenen und freundlichen Kollegium          machen und sich seiner Familie und den Enkeln wid-      meln, die sie nun in Weilheim nutzen will.
    G8 begann. Im Zuge dieser Umstellung war es nötig,     zusammenarbeiten durfte, das sehr viel Verständ-         men zu können. Besonders viel Zeit will er sich für
    für die Schüler eine Mittagsbetreuung und die Aus-     nis, aber auch Sinn für Kreativität zeigte, so dass es   Musik und Sport und Arbeiten in seiner Schreiner-       Der Renovierung des B-Baus, die die nächsten zwei
    gabe von Mittagessen zu organisieren, das Schulhaus    erfreulich war, an allen Ecken und Enden des Schul-      werkstatt nehmen, was er durch das enorme Arbeit-       Jahre am Gymnasium Weilheim ganz entscheidend
    musste für diesen Zweck auch baulich erweitert wer-    lebens Dinge wachsen zu sehen. Sein Wunsch an die        spensum als Schulleiter bisher eher vernachlässigen     prägen wird, sieht Beate Sitek sehr gelassen entgegen,
                                                           Lehrer war, auf sich selbst und auch auf jeden einzel-   musste.                                                 da die Bauphase intensiv von der Schulleitung, in be-
                                                           nen Schüler zu achten.                                                                                           sonderer Weise von der stellvertretenden Schulleite-
                                                                                                                    Summers Nachfolge tritt Oberstudiendirektorin Be-       rin Adelheid Meyer vorbereitet wurde. Sie stellt sich
                                                           Nicht vermissen wird Hermann Summer im nun               ate Sitek an. Sie wohnt in Tutzing und war in den       darauf ein, dass vielleicht anfangs etwas Routine im
                                                           beginnenden Ruhestand, dass er nicht mehr so früh        vergangenen fünf Jahren Schulleiterin am Gymnasi-       Alltag fehlen wird und dass es auch nötig sein wird
                                                           aufstehen muss. Auch das Schreiben von Beurteilun-       um Olching. Sie freut sich sehr, dass sie wieder nach   zu improvisieren, aber sie vertraut auf die Erfahrung
                                                           gen, Auswerten von kultusministeriellen Schreiben,       Weilheim zurückkehren kann, wo sie bis 2011 Stell-      und Stärke des Kollegiums, so dass sie zuversichtlich
                                                           das morgendliche Binden der Krawatte und mitun-
                                                           ter mühsame Telefonate mit besorgten Eltern wird
                                                           er nicht vermissen. Fehlen wird ihm dagegen die
                                                                                                                    vertreterin von Hermann Summer war. Eigentlich
                                                                                                                    wollte sie nie aus Weilheim weg, deshalb ist sie be-
                                                                                                                    sonders froh, dass sie nun an vieles anknüpfen kann,
                                                                                                                                                                            ist, dass die Schule als Ganzes alle Schwierigkeiten
                                                                                                                                                                            in den Griff bekommen wird                               9
                                                           traditionelle tägliche Breze vom Schulkiosk und die      was sie bereits damals am Gymnasium Weilheim                                                 Gertraud Geyer
                                                           morgendliche Fußballdiskussion der Kollegen im           schätzen gelernt hatte. Sie freut sich auf die Zusam-
Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
10                         Summers Abschiedsverse

                                               dort auf der Wallfahrtskirch‘ am Berg,         Gar mancher sicher gerne fragt,           Mit Foto er durchs Schulhaus f litzt
                                               er hochmarschiert, der Summerzwerg,       was treibt ein Schulleiter den ganzen Tag?     und manches Tun und Treiben blitzt
                                                  zur Schule und auch in die Messe,       Er Namen schreibt auf grüne Mappen,             für Aushang, Infos und Archiv,
                                                   tagtäglich – er das nie vergesse.      die dann im Hause umherschwappen.              auch wenn ihn niemand dazu rief.

                                                    Fidel, Cello und auch Geige            Er nutzt sehr gern den grünen Stift,         Sponsoren ihm gern Freude machen
                                                   traktierte er auf seine Weise,             für manche war es pures Gift!              und spenden wunderbare Sachen,
                                                 davon Herr Hauck noch profitiert,      Mit schwarzem Buch rennt er durchs Haus,        ob Lions, Rotary oder auch Banken.
                                                  wenn er die Bratsche engagiert.          für manche Lehrer war‘s ein Graus,         Den Spendern möcht‘ er herzlich danken.

                                                Der Summer seinen Weg dann fand           wenn Summer klopft sacht an die Tür,          Auch Förderverein sei hier genannt,
       Ein Mensch hält kurz im Leben an,           als Lehrer hier im Oberland,         zum Unterrichtsbesuch – jetzt bin ich hier!      der oft der Schule ging zur Hand,
          erinnert sich, wie es begann,              mit Exkursion zum ISB,                  Eintausend waren’s an der Zahl,            wenn Sonderwünsche wurden laut,
          als ein blond gelockter Knabe          auch im KM fand er’s recht sche.           das Timing auch für ihn ne Qual.             er stets aufs große Ganze schaut.
     (um diese Pracht ist’s wirklich schade)
         ein unbeschwertes Leben fand,          Dann ging‘s zur European School.               Dann kamen Lehrproben dazu,                Ein Lob auf unsre Elternschar,
         im Rigidorf am Ammerstrand.               Die Family fand‘s super cool,                sie ließen Summer keine Ruh,               die äußert engagiert hier war
                                                    in England ihre beste Zeit,               auch 1000 Stück in diesen Jahren,           und künftig sicher bleiben wird,
          Drei Dinge seien hier genannt,             das hat sie alle nie gereut.       bis nach Aschaffenburg musst er gar fahren,        auch unter einem neuen Hirt.
     sie sind nur Eingeweihten gut bekannt:      Zurück in Bayerns Bildungshort                  die letzte dann in Tegernsee,
            Zwanzig Jahre ministriert,             hat das G-Acht sie eingeholt,            im Bräustüberl war‘ s nachher schee!
        mit Zehn Latein schon gut doziert,      gestählt durch Engelands G-Sieben,
                                                sah Summer dies relaxt hienieden.

                                                                                                                                                                                11
Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
12                                                                                          Abschiedsrede des Ministerialbeauftragten Zahlhaas

      Auch stolz darf man auf Lehrer sein,
          die lassen sich auf Vieles ein,
        genießen Freiheit und Vertrau‘n
                                                 300 Kuchenbäcker sind am Schuften,
                                                für die Zukunftswerkstatt wie gerufen,
                                                   das Geld im Kasten heftig klingt,
                                                                                          T    raurig aber wahr, mit diesem Schuljahr verlässt
                                                                                               Herr Summer nun endgültig das Gymnasium
                                                                                          Weilheim. Ich werde im biographischen Teil dieser
                                                                                                                                                 nes Bildungsgroßbetriebs hier in Weilheim werden
                                                                                                                                                 ließ, den wir heute verabschieden.

     aufs Wohl der Schüler sie nur schau‘n.       für Summers Schule viel einbringt.      kleinen Ansprache noch näher darauf zu sprechen        Geboren wurde Hermann Summer im Jahr 1951 am
                                                                                          kommen - und die meisten von Ihnen wissen es ver-      Peißenberg, also gar nicht weit von hier.
      Ob Sport, Musik, gar Dichterreigen,       Das Leben ist hier ist kaum noch schön,   mutlich ohnehin -, dass es für dieses Verlassen und
         sie alle haben was zu zeigen.         wenn‘s hämmert, klopft und von der Decke   Verlassen-Werden Präzedenzfälle gibt. Herr Sum-        Zunächst einmal besuchte der junge Hermann die
       Das Engagement ist riesengroß,                             tropft,                 mer kehrt also dem Gymnasium Weilheim nicht das        Volksschule in Hohenpeißenberg, der tägliche an-
       die Schule lässt sie nimmer los!          Container auf dem Parkplatz steh‘n,      erste Mal den Rücken.                                  strengende Schulweg damals gehört wohl zu den
                                                  jetzt lassen sie den Summer geh‘n.                                                             prägenden Eindrücken seiner Jugend. Dann besuch-
           Die SMV ist höchst aktiv,                                                      Doch keine Sorge, ich werde jetzt keinen summer-       te er das Gymnasium Schongau, das von Hohenpei-
      nicht nur beim Summerfest gewieft,            Als man zieht in Container um,        time-blues anstimmen, obwohl es zugegebenerma-         ßenberg aus gesehen ein Stück näher liegt als Weil-
       zeigt Kreativität und großen Mut,           dem Summer wurde es zu dumm,           ßen verlockend ist, mit der englischen Aussprache      heim.
         das tut der ganzen Schule gut,               er f lüchtet in den Ruhestand       des Namens Summer zu spielen.
      nach besten Kräften sich hier zeigen!          im Rigiort am Ammerstrand.                                                                  Nachdem er zu Beginn der 70er Jahre erfolgreich
                                                                                          Wahrscheinlich war es ja während der englischen        sein Abitur abgelegt hatte, verbrachte er den größten
      Der Elternbeirat wirkt recht munter,                               Hermann Summer   Phase von Herrn Summer umgekehrt ziemlich an-          Teil jenes Jahrzehnts an der Uni. Zunächst studierte
     rennt oft im Schulhaus rauf und runter,                                              strengend, der dortigen Umgebung klar zu machen,       er auch noch Publizistik und Theaterwissenschaft,
         probiert das Mensa-Essen aus,                                                    dass sie es nicht mit Mr. Summer, sondern mit Mr.      bis er sich dann endgültig für das gymnasiale Lehr-
       verwöhnt die Lehrerschaft im Haus                                                  Summer zu tun haben.                                   amt entschied. Die Lehrbefähigung erwarb er, wie
      mit Bistro, Sektempfang und Kuchen,                                                                                                        damals üblich, in drei Fächern und zwar in Deutsch,
      das muss man erst woanders suchen!                                                  Gestatten Sie mir jetzt, da schon zwei Anspielungen    Geschichte und Geographie.
                                                                                          gefallen sind, anhand von ein paar biographischen
                                                                                          Schlaglichtern den Weg aufzuzeigen, der Hermann        Nach dem Studium an der LMU ging er dann in den
                                                                                          Summer zu dem hochgeschätzten, erfolgreichen
                                                                                          Schulleiter, Seminarvorstand und Chefmanager ei-
                                                                                                                                                 Vorbereitungsdienst, den er am Erasmus-Grasser-
                                                                                                                                                 Gymnasium in München absolvierte. Mit 29 Jah-           13
Neues im Gymnasium Weilheim - Jahresschrift 2016/17 Verein der Freunde und Förderer
14

     ren, im September 1980, betrat Herr Summer dann         Saale dürfte das legendäre britische Schauspielerehe-     den Lehrerberuf.“ Da hätte sich Herr Summer also         einbringen, sondern insbesondere auch das, was man
     erstmalig das Gymnasium Weilheim als Lehrkraft          paar Liz Taylor und Richard Burton noch bekannt           eigentlich beginnend mit den frühen 80er Jahren be-      heute als die ‚soft skills‘ bezeichnen würde. Denn be-
     und zwar als Referendar im Zweigschuleinsatz. Er        sein. Insbesondere Liz Taylor hatte es zu einer beacht-   reits darauf einstellen können, hier an der Schule alt   reits vor mehr als zwanzig Jahren hieß es über ihn,
     hat also an dieser Schule wirklich alle nur denkba-     lichen Anzahl von Ehen und Scheidungen gebracht.          zu werden.                                               was auch heute noch zutrifft (Zitat) „er zeichnet sich
     ren Stufen im Dasein eines Gymnasiallehrers erlebt:     Allein zweimal war sie mit Richard Burton verheira-                                                                durch liebenswürdigen Takt, Bescheidenheit, Argu-
     vom Studienreferendar über die Tätigkeit als auf Le-    tet, ließ sich aber ebenfalls zweimal von ihm wieder      Dass sich Herr Summer aber von Anfang an nicht da-       mentationsfähigkeit und Beharrlichkeit“ aus.
     benszeit verbeamtete Lehrkraft, über die Tätigkeit      scheiden. Diese stürmische Promi-Liebe übertrifft         rauf einstellte, hier eine möglichst ‚ruhige Kugel‘ zu
     als Seminarlehrer, dann als Mitarbeiter in der Schul-   Hermann Summer aber bei Weitem: er heiratete              schieben, erkennt man nicht nur an den vielfältigen      Somit hätte man annehmen können, dass Herr Sum-
     leitung bis hin zu dem, was er heute ist: als Schul-    (wenn wir den Verwaltungsakt einer Versetzung an          Aufgaben (und Hightech-Gerätschaften!), mit denen        mer dann so langsam in die Tätigkeit des angehen-
     leiter und Seminarvorstand. Eine wahrhaft außerge-      eine Schule so romantisch überhöhen möchten) das          er sich engagiert ins Schulleben einbrachte, sondern     den Schulleiters in Weilheim hätte hineinwachsen
     wöhnliche Karriere.                                     Gymnasium Weilheim nämlich viermal! Verlassen             auch daran, dass er, der nun auch an der Arbeit am       können. Doch weit gefehlt, und weit ist hier durch-
                                                             hat er die Schule bislang „nur“ dreimal, aber die vier-   Lehrplan und an Schulbüchern Interesse gefunden          aus geographisch zu verstehen, denn in dem knap-
     Allerdings war diese steile Karriere von vielen We-     te und endgültige Scheidung steht nun unmittelbar         hatte, bereits zwischen 1985 und 1988 ans ISB (für       pen Jahrzehnt zwischen 1994 und 2003 verschlug es
     gen aus Weilheim heraus und nach Weilheim zu-           bevor.                                                    das Fach Erdkunde) teilabgeordnet war. Dieser Tei-       Herrn Summer nach Großbritannien, wo er an der
     rück gekennzeichnet. Ich glaube nicht, dass es viele                                                              labordnung ans ISB folgte dann zwischen 1988 und         Europäischen Schule in Culham -wohl als Mr. Sum-
     Gymnasiallehrer in Bayern gibt, die derart oft an       Wie auch in vielen anderen Fällen hatte sich offenbar     1993 eine Vollzeit-Abordnung ans Kultusministe-          mer- unter anderem das Fach Moral unterrichtete, in
     ein und dieselbe Schule versetzt bzw. zurückversetzt    bereits im Referendariat eine gegenseitige Zuneigung      rium, wo er im Referat II/4 die Nachfolge seines im      der Studien- und Berufsberatung tätig war und die
     wurden, diese dann aus freien Stücken verlassen ha-     von Lehrkraft und Schule entwickelt und so trat Herr      letzten Jahr als Schulleiter in Murnau verabschiede-     Aufgabe des Fachkoordinators für Human Sciences
     ben und ebenfalls aus freien Stücken wieder dorthin     Summer dann auch im Jahre 1981 seine erste Plan-          ten Kollegen Haberl übernahm. Nachdem seine fünf         übernahm.
     zurückgekehrt sind.                                     stelle in Weilheim an. Seine Probezeit endete 1984        Jahre als Mitarbeiter am KM 1993 vorüber waren,
                                                             mit der Verbeamtung auf Lebenszeit. Bereits in der        überlegte er offenbar nicht lange, wo er sein nächs-     Im Jahre 2003 kehrte StD Summer nach Deutschland
     Eine ganz magische Anziehungskraft schien es da         entsprechenden Beurteilung ist zu lesen: „Das Be-         tes Einsatzfeld suchen sollte. Er ging ein drittes Mal   zurück und war somit zum vierten Mal in Weilheim
     also zu geben, die sich spätestens ab 1980, dem Jahr    mühen um ihre charakterliche Entwicklung [die der         nach Weilheim und wurde dort Seminarlehrer für           angekommen. Zunächst als Mitarbeiter in der Schul-
     des ersten Einsatzes von Herrn Summer in Weil-          Schüler also] ist sehr ausgeprägt. … Körperlich ist       Geographie. Nicht nur seine intellektuellen Fähig-       leitung, aber dann bereits im Jahre 2004, fast auf den
     heim, zwischen dem heute scheidenden Schulleiter
     und seiner Schule entwickelt hatte. Den Älteren im
                                                             er robust und voll leistungsfähig. Der junge Kollege
                                                             besitzt offenbar besonders ausgeprägte Anlagen für
                                                                                                                       keiten wie etwa (Zitat) die „Fähigkeit zur Synthese
                                                                                                                       auch komplizierter Zusammenhänge“ konnte er hier
                                                                                                                                                                                Tag genau vor 12 Jahren also, zum 1. August 2004 als
                                                                                                                                                                                Schulleiter.                                             15
16

     Aus Anlass des MB-Besuches am Ende seiner Probe-         Zum Schluss darf ich den Namen Summer noch
     zeit als neuer Schulleiter heißt es in dem zugehörigen   einmal benützen, nicht wie am Anfang in der eng-
     Bericht an das Staatsministerium, dass er „auch in       lischen Variante des summertime-blues sondern aus
     Situationen starker Belastung ruhig“ wirkt und er        meiner eigenen Herkunft als Altphilologe heraus:
     „vermittelt nie den Eindruck von Anspannung und
     Hektik.“ Genau so werden Sie alle hier Herrn Sum-        Auch die Nichtlateiner unter Ihnen kennen die Aus-
     mer in den letzten zwölf Jahren erlebt haben und so      drücke Summa summarum und summa cum laude.
     und nicht anders kenne auch ich ihn, als einen au-
     ßergewöhnlich souveränen Schulleiter, der aber ge-       Summa summarum könnte man adäquat mit „ins-
     rade deshalb stets menschlich und mit Augenmaß zu        gesamt“ oder „Gesamtsumme“ wiedergeben
     entscheiden wusste.
                                                              und Summa cum laude ist in der Regel die Bestnote
     Lieber Herr Summer, Sie können stolz sein auf das,       bei einer Promotion.
     was Sie nicht nur in den letzten zwölf Jahren hier am
     Gymnasium Weilheim und andernorts geleistet ha-          Also könnte man sicher zu Recht über Hermann
     ben. Sie hinterlassen hier ein über die Maßen wohl-      Summer sagen:
     bestelltes Haus mit einem vorzüglichen Ruf.
                                                                            Summer summarum
                                                                            Summer cum laude!

                                                                                                                   17
18

     19
20         Grußwort der 3. Bürgermeisterin Angelika Flock                                                                       Der Personalrat begrüßt OStDn Beate Sitek

                                                                                                                                                       (die Rede hielt Marcus Schiefer)

     G    anze Generationen von Schülerinnen und
          Schülern haben Sie auf ihrem Weg begleitet,
     sich die Welt des Wissens zu erobern und all das zu
                                                             für Ihr erfolgreiches Wirken in den vergangenen 12
                                                             Jahren als Direktor des Weilheimer Gymnasiums
                                                             herzlich danken.
                                                                                                                    Liebe Frau Sitek,

                                                                                                                    vielen Schülerinnen und Schülern der 7. Jahrgangs-        lige gute Seele des Hauses Sie angesichts der zeitweilig
     lernen, was sie brauchen, um in unserer Gesellschaft                                                           stufe wurde im Geschichtsunterricht der letzten Tage      übermächtig erscheinenden Aufgaben stets mit den
     gut zurechtzukommen.                                    Lieber Herr Summer, ich hoffe, dass Sie wissen, dass   die Legende von Abul Abbas erzählt,                                       Worten beruhigt haben: „Wie isst man
                                                             Ihre Arbeit sehr geschätzt wird. Damit Sie es aber     einem weißen Elefanten, welcher Karl                                      einen Elefanten? Stück für Stück!“
     Nicht nur als stellvertretende Bürgermeisterin, auch    auch wirklich glauben, darf ich Ihnen im Namen der     dem Großen im Jahre 802 anläss-
     als Mutter von drei Kindern, die hier an dieser - Ih-   Stadt Weilheim als Anerkennung Ihrer großartigen       lich seiner zwei Jahre zuvor erfolgten                                 Als der Personalrat sich also den Kopf
     rer - Schule waren, ist es mir eine große Freude und    Leistung, Ihres wirkungsvollen Schaffens, für die      Kaiserkrönung vom großen Kalifen                                       darüber zerbrach, was wohl ein geeig-
     zugleich Ehre, Ihnen, lieber Herr Summer, den Dank      gute Zusammenarbeit mit der Stadt die                  Hārūn ar-Raschīd geschenkt wurde                                       netes Geschenk zu Ihrem Amtsantritt
     auszusprechen.                                                                                                 und die Bürger Aachens in Staunen                                      sein könnte, erinnerten wir uns daran
                                                                     Ehrenmedaille der Stadt Weilheim,              und Begeisterung versetzte.                                            und dachten: „Was ein angemessenes
     Im Namen der Stadt Weilheim, im Namen des 1.                         die große Silbermünze,                                                                                           Geschenk für einen Kaiser war, ist für
     Bürgermeisters Markus Loth, im Namen des Stadt-                                                                Nun wissen wir ja, Frau Sitek, dass Sie                                unsere neue Chefin gerade gut genug!“
     rates, aber auch ganz persönlich möchte ich Ihnen       überreichen.                                           mit Ihrer vergangenen Ägide als Stell-                                 Deshalb haben wir für Sie einen Ele-
                                                                                                                    vertreterin am Gymnasium Weilheim                                      fanten aus weißer Schokolade gießen
                                                                                                                    auch stets Elefanten in Verbindung                                     lassen, welcher Ihnen die großen Auf-
                                                                                                                    bringen. Dies mag vorerst verwundern, sofern man          gaben, welche zu bewältigen sein werden, versüßen
                                                                                                                    nicht weiß, dass eine kleine Elefantenstatuette stets     soll. Genießen Sie ihn gemäß dem Frankelschen
                                                                                                                    Ihren Schreibtisch geziert hat. Ferner soll eine ehema-   Diktum – Stück für Stück!

                                                                                                                                                                                                                                         21
22                                Begrüßung durch die SMV                                                                                    Frau Sitek hält ihre Einstandsrede

     Grüß Gott sehr geehrte Damen und Herren, liebe             Bei einer Verabschiedung eines Schulleiters fährt die   Wenn wir versuchen, gesellschaftliche Veränderungen       Schüler würden in dieser Zeit nichts lernen. Alle-
     Mitschülerinnen und Mitschüler und natürlich ein           SMV immer große Geschütze auf. Zwischen Heli-           zu bewirken, begegnet man uns anfangs mit Gleich-         samt Bedenken, die man heute nicht mehr nach-
     herzliches Willkommen an Sie, Frau Sitek,                  kopterflug und Kamelritt sorgen wir dafür, dass ein     gültigkeit, später mit Spott und dann mit Unterdrü-       vollziehen kann.
                                                                Schulleiter die Schule und vor allem dessen Schüler     ckung. Zum Schluss setzt man uns der größten Her-
     Für uns Schüler ist heute ein besonderer Tag. Nicht        so schnell nicht vergisst.                              ausforderung aus: Man behandelt uns mit Respekt.          Ein weiteres gewagtes Unterfangen, das kurze Zeit
     nur, weil für uns Schüler zwar eine ungewohnte,                                                                    Das ist das allergefährlichste Stadium.                   später wortreicher Rechtfertigungen bedurfte, war
     aber positive Situation aufkam, und zwar dass der          Aber bei einer Amtseinführung muss sich ein neuer                                                                 die Etablierung einer Supervisionsgruppe an dem
     Unterricht heute schon um 11:40 Uhr zu Ende war.           Schulleiter bzw. in diesem Fall eine neue Schulleite-   In diesen postfaktischen Zeiten drängt sich je-           Gymnasium, an das ich nach Abschluss des Refe-
     Sondern auch, weil eine der beiden Pausen kürzer           rin von Seiten der SMV wohl nur mit einer einfachen     nes Zitat des Philosophen A. T. Ariyaratne, der           rendariats zurückgekehrt war. Zunächst hatte ich
     war als gewohnt. Dies zwar zum Leid der Lehrkräfte,        Rede zufrieden geben.                                   auch als Gandhi von Sri Lanka bezeichnet wird,            mich einer kritischen Prüfung durch drei Herren
     da nicht alle Schüler dies auch rechtzeitig realisier-                                                             zunehmend in mein Bewusstsein. Ich möchte Sie             – auch das typisch für die Zeit - im Direktorat zu
     ten aber für uns Schüler war es besonders.                 Wir als SMV hoffen auf eine gute und freundliche        zunächst auf eine kurze Zeitreise in die Anfänge          unterziehen. Wie man sich das genau vorzustellen
                                                                Zusammenarbeit, auf ein offenes Ohr und damit auf       unseres aktuellen Verständnisses von Schule und           habe? Würden die Teilnehmer dort erst zerstört,
     Heute ist ein besonderer Tag, weil Sie ihre Amtsein-       eine schöne Zeit miteinander. Wir hoffen, Sie finden    Schulentwicklung mitnehmen, um einem mögli-               wie man das ja immer wieder höre, damit man sie
     führung haben. Und auch, wenn es manch einem               in ihrem Kalender Zeit für banale Schülerbelange        chen Zusammenhang in der Entwicklung unserer              hinterher wieder aufbauen könne? Am Ende rede
     Schüler egal ist, dass gerade ganz viele Erwachse-         und schauen doch auch mal gerne bei uns Schülern        Gesellschaft nachzuspüren.
     ne an einem Freitag Nachmittag, an welchem auch            im SMV-Zimmer vorbei.
     noch früher Schule aus ist, in der Aula sitzen. Betrifft                                                           Als ich mich bei meiner 2. Prüfungslehrprobe vor
     es doch jeden einzelnen von uns.                           Und dann steht ihrem Hubschrauberflug oder ih-          30 Jahren entschloss, eine zehnminütige Partner-
                                                                rem Kamelritt in einigen Jahren auch nichts mehr        arbeit in die Stunde einzubauen, sah ich mich einer
                                                                im Wege.                                                Front wohlmeinender Ratgeber gegenüber. Wenn
                                                                                                                        ich die Schüler so lange sich selbst überließe, so lau-
                                                                                                                        tete ein gewichtiger Einwand, sei das kein richtiger
                                                                                                                        Unterricht, sähe man doch vom Lehrer nichts. Und
                                                                                                                        – eine Kollegin setzte zum finalen Schlag an - die
24

     man gar über die Schulleitung? Überhaupt haftete      unseres heutigen Verständnisses von Schule. Die      unterschiedlichsten Bedürfnissen, ja überhaupt               kein sichtbares Erkennungszeichen, das Wahrheit
     dem Begriff der Gruppendynamik etwas Anrüchi-         dort erstmals angesprochene Voraussetzung, dass      dem Bedürfnis des Einzelnen, individuellen Be-               von Meinung unterschiede. Und dabei hatte sie
     ges an.                                               nämlich qualitätvolle, zukunftsorientierte Bildung   findlichkeiten, dem persönlichen Wohlergehen                 vor über 60 Jahren gewiss nicht im Sinn, dass es
                                                           nur entstehen kann, wenn jeder einzelne Akteur       und dem subjektiven Erleben heute eingeräumt                 einmal Politiker wie Donald Trump, Nigel Farage
     Doch, über Jahre hinweg probierten wir eine Men-      des Bildungssystems innerhalb des gesteckten Rah-    wird.                                                        oder Boris Johnson geben könnte, die bewusst die
     ge aus, experimentierten mit geteilter Verantwor-     mens ernst genommen wird und selbst Verantwor-                                                                    Unwahrheit verbreiten, um wie trotzige Jungs ih-
     tung und unterschiedlichen Methoden, von denen        tung übernimmt, begegnet uns heute als Haltung       Ich frage mich heute, wohin uns die Öffnung hin zu           ren Kopf durchzusetzen. Was Hanna Arendt mit
     viele heute den Weg ins Klassenzimmer gefunden        hinter dem Lehrplan Plus. Wenn davon die Rede        mehr Emotion, Individualität, Reflexivität, Trans-           Wahrheit meinte, ist keine objektive Wahrheit, die
     haben, wir reflektierten, optimierten und evalu-      ist, dass die Schule Raum brauche „für die ständi-   parenz und Mitbestimmung gebracht hat. Wie                   gibt es nämlich nicht, sondern Menschen, die ihre
     ierten. Vor allem aber geschah immer wieder eins:     ge Reflexion der Grundlagen ihrer Bildungs- und      konnten wir in postfaktische Zeiten hineingera-              Meinungen gut durchdacht haben und dazu stehen,
     Lernen. Im gegenseitigen Austausch fanden wir         Erziehungsarbeit“ (BQM, Zeile 14-15), dann sind      ten, in denen Politiker und Experten unter Gene-             also wahrhaftig sprechen.
     Entlastung und entwickelten wir uns miteinander       sowohl die Freiheiten der Gestaltung als auch die    ralverdacht stehen und plötzlich etwas in Gefahr zu
     weiter. Heutzutage muss man eine derartige Ein-       Prozessorientierung erkennbar, die unsere Schulen    geraten droht, dessen wir uns immer völlig sicher            Sobald die so verstandene Wahrheit in eine poli-
     richtung nicht mehr begründen, ja es soll sogar       heute kennzeichnen sollten.                          wähnten, die Demokratie nämlich? Wie lassen sich             tische Öffentlichkeit getragen wird, wird sie „zur
     Schulleiter geben, die sich coachen lassen!                                                                die allgegenwärtigen Egoismen und die Dominanz               Meinung unter Meinungen“, so Arendt weiter, und
                                                           Wofür man sich vor dreißig Jahren noch verteidi-     der Subjektivität wieder einfangen, wie können wir           gerät in Gefahr. Dennoch gilt es, die Öffentlichkeit
     Natürlich waren solche Entwicklungen nicht auf        gen musste, die Ansicht nämlich, dass Schule und     der Individualität Raum geben und dennoch ein                als Raum der Meinungsvielfalt zu schätzen und
     ein Gymnasium beschränkt, an vielen Orten wur-        Unterricht permanent weiterentwickelt werden         verträgliches Miteinander leben?                             zu verteidigen. Schon eine einzige reflektierende
     de munter geklippert und die ersten Schulentwick-     müssen, ist heute unstrittig. Angesichts des Pa-                                                                  Person, die sich fragt, wie die Welt ihr eigentlich
     lungskongresse mühten sich, die Ansätze der inne-     radigmenwechsels hin zur Schülerperspektive,         Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung und              erscheint, realisiert in sich eine Vielfalt. Welcher
     ren Schulreform, wie es damals noch hieß, sichtbar    vielfältigster Ansätze der Individualisierung und    das ist auch gut so. Ob jeder seine Meinung stän-            Ort böte sich mehr an als eine Schule, um diese Öf-
     zu machen, hatte doch in der Zwischenzeit der         individueller Förderung, einem breiten Beratungs-    dig über alle möglichen Kanäle in die Welt hin-              fentlichkeit darzustellen, den Austausch wahrhaf-
     PISA-Schock die Bildungspolitik erschüttert. Weit-    angebot, kostenloser Supervision und nicht zuletzt   ausposaunen muss, ist schon eher fraglich. Wie               tiger Meinungen, die unerlässliche Reflexion also,
     hin unbemerkt, doch nichtsdestoweniger hochak-        von großzügiger Stundenausstattung im Bereich        Hannah Arendt bereits 1954 formulierte1, existiert           stattfinden zu lassen und so das entsprechende Ver-
     tuell formulierte schließlich im Jahr 2003 das Bay-
     erische Qualitätsmemorandum die Grundlagen
                                                           der Lehrergesundheit könnte man doch eigentlich
                                                           äußerst zufrieden damit sein, welche Berechtigung
                                                                                                                1 Hannah Arendt, Sokrates. Apologie der Pluralität, Berlin
                                                                                                                                                                             halten zu leben und einzuüben?
                                                                                                                                                                                                                                    25
                                                                                                                  (Matthes & Seitz), 2016
26

     Seit ich vor einigen Jahren den Satz des Hamburger        punkt das Richtige ist, das Richtige auch zu wollen      Für Erich Fromm ist Zuhören der Auftakt zu echter     Erleben geschoben, dass es zum Erleben nicht mehr
     Religionspädagogen Fulbert Steffensky las, „Lehren        und ehrlich nach dem gemeinschaftlich Guten zu           Begegnung und damit letztlich zu einer Form des       kommt.
     heißt: zeigen, was man liebt.“, lässt er mich nicht       streben.                                                 Liebens. Daniel Barenboim bezeichnete Zuhören
     mehr los. Hier finde ich den Fachwissenschaftler                                                                   in einem Interview für die SZ einmal als Hören        Nicht nur die Hingabe an die Musik lehrt Zuhören,
     ebenso würdig vertreten wie den Anhänger der Er-          Ein weiterer Aspekt von Steffenskys Aussage weist        in Verbindung mit Denken und Konzentration.           ich habe mich bemüht darzustellen, dass dies im-
     lebnispädagogik. Solange beide miteinander reden          aus der Schule hinaus in die sie umgebende Ge-           Wenn wir ein gutes Gespräch erlebt haben, fühlen      mer dann geschieht, wenn es zu echter Begegnung
     und sich in einem wahrhaftigen Austausch darüber          meinschaft. Wenn das schulische Bildungsangebot          wir uns beschenkt. Aber aus eigener Anschauung        kommt, und damit sind alle Fächer angesprochen.
     befinden, welches Bild von Schule sie in sich tragen,     seine Wirkung erfolgreich entfalten möchte, muss         wissen wir auch, wie schwer echtes Zuhören ist.       Dennoch freut es mich, dass es in Weilheim noch
     welche Werte sie tragen und antreiben, solange wir        eine Schule sich zeigen, muss sie in ihrer Umgebung      Denn echtes Zuhören ist ein Akt der Autonomie,        Eltern gibt, die den humanistischen Zweig für den
     uns alle immer wieder fragen, ob wir den Schülern         wahrgenommen werden. Eltern müssen den Ein-              in dem wir zulassen, dass das Eigene für einen        richtigen Bildungsweg für ihr Kind betrachten. Wo
     deutlich genug zeigen, was wir lieben und was uns         druck haben, dass ihre Kinder dort etwas Wertvol-        Moment zurücktritt, und in dem wir uns auf neue       könnte man besser lernen, eigene Impulse zurück-
     zutiefst wichtig ist, solange wir uns dabei vor allem     les erleben und erfahren, das nicht in Konkurrenz        Erfahrungen einlassen, während wir das Gehörte        zustellen, sich in Disziplin zu üben, systematisch
     ernsthaft zuhören, solange ist Schule lebendig und        zu ihrem eigenen Angebot steht, sondern es ganz im       mit- und nachvollziehen. Mal gelingt dies besser,     Fragen an einen Gegenstand zu stellen und sich auf
     kann einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung jun-        Gegenteil ideal ergänzt. Sie müssen eingeladen sein,     mal schlechter. Es kann nicht gelingen, wenn wir      dessen Struktur einzulassen, ohne ständig zu fragen,
     ger Menschen leisten. Wenn wir als Erwachsene ge-         sich einzubringen bis dahin, dass ein breiter gesell-    uns an die eigene Weltsicht klammern und Angst,       was man dafür bekommt!
     nügend erkennbar und erfahrbar sind, können Kin-          schaftlicher Konsens entsteht, dass die Bildung un-      Arroganz oder Geltungssucht uns taub machen.
     der und Jugendliche in der Auseinandersetzung mit         serer Kinder uns wirklich etwas wert sein muss. Das      Doch auch die konstante Kakophonie des äußeren        Ebenso verhält es sich mit der langen Jugend-debat-
     uns wachsen. Wir haben die Wahl, den Ort unserer          Gymnasium Weilheim ist so eine Schule, es zeigt          Lärms verklebt die Ohren der Menschen. Pausen-        tiert-Tradition an unserer Schule, die zusammen mit
     täglichen Arbeit aktiv zu gestalten, anstatt ihn passiv   sich und es steht für etwas, und das ist nicht nur die   los drängen sich Tweets, Mails und Anrufe zwi-        einer lebendigen SMV-Arbeit dem Wunsch junger
     zu erleiden, und auch in diesem Punkt den Schülern        symbolträchtig in grüne Mappen verpackte Klarheit        schen den Menschen und sein Erleben, und wenn         Menschen, an Entscheidungsprozessen teilzuhaben,
     Vorbild zu sein.                                          der Struktur. Was mich neben vielen anderen Din-         er einmal für einen Moment mit einer Erfahrung        Form zu geben vermag.
                                                               gen so für diese Schule einnimmt, ist, dass hier die     allein sein könnte, macht er schnell ein Selfie, um
     Im hier skizzierten Austausch wahrhaftiger Mei-           Tugend des Zuhörens gelehrt und geübt wird, eine         es dann irgendwo zu posten und damit in die po-       Viel wäre an dieser Stelle noch zu sagen, über ein äu-
     nungen gelingt es uns hoffentlich herauszufinden,         Tugend, ohne die der oben geforderte Austausch           tenzielle Stille seiner Mitmenschen einzudringen.     ßerst aktives und dem europäischen Gedanken ver-
     was für unsere Gemeinschaft zum gegebenen Zeit-           nicht gelingen kann.                                     Es scheint, als habe das Mitteilen sich so vor das    pflichtetes Schüleraustauschgeschehen ebenso wie
                                                                                                                                                                                                                                       27
28                                                                                                                                 Aus der Schule geplaudert: Claus Bastian

     die weit über das Oberland hinaus bekannten Dich-      bewohner finden seine Performance wahnsinnig ko-         Claus Bastian, geboren 1909 in Biebrich, wuchs in         lich, das war für mich ein Fest. Ich bin den ganzen
     terlesungen, das hohe akademische Niveau der Na-       misch. Was für ein raffinierter Werbetrick, um sie       Utting am Ammersee auf. Ab 1918 besuchte die Real-        Tag über den Büchern gehockt, mir ist auf einmal
     turwissenschaften und die Qualität der Seminaraus-     in den Zirkus zu locken! Und natürlich kommen sie        schule in Landsberg, wo er sich als Schüler so unglück-   das Lernen so leicht gefallen. Im zweiten Halbjahr
     bildung sowie das differenzierte Beratungsangebot,     nicht, um beim Löschen zu helfen. Bald darauf sind       lich fühlte, dass er ein halbes Jahr vor der Abschluss-   war ich einer der ersten schon, trotz der zweijährigen
     um nur einige Beispiele zu nennen.                     nicht nur das Zirkuszelt, sondern auch die Häuser        prüfung ausschied und sich als Bauer, Schäfer und         Pause.
                                                            des Dorfes abgebrannt.                                   Schmied durchschlug. 1925/1926 ging er auf die Real-
     Ich betrachte es als Geschenk, meine Berufslaufbahn                                                             schule Weilheim (damals noch im heutigen Landrats-        Ich war nicht mehr der Bub, die Schmiederei lag
     mit der Arbeit an dieser großartigen Schule krönen     Dass es mir ums Zuhören und damit die Notwendig-         amt). Er studierte später Jura, wurde 1933 verhaftet,     schon hinter mit Da hat‘s bei mir zum ersten Mal
     zu können, und bin dankbar dafür.                      keit geht, die Stille aushalten zu können, ohne sofort   mit einem Transport von Landsberg ins neue KZ Da-         gewurlt.
                                                            ein Selfie zu machen, habe ich ja bereits erwähnt.       chau gebracht und am 22.3.1933 als Häftling Nr. 1
     Was kann ich zurückgeben? Dazu möchte ich Ihnen        Die Geschichte vom Clown lehrt uns außerdem,             registriert.                                              Wenn das Wasser so sprudelt, das nennt man
     abschließend das Gleichnis von Kierkegaards Clown      die eigene Wahrheit, und mag sie noch so unzwei-                                                                   »wurlt«. (…)
     erzählen:                                              felhaft scheinen, stets mit einem Fragezeichen zu        Später erzählte er sein Leben der Anna Andlauer,
                                                            versehen und mit Überraschungen leben zu lernen.         darunter über seine Zeit an der Vorgängerschule des       Der evangelische Pfarrer in Weilheim, unser Religi-
     Eines Tages brennt das Zirkuszelt. Der Clown, der      Dem Clown, dieser Symbolfigur des Erwartbaren,           Gymnasiums Weilheim:                                      onslehrer (wohl Karl Schmid), hatte sechs rothaari-
     sich bereits für die Vorstellung umgezogen hat, wird   zu glauben, hieße, zum Zuhörer der Zukunft zu                                                                      ge Töchter. Eine schöner als die andere. In Worten:
     ins Dorf geschickt, um Hilfe zu holen. Er warnt die    werden, der im entscheidenden Moment hinter sich         Ich kam von der Schmiede nach Hause. Die Hände            sechs! Stell dir vor, ein halbes Dutzend! Eins, zwei,
     Dorfbewohner, dass die Felder rund um das Zelt         selbst zurücktreten kann.                                voller Schwielen, da hat meine Mutter mich so an-         drei, - bis sechs. Eine hatte es mir angetan. Was soll
     gleich brennen werden und sich alles in ein Flam-                                                               geschaut, ganz lang und fragend. Auf einmal kam           ich dir sagen? In dieses wunderschöne, rothaarige
     menmeer verwandelt. Alle müssten sofort löschen                                                  Beate Sitek    dieser erlösende Satz: »Wär‘s nicht schöner gewesen       Mädchen war ich einfach verliebt. (…)
     kommen. Er bettelt und fleht und schreit. Die Dorf-                                                             in der Schule?« Und da muß sie gesehen haben, wie‘s
                                                                                                                     leuchtet bei mir. »Ach komm, fahren wir nach Weil-        Der Vater war ein Hitzkopf, ein Wetterer. Wegen sei-
                                                                                                                     heim und melden dich wieder an.« (…)                      ner flammenden Predigten hatten wir ihn den »Sa-
                                                                                                                                                                               vonarola« getauft. (…)
                                                                                                                     So kam ich wieder in die Schule in die sechste Real-
                                                                                                                     schulklasse. Das erste Vierteljahr in Weilheim, wirk-     Es war nicht einfach, ihn hinters Licht zu führen, sei-   29
30

     nem puritanischen Eifer zu entgehen. Dem war doch      Mächtig frisch waren die Gesellen mir zur Hand. Da       Und mein rothaariges Mädchen …, wie halt junge          die Zärtlichkeit schon wieder weg ist. »Man soll das
     schon lange vor meinem Erscheinen aufgefallen, daß     stand ich nun, in der vollen Pracht des Schmieds, mit    Mädchen sich benehmen. Ungezogen. Jedenfalls            Eisen schmieden, solange es heiß ist.«
     ihm als Vater von sechs schönen Töchtern eine nicht    dem Vorschlaghammer in der erhobenen Hand. Gar           nicht so, wie der Vater sie haben wollte. Beide, sie
     ganz alltägliche Aufgabe zugewachsen war.              nicht so einfach, die ganze Zeit mit dem schweren        und ich, wir haben gesagt: »Wenn das der Vater          Der Schiller, der Friedrich, hat die Stimmung der
                                                            Hammer in der Hand starr zu bleiben! Gewaltig!           wüßt, wie wir miteinander sind!« Große Heimlich-        ersten Liebe ganz schön eingefangen in seinem Lied
     Zu irgendeinem Fest mußten wir ein »lebendiges         Mein dicker Stiernacken! Hab‘ schon ausgesehen           keit. Versteckspiel. Furcht vor dem Donnerwetter. Es    von der Glocke.
     Bild« vorführen, die rothaarigen Schwestern, einige    wie ein richtiger Schmied. Meine Schmiedeausrüs-         ist ja so reizvoll, wenn‘s wurlt! Savonarola hat höl-
     Mitschüler und ich. »Lebende Bilder«, das war da-      tung hatte mich für die Rolle qualifiziert: Der gro-     lisch aufgepaßt, daß nur Hochmoralisches getrieben      Savonarola hatte seine Tochterschar nicht im Griff;
     mals eine sehr beliebte Volkskunst.                    ße Lederschurz aus schwarzem Kalbsfell ging bis zu       wurde. Nein, »getrieben« ist ein unpassendes Wort.      die war am Leben orientiert, nicht an moralischen
                                                            den Knien. Und die überdimensionale Lederhose            Es war ganz zärtlich, vorsichtig. Was anderes hätt      Prinzipien. Konnte er noch so sehr schreien: »Sakra-
               »Daß sich Herz und Auge weide                erst einmal! An Po und Knien ganz ausgebatscht, an       ich ja noch gar nicht wollen.                           di, Deifi, Deifi« oder »du Saubazi du! «
                An dem wohlgelungnen Bild.«                 den Knöcheln mit Lederriemen zugebunden, riesig,
                                                            schwarz und dreckig! Als Schmied durch und durch                 »Oh zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,              (…) Von Weilheim aus ging‘s drei Jahre in die Luit-
     Die ganze Gemeinde, die Eltern, alle waren gekom-      überzeugend, dazu noch mit Vorschlaghammer in                        Der ersten Liebe goldne Zeit!               pold-Oberrealschule nach München.
     men - wir sollten sie mit unserer Kunst erbauen. Da    der Hand. (…)                                                     Das Auge sieht den Himmel offen,
     war Musik. Gebetet haben sie wahrscheinlich auch,                                                                       es schwelgt das Herz in Seligkeit. . .«
     so wie ich sie kenne. Dann ging der Vorhang auf: Je-          »Und herrlich, in der Jugend Prangen,                                                                     Aus:
     mand trug Schillers »Lied von der Glocke« vor. Wir             Wie ein Gebild aus Himmels Höh‘n,                Und ich hab‘ dann gesagt, »mit der hab‘ ich pous-       Anna Andlauer, Du – ich bin: Claus Bastian, der
     anderen stellten das dazu passende starre Bild dar.            Mit züchtigen, verschämten Wangen                siert«, in den großen Reden, die man so hält, wenn      Häftling mit der Nr. 1. Bad Honnef 1992, S. 80 - 84
                                                                   Sieht er die Jungfrau vor sich stehn . . .«
                 »Festgemauert in der Erden
             Steht die Form aus Lehm gebrannt.              Ich war verliebt, wie man halt verliebt ist, ihr nach-
               Heute muß die Glocke werden!                 läuft, sie anschauen will, mit ihr reden möcht‘, wenn
               Frisch Gesellen, seid zur Hand!              dort nicht die Angst wäre, einen Korb zu bekom-
                     Von der Stirne heiß
                Rinnen muß der Schweiß, ...«
                                                            men. Irre, kommt ja auch gleich diese Verletzbarkeit
                                                            hinzu, diese Angst vor der Verletzung.                                                                                                                                  31
32                               Aus der Schule geplaudert                                                                               Nachruf auf Diether Gnilka

                   Summers Stilblüten und Sprüche (Leistungskurs Ek 1986/88)                                                       Diplomphysiker und Studiendirektor im Ruhestand

     Summer: „Sabine, ich muss dich ganz kurz noch was      Summer: „Die Kathrin liegt noch mit´m Schock im                                                          Geboren 1925 in Türmitz/Schlesien als Sohn des
     fragen. In drei Minuten bist erledigt.“                Bett – vom Ausfragen.“                                                                                   dortigen Dorfschullehrers wuchs er behütet im
                                                                                                                                                                     Schulhaus auf. Übersprungene Klasse nach einem
     Summer: „Was heißt dieses Begriff?“                    Summer: „Dieses Werzenlandschaft auf der Relief-                                                         Schulwechsel, Schulzeitverkürzung und Abitur mit
     Roland: (grinsend) „Dieses Begriff heißt … hihihi …“   karte …“                                                                                                 sechszehneinhalb Jahren, Studienbeginn für Elekt-
                                                                                                                                                                     rotechnik in Breslau bereits ab 1942, Kriegseinsatz
     Roland und Sabine schreiben sich während des Unter-    Summer: “… dass die Bauern nicht mehr nach Anfra-                                                        ab 1943 als Spezialist für die Berechnung von Ge-
     richts Briefe. Summer: „Die haben aber einen regen     ge und Nachgebot produzieren.“                                                                           schossen, Kriegsgefangenschaft und Fortsetzung des
     Briefverkehr dahinten!“ Andreas: „Naja, solang es                                                                                                               Studiums in München. Referendariat am Ludwigs-
     nur Briefverkehr ist …“                                                                                                                                         gymnasium in München und Zweigschuleinsatz in
                                                                                                                                                                     Bad Reichenhall, wo wohl seine Liebe zu den Bergen
                                                                                                                                                                     aufblühte.

                                                                                                                                                                     1950 kam Diether Gnilka als Lehrer für Mathematik
                                                                                                                                                                     und Physik an das Gymnasium Weilheim und blieb
                                                                                                                                                                     37 Jahre. Weilheim wurde seine zweite Heimat und
                                                                                                                                                                     seine dritte die physikalische Sammlung der Schule
                                                                                                                                                                     und die Fachräume für Physik. Niemand experimen-
                                                                                                                                                                     tierte so begeistert und investierte so viel Zeit, Mühe
                                                                                                                                                                     und Ideenreichtum in die physikalische Sammlung,
                                                                                                                                                                     die er über dreißig Jahre betreute und perfektionier-
                                                                                                                                                                     te. Er baute sogar eigene Geräte. Als Fachbetreuer
                                                                                                                Am 15. Juni 2017 starb mit Diether Gnilka ein Leh-   war er der Motor der Fachschaft, machte seine Kol-
                                                                                                                rerurgestein des Gymnasiums Weilheim mit 92 Jah-     legen mit den methodischen Fortschritten vertraut
                                                                                                                ren.                                                 und stand jungen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite.
                                                                                                                                                                                                                               33
34

     Auch als Personalrat bewies er seine Integrationsfä-   ren, noch besser selber verfassen. Alle, die ihn kann-
     higkeit, nach der Pensionierung am Lehrerstamm-        ten, werden sich an seine vergnügliche Fabulierkunst
     tisch.                                                 erinnern.

     Ihm gelang es, die Begeisterung für seine Fächer auf   So sei zum Abschied aus Goethes Faust, den Diether
     die Schüler zu übertragen. Sie verehrten ihn, und so   Gnilka verehrte, über alles liebte und selbst gerne
     wurde kein Lehrer so häufig zu Abiturtreffen und       vortrug, der Türmer Lynkeus zitiert:
     Schülerstammtischen eingeladen wie er.
                                                                           Ihr glücklichen Augen,
     Auch das Leben außerhalb der Schule war von                              Was je ihr gesehn,
     vielfältigen Talenten und Leidenschaften geprägt                        Es sei wie es wolle,
     und erfüllt: Turnen, Reisen, Skifahren, Bergsteigen                    Es war doch so schön!
     (14 Viertausender, drüber hinaus auch den Kilima-
     ndscharo!), Vorträge halten oder ganze Seminare an     Möge er in diesem Sinne ruhen in Frieden.
     der Volkshochschule Weilheim, Lesen und Philoso-
     phieren, Computern und am liebsten Verse rezitie-                                        Gerhard Werthan

                                                                                                                     Impressum
                                                                                                                                                                                                   35
                                                                                                                     Herausgeber:   Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Weilheim e.V.
                                                                                                                     Bildquelle:    Gymnasium Weilheim i. OB
                                                                                                                     Lektorat:		    Hans Heck, Gerhard Werthan
                                                                                                                     Gestaltung:    Oliver C. Grüner – www.gruener-design.de
Sie können auch lesen