Neues von den Märkten - Monatsbericht September 2021 - Union Investment Institutional GmbH

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Neues von den Märkten - Monatsbericht September 2021 - Union Investment Institutional GmbH
Mit der Ausbreitung der Delta-Variante,
                                  einer abnehmenden Konjunkturdynamik
                                  und der Tapering-Debatte nehmen
                                  die Herausforderungen kurzfristig zu.
                                  In Summe bietet das Marktumfeld aber
                                  weiterhin Chancen.
                                  Michael Herzum, Leiter Macro & Strategy

       Neues von den
       Märkten
       Monatsbericht September 2021

Wir arbeiten für Ihr Investment
Die Märkte im Überblick

Zusammenfassung                                                                     Konjunktur, Wachstum, Inflation

Auf unserer August-Sitzung haben wir unsere neutrale                                Die Wachstumsdynamik hat sich zuletzt in vielen Welt­
Risikoausrichtung („RoRo“-Meter 3) noch einmal bekräftigt.                          regionen verlangsamt, wie auch unsere Frühindikatoren
Nachdem wir bereits zur Monatsmitte wieder eine neutrale                            signalisieren. In den USA verdeutlichen zudem leicht rück-
Haltung zu Aktien und Rohstoffen eingenommen hatten,                                läufige Einzelhandelsumsätze, schwächere Daten vom Im-
blieben nun weitere Änderungen aus. Damit nehmen wir                                mobilienmarkt und ein eingetrübter Philly-Fed-Index, dass
eine vorsichtigere Haltung als noch vor Monatsfrist ein.                            die Wirtschaft an Momentum verliert. Auch in Europa lassen
                                                                                    die jüngsten Frühindikatoren (wie der etwas schwächere
Gründe für den Schritt sind eine abnehmende Wachstums-                              Einkaufsmanagerindex) darauf schließen, dass sich die Erho-
dynamik sowie die Ausbreitung der Delta-Variante des                                lung abschwächt. Eine Trendwende lässt sich daraus aber
Coronavirus. Gleichzeitig wird in den USA die Diskussion                            nicht ableiten. Die Datenpunkte zeigen vielmehr, dass der
um ein Zurückfahren der Anleihekäufe (Tapering) durch die                           Expansionspfad flacher wird – eine völlig erwartbare Nor-
US-Notenbank Federal Reserve (Fed) lauter. Wir schätzen                             malisierung nach einer Phase kräftigen Wachstums. Beson-
diese Punkte als vorübergehende Belastungsfaktoren ein                              ders stark wird dieser Effekt in China sichtbar, das nach
und rechnen in den westlichen Volkswirtschaften nicht mit                           Monaten der Ruhe auch wieder mit anziehenden Corona-
einer Rückkehr zu strikten Corona-Gegenmaßnahmen. Das                               Infek­tionen konfrontiert ist. Zudem hat der Kreditimpuls
etwas nachlassende Wachstumstempo ist unserer Meinung                               dort nachgelassen.
nach eine Normalisierung, aber eben keine konjunkturelle
Trendwende. Zudem bleibt die Gewinnsituation der Unter-                             Inflationsseitig hat sich der Trend der vergangenen Monate
nehmen gut. In Summe bietet das Marktumfeld damit zwar                              zuletzt fortgesetzt: Basiseffekte, die Folgen der Wiedereröff-
Chancen, aber die kurzfristigen Herausforderungen haben                             nung (inklusive pandemiebedingter Knappheiten) und –
zugenommen. Das zweite Halbjahr dürfte somit stärker von                            zumindest in den USA – die durch staatliche Hilfen angescho-
Selektion und Taktik geprägt sein.                                                  bene Nachfrage haben die Inflationsraten steigen lassen.
                                                                                    Wir gehen davon aus, dass es sich dabei überwiegend um
Vor diesem Hintergrund bleiben wir gegenüber dem Renten-                            vorübergehende Faktoren handelt. In der zweiten Jahres-
segment zurückhaltend, was insbesondere sichere Staats­                             hälfte 2021 dürfte die Inflation zwar weiter auf höherem
anleihen betrifft. Hier rechnen wir mit steigenden Renditen.                        Niveau verharren, bevor es dann Ende 2021/ Anfang 2022
Aktien sind zwar insgesamt neutral gewichtet, wir sehen                             zu einer Beruhigung kommt. Entscheidendes Kriterium für
aber größere Chancen bei Titeln aus den Industrieländern                            eine dauerhaft anziehende Inflation wäre nach Einschät-
im Vergleich zu Werten aus den Schwellenländern. Diese                              zung unserer Volkswirte das Entstehen einer ausgeprägten
Erwartung beruht zum einen auf den Wachstumserwartun-                               Lohn-Preis-Spirale. Dafür lassen sich derzeit aber keine An-
gen, die sich vor allem in Asien zuletzt stärker eingetrübt                         zeichen erkennen, wie zum Beispiel auch die Höhe der Tarif-
haben. Zum anderen spielen aber auch Punkte wie die                                 forderungen in aktuellen Arbeitskämpfen unterstreichen.
verschärften regulatorischen Maßnahmen der Pekinger
Regierung und die damit verbundenen Belastungen für
chinesische Aktien eine Rolle.

Pandemieverlauf ausschlaggebend für Konjunktur­                                     Wiederaufflackern der Pandemie trübt etwas die
aussichten                                                                          Kauflaune in den USA
Neuinfektionen pro (Sub-)Kontinent, 7-Tages-Durchschnitt                            Verbrauchervertrauen University of Michigan: Indexverlauf
                                                                                    seit 2006
350.000
                                                                                    110
300.000

250.000                                                                             100

200.000
                                                                                     90
150.000
                                                                                     80
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 50.000                                                                              70

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       Feb.        Mai         Aug.        Nov.        Feb.        Mai       Aug.
       2020        2020        2020        2020        2021        2021      2021
                                                                                     50
  Asien ohne Indien       Indien       Europa       Nordamerika        Südamerika     2006       2008        2010       2012     2014   2016   2018   2021

Quelle: Our World in Data, Union Investment. Stand: 24. August 2021.                Quelle: Bloomberg. Stand: 24. August 2021.

                                                                                                                                                        2
Die Märkte im Überblick

Geldpolitik: EZB mit neuer geldpolitischer                           Renten: Steigende Renditen bei sicheren Häfen
Strategie                                                            erwartet
Die Fed hat bei der letzten Sitzung des Offenmarktausschus-          Trotz des jüngsten Rückgangs der Renditen in den sicheren
ses einen ersten, noch vorsichtigen Schritt in Richtung Tape-        Häfen sind die Faktoren für einen Renditeanstieg in den
ring getan. Man habe, so Zentralbankchef Powell auf der              kommenden Monaten weiter intakt. Als belastend sollten
Pressekonferenz im Anschluss, verschiedene Tapering-Szena-           sich sowohl das gute Wachstum als auch die gestiegenen
rien diskutiert – ein deutlicher Hinweis auf die Pläne zur           Inflationsraten erweisen. Darüber hinaus spricht auch die
Rückführung der Anleihekäufe. Die zwei Wochen später                 Tapering-Diskussion der Fed für einen leichten Zinsanstieg.
veröffentlichten Fed Minutes konkretisieren diese Absichten          Das größte Risiko für dieses Szenario bleibt die Ausbreitung
zusätzlich. Vermutlich werden die Ausführungen auf dem               der Delta-Variante des Coronavirus und damit verbunden die
Notenbanktreffen in Jackson Hole weitere Klarheit bringen.           Möglichkeit neuerlicher Lockdowns. Mit Blick auf die bereits
In Summe ist die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank           erzielten Impffortschritte ist die Gefahr von weiteren Ein-
möglicherweise etwas früher als ursprünglich erwartet in             schränkungen zumindest in den Industrieländern zwar recht
den Tapering-Modus wechselt, zuletzt gestiegen. Wir rech-            gering, dennoch wurde die Renditeprognose zum Jahres­
nen um die Jahreswende 2021/2022 mit einer Verringerung              ende für zehnjährige Bundesanleihen in diesem Zusammen-
der geldpolitischen Hilfen. Ein erster Zinsschritt der Fed sollte    hang auf – 0,3 Prozent gesenkt.
dann in der ersten Jahreshälfte 2023 folgen.
                                                                     Auf die zuletzt schwächeren Wachstumsdaten reagierten
Für die Europäische Zentralbank (EZB) gilt es zunächst zu            sichere Staatsanleihen kaum noch, die nachlassende Kon-
klären, ob sie das Notfallankaufprogramm (PEPP) über März            junkturdynamik lastete aber auf den eher chancenorientier-
2022 hinaus verlängert, um sicherzustellen, dass die Wirt-           ten Segmenten des Rentenmarkts, wo sich die Rendite­
schaft auf den Vor-Corona-Pfad zurückkehrt. Wir gehen                aufschläge leicht ausweiteten. Für die kommenden Wochen
davon aus, dass die EZB auch nach dem möglichen Ende                 halten wir dort die Chancen für begrenzt.
des PEPP im März 2022 noch länger Anleihen in größerem
Umfang kaufen und die Euroraum-Wirtschaft unterstützen               EM-Staatsanleihen tendierten zuletzt weitgehend seitwärts
wird. Die Währungshüter wollen verhindern, dass sich die             bis leicht freundlich, würden jedoch mit wieder steigenden
Finanzierungsbedingungen zu sehr, zu früh oder aus den               US-Renditen etwas unter Druck geraten, weshalb wir hier
falschen Gründen verschlechtern könnten. Die EZB betonte             weiterhin an der Seitenlinie positioniert bleiben.
im Juli erneut, dass ein zeitweises moderates Überschießen
der Inflation über die Zielmarke von 2 Prozent möglich sei.          • Veränderung: Keine
Dabei werde auch berücksichtigt, dass sich die Zinsen nahe           • Positionierung: Bei Renten sind wir weiterhin zurück-
der Untergrenze befinden. Ob die EZB auf ein Überschießen              haltend. Dies betrifft vor allem Euro-Kern- und US-Staats-
der Inflation proaktiv hinarbeiten oder dies lediglich billigend       anleihen. Die Positionierung in allen anderen Rentenseg-
tolerieren wird, bleibt aber ein Punkt, an dem sich die Geister        menten ist jeweils neutral
im Zentralbank-Rat scheiden. Ein Ende der Anleihe-Netto-
käufe ist daher erst Ende 2023 zu erwarten und ein erster
Zinsschritt vor 2024 unwahrscheinlich.

Erste Zinserhöhung in den USA für 2023 eingepreist                   Trend leicht rückläufiger Renditen setzte sich fort
Implizierter Leitzins anhand der Fed Fund Futures, in Prozent        Rendite von Staatsanleihen im Vergleich, in Prozent

 1,5                                                                 2,5                                                                             0
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                                                                     2,0                                                                          – 0,2
 1,0
                                                                                                                                                  – 0,3
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 0,5
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                                                                     1,0
                                                                                                                                                  – 0,6
   0                                                                                                                                              – 0,7
                                                                     0,5
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– 0,5                                                                 0                                                                           – 0,9
   Jan.        April         Juli       Okt.   Jan.   April   Aug.     Jan.        April       Juli       Okt.       Jan.          April   Aug.
   2020        2020         2020        2020   2021   2021    2021     2020        2020       2020        2020       2021          2021    2021

   Dezember 2022           Dezember 2023                               US-Schatzanweisungen        Bundesanleihen (rechte Achse)

Quelle: Bloomberg. Stand: 25. August 2021.                           Quelle: Bloomberg. Stand: 24. August 2021.

                                                                                                                                                     3
Die Märkte im Überblick

Aktien: Werte aus den Industrieländern                                              Rohstoffe: Wachstumsabschwächung
präferiert                                                                          eingepreist

Trotz nachlassender Impulse setzte sich der Aufwärtstrend                           Mit den schwächeren Konjunkturdaten und dem neuer­
bei Aktien aus den Industrieländern fort. Dabei gab es genug                        lichen Anstieg der Corona-Neuinfektionszahlen kamen die
Gründe für eine Korrektur. Die jüngsten Konjunkturdaten                             Rohstoffpreise zuletzt unter Druck. Vor allem die konjunk-
blieben hinter den Erwartungen zurück. Darüber hinaus                               tursensitiven Rohstoffsektoren Industriemetalle und Energie
neigte sich die sehr gute Berichtssaison für das zweite Quar-                       waren betroffen, aber auch Edelmetalle konnten sich dem
tal dem Ende entgegen, sodass nun künftig vorerst nicht mit                         Abwärtstrend nicht entziehen. In diesem Zuge hat sich der
vielen Unternehmensnachrichten zu rechnen ist. Letztlich                            Goldpreis weiter von den US-Realzinsen abgekoppelt, sodass
ging auch von der Debatte der US-Notenbank bezüglich des                            die Unterbewertung des Edelmetalls weiter zunahm. Für
Endes des Ankaufsprogramms keine nennenswerte Belas-                                einen Einstieg in den Edelmetallsektor ist es unserer Meinung
tung aus, obwohl dies eigentlich für leicht höhere Renditen                         nach aber noch zu früh. Insbesondere die industrienahen
von Staatsanleihen spräche. Negative Nachrichten sorgten                            Edelmetalle Platin und Palladium sind von der Wachstums-
allenfalls für kleine Rücksetzer, die von den Inves­toren als                       abschwächung betroffen und auch das anstehende Tape-
Kaufgelegenheiten angesehen wurden, da Aktien generell                              ring der Fed könnte den Sektor belasten. Schließlich würden
gut unterstützt bleiben, auch wenn die Luft für weitere                             höhere Renditen eine Konkurrenz für Gold bedeuten. Sicher-
Anstiege dünner wird.                                                               heitsorientierte Anleger würden dann eher dem sicheren
                                                                                    Zins den Vorzug geben, denn mit Gold sind höhere Lager-
Hingegen waren die Börsen der Schwellenländer phasen-                               kosten verbunden als mit festverzinslichen Rentenpapieren.
weise ein Spielball der Diskussion um eine verschärfte Regu-
lierung in China. Neue Gerüchte und Ankündigungen belas-                            Der Ölmarkt bleibt bis auf Weiteres im Nachfrageüberschuss.
teten vor allem die Emerging-Markets-Indexschwergewichte                            Die OPEC+ wird sich aber zukünftig monatlich treffen und
aus dem asiatischen Technologiesektor. Nach den starken                             dadurch die Produktion beziehungsweise Reservekapazität
Kursverlusten haben zuletzt erste Erholungstendenzen ein-                           häufiger an die Nachfrage anpassen. Perspektivisch dürfte
gesetzt, eine generelle Entwarnung kann aber noch nicht                             sich die Angebots-Nachfrage-Situation an den Energiemärk-
gegeben werden. Dennoch können zukünftig daraus aber                                ten damit sukzessive entspannen.
auch taktische Gelegenheiten entstehen.
                                                                                    • Veränderung: Keine
• Veränderung: Keine                                                                • Positionierung: Alle Rohstoffsegmente und damit auch
• Positionierung: Aktien sind insgesamt neutral gewichtet.                            Rohstoffe insgesamt sind neutral gewichtet
  Werte aus den Industrieländern sehen wir gegenüber den
  Titeln aus den Schwellenländern aber klar im Vorteil

Schwellenländer-Aktien kamen zuletzt unter Druck                                    Nachlassende Konjunkturdynamik auch bei Rohstoffen
Indexierte Wertentwicklung seit 1. Januar 2020, in Prozent                          spürbar
                                                                                    Indexierte Wertentwicklung seit Jahresbeginn, in Prozent
140                                                                           15
                                                                                    160
                                                                              10
                                                                                                                                  31.12.2020

120                                                                             5   140                                                                       + 39,2

                                                                                0   120
                                                                                                                                                              +17,3
100                                                                           –5
                                                                                    100
                                                                                                                                                              – 4,6
                                                                             – 10
                                                                                     80
 80                                                                          – 15

                                                                             – 20    60

 60                                                                          – 25    40
  Jan.         April       Juli       Okt.    Jan.       April        Aug.            Jan.       April       Juli      Okt.       Jan.         April   Aug.
  2020         2020       2020        2020    2021       2021         2021            2020       2020       2020       2020       2021         2021    2021

  MSCI World       MSCI Emerging Markets     Out-/Underperformance (rechte Achse)     Energie      Edelmetalle       Industriemetalle

Quelle: Bloomberg. Stand: 25. August 2021.                                          Quelle: Bloomberg. Stand: 24. August 2021.

                                                                                                                                                                   4
Die Märkte im Überblick

Währungen: US-Dollar bleibt durch Diskussio­                                        Immobilien: Büromarkt USA
nen über Tapering unterstützt
                                                                                    Im vergangenen Jahr wurde nach über zehn Jahren Wirt-
Die Debatte über die Reduzierung der Anleiheankäufe der                             schaftswachstum der längste Aufschwung in der US-amerika-
Fed, die durch das jüngst veröffentlichte Protokoll der Juli-­                      nischen Nachkriegsgeschichte abrupt durch die Auswirkun-
Sitzung des Offenmarktausschusses neue Nahrung erhielt, ist                         gen der Corona-Pandemie beendet. Nach dem deutlichen
weiterhin einer der Haupttreiber der US-Dollar-Notierung.                           Einbruch deutete sich aber bereits im ersten Halbjahr 2021
Solange die US-Notenbank in dieser Diskussion weiter ist als                        eine schnelle Erholung der Wirtschaft an. Angetrieben von
andere Zentralbanken (wie beispielsweise die EZB), bleibt                           einer sehr dynamischen Phase der Wieder­eröffnung und
der US-Dollar systematisch unterstützt. Anders formuliert:                          massiven staatlichen Unterstützungsmaßnah­men zeigt sich
Währungen aus Ländern und Regionen, die in dieser De-                               insbesondere der private Konsum als wesentlicher Wachs-
batte hinterherhinken (wie der Euroraum), dürften eher zur                          tumstreiber.
Schwäche neigen. Ein zusätzlicher Treiber für den Green-
back bleibt das Risikosentiment. Seit sich die Wachstums­                           Der plötzliche konjunkturelle Abschwung durch die Corona­
dynamik abschwächt, nimmt die Nachfrage der Investoren                              krise hat sich unmittelbar auf die Büroflächennachfrage in
nach der US-Währung (ebenso wie für den Japanischen Yen)                            den USA ausgewirkt. Die durchschnittliche Leerstandsquote
aus einem Sicheren-Hafen-Gedanken wieder zu, während                                in den elf wichtigsten US-Büromärkten ist im Jahresvergleich
stärker konjunktursensitive Währungen (wie beispielsweise                           deutlich um 270 Basispunkte gestiegen und lag Ende Juni
der Euro) tendenziell abwerten.                                                     2021 bei 13,6 Prozent. In San Francisco und Seattle erhöhten
                                                                                    sich die Leerstandsraten besonders stark, da hier das Büro­
Einige Notenbanken erhöhen schon jetzt die Leitzinsen. Dies                         flächenwachstum jeweils sehr ausgeprägt war.
trifft etwa auf Osteuropa zu, wo sowohl der Ungarische
Forint als auch die Tschechische Krone gegenüber dem Euro                           Trotz der landesweit erheblichen Ausweitung des Büro­
aufwerten und von der restriktiveren Politik ihrer Zentral-                         flächenangebots sind die Mietpreise in der ersten Jahres-
banken profitieren.                                                                 hälfte 2021 im Durchschnitt der elf US-Standorte nur leicht
                                                                                    um 1,4 Prozent gesunken. In Miami und Boston waren
• Veränderung: Keine                                                                mit 3,0 beziehungsweise 1,7 Prozent sogar noch steigende
• Positionierung: Favorisierung des US-Dollars gegenüber                            Mietpreise zu beobachten. Generell ist das Neuvermietungs-
  dem Euro                                                                          volumen im zweiten Quartal 2021 erstmals wieder über das
                                                                                    Niveau vor der Pandemie gestiegen.

                                                                                    Bei den Anfangsrenditen gab es im Vergleich zum Vorjahr
                                                                                    erneut kaum Veränderungen. Insbesondere in kleineren
                                                                                    Metropolen wie zum Beispiel Miami fiel das Transaktions­
                                                                                    volumen aber wieder deutlich höher aus als im vergangenen
                                                                                    Jahr. Investoren haben sich in letzter Zeit vor allem auch auf
                                                                                    Objekte mit Einzelmietern und langfristigen Mietverträgen
                                                                                    konzentriert, die aus ihrer Sicht mit einem geringen Risiko
                                                                                    bezüglich möglicher Flächenfreisetzungen verbunden sind.
                                                                                    Der US-Immobilienmarkt bietet auch derzeit robuste Invest-
                                                                                    mentrahmenbedingungen.

Wachsende Zinsdifferenz spricht für festeren US-Dollar                              Quartalsweise Veränderung der Bürospitzenmiete in
Daten seit Anfang 2020                                                              den USA
                                                                                    Durchschnitt, in Prozent*
2,3                                                                          1,05
                                                                                     3,0
2,1
                                                                             1,09
1,9                                                                                  2,0

1,7                                                                          1,13
                                                                                     1,0
1,5                                                                          1,17
1,3                                                                                     0
                                                                             1,21
1,1                                                                                 –  1,0
0,9                                                                          1,25
  Jan.        April           Juli     Okt.       Jan.        April   Aug.          –  2,0
  2020        2020           2020      2020       2021        2021    2021              Q2/ Q2/ Q2/ Q2/ Q2/ Q2/ Q2/ Q2/ Q2/ Q2/ Q2/
                                                                                        2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
  Zinsdifferenz in Prozent       Wechselkurs (rechte Achse)
                                                                                    *  Durchschnitt der elf größten US-amerikanischen Büromärkte.
Quelle: Bloomberg. Stand: 24. August 2021.                                          Quelle: CoStar. Stand: 30. Juni 2021.

                                                                                                                                                    5
Unsere Einschätzung im Überblick

Unsere aktuelle Risikoeinschätzung                              „RoRo“-Meter

• Die Wachstumsdynamik hat sich vielerorts verlangsamt.
  Dabei handelt es sich aber nicht um einen Einbruch, sondern
  um die erwartete Normalisierung
• Basiseffekte, staatliche Hilfen und die große Nachfrage
  nach der Wiedereröffnung haben die Inflation steigen
  lassen. Ende 2021/ Anfang 2022 sollte eine Beruhigung
  eintreten
• Die Fed nähert sich dem Tapering an, bei der EZB steht
  zunächst noch im Vordergrund, das Wachstum auf das
  Vor-Corona-Niveau zu heben
• Dank der Impffortschritte sind Lockdown-Maßnahmen in
  den Industrieländern unwahrscheinlich geworden                Quelle: Union Investment. Stand: 24. August 2021. Letzte Änderung von 4 auf 3 am
                                                                6. Juli 2021.
• Unsere allgemeine Risikoeinschätzung („RoRo“-Meter)
                                                                Erläuterung: Zur Festlegung der Anlagestrategie wird zunächst das Markt­
  verbleibt auf Stufe 3 (neutral)                               umfeld genau analysiert. Das Ergebnis schlägt sich in einer Risikoeinschät-
                                                                zung nieder. Dazu formuliert das Union Investment Committee (UIC) eine
                                                                Risk-on-/Risk-off-Entscheidung in fünf Stufen (1, 2, 3, 4, 5). Sie ist wie folgt
                                                                zu interpretieren: Eine 5 steht für eine hohe Risikoneigung, eine 1 für einen
                                                                weitgehenden Rückzug aus Risikoanlagen.

Unsere Sicht auf die Anlageklassen                              Attraktivität der Anlageklassen

• Renten: In den kommenden Monaten spricht viel für einen        Renten
  leichten Renditeanstieg in den sicheren Häfen. Produkte mit     Staatsanleihen Kerneuropa
  einem Risikoaufschlag haben derzeit kaum noch Potenzial
                                                                  Staatsanleihen USA
• Aktien: Trotz abnehmender Impulse ist der Aufwärtstrend
                                                                  Staatsanleihen Euro-Peripherie
  bei Aktien aus den Industrieländern intakt. In den Schwel-
  lenländern setzt sich hingegen die Schwäche fort                Unternehmensanleihen (Euro, Investment Grade)

• Währungen: Das steigende Zinsdifferential zwischen den          Unternehmensanleihen (Euro, High Yield)
  USA und dem Euroraum sollte perspektivisch den US-Dollar        Staatsanleihen Schwellenländer
  unterstützen. Hier hilft auch die Debatte um ein Ende der
                                                                 Aktien
  Anleihekäufe
• Rohstoffe: Das Angebot an Rohöl bleibt knapp und sollte         Industrieländer

  den Rohstoff weiter unterstützen. Gold bleibt im Span-          Schwellenländer
  nungsfeld niedriger Realrenditen und einem möglichen           Rohstoffe
  Tapering
                                                                 Währungen
• Wir parken eine kleine Position kurzfristig in der Kasse,
                                                                  US-Dollar
  wollen diese Mittel aber zur Nutzung von Gelegenheiten
  demnächst wieder investieren                                    Britisches Pfund

• Absolute-Return-Strategien werden weiter positiv ein-           Japanischer Yen
  geschätzt                                                       Währungen Schwellenländer
• Für Immobilien hat sich der Ausblick für Deutschland
                                                                 Absolute Return
  leicht verbessert und für die USA leicht eingetrübt
                                                                 Kasse

                                                                Quelle: Union Investment. Stand: 24. August 2021.
                                                                Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                                Sichtweise eines Multi-Asset-Portfolios (ohne Immobilien). Wird eine An-
                                                                lageklasse stärker favorisiert, bedingt dies im Gegenzug einen niedrigeren
                                                                Investitionsgrad in einer anderen Anlageklasse. Sie würde dann als weniger
                                                                favorisiert eingestuft – oder umgekehrt. Immobilien bleiben bei dieser Be-
                                                                trachtung außen vor.

Die Zeichen          zeigen die Veränderung zur vorherigen       Immobilien
UIC-Entscheidung an.
                                                                  Deutschland
Nicht favorisiert                    Stark favorisiert            Europa (ohne Deutschland)
                      Neutral
                                                                  USA

                                                                  Asien/Pazifik

                                                                Quelle: Union Investment. Stand: 15. Juli 2021. Die Einschätzung ist bis zum 31. Dezember 2021
                                                                gültig.
                                                                Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                                Sichtweise der Büroimmobilienmärkte vor dem Hintergrund der aktu­ellen
                                                                Marktperspektiven. Aufgrund der Datenverfügbarkeit erfolgt eine halbjähr­
                                                                liche Aktualisierung.
                                                                                                                                                           6
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