Neues von den Märkten - Monatsbericht Februar 2022 - Union Investment Institutional

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Neues von den Märkten - Monatsbericht Februar 2022 - Union Investment Institutional
Steigende Anleiherenditen und der
                                    Ukraine-Konflikt haben zu Jahresbeginn
                                    die Aktienmärkte belastet. Auch wenn
                                    die Unsicherheit noch nicht vorüber
                                    ist, bleibt unsere Haltung Aktien gegen-
                                    über konstruktiv, da das Gewinnbild der
                                    Unternehmen unverändert positiv ist.
                                    Benjardin Gärtner,
                                    Leiter Aktienportfoliomanagement

       Neues von den
       Märkten
       Monatsbericht Februar 2022

Wir arbeiten für Ihr Investment
Die Märkte im Überblick

Zusammenfassung                                                               Konjunktur, Wachstum, Inflation

Wir schätzen die Konjunkturaussichten unverändert als gut                     Das konjunkturelle Bild bleibt kurzfristig deutlich von der
und den Unternehmenssektor als hochprofitabel ein. Hinzu                      Pandemieentwicklung beeinflusst. So zeigt der jüngste ifo-
kommen Knappheiten auf der Rohstoffseite. Diese Faktoren                      Geschäftsklimaindex für Deutschland beispielhaft, dass die
sprechen für chancenorientierte Anlagen. Gleichzeitig hat                     aktuelle Lage von der Ausbreitung der Omikron-Variante und
sich vor allem das geldpolitische Umfeld in den vergangenen                   den resultierenden Einschränkungen belastet ist. Vor allem
Wochen rapide verändert. Die Zentralbanken – allen voran                      Handel und Dienstleistungen leiden unter der Situation. Aller-
die US-Notenbank – dürften nun früher, schneller und ent-                     dings haben sich die Erwartungen der befragten Unterneh-
schlossener die geldpolitische Normalisierung einleiten als                   men deutlich verbessert und somit verzeichnete der Früh­
noch Ende 2021 erwartet. Auf diese Entwicklung haben die                      indikator in Summe den ersten Anstieg seit Sommer 2021.
Kapitalmärkte mit Renditeanstiegen bei sicheren Anleihen
und Verlusten bei einigen Risikoanlagen reagiert. Die Kurs­                   Wir bleiben daher bei unserer konstruktiven Konjunkturein-
rück­gänge bei Aktien sind jedoch nicht in einer konjunkturel-                schätzung. In den kommenden Monaten dürften die Ver-
len Schwäche oder schlechten Ertragslage der Unternehmen                      spannungen in den internationalen Lieferketten nachlassen.
begründet. Es handelt sich vielmehr um eine durch gestiege-                   Damit würde eine wesentliche Wachstumsbremse für die
ne Renditen ausgelöste Anpassung der Bewertungsniveaus,                       Industrie an Wirkung verlieren. Gleichzeitig sollte die Beruhi-
weil der Diskontierungssatz in den Modellen der Analysten                     gung der Pandemielage eine Normalisierung der Wirtschafts­
gestiegen ist. Das Gewinnbild bleibt nach wie vor intakt und                  aktivität im Dienstleistungssektor ermöglichen. Beide Effek-
sollte Aktien im Jahresverlauf weiter stützen.                                te sollten im Frühjahr zu einer spürbaren Belebung führen.
                                                                              Die Ausbreitung von Omikron in China ist dabei derzeit einer
Wir gehen davon aus, dass dieses Spannungsfeld zwischen                       der größten Risikofaktoren für eine Konjunkturbeschleuni-
positiven fundamentalen Aussichten und den belastenden                        gung. Denn: Die hoch ansteckende Variante dürfte zum Be-
Folgen des Renditeanstiegs auch in den kommenden Wochen                       lastungstest für die Null-Covid-Strategie werden und damit
und Monaten bestehen bleibt. Je nach Nachrichtenlage dürfte                   auch für internationale Lieferketten. Wir gehen aber davon
mal die eine, mal die andere Kraft die Richtung an den Kapi-                  aus, dass die Produktionsausfälle begrenzt bleiben. Die Ent-
talmärkten stärker vorgeben. Aktuell liegt der Fokus eher auf                 spannungen in den Lieferketten der westlichen Welt sollten
der Frage nach möglicherweise über das erwartete Maß hin-                     daher überwiegen.
ausgehenden Schritte der Notenbanken. Auch die gestiege-
nen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine haben                        Reibungsloser funktionierende Lieferketten dürften auch
die Stimmung zuletzt belastet. Wir halten zwar eine Verhand­                  dämpfend auf die aktuell noch sehr hohen Inflationsraten
lungslösung nach wie vor für wahrscheinlicher als eine Eska-                  wirken. Wir gehen unter anderem deshalb davon aus, dass
lation. Die Gefahr einer Zuspitzung ist aber zuletzt gestiegen.               sich die Teuerung aktuell auf dem Hochpunkt befindet. In
Die Volatilität dürfte erhöht bleiben, damit aber Anlegern                    den kommenden Monaten dürfte die Inflation nach und
auch Chancen bieten. In diesem Umfeld halten wir derzeit                      nach zurückgehen. Aufgrund des derzeitigen Niveaus soll-
eine eher neutrale Positionierung für angemessen.                             ten die Durchschnittszahlen für 2022 jedoch in etwa so hoch
                                                                              ausfallen wie 2021. Konkret rechnen wir in den USA im
                                                                              Jahres­mittel mit einer Inflation von 4,7 Prozent, im Euro-
                                                                              raum von 2,8 Prozent.

Renditeanstieg führt zu Anpassungen bei den Aktien­                           Stimmung in der deutschen Wirtschaft erstmals seit
bewertungen                                                                   letzten Sommer verbessert
MSCI World, indexierte Entwicklung in Prozent                                 ifo-Geschäftsklimaindex

160                                                                           115
                                                                              110
                                                                              105
130
                                                                              100
                                                                               95
100
                                                                               90
                                                               29,1
                                                                               85
 70                                                                            80
           12,4
                                                                       8,0
                                             – 7,0
                                                                               75
                            – 0,9
                                                                               70
           2018             2019             2020              2021   2022*
                                                                                 2018               2019                2020                 2021   2022
  Kurs       Unternehmensgewinne          Bewertung
                                                                                Geschäftsklima       Aktuelle Lage      Erwartungen
*  Schätzung.
Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 27. Januar 2022.                  Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 27. Januar 2022.

                                                                                                                                                      2
Die Märkte im Überblick

Geldpolitik: Erste US-Zinserhöhung wohl im                             Renten: Steigende Renditen und Risiko­
März                                                                   aufschläge
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat in ihrer Januar-            Die Renditen sicherer Staatsanleihen sind in Erwartung einer
Sitzung das erwartete klare Signal für eine erste Zinserhöhung         deutlich restriktiveren Geldpolitik der Fed und anhaltend ho-
im März 2022 gesendet. Sie betrachtet den Arbeitsmarkt als             her Inflationszahlen gestiegen. Von Anfang Dezember 2021
stark und sieht offenbar das Ziel der Maximalbeschäftigung             bis Mitte Januar legten sie im Laufzeitenbereich zwischen
erreicht. Der Offenmarktausschuss gab daher grünes Licht               zwei und zehn Jahren relativ einheitlich um circa 50 Basis­
für baldige Zinserhöhungen. Konkrete Aussagen zum mög­                 punkte zu. Angesichts des Ukraine-Konflikts stieg die Risiko­
lichen Tempo weiterer Zinsschritte wurden zwar vermieden.              aversion der Anleger wieder, was zuletzt zu sinkenden Ren-
Allerdings wies Fed-Chef Powell erneut darauf hin, dass die            diten bei US-Staatsanleihen führte, vor allem im Bereich
wirtschaftliche Situation heute anders sei als 2015. Dies ist          zwischen drei und zehn Jahren. Bei Bundesanleihen war
einmal mehr als ein Hinweis darauf zu verstehen, dass sich             eine ähnliche Bewegung zu verzeichnen, aufgrund der
der geldpolitische Pfad im beginnenden Zinszyklus von dem              weniger restriktiven Geldpolitik der EZB fiel sie aber etwas
vorangegangener Zyklen unterscheiden könnte. Zudem                     geringer aus.
machte Powell deutlich, dass der Hauptfokus der Fed nun-
mehr auf den Risiken der steigenden Inflation läge. Wir                Die steigende Risikoaversion spiegelte sich auch in der Ent-
rechnen damit, dass dem ersten Zinsschritt von 25 Basis-               wicklung der Risikoaufschläge (Spreads) wider, die in allen
punkten im März drei weitere, jeweils einer pro Quartal,               Spread-Segmenten zunahmen. Durch den stärkeren Anstieg
folgen werden. Im Falle sehr robuster Arbeitsmarktdaten                bei den risikoreicheren Anleihesegmenten Hochzins- und
und anhaltend hoher Inflationsraten in den kommenden                   Schwellenländer-Staatsanleihen haben diese in der relativen
Monaten ist aber nach den jüngsten Fed-Aussagen die                    (Rendite-)Betrachtung gegenüber den anderen Rentenseg-
Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Fed den Leitzins                menten nochmals an Attraktivität gewonnen. Allerdings
zumindest anfänglich rascher nach oben führen könnte,                  spricht das jetzige Umfeld für den Moment noch gegen eine
ohne dass dies zwangsläufig zu mehr Zinsschritten für das              stärkere Positionierung. Unverändert suchen wir derzeit aber
Gesamtjahr 2022 führen sollte. Dazu erwarten wir, dass die             die Chancen nicht bei Renten, sondern bei Aktien.
Fed im Juni mit dem Abbau ihrer Bilanz beginnen dürfte.
                                                                       • Veränderung: Keine
Für die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich die Lage zu-            • Positionierung: Wir meiden Renten über die als sicher
letzt wenig verändert. Sie sieht sich weiterhin einem weniger            geltenden Staatsanleihen aus den europäischen
dynamischen Inflationsbild gegenüber als die Fed und hat                 Kernländern. Die Positionierung in allen anderen Renten-
damit mehr Zeit zur Rückführung ihrer geldpolitischen Hilfen.            segmenten ist jeweils neutral
Zwar geht die EZB mit dem für März beschlossenen Ende des
Pandemie-Notfallprogramms etwas vom Gas, erwirbt aber
weiter über andere bestehende Programme Anleihen am
Markt. Eine erste Zinsanhebung liegt unverändert in weiter
Ferne.

US-Notenbank wird im März mit den Zinsanhebungen                       Erwartung restriktiverer Geldpolitik lässt Renditen in
beginnen                                                               den USA steigen
Impliziter Leitzins abgeleitet aus den Fed Fund Futures,               Renditestrukturkurven, in Prozent
in Prozent
                                                                        2,0
2,00                                                                                                                        27.01.2022
                                                                        1,5
1,75                                                                                                                                      27.07.2021

1,50                                                                    1,0

1,25                                                                    0,5
1,00                             4                                                                                                27.01.2022
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0,75                   3
                                                                                                                                          27.07.2021
                                                                       – 0,5
0,50           2

0,25   1                                                               –1,0
                                                                                 3             6              2       5          10         30
   0
                                                                               Monate        Monate         Jahre   Jahre      Jahre       Jahre
       Feb. April Juni Aug. Okt. Dez. Feb. April Juni Aug. Okt. Dez.
       2022 2022 2022 2022 2022 2022 2023 2023 2023 2023 2023 2023       US-Staatsanleihen       Bundesanleihen

Quelle: Union Investment. Stand: 27. Januar 2022.                      Quelle: Bloomberg. Stand: 27. Januar 2022.

                                                                                                                                                   3
Die Märkte im Überblick

Aktien: Deutlicher Rücksetzer                                                             Rohstoffe: Gewinne bei den Metallen im
                                                                                          Verlauf des Januars mitgenommen
Durch den schnellen Anstieg der US-Anleiherenditen kam es
im Januar an den Aktienmärkten zu einer Korrektur, vor al-                                Die Rohstoffmärkte sind fundamental weiter gut unterstützt
lem bei Wachstumstiteln. Bei ihnen liegt ein großer Teil der                              und haben den kurzzeitigen Rücksetzer nach dem Auftreten
für die Bewertungsmodelle relevanten Umsätze und Gewinne                                  der Omikron-Variante des Coronavirus Ende 2021 weit hin-
in der Zukunft. Höhere Zinsen wirken daher (über den Dis-                                 ter sich gelassen. Die anhaltenden Angebotsknappheiten
kontierungssatz in den Modellen der Analysten) überpropor-                                im Energiesegment und bei vielen Metallen waren dabei ein
tional auf die heutigen „fairen“ Bewertungen. Value-Werte,                                Faktor, die ausgebliebenen flächendeckenden Lockdowns
wie zum Beispiel Bank- und Energieaktien, waren hingegen                                  ein anderer. Zudem trieben die Befürchtung einer weiteren
gesucht. Dazu hat die Sorge vor einer möglicherweise bevor-                               Zuspitzung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine
stehenden militärischen Konfrontation zwischen Russland                                   sowie potenzielle Sanktionen die Preise von Erdgas in Europa
und der Ukraine die Märkte belastet.                                                      nach oben. Metalle wie Aluminium und Palladium waren
                                                                                          davon ebenfalls betroffen, da Russland zu den wichtigsten
Unsere konstruktive Einschätzung für Aktien hat sich den-                                 Produzenten zählt.
noch nicht grundlegend geändert. Denn: Das Gewinnbild
bei den Unternehmen bleibt sehr gut und hat jüngst zusam-                                 Auch der sichere Hafen Gold war (wie auch andere Edelme-
men mit einer Deeskalation im Ukraine-Konflikt für eine                                   talle) gesucht, nicht nur als Krisen-, sondern auch als Inflati-
Gegenbewegung gesorgt. Andererseits nimmt die Unter-                                      onsschutz. Die steigenden US-Realzinsen, die normalerweise
stützung durch die Notenbanken perspektivisch ab. Im                                      für fallende Goldpreise sorgen, spielten jüngst keine Rolle
Rahmen der Berichtssaison schlugen die aktuellen Zahlen                                   für die Preisentwicklung. Wir haben die gestiegenen Notie-
zwar die Erwartungen der Analysten, vielfach schauen die                                  rungen taktisch genutzt und in der zweiten Januarhälfte die
Unternehmen aber pessimistischer als angenommen in die                                    von uns favorisierten Edel- und Industriemetalle unter Mit-
Zukunft. Als problematisch erweisen sich dabei vor allem die                              nahme von Gewinnen auf neutral zurückgeführt. Insgesamt
immer noch gestörten Lieferketten und verstärkter Kosten-                                 bleibt unser Ausblick für Rohstoffe aber unverändert positiv.
druck. Der taktischen Erholungsbewegung könnte daher                                      Mittelfristig werden vor allem diejenigen Industriemetalle
schon bald die Luft ausgehen. Kurzfristig halten wir Aktien                               im Fokus stehen, die für die nachhaltige Transformation der
aus den Industrieländern daher für weniger attraktiv.                                     Wirtschaft (Stichwort Dekarbonisierung) benötigt werden.

• Veränderung: Aktien aus den Industrieländern sind nun                                   • Veränderung: Keine
  weniger attraktiv                                                                       • Positionierung: Rohstoffe werden insgesamt und auch in
• Positionierung: Aktien werden von uns nur noch leicht                                     den einzelnen Segmenten neutral eingeschätzt
  favorisiert. Innerhalb des Aktiensegments setzen wir auf
  Werte aus den Industrieländern. Titeln aus den Schwellen-
  ländern stehen wir neutral gegenüber

Inflation, Fed, Ukraine-Krise: Viele Belastungsfaktoren                                   Realzins bleibt wichtiger Einflussfaktor für den Goldpreis
zum Jahresstart                                                                           Entwicklung seit Anfang 2019
Wertentwicklung 1. bis 26. Januar 2022 in lokaler Währung,
in Prozent                                                                                2.000                                                                                  – 1,5

                                            + 2,9                                                                                                                                – 1,3
                                                                                          1.900

                                                                  – 1,6
                                                                          – 0,6                                                                                                  – 1,1
                                                                                  – 2,6   1.800
             – 4,0                  – 3,6
                                                                                                                                                                                 – 0,9
                                                                                          1.700

                                                                                                                                                                                 – 0,7
    – 8,7
                                                                                          1.600
                                                     – 9,9
                                                                                                                                                                                 – 0,5
                                                                                          1.500
                      – 13,0
                                                                       MSCI                   Jan.               April                Juli              Okt.                  Jan.
            S&P 500                    MSCI Europe                Emerging Markets            2021               2021                2021               2021                  2022

  Index       Value        Growth                                                           Goldpreis in US-Dollar       US-Realrendite in Prozent (10 Jahre, rechte Achse)

Quelle: Refinitiv, Bloomberg, Union Investment. Stand: 26. Januar 2022.                   Quelle: Bloomberg. Stand: 27. Januar 2022.

                                                                                                                                                                                     4
Die Märkte im Überblick

Währungen: Weiter seitwärts                                                  Immobilien: Büromarkt Deutschland

Nach einer kurzen Schwächephase in der ersten Januarhälfte                   In den deutschen Metropolen wurden im vierten Quartal
wertet der US-Dollar seither wieder auf. Per saldo steht er                  2021 wieder deutlich mehr Büroflächen angemietet, da
sowohl handelsgewichtet als auch im Verhältnis zum Euro                      Unternehmen damit beginnen, Personal einzustellen. Die
auf dem gleichen Niveau wie Ende November – obwohl die                       Jahresvermietungsleistung auf den fünf großen deutschen
Nachrichtenlage eher für eine Aufwertung des Greenbacks                      Büromärkten Berlin, Frankfurt/Main, Düsseldorf, Hamburg
gesprochen hätte. Denn: Die Fed dürfte sich schneller und                    und München lag Ende Dezember 2021 mit rund 2,8 Millio-
entschiedener von der ultralockeren Geldpolitik verabschie-                  nen Quadratmetern um rund 22 Prozent über dem entspre-
den, als das an den Kapitalmärkten zum Jahreswechsel noch                    chenden Vorjahreswert. Die Belebung fiel in den einzelnen
vermutet wurde. Die dadurch ausgelöste stärkere Korrektur                    Städten aber unterschiedlich aus. Während der Zuwachs
an den US-Börsen hat zu Kapitalabflüssen aus dem Dollar-                     in Düsseldorf nur 7,5 Prozent betrug, lag er in Frankfurt bei
raum geführt. Die Zuspitzung im Russland-Ukraine-Konflikt                    39,2 Prozent.
lastete hingegen eher auf dem Euro, nicht nur im Verhältnis
zum US-Dollar, sondern auch gegenüber anderen Währun-                        Die Leerstandsquote in den fünf Bürohochburgen ist im Jah-
gen wie beispielsweise dem Pfund Sterling oder dem Japa­                     resvergleich um rund 110 Basispunkte auf nun 5,5 Prozent
nischen Yen.                                                                 gestiegen. Der Anstieg hat sich jedoch im vierten Quartal
                                                                             2021 weiter verlangsamt. In München entwickelte sich die
Perspektivisch dürfte die Gemeinschaftswährung aber in                       Leerstandsquote bereits rückläufig. Das Angebot an hoch-
der Breite wieder an Stärke gewinnen, da sich die Treiber für                wertigen Büroflächen in Bestlagen ist auch weiterhin relativ
die Währungsmärkte im Jahresverlauf ändern werden. So                        begrenzt, sodass der Wettbewerb um diese Flächen unter
sollte unter anderem die Nachfrage nach NextGeneration­                      den Mietinteressenten den Boden für weiteres Mietpreis-
EU-Anleihen und die globale Wachstumsdynamik den Euro                        wachstum bereitet. Insbesondere in Berlin fiel das Mietpreis­
stärken. Außerdem dürfte der US-Dollar durch ein stärkeres                   wachstum mit 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr relativ
Augenmerk der Kapitalmärkte auf das US-Fiskaldefizit an                      hoch aus. Im Schnitt der deutschen Top-5-Standorte wurde
Unterstützung einbüßen. Dies ist aber für den Moment noch                    ein Wachstum von 1,8 Prozent verzeichnet. Im vierten Quartal
kein Grund für die Eröffnung einer Position im Währungs­                     wurde ein Anstieg der Bürospitzenmieten von 0,6 Prozent
bereich. Diese Faktoren werden erst zu einem späteren                        registriert.
Zeitpunkt mehr Gewicht bekommen und den Kurs des Euro
beeinflussen. Bis dahin stellen wir uns an die Seitenlinie.                  Langfristig an bonitätsstarke Nutzer vermietete, moderne
                                                                             Büroflächen stehen bei den Investoren weiterhin hoch im
• Veränderung und Positionierung: Keine                                      Kurs, sodass die durchschnittliche Spitzenrendite trotz Pan-
                                                                             demie im 12-Monats-Vergleich um rund 13 Basispunkte nach-
                                                                             gegeben hat. Die Spitzenrendite liegt nun im Durchschnitt
                                                                             der fünf größten deutschen Büromärkte bei rund 2,6 Prozent.

                                                                             Die Büroflächennachfrage wird sich in den kommenden
                                                                             Quartalen weiter erholen. Der Leerstandsanstieg wird daher
                                                                             voraussichtlich zeitnah zu Ende gehen, sodass es perspekti-
                                                                             visch Raum für weiteres Mietpreiswachstum gibt. Aufgrund
                                                                             der anhaltend starken Investorennachfrage nach Büro­
                                                                             immobilien sollten die Anfangsrenditen nochmals leicht
                                                                             nachgeben.

Russischer Rubel wertet im Zuge der Spannungen                               Veränderung der Bürospitzenmiete in Deutschland
deutlich ab                                                                  gegenüber dem Vorquartal
Entwicklung seit Mitte 2021, Russischer Rubel in US-Dollar                   Durchschnitt, in Prozent*

81                                                                            4,0

79                                                                            3,0

77                                                                            2,0
75
                                                                              1,0
73
                                                                                 0
71
                                                                             –  1,0
69
                                                                                 Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/
  Juli        Aug.         Sept.        Okt.         Nov.      Dez.   Jan.       2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
 2021         2021         2021         2021         2021      2021   2022
                                                                             *  Durchschnitt der fünf größten deutschen Büromärkte.
Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 27. Januar 2022.                 Quelle: JLL. Stand: 31. Dezember 2021.

                                                                                                                                         5
Unsere Einschätzung im Überblick

Unsere aktuelle Risikoeinschätzung                               „RoRo“-Meter

• Die Kapitalmärkte befinden sich 2022 im Spannungsfeld
  zwischen positiven Fundamentalaussichten und höherem
  Zinsniveau
• Das Konjunkturbild bleibt konstruktiv, die Dynamik der
  Unternehmensgewinne ist intakt
• Die US-Notenbank wird im März ihre Anleihekäufe been-
  den und die Leitzinsen erhöhen. Anschließend folgt in
  jedem Quartal ein weiterer Zinsschritt
• Die geldpolitische Normalisierung lässt einen weiteren
  moderaten Renditeanstieg erwarten
• Eine höhere Volatilität bietet Chancen für aktives Manage-
  ment                                                           Quelle: Union Investment. Stand: 1. Februar 2022. Letzte Änderung von 4 auf 3 am
                                                                 21. Januar 2022.
• Unsere allgemeine Risikoeinschätzung („RoRo“-Meter) ist
                                                                 Erläuterung: Zur Festlegung der Anlagestrategie wird zunächst das Markt­
  seit Mitte Januar auf Stufe 3 (neutral)                        umfeld genau analysiert. Das Ergebnis schlägt sich in einer Risikoeinschät-
                                                                 zung nieder. Dazu formuliert das Union Investment Committee (UIC) eine
                                                                 Risk-on-/Risk-off-Entscheidung in fünf Stufen (1, 2, 3, 4, 5). Sie ist wie folgt
                                                                 zu interpretieren: Eine 5 steht für eine hohe Risikoneigung, eine 1 für einen
                                                                 weitgehenden Rückzug aus Risikoanlagen.

Unsere Sicht auf die Anlageklassen                               Attraktivität der Anlageklassen

• Renten: Anhaltender Gegenwind durch steigende Ren­              Renten
  diten sicherer Staatsanleihen und Risikoaufschläge in den        Staatsanleihen Kerneuropa
  anderen Segmenten in Erwartung einer deutlich restrikti-         Staatsanleihen USA
  veren Geldpolitik der Fed und anhaltend hoher Inflations-
                                                                   Staatsanleihen Euro-Peripherie
  zahlen
• Aktien: Trotz positiver Gewinnaussichten durch viele             Unternehmensanleihen (Euro, Investment Grade)

  Belastungsfaktoren (Inflation, Fed, Ukraine-Konflikt) zu         Unternehmensanleihen (Euro, High Yield)
  Jahresbeginn unter Druck. Wir bevorzugen Aktien aus              Staatsanleihen Schwellenländer
  den Industrieländern nur leicht
                                                                  Aktien
• Währungen: Treiber aus dem Marktumfeld (Inflation
                                                                   Industrieländer
  und Fed versus Ukraine-Konflikt) wirken in unterschied­liche
  Richtungen. Daher bleiben wir vorerst an der Seiten­linie        Schwellenländer
• Rohstoffe: Durch das unverändert knappe Angebot bleiben         Rohstoffe
  Rohstoffe fundamental unterstützt. Nach den deutlichen          Währungen
  Preissteigerungen haben wir im Monatsverlauf taktisch bei
                                                                   US-Dollar
  Metallen Gewinne mitgenommen, sehen dort aber mittel-
  fristig durch die nachhaltige Transformation Chancen             Britisches Pfund

• Das Halten von Kasse ist aufgrund der geringen oder sogar        Japanischer Yen
  negativen Verzinsung unattraktiv                                 Währungen Schwellenländer
• Absolute-Return-Strategien werden leicht positiv einge-
                                                                  Absolute Return
  schätzt
                                                                  Kasse
• Für Immobilien hat sich der Ausblick für die USA leicht
  verbessert und für Deutschland etwas eingetrübt                Quelle: Union Investment. Stand: 1. Februar 2022.
                                                                 Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                                 Sichtweise eines Multi-Asset-Portfolios (ohne Immobilien). Wird eine An-
                                                                 lageklasse stärker favorisiert, bedingt dies im Gegenzug einen niedrigeren
                                                                 Investitionsgrad in einer anderen Anlageklasse. Sie würde dann als weniger
                                                                 favorisiert eingestuft – oder umgekehrt. Immobilien bleiben bei dieser Be-
                                                                 trachtung außen vor.

Die Zeichen          zeigen die Veränderung zur vorherigen        Immobilien
UIC-Entscheidung an.
                                                                   Deutschland
Nicht favorisiert                    Stark favorisiert             Europa (ohne Deutschland)
                      Neutral
                                                                   USA

                                                                   Asien/Pazifik

                                                                 Quelle: Union Investment. Stand: 3. Januar 2022. Die Einschätzung ist bis zum 30. Juni 2022
                                                                 gültig.
                                                                 Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                                 Sichtweise der Büroimmobilienmärkte vor dem Hintergrund der aktu­ellen
                                                                 Marktperspektiven. Aufgrund der Datenverfügbarkeit erfolgt eine halbjähr­
                                                                 liche Aktualisierung.

                                                                                                                                                          6
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