Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren

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Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
Neues Wohnen mit Nachbarschaft
Wohnprojekte von Baugruppen,
Genossenschaften und Investoren

                                  www.mbv.nrw.de
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
Vorwort

Gemeinschaftsorientierte Wohnprojekte haben eine neue politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhalten.
Sie sind aus ihrem Nischendasein heraus getreten und in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Hintergründe sind
in den veränderten Familienstrukturen und dem mit dem demografischen Wandel verbundenen Altern der Gesellschaft
zu finden. „Wahlverwandtschaften“ werden immer öfter als neues Lebensleitbild auch beim Wohnen zum Thema. Vielen
Menschen wird deutlicher, dass sie nicht wie früher in der eigenen Familie oder von Familienangehörigen betreut werden
können oder wollen. Gemeinschaftsorientierte Wohnformen sind eine Option, der drohenden Vereinsamung im Alter po-
sitiv und aktiv zu begegnen.

In Nordrhein-Westfalen entwickelt sich derzeit eine Vielzahl neuer gemeinschaftsorientierter Wohnprojekte. Sie zeich-
nen sich vielfach durch hohen sozialen Anspruch und die Integration von Menschen unterschiedlichster Sozial- und Al-
tersstrukturen aus. Es entstehen Projekte mit einer neuen maßgeschneiderten individuellen Architektur für diese neue
Wohnform. Innovativ ist auch das Engagement von kommunalen Wohnungsgesellschaften und privaten Investoren in
diesem Bereich. Häufig können die Projekte durch selbst organisiertes Bauen in Baugemeinschaften preiswerter gestal-
tet werden und ermöglichen so Menschen mit kleinerem Portmonee die Eigentumsbildung sowie deutlich höhere Wohn-
standards zum Beispiel durch projektbezogene Infrastruktureinrichtungen. Insbesondere fasziniert bei den Projekten
die Aktivierung von Selbsthilfepotenzialen und Eigeninitiative.

Das Ministerium für Bauen und Verkehr hat daher ein Förderangebot zur Beratung und Qualifizierung von Wohngrup-
penprojekten, Baugruppen und Genossenschaftsgründungsinitiativen aufgelegt, das in dieser Broschüre umfassend
erläutert wird. Für Projektinteressierte werden 10 neu realisierte vorbildliche Beispiele aus Nordrhein-Westfalen aus-
führlich vorgestellt, die für Wohngruppeninitiativen und Akteure des Wohnungsmarktes Orientierung und Anregung zur
Nachahmung geben sollen.

Aber nicht nur aus sozialen, architektonischen und wohnungswirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus sind gemein-
schaftsorientierte Wohnprojekte interessant. Bisher von vielen Kommunen ungenutzt sind die Potenziale solcher Projekte
im Rahmen der Stadtentwicklung zum Beispiel zur Wiederbesiedlung innerstädtischer Brachflächen sowie zur Förderung
des selbstgenutzten Wohneigentums und eigentumsähnlicher Wohnformen in der Stadt. Hierzu wird in der Broschüre be-
wusst der Blick auch auf Städte außerhalb Nordrhein-Westfalens gerichtet, um die verschiedenen Potenziale der „neuen
Bauherren in der Stadt“ auch für das kommunale Handeln und die kommunale Stadt- und Siedlungsentwicklung aufzuzeigen.

Nordrhein-Westfalen hat mit der vorhandenen Beratungsinfrastruktur und den Förderangeboten des Landes eine gute
Basis geschaffen. Wohnprojekte erlangen einen spürbaren Anteil an der Wohnungsbautätigkeit und leisten einen deut-
lichen Beitrag zu mehr Vielfalt bei den Wohnungsangeboten und in der Wohnungsarchitektur. In diesem Sinne wünsche
ich mir, dass die Broschüre vielen Menschen Mut macht, initiativ zu werden und weitere gute Wohnprojekte mit nach-
barschaftlicher Verantwortung in Nordrhein-Westfalen zu entwickeln.

Oliver Wittke
Minister für Bauen und Verkehr
des Landes Nordrhein-Westfalen
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
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          Neues Wohnen mit Nachbarschaft
          Wohnprojekte von Baugruppen,
          Genossenschaften und Investoren

     3    Vorwort                                                                               70   Karte – Vorgestellte Wohngruppenprojekte in Nordrhein-Westfalen

     4    Inhaltsverzeichnis                                                                    71   Projekte in Fertigstellung – Ausblick
                                                                                                     Es tut sich was in Nordrhein-Westfalen …

     6    Neues Wohnen mit Nachbarschaft                                                        72   Projekte in Aachen, Bielefeld, Bochum, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Oberhausen, ­Solingen,
                                                                                                     Unna, Wuppertal
     6    Das Neue der Neuen Wohnprojekte – und ihre Potenziale
     7    Die neue Verantwortlichkeit – und der soziokulturelle Nutzen
     7    Die neue Vielfalt – und der städtebaulich-architektonische Nutzen                     76   Wohngruppenprojekte in der Stadtentwicklung – Erfahrungen aus ­anderen Bundesländern
     8    Die neue Wirtschaftlichkeit – und der ökonomische Nutzen für die Gruppen
     8    Die neuen Aufgaben – Nutzen, Chancen und Potenziale für Wohnungsmarktakteure:         76   Neue Wohnprojekte als eine Strategie zur Stadtentwicklung
          Kommunen – Wohnungswirtschaft – Architekturbüros                                      76   Bevölkerungswachstum und Brachflächen als Handlungsmotive auch schon in der ­Vergangenheit
     9    Neue Wohngruppenprojekte – zur Nachahmung empfohlen                                   77   Der Blick auf andere Regionen

                                                                                                78   Freiburg – Klimagerecht und selbstbestimmt
    10    Drei Projekttypen – ein Ziel                                                          80   Hamburg – Vorreiter für Wohnprojekte
          Tipps und Argumente                                                                   82   München – Individuell ausgerichteter Wohnraum durch Wohnprojekte
                                                                                                84   Tübingen – Alles aus einer Hand
    10    Neues Wohnen im Investorenmodell
     11   Neues Wohnen in einer Bewohnergenossenschaft
    12    Neues Wohnen im Eigentum – als Baugruppe in Wohnungseigentümergemeinschaften          86   Zukunft fördern – Fördermöglichkeiten durch das Ministerium für Bauen und Verkehr des
                                                                                                     Landes Nordrhein-Westfalen

    14    Neue Wohngruppenprojekte in Nordrhein-Westfalen – Von guten Beispielen lernen         87   Zuschussförderung
                                                                                                87   Bauförderung / Eigentumsförderung
    16    Bonn		          Amaryllis eG                                                          87   Genossenschaftsgründungsförderung
    20    Dortmund        wir_auf_tremonia                                                      87   Bürgschaft des Landes für neue bewohnergetragene Genossenschaften
    24    Emsdetten       Hof-Eiche-24                                                          87   Förderverfahren
    28    Essen		         Der Beginenhof
    32    Gelsenkirchen   Wohnhaus Zeche Holland eG
    36    Ibbenbüren      WunschWohnen                                                          88   Anhang
    40    Köln		          Philia
    44    Mülheim a.d.R   Wohnen mit Freu(n)den unter einem Dach                                88   Adressen der Projekte
    48    Münster		       Die Bremer Stadtmusikanten                                            92   Weiterführende Adressen
    52    Siegen		        Lebendiges Wohnen eG                                                  94   Bildnachweis
                                                                                                95   Impressum

    56    20 Jahre Wohngruppenprojekte in Nordrhein-Westfalen – Vergangenheit mit Zukunft

    56    Der Grundgedanke
    56    Good Practice
    56    Bottom-up Projekte
    57    Top-down Projekte
    57    Fazit

    58    Bielefeld       Ökologische Baugenossenschaft Waldquelle eG
    60    Düsseldorf      Öko-Siedlung Unterbach
    62    Düsseldorf      Wohnen mit Kindern
    64    Köln		          Gemeinsam Wohnen und Leben mit Kindern
    66    Münster		       Gemeinsam Wohnen von Jung & Alt
    68    Oberhausen      Bau- und Wohngenossenschaft Werkbundsiedlung am Ruhrufer eG
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
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Neues Wohnen mit Nachbarschaft                                                                                             Was alle neuen nachbarschaftlichen Wohnprojekte ver-        professionelle Pflege nicht ersetzen. Für diesen Lebensab-
                                                                                                                           bindet, ist, dass sie auf aktuelle gesellschaftliche und    schnitt sind Vorkehrungen sowohl mit privaten Pflegeträ-
                                                                                                                           städtebauliche Fragen Antworten suchen und diese zu         gern, angrenzenden Pflegestationen oder auch im Objekt
Das Wohnen – und ganz besonders die Frage, wie man           Neue Wohnprojekte als Sammelbegriff für gemeinschaft-         neuen Ergebnissen führen. Dabei handelt es sich vor allem   integrierten Pflege-Wohngemeinschaften zu treffen.
denn im nicht mehr all zu fernen Alter wohnen möchte –       lich organisierte Formen des Zusammenplanens, -bauens,        um soziokulturelle, städtebaulich-architektonische und
ist zu unserem täglichen Gesprächsstoff geworden. Die        -wohnens und des Zusammenlebens werden nachgefragt.           wirtschaftliche Aspekte und Qualitäten. Der Nutzen kann     Auch von den zielgruppen- und milieuorientierten Wohn-
Diskussionen um den demografischen Wandel haben da-          Sie sind attraktiv – als Wohnform für den dritten Lebens-     einerseits ganz individuell auf der Ebene der Gruppenpro-   gruppenprojekten werden die Potenziale von Wahlfamilien
bei die Bedeutung von Neuen Wohnprojekten als eine Al-       abschnitt, für Paare, für allein stehende Frauen, aber auch   jekte und bei einzelnen Bewohnern und Bewohnerinnen         gesehen. Die steigende Zahl der allein stehenden Frauen
ternative für das Wohnen im Alter ins Licht gesetzt. Wenn    für junge Familien mit Kindern und andere Lebensformen.       liegen. Andererseits bieten Wohngruppenprojekte zahl-       zum Beispiel findet in Wohnprojekten die Chance für ein
die Kinder aus dem Haus sind, kann neu und anders ge-        Es handelt sich in der Regel um abgeschlossene Wohnein-       reiche Potenziale für die Akteure des Wohnungsmarktes,      Leben in einer kommunikativen und kreativen Gemein-
plant werden. Der Umzug in ein neues Leben, in dem die       heiten in einer Haus- oder Siedlungsgemeinschaft oder         für Architekturbüros und die Wohnungswirtschaft, für die    schaft, die Freizeitgestaltung, Urlaub, politisches Engage-
Bedürfnisse des Alters baulich und sozial an vorderster      um Reihenhäuser in der Gruppe. Eine eigens verfasste          Kommunen und die Entwicklung der Innenstädte sowie          ment und einen lebendigen Alltag ermöglicht. Das aktive
Stelle berücksichtigt werden, ist vielerorts der Motor für   Gemeinschaftsordnung regelt die Belange untereinander.        das soziale Miteinander in den Quartieren.                  Altern wiederum verzögert die Entwicklung von Alters-
die Initiierung und den Bau von Mehrgenerationenwohn-        Die Bewohner und Bewohnerinnen verbindet der Wunsch,                                                                      krankheiten und verlängert die Selbstständigkeit.
projekten, sei es im Eigentum, zur Miete oder als Genos-     in guter lebendiger Nachbarschaft zu leben, sich in de-
senschaft. Der Wunsch der jungen Alten, ihren Lebens-        finierten Grenzen zu unterstützen und sich gemeinsam          Die neue Verantwortlichkeit – und der                       Die modernen Beginenhöfe, deren Schwerpunkt mit zur-
abend nicht einsam im „empty nest“ sondern gemeinsam,        eine projektbezogene Infrastruktur und Gemeinschaftsflä-      soziokulturelle Nutzen                                      zeit 12 Initiativen in Nordrhein-Westfalen liegt, sind sicher-
kommunikativ, mit kultureller, sozialer und gesundheits-     chen im Innen- und Außenbereich zu teilen.                                                                                lich – ebenso wie das starke Engagement von Frauen in
bezogener Infrastruktur in guter Nachbarschaft verbrin-                                                                    Im Zeitalter von Globalisierung und den damit einherge-     allen gemischten Wohngruppenprojekten – eine Antwort
gen zu wollen, haben darüber hinaus in besonderer Weise      Wohngruppen schließen sich unter bestimmten Wohnvor-          henden Identitätsproblemen einerseits und Individualisie-   auf die demografische Entwicklung. In erster Linie sind
auch andere Generationen und Nutzergruppen auf den           stellungen und Motiven zusammen: neben dem generati-          rungstendenzen andererseits wächst parallel der Wunsch      sie jedoch eine Reaktion auf die sich verschärfende wirt-
Geschmack gebracht, Wohngruppenprojekte als zukunfts-        onenübergreifenden Wohnen das nachhaltige und ökolo-          nach sozial stabiler Nachbarschaft und einer nachhaltig     schaftliche Situation von Frauen: Staatliche Unterstüt-
fähige alternative Wohn- und Lebensform für sich zu ent-     gische Wohnen, Wohnen mit Kindern, gemeinschaftliches         sicheren Wohnsituation, die auch vor möglicher Vereinsa-    zungssysteme sind rückläufig. Ältere Frauen und allein
decken. Und es bewirkt, dass Menschen verschiedenster        Wohnen mit Freunden, autofreies Wohnen oder auch das          mung schützt. Die Aussicht auf ein hohes Lebensalter för-   erziehende Mütter sind davon in besonderer Härte betrof-
Einkommens- und Altersgruppen, Milieus, Lebens- und          Wohnen unter Frauen. Interessierte finden sich zu Bau-        dert die Beschäftigung mit und die Bereitschaft für neue    fen. Die Lebenserwartung der Menschen ist generell ge-
Haushaltsformen umdenken, sich Gedanken über neue            gruppen zusammen, gründen vereinzelt junge Genos-             altersgerechte Wohnprojekte. Denn mit einer höheren         stiegen. An der Spitze der Alterspyramide stehen die Frau-
Formen des generationenübergreifenden Zusammen-              senschaften oder machen sich auf die Suche nach einem         Lebenserwartung ist bei vielen die Sorge verbunden, als     en. Für Frauen im Alter von 75 Jahren und mehr erreicht
lebens machen, die gänzlich abweichen von den klassi-        innovativen Investor, der bereit ist, nach ihren Bedürfnis-   Hochbetagter an einer der nicht beherrschbaren Alters-      die Alleinlebendenquote mit 63 Prozent das 2,6-fache
schen Formen des Alt seins.                                  sen und Vorstellungen ein Wohnprojekt zur Miete für die       krankheiten zu erkranken. Das Mehrgenerationenwoh-          Niveau des entsprechenden Vergleichswertes für Männer
                                                             Gruppe zu errichten oder auch umzubauen. Wohngrup-            nen zum Beispiel bietet unter der Idee „gemeinsam statt     dieses Alters. Auch deshalb suchen Frauen verstärkt nach
Dieser Wunsch des Wohnens unter und mit Gleichgesinn-        pen sind Selbstversorger – vergleichbar vielleicht mit den    einsam“ die Chance, in einer menschlichen Gemeinschaft      kostengünstigen Alternativen für das Wohnen im Alter,
ten geht einher mit einem Lebensgefühl, das von Auf-         ersten Genossenschaften im ausgehenden 19. Jahrhun-           alt werden zu können, wenn die familiären Netze durch       die ihnen ermöglichen, ihr Leben unabhängig zu gestal-
bruch, Unternehmergeist und dem Ideal von lebenslan-         dert. Es sind originäre Bottum-up Projekte, die von unten     Berufstätigkeit oder auch zunehmende Kinderlosigkeit        ten und somit nicht auf die herkömmlichen Institutionen
ger Selbstbestimmung geprägt ist. Doch das Abenteuer         ein Wohnprojekt aufbauen, auch weil die traditionellen        diese Aufgabe nicht mehr übernehmen können. Hier kann       der Altenpflege angewiesen zu sein. Dies finden sie in den
„Neues Wohnen mit Nachbarschaft“ steht nicht nur für         Bauträgerangebote nicht auf ihre baulichen und sozialor-      man gemeinsam in einem altersgerechten barrierefrei-        neuen Wohnprojekten für Frauen.
neue kommunikative Lebenskonzepte. Es harmoniert mit         ganisatorischen Anforderungen eingehen.                       en Objekt in guter Nachbarschaft leben, auf engagierte
der in den Metropolen beobachteten Entwicklung der Re-                                                                     Unterstützung bauen und selber Verantwortung für die
naissance der Städte, des Trends „Zurück in die Stadt“.      Engagierte Menschen aller Altersgruppen bestimmen             Wohngruppenmitglieder übernehmen. Eine niedrige Ge-         Die neue Vielfalt – und der
Die jungen Alten, die ihr Einfamilienhaus am Stadtrand       also zunehmend, wo sie wie mit wem wohnen möchten             burtenrate und die Ausdifferenzierung der Gesellschaft      städtebaulich-architektonische Nutzen
gerne gegen eine innerstädtische barrierefreie Stadtwoh-     und nehmen ihre Wohnraumversorgung gemeinsam in               haben insbesondere in Europa eine Auflösung dieser ge-
nung mit guter kultureller und medizinischer Infrastruktur   die Hand. In der Vergangenheit brauchten solche Initiati-     wachsenen Lebenssituation mit sich gebracht. Dennoch        Häufig werden gemeinschaftliche Wohnprojekte in an-
tauschen, stehen an der Spitze dieses Trends, ebenso wie     ven allerdings Jahre, um ihre Wünsche vom gemeinsamen         schätzen viele junge Eltern durchaus den Rat von lebens-    spruchsvoller Architektur – nach kleinen aufgeforder-
die an städtischem Leben mit kinderbezogener Infrastruk-     Wohnen zu realisieren. Heute hat das allgemeine Interes-      erfahrenen älteren Menschen und deren Unterstützung         ten Wettbewerbsverfahren bzw. sensibler Auswahl der
tur interessierten jungen Familien. Trendforscher bezeich-   se an Neuen Wohnprojekten die Start- und Realisierungs-       – ebenso wie die Kinder die Gelassenheit der Großeltern-    Architekturbüros – errichtet. Baugruppen informieren
nen sie als Latte-Macchiato-Familien, Netzwerk-Familien      bedingungen für Wohngruppen deutlich verbessert.              generation.                                                 sich ausführlich bei vorbildlichen Projekten. Sie nehmen
oder auch die Umweltbewussten unter ihnen als die Lohas                                                                                                                                Kontakt zu Architekturbüros auf, die offen für partizipati-
(Lifestyle of Health and Sustainability). Attraktiver und                                                                  In den Senioren- und Mehrgenerationen-Wohnprojekten         ve Prozesse sind und eine Chance in den an Gestaltungs-
individueller städtischer Wohnraum in architektonischer      Das Neue der Neuen Wohnprojekte –                             werden Vorstellungen und Konzepte darüber entwickelt,       fragen interessierten Gruppen sehen. Baugemeinschaften
Qualität mit familien- und altengerechtem Grundriss und      und ihre Potenziale                                           wie man sich unterstützen will. Diese differieren vom       und Initiativen realisieren die Objekte in baubiologischer,
Ausstattung wird gesucht – und stößt vielerorts an die                                                                     alltäglichen Zusammenleben aller Altersgruppen über         nachhaltiger und energiesparender Bauweise. Sie planen
Grenzen der Wohnbaupotenziale der Städte.                    Neue Wohnprojekte bieten neue Wohnqualitäten durch            die genau definierte Unterstützergemeinschaft in einer      in der Regel Gemeinschaftsräume oder -häuser für die
                                                             zusätzliche Ansprüche wie Altersmischung, Nachbar-            fest umrissenen Seniorengruppe bis hin zur integrierten     eigene Gemeinschaft und die angrenzende Nachbarschaft
Wohngruppenprojekte stellen eine bauliche Alternative        schaftsverantwortung, Quartiersbezogenheit, Umwelt-           Wohngemeinschaft für Alterskranke in Kooperation mit        mit ein. Die anspruchsvolle Gemeinschaftsarchitektur
dar. In verdichteter Bauweise, im attraktiven Geschoss-      orientierung oder auch besondere Aufgeschlossenheit           einer Sozialstation in unmittelbarer Nachbarschaft. Die     und die nachhaltige Bauweise prägen ebenso das angren-
wohnungsbau mit eingeplanter Infrastruktur wie Treff-        im Bereich der Lebensstile, Milieus, Kulturen und Ge-         Erfahrung zeigt, dass die Verantwortlichkeit in Mehrgene-   zende Quartier wie die sensibel gestalteten und sorgsam
punkten, Cafés und Plätzen können Neue Wohnprojekte          schlechter. Objekte, die diesen Wohnbedürfnissen und          rationenprojekten nicht zu weit gespannt werden sollte:     gepflegten Gemeinschaftsgrünflächen und die zur Verfü-
dazu beitragen, bezahlbares Eigentum zu schaffen und         Anforderungen entsprechen, werden auf dem regulären           Wohngruppenmitglieder können in Bedarfssituationen          gung gestellten Gemeinschaftsräume. „Architektur von
„verschlafene“ Quartiere und Entwicklungsstandorte zu        Wohnungsmarkt nicht angeboten. Hier setzt die Eigen-          aushelfen. Sie sichern z.B. den Einkauf oder das Putzen     der Stange“ wird es bei neuen Wohnformen nicht geben.
beleben. Sie interessieren sich u.a. für das Wohnen an un-   initiative der Bau- und Wohngruppen ein, indem sie die        bei Krankheit, übernehmen auch die Verpflegung und          Die Vielfalt der Gestaltungsansprüche wird jeweils zu indi-
gewöhnlichen Orten wie z.B. auf Konversionsflächen, In-      Gruppenvorstellungen vom Gemeinschaftlichen Wohnen            kümmern sich gegebenenfalls um die richtige medizini-       viduellen Lösungen führen. Die im Kapitel „Wohngruppen-
dustriebrachen oder in aufgegebenen Verwaltungs- oder        in die Planung einfließen und z.B. neue Architekturformen     sche Versorgung. Sie wirken gegen Vereinsamung und tra-     projekte in der Stadtentwicklung“ vorgestellten Beispiele
Einzelhandelsgebäuden und schaffen attraktive Quartiere.     entstehen lassen.                                             gen zur Sicherheit Alleinstehender bei. Sie können jedoch   aus anderen Kommunen, die sich bereits frühzeitig ent-
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
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schlossen haben, neue Wohnprojekte durch Baugruppen                                                                                                                                    liegen. Die Auseinandersetzung mit kostengünstiger Ge-
und Bewohnergenossenschaften zu fördern, demonstrie-                                                                                                                                   meinschaftsarchitektur bei gleichzeitig hoher Wohnqua-
ren überzeugend die dort erreichte architektonische Viel-                                                                                                                              lität und innovativer Gebäudetechnik unter weitgehen-
falt und Kreativität.                                                                                                                                                                  der Nutzerbeteiligung kommt sicherlich der berühmten
                                                                                                                                                                                       Quadratur des Kreises nahe. Sie eröffnet aber auch die
                                                                                                                                                                                       Aussicht auf die Planung und den Bau ungewöhnlicher
Die neue Wirtschaftlichkeit – und der                                                                                                                                                  innovativer Architektur und ein preisgekröntes Projekt.
ökonomische Nutzen für die Gruppen                                                                                                                                                     Wohngruppen bieten die für Architektinnen und Architek-
                                                                                                                                                                                       ten seltene Chance, einen an Architektur interessierten
Eine neue Form der Eigentumsbildung durch die so ge-                                                                                                                                   Auftraggeber zu haben, der das Ungewöhnliche, das Krea-
nannten „neuen Eigentümer“, die als Baugruppen oder                                                                                                                                    tive, das Besondere will.
Baugemeinschaften (s. S. 12) individuelles Bauen in          zusammen und realisieren – meist in gemischten Finan-        Chancen für die Wohnungswirtschaft
kleinen Einheiten realisieren, bringt neben hohen Wohn-      zierungsformen vom öffentlich geförderten Wohnungs-                                                                       Architektinnen und Architekten, die sich auf die Planungs-
qualitäten vor allem auch deutliche Kostenvorteile. Bei      bau über die frei finanzierte Mietwohnung bis hin zum        Der Wandel der Lebensstile und Haushaltsformen hat           beteiligung von Wohngruppen eingelassen haben und
kostengünstiger Planung kann die monatliche Belastung        Eigentum – ihre Vorstellungen vom gemeinschaftlichen         eine Verunsicherung in der angebotsorientierten Wohn-        Erfahrungen mit Beteiligungsprozessen und Moderations-
für Zinsen und Tilgung dem Vergleich mit hochpreisigen       Wohnen. So gelingt eine unauffällige Integration geförder-   raumversorgung bewirkt. Die Wohnungswirtschaft fragt         kenntnisse mitbringen, sind gesuchte Partner. Architek-
Mietwohnungen durchaus standhalten. Bauliche Selbst-         ter Wohnungen. Und da sich die Wohngruppenmitglieder         sich: Wer ist eigentlich heute mein Kunde? Und was will      ten, die sich erstmalig mit Neuen Wohnformen auseinan-
hilfe sowie eigenständige Organisation des Bauvorha-         in ihrem neuen Wohnquartier, im näheren und weiteren         dieser Kunde? Wohnungsbauunternehmen versuchen               dergesetzt haben, entwickeln diese Bau- und Wohnform
bens senken die Kosten. Darüber hinaus kann man sich in      Wohnumfeld wohl fühlen wollen, mischen sie sich ein,         neue Wege zu gehen – doch „Investitionen in Steine“ sind     weiter und entwickeln sich zu Experten. Sicherlich ver-
der Gruppe deutlich mehr leisten, denn als individueller     gestalten und prägen ihre Umgebung oder tragen so zur        sowohl kostenträchtig als auch kaum reversibel. Was,         langt ein solcher Prozess mehr Engagement als ein klas-
Bauherr: Sauna, Fitnessraum, gemeinsame Dachterrasse         Entwicklung neuer Wohngebiete bei. Davon profitiert die      wenn der Standort nicht angenommen wird? Was, wenn           sischer Standardwohnungsbau. Die Arbeitszufriedenheit
oder auch nur der obligate großzügige Gemeinschafts-         unmittelbare Nachbarschaft, das Quartier, der Stadtteil,     die neuen offenen Grundrisse mit nutzungsneutralen Räu-      mit dem Ergebnis ist dafür in der Regel besonders hoch.
raum mit Gästezimmer sind erschwinglich, wenn man ge-        die Stadt. Noch wird der mögliche Beitrag von Wohnpro-       men nicht gefallen? Resultat der vielerorts anzutreffenden   Man kann sich in diesem Architektursegment schnell ei-
meinsam finanziert. Das Einsparen der Bauträgermargen        jekten in der Stadtentwicklung, sei es als Genossenschaft,   Verunsicherung ist, dass die Wohnungswirtschaft kaum         nen guten Namen machen und Renommee erwerben –
und -gewinne ist ein deutlicher Anreiz, als Baugruppe das    Wohnungseigentümergemeinschaft, Verein oder auch als         noch neu baut. Als Investor für eine Wohngruppe aufzu-       und sicher darüber sein, dass man in der noch überschau-
gemeinsame Wohnprojekt selbst zu realisieren.                Stiftung nicht überall gesehen, aufgegriffen und die Po-     treten, erfordert sicherlich einige Umdenkprozesse in den    baren Szene gerne weiterempfohlen wird.
                                                             tenziale genutzt.                                            gewohnten Verfahren. Es bietet aber auch die Chance:
Auch die Investorenprojekte (s. S. 10) sind für die Nutzer                                                                - zielgruppen- und nachfrageorientiert zu planen
langfristig kostengünstig und sicher, denn sie werden in     Zusammenfassend kann der Mehrwert von Wohnprojek-            - vorher zu wissen, welche Wohnungsgrößen, Wohnungs-         Neue Wohngruppenprojekte –
der Regel in gemischter Finanzierung mit preisgünstigen      ten für Kommunen in folgenden Aspekten liegen:                  gemenge, Grundrisse und Ausstattungselemente die          zur Nachahmung empfohlen
Mieten realisiert. Hier liegt ein besonderer Reiz für die    - Entlastung der kommunalen Hilfesysteme durch nach-            späteren Mieterinnen und Mieter wünschen
Initiativen, ohne eigenes finanzielles Risiko im Mietwoh-       barschaftliche Selbsthilfe-Netzwerke                      - Vermietungssicherheit über Jahre zu haben                  Gemeinschaftliche Wohnprojekte drängen in die Zent-
nungsbau zu einem gemeinschaftsorientierten Wohnpro-         - Stabilisierung von Quartieren u.a. durch gemischte         - die Erstbelegung meistens schon zum Richtfest kom-         ren der Klein- und Großstädte. Sie nehmen große Ent-
jekt zu kommen, das von ihnen konzeptionell und gestal-         Förderstrukturen                                             plett zu haben                                            wicklungs-, Planungs-, Finanzierungs- und Eigenhilfe­
terisch entscheidend beeinflusst und geprägt sein kann.      - Aktives bürgerschaftliches Engagement im Quartier,         - bei der Nachbelegung auf die Warteliste des Projektes      leistungen auf sich, um neue Nachbarschaften zu
                                                                z.B. durch Nutzungsmöglichkeiten der Gemeinschafts-          zurückgreifen zu können                                   imple­mentieren und mit neuen Wohn- und Lebensformen
Trotz oder auch wegen der zunehmenden Individualisie-           räume, Kommunikations- und andere Angebote                - deutlich weniger Fluktuation zu verzeichnen                zu experimentieren. Sie wirken durch anspruchsvolle Ge-
rung steigt die Attraktivität des genossenschaftlichen       - Schaffung nachfrageorientierter Wohnraumangebote           - keine Probleme mit Konflikten in der Mieterschaft          meinschaftsarchitektur und durch ihr Engagement in Be-
Wohnens – die traditionelle Form des gemeinschaftli-            durch neue Akteure                                           schlichten zu müssen                                      standsquartieren. Ob es sich um vereinzelte Leuchttürme
chen Wohnens – deutlich (s. S. 11). Das Interesse an einer   - Wohnungsangebote für eine zunehmend größer wer-            - sich nicht mit Vandalismus beschäftigen zu müssen          handeln wird oder ob Neue Wohnprojekte zur Verände-
Wohn- und Trägerform, die den Weg des gemeinschaftli-           dende Gruppe zu machen, die u.a. auch aus fiskali-        - die klassische Mieter-Vermieter-Polarisierung aufheben     rung der Baukultur in unseren Städten beitragen können,
chen Eigentums zwischen Miete und Einzeleigentum geht           schen Erwägungen interessant ist                             zu können                                                 wird die Zukunft zeigen. Ob das Interesse an Neuen Wohn-
und die demokratische Mitgestaltung und Mitsprache           - Gewinnen von neuen Bauherren und Eigentümern               - Marketingvorteile und Imagegewinn durch Medienbe-          projekten zu Mengeneffekten führen kann und gemein-
satzungsmäßig an prägnanter Stelle absichert, gewinnt        - Höherwertige und nachhaltigere Architektur als im             richte zu haben.                                          schaftliche Wohngruppenprojekte in Form des Mehrge-
wieder an Bedeutung und gesellschaftlicher Akzeptanz.           Standard-Wohnungsbau                                                                                                   nerationenwohnens zur Regel gehören werden? Auch das
Für diese Eigentumsform sprechen sicherlich neben den                                                                     Die neuen Aufgaben für die Wohnungswirtschaft, wenn sie      wird die Entwicklung zeigen. Umfragen prognostizieren
abgesicherten demokratischen Beteiligungsmöglichkei-         Die neuen Aufgaben, die mit der Neuorientierung für die      mit Wohngruppen kooperieren will, liegen in:                 allerdings, dass sich immer mehr Menschen eine gemein-
ten vor allem das lebenslange Nutzungsrecht und die          Kommunen bei Förderung und Unterstützung der Neuen           - der notwendigen Öffnung des Unternehmens für Mie-          schaftsorientierte Wohnform vorstellen können.
langfristig gesicherten und selbst zu bestimmenden güns-     Wohnprojekte entstehen, sind zum Beispiel:                      termitsprache
tigen Mieten.                                                - Vernetzung aller Akteure und Akteurinnen z.B. über         - der Akzeptanz eines erhöhten Abstimmungsbedarfs            Good Practice Beispiele aus anderen Bundesländern
                                                                Internet                                                     bei Planung und Realisierung                              zeigen, dass es sich lohnt, neue Wohnformen als zusätz-
                                                             - Organisation der Kommunikation                             - der Bereitschaft, mit wohngruppenerfahrenen Archi-         liches Angebot aufzunehmen, sei es durch Baugruppen-
Die neuen Aufgaben – Nutzen, Chancen                         - Einrichtung von themenbezogenen Runden Tischen                tekten zusammenzuarbeiten                                 programme der Städte oder sei es als neues Angebot be-
und Potenziale für Wohnungsmarktakteure                      - Bereitstellung von geeigneten Grundstücken                 - der Einbeziehung von externen Beratungsbüros für           währter Wohnungsunternehmen und privater Investoren,
                                                             - Ausweisen von festen Kontingenten für Neue Wohnpro-           Projektentwicklung oder Moderation                        die auf die sich artikulierende Nachfrage auf dem Markt
Nutzen für die Kommune                                          jekte                                                                                                                  für gemeinschaftliches Wohnen eingehen und als Inves-
                                                             - Bereitstellung einer Ansprechperson in der Kommune                                                                      toren auftreten. Beobachtet man die Projektlandschaft,
Wohnprojekte schaffen sozial stabile Nachbarschaften.        - Aufbau einer Beratungsinfrastruktur                        Potenziale für Architekturbüros                              dann fällt auf: Da, wo der Stein ins Rollen gebracht wurde,
Hier mischen sich in der Regel unterschiedliche Haus-        - Informationsarbeit z.B. über Veranstaltungen                                                                            wo ein gutes Beispiel ausstrahlt, da finden sich Nachah-
haltsformen, Generationen und Nationalitäten – und har-                                                                   Zunehmend erkennen auch renommierte Architekturbü-           mer.
monieren beispielhaft. Es kommen Familien, Singles oder                                                                   ros, welche Potenziale in der Planung von Neuen Wohn-
Paare aus unterschiedlichen Einkommensverhältnissen                                                                       projekten und ihren besonderen Herausforderungen
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
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Drei Projekttypen – ein Ziel                                                                                            Voraussetzung für die Kooperation mit einem Investor ist       nungsprozess kennen. Das ermöglicht nachfrageorientier-
                                                                                                                        eine gut verfasste Wohngruppe, die bereits zielgerichtet       tes Planen und Bauen. Eigentlich eine klare Sache, bei der
                                                                                                                        diskutiert und Entscheidungen zu der grundsätzlichen           die so genannte Win-Win-Situation offensichtlich zu sein
Tipps und Argumente                                                                                                     Konzeption des Wohnprojektes getroffen hat, wie z. B.:         scheint. Dennoch ist die Kooperation zwischen Nutzern
                                                                                                                        gemeinsame Zielformulierung, Leitmotiv, Entscheidung           und Vermietern auch in NRW immer noch ein Pilotprojekt,
                                                                                                                        über Zielgruppen- und Altersmischung, Wohnungsgemen-           auch wenn zunehmend mehr kommunale Wohnungsun-
Kein Wohnprojekt ist wie das andere. Unterschiedliche       Die drei Projekttypen stehen für verschiedene Eigentums-    ge, individuelle Wohnwünsche und Anforderungen an Ge-          ternehmen und private Investoren – hier insbesondere
Rechtsformen, regionale bauliche Ausprägungen, un-          formen, die wiederum unterschiedliche Wege der Finan-       meinschaftsarchitektur, Standort- und Lageoptionen. Es         die klassischen Genossenschaften – an diesem Konzept
terschiedliche Zielgruppenorientierung und -bündelung       zierung und Förderung nach sich ziehen. Außerdem bringt     sollten bereits Vorstellungen über die finanzielle Belast-     Gefallen finden. Neue Kooperationen brauchen die Bereit-
sowie vor allem auch verschiedene finanzielle Spielräu-     die Entscheidung für eine der drei Träger- und Organisa-    barkeit, über tragbare Miethöhe und Anspruchsberech-           schaft zum Perspektivenwechsel, das Sich-in-den ande-
me – all das fließt in die Konzeption, Gestaltung und Or-   tionsformen entsprechende Konsequenzen für den Grad         tigung auf eine öffentlich geförderte Wohnung einzelner        ren-Hineinversetzen, um zu befriedigenden Lösungen für
ganisation eines Wohngruppenprojektes ein. Viele Wege       der Gestaltungsmöglichkeiten und die Berücksichtigung       Interessenten existieren. Exkursionen zu anderen bereits       beide Seiten zu kommen. Externe Moderation und pro-
führen zum geeigneten Trägerkonzept und sie wollen gut      der Nutzerwünsche in Architektur und Wohnungsausstat-       bewohnten Wohnprojekten mit vergleichbaren Konzepten           fessionelle Prozessbegleitung können helfen, die unter-
abgewogen, Vor- und Nachteile diskutiert sowie Finanzie-    tung sowie der Selbstbestimmung und Selbstverwaltung        wie z.B. dem Mehrgenerationenwohnen bieten Anlass zu           schiedlichen Perspektiven und Positionen zu übersetzen.
rungsbedingungen geprüft sein. Regionale Besonderhei-       in der Wohnphase mit sich.                                  klärenden Diskussionen in der Initiativgruppe. Gemein-
ten und Förder- bzw. Beratungsinfrastrukturen beein-                                                                    same Besichtigungen stärken die Entschlusskraft – und
flussen die Entscheidung zusätzlich. So mag im Norden       Die nachfolgenden Ausführungen dienen zum einen po-         dämpfen zugleich bei zu viel Individualismus. Die Ausein-
Deutschlands mit Hamburg die Neugründung einer Ge-          tenziellen Nutzerinnen und Nutzern als erste Orientie-      andersetzung mit realisierten Projekten hilft auf jeden Fall
nossenschaft lange die präferierte Lösung gewesen sein.     rungshilfe, welcher Projekttyp für sie der passende ist     bei der Konkretisierung des inhaltlichen und architektoni-
In Süddeutschland sind vermehrt in städtischen Entwick-     bzw. welche Organisationsform welche Vorteile für sie       schen Gruppenkonzeptes.
lungsgebieten innovative Baugruppen- und Baugemein-         bringen kann. Zum anderen können sie privaten und kom-                                                                       Argumente für das                   Zu bedenken beim
schaftsprojekte realisiert worden. Nordrhein-Westfalen      munalen Investorinnen und Investoren, Planerinnen und       In den Informationsgesprächen können Kontakte vermit-            Investorenmodell                    Investorenmodell
weist insbesondere zahlreiche gelungene Beispiele im Be-    Planern, Architektinnen und Architekten sowie der Bau-      telt, Erfahrungen mit externen Fachleuten ausgetauscht
reich der Investorenmodelle auf.                            wirtschaft erste Anregungen bieten, ihr Engagement in       und wohnprojekterfahrene Architektinnen und Architek-            - Zur Realisierung kein Eigen­      - Notwendiger Kooperationspart-
                                                                                                                                                                                           kapital erforderlich                ner nicht leicht zu finden
Wohngruppenprojekte brauchen belastbare Organisa-           diese Richtung zu lenken.                                   ten benannt werden. So lange der Aufbau von kommu-
                                                                                                                                                                                         - Kein finanzielles Risiko          - Geringere Mitsprache und Ge-
                                                                                                                        nalen und selbst organisierten Beratungsstrukturen für           - Mischung von Finanzierungs-,        staltungsspielräume als bei der
                                                                                                                        Wohngruppenprojekte erst in einigen Städten von Nord-              Eigentums- und Förderwegen          „eigenen Firma“
                                                                                                                        rhein-Westfalen (z.B. Aachen, Dortmund, Köln, Münster)             möglich                           - Nachhaltigkeit nicht gesichert,
                                                                                                                        begonnen hat, sind die realisierten Wohnprojekte gute Be-        - Investor bringt sein Know-how       da Investor Objekt veräußern
     Investorenmodell                     Bewohnergenossenschaft                  Baugruppe                                                                                                in Planung und Durchführung         kann
                                                                                                                        rater und Informationsquellen für ihre Region – neben den
                                                                                                                                                                                           in Bauvorhaben                    - Gefahr steigender Mieten
                                                                                                                        regionalen durch das Land geförderten Beratungsstellen           - Weniger fachliche Kompeten-       - Bei späterem Modernisierungs-
                                                                                                                        Neue Wohnformen im Alter in Bochum und Köln.                       zen erforderlich                    bedarf abhängig von Eigentü-
                                                                                                                        Für einen möglichen Investor gilt es zu erwägen, ob eine         - Keine eigene Verwaltung not-        merentscheidung
                                                                                                                        Kooperation mit einer Bewohnergemeinschaft gewollt ist             wendig aber möglich
                                                                                                                                                                                         - Für Wohngruppen geeignet,
                                                                                                                        und was das im Detail heißen kann, ob die Unternehmens-
                                                                                                                                                                                           die sich die eigene Firma nicht
                                                                                                                        struktur zum Beispiel eine Beteiligung von Mietern auf der         (mehr) zutrauen
                                                                                                                        Ebene von Kooperationspartnern verträgt. Für den Inves-
                                                                                                                        tor ist wichtig, dass die Wohngruppe autorisierte Verhand-
                                                                                                                        lungspersonen benennt und die Kontinuität gesichert ist.
                                                                                                                        Das Herzstück der Kooperation zwischen Bewohnerge-
                                                                                                                        meinschaft und Investor ist der Kooperationsvertrag bzw.
tions- und Rechtsformen, die die komplexen Planungs-,       Neues Wohnen im Investorenmodell                            sind die Kooperationsvereinbarungen, die Fragen von Mit-       Neues Wohnen in einer
Bau- und Verwaltungsprozesse optimal absichern und                                                                      bestimmungsbereichen, Selbstverwaltung, Belegungsmo-           Bewohnergenossenschaft
die Verfahren handhabbar machen. Im Folgenden werden        Gemeinschaftsorientiertes und selbstbestimmtes Woh-         dalitäten, die Nachhaltigkeit des Projektzusammenhangs
drei Projekttypen voneinander unterschieden, die sowohl     nen ist auch in Mietwohnungen innerhalb eines Objektes      oder auch den Umgang mit Gemeinschaftsräumen regeln.
in Nordrhein-Westfalen als auch in ganz Deutschland         im Rahmen einer organisierten Bewohnergemeinschaft in       Zu Beginn einer Zusammenarbeit macht es Sinn, einen            Die Rechtsform der Genossenschaft eignet sich in be-
seit geraumer Zeit zur Umsetzung von nachbarschaftli-       Zusammenarbeit mit einem Investor realisierbar. Mehr-       Letter of Intent zu dem gemeinsamen Vorhaben zu for-           sonderer Weise für Wohngruppenprojekte. Sie stellt einen
chen Wohnkonzepten praktiziert werden. Während Neue         generationenprojekte, Frauenwohnprojekte oder auch          mulieren, da viele Details noch nicht ausverhandelt oder       dritten Weg zwischen Eigentum und Miete dar. Eine Woh-
Wohnprojekte, Wohngruppenprojekte oder auch neue            Seniorenwohngruppen tendieren zum Beispiel häufig zum       noch gar nicht spruchreif sind.                                nungsgenossenschaft (Wohn eG) strebt kein individuelles,
Wohnformen der Sammelbegriff für gemeinschaftlich or-       Investorenmodell. Diese Wohngruppen trauen sich oft den                                                                    sondern gemeinschaftliches Eigentum an und ist damit
ganisierte Formen des Zusammenbauens und -wohnens           gesamten Prozess des Planens und Bauens nicht zu, weil      Grundsätzlich eröffnen sich aus Investorensicht viele Per-     eine eigentumsähnliche Wohnform. Die individuelle Spe-
sind, stehen die drei Projekttypen für unterschiedliche     sie nicht über die notwendigen Fachkenntnisse verfügen      spektiven für eine gute Kooperation mit Wohngruppen:           kulation mit Grund und Boden ist in der genossenschaftli-
Organisations-, Rechts- und Trägerformen: Das Wohnen        oder sich einfach zu alt fühlen. Sie halten Ausschau nach   Die Findung der Mieterinnen und Mieter liegt in der Regel      chen Eigentumsvariante allerdings ausgeschlossen. Auch
zur Miete im Investorenmodell, das Genossenschaftliche      einem Investor, der seine Erfahrungen im Wohnungsbau        in der Hand der Gruppe, die Identifikation mit und die         bei Einrichtung einzelner Einheiten mit Dauerwohnrech-
Wohnen in der bewohnergetragenen Genossenschaft und         einbringt und vor allem die Finanzierung absichert. Den-    Verantwortlichkeit für das Mietobjekt sind bei Wohngrup-       ten behält die Genossenschaft – und damit die Bewohner-
das Wohnen im Einzeleigentum in Wohnungseigentümer-         noch haben die Gruppen klare Vorstellungen vom gemein-      pen deutlich stärker, die Fluktuation ist geringer und das     gemeinschaft – das Verfügungsrecht und bleibt Eigentü-
gemeinschaften (WEG) – realisiert im Rahmen von Bau-        schaftlichen Wohnen in altersgerechten Wohnungen mit        häufig konfliktreiche Verhältnis zwischen Vermieter und        merin von Grund und Boden.
gruppen. Im Rahmen der Projektpräsentationen in dieser      der für Gemeinschaftsprojekte notwendigen Infrastruktur     Mieter ist hier eher von Vertrauen bestimmt.
Broschüre werden die drei Projekttypen jeweils farblich     und möchten diese gerne einbringen und möglichst weit-                                                                     Die Wohn eG ist eine demokratische Form, die durch die
und mit einem Icon (siehe oben) gekennzeichnet.             gehend realisiert wissen.                                   Die Vorteile liegen auf der Hand: Bewohnerinnen und Be-        ihr innewohnenden genossenschaftlichen Prinzipien ein
                                                                                                                        wohner finden einen Bauherren. Investoren finden ihre          hohes Maß an Mitbestimmung und Möglichkeiten der
                                                                                                                        Mieter und lernen deren Wohnbedürfnisse schon im Pla-          Selbstverwaltung sicherstellt. Eine Wohnungsbaugenos-
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
12                                                                                                                                13

    senschaft dient in erster und einziger Linie der Versor-             gleichzeitig gemeinschaftliche Eigentümer des Objektes.      deres Mal steht vielleicht neben der Eigentumsbildung        nungseigentümergemeinschaft auch um gemeinsames
    gung ihrer Mitglieder mit Wohnraum. Sie hat kein eigenes             Deshalb wird die Rechtsform der Wohnungsgenossen-            der weitergehende Wunsch im Vordergrund, auch in der         Eigentum am jeweiligen Objekt handelt, d.h. jeder Einzel-
    Gewinninteresse. Sie kann durch die frei zu gestaltende              schaft als Dritter Weg zwischen Eigentum und Miete be-       Nutzungsphase eine Wohngruppe zu bilden und in akti-         ne trägt das Risiko für die Gruppe mit. Das ist ein Grund,
    Satzung ihre Mitglieder z.B. an soziale und ökologische              zeichnet. Neben der Neugründung einer Genossenschaft         ver Nachbarschaft zu leben – eben gemeinschaftlich zu        warum sich Baugruppen manchmal für alternative Bau-
    Ziele binden. Die Genossenschaft bietet darüber hinaus               besteht die Option, sich einer Dachgenossenschaft anzu-      wohnen. Die Gemeinsamkeit der Lebensvorstellungen,           betreuer und die Form einer betreuten Baugemeinschaft
    durch die Prüfungspflicht durch einen genossenschaftli-              schließen, die die Verwaltungsstruktur für mehrere Wohn-     die Ähnlichkeit von Lebensstil und Milieu, die gleiche Al-   entscheiden und damit einen Teil der möglichen Kosten-
    chen Prüfverband ein hohes Maß an wirtschaftlicher Si-               gruppen zur Verfügung stellt. Bewohnergenossenschaften       tersgruppe oder Lebensphase können ebenso zur Grup-          vorteile einer Baugemeinschaft wieder aufgeben. Der
    cherheit. Die Wohn eG ist also ein geeignetes Instrument,            ermöglichen durch den geringeren Anteil an einzubringen-     penzusammenstellung führen wie das genaue Gegenteil          Baubetreuer kann sämtliche Aufgaben von der Planung
    gemeinschaftliches Wohnen zu ermöglichen, langfristig                dem Eigenkapital auch einkommensschwachen Haus-              davon: nämlich der Wunsch, altersgemischt und zum Bei-       über die Ausschreibung, die Baubetreuung bis hin zur Ab-
    zu organisieren und abzusichern. Sie kann als Bauträgerin            halten eine selbstbestimmte und selbstgestaltete Wohn-       spiel mit verschiedenen ethnischen und kulturellen Ein-      rechnung des gesamten Bauvorhabens übernehmen. Er
    auftreten. Darüber hinaus kann sie mit unterschiedlichen             raumversorgung. Das finanzielle Risiko jedes Einzelnen ist   flüssen zusammenzuleben.                                     legt z.B. die notwendigen Verträge für Planungs- und Bau-
    Besitzverhältnissen operieren und dennoch eine Gleich-               auf die Höhe der gezeichneten Anteile begrenzt. Darüber      Eine starke Motivation für das gemeinsame Bauen in einer     phase vor. Dafür muss in der Regel – je nach Leistungs-
    berechtigung zwischen Mietern und Eigentümern (gem.                  hinaus ermöglicht die Rechtsform der Genossenschaft,         Baugruppe sind die architektonischen, ästhetischen und       volumen – ein Ansatz zwischen 5 und 10 % der gesamten
    Dauerwohnrecht nach WEG) gewährleisten. Sie hat damit                Solidarkapital von Menschen einzuwerben, die die Idee        funktionellen Vorstellungen darüber, wie die eigene Woh-     Bausumme entrichtet werden.
                                                                         unterstützen, aber nicht selbst im Objekt wohnen wollen.     nung oder das Haus und die Beziehung zur unmittelba-
                                                                                                                                      ren Nachbarschaft gestaltet sein sollen. Die Nutzerwün-
                                                                         Die Neugründung ist jedoch auch heute, wo die Beratung       sche können von Baugruppen-Architekten berücksichtigt
                                                                         durch genossenschaftliche Prüfverbände, die Gründungs-       werden und qualitätssteigernd in die Planung einfließen.
                                                                         unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, freie          Architektinnen und Architekten haben erfolgreich damit
Argumente für die                  Zu bedenken bei                       Beratungsbüros und Beratungsmaterialien sowie das In-        experimentiert, die Wohnwünsche nach mehr Nachbar-             Argumente für das                  Zu bedenken beim
Bewohnergenossenschaft             Neugründung                           formationsmedium Internet immer besser wird, nach wie        schaft und neuer Gemeinsamkeit in anspruchsvolle bauli-        Bauen in Baugruppen                Bauen in Baugruppen
                                                                         vor mit organisatorischen Hürden und auch Kosten (z.B.       che Formen zu gießen. Baugruppenprojekte führen in der
- Versorgung der Mitglieder mit    - Entscheidung für einen Wirt-        Gründungsgutachten) verbunden. Zudem sind die meis-          überwiegenden Zahl zu qualitätvoller Architektur, befruch-     - Kostengünstigste Eigentums-      - Zeitaufwand und Know-how
  preiswertem Wohnraum steht          schaftsbetrieb, die „eigene                                                                                                                                      bildung                            gefordert
                                                                         ten Banken gegenüber Bewohnergenossenschaften auf            ten angrenzende Quartiere oder prägen gar neue Entwick-
  im Zentrum                          Firma“ mit den entsprechenden                                                                                                                                  - Individuelle Wertschöpfung       - Schwierige Grundstücksakquise
- Mischung verschiedener Ein-         wirtschaftlichen Risiken
                                                                         Grund der geringen Eigenkapitalquote zurückhaltend bei       lungsstandorte maßgeblich.                                       und individuelle Verfügbarkeit     durch Benachteiligung gegen-
  kommens- und Finanzierungs-      - Kaufmännisches Know-how             der Kreditvergabe. Wenn eine Gruppe jedoch über fachli-                                                                       möglich                            über traditionellen Bauträgern
  formen möglich                      bei Gründung und Verwaltung        ches Know-how und das notwendige Eigenkapital verfügt,       Ein treibender Faktor bei dieser Form des gemeinschaft-        - Weitestgehende Mitwirkung an       aufgrund geringerer Kontakte
- Langfristig sicheres Wohnen zu      unabdingbar                        ist die Bewohnergenossenschaft sicherlich eine nachhalti-    lichen Bauens sind die zu erzielenden Kostenvortei-              Planung und Gestaltung             und Marktkenntnisse
  selbstbestimmbaren Mie-          - Mitmacher mit Kompetenzen                                                                                                                                       - Gute Altersvorsorge              - Wirtschaftliches Risiko
                                                                         ge und langfristig kostengünstige Lösung zur Absicherung     le bei der Erstellung eines Wohnprojektes als „freie“
  ten – daher auch Beitrag zur        und Engagement erforderlich                                                                                                                                    - Innovative maßgeschneiderte      - Keine Mischung von Finanzie-
  Altersvorsorge                    - Eigenkapital bzw. Solidarkapital
                                                                         eines gemeinschaftlichen Wohnprojektes, die allerdings       Baugemeinschaft. Dominante Einsparpotenziale sind                Architektur und Haustechnik        rungsformen – oder nur durch
- Lebenslanges vererbbares            erforderlich                       großes persönliches Engagement erfordert. Die in dieser      zu allererst die möglichen Gewinne und Verwaltungs-              möglich                            Anleger
  Dauernutzungsrecht               - Probleme bei Darlehensbe-           Broschüre dargestellten genossenschaftlichen Wohngrup-       kostenansätze der Bauträger und Maklerbüros, die bei           - Individuelle Bedürfnisse und     - Darlehensbeschaffung manch-
- Keine Veräußerung ohne Zu-          schaffung                          penprojekte sind diesen Weg gegangen und können als          konventionellem Erwerb von Einzeleigentum anfallen.              Wohnwünsche können erfüllt         mal schwierig
  stimmung der Mitglieder          - Langfristige Festlegung                                                                                                                                           werden                           - Das Portmonee bestimmt die
                                                                         gute Lernprojekte für Interessierte dienen.                  Darüber hinaus kann die Baugemeinschaft durch ge-
- Nachhaltige Sicherung der        - Keine individuelle Wertsteige-                                                                                                                                  - Gemeinschaftsräume nach            Gruppenzusammensetzung
  Projektidee                         rung
                                                                                                                                      meinsame Planung, Erschließung, Einkauf von Baumate-             Bedarf planbar                   - Gemeinschaftsorientierung
- Sichere Rechtsform, die                                                                                                             rialien, Finanzierung etc. Kosten einsparen. Schon beim        - Hohe Identifikation und Bin-       gegebenenfalls nicht nachhaltig
  Pflichtprüfungen unterliegt                                            Neues Wohnen im Eigentum –                                   gemeinsamen Grundstückskauf liegen im Gegensatz zu               dung an Baugemeinschaft und        z.B. bei Verkauf
- Risikoarm, da Haftung auf
                                                                         als Baugruppe in Wohnungseigen­tümer­                        einem Einzelerwerb nach Fertigstellung deutliche Ein-            Projekt
  den Genossenschaftsanteil
                                                                         gemeinschaften                                               sparpotenziale: Zum Beispiel zahlt die Baugemeinschaft
  begrenzt
- Für Menschen die nicht viel
                                                                                                                                      die Notargebühren und die Grunderwerbsteuer nur für
  Eigenkapital investieren und                                           Im eigenen Heim und doch nicht allein – das bietet die       die unbebaute Fläche. Beim einzelnen Wohnungskauf
  doch eigentumsähnlich woh-                                             Form des Selberbauens in der Gruppe. Baugemeinschaf-         nach Fertigstellung hingegen beziehen sich diese Rech-       Eine neue Variante der Baugruppe stellt die Form des
  nen wollen                                                             ten und Baugruppen sind verschiedene Begriffe für die        nungsposten auf das Grundstück und die schlüsselfertige      Mietshäuser Syndikates dar. Ursprünglich in Freiburg
                                                                         gleiche Form des gemeinsamen Planens und Bauens von          Wohnung bzw. das Einfamilienhaus. Ebenso kann die Bau-       entstanden und im Süden Deutschlands weiter verbrei-
                                                                         mehreren Einzelbauherrn, die den rechtlichen Zusammen-       herrengemeinschaft günstigere Zinsen verhandeln, wenn        tet, findet diese solidarische und kostengünstige Form
                                                                         schluss einer (Bau-)Gruppe wählen, um ein eigentums-         sie z.B. gemeinsam bei einer Bank finanziert. All das sind   der gemeinschaftlichen Eigentumsbildung, organisiert als
    ein Instrument, eine weitgehende soziale Mischung unter              orientiertes Bauvorhaben zu erstellen. Bei Bau(herren)       Kostenvorteile, die von den verschiedenen Gruppen und        GmbH, nun auch in Nordrhein-Westfalen Nachahmer.
    den Nutzern zu ermöglichen und bietet so die Möglich-                gemeinschaften geht es immer darum, selbstgenutztes          Baubetreuern mit bis zu 20 % veranschlagt werden.            Ob der Weg der freien oder der betreuten Baugemein-
    keit, Alte und Junge, Menschen mit und ohne Handicap,                Wohneigentum zu schaffen, das durch den rechtlichen Zu-                                                                   schaft gewählt wird: Das gemeinsame Planen und Bauen
    Familien und Alleinstehende und Menschen mit viel und                sammenschluss Einzelner kostengünstiger und dennoch          Haben sich mehrere Bauherren bzw. Baufamilien ent-           in dieser Organisationsform braucht Engagement, Know-
    weniger Geld unter einem Dach zu vereinen.                           selbstbestimmt mit großen individuellen Gestaltungs-         schlossen, eine Baugemeinschaft zu bilden, planen sie ge-    how und Abstimmungsprozesse, um diese sicherlich
    Die Neugründung einer Bewohnergenossenschaft, die für                spielräumen und Planungsbeteiligung verwirklicht werden      meinsam mit einem Wohnprojekt erfahrenen Architektur-        selbstbestimmteste und gestaltungsoffenste Variante zu
    die Organisation, Steuerung und spätere Verwaltung eines             kann. Baugruppen realisieren ihr selbstgenutztes Wohn-       büro, wie das Bauvorhaben gestaltet werden soll, „was es     realisieren. Eine professionelle Beratung und Steuerung in
    Wohnprojektes verantwortlich ist, bietet sich sowohl für             eigentum sowohl in der Form gemeinschaftsorientierter        alles können muss“ und welche Gemeinschaftseinrichtun-       unterschiedlichen Stadien und Varianten ist unerlässlich.
    den Neubau als auch für die Sanierung einer Bestands-                Einfamilien-(Reihen-)Häusern wie auch in Form der klassi-    gen und objektbezogene Infrastrukturausstattung man          Gelingt der Diskussions- und Gestaltungsprozess, dann
    immobilie an. Die neu gegründete Wohn eG ermöglicht es               schen Geschosswohnungen.                                     sich leisten kann und will. Jeder Haushalt zahlt entspre-    ist die Wohnzufriedenheit in der selbstgestalteten Wohn-
    der Initiative, eigentumsähnliche Rechte an Wohnungen                                                                             chend der Wohnungs- bzw. Hausgröße, des Teileigentums        form hoch. Insbesondere junge Familien profitieren von
    und Gemeinschaftsräumen zu bilden, ohne in großem                    Die durchaus synonym verwendeten Begriffe Baugruppe          im Rahmen der WEG, nach Baufortschritt. Das gemeinsa-        der kostengünstigeren Variante des Wohnens und Lebens
    Umfang privates Kapital zur Verfügung stellen zu müssen.             und Baugemeinschaft stehen eher für regionale Ausprä-        me Bauvorhaben wird in der Regel in der rechtlichen Ver-     in der Gemeinschaft – im bezahlbaren Eigentum. Die in
    Die Mitglieder zahlen dafür ein Nutzungsentgelt an die               gungen und Unterschiede. Mal ist eine Baugemeinschaft        fassung einer GbR realisiert. Im Rahmen einer GbR haften     dieser Broschüre vorgestellten Beispiele zeigen, dass die
    Genossenschaft (mit Ausnahme der Dauerwohnrechts-                    eher pragmatisch an der Schaffung von preiswertem            allerdings alle Gesellschafter gemeinsam für das gesam-      Mühe lohnt.
    inhaber), sind aber über ihre Genossenschaftsanteile                 (innerstädtischem) Wohneigentum interessiert; ein an-        te Vorhaben, da es sich bis zur Aufteilung in einer Woh-
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
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     Neue Wohngruppenprojekte in Nordrhein-Westfalen –
     Von guten Beispielen lernen

     Immer mehr Menschen in Nordrhein-Westfalen gestalten sich ihr Leben und ihre Nachbarschaft gemein-
     sam in neuen Wohnprojekten. Mit qualitätvoller Architektur und einer besonderen Konzeption fürs Mehrge-
     nerationenwohnen oder anderen Bewohnerkonzepten, Gemeinschaftsräumen, dem Einsatz erneuerbarer
     Energien, der Mischung von Förderprogrammen, innovativen Finanzierungsmodellen oder ungewöhnlichen
     Standortlösungen eröffnen sie zahlreiche und zukunftsfähige Alternativen zum traditionellen Wohnungs-
     bau. Im Vordergrund steht meist der Wunsch nach einem aktiven Nachbarschaftsleben und manchmal so-
     gar nach echten nachbarschaftlichen Hilfeleistungen.

     Die in diesem Kapitel vorgestellten zehn Wohnprojekte zeigen eine Auswahl von Neuen Wohnprojekten aus
     Nordrhein Westfalen, die überwiegend in den vergangenen drei Jahren bezogen wurden. Sie wurden nach
     Aspekten wie Projekttyp und Architektur, aber auch nach Leitidee und Lage ausgewählt. Die Beiträge spie-
     geln so den Facettenreichtum der Wohnprojekte wider. Sie zeigen auch, dass die Wohnprojekte so vielfältig
     sind wie ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Die hier dokumentierten Projektbeispiele bieten vergleichen-
     de Informationen zu zentralen Themen von der Gruppenfindung über die Organisation und Realisierung
     des Objektes bis hin zum sozialen Miteinander. Das Engagement der Bewohnerschaft findet ebenso seinen
     Widerhall wie die aktive Rolle der unterschiedlichen Wohnungsmarktakteure in den Wohnprojektinitiativen
     und der Mehrwert, der dadurch für alle Beteiligten entsteht.
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
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                                              Die Gruppe                              Das Grundstück und die Rolle der        waren nicht ausdrücklich vorgese-
                                              Zwei befreundete Familien gaben         Kommune                                 hen. Doch als Amaryllis vorstellig
                                              1992 in einer evangelischen Kirchen-    Von Anfang an suchten die Mitglie-      wurde, nahmen die Stadt Bonn und
                                              zeitung eine Anzeige auf: Sie wollten   der des Vereins Amaryllis nach einem    die LEG NRW das Wohnprojekt gerne
                                              im Alter anders wohnen und suchten      geeigneten Grundstück, um ihre Idee     auf, sahen sie hier doch bereits den
                                              Gleichgesinnte. Das war der Anfang      vom gemeinsamen Wohnprojekt in ei-      Kern einer funktionierenden Nach-
                                              von Amaryllis. 16 Personen ­meldeten    nem Neubau zu verwirklichen. Immer      barschaft. Auch beim alternativen
                                              sich damals auf die Annonce und         wieder zerschlugen sich vermeint-       Mobilitätskonzept des Wohnprojek-
                                              gründeten den Verein Amaryllis 29       liche Optionen. Dennoch gaben sie       tes kam sie der Genossenschaft ent-
                                              – 31 e.V. Mit der Zeit wandelte sich    nicht auf. In Bonn-Beuel konnten sie    gegen. Denn ökologisches Bewusst-
                                              die mehr christliche Ausrichtung        schließlich ein geeignetes Grund-       sein wird im Wohnprojekt Amaryllis
                                              hin zu einer allgemein verantwortli-    stück erwerben. Hier planen die         nicht nur beim Bau groß geschrieben.
                                              chen, solidarischen und ökologischen    Städte Bonn und St. Augustin in einer   Neben energiesparender Architek-
                                              Grundidee. Über Anzeigen, Internet      ungewöhnlichen interkommunalen          tur erarbeiteten die Mitglieder der
                                              und regelmäßige öffentliche Informa-    Zusammenarbeit einen Wohn- und          Genossenschaft auch ein eigenes
                                              tionsveranstaltungen wurden stetig      Wissenschaftspark. Dieser soll Wohn-    Mobilitätskonzept. Pro Wohneinheit
                                              Interessierte gesucht. Mit ihrer Idee   und Bürogebiete auf hohem Niveau        wurde lediglich ein halber PKW-

     Bonn – Amaryllis eG                                                                                                      Stellplatz errichtet. Alle Bewohner
                                                                                                                              und Bewohnerinnen erklären sich
     Eine Seltenheit: Bewohnergenos-                                                                                          schriftlich bereit, entweder ganz auf
     senschaft im Neubau! Zudem ein                                                                                           ein Auto zu verzichten oder es im car-
     Wohnprojekt in nicht unbedeutender                                                                                       sharing-Modell mit anderen zu teilen.
     Größe. Die Amaryllis eG ist mit ihrer                                                                                    Die Stadt Bonn ließ sich darauf ein,
     Entscheidung, als neue Genossen-                                                                                         dieses Modell mit zu tragen und die
     schaft zu starten und ihr Projekt im                                                                                     Stellplatzvorgabe von einem Park-
     Neubau zu verwirklichen Vorreiterin                                                                                      platz pro Wohneinheit entsprechend
     in Nordrhein-Westfalen. Das Ziel: eine                                                                                   zu reduzieren. Falls das Mobilitäts-
     sozial gemischte, solidarisch orien-                                                                                     konzept nicht erfolgreich ist, muss
     tierte und generationenübergreifen-                                                                                      nachgerüstet werden.
     de verbindliche Nachbarschaft zu
     schaffen. Die Amaryllis eG hat ihr                                                                                       Die Organisationsform
     Ziel erreicht. 2007 konnten die ers-                                                                                     Die Grundstücksoption gab den ent-
     ten Bewohner und Bewohnerinnen in                                                                                        scheidenden Schub zur Neugrün-
     ihr Wohngruppenprojekt im ­Ortsteil                                                                                      dung der Amaryllis eG. Eine Be-
     ­Vilich-Müldorf des Stadtbezirks                                                                                         wohnergenossenschaft schien der
      Bonn-Beuel einziehen.                                                                                                   Gruppe die Organisationsform zu
                                              konnte die Gruppe Menschen weit         ermöglichen. Als Entwicklungsträ-       sein, die ihnen die richtige Mischung
                                              über den Bonner Raum begeistern.        gerin und Treuhänderin der städte-      an Mitbestimmung und Finanzier-
                                              66 Personen im Alter zwischen we-       baulichen Entwicklungsmaßnahmen         barkeit sicherte. In dieser Rechts-
                                              nigen Monaten und 85 Jahren zogen       beauftragten die Städte die Landes-     form sahen sie den besten Weg, ihre
                                              schließlich in das Wohnprojekt ein.     entwicklungsgesellschaft Nordrhein-     Ideen und Ziele zu verwirklichen. Bis
                                                                                      Westfalen (LEG NRW). Wohnprojekte       zur Gründung der Genossenschaft
Neues Wohnen mit Nachbarschaft Wohnprojekte von Baugruppen, Genossenschaften und Investoren
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