NEUMARKTER KONZERTFREUNDE - Neumarkter ...

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NEUMARKTER KONZERTFREUNDE - Neumarkter ...
NEUMARK TER KONZERTFREUNDE

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          SAISON
NEUMARKTER KONZERTFREUNDE - Neumarkter ...
40 J A H R E
NEUMARK TER
KO N Z E R T F R E U N D E .
HERZLICH                            21
W I L L KO M M E N
ZU UNSERER                               22
J U B I L ÄU M S S A I S O N .
      E rnst-Herbert Pfleiderer,
       Vorstandsvorsitzender und
       Künstlerische Leitung

                                     SAISON
NEUMARKTER KONZERTFREUNDE - Neumarkter ...
VO R W O R T

                                                                                    Dass wir auch in so schwierigen Zeiten vergleichbar glimpflich
                                                                                    durch diese Krise durchgekommen sind, verdanken wir zualler-
                     VEREHRTE, LIEBE                                                erst der Treue und den Zuwendungen unserer Vereinsmitglieder.
                                                                                    Von zehn Unternehmern und Bürgern bei der Vereinsgründung
                    MUSIKFREUNDE UND                                                sind acht noch mit dabei und haben 40 Jahre lang ohne Klagen

                      ABONNENTEN!
                                                                                    ihre großzügigen Förderbeiträge entrichtet. Ohne diese wäre nichts
                                                                                    gegangen. Auch das ist beispielhaft. Dass im Lauf der Jahrzehnte
                                                                                    noch weitere großzügig fördernde Mitglieder hinzugekommen
                                                                                    sind, erfüllt uns ebenfalls mit großem Dank.

                                                                                           Mit herzlichen Grüßen und allen guten Wünschen
                                                                                                      Ihr Ernst-Herbert Pfleiderer
               Mit Stolz, Freude und Dankbarkeit blicken wir auf 40 Jahre Neu-             Vorstandsvorsitzender und Künstlerische Leitung
               markter Konzertfreunde und das Konzertgeschehen zurück. Hier,
               an einem Ort ohne wirkliche Musiktradition, wurden wir 1981 mit
               einem fantastischen Konzertsaal beschenkt. Herausragende Mu-
               siker, denen unser ganz großer Dank gilt, lassen sich seitdem mit
               uns auf ein Konzertabenteuer ein, dazu ein Publikum, das in seiner
               Sachkenntnis und Begeisterungsfähigkeit seinesgleichen sucht.
               Auch Ihnen, liebe Musikfreunde, möchten wir an dieser Stelle für
               40 Jahre Treue danken.

               All das war uns ein wunderbarer Anlass, um Ihnen unser Pro-
               gramm für die 41. Saison 2021/22 in einem völlig neuen Kleid
               vorzustellen. Zu einem ehrgeizigen Programm gesellt sich ein
               eigenes Jubiläumsfestival, das nicht zuletzt eine Hoffnung aus-
               drückt: Nachdem der schwarze Corona-Engel mit seinen unsäg-
               lichen Belastungen für Künstler und Kunst seit einem Jahr auch
               uns vor Herausforderungen gestellt hat und Konzerte zum großen
               Teil ausfallen mussten, setzen wir nun darauf, dass dieser böse
               Fluch nicht auch auf unsere neue Saison übergreift. Natürlich
               werden wir mit unseren Künstlern auf die aktuellen Entwick-
               lungen flexibel reagieren müssen. Wir werden Sie stets auf dem
               Laufenden halten, bauen auf Ihre Flexibilität und hoffen auf Ihr
               Verständnis.
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VEREIN

                 H AU P T G E W I N N E R

         21. März 1981. Nach dem Eröffnungskonzert waren alle aufge-
         wühlt. Nun würde man etwas machen müssen. Denn jetzt besaß
         Neumarkt nicht bloß einen schönen und funktionellen Kon-
         zertsaal, sondern gleich einen der weltbesten. Den Ausschlag gab
         die Akustik, der Goldstandard in der Beurteilung von Musik-
         sälen. Jedermann in der Branche weiß, dass selbst modernste
         Berechnungen akustische Ergebnisse niemals wirklich voraus-
         sagen können. Selbst im 21. Jahrhundert bleibt man auf Glück
         angewiesen. Und nun das: Mit dem Konzertsaal im Reitstadel
         zog Neumarkt, akustisch betrachtet, den Hauptgewinn.

                         EIN VEREIN WIRD GEGRÜNDET
         Diese Chance wollte ergriffen werden. Im Anschluss an das his-
         torische Ereignis fanden sich auf Initiative von Ernst-Herbert
         Pfleiderer die Gründer der Neumarkter Konzertfreunde zusam-
         men. Eine Stadt steht schließlich ständig mit anderen im Wett-
         bewerb und jetzt konnte man mit einem kulturellen Leuchtturm
         punkten. Allen war klar: Ein solch außergewöhnlicher Saal muss
         auch ein hochwertiges Konzertprogramm anbieten.                    der Vereinsmitglieder geregelt werden. Viele der anfallenden
                                                                            Aufgaben, wie zum Beispiel auch die der künstlerischen Leitung,
         Unter dem Motto »Ein Hauch von Festspielatmosphäre« ent-           erfolgen »pro bono«.
         gegnete man der internationalen Konkurrenz mit einem Ange-
         bot, das Metropolen häufig abgeht: Privatheit und Nähe, nicht               K A R T E N N AC H F R AG E Ü B E R S T E I G T A N G E B O T
         zuletzt die zwischen Künstlern und Publikum. Dem stand ein         Der Rückblick auf die vergangenen 40 Jahre zeigt heute: Das Mo-
         nicht zu übersehendes Faktum gegenüber: Selbst bei allen 462       dell ging auf. Die Reitstadel-Konzerte der Neumarkter Konzert-
         ausverkauften Plätzen würde eine Kostendeckung kaum erreicht       freunde sind vom anfänglichen Geheimtipp zur international
         werden. Hier war Bürgersinn gefragt, auch Lokalpatriotismus.       beachteten Institution geworden. Man bietet derzeit Konzerte in
         Schließlich sollten die Konzerte finanziell erschwinglich blei-    drei Abo-Reihen an. Diese werden von einem Publikum aus dem
         ben. Die Defizitfinanzierung musste durch großzügige Spenden       nordbayerischen Umkreis und darüber hinaus angenommen.

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VEREIN

         Die Kartennachfrage übersteigt regelmäßig das Angebot. Kon-
         zerte außerhalb der Abo-Reihen und Festivals sprechen auch
         international reisendes Publikum an.

                   W E LT K A R R I E R E N AC H R E I T S TA D E L- D E B Ü T
         Somit macht die vielbeschworene Klassikkrise um Neumarkt
         einen Bogen. Dafür folgen weltweit beachtete Künstlerpersön-                          FÖ R D E R M I T G LI E D E R
         lichkeiten gern den hier ausgesprochenen Einladungen. Sie schät-                         Dr. Ingrid Bär
         zen das verständige, begeisterungsfähige Publikum, das sich                             Brigitte Berger
         auch auf ungewöhnliche Werke einlässt. Programmatische                                 Dr. Dieter Bouhon
         Vielseitigkeit ist für die Neumarkter Konzertfreunde ebenso ein                 Barbara Bouhon-Küppersbusch
         Anliegen wie das Engagement junger, herausragender Talente.                              Thomas Dehn
         Hier eine kurze Liste derer, die nach ihrem Reitstadel-Debüt                        Dr. Franz Ehrnsperger
         Weltkarriere machten: Emerson String Quartet, Frank Peter                               Andrea Emmert
         Zimmermann, Christian Zacharias, Sir András Schiff, Christine                         Dr. Ekkehard Geist
         Schäfer, Thomas Quasthoff, Matthias Goerne, Hilary Hahn,                               Gertraud Hörauf
         Nikolaj Szeps-Znaider, Quatuor Ébène.                                                    Grit Hörndler
                                                                                                   Werner Klebl
         Auch in Zukunft wird es in Neumarkt keine künstlich aufge-                               Marija Korsch
         bauschten »Events« geben. Stattdessen aber Künstler, die sich                         Dr. Thomas Lindner
         auf mehr einlassen als andernorts. Denn in einem gleichen sich                      Dr. Christian Mickisch
         Musiker und Publikum: Sie dürsten nach Sternstunden. Sol-                            Christiane Pfleiderer
         chen, wie sie seit nunmehr 40 Jahren im Reitstadel mit bewun-                      Ernst-Herbert Pfleiderer
         dernswerter Regelmäßigkeit stattfinden.                                 Ernst-Herbert und Christiane Pfleiderer Stiftung
                                                                                         Sparkasse Neumarkt-Parsberg
                                           DA N K E !
         Nach einem Jahr, das uns die Puste raubte – oft sogar wort-                                 FÖ R D E R E R
         wörtlich hinter den so notwendigen Masken –, hielten alle För-                       Dr. Andreas Büchting
         dermitglieder und Förderer dem Verein die Treue, mehr noch:                         Horst Rüdiger Colsman
         Mitgliedsbeiträge wurden sogar verdoppelt. Anstatt sich Ticket-                      Dr. Götz Kockelkorn
         preise für ausgefallene Konzerte erstatten zu lassen, haben                 Prof. Matthias und Helene Loebermann
         viele Besucher ihren Beitrag gespendet. Die Solidarität aller
         Reitstadel-Freunde war unglaublich, ebenso das Verständnis,
         das dem Verein entgegengebracht wurde. Ohne Sie wäre das
         alles nicht gegangen. Ihr Einsatz ist beispielhaft. Danke!

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R E I T S TA D E L

                                  KUNST TRIFF T
                                  BÜRGERSINN

                     Da darf man sich ausnahmsweise auf die Schulter klopfen! Die
                     Crème de la Crème der Klassikkünstler tritt seit Jahren im
                     Reitstadel auf und macht hier hochgelobte Aufnahmen. Um ein
                     paar der aktuelleren zu nennen: Beethoven-Sonaten mit Igor
                     Levit, Anna Prohaskas Pandemie-Lieder, Brahms-Sonaten mit
                     Jörg Widmann und Sir András Schiff, Schostakowitsch mit
                     dem Goldmund Quartett. Das nur als klingendes Beispiel dafür,
                     was Bürgersinn zu leisten vermag, wenn man Gelegenheiten
                     wahrnimmt und die eigene Stadthistorie als Ressource begreift,
                     mit der man zu wuchern versteht.

                                        EINZIGARTIGE AKUSTIK                                       KO N Z E R T S A A L U N D AU F N A H M E S T U D I O
                     Die Erfolgsgeschichte beginnt mit dem Wittelsbacher Pfalzgra-      Hiesige Bürger ergriffen das Ruder: Besonders die Initiative des
                     fen Friedrich II. Das unter seiner Herrschaft errichtete Gebäude   Neumarkter Konzertfreunde e. V. verhalf dem Historischen Reit-
                     (1521 – 1539) diente jahrhundertelang als Zeughaus, bevor 1850     stadel zu seinem internationalen Ruf. Man nahm kräftig Geld
                     die Chevauleger-Rekruten hier ihre Reitausbildung erhielten,       in die Hand. 2001 wurde der Historische Reitstadel um einen
                     was dem Haus seinen neuen Namen gab: »Reitstadel«.                 modernen Glasanbau, vier zusätzliche Künstlergarderoben und
                                                                                        einen rollstuhlgerechten Aufzug erweitert.
                     Nachdem das 400 Jahre alte Gebäude im April 1945 bis auf die
                     Grundmauern zerstört wurde, baute man die Ruine nach 36            All diese Maßnahmen und nicht zuletzt zwei im Klangbild sich
                     Jahren wieder auf. Dies ist vor allem dem langjährigen Ober-       ergänzende Steinway-D-Flügel ermöglichten immer anspruchs-
                     bürgermeister Theo Betz und anschließend Kurt Romstöck zu          vollere Konzertprogramme – und ließen bald internationale
                     verdanken, der den Stadtratsbeschluss für den Wiederaufbau         Labels auf den Reitstadel aufmerksam werden. Das Gebäude
                     1976 initiierte. Nach dreijähriger Wiederaufbauphase wurde         wird seither als Aufnahmestudio für CD-Einspielungen außer-
                     der Historische Reitstadel seiner neuen Bestimmung als Kul-        ordentlich geschätzt. Häufig werden die Konzerte von Rund-
                     turzentrum übergeben. Im Innern verbarg sich nun ein echtes        funkanstalten mitgeschnitten.
                     Wunder: der Konzertsaal mit 462 Plätzen, dessen Akustik unter
                     Kennern als weltweit einzigartig gilt.

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NEUMARKTER KONZERTFREUNDE - Neumarkter ...
MUSIKMÄNNCHEN

                        KL ANG IN SEINER
                        G A N Z E N V I E L FA LT

                »Das Gewand des Musikers« ist eines von insgesamt 97 »Gewän-
                dern«, die von der Druckerfamilie de Larmessin im Lauf einiger
                Jahre entworfen wurden. Jedes einzelne dieser 97 »Costumes
                Grotesques« symbolisiert einen bestimmten Berufsstand. Das
                »Habit de Musicien« zeigt grafisch sehr eindrucksvoll und selbst-
                erklärend die Vielseitigkeit musikalischer Ausübung auf. Diese
                korrespondiert sehr gut mit der ungewöhnlichen Vielseitigkeit
                unserer Programme und Besetzungen, die inhaltlich die Musik
                von der Renaissance bis zur Moderne abbilden. Deshalb wählte
                1981 der Neumarkter Konzertfreunde e. V. diese Grafik des
                »Musikmännchens«, wie wir es getauft haben, als sein Symbol.
                Wir haben es markenrechtlich für uns schützen lassen.

                                    »H A B I T D E M U S I C I E N«
                                »Das Gewand des Musikers«
                        Grafik von Nicolas de Larmessin, Paris 1695,
                               aus »Les Costumes Grotesques
                                       et les Métiers«

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G Ä S T E LI S T E
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                                                                                                    Jean-Sélim Abdelmoula         Dejan Lazić           Davide Formisano
                                                                                                      Valéry Afanassiev           Éric Le Sage          Sir James Galway
                                                                                                     Piotr Anderszewski        Polina Leschenko           Aurèle Nicolet
                                               BESTENLISTE                                            Leif Ove Andsnes
                                                                                                       Martha Argerich
                                                                                                                                 Robert Levin
                                                                                                                                   Igor Levit
                                                                                                                                                        Christiane Nicolet
                                                                                                                                                        Emmanuel Pahud
                                                                                                       Kit Armstrong          Konstantin Lifschitz      Marina Piccinini
                                                                                                     Vladimir Ashkenazy       Alexander Lonquich         Maurice Steger
                                                                                                       Sergei Babayan             Radu Lupu               Jacques Zoon
                                                                                                        Tzimon Barto           Oleg Maisenberg
                                                                                                                                                              OBOE
                                                                                                      Elena Bashkirova        Alexander Melnikov
                                                                                                                                                           Simon Dent
                      Auswahl aufgetretener         Lena Neudauer            V I O L O N C E LL O     Boris Berezovsky           Olli Mustonen
                                                                                                                                                          Heinz Holliger
                     Künstler und Ensembles          Enrico Onofri          Nicolas Altstaedt           Aci Bertoncelj      Ferhan und Ferzan Önder
                                                                                                                                                         François Leleux
                                                   Alina Pogostkina        Claudio Bohórquez        Kristian Bezuidenhout         Enrico Pace
                                                                                                                                                         Albrecht Mayer
                            V I O LI N E             Daniel Sepec           Gautier Capuçon             Frank Braley            Murray Perahia
                       Salvatore Accardo           Yuuko Shiokawa              Sol Gabetta            Ronald Brautigam       Francesco Piemontesi         KL ARINET TE
                        Lisa Batiashvili          Dmitry Sitkovetsky         Alban Gerhardt            Alfred Brendel           Mikhail Pletnev           Martin Fröst
                        Amandine Beyer               Baiba Skride            David Geringas            Yefim Bronfman            Juho Pohjonen             Sharon Kam
                          Kolja Blacher          Nikolaj Szeps-Znaider       Natalia Gutman            Lucas Debargue         Swjatoslaw Richter         Sebastian Manz
                        Renaud Capuçon             Christian Tetzlaff        Clemens Hagen             Helmut Deutsch          Sir András Schiff           Paul Meyer
                        Veronika Eberle           Candida Thompson        Narek Hakhnazaryan         Konstanze Eickhorst          Peter Serkin            Sabine Meyer
                         Isabelle Faust            Richard Tognetti      Marie-Elisabeth Hecker          Karl Engel             Norman Shetler           Wolfgang Meyer
                          Julia Fischer             Viktor Tretjakov          Steven Isserlis          Michail Erochin         Henri Sigfridsson       Andreas Ottensamer
                          Vilde Frang              Carolin Widmann          Sebastian Klinger            Till Fellner             Antti Siirala           Reiner Wehle
                        Vadim Gluzman                Tianwa Yang           Anastasia Kobekina            Irwin Gage              Lauma Skride             Jörg Widmann
                         Karen Gomyo               Thomas Zehetmair           Harriet Krijgh            Michael Gees            Grigory Sokolov
                       Augustin Hadelich        Frank Peter Zimmermann       Mischa Maisky             Kirill Gerstein            Edna Stern                FAG O T T
                          Hilary Hahn             Serge Zimmermann          Antonio Meneses           Paolo Giacometti       Duo Tal & Groethuysen     Eberhard Marschall
                         Erich Höbarth                                    Daniel Müller-Schott         Jonathan Gilad         Alexandre Tharaud         Klaus Thunemann
                         Esther Hoppe                   VIOLA                  Truls Mørk               Itamar Golan           Cédric Tiberghien
                                                                                                                                                              HORN
                        Alina Ibragimova             Yuri Bashmet            Miklós Perényi             Markus Groh             Daniil Trifonov
                                                                                                                                                        Olivier Darbellay
                        Clara-Jumi Kang              Gérard Caussé       Boris Pergamenschikow        Andreas Haefliger         Mitsuko Uchida
                                                                                                                                                      Marie-Luise Neunecker
                       Leonidas Kavakos             Bruno Giuranna          Christian Poltéra           Daniel Heide           Mihaela Ursuleasa
                                                                                                                                                       Radovan Vlatković
                         András Keller               Nobuko Imai          Jean-Guihen Queyras         Martin Helmchen            Dénes Várjon
                      Sergey Khachatryan           Kim Kashkashian       Mstislaw Rostropowitsch        Hartmut Höll               Lars Vogt               T R O M PE T E
                     Patricia Kopatchinskaja       Nils Mönkemeyer           Heinrich Schiff            Gerold Huber            Alexei Volodin           Maurice André
                         Gidon Kremer               Lawrence Power          Gabriel Schwabe          Christiane Jaccottet         Shai Wosner             Alison Balsom
                         Pekka Kuusisto              Liisa Randalu            Julian Steckel         Lusine Khachatryan          Gérard Wyss             Gábor Boldoczki
                        David McCarroll            Hariolf Schlichtig         Tanja Tetzlaff        Matthias Kirschnereit        William Youn           Reinhold Friedrich
                             Midori                Antoine Tamestit           István Várdai             Zoltán Kocsis         Christian Zacharias        Ludwig Güttler
                        Viktoria Mullova          Tabea Zimmermann          Pieter Wispelwey             Ewa Kupiec             Lilya Zilberstein       Sergei Nakariakov
                                                                              Marko Ylönen
     16                                                                                                                                                                       17
NEUMARKTER KONZERTFREUNDE - Neumarkter ...
S C H L AG Z E U G          COUNTERTENOR              S T R E I C H Q UA R T E T T      Aulos Bläserquintett            Daniel Giglberger          Ensemble der »Interna­
         Evelyn Glennie              Philippe Jaroussky         Alban Berg Quartett            Balthasar-Neumann-Chor            Reinhard Goebel           tionalen Gesellschaft für
       Martin Grubinger               Reginald Mobley        Apollon Musagète Quartett              Beaux Arts Trio                 HK Gruber                 Neue Musik« Basel
     Günter »Baby« Sommer                Alex Potter             Arcanto Quartett             Bläserensemble Sabine Meyer         Florian Helgath          Ensemble Oriol / Kammer-
                                      Andreas Scholl             Armida Quartett                  Calamus Ensemble             Thomas Hengelbrock              akademie Potsdam
     W E I T E R E K Ü N S T LE R                                Artemis Quartett                   Canadian Brass              Pablo Heras-Casado            Ensemble Resonanz
            Avi Avital                     TENOR                   Belcea Quartet                     Chanticleer              Philippe Herreweghe           Franz Liszt Chamber
          Julian Bream                  Daniel Behle             Brodsky Quartet                    Chorwerk Ruhr                  Juha Kangas                Orchestra Budapest
         Ursula Holliger              Christian Elsner           Carmina Quartett                 Ensemble amarcord               Ton Koopman             Freiburger Barockorchester
       John-Edward Kelly                Werner Güra             Cherubini Quartett                Ensemble Artaserse             Jerzy Maksymiuk                  Gli Incogniti
      Viktor Kopatchinsky                Jan Kobow                Cuarteto Casals               Güher & Süher Pekinel          Antonello Manacorda              Hespèrion XXI
           Philipp Moll                Mark Padmore           Emerson String Quartet                 L’Arpeggiata              Sir Roger Norrington               I Barocchisti
         Elsbeth Moser              Christoph Prégardien          Hagen Quartett                  Les Vents Français           Krzysztof Penderecki          I Musici Fiamminghi
           Alois Posch               Julian Prégardien           Jerusalem Quartet                   London Brass                 Trevor Pinnock                 I Solisti Veneti
                                       Peter Schreier             Keller Quartett             Los Angeles Jubilee Singers        Christina Pluhar            Il Giardino Armonico
             S O PR A N                                           Kronos Quartet                     Los Romeros                 Christoph Poppen          Irish Chamber Orchestra
          Juliane Banse                  BARITON                   Kuss Quartett                Menuhin Festival Piano              Jordi Savall            Kammerorchester Basel
         Véronique Gens             Christian Gerhaher            Melos Quartett                       Quartet                   Claudio Scimone               Kremerata Baltica
         Christiane Iven              Matthias Goerne                   Meta4                 Moskauer Solisten Ensemble           Sándor Végh            Mahler Chamber Orchestra
        Christiane Karg                Konrad Jarnot                Miró Quartet              Philharmonische Cellisten           Mario Venzago           Münchener Kammerorchester
         Julia Lezhneva               Sebastian Noack            Panocha Quartet                         Köln                    Jürg Wyttenbach             Musica Antiqua Köln
          Edith Mathis                 Hermann Prey                Parker Quartet             Philip Jones Brass Ensemble                                 Musikkollegium Winterthur
        Christiane Oelze             Thomas Quasthoff           Pavel Haas Quartet                    Singer Pur                   ORCHESTER                Nederlands Kamerorkest
         Marlis Petersen               Andrè Schuen              Petersen Quartett              Stuttgarter Klaviertrio       Academy of St. Martin       Orchestra Of The 18th Century
         Anna Prohaska                  Bo Skovhus                Pražák Quartet                The Hilliard Ensemble              in the Fields            Ostrobothnian Chamber
       Christine Schäfer               Michael Volle               Quatuor Ébène                  The King’s Singers         Akademie für Alte Musik               Orchestra
        Letizia Scherrer                                        Quatuor Modigliani                  Trio Fontenay                     Berlin              Polnisches Kammerorchester /
         Mitsuko Shirai               W O R T B E I T R AG     Rosamunde Quartett                   Trio Jean Paul             Amsterdam Baroque               Sinfonia Varsovia
          Cheryl Studer                Péter Esterházy          Schumann Quartett                    Trio Opus 8                    Orchestra               Royal Northern Sinfonia
           Julia Varady                 Peter Fricke           Szymanowski Quartet                    Trio Ponti              Amsterdam Sinfonietta       Swedish Chamber Orchestra
                                       Peter Härtling            Tetzlaff Quartett                 Trio Weinmeister          Bach Collegium München           Tapiola Sinfonietta
        M E Z Z O S O PR A N            Imre Kertész           Tokyo String Quartet               Trio Zimmermann           Balthasar-Neumann-Ensemble      The Consort of Musicke
         Ingeborg Danz                 Georg Kreisler             Vogler Quartett                Wiener Streichsextett            Camerata Bern               The English Concert
         Stella Doufexis               György Kurtág                                           Wolfgang Bauer Consort           Camerata Salzburg                 The Knights
      Brigitte Fassbaender          Christa Lichtenstern             E N S E M B LE                                           Cappella Andrea Barca           The Nash Ensemble
     Angelika Kirchschlager             Gerhard Polt          Albert Schweitzer Oktett                DIRIGENT                Cappella Istropolitana               of London
       Magdalena Kožená             Katharina Thalbach        Álvarez Klavierquartett             Giovanni Antonini         Chamber Orchestra of Europe    Venice Baroque Orchestra
        Annette Markert                Stefan Wigger           Amphion Bläseroktett                 Jiří Bělohlávek               Concerto Köln            Wiener KammerOrchester
        Gabriela Scherer                                      Annapolis Brass Quintet             Thomas Dausgaard          Die Deutsche Kammerphil-          Württembergisches
                                                             Anthony & Joseph Paratore               Diego Fasolis               harmonie Bremen               Kammerorchester
                                                                      Atos Trio                Dietrich Fischer-Dieskau                                            Heilbronn

18                                                                                                                                                                                   19
ABO-REIHE X Y

                      WIR RINGEN:
                M I T U N S S E L B S T, M I T
                KÜNSTLERN, MIT
                E R WA R T U N G E N . W I E
                DA S S O I S T, W E N N             KO N Z E R T E
                M A N V E R A N S TA LT U N G E N
                NICHT BLOS S EINK AUF T,
                S O N D E R N KO N Z I P I E R T.
                     Annett Baumeister,
                       Leitung Konzertplanung

    20
40 JA H R E J U B I L ÄU M
                                                                                                                 zur Moderne fand, als er Volkslieder                 den Romantikern als das Modernste
                                                                                                                 transkribierte.                                      schlechthin erschienen, siehe Chopin
                                                                                                                        Die »Rumänischen Volkstänze«,                 (den dritten Buchstaben des Alphabets
                                                                                                                 die im Reitstadel erklingen, wurden                  repräsen­t ierend, dennoch ebenfalls ein
                             D I E VIER G R O S S E N » B «                                                      gleich in mehreren Fassungen einge­
                                                                                                                 richtet, um ihre Popularität in klingen­
                                                                                                                                                                      erst­k lassiger Komponist).
                                                                                                                                                                              Und Beethoven? Der war doch
                                                                                                                 de Münze umzuwandeln. Es ist fast                    stets der radikalste unter den Bilder­
                                                                                                                 schon ein Naturgesetz: Ein neuer Stil                stürmern gewesen. Dass seine Musik
                                                                                                                 tritt häufig im Gewand des Einfachen                 heute so klassisch erscheint, kommt oft
                                                                                                                 auf, was nicht zuletzt ein Seitenblick               daher, dass wir nicht mehr genau hin­
                                                                                                                 auf die bildende Kunst zeigt. Die                    hören. Als Beispiel sei das so vertraute
               Unsere vier großen »B« sind                    das Zurückblicken in Mode war.                     »unvollendeten Skizzen« der frühen                   Violinkonzert erwähnt. Wieso lässt
        immer noch unvollständig. Zu Bach,                    Brahms’ Klarinettentrio verabschiedet              Romantiker wurden von den Zeitge­                    Beethoven es ausgerechnet mit einer
        Beethoven, Brahms und Bartók, von                     die Romantik, Beethoven läutet sie mit             nossen ebenso skeptisch beäugt wie                   Solopauke beginnen? Dieser Anfang
        denen Werke am Jubiläumswochen­-                      seinem »Gassenhauer-Trio« ein. Wäh-                die Zeichnungen der Moderne, von                     wirkt selbst heute bizarr, wenn man
        ende im Reitstadel aufgeführt werden,                 rend Brahms’ Trio Novemberstimmung                 denen es schnell hieß, das könne                     sich einmal über Beethoven zu wundern
        dürften sich gern noch Bruckner,                      ausbreitet, herrscht bei Beethoven der             »mein Kind ja wohl auch«.                            erlaubt, anstatt, wie man es in der Schule
        Boulez, Borodin, Boulanger, Berg und                  Frühling vor. Verstärkend wirkt, dass                                                                   lernt, ihn immer nur zu bewundern.
        Britten hinzugesellen. Doch sollen uns                Beethovens Opus das Werk eines jun-                B E E T H OV E N S T R O M M LE R S C H L ÄG T       Beethovens Trommler schlägt der Fran­
        die vier erwählten reichen, um über                   gen Mannes ist, das von Brahms hinge-              D E R F R A N Z Ö S I S C H E N R E VO L U T I O N   zösischen Revolution den Takt an. Doch
        eine Beobachtung nachzusinnen: dass                   gen eine Alterssünde, letzte Auflehnung            D E N TA K T A N                                     auch Avantgardist Beethoven schaut
        in der Kunst wie im Leben Rückschau                   gegen den selbst geäußerten Wunsch,                       Noch in Bartóks drittem Klavier­              zurück: Die Hauptmelodie seines Kon­
        und Vorauslaufen oft eine Frage des                   mit dem Komponieren aufzuhören.                    konzert erklingen im langsamen Satz                  zerts erinnert nicht zufällig an den
        Charakters sind.                                             Doch schon der junge Brahms                 kleine Kindermelodien, die der Kompo­                Anfangschoral aus Mozarts Klarinetten­
                                                              wollte alt wirken. Das ist schön in seinen         nist sein ganzes Leben lang so geliebt               quintett, ebenso wie beider Nebenthema
        WÄ H R E N D B R A H M S ’ T R I O N OV E M B E R-    beiden Serenaden zu hören, herrlichen              hat. Das Klavierkonzert zählt zu Bartóks             erst in Dur und dann in Moll erklingt.
        S T I M M U N G AU S B R E I T E T, H E R R S C H T   Jugendwerken, die der Komponist gleich-            letzten Werken. Der todkranke Künst­                 Beethovens Konzert erweist Mozarts
        B E I B E E T H OV E N D E R F R Ü H L IN G VO R      sam mit Patina einfärbte, indem er die             ler greift Bach, Beethoven und Mozart                Quintett die Reverenz.
               Bach und Brahms zählen zu den                  tiefen, »ehrwürdigen« Klangregister                auf, dazu natürlich wieder die osteuro­
        großen Konservativen in der Musik,                    bevorzugte – in der zweiten Serenade               päische Volksmusik. Dass sein Konzert                O R I G I N A LI TÄT ? I S T D O C H N U R M A N G E L
        Beethoven und Bartók hingegen zu den                  hat Brahms dann konsequenterweise                  so zugänglich wirkt, verdankt sich                   A N LI T E R AT U R K E N N T N I S S E N !
        Bilderstürmern. Als Bach seine Violin-                ganz auf die Geigen verzichtet.                    keiner neuen, sondern einer »alten Ein­                      Letztendlich, um einen alten
        sonaten schrieb, stand er allein auf                                                                     fachheit«: dem letzten Lächeln eines                 Ästhetikerwitz zu zitieren, ist Origi­na­
        weiter Flur. Zeitgenossen fanden ihn                  E I N N E U E R S T I L T R I T T H ÄU F I G I M   weisen Meisters, der zurückblickt. Wie               lität vielleicht doch nur der Mangel an
        genial, aber vorgestrig. Die neue Einfach-            G E WA N D D E S E I N FAC H E N AU F              überhaupt Begriffe wie »Konservatis­                 Literaturkenntnissen? Alles ist schon
        heit, der seine komponierenden Söhne                         Bleiben wir noch beim ewig                  mus« und »Avantgarde« letztendlich                   einmal dage­wesen, die Zukunft jedoch
        bereits anhingen, blieb ihm zeitlebens                jungen Beethoven. Der »Gassenhauer«,               nur Etiketten sind. Großes Talent trans­             gehört den Aufrechten. Was wir nicht
        fremd. Auch Brahms galt bereits zu Leb-               der seinem Trio den Namen gab, zeigt               zendiert die Begrenzungen des Charak­                zuletzt von unseren vier großen »B«
        zeiten als der große Konservative der                 an: Die Romantik entsprang aus dem                 ters. Der konservative Brahms hat einen              lernen können.
        Musik, nur hatte er das Glück, im Zeit-               Geist der Popularmusik. Ähnliches gilt             Schönberg zu kühnen Schöpfungen
        alter des Historismus zu leben, als                   auch für Béla Bartók, der seinen Weg               inspiriert, so wie Bachs Cembalowerke

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40 JA H R E J U B I L ÄU M

                                           B E E T H OV E N
                                       V I O L I N KO N Z E R T
                                            M A H LE R C H A M B E R O R C H E S T R A

                                                     A LI N A I B R AG I M OVA
                                                              Violine

                                                 L U D W I G VA N B E E T H OV E N
                                         Ouvertüre zu »Die Weihe des Hauses«
                                             Violinkonzert D-Dur op. 61

                                                     JOHANNES BRAHMS
                                               Serenade Nr. 2 A-Dur op. 16

                                          F E S T LI C H E S E R Ö F F N U N G S KO N Z E R T
                             Keine Geigen! Dafür Bläseridyllen und Bratschen, die nach Gam-
                             ben klingen: in Brahms’ Serenade, die das Mittelalter beschwört.
                             Zuvor hat man umso mehr im Geigenklang geschwelgt – dank der
                             britisch-russischen Solistin Alina Ibragimova, die zur Eröffnung
                             unseres Jubiläumsfestivals das größte aller Violinkonzerte zur
                             Aufführung bringt. Jeder, der nur ab und zu ein klassisches Kon-
                             zert besucht, dürfte Beethovens populäres Meisterwerk im Ohr
                             haben. Brahms’ Serenaden hingegen sind eine echte Entdeckung:
                             Nie zeigte sich der Komponist so melodieverliebt wie in seinem
                             romantischen Frühwerk.

                                                                                                                     A LI N A I B R AG I M OVA
                                                            F R E I TAG                         Einst stellte sie das Foreign and Commonwealth Office in einem
                                                       1. O K T O B E R 2 0 2 1                 Bewerbungsfilm für die Olympischen Spiele vor. Auch wir haben
                                                             20 UHR
                                                                                                die britisch-russische Künstlerin als eine der bemerkenswertes-
                                                        € 7 7 • 5 7 • 3 7 • 18                  ten künstlerischen Stimmen des Königreiches kennengelernt –
                                                                                                und sie prompt wieder eingeladen.

        24                                                                                                                                                        25
ABO-REIHE X Y

                       WIE UNERHÖRT
                B E E T H OV E N W I R K E N K A N N ,
                B E W E I S T E I N E X P E R I M E N T.
                AC H T E N S I E E I N M A L N U R AU F
                D I E S O L OV I O L I N E ! WA N N
                S P I E LT S I E H AU P T M E L O D I E N ?
                S E LT E N E R , A L S M A N D E N K T.
                E I N » KO N Z E R T G E G E N D I E
                VIOLINE« HIESS ES MAL . WIR
                H Ö R E N E H E R : B E E T H OV E N S
                ZEHNTE SINFONIE.
                   	Beethovens Opus 61 ist das erste
                       sinfonische Violinkonzert.

                                           WENN STEINE SINGEN
                       Oft verbindet man Musik mit Natur. Aber mit Wänden? Barocke
                       Königsrhythmen wirken durchaus wie Säulengänge. Händel-
                       sche Fanfaren verleihen Beethovens Ouvertüre zu »Die Weihe
                       des Hauses« statutarische Würde. Und wenn Brahms’ Serenade
                       das Holz mit tiefen Streichern zu polyphonen Mustern verfugt,
                       dann erinnert das weniger an Wald und Wiese als an Fachwerk –
                       vielleicht sogar an den damals im deutschsprachigen Raum so
                       beliebten »Schweizer Stil«.

    26                                                                                 27
40 JA H R E J U B I L ÄU M

                                       I S A B E L L E FAU S T
                                          S P I E LT B AC H
                                                       I S A B E L L E FAU S T
                                                             Violine

                                                 KRISTIAN BEZUIDENHOUT
                                                            Cembalo

                                                J O H A N N S E B A S T I A N B AC H
                                   Sonate für Violine und Cembalo E-Dur BWV 1016
                                     Sonate für Violine solo Nr. 1 g-Moll BWV 1001
                                   Sonate für Violine und Cembalo h-Moll BWV 1014
                                                Toccata d-Moll BWV 913
                                   Sonate für Violine und Cembalo G-Dur BWV 1019

                                         DA S U N I V E R S U M I N D E R N U S S S C H A LE
                             Brahms war fassungslos: »... eine ganze Welt von tiefsten Gedan-
                             ken und gewaltigsten Empfindungen« – und das auf nur vier
                             Geigensaiten! Bachs Werke für Solovioline bergen ein Univer-
                             sum in einer Nussschale, um einen berühmten Buchtitel von
                             Stephen Hawking aufzugreifen. Zu Bachs Solosonate fügen wir
                             noch eine Cembalo-Toccata und die Duosonaten hinzu: Fertig
                             ist ein Programm für die Ewigkeit – mit zwei Künstlern, die
                             damit bereits für ihre CD höchste Lobeshymnen einheimsten.

                                                                                                       I S A B E LLE FAU S T U N D K R I S T I A N B E Z U I D E N H O U T
                                                   M AT I N E E O H N E PAU S E                 »Wenn ich mit ihr arbeite, spiele ich besser«, sagen Musiker-
                                                           S A M S TAG                          kollegen über Isabelle Faust, die auf den großen Bühnen gleicher-
                                                       2. OKTOBER 2021                          maßen mit Hochromantik, musikalischer Avantgarde und in
                                                             11 U H R                           historischer Aufführungspraxis brilliert. Ihr Bach-Programm
                                                                                                bestreitet Faust mit einem echten Star der Alte-Musik-Szene,
                                                       € 4 6 • 3 6 • 2 6 • 18
                                                                                                dem südafrikanischen Cembalisten Kristian Bezuidenhout.

        28                                                                                                                                                                   29
40 JA H R E J U B I L ÄU M

                                 EIN ABEND
                             DER K AMMERMUSIK
                                       J Ö R G W I D M A N N Klarinette
                                      C LE M E N S H AG E N Violoncello
                                         K I R I L L G E R S T E I N Klavier

                                        L U D W I G VA N B E E T H OV E N
                             Klarinettentrio B-Dur op. 11 »Gassenhauer-Trio«

                                            JOHANNES BRAHMS
                                      Klarinettentrio a-Moll op. 114

                                                    PAU S E

                                           E S T H E R H O PPE Violine
                                        A N N A B E LLE M E A R E Violine
                                        DAV I D M C C A R R O L L Violine
                                      S E R G E Z I M M E R M A N N Violine
                                          L AW R E N C E P O W E R Viola
                                       L A R S A N D E R S T O M T E R Viola
                                    C H R I S T I A N P O LT É R A Violoncello
                                       I S T VÁ N VÁ R DA I Violoncello

                                              GEORGE ENESCU
                                         Streichoktett C-Dur op. 7
                                                                                       »DA S U N B E G R E I F LI C H S T E TA LE N T S E I T M O Z A R T«
                                                                                 Brahms und Beethoven kennen Sie. Doch Enescu? Der rumäni-
                                                                                 sche Komponist war das unbegreiflichste Talent seit Mozart,
                                                                                 wie nicht nur sein Schüler Yehudi Menuhin befand. Enescus
                                                                                 Oktett, das er mit 19 Jahren schrieb, verbindet raffinierte Kon-
                                                                                 trapunktik mit rumänischer Bauernmusik. Es sind die besten
                                                 S A M S TAG                     Künstler unserer Zeit, die sich seiner Musik annehmen: Freunde
                                             2. OKTOBER 2021
                                                                                 und Weggefährten, die bereits seit Jahren in Neumarkt kon-
                                                  20 UHR
                                                                                 zertieren.
                                              € 5 6 • 4 6 • 3 6 • 18

        30                                                                                                                                                   31
40 JA H R E J U B I L ÄU M

                                         BARTÓK
                             K L AV I E R KO N Z E R T N R . 3
                                           B U DA PE S T F E S T I VA L O R C H E S T R A

                                                   I VÁ N F I S C H E R Dirigent
                                               S I R A N D R Á S S C H I F F Klavier

                                                 L U D W I G VA N B E E T H OV E N
                                         »Coriolan«-Ouvertüre c-Moll op. 62

                                                         BÉLA BARTÓK
                                        Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3

                                                        J O S E PH H AY D N
                                                   Sinfonie Nr. 88 G-Dur

                                                         BÉLA BARTÓK
                                                »Rumänische Volkstänze«

                                        W E L C H E R F R E U LI C H E S W I E D E R H Ö R E N
                             Der »Heilige Dankgesang« von Beethoven tröstete den todkran-
                             ken Béla Bartók so sehr, dass er diese Musik gewissermaßen
                             noch einmal schrieb: als zweiten Satz seines dritten Klavier-
                             konzerts. Alles kommt wieder in der Musik. Und auch wir hal-
                             ten an Freunden fest, wie Sie an dem Solisten dieses Konzerts
                             sehen können.

                                                                                                                      SIR ANDR ÁS SCHIFF
                                                                                                 Warum der Pianist zu den bedeutendsten Bartók-Interpreten
                                                          S O N N TAG                            zählt? Beginn des dritten Klavierkonzerts: Diese Musik singt
                                                      3. OKTOBER 2021                            und spricht zugleich. Exakt in diesem »zugleich« liegt auch die
                                                            11 U H R
                                                                                                 große Kunst des begnadeten Schubertspielers und gebürtigen
                                                       € 7 7 • 5 7 • 3 7 • 18                    Ungarn Schiff.

        32                                                                                                                                                         33
»S O W I R D M A L M E I N E
     NEUNTE KLINGEN«, MEINTE
     BR AHMS ZUM L ARGO DER
     8 8 . S I N F O N I E . W I E H AY D N
     DA S S O L O C E L L O M I T D E R
     O B O E Z U S A MME NF Ü HR T ! W IE
     S E I N E E R S T E DA N N Z E I G T E ,
     H AT T E B R A H M S G E N AU
     H I N G E H Ö R T.
        	
         B rahms’ Mischklänge nahmen sich
         die von Haydn zum Vorbild.

                                 I VÁ N F I S C H E R U N D
                       DA S B U DA PE S T F E S T I VA L O R C H E S T R A
           Das Budapest Festival Orchestra wird heute in einem Atem­-
           zug mit den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouw
           Orchestra und Klangkörpern vergleichbarer Qualität genannt.
           Das verdankt sich nicht zuletzt seinem Gründer Iván Fischer. Um
           sein Klangideal zu verwirklichen, experimentiert der Dirigent
           unablässig mit ungewohnten Sitzordnungen. Man versteht sich
           als Erbe einer großen musikalischen Tradition, was nicht zuletzt
           die durchdachten Programme verdeutlichen.

34                                                                            35
40 JA H R E J U B I L ÄU M

                                          BR AHMS
                                       EIN DEUTSCHES
                                          REQUIEM
                                              B A LT H A S A R- N E U M A N N - C H O R

                                             T H O M A S H E N G E LB R O C K Dirigent
                                               K AT H A R I N A KO N R A D I Sopran
                                                   M I C H A E L N AGY Bariton
                                    D É N E S VÁ R J O N U N D I Z A B E L L A S IM O N Klavier

                                                    JOHANNES BRAHMS
                                             »Ein deutsches Requiem« op. 45
                                             für Soli, Chor und zwei Klaviere
                                                   (Londoner Fassung)

                                         D E R G A N Z E R E I C H T U M L I E G T N U N DA
                             Brahms’ Requiem für zwei Klaviere? Und das mit einem kompro-
                             misslosen Künstler wie Thomas Hengelbrock? Nun: Die Bühne
                             der Romantik war der Salon. Kammermusik-Fassungen waren                                 T H O M A S H E N G E LB R O C K
                             da keine Verlegenheitslösungen, sondern fast schon Heimho-           Wer einen Heinrich Schütz nur vom Hörensagen kennt, der
                             lungen. Brahms selbst fertigte von einigen seiner Werke Alter-       kann auch nicht wirklich Brahms’ Musik aufführen. Schon gar
                             nativfassungen für zwei Klaviere an. In solch intimem Gewand         nicht dessen Herzenswerk, das »Deutsche Requiem«, welches
                             verwandelt sich ein »Selig sind, die da Leid tragen« vom Kir-        tief aus der barocken Chorpraxis schöpft, um diese dann in die
                             chenwort in ein persönliches Bekenntnis ...                          romantische Gesangstradition zu überführen. Mit solchen his-
                                                                                                  torischen Überblendungen kennt sich der Geiger und Orchester-
                                                                                                  leiter Thomas Hengelbrock bestens aus, der, von der historischen
                                                                                                  Aufführungspraxis kommend, heute regelmäßig Uraufführun-
                                                                                                  gen dirigiert. Als Universalkünstler im goetheschen Sinne legte
                                                                                                  Hengelbrock bereits mit der Namenswahl des von ihm gegrün-
                                                          S O N N TAG                             deten Balthasar-Neumann-Chors ein Bekenntnis ab zum krea-
                                                      3. OKTOBER 2021                             tiven Zusammenspiel der Künste.
                                                          18 . 3 0 U H R

                                                       € 7 7 • 5 7 • 3 7 • 18

        36                                                                                                                                                           37
ABO-REIHEN

                            LIEBEN, LEIDEN,
                            K AMMERMUSIK.

          Zuerst ein Rückblick: Im Frank-              Sie plappert vielleicht nicht in Mozarts
   reich des 19. Jahrhunderts galt nur                 »Requiem«, aber doch in einem
   die Oper etwas, Kammermusik hinge-                  Haydn-Quartett.
   gen war typisch deutsch, somit gehalt-                     Die Wissenschaft adelt dieses
   voll, aber unsexy. Um auch die Opern-               »Plappern« mit dem Begriff »Konversa-
   fans unter den Lesern für unsere spröde             tionston«. Über diesen hören Menschen,
   Schöne zu gewinnen, beginnen wir                    die mit Beethoven und Wagner musi­
   also unser Nachdenken über Streich-                 kalisch aufgewachsen sind, oft gnädig
   quartett & Co. mit der schlichtesten                hinweg. Dabei hat das 18. Jahr­hundert
   Frage der Welt: Wie wird das Wetter                 ständig vom Wetter geredet. Die Stil-
   morgen?                                             schulung am Hofe verbot es, die Welt
                                                       mit Seelenschmerz zu behelligen.
   Ü B E R D E N »KO N V E R S AT I O N S T O N«       Erlaubt war es hingegen, den Bewerber      in die Instrumentalmusik gebracht. Oder   Was passiert eigentlich, wenn nichts
   HÖREN MENSCHEN, DIE MIT BEE THOVEN                  um ein Stelldichein mit Verweis auf den    achten Sie einmal darauf, wie Haydn       passiert? Das Leben: Singleleben,
   M U S I K A LI S C H AU FG E WAC H S E N S I N D,   ungünstigen Wolkenstand in Verzweif-       die Hauptmelodie seines h-Moll-           Eheleben, Liebe, Langeweile, Lebewohl.
   OFT GNÄDIG HINWEG                                   lung zu treiben. Oder ihn zu erlösen:      Quartetts in Dur beginnt und in Moll      Kein Mord und Totschlag hoffentlich.
          Die Frage ist alles andere als               »Vielleicht ..., wenn es das Wetter mor-   beschließt. Hier redet einer übers Wet-   Meist kann man ruhig in den Spiegel
   harmlos. Denken Sie sich folgende Szene             gen erlaubt?« Womög­l ich ließ Madame      ter, dem mittendrin der Ton wegbricht.    schauen. Das Leben im Konversationston
   am Frühstückstisch: Sie bedrängt ihn,               dann ihr Taschen­t uch fallen, um Mon-     Der Zauber dieser Musik erschließt sich   ist, wenn man es recht bedenkt, hohe
   dass er ihr endlich einmal zuhöre. Er,              sieur das Vergnügen zu gestatten, heute    denen, die zwischen den Zeilen hören.     Kunst – und zwar nicht nur, wenn sich
   hinter seiner Zeitung, murmelnd: »Wie               schon vor ihr auf die Knie zu gehen.       Ganz anders eine Generation später,       seiner Komponisten annehmen.
   wohl das Wetter morgen wird?« Ein                          Die hohe Kunst der höfischen        wenn in Schuberts »Der Tod und das
   Satz wie ein Fallbeil, das in eine alte             Konversation: Bekommen auch Sie nun        Mädchen«-Quartett die pure Verzweif-
   Ehe kracht. Unser Beispiel ist bewusst              Lust darauf? Dann hören Sie sich einmal    lung ausbricht. Über den Sturm, der in
   gewählt, weil das »Übers-Wetter-Reden«,             Mozarts »Gran Partita« an. Hier plap-      Schuberts A-Dur-Sonate wütet, meinte
   das »Plappern« also, für das Verständnis            pern die Holzbläser und, ganz ehrlich,     der Pianist Alfred Brendel sogar, dass
   von klassischer Musik enorm wichtig                 bei keinem anderen Komponisten plap-       man ähnlich Kühnes erst wieder bei
   ist. Selbst Kenner finden oft, dass                 pern sie so schön. Mozarts Holzbläser      dem Expressionisten Arnold Schönberg
   Mozarts oder Haydns Musik »plappere«.               haben das erotische Spiel seiner Opern     wiederfinden würde. Weil sie hinter

   38                                                                                                                                                                           39
Schwarz-Weiß-Fotografie, wo der Ver-         seinen Komponistenfreund für dessen
                                                                                         zicht auf Farben die formale Qualität        österreichischen Kollegen entzündete.
                                                                                         eines Bildes oft entschieden steigert.       So ist das Trio des Russen voller An-
                                                                                         Auch war es immer einfacher vier »Ver-       klänge an Mahler und jüdische. Weil
                                                                                         rückte« zu finden, die dem Komponis-         aber Schostakowitsch seine Kammer-
                                                                                         ten auf seinen abwegigsten Wegen zu          musik wie ein Tagebuch mit vielen Quer-
                                                                                         folgen bereit waren, als selbiges vom        verweisen versah, findet man die Klez-
                                                                                         Orchester zu verlangen. Während Sinfo-       mermusik aus dem Trio auch in seinem
                                                                                         nik und Oper stets die Massen erreichen      achten Streichquartett. Hier antwortet
                                                                                         mussten, richtete sich Kammermusik           der Komponist auf den sowjetischen
                                                                                         an Freunde und Kenner. Mit seinem            Zwang nach Kollektiv­erlebnissen mit
                                                                                         Oktett liefert uns Schubert dafür ein        einem Bekenntnis zum eigenen Ich.
                                                                                         besonders schönes Beispiel. Dieser Musik     Sein achtes Quartett begann er mit sei-
                                                                                         hört man die schöne Landschaft fast          nem Monogramm in Tönen: D-Es-C-H.
                                                                                         schon an, in die sich Musikerfreunde
                                                                                         zurückzogen, um an dem Werk zu               DIE GROSSE KUNST DES BAROCKS:
                                                                                         üben. Landschaft ist auch in Schuberts       DA S »PL A PPE R N« M I T D E M PAT H O S
                                                                                         »Schöner Müllerin« die Hauptdarstel­         ZU VERBINDEN
                                                                                         lerin. Weil ihm die Menschen zu viel                Mit einer Feier des Individuums
                                                                                         plappern, spricht der Müllersbursche         setzte auch die Musik um 1600 an. Die
                                                                                         mit dem Fluss.                               Heiligenbildnisse der Zeit zeigen es
                                                                                                 Die Romantiker, die sich so          deutlich: die Glieder vor Schmerz ver-
                                                                                         sehr nach einem ehrlichen Gegenüber          zerrt, die Blicke in ihrer Sehnsucht nach
                                                                                         sehnten, erfanden auch dessen Gegen-         dem Göttlichen fast schon wollüstig. Ein
Hübsch sieht es nicht gerade aus, wie          jedem Reden übers Wetter Konvention       teil: den »unzuverlässigen Erzähler«.        Schubert hätte sich verstanden gefühlt,
bei Bernini der Nymphe Daphne das              und Lüge vermuteten, bevorzugten          So ist unklar, ob es einen Müllersbur-       wie es ja überhaupt die Romantiker
Gesicht entgleist. So will eigentlich keiner   die Romantiker die grausame Eindeu-       schen wirklich gab oder ob ein blasser       waren, die den Barock wiederentdeckten.
gesehen werden. Außer im Privatfern­           tigkeit des Schmerzes.                    Jüngling von Natur, Frau und Liebestod       Ohne Bachs Vorbild keine Etüden von
sehen! Oder in der Oper, was fast das                                                    träumt, während er vor seinen Büchern        Chopin. Nicht zuletzt verstand es der
Gleiche ist. Dass das Unhübsche schön          TAG E B U C H F Ü R F R E U N D E U N D   einschläft.                                  barocke Mensch, das Pathos mit dem
sein kann, wurde um 1600 für die Musik         KENNER: K AMMERMUSIK                              Zwischen Schubert und Schosta-       Plappern zu verbinden. »Ich sterbe, ich
entdeckt. Und nie wieder vergessen:                   Auf diese Weise liefert uns die    kowitsch gibt es ein Bindeglied, einen       vergehe, ich leide Höllenqualen, ...« hieß
nicht bei Schubert, Wagner, Berg.              Musikgeschichte eine Bühne, auf der       Komponisten, dem hier nur deshalb            es da in den Madrigalen, »... weil sie an
                                               die großen Fragen des Lebens erörtert     keine Rolle zugewiesen wird, weil er         mir vorbeiging und nicht ›Guten Tag‹
                                               werden. Zu diesen gehört, wie wir         keine nennenswerte Kammermusik               sagte«. In diesem Sinne: Einen sonnigen
                                               sahen, die nach dem Wetter durchaus       hinterließ: Gustav Mahler. Auf Mahler        Tag wünschen wir Ihnen! Und auf ein
                                               dazu. Als besonders gutes Medium hat      bezog sich Schostakowitsch in seinem         baldiges Wiedersehen – gern zu guter
                                               sich dabei die Kammermusik entpuppt.      zweiten Trio. Er griff dabei die russische   Kammermusik.
                                               Die Reduktion auf wenige Stimmen          Tradition auf, diese Gattung einem
                                               führt zur Vertiefung des Ausdrucks. Der   Ver­s tor­b enen zu widmen. Hier war es
                                               Vorgang findet eine Parallele in der      ein sowjetischer Mahler-Forscher, der

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ABO-REIHEN A • G

                          D E R T O D U N D DA S
                               MÄDCHEN
                                         G O LD M U N D Q UA R T E T T
                                               Streichquartett

                                              J O S E PH H AY D N
                                 Streichquartett h-Moll op. 33 Nr. 1
                                       »Russisches Quartett«

                                     D M I T R I S C H O S TA KO W I T S C H
                                Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110

                                             FR ANZ SCHUBERT
                                     Streichquartett Nr. 14 d-Moll
                                     »Der Tod und das Mädchen«

                              M A R K S T E I N E D E S S T R E I C H Q UA R T E T T S
                   Nachdem die Haydn- und Schostakowitsch-Aufnahmen des
                   Goldmund Quartetts mit Kritikerlob überhäuft wurden, ergab
                   sich die Brücke zu Schubert fast von selbst. Alle drei Werke
                   sind Marksteine in der Geschichte des Streichquartetts. Mit
                   seinem kühnen Beginn leitet Haydns Opus 33 Nr. 1 die Wiener
                   Klassik ein. Schuberts »Der Tod und das Mädchen«-Quartett
                   ist ebenso Bekenntniswerk wie Schostakowitschs berühmtes
                   c-Moll-Quartett.

                                                 MIT T WOCH
                                            2 7. O K T O B E R 2 0 2 1
                                                   20 UHR

                                              € 5 5 • 4 5 • 3 5 • 18

     42                                                                                  43
ZUR WIENER C AFÉHAUS-
                                                                       K U LT U R G E H Ö R T E A U C H
                                                                       S TE T S DAS JÜDISCHE. ES
                                                                       WAR IN WAHRHEIT AUCH: DAS
                                                                       EUROPÄISCHE. JÜDISCHES
                                                                       LIEDGU T VERWENDE TE DMITRI
                                                                       SCHOSTAKOWITSCH ALS KRITIK
                                                                       AM SOWJE TISCHEN A N T I -
                                                                       S E M I T I S M U S – U N D U M DEM
                                                                       WIENER GUS TAV MAHLER Z U
                                                                       HULDIGEN.
                                                                            lezmeranklänge finden sich auch in
                                                                           K
                                                                           Schostakowitschs c-Moll-Quartett.

                 DER KELLNER BRINGT DIE RECHNUNG                                             SCHERZ UND HINTERSINN
     Wussten Sie, dass man in Schuberts »Der Tod und das Mäd-              Joseph Haydn ist heute so etwas wie ein vergessener Revolutio-
     chen«-Quartett auch dessen »Erlkönig« heraushört? Im Reit-            när. Dabei war er der wirkmächtigste. Die Sinfonie, wie wir sie
     finale, auf dessen zweite Hauptmelodie man »Du liebes Kind,           heute kennen, wäre ohne ihn undenkbar. Mit Haydns h-Moll-
     komm geh mit mir« singen kann. Schuberts bittersüße Musik             Quartett op. 33 Nr. 1 wird die Wiener Klassik überhaupt erst
     ist typisch österreichisch. »Der Tod, das muss ein Wiener sein«       eröffnet. Musik in Moll, die in Dur einsetzt, um so den Hörer
     wird noch ein Jahrhundert später Georg Kreisler scherzen.             gleich einmal zu verwirren. Ein Scherz à la Haydn – und neben-
     Und sich seinen Kaffee tiefschwarz mit drei Stück Zucker              bei eine österreichische Eigenart, die sich das Dunkle immer
     wünschen ...                                                          nur im Verbund mit dem Hellen denken mag.

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                                  PULCHR A ES
                                               NURIA RIAL
                                                  Sopran

                                        LES CORNETS NOIRS
                                           Barockensemble

                                              PULCHR A ES
                         Instrumentalmusik und geistliche Gesangsstücke
                           von Gabrieli, Palestrina, Merula, Monteverdi
                                     und deren Zeitgenossen

                                    G E B U R T S S T U N D E D E R O PE R
                   Die Hunderttausend-Euro-Frage: Wann beginnt eigentlich »Neue
                   Musik«? Manche würden das 20. Jahrhundert angeben, andere
                   auf die Werke des letzten Jahres verweisen. In der Musikwissen-
                   schaft hingegen überblickt man Jahrhunderte. Hier setzt die
                   Grenze zwischen »alter« und »neuer« Musik um 1600 an, als in
                   Italien die Oper entstand, die die Epoche des Barocks begrün-
                   dete. Von nun an rückte das Ich sein Empfinden ins Zentrum
                   der Musik. Die Kunst wurde im wahrsten Sinne des Wortes:
                   übersinnlich. Je leidenschaftlicher, desto bedeutender! Selbst
                   der Größe Gottes legte man als Maßstab die eigene Exaltiertheit
                   an. Mit solch ungeheuren Gefühlen, alt und modern zugleich,
                   bestreitet Nuria Rial ihr Reitstadel-Konzert – im Wettstreit mit
                   Zinken, Barockcello, Theorbe und Orgel von Les Cornets Noirs.

                                                S A M S TAG                                                    NURIA RIAL
                                         18 . D E Z E M B E R 2 0 2 1                 Wie hieß es bei BR-Klassik so schön? »Wenn sie singt, muss
                                                  19 U H R                            einem das Herz aufgehen, Nuria Rial, die katalanische Sopra-
                                           € 5 5 • 4 5 • 3 5 • 18                     nistin mit der klar leuchtenden, engelgleichen Stimme, ist legi-
                                                                                      time Erbin von Emma Kirkby.«

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                             K L AV I E R A B E N D
                             MIT FR ANCESCO
                               PIEMONTESI
                                       FR ANCESCO PIEMONTESI
                                                  Klavier

                                          C L AU D E D E B U S S Y Images II
                     S E R G E J R AC H M A N I N O W Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 36
                              F R A N Z S C H U B E R T Klaviersonate Nr. 20 A-Dur

                                       E I N FAC H ? K A N N J E D E R .
                   Von jeher war das Klavier den Komponisten zweierlei, Tagebuch
                   und Labor. Manchmal auch Boxsack, um aufgestaute Energien
                   loszuwerden. So beginnt etwa Rachmaninows zweite Sonate
                   mit einer Explosion in b-Moll. Noch unheimlicher wirkt der
                   Vulkan, den Schubert hundert Jahre zuvor im Andante seiner
                   A-Dur-Sonate ausbrechen ließ. Solche Kraftakte waren Claude
                   Debussy fremd. Dessen »weiches, samtenes und elegantes Spiel«
                   wirkte sich direkt auf seine eigene Musik aus, die vergessen
                   lassen möchte, dass »das Klavier Hämmer hat«. Ein Letztes
                   noch zu Rachmaninow: Seine Sonate ist unter Klavierkennern
                   ob ihrer Virtuosität berüchtigt. Der Komponist stellte irgend-
                   wann eine zweite, einfachere Fassung her. Unser Pianist spielt
                   die wildere erste.

                                                                                                            FR ANCESCO PIEMONTESI
                                                 S O N N TAG
                                                                                          Als Hobby nennt der Schweizer Meisterpianist und Brendel-
                                           2 3 . JA N UA R 2 0 2 2
                                                                                          Schüler: Campanologie, Glockenkunde. Uns erklärt das seinen
                                                 18 . 3 0 U H R
                                                                                          kultivierten Ton (»ich arbeite täglich hart am Klang«) und die
                                            € 5 5 • 4 5 • 3 5 • 18                        Wahl der Rachmaninow-Sonate, die an zahlreichen Stellen das
                                                                                          Glockenläuten selbst zum Thema macht.

     48                                                                                                                                                    49
ABO-REIHEN A • G

                                    MOZ ART
                                G R A N PA R T I TA
                                              E N S E M B LE Z E F I R O

                                           A LF R E D O B E R N A R D I N I
                                              Oboe und Leitung

                                     W O LFG A N G A M A D E U S M O Z A R T
                                    Serenade für Bläser B-Dur KV 361
                                             »Gran Partita«

                                      Harmoniemusik aus der Oper
                                      »Le nozze di Figaro« KV 492

                          D O C H VO R D E M L I E B E S S T U R M ? E I N L Ü F T C H E N .
                   Um 1800 waren sie plötzlich fort, die kleinen nackten Jüngel-
                   chen, die als Amoretten zahlreiche Bilder seit der Renaissance
                   bevölkerten. Noch im Rokoko tummelten sie sich herum. Ihre
                   musikalischen Entsprechungen fanden sie in Mozarts Flöten,
                   Klarinetten, Fagotten und Oboen, die stets dazwischenfragen,
                   falsche Antworten geben und mit Liebreiz unterbrechen.
                   Mozarts Serenade »Gran Partita« ist ein Fest der Klangfarben.
                   Des Komponisten anarchistischer Geist verewigte sich in sei-
                   nen Holzbläserpartien – dem Zephyr gleich, einem Gott der
                   Winde, nach dem sich auch das Ensemble Zefiro benannte,
                   das uns mit dieser Musik verzaubern wird.

                                                                                                                     E N S E M B LE Z E F I R O
                                                                                               Gegründet 1989 ist das Ensemble Zefiro auf historisch informierte
                                                                                               Bläsermusik des 18. Jahrhunderts spezialisiert. Die Künstler
                                                                                               treten als Kammermusikensemble, Bläseroktett oder Orches-
                                                                                               ter auf. Die daraus resultierenden spieltechnischen Möglich-
                                                    S A M S TAG                                keiten spiegeln sich in dem umfassenden Repertoire der Gruppe
                                              12 . F E B R UA R 2 0 2 2                        wider. Für seine Einspielungen erhielt das Ensemble zahlrei-
                                                      19 U H R
                                                                                               che Auszeichnungen, darunter den Grand Prix du Disque und
                                               € 5 5 • 4 5 • 3 5 • 18                          den Diapason d’Or.

     50                                                                                                                                                            51
ABO-REIHEN B • G

                                  ABENDMUSIK
                                        A N TJ E W E I T H A A S Violine
                                         V E R O N I K A H AG E N Viola
                                       M I S C H A M E Y E R Violoncello
                                     K N U T S U N D Q U I S T Kontrabass
                                     A N D R E A LI E B E R K N E C H T Flöte
                                        S A B I N E M E Y E R Klarinette
                                       R E I N E R W E H L E Klarinette
                                             DAG J E N S E N Fagott
                                        B R U N O S C H N E I D E R Horn

                                        L U D W I G VA N B E E T H OV E N
                                           Septett Es-Dur op. 20

                                           JOHANNES BRAHMS
                           Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 (Nonett-Fassung)

                             B R A H M S ’ Z AU B E R H A F T E J U G E N D S Ü N D E N
                   Es ist ein Rätsel, warum seine Serenaden selbst unter Brahms-
                   Freunden nicht bekannter sind. Eine solche Unmittelbarkeit
                   des Gefühls hat sich der selbstkritische Komponist in seinem
                   späteren Werk kaum mehr erlaubt. Sie wirkt sich direkt auf die
                   Frische der melodischen Einfälle aus, so dass man sagen darf:
                   Die Serenaden bieten einen wunderschönen Einstieg in Brahms’
                   Musik. Die erste, die wir in einer Nonett-Fassung bringen, ver-
                   beugt sich hörbar vor Beethoven, mit dessen populärem Septett
                   der Abend beginnen wird.

                                                                                                               T R AU M B E S E T Z U N G
                                                                                          Man müsste Seiten füllen, um jedem Künstler gerecht zu wer-
                                                                                          den. Die Namen sprechen für sich. Wir nutzen deshalb die Gele-
                                                                                          genheit, um zu loben, was hinter den Namen steckt: die vielen
                                               D O N N E R S TAG                          dezentral gelegenen Musik(hoch)schulen im deutschsprachigen
                                               17. M Ä R Z 2 0 2 2                        Raum, die sowohl im solistischen Spiel als auch in der Ensem-
                                                   20 UHR
                                                                                          blekultur weltweit spitze sind – und eine solche Häufung an
                                              € 5 5 • 4 5 • 3 5 • 18                      erstklassigen Musikern überhaupt erst ermöglichen.

     52                                                                                                                                                    53
I N T E RV I E W
                                                                                           hat Antje Weithaas bereits mit Klang-                   A M J U B I L ÄU M S W O C H E N E N D E H A B E N
                                                                                           körpern wie dem Deutschen Symphonie-                    W I R B E I D E B R A H M S -S E R E N A D E N I M
                                                                                           Orchester Berlin, den Bamberger Sym-                    PR O G R A M M , D IE 2 . S E R E N A D E
                                                                                           phonikern, den großen deutschen Radio-                  MIT K AMMERORCHESTER UND DIE
                   D E R »D E NK E ND E S PIE LE R«                                        Orchestern sowie mit internationalen                    1. S E R E N A D E I N E U R E R N O N E T T-

                          INTERVIEW MIT
                                                                                           Spitzenorchestern gearbeitet, zum                       FA S S U N G . W E L C H E U N T E R S C H I E D E
                                                                                           Beispiel mit dem Los Angeles Philhar-                   S I N D D I R DA B E I W I C H T I G Z U H Ö R E N ?

                         A N TJ E W E I T H A A S                                          monic, der San Francisco Symphony,
                                                                                           dem Philharmonia Orchestra und dem
                                                                                                                                                          Antje Weithaas —— Diese zweite
                                                                                                                                                   Serenade ist ein tolles Stück, welches
                                                                                           BBC Symphony Orchestra. Antje Weit-                     ich oft in der Kammerorchesterfassung
                                                                                           haas spielt ein Instrument von Peter                    gespielt habe. Bei der ersten Serenade
                                                                                           Greiner aus dem Jahr 2001.                              haben wir uns für die selten zu hörende
                                                                                                                                                   Nonett-Fassung entschieden, nicht für
                                                                                                  Im Vorfeld zu ihrem Konzert                      die spätere Orchesterfassung. Die Kam-
            Nachdem die Geigerin Antje          ihr. Dafür besitzen ihre Interpretatio-    am 17. März 2022 haben wir mit                          merbesetzung führt zu einer größeren
     Weithaas die Leitung des Internationa-     nen, etwa die von Tschaikowsky und         Antje Weithaas gesprochen.                              Transparenz, gleichzeitig ist es schwie-
     len Joseph Joachim Violinwettbewerbs       Brahms, weltweit Kultstatus.                                                                       riger, die Balance zwischen Bläsern
     übernommen hatte, strich sie die Paga-           Weithaas’ Meisterschüler finden      LI E B E A N TJ E , W I R F R E U E N U N S S E H R ,   und Streichern zu finden. Das gilt umso
     nini-Capriccios aus dem Pflichtpro-        sich unter den Preisträgern aller großen   DA S S D U W I E D E R N AC H N E U M A R K T           mehr für eine einfache Streicherbeset-
     gramm. Der Grund? Sie sucht nach dem       Festivals und auch die Karriere der        KO M M S T – D I E S M A L M I T E I N E R              zung mit Bläsern, die ja von sich aus
     »denkenden Spieler« – ein Begriff, der     Geigerin selbst begann einst mit Wett-     E R L AU C H T E N N O N E T T- B E S E T Z U N G .     bereits dominanter sind. Dafür hört
     sie selbst am besten charakterisiert und   bewerben: 1987 gewann sie den Inter-       WIE HABT IHR ZUSAMMENGEFUNDEN?                          man dann auch jede klang­l iche Veräs-
     nebenher die Vielseitigkeit der Künst­     nationalen Fritz Kreisler Wettbewerb              Antje Weithaas —— Die Klarinet-                  telung – und davon gibt es so manche
     lerin erklärt.                             in Graz, 1988 den Internationalen Bach-    tistin Sabine Meyer und ich haben uns                   in diesem herrlichen Stück.
            Antje Weithaas ist nicht nur        Wettbewerb in Leipzig und 1991 den         vor circa drei Jahren beim Solsberg
     weltweit erfolgreiche Solistin, sondern    Internationalen Joseph Joachim Violin-     Festival kennengelernt und gemein­sam                   I S T D I R D I E N Ä H E Z U H AY D N I N D E R
     auch Quartettmusikerin und Lehrerin        wettbewerb in Hannover, dessen             musiziert – im Schubert-Oktett. Das wird                I N T E R PR E TAT I O N W I C H T I G ?
     einer Eliteklasse an der Hochschule        künstlerische Leitung sie seit kurzem      doch auch bei euch aufgeführt, oder?                          Antje Weithaas —— Ja und nein.
     für Musik Hanns Eisler Berlin. Hier        gemeinsam mit Oliver Wille innehat.        Ein herrliches Stück, um gemein zu                      Man hört natürlich sehr die klassische
     wurde sie selbst ausgebildet, noch               Die Künstlerin, die bereits 2009     spielen. Dabei werden die Stärken und                   Struktur eines Haydn, aber ich habe
     zu DDR-Zeiten. Der politische Druck,       und 2012 mit dem Arcanto Quartett im       Schwächen deiner Mitmusiker wie auf                     mich bereits beim ersten Hören der
     geringer als der, dem die Leistungs-       Reitstadel auftrat, pflegt ein breites     einem Tablett serviert. Unsere Zusam-                   Serenade an Brahms’ zweite Sinfonie
     sportler ausgesetzt waren, wurde zusätz-   Repertoire: Neben Werken von Mozart,       menarbeit verlief jedoch so gut, dass                   erinnert gefühlt. Der junge Brahms
     lich gemildert durch große künstlerische   Beethoven und Schumann widmet sie          wir daraufhin beschlossen, in Zukunft                   denkt hier schon sinfonisch. Vor allem
     Freiheiten sowie eine herausragende        sich auch zeitgenössischen Komposi­        häufiger in dieser Besetzung aufzutre-                  sucht er einen eigenen Ton, der eher
     Ausbildung, die in die Tiefe wie in die    tionen, etwa von Jörg Widmann. Sie         ten. Danke übrigens für das »erlauchte«                 dunkler und abgedeckter ist. Diese war-
     Breite ging – und dabei vollkommen         konzertiert mit Klassikern der Moderne,    Kompliment, ich werde es gern weiter-                   men Mischklänge wird man ja später
     an dem westdeutschen Star-System           wie Schostakowitsch, Prokofjew und         geben! Die Nonett-Besetzung wurde von                   den »deutschen Klang« nennen. Die
     vorbei. Noch heute kümmert sich Weit-      Gubaidulina, und zeigt selten gespielte    Sabine und mir zusammengestellt: Ich                    Werke heißen auch nicht umsonst
     haas wenig um Social Media, es gibt        Violinkonzerte, beispielsweise von         habe die Streicher angefragt, Sabine                    »Serenaden« oder »Abendständchen«:
     auch kaum ausführliche Porträts von        Hartmann und Schoeck. Als Solistin         die Bläser.                                             Brahms war dabei vielleicht weniger

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der erotische als vielmehr der abendlich                          Antje Weithaas —— Grundsätz­-
verschattete, romantische Aspekt des                       lich spielen heutige Instrumentalisten
Wortes wichtig, der eben nach diesem                       auf einem unglaublich hohen techni-
speziellen dunklen Klang verlangte.                        schen Niveau. Allerdings sollte man sich
                                                           nicht darauf ausruhen. Heutzutage ist
I H R S PI E LT E I N E R E KO N S T R U K T I O N         es wichtig, dass Studierende alle Stile
AU S D E M JA H R E 19 8 7 VO N J O R G E                  beherrschen. Meine Schüler müssen auch
ROT TER. TRIFFT SIE DEINER MEINUNG                         mit einem Barockbogen umgehen kön-
N AC H D I E B R A H M S S C H E U R FA S S U N G ?        nen. Sie sollen später die Vielfältigkeit
       Antje Weithaas —— Ich könnte                        der Epochen abbilden können, egal ob
mir vorstellen, dass Brahms von der                        sie auf einem historischen Instrument
damaligen Dortmunder Hofkapelle und                        spielen oder auf einem modernen. Wenn
deren hervorragenden Bläsern beein-                        sich dann jemand bewusst für eine Rich-
flusst war, als er die ursprüngliche                       tung entscheidet, hat er trotzdem alles
Nonett-Besetzung plante. Dann musste                       kennengelernt. Ich selbst besitze eine
er jedoch Abo-Konzerte in Dortmund                         Barockgeige und eine moderne Geige,
mit einem Orchesterwerk bedienen.                          spiele aber auch Bach auf der modernen.
So entstand schließlich die Serenade –                     Überhaupt geht es nicht nur darum,
als eine Art orchestrale Vorstudie, denn                   historische Kenntnisse blind abzubilden,
gedanklich war er längst bei der Sinfo-                    sondern stilistisches Einfühlungsver-
nie. Der junge Brahms war generell                         mögen zu beweisen. Dieses sollte selbst
oft unsicher, besonders wenn es um die                     vor der so scheinbar vertrauten roman-
finale klangliche Gestaltung seiner                        tischen Sinfonik nicht Halt machen.
Werke ging. Es dauerte, bis er sich für                    Als wir zum Beispiel mit der Camerata
eine Fassung entschied. Das zeigt sich                     Bern Brahms’ Violinkonzert ohne Diri-
zum Beispiel an seinem Klavierquin-                        genten aufnahmen, machten wir das
tett, das wir auch als Sonate für zwei                     im Bewusstsein dessen, was ich an den
Klaviere kennen. All das sind gute                         Serenaden zu verdeut­l ichen suchte: wie
Gründe, um auch diese Rekonstruktion                       nah sich Brahms’ Sinfonik doch an die                    schen vor Ort selbst gewollt und getragen   Ob Geiger, Cellist oder Bratschist:
zu spielen, die nah an der Orchester­                      Kammermusik anlehnt.                                     in unzähligen Konzertreihen, die im         Selbst gestandene Streichervirtuosen
fassung bleibt und die überlieferte                                                                                 ganzen Land wie Pilze aus dem Boden         lassen sich gern von Antje Weithaas
Nonett-Besetzung berücksichtigt.                           Z U M S C H L U S S N O C H E T WA S L O K A L-          schießen. Allerdings verfügen nur die       beraten. Die Geigerin und Leiterin einer
                                                           PAT R I O T I S C H E S : WA S V E R B I N D E S T D U   wenigsten über einen Saal mit eurer         Meisterklasse an der Hochschule für
IMMER MEHR GEIGER HIERZULANDE                              S P O N TA N M I T N E U M A R K T ?                     Akustik! Für Musiker, die hier spielen      Musik Hanns Eisler Berlin ist zum
SPIELEN SOWOHL AUF BAROCKEM WIE                                  Antje Weithaas —— Zuallererst                      dürfen, ist das ein Fest. In Neumarkt ist   dritten Mal zu Gast im Historischen
M O D E R N E M I N S T R U MENT U N D B O G E N .         unsere Konzerte mit dem Arcanto                          der Saal dazu noch so intim, du baust als   Reitstadel.
L I E G T D I E Z U K U N F T D E S G E I G E R N AC H -   Quartett natürlich! Neumarkt ist für                     Musikerin sofort eine Brücke zu einzel-
WUCHSES IN EINER VIELSEITIGEN                              mich auch ein wunderschönes Beispiel                     nen Zuhörern auf. Zuvor oder danach
AU S B I L D U N G O D E R E H E R I N D E R               dafür, wie Kultur in Deutschland                         werden gute Weine getrunken und man
S PE Z I A LI S I E R U N G ?                              gepflegt wird: nicht zentralistisch von                  speist hervorragend – verständlich, dass
                                                           oben angeordnet, sondern von Men-                        man hierher immer gern wiederkehrt!

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