Wegenetz wird wiederbelebt Corona-Krise trifft Betriebe - Klima-Energie-Portal
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Magazin der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute FRÜHJAHR / SOMMER 2021 OBSTWIESENROUTE Wegenetz wird wiederbelebt APFELWEIN Corona-Krise trifft Betriebe STREUOBSTWIESEN Geförderter Naturschutz
EDITORIAL SEITE 3 Schutz- und Pflegebedürftigkeit be- Bei der Route wusst. Bereits in diesem Jahr werden wir deshalb die ersten Wege neu be- schildern, viele weitere werden in den geht es um kommenden drei Jahren mit einheitli- chen, verlässlichen Standards folgen. Naturschutz. Wie wichtig solche Maßnahmen sind, zeigt sich gerade in der Corona- Krise. Hinaus in die Natur zu gehen, ist Aber genauso während des Lockdowns noch wichtiger für die körperliche und psychische Ge- sundheit geworden. Die Menschen zieht um regionale es an die frische Luft, und das ist auch gut so. Gleichzeitig sind viele unserer Wirtschafts- Vereinsmitglieder von der Pandemie be- sonders betroffen, zum Beispiel Kelter- eien, Gastwirtschaften, Hofläden. Daher förderung. Liebe Leserin, verstehe ich unser Engagement auch als regionale Wirtschaftsförderung, die mir – neben all den anderen Aspekten – ganz besonders am Herzen liegt. Unsere lieber Leser, regionalen Betriebe brauchen unsere Unterstützung mehr denn je, als treue auch in dieser Ausgabe des „Apfelboten“ Kunden und verlässliche Partner. haben wir wieder viel zu berichten. Vor Ich wünsche Ihnen einen schönen, allem freue ich mich, dass es mit der naturnahen und erfolgreichen Frühling Überarbeitung des Rad- und Wander- und Sommer. Genießen Sie unsere tolle wegenetzes vorangeht. Schließlich wa- Region, unterstützen Sie unsere lokalen ren diese Wege die Ausgangsidee für Unternehmen und bleiben Sie gesund! die Gründung der Hessischen Apfel- wein- und Obstwiesenroute vor mehr als 25 Jahren: Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer sollten durch unsere herrlichen Obstwiesenlandschaften ge- führt werden. Denn nur wenn diese in Rouven Kötter ihrer ganzen Schönheit erlebbar wer- Erster Beigeordneter den, wird den Menschen auch deren Regionalverband FrankfurtRheinMain INHALT 04 Meldungen 08 Streuobstförderung 10 Folgen der Corona-Krise Im Zeichen des Apfels 12 Rad- und Von Gießen im Norden bis Rödermark im Süden: In fünf Regionen Wanderwegenetz Hessens haben Keltereien, Gastro-Betriebe, Direktvermarkter, 16 Aktiv für Naturschutz Obst- und Gartenbauvereine, Naturschutzinitiativen, Baumschulen, 20 Kolumne „Sauers Sicht“ Obsthöfe, Museen sowie Städte und Gemeinden ihre Aktivitäten 21 Rezept: und Attraktionen zu „Regionalschleifen“ verbunden. Gemein- Hessisch-Gazpacho sam bilden sie die hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute. 22 Natur-Ausstellungen Unter diesem Label setzen sich rund 700 Partner für Naherholung, Naturschutz 24 Terminübersicht und die Förderung der regionalen Wirtschaft ein. Ziel ist es, ein typisches Stück 28 Neues aus den Schleifen Hessen zu schützen und erlebbar zu machen: die Natur und Kultur des Apfels. 30 Das besondere Bild Impressum Gießen, Main-Kinzig, Stadt und Kreis Offenbach, Wetterau sowie Main/Taunus Fotos: Stephan Jockel (Titelbild); Regionalverband, Peter Jülich
SEITE 4 MELDUNGEN PLATTFORM STREUOBSTKOMMUNE 2021 Gesucht? Gefunden! Jetzt bewerben Der Regionalverband FrankfurtRhein- Main möchte seinen Kommunen einen Ob Wiese, Früchte oder Mäher: Die neue Streuobstbörse des Anreiz bieten, sich noch mehr und Regionalverbandes vermittelt Suchende und Bietende. gezielter für die Förderung der öko- logisch wertvollen Streuobstwiesen Die vor drei Jahren verabschiedete „Lohrberger Erklärung“ benennt einzusetzen. Deshalb lobt er einen Ziele, für die sich der Regionalverband FrankfurtRheinMain als Wettbewerb aus, bei dem sich Kom- zentraler Akteur für die Streuobstwiesen in der Region einsetzen munen um den Titel „Streuobstkom- soll. Drei davon – ein einheitliches Marketing, mehr Aufklärung und mune 2021“ bewerben können. Eine Fortbildung sowie Schaffung eines Infoportals – sind schon länger solche Auszeichnung gibt einer Kom- umgesetzt. Nun löst der Verband eine weitere Zusage ein: Er hat eine mune die Möglichkeit, öffentlichkeits- Streuobstbörse für die Region entwickelt und damit einen wichti- wirksam ihr Engagement für einen gen Service zur Vernetzung geschaffen. Auf der Online-Plattform Lebensraum darzustellen, der für die können kostenlos Inserate eingestellt und eingesehen werden – von Identität unserer Region eine große „Streuobstwiese zu verpachten oder verkaufen“ über „Möchte Rolle spielt. Senden Sie eine formlose einen Balkenmäher leihen“ bis zu „Biete Hilfe bei der Ernte an“ und Bewerbung an den Regionalen Streu- vieles mehr. Man kann auch Bilder hochladen und gefiltert suchen. obstbeauftragten Bastian Sauer Auf Schnickschnack wurde hingegen bewusst verzichtet, schließlich (Email: sauer@region-frankfurt.de). soll die Vermittlungsplattform übersichtlich und leicht zu nutzen sein. Schreiben Sie bis zum 30. Juni 2021 Damit findet, wer sucht, und los wird, wer bietet. darin kurz und knackig, warum es Ihre Kommune verdient hat, „Streuobst- Die Börse findet sich auf dem Streuobstportal unter www.streuobst-frm.de. kommune 2021“ zu werden. Fotos: Pixabay
MELDUNGEN SEITE 5 OFFIZIELL ANERKANNT Cider virtuell Streuobst ist Kulturerbe 3 Fragen an .. Im Herbst 2020 berichtete der „Apfel- Michael Stöckl, Initiator und Organisator der internationalen bote“ an dieser Stelle von den Bestre- Apfelweinmesse CiderWorld Frankfurt bungen, die hessische Apfelweinkultur samt ihrer Streuobstwiesen als „Imma- terielles Kulturerbe“ anerkennen zu lassen. Genau das ist jetzt – kurz vor Redaktionsschluss – mit dem gesamten Streuobstanbau in Deutschland gesche- hen: Die Kultusministerkonferenz hat seiner Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe zugestimmt. Den Antrag hatte das Netzwerk Hochstamm Deutschland e.V. bereits 2019 gestellt. Die Aufnahme stellt eine sichtbare Anerkennung der Kulturform und all jener, die die Streu- Die diesjährige CiderWorld wird coronabedingt erst im Sommer obstkultur mit ihrem Engagement und wieder als Online-Veranstaltung stattfinden. Ist Ihnen die am Leben halten, dar. Die Entscheidung Entscheidung schwer gefallen? über die hessische Apfelweinkultur Eine virtuelle Messe ist natürlich nicht das Gleiche wie eine ech- steht noch aus. Fortsetzung folgt. te CiderWorld mit 2.000 Teilnehmenden im Gesellschaftshaus Palmengarten. In Pandemiezeiten geht das aber nicht, zumal VOGELSCHUTZ ein Großteil der Aussteller und des Publikums aus dem Ausland anreisen. 2020 haben wir aber erlebt, dass das Online-Format Artberater helfen eine gangbare Alternative ist. Und diesmal wollen wir den Mes- secharakter noch stärken. Im Rahmen der Hessischen Biodiversi- tätsstrategie erstellt die Staatliche Wie das? Vogelschutzwarte für Hessen, Rhein- Man kann Termine für digitale Treffen mit Ausstellern aus aller land-Pfalz und Saarland für bedrohte Welt buchen; als würde man sich zum persönlichen Gespräch Vogelarten sogenannte „Artenhilfs- am Messestand verabreden. Daneben wird es wieder On- konzepte“ (AHK). Um diese möglichst line-Verkostungen geben, für die man sich im Vorfeld Probier- wirksam umzusetzen, können sich pakete nach Hause schicken lassen kann. Und natürlich werden Behörden, Landschaftspflegeverbände, die CiderWorld’21-Awards vergeben. Flächeneigentümer und -bewirtschaf- ter sowie Verbände über die Warte von Der Wettbewerb verbinde wissenschaftliche Analyse und interna- kundigen „Artberatern“ kostenlos tionale Expertise auf einzigartige Weise. Was meint das genau? unterstützen lassen. Für typische Streu- Ob Apfelwein, Cider, Cidre oder Sidra, ob Brand-, Schaum- oder obst-Vögel wie Gartenrotschwanz, Perlwein aus Apfel: Jedes eingereichte Produkt wird zunächst Wendehals und Steinkauz ist dies im im Institut für Getränkeforschung der Hochschule Geisenheim Regierungsbezirk Darmstadt auf jeden untersucht. Danach muss es sich vor einer internationalen fach- Fall und im Regierungsbezirk Gießen kundigen Jury bewähren. Ich freue mich sehr darauf. Und doch nach Absprache möglich. hoffe ich, dass wir uns im April 2022 wieder „in echt“ treffen können, dann vielleicht sogar zu einer ganzen CiderWeek. Anfragen sind nur zentral an die Staatliche Vogelschutzwarte zu richten, per Email an Mehr Infos und die genauen Daten unter www.cider-world.de info@vswffm.de oder Tel. 0641 20009530. Mehr Infos unter https://vswffm.de Foto: Apfelwein International UG, Fotograf Armin Ritter
SEITE 6 MELDUNGEN BUCHTIPP Früchte mit Geschichte Ein Buch stellt alte Obstsorten vor – anekdotenhaft, kurzweilig und lehrreich. Seidenhemdchen und Schweizerhose, Forellenbirne und Venusbrust, Blutapfel und Schmalzbirne: Die Namen alter Obstsorten sind nicht nur so vielfältig wie ihr Aussehen und ihr Geschmack. Viele sind auch so poetisch wie die Geschichten, die sich um sie ranken. Die Autorin und Übersetzerin Sofia Blind stellt in diesem Band fünfzig heimische alte Obst- sorten ausführlich vor – mit Texten, die ebenso infor- mieren wie unterhalten, und anhand von wunder- schönen historischen Illustrationen. Hinzu kommen Infos zu mehr als hundert weiteren Sorten von Apfel und Birne, Kirsche und Pflaume, Aprikose und Pfirsich, Beere und Nuss. Außerdem gibt die Autorin, die in ihrem „historischen Garten“ im Lahntal selbst Obstbäume pflegt, Tipps zu Anbau und Sortenaus- wahl sowie Rezepte regionaler Spezialitäten. All das fügt sich zu einem starken Plädoyer für den Erhalt von Artenvielfalt. Sofia Blind: Die alten Obstsorten – Eine Riesin unter den Kirschen, von Ananasrenette bis Zitronenbirne. mit Fleisch, so fest, dass man 192 Seiten, 60 Farbabb., es in Scheiben schneiden DuMont Buchverlag, kann: die Holländische Große Okt. 2020, 25 Euro Prinzessinkirsche SCHUTZ- UND PFLEGEKONZEPT Umwelt, Energie und Naturschutz ihren dauerhaften Erhalt in den Blick zu herausgegebenes „Handlungskonzept nehmen. Der Leitfaden richtet sich an Zukunft für Wiesen Streuobst“. Von der Auswahl geeigne- Naturschutzbehörden sowie Landschafts- ter Obstsorten und -arten bis zur pflege- und Naturschutzverbände. Aber Auch Hessens Nachbarland Thüringen Begleitung des Baumes durch seine auch interessierte Laien und Hobby- ist reich an Streuobstwiesen. Und wie gesamte Biografie: Auf 100 Seiten gibt Baumwirte – jenseits und diesseits der hier sind die Bestände bedroht: Viele der Leitfaden Tipps und Empfehlungen hessisch-thüringischen Grenze – finden Flächen sind aufgegeben, aber auch zur fachlichen Pflege von hochstämmi- wertvolle Informationen. falsche Pflege- und Schnittmaßnahmen gen Streuobstbäumen und zum Um- setzen den schützenswerten Naturräu- gang mit den Biotopen. Neu und wichtig Das Handlungskonzept kann unter men zu. Zur Abhilfe beitragen soll jetzt ist die Perspektive, den gesamten Lebens- www.umwelt.thueringen.de im Bereich ein vom Thüringer Ministerium für zyklus einer Streuobstwiese und damit Publikationen heruntergeladen werden. Illustration: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
MELDUNGEN SEITE 7 OBSTSORTE DES JAHRES Die Wiederentdeckte Auch für das Jahr 2021 hat die hessi- sche Landesgruppe des Pomologen- Vereins eine Apfelsorte zur Lokalsorte des Jahres gekürt: die Hofheimer Glanz- renette, eine lange verschollene Apfel- sorte aus Hofheim am Taunus. Der Überlieferung nach handelt es sich um einen Zufallssämling der Goldparmäne. Der Mutterbaum am Elektrizitätswerk in Hofheim ist durch seine glänzende Rinde aufgefallen und soll, in den Vor- garten eines städtischen Landhauses verpflanzt, um 1930 herum mehrere ansehnliche Ernten gebracht haben. Richard Zorn, legendärer Obstzüchter und Pomologe aus Hofheim, beschrieb die Sorte in seinen Sorten-Werken. Die mittelgroßen, (flach)runden Früchte sind weiß- bis hellgelb, auf der Sonnen- seite zart rot. Das leicht schaumige Fruchtfleisch ist süß und renettenartig gewürzt. Zorn bezeichnete die Hof- heimer Glanzrenette damals als neue edle Apfelsorte, die sich bald in den GASTRONOMIE deutschen Obstgärten verbreiten wird. Doch es kam anders, die Sorte geriet Solidaritätsbembel nahezu in Vergessenheit. An zwei Stand- orten in Hofheim wurde sie jedoch in jüngerer Zeit mit fünf Altbäumen Der Corona-Krise trotzen: Eine kreative Aktion unterstützt wiederentdeckt. Dank ihrer Edelreiser Frankfurter Apfelweinwirtschaften. konnte die Hofheimer Glanzrenette im Sortengarten Medenbach und auf Nach langen Monaten mit geschlossenen Türen bangen viele der Richard-Zorn-Wiese gepflanzt und Apfelweinwirte um ihre Existenz. Dagegen haben die Frankfurter so erhalten werden. Felix Leichum und Paul Groetzki mit einem Herzensprojekt mitten im zweiten Lockdown Zeichen der praktischen Hilfe gesetzt: In ihrer Mehr Infos zur Lokalsorte des Jahres unter Corona-bedingt freien Zeit haben die beiden Kreativen die Initiative www.pomologen-verein.de/landes-und- „Support-your-local-Ebbelwoikneipe“ gestartet. Für 22 Frankfurter regionalgruppen/lg-hessen Apfelweinkneipen ließen sie in einer Töpferei im Westerwald wasch- echte Solidaritätsbembel herstellen, für jede Kneipe eine limitierte Serie von 50 Stück. Diese konnte man beim Hessen-Shop für 49,99 Euro bestellen und über die Erlöse seine Lieblingskneipe unterstützen. Die Aktion zündete, schnell waren über 30.000 Euro „eingebem- belt“. „Wir hätten nie erwartet, dass das so einschlägt“, erzählt Felix Leichum. Und die Käuferinnen und Käufer der Bembel haben einen Grund mehr, sich auf die Wiederöffnung der Wirtschaften zu freuen. Denn als Dankeschön der Wirtinnen und Wirte können sie ihren Bembel einmal kostenfrei füllen lassen. Schöne Fotos von der Aktion und der Herstellung der Bembel in der Töpferei unter www.instagram.com/supportyourlocalebbelwoikneipe Fotos: Felix Leichum (links); Steffen Kahl (rechts)
SEITE 8 THEMA Mit vereinten Kräften. Diese Devise kann auch bei Förderanträgen für Streuobstprojekte helfen. FÖRDERUNG tiger, auch von Martin Wörner beschrit- tener, führt über die 2013 gestartete Wie Wiesenwünsche Hessische Biodiversitätsstrategie (HBS) des Landes. Diese benennt Streuobst- wiesen als besonders förderwürdige wahr werden Biotope. Maßnahmen wie eine Sanie- rung lange nicht gepflegter Bestände, die Bekämpfung von Misteln oder Streuobstwiesen pflegen, Hochstämme nachpflanzen, Mistelbefall eindämmen, Nachpflanzungen, aber auch die Ent- den Steinkauz schützen: All das ist wichtig – und kostet Mühe und Geld. Doch das buschung oder die Aufwertung der Engagement kann finanziell gefördert werden. Ein Überblick. Streuobstwiesen durch das Aufhängen von Nisthilfen können bis zu 100 Pro- Wenn Martin Wörner erzählt, wie im kostet einige Tausend Euro. Doch Wör- zent finanziert werden. Spätherbst auf seinen Streuobstwiesen ner hat die Summe erstattet bekom- „Wichtig ist eine anschließende in der Frankfurter Gemarkung Harheim men. Denn er wusste, was nur wenige nachhaltige Pflege, die allerdings nicht auf der Steinritze plötzlich alles Schlag wissen: dass und wie die öffentliche Gegenstand der Förderung sein kann“, auf Schlag ging, schwingt auch etwas Hand Projekte, die zur Erhaltung der erläutert Jutta Schmitz, zuständige An- Stolz mit. Der Hobby-Wiesenbewirt- Streuobstlandschaft beitragen, finanzi- sprechpartnerin im Regierungspräsidi- schafter und einige Gleichgesinnte ha- ell fördert. Er erinnert sich: „Die Recher- um Darmstadt. Und sie erklärt den Weg: ben 36 Hochstämme alter Sorten ge- che hat Zeit gekostet. Aber als ich an „Erste Anlaufstelle für solche HBS- pflanzt, Apfel, aber auch Quitte, Kirsche, der richtigen Stelle nachgefragt habe, Projekte sind die Unteren Naturschutz- Zwetschge, Birne und eine Walnuss. Die ging es einfach und schnell.“ behörden der Kreise. Diese leiten Anträ- Bäume samt Verbissschutz, Pfahl und Ob für Kommunen, Vereine, Land- ge nach einer ersten fachlichen Einschät- Wühlmauskorb kamen von der Baum- wirte oder Privatpersonen: Tatsächlich zung an die bei den Regierungspräsidien schule Köhler. Ein Team vom MainÄppel- gibt es verschiedene Fördertöpfe und angesiedelten Oberen Naturschutzbe- Haus hatte Pflanzlöcher gebohrt. All das damit auch Wege zu Geldern. Ein wich- hörden zur Entscheidung weiter. Über Foto: Felix Russ
THEMA SEITE 9 diese wird die Maßnahme dann finan- 55 Euro. Viele Kommunen bieten eine ziert.“ Diesen Weg hat 2020 zum Bei- ähnliche Art der Unterstützung an, die- MEHR INFORMATIONEN ZUR spiel ein Antrag des Landschaftspflege- se richtet sich allerdings an nicht-kom- FÖRDERUNG IM VERBANDSGEBIET verbandes „Main-Taunus Naturland- merzielle Nutzer. schaft und Streuobst e.V.“ zur Eindäm- 5.000 Euro auf einen Schlag für ein Hessisches Ministerium für Umwelt, mung des Mistelbefalls genommen: Mit Streuobstwiesen-Projekt winken an an- Klimaschutz, Landwirtschaft und den bewilligten 10.000 Euro wurden vor derer Stelle, erfordern allerdings etwas Verbraucherschutz allem Misteln von Apfelbäumen in Kelk- Glück. Vor fünf Jahren hat das Hessische Unter https://umwelt.hessen.de/ heim-Fischbach fachgerecht entfernt. Umweltministerium die Umweltlotterie klima-und-naturschutz finden sich Auch 2021 stehen wieder Fördergelder GENAU ins Lebens gerufen: Bei dieser direkte Links zur Hessischen Biodiversi- zur Verfügung, private Streuobstwie- wird die Fördersumme an ein Umwelt- tätsstrategie, zur Umweltlotterie GENAU senbesitzer können sich an den Land- projekt aus eben jenem Landkreis aus- und zum Thema Naturschutzförderung. schaftspflegeverband wenden. geschüttet, aus dem auch der Hauptge- Für größere Streuobstprojekte ab winner der Wochenziehung stammt. Regierungspräsidium Darmstadt einem Volumen von 25.000 Euro können Anträge, sei es von Schulen, Vereinen https://rp-darmstadt.hessen.de/umwelt/ in Hessen seit vier Jahren auch Gelder oder Kommunen, können recht unkom- naturschutz/förderung für investive Naturschutzmaßnahmen pliziert an LOTTO Hessen gestellt wer- im Rahmen der „Gemeinschaftsaufgabe den. Auf diese Weise sind in den letzten Regierungspräsidium Gießen zur Verbesserung der Agrarstruktur und Jahren ebenfalls zahlreiche Streuobst- https://rp-giessen.hessen.de/umwelt- des Küstenschutzes (GAK)“ in Anspruch wiesenprojekte gefördert geworden, natur/forsten-naturschutz/förderung genommen werden. In bestimmten Fäl- zuletzt etwa eine Erhaltungsmaßnahme len ist dabei ein Eigenanteil von 10 Pro- in Wehrheim-Pfaffenwiesbach im Hoch- Umweltlotterie GENAU zent aufzubringen. Anträge sind mittels taunuskreis. Und der Naturschutzverein https://www.genau-lotto.de Formular direkt an das zuständige Re- Birklar bei Lich im Raum Gießen hat gierungspräsidium zu richten. Antrags- Unterstützung für sein Artenschutz- Hessische Biodiversitätsstrategie (HBS) berechtigt sind Gemeinden und Ge- programm für den auch in Mittelhessen https://biologischevielfalt.hessen.de/ meindeverbände sowie gemeinnützige stark bedrohten „Streuobstvogel“ Stein- biodiversitaetsstrategie.html Organisationen, aber auch landwirt- kauz erhalten. schaftliche Betriebe oder Landbewirt- Was kaum jemand weiß, woran Eine Übersicht über diese Fördermöglich- schafter. Auch weil das Antragsverfah- aber Amelie Hübner vom Regierungsprä- keiten und weitere, zum Beispiel durch ren hier recht aufwändig ist, rät Jutta sidium Gießen erinnert: Unabhängig von Stiftungen, findet sich auch unter Schmitz vom Darmstädter Regierungs- dem Zusatzgewinn stehen auch Über- https://biologischevielfalt.hessen.de/ präsidium: „Vor einer etwaigen Antrag- schussmittel der Lotterie zur Förderung uebersicht_foerdermoeglichkeiten.html stellung sollte man mit den zuständigen von Umwelt-und Naturschutzprojekten Behörden klären, ob Aussicht auf eine zur Verfügung. „Gefördert werden auch Landschaftspflegeverbände Förderung besteht.“ Maßnahmen zur Verbesserung und Neu- Gute erste Ansprechpartner sind stets Ihre Kollegin vom Regierungspräsi- schaffung von Streuobst“, Projekte mit auch die Landschaftspflegeverbände im dium Gießen, Amelie Hübner, die dort einem Volumen zwischen 2.500 und Verbandsgebiet: der LPV Main-Kinzig- für die HBS-Projekte zuständig ist, ver- 25.000 Euro können eingereicht werden. Kreis, der LPV Hochtaunus, der LPV weist zudem auf das Hessische Pro- Informationen finden sich auf der Web- Main-Taunus Naturland und Streuobst, gramm für Agrarumwelt- und Land- site des Hessischen Umweltministeriums die Landschaftspflegevereinigung schaftspflegemaßnahmen (HALM). Das unter der Rubrik „Klima & Naturschutz“. Gießen und der Naturschutzfonds Programm richtet sich an landwirt- Zurück nach Harheim. Mit großer Wetterau. schaftliche Betriebsinhaber und soll An- Zuversicht beobachten Martin Wörner reize für eine besonders nachhaltige und seine Freunde, ob die 36 neuen Bäu- Die Kontakte findet man unter Landbewirtschaftung in Hessen schaf- me in ihrem ersten Winter gut ange- www.dvl.org/ fen und damit auch zum Erhalt von wachsen sind. Neben der Pflege seiner landschaftspflegeverbaende/lpv-vor-ort Streuobstwiesen beitragen. „Gefördert Schützlinge hat er die Wiesen mit Nist- werden können Nachpflanzungen, Er- kästen und einem Insektenhotel ausge- haltungsschnitte und auch die Pflege stattet. Und auch sein nächster Plan steht: der Fläche“, so Hübner. Die für HALM Er möchte eine reine Graswiese in eine zuständigen Bewilligungsstellen sind in typische Blühwiese umwandeln. Nach den Landratsämtern angesiedelt. Pro Rücksprache mit der Unteren Natur- gepflegtem Baum und Jahr gibt es schutzbehörde im Umweltamt Frankfurt 6 Euro, für einen Baum im Pflanzjahr wird er den Förderantrag bald stellen.
SEITE 10 INTERVIEW COVID-19 Herr Kimmel, die Gastronomie wird von den Ein- schränkungen besonders gebeutelt. Wie ist die „Es geht an aktuelle Lage bei den Apfelweinwirtschaften? Andreas Kimmel Es ist schwer, noch die richtigen Worte zu finden. Ich habe lange gedacht, dass wir mit Beginn des Frühlings wieder loslegen können. Nun geht die Ungewissheit weiter. Seit die Substanz“ Monaten hat man als Apfelweinwirt drei Mög- lichkeiten: Man lässt den Laden zu, bietet einen Abholservice an oder kombiniert diesen noch mit einem Lieferservice. Viele nutzen den ausgesetz- ten Betrieb auch, um um- oder auszubauen. Bei fast allen aber sind die Reserven aufgebraucht und manchen droht die Puste auszugehen. Wie sehr setzt die Corona-Krise den Sie bieten Ihren selbstgekelterten Apfelwein im Corona-Quarantäne-Kanister zum Mitnehmen Apfelweinwirtschaften und Keltereien zu? an und haben sich für einen Abhol-Service ent- Fragen an Gastronom Andreas Kimmel schieden. Hilft das? Kimmel Man kann zumindest ein bisschen Um- und Kelterei-Chef Martin Heil. satz generieren. Im ersten Lockdown gab es so- gar eine kleine Euphorie: Die Leute haben gerne Fotos: Felix Leichum
INTERVIEW SEITE 11 und oft Essen bestellt. Wir waren damals aber durch einiges abfedern können. Und auch Kel- auch einer der ersten Wirtschaften, die das an- tereien, die sich auf Besonderheiten spezialisiert geboten haben. Inzwischen ist die Konkurrenz haben, kommen besser durch die Krise. groß und die Euphorie ist verflogen. Die Men- schen wollen wieder bei uns sitzen, nicht nur mal Das gilt auch für manche Winzer. Fällt Ihnen auf eben etwas abholen. die Füße, dass Apfelwein ein eher preisgünstiges und geselliges Getränk ist? Herr Heil, wie geht es den Keltereien? Lautes öf- Heil Auf jeden Fall. Uns trifft es sehr, wenn Stra- fentliches Klagen war bislang kaum zu vernehmen. ßenfeste, Sportveranstaltungen oder Musikfesti- Martin Heil Wir haben lange unter einer schlei- vals nicht stattfinden. Bei solchen Anlässen trin- chenden Krise gelitten, deren Höhepunkt in den ken die Leute eben keinen Wein, sondern Bier Andreas Kimmel betreibt 1990er-Jahren lag: Mit der Nachfrage sind die und Apfelwein. Hierfür haben viele Kelterei in- den Homburger Hof im Abfüllmengen stetig gesunken, von einst 60 Mil- zwischen Apfelwein in Longneck-Flaschen und Frankfurter Stadtteil lionen Liter Apfelwein in Hessen auf nur noch 40 Dosen im Sortiment. Davon sind 2020 fast keine Eckenheim und ist einer Millionen Liter. Diese Krise konnten wir stoppen, verkauft worden – ebenso wie Apfelwein im der Sprecher der Ver- seit Jahren ist die Menge konstant, zuletzt sogar Fass. Der Unterschied zwischen Wein und Apfel- einigung der Äpfelwein- leicht ansteigend. Da können zum Beispiel Brau- wein zeigt sich auch beim Online-Handel: Mag wirte Frankfurt am Main ereien nur von träumen. Die Corona-Krise ist an- der bei Wein funktionieren, ist er bei Apfelwein und Umgebung e.V. ders, sie ist schlagartig gekommen und hält sich marginal. Im Grunde ist er für den Online-Han- hartnäckig. Warum wir weniger jammern als an- del ein zu günstiges Produkt. dere Branchen? Ein Kollege hat es kürzlich so gesagt: Als Familienbetrieb hatten wir es nicht Gibt es solche Unterschiede auch zwischen Apfel- leicht, wir sind es gewohnt, nach Wegen zu su- weinwirtschaften und anderen Gastronomien? chen, um den Betrieb durchzubringen. Kimmel Apfelweinwirte bieten keine hochpreisi- ge Gastronomie, deswegen lohnt ein Lieferser- Trifft die Krise denn alle gleich? vice nur selten. Ein Schnitzel, ein Handkäs und Kimmel Sie trifft alle Apfelweinwirtschaften Apfelwein zu liefern – da bleibt nichts hängen. hart, manche aber härter als andere. Zum Bei- Einen Vorteil haben wir aber gegenüber manch spiel ist eine attraktive Außenfläche noch wich- anderem Gastronomen: Die wenigsten von uns tiger geworden. Wer die hat, konnte im Som- leben von Laufkundschaft. Wir leben von Men- mer 2020 Einbußen aus dem ersten Lockdown schen, die einen Bezug und eine emotionale Bin- einigermaßen kompensieren. Ein anderer Fak- dung zu uns haben. Apfelweinkneipen sind sozi- Martin Heil ist Geschäfts- tor ist der Standort: Eine Wirtschaft in A-Lage in ale Treffpunkte für Jung und Alt. Viele holen bei führer und Inhaber der der Innenstadt von Frankfurt ist plötzlich in uns Essen, weil sie wollen, dass es uns weiterhin Kelterei Heil in Laubus- eine C-Lage abgerutscht – mit den Mieten der gibt. Auch so etwas trägt durch diese Zeiten. Eschbach und Vorstandsvor- A-Lage. Und wenn eine Wirtschaft weit außer- sitzender des Verbands der halb im Grünen liegt, braucht man es mit einem Wie schauen Sie in die Zukunft? Hessischen Apfelwein- und Take-away-Service gar nicht zu versuchen. Nie- Heil Jenseits von Corona haben wir Keltereien Fruchtsaft-Keltereien e.V. mand fährt den halben Weg zum Feldberg das Gefühl, dass die Bürokratie immer mehr wird hoch, um ein Schnitzel abzuholen. Am besten und uns nun weitere komplizierte Vorschriften sind momentan Mikrolagen wie Dörfer und drohen. Insgesamt werden wir wohl erst in eini- Stadtteile, bei denen die Wirtschaft nah bei ih- gen Jahren wissen, welche Auswirkungen die rem Stammpublikum ist. aktuelle Krise auf die Keltereien haben wird. Im Moment werden Mittel nicht dafür einge- Ist die Situation bei Keltereien ähnlich divers? setzt, um in die Zukunft zu investieren, es wer- Heil Corona lässt keinen Betrieb unbeeindruckt. den Löcher gestopft. Corona geht an die Subs- Aber während bei manchen der Umsatz um 5 tanz und es raubt Unternehmen Kraft. Prozent gesunken ist, ist er bei anderen um 50 Kimmel Die Frage, die alle Gastronomen interes- Prozent eingebrochen. Das hat weniger mit der siert, lautet: Wann können wir wieder öffnen – Größe des Betriebs als mehr mit den Vertriebs- wann draußen, wann auch wieder drinnen? Und strukturen zu tun: Unternehmen, die viel über wenn wir öffnen können: Können wir dann dau- den stationären Handel verkaufen, leiden weni- erhaft geöffnet bleiben? Planbarkeit ist extrem ger als solche, die in der Gastronomie stark ver- wichtig. Aber klar ist auch: Unsere hessische treten sind. Es gibt auch kleine Keltereien, die Bembelkultur ist stärker als der Virus und wird noch einen Getränkehandel betreiben und da- ihn überstehen.
SEITE 12 STORY RAD- UND WANDERWEGENETZ Immer dem Apfel nach Foto: Cornelia Dörr
STORY SEITE 13 Attraktive Ziele für Naherholung und Tourismus ausweisen. Die regionale Wirtschaft unterstützen. Das Bewusstsein für die ökologische Bedeutung der Streuobstwiese stärken: All das soll die Reaktivierung des Wegenetzes der Hessischen Apfel- wein- und Obstwiesenroute erreichen. Die Vereine der Hessischen Apfelwein- und Obst- zeugt. Was ist also zu tun, um die alte Route wie- wiesenroute sind seit mehr als 25 Jahren aktiv. der zu reaktivieren bzw. begeh-, befahr,- und Vielerorts setzen sich Gastleute, Keltereien, Na- erlebbar zu machen? turschützer und viele mehr im Namen dieser In einem ersten Schritt werden drei Streu- Route für die hiesige Apfelwein- und Streuobst- obstrouten durch des Regionalpark RheinMain kultur ein. Allein: Die namensgebende Route ausgewiesen. Die Planung beginnt in diesem selbst – ein großes, die ganze Rhein-Main-Region Jahr, sogenannte Suchkorridore für die Wege umfassendes Rad- und Wanderwegenetz – ist sind bereits in der Wetterau, am Taunushang so- dabei etwas in die Jahre gekommen. Einst wurde wie im Kreis Offenbach festgelegt worden. Die sie angelegt, um die Menschen entlang beson- genaue Streckenführung wird in den nächsten ders schöner Wege durch die Streuobstland- Monaten mit den betroffenen Kommunen er- schaften zu leiten und sie auf ihren Radausflü- arbeitet. Um das Wegesystem der Regional- gen, Wanderungen und Spaziergängen auch zu park-Routen mit dem der Apfelwein- und Obst- lokalen Gaststätten oder Regionalläden zu füh- wiesenroute zu verknüpfen und auch das Thema ren. Zu ihren besten Zeiten waren rund 1.000 Ki- Streuobst gemeinsam zu bewerben, werden die- lometer ausgewiesen, alle gekennzeichnet mit se Wege mit dem Apfelsymbol und einem golde- dem einheitlichen Logo, nen Pfeil markiert. einem roten Apfel im „Es ist sehr erfreu- grünen Pfeil. Doch diese lich, dass der Regional- Markierungen am Weges- rand sind inzwischen Los gehen wird es mit verband zusammen mit dem Regionalpark das WEGE IN DREI KATEGORIEN häufig geklaut – als be- liebtes Souvenir – oder der Wegen in der Wetterau, Thema aufgegriffen hat", freut sich Claudia Jäger, Die Farbe Gold weist künftig besonders Zahn der Zeit hat so sehr genagt, dass man oft das im Taunus und im Erste Kreisbeigeordnete im Kreis Offenbach. attraktive Routen aus. Deren Standards für die Logo kaum noch erken- nen kann. Und auch die Kreis Offenbach. Schließlich würden die Streuobstwiesen die Ge- Ausschilderung und die begleitenden Ausstattungs- einst liebevoll erstellten gend bereits seit Jahr- elemente orientieren sich Rad- und Wanderkarten hunderten prägen. „In an den Regionalparkrouten. sind heutzutage kaum noch eine Hilfe, denn sie den vergangenen Jahrzehnten gingen jedoch sind längst vergriffen und seit Jahren nicht mehr viele Flächen verloren oder Bestände sind über- Der rote Pfeil wird überarbeitet worden. altert“, so Jäger. Umso wichtiger sei es jetzt, dass überwiegend be- Es gibt also viel zu tun für den Regionalver- die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute festigte Wege kenn- band FrankfurtRheinMain, der die Marke „Hes- den Lebensraum Streuobstwiese wieder mehr ins zeichnen, die sich zum sische Apfelwein- und Obstwiesenroute“ zum Bewusstsein der Menschen rückt. Radfahren eignen oder 1. Januar 2020 übernommen hat, um die ehren- Doch diese ersten drei Routen sind nur der auch für Touren mit Roll- amtliche Arbeit der Vereine besser unterstützen Anfang. Weitere „Gold“-Routen sollen folgen. stuhl oder Kinderwagen. zu können. „Ein solches Rad- und Wanderwege- Daneben wird jedoch bald eine Vielzahl weiterer netz ist bestens geeignet, um den Blick für die Wege ausgewiesen. Diese müssen dann nicht un- Der grüne Pfeil steht Vielfalt und die Schönheit der Natur in unserer bedingt dem hohen Gold-Standard des Regional- für naturnahe Wege Region zu schärfen und damit auch für den Er- parks genügen. „Wir wollen den Leuten nicht mit unbefestigten halt der Streuobstbestände zu sensibilisieren mit jedem Weg ein Landschaftskunstwerk oder Abschnitten, je nach Länge und zu werben“, zeigt sich Rouven Kötter, der einen Lehrpfad bieten“, erklärt der Streuobstbe- ideal zum Spazierengehen Erste Beigeordnete des Regionalverbands, über- auftragte des Regionalverbands Bastian Sauer. oder Wandern.
SEITE 14 STORY „Manchmal reicht es auch, wenn wir mit unseren und gute Möglichkeiten zur kulinarischen Ein- Wegen einfach nur die Streuobstwiese als Lebens- kehr oder zum Einkauf von regionalen Produk- raum für Mensch und Tier erlebbar machen.“ ten. Dafür wurden neben den Streckenschildern Diese Wege der Kategorie „Rot“ (für Radfahrer, noch spezielle Hinweisschilder entworfen, die Kinderwägen, Fußgänger; bestehend aus über- den Weg zu Gaststätten oder Hofläden weisen. wiegend befestigten Wegen) und „Grün“ (primär Zusammen mit einheitlich gestalteten Infota- zum Spazierengehen und Wandern geeignet, da feln, Ruhebänken, Fahrradständern und vielem auch über unbefestigte und naturnahe Wege mehr soll der Wiedererkennungswert erhöht führend) werden in den nächsten drei Jahren und die Marke „Hessische Apfelwein- und Obst- festgelegt und beschildert werden. Dafür wird wiesenroute“ gestärkt werden. der Regionalpark zusammen mit dem Regional- Profitieren werden hiervon nicht zuletzt die verband eigens eine auf drei Jahre befristete Pro- örtliche Gastronomie und Anbieter lokaler Pro- jektstelle ausschreiben (siehe Kasten). dukte. „Als wir gehört haben, dass wir mit unse- Natürlich müssen sich Erholungssuchende rem Brunnenwärterhaus an der Route liegen aus der Region ebenso wie Urlaubsgäste, die die werden, haben wir uns natürlich sehr gefreut,“ Hinweisschilder entlang Region entdecken wollen, auch bei der Nutzung sagt zum Beispiel Nicola Hallmann, Inhaberin der Routen weisen auf dieser Routen auf verlässliche Qualitätsstan- des Traditionsgasthauses im Herzen der Wet- gastronomische Betriebe, dards verlassen können. Dazu zählen eine lü- terau. Gerade weil das Haus von großen Bäumen Direktvermarkter und ckenlose Ausschilderung, attraktive Rundrou- umgeben sei und deshalb von Wanderern und Sehenswürdigkeiten hin. ten, interessante Highlights entlang der Wege Radfahrern oft übersehen werde, sind die neuen Ob zu Fuß oder zu Rad, ob lange Tour oder flotter Spaziergang: Die Apfelwein- und Obstwiesenroute macht die Schönheit der Kulturlandschaft erlebbar. Fotos: Cornelia Dörr
STORY SEITE 15 Hinweisschilder nach Ansicht von Hallmann sinn- voll und hilfreich. „Alles, was den Betrieb ankur- beln könnte, ist gerade nach dieser langen Corona- Durststrecke herzlich willkommen.“ Bis alles fertig ist, wird es freilich noch eine Weile brauchen. Zumal es neben der Wegefüh- rung vor Ort dann ja auch wieder nutzbare Wander- und Radkarten geben soll – als Klassi- ker zum Auffalten, aber heutzutage natürlich auch zum Download mit entsprechenden GPS-Dateien. „Wir freuen uns aber, dass wir zu- sammen mit den beteiligten Kommunen und den Ehrenamtlichen der Regionalschleifen die- ses Thema jetzt mit frischer Energie und viel Tempo angehen können“, sagt Rouven Kötter vom Regionalverband FrankfurtRheinMain, „damit die Hessische Apfelwein- und Obstwie- senroute mit ihrem einzigartigen Rad- und Wanderwegenetz bald wieder im neuen Glanz erstrahlen kann.“ STELLENAUSSCHREIBUNG Die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute braucht Sie! Der Regionalverband FrankfurtRheinMain will in Kooperation mit dem Regionalpark Rhein- Main das Routensystem der Apfelwein- und Obstwiesenrouten überarbeiten. Dies geschieht in Abstimmung mit den jeweiligen Regional- schleifen der Hessischen Apfelwein- und Obst- wiesenroute in. Wesentliche Ziele des Projektes sind die Modernisierung und Qualifizierung der bestehenden Wege sowie die Neuausweisung von Wegen. Dabei sollen stabile Strukturen zur Pflege des Routensystems und der Beschilderung geschaffen sowie Ideen zur Vermarktung und Bewerbung der Apfel- und Obstwiesenrouten im Kontext der Nutzung und Pflege von Streuobst- beständen entwickelt werden. Weitere Informationen sowie die Stellenaus- schreibung zu der auf drei Jahre befristeten Pro- jekt-Stelle erhalten Sie ab Frühsommer 2021 auf der Website www.streuobst-frm.de oder direkt bei dem Streuobstbeauftragten des Regional- verbands, Bastian Sauer unter Tel. 069 2577-1578 bzw. per Email an sauer@region-frankfurt.de
SEITE 16 STORY NATUR- UND ARTENSCHUTZ Die Aktiven Streuobstwiesen sind „Hotspots der Bio- diversität“. Ein guter Grund, sich für ihren Erhalt einzusetzen. Der Apfelbote stellt drei Menschen vor, die dies auf ganz unter- schiedliche Weise tun.
STORY SEITE 17 Streuobstwiesen stehen vor allem für das na- So hat eigentlich alles angefangen. Für seinen mensgebende Streuobst. Von A wie Apfel bis Z Großvater musste nämlich der kleine Gerhard wie Zwetschge liefern die Wiesen ebenso gesun- immer eine Wiese mähen. „Damals schwor ich, de wie leckere Produkte, aus denen ganz wun- dass ich mir Schafe besorgen würde, wenn ich derbar Saft, Wein, Marmelade und vieles mehr groß bin“, lacht Bauschmann. Und genau so kam gemacht werden kann. Kein Wunder also, dass es: Seit 1988 beweidet er Obstwiesen mit Scha- sich viele Menschen für Streuobstwiesen enga- fen. Derzeit sind es 40 Tiere und sechs Hektar gieren – und sich jeden Spätsommer und Herbst Wiese. Ausgehend von seiner Devise „Wenn ich aufs Neue auf die Ernte freuen, als Lohn für all etwas mache, mache ich es auch richtig“ hält die Arbeit, die mit der Bewirtschaftung einer sol- Bauschmann die Schafe nicht nur, sondern er- chen Wiese eben auch verbunden ist. forscht auch ihren Einfluss auf Flora und Fauna. Gerd Bauschmann war Es gibt allerdings auch Menschen, die sich Das macht er zusammen mit anderen Mitglie- lange bei der Vogelschutz- für Streuobstwiesen einsetzen, für die das Obst dern von Weidewelt, einem Verein für natur- warte tätig. Als Ruhe- selbst aber gar nicht so wichtig ist. Klar, sie ern- schutzkonforme Landnutzung durch Bewei- ständler kümmert er sich ten auch, weil das dazugehört und all die Äpfel, dung, dessen Vorsitzender er ebenfalls ist. heute – neben vielem Birnen und Pflaumen ja wirklich gesund und le- Doch damit nicht genug. So betreut Bausch- anderen – um die natur- cker sind. Aber vor allem geht es ihnen in ihrem mann – der übrigens auch geprüfter Obstbaum- schutzkonforme Bewei- Engagement um den Baum und um das Ökosys- Fachwart und Mitglied im Pomologenverein ist – dung von Obstwiesen tem Wiese, auf dem dieser Baum steht. Denn es rund 300 Hochstämme, darunter auch einige durch Schafe. gibt wohl keine andere landwirtschaftlich ge- alte Obstsorten. Vom Schnitt über die Nachpflan- nutzte Fläche, die so wertvoll für den Erhalt und zung bis hin zur Bewässerung, für all das ist Bau- den Schutz von Arten ist wie diese traditionelle schmann zuständig. „Da gibt es immer etwas zu Form des Obstbaus. tun“, lacht er, „langweilig ist mir eigentlich nie.“ Einer dieser Menschen ist Gerd Bauschmann. Genau so hört es sich auch an. Der 66-Jährige ist im hiesigen Naturschutz das, Doch man muss kein Biologe sein, um sich was man einen „alten Hasen“ nennt: 17 Jahre hat für den Naturschutz auf und durch Streuobst- der Diplom-Biologe im Naturschutzzentrum Hes- wiesen zu engagieren. Gabriele Rauch ist Versi- sen (heute: Naturschutz-Akademie) gearbeitet cherungskauffrau. Vor 30 Jahren gründete sie und dort unter anderem die Aktion „Rettet die zusammen mit anderen Aktiven den BUND-Orts- Obstwiese“ vorangetrieben. Weitere 15 Jahre war verband Frankfurt-West, dessen Vorsitzende sie er bei der Vogelschutzwarte in Frankfurt beschäf- heute ist. Schon drei Jahre später pachtete die tigt, zuständig für die Streuobstarten. Seit einem Gruppe eine Streuobstwiese im Sossenheimer guten Jahr ist Bauschmann im Ruhestand, wenn- Unterfeld mit derzeit rund zwei Dutzend Bäu- gleich bei ihm wohl tatsächlich eher von „Unruhe- men. Neben Äpfeln gibt’s hier auch Quitte, Spei- stand“ gesprochen werden muss. Denn sein En- erling, Pflaume, Reneklode und Birne, erzählt gagement für die Streuobstwiese ist ungebrochen. die 56-Jährige. „Unsere Süßkirsche hat leider der „Diese Wiesen bieten eine enorme Artenvielfalt“, Sturm zerstört“. schwärmt der Experte, „sie sind Hotspots der Bio- Der Streuobst-Anbau im Sossenheimer Un- diversität“. Besonders spannend sei für ihn als Bio- terfeld hat Tradition. Bis Ende des 19. Jahrhun- logen, dass dieser Lebensraum für Tiere und Pflan- derts war das Areal noch Teil einer sumpfigen zen quasi zwei Etagen hat: Während oben in den Nidda-Aue, dann wurde es trockengelegt und Baumkronen die Vögel leben, bietet die Wiese flurbereinigt. So entstand eine große Streuobst- unter den Bäumen ein Biotop für eine Vielzahl wiesenlandschaft, die vor allem zur Selbstversor- weiterer Tiere und Pflanzen – zumindest, wenn gung der Dorfbewohner des benachbarten Sos- man sie nicht ständig mäht oder gar mulcht. senheim genutzt wurde. Heute ist das Dorf
SEITE 18 STORY längst eingemeindet und die Gegend Teil des Landschaftsschutzgebiets GrünGürtel der Stadt Frankfurt. Dieser ist jedoch bedroht, berichtet Rauch, sei es durch irgendwelche Siedlungsplä- ne, gegen die die Gruppe kämpft, oder aktuell durch Nachbarn, die ihre Bäume nicht pflegten und die Wiesen verbuschen ließen. In die Politik wollte die engagierte Frau jedoch trotzdem nie. „Für mich hat der praktische Naturschutz einen hohen Stellenwert“, sagt sie. „Wir wollten auch und Leidenschaft für das Thema mitbringen kann, Gabriele Rauch gründete als Gruppe zeigen, was gerade in einer Stadt wie denn Schmitt hat mit der Wetterau Großes vor: vor 30 Jahren zusammen Frankfurt möglich und wichtig ist.“ „Ich arbeite gerade an einem Antrag für ein För- mit anderen Aktiven den Ohnehin, betont Rauch, sei nicht ihr eige- derprogramm des Bundesamtes für Naturschutz“, BUND-Ortsverband nes, sondern das Engagement der Gruppe ent- berichtet Schmitt. Dabei geht es um nichts Gerin- Frankfurt-West, dessen scheidend. Etwa, wenn gemeinsam die Bäume geres als um ein sogenanntes Naturschutz- Vorsitzende sie heute ist. gepflegt und die Früchte geerntet, zu Saft und großprojekt. Ziel des seit 1979 bestehenden För- Im Sossenheimer Unterfeld Apfelwein verarbeitet und auf dem Höchster derprogramms sind der Schutz und die langfristige kümmert sie sich um eine Weihnachtsmarkt verkauft werden, oder wenn Sicherung national bedeutsamer und repräsenta- Streuobstwiese. Insektennisthilfen aufgestellt werden. All das ist tiver Naturräume mit gesamtstaatlicher Bedeu- gut für die Natur, schafft aber auch ein gutes tung. Es werden dabei Gebiete gefördert, die für Gruppengefühl in dem auffällig generationenge- den Naturschutz außerordentlich wertvoll und mischten Ortsverband. „Unser ältestes Mitglied für den betreffenden Lebensraumtyp in Deutsch- wird jetzt 90 Jahre“, berichtet Rauch. Bis vor zwei land besonders charakteristisch und repräsentativ Jahren habe er noch Sensenkurse auf der Wiese sind. Insgesamt wurden in Deutschland bislang 83 angeboten. „Und unsere Kindergruppe ,Die Viel- Naturschutzgroßprojekte gefördert, in Hessen ist falter‘ sind unsere Jüngsten.“ Sie könnten auf der Vogelsberg mit seinen Bergwiesen und Bu- dem Grundstück wunderbar beobachten, wie chenmischwäldern dabei. Allerdings läuft das sich die Wiese über den Jahresverlauf verändert dortige Programm 2024 aus, sodass sich die und welche Tiere es dort gibt – denn Umweltbil- Streuobstwiesen der Wetterau als hessisches dung sei eben auch Teil der Naturschutzarbeit, so Nachfolgeprojekt geradezu aufdrängen. die Vorsitzende des BUND-Ortsvereins. Doch so schnell geht es dann doch nicht, er- Eine solche frühkindliche Sozialisation mit klärt Schmitt. Zunächst müssten Partner gefun- Dominik Schmitt hat sich dem Thema Streuobstwiese hat Dominik Schmitt den und überzeugt werden. All dies sei eher ein ein Ziel gesetzt. Er möchte, nicht erfahren. Im Gegenteil: Der 27-Jährige hatte Marathon als ein Kurzstreckenlauf. Zwar wür- dass die Wetterau mit mit dem Thema eigentlich bis zu seinem Studium den zweistellige Millionenbeträge als Förder- ihren Streuobstwiesen ein der Nutzpflanzenwissenschaften in Bonn nichts summe winken, allerdings müsste die antragstel- Naturschutzgroßprojekt zu tun gehabt. Und auch zum Rhein-Main-Gebiet lende Institution dafür auch selbst einiges wird. Und „Großprojekt“ hatte er keinerlei Bezug – bis ihn die Liebe dort- mitbringen – von Know-how über Manpower bis ist dabei durchaus wörtlich hin führte und dazu zwang, sich hier eine Be- hin zu Eigenkapital. „Der NABU wird dieses Pro- zu verstehen. schäftigung zu suchen. Gefunden hat Schmitt die- jekt sicher nicht alleine stemmen können, dafür se in der NABU-Kreisverbandsstelle Wetterau, wo braucht es starke Projektpartner und politische er seit vergangenem November „Bufdi“ ist, also Rückendeckung“, so Schmitt. „Aber ich bin mir seinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) leistet. sicher, dass sich das Engagement für die Wet- Dort beweist er seither, dass man auch als Quer- terau und ihre besonderen Streuobstwiesen- einsteiger eine gehörige Portion Engagement landschaften lohnen würde.“ Fotos: Privat
STORY SEITE 19 Der Garten als Lebensraum Erzeugnisse aus ökologischer Landwirtschaft für Menschen & Insekten! n Sie G enieß eo dukte r uns ere P is chen Mit unserer Fachberatung nimmt aus he imp feln Ihr Garten Gestalt an. B io -Ä Wir haben die passenden Pflanzen – auch für Minigärten und Balkon- bepflanzung. Hoftag 2021 am 19. September von 11-18 Uhr Mehr unter www.rinnbaumschule.de Wirladen Sie ein zu einem erlebnisreichen Tag auf unserem Bio-Bauernhof mit Genussmarkt • Kutsch- und Traktorfahrten Führungen • Kinderprogramm Hofgut Marjoß •36396 Steinau • www.bwmk.de Heuchelheimer Str. 129, 35398 Gießen, Tel.: 0641 62850, www.rinnbaumschule.de Ihre Baumschule in Hessen P21021_Hofgut_Anzeige_Hoftage-2021_90,5x114.indd 1 24.03.21 17:01 mit über 60 Apfelsorten, Elsbeere, Speierling, Mispel u.v.m.! Köhler Pflanzen GmbH Hammersbacher Str. 56 63486 Bruchköbel 0 61 81 7 16 03 www.baumschule-koehler.de info@baumschule-koehler.de 1A Qualität, Beratung und Service rund um Ihren Garten! Großes Baumschulensortiment inkl. Stauden & Saisonpflanzen Kompetenter Beratungsservice (auch in Ihrem Garten) Fachgerechte Pflanzung und Baumschnittservice Geschenkgutscheine Lieferservice Besuchen Sie uns jetzt und lassen Sie sich inspirieren. 35398 Gießen Tel: 06 41 / 9 62 80 11 Heuchelheimer Straße 132 www.baumschule-engelhardt.de
SEITE 20 KOLUMNE Sauers Sicht Diesmal: Was passieren muss, damit Fördergelder für Streuobst auch auf „die Wiesen kommen“. Auch für die Obstbäume auf unseren Je höher die Transparenz ist und je un- soll. Es ist zu hoffen, dass das zur Über- Streuobstwiesen sind es harte Zeiten. bürokratischer die Verfahren sind, umso windung einiger Schwierigkeiten bei- Die zurückliegenden Dürre-Jahre haben besser werden sie in Anspruch genom- trägt. Manchmal hilft auch der Blick die ohnehin überalterten Bestände wei- men – zum Wohle unserer Wiesen. Üb- über die Verbands- und Landesgrenzen ter geschwächt. Die Lücken auf den Wie- rigens: Auch durch einen Dschungel hinaus. So hat das Thüringische Um- sen werden in den nächsten Jahren un- kommt man gut hindurch, sofern man weltministerium mit seinem „Hand- ausweichlich wachsen. Unerlässlich ist gekonnt geleitet wird. Das ist Aufgabe lungskonzept Streuobst Thüringen“ daher die Revitalisierung, also die Erhal- der Zuständigen in Ämtern und Behör- (siehe Seite 6) eine zukunftsweisende tungspflege vorhandener Bestände und den. Viele tun das nach bestem Wissen Strategie vorgelegt. Und sehr erfolg- Nachpflanzungen in möglichst großem und Gewissen – sofern sie Zeit dafür ha- reich in der praktischen Umsetzung ist Stil. Es ist viel zu tun. Das kann auch ge- ben. Viele Behörden sind jedoch perso- das mehrfach mit dem Titel „UN-Deka- schehen, weil sich wieder mehr Men- nell ausgedünnt, und Stellen wurden de Biologische Vielfalt“ ausgezeichnete schen für unsere Streuobstlandschaft Schlaraffenburger Streuobstprojekt, ein interessieren und engagieren. Doch die- Gemeinschaftsprojekt des Landesbun- se Arbeit – der überwiegende Teil wird des für Vogelschutz (LBV), der Stadt und in der Freizeit und ehrenamtlich geleis- Zuständigkeiten dem Landkreis Aschaffenburg sowie der tet – braucht öffentliche Unterstützung. Das meint fachliche Beratung, Fortbil- dung und Vernetzung. Es meint aber müssen klar , Stadt Alzenau. Wer sich aktuell für eine Förderung interessiert, sollte immer mal beim genauso finanzielle Förderung. Tatsächlich gibt es diverse Förder- Verfahren unbüro- zuständigen Landschaftspflegeverband, einer Streuobstinitiative oder dem örtli- möglichkeiten für Streuobstprojekte (eine Übersicht gibt der Beitrag auf den kratisch sein. chen Obst- und Gartenbauverein nach- fragen – oft gibt es da wichtige Tipps Seiten 8 und 9). So hat das Land Hessen und Hinweise. Vor allem aber sollte in den letzten Jahren neue Programme man dranbleiben, selbst wenn der erste geschaffen, daneben unterstützen viele nicht besetzt. Das führt immer wieder Anruf bei einer Behörde nicht gleich Kommunen und auch Stiftungen Streu- dazu, dass diese die dringend nötigen den Durchbruch bringt. Denn wo ein obstaktivitäten. Das Angebot ist also Beratungs- und Unterstützungsleistun- Wille ist, sind auch Wege, um Unterstüt- groß. Die Fülle kann aber zu einem gen zur Streuobstförderung nicht oder zung für Streuobstprojekte zu finden. schwer zu durchschauenden Förder- nicht in dem wünschenswerten Maße dschungel werden. Herauszufinden, an und Tempo erbringen können. Hier ist Bastian Sauer ist ausgebildeter Landschafts- wen man am besten wofür genau wann die Politik ebenfalls gefordert. gärtner und studierter Biologe. Beim Regional- und wie einen Antrag auf Förderung in Das Hessische Umweltministerium verband FrankfurtRheinMain ist er als Regio- welcher Höhe stellt: Ich weiß von einigen, arbeitet nach eigener Aussage an einer naler Streuobstbeauftragter tätig. die angesichts der Unübersichtlichkeit Streuobststrategie, die auch umfassend Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie an der Förderlandschaft verzweifelt sind. über Fördermöglichkeiten berichten sauer@region-frankfurt.de
REZEPT SEITE 21 Von der Wiese auf den Teller Das Gasthaus zum Taunus ist in der Hornauer Straße in Kelkheim. Die Strauß- wirtschaft „Schäfer-Jakobs Apfelland“ befindet sich etwas außerhalb, rund 300 Meter vom Friedhof entfernt. Eine Wegbeschrei- bung findet man unter www.zumtaunus.de REZEPT Äpfel, das ist unschwer zu erkennen, sind die ZUTATEN Passion der Familie Bender. Das zeigt sich auch FÜR RUND 4 PORTIONEN Hessisch-Gazpacho im „Vordertaunus Kochbuch: Champagnerluft und Streuobstwiesen“, das der gelernte Gastro- 4 Äpfel (nicht zu süß) mit sauren Äpfeln nom Wolfgang Bender vor zehn Jahren heraus- 2 Paprikaschoten brachte. Darin hat er rund 160 Rezepte aus der ½ Salatgurke Ob kalt oder warm: Die pikante Apfelsuppe von Region sowie eigene Rezepte zusammengetra- 40 g Butter Wolfgang Bender schmeckt immer vorzüglich. gen. Ziel war ein Kochbuch mit traditionellen, 750 ml Gemüsebrühe zeitgenössischen und regionaltypischen Rezep- Salz und schwarzer Pfeffer Wenn das Gasthaus zum Taunus in drei Jahren ten – wie folgendes Apfelsuppen-Rezept, das man 1 EL Zucker sein 250-jähriges Jubiläum feiert, könnte es sein, unbedingt ausschneiden und aufheben sollte. 100 ml Sahne dass Elisabeth Bender die Geschäftsführerin Denn: Das Kochbuch ist längst vergriffen! 1 kl. Bund Schnittlauch sein wird. Sie würde dann in achter Generation Zunächst die Äpfel schälen und das Kernge- das Familienunternehmen in Kelkheim führen – häuse entfernen. Es empfehlen sich eher saure sicher ziemlich einzigartig hier in der Region! Äpfel; dies nicht, weil die Suppe ansonsten zu Noch haben aber ihr Onkel Heinz und ihr süß werden würde, aber sauer Äpfel sind in der Vater Wolfgang das Ruder fest in der Hand, um Suppe einfach schmackhafter. Dann auch die die Gaststätte durch die derzeit unruhige See zu Paprika und die Gurke schälen bzw. waschen steuern. Denn im Restaurant war im vergange- und alle drei Zutaten kleinschneiden. Zusam- nen Jahr Corona-bedingt natürlich nicht beson- men mit dem feingehackten Knoblauch und der ders viel los. „Gerettet hat uns das Apfelland“, Butter in einem Topf anschwitzen, mit Gemüse- erzählt Wolfgang Bender. Gemeint ist damit ein brühe auffüllen und alles rund 20 Minuten kö- etwa drei Hektar großes Areal mit rund 1.300 cheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und Zucker ab- Apfelbäumen, das Hermann Bender (Vater von schmecken, noch einmal aufkochen lassen und Heinz und Wolfgang, Opa von Elisabeth) in den dann mit einem Passierstab fein mixen. Danach 1980er-Jahren angelegt hatte. Dort kann man durch einen Sieb gießen und – garniert mit klei- heute – mit viel Abstand – Feste feiern oder seit nen Schnittlauchröllchen – warm oder im Som- 2009 auch eine Straußwirtschaft besuchen. mer gerne auch kalt servieren. Fotos: Privat
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