Caritas - Vertrauen leben. Vertrauen lernen. Vertrauen schaffen.
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Caritas Diözese St. Pölten Vertrauen leben. Vertrauen lernen. Vertrauen schaffen. Jahresbericht 2018 Wir >Ich
Inhalt Rückblick 2018 ......................................................................... 4 Familie und Pflege ...................................................................... 6 youngCaritas.............................................................................. 12 Sozialberatung.Nothilfe ............................................................. 14 PfarrCaritas................................................................................ 16 Menschen mit Behinderungen .................................................. 18 Menschen mit psychischen Erkrankungen............................... 22 Club Aktiv................................................................................... 24 Berufliche Integration................................................................. 26 Auslandshilfe ............................................................................. 28 Solidarität und Freiwilligenarbeit ....................................................................... 32 Fundraising Highlights .............................................................. 33 Nächstenliebe – Wirtschaftliche Lage 2018 und Ausblick 2019.......................... 34 Dienste und Hilfen ..................................................................... 38 darauf kommt es an Organigramm ............................................................................ 39 Einkaufen & Stöbern.................................................................. 40 Inserate ..................................................................................... 41 Vor Ihnen liegt unser Jahresbericht 2018. Er zeigt einen Dieses große Engagement wärmt unsere Gesellschaft. Ausschnitt unserer Angebote und Aktivitäten des ver- Der Einsatz gibt Menschen Perspektive und Hoffnung Hinweis zu „Leichter Lesen“ gangenen Jahres. Inhaltlich orientiert sich dieser Jahres- bericht an dem, was wir als Caritas bewirken möchten: und das sichere Gefühl, nicht vergessen zu sein. Gerade weil es uns miteinander gut geht, dürfen wir nicht ruhen, Vertrauen leben, Vertrauen lernen, Vertrauen schaffen. wenn es auch bei uns Menschen gibt, denen es schlecht Barrierefreiheit ist der Caritas ein wichtiges Anliegen. Damit alle Menschen geht. Solidarität und Nächstenliebe – darauf kommt es (auch Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Lernschwäche, Die Caritas hat die Aufgabe, Menschen in schwierigen an. Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit geringer Lesekompetenz) Lebenssituationen zu beraten, zu begleiten und zu Texte in unserem Jahresbericht lesen können, haben wir diese unterstützen. Sie sieht sich als Anwältin für alle, die unter Vieles in der Caritas wäre ohne Spenderinnen und in Leichter Lesen (A2-Niveau) verfasst. Diese Texte sind mit dem Vermerk sozialer Ungerechtigkeit leiden. Ihre Arbeit ist getragen Spender sowie Sponsorinnen und Sponsoren nicht „Text in leichter Sprache“ gekennzeichnet. von den Grundsätzen des Evangeliums, vom Glauben möglich. Dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken! an die Würde jedes Menschen, von Vergebungs- und Mein Dank gilt ebenso allen öffentlichen Stellen, den Versöhnungsbereitschaft als Ausdruck der Gottes- und Subventions- und Fördergeberinnen auf Landes- und Nächstenliebe. Bundesebene, denn ohne ihre Unterstützung könnten wir viele Dienste nicht anbieten. Unsere Caritas ist in den Impressum Im Jahr 2018 haben rund 4.800 Freiwillige und über 2.000 hauptberufliche MitarbeiterInnen wertvolle und hoch vergangenen Jahrzehnten gewachsen und hat sich den Veränderungen und Herausforderungen gestellt. Mit Medieninhaber und Herausgeber: Caritas der Diözese St. Pölten professionelle Arbeit in der Caritas St. Pölten geleistet. Ihnen allen an unserer Seite werden wir unseren Weg 3100 St. Pölten, Hasnerstraße 4 Dieses gemeinsame Engagement stärkt vielen Menschen fortsetzen, Caritas als gelebte Mitmenschlichkeit und T 02742 844-0, F 02742 844-180 info@caritas-stpoelten.at | www.caritas-stpoelten.at den Rücken und gibt ihnen eine neue Lebensperspektive: Nächstenliebe zu leben! www.facebook.com/CaritasStPoelten Mehr als 800 Menschen mit Behinderungen haben in Caritas St. Pölten Aktuell Caritas-Werkstätten eine sinngebende Arbeit gefunden. Datenschutzbeauftragter: Peter Mossgöller Knapp 500 davon begleiten wir zusätzlich in unterschied- Spendenkonto: Spendenkonto: Raiba St. Pölten lichen Wohnformen. IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000 BIC: RLNWATWWOBG Rund 3.000 Menschen mit psychischen Beeinträchtigun- Spendenhotline: 02742 844-455 gen wurden von unserem PsychoSozialen Dienst betreut, Redaktion: Leitung: Petra Riediger-Ettlinger Mitarbeit: Simone Modelhart, Erich Pfaffenbichler, Christoph Stieber, IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000 1.757 Personen mit Suchtproblemen sowie ihre Angehö- Renate Baier, Peter Mossgöller, Anita Thür, Kerstin Kienberger Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Riedl BIC: RLNWATWWOBG rigen fanden Hilfe. Unglaubliche 644.702 Einsatzstunden Grafik und Design: Roland Jedenastik haben die MitarbeiterInnen in der Hauskrankenpflege und Hannes Ziselsberger Anzeigenredaktion: Michele Kirchweger Heimhilfe geleistet. 6.995 Menschen konnte durch die Caritas-Direktor der Diözese St. Pölten Fotos: Franz Gleiß, Karl Lahmer, Simone Modelhart Druck: Gradwohl Melk Sozialberatung.Nothilfe in sozialen und finanziellen P.b.b. Erscheinungsort: Verlagspostamt St. Pölten www.caritas-stpoelten.at Notlagen geholfen werden. 2 3
Rückblick 2018 Start der Caritas-Haussammlung 2018 Unter dem Motto „helfen>wegschauen“ wurde am 17. Mai die landesweite Haussammlung mit Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger, Pfarrer Hans Lagler und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister sowie Haussammlerin Marianne Kreutner im Schloss Pöggstall gestartet. Mehr als 4.000 Haussammlerinnen und Haussammler klopften im Juni an über 100.000 Türen in der Diözese St. Pölten. Im Jahr 2018 hat diese Aktion für Men- 500 Luftballons für Kinder in Not schen in Not in Niederösterreich 854.000 Euro eingebracht. Die Zum Start der Caritas-Kinderkampagne „Träume>Tränen“ für Spenden aus der Caritas-Haussammlung werden ausschließ- notleidende Kinder in Krisenregionen ließen Caritas-Direktor lich für Projekte in Niederösterreich verwendet. Hannes Ziselsberger, der Direktor der Pastoralen Dienste Jo- hann Wimmer sowie Caritas-Bereichsleiter Christoph Riedl im Jänner gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern am Wachaumarathon für Menschen in Not St. Pöltner Rathausplatz Luftballons mit Wünschen steigen. Zufrieden und dankbar bilanzierte die Caritas der Diözese Um auf die Armut und deren Auswirkungen auf Kinder auf- St. Pölten die Charity-Partnerschaft mit dem Wachaumarathon merksam zu machen, zogen rund 100 SchülerInnen aus dem 2018. Angefeuert wurden die LäuferInnen am Charitypoint von Mary-Ward-Gymnasium und dem BORG in St. Pölten durch Caritas-Bereichsleiter Christoph Riedl, den DJs Johannes Kopf die Innenstadt von St. Pölten und ließen am Rathausplatz 500 und Helmut Niessl, Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger, Berfin Luftballons mit Kärtchen starten. Auf die Kärtchen schrieben Sönmez, Simone Modelhart, Alexandra Zehetner und Lukas die SchülerInnen Wünsche und Träume für Kinder in Not. Die Steinwendtner. In Summe konnten 4.655 Euro für armutsgefähr- Caritas St. Pölten unterstützt allein 21 Projekte in Albanien, dete bzw. von Armut betroffene Familien in Niederösterreich darunter auch das Straßenkinderzentrum EDEN in Tirana. gesammelt werden. Zu diesem Ergebnis haben die Spenden-Glocke powered by Salomon auf der Strecke, das Einsammeln nicht mehr benötig- ter Laufkleidung bei den Starts und der Caritas-Stand bei der EXPO, wo T-Shirts der vorangegangenen Wachaumarathons 40 Jahre Betreuen und Pflegen gegen eine Spende ausgegeben wurden, beigetragen. Im April 2018 feierte die Caritas der Diözese St. Pölten 40 Jahre Pflege und Betreuung hilfsbedürftiger Menschen zu Hause. Beim Festakt in der Fachhochschule St. Pölten dankten Bischof Stationen im Jahr 2018 Klaus Küng und Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister Jänner Neueröffnung der Caritas-Sozial- krankungen finden dort Arbeit und Beschäf- finden und sich einbringen können, stand im der Caritas mit Direktor Hannes Ziselsberger sowie den beiden station in Haag: Im neuen Stützpunkt leisten tigung. Zentrum der ersten gemeinsamen Pressekon- Altdirektoren Werner Scholz und Friedrich Schuhböck für die 21 Caritas-Mitarbeiterinnen unter der Leitung ferenz des neuen St. Pöltner Diözesanbischofs Pionierarbeit in der mobilen Pflege. von Rosemarie Westermayr und Stellvertre- Mai Neueröffnung carla Amstetten: Zahl- Alois Schwarz mit Caritas-Direktor Hannes Zi- Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch das Buch „Leben terin Monika Detter monatlich 1.500 Einsatz- reiche Gäste folgten der Einladung zur Eröff- selsberger im carla Krems, dem Secondhand- ist Veränderung – Erinnerungen eines Quereinsteigers“ von stunden in den Gemeinden Haag, Strengberg nung nach der Renovierung im neu gestal- Laden der Caritas. Als Christen dürfen wir und Wolfsbach. teten carla am Hauptplatz in Amstetten. Nach niemanden übersehen oder zurücklassen. Caritas-Altdirektor Werner Scholz präsentiert. Darin beschreibt 13 Jahren war eine Erneuerung des Platzan- er unter anderem die Entstehung der mobilen Hauskranken- Februar Eröffnung Caritas-Werkstatt in gebotes im carla Amstetten notwendig. In den Oktober 40 Jahre Werkstatt Horn: Vor 40 pflege in der Caritas der Diözese St. Pölten. Gars: Caritas Direktor Hannes Ziselsberger letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Jahren wurde die Caritas-Werkstatt in Horn, und Landesrätin Barbara Schwarz haben im Kundinnen und Kunden verfünffacht. damals noch unter der Bezeichnung Tages- Gewerbepark der ehemaligen Baufirma Buhl heim, mit vier MitarbeiterInnen mit Behinde- die neue Caritas-Werkstatt für Menschen Juni 30 Jahre Club Aktiv: Seit 30 Jahren rungen eröffnet. Heute arbeiten 46 Menschen Jubiläen der Beruflichen Integration mit Behinderungen und den Verkaufsladen bietet die Caritas der Diözese St. Pölten mit mit Behinderungen in sechs Abteilungen. Im Rahmen eines Festaktes und eines Tages der offenen Tür „Unser Gschäftl” eröffnet. dem Club Aktiv einen Treffpunkt und ein Frei- wurden im Juni gemeinsam mit Karl Wilfing, Präsident des NÖ zeitangebot für Menschen mit psychischen November BotschafterInnen der Nächsten- Landtages, Günther Widy, Sozialministerium Service, Sven Her- März 10 Jahre carla Vitis: Mehr als 400 Problemen und Erkrankungen. liebe: Am Elisabethsonntag, dem „Weltag der govich, Arbeitsmarktservice NÖ und Caritas-Direktor Hannes Zi- zahlende Kundinnen und Kunden kommen Armen” waren rund 40 MitarbeiterInnen der pro Woche in das carla Vitis im Gewerbege- Juni Für eine Zukunft ohne Hunger: Caritas in den Pfarren der Diözese St. Pölten selsberger, Carina Membir, Leitung BBO, Christian Fried, Leitung biet Holzpark 6. Noch stärker gestiegen sind Bei einem Aktionstag am Wochenmarkt als „BotschafterInnen der Nächstenliebe” zu Caritas-Jobcoaching, Susanne Karner, Caritas- Bereichsleiterin die Sachspenden. 70 Tonnen Textilspenden am Domplatz in St. Pölten haben Caritas- Gast und informierten die Gottesdienstbesu- PsychoSoziale Einrichtungen sowie Rudolf Dörr-Kaltenberger, werden hier jährlich verarbeitet. Neben Be- Direktor Hannes Ziselsberger, der St. Pöltner cherInnen über die Arbeit der Caritas. Fachbereichsleiter Berufliche Integration die Jubiläen der kleidung gibt es im carla auch eine Kinderab- Bürgermeister Matthias Stadler und Caritas- Beruflichen Integration der Caritas St. Pölten gefeiert. Seit mehr teilung sowie Hausrat, Kleinmöbel, Elektronik, ProjekpartnerInnen aus dem Senegal auf die Dezember Caritas im Gespräch: Caritas- als zwei Jahrzehnten bietet die Caritas St. Pölten professionelle Schuhe, Taschen und Bücher. dramatische Situation in Afrika aufmerksam Direktor Hannes Ziselsberger besucht im gemacht. Rahmen der Veranstaltungsreihe „Caritas Beratung, Begleitung und Beschäftigung für Jugendliche und April Caritas-Tagesstätte in Zwettl eröffnet: im Gespräch“ von Oktober bis April Pfarren Erwachsene mit Behinderung. Weiters werden Unternehmen in Eine neue PsychoSoziale Tagesstätte hat die September Nächstenliebe kann nie zu in der Diözese St. Pölten und möchte mit Fragen der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen Caritas in Zwettl im Betriebsgebiet Oberhof groß sein: Der Appell, eine Gesellschaft zu den Menschen über aktuelle Themen ins beraten und bei der beruflichen Integration unterstützt. eröffnet. 25 Menschen mit psychischen Er- gestalten, in der alle Menschen einen Platz Gespräch kommen. 4 5
Pflege Volles Engagement seit 40 Jahren Seit 40 Jahren engagiert sich die Caritas der Diözese St. Pölten in der Pflege und Betreuung hilfsbedürftiger Menschen zu Hause. In 35 Sozialstationen arbeiten mehr als 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Betreuen und Pflegen. 6 7
nicht dazu kommt. Auch eine Physiothe- verschlechtert hat. Und auch die dreiwö- 664.706 Einsatzstunden rapeutin der Caritas kommt regelmäßig chige Kontrolle durch den Chirurgen mit für 4.255 KundInnen in ins Haus, um Übungen für eine bessere Wundsanierung ist besonders wichtig. 35 Sozialstationen im Bereich Durchblutung der Beine durchzuführen. „Auf das gute Zusammenspiel aller Betreuen und Pflegen zu Hause Unterstützung erhält die 70-Jährige kommt es an“, betont Thomas Krückel. auch durch ihren Sohn und ihre Schwie- „Und wir wollen dazu eine professionelle 165 BewohnerInnen gertochter, die für sie Behördenwege Begleitung durch die Hauskrankenpflege im Pflegeheim Haus St. Elisabeth in erledigen. Frau Pamperls Ehemann bieten, auf die man sich zu 100 Prozent St. Pölten, 89 BewohnerInnen im kocht trotz zweier erlittener Herzinfarkte verlassen kann.“ Rahmen der Übergangspflege noch regelmäßig für sie und auch eine Bis jetzt hat sich die Wundheilung recht Nachbarin unterstützt, so gut es geht. gut entwickelt und Margit Pamperl ist 53.742 warme Mahlzeiten sehr zuversichtlich. Zu verdanken ist das für 341 KundInnen bei Essen auf Rädern auch einer exakten Pflegedokumentati- «Wir wollen professionelle on: eine genaue Pflegeplanung, bei der 321 Beratungen Begleitung durch die jeder einzelne Schritt eingehalten und durch die Kompetenzstelle Demenz aufgezeichnet werden muss. Ebenso Hauskrankenpflege bieten, Im vergangenen Jahr haben die Mitar- automatisch in verschiedene Positionen den an den Füßen, entstanden infolge wird eine detaillierter Wunddokumentati- auf die man sich zu 135 ehrenamtliche beiterinnen und Mitarbeiter knapp 4.255 verstellen kann. Aufgrund der Wund- einer Keiminfektion nach einer Operation. on mit Wundfotos geführt. MitarbeiterInnen Kundinnen und Kunden in 664.706 infektion an ihren Füßen muss sie den Die Caritas kommt jeden Tag zu Margit 100 Prozent verlassen kann.» Dennoch entstehe für viele Kundinnen des Mobilen Hospizdienstes begleiteten Einsatzstunden zu Hause betreut. Eine ganzen Tag in diesem Sessel bzw. in Pamperl, um die Wunderversorgung und Kunden oft auch eine schwierige Si- Thomas Krückel in 8.891 Einsatzstunden 340 Menschen dieser Kundinnen ist Margit Pamperl. einem Rollstuhl verbringen, denn gehen durchzuführen und bei der Körperpflege tuation, sagt Sozialstationsleiter Krückel. in der letzten Lebensphase Sie wird heuer 70 Jahre alt, doch die soll sie zurzeit wegen der Wundheilung zu helfen. Mit den diplomierten Pflege- „Zu den gesundheitlichen Problemen, Jahre sieht man der rüstigen Dame nicht nicht. Dennoch wirkt Margit Pamperl sehr kräften (medizinische Hauskrankenpfle- Ein gutes Umfeld wirkt sich auch immer die Kundinnen und Kunden haben, kom- an. Als wir sie gemeinsam mit Thomas positiv und beginnt zu erzählen: ge) und auch den Pflegeassistentinnen positiv auf die Heilung aus, freut sich men auch noch die finanzielle Belastung Krückel, Leiter der Caritas-Sozialstation „2017 ist die Caritas das erste Mal zu mir (Körperpflege) ist sie sehr zufrieden. Thomas Krückel. „Wichtig ist, dass die für Pflegematerialien bzw. die umständ- St. Pölten-Süd, zu Hause besuchen, um nach Hause gekommen“, erinnert sich „Außerdem freue ich mich sehr, mit den Wunde genau beobachtet wird“, weiß lichen und komplizierten Behördenwege zu erfahren, wie es pflegebedürftigen Frau Pamperl, „mit Unterbrechungen seit Caritas-MitarbeiterInnen ins Gespräch zu Sozialstationsleiter Krückel. Es findet für Bewilligungen. Die Caritas versucht, Menschen zu Hause geht, sitzt sie in August 2018 wieder durchgehend.“ Der kommen und zu plaudern. Denn außer eine regelmäßige Wundbegutachtung dabei so gut wie möglich zu informieren einem bequemen Liegesessel, den man Grund sind offene und entzündete Wun- meinem Ehemann Franz habe ich in mit dem Hausarzt statt, ob sich nichts und zu unterstützen.“ meiner Situation nur wenig Ansprache“, erzählt Frau Pamperl. „Besonders freut es mich auch, wenn Schwester Micha- ela wieder neue Bücher zum Lesen mitbringt. Das ist besonders nett und Betreuen und Pflegen zu Hause Text in Leichter Sprache aufmerksam.“ „Wir haben eine genaue Pflegeplanung Die Caritas pflegt und betreut alte und kranke Menschen zu Hause. sowie eine ärztliche Anordnung zur Ausgebildete Pflege-Personen unterstützen die alten Menschen. Wundversorgung“, berichtet Sozialsta- tionsleiter Thomas Krückel. „Die Wund- Bei allem, was sie für ihre Gesundheit brauchen. versorgung muss täglich geschehen. Zum Beispiel: bei der Wund-Versorgung, beim Essen, Alle drei Wochen fährt Frau Pamperl zur Kontrolle zum Arzt und auch zu einer beim Anziehen, bei der Körper-Pflege speziellen Therapie“, so der Sozialsta- Diese Menschen sollen zu Hause ein gutes Leben haben. tionsleiter. Dass die Füße wieder gut Die Caritas St. Pölten betreut und pflegt viele Menschen. heilen und keine Infektion mehr auftritt, ist Margit Pamperls größtes Ziel und Im Jahr 2018 waren es 4 255 Menschen. auch ihre größte Hoffnung. Sie möchte Immer mehr Menschen brauchen Pflege. unbedingt wieder gehen können. Denn sie stand schon einmal kurz vor der Am- Deshalb werden mehr Pflege-Personen gebraucht. putation beider Beine, erzählt sie mit Trä- Die Caritas sucht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nen in den Augen: „Da war ich wirklich für den Bereich Betreuen und Pflegen. total verzweifelt.“ Nun setzt sie mithilfe eines neuen Arztes alles daran, dass es 8 9
sie sich mit ihren Kindern richtig be- schäftigen können, oder wenn die Kinder dann regelmäßig, jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommen“, betont Stocker. Für sechs Monate ist Elisabeth Stocker durchschnittlich in den Familien und wird oft zu einer sehr wichtigen und zentralen Bezugsperson für Kinder und Eltern. „Manchmal spüre ich bei meinen ersten Besuchen zwar noch eine gewisse Skepsis, die dann aber meistens schnell verfliegt.“ «Ich sehe direkt was mei- ne Arbeit bewirkt und freue mich, wenn durch mein Zu- Müssen für die Behörde Formulare 45 Frauen und Kinder tun das Leben der Familien ausgefüllt werden? Ist noch genügend erfuhren Geborgenheit und Begleitung Geld für den Wocheneinkauf vorhanden? im Mutter-Kind-Haus ein Stück einfacher wird.» Der zu Beginn der Betreuung erarbeitete Elisabeth Stocker Haushaltsplan wird nochmals überprüft 13.372 Einsatzstunden und die wichtigsten Fragen bis zum für 134 Familien im Rahmen Das Vertrauen und das gute Einverneh- nächsten Besuch abgeklärt. In zwei der Familienhilfe men zwischen Elisabeth, Mutter Tanja Tagen wird Elisabeth Stocker wieder zu Familie und ihren beiden Töchtern sind spürbar. Tanja und ihren zwei Töchtern kommen, 81 betreute Familien Schritt für Schritt zu einem Sie sitzen gemeinsam mit den beiden um weiter mit der Familie zu arbeiten. mit 12.841 Einsatzstunden Mädchen im Wohnzimmer und legen Abschließend meint Stocker: „Ich kann praktischer Lebensunterstützung Wäsche zusammen. Auch Jana hilft mir keinen besseren Job vorstellen. Ich durch Familienhilfe Plus geregelten Familienalltag schon fleißig mit und präsentiert Elisabe- sehe direkt, was meine Arbeit bewirkt, th Stocker stolz ihre Fähigkeiten. und freue mich, wenn durch mein Zutun 442 Kinder Die Familienhelferin bespricht mit der das Leben der Familien ein Stück ein- wurden von 75 Tagesmüttern und Mutter den Plan für die nächsten Tage. facher wird und die Kinder in einem lie- Mobilen Mamis betreut Welche Haushaltstätigkeiten stehen an? bevolleren Zuhause aufwachsen können.“ Die Familienhilfe PLus unterstützt Familien, die nicht nur vorübergehend in einer Akutsituation Unterstützung brauchen, sondern die grundsätzlich mit den täglichen Aufgaben im Familienleben nur schwer zurechtkommen. Hilfe für Familien Text in Leichter Sprache „Heute ist Waschtag, deshalb ist es ein bisschen chaotisch“, Seit über 30 Jahren arbeitet Elisabeth Stocker als Familienhel- Die Familien-Hilfe PLus hilft Familien mit Kindern in schwierigen Situationen. erklärt Tanja. Im Eingangsbereich des Hauses türmen sich Wä- ferin, zuerst in der klassischen Familienhilfe und seit zehn Jah- scheberge. Die junge Frau räumt schnell den Weg frei zu der ren in der Familienhilfe PLus. „Ich war schon immer ein sozialer Damit die Familien ihr Leben gut schaffen können. Treppe, die zum Wohnbereich führt, und sagt: „Die Elisabeth ist Mensch und wusste schon früh, dass ich in diesem Bereich Eine Familien-Helferin kommt in die Familie. schon oben mit den Kindern.“ tätig sein möchte. Außerdem wollte ich einen Job, in dem ich Und unterstützt die Familie ein halbes Jahr lang. Elisabeth Stocker ist Familienhelferin der Familienhilfe PLus auch mit Kindern arbeiten kann“, erzählt sie. An der klas- und zweimal in der Woche für drei Stunden bei Tanjas Familie. sischen Familienhilfe habe ihr zu Beginn gefallen, dass man Eine Familien-Helferin bei der Caritas ist Elisabeth Stocker. Gerade hilft sie der älteren Tochter Jana (6) bei der Haus- kurzfristig für die Mutter einspringe, wenn diese zum Beispiel Sie unterstützt die Eltern bei verschiedenen Dingen: übung, während die jüngere Lena (2) auf ihrem Schoß sitzt krankheitsbedingt ausfalle. Jetzt schätzt sie die langfristige und spielt. „Meine zentrale Aufgabe ist es, die Familie dabei Arbeit gemeinsam mit der Familie. • beim Erziehen der Kinder. zu unterstützen, eine Tagesstruktur zu finden, damit ein guter Die Familienhilfe PLus hilft Familien in schwierigen Lebenssitu- Zum Beispiel: Sie spielt mit den Kindern, hilft bei Schul-Aufgaben. Familienalltag gelingen kann“, erklärt Elisabeth Stocker. Dazu ationen und wird durch die niederösterreichische Kinder- und • beim Umgang mit Geld. gehöre unter anderem, den Eltern zu zeigen, wie ein Haushalt Jugendhilfe beauftragt. Am Beginn eines Einsatzes werden in organisiert und ein hygienisches Umfeld geschaffen wird oder einem gemeinsamen Gespräch von Seiten der Behörde, der Zum Beispiel: Sie erklärt, wie viel Geld da ist. welche Ernährung für Kinder am gesündesten ist. Sie begleitet fachlichen Leitung von Familienhilfe PLus, der Familienhelferin Und wie viel Geld die Familie ausgeben kann. die junge Mutter auch bei Amtswegen, gibt Erziehungstipps und der Familie selbst konkrete Ziele gesteckt. „In den fol- oder hört bei Beziehungsproblemen zu. Oft kann Hilfe ganz genden Monaten versuche ich Schritt für Schritt mit der Familie • Sie zeigt den Eltern, wie man einen Haushalt führt. einfach sein: dass jemand da ist, der auf die Kleinen schaut, an den Problemen zu arbeiten. Dabei zählen schon kleine • Sie macht Wochenpläne. Zum Beispiel: für Kochen, Waschen, Putzen damit die Mutter in Ruhe kochen kann. Oder duschen. Erfolge. Ich freue mich, wenn die Mütter und Väter lernen, wie 10 11
youngCaritas Solidarität ohne Kompromiss! Die youngCaritas ist Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die etwas bewegen möchten. Sie bietet zahlreiche unter- schiedliche Möglichkeiten, sich sozial zu enga- gieren und aktiv zu werden. Das Angebot reicht von informativen, interaktiven Workshops über kreatives Umsetzen von Ideen bis hin zu kleinen und großen sozialen Aktionen. So fand im Oktober 2018 bereits zum neunten Mal das Projekt „72 Stunden ohne Kompromiss“ von Katholischer Jugend, youngCaritas und Hitradio Ö3 statt, bei dem sich Hunderte Jugendliche mit viel Ehrgeiz freiwillig engagierten. So errichteten zum Beispiel die TeilnehmerInnen des Projektes „72 Stunden ohne Kompromiss” im Caritas-Wohnhaus für Men- schen mit Behinderungen in Loosdorf zwei „lebendige Weiden- tipis“. Im Frühjahr werden nun die Weidenruten, die im Herbst in den Boden gesteckt wurden, austreiben und den Menschen mit Behinderungen einen heimeligen Schattenplatz bieten. Jugendliche und junge Erwachsene können sich bei der youngCaritas außerdem als „Solidaritäterinnen” im actionPool engagieren. Im Jahr 2018 wurden von der youngCaritas 4.654 Jugendliche erreicht, 352 Workshops wurden in Schulen abge- halten. 12 13
nicht schafft, das kleine gemietete Haus finanziell wieder auf die Füße komme, ten, er will etwas tun, er will etwas leisten, Sozialberatung.Nothilfe sechs Monate durchzuheizen. Vor drei werde ich selbst spenden, das habe ich er will sich in die Gesellschaft einbringen. Ich habe mich geschämt, Jahren war Wolfgang Doleschall das mir ganz fest vorgenommen“, versichert 2021 kann er die Pension antreten, die erste Mal bei Martina Floh in der Caritas- Wolfgang Doleschall. drei Jahre bis dahin versucht er, durch- Sozialberatung.Nothilfe in Waidhofen/ Auf die Frage, wie es ihm dabei er- zukommen und positiv zu denken. Was Hilfe anzunehmen ... Thaya. Er hat alle Unterlagen offengelegt gangen ist, um Hilfe zu bitten, antwortet dann ist, was dann kommt, das weiß er und es war schnell klar: Das kann sich Wolfgang Doleschall: nicht … nicht ausgehen. Die Rechnung für das „Ja, man schämt sich, zur Sozialberatung Holz zum Heizen wurde ihm von der gehen zu müssen, Hilfe annehmen zu 6.995 Personen Caritas-Sozialberatung aus Spendenmit- müssen. Es soll keiner sehen, dass man wurden im Rahmen der In der Caritas-Sozialberatung.Nothilfe wurden 2018 insgesamt 6.995 teln bezahlt, auch Caritas-Gutscheine für dort hingeht. Noch schlimmer war es für Sozialberatung.Nothilfe Unterstüt- Beratungsgespräche geführt. Doch wer sind die Menschen, die in das carla Krems hat er erhalten. Im So- mich beim soma. Niemand sollte wissen, zung und Beratung gewährt, zialmarkt in Krems konnte er mit einem dass ich dort einkaufen muss, dass ich davon 1.995 Klientinnen und unsere Beratungsstellen kommen? Welche Schicksale stecken dahinter? Klienten und 5.000 mitbetroffene Einkaufspass Lebensmittel beziehen. froh bin, dort ein Brot um 50 Cent kaufen „Früher habe ich oft selbst dem carla zu können.“ Familienangehörige. Diese Perso- Wolfgang Doleschall ist 62 Jahre alt und geschieden. Er lebt Krems gespendet, Kleidung oder Möbel Mit einem Arbeitsplatz schaut es in Zu- nen erhielten Überbrückungshilfen alleine mit zwei Katzen im Waldviertel. Die familiäre Situation hingebracht. Nun gehe ich dorthin, um kunft für Herrn Doleschall eher schlecht im Wert von 558.967 Euro ist nicht ganz einfach, zu seiner Tochter hat er jedoch Kontakt. aus. Er versucht zurzeit, selbstständig für Wir besuchen ihn zu Hause, die Wohnung wirkt sauber und eine deutsche Firma auf Provisionsbasis aufgeräumt. Er bietet uns Kaffee und Butterkekse an. Die Katze «Es ist schwer noch eine als Vertreter zu arbeiten. Wenn er einen 71 Haushalte schmiegt sich während unseres Gesprächs eng an ihn, er Perspektive für sich zu fin- Verkauf abschließt und 100 oder 200 wurden zur Wohnungssicherung streichelt sie liebevoll. den, positiv zu bleiben und Euro verdient, wird das nachher wieder kostenlos beraten, davon konnten von der Mindestsicherung abgezogen. 65 Wohnungen gesichert werden noch Motivation zu finden.» Herr Doleschall ist gelernter Kaufmann, nach der Konsumplei- Unterm Strich bleibt also nicht mehr te in den 80er-Jahren hat er sich in der Werbe- und Messe- Wolfgang Doleschall Geld übrig. branche selbstständig gemacht. Das lief einige Zeit sehr gut, „Es ist schwer, noch eine Perspektive für 180 Kinder Wolfgang Doleschall konnte ein angenehmes Leben führen. mit Gutscheinen Kleidung oder Hausrat sich zu finden, positiv zu bleiben und aus sozial schwachen Familien Doch dann kam der erste Tiefschlag: Ein Kunde konnte nicht einzukaufen“, erzählt Herr Doleschall. Motivation aufzubringen. Viele, denen es erfuhren Lernbegleitung zahlen, eine beachtliche Summe Geld blieb aus. Danach war Erst vor Kurzem hat ihm Martina Floh so geht wie mir, geben auf“, hat Wolf- in den 5 Lerncafès Herr Doleschall in einem großen Verein angestellt, dieser ging wieder mit Gutscheinen für den OBI- gang Doleschall beobachtet. Eines hört jedoch in Konkurs. Es folgten Arbeitslosigkeit und Scheidung. Markt geholfen. Damit konnte er für den man im Gespräch mit ihm sehr deutlich Über das Arbeitsmarktservice wurde Wolfgang Doleschall gut Winter Holz zum Heizen einkaufen. „Die heraus: Sein größter Wunsch ist es, noch betreut. Eine Umschulung zum Zimmerer wurde ihm ermögli- Caritas hat mir sehr geholfen. Wenn ich einmal einen Job zu finden. Er will arbei- cht: für Herrn Doleschall ein wirklicher Neuanfang, und ein voll- kommen neuer Berufsweg. Anfangs hat es mit seinem neuen Job sehr gut funktioniert, auch Arbeit für einen Zimmerer war genug da. Dann bekam er allerdings gesundheitliche Probleme mit der Wirbelsäule und musste seinen Beruf aufgeben. „Aufgrund meines Alters habe ich bis heute keinen Arbeitsplatz Sozial-Beratung und Nothilfe Text in Leichter Sprache mehr gefunden. Seitdem halte ich mich mit der Mindestsiche- rung über Wasser. Es reicht allerdings hinten und vorne nicht“, Die Sozial-Beratung bietet Unterstützung für Menschen in einer Notlage. erzählt Wolfgang Doleschall. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Caritas beraten Menschen. Sein Auskommen hat er auf das absolute Minimum reduziert, Damit sich ihre Notlage verbessert. für Miete und Essen. Es sind keinerlei zusätzliche Ausgaben Diese Menschen können manchmal auch durch Geld unterstützt werden. möglich: keine Kleidung, keine Kultur, keine Freizeitaktivitäten. Manchmal borgt er sich Geld aus oder verrichtet kleine Arbei- Also blieb wieder nur der Weg zum Sozialamt. „Dort habe ich Zum Beispiel: Die Strom-Rechnung wird bezahlt, die Heiz-Rechnung wird bezahlt. ten, wie Ausmalen oder Gartenarbeit, zum Beispiel im Tausch vor drei Jahren auch erstmals von der Möglichkeit der Unter- Die Sozial-Beratung unterstützt Menschen, wie Wolfgang Doleschall. gegen einen gebrauchten Laptop. Außerdem baut er Gemüse stützung durch die Sozialberatung der Caritas erfahren, dass und Erdäpfel selbst an, um kein Essen kaufen zu müssen. ich es da mal versuchen könnte“, erinnert sich Wolfgang Dole- Wolfgang Doleschall ist in einer Notlage. „Vergangenes Jahr habe ich gedacht, ich schaffe es doch schall. „Davor habe ich das nicht gewusst. Ich habe die Caritas Er hat seinen Arbeitsplatz verloren. noch“, erzählt er weiter. „Ich hatte eine Jobzusage beim Hilfs- eher als internationale Hilfsorganisation wahrgenommen, Zum Und hat zu wenig Geld zum Leben. werk im Rahmen der Aktion 20.000. Ich war supermotiviert und Beispiel bei großen Katastrophen. Dass einem als Einzelperson glücklich, dass ich nun doch einen Job bis zur Pension haben im Kleinen auch geholfen wird, war mir nicht bewusst.“ Zum Beispiel: für die Heizung, für Kleidung würde. Einen Tag bevor der Vertrag unterzeichnet wurde, hat Ein großes Problem für Herrn Doleschall ist im Winter das Hei- Lebens-Mittel kauft er im Sozialmarkt. die Regierung die Aktion 20.000 gestrichen. Ich war am Boden zen. Deshalb wohnt er auch im Winter zeitweilig bei einer gut zerstört.“ bekannten Familie in einem anderen Ort, weil er es finanziell 14 15
Abneigung und Anschuldigungen gegen Begegnungen. „Natürlich kommt man in 563 Personen die Caritas gerechnet hat. Ganz im Haushalte, wo man sieht, dass es den haben an den Veranstaltungen Gegenteil, hat doch eines der Kinder Menschen hier nicht so gut geht, dass (Studientage, Vorträge) der der Familie sogar eine Ausbildung an Unterstützung notwendig ist“, berichtet PfarrCaritas teilgenommen einer Caritas-Schule absolviert. „Bei Monika Langgassner. „Diese aufmerk- der ersten derartigen Begegnung war samen Rückmeldungen mit der Bitte ich schon vor den Kopf gestoßen und noch einmal genauer Nachschau zu 390 Personen wusste nicht recht, wie ich jetzt reagieren halten, erhalte ich von unseren Haus- haben an den Weiterbildungen zum soll“, erzählt Monika Langgassner. Von sammlerinnen und Haussammlern immer Besuchsdienst teilgenommen einem angeblichen Managergehalt des wieder. Dann können wir auch mit dem Caritas-Präsidenten und Bereicherung Geld aus der Haussammlung wieder durch Spendengelder war da die Rede. direkt vor Ort helfen und den Betroffenen 564 TeilnehmerInnen „Alles Gerüchte, die gut entkräftet werden unter die Arme greifen. Manchmal hilft bei Veranstaltungen können. Seit Kurzem auch durch den auch einfach nur ein gutes Gespräch.“ zur Haussammlung neuen Folder ‚Verschenkt die Caritas Größte organisatorische Herausforde- rung für die Pfarren bleibt aber trotzdem, «Natürlich kommt man in neue SammlerInnen zu finden, um die Rund 4.000 Freiwillige Haushalte, wo man sieht, Caritas-Haussammlung auch für die haben sich bei der Caritas- dass es den Menschen hier Zukunft zu sichern. Das bestätigt auch Haussammlung engagiert Monika Langgassner: „Manche hören nicht so gut geht, dass Un- aus Altersgründen auf, andere heiraten terstützung notwendig ist.» weg. Noch können wir genügend Per- Monika Langgassner sonen finden und zum Sammelngehen motivieren, weil es ein engagiertes Team Einhörner?’, den alle HaussammlerInnen in der Pfarre gibt.“ Denn es hängt immer erhalten”, zeigt sich Frau Langgass- auch ganz stark von dem Engagement PfarrCaritas ner für die diesjährige Haussammlung einzelner Personen ab, ob die Haus- Begegnungen sammeln motiviert. sammlung gelingt und als Bereicherung Darüber hinaus gibt es auch sehr be- in der Pfarre empfunden wird. rührende und nachdenklich stimmende Die Caritas-Haussammlung ist eine der größten Spendenaktionen für Menschen in Not in Niederösterreich. In den Monaten Juni und Juli Caritas in der Pfarre Text in Leichter Sprache machen sich rund 4.000 Haussammlerinnen und Haussammler aus niederösterreichischen Pfarren auf den Weg und bitten um eine Spende. Für die Pfarr-Caritas arbeiten Frauen und Männer in den Pfarren. Das Geld, das bei der Haussammlung gesammelt wird, wird sammeln gehen“, freut sich Frau Langgassner. Die Leute seien Sie setzen sich für die Menschen in ihrem Wohnort ein. direkt in Niederösterreich verwendet und ermöglicht der allerdings schon kritischer geworden, böswillige Gerüchte über Zum Beispiel: für arme Menschen, für einsame Menschen, für alte Menschen Caritas, bedürftigen Menschen in ganz Niederösterreich Hilfe die Caritas hielten sich hartnäckig. „Es gelingt mir aber ganz anzubieten. gut, mich auf die Füße zu stellen und diese Gerüchte zu ent- Sie arbeiten freiwillig in den Pfarren. Monika Langgassner ist Haussammlerin in der Pfarre Johan- kräften und mit Argumenten entgegenzutreten“, weiß Monika Freiwillig heißt, sie verlangen kein Geld für ihre Arbeit. nesberg im Wienerwald und eine hoch engagierte Frau. Das Langgassner. „Andererseits gibt es aber auch viele Menschen, Die Freiwilligen machen 1 Mal im Jahr eine Haus-Sammlung. merkt man schon wenige Minuten nach dem Kennenlernen. die schon auf die Haussammler und Haussammlerinnen warten Das erste Mal „haussammeln“ ging sie schon als junges Mäd- und sich auf ein gutes Gespräch freuen.“ Sie gehen in den Pfarren von Haus zu Haus. chen während der Schulzeit. Ab 1989 hat sie als Pfarrsekretärin „Wieder zu den Menschen direkt nach Hause zu kommen und Sie sammeln Geld für Menschen in Niederösterreich, die Hilfe brauchen. und Mitglied des Pfarrcaritas-Kreises ihrer Pfarre die Haus- sich zu erkundigen, wie es geht oder ob es vielleicht Pro- sammlung mit Ausgabe der Listen, Einteilung der Haussamm- bleme gibt, zählt für mich zu den schönsten Momenten bei Und führen viele Gespräche bei den Haus-Sammlungen. lerInnen etc. organisiert. Seit fünf Jahren geht sie wieder selbst der Haussammlung. Manchmal ist sogar schon der Tisch zum Die Freiwilligen erkennen durch die Gespräche, wann jemand Hilfe braucht. von Tür zu Tür und ist mit großem Elan dabei. Dazu entschlos- Kaffeetrinken gedeckt“, erzählt Frau Langgassner. „Denn der sen hat sie sich nach dem Tod ihrer Mutter, die selbst über Kirchenbesuch wird generell weniger, man sieht sich ja nicht Und bieten diesen Menschen Hilfe an. viele Jahre begeisterte Haussammlerin war. „Diese Tradition mehr so oft und weiß nicht, ob es der Person vielleicht gerade Das ist eine ganz wichtige Unterstützung für viele Menschen. wollte ich unbedingt fortsetzen“, betont Monika Langgassner. nicht so gut geht.“ Deshalb ist es wichtig, dass viele Freiwillige die Haus-Sammlungen machen. „Die Haussammlung funktioniert in unserer Pfarre im ländlichen Leider gibt es aber auch Begegnungen, die nicht so an- Raum sehr gut. Es gibt ein engagiertes Team und zum Glück genehm verlaufen. In Erinnerung ist Frau Langgassner ein Viele Pfarren suchen Freiwillige für die Haus-Sammlungen. noch genügend Pfarrmitglieder, die gerne für die Caritas haus- Besuch bei einer Familie, bei der sie gar nicht mit so viel 16 17
Menschen mit Behinderungen Gemeinsam wachsen können Die Caritas St. Pölten betreut und begleitet in 15 Werkstätten,16 Wohnhäusern, in teilbetreuten und begleiteten Wohngemeinschaften, mit der Wohnassistenz, in Recyclingbetrieben und in carlas (Secondhand-Läden) rund 1.000 Men- schen mit kognitiver Beeinträchtigung. Seit mehr als 40 Jahren bemühen sich Betreuer und Betreu- erinnen um eine Atmosphäre des Wohlfühlens und darum, Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen. Sie versuchen, die Bedürfnisse der Menschen mit Beeinträchtigung zu verstehen, und begleiten sie auf ihrem Weg. Das vorrangige Ziel ist es, dass Menschen mit Behinderungen sich in ihren vier Wänden zu Hause fühlen und auch mit dem Arbeitsangebot zufrieden sind. Sie sollen ihr Leben gestalten, soziale Beziehungen leben, wachsen, sich entwickeln können. Die Geschwister Jaqueline und Patrick Harm, beide Ende 20, leben seit einigen Jahren im Caritas-Wohnhaus in Kirchberg und arbeiten in der Caritas-Werkstatt Obergrafendorf. Beide haben von Geburt an das sogenannte Angelman-Syndrom und sind dadurch kognitiv sowie körperlich beeinträchtigt. Stürmisch werden wir von ihnen bei unserem Besuch in der Werkstatt Obergrafendorf begrüßt. Ihre Ausdrucksweise ist in erster Linie nonverbal, also ohne verbale Sprache. Sie lachen und gestikulieren heftig, zeigen so ihre Emotionen und auch Freude. Mit großer Begeisterung führen sie uns mit Betreuer Florian Daxböck an ihren Arbeits- platz. Hier zeigen sie uns, wie sie Kupfer aus dicken Kabeln heraustrennen. „Jeden Tag kommen Jaqueline und Patrick Harm kurz nach 8 Uhr mit einem Fahrtendienst vom Wohnhaus in Kirchberg in die Werkstatt Obergrafendorf“, erzählt Florian Daxböck. Gemein- sam mit einem Betreuer arbeiten sie dann in verschiedenen Bereichen, wo sie zum Beispiel Kabel zerlegen oder auch Kirschkernkissen befüllen. Auch Menschen mit einer schweren 18 19
Behinderung sollen ein passendes Arbeitsangebot bekommen. Wohnhäusern. „Nach der Ankunft ist es wichtig, dass Jaque- 317 Frauen und Männer Sie sollen je nach ihren Interessen entscheiden, was sie tun line und Patrick zur Ruhe kommen“, erzählt Christina Pußwald, leben in 17 Wohnhäusern für möchten. „Besonders Patrick ist an allen technischen Tätig- Leiterin des Wohnhauses in Kirchberg. „Sie können sich selbst Menschen mit Behinderungen keiten sehr interessiert, am liebsten mit Werkzeug oder kleinen aussuchen, wie sie ihre Freizeit verbringen wollen, sei es mit Maschinen, wie der Holzschleifmaschine oder dem Papier- einem Spiel oder sie rasten sich einfach aus.“ Gemeinsam 176 Frauen und Männer schredder“, weiß Florian Daxböck. „Pausen sind während der werden dann bei Bedarf auch Einkäufe erledigt oder ein Spa- werden durch die Arbeit sehr wichtig, denn die Konzentration kostet viel Kraft ziergang unternommen. „Besonders wichtig für Patrick und Ja- Wohnassistenz begleitet und die Aufmerksamkeitsspanne ist eher kurz.“ Dafür gibt es in queline ist ein geregelter und nachvollziehbarer Tagesablauf“, allen Räumen der Werkstatt Rückzugsmöglichkeiten, wie eine betont die Wohnhausleiterin. Gegen 18 Uhr bereiten Jaqueline 737 Frauen und Männer Couch zum Ausrasten, ein Tablet mit Kopfhörer zum Musikhö- und Patrick Harm ihr Abendessen zu. Was sie gerne essen arbeiten in 15 Werkstätten für ren. Nach dem Mittagessen finden am Nachmittag basale An- möchten, bestimmen sie selbst. Nach der Körperpflege am Menschen mit Behinderungen gebote statt oder gemeinsames Ballspielen oder man verbringt Abend verbringen beide ihre Zeit am liebsten vor dem Fernse- etwas Zeit im Garten. her bei einem Film. Dieser bildet dann auch den Abschluss des 94 Frauen und Männer Ab 15 Uhr beginnen wieder die Fahrtendienste zurück zu den Tages. sind in 3 Recyclingbetrieben beschäftigt dabei über ein hohes Maß an Kompe- wohl zu Hause, im Wohnhaus und auch tenz”, so Christina Pußwald. „Im Konflikt- in der Werkstatt. Für die Caritas ist es 15 Frauen und Männer fall unterstützen wir die BewohnerInnen, wesentlich, dass wir die Klientinnen und mit Beeinträchtigung arbeiten in vermitteln und bieten Gespräche an!“ Klienten bei der Verfolgung ihrer eigenen den carlas Krems und Vitis Jedes zweite Wochenende verbringen Lebensziele, Wünsche und Vorstellungen Jaqueline und Patrick Harm zu Hause begleiten und unterstützen. Das Ziel ist 588 Veranstaltungen bei ihren Eltern. Darauf freuen sie sich es, ein Klima des Vertrauens, der Wärme im Rahmen des Freizeit- immer ganz besonders. „Gemeinsam und der Geborgenheit sicherzustellen, angebotes „Treffpunkt” werden dann die Großeltern besucht sodass es für jede Bewohnerin und oder ein Ausflug mit dem Dreirad unter- jeden Bewohner möglich ist, sich zu 803 TeilnehmerInnen nommen“, erzählt die Mutter Johanna entwickeln, zu wachsen, sich zu entfal- an 88 Bildungsveranstaltungen Harm. „Manchmal gehen wir auch auf ten. Und einer Arbeit nachzugehen, die eine Musikveranstaltung, denn Mu- erfüllt, Erfahrungen und Kontakte ermög- sik liebt Patrick sehr“, so Frau Harm. licht und Freude bereitet. Jaqueline und Patrick Harm fühlen sich Wir gehören dazu Text in Leichter Sprache Wohnen, Arbeit, Freizeit und Bildung sind für alle Menschen wichtig. Auch für Menschen mit schwerer Behinderung. Menschen mit Behinderungen sollen: • so leben können, wie sie es möchten. • über ihr Leben selbst bestimmen. Jedes Wohnhaus hat auch ein eigenes Freizeitangebot, darü- • überall dabei sein können. «Nach der Ankunft im Wohnhaus ist ber hinaus gibt es auch den „Treffpunkt“. Hier wird ein buntes es wichtig, dass Jaqueline und Patrick Programm geboten mit Ausflügen, Museumsbesuchen, Koch- • nicht benachteiligt werden. zur Ruhe kommen. Sie können sich nachmittagen oder Tanzworkshops. Jaqueline Harm nimmt seit Menschen mit Behinderungen brauchen oft Unterstützung im Alltag. Kurzem besonders gerne am Schwimmnachmittag teil. Auch selbst aussuchen, wie sie gerne ihre Zum Beispiel: beim Wohnen, bei der Arbeit, in der Freizeit ein Kurzurlaub in Wien ist für Sommer geplant. Patrick Harm Freizeit verbringen wollen, hat letztes Jahr an einem Sommerurlaub des Wohnhauses in Bei der Caritas bekommen Menschen mit Behinderungen sei es mit einem Spiel oder sie rasten Wienerbruck teilgenommen. die Unterstützung, die sie brauchen. sich einfach aus. Besonders wichtig Wichtig ist auch, stets die Gesundheit der BewohnerInnen im Wir haben verschiedene Angebote. Blick zu haben, dazu gehören Bewegung und Sport. „Da wür- ist ein geregelter und nachvollziehbarer Tagesablauf.» de ich mir mehr Angebote für meine Kinder wünschen“, meint Zum Beispiel: Arbeiten in Werkstätten, Wohnen in Wohnhäusern, Johanna Harm, die Mutter von Jaqueline und Patrick. Das Zusammenleben im Wohnhaus fordert aber auch Rück- Urlaubs-Angebote, Bildungs-Angebote Christina Pußwald sichtnahme und Verständnis. „Die BewohnerInnen verfügen 20 21
Menschen mit psychischen Erkrankungen Kinder sind auch Angehörige! Wenn Klara morgens nicht von ihrer Mama geweckt wird, bekommt sie ein mulmiges Gefühl im Bauch. Sie sucht nach ihrer Mama und findet sie müde und traurig im Bett. Auf ihre Frage, warum die Mama so traurig ist, bekommt sie wie immer keine Antwort. Sie geht zurück in ihr Zim- mer, zieht sich an und geht allein zur Schule ... Heute weiß Klara, dass ihre Mama an einer Depression erkrankt ist. Trotz- dem fällt es ihr sehr schwer zu verstehen, warum gerade ihre Mama nicht mit ihr spielen kann und sie nicht in den Arm nimmt oder mit ihr kuschelt. Mittlerweile hat sie eine gute Freundin gefunden, der sie sich anvertrauen kann und deren Familie Klara gern aufnimmt, wenn es der Mama einmal wieder sehr schlecht geht. In solchen oder ähnlichen Situationen befinden sich Kinder, deren El- ternteil an einer psychischen Erkrankung leidet. Sie sind Kinder wie alle anderen, werden aber im alltäglichen Leben mit Herausforderungen kon- frontiert, die sie stark belasten. Sie nehmen das veränderte Verhalten der Mutter oder des Vaters wahr, finden aber keine Erklärungen, sind verunsi- chert und mit ihren Ängsten oft alleingelassen. Zusätzlich wollen sie ihren Eltern helfen und übernehmen Aufgaben innerhalb der Familie, die sie überfordern und in weiterer Folge selbst erkranken lassen. Das Projekt „Kinder psychisch kranker Eltern“ (KIPKE) ist seit 2010 in allen drei Versorgungsregionen (Mostviertel, Waldviertel, Zentralraum) präsent. Mit diesem Angebot setzt sich die Caritas das Ziel, Kinder aus betrof- fenen Familien bei der Bewältigung ihrer momentanen Lebenssituation kindgerecht zu unterstützen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Stärkung des Selbstwertes und die Entlastung der Kinder von Schuld- und Schamgefühlen sowie die kindgerechte Aufklärung und Beratung über die familiäre Situation. 2018 haben wir 196 Kinder aus 152 Familien betreut. Höhepunkt seit vielen Jahren ist das KIPKE-Sommercamp: Als Erweiterung der Unterstützungsleistung bieten wir jährlich ein Sommer- camp für ca. 25 Kinder von 8 bis 15 Jahren an. Mit Hilfe spezieller Traine- rInnen und Trainer (Outdoor- und Gestaltpädagoginnen und -pädagogen Psychologinnen und Psychologen) werden die Tage aufregend und ab- wechslungsreich gestaltet. Bei Kreativworkshops sowie Outdooraktivitäten können die Kinder ihre verborgenen Talente entdecken, eigene Stärken erkennen und positive Energie tanken. 22 23
Menschen mit psychischen Erkrankungen 2.947 KlientInnen Daheim würde mir die wurden vom PsychoSozialen Dienst betreut 827 KlientInnen Decke auf den Kopf fallen … besuchten den Club Aktiv an 12 Standorten 1.757 Menschen mit Seit 30 Jahren bietet die Caritas der Diözese St. Pölten mit dem Suchterkrankungen Club Aktiv einen Treffpunkt und ein Freizeitangebot für Menschen sowie ihre Angehörigen fanden Beratung und Unterstützung mit psychischen Problemen und Erkrankungen. 137 betreute KlientInnen 835 Personen haben im Jahr 2018 regelmäßig den Club Aktiv Akansu. „Alle freuen sich schon auf das Werken in der Küche «Der Club ist unglaublich zum Beispiel kleine Wanderungen in der in der Wohnassistenz an zwölf Standorten in der Diözese St. Pölten besucht, viele und das anschließende gemeinsame Essen.“ Die Programme Umgebung, Baden am See im Sommer wichtig für mich und ich von ihnen täglich. Der Club Aktiv bietet für Menschen mit psy- des Clubs Aktiv werden von den BesucherInnen gemeinsam oder ein Besuch am Leopoldi-Kirtag in 64 KlientInnen chischen Erkrankungen einen Rahmen, um zwischenmensch- mit den Clubmitarbeiterinnen Christine Stanzl-Akansu und komme total gerne hierher. Melk“, erzählt Markus Sieber. Für den im PsychSozialen Wohnhaus Pau- liche Beziehungen zu pflegen, zu lernen und zu wachsen. Barbara Smek geplant. Das Angebot gründet sich auf der Hier habe ich immer heurigen Sommer bieten alle zwölf Clubs dorf und im PsychSozialen Einer dieser Clubbesucher ist Markus Sieber. Er kommt seit Alltagswelt seiner BesucherInnen und strebt nach einer Norma- jemanden zum Reden.» gemeinsam im Juni einen Urlaub nach Wohnhaus Zwettl 2017 regelmäßig in den Club Aktiv in St. Pölten. Davor war er lisierung. „Der Club stellt einen sehr wichtigen Baustein in der Kroatien an, der Club Aktiv St. Pölten Markus Sieber längere Zeit im Landesklinikum Mauer wegen einer Psychose sozialpsychiatrischen ambulanten Rehabilitationskette dar, wirkt ermöglicht auch, drei Tage im Burgen- 81 KlientInnen in stationärer Behandlung. regional und niederschwellig“, erklärt Christine Stanzl-Akansu. land zu verbringen. „Mitfahren kann, wer in der PsychoSozialen Tagesstätte Markus Sieber ist 42 Jahre alt und gelernter Großhandels- Von Montag bis Freitag steht der Club täglich vier Stunden all Jede und jeder kann sich im Club frei möchte“, sagt Christine Stanzl-Akansu. Zwettl und in der PsychoSozialen kaufmann. Seinen Beruf kann er im Moment noch nicht wieder jenen zur Verfügung, die psychische Probleme haben, alleine einteilen, wie sie oder er die Zeit verbrin- „Aufgrund der finanziellen Situation Tagesstätte Paudorf ausüben, umso wichtiger sind für ihn die sozialen Kontakte, die sind und ohne Hilfe nicht mehr aus der Isolation kommen. gen möchte. Dennoch hat jeder Tag sein unserer ClubbesucherInnen schauen wir ihm der Club Aktiv bietet. „Der Club ist unglaublich wichtig für Markus Sieber hilft gerne beim Zwiebel und Gemüseschneiden. eigenes Motto. „Am Montag veranstalten auch, dass die Urlaube eher einfach und 10.237 Personen mich und ich komme total gerne hierher“, betont er. „Hier habe Erdäpfelgulasch für 14 Personen wird heute zubereitet. Darauf wir immer ein Café, am Donnerstag ist sehr kostengünstig sind.“ in der Familienberatungsstelle ich immer jemanden zum Reden. Daheim würde mir sonst haben sich die ClubbesucherInnen davor geeinigt und schon immer Spielenachmittag, am Freitag Mittlerweile sind im Clubraum Zwie- Rat und Hilfe betreut die Decke auf den Kopf fallen.“ Gemeinsam mit den anderen den Einkauf erledigt. Zwischendurch gönnt sich Herr Sieber im- gibt’s immer ein gemeinsames Frühstück, bel, Erdäpfel und das Gemüse fertig BesucherInnen wird heute im Club gekocht. „Das ist immer so mer wieder eine kleine Pause und zieht sich in einen anderen aber darüber hinaus gibt es auch kreativ- geschnitten. Markus Sieber röstet schon an einem Mittwoch“, erklärt Clubkoordinatorin Christine Stanzl- Raum zum Spielen am Wuzzlertisch zurück. therapeutische Angebote wie Töpfern die Zwiebel an, bald kann das Erdäpfel- oder kognitives Training“, erklärt Clubko- gulasch gemeinsam genossen werden. ordinatorin Stanzl-Akansu. „Besonders „Mir taugt das Kochen am Mittwoch, ich abwechslungsreich für mich sind die freu mich schon aufs Essen“, strahlt Mar- regelmäßigen Ausflüge, die wir machen: kus Sieber über das ganze Gesicht. Club Aktiv – Gemeinschaft erleben Text in Leichter Sprache Bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung ist die Seele krank. Sie fühlen sich schlecht und haben keine Freude mehr am Leben. Sie können nicht am Leben teilnehmen und sind oft einsam. Der Psychosoziale Dienst der Caritas hilft diesen Menschen. Durch Gespräche und Therapien. Im Club Aktiv kann man mit anderen Betroffenen die Freizeit verbringen. Es gibt jeden Tag ein Programm. Zum Beispiel: gemeinsam kochen, spielen, töpfern, Ausflüge Menschen sollen dadurch wieder Freude am Leben haben. Und sich nicht mehr alleine fühlen. 24 25
habe meinen Unterhalt immer selbst ver- von Konzentrationsproblemen durch die da mir mein Körper und meine Psyche dient, wollte nie abhängig sein“, erzählt psychische Erkrankung nicht ablegen. immer wieder einen Strich durch die Martina Lienemann. „Ich habe versucht, Im Oktober 2018 erhält Frau Lienemann Rechnung gemacht haben“, sagt Frau etwas weniger zu arbeiten, ein kleineres dank ihrer großen Hartnäckigkeit einen Lienemann. „Ich denke in kleinen Schrit- Gebiet zu betreuen. Aber es hat nicht Platz im Arbeitstrainingsprogramm in der ten positiv vorwärts, eines nach dem funktioniert, denn ich habe mir dauernd BBO. „Sie hat sich für alle vier Arbeits- anderen. Ein Schritt nach dem anderen, selbst Druck gemacht.“ Als sie erfährt, bereiche Bügelservice, Copyservice, so möchte ich mir mein Leben wieder dass ihr Bruder tödlich verunglückt Fertigung und Verkauf beworben und aufbauen.“ ist, war der nächste Zusammenbruch sich auch immer wieder telefonisch absehbar. Weitere stationäre Aufenthalte gemeldet“, erinnert sich Carina Membir, 805 Menschen mit Leiterin der BBO. Denn für die Arbeits- Beeinträchtigungen «Für wirklich lange Zeit zu trainingsprogramme gibt es eine lange wurden von der Arbeitsassistenz planen, habe ich mir aber Warteliste, da es kaum Einrichtungen bei der Jobsuche begleitet dieser Art in Niederösterreich gibt. abgewöhnt, da mir mein Martina Lienemann fühlt sich hier sehr 120 KlientInnen Körper und meine Psyche wohl und kommt mit allen gut aus. Elf wurden durch Jobcoaching am immer wieder einen Strich Stunden pro Woche arbeitet sie zurzeit Arbeitsplatz begleitet durch die Rechnung im Bügelservice. „Das genügt für mich gemacht haben.» vorerst auch“, erzählt Martina Lienemann. 195 jugendliche „Und es geht mir gut damit, da der Druck KlientInnen Martina Lienemann der Wirtschaft am freien Arbeitsmarkt wurden durch die Berufsausbil- hier nicht spürbar ist. Ich muss aller- dungsassistenz in der integrativen folgen. Den Kredit für ihr kleines Haus dings noch lernen, auf meinen Körper Lehrausbildung begleitet kann Frau Lienemann mittlerweile nicht besser zu hören und bewusst Pausen mehr bedienen. Die Schulden häufen einzulegen. Denn schnell wäre ich 1.084 Jugendliche sich, es folgen der Privatkonkurs und wieder in meinem alten Arbeitsmuster, durch Jugendcoaching begleitet ein Leben am absoluten Minimum. alles so schnell wie möglich erledigen zu Berufliche Integration Über das Arbeitsmarktservice besucht wollen, drinnen.“ 66 KlientInnen Martina Lienemann eine Umschulung zur Im Arbeitstrainingsprogramm der BBO erhielten Arbeitstraining in der Ein Schritt nach dem anderen IT-Technikerin. Die praktische Prüfung im Anschluss ist kein Problem, die theoretische Prüfung kann sie aufgrund kann Martina Lienemann für drei Jahre bleiben. „Für wirklich lange Zeit zu planen, habe ich mir aber abgewöhnt, Einrichtung Beschäftigung und Berufsorientierung (BBO) Arbeit und Beschäftigung sind ein wichtiger Aspekt, wenn es um gesellschaftliche Teilhabe geht. Seit mehr als zwei Jahrzehnten bietet die Caritas St. Pölten professionelle Beratung, Begleitung und Beschäftigung für Jugendliche und Arbeit und Beschäftigung Text in Leichter Sprache Erwachsene mit gesundheitlichen Einschränkungen bzw. Behinderungen an. Menschen mit psychischer Erkrankung oder einer Beeinträchtigung finden schwer einen Arbeitsplatz. In Summe wurden 2018 von der Beruflichen Integration ten arbeitet die 54-Jährige nun im BBO im Bereich Bügelser- Die Berufliche Integration der Caritas hilft diesen Menschen. der Caritas St. Pölten 2.270 Personen bei der Arbeits- bzw. vice. Hier wird im Auftrag privater Kundinnen und Kunden die Ausbildungssuche sowie am Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz Bügelwäsche mit Abhol- und Zustellservice erledigt. Diese Es gibt eine Einrichtung in St. Pölten. begleitet. Eines der Angebote der Beruflichen Integration ist Aufträge ermöglichen den TeilnehmerInnen Arbeitstraining und Die Einrichtung heißt: Beschäftigung und Berufs-Orientierung. die Beschäftigungs- und Berufsorientierungseinrichtung BBO auch einen Zuverdienst in einem betriebsähnlichen Umfeld. in St. Pölten. Hier können sich Menschen mit psychischen Viele Jahre war Martina Lienemann im Handel tätig und in ganz Die Abkürzung ist BBO. Im BBO werden Menschen unterstützt. Erkrankungen auf einen Wiedereinstieg in das Berufsleben Österreich unterwegs. Sie hat Filialen verschiedener Handels- Sie können dort ein Arbeits-Training machen. Für höchstens 3 Jahre. vorbereiten. ketten aufgebaut. Zuletzt hat sie in Geschäften und großen Sie können so viele Stunden arbeiten, wie sie schaffen. Betriebsnahes Arbeitstraining in vier Geschäftsfeldern sowie Baumärkten Waren aus dem Zoofachhandel verkauft. Oft bis sozialpädagogische Begleitung und Trainings fördern nicht nur zu 60 Stunden in der Woche war sie mit dem Auto im östlichen Danach sollen sie wieder eine Arbeit in einer Firma finden und angestellt sein. die Arbeitsfähigkeit, sondern stärken auch das Selbstvertrauen Österreich unterwegs, immer mit dem Anspruch, alles pünkt- Dabei helfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beruflichen Integration. und persönliche Kompetenzen. Vermittlungsorientierte Integra- lich und perfekt erledigen zu wollen. Pausen hat sich Frau tionsbegleitung hilft zudem bei der Arbeitsplatzsuche. Lienemann nur ungern gegönnt. Eine enorme Belastung, die Im BBO gibt es verschiedene Arbeits-Angebote: Aber auch Menschen, deren Gesundheitszustand eine Vermitt- irgendwann zu viel wurde. Als private Probleme hinzukommen, Zum Beispiel: Bügel-Service, Verkauf, Copy-Service lung in den Arbeitsmarkt derzeit ausschließt, finden in der BBO bricht sie psychisch zusammen. Es folgt ein mehrwöchiger nach einem flexiblen Zeitmodell, das der Belastbarkeit der/des stationärer Aufenthalt in einer Klinik, anschließend Therapie. Das Copy-Service ist ein Geschäft. Einzelnen angepasst ist, Beschäftigung. Martina Lienemann ist „Natürlich habe ich versucht, wieder arbeiten zu gehen, der Dort kann man zum Beispiel: Texte kopieren, Verschiedenes drucken lassen eine Mitarbeiterin dieses Arbeitsprogrammes. Seit vier Mona- Wille und der Wunsch nach Selbstbestätigung sind ja da. Ich 26 27
Sie können auch lesen