Nichtkonventionelles Öl und Gas - Folgen für das globale Machtgefüge - Stiftung Wissenschaft und ...

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Nichtkonventionelles Öl und Gas –
Folgen für das globale Machtgefüge
Kirsten Westphal

Die USA könnten weitgehend unabhängig von Energie-Importen werden. Dies läuft
dem globalen Trend zuwider, denn die großen Verbraucherländer Europas ebenso wie
China und Indien sehen steigenden Einfuhrabhängigkeiten bei den fossilen Energie-
trägern entgegen. Handelsströme und Versorgungssicherheitslage(n) verändern sich
dadurch. Zudem unterscheiden sich die Energiepfade mit Blick auf den Energiemix
weltweit, aber auch im OECD-Raum immer mehr. Momentan verschafft der Zugang zu
unkonventioneller Energie den USA einen globalen Wettbewerbsvorteil. Das hat weit-
reichende Auswirkungen auf das ökonomische und geopolitische Machtgefüge. Russ-
land als ehemals unverzichtbarer Energieriese und die Produzenten der OPEC müssen
sich an die neue Marktsituation anpassen. Dabei bestehen enorme Ungewissheiten,
wie sich die neue Weltkarte für Energie zusammenfügen wird.

Der World Energy Outlook (WEO) 2012 der                           mit dem Gasgiganten Russland aufgeschlos-
Internationalen Energieagentur (IEA) prog-                        sen haben. Im kommenden Jahrzehnt sollen
nostiziert tiefgreifende Veränderungen in                         sie auch beim Erdöl in die Riege der großen
der globalen Energielandschaft. Auf dem                           Produzenten Saudi-Arabien und Russland
amerikanischen Energiemarkt hat sich                              aufsteigen. Die Vereinigten Staaten, die der-
während der letzten Jahre eine »Revolu-                           zeit noch knapp 20 Prozent ihres Energie-
tion« vollzogen. Auslöser war eine techno-                        bedarfs importieren, können netto dann
logische Neuerung – die Kombination des                           (fast) zum Selbstversorger werden.
Hydraulic Fracturing (Fracking) mit der
Weiterentwicklung des horizontalen Boh-
rens. Damit wird es möglich, auch jene Öl-                        Schiefergas-Boom in den USA …
und Gasvorkommen zu erschließen, die in                           Das Fracking verbesserte die Energiesitua-
dichtem Gestein eingeschlossen sind. Dies                         tion in den USA dramatisch und ließ die
geschieht unter Einsatz von hohem Wasser-                         Preise purzeln. Binnen weniger Jahre ist die
druck, Stützmitteln wie Quarzsand und                             US-Gasproduktion um ein Viertel gestiegen
einem Chemikaliengemisch. Die dadurch                             – auf 690 Milliarden Kubikmeter 2011. Ent-
ausgelöste »Schiefergas-Wende« führte da-                         sprechend sind die Importe vor allem von
zu, dass die USA bei der Erdgasproduktion                         verflüssigtem Erdgas (LNG) gesunken. Beein-

Dr. Kirsten Westphal ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Globale Fragen                            SWP-Aktuell 16
                                                                                                                         Februar 2013

                                                                                                                                    1
druckend ist auch der Preisverfall: Kostete     Damit müsste künftig fast die Hälfte der
                 eine Million British Thermal Unit (MBtu)        globalen Förderung auf nichtkonventio-
                 Mitte 2008 noch 13 US-Dollar, so waren es       nelles Gas entfallen.
                 Mitte 2012 nur noch rund zwei US-Dollar.           International stellt sich die Frage nach
                    Gas ist mithin gegenüber der Kohle wett-     der Wiederholbarkeit des US-Booms, sowohl
                 bewerbsfähig geworden und findet ver-           was die verfügbaren Mengen als auch was
                 stärkt seinen Weg in die Stromerzeugung.        den Preisrückgang betrifft. Zu bedenken ist,
                 Die USA haben so im Stromsektor ihre            dass in den USA das Umfeld einzigartig
                 Emissionen signifikant gesenkt. Wenn man        war. Dazu gehörten die politischen und
                 allerdings die gesamte Produktionskette         rechtlichen Rahmenbedingungen, Investi-
                 einbezieht, trübt sich das Bild ein. So hat     tionssicherheit, Verfügbarkeit von Gerät
                 auch Amerikas Umweltbehörde EPA erst-           und Dienstleistungen sowie ein entwickel-
                 mals die Öl- und Gasindustrie als zweit-        ter Gasmarkt, eine ausgebaute Infrastruk-
                 größten Emittenten von Treibhausgasen           tur, ein liquider Umschlagplatz und die
                 in den USA benannt. Zugleich steigen die        Nähe zum Konsumenten. Besonders attrak-
                 Opportunitätskosten für erneuerbare Ener-       tiv ist die Ausbeutung für jene Länder, die
                 gien, was deren Ausbau bremsen könnte.          einen hohen Eigenbedarf haben. China,
                    Weiter gibt es Anzeichen dafür, dass die     Argentinien und Südafrika besitzen ent-
                 Bugwelle beim Erdgasaufkommen erst ein-         weder höhere oder mit den USA vergleich-
                 mal gebrochen ist. Der Spotpreis am Um-         bare Gasvorkommen. Aber auch große kon-
                 schlagplatz Henry Hub in Louisiana liegt        ventionelle Produzenten wie Russland und
                 nämlich für die zumeist kleinen Erzeuger        Mexiko verfügen über erhebliches Poten-
                 unter ihren Produktionskosten. Viele Boh-       tial. In Europa ragen Frankreich, Polen und
                 rungen sind beim Preis von rund drei US-        die Ukraine heraus. In Polen haben Erkun-
                 Dollar/MBtu im Februar 2013 nicht mehr          dungen allerdings schon enttäuscht, und
                 profitabel, denn die Gewinnschwelle liegt       Firmen zogen sich zurück. Auch der hohe
                 bei etwa fünf bis acht US-Dollar/MBtu. Folge    Wasserverbrauch, der zur Förderung nötig
                 ist, dass sich die Aktivitäten ins Ölgeschäft   ist, fehlende Infrastruktur und der Mangel
                 verlagern. Das aber hat den Preisdruck          an Serviceunternehmen könnten sich als
                 nochmals verstärkt, weil bei vielen Ölboh-      bremsende Faktoren erweisen, etwa in
                 rungen Gas als Nebenprodukt anfällt, das        China. Ob, wo und in welchem Ausmaß
                 zusätzlich auf den Markt geworfen wird.         eine Schiefergas(r)evolution stattfinden
                 Derzeit organisiert sich das US-Gasgeschäft     wird, hängt zudem entscheidend von der je-
                 neu. Die großen Internationalen Ölkonzer-       weiligen Beurteilung der Umweltrisiken ab.
                 ne, die nun verstärkt einsteigen, sind sehr        Bisher wirkte sich der US-Boom interna-
                 an langfristigen Exportoptionen interes-        tional nur indirekt aus: Der Export von
                 siert. Der Preis am Henry Hub wird kaum         Kohle nahm zu, und ursprünglich für die
                 länger unter Produktionskosten bleiben.         USA bestimmtes LNG wurde auf internatio-
                                                                 nale Gasmärkte umgelenkt. Nun stellt sich
                                                                 die Frage, in welchen Mengen amerikani-
                 … und seine globale Dimension                   sches Schiefergas für den Export verflüssigt
                 Für die Erdgas-Nachfrage sieht die IEA be-      werden soll. Washington steht dabei vor
                 reits ein »goldenes Zeitalter« voraus. Erdgas   einer strategischen Entscheidung. In den
                 setzt bei der Verbrennung weit weniger          USA gab es seit jeher zwei Leitlinien zur
                 klimaschädliche Emissionen und Feinstaub        Energiepolitik. Das Land strebte zum einen
                 frei als Erdöl oder Kohle. Doch soll die er-    nach weitgehender Energieunabhängigkeit,
                 wartete Nachfrage bis 2035 gedeckt werden,      vor allem dem Persischen Golf gegenüber.
                 muss die jährliche Erzeugung in einem Um-       Zum anderen setzte man sich für freie Ener-
                 fang steigen, der in etwa der dreifachen        giemärkte und funktionierende Handels-
                 Jahresproduktion Russlands entspricht.          ströme ein. Mit Blick auf das zweite Para-

SWP-Aktuell 16
Februar 2013

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digma stellt die Fracking-Revolution Wash-     Verflüssigung, Transport, Regasifizierung
ington nun vor eine echte Nagelprobe.          etc. dazu, dass verflüssigtes US-Schiefergas
   Während der Tiefpreisphase 2012 lagen       nicht überall wettbewerbsfähig ist. Rund 20
die Erdgaspreise in den USA bei einem Fünf-    Anträge auf Genehmigung weiterer Export-
tel der europäischen und bei einem Achtel      terminals mit Kapazitäten um 285 Milliar-
der japanischen Preise. Die niedrigen Ener-    den Kubikmeter jährlich liegen den Behör-
giekosten verschaffen der US-Wirtschaft        den vor. Doch der Bewilligungsprozess ist
Wettbewerbsvorteile. Sie gelten als Vehikel    teuer, langwierig und ergebnisoffen. Dabei
zur Reindustrialisierung des Landes. Der       ist es für die Stärkung eines globalen und
US-Dollar wird gestärkt, und Amerikas          flexiblen Gasmarktes von zentraler Bedeu-
Handelsdefizit verringerte sich signifikant.   tung, dass US-Schiefergas in signifikanten
Gas-Exporte würden die Preisschere redu-       Mengen exportiert wird. Die großen kon-
zieren, auch wenn das Niveau in den USA        ventionellen Produzenten Russland und
wohl relativ noch immer unter den ande-        Katar haben nämlich ein Interesse daran,
ren Märkten bliebe. Exporte versprechen        über die Fragmentierung der Gasmärkte
zwar volkswirtschaftliche Vorteile, dennoch    ihre Marktanteile zu erhalten und das Preis-
würden einzelne Branchen auf der Verlie-       niveau nach unten abzusichern.
rerseite stehen. Die politische Diskussion        Der russische Gasgigant Gazprom ist in
darüber hat in Washington erst begonnen.       den letzten Monaten verstärkt unter Druck
   Bisher hat der US-Boom die bestehende       im eigenen Land geraten. Große Förder-
Dreiteilung der globalen Gasmärkte eher        projekte, allen voran die Erschließung des
vertieft – zwischen Nordamerika, dem euro-     Shtokman-Feldes in der Barentssee, wurden
päisch-asiatischen Kontinentalmarkt und        immer wieder verschoben. Das ist ein Indiz
der asiatisch-pazifischen Region, die mit      für die schwierigen aktuellen Rahmen-
den großen Nachfragern Japan, Südkorea         bedingungen, aber auch für das künftige
und China zwei Drittel des weltweit gehan-     Angebot keine gute Nachricht. Es könnte
delten LNGs absorbiert. Auf dem europäi-       sich herausstellen, dass Russland mit seiner
schen Gasmarkt kam es 2009 auch wegen          Regionalstrategie weiterhin gut fährt. Dann
des rezessionsbedingten Nachfragerück-         würden sich das Konzept pipelinegebunde-
gangs zu einer Gasschwemme. Das hat vor        ner Märkte und der Ausbau bestehender
allem das System von Langzeitverträgen         Marktanteile in Handel und Vertrieb in
mit Ölpreisbindung unter Druck gebracht        Europa auszahlen. Immerhin spricht eini-
und damit dem von der EU propagierten          ges dafür, dass Russland und Europa zu-
Spotmarkt-Handel Vorschub geleistet. In        mindest mittelfristig in bekannt hohem
Europa hat man (noch) ein hybrides Ver-        Maße voneinander abhängig bleiben.
trags- und Preismodell. Im pazifischen LNG-       Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
Markt werden auf die ölpreisgebundenen         unkonventionelles Gas zwar das Potential
Langfristverträge hohe Sicherheitsprämien      hat, Diversifizierung voranzutreiben und
gezahlt. Die USA im Gespann mit Kanada         zur Globalisierung der Gasmärkte beizu-
verfügen als Selbstversorger über einen        tragen; einen Automatismus gibt es aber
echten Spotmarktpreis (Henry Hub).             nicht. Denkbar ist auch, dass unkonventio-
   2014/2015 sollen erste US-Exporte über      nelles Gas nur regional zu Diversifizierung
Cherniere’s Sabine Pass in Louisiana erfol-    und sinkenden Preisen führen wird.
gen – das bisher einzige Exportterminal,
das alle Bewilligungen besitzt. Zielmarkt
ist der lukrative pazifische Raum. Es gibt     Amerikanische Öl-Bonanza
bisher wenig Anlass, sich davon internatio-    Dem Schiefergas-Boom soll nun die Öl-
nal schnell sinkende Gaspreise zu verspre-     Bonanza folgen. Die US-Ölproduktion hat
chen. Selbst wenn sich die Preisformel am      im Februar 2013 mit rund sieben Millio-
Henry Hub orientiert, führen die Kosten für    nen Barrel am Tag den höchsten Stand seit

                                                                                              SWP-Aktuell 16
                                                                                               Februar 2013

                                                                                                          3
zwanzig Jahren erreicht. 2005 machten          weitere Vorkommen in Nordamerika zeit-
                 Importe 60 Prozent des amerikanischen          nah erschlossen werden. Kanada sucht
                 Ölverbrauchs aus, nun liegen sie nur noch      bereits nach Optionen für Exporte in die
                 bei 40 Prozent, und künftig sollen sie bis     Pazifikregion, um seine Ölsande außerhalb
                 auf ein Drittel fallen. Schon heute beziehen   Amerikas zu vermarkten. In den USA aber
                 die USA lediglich 22 Prozent ihrer Ölimpor-    sind Rohölexporte praktisch untersagt.
                 te aus der Golfregion. Mit den kanadischen
                 Ölsanden, dem über Fracking gewonnenen
                 »light tight«-Öl der USA und den Erdgaskon-    Globaler Ölmarkt: Business as usual?
                 densaten könnte Nordamerika zum Selbst-        Die Daten des WEO verbreiten oberflächlich
                 versorger werden. Die günstige Versor-         gelesen viel Optimismus. Doch das Bild
                 gungslage Amerikas wird noch deutlicher,       trügt. Der Bericht hebt nämlich nur auf die
                 wenn die schweren Öle des venezolani-          geologische und technologische Verfügbar-
                 schen Orinoco-Beckens und die Tiefseevor-      keit der fossilen Brennstoffe ab. Ferner liegt
                 kommen Brasiliens dazugerechnet werden.        dem dominanten Szenario des WEO die An-
                    Seit Mitte 2010 hat sich die Referenz-      nahme zugrunde, dass weit mehr Energie-
                 sorte West Texas Intermediate (WTI) gegen-     effizienzmaßnahmen realisiert werden, als
                 über der Nordsee-Ölsorte Brent kontinuier-     weltweit bisher beschlossen wurden. Das ist
                 lich verbilligt – um bis zu 20 US-Dollar pro   fast blauäugig, denn trotz aller Einsichten
                 Fass. Dies verdeutlicht, dass der nordameri-   in diese »No-regret-Option« geschieht hier
                 kanische Ölmarkt trotz der Umbrüche im         zu wenig. Auch die USA werden nur dann
                 arabischen Raum entspannt geblieben ist.       zum Selbstversorger, wenn sie den Kraft-
                 Am Knotenpunkt und Hauptumschlagplatz          stoffverbrauch weiter senken. Zudem blen-
                 für WTI, Cushing in Oklahoma, gibt es          den die WEO-Szenarien geopolitische und
                 wegen des steigenden Angebots an unkon-        ökonomische Risiken aus. Entwicklungen
                 ventionellem Öl aus Kanada und den USA         auf den Energiemärkten aber erfolgen eher
                 einen gewissen Angebotsüberschuss. Hier        zyklisch, wenig linear und mitunter sprung-
                 besteht auch ein Transport-Engpass. Bisher     haft, wenn es um technologische Neuerun-
                 ist die Infrastruktur vor allem für die ent-   gen, Substitutionseffekte und (Soll-) Bruch-
                 gegengesetzte Fließrichtung ausgelegt,         stellen geht.
                 nämlich dafür, Ölprodukte von der Küste           Unternehmen im Öl- und Gassektor
                 des Golfs von Mexiko nach Norden zu trans-     sind generell anfällig für den sogenannten
                 portieren. Noch sind die großen Raffinerien    Schweinezyklus: Steigen die Preise, werden
                 an der Golfküste auf die Verarbeitung von      Kapazitäten ausgebaut und höhere Investi-
                 schwererem, schwefelhaltigem Öl ausge-         tionen getätigt. Doch es dauert, bis die Roh-
                 richtet, das aus dem Ausland kommt. Will       stoffe auf den Markt kommen, weil Explo-
                 man tatsächlich von Rohölimporten unab-        ration und Ausbeutung neuer Vorkommen
                 hängig werden und das eigene »light tight«-    lange Vorlaufzeiten haben und die Infra-
                 Öl nutzen, muss in der Verarbeitungskette      struktur nicht kurzfristig auszubauen ist.
                 ein teurer Anpassungsprozess erfolgen.         Das Angebot steigt also nur verzögert, dann
                 Sukzessive aber dürften Importe durch die      aber häufig sehr stark. Infolge des einset-
                 unterschiedlichen heimischen Qualitäten        zenden Preisverfalls werden Produktion
                 ersetzt werden. Schon heute verschafft der     und Investitionen wieder zurückgefahren.
                 Preisabschlag von WTI gegenüber Brent den      Der Ölmarkt ist zudem hochgradig politi-
                 amerikanischen Raffinerien einen klaren        siert und entlang der ganzen Versorgungs-
                 Vorteil, was das Land zum größten Expor-       kette ebenso fragmentiert wie intranspa-
                 teur von Erdölprodukten macht.                 rent. Das erhöht die Risiken und erschwert
                    Das Henne-Ei-Problem zwischen Ausbeu-       Investitionsentscheidungen. Nichtkonven-
                 tung und Exportinfrastruktur wird von der      tionelle Förderung kann zusätzliche Volati-
                 IEA als mitentscheidend dafür gesehen, ob      litäten bewirken. Volatilität aber erschwert

SWP-Aktuell 16
Februar 2013

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und verteuert Anpassungsstrategien auf         schädlicher Gase laufen zwar erst an, doch
Produzenten- wie Konsumentenseite. Die         es zeichnet sich bereits ab, dass die Folgen
Märkte brauchen Preise, die niedrig genug      für Umwelt und Klima noch gravierender
sind, um die Nachfrage anzukurbeln, aber       sind als bei der Förderung von konventio-
hoch genug, um den Anreiz für eine höhere      nellen Reserven. Dabei werden die Risiken
Produktion zu setzen.                          des Fracking sehr unterschiedlich beurteilt,
   Dabei ist auch in der »neuen Ölwelt«        auch in Europa. Polen und die Ukraine
strukturell mit einem eher hohen Preis-        schreiten bei dieser Fördermethode voran,
niveau zu rechnen: Die Kosten für die För-     während Frankreich ein Moratorium ver-
derung unkonventioneller Vorkommen             hängt hat. Das heißt, die politischen und
liegen am oberen Ende der Grenzkosten für      rechtlichen Rahmenbedingungen sind ent-
konventionelle Felder oder sogar darüber,      scheidend dafür, wie sich das Angebot ent-
egal ob man Tiefseevorkommen, Felder in        wickelt und regional verteilt. Förderung
Permafrostgebieten der Arktis oder Schie-      und Handel können weiter beschränkt oder
feröl, Ölsande, Schweröl etc. betrachtet.      umgekehrt ausgeweitet werden. Das beför-
Schon bisher galt: Rohöl ist nicht gleich      dert die Fragmentierung der Energiewelt.
Rohöl, vielmehr weisen die Sorten erhebli-
che Qualitätsunterschiede auf. Rohöl ist
deswegen nur bedingt austauschbar. Ge-         Wie (re)agieren OPEC und Co?
handelt wird zwar ein globales Gut, aber       Die Umbrüche im arabischen Raum illus-
kein (End-) Produkt an sich. Vielmehr geht     trieren die geopolitischen Risiken für die
es um einen Rohstoff, der in einer langen,     globale Öl- und Gasproduktion. Denn diese
komplexen und dynamischen Kette weiter         Region bleibt das Rückgrat der weltweiten
vertrieben und verarbeitet wird – und zwar     Energieversorgung. Insofern ist von enor-
zu ganz unterschiedlichen Gewinnmargen.        mer Bedeutung, wie sich die traditionellen
Das »neue Öl« unterscheidet sich nicht nur     Produzentenländer an die neue Marktsitua-
nach der Geologie der Lagerstätten, sondern    tion anpassen. Vor gut drei Jahren verkün-
auch nach Energiegehalt, Weiterverarbei-       dete IEA-Chefökonom Fatih Birol, die erwar-
tungsbedarf und Profitabilität. Das heißt      tete Nachfrage beim Öl werde bis 2030 so
zugleich, dass die Märkte hochdynamisch        hoch sein, dass es neben der bestehenden
und spezialisiert sind sowie Opportunitäten    Produktion der Entdeckung »vier Saudi-
folgen. Weil eine größere Bandbreite an        Arabiens« bedürfe, um sie zu befriedigen.
Lagerstätten und Fördertechniken genutzt       Die Lücke schließen sollen nun laut WEO
wird, lässt sich schwerer voraussehen, wel-    die nichtkonventionellen Vorkommen und
che Mengen sich wirtschaftlich fördern,        der Irak, der mit 45 Prozent am stärksten
verarbeiten und auf den Märkten gewinn-        zum Wachstum des Ölangebots beitragen
bringend verkaufen lassen.                     wird. Das irakische Angebot soll von heute
   Das Fracking führt auch außerhalb Nord-     drei Millionen Barrel pro Tag bis 2020 auf
amerikas zu einer Neukartierung der Ener-      sechs Millionen Barrel und bis 2035 auf
giewelt. Die zusätzlichen Mengen nehmen        acht Millionen Barrel steigen. Ansonsten
Druck von den Märkten und sorgen für ein       würden die Ölmärkte schwierigen Zeiten
diversifiziertes Angebot, das aus stabilen     entgegensehen. Laut IEA müssten in der
OECD-Ländern jenseits der energiereichen       laufenden Dekade mehr als 25 Milliarden
Ellipse Russlands, des Kaspischen Raums        US-Dollar jährlich in den irakischen Ener-
und des Persischen Golfs kommt. Um es          giesektor fließen. Angesichts der instabilen
deutlich zu sagen: Damit findet eine Risiko-   politischen Lage dort eine stolze Zahl, wur-
verschiebung statt – weg von geopolitischen    den 2011 doch gerade einmal neun Milliar-
Ungewissheiten hin zu ökologischen Gefah-      den US-Dollar investiert.
ren. Untersuchungen über den ökologischen         Vor allem für die Länder der OPEC, aber
»Fußabdruck« und die Emission klima-           auch für Russland gilt, dass die neue Markt-

                                                                                              SWP-Aktuell 16
                                                                                               Februar 2013

                                                                                                          5
situation den Wert ihrer Öl- und Gasvor-         kugel werden lassen. Außerdem kündigt
                 kommen schmälert – abhängig freilich vom         sich an, dass die Wechselwirkungen zwi-
                 Verlauf der unkonventionellen Revolution.        schen einzelnen Energieträgern, ihren
                 Schließlich bestimmen Angebot und Nach-          Märkten und Preisen zunehmen werden.
                 frage darüber, welcher Ertrag mit den            Schon heute verlegen sich die internatio-
                 Bodenschätzen zu erzielen ist. Für die OPEC      nalen Ölkonzerne verstärkt auf das Erdgas-
                 wird sich die Frage nach Förderquoten und        geschäft. Kohle wiederum deckte im ver-
                 -disziplin in den nächsten Jahren verstärkt      gangenen Jahrzehnt fast die Hälfte des An-
                 stellen. Vor allem aber geht es um eine sen-     stiegs der weltweiten Energienachfrage.
                 sible Interessenbalance zwischen Saudi-          Zudem steigt der globale Strombedarf
                 Arabien, dem Iran und dem Irak, was die          fast doppelt so schnell wie der Energiever-
                 Weltmarktanteile angeht. Darauf wird auch        brauch. Sollte Erdgas verstärkt im Strom-
                 Russland genau achten. Für die instabile         und im Transportsektor eingesetzt werden,
                 Lage der Region ist das zusätzlicher Zünd-       kämen die Substitutionseffekte gegenüber
                 stoff. Verschärfend wirkt, dass die Staats-      Kohle und Erdölprodukten einem »Game
                 haushalte all dieser Länder auf hohe Öl-         Changer« gleich. Schließlich kommt der
                 preise ausgelegt sind. Zugleich trifft sie der   Hauptsog für Öl aus dem Schwerlastver-
                 Fracking-Umbruch in einer politisch pre-         kehr in Asien, und der Straßengütertrans-
                 kären Situation. Damit steht nicht nur die       port könnte den Spritkonsum der PKW-
                 Ausbeutungsstrategie, sondern auch die           Flotte überholen. Ist die Angebotsseite auf
                 Politik der Wohlstandserzeugung und Herr-        solche Sprünge vorbereitet?
                 schaftswahrung in Frage. Der arabische              Über 90 Prozent des erwarteten Zuwach-
                 Raum wird zudem künftig einen Großteil           ses bei der Energienachfrage kommen in
                 seiner Energie wegen steigenden Eigen-           den nächsten zwei Dekaden aus dem Nicht-
                 bedarfs selbst verbrauchen.                      OECD-Raum. China ist bereits der größte
                    Die Einsicht in diese Zusammenhänge           Energiekonsument weltweit. Alle Änderun-
                 könnte indes auch als Anreiz wirken, sich        gen im chinesischen Energiemix haben
                 zu modernisieren und für Joint Ventures          enorme Folgen für die globale Energie-
                 zu öffnen. Die erhöhte Unsicherheit könnte       bilanz. Zur Verdeutlichung: Auch wenn
                 aber ebenso dazu führen, dass die Erschlie-      Chinas Energiebedarf bisher nur zu 19 Pro-
                 ßung neuer Vorkommen erst einmal auf             zent durch Öl gedeckt wird (Deutschland:
                 die lange Bank geschoben wird. Dies wie-         34 Prozent), ist das Land bereits zweitgröß-
                 derum hätte langfristig negative Folgen für      ter Ölkonsument weltweit. Der Anteil von
                 das globale Angebot und die freien Förder-       Erdgas an Chinas Energiemix liegt mit
                 kapazitäten. Laut IEA wird nämlich schon         rund 130 Milliarden Kubikmetern pro Jahr
                 nach 2020 die Abhängigkeit von den OPEC-         bei rund 4 Prozent. Bis 2035 soll der Erdgas-
                 Ländern wieder zunehmen. Deren Anteil            bedarf des Landes auf 545 Milliarden Kubik-
                 an der weltweiten Ölversorgung wird dem-         meter jährlich steigen. Noch hat Kohle am
                 nach von heute 42 Prozent auf 50 Prozent         chinesischen Energiemix einen Anteil von
                 im Jahr 2035 steigen.                            70 Prozent, doch die Erfahrungen mit Smog
                                                                  könnten weitere Schritte zur Reduzierung
                                                                  der lokalen Schadstoffemissionen einleiten.
                 Nachfragesog und                                    Hinter China reihen sich Indien und die
                 Substitutionseffekte                             aufstrebenden Länder Südostasiens als neue
                 Angesichts der noch immer labilen Lage der       Großverbraucher ein. Die Umlenkung der
                 Weltwirtschaft ist es fast überflüssig zu be-    Handelsströme vom Persischen Golf ist be-
                 tonen, dass die globale Nachfrageentwick-        reits in vollem Gange. Weit mehr als die
                 lung zu jenen gravierenden Unsicherheits-        Hälfte der Öl- und Gasexporte von dort geht
                 faktoren gehört, die eine Prognose über die      schon heute nach China und in den pazifi-
                 künftige Energiewelt zum Blick in die Glas-      schen Raum. China setzt in seiner Energie-

SWP-Aktuell 16
Februar 2013

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strategie auf eine Diversifizierung der Ener-   fischen Raum. Die Straße von Hormus und
gieträger, der Bezugsländer und der Trans-      die Straße von Malakka sind als Transport-
portwege. Es nutzt heimische Quellen,           routen sowohl für China als auch für Japan
dringt aber auch immer mehr in »westliche       und Südkorea – enge Partner Amerikas –
Interessensphären« ein, um Energieliefe-        von fundamentaler Bedeutung. Ebenso wie
rungen zu sichern. An Brisanz gewinnen          die USA baut China seine militärischen
die Konflikte um Öl- und Gasvorkommen           Kapazitäten in der Region aus. Das Dilem-
im Ost- und im Südchinesischen Meer. Ent-       ma ist beidseitig – China ist ebenso wie
scheidend wird sein, inwieweit China den        Japan und Südkorea auf freie Passagen an-
internationalen Märkten vertraut und diese      gewiesen, doch die Angst vor einer Blocka-
eine Versorgung gewährleisten können.           de dieser vitalen Seewege sitzt bei allen
                                                Beteiligten tief.
                                                   Europa muss sich viel stärker als bisher
Geopolitische Implikationen                     darauf einstellen, dass sich Energieströme
In den USA wird das Narrativ, man sei auf       aus dem atlantischen Becken in den pazifi-
dem Weg zum Selbstversorger, zunehmend          schen Raum verschieben. Wenn es um ver-
die Außen- und Sicherheitspolitik beeinflus-    fügbare Mengen und Preissetzung geht, »be-
sen. Letztlich ist aber schwer vorstellbar,     gegnet« Europa China verstärkt und direkt
dass die USA mit der Carter-Doktrin brechen     im kaspischen und zentralasiatischen
und sich vom Persischen Golf zurückziehen       Raum, aber auch in Russland. Europa sollte
werden – um dann abzuwarten, ob und wie         auf die regionale Kontraktion seiner Ener-
China, Indien oder Russland das Vakuum          gie-Handelsbeziehungen und eine Verknap-
füllen. Die enge Partnerschaft mit Israel       pung der Mengen vorbereitet sein, auch
und die Sorge um die regionale Stabilität       wenn dies nicht zwangsläufig eintreten
werden die USA auch über aktuelle Krisen        muss. Schließlich könnte Europa gezwun-
hinaus am Golf binden. Außerdem ist das         gen sein, seine Energieversorgung in der
Öl aus dieser Region entscheidend für die       weiteren Region zu organisieren und zu
Preissetzung auf den Märkten, und die Öl-       sichern – gestützt auf Nord- und Westafrika,
preise werden in US-Dollar beziffert. Den-      den mediterranen Raum mit seinen neuen
noch: Amerikas außen- und sicherheits-          Gasvorkommen, das kaspische Gebiet sowie
politischer Handlungsspielraum wächst,          Russland und Norwegen. Vor diesem Hin-
wenn die Abhängigkeit von der OPEC und          tergrund ist es ein Problem, dass die rus-
dem arabischen Raum sinkt. Auch ökono-          sisch-europäischen Beziehungen einem
misch profitieren die USA vom Abbau der         Kräftemessen gleichen, bei dem sich beide
Ungleichgewichte: Ihr Haushaltsdefizit          auf der Verliererseite wähnen. Das ist eine
wird durch die eintretende Verbesserung         Hypothek, die anwächst; das Gleiche gilt
der Handelsbilanz sukzessive entlastet,         für die Tatsache, dass die Energiegemein-
während China mehr Mittel für den Ener-         schaft mit Nordafrika bisher kaum Fort-
giebezug aufwenden muss. Künftig wird es        schritte gebracht hat.
Washington leichter fallen, Importsanktio-         Zu einem Zeitpunkt, da die EU ihre
nen gegen energiereiche Länder der Region       Kräfte im globalen Markt bündeln müsste,
zu fordern. In jedem Fall ist zu erwarten,      verstärkt sich die Fragmentierung in Euro-
dass die USA mehr Verantwortung und Ein-        pa. Es ist keineswegs ausgemacht, dass die
satz ihrer Partner in Europa und im pazifi-     Integration des Binnenmarktes weiter fort-
schen Raum verlangen werden.                    schreitet. Auf den Öl- und Gasmärkten der
   Die Entwicklungen in der Energiewelt         neuen Energiewelt wird Europa von einer
verstärken geopolitische Prozesse, die be-      Position aus agieren, die durch schwinden-
reits im Gange sind. Das gilt vor allem für     de relative Marktanteile geprägt ist. Die
die Verlagerung des strategischen und öko-      Nachfrage in Europa stagniert, der Import-
nomischen Interesses der USA in den pazi-       bedarf steigt infolge sinkender Eigenpro-

                                                                                               SWP-Aktuell 16
                                                                                                Februar 2013

                                                                                                           7
duktion eher marginal. Die bislang nicht        pfade. Das relativ saubere Gas könnte eine
                                 gelösten Fragen um den künftigen Energie-       Scharnierfunktion bekommen und damit
                                 mix und das klima- und energiepolitische        dem Öl den Rang ablaufen. Dabei sind die
                                 Zielpaket für 2020 und danach machen die        Rückwirkungen auf das Preisgefüge ent-
                                 Nachfragesituation noch unsicherer. Den         scheidend – allerdings lassen sie sich kaum
                                 aufstrebenden Märkten gegenüber verliert        vorhersagen, vor allem weil der Gashandel
                                 Europa so an Attraktivität. Der Raffinerie-     eben nur bedingt global und flexibel statt-
                                 sektor liefert ein anschauliches Beispiel       findet. Doch auch mit Blick auf die Eindäm-
                                 dafür, wie Verarbeitungskapazitäten nach        mung des Treibhauseffektes wird man sehr
                                 Asien abwandern. Damit gehen nicht nur          genau aufrechnen müssen zwischen den
                                 Gewinnmargen und Arbeitsplätze, sondern         durch Substitution gewonnenen Einspa-
© Stiftung Wissenschaft und      auch Handlungsspielräume verloren, da           rungen an Treibhaus-Emissionen, der simp-
Politik, 2013
                                 weite Teile der Versorgungskette bald           len Verlagerung des Kohleverbrauchs sowie
Alle Rechte vorbehalten
                                 außerhalb eigener Jurisdiktion liegen.          dem bei der Produktion von Schiefer- und
Das Aktuell gibt ausschließ-                                                     Kohleflözgas etc. anfallenden »Klima-Fuß-
lich die persönliche Auf-
fassung der Autorin wieder                                                       abdruck«. Die Transformation hin zu einem
                                 Fazit                                           nachhaltigen Energiesystem bleibt ein Ge-
SWP
Stiftung Wissenschaft und        Die fragmentierte Energiewelt, die sich ab-     bot aus Sicht des Klimaschutzes und der
Politik                          zeichnet, verstärkt die Ausprägung einer        Versorgungssicherheit.
Deutsches Institut für
Internationale Politik und
                                 multipolaren Welt. Nationale Energiepfade          Erschwerend wirkt, dass der Boom un-
Sicherheit                       differenzieren sich aus, die jeweiligen Ener-   konventioneller Förderung die Opportuni-
                                 giemixe werden heterogener. Deutschland         tätskosten einer Energiewende dies- und
Ludwigkirchplatz 3­4
10719 Berlin                     setzt auf die »Energiewende« und den Um-        jenseits des Atlantiks erhöht. Eine Moment-
Telefon +49 30 880 07-0          bau zu einem nachhaltigeren Energie-            aufnahme der unterschiedlichen Energie-
Fax +49 30 880 07-100
www.swp-berlin.org               system, Amerika auf die »Schiefergaswen-        kosten greift zu kurz und verstellt den Blick
swp@swp-berlin.org               de«. Individuelle Pfade können exklusive        auf die negativen Auswirkungen für Um-
ISSN 1611-6364                   Zugangs- und Nutzungsstrategien beför-          welt und Klima und auf künftige Kosten-
                                 dern. Fraglich ist, ob damit das globale        kurven bei den einzelnen Energieträgern.
                                 Energiesystem gegenüber Versorgungs-            Die Politik wird früher oder später den
                                 krisen widerstandsfähiger wird. Multilate-      Trade-off zwischen wahrgenommenen kurz-
Lektüre-Empfehlung:              rale Initiativen zur Steuerung der Energie-     fristigen Kostenvorteilen und plausiblem
                                 beziehungen werden durch die diffuse            langfristigen Nutzen eingehen müssen. Mit
Kirsten Westphal
Die Energiewende global denken
                                 Interessenlage jedenfalls erschwert. Das        Blick auf die unkonventionellen Energie-
SWP-Aktuell 37/2012,             verschärft auch die schon bestehenden bei-      quellen ist es unabdingbar, rasch Erkennt-
                     den. Die neuen Zeiten erfordern vermehrt           Angesichts der hohen Unsicherheiten
                                 internationale Kooperation und Dialog.          ist Europas Politik gefordert, klare (Klima-)
                                    Nicht nur aus ökologischen Gründen,          Ziele zu wahren und einen stabilen Rahmen
                                 auch mit Blick auf die Versorgungssicher-       vorzugeben. Die Bepreisung klimaschädli-
                                 heit wäre es fatal, die Zahlen der IEA dahin-   cher Emissionen ist die zentrale Weiche,
                                 gehend zu interpretieren, dass eine nach-       um eine Energiewende zu erreichen. Flexi-
                                 haltige Entspannung auf den Öl- und Gas-        bilität im europäischen Energiesystem ist
                                 märkten zu erwarten sei. Unkonventionelle       die andere Antwort auf die Ungewissheiten.
                                 Energieträger sind keine Lösung für die glo-    Diversifizierung und breite Nutzung heimi-
                                 balen Energieprobleme. Bestenfalls bieten       scher Energiequellen, zu denen neben rege-
                                 sie eine tragfähige Brücke für den Umbau        nerativen Quellen auch – unter vorheriger
                                 des Energiesystems, schlimmstenfalls aber       Bewertung aller ökologischen Risiken –
                                 perpetuieren sie bestehende Nutzungs-           Schiefergas zählen könnte, tragen dazu bei.

   SWP-Aktuell 16
   Februar 2013

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