Finanzmarkttrends Ausblick auf Konjunktur in Welt, Deutschland, Eurozone, USA, China sowie Zinsen, Währungen, Aktien und Rohöl November 2019
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Finanzmarkttrends Ausblick auf Konjunktur in Welt, Deutschland, Eurozone, USA, China sowie Zinsen, Währungen, Aktien und Rohöl November 2019
Agenda Executive Summary Weltwirtschaft: Aktuelle Lage und Prognosen Eurozone: Konjunktur- und Zinsprognose Deutschland: Konjunkturprognose USA: Konjunktur- und Zinsprognose China: Konjunkturprognose Aktienmarktprognosen Wechselkursprognosen Ölmarktprognosen Ansprechpartner/Disclaimer Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 2 05.11.2019
Executive Summary • Weltwirtschaft: Wachstumsverlangsamung angetrieben durch den Industriesektor. • Eurozone: Niedrige Inflation und mageres Wachstum rufen EZB auf den Plan. Es verbleiben jedoch wenige geldpolitische Mittel. • Deutschland: Rezession in der Industrie, technische Rezession in der Gesamtwirtschaft. • USA: Leichte Rezession in H1 2020 erwartet. • China: Während sich das Wirtschaftswachstum weiter verlangsamt, zeichnet sich ein Teilabkommen im Handelskonflikt ab. • Aktienmärkte: Unternehmenswerte insbesondere in den USA zu ehrgeizig bewertet. • Wechselkurse: EUR/USD-Wechselkurs: Euro hat profitiert. Aufwärtstendenz sollte anhalten. EUR/GBP: Brexit vorerst abgewendet. USD/JPY: JPY sollte ggü. US-Dollar stärker werden, da noch weitere US-Zinssenkungen zu erwarten sind. USD/CNY: Mittelfristig weitere Abwertung des Yuan zu erwarten. • Ölmärkte: Erstaunliche Resilienz der saudischen Produktion und der Exporte nach Drohnen-Anschlag. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 3 05.11.2019
Weltwirtschaft: Wachstumsverlangsamung angetrieben durch den Industriesektor. Das globale Wirtschaftswachstum dürfte in diesem Jahr 3,2 % betragen, nach 3,6 % im Vorjahr. Im kommenden Jahr sollte sich das Wachstum auf 2,9 % weiter verlangsamen. In den vierteljährlichen Daten für das Welt-BIP ist diese Abschwächung bereits seit Q2 2018 zu beobachten. Maßgeblich für die Verlangsamung ist auf der Länderseite das niedrigere Wachstum in China, der Eurozone und den USA. Hier erwarten wir für das kommende Jahr niedrigere Wachstumsraten von 5,6 % in China, 0,8 % in der Eurozone und 0,6 % in den USA. Sektorseitig ist es vor allem die Industrieproduktion, die in einigen Ländern wie Deutschland, Italien, Brasilien und (zumindest in Q1 und Q2) den USA schrumpft und die gesamtwirtschaftlichen Expansionsrate belastet. Der globale PMI für das Verarbeitende Gewerbe für September verharrt leicht unter 50 und signalisiert damit eine weitere Verlangsamung in diesem Sektor. Der Dienstleistungssektor kann sich auch nicht der Schwäche des Industriesektors entziehen, steht aber immer noch deutlich stabiler da als dieser, da weltweit die Konsumausgaben weiterhin relativ robust sind. Die geringere wirtschaftliche Dynamik schlägt sich auch in einer nur moderaten Inflationsentwicklung wider. Global liegt diese lediglich bei 2,3 % (gemäß unserem um Ausreißer bereinigten Maß). Die Geldpolitik zeigt jedoch perpektivisch nur noch geringen Willen zu einer weiteren Lockerung der Zügel. Das liegt zum einen daran, dass der Spielraum für weitere Maßnahmen kaum noch da ist (EZB), zum anderen aber auch daran, dass die Lage nicht so eingeschätzt wird, dass Handlungsbedarf bestünde (Fed). Vom Welthandel kommen widersprüchliche Signale. Der CPB-Index (Handelsvolumen zu Wasser, Luft und Boden) sinkt seit drei Monaten in Folge. Der Containerumschlag expandiert hingegen seit sieben Monaten. Spurlos wird die Verlangsamung der Weltwirtschaft am Welthandel aber sich nicht vorbeigehen. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 4 05.11.2019
Prognosen der Hamburg Commercial Bank: Weltwirtschaft 2,5 1,5 0,6 0,4 2017 2018 2019 2020 Deutschland 2,4 1,9 1,1 0,8 2,9 1,7 6,9 6,6 2,3 6,2 0,9 0,7 2,2 5,6 0,4 2017 2018 2019 2020 0,6 2017 2018 2019 2020 Eurozone 2017 2018 2019 2020 Japan 2017 2018 2019 2020 3,2 USA 2,3 2,0 1,7 6,3 China 6,2 6,1 2017 2018 2019 2020 5,5 1,8 Afrika + Mittlerer 1,2 Osten 1,0 3,8 2017 2018 2019 2020 0,6 3,6 3,2 2,9 Emerging Asia ex China 2017 2018 2019 2020 Lateinamerika 2017 2018 2019 2020 Quelle: HCOB Economics, Macrobond, IWF Welt Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 5 05.11.2019
Prognosen der Hamburg Commercial Bank: Konjunktur & Finanzmärkte BIP-Veränderung Konsumentenpreisinflation Konjunktur 2018 2019 2020 2018 2019 2020 Eurozone 1,9 1,1 0,8 1,5 1,2 1,4 Deutschland, kalenderbereinigt 1,5 0,4 0,6 1,7 1,3 1,4 USA* 2,9 2,2 0,6 2,0 1,7 1,6 China 6,6 6,2 5,6 2,3 2,5 2,6 Welt 3,6 3,2 2,9 - - - Zinsen (Periodenendwerte) 11/6/2019 Dec-19 Jun-20 Dec-20 Eurozone Tendersatz (%) 0,00 0,00 -0,10 -0,10 Einlagezinssatz (%) -0,50 -0,50 -0,60 -0,60 3-Monats-Euribor (%) -0,40 -0,40 -0,50 -0,50 2-jähr. Bundesanleihen (%) -0,64 -0,65 -0,65 -0,60 10-jähr. Bundesanleihen (%) -0,33 -0,35 -0,40 -0,15 USA fed funds (Zielzone) (%) 1,50 - 1,75 1,50 - 1,75 1,00 - 1,25 0,75 - 1,00 3-Monats-Libor-USD (%) 1,89 1,75 1,20 1,20 2-jährige Staatsanleihen (%) 1,60 1,60 1,10 1,00 10-jähr. Staatsanleihen (%) 1,82 1,75 1,65 1,80 Wechselkurse 11/6/2019 Dec-19 Jun-20 Dec-20 Euro/US-Dollar 1,11 1,14 1,18 1,21 Euro/GBP 0,86 0,85 0,86 0,87 US-Dollar/Yen 108,84 109 107 105 US-Dollar/Yuan 7,00 7,10 7,15 7,20 Aktien 11/6/2019 Dec-19 Jun-20 Dec-20 Dax 13159 12400 12400 12900 Stoxx Europe 600 404 375 375 390 S&P500 3075 2900 2700 2800 Rohstoffe 11/6/2019 Dec-19 Jun-20 Dec-20 Öl (Brent) in USD 62,64 60 55 58 Bunker 3,5% Rotterdam 275 318 292 307 Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 6 05.11.2019
Eurozone: Niedrige Inflation und mageres Wachstum rufen EZB auf den Plan. Es verbleiben jedoch wenige geldpolitische Mittel. Die Eurozone ist im dritten Quartal mit 0,2 % gegenüber dem Vorquartal gewachsen und damit etwas stärker als gedacht. Die leicht positive Überraschung ist auf die besseren Wachstumszahlen aus Frankreich (0,3 % QoQ) und Italien (0,1 % QoQ) zurückzuführen. Ende Oktober ist ein No-Deal-Brexit vermieden worden und auch zu einem späteren Zeitpunkt ist dieser mit dem neuen Brexit-Abkommen weniger wahrscheinlich geworden. Unseres Erachtens reduzieren sich damit die Konjunkturrisiken für die Eurozone, nichtsdestotrotz bleibt die Situation insgesamt eher fragil – beispielsweise dürfte der Handelskonflikt zwischen den USA und China nicht umfassend gelöst werden –, sodass wir auf Sicht der nächsten Quartale allenfalls ein mageres Wachstum erwarten. 2019 dürfte das Wachstum daher bei 1,1 % liegen, 2020 bei 0,8 %. Angesichts einer deutlich unterhalb ihres Preisziels von knapp 2 % liegenden Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahr von zuletzt 0,7 % hat die EZB auf ihrer Zinssitzung im September ein ganzes Maßnahmenbündel beschlossen. Seit Anfang November greifen die beschlossenen Nettowertpapierkäufe von monatlich 20 Mrd. Euro, die die bisherigen Assetklassen aus dem ersten Ankaufprogramm umfassen (Covered Bonds, Unternehmensanleihen, ABS, Staatsanleihen), und die Staffelung des Einlagezinssatzes, die einen erheblichen Teil der Liquidität vom negativen Einlagezinssatz in Höhe von -0,50 % ausnimmt. Die zehnjährigen Bund-Renditen haben sich aus ihrem Abwärtssog hin zu immer neuen Tiefstständen befreien können und haben wieder aufwärts tendiert. Aktuell befinden sie sich oberhalb der -0,40 %. Unseres Erachtens könnten sie erneut sinken, wenn die EZB nochmals an der Zinsschraube dreht, wovon wir ausgehen. Wir rechnen jedoch nicht mehr mit einem Abrutschen auf die alten Tiefststände und darunter. Denn das Risiko eines No- Deal-Brexit ist zurückgegangen und der Instrumentenkasten der EZB erscheint ausgedünnt. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 7 05.11.2019
Eurozone: Konjunkturausblick wenig überzeugend. Wachstumsprognose für die unterschiedlichen Komponenten Privater Verbrauch, Investitionen, Staatsverbrauch sowie Importe und Exporte Jahresdaten, YoY (2018 bis 2020) Quartalsdaten, QoQ (Q2 2019 bis Q4 2020) 8,00 6,00 7,00 5,00 6,00 5,00 4,00 4,00 3,00 3,00 1,9 2,00 2,00 1,1 0,8 1,00 1,00 0,00 18 19e 20e 0,4 0,3 BIP 0,2 0,2 0,2 0,2 Privater Verbrauch 0,1 Investitionen (ohne Vorratsveränderung) 0,00 Staatsverbrauch 19 19 19e 20e 20e 20e 20e Exporte Importe Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Quelle: HCOB Economics, Bloomberg BIP Privater Verbrauch Investitionen (ohne Vorratsveränderung) Staatsverbrauch Exporte Importe Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 8 05.11.2019
Deutschland: Rezession in der Industrie, technische Rezession in der Gesamtwirtschaft. Die deutschen BIP-Zahlen für das dritte Quartal sind noch nicht veröffentlicht worden. Dies erfolgt erst am 14.11. Die Konjunkturindikatoren weisen aber darauf hin, dass die Wirtschaft – nach einem Minus von 0,1 % im zweiten Quartal – von Juli bis September weiter leicht geschrumpft ist oder allenfalls stagniert hat. Mit einer leichten Schrumpfung wäre Deutschland in einer technischen Rezession. Dabei befindet sich insbesondere das Verarbeitende Gewerbe in einer ausgedehnten Schwächephase. Ende Oktober konnte ein No-Deal-Brexit vermieden werden und mit dem neu ausgehandelten Brexit-Abkommen ist auch ein Brexit ohne Deal zu einem späteren Zeitpunkt unwahrscheinlicher geworden. Dies ist positiv für die Konjunkturaussichten. Allerdings ist die aus dem sich weiter hinziehenden Brexit resultierende Unsicherheit ebenfalls wachstumshemmend. Darüber hinaus ist der anhaltende Handelskonflikt zwischen China und den USA ein großer Risikofaktor für die deutsche Wirtschaft, bei dem wir nicht von einer umfassenden Lösung ausgehen. Zwar haben sich die Stimmungsindikatoren für das Verarbeitende Gewerbe stabilisiert – Einkaufsmanagerindex sowie ifo-Geschäftsklimaindex für den Sektor tendierten zuletzt nach oben –, doch wir rechnen damit, dass die Schwächephase vorerst noch nicht überwunden werden kann. Zudem entwickelt sich der Dienstleistungssektor weniger dynamisch. Daher dürfte das Wachstum auch in den nächsten beiden Quartalen praktisch stagnieren. Hinzu kommt, dass die USA in der ersten Jahreshälfte 2020 in eine milde Rezession rutschen sollten, was nicht spurlos an der hiesigen Konjunktur vorbeigehen dürfte. In der zweiten Jahreshälfte 2020 dürfte die Konjunkturdynamik wieder höher ausfallen. Wir gehen daher von einem Wachstum von 0,4 % für 2019 und von 1 % für 2020 aus, kalenderbereinigt liegt das Wachstum 2020 sogar nur bei 0,6 % – leicht höher als zuvor angenommen. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 9 05.11.2019
Deutschland: Wachstumsschwäche hält an. Wachstumsprognose für die unterschiedlichen Komponenten Privater Verbrauch, Investitionen, Staatsverbrauch sowie Importe und Exporte Jahresdaten, YoY, kalenderbereinigt (2018 bis 2020) Quartalsdaten, QoQ, saison- und kalenderbereinigt (Q2 2019 bis Q4 2020) 4,5 2,5 4,0 2,0 3,5 1,5 3,0 1,0 2,5 0,4 0,4 0,5 0,3 2,0 0,1 0,0 1,5 0,0 1,5 -0,1 -0,2 -0,5 1,0 0,6 0,4 -1,0 0,5 0,0 -1,5 18 19e 20e BIP -2,0 Privater Verbrauch 19 19e 19e 20e 20e 20e 20e Staatsverbrauch Investitionen (ohne Vorratsveränderung) Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Exporte Importe BIP Privater Verbrauch Staatsverbrauch Investitionen (ohne Vorratsveränderung) Exporte Importe Quelle: HCOB Economics, Bloomberg Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 10 05.11.2019
USA: Leichte Rezession in H1 2020 erwartet. Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstum setzt sich fort. Für dieses Jahr rechnen wir mit einem BIP-Zuwachs von 2,2 %, der dann im kommenden Jahr im Zuge einer milden Rezession auf 0,6% fallen sollte. Im 3. Quartal 2019 expandierte die US-Volkswirtschaft noch um 1,9 %, nach 2,0 % in Q2 und 3,1 % in Q1 (jeweils QoQ, annualisierte Rate). Hier macht sich ein Rückgang bei den Investitionen sowie fast stagnierende Exporten bemerkbar. Gleichzeitig ist der milde Abschwung relativ breit angelegt ist. So sind die ISM-Indizes für den Dienstleistungssektor und für das Verarbeitende Gewerbe auf einem Abwärtstrend. Weiter hat die Bereitschaft der Unternehmen, weitere Stellen aufzubauen, nachgelassen. Trotz eines grundsätzlich weiterhin gut ausgelasteten Arbeitsmarktes lässt der Aufwärtsdruck bei den Löhnen seit einigen Monaten nach. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne nur bei 2,9% YoY, womit erstmals in diesem Jahr die 3%- Marke unterschritten wurde. Die Gesamtrate der Inflation tendiert leicht nach unten, während die Kernrate nach oben zeigt. Insgesamt ist der Preisauftrieb angesichts des lang anhaltenden Aufschwungs erstaunlich gering. Die US-Notenbank hat am 30. Oktober das dritte Mal in diesem Jahr den Leitzins gesenkt. Allerdings hat diese überraschend deutlich eine Zinspause angekündigt. Nur wenn sich die Konjunkturindikatoren deutlich verschlechtern würden, müsste man mit weiteren Zinssenkungen rechnen. Dies ist unser Szenario. In diesem Umfeld sollten die Renditen eigentlich sinken. In den vergangenen Wochen ist allerdings ein kräftiger Anstieg der Renditen zu beobachten gewesen. Debattiert wird, ob 1) es sich um eine technische Gegenreaktion auf einen zuvor übertriebenen Renditerückgang handelt; 2) die geopolitische Unsicherheit angesichts der angeblichen Fortschritte im US- chinesischen Handelskonflikt und der möglichen Abwendung eines harten Brexit zurückgeht; 3) die steigende Verschuldung der USA den Anlegern Sorge bereitet; 4) die Renditen in Erwartung einer expansiven Fiskalpolitik bereits jetzt zu steigen beginnen. Wir tendieren zu Erklärung 1) und 2) und halten den Optimismus im Hinblick auf der Handelskonflikt für übertrieben. Insgesamt rechnen wir daher mit weiterhin niedrigen Renditen, die in der zweiten Jahreshälfte 2020 wieder steigen sollten. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 11 05.11.2019
USA: Investitionen gehen zurück, Exporte schwächeln, leichte Rezession in H1 2020 zu erwarten. Wachstumsprognose für die unterschiedlichen Komponenten Privater Verbrauch, Investitionen, Staatsverbrauch sowie Importe und Exporte Jahresdaten, YoY (2018 bis 2020) Quartalsdaten, QoQ, annualisiert (Q2 2019 bis Q4 2020) 10,0 5,0 8,0 4,0 3,0 6,0 2,0 1,0 4,0 0,0 2,9 -1,0 2,2 2,0 -2,0 0,6 -3,0 0,0 -4,0 18 19e 20e -5,0 -2,0 -6,0 19 19e 19e 20e 20e 20e 20e BIP Privater Verbrauch BIPQ2 Q3 Q4 Q1 Privater Q2Verbrauch Q3 Q4 Investitionen (ohne Vorratsveränderung) Staatsverbrauch Exporte Importe Investitionen (ohne Vorratsveränderung) Staatsverbrauch Exporte Importe Quelle: HCOB Economics, Macrobond Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 12 05.11.2019
China: Während sich das Wirtschaftswachstum weiter verlangsamt, zeichnet sich ein Teilabkommen im Handelskonflikt ab. • In China wird sich die Verlangsamung des Wachstums vermutlich fortsetzten. So reduzierte sich der Anstieg des BIP im Zeitraum von Juli bis September stärker als erwartet auf 6% YoY. Dies ist die niedrigste Wachstumsrate seit 1992. Wir rechnen mit einem BIP-Zuwachs von 6,2 % in diesem und von 5,6 % im kommenden Jahr (2018: 6,6%). • Nachdem die USA im Zuge des Handelskrieges Importe im Volumen von rund 550 Mrd. USD mit Zöllen von bis zu 25 % belastet hatten, kam die jüngste Eskalationsspirale zunächst zum Erliegen. Nach neuen Verhandlungen setzte Donald Trump seine angedrohte Zollerhöhung von 5% auf nunmehr 30% auf Waren im Wert von 250 Mrd. USD aus. Weiterhin zeichnet sich eine Einigung auf ein Teilabkommen im November ab. Fraglich ist allerdings, ob dieses Teilabkommen mehr als ein kurzfristiger Waffenstillstand sein wird. So äußerte China Sorge über Trumps Impulsivität und Zweifel an der Bedeutung und Nachhaltigkeit einer möglichen Vereinbarung. • Schwebend sind zudem Trumps Zolldrohungen für den 15. Dezember, die 15 % Zölle auf nahezu alle noch nicht sanktionierten chinesischen Waren, darunter auch Smartphones, einschließen. Die Zölle bremsen die chinesische Wirtschaft. Dies bestätigten die Exportdaten des Septembers ( -21,9% YoY) • Die jüngsten Daten der Einkaufsmanager-Indizes zeigten widersprüchliche Signale. Der PMI des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ legte seine positive Entwicklung der vergangenen Monate weiter fort und stieg im Oktober auf 51,7. Der amtliche PMI Index reihte sich dagegen in die zur Zeit überwiegend trüben Aussichten ein und sank von 49,8 im September weiter auf 49,3 im Oktober. • Der Leitzins liegt unverändert bei 4,35 %. Zwar besteht angesichts der wirtschaftlichen Gegebenheiten Anlass zur Lockerung der Geldpolitik, zumal die Kerninflation im September auf nur 1,5% gesunken ist. Allerdings ist die Gesamtrate auf 3% gestiegen (Grund: hohe Schweinefleischpreise als Folge der afrikanischen Schweine-grippe), womit die Zentralbank sich möglicherweise in ihren Lockerungsbemühungen eingeschränkt sieht. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 13 05.11.2019
Aktienmärkte: Unternehmenswerte insbesondere in den USA zu ehrgeizig bewertet. Die Aktienkurse sind in den letzten Wochen erneut gestiegen und haben teilweise neue Rekordstände erreicht. Es regiert das Prinzip Hoffnung. Gehofft wird, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China beigelegt wird, nachdem vage ein Teilabkommen in Aussicht gestellt wurde. Man geht offensichtlich davon aus, dass eine Rezession in den USA abgewendet werden kann. Und man redet sich zu, dass die Investoren mangels Alternativen in Aktien gehen müssen. Richtig ist, dass in den letzten drei Monaten 39 Notenbanken (von insgesamt 111) ihren Leitzins gesenkt und nur 7 ihren Leitzins angehoben haben. Vor einem Dreivierteljahr war dieses Verhältnis noch andersherum (Senkungen 8, Anhebungen 27). Das sind für sich gesehen positive Nachrichten für die Aktienmärkte und haben diese beflügelt. In Bezug auf den Handelskonflikt gehen wir bestenfalls von einer Art Waffenruhe zwischen den USA und China aus. Konjunkturell wiederum hat sich die Lage in den vergangenen Monaten verschlechtert. In den USA erwarten wir für H1 2020 eine - wenn auch milde - Rezession. In der Eurozone könnte gerade die Talsohle durchschritten werden und hier wird es möglicherweise ab Q1 2020 wieder aufwärts gehen. Aber auch hier sollte man sich angesichts des zu vermutlichen Gegenwinds aus den USA keine großen Hoffnungen machen. Ob der Brexit weiterhin zur Verunsicherung beitragen wird, ist offen. Nach den Neuwahlen könnte sich die Hängepartie fortsetzen, so dass keineswegs ausgemacht ist, dass Großbritannien zum 31.01.2020 – das ist der letzte Stand – aussteigt. Im Ergebnis kam es in den vergangenen Wochen zu kräftigen Kursgewinnen, womit in den USA der S&P 500 ein neues Allzeithoch erreichte. Entsprechend deutlich ist auch das Ausmaß der Überbewertung, das sich aus unserem Bewertungsmodell ergibt. Beim amerikanischen Index sind dies 20 %, beim Dax rund 9 %. Letzteres sehen wir als moderate Überbewertung, die nicht nach einer kurzfristigen Korrektur ruft. Beim S&P 500 wäre hingegen ein Rückschlag nicht überraschend. Diesen halten wir für umso wahrscheinlicher, als die Konjunktur sich unseres Erachtens weiterhin und deutlicher als erwartet abschwächen sollte. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 14 05.11.2019
EUR/USD-Wechselkurs: Euro hat profitiert. Aufwärtstendenz sollte anhalten. Ende September ist EUR/USD weiter gefallen und hat letztlich einen Tiefpunkt bei rund 1,09 markiert. Von diesem Niveau ist das Austauschverhältnis wieder angestiegen und hat zuletzt deutlich die 1,11 überwunden. Zu der Stärkung des Euro gegenüber dem US-Dollar haben unseres Erachtens zwei Faktoren beigetragen: Zum einen konnte Ende Oktober ein ungeregelter Brexit durch die Verschiebung der Austrittsfrist bis Ende Januar 2020 vermieden werden, was die Konjunkturperspektiven der Eurozone stärkt und damit positiv für den Euro ist. Zum anderen spiegelt sich in dem Austauschverhältnis wider, dass der geldpolitische Spielraum der Fed größer ist als der der EZB. Letztere hat auf ihrer Sitzung im September umfangreiche Maßnahmen beschlossen. Nun gehen ihr aber allmählich die Handlungsmöglichkeiten aus. Dagegen steht die Fed möglicherweise vor einer ganzen Reihe an Zinssenkungen. Zuletzt hatte sie die Bandbreite für die Fed Funds Rate Ende Oktober das dritte Mal in diesem Jahr auf 1,50 bis 1,75 % gesenkt. Wir gehen davon aus, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist und EUR/USD noch höhere Niveaus einnehmen dürfte. Bis zum Jahresende sollte der Wechselkurs bis auf 1,14 steigen, denn mit der weiteren Verschlechterung der US- Konjunkturindikatoren dürfte die Fed 2020 weitere drei Leitzinssenkungen um jeweils 25 BP auf dann 0,75 bis 1,00 % vornehmen. Die sich verschlechternden Konjunkturperspektiven könnten in einer milden Rezession der USA in der ersten Jahreshälfte 2020 münden. Im Gegensatz zu den Zinsschritten der Fed hat die EZB nur noch wenige geldpolitische Mittel, um die Konjunktur und Inflation in der Eurozone zu stützen. Die konjunkturelle Talfahrt in den USA sowie die bestehenden politischen Risiken (Impeachment-Verfahren und US-Wahlen) setzen den US-Dollar zusätzlich unter Druck. Daher sollte der US-Dollar 2020 weiter gegenüber dem Euro abwerten und das Austauschverhältnis könnte bis auf 1,21 zum Jahresende 2020 zulegen, bevor die Aufwertung des US-Dollar langsam ausläuft. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 15 05.11.2019
Wechselkurse: Brexit vorerst abgewendet. JPY sollte ggü. US-Dollar stärker werden, da noch weitere US-Zinssenkungen zu erwarten sind. EUR/GBP: Das Pfund konnte seit Anfang September deutlich gegenüber dem Euro aufwerten, so liegt der Wechselkurs in den vergangenen Wochen nahe der 0,864. Dieses neue Niveau ist das Ergebnis des stark gesunkenen Risikos eines No-Deal-Brexit. Zunächst gelang es Premierminister Boris Johnson einen neuen Deal mit der EU auszuhandeln, auch wenn dieser bisher noch nicht vom britischen Parlament bestätigt wurde. Aber am 25.10. wurde die Brexit- Frist bis zum 31.01.2020 verlängert, die EU nahm den Antrag auf Verlängerung von Premierminister Boris Johnson an. Dieser war aufgrund des Anti-No-Deal-Gesetzes dazu verpflichtet den Verlängerungsantrag gegen seinen Willen zu stellen. Nun stehen zum 12.12. Neuwahlen an und die neue Regierung wird im Anschluss darüber entscheiden, ob sie den ausgehandelten Deal zu Abstimmung bringen will. Die Gefahr eines ungeordneten Brexit ist noch nicht gebannt, an den Umfragen lässt sich nicht ableiten, dass es nach den Wahlen klare Verhältnisse im Parlament geben wird. Die Handlungsmöglichkeiten der neuen Regierung könnten stark eingeschränkt sein und ihr wird nicht viel Zeit bleiben über den Brexit zu entscheiden, bevor die neue Frist abläuft. Wir gehen davon aus, dass das Pfund im Anschluss eines geordneten Brexit langfristig leicht abwerten wird. USD/JPY: Per saldo hat USD/JPY seit Ende September nach oben tendiert. In den höheren Niveaus des Wechselkurses kommt zum Ausdruck, dass die Marktteilnehmer mit der Hoffnung auf ein Teilabkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China wieder vermehrt auf den Risk-Off-Modus geschaltet haben und der Yen weniger stark gesucht wird. 2020 sollte der US- Dollar im Vergleich zum JPY mit den Zinssenkungen der Fed jedoch geschwächt werden. • USD/CNY: Für den Dollar / Yuan Kurs sind wie schon in den letzten Monaten die Entwicklungen des Handelskonflikts maßgeblich. Aktuell stehen hier die Verhandlungen zwischen den Wirtschaftsmächten und die mögliche Einigung auf ein Teilabkommen im Vordergrund. Nachdem die chinesische Regierung die eigene Währung Anfang Oktober im Zuge des Konflikts auf 7,15 USD abwerten ließ, wirkten die zuletzt positiven Signale wieder stärkend. Mittelfristig rechnen wir mit einer moderaten Abwertung auf 7,20 USD. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 16 05.11.2019
Ölmärkte: Erstaunliche Resilienz der saudischen Produktion und der Exporte nach Drohnen-Anschlag. Die Ölpreise sind trotz der schwerwiegenden Drohnenangriffe auf Ölanalagen in Saudi-Arabien auf einem relativ niedrigen Niveau geblieben. Sorgen um eine sich eintrübende weltwirtschaftliche Konjunktur und Unsicherheit über den weiteren Fortgang der Handelsgespräche zwischen den USA und China stehen Befürchtungen gegenüber, dass aufgrund der Produktionsunterbrechungen in Saudi-Arabien sowie von der OPEC gewollte Produktionskürzungen zu Engpässen führen könnten. Derzeit überwiegen die Furcht, dass konjunkturbedingt die Ölnachfrage einbricht. Daher sind die Preise nach den Drohnenangriffen nicht nachhaltig gestiegen. Entsprechend hat sich auch die Backwardation (positive Differenz zwischen dem Spotpreis und dem Terminkurs), die zunächst nach oben gesprungen war und ein Zeichen für den Nachfrageüberschuss in Folge der Produktionsunterbrechung war, wieder zurückgebildet. Ganz verschwunden ist die Backwardation aber noch nicht, so dass eine gewisse Angebotsverknappung offensichtlich immer noch vorhanden ist. Die letzten Öldaten aus Saudi-Arabien zeigen an, dass der Produktionseinbruch – so man den Daten Glauben schenken kann – deutlich geringer ausfiel, als man das erwartet hätte. Insbesondere scheint es so, dass die Produktion relativ rasch wieder hochgefahren werden konnte. Bei den Exporten ist es Saudi-Arabien offensichtlich gelungen, durch verstärkte Importe die meisten Lieferversprechen einzuhalten. Die Lagerhaltung in den USA zeigt keine größeren Auffälligkeiten. Gegenüber dem Vorjahr ist der Lagerbestand höher, im Fünfjahresvergleich im oberen Drittel. Von einem extremen Überangebot kann man aber sicher nicht sprechen. Für die Ölmärkte wird wichtig sein, ob und in welchem Ausmaß sich die US-Konjunktur eintrübt und eventuell – wie von uns erwartet – in eine Rezession abgleitet. Das ist unser Szenario, womit wir (unter anderem) unsere Prognose sinkender Ölpreise begründen. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 17 05.11.2019
Ansprechpartner Redaktion und Versand Weitere Ansprechpartner der Hamburg Commercial Bank Economics Sparkassen & Financial Institutions Dr. Cyrus de la Rubia Thomas Benthien Chefvolkswirt Tel.: 0431-900-25000 Tel.: 040-3333-15260 Sales Corporates & Real Estate Sintje Boie Senior Analystin Stefan Masannek Tel.: 040-3333-12820 Tel.: 0431-900-25550 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 05. November 2019 Sales Shipping, Energy & Infrastructure HAMBURG: Gerhart-Hauptmann-Platz 50, 20095 Hamburg, Telefon 040-3333-0, Fax 040-3333-34001 Stefan Masannek Tel.: 0431-900-25550 Debt Capital Markets Tim Boltzen Tel.: 040-3333-13765 Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 18 05.11.2019
Disclaimer • Die in dieser Publikation enthaltenen Marktinformationen sind zu allgemeinen Informationszwecken erstellt worden und ausschließlich zur Information bestimmt. Sie ersetzen weder eigene Marktrecherchen noch sonstige rechtliche, steuerliche oder finanzielle Information oder Beratung. Es handelt sich bei dieser Publikation um eine Information im Sinne des § 63 Absatz 6 WpHG bzw. Artikel 24 Absatz 3 der Richtlinie 65/2014/EU. Diese Publikation enthält keine Anlagestrategieempfehlungen oder Anlageempfehlungen (Finanzanalysen) im Sinne des § 2 Absatz 9 Nummer 5 WpHG bzw. des Artikel 3 Absatz 1 Nummer 34 und Nummer 35 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014. Sie steht deshalb nicht im Einklang mit den Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen und unterliegt keinem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen. • Die Hamburg Commercial Bank AG weist darauf hin, dass die dargestellten Marktinformationen nur für Anleger mit eigener wirtschaftlicher Erfahrung, die die Risiken und Chancen des/der hier dargestellten Marktes/Märkte abschätzen können und sich umfassend aus verschiedenen Quellen informieren, bestimmt sind. Die in dieser Publikation enthaltenen Aussagen und Angaben basieren auf Informationen, die die Hamburg Commercial Bank AG gründlich recherchiert bzw. aus allgemein zugänglichen, von der Hamburg Commercial Bank AG nicht überprüfbaren Quellen, die sie für verlässlich erachtet, bezogen hat: Die Hamburg Commercial Bank AG hält die verwendeten Quellen zwar für verlässlich, kann deren Zuverlässigkeit jedoch nicht mit letzter Gewissheit überprüfen. Die einzelnen Informationen aus diesen Quellen konnten nur auf Plausibilität überprüft werden, eine Kontrolle der sachlichen Richtigkeit fand nicht statt. Zudem enthält diese Publikation Schätzungen und Prognosen, die auf zahlreichen Annahmen und subjektiven Bewertungen sowohl der Hamburg Commercial Bank AG als auch anderer Quellen beruhen und lediglich unverbindliche Auffassungen über Märkte und Produkte zum Zeitpunkt der Herausgabe darstellen. Trotz sorgfältiger Bearbeitung übernehmen die Hamburg Commercial Bank AG und ihre Mitarbeiter und Organe keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen und Prognosen. • Dieses Dokument kann nur gemäß den gesetzlichen Bestimmungen in den jeweiligen Ländern verteilt werden, und Personen, die im Besitz dieses Dokuments sind, sollten sich über die anwendbaren lokalen Bestimmungen informieren. Diese Unterlagen enthalten nicht alle für wirtschaftlich bedeutende Entscheidungen wesentliche Angaben und können von Informationen und Einschätzungen anderer Quellen/Marktteilnehmer abweichen. Weder die Hamburg Commercial Bank AG noch ihre Organe oder Mitarbeiter können für Verluste haftbar gemacht werden, die durch die Nutzung dieser Publikation oder ihrer Inhalte oder sonst im Zusammenhang mit dieser Publikation entstanden sind. • Die Hamburg Commercial Bank AG weist darauf hin, dass die Verbreitung der vorliegenden Materialien nicht zulässig ist. Schäden, die der Hamburg Commercial AG aus der unerlaubten Verbreitung dieser Materialien entstehen, hat der Verbreitende in voller Höhe zu ersetzen. Von Ansprüchen Dritter, die auf der unerlaubten Verbreitung dieser Materialien beruhen, und damit im Zusammenhang stehenden Rechtsverteidigungskosten hat er die Hamburg Commercial Bank AG freizuhalten. Dies gilt insbesondere auch für die Verbreitung dieser Publikation oder von Informationen daraus an U.S. Personen oder Personen in Großbritannien. • Die Hamburg Commercial Bank unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn sowie der Europäischen Zentralbank, Sonnemannstraße 20, 60314 Frankfurt am Main. Marketingmitteilung Finanzmarkttrends 19 05.11.2019
Sie können auch lesen