NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR

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NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
Das bfu-Magazin für Präventionspartner                      2/2008

                                         NULL PROMILLE
                                         FÜR NEULENKENDE
                                         Einfache Massnahme
                                         mit grosser Wirkung

                                         DAS PURZELBAUM-
                                         PROJEKT
                                         Bewegungsförderung
                                         im Kindergarten

                                         TESSINER
                                         UNTER­NEHMEN TILO
                                         MACHTS VOR
                                         Sicher unterwegs
                                         mit Zug und Velo
NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
Inhalt                                                                                              Editorial

Die Zahl
Wie viele Kinder sind im Auto gesichert?                                                      3     Sicherheit: Tag für Tag lernen
                                                                                                    Es beginnt mit dem Schulweg: Besorgte
                                                                                                    Eltern verfolgen die ersten Schritte Ih­
Fokus NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE                                                                 res Nachwuchses im Strassenverkehr.
                                                                                                    Danach geht es ab aufs Velo und schon
10 Todesopfer weniger pro Jahr                                                                4
                                                                                                    bald auf den Roller. Schliesslich der lang
Standpunkt von Raphael Denis Huguenin,                                                              ersehnte Augenblick: am Steuer eines
ehemaliger Stv. Direktor der bfu	                                                             7    Autos. Und damit in einem gewissen
                                                                                                    Sinn auch der Eintritt ins Erwachsenen­
Aha-Erlebnis am Fahrsimulator                                                                 8
                                                                                                    alter und ein grosses Stück Unabhän­
                                                                                                    gigkeit.
                                                                                                       Für einige ist es schwierig, im Stras­
Netzwerk                                                                                            senverkehr zu bestehen. Er ist komplex
Damit Kinder wieder Purzelbäume schlagen                                                    10     und stellt hohe Anforderungen an
                                                                                                    Kenntnisse und Konzentration. Soweit
Patrouilleure geleiten Kinder sicher über die Strasse	                                      13
                                                                                                    die Theorie. In der Praxis ist Strassen­
Im Tessin wird sicher gestrampelt                                                           14     verkehr jedoch etwas Alltägliches, bei­
                                                                                                    nahe Banales. Alles scheint möglich:
                                                                                                    Geschwindigkeiten überschreiten, am
Unsere kampagne                                                                                     Steuer telefonieren, vor dem Fahren Al­
Plakat «Betende Hände» gewinnt Gold                                                         16     kohol trinken ... Möglich, vielleicht,
                                                                                                    aber es ist illegal und zweifelsohne ge­
                                                                                                    fährlich. Die bfu setzt sich auf mehre­
                                                                                                    ren Ebenen dafür ein, dass Mobilität si­
                                                                                                    cher ist. Und zwar für alle, egal, wie sie
                                                                                                    sich fortbewegen. Zum Beispiel mit
                                                                                                    dem Verkehrsdienst, der für sichere
                                                                                                    Schulwege sorgt. Begleiten Sie die Pat­
                                                                                                    rouilleure auf Seite 13. Für junge Fahr­
                                                                                                    zeuglenkende – leider nach wie vor in
                                                                                                    zahlreiche Unfälle verwickelt – schlägt
                                                                                                    die bfu eine neue Präventionsmass­
impressum                                                                                           nahme vor: 0,0 Promille. Darüber lesen
Herausgeberin: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, Hodlerstrasse 5a, CH-3011 Bern,           Sie im Fokus dieser Ausgabe. Die Zu­
info@bfu.ch, www.bfu.ch, Tel. + 41 31 390 22 22
                                                                                                    kunft wird zeigen, wie dies bei den Ent­
Adressänderungen: abo@bfu.ch
Redaktion: Magali Dubois (bfu), Ursula Marti (wortreich gmbh), Natalie Rüfenacht (bfu)
                                                                                                    scheidungsträgern ankommt. Was in
Redaktionsadresse: Ursula Marti, wortreich gmbh, Postfach 7922, 3001 Bern,                          der Zwischenzeit sicher ist: Sicherheit
sicherleben@bfu.ch, Tel. +41 31 305 55 66                                                           im Strassenverkehr muss täglich neu er­
Korrektorat: Hedy Rudolf (bfu)
                                                                                                    lernt werden. Jede und jeder muss ei­
Übersetzungen: Tom Glanzmann (bfu)
Bildnachweise: Seite 2, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 13, 14, 15: Iris Andermatt;
                                                                                                    genverantwortlich dazu beitragen. Und
Seite 1, 4, 7, 12, 16: bfu                                                                          die bfu setzt sich weiterhin für sichere
Layout: Partner & Partner, Winterthur Druck: UD Print AG, Luzern
                                                                                                    Strassen ein – für jede und jeden.
Auflage: Deutsch: 9200, Französisch: 3300, Italienisch: 1100. Das Heft erscheint vierteljährlich.
© Wiedergabe von Artikeln nur mit Genehmigung der Redaktion
und unter vollständiger Quellenangabe.                                                               Magali Dubois

2         sicher leben 2 / 2008
NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
Die Zahl

Wie viele Kinder sind
im Auto gesichert?
AUTO-KINDERSITZ Eine neue Erhebung der bfu ergab, dass 94 Prozent
der ­Kinder im Auto mit einem Rückhaltesystem gesichert sind. Somit erhöhte
sich die Tragquote innert zehn Jahren um erfreuliche 24 Prozentpunkte.
Die grosse Schutzwirkung des Kindersitzes ist aber nur gewährleistet, wenn
das System ­korrekt benutzt wird.

Eltern sind heute viel stärker um die Si­      Ein Wermutstropfen bleibt: Bei ei­       vor der Fahrt ausgezogen werden, denn
cherheit ihres Kindes im Auto besorgt       nem relativ hohen Anteil der Kinder         ein zu dickes Kleiderpolster senkt die
als früher. 94 Prozent der 0- bis 12-Jäh­   wird das Rückhaltesystem zwar benützt,      Wirkung ebenfalls.
rigen verbringen die Autofahrt im Kin­      aber nicht korrekt                                                  Die bfu emp­
dersitz oder sind, wenn sie die nötige      angewendet, was                                                  fiehlt, bis zu einer
Körpergrösse erreicht haben, mit dem        bei einem Unfall                                                 Körpergrösse von
Gurt gesichert. Noch vor 10 Jahren be­      schwere Verlet­                                                  150 cm einen Kin­
trug die Sicherungsquote erst 70 Pro­       zungen zur Folge                                                 dersitz zu benut­
zent. Diese Erhöhung wird als wichtiger     haben kann. Ent­                                                 zen. Der Gurt al­
Erfolg gewertet, denn mit dem Ge­           scheidend für die                                                lein hält kleinere
brauch eines Kinderrückhaltesystems         Schutzwirkung ist,                                               Personen zwar bei
sinkt das Verletzungsrisiko für ein Kind    dass der Kinder­                                                 einem Aufprall
massiv. bfu-Forschungsleiter Roland         sitz der Grösse und dem Gewicht des         zurück, kann aber zu Verletzungen am
Allenbach führt die gute Sicherungs­        Kindes entspricht und korrekt im Fahr­      Hals und im Bauchbereich führen. um
quote auf die fortlaufende Sensibilisie­    zeug montiert ist. Die Gurte dürfen we­
rung der jungen Eltern zurück, welche       der zu locker noch verdreht sein und
die bfu zusammen mit andern Organi­         keinesfalls zu nahe am Hals verlaufen.
sationen als Daueraufgabe betreibt.         Winterjacken oder Schneeanzüge sollen

               zoom

                Umfassende Studie zur Sicherheit im Sport
                Die Schweiz erhält erstmals ein um­     das Programm in v­ erschiedene Teil-        wird das Präventionspotenzial sichtbar
                fassendes Sportsicherheitsprogramm.     projekte gegliedert: Wassersport,           und können konkrete Massnahmen
                Es wird durch die bfu in Zusammen­      Schneesport, B   ­ ergsport, Fussball und   vor­geschlagen werden.
                arbeit mit Fachorganisationen nach      Radsport.                                   Othmar Brügger rechnet damit, das
                Vorbild des Verkehrssicherheits­        Für jedes Teilgebiet werden das             Sportsicherheitsprogramm im Verlauf
                programms VESIPO erarbeitet. Eine       ­Unfallgeschehen aufgezeigt, die            des nächsten Jahres fertigstellen zu
                besondere H ­ erausforderung ist ge-     ­relevanten Risikofaktoren analysiert      können und in Zusammenarbeit mit
                mäss Projektleiter Othmar Brügger         sowie die möglichen Präventionsmass-      Fachorganisationen die Umsetzung
                (bfu) das breite Themenspektrum, das      nahmen zusammengetragen und auf           an die Hand zu nehmen. um
                der Sport aufweist. Entsprechend ist      ihre Wirksamkeit hin bewertet. Damit

                                                                                                                  sicher leben 2 / 2008   3
NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
fokus NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE

    10 Todesopfer weniger pro Jahr
     UNFALLFORSCHUNG Bei jungen Leuten genügt schon eine kleine Menge Alkohol im Blut, um
     die Fahrfähigkeit zu beeinträchtigen. Die bfu sieht deshalb ein Alkoholverbot für Neulenkende
     als prioritäre zukünftige Verkehrssicherheitsmassnahme und empfiehlt eine schnelle Einführung.

     Im neu veröffentlichten Sicherheitsdos­
     sier «Fahrfähigkeit», einer wissenschaft­
     lichen Analyse der bfu, steht das Alko­
     holverbot für Neulenkende an oberster
     Stelle bei den Massnahmen gegen
    ­A lkoholunfälle. Die Null-Promille-Vor­
     schrift soll während der dreijährigen
     Probephase nach Erhalt des Fahraus­
     weises sowie für Berufschauffeure gel­
     ten. Die bfu-Expertinnen und Experten
     attestieren dieser Massnahme «hohe
     Wirksamkeit», «sehr hohe Effizienz»
     und «hohe Umsetzbarkeit».
         Der Alkohol liegt von allen Faktoren,
     welche die Fahrfähigkeit kurzfristig ein­
     schränken, an vorderster Stelle. Er ist bei
     rund 15 Prozent aller Unfälle mit im
     Spiel. Beeinträchtigt wird die Fahrweise

        Der Alkohol liegt von
        allen Faktoren, welche
        die Fahrfähigkeit kurzfristig
        einschränken, an vorderster
        Stelle.
                                                   Wer fährt, trinkt nicht!

     aber auch durch Müdigkeit, Ablenkung, schätze ich, dass es pro Jahr gut 10 To­             Die Massnahme wird mittlerweile
     Medikamente und Drogen. Besonders desopfer und über 50 Schwerverletzte                  auch von einer klaren Mehrheit der Be­
     problematisch wirds, wenn sich mehrere weniger gäbe.» Viele junge Autolenke­            völkerung und sogar von sehr vielen
     dieser Faktoren kumulieren.               rinnen und -lenker würden durch die­         ­Betroffenen befürwortet, wie eine reprä­
                                               ses Gesetz vor sich selber geschützt, aber    sentative Umfrage zeigte. Verkehrs­
     Grosser Sicherheitsgewinn                 nicht nur: Auch die Mitfahrenden und          psychologe Stefan Siegrist stellt einen so­
     Stefan Siegrist, neuer stellvertretender alle weiteren Verkehrsteilnehmenden            zialen Wandel fest: «Viele junge Leute
     Direktor der bfu, ist überzeugt, dass mit profitierten von der grösseren Sicher­        sind heute sensibilisiert für das Thema
     dem Alkoholverbot für Neulenkende heit, wenn keine alkoholisierten                     Alkohol am Steuer, sie reden untereinan­
     ein grosser Schritt vorwärts getan Junglenkenden mehr auf den Strassen                  der darüber und sprechen sich im Aus­
     würde: «Aufgrund unserer Berechnung unterwegs wären.                                    gang ab, wer fährt». Siegrist ist überzeugt,

4    sicher leben 2 / 2008
NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
Was halten die Jungen von der Idee, die Null-Promille-Regel während
                                             der dreijährigen Probephase einzuführen? «sicher leben» fragte
                                             vier Jugendliche aus Biel.

dass ein Verbot heute auf viel fruchtba­                     Milos Stoykovic, 16-jährig
reren Boden fiele als früher, denn                           «Ich bin hin- und hergerissen: Einerseits bin ich damit ein­
 schliesslich wüssten die Leute genau,                       verstanden, dass die Jungen vorsichtiger fahren müssen, weil
dass Vorschriften im Strassenverkehr                         sie wenig Erfahrung haben. Anderseits erscheint mir die
dazu da sind, um Menschenleben zu                            Null-Promille-Grenze völlig übertrieben. Das bedeutet doch,
­retten.                                                     wenn man am Samstag mit den Kollegen in den Ausgang
                                                             geht, dass man überhaupt nichts mehr trinken darf. Ich
Nachbarländer als Vorbilder                                  finde, dass man die Toleranzgrenze für die jungen Lenker
In Deutschland gilt seit August 2007 ein                     tiefer ansetzen sollte, zum Beispiel bei 0,3 oder 0,4 Promille.
absolutes Alkoholverbot für alle Fahr­                       Denn wenn einer von uns weniger trinkt als der andere,
anfänger unter 21 Jahren. Am bfu-Fo­                         kann man das Vergnügen nicht teilen.»
rum vom letzten Herbst erläuterte Horst

                                                             Gordana Panic, 17-jährig
                                                             «Alkohol und Fahren – das geht nicht zusammen! Deshalb
  Verkehr­sunfälle unter
                                                             finde ich null Promille für Neulenkende angemessen. Am
  Einfluss von Alkohol sind
                                                             Anfang, nach Erhalt des Fahrausweises, werde ich mich am
  in der Regel mit
                                                             Steuer meines Autos noch nicht sicher genug fühlen. Ich
  besonders schweren Folgen
                                                             denke, dass sich das noch verschlimmert, wenn man Alkohol
  verbunden.
                                                             getrunken hat. Meiner Meinung nach sollte die Verant­
                                                             wortung für den Alkoholkonsum Teil der Fahrbewilligung
                                                             sein. Jedenfalls fühle ich mich sicherer, wenn ich mit jeman-
Schulze von der deutschen Bundes­                            dem heimfahre, der gar keinen Alkohol intus hat – oder
 anstalt für Strassenwesen (bast) die                        dann nehme ich lieber ein Taxi. Jeder Mensch verträgt den
Gründe für diesen Entscheid: Die 18-                         Alkohol anders: Mit 18 kennt man die Limite noch nicht.»
 bis 24-Jährigen seien in Deutschland bei
Alkoholunfällen stark übervertreten.
Zudem seien Verkehrsunfälle unter Ein­                       Fabian Burgunder, 19-jährig
fluss von Alkohol in der Regel mit be­                       «Ich bin gegen null Promille, weil ein guter Tropfen zu
 sonders schweren Folgen verbunden.                          einer Mahlzeit immer ein Vergnügen ist – natürlich nicht
Dasselbe gilt auch für die Schweiz,                          mehr als 1 oder 2 Gläser. Aber wie wird zum Beispiel der
wie die hiesigen Präventionsfachleute                        Blut­alkoholwert durch ein alkoholhaltiges Dessert oder
 be­tonen.                                                   ein ­Fondue beeinflusst? Die Gesetze für junge Lenker sind
    Österreich hat bereits früher eine                       schon so streng genug, ohne dass es noch ein zusätzliches
 0,1-Promille-Limite für Fahranfänger                        braucht. Null Promille, das ist wirklich eine Einschränkung
eingeführt, die sich sehr positiv auf die                    der Lebensqualität. Aber normalerweise, wenn man auf
Unfallstatistik ausgewirkt hat. Der Anteil                   den Putz h­ auen will, schaut man schon drauf, nachher nicht
der alkoholisierten Fahranfänger (mit                        fahren zu müssen.»
­einem Blutalkoholwert von über 0,8 Pro­                                                   Aufgezeichnet von Virginie Borel
mille), die in Unfälle mit Schwerverletz­

                                                                                                              sicher leben 2 / 2008   5
NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
fokus NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE

     ten oder Getöteten verwickelt waren,  dieses auch in der Bevölkerung auf            Promillegrenzen in Europa
                                           grosse Akzeptanz stösst, steht der
      ­reduzierte sich um 16,8 Prozent. Eine                                             Einige Länder Europas
     Kosten-Nutzen-Analyse im Rahmen       Einführung aus Sicht der Präventi­            haben spezielle Vorschriften für
     ­eines EU-Projekts belegt, dass der ­Nutzen
                                           onsfachleu te nichts im Wege. Umso            Neulenkende:
     dieser Massnahme die Kosten weit über­mehr, als die neue Regelung ohne              0,0 Promille: Deutschland,
       steigt.                             grossen Aufwand umgesetzt werden              Rumänien, Russland, Slowenien
                                           könnte.
          Wichtige Erkenntnisse konnten auch                                             0,1 Promille: Österreich
      aus einer gross angelegten Studie in denDas Alkoholverbot für Neulen­              0,2 Promille: Griechenland,
     USA gewonnen werden: Blutunter­       kende wird nun gemeinsam mit an­              Lettland, Luxemburg, Niederlande
       suchungen von 200 000 tödlich verun­deren Präventionsmassnahmen im                0,3 Promille: Spanien
     glückten Fahrern ergaben, dass bereitsRahmen der nationalen Verkehrssi­             0,0 Promille für alle Fahrzeug­
      ein Wert von 0,1 Promille bei Fahranfän­
                                           cherheitsstrategie «Via sicura» disku­        lenkenden: Kroatien, Slowakei,
     gern zu einem 25-prozentigen Anstieg  tiert. Wichtige ergänzende Massnah­           Tschechische Republik, Ungarn.
     des Risikos führte. Dieses Unfallrisiko ist
                                           men sind gemäss Stefan Siegrist,              0,2 Promille für alle Fahrzeug­
      etwa gleich hoch wie das einer 25- bis
                                           zusätzliche Sensibilisierungskampa­           lenkenden: Estland, Norwegen,
     34-jährigen Person mit einem Blut­    gnen sowie mehr und sichtbarere Al­           Polen, Schweden
      alkoholwert von 0,8 Promille.        koholkontrollen durch die Polizei.
                                           Ziel sollte sein, diese zu verdoppeln
    Eingebunden in Verkehrs­               und dem europäischen Niveau anzu­
    sicherheitsstrategie                   passen. Somit erhielte die Schweiz
    Aufgrund dieser klaren wissenschaft­ eine kohärente ­Lösung mit grossem
    licher Ergebnisse und der guten Erfah­ Sicherheitsgewinn.
    rungen aus andern Ländern ist die bfu
    vom grossen Nutzen eines Alkoholver­
    bots für Neulenkende überzeugt. Da Ursula Marti

       Neues bfu-Dossier «Fahrfähigkeit»
       Die Fähigkeit, im Strassenverkehr ein Fahrzeug sicher zu lenken, kann durch
       viele Faktoren kurzfristig eingeschränkt sein: Alkohol, Drogen, Medikamente,
       Müdigkeit und Ablenkung sind zusammen für einen Drittel aller Unfälle
       mitursächlich. Mit dem Sicherheitsdossier «Beeinträchtige Fahrfähigkeit von
       Motorfahrzeuglenkenden» liegt eine w  ­ issenschaftliche Anlayse vor, die Risi-
       kofaktoren und Massnahmen aufzeigt. Das Dossier entstand
       im Auftrag des Fonds für Verkehrs­sicherheit.

       Download unter www.bfu.ch (Forschung, Forschungsergebnisse).

6    sicher leben 2 / 2008
NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
«Null Promille soll während
dreijähriger Probephase gelten»
Standpunkt von Raphael Denis Huguenin, ehemaliger Stv. Direktor der bfu

                                                                                               zu 57 Prozent dafür. Mit der Massnahme
                                                                                               könnten pro Jahr 10 Todesopfer und
                                                                                              50 Schwerverletzte vermieden werden.
                                                                                              Das Alkoholverbot für Neulenkende ist
                                                                                              ­Bestandteil des Verkehrssicherheits­
                                                                                               programms «Via sicura». Die bfu setzt
                                                                                               sich dafür ein, dass «Null Promille» wäh-
                                                                                               rend der dreijährigen Probephase gelten
                                                                                               soll. •

                                                                                               Rücktritt nach 35 Jahren
«Die gleiche Alkoholmenge wirkt sich bei jungen Lenkenden stärker                              Mit diesem «Standpunkt» verabschiedet sich
auf das Unfallrisiko aus als bei älteren.»                                                     Raphael Denis Huguenin von den Leserinnen
                                                                                               und Lesern des bfu-Magazins. Er tritt am
                                                                                               1. Oktober 2008 in den Ruhestand. Der pro-

18      - bis 24-jährige Lenker verschul-
         den fast doppelt so viele Alkoho-
lunfälle wie 25- bis 44-jährige und knapp
                                                Limit ihrer Fähigkeiten. Kommt Alkohol
                                                dazu, ist keine Reserve mehr vorhanden.
                                                   Ferner wirkt sich die gleiche Alkohol-
                                                                                               movierte Psychologe Dr. phil. hist. ist seit
                                                                                               1973 für die bfu tätig, die letzten 14 Jahre als
                                                                                               stellvertretender Direktor. Zuvor baute er den
viermal mehr als 45- bis 64-jährige. Bei        menge bei den Jungen stärker aus als bei       vormals «Psychologischen Dienst» der bfu
jungen Lenkern kann schon das «erste            älteren Personen. Trinkunerfahrene ha-         auf und leitete später die Bereiche «Mensch»
Glas» zu viel sein. Ihr Risiko steigt bei 0,3   ben noch nicht gelernt, mit den Auswir-        und «Ausbildung / Sicherheitsdelegierte».
Promille bereits um 45 Prozent, bei älte-       kungen des Alkohols umzugehen. Zwar            Seine zahlreichen Forschungsarbeiten – etwa
ren Fahrzeuglenkenden dagegen noch              sind die Ausfallerscheinungen bei jungen       zur Verhaltensbeeinflussung der Verkehrsteil-
nicht.                                          Lenkenden dieselben wie bei älteren, sie       nehmer, Aus- und Weiterbildung von Len-
   Auch in nüchternem Zustand sind              erhöhen das Unfallrisiko bei Jungen je-        kern, zu Alkohol im Strassenverkehr oder
Neulenkende stärker gefährdet als routi-        doch schon nach Einnahme geringer Al-          Fahrverhaltensmodellen – wurden zu wichti-
nierte und ältere Fahrer: Wegen mangeln-        koholmengen. Und junge Menschen re-            gen Grund­lagen der Unfallprävention in
der Erfahrung, etwa beim Einschätzen            agieren auf Alkohol gefühlsbetonter als        der Schweiz und fanden auch im Ausland
von Verkehrssituationen oder des eigenen        ältere. Das äussert sich insbesondere bei      grosse Beachtung. Raphael Denis Huguenin
Fahrkönnens, erfüllen sie die heutigen          risikobereiten Junglenkern, für die das        präsidierte verschiedene Fachvereinigungen
Anforderungen häufig nur knapp. Zudem           Auto häufig ein wesentlicher Bestandteil       und vertritt die Schweiz in internationalen
geraten sie durch altersspezifisches Risiko-    der Freizeitgestaltung ist.                    ­Gremien der Verkehrssicherheit. Wir
verhalten leicht in gefährliche Situatio-          «Null Promille» für Neulenker wird in        wünschen dem zurück­­tretenden stellvertre-
nen. Da die Automatismen junger Lenker          der Schweiz von 68 Prozent repräsentativ        tenden Direktor für den neuen Lebens­
kaum ausgeprägt sind, fahren sie oft am         Befragter begrüsst, 15- bis 29-Jährige sind     abschnitt alles Gute. um

                                                                                                                        sicher leben 2 / 2008     7
NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
fokus NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE

       Aha-Erlebnis am Fahrsimulator
        IM COCKPIT Vorschriften sind das eine – aus Überzeugung handeln ist das andere.
        Die Fachstelle ASN (Am Steuer nie) sorgt mit ihren Fahrsimulatoren dafür,
        dass J­ ugendliche ganz praxisnah erleben können, wie gross die Unterschiede im
        ­Fahrverhalten mit und ohne Alkoholeinfluss sind.

                                                                                              len sich in vier Gruppen auf. Zur Verfü­
                                                                                              gung stehen einerseits zwei «Echt-Au­
                                                                                              tos» der Marke Smart. Die Vorderräder
                                                                                              stehen auf Drehtellern und eine Lein­
                                                                                              wand wird vor dem Auto aufgestellt für
                                                                                              die Projektion der Programme. Die zwei
                                                                                              andern Fahrsimulatoren sind nachge­
                                                                                              bildete Fahrercockpits mit je drei Moni­
                                                                                              toren.
                                                                                                 Obwohl die Gruppen recht gross
                                                                                              sind, achten die Instruktoren darauf,
                                                                                              dass jede und jeder für ein paar Minu­
                                                                                              ten ans Steuer sitzen kann. Ziel ist, in
                                                                                              nüchternem Zustand durch die Simu­
                                                                                              lationsprogramme zu erleben, wie sich
                                                                                              der Alkohol auf die Fahrfähigkeit aus­
                                                                                              wirkt. Es werden Gefahrensituationen
                                                                                              gezeigt, mit denen man im alltäglichen
Instruktor Felix Kübler von der Fachstelle ASN bespricht mit der Schülerin                    Strassenverkehr rechnen muss. Die
die Fahrsituation.                                                                            Fahrerin oder der Fahrer muss die Ge­
                                                                                              fahr frühzeitig erkennen und schnell
                                                                                              reagieren. Danach zeigt der Computer
        Vier Schulklassen der Kantonsschule         Promillegehalt führt. Dabei werden        im Replay-Modus, wie dieselbe Situa­
        Freudenberg aus Zürich haben sich für       auch viele Ammenmärchen, die unter        tion unter Alkoholeinfluss ausgegangen
        den letzten Tag des Schuljahrs etwas Be­    den Jugendlichen kursieren, als Falsch­   wäre – meist mit einem Crash! Der
        sonderes ausgedacht: Sie engagierten        meldungen entlarvt. Etwa, dass man        Tunnelblick, also das eingeschränkte
        die Fachstelle ASN (Am Steuer nie), die     durch Kaffee- oder Wassertrinken den      Blickfeld, und die Verzögerung der Re­
        mit vier Fahrsimulatoren aufkreuzt und      Promille-Wert senken könne …              aktion werden deutlich. Dies löst bei
        den Schülerinnen und Schülern einen            Für Projektleiter Iwan Fuchs ist       den Jugendlichen einige Aha-Erlebnisse
        erlebnisreichen und zugleich lehrrei­       wichtig, den Jugendlichen nicht mit er­   aus. Sie spüren hautnah, wie sich der
        chen Nachmittag bietet.                     hobenem Moralfinger zu begegnen. Die      Alkohol fatal auf das Fahrvermögen
           In einer etwa 20-minütigen Einfüh­       Idee von ASN ist, den Jugendlichen        auswirkt.
        rung geben die Instruktoren den Ju­         durch eine Aktivität, die sie gerne ma­      Wenn die Schülerinnen und Schüler
        gendlichen einige Grundlagen mit auf        chen, Informationen zu vermitteln.        nicht gerade im Fahrsimulator sind
        den Weg. Sie informieren sie über das                                                 oder ihren Kollegen dabei zuschauen,
        geltende Gesetz und zeigen ihnen an­        Echt-Autos und Fahrercockpits             haben sie die Möglichkeit, eine kurze
        hand von Beispielen, welche Menge der       Und schon gehts zum praktischen Teil      Fotostory zum Thema «Suchtmittel im
        verschiedenen Getränke zu welchem           über: Die Schülerinnen und Schüler tei­   Strassenverkehr» zu kreieren. Das ist

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NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
Das Simulationsprogramm zeigt, wohin das schlechte Reaktionsvermögen unter Alkoholeinfluss führt: zum Crash.

ein wichtiger Bestandteil des Pro­          Es ist viel einfacher, gar               Die Fachstelle ASN empfiehlt den Ju­
gramms, denn hier wird die Auseinan­        nichts zu trinken, als sich           gendlichen, gar keinen Alkohol zu trin­
dersetzung mit dem eigenen Verhalten        auf eine kleine Menge                 ken, wenn sie danach ein Fahrzeug len­
angeregt. Unter den Klassen aus Zürich      ­beschränken zu müssen.               ken. Sie schlägt damit in die gleiche
lösen die erarbeiteten Bildfolgen gute                                            Kerbe wie die bfu. Zum einen, weil die
Diskussionen aus.                                                                 Neulenkenden schon bei kleinen Men­
   Die Mischung zwischen Event und        werden. Sie kreischen auch schon mal, gen von Alkohol ein erhöhtes Unfallri­
ernsthaftem Thema kommt bei den Ju­       wenns brenzlig wird.»                   siko haben. Zum andern wegen des psy­
gendlichen an und sie nehmen auf spie­                                            chologischen Effekts, wie Iwan Fuchs
lerische Art und Weise viele Informati­   Gefährlicher Mischkonsum                betont: «Es ist viel einfacher, gar nichts
onen auf. Iwan Fuchs stellt immer         Die Jugendlichen nutzen die Gelegen­ zu trinken, als sich auf eine kleine
wieder fest, dass der Wissensstand sehr   heit auch, um Fragen zu stellen. Zum Menge beschränken zu müssen.»
unterschiedlich ist und auch das Ver­     Beispiel zum Einfluss von Cannabis.
halten häufig geschlechtsspezifisch ge­   Der ASN ist es ein wichtiges Anliegen, Ursula Marti
prägt ist: «Während sich die Jungs be­    hier gut aufzuklären, d. h. darauf hin­
tont cool geben und manchmal fast zu      zuweisen, dass vor allem auch der
kräftig aufs Gaspedal drücken, ge­        Mischkonsum von Alkohol und Canna­
trauen sich die jungen Frauen oft nicht   bis einen gefährlichen Effekt auf das
so recht und müssen zuerst ermuntert      Fahren hat.

                                                                                     Coole Drinks ohne Alkohol

                                                                                     Funky Flip
                                                                                     0,2 dl Kokosnussmilch
 Fachstelle ASN                                                                      0,2 dl Halbrahm
 Die Fachstelle ASN (Am Steuer nie)       fordert nicht den Verzicht auf Alko-       0,2 dl Blue Curaçao Sirup
 ist 1991 entstanden. Sie will durch      hol, sondern verantwortungsvolles          0,8 dl Orangensaft
 Prävention die Anzahl Verkehrsunfäl-     Verhalten im Strassenverkehr.              0,6 dl Ananassaft
 le senken, die massgeblich durch         Die wichtigste Zielgruppe sind             Eis
 ­Alkohol am Steuer verursacht wer-       Neulenkende. Die ASN-Einsatzteams
  den. Die Präventionsarbeit basiert      können von Schulen, Firmen,                Alle Zutaten mit Eis im Shaker
  auf verschiedenen Projekten, die alle   ­Gemeinden usw. gebucht werden.            gut schütteln, in ein 2dl-Glas
  erlebnisorientiert gestaltet sind.       Es stehen verschiedene Angebote           giessen und servieren.
  So wird die Botschaft, vor dem Auto-     wie Fahrsimulatoren, Mixkurse,
  fahren keinen Alkohol zu trinken         Funky-Bar usw. zur Verfügung.             Quelle: Fachstelle ASN
  oder andere Drogen zu konsumieren,                                                 Viele weitere Rezepte
  mit etwas Positivem verknüpft. ASN      Information: www.fachstelle-asn.ch.        unter www.fachstelle-asn.ch

                                                                                                               sicher leben 2 / 2008   9
NULL PROMILLE FÜR NEULENKENDE DAS PURZELBAUM-PROJEKT TESSINER UNTER NEHMEN TILO MACHTS VOR
netzwerk Gemeinde

      Damit Kinder wieder
      Purzelbäume schlagen
       BEWEGUNGSFÖRDERUNG IM KINDERGARTEN Veränderte Lebensgewohnheiten
       haben dazu geführt, dass sich viele Kinder zu wenig bewegen, mit negativen Folgen
       für ihre Entwicklung und Gesundheit. Das Projekt Purzelbaum will Abhilfe schaffen.
       Die bfu berät die Kindergärten in Sicherheitsfragen.

                                                                                               der zum Klettern zu animieren. Die
                                                                                               Kindergärtnerin behält ihn im Auge
                                                                                               und freut sich mit ihm, als er es schafft.
                                                                                               In der Phantasie der Kinder sind die
                                                                                               Fässer abwechslungsweise Flugzeug,
                                                                                               Haus oder was immer sie sich gerade
                                                                                               wünschen.

                                                                                               Den Körper wahrnehmen
                                                                                               In der Bewegungsecke hat es auch wei­
                                                                                               che Elemente. Die Fässer sind innen ge­
                                                                                               polstert, es hat ein Fell und grosse Stoff­
                                                                                               tiere. «Die Kinder können sich frei
                                                                                               bewegen, sie dürfen es sich aber auch ge­
                                                                                               mütlich machen», sagt Jacqueline Josi.
                                                                                               Sie möchte die Kinder dabei unterstüt­
                                                                                               zen, ihren Körper wahrzunehmen durch
                                                                                               Bewegung, Spiel und das Berühren von
                                                                                               verschiedenen Materialien. «Es ist wich­
                                                                                               tig, dass die Kinder lernen, sich selber zu
                                                                                               spüren, bei sich zu sein. Wenn sie kör­
                                                                                               perlich aktiv sind, werden sie ruhiger
                                                                                               und entspannter und auch ihre Konzen­
                                                                                               tration verbessert sich», weiss die Kin­
Melissa, Giacomo und Huoscar geniessen das Bewegungsparadies, das die Kinder-                  dergärtnerin aus Erfahrung.
gärtnerinnen Jacqueline Josi und Rahel Graemiger für sie eingerichtet haben.                      Jacqueline Josi und ihre Kollegin Ra­
                                                                                               hel Graemiger sind durch das Projekt
                                                                                               «Purzelbaum» (siehe Kasten) zusätzlich
       Dienstagmorgen im Kindergarten             dergartens, dorthin, wo die Kindergärt­      inspiriert worden, den Kindergarten
       Kirchacker I in Bern: Nachdem Kinder­      nerinnnen ein Bewegungsparadies ein­         noch bewegungsfreundlicher einzurich­
       gärtnerin Jacqueline Josi die Kinder im    gerichtet haben. Die drei steigen auf die    ten. Ziel ist, den Spass an der körper­
       Kreis begrüsst und auf den neuen Tag       Fässer, die über dem Boden hängen,           lichen Aktivität zu wecken und dafür
       eingestimmt hat, dürfen sie frei wählen,   schaukeln hin und her oder klettern die      viele verschiedene Gelegenheiten zu bie­
       mit was sie sich beschäftigen wollen.      Seile hoch. Giacomo versucht einen           ten. Die heutigen Lebensgewohnheiten
       Melissa, Giacomo und Huoscar zieht es      ­grossen Farbstift zu berühren, der etwas    bringen es mit sich, dass sich viele Kin­
       in eine ganz bestimmte Ecke des Kin­        erhöht am Seil befestigt ist, um die Kin­   der zu wenig bewegen. Darunter leidet

10     sicher leben 2 / 2008
Bauliche Sicherheit
                                              Manfred Engel ist Sicherheitsberater
                                              der bfu-Abteilung Haus/Freizeit/­
                                              Produkte und Autor des Arbeitspapiers
                                              «Bewegungsförderung im Kinder­
                                              garten».

                                              Manfred Engel, wenn sich Kinder
                                              ­vermehrt bewegen im Kindergarten,
                                                könnte dies doch auch zu Unfällen
ihre Koordination, die Motorik und die         ­führen. Warum unterstützt die bfu           Gibt es verdeckte Gefahrenstellen, auf
Gesundheit ingesamt. «Heute können             das Projekt Purzelbaum?                      die die Lehrpersonen besonders ein
längst nicht mehr alle Kinder einen Pur­       Zu kleineren Unfällen kann es tatsäch­       Auge haben müssen?
zelbaum schlagen. Wir haben auch ver­           lich kommen. Die Bewegungsförderung         Typisches Beispiel ist die in den Türrah­
mehrt Kinder mit Übergewicht», stellen          im Kindesalter ist jedoch eine wichtige     men montierte Schaukel: Geschaukelt
die Kindergärtnerinnen fest. Sie achten        Körperschulung fürs ganze Leben und          wird in einen Spielraum oder in einen
deshalb darauf, täglich mit den Kindern         dient auch der Unfallprävention. Denn       Gang hinein, wo sich Kinder bewegen.
nach draussen zu gehen, wo sie Ball­            motorisch geschickte Kinder mit kräfti­     Die Gefahr eines heftigen Zusammen­
spiele machen, Seil hüpfen und mög­             ger Muskulatur können einen allfälligen     stosses mit einem «Gspänli» oder dem
lichst oft in den Wald gehen. Seit drei         Sturz besser auffangen und sind weniger     Türrahmen ist sehr gross. Die Schaukel
Jahren schon finden jede Woche zwei            verletzungsanfällig. Voraussetzung für       im Türrahmen ist tabu.
Lektionen Turnen statt. Ab dem neuen            die bfu ist, dass in den Kindergärten die
Schuljahr ist sogar ein wöchentlicher           baulichen Sicherheitsregeln eingehalten    Haben Sie einen besonderen Tipp
Waldmorgen eingeplant. Die Kinder­              und die Kinder gut beaufsichtigt werden,   für die Bewegungsförderung im
gärtnerinnen sorgen zudem täglich für           damit keine grösseren Unfälle zu be­       Kindergarten?
ein gesundes Znüni, abwechslungsreich           fürchten sind.                             Bevor neue Bewegungselemente gebaut
zusammengesetzt aus Brot, Früchten,                                                        werden, lohnt es sich genau abzuklären,
Obst, Nüssen oder Käse.                       Auf was müssen die Lehrpersonen be-          was für Einrichtungen und Möglichkei­
                                              sonders achten, wenn Sie bewegungs-          ten die nähere Umgebung bereits bietet.
Sicherheitsfragen einbeziehen                 fördernde Elemente einrichten?               Das kann ein Spielplätze, ein Bach, der
Die Kindergärten werden tatkräftig un­        Bei fest installierten Spielelementen Wald, Baumstämme im Garten usw.
terstützt durch das Institut für Weiter­      müssen die statischen Anforderungen sein. Darauf aufbauend können dann
bildung der PHBern (Pädagogische              an die Tragstruktur des Gebäudes er­ gezielt noch Lücken gefüllt werden mit
Hochschule Bern), die das Projekt Pur­        füllt sein, d. h., sie müssen fest verankert neuen Bewegungsmöglichkeiten.
zelbaum 2007 initiiert hat. Gemäss Pro­       und tragfähig sein. Bei Elementen, die          Weiter scheint es mir wichtig, dass die
jektleiterin Regula Nyffeler nehmen in        in die Höhe gehen, beispielsweise eine Eltern einbezogen werden. Sie müssen
der ersten Staffel 58 Lehrpersonen teil,      Kletterwand, muss rundum genügend zu Hause am gleichen Strick ziehen,
die 2. Staffel ist in Vorbereitung. In fünf   Freiraum sein, damit die Kinder nir­ ­damit die Gesundheitsförderung nach­
Weiterbildungsmodulen werden Hin­             gendwo aufschlagen können. Es dürfen haltig wirkt. um
tergrundinformationen vermittelt. Zu­         also keine Tischkanten, Spielkisten, La­
dem tauschen die Lehrpersonen an re­          vabos, Kleiderständer oder Ähnliches in
gelmässigen Treffen ihre Erfahrungen          der Nähe sein. Bei nicht fest installier­
aus. Einen Schwerpunkt bilden dabei           ten Bewegungselementen gilt die Regel, Hinweise zur Sicherheit sind im bfu-Arbeits-
auch Sicherheitsfragen. Fachpersonen          dass immer eine Aufsichtsperson dabei papier «Bewegungsförderung im Kindergar-
der bfu informieren, auf was zu achten        sein muss, die die Fähigkeiten der Kin­ ten» enthalten. Es kann eingesehen werden
ist, damit die Bewegungsstationen ­sicher     der abschätzen kann.                         unter www.bfu.ch.

                                                                                                             sicher leben 2 / 2008   11
netzwerk Gemeinde

     Projekt Purzelbaum
     In einem Purzelbaum-Kindergarten wird
     die Bewegung bewusst in den Kindergarten­
     alltag integriert. Es werden verschiedene         gebaut und die verschiedenen Aktivitä­        heitsfördernder Schulen der Stadt Bern,
     Spiel- und Bewegungsstationen angeboten,          ten gefahrlos ablaufen. Auch die bfu-Si­      unterstützt der Gesundheitsdienst die
     die zum Hüpfen, Balancieren oder Klettern         cherheitsdelegierten spielen im Projekt       Lehrpersonen dabei, das Thema Bewe­
     animieren. Damit ent­wickeln die Kinder           Purzelbaum eine wichtige Rolle. Die           gung möglichst ganzheitlich in den
     lustvoll und spielerisch ihre koordinativen       Kindergärtnerinnen können sie jeder­          Schul- bzw. Kindergartenalltag einzu­
     Fähigkeiten. Motorisch geschickte Kinder          zeit direkt konsultieren für eine Bera­       bringen: «Bewegung soll nicht aus­
     entwickeln sich besser und sind gut gerüstet      tung an Ort und Stelle. Die bfu hat da­       schliesslich in Form von Projekten statt­
     für die Anforderungen der Schule. Die             für eigens eine Fachdokumentation             finden; die ‹bewegte Schule› soll zu
     Eltern werden informiert und einbezogen.          zusammengestellt (siehe Kasten).              einem pädagogischen Prinzip werden.»
     Purzelbaum-Lehrpersonen werden durch                                                            Die Stadtverwaltung ist bestrebt, dafür
     die Projektleitung geschult und reflektieren      Unterstützung der Gemeinde                    die nötige Infrastruktur und die finan­
     ihre Erfahrungen in regelmässigen Treffen.        Für ein gutes Gelingen des Projekts           zielle Unterstützung zu sichern, damit
     Das Projekt Purzelbaum wurde 2007 vom             braucht es auch das Engagement der Ge­        sich die Lehrpersonen voll auf die bewe­
     Institut für Weiterbildung der PHBern             meinde. Sie muss nämlich die zusätzli­        gungsfreundliche Gestaltung ihres Un­
     (Pädagogische Hochschule Bern) gestartet          chen Ausgaben für die Bewegungsele­           terrichts konzentrieren können.
     in Anlehnung an das Basler Projekt «Burzel-       mente berappen. Die Kosten belaufen              Im Kindergarten Kirchacker I hat die
     baum». Ein ähnliches Projekt wird auch in         sich nach Erfahrungen des Vorgänger­          gute Zusammenarbeit der verschie­
     Zürich durchgeführt. Die Erfahrungen dieser       projekts von Basel in der Regel auf 1000      denen Stellen zu einem tollen Resultat
     Städte sollen später den andern Kantonen          bis 1500 Franken pro Kindergarten. Bei        geführt. Ein grosser Gewinn für die
     und Gemeinden als Umsetzungshilfe dienen.         der Stadt Bern stiess das Projekt auf         Kinder.
     Information:                                      ­offene Ohren. Gemäss Stefanie Pürro,
     http://purzelbaumbern-iwb.phbern.ch                Co-Leiterin des Netzwerks gesund­            Ursula Marti

 einfach genial

     Lüften ohne Sturzgefahr
     Ein geöffnetes Fenster zieht kleine Kinder     mal 12 cm entsteht. Der Abstand darf nicht
     magisch an. Sie wollen doch wissen, was        grösser sein, damit sich kein Kind hindurch-
     es draussen zu entdecken gibt! Fenster öff-    zwängen kann. Diese einfache Sicherung
     nen in Anwesenheit der Kleinen liegt des-      verhindert, dass Kinder das Fenster öffnen
     halb nicht drin. Was ist, wenn man trotz-      und abstürzen können.
     dem dringend lüften muss?                          Die Kette ist für etwa zwölf Franken im
        Der Tipp von Martin Hugi, bfu-Abtei-        Fachhandel erhältlich. Sie lässt sich einfach
     lungsleiter Haus/Freizeit/Produkte: Man        montieren und bei einem Wohnungswech-
     nehme eine einfache Türvorhängekette           sel leicht wieder entfernen. Zum Reinigen
     und montiere diese ganz oben an Fenster        kann das Fenster ganz geöffnet werden,
     und Fensterrahmen so, dass bei einge-          indem man die Kette aushängt. Einfach,          Die Türvorhängekette eignet sich
     hängter Kette ein Lüftungsspalt von maxi-      günstig, sicher! um                             auch als Fenstersicherung.

12        sicher leben 2 / 2008
Netzwerk Polizei

Patrouilleure geleiten
Kinder sicher über die Strasse
SCHULWEG Über 7000 Personen leisten in der Schweiz Schüler- und Erwachsenenverkehrs-
dienst. Ausgestattet mit einer Kelle und bestens instruiert, tragen sie viel zur Sicherheit der
Kinder auf dem Schulweg bei. Bulle im Kanton Freiburg, frühmorgens, dichter Verkehr.

Es ist kühl in Bulle an diesem Morgen
im Juni. Kinder sind in kleinen Grup­
pen unterwegs in Richtung Primar­
schule. Loris Bort, Schüler der 6. Pri­
marklasse, und Jocelyn Ramsamy,
erwachsener Patrouilleur, sind heute im
Dienst und bereits auf ihren Posten. Mit
voller Konzentration beobachten sie
den Verkehr, überwachen sich gegensei­
tig und suchen den passenden Moment,
um in Aktion zu treten. Schliesslich
ordnet Jocelyn Ramsamy an, die Fahr­
bahn zu betreten und den Verkehr zu
unterbrechen. Die Schülerinnen und
Schüler überqueren die Strasse und
danken mit einem Merci oder machen Jocelyn Ramsamy (links) und Loris Bort engagieren sich täglich für die Sicherheit
einen neckischen Spruch.                 der Schulkinder.

Gross und Klein als Team
Um mehr Sicherheit zu garantieren,          wird: «In diesem Jahr haben wir mit al­     Freiburg. Im Gegenzug profitieren die
werden im dichten Verkehr Teams mit         len Patrouilleuren der Gemeinde eine        grossen und kleinen Patrouilleure von
einer erwachsenen Person und einem          tolle Wanderung im Jura unternom­           einem umfassenden Versicherungs­
Kind eingesetzt. Vor der Primarschule       men», erzählt Loris Bort.                   schutz; die bfu hat entsprechende Ver­
in Bulle ist dies grundsätzlich der Fall,                                               sicherungen abgeschlossen. Glückli­
passieren hier doch rund 500 Fahrzeuge      Ausgebildet und versichert                  cherweise sind aber die Unfälle im
zwischen 7.30 und 8.00 Uhr. «Die er­        Bevor Patrouilleure ihre Funktion aus­      Kanton Freiburg weder zahlreich noch
wachsenen Verkehrshelfer rekrutieren        üben können, erhalten sie von den Ver­      schwer. «Seit der Verkehrsdienst 1960
wir über Inserate in der Lokalpresse,       kehrsinstruktoren der Kantonspolizei        eingeführt wurde, lassen sich die nega­
denn diese stehen nicht einfach so vor      eine einstündige Ausbildung. Sie lernen     tiven Ereignisse an einer Hand abzäh­
der Türe», bedauert Christophe Charri­      die Zeichengebung, das Beobachten von       len», freut sich Beat Bächler.
ère, Ortspolizist in Bulle. «Zwei Ein­      Situationen und den korrekten Einsatz          Nach einer halben Stunde sind die
sätze am Morgen, zwei am Nachmittag         der Kelle, mit der sie die nötige Autori­   Kinder sicher in der Schule. Jocelyn
unterbrechen den Tag – nicht alle sind      tät zum Anhalten des Verkehrs haben.        Ramsamy macht sich auf den Heimweg,
so flexibel.» Auch bei den Kindern gibt     «Wir sensibilisieren die Kinder, sich en­   während Loris Bort wie ein Blitz zu sei­
es Einschränkungen: Erst ab der 5. oder     gagiert für die Sicherheit ihrer Kamera­    ner Klasse zurückkehrt. Für ihn fängt
6. Primarstufe dürfen sie Verkehrsdienst    den einzusetzen. Sie selbst, und nicht      bald ein neuer Abschnitt an: Sein neues
leisten. Normalerweise melden sich da­      nur Ihre Eltern, unterzeichnen auch ei­     Schuljahr beginnt er in der Orientie­
für genügend Freiwillige für diese Auf­     nen Vertrag», betont Beat Bächler, Ver­     rungsschule. Vorbei die Zeit als Patrouil­
gabe, die von der Polizei auch honoriert    kehrsinstruktor der Kantonspolizei          leur!                      Magali Dubois

                                                                                                                 sicher leben 2 / 2008   13
netzwerk Betrieb

      Im Tessin wird sicher gestrampelt
       ZUG UND VELO Auf Initiative des Kantons Tessin führen die SBB und ihr Tochter­
       unternehmen TILO die 2007 lancierte Aktion «Treno – Bici» auch in diesem Jahr weiter. ­
       Ihr Ziel: sicheres Velofahren fördern.

                                                                                             Die lokalen Medien haben einen ­A nstieg
                                                                                             der Velo- und Helmverkäufe festgestellt.
                                                                                             Und Radfahren ist nicht nur dank der
                                                                                             Anstrengungen des Kantons ein Thema:
                                                                                             Auch die Durchfahrt des Giro d’Italia
                                                                                             und der Tour de Suisse im 2008 und die
                                                                                             vorgesehene Radweltmeisterschaft in
                                                                                             Mendrisio im 2009 tragen dazu bei.

                                                                                             Velo und Zug:
                                                                                             3 Kombinationsmöglichkeiten
                                                                                             «Treno – Bici» bietet 3 Möglichkeiten,
                                                                                              um die Freuden des Velofahrens und den
                                                                                              Komfort des Zuges zu verbinden. Zuerst
                                                                                              einmal die Tageskarte für Ausflüge zum
                                                                                              reduzierten Preis. Zweitens das Billett
                                                                                             «Monte Ceneri». Damit können Velofah­
                                                                                              rende, die den Aufstieg fürchten, mit
                                                                                              dem Zug hinauffahren und dann die we­
                                                                                              niger anstrengende Abfahrt auf dem
Alessandro Staffieri (links) und Roberto Tulipani führen die Aktion
                                                                                             Fahrrad geniessen. Das Angebot wäre
«Treno – Bici» bereits zum zweiten Mal durch.
                                                                                              nicht komplett ohne die Jahreskarte
                                                                                             «Zug – Velo», die das ganze Jahr hin­
                                                                                              durch die Kombination der beiden Ver­
       Nur 5 Prozent der gesamten Fläche des          Vor allem aus Sorge um die Umwelt,      kehrsmittel ermöglicht. Die Lancierung
       Kantons Tessin eignen sich für Überbau­    aber auch um die Bewegung bei der im­       dieser Angebote war kein Zufall, erklärt
       ungen und Infrastruktur, zudem über­       mer trägeren Bevölkerung zu fördern,        Roberto Tulipani, Direktor der TILO:
       queren rund 40 000 Arbeitnehmerinnen        springt die Tessiner Regierung nun auch   «Die 2007 neu gekauften Züge der TILO
       und Arbeitnehmer aus Italien täglich die   auf den Zug der «sanften» Mobilität auf.    wurden speziell konzipiert für Behin­
       Grenze – das Tessin sieht sich mit einer   Darum will die vom Kanton finanzierte       derte oder Personen, die etwas transpor­
       Reihe von Herausforderungen zum            Aktion «Treno – Bici» der SBB und der       tieren, wie ein Fahrrad oder einen
       Thema Mobilität konfrontiert. Diese ist    TILO (Treni Regionali Ticino Lombar­       ­Kinderwagen». Bereits werden solche
       ein wesentlicher Faktor für die wirt­      dia) die kombinierte Benutzung von         Zugmodelle auch in anderen Kantonen
       schaftliche Entwicklung und konzent­       Velo und Zug fördern. Gar nicht so ein­     wie Basel, Zug und Luzern eingesetzt.
       rierte sich lange Zeit vor allem auf die   fach, «Velo-Abstinenten» – angesichts       Die Zukunft wird zeigen, ob die Tessiner
       motorisierte Fortbewegung, was dem         ihrer Gewohnheiten und der ständigen       Initiative ebenfalls Nachahmer aus­
       Kanton die Teilnahme an der schweize­      Auf und Abs im hügeligen Tessin – zum       serhalb der Kantonsgrenzen finden
       rischen wie auch lombardischen Ent­        Umsteigen zu bewegen. Trotzdem              wird.
       wicklung ermöglichte.                      ­stehen die Zeichen auf Veränderung:

14     sicher leben 2 / 2008
freizeitKick

Die neuen Züge eignen sich bestens für den Transport von Velos.

                                                                                               Hallenklettern:
                                                                                               Nur gut gesichert
Mit konkreter Aktion                          Partnerschaft mit der bfu                        an die Wand
Arbeitnehmende motivieren                      Mit Bezug auf die Velohelmkampagne
 Das Angebot «Treno – Bici» steht allen         enthalten die Inserate der Aktion «Treno       Immer mehr Sportlerinnen und
 offen und wurde dem Publikum inten­          – Bici» auch eine Sicherheitsbotschaft der       Sportler zieht es in die Kletterhallen.
 siv bekannt gemacht. Die Kommunika­            bfu. Aber auch sonst werden die Mitar­         Dort können sie sich unabhängig
 tion erfolgte aber auch über die internen      beitenden der TILO über die Hauszei­           von der Wetterlage und ohne langen
 Kanäle der TILO und der SBB wie                tung für die Präventionsbotschaften der        Anfahrtsweg in die Berge ihrem
­Mitarbeiterzeitungen oder Intranet. Im         bfu sensibilisiert. Die durch Paola Lurati,    auf regenden Hobby widmen. Die
 Rahmen von Stop Risk, dem Präventi­           Beraterin für betriebliche NBU-Präven­          Gefahren der Natur wie Steinschlag,
 onsprogramm für eine sichere Freizeit,         tion im Tessin, initiierte Zusammenar­         ­brüchige Felsen oder Wetter fallen
 hat die SBB eine besondere Velohelmak­         beit mit Roberto Tulipani trägt Früchte.        weg – was leicht in mangelndes
 tion ins Leben gerufen: Die Mitarbei­        «Wir haben ein grosses Interesse, Sicher­         ­Risikobewusstsein umschlagen kann.
 tenden konnten sowohl von einem Vor­           heit als festen Bestandteil des Lebens           Doch auf­gepasst, ein Fehler beim
 zugspreis profitieren wie auch von der        ­unseren Mitarbeitenden näherzu­bringen,          ­Sichern kann zu schweren Unfällen
Vergünstigung von 20 Franken wäh­               z. B. das Tragen von Helmen auf dem               führen.
 rend der bfu-Velohelmkampagne im              Fahrrad oder beim Schneesport. Wir
Frühling.                                       zählen auf die Unterstützung durch die         Deshalb:
                                                bfu», meint er augenzwinkernd.                 • Besuchen Sie eine gründliche

                                                                                                  ­Einführung in die Sicherungstechnik.
                                              Magali Dubois                                    • Klettern Sie nur mit jemandem,

                                                                                                   dem/der Sie voll vertrauen können.
                                                                                               • Überprüfen Sie immer gegenseitig

                                                                                                   die Knoten (Partnercheck).
  Mit dem Fahrrad im Tessin: einige Zahlen                                                     • Stehen Sie zum Sichern nahe

  Die Velofahrenden in der Südschweiz habens nicht leicht: Gemessen an den                         an der Wand und lassen Sie das
  zurückgelegten Kilometern zählt das Tessin mehr Schwerverletzte und Getötete                     Bremsseil nie los.
  als andere Regionen; im 2007 waren es 23. Deshalb ist es besonders wichtig,                  • Konzentrieren Sie sich auf das

  das Velohelmtragen zu fördern. Das geschieht mit Erfolg, wie das beispielhafte                   Sichern, lassen Sie sich nicht
  Verhalten der Tessiner zeigt: Mit einer Tragquote von 45% ist der Kanton den                     ablenken.
  anderen Sprachregionen überlegen, die unter der Marke von 40% bleiben.
  Auch wenn der Helm für Freizeitfahrten im Allgemeinen gerne getragen wird,                   bfu-Merkblatt 0208 Künstliche
  so ist dies auf kurzen Strecken, z. B. für Einkäufe in der Stadt, oft nicht der Fall.        Kletteranlagen (für Betreiber
  Und gerade in solchen Situationen sind Radfahrende im Strassenverkehr                        und Erbauer von Kletterhallen):
  besonders exponiert. Zusätzlich zur jährlich durchgeführten Velohelmkampagne                 http://shop.bfu.ch
  mit der Suva setzt die bfu darum auch auf Infrastrukturmassnahmen, die
  Velofahrenden mehr Schutz bieten. Das bfu-Sicherheitsdossier «Fahrradverkehr»                Broschüre Sicher klettern (ab Oktober)
  (2005) geht ausführlich auf diese Massnahmen ein, neben Informationen                        sowie Liste der öffentlich
  zu Unfallgeschehen und Risikofaktoren. Das Dossier finden Sie auf                            zugäng­lichen Kletterhallen:
  www.bfu.ch/PDFLib/894_22473.pdf.                                                             www.sac-cas.ch

                                                                                                              sicher leben 2 / 2008   15
Unsere kampagne

     Plakat «Betende Hände» gewinnt Gold
     Die Plakate zum Velohelmtragen sind                                                               auf verblüffende Art am Objekt selber
     nicht nur wirkungsvoll, wie die stetig                                                            zu demonstrieren. Pointiert, prägnant
     grösser werdende Schar von Velohelm­                                                              und plakativ. Da erteilen auch wir un­
     tragenden zeigt, sie fallen auch auf durch                                                        seren Segen.»
     die jedes Jahr neue, überraschende Bil­                                                              Bei der diesjährigen Velohelmkam­
     didee. Das bemerkte auch die Jury des                                                             pagne konnten dank der Mitfinanzie­
     Swiss Poster Awards, ein von der APG                                                              rung durch den Fonds für Verkehrssi­
     lancierter Wettbewerb. Sie erteilte den                                                           cherheit FVS rund 30000 Helme mit je
     «Betenden Händen» die Gold-Trophäe                                                                20 Franken subventioniert werden. bfu
     in der Sparte Public Service.                                                                     und Suvaliv treten auch nächstes Jahr
        Die Jury kommentierte das Plakat                                                               kräftig in die Pedale, um mit einer
     wie folgt: «Ein Konzept über Jahre hin­                                                           neuen Gemeinschaftskampagne, unter­
     weg frisch und aufregend zu halten, ist                                                           stützt vom FVS, das freiwillige Velo­
     eine sehr seltene Qualität. Einmal mehr                                                           helmtragen zu propagieren. Informati­
     gelingt es, den Nutzen des Velohelms                                                              onen: www.velohelm.ch. um
     RZ_SUVA_Velohelm_F4_dfi_BFU_ZS:RZ_SUVA_Velohelm_F4_dfi_BFU_ZS   18.1.2007   14:31 Uhr   Seite 1
                                                                                                                        Ruf Lanz

              Velohelm tragen.Oder beten.
       0701

           bfu
          bpa
            upi

     Das Original-Gewinnerplakat von 2007.

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