OFFENBACHIADE - Gürzenich-Orchester Köln

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OFFENBACHIADE - Gürzenich-Orchester Köln
OFFENBACHIADE
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OFFENBACHIADE - Gürzenich-Orchester Köln
SEHR VEREHRTES
    PUBLIKUM

   Wir wünschen
  Ihnen und Ihren
Familien ein gesundes
  und glückliches
    Neues Jahr!

             Ihr
     Gürzenich-Orchester
                           3
OFFENBACHIADE - Gürzenich-Orchester Köln
NEUJAHRSKONZERT
       OFFENBACHIADE

       JACQUES OFFENBACH
  6'   Ouvertüre
        aus » Die Rheinnixen «
        Romantische Oper in vier Akten
       1864

 Grußworte
  Oberbürgermeisterin Henriette Reker
  Ministerpräsident Armin Laschet

 5'     alzer
       W
       aus » Barkouf «
       Opéra bouffe in drei Akten
       1860

 9'     onzertouvertüre
       K
       zu » Die schöne Helena «
       Opéra bouffe in drei Akten
       von Friedrich Lehner
       1864

 13'   Introduction, Prière und Boléro
        für Violoncello und Orchester
        aus » Grande scène espagnole « op. 22
       1840

 5'     alopp
       G
       aus » Pariser Leben «
       Opéra bouffe in fünf Akten
       1866

 PAUSE
OFFENBACHIADE - Gürzenich-Orchester Köln
35'    Oyayaye oder Die Königin der Inseln «
       »
       Menschenfresserei in einem Akt
       Deutsche Erstaufführung
       Uraufführung der rekonstruierten Fassung
       von Jean-Christophe Keck
       1855

 Sabine Hartmannshenn
 Szenische Gestaltung » Oyayaye «

 Lena Kremer Kostüm

		 Matthias Klink Tenor

                                                                PROGRAMM
		 Hagen Matzeit Countertenor
		 Pablo Ferrández Violoncello
		 sowie Überraschungsgäste

		 Gürzenich-Orchester Köln
		 Alexandre Bloch Dirigent

		 —

   SO 06.01.19 11 Uhr
		 Kölner Philharmonie

		Gespräch mit Frank Harders-Wuthenow
   und Jean-Christophe Keck
   eine Stunde vor Konzertbeginn

		 Im Anschluss an das Konzert möchten
		 wir Sie gerne zu einem kleinen Empfang
		 ins Foyer einladen.

       Geigenbau Kress distanziert sich in aller Förmlichkeit
       vom unsachgemäßen Gebrauch von Kontrabässen.
                                                                5
OFFENBACHIADE - Gürzenich-Orchester Köln
Der Kölner Jakob Offenbach       hervorragenden Beziehungen
musste sich seinerzeit als       ist der kulturelle Austausch
Jude in Frankreich eine neue     und die kulturelle Begegnung.
Identität erschaffen, wurde      Auf keinen Fall dürfen wir
zum Mozart der Champs            in Europa aufhören, mit-
Élysées – und musste doch        einander zu sprechen. Viel-
erleben, dass er in seiner       mehr müssen wir neben den
neuen Heimat als deutscher       politischen Verbindungen
Spion diskreditiert wurde.       auch die Kontakte in Wissen-
Zum Glück liegen die Zeiten      schaft, Sport und Kultur
der » Erbfeindschaft « und       weiter ausbauen. Sie werden
des tiefsitzenden Miss-          immer wichtiger. Schon heute
trauens zwischen Deutschen       ist Nordrhein-­Westfalen
und Franzosen sehr lange         das Land mit den meisten
zurück. Offenbach würde          deutsch-französischen
die deutsch-französische         Städte-, Kultur- und Hoch-
Freundschaft sicher auf seine    schulpartnerschaften. Diese
Art durch witzig-­spritzige      guten Erfahrungen aus unse-
Musik feiern.                    rem Land will ich auch als
      Für die jüngeren           neuer Bevollmächtigter der
Generationen ist das geeinte     Bundesrepublik Deutschland
Europa selbstverständlich.       für kulturelle Beziehungen zu
Diese Selbstverständlichkeit     Frankreich ab Januar 2019
aber ist in Gefahr. Denn         einbringen. Dies passt ideal
wir leben in einer Zeit, in      zum Offenbach-Jahr. Darauf
der Populisten mit gezielten     freue ich mich schon jetzt.
Desinformationen, mit                  Sehr gerne habe ich
Vorurteilen und Lügen die        die Schirmherrschaft über
Errungenschaften und die         die Veranstaltungen zum
Ideale der Europäischen          200. Geburtstag von Jaques
Union in den Schmutz ziehen.     Offenbach übernommen.
Tatsächlich aber brauchen        Dem grenzüberschreitenden
wir nicht weniger, sondern       Offenbach-Jahr wünsche
mehr Europa. Tatsache ist:       ich viel Erfolg, Inspiration und
Die deutsch-französischen        neue Impulse für Europa. Vive
Beziehungen sind der Motor       l’amitié franco-allemande!
der europäischen Integra-        Vive la musique.
tion. Das Herzstück unserer

                         Armin Laschet
                   Ministerpräsident des Landes
                       Nordrhein-Westfalen
7   GRUSSWORT
Sehr geehrte Konzertgäste,     Möglich wird dies erst
                                dadurch, dass sich die Städti-
herzlich willkommen zum         schen Kulturinstitutionen in so
Neujahrskonzert des             großer Zahl an diesem Ereig-
Gürzenich-Orchester Köln,       nis beteiligen und damit auch
das den Startschuss für das     exemplarisch den Reichtum
Offenbach-Jahr gibt! 2019       der Kulturmetropole Köln
feiern wir den 200. Geburts- unterstreichen und mit inter-
tag eines Komponisten, der      nationalen Partnerschaften
wie wenige andere für das       auch in die Welt ausstrahlen.
weltoffene Köln steht: Jakob Ausstellungen, Vorträge,
Offenbach, geboren am          Podiumsdiskussionen und ein
20. Juni 1819 am Großen         internationales Symposium
Griechenmarkt als Sohn eines an der Kölner Musikhoch-
jüdischen Kantors, verließ als schule ergänzen das reiche
14-Jähriger Köln Richtung       musikalische Programm.
Paris. Dort reformierte er die        Gesellschafts-
opéra-comique und erfand        kritik verbindet sich in
ein neues Genre: die Offen-    ­Offenbachs Parodien mit
bachiade. Viele unzerstörbar überschäumender Lebens-
scheinende steinerne Zeug-     freude. Gleichwohl ist seine
nisse des 19. ­Jahrhunderts     Biographie geprägt von
sind längst aus dem Stadt-      den Zerwürfnissen seiner
bild verschwunden, doch        Zeit. Offenbachs Leben im
Offenbachs Musik bewegt        19. Jahrhundert nimmt die
bis heute Menschen auf der     Zerrissenheit und Heimat-
ganzen Welt.                    losigkeit vieler Menschen in
     Das Offenbach-Jahr         unseren Tagen vorweg. So
verspricht nicht nur zu einem soll uns die Auseinander-
Reigen von musikalischen        setzung mit seiner Kunst und
Höhepunkten zu werden, es       seinem Leben ein Ansporn
wird auch zahlreiche bislang sein, das neue Jahr mit einer
wenig bekannte Facetten        Haltung von Toleranz und
seines Schaffens beleuchten. Weltoffenheit zu beginnen.

                        Henriette Reker
                       Oberbürgermeisterin
                         der Stadt Köln
                                                              9
TEXT VON FRANK
HARDERS-WUTHENOW
Jacques Offenbach zum
            200. Geburtstag

» Bin pressiert … muss zur Probe! « Schwer zu greifen dieser Jacques.
Damit man ihn nicht an seinen Rockschößen erwischt, hat er sie
gerafft, mit dem rechten Arm den Journalisten abwehrend, unter
den linken die Partitur geklemmt. So skizziert ihn der französische
Karikaturist Bac, ein Großneffe Napoleons III, die Szene auf das

                                                                        OFFENBACH
Jahr 1878 datierend, zwei Jahre vor Offenbachs Tod, da war der
Meister schon schwer gichtkrank. Doppeldeutig signiert Bac als
» survivant «, als » Überlebender «. Als einer, der in den Sog des
Wirbelsturms hineingeraten und gerade so mit heiler Haut davon
gekommen ist. Wie die Festgesellschaft in Offenbachs opéra
bouffe » Pariser Leben «, die im champagnertrunkenen Taumel des
Galopps der Schwindel packt: » Tout tourne, tout danse, et voilà
déjà que ma tête s’en va! « – » Alles dreht sich und tanzt, und schon
fliegt mir der Kopf davon! «
        Wie kaum ein Komponist des 19. Jahrhunderts repräsentiert
Offenbach mit seinem atemraubenden Lebens- und Schaffens-
rhythmus, mit der Energie und der Verve seiner Musik, das Tempo
eines neuen Zeitalters. 1819 in Köln geboren, erlebte er die Ver-
netzung Europas durch die Eisenbahn, die Vernetzung der Welt
durch das Telegrafenkabel – die » mondialisation «. Die Eisenbahn
wird sein zweites Zuhause. Immer auf Achse. Quer durch Europa.
Den Antagonismus von Romantik und Moderne hält er aus, macht
ihn für seine Kunst fruchtbar. Offenbach war ein Getriebener, das
verbindet ihn mit seinem » Rivalen « Wagner. Aber in seinem Leben
gab es kein Tribschen, als Raststatt für sein unermüdliches Treiben,
kein Wahnfried, wo sein Wähnen hätte Frieden finden können. Den
brauchte er wohl nicht, und er suchte ihn auch nicht. Er arbeitete
bis zur absoluten Erschöpfung und erlag ihr, am 5. Oktober 1880
in Paris, während der Arbeit an seinem musikalischen Vermächtnis,
                                                                        11
der opéra-comique » Les Contes d’Hoffmann «. Seinem Vermächt-
nis? Sicher, » Hoffmanns Erzählungen « allein hätten ausgereicht,
um Offenbach einen Platz unter den Unsterblichen zu garantieren.
Und dabei war das Werk nicht einmal vollendet. Ein genialischer
Torso, um den sich das Klischee des genialisch Scheiternden
ranken ließ. Ein Künstlerleben gewidmet der leichten Muse, immer
nach dem Höheren strebend, es nie erreichend, am Schluss es um
Haaresbreite verfehlend. Da hatte wohl der Teufel die Hand im
Spiel. Aber wen wundert’s. Wenn man ihn ruft? Am 20. Juni diesen
Jahres feiert Köln, feiert die Welt, den 200. Geburtstag Jacques
Offenbachs. Und wenn so ein runder Geburtstag zu etwas gut
ist, dann vielleicht, um Mythen und Klischees zu hinterfragen, ein
Künstlerbild zu entstauben, um Verlorenes zurückzuholen, um
Werken eine neue Chance zu geben, die in ihrer Epoche aus Grün-
den des Zeitgeschmacks abgelehnt wurden, die uns aber heute
sehr wohl etwas zu sagen haben. Fangen wir also gleich damit an.
Yes we can – can’t we?

Ein Tausendsassa
Offenbach hinterließ ein Œuvre von circa 650 Werken, darunter
über 100 für die Bühne: von Schauspielmusiken, die er ab 1850 als
Leiter der Bühnenmusik an der Comédie-française komponierte,
über kleine Szenen für den Vortrag im Salon wie » Le moine bourru «
( in der Experten die eigentliche Geburtsstunde des Offenbach-
schen Theaters sehen ), Einakter mit reduzierter Personage, die
er zumeist für sein eigenes, 1855 eröffnetes Théâtre des Bouffes-­
parisiens komponierte, abendfüllende Buffo-Opern ( » Orphée
aux Enfers «, » La Belle Hélène «, » La Vie parisienne «, » La Grande-­
Duchesse de Gérolstein «, » La Périchole «, » Les Brigands « … ), die
ihn in der ganzen Welt berühmt machten und ohne die die spätere
Wiener Operette, die englische Savoy Opera Gilberts & Sullivans
und das amerikanische Musical nicht denkbar wären, mehrere
opéra-comiques ( » Barkouf «, » Les Bergers «, » Robinson Crusoé «,
» Vert-Vert «, » Fantasio « ), also Werke eher ernsteren Charakters
mit gesprochenen Dialogen – zu denen auch » Les Contes
d’Hoffmann « gehören – bis hin zum abendfüllenden Ballett » Le
Papillon « von 1860, seinem einzigen Werk für das Théâtre Imperial
de l’Opéra und der großen durchkomponierten romantischen Oper
» Die Rheinnixen – Les Fées du Rhin «, seinem eigentlichen künst-
lerischen Vermächtnis, 1864 am Wiener Kärtnertortheater urauf-
geführt, der damaligen Hofoper, Vorläufer der Wiener Staatsoper.
Dazu kommen Werke aller anderen Gattungen: Lieder, Kammer-
musik, Chor- und symphonische Werke, Werke für Cello – sein
Instrument – und Orchester, pädagogische Literatur. Alles in allem
ein Œuvre, das in seiner Fülle und Vielseitigkeit im 19. Jahrhundert
seinesgleichen sucht.
Der junge Offenbach
als Cellist,
gezeichnet von
Alexandre Laemlein,
1850

                      OFFENBACH
                      13
Der Franz Liszt des Cellos
Wir erwähnten es eingangs: versucht man, Offenbach zu fassen,
 muss man sich darauf gefasst machen, dass er sich nicht fassen
  lässt. Wo man hinschaut, Vieldeutiges, bisweilen Widersprüch-
  liches – wir möchten es lieber Ambivalenzen nennen. Angefangen
 mit der Begabung. Offenbach kam als 14-Jähriger nach Paris, um
Cello zu studieren. In Köln hatte er hervorragende Lehrer, die ihn
 aber nicht mehr weiterbringen konnten. Sein Vater Isaak Juda
 Eberst aus Offenbach, Kantor der jüdischen Gemeinde in Köln,
 erreichte eine Audienz beim berühmten Luigi Cherubini, Direktor
 des Pariser Conservatoire, der – Kuriosum der Musikgeschichte
– als gebürtiger Italiener für die Einhaltung der Regularien sorgen
 musste, die Ausländern das Studium an dieser berühmten und
 ehrwürdigen Institution versagten. Jacques spielte ihm vor – und
 er machte eine Ausnahme. Bei Franz Liszt tat er das nicht. Wäre
 alles mit rechten Dingen zugegangen, dann wäre aus Offenbach
 ein Cello-Komponist geworden, so wie Paganini als Geigen-­
 Komponist mit eigenen Werken brillierte, oder eben wie Liszt, mit
 dem er verglichen wurde, der vornehmlich als Klavier-Komponist
 Furore machte. Bei Offenbach ging aber grundsätzlich nie etwas
 mit rechten Dingen zu, weswegen seine zweite Begabung sich
  unausweichlich Bahn brechen musste: die Bühne. Das Cello
war allerdings ein enorm wichtiges Instrument auf dem Weg
zum Erfolg, denn es eröffnete ihm den Zugang zu den Salons
 der ­adeligen Pariser Gesellschaft. Wenn es ein Mittel gibt, auch
 die größten Klassenschranken zu überwinden, dann ist es, bis
 heute, die Musik. Die Karriere des aus ärmlichen Verhältnissen
  ­stammenden Jacques, » Köbes «, Offenbach, führt uns dies
 ­eindrücklich vor Augen.
          Eines von Offenbachs erfolgreichsten Werken für den eige-
 nen Konzertgebrauch, die » Introduction, Prière et Boléro « oder
» Grande Scène espagnole «, ist in diesem Kontext erhellend. Das
Werk entstand 1840 in Köln und wurde dort in einer ursprünglich
viersätzigen Fassung mit Klavierbegleitung – Introduction-Prière,
Zambada-Ronde des muletiers, Sérénade und Boléro – am
10. November desselben Jahres uraufgeführt. Von der Ronde
  ist lediglich eine autographe Seite erhalten, von der Sérénade
fehlt jegliche Spur, der Komponist eliminierte sie vor der Druck-
  legung. Offenbach spielt das Werk immer wieder mit großem
 Erfolg, unter anderem 1843 noch einmal in Köln mit Franz Liszt am
 Klavier, 1844 in Schloss Windsor vor Königin Victoria, Prinz Albert,
Zar Nikolaus I und Friedrich Wilhelm IV von Preußen, 1847 mit
­Orchesterbegleitung vor zahlendem Publikum in der Pariser Salle
 Herz und in der Opéra-comique. Gewidmet ist es der Gräfin Sophie
Bertin de Vaux, die seine Taufpatin war, als er 1844 zum katholi-
schen Glauben übertrat, um Herminie de Alcain heiraten zu können,
Spross einer spanisch-baskischen Familie, in Bordeaux geboren.
Das hinreißende Virtuosenstück gibt uns nicht nur Auskunft über
Offenbachs stupende Fähigkeiten als Instrumentalist – er beein-
druckte mit atemberaubendem Passagenwerk und Doppelgriffen
in den allerhöchsten Lagen –, in diesem Werk des 21-Jährigen
finden wir den so charakteristischen » bipolaren « Charakter von
Offenbachs Musik, in der frenetischer Taumel und verträumte
Innigkeit oft nur eine Taktbreite auseinander liegen, bereits voll
ausgeprägt. ­Offenbachs Herausgeber Jean-Christophe Keck
schreibt im Vorwort zur ersten quellenkritischen Ausgabe des
Werkes: » ­Offenbach komponierte Musik, die gleichzeitig dunkel
und leuchtend ist – schon bei den ersten Takten der Introduktion
kommt einem automatisch Beethovens Kosmos in den Sinn – und
voller Energie. Und weist der brutale Kontrast in den ersten Takten
des Boléros nicht auf das › Dies irae ‹ von Verdis › Missa da Requiem
voraus? ‹ ( … ) Die ganze Kunst, das ganze Genie dieses vollendeten
Musikers sind in diesem Jugendwerk bereits präsent. Auch die
besondere Mischung von Zärtlichkeit und Verrücktheit. «

                                                                        OFFENBACH
» Oyayaye! «
Offenbachs Karriere als Opernkomponist verlief alles andere als
gradlinig. Da ihm – wie vielen aufstrebenden jungen Komponis-
ten – die Tore der staatlichen Musentempel verschlossen blieben,
suchte er den Umweg über die Gründung eines eigenen, privat
geführten und finanzierten Theaters. Hätte er gleich, zum Beispiel
an der Opéra comique, reüssiert, hätte es die epochemachenden
» Offenbachiaden «, als welche bereits Alphonse Daudet die
Offenbachsche Ausprägung des satirischen Musiktheaters
bezeichnete, wohl kaum gegeben. Eine der ersten vollgültigen
Offenbachiaden, die » antropophagie musicale « ( musikalische
Menschenfresserei ) in einem Akt » Oyayaye ou la Reine des Îles «,
kam ironischerweise aber nicht an Offenbachs eigenem Theater
zur Uraufführung, den am 5. Juli 1855 – pünktlich zur Pariser Welt-
ausstellung – eröffneten Bouffes-parisiens im Théâtre Marigny
an der Avenue des Champs-Élysées, sondern 14 Tage zuvor im
Haus der Konkurrenz, in Florimond Rongers, alias Hervé, Folies-­
Nouvelles. Offenbach wird Hervé die Rechte an der Uraufführung
überlassen haben, bevor ihm die Lizenz zur Gründung seines
eigenen Theaters erteilt wurde, und Hervé hatte verständlicher-
weise nicht davon zurücktreten wollen. Mit » Oyayaye « bewegen
wir uns in die tiefen und nicht ganz ungefährlichen Gewässer
der Ambivalenz. Schon die Titelfigur – die bei der Uraufführung
                                                                        15
als Travestie-Rolle ( ! ) von Hervé selbst gegeben wurde – ist ein
Paradebeispiel des Doppeldeutigen. Eine Kreuzung aus » oh là
là « und » aïe aïe aïe «, mischen sich in dieser onomatopoetischen
Namensfindung Ausrufe des Schmerzes, des Erstaunens und
der Komplizenschaft – z. B. über eine erotische Anzüglichkeit.
Was Offenbach und sein Librettist Jules Moinaux mit dieser
vollkommen durchgedrehten, surrealen und auf den ersten Blick
unsinnigen Farce im Sinn hatten, ist nicht schwer zu erraten: es
ist die zeitlose Parabel des Künstlers, der vor seinem Publikum
( hier zugespitzt: vor dessen weiblichem Teil ) zu bestehen hat, der,
wenn er nicht zu amüsieren versteht, » gefressen«, d. h. erledigt
wird. Die exzentrische » Königin der Inseln « und ihr antropophages
Gefolge sind eine herrliche Persiflage des verwöhnten, amüsier-
hungrigen Publikums, das, nicht immer auf der Höhe des ihm
Dargebotenen, sich sogar von der vertonten Rechnung einer
Waschfrau begeistern lässt. In der Rolle des Racle-à-mort, zu
Deutsch etwa Kratzmichtot, oder, poetischer, Schrubbdichwund,
ist unschwer ein alter ego unseres Komponisten zu erkennen, der
im Pariser Théâtre de l’Ambigu-Comique, in dessen Orchester
Offenbach tatsächlich als Cellist tätig war, sein Solo verpatzt, an
die frische Luft gesetzt wird und sein Heil in der Flucht über den
großen Ozean ins Exil sucht. Auch dies eine konkrete Anspielung
auf Offenbachs zwischenzeitliche Überlegungen, nach Amerika
auszuwandern. In » Oyayaye « begegnet uns das ganze Arsenal
der für die Offenbachiade charakteristischen humoristischen
Mittel von der Travestie, über die Parodie ( der Kontrabass als
» Übertreibung « des Cellos, das Mirliton als Verballhornung
der Zauberflöte ), die Inkongruenz ( was, bitte, hatte eine Polka
auf einer Südseeinsel verloren? ) bis hin zu den verschiedensten
Formen der Verfremdung. Die Dialoge strotzen nur so von Wort-
spielen, oft anzüglicher Natur, die sich – vor allem die Homophone,
die im Französischen an allen Ecken lauern – kaum übersetzen
lassen: » Comme je descendais en mon temps = en montant «; » wie
tief bin ich ( he )runtergekommen in meinen guten Zeiten = beim
Aufsteigen « ). Da das originale Aufführungsmaterial verschollen
ist – zu Lebzeiten Offenbachs wurde nicht einmal ein Klavieraus-
zug gedruckt – musste das Werk mit Hilfe des Zensurlibrettos
und der erhaltenen Rollenbücher rekonstruiert werden. In dieser
Rekonstruktion des Offenbach-Forschers Jean-Christophe Keck
wird » Oyayaye « heute zum ersten Mal seit 1855 – und zum ersten
Mal überhaupt diesseits des Rheins – zu hören sein. Als Vorspiel
dient die Ouvertüre zu Offenbachs 1857 an den Bouffes urauf-
geführtem Einakter » Vent du soir, ou L’horrible festin « ( Häuptling
Abendwind ), der eine Art antropophage Fortsetzungsgeschichte
zu » Oyayaye « darstellt.
OFFENBACH

Porträt von J. M. Mora, 1876
  anlässlich Offenbachs
   Amerika-Tournee am
 Broadway aufgenommen
                               17
KLISCHEE
  BEREI
 NIGUNG

      Der » Galop infernal «
    aus » Orphée aux Enfers «,
  Radierung von Gustave Doré
   mit Widmung » an meinen
  Freund Jacques Offenback «
(
  Kleiner Exkurs zum Cancan aus » Orpheus in der
Unterwelt «, dem vielleicht größten Missverständnis,
    das Offenbach bis heute anhaftet: Der » French
  Cancan « der kreischenden, ihre Beine bis zu den
 Nasenspitzen synchron in die Höhe schleudernden
  und mit ihren Unterröcken wedelnden, ein wenig
 anrüchigen Tänzerinnen des Moulin Rouge, wurde
  der Musik Offenbachs im Nachhinein appliziert.
 Offenbach gestaltete den Kern, das Substrat seiner
   Erzählungen oft mit rein musikalischen Mitteln.
 Der » Galop infernal «, wie er in der Partitur benannt
      ist, ist von dem anderen Tanz, dem Menuett,
   das ihm vorausgeht, und dem er antagonistisch
gegenübergestellt ist, nicht zu trennen. Das getanzte
höfische Zeremoniell des Ancien régime ( der Olymp
und Gottvater Jupiter ) wird durch den anarchischen,       OFFENBACH
 zügel- und regellosen Tanz der Hölle hinweggefegt.
  So hat es Gustave Doré mit seiner Radierung der
   Uraufführungsinszenierung dokumentiert, und
     so würde man es gerne auch heute einmal auf
   der Bühne sehen. Wenn es eine Choreographie
   gibt, die diesen Grundgedanken des Stückes ad
 absurdum führt, dann ist es die preußisch gedrillte
Beinwurfpedanterie des French Cancan. Und wo wir
schon mal dabei sind: der nicht weniger unsterbliche
   » Prinz von Arkadien « ist in Wahrheit ein König
  von Böotien ( » Quand j’étais roi de Béotie … « ), und
Böotier waren für die klassischen Griechen ( und die
klassisch gebildeten Menschen des 19. Jahrhunderts )
    der Inbegriff des ungehobelten Banausentums
     ( βοῦς,  būs,  ist das griechische Wort für Rind ).

                           )
Der größte satirische Schöpfer
 aller Zeiten und Kulturen
Nach der Eröffnung der Bouffes-parisiens im Théâtre de Marigny
 mit den » Beiden Blinden «, erlebte Offenbachs Ruhm einen
 kometenhaften Aufstieg. Ab Oktober 1855 wurde zusätzlich die
 größere Salle Choiseul angemietet, in der Offenbach weitere drei
Jahre lang ausschließlich Werke kleineren Formats mit bis zu maxi-
 mal einer Handvoll Darstellern zur Aufführung bringen konnte. Erst
1858 genehmigte die Theaterbehörde ( = Wettbewerbskontrolle )
 die Aufführung von Stücken unbeschränkter Länge und Besetzung,
 und Offenbach landete mit dem ersten Werk, bei dem ihm keine
Zügel mehr angelegt wurden, prompt den ultimativen Welterfolg:
» Orphée aux Enfers «. Eine rotzfreche Verhohnepipelung der obe-
 ren Zehntausend, zum Entsetzen weniger der Mächtigen als der
Philister, die die hehren Werte ihres Bildungsbürgertums durch den
Kakao gezogen sahen. Mit einer Lächerlichmachung der Antike
 hatte das alles allerdings gar nichts zu tun, denn die Antike war nur
Kostüm und Maske: es ging um die Allüren, um die Scheinheiligkeit
 der regierenden Klassen und vor allem: um Eros und Macht. Nicht
 ganz unaktuell … Und hüte sich, wer hier von Operette spricht!
           Kaum ein Künstler, der von unten kam, hat sich so sehr
 über die Autoritäten da oben lustig gemacht – über den Staat
( » Orphée « u. a.), Militär ( » La Grande-Duchesse de Gérolstein «
 u. a. ), Finanz ( » Les Brigands « u. a. ) und Kirche ( » La Belle Hélène «
 u. a. ) –, über patriarchale Macht also schlechthin, und war ihr
 dabei so nah. Offenbach verkehrte als jugendlicher Cellovirtuose,
wir erwähnten es bereits, in den höchsten Adelskreisen; der Duc de
Morny, Halbbruder Napoleons III, einer der mächtigsten Männer
 des 2. Kaiserreiches, war nicht nur Taufpate von Offenbachs
 Sohn Auguste, sondern auch Ko-Autor einer von Offenbachs
 erfolgreichsten Einaktern, » Monsieur Choufleuri … «. Der Jude
Offenbach, mit der Tochter eines spanischen Carlisten verheiratet,
wäre ohne die Protektion der Mächtigen des 2. Kaiserreiches mit
 Sicherheit nicht weit gekommen. Der Offenbach-Forscher Peter
Hawig erklärte in einer seiner vielen grundlegenden Arbeiten zu
Leben und Werk des Meisters die Ambivalenz der Offenbachschen
Position aus der inhärenten Ambivalenz der Epoche Napoleons
 III heraus: » Die Versöhnung des revolutionären Erbes von 1789
 mit politisch › wohlgeordneten ‹ Verhältnissen zum Besten bürger-
 lichen Wohlstandsbetriebes – dies war das große Ziel des zweiten
­Bonaparte auf dem französischen Thron. Die Marseillaise war
zwar im zweiten Kaiserreich verboten. Offenbach baute sie aber
 dennoch in den Chor der revoltierenden Götter in › Orpheus in der
 Unterwelt ‹ ein und spielt sie im größeren Kreise auch auf dem Cello.
Wer aber, wie Offenbachs Darsteller Désiré in den › Schäfern ‹ 1865,
 in einem Extempore Witze mit den › Prinzipien von 1789 ‹ machte,
 musste mit Strafe rechnen: Gerade in Louis-Napoléon kollidierte
OFFENBACH

   Offenbach mit Lyra und
    Schmetterlingsflügeln
( Anspielung auf sein Ballett
        » Le Papillon « ),
   Karikatur von Paul, 1864
                                21
Pluto beschwert sich, dass er nicht mehr
 Herr in seinem Reiche ist. Jetzt haben
sie Orpheus schon zum 365. Mal aus der
 Unterwelt entführt, um in Offenbachs
     Bouffes parisiens aufzutreten.
der kaiserliche Ordnungspolitiker mit dem verschwörerischen
Volksbeglücker, konspirierte Louis-Napoléon Bonaparte gegen
seine Majestät Napoleon III, war er sich selber Feind. « Und weiter,
im Hinblick auf Offenbachs Einakter » Ba-ta-clan «: »Und so singt
Fe-ni-han [ Homophon mit › feignant ‹, heucheln, vortäuschen und
› faitnéant ‹, Faulenzer ] in zerrissenem Fatalismus das Revolutions-
lied gegen die eigene Herrschaft. Metaphorisch verkappt und
verknappt wird hier eine historische Wahrheit veranschaulicht,
wie sie keine wissenschaftliche Expertise so plastisch formulieren
kann. « Ohne diese beinahe surreale Interdependenz, Respekt-
losigkeit gegenüber dem System bei gleichzeitiger Komplizen-
schaft des Systems, wäre der Erfolg des Offenbachschen Theaters
zwischen 1855 und 1871 kaum zu verstehen. Und er ging weit über
die Grenzen Frankreichs hinaus. Kaum ein Gegenwartskomponist
erfreute sich jemals einer solchen, planetarischen Popularität wie
Jacques, dem nach Karl Kraus » überhaupt größten satirischen
Schöpfer aller Zeiten und Kulturen. « Offenbach kondensierte also
den Geist seiner Zeit und schuf dem Druck seiner Widersprüche
ein komödiantisches Ventil. Die Offenbachiade wurde in alle Welt
exportiert und in alle Sprachen übersetzt, erfuhr Bearbeitungen

                                                                         OFFENBACH
und Arrangements in unvorstellbarem Ausmaß. Offenbachs Melo-
dien und Tänze wurden durch Polkas und Quadrillen für Tanz- und
Kurorchester popularisiert, Konzertfassungen seiner Ouvertüren
hielten Einzug in die Sinfoniekonzerte. Zu den bekanntesten und
beliebtesten gehörten die zu » Orpheus in der Unterwelt «, 1860 von
Carl Binder, dem Dirigenten der österreichischen Erstaufführung
am Wiener Karltheater, der bis dahin ouvertürenlosen opéra-­
bouffon hinzu komponiert, sowie die zur » Schönen Helena « von
Fritz Lehner. Ist erstere ein klassisches Beispiel für eine sogenannte
Potpourri-Ouvertüre, in der eine Vielzahl von Themen aus einem
Werk zu einem bunten Strauß zusammengeflochten wird, so
beschränkt sich die raffiniert angelegte Konzertouvertüre zur
» Schönen Helena « auf lediglich drei Themen aus dieser 1864 in
Paris uraufgeführten zweiten Antiken-Parodie Offenbachs: das
» Couplet des Rois «, eine nicht gerade respektvolle Vorstellung
der griechischen Könige und Helden, das sinnliche Walzerthema
der Komplizenschaft von Pâris und Helena, sowie das » Urteil des
Pâris «, sein Bericht des Schönheitswettbewerbs der drei Göttinnen
auf dem Berg Ida, den der trojanische Prinz durch die Überreichung
seines Apfels an Venus entscheidet, die ihm als Dankeschön die
schönste Frau der Welt verspricht, worauf sich sein Anspruch auf
die Gattin des Menelaos ableitet, aus der der erste » von oben « dik-
tierte Seitensprung der Geschichte resultiert, der unausweichlich
in den Trojanischen Krieg mündet, der – wie uns Homer versichert
– durch die Intrigen der Götter vor allem deswegen angezettelt
wurde, damit sich spätere Generation etwas zu erzählen haben …
                                                                         23
Offenbach versus Wagner
 Im selben Jahr 1864, in dem Offenbach und sein kongeniales
­Librettisten-Duo Meilhac / Halévy den Ehebruch als Fatalität auf
 die Bühne stellten, kam es in Wien zu einem opernhistorischen
 Ereignis ultimativer Ambivalenz: Offenbach, der in Wien nicht
weniger Triumphe feierte als in Paris, und der sich sogar zu der
Äußerung hinreißen ließ, dass er seine Werke zwar für Paris
 komponiere, aber nach Wien führe, wenn er sie optimal hören
wolle, komponierte im Auftrag der Hofoper eine große, durch-
 komponierte romantische Oper, » Die Rheinnixen «. Wagners
 Pläne für » Das Rheingold « waren bekannt. Der Konflikt lag also
 in der Luft, war aber ohnehin nicht zu vermeiden, denn Offen-
 bachs Oper kam anstelle des » Tristan « auf die Bühne, der nach
 unzähligen musikalischen Proben als unspielbar wieder abgesetzt
wurde. Der Tenor Alois Ander, der wegen eines Gehirnleidens
 bereits an der Rolle des Tristan gescheitert war, bewältigte auch
 die männliche Hauptrolle in Offenbachs Oper nicht, weswegen
 das ursprünglich als Grand opéra in 4 Akten konzipierte Werk am
4. Februar 1864 nur in einer stark gestrichenen dreiaktigen Fas-
 sung über die Bühne ging. Vom Publikum gefeiert, von der Presse,
vor allem der wagnerianischen, verrissen. Die Uraufführung der
 ungestrichenen Originalfassung erlebte das Werk erst 2002 kon-
zertant beim Festival de Radio France in Montpellier. Aus heutiger
Perspektive kann man bei den » Rheinnixen « nur von einem » acte
 manqué « reden, von einer Fehlleistung, allerdings verdanken
wir ihr das Schlüsselstück einer transnationalen, wahrhaft
 europäischen Romantik. Ausgerechnet der Jude Offenbach, der
1860 die französische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, ein zum
Erzfeind Übergelaufener also, maßte sich an, eine Rheinoper zu
 komponieren, die sich sogar als deutsche Nationaloper gerierte?
Die Autoren – ein französischer Librettist, ein deutscher Übersetzer
 und Ko-Autor sowie ein deutsch-französischer Komponist, eine
 echte deutsch-französische Entente also – schickten sich an, den
Rhein-Diskurs zu entgiften, der seit Adolfe Thiers Forderung nach
 einer Ostverschiebung der französischen Grenze mit dem Rhein
 als Grenzfluss die deutsch-französischen Beziehungen endgültig
 ruiniert hatte ( siehe Max Schneckenburgers ressentiment-
 geladene » Wacht am Rhein « von 1840 ), und durch ihre Friedens-
 botschaft in einen pazifistischen Diskurs zu überführen. Es ging
 ihnen um die Frage, was die Deutschen sein könnten, und um das,
was sie sein würden, wenn die deutsche Frage – wie dann ja in den
 deutschen Einigungskriegen geschehen – mit machtpolitischen
Mitteln auf Kosten der französischen Nachbarn gelöst würde. Ein
wahrhaft prophetisches Werk. Auch in den » Rheinnixen « ist der
Grundkonflikt mit rein musikalischen Mitteln angelegt. Durch
 den Gesang der Elfen, den Offenbach fünfzehn Jahre später als
» Barcarole « in den Venedig-Akt der » Contes d’Hoffmann « trans-
plantierte ( ein Paradebeispiel für die Ambivalenz musikalischer
Semantik ), wodurch eine der populärsten Musiken des 19. Jahr-
hunderts vor dem Vergessen gerettet wurde, und die martialischen
Musiken der Soldateska. Offenbachs » Rheinnixen «, die vermutlich
erste dezidiert antichauvinistische und antimilitaristische Oper der
Musikgeschichte, kam seit ihrer Wiederentdeckung in Montpellier
mit großem Erfolg unter anderem in Ljubljana, Trier, Cottbus,
Bremerhaven, Lyon, Budapest und unlängst erstmals in ihrer
französischen Originalfassung in Tours und im schweizerischen
Biel auf die Bühne. In Köln gab es 1865 zwei Vorstellungen in der
korrumpierten 3-aktigen Fassung. Seither war sie am Rhein nicht
mehr zu sehen.
        1874 entwarf André Gill, ein wichtiger publizistischer Weg-
begleiter Offenbachs, eine der bekanntesten Karikaturen des
Meisters, auf der wir ihn, rosenbekränzt, auf – naja … ein Cello
ist das doch eher nicht, oder? … – reitend sehen, die mittlerweile
unüberschaubare Schar seiner unsterblich gewordenen Bühnen-
figuren auf den Parnass führend, wo Thalia und Polyhymnia sie
empfangen werden. Aus dem armen, Cello schabenden Schuft, der

                                                                             OFFENBACH
sich auf dem Rücken eines Kontrabasses nach Amerika absetzen
wollte, wurde in nur zwanzig Jahren einer der brillantesten Schöp-
fer des musikalischen Theaters. Ein Kölner! Und sehen sie den klei-
nen Hund, der ihm vorauseilt, vorne rechts im Bild? Das ist Barkouf.
Von dem wird in diesem Jahr auch noch die Rede sein.

       Cave canem – vivat Offenbach!

                                              Offenbach auf einer
                                              Geige reitend, Karikatur von
                                              Gill in » La Lune «, 1874
O
YA
YAY
 E
OYAYAYE

      JACQUES OFFENBACH
  OYAYAYE OU LA REINE DES ÎLES
OYAYAYE ODER DIE KÖNIGIN DER INSELN

Anthropophagie musicale en 1 acte
      Livret de Jules Moinaux
Musikalische Menschenfresserei in 1 Akt
      Libretto von Jules Moinaux

 Râcle-à-mort ténor: Joseph Kelm
      Schrubbdichwund Tenor

       Oyayaye ténor: Hervé
          Oyayaye Tenor

       Deutsche Übersetzung von Patrick Hahn
                                               27

           und Frank Harders-Wuthenow
Ouverture
    Un site sauvage, la mer au fond dont le
    devant praticable; à droite au premier
    plan, un arbre au pied duquel est un petit
    monticule. Au lever du rideau, Racle-à-mort,
    complètement tatoué, portant une coiffure
    bizarre; une petite tunique en plumes, des
    bottes et un faux col, est assis au pied
    de l’arbre indiqué plus haut et achève de
    raccommoder une contrebasse.

    SCÈNE 1ÈRE

1   Air de Racle-à-mort
    Ah! Pauvre musicien
    Quel sort sera le mien!
    Avoir pour sarcophage
    Le ventre d’un sauvage!
    Hélas, quand on saura
    Que je repose là
    Sur ce tombeau, personne
    Ne jettera de fleurs
    Nulle âme douce et bonne
    N’y versera de pleurs, ah, ah!

    A l’Ambigu contrebassiste
    Je devais jouer un solo
    Quand un gueux de pianissimo
    Vient m’endormir à l’improviste;
    C’est à moi … l’orchestre se tait
    Et le solo qu’on attendait,
    Cuistre, marmotte, animal, brute
    Voilà comment je l’exécute. ( il ronfle )

    Ah! Pauvre musicien etc.

2   Musique de scène
    Marche des sauvages
Ouvertüre
Eine wilde Gegend, im Hintergrund das Meer, das
sich bis auf den hinteren, bespielbaren Teil der Bühne
erstreckt. Rechts vorne ein Baum, davor eine kleine
Erhebung. Wenn der Vorhang sich öffnet, sieht man
Schrubbdichwund, vollständig tätowiert, mit einer
absonderlichen Frisur; er trägt einen kleinen Umhang
aus Federn, Stiefel und einen falschen Kragen, sitzt
zu Füßen des oben genannten Baumes und beendet
gerade die Reparatur seines Basses.

SZENE 1

Arie von Schrubbdichwund
Ach! Armer Musikant,
Was wird aus mir werden!
Mein Sarg wird
der Magen eines Wilden sein.
Ach, wenn man erfährt,
dass ich dort meine letzte Ruhe fand,
                                                         OYAYAYE
wird auf dieses Grab niemand
Blumen werfen.
Ah! Keine liebe und gute Seele
wird Tränen darauf vergießen. Ach, ach!

Als Bassist am Gürzenich
sollte ich ein Solo spielen,
als ein verdammtes Pianissimo
mich plötzlich in Schlaf versetzte;
Ich bin dran … das Orchester schweigt,
und das Solo, das man erwartet,
pedantisch, brummelnd, tierisch, ungehobelt –
das spielte ich dann so. ( Er schnarcht )

Ach! Armer Musikant etc.

Bühnenmusik
Marsch der Wilden
                                                         29
SCÈNE II

3   Récit, air et cavatine d’Oyayaye

    LA REINE
    RÉCITATIF
    Doit Monsieur Râcle-à-mort,
    artiste Contrebasse,
    A Madame Durand, blanchisseuse de linge,
    demeurant à Paris, tout au fond de l’impasse
    des Peintres, – au milieu de la rue
    St. Martin-tin-tin-tin-tin …

    ROMANCE
    Six paires de chaussettes,
    Douz’ cols en calicot, cot, cot, cot …
    Deux draps, quatre serviettes,
    Huit chemises à jabot,
    Un gilet de flanelle
    Un bonnet de coton,
    Des gants de filoselle,
    Trois nappes, un caleçon, ah!

    RÉCITATIF
    Un gilet de flanelle
    Un bonnet de coton,
    Des gants de filoselle,
    Trois nappes, un caleçon, ah!

    TEMPO 1O
    Six paires de chaussettes,
    Douz’ cols en calicot, cot, cot, cot …
    Ouah, ouah, ouah …

    CAVATINE
    Ourlé les quatre serviettes,
    Et rapiéc’ te les draps,
    Mis des marques aux chaussettes
    r’ s’melé deux paires de bas
    Raccommodé les chemises
    Avoir mis un bouton,
    Et fait plusieurs reprises
    Au fond d’un pantalon.
    Total ci,
SZENE 2

Rezitativ, Arie und Kavatine von Oyayaye

DIE KÖNIGIN
REZITATIV
Es schuldet Herr Schrubbdichwund,
Künstler auf dem Kontrabass,
der Madame Durand, Wäschebleicherin,
wohnhaft in Paris, ganz am Ende der Sackgasse
der Maler, auf halber Höher der Rue
St. Martin-tin-tin-tin-tin …

ROMANZE
Sechs Paar Socken
Zwölf Kragen aus Kattun-tun-tun-tun
zwei Laken, vier Handtücher,
acht Hemden mit Jabot,
eine Weste aus Flanell,
fünf Mützen aus Baumwolle,
Handschuhe aus Florettseide,
                                                OYAYAYE
drei Tischtücher, eine Unterhose. Ah!

REZITATIV
Eine Weste aus Flanell,
eine Mütze aus Baumwolle,
Handschuhe aus Florettseide,
drei Tischtücher, eine Unterhose. Ah!

TEMPO 1O
Sechs Paar Socken,
zwölf Kragen aus Kattun-tun-tun-tun …
Ouah, ouah, ouah …

KAVATINE
Die vier Handtücher gesäumt
und die Bettlaken ausgebessert,
Flicken auf die Strümpfe gemacht,
zwei Strumpfhosen neu besohlt,
die Hemden genäht,
einen Knopf angebracht und
mehrere Nähte
am Hosenboden.
                                                31

Das Ganze zusammen:
quatre francs cinquante
    Que Monsieur je trouve me devoir,
    Dont je suis l’attente,
    Du plaisir de les recevoir,
    Et d’ici la fin d’la semaine,
    Si de lui je ne les touchais,
    Ça me ferait beaucoup d’peine,
    Oui, ça me f’rait beaucoup d’peine
    Je le citerais
    Chez le jug’ de paix, de paix, de paix …

4   Romance de Racle-à-mort

    AIR
    Lisbeth, ô bergère chérie
    Ecoute, la douce harmonie
    De ma contrebasse au doux son
    Unie à ma tendre chanson
    Ah! ah!

    Essayons un second couplet …
    ah! Diable! Il n’y en a pas …
    C’est égal, je vais en improviser un …

    2ÈME COUPLET
    Ah, ah, ah, ah, ah
    Bocage
    Ah, ah, ah, ah, ah
    Feuillage
    Ah, ah, ah, ah, ah
    te plait
    Ah, ah, ah, ah, ah
    v’la ce que c’est, ah!

5   Chanson sauvage

    LA REINE
    Ric, mir, voul, zouf nec croc
    Croc, croc, croc, croc, croc
    Crie, zang, meni, flouc, mein gott
    Croc, croc, croc, croc, croc
    Gross’ dents croc
vier Franken fünfzig,
die ich meine, Monsieur mir zu schulden,
die zu empfangen
ich freudig erwarte,
und dies bis zum Ende der Woche,
wenn ich sie bis dahin von ihm nicht erhielte,
würde mir das sehr leid tun.
Ja, das würde mir sehr leid tun,
ich würde ihn vor
den Friedensrichter bringen, Frieden-, Frieden- …

Romanze von Schrubbdichwund

ARIE
Lisbeth, o geliebte Schäferin,
hör die süße Harmonie
meines sanften Kontrabasstones,
der sich mit meinem zarten Lied vereint.
Ah, Ah!

                                                    OYAYAYE
Versuchen wir ein zweites Couplet.
Ah! Teufel! Es gibt keines …
Egal. Ich werde eines improvisieren.

ZWEITES COUPLET
Ah, ah, ah, ah, ah
Gehölz
Ah, ah, ah, ah, ah
Blattwerk
Ah, ah, ah, ah, ah
bitte schön
Ah, ah, ah, ah, ah
… das ist es, ah!

Wildes Lied

DIE KÖNIGIN
Ric, mir, voul, zouf nec croc
Croc, croc, croc, croc, croc
Crif, zang, heck, ja, mein Gott
Croc, croc, croc, croc, croc
                                                    33

Große Zähne croc
Ton bas croc
    Ton nez croc
    Ton pied croc
    Croc, croc, croc, croc, croc
    Bro-cha-ro-ti,
    Grand feu-cui-cui

    ENSEMBLE

    LA REINE
    Broch-a-ro-ti etc.

    RACLE-A-MORT
    Broch-a-ro-ti
    Grand feu, cuit, cuit.

    2EME COUPLET
    Hi, gros gras,
    Hi, bon, bon, bon, bon, bon, bon, bon,
    Oh! Lardé
    Oh! Salé
    Oh! Oh! Régalé
    Darrach! Peau
    Grand couteau
    Oh! Bien beau
    en morceaux
    et loyaux gigots
    fricandeaux
    Oh! Oh! Oh! Oh!
    Broch-a-ro-ti etc.

6   Polka des mirlitons
    Danse des sauvages qui ont jeté leurs flèches

7   Oyayaye
    Croc, croc, croc, croc, croc
    Brocharoti
    Grand feu, cuit, cuit
    etc.

    Tableau. Racle-à-mort disparaît;
    – le rideau tombe.
Dein Arm croc
Deine Nase croc
Dein Fuß croc
Croc, croc, croc, croc, croc,
Spießzumbraten
Großes Feuer brat, brat

ENSEMBLE

DIE KÖNIGIN
Spießzumbraten etc.

SCHRUBBDICHWUND
Spießzumbraten
Großes Feuer knack, knack.

ZWEITES COUPLET
Hi, dick, fett,
Hi, gut, gut, gut, gut, gut, gut, gut
Oh! Gespickt
Oh! Gesalzen
                                                     OYAYAYE
Oh! Oh! Leckerei
Abreiß! Haut
Großes Messer
Oh! Sehr schön!
In Stücken!
Und anständige Keulen
Frikadellen
Oh! Oh! Oh! Oh!
Spießzumbraten etc.

Mirliton-Polka
Tanz der Wilden, die ihre Pfeile weggeworfen haben

Oyayaye
Croc, croc, croc, croc, croc
Spießzumbraten
Großes Feuer knack, knack
etc.

Schlussbild. Schrubbdichwund verschwindet.
                                                     35

Der Vorhang fällt.
MATTHIAS
                        KLINK
                                     TENOR

 Der aus Stuttgart stammende Tenor         und Emmerich Kálmáns. Ein weiterer
 Matthias Klink begann 1995 seine          Schwerpunkt seines Schaffens sind
 Karriere im Ensemble der Kölner Oper.     Partien der klassischen Moderne
 Schon bald trat er freischaffend an       und Uraufführungen, unter anderem
 den großen Opernhäusern auf, wie          von Wolfgang Rihm und Luciano
 den Staatsopern Hamburg, Berlin und       Berio. In jüngster Zeit feierte er große
 München, der Semperoper Dresden,          Erfolge als Alwa in Bergs » Lulu « in
 dem Liceo in Barcelona, der Operá         München und Hamburg, als Siegfried
 Lyon, der Mailänder Scala, der Wiener     an der Lyric Opera Chicago sowie als
 Staatsoper, der Met in New York und       Herodes in Strauss’ » Salome «. Von
 war zu Gast beim Festival in Aix-en-      Publikum und Kritik einhellig gefeiert
 Provence, bei der Ruhr­triennale sowie    wurde seine Darstellung des Gustav
 bei den Salzburger Festspielen. In        von Aschenbach in Brittens » Death
 Salzburg ist er seit 1999 regelmäßig zu   in Venice « an seiner Heimatbühne
 Gast, zuletzt im Sommer 2017 als Graf     der Oper Stuttgart. Für dieses Rollen-
 von Kent in Aribert Reimanns Oper         portrait wurde Matthias Klink 2017 von
» Lear « unter der Leitung von Franz       den Kritikern der Zeitschrift Opernwelt
Welser-Möst. Im Laufe seiner Bühnen-       zum » Sänger des Jahres « gekürt und
 karriere hat er sich ein enormes Reper-   erhielt, ebenfalls für » Death in Venice «,
 toire angeeignet: von den Tenorpartien    2018 den deutschen Theaterpreis
 Mozarts über französische Partien, wie    Faust. Seit Januar 2017 trägt er den
 Don José in Bizets » C­ armen «, Faust    Ehrentitel Kammersänger der Staats-
 in Berlioz’ » D
               ­ amnation de Faust «,      oper Stuttgart. Internationale Auftritte
­Vladimir Lenski in ­Tschaikowskys         als Konzert- und Liedsänger runden
» Onegin «, Pierre Besuchow in             sein breites künstlerisches Spektrum
 Prokofjews » Krieg und Frieden «, bis     ab.
 hin zu Tom Rakewell in Strawinskys
» Rakes Progress «, Jim Mahoney            Matthias Klink singt das
 in Weills » Mahagonny « sowie die         erste Mal in einem Konzert des
 großen Operettenrollen Franz Lehàrs       Gürzenich-Orchester Köln.
                                                                                     37
HAGEN
                          MATZEIT
                              COUNTERTENOR

Hagen Matzeit studierte in Berlin         Gemeinsam mit seinem Bruder
Gesang sowie Gesangspädagogik bei         Friedemann Matzeit schreibt er Musik
Bernd Riedel und nahm an Regiekursen      für Theater, Film und Fernsehen und
bei Ruth Berghaus, Peter Konwitschny      arbeitet an dem Popmusik-Konzept
und Harry Kupfer teil. 1999 erhielt er    SONICDIVA, welches auch auf CD ver-
ein Stipendium des Richard-Wagner-        öffentlicht wird. In den letzten Jahren
Verbandes und der Komischen Oper          war Hagen Matzeit in der Titelpartie
Berlin, an der er seit mehreren Jahren    in Händels » Rinaldo « in Karlsruhe zu
regelmäßiger Gast ist. Neben Enga-        erleben sowie als Jakub Flügelbunt in
gements am Schauspiel Frankfurt,          der gleichnamigen Oper von Miroslav
Nationaltheater Mannheim, an der          Srnka, die 2015 ihre Uraufführung in
Opéra de Paris und dem Teatro Capitol     Dresden feierte. An der Semperoper
de Toulouse erhielt er unter anderem      Dresden war Hagen Matzeit mehrfach
auch Einladungen zum Hollandfestival      zu Gast, unter anderem sang er in
in Amsterdam, zu den Arts Music           Lucia Ronchettis Uraufführung » Mise
Bruxelles und dem Melbourne Aust-         en abyme /Widerspiegelung « die Par-
ralian International. Sein Repertoire     tie des Nibbio. In der Spielzeit 2018 / 19
umspannt verschiedene Stilepochen         ist er als Herr Akustikus in » Das Rätsel
von Alter Musik als Mitglied im Ensem-    der gestohlenen Stimmen « in der
ble Resonanz über Barock bis hin zu       neuen Spielstätte der Oper » Semper
zeitgenössischer Musik – so sang er       Zwei « zu erleben. An der Deutschen
zum Beispiel die Partie des Hans Scholl   Oper am Rhein gastiert Hagen Matzeit
in » Die Weiße Rose « von Udo Zimmer-     ab dem 17. Januar 2019 erneut als
mann in Brüssel sowie den Jakob Lenz      Elviro in Händels Oper » Xerxes «.
in Wolfgang Rihms gleichnamiger
Kammeroper in Buenos Aires. Ebenso        Hagen Matzeit ist heute das
erfolgreich war er als Revue-Darsteller   erste Mal zu Gast beim
im Berliner Friedrichstadtpalast.         Gürzenich-Orchester Köln.
39
PABLO
                     FERRANDEZ
                         ´

                                VIOLONCELLO

Pablo Ferrández, der bei den Inter-        of St. Martin in the Fields, der BBC
national Classical Music Awards 2016       Scottish Symphony, den Hamburger
den begehrten Titel » Young Artist         Sinfonikern sowie weiteren Orchestern.
of the Year « erhielt, den 15. Inter-      Rezitale und Kammermusikkonzerte
nationalen Tschaikowsky-Wettbewerb         gibt Ferrández im Musikverein
sowie den 5. Paulo Internationalen         Wien, an der Londoner Wigmore
Cello-Wettbewerb gewann, wird von          Hall, im Pierre Boulez Saal Berlin,
der Presse als » einer der führenden       im Konzerthaus Dortmund, an der
Cellisten « bezeichnet. Höhepunkte         Moskauer Philharmonie und der Oper
der jüngeren Vergangenheit waren           in Bologna, wobei er mit Künstlern
zum Beispiel seine Aufführungen            wie Vadim Repin, Nikolay Lugansky,
des Brahms-Doppelkonzerts mit              Maxim ­Rysanov, Beatrice Rana, Denis
Anne-­Sophie Mutter in Madrid und          Kozhukhin, Ray Chen, Alice Sarah Ott,
Oxford, sein Debüt mit den Bamberger       Elena Bashkirova, Michael Barenboim
Symphonikern unter Christoph               und Gerard Caussé zusammen-
Eschenbach als Teil des » Orpheum          arbeitet. Ferner konzertierte er kürzlich
Foundation Program « sowie Auftritte       mit Martha Argerich, Gidon Kremer,
mit dem London Philharmonic, Israel        Joshua Bell und Yuja Wang. Ferrández,
Philharmonic, den Wiener Sym-              geboren 1991 in Madrid, wuchs in einer
phonikern, dem Konzerthausorchester        Musikerfamilie auf und erhielt seine
Berlin, beim Maggio Musicale               musikalische Ausbildung von 2004 bis
Fiorentino, mit der Philharmonie           2011 an der Musikhochschule Reina
St. Petersburg, dem Royal Liverpool        Sofia bei Natalia Shakhovskaya. Im
Philharmonic und der BBC Philhar-          Anschluss daran beendete er sein
monic. Der 26-jährige Ferrández            Studium an der Kronberg Academy bei
arbeitet regelmäßig mit Dirigenten wie     Frans Helmerson.
Zubin Mehta, Valery Gergiev, Thomas
Søndergård, Vassily Petrenko und           Pablo Ferrández spielt das » Lord
vielen anderen zusammen. Während           ­ ylesford «-­Stradivarius aus dem Jahre
                                           A
der Spielzeit 2018 / 19 tritt er auf mit   1696, welches ihm von der N ­ ippon
der Philharmonie Rotterdam, dem            Music Foundation zur ­Verfügung
Mariinsky Orchester, der Philharmonie      gestellt wird und ist heute das erste
St. Petersburg, dem Orchestre de           Mal beim Gürzenich-Orchester Köln
la Suisse Romande, der Academy             zu Gast.
                                                                                   41
ALEXANDRE
                      BLOCH
                                 DIRIGENT

Alexandre Bloch ist seit der Saison      eine Kuwait-Tournee mit dem London
2016 / 17 Chefdirigent des Orchestre     Symphony Orchestra. Mit den Düssel-
National de Lille und seit September     dorfer Symphonikern ist er im Concert­
2015 Erster Gastdirigent der Düssel-     gebouw Amsterdam aufgetreten und
dorfer Symphoniker. Seit Bloch           mit dem Orchestre National de Lille
im Oktober 2012 den Dirigenten-­         hat er Ravels » Daphnis et Chloé «
Wettbewerb des London Symphony           in der Philharmonie de Paris sowie
Orchestra für sich entscheiden konnte,   die Konzertfassung von Bizets » Les
erfährt er internationale Aufmerk-       Pêcheurs de Perles « am Théâtre des
samkeit. In der Saison 2018 / 19 gibt    Champs-Élysées interpretiert. Bloch
er Debüts beim Tiroler Symphonie-        begleitete das amerikanische » Tangle­
orchester Innsbruck sowie an der         wood Music Center Festivals « 2012
Oper de Lyon mit George Benjamins        und 2013 und arbeitete mit D­ irigenten
» Lessons in Love and Violence «. Wei-   wie Mariss Jansons, Charles Dutoit,
tere Höhepunkte waren seine Debüts       Pierre Boulez, Bernard Haitink, Sir
beim Orchestre de la Suisse Romande      Marc Elder und Esa-Pekka Salonen
und beim Orchestra of the National       zusammen. Parallel dazu gründete der
Centre for Performing Arts Beijing       französische Dirigent 2011 in Paris das
sowie Gastdirigate beim Vancouver        Orchestre Antipodes, in dem er junge
Symphony Orchestra, beim Musik-          aufstrebende Talente versammelt.
kollegium Winterthur, bei der Royal
Northern Sinfonia, bei der Nordwest-     Alexandre Bloch steht
deutschen Philharmonie, beim BBC         heute das erste Mal am Pult des
National Orchestra of Wales sowie        Gürzenich-Orchester Köln.
43
2. Violine
                        Sergey Khvorostukhin
                        Marie Daniel
                        Stefan Kleinert
1. Violine              Friederike Zumach      Violoncello
Gabriel Adorjan*        Elizabeth Macintosh    Bonian Tian
Jordan Ofiesh           Jana Andraschke        Joachim Griesheimer
Alvaro Palmen           Hae-jin Lee            Angela Chang
Dylan Naylor            Anna Isabel Fritz      Klaus-Christoph Kellner
Demetrius Polyzoides    Will Grigg             Franziska Leube
Colin Harrison          Hye-Bin Kim**          Sylvia Borg-Bujanowski
Anna Kipriyanova
Juta Õunapuu-Mocanita   Bratsche               Kontrabass
Daniel Dangendorf       Hermann Menninghaus*   Johannes Seidl
Tae-Keun Lee*           Susanne Duven          Johannes Eßer
Sonia Kim*              Bruno Toebrock         Otmar Berger
Pierre Marquet*         Annegret Klingel       Jason Witjas-Evans
                        Ina Bichescu
                        Maria Scheid
                        Sarah Aeschbach
                        N.N.*
Harfe
 Saskia Kwast
 Anneleen Schuitemaker**

 Flöte
 Alja Velkaverh-Roskams
 Priska Rauh
                           Posaune
 Oboe
                           Aaron Außenhofer-Stilz
 Horst Eppendorf
                           Carsten Luz
 Jesús Montalvo

                                                    ORCHESTERBESETZUNG
                           Jan Böhme
   Horcajada**
                           Tuba
 Klarinette
                           Karl-Heinz Glöckner
 Oliver Schwarz
 Ekkehardt Feldmann
                           Pauke
                           Robert Schäfer
 Fagott
 Jörg Steinbrecher
                           Schlagzeug
 Diana Rohnfelder
                           Alexander Schubert
                           Christoph Baumgartner
 Horn
                           Bernd Schmelzer
 Markus Wittgens
 David Neuhoff
 Andreas Jakobs
 Jörn Köster

 Trompete
 Bruno Feldkircher
 Matthias Kiefer

 * Gast
** Orchesterakademie des Gürzenich-Orchesters
                                                    45

   Stand 20.12.2018
Das gehört für uns zum guten Ton.

                                   Wir machen den Weg frei.

Die Volksbank Köln Bonn ist
Förderer von Kunst und Kultur
in der Region.
Dabei liegen uns insbesondere
die vielen kleineren Projekte am
                                                Volksbank
Herzen. Das gehört für uns ganz                 Köln Bonn eG
einfach zum guten Ton.
UNSERE KONZERTE
IM OFFENBACH-JAHR

PHILIPPE MANOURY            SO 19.05.19 11 Uhr
» Lab.Oratorium «           MO 20.05.19 20 Uhr
für Stimmen, Orchester      DI 21.05.19 20 Uhr
und Live-Elektronik         Kölner Philharmonie
2018–19
                            € 38 / 30 / 24 / 16 / 14 / 9
Rinnat Moriah Sopran
                            Am 21.05.19 live im Internet
Tora Augestad Mezzosopran
Patrycia Ziolkowska,
Sebastian Rudolph
Schauspieler
Lab.Chor
SWR Vokalensemble
IRCAM
Thomas Goepfer
Computermusikalische
Realisation
Nicolas Stemann Regie        Lab.Oratorium

                                                           VORSCHAU
François-Xavier Roth         Im Offenbach-Jahr feiert
Dirigent
                             das Gürzenich-Orchester
                             eine außergewöhnliche
                             Premiere. Gemeinsam mit
Regisseur Nicolas Stemann und François-Xavier Roth
realisiert Philippe Manoury sein groß angelegtes
» Lab.Oratorium
  ­­­             « – ein inszeniertes Konzert mit
Schauspielern, Sängern, einem für das Konzert
zusammengestellten Chor aus Kölner Bürgern, dem
renommierten SWR Vokalensemble sowie dem IRCAM
Paris. Ganz im Sinne Jacques Offenbachs, der das
aktuelle Zeitgeschehen in seinen Werken immer
wieder reflektierte und kommentierte, greift Manoury
die Themen Migration und Exil auf und rückt damit
brennende Fragen unseres aktuellen Zusammenlebens
ins Zentrum. Nach der Kölner Uraufführung wird
das Werk im Mai und Juni 2019 in der Hamburger
Elbphilharmonie und in der Pariser Philharmonie einem
internationalen Publikum vorgestellt.
                                                           47
Offenbachiade
» Die schöne Helena «, » Fantasio «, » Pariser Leben «,
» Orpheus in der Unterwelt « – schon die Titel lösen
im Operettenliebhaber vermutlich Mitsingreflexe
aus. Doch dem Arrangeur Andreas Tarkmann
gelingt in seiner » Offenbachiade « das Wunder:
Er erhält die funkelnde Champagner-Stimmung
von Jacques Offenbachs Musik mit einer Tour auch
durch unbekanntere Momente seines Schaffens. Im
Geburtstagsmonat des Jubilars wagt das Programm
die Probe aufs Exempel und präsentiert den » Mozart
der Champs-Élysées « zusammen mit dem echten
Mozart. Der schlug dem Anlass ein Schnippchen und
gestaltete in seiner Serenade c-Moll anstatt beiläufiger
Unterhaltungsmusik eine echte Bläsersinfonie –
dargeboten vom neu formierten Bläseroktett des
Gürzenich-Orchesters.

WOLFGANG                          Sunghyun Cho Flöte
AMADEUS MOZART                    Tom Owen Oboe
Serenade c-Moll KV 388 ( 384a )   Sebastian Poyault Oboe
» Nachtmusique « für zwei         Blaž Šparovec Klarinette
Oboen, zwei Klarinetten,          Tino Plener Klarinette
zwei Hörner, zwei Fagotte         Thomas Jedamzik Fagott
und Kontrabass                    Diana Rohnfelder Fagott
1782                              Egon Hellrung Horn
                                  Andreas Jakobs Horn
JACQUES OFFENBACH /
ANDREAS N. TARKMANN               SA 01.06.19 15 Uhr
» Offenbach in der Unterwelt «    Podium der
Suite für Bläsernonett            Kölner Philharmonie
» Offenbachiade «
                                  € 13
2004

KARTEN                            ( 0221 ) 280 282
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