Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe

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Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
März 2017 | Nr. 161

paraplegie
                      Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung

Spendenerfolg für Klinikbau
Heinz Frei: «Diese Solidarität berührt mich»
Sich auf das Leben im Alter vorbereiten | Mitglieder-Versammlung 2017
Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
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Als Mitglied des Verbandes des Schweizerischen Versandhandels (VSV) verpflichtet sich Damart Swiss AG, den Ehrencodex einzuhalten,
                                                                                                                                                     www.damart.ch
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Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
EDITORIAL

Liebe Gönnerin, lieber Gönner

W         ie Sie mehrfach im «Paraplegie» lesen konnten, haben wir uns das Ziel gesetzt,
          bis 2019 für den Erweiterungsbau des Schweizer Paraplegiker-Zentrums
15 Millionen Franken an Spenden zu sammeln. Am 1. Oktober 2015 erfolgte der Spaten-
stich für das mit Kosten von rund 150 Millionen Franken grösste Bauvorhaben seit
der Einweihung der Spezialklinik im Jahr 1990. Kurz zuvor, im September 2015, haben
wir die breit angelegte Spendenkampagne gestartet, um für das Erreichen der Spenden-
summe genügend Zeit zu haben.
Und nun haben Sie uns völlig überrascht: Ende 2016, nach etwas mehr als nur einem
Jahr, ist das ambitiöse Ziel bereits erreicht! Das ist schlicht sensationell und hat uns alle
in Begeisterung versetzt. Hunderttausende Gönnermitglieder haben sich an der
Sammelaktion beteiligt. Von der kleinsten Spende von zwei Franken bis zur für uns
einmaligen Spende, die die Millionengrenze überschritten hat – alle Ihre Beiträge,
verbunden mit unzähligen motivierenden Rückmeldungen, beweisen, dass Sie uns Ihr
Vertrauen schenken: das Vertrauen, für querschnittgelähmte Menschen die besten
medizinischen Behandlungen und Therapien zu ermöglichen.
Dafür danke ich Ihnen von Herzen! Der Stiftungsrat und die über 1500 Mitarbeitenden
der Schweizer Paraplegiker-Gruppe nehmen Ihre gelebte Solidarität als starkes
Zeichen, dass wir im Einklang mit unseren Gönnermitgliedern und Spendern handeln.
Dabei verstehen wir Ihre Solidarität als Auftrag, die uns anvertrauten Mittel sorg-
fältig einzusetzen und den Spendenzweck streng zu beachten.
In diesem Magazin lesen Sie, wo wir mit dem Bauprojekt derzeit stehen. Doch wir
dürfen uns auf dem Erfolg nicht ausruhen; Klinikdirektor Dr. med. Hans Peter Gmünder
erläutert in einem Interview, wie die Klinikleitung das neue Gebäude nutzen möchte,
um mit der innovativsten Medizintechnik und Therapierobotik den Querschnitt-
gelähmten in Nottwil nicht nur neue Räume, sondern auch die derzeit beste Behandlung
anbieten zu können.

Dr. sc. tech. Daniel Joggi
Präsident Schweizer Paraplegiker-Stiftung

IMPRESSUM: Paraplegie. Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, www.paraplegie.ch
41. Jahrgang | Ausgabe: März 2017 / Nr. 161 | Erscheinungsweise: vierteljährlich in Deutsch, Französisch und
Italienisch | Gesamtauflage: 979 735 Exemplare | Auflage Deutsch: 878 136 Exemplare | Copyright: Abdruck nur
mit Genehmigung der Herausgeberin und der Redaktion.
Herausgeberin: Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, 6207 Nottwil, sps@paraplegie.ch | Verant-
wortlich: Schweizer Paraplegiker-Stiftung, Corporate Communications, 6207 Nottwil | Redaktion: Manuela Vonwil
(Leitung), Robert Bossart, redaktion@paraplegie.ch | Bild: Walter Eggenberger, Beatrice Felder, Astrid Zimmer-
mann-Boog | Layout / Vorstufe: Regina Lips, Michael Kling, Melanie Camenzind | Anzeigen: Zürichsee Werbe AG
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                                                                                           Paraplegie, März 2017   |3
Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
Treppenlifte
                                                                      Heute
                                                                            lt –
                                                                     bestel
                                                                              n
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                                                                                                                                       Das Besondere am Champion
                                                                                                                                         ist, dass du den Champion in
                                                                                                                                       drei Schritten zusammenfalten
                                                                                                                                               kannst. Dreimal hört sich
                                                                                                                                                 nicht nach viel an aber
                                                                                                                                               jeder Millimeter kann der
                                                                                                                                            entscheidende Faktor sein,
                                                                                                                                      wenn es deine Mobilität betrifft.
                                                                                                                                            Nachdem du den Rollstuhl
                                                                                                                                      und Rücken zusammengefaltet
                                                                                                                                           hast, klappst du einfach den
                                                                                                                                       vorderen Rahmen nach hinten
                                                                                                                                        und schaffst damit Fakten. Ein
                                                                                                                                                         kleines Wunder.

                                                                                                                 DER ENTSCHEIDENDE FAKTOR SCHAFFT FAKTEN.

                                                                                                              Wir haben lange darüber nachgedacht wie wir erklären
                                                                                                            können, wie klein sich der Champion falten lässt. Weil, es
                                                                                                               gibt nichts anderes vergleichbares auf dem Markt. Stell
                                                                                                             dir vor, du stellst einen A4 Ordner neben den gefalteten
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Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
INHALT

6 NEWS
   Der 31-jährige Profisportler Marcel Hug führt ein Leben auf der
   «Überholspur» und im Rampenlicht.

10 MEILENSTEIN ERREICHT
   Deutlich früher als erhofft wurde der Spendenbeitrag
   von 15 Millionen Franken für die Erweiterung des
   Schweizer Paraplegiker-Zentrums gesammelt.
   Derzeit herrscht Hochbetrieb auf der Grossbaustelle
   in Nottwil. Ein Augenschein vor Ort.

16 PORTRÄT
   Stéphanie Combrement wollte nicht mehr weiterleben, nachdem
   ein Motorradunfall sie zur Paraplegikerin gemacht hatte. Ihrer Tochter
   zuliebe rappelte sich die Freiburgerin auf und begann zu kämpfen.
   Trotz Schwierigkeiten liebt die 42-Jährige heute ihr Leben. Auch wegen
   ihrer grossen Leidenschaft, dem Rollstuhltanzen.

20 REPORTAGE – Alt werden im Rollstuhl
   Rollstuhlfahrer haben dank medizinischer Fortschritte und
   ganzheitlicher Rehabilitation eine ähnlich hohe Lebenserwartung
   wie Menschen ohne Querschnittlähmung. Doch wie gehen sie
   damit um, wenn die Kräfte nachlassen und die Hilfsbedürftigkeit
   zunimmt?

26 PRAXIS
   Menschen, die rund um die Uhr beatmet werden müssen, können ihre
   eigenen vier Wände kaum je verlassen. Deshalb führt das Schweizer
   Paraplegiker-Zentrum eine Ferienwoche für beatmete Rollstuhlfahrer
   durch. Eine Reise, die zu neuem Lebensmut verhilft.

33 MITGLIEDER-VERSAMMLUNG 2017
   Heinz Frei, Präsident der Gönner-Vereinigung, lädt zur Mitglieder-
   Versammlung ein.

34 FINALE
   Alltagsimpressionen von Rollstuhlfahrer Roland Burkart.

                                                            Paraplegie, März 2017   |5
Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
Beeindruckende Menschen
                                    Rosa Zaugg aus Heimberg (BE) und Marcel Hug aus Nottwil (LU)
                                    heissen die «Querschnittgelähmten des Jahres 2016».
                                    Zum 24. Mal hat die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) zwei
                                    beeindruckende Menschen im Rollstuhl geehrt.

                                    Rosa Zaugg ebnet Wege für Betroffene             wöhnliches möglich machen» habe Rosa
                                    19 Jahre alt war Rosa Zaugg, als sie von einem   Zaugg Markantes bewegt, ehrte Guido A.
Splitter                            Gerüst stürzte. Ihre Malerlehre schloss die      Zäch die bald 60-Jährige in seiner Rede.
Das Frauenhaus Graubünden in        Bernerin nach der Rehabilitation in Basel
Chur hat Pionierarbeit geleistet,   dennoch erfolgreich ab. In der Basler Klinik     Marcel Hug verändert das Selbst-
indem es seine Infrastruktur        lernte die junge Rollstuhlfahrerin Dr. Guido     verständnis einer Sportlergeneration
sowie die Beratungsangebote         A. Zäch kennen und begann alsbald, sich im       Seit 20 Jahren ist der erst 31-jährige Marcel
für verschiedene Sinnes- und        ganzen Land für die Schweizer Paraplegiker-      Hug sportlich aktiv: Als erster Rollstuhlfah-
Körperbehinderungen angepasst       Stiftung einzusetzen. Engagiert hat Rosa         rer absolvierte der Ostschweizer die Natio-
hat. So finden dort nun auch        Zaugg auch am allerersten Hotelführer für        nale Elitesportschule Thurgau, wo sich ambi-
rollstuhlfahrende Frauen und        Rollstuhlfahrer mitgearbeitet. Ein weiterer      tiöse Sportziele und Schule vereinbaren lies-
Kinder Schutz, Betreuung            wichtiger Lebensinhalt war der Rollstuhl-        sen. Mit gerade 18 Jahren holte der Athlet,
und Beratung.                       sport; zwischen 1980 und 1992 kämpfte die        geboren mit Spina bifida (offener Rücken),
                                    erfolgreiche Tischtennisspielerin viermal an     an den Paralympics 2004 in Athen eine
Die Schweizer Paraplegiker-         paralympischen Spielen. 1992 übernahm sie        Silber- und eine Bronzemedaille – und im
Vereinigung ist Mitglied im neu     die Betreuung von vier somalischen Flücht-       Nachgang den Titel als Nachwuchssportler
gegründeten Förderverein            lingskindern. Mit ihrer Devise «Ausserge-        des Jahres. 2010 startete Marcel Hug seine
«Barrierefreie Schweiz». Dieser
will künftig alle vorhandenen
barrierefreien Ferien- und Frei-
zeitangebote auf einer einzigen
Plattform veröffentlichen.
Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
Vorbilder im Rollstuhl. Die Querschnittgelähmten des Jahres 2016                                                                      NEWS
Rosa Zaugg und Marcel Hug mit den Laudatoren Guido A. Zäch,
Ehrenpräsident der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (links), und Heinz
Frei, Präsident der Gönner-Vereinigung (rechts), sowie Daniel Joggi,
Jury-Mitglied und Präsident der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (Mitte).

                                                                                               Namentlich
     Profikarriere. Nach zwei Silberme-             mit seiner Medienpräsenz ein wichti-       Christoph Kunz holt in Tarvisio (IT)
     daillen 2012 an den paralympischen             ger Botschafter für die Anliegen der       seinen ersten alpinen Ski-Weltmeistertitel.
     Spielen in London erkämpfte sich der           Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Für       Der 35-jährige Reichenbacher gewinnt
     Spitzenathlet schliesslich 2016 in Rio         junge Nachwuchssportler ist Marcel         mit sieben Zehntelsekunden Vorsprung
     de Janeiro Gold über 800 m sowie in der        mit seinem Ehrgeiz und der Beschei-        die Goldmedaille im Super-G in der
     Königsdisziplin, dem Marathon. «Er ist         denheit, die er trotz all seiner Erfolge   Kategorie «Sitzend». Zweimal schon
     das internationale Aushängeschild der          behalten hat, ein grossartiges Vorbild»,   schaffte es der Berner Oberländer, der
     Schweizer Rollstuhlleichtathletik und          lobte Laudator Heinz Frei.                 im Jahr 2000 mit dem Motorrad verun-
                                                                                               glückt war, an Paralympics ganz oben
                                                                                               auf das Podest, nämlich 2010 und 2014.

                                                                                               Karin Suter-Erath gehört seit Jahren

    Marcel Hug im Rampenlicht
                                                                                               zu den weltbesten Badminton-Spielerinnen.
                                                                                               Nun hat die «Badminton World Federation»
                                                                                               die 46-jährige Baselbieterin zur «Female
     Er blickt auf ein Jahr voller Triumphe und Auszeichnungen zurück: Sechs                   Para-Badminton Player of the Year»,
     Marathonsiege – in Boston, London, Rio de Janeiro (Paralympics), Berlin,                  zur Para-Badminton-Spielerin des Jahres
     Chicago und New York – kann der Rollstuhlleichtathlet vorweisen.                          2016, ernannt.
     Zum fünften Mal ist Marcel Hug Behindertensportler des
     Jahres. Swiss Paralympic ehrte den zweifachen Gold-                                       Tobias Fankhauser, 12-facher Schweizer-
     und zweifachen Silbermedaillengewinner an den                                             meister und zweifacher Paralympics-
     Paralympics in Rio (BR) als erfolgreichsten                                               Medaillen-Träger, erhielt den Baselbieter
     Athleten des Jahres.                                                                      Sportpreis 2016. Der 27-jährige Hölsteiner
                                                                                               (BL) ist seit der Gründung 2012 Mitglied
     Auch der Thurgauer Regierungsrat lobte
                                                                                               und Aushängeschild des Baselbieter Olym-
     den in Nottwil (LU) wohnhaften Ostschweizer
                                                                                               pia-Teams, einem Programm zur Talent-
     für seine grosse sportliche Leistung an den
                                                                                               und Leistungssportförderung.
     Paralympics; vom Luzerner Regierungsrat wurde
     Marcel Hug dafür mit dem Prunksiegel des Standes
                                                                                               Beat Fäh wurde mit dem «Swiss Olympic
     Luzern ausgezeichnet.
                                                                                               Coach Award» ausgezeichnet. Seit 2013
     Die Redaktionsleitung der Thurgauer Zeitung                                               arbeitet der 64-jährige Diplomtrainer für
     wählte den 31-Jährigen aus hundert Vorgeschla-                                            Spitzensport als Nationaltrainer Leicht-
     genen zum Thurgauer des Jahres; in der Auflistung                                         athletik bei Rollstuhlsport Schweiz der
     der Schweizer Illustrierten Sport erreichte Marcel                                        Schweizer Paraplegiker-Vereinigung. Mit
     Hug den sechsten Platz unter den hundert                                                  Rollstuhlleichtathleten wie Marcel Hug und
     erfolgreichsten Schweizer Sportlern.                                                      Manuela Schär konnte der Churer (GR)
                                                                                               zahlreiche Triumphe feiern.
     Die Wohnortgemeinde Nottwil hat ihren Spit-
     zensportler ebenfalls gebührend gefeiert. Von
     der Schweizer Paraplegiker-Stiftung wurde
     er aufgrund seiner Vorbildrolle zum Quer-
     schnittgelähmten des Jahres 2016 gewählt.

     Und im Januar wurde Marcel Hug für einen
     Laureus Sports Award 2017, die bedeu-
     tendste Auszeichnung der Sportwelt,
     nominiert.

                                                               Foto: Martin Rhyner

                                                                                                                          Paraplegie, März 2017   |7
Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
BON
                                                                                                                                                                                          CHF 15.–
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                                              Elektro-Rollstuhl-Serie.                                                                                                                    IMB911487
                                                                                                                                                                                          Gültig bis
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              Sicherer Badegenuss                              info@idumo.net                           liche Nutzung ist untersagt und wird zivil- und wettbewerbsrechtlich verfolgt. Alle Preisangaben in CHF.

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                                              1510 Moudon                                                                                                    Plattformtreppenlifte
                                              T 021 905 48 00
                                              6963 Pregassona                                                                                                Senkrechtaufzüge
                                              T 091 972 36 28                   hier abtrennen                                                               Hebebühnen
                                                                                                                                                             Steighilfen / Rampen
                                             Senden Sie mir Ihre                                                                                             Schwimmbadlifte
                                             Gratisinformationen
                                             Name                                                                                                            GRATIS-Beratung zu Hause

                                             Vorname                                                   Vorname

                                             Strasse                                                   Name

                                             PLZ/Ort                                                   Strasse

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                                              Coupon ausfüllen und einsenden an:                       Telefon
                                              HERAG AG, Tramstrasse 46, 8707 Uetikon am See.
Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
NEWS

REHAB Basel feiert
           Das REHAB Basel, vormals Schweizerisches Paraplegiker-
           zentrum Basel, ist die älteste von vier spezialisierten
           Klinken für Para- und Tetraplegiker in der Schweiz und
           besteht seit 1967. 1973 wurde, 38-jährig, Guido A. Zäch
           zum Chefarzt des Schweizerischen Paraplegikerzentrums
           Basel gewählt. Unter seiner Leitung entwickelte sich die
           Klinik zu einem Kompetenzzentrum für die Behandlung
           von querschnittgelähmten Patienten. 1990 wechselte
           Dr. Guido A. Zäch in das von ihm aufgebaute Schweizer
           Paraplegiker-Zentrum (SPZ) nach Nottwil.

                                                                          REHAB Basel lädt zum Tag der offenen Tür
           Gemeinsame Ziele                                               2017 ist ein Jubiläumsjahr für das REHAB Basel: Die
           Aus dem Blickfeld haben sich die zwei Zentren nie verlo-       Klinik feiert 50 Jahre Paraplegiologie (bei Quer-
           ren. Heute manifestiert sich die Zusammenarbeit durch          schnittlähmung), 25 Jahre Neurorehabilitation (bei
           zwei wichtige Kooperationen: 2015 haben das REHAB              Hirnverletzung) sowie 15 Jahre neues Klinikgebäude
                                                                          und lädt zu einem Tag der offenen Tür am Samstag,
           Basel und das SPZ Nottwil mit den zwei weiteren Spezial-
                                                                          10. Juni und Sonntag, 11. Juni 2017, jeweils 11.00
           kliniken in Sitten (VS) – Clinique romande de réadap-          bis 17.00 Uhr.
           tation – und in Zürich – Universitätsklinik Balgrist –
           aus einer langjährigen Interessengemeinschaft die Ver-         Weitere Informationen: rehab.ch
           einigung Paraplegikerzentren Schweiz gegründet, um
           querschnittspezifische Themen wie Qualitätsleitlinien,
           Behandlungsmodelle und adäquate Tarifierung gemein-
           sam weiterzuentwickeln; und bereits 2011 haben sie zu
           viert die Schweizerische Gesellschaft für Paraplegie
           ins Leben gerufen, eine medizinische Fachgesellschaft,
           welche die Paraplegiologie als eigenständiges Fachgebiet
                                                                                               Agenda
           sowie die Qualität ihrer hoch spezialisierten medizini-
           schen Betreuung fördern will.                                                       29. März, 19.30 Uhr
                                                                                               Autorenlesung mit Franz Dodel
                                                                                               SPZ Nottwil, Bibliothek im Gebäude GZI

Weltpremiere in Nottwil                                                                        19. April, 18.00 Uhr
                                                                                               Mitglieder-Versammlung der
                                                                                               Gönner-Vereinigung der SPS
Die «Nottwil 2017 World Para Athletics Junior Championships» sind die
                                                                                               SPZ Nottwil, Aula
ersten Junioren Weltmeisterschaften des IPC (International Paralympic
                                                                                               Anmeldung mit Talon auf Seite 33
Committee). Der Grossanlass mit rund 250 Athleten aus aller Welt findet
vom 3. bis 6. August in der Sport Arena Nottwil statt.
                                                                                               7. Mai
Dabei werden Sprung-, Wurf- und Bahnwettkämpfe
                                                                                               Wings for Life World Run
für Querschnittgelähmte, Menschen mit Seh-
                                                                                               Olten
oder Lernbehinderungen, mit Amputationen
oder Kleinwuchs im Alter von 14 bis zu
                                                                                               2. / 3. und 5. Juni
19 Jahren ausgetragen.
                                                                                               «ParAthletics 2017»
                                                                                               IPC Athletics Grand Prix
Informationen für Besucher unter:
                                                                                               Sport Arena Nottwil
nottwil2017.ch

                                                                                               3. – 6. August
                                                                                               Nottwil 2017 World Para Athletics
                                                                                               Junior Championships
                                                                                               Sport Arena Nottwil
Paraplegie - Spendenerfolg für Klinikbau Heinz Frei: "Diese Solidarität berührt mich" - Schweizer Paraplegiker-Gruppe
Provisorien
                          Seit Oktober 2016 sind hier vorübergehend
                          unter anderem der Rollstuhl- und Hilfs-
                          mittelspezialist Orthotec, das Zentrum
                          für Schmerzmedizin und die Chiropraktor-
                          Praxis untergebracht.

Bettentrakt Süd – Umbau ab
August 2018 bis August 2019

                                Bettentrakt Ost – Umbau ab
                                Februar 2018 bis August 2018
Wichtiger Meilenstein bei
                             der Klinikerweiterung:
                             Spendenziel erreicht
                                       Solidarität, Vertrauen und ein klares Bekenntnis zur
                                       Schweizer Paraplegiker-Stiftung: Der avisierte Spendenbeitrag
                                       von 15 Millionen Franken für den Erweiterungs- und
                                       Erneuerungsbau des Schweizer Paraplegiker-Zentrums wurde
                                       in eindrücklich kurzer Zeit gesammelt.

Multispace-Büros – Neubau in
bestehender Hülle, Eröffnung
2019 / 2020.
Diese Büroform vereinfacht das
interdisziplinäre Arbeiten sowie die
                                       Nordwesttrakt – Umbau, bezugsbereit
berufsübergreifende Kommuni-
                                       voraussichtlich August 2018
kation zwischen medizinischem und
                                       Der Nordwesttrakt wird momentan komplett
therapeutischem Personal.
                                       umgebaut. Im ersten Stock entsteht ein neuer
                                       Operationsbereich, welcher mit der Intensiv-
                                       medizin im Nordtrakt verbunden ist.

                                                      Neubau Nordtrakt – bezugsbereit
                                                      voraussichtlich Februar 2018
                                                      1. Obergeschoss: Modernisierter und vergrösserter
                                                      Bereich Akutmedizin mit Intensivmedizin. Die
                                                      Intensivpflegestation wird durch eine postoperative
                                                      Station erweitert.
                                                      2. und 3. Obergeschoss: Hier entstehen zwei neue,
                                                      zusätzliche akutmedizinische Bettenstationen.
Text: Robert Bossart | Fotos: AV Atelier Sommerhalder und Walter Eggenberger

D     ie Solidarität unserer Gönnerinnen und
      Gönner ist in einem Ausmass vorhan-
den, das wir uns manchmal selbst nicht vor-
                                                   diesen beiden Gebäuden wird ein vergrösser-
                                                   ter und modernisierter Bereich Akutmedizin
                                                   mit Schwerpunkt in der Intensivmedizin und
                                                                                                     und Unruhezustände sehr viel seltener mit
                                                                                                     Medikamenten behandelt werden müssen.
                                                                                                     Das Konzept ist für Querschnittgelähmte spe-
stellen können. Wir werden auf grossartige         operativen Medizin sein. Die Intensivpflege-      ziell sinnvoll, da ihre Aufenthaltsdauer auf
Weise unterstützt. Dafür sind wir alle sehr        station (IPS) wird von 8 auf 16 Betten ver-       der IPS im Durchschnitt deutlich länger ist.
dankbar.» Heinz Frei, Präsident der Gönner-        grössert. Hinzu kommen zwei neu geschaf-
Vereinigung, kann seine Freude nicht verber-       fene akutmedizinische und eine postopera-         Diverse Rochaden nötig
gen. Er hat mehrfach in früheren Ausgaben          tive Station.                                     In rund einem Jahr werden die Erweiterungs-
dieses Magazins zum Spenden aufgefordert –         Das neue Konzept der IPS beinhaltet eine          bauten abgeschlossen sein. Dann beginnen
mit Erfolg: Statt wie geplant in vier Jahren,      «mitheilende» Umgebung, in der unter ande-        die Umbauten der bestehenden Räumlich-
wurde das Spendenziel für den Erweiterungs-        rem viel Ruhe, eine wohnliche Einrichtung         keiten, insbesondere der beiden Bettentrakte
bau des Schweizer Paraplegiker-Zentrums            und spezielles Licht dafür sorgen, dass die       «Ost» und «Süd». Trotz der intensiven Bau-
(SPZ) bereits nach gut einem Jahr erreicht.        Patienten ihre Orientierung besser behalten       arbeiten wird der Klinikbetrieb vollumfäng-
«Überraschend war die Anzahl vieler klei-
ner Spenden. Zum Teil betrugen diese nur
wenige Franken. Es sind auch einige nam-
hafte und grosse Beträge geflossen. Zudem
haben viele Gönnerinnen und Gönner ihren
Jahresbeitrag zugunsten des Umbaus gross-
zügig aufgerundet.»

Grosse logistische Herausforderung
Zurzeit herrscht auf der Baustelle in Nottwil
Hochbetrieb. Die Dimensionen des grössten
Umbaus seit Bestehen des SPZ erweisen sich
als eindrücklich. «Rund 80 Firmen sind daran
beteiligt und gegen 150 Personen arbeiten
hier täglich auf der Grossbaustelle», erklärt
Bauleiter Franz Ineichen. Zudem sind neben
ihm 35 weitere Fachplaner involviert. «Der
Erweiterungsbau bedeutet eine grosse plane-
rische und logistische Herausforderung.» Mit
dem Neubau, dem sogenannten Nordtrakt,
vergrössert sich das SPZ flächenmässig um
rund einen Drittel.
Der Rohbau wurde fertiggestellt, nun folgt
der Innenausbau. «Fenster, Fassaden, elek-
trische Anlagen, sanitäre Installationen, Hei-
zung, Lüftung und so weiter – bis Ende Jahr
sollten wir damit fertig sein», sagt Franz Inei-
chen. Der Nordtrakt schliesst an den beste-
henden Nordwesttrakt an, der momentan
komplett umgebaut wird. «Herzstück» in
                                                           Nordtrakt. Hier entsteht eine der zwei akutmedizinischen Bettenstationen.
                                                           Die Arbeiten dauern bis voraussichtlich Februar 2018.

12 | Paraplegie, März 2017
Dr. med. Hans Peter Gmünder
                                                                                               ist Direktor des Schweizer Para-
                                                                                               plegiker-Zentrums. Er verantwortet
                                                                                               das grösste Bauvorhaben seit der
                                                                                               Eröffnung der Spezialklinik vor
lich aufrechterhalten. «Wenn die bestehen-
                                                                                               27 Jahren.
den Trakte saniert werden, sind Rochaden
nötig», sagt Josef Husmann, Leiter Beschaf-
fung und Logistik am SPZ. Wird etwa eine         «Wir müssen jetzt
Bettenstation renoviert, muss für diese Zeit
die ganze Abteilung verlegt werden.
                                                  über Hightech reden»
                                                  Hans Peter Gmünder, die neuen Räume werden mit innovativster
Chance für Hightech                               Medizintechnik und Therapierobotik ausgestattet. Wie helfen
Der gesamte Erweiterungs- und Umbau wird          diese Geräte im Schweizer Paraplegiker-Zentrum?
                                                  Indem robotische Assistenztechnologien laufend weiterentwickelt werden,
2020 abgeschlossen sein. «Wir sind termin-
                                                  ist ein immer grösserer Nutzen für den Patienten spürbar. So ist ein Exoskelett
lich auf Kurs», sagt Bauleiter Franz Ineichen.
                                                  heute ein Therapiegerät, morgen ein ergänzendes Fortbewegungsmittel
Die budgetierten 150 Millionen Franken flies-
                                                  und übermorgen können wir in Verbindung mit Elektrostimulationen und
sen in die Räumlichkeiten sowie die bauliche
                                                  Steuerungssystemen durch Gedanken, sogenannte Gehirn-Schnittstellen,
Infrastruktur. Die nächste Herausforderung        den Rollstuhl vielleicht sukzessive ersetzen.
ist deren Ausrüstung mit modernsten Thera-        Ebenfalls vielversprechend sind die Fortschritte in der Medizintechnik.
pie- und Medizingeräten: Innovative Medi-         Ein Medikamenten-Roboter beispielsweise kann die Abläufe vereinfachen,
zintechnik und Therapierobotik, die über          was mehr Zeit und mehr Sicherheit für Patienten bedeutet.
eine standardmässige Einrichtung hinaus-          Die vielen Vorteile von Hightech-Geräten der neusten Generation helfen
gehen und die derzeit beste Behandlung und        schliesslich, unsere international hervorragende Reputation als führende
Therapie ermöglichen, bedeuten zusätzliche        Spezialklinik zu festigen; was uns natürlich wiederum verpflichtet, die beste
Investitionen. Die Schweizer Paraplegiker-        und innovativste Technologie anzubieten.

Stiftung ist für eine Unterstützung hierfür
                                                  Können oder müssen solche Investitionen überhaupt rentieren?
durch Spenden sehr dankbar. Ein erstes
                                                  Aus Sicht des Individuums «rentiert» selbstverständlich eine erhöhte Medika-
Projekt ist der sogenannte Medikamenten-
                                                  tionssicherheit oder eine durch Robotersysteme verbesserte Fortbewegungs-
Roboter, der für die neue Apotheke im SPZ
                                                  möglichkeit im Alltag. Aus Sicht einer Gesellschaft, die sich an ethischen
vorgesehen ist (siehe Seite 15).                  Normen orientiert, ist eine «soziale» Rentabilität bei diesen Themen ebenfalls
                                                  gegeben. Schwierigere Fragen stellen sich bei einer ökonomischen Betrach-
                                                  tungsweise: Was darf ein Gewinn an Mobilität und Selbstständigkeit, also
                                                  Lebensqualität, letztlich kosten? Wie viel ist ein gerettetes Menschenleben
                                                  durch Vermeidung eines schweren Medikationsfehlers wert? Derartige
                                                  Anschaffungen werden deshalb sehr ausführlich mit den Aufsichtsgremien
                                                  der Klinik unter Einbezug von Vertretern der Schweizer Paraplegiker-
                                                  Stiftung diskutiert.

                                                  Welche Innovationen werden momentan diskutiert?
                                                  Querschnittgelähmte Patienten sollen in Nottwil die bestmögliche sinnvolle
                                                  Behandlung erhalten können. Das aktuelle Bauprojekt gibt uns die Chance, jetzt
                                                  die Technik dazu zu evaluieren. An Hochschulen, in Forschungslaboren, in
                                                  Denkfabriken und in Technologieunternehmen auf der ganzen Welt wird jeden
                                                  Tag an spannenden Ideen getüftelt, wie Maschinen Menschen helfen können.
                                                  Deshalb diskutieren auch wir über Hightech-Robotik, so zum Beispiel für
                                                  die Patientenzimmer, auf der Intensivpflegestation, in den Operationssälen und
                                                  für die Therapien.

                                                                                                                  Paraplegie, März 2017   | 13
Mit einem Legat oder einer Erbschaft
         hinterlassen Sie Querschnittgelähmten
         eine bessere Zukunft.
         Telefon 041 939 62 62, www.paraplegie.ch / legate

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Ein Roboter für
        die Apotheke
                 Bald wird ein Medikamenten-Roboter die Tabletten und Pillen                                verringern», sagt Valentin Habermacher. Offi-
                 für jeden Patienten im Schweizer Paraplegiker-Zentrum bereitstellen.                       zielle Schätzungen gehen davon aus, dass
                 Die Erwartungen sind hoch.                                                                 5 bis 10 Prozent der in der Schweiz hospita-
                                                                                                            lisierten Patienten einen Medikationsfehler
                                                                                                            erleben, 30 bis 40 Prozent davon sind gravie-
                 Text: Manuela Vonwil | Foto: Walter Eggenberger                                            rend. Die Folgekosten werden schweizweit
                                                                                                            mit 70 bis 100 Millionen Franken beziffert.

        V     alentin Habermacher, Leiter der Apo-
              theke, und seinem siebenköpfigen
        Team bleiben acht Monate, um sich auf ihren
                                                          Schritt. Der Roboter und die damit einher-
                                                          gehende konsequente Dokumentation stel-
                                                          len sicher, dass die Mitarbeiter der Apotheke,
                                                                                                            Arbeit positiv verändern
                                                                                                            Noch liefert das Apotheken-Team die bestell-
        «Arbeitskollegen» vorzubereiten: Ein Robo-        die Ärzte und das Pflegefachpersonal durch-       ten Medikamente an die Apotheken auf den
        ter, der 90 Prozent aller verordneten Medi-       gängig über die bestellten und verabreichten      Stationen, wo das Pflegefachpersonal die Arz-
        kamente individuell für 150 stationäre Pati-      Medikamente informiert sind.                      neien für den Patienten gemäss Verordnung
        enten abpacken wird. Dazu holt er die von                                                           zusammenstellt und im Computer erfasst.
        ihm zuvor aus den Mehrpackungen exakt             Patientensicherheit erhöhen                       Aus Sicht von Valentin Habermacher wird
        ausgeschnittenen Einzeldosen an Tabletten         «Da die Klinikerneuerung einen anderen            der Roboter die Arbeit in der Apotheke posi-
        oder Kapseln aus dem Lager, findet verschrie-     Standort für unsere Apotheke vorsieht,            tiv verändern: «Da wir künftig sehen, was
        bene Ampullen, Fertigspritzen, Sirup-Porti-       nutzten wir die Gelegenheit, die Investition      ein Patient verordnet erhält, werden wir
        onen oder Zäpfchen und stellt die codierten       in einen Medikamenten-Roboter zu prü-             mit unserem pharmazeutischen Wissen
        Produkte korrekt dosiert zusammen, durch-         fen», erklärt der Apotheker die Hightech-         die ärztlichen Verordnungen kritisch über-
        schnittlich zehn Dosen pro Patient und Tag.       Anschaffung. Die Erwartungen an den Auto-         prüfen können.» Noch stärker werden die
        Beauftragt wird er vom behandelnden Arzt,         maten der neusten Generation sind hoch.           Pflegefachkräfte auf den Stationen die Ver-
        der die Verordnung auf der Station in den         «Der Roboter wird unsere Arbeit schnel-           änderung wahrnehmen: Sie können eine auf-
        Computer tippt. Wird das Medikament               ler und kostengünstiger machen sowie, in          wändige Routinearbeit dem Roboter anver-
        schliesslich verabreicht, registriert die Pfle-   unseren Augen die wichtigste Anforderung,         trauen und die dadurch gewonnene Zeit ihren
        gefachperson mittels Barcode auch diesen          das Risiko von Medikationsfehlern massiv          Patienten widmen.

                                                                                       Ihre Spende fliesst zu
                                                                                       100 Prozent in Innovation
                                                                                             Im Zuge der aktuellen Erweiterung und Erneuerung wird die
                                                                                             Spezialklinik mit innovativen medizinischen Geräten ausgestat-
                                                                                             tet. Ein erstes wichtiges Projekt ist der rund eine Million Franken
                                                                                             teure Medikamenten-Roboter, der das Schweizer Paraplegiker-
                                                                                             Zentrum europaweit zu einer Referenz in der Apothekenauto-
                                                                                             matisierung macht und wesentlich zur Erhöhung der Patienten-
                                                                                             sicherheit beiträgt.

                                                                                             Seien Sie mit Ihrer Spende Teil der Innovation. Wir garantie-
                                                                                             ren, dass jede Spende im vollen Umfang in die Anschaffung des
                                                                                             Roboters fliesst.
        Roboter-Produktion. Valentin Habermacher, Leiter Apotheke, und
        Dr. med. Dragan Stojanov, Ärztlicher Leiter Apotheke, halten ein                     Wir danken für Ihre Spende
        Ansichtsmuster der einzeln abgepackten Medikamente in den Händen.                    Schweizer Paraplegiker-Stiftung
        In acht Monaten wird der Roboter diese für jeden Patienten                           PC Konto 60-147293-5
        genau so zusammenstellen.                                                            IBAN Nr. CH14 0900 0000 6014 7293 5
                                                                                             Zweck: Medikamenten-Roboter

11:35
«Wenn ich tanze,
   vergesse ich alles»

                  Schwungvoll. Mit ihrem Tanzpartner
                Jean Vicino übt Stéphanie Combrement
                       Pirouetten und virtuose Figuren.
PORTRÄT

Ein schwerer Motorradunfall machte Stéphanie Combrement
2004 zur Paraplegikerin. Die Mutter einer vierjährigen Tochter wusste
nicht, wie sie ihr Schicksal verkraften sollte und verlor jeglichen
Lebensmut. Am absoluten Tiefpunkt beschloss die heute 42-jährige
Freiburgerin zu kämpfen.

                                                                                               Vertraut. Regelmässig trifft sich Stéphanie Combrement
Text: Robert Bossart | Fotos: Walter Eggenberger                                                  mit ihren Eltern, die im benachbarten Haus wohnen.

S    ie dreht und dreht und dreht: Stéphanie
     Combrement wirbelt in ihrem Roll-
stuhl herum, als gäbe es nichts Einfacheres
auf der Welt. Anmutig und elegant bewegt
sie sich zusammen mit ihrem Tanzpartner
Jean Vicino über die Tanzfläche. Fast ver-
gisst man, dass da jemand im Rollstuhl sitzt.
So leicht und schwebend sind die Bewegun-
gen. Am eindrücklichsten ist aber ihr Gesicht.
Es strahlt so sehr, dass es ansteckend wirkt.
«Wenn ich tanze, vergesse ich alles. Sogar,
dass ich gelähmt bin.»
Wenn Stéphanie nicht tanzt, sieht die Reali-
tät anders aus. «Heute geht es mir gut», sagt
sie zwar, fügt aber an: «Super glücklich bin
ich nicht.» Die Westschweizerin lebt mit ihrer
16-jährigen Tochter Marie in einer kleinen
Blockwohnung in Villars-sur-Glâne bei Frei-
burg. Drei Abende pro Woche arbeitet sie im
Telemarketing für die Zeitung «La Liberté».
Tagsüber macht sie, so gut es geht, den Haus-
halt. Das, was sie nicht selber bewältigen
kann, erledigt ihre Mutter, die zusammen
mit Stéphanies Vater im Nachbarhaus wohnt.         der legt sie sich aufs Sofa und schläft für ein   positive Wesensart ist ihr vor zwölf Jahren
                                                   paar Stunden. «Das hilft», sagt sie. Immer        abhandengekommen. Die 29-Jährige sass
Schmerz als ständiger Begleiter                    wieder gibt es Tage, an denen es ihr richtig      hinten auf dem Motorrad. Vorne steuerte ihr
Stéphanie Combrement sitzt am Küchentisch          schlecht geht. Und sie es kaum aushält. So zu     damaliger Freund und fuhr den Pass «Vue
und raucht eine Zigarette. Klar, das Leben im      leben sei nicht einfach. Ein ständiger Kampf.     des Alpes» hinunter. Plötzlich bog unmittel-
Rollstuhl sei kein einfaches, beginnt sie zu       «Es braucht viel Kraft, um sich nicht von den     bar vor ihnen ein entgegenkommendes Auto
erzählen. Aber damit habe sie sich abgefun-        Schmerzen zermürben zu lassen.»                   links ab. Das Motorrad krachte mit voller
den. Zu schaffen machen ihr die chronischen        Stéphanie drückt die Zigarette aus. «Aber ich     Wucht in den Wagen. Sie schleuderte durch
Schmerzen im Rücken und die Spastiken,             finde immer einen Weg zurück.» Ein Kaf-           die Luft und knallte auf den Rücken. Er ver-
unkontrollierte Zuckungen in den Beinen.           fee und ein gutes Gespräch mit einer engen        letzte sich an den Knien.
Von sieben Uhr morgens bis elf Uhr nachts          Freundin bringen sie auf andere Gedanken.
sitzt sie in ihrem Rollstuhl. Häufig mit dabei     Dann könne sie wieder mal so richtig lachen.      Im Schockzustand
ist der Schmerz. Manchmal, wenn sie viel zu        Denn eigentlich verfüge sie über einen fröh-      Bereits im Rettungshelikopter merkte sie, dass
tun hat, kann sie ihn vergessen. Hin und wie-      lichen, enthusiastischen Charakter. Diese         sie ihre Beine nicht mehr bewegen konnte.

                                                                                                                                 Paraplegie, März 2017   | 17
Liebevoll. Ihre beiden Katzen
                                                                                        haben stets Hunger und lieben es,
                                                                                        gestreichelt zu werden.

                                                                                                            Abenteuerlich. Das Gefühl, mit dem Skibob
                                                                                                             den Berg hinunterzufahren, sei wundervoll,
                                                                                                              versichert die 42-jährige Westschweizerin.

Die junge Frau wurde direkt in das Schwei-        schlimmsten war es, als sie nach Hause            «Für mich war es unerträglich zu sehen, wie
zer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) nach Nottwil       zurückkehrte. Immer wieder musste sie             sie hinfiel und ich ihr nicht helfen konnte»,
geflogen, wo sie am Rücken operiert wurde.        weinen, konnte es einfach nicht fassen. Der       sagt Stéphanie. Auch Marie hatte Schwierig-
Einundzwanzig Tage lag sie im künstlichen         Rollstuhl war das eine. Weitaus mehr Mühe         keiten, sich mit der neuen Situation zurecht-
Koma, ihr Körper hatte mit hartnäckigen           bereitete ihr der Umstand, dass sie Darm und      zufinden. «Zu sagen, dass die eigene Mut-
Entzündungen zu kämpfen. Es sei nicht klar        Blase nicht mehr kontrollieren konnte. Ihre       ter im Rollstuhl sitzt, schaffte sie nie. Auch
gewesen, ob sie überlebe, schildert Stéphanie     Mutter musste ihr in der ersten Zeit behilflich   heute nicht.»
Combrement. «Ich erwachte und hatte ex-           sein. Ihre Intimsphäre konnte sie vergessen.      Es folgte der absolute Tiefpunkt. Eine Druck-
trem Hunger. Ich ass mit den Händen,                                                                stelle am Gesäss, ein sogenannter Dekubitus,
weil ich vergessen hatte, wie man Besteck         Radikal die Richtung geändert                     machte ihr so sehr zu schaffen, dass sie vier
benutzt.» Als sie erfuhr, dass sie querschnitt-   Damit nicht genug: Die Beziehung zu ihrem         Wochen lang im SPZ verbringen musste –
gelähmt sei und nie mehr laufen würde,            Freund, dessen Verletzungen wieder ver-           liegend. Die Ärzte warnten vor einer Blut-
war sie schockiert. «Ich dachte: ich sicher       heilten, war problematisch. Er fühlte sich        vergiftung. Hatte sie Angst zu sterben?
nicht.» Die sechs Monate dauernde Erst-           schuldig, sie war auf seine Hilfe angewie-        Stéphanie Combrement lacht. «Nein, ich hatte
rehabilitation war eine schwierige Zeit für       sen. Nach wenigen Monaten trennten sich           damals Lust zu sterben. Ich wollte mir nicht
die Westschweizerin. Es gab sprachliche           die beiden. Auch für ihre vierjährige Toch-       mehr helfen lassen.»
Barrieren, zudem wohnten ihre nächsten            ter Marie war die Situation schwierig. Zuerst     Bis es irgendwo in ihr drin «klick» machte.
Angehörigen weit weg. Vor allem konnte            wohnte sie bei ihrem leiblichen Vater, später     Und sie radikal die Richtung änderte. «In die-
sie ihr Schicksal nicht akzeptieren. Am           schaute Stéphanies Mutter tagsüber zu ihr.        sem Moment habe ich entschieden, zu leben.

18 | Paraplegie, März 2017
PORTRÄT

                    «Es braucht viel Kraft, sich nicht von den
                           Schmerzen zermürben zu lassen»
Und zu kämpfen», erklärt sie. Warum dieser         Höhen und Tiefen erlebt. Vor ihrem Unfall         Und einfach nur rudern, rudern, rudern. Das
plötzliche Wandel? «Vor allem wegen meiner         arbeitete sie als Hôtesse d’acceuil – Empfangs-   gibt mir eine grosse Befriedigung.» Froh ist
Tochter.» Sie habe ihr den Mumm gegeben,           hostess – bei einem Grossverteiler. Nach der      Stéphanie darüber, dass sie für die regelmäs-
wieder nach vorne zu schauen. Wieder eine          Rehabilitation war sie im gleichen Unterneh-      sigen Kontrollen nicht nach Nottwil, sondern
Zukunft zu sehen.                                  men im Büro tätig. Dann gab es Restrukturie-      nach Lausanne gehen kann. In den Räum-
                                                   rungen, bis sie schliesslich arbeitslos wurde.    lichkeiten der «Site Plein Soleil» hat das SPZ
Beschwerliche Jobsuche                             Zwei Jahre lang suchte sie vergeblich nach        ein Ambulatorium für querschnittgelähmte
Heute ist Stéphanie Combrement heilfroh,           einer Stelle. «Da ich nur zwanzig Prozent         Menschen eröffnet. Rollstuhlfahrer aus der
dass sie aus dieser Negativspirale rausgekom-      arbeiten kann, war es schwierig, etwas zu fin-    Westschweiz können zur Jahreskontrolle
men ist. Ende gut, alles gut? Sie schüttelt den    den.» Schliesslich erhielt sie den Abendjob bei   kommen und erhalten Hilfe bei gesundheit-
Kopf. Immer noch besteht ihr Alltag aus viel       «La Liberté». Ideal sei das für sie als Mutter    lichen Problemen. Betreut werden sie von
Kampf und etlichen Schwierigkeiten. Finan-         nicht, aber zumindest habe sie tolle Kollegin-    einem Team des SPZ, bestehend aus einem
ziell kommt sie gerade so über die Runden.         nen im Büro. «So macht es auch Spass.»            Arzt und je einer Physio- sowie Ergothera-
Zwar erhält sie eine Rente der Invalidenver-                                                         peutin und einem Urologen. «Das ist für mich
sicherung und Alimente von Maries Vater.           Freude am Rudern und Skifahren                    praktisch, zudem bekomme ich bei gesund-
Auch die nötigen Umbauten in der Küche und         Letzten Winter wagte sie sich auf einen Ski-      heitlichen Problemen rasch und unkompli-
im Bad wurden finanziert. Von der Schwei-          bob. «Ein wundervolles Erlebnis. Das werde        ziert die richtige Hilfe.»
zer Paraplegiker-Stiftung (SPS) hat sie via die    ich diese Saison weiterverfolgen», versi-
Direkthilfe Geld für ein behindertengerech-        chert sie. Im Sommer rudert sie regelmässig       Tanzen als Glückselixier
tes Auto bekommen. Ihr Job bringt ihr hinge-       auf dem Schiffenensee. «Auf dem Wasser zu         Gute Freunde, die Eltern in unmittelbarer
gen nur einen kleinen finanziellen Zustupf.        sein, die tolle Kulisse um mich herum mit all     Nähe und die Beziehung zu ihrer Tochter,
Die gelernte Coiffeuse hat beruflich einige        den Geräuschen: einfach unbeschreiblich.          die zwar «anspruchsvoll», aber wertvoll und
                                                                                                     schön ist: All das hilft ihr, mit dem Leben
                                                                                                     einigermassen klarzukommen. Das grösste
                                                                                                     «Glückselixier» ist aber der Rollstuhltanz.
                                                                                                     Nur schon, wenn Stéphanie Combrement
                                                                                                     darüber spricht, funkelt es in ihren Augen.
                                                                                                     Als ihre Geschichte vor drei Jahren in einem
                                                                                                     Musical aufgeführt wurde, tanzte sie erst-
                                                                                                     mals auf der Bühne, zusammen mit ihrem
                                                                                                     Tanzpartner Jean Vicino. Seither trainiert
                                                                                                     sie regelmässig mit ihm in seiner Tanzschule
                                                                                                     in Farvagny (FR). Gemeinsam treten sie an
                                                                                                     Tanzfesten und Partys auf. Die beiden geben
                                                                                                     auch Rollstuhl-Tanzkurse.
                                                                                                     «Vor dem Unfall habe ich nie getanzt», gibt
                                                                                                     Stéphanie Combrement zu. Heute hingegen
                                                                                                     kann sie sich ein Leben ohne nicht mehr vor-
                                                                                                     stellen. «Am liebsten würde ich den ganzen
                                                                                                     Tag, mein ganzes Leben nur noch tanzen.»

                            Aktiv. Drei Abende pro Woche arbeitet Stéphanie Combrement
                                      im Telemarketing der Zeitung «La Liberté» in Freiburg.

                                                                                                                                Paraplegie, März 2017   | 19
REPORTAGE

Ausblick. Wie geht es weiter, was kommt noch?
Der ehemalige Winzer Ruedi Hartmann auf seinem
Rebberg in Schinznach Dorf (AG)
Rollstuhl
Mit dem

     alt werden
          Jeder dritte Rollstuhlfahrer in der Schweiz ist über
          sechzig Jahre alt, die Lebenserwartung stieg in den
          letzten Jahren stark an: Zum Glück gehört heute
          Altwerden auch für querschnittgelähmte Menschen
          zur Normalität. Einfach ist dies jedoch nicht. Alters-
          krankheiten, viele Medikamente, mehr Schmerzen,
          zunehmende Hilfsbedürftigkeit und weniger Selbst-
          ständigkeit machen vielen das Leben schwer.
1

Text: Robert Bossart | Fotos: Walter Eggenberger

W       er querschnittgelähmt ist, hat eine
        ähnlich hohe Lebenserwartung wie
Menschen ohne eine körperliche Behinde-
                                                   rungen. Die vielen Jahre im Rollstuhl fordern
                                                   ab einem gewissen Alter ihren Tribut. Stich-
                                                   worte dazu sind unter anderem Muskelver-
rung. Noch vor fünfzig Jahren starben Quer-        lust oder die Abnützung der Schultergelenke.    Zentrum zur Therapie. Zudem leidet er seit
schnittgelähmte bereits in jungen Jahren, da       Wenn Kraft und Beweglichkeit abnehmen,          zwei Jahren an einer Nierenunterfunktion
es spezifische Behandlungen und Rehabili-          wirkt sich das auf die Selbstständigkeit und    und ist auf die Dialyse angewiesen.
tation nicht gab. Heute hat sich die Situation     Unabhängigkeit aus. Die altersbedingten Ein-
dank der medizinischen Fortschritte grund-         schränkungen haben entsprechend gravie-         Angst vor der Zukunft
legend geändert. Die moderne Akutmedizin,          rendere Auswirkungen als bei älteren Men-       Trotz seiner Querschnittlähmung ist Felix
ganzheitliche Rehabilitation und lebenslange       schen ohne Querschnittlähmung.                  Anderau zufrieden. Er hatte einen interes-
Begleitung, die die Schweizer Paraplegiker-        Wie erleben Querschnittgelähmte ihr Älter-      santen Beruf als Konstrukteur, den er bis
Stiftung in Nottwil mit ihrem Leistungsnetz        werden und welche Vorkehrungen treffen sie?     kurz vor seiner Pensionierung ausübte. «Ich
sicherstellt, trägt massgebend dazu bei, dass      Felix Anderau hat gerade die erste altersbe-    habe ein erfülltes Leben. Früher segelte ich
Rollstuhlfahrer körperlich gesund bleiben.         dingte Behandlung hinter sich. Der 69-Jährige   auf dem Murtensee, heute mache ich Regat-
Dennoch stellt der Alterungsprozess Quer-          wurde an der Schulter operiert und verbrachte   ten mit meinem selbst gebauten Modellsegel-
schnittgelähmte vor besondere Herausforde-         drei Monate im Schweizer Paraplegiker-          boot. Auch sind meine Frau und ich viel

22 | Paraplegie, März 2017
REPORTAGE
                                                     1 Musse. Wenn die chronischen Schmerzen nicht allzu
                                                       stark sind, vertieft sich der 74-jährige Ruedi Hartmann
                                                       gerne in die Lektüre einer Zeitung.
                                                     2 Beweglichkeit. Nach einer altersbedingten Schulter-
                                                       operation erlangt der 69-jährige Felix Anderau mithilfe
                                                       der Therapie am Schweizer Paraplegiker-Zentrum
                                                       wieder möglichst viel Beweglichkeit zurück.

                                                                  Altersmedizinische
                                                                  Sprechstunde im SPZ:
                                                                  Im Herbst 2016 wurde am Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) die neue
                                                                  altersmedizinische Sprechstunde «Geronto-Paraplegiologie» eingeführt.
                                                                  Der Alterungsprozess setzt bei Querschnittgelähmten in verschiedenen
                                                                  Bereichen früher ein. Osteoporose wird bereits rund fünf Jahre nach dem
                                                                  Unfall zum Thema. Durch den intensiven Gebrauch der Arme treten Schul-
                                                                  terprobleme auf. Auch Arterienverkalkung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
                                                                  beschäftigen Rollstuhlfahrer deutlich früher als nichtgelähmte Menschen.
                                                                  «Der Muskelabbau schreitet rascher voran, wodurch es in Verbindung mit
                                                                  Alterskrankheiten und zahlreichen Medikamenten mit Nebenwirkungen zu
                                                                  Gebrechlichkeit kommen kann. Zudem steigt durch das dünner werdende
                                                                  Fettgewebe die Gefahr von Druckstellen am Gesäss. Ein Teufelskreis kommt
                                                                  ins Rollen», erklärt Dr. med. Hans Peter Gmünder, Direktor des SPZ und inter-
                                                                  nistischer Geriater. Deshalb sei es wichtig, dass den Betroffenen möglichst
                                                                  gezielt geholfen werden kann.

                                                                  Im Vordergrund:
                                                                  1. Mehrfacherkrankung und Polymedikation

                                                                      Ältere Querschnittgelähmte haben aufgrund mehrerer Gebrechen im
                                                                      Laufe der Jahre vom Hausarzt und von Fachärzten diverse Medikamen-
                                                                      te verschrieben bekommen. «Ein zu grosser ‹Medikamentenmix› kann
                                                                      wiederum zu gesundheitlichen Problemen führen. Zusammen mit die-
                                                                      sen Menschen und ihren Angehörigen schauen wir das genau an und
                                                                      wägen ab zwischen Nutzen und Risiken», sagt Hans Peter Gmünder. «Es
                                                                      wird strukturiert geprüft, welche Bedeutung die einzelnen Krankheiten
                                                                      haben, welchen genauen Nutzen die Medikamente für die Betroffenen
                                                 2
                                                                      in ihrer Lebenssituation bringen. Dann wägen wir ab, was angepasst
                                                                      oder sogar weggelassen werden kann. Eine Absprache mit dem Fach-
                                                                      spezialisten des Ambulatoriums im SPZ und dem Hausarzt bildet die
                                                                      Grundlage.»

gereist. Jetzt machen wir kleinere Ausflüge.»                     2. Gedächtnis und Demenz

Vor 42 Jahren wurde der Murtner (FR) durch                            Wenn zusätzlich zu den körperlichen Einschränkungen Störungen des
einen Motorradunfall zum Paraplegiker. Er                             Gedächtnisses auftreten, ist das besonders problematisch. «Nicht selten
wohnt mit seiner Frau in einem rollstuhlgän-                          sind wiederum Medikamente mitverantwortlich», erklärt der Klinik-
                                                                      direktor. In einer Memory-Klinik fehle das spezifische Wissen über Quer-
gigen Haus in Südfrankreich.
                                                                      schnittgelähmte. «Darum ist es ideal, wenn sie hier im SPZ untersucht
Er sei gerne unabhängig, deshalb mache es                             werden. Wir haben Neuro-Psychologie, Neurologie, Radiologie und
ihm schon etwas Angst, wie die Zukunft aus-                           Geriatrische Medizin – alle nötigen Bausteine für eine präzise Abklärung
sehen werde. «Ich merke, dass vieles nicht                            sind vorhanden.» Nach diesen Untersuchungen kann die Überweisung
mehr so leicht geht wie früher. Meine Frau                            in eine wohnortnahe Memory-Klinik sinnvoll sein.
übernimmt meine Pflege, denn ich benö-
                                                                  3. Muskelverlust und Gebrechlichkeit
tige doch etliche Hilfe. Sobald es ihr zu viel
wird, werden wir Leistungen der Spitex in                             Verminderte Beweglichkeit schränkt die Mobilität und damit die Teil-
                                                                      habe am sozialen Leben ein. «Es beginnt ein Teufelskreis aus Aktivitäts-
Anspruch nehmen. Wenn ich abgesehen
                                                                      verlust, Muskelabbau, Erschöpfung, Gewichtsverlust und Instabilität.
                                                                      Deshalb muss der Autonomieverlust infolge verminderter Beweglich-
                                                                      keit und Alterskrankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden»,
                                                                      sagt Hans Peter Gmünder. Unter anderem geht es um eine ange-
                                                                      passte Ernährung, um Aktivierung, bewegungs- und sporttherapeuti-
                                                                      sche Programme, aber auch den vermehrten Einsatz von Hilfsmitteln
                                                                      und professionelle Pflege.
REPORTAGE
                          Freude. Ein selbst gebackener
                      Apfelkuchen und ein feiner Kaffee:
                            Ruedi Hartmann geniesst mit
                         seiner Partnerin Hanni Merz die
                             schönen Seiten des Lebens.

davon einen zufriedenen Alltag lebe, habe
ich keine Mühe damit.» Immer wieder erlebt
er Momente, in denen es ihm schlecht geht,
wegen der Schulterprobleme oder der Nie-
ren. «Dann bin ich nur schon froh, wenn ich
einfach so, ohne grössere Beschwerden bei
uns auf der Terrasse sitzen und mit den Hun-
den spielen kann. Ich habe gelernt, mit wenig
zufrieden zu sein. Das hilft mir auch beim
Älterwerden.»

Ein fast normales Rentnerleben
Der 74-jährige Ruedi Hartmann hat abgese-
hen von chronischen Schmerzen noch keine
nennenswerten Einschränkungen wegen
seines Alters. Die Transfers vom Bett in den
Rollstuhl und ins Auto schafft er ohne fremde
Hilfe. Fast jeden Tag kocht er für sich und      dann die Schmerzen weniger.» Seit er sechzig        Paraplegiker wurde, ein einigermassen gutes
seine Lebenspartnerin. Zudem unternimmt          ist, hat er mit ihnen zu kämpfen. «Das frisst       Leben. Einschränkungen bereiten die ständi-
er, wenn es das Wetter zulässt, längere Aus-     viel Energie und vermindert die Lebensqua-          gen, oft sehr starken Schmerzen. Das Älter-
flüge mit dem motorisierten Zuggerät, dem        lität.» Ansonsten führt der ehemalige Win-          werden macht ihm keine Angst. «Als Roll-
Swiss-Trac. «Das tut mir gut, zudem spüre ich    zer, der mit 58 Jahren durch einen Sturz zum        stuhlfahrer musste ich lernen, im Moment

Para Help: Suche nach passender Wohnform
                                    Regula Kraft           Bei älteren Querschnittgelähmten ist die Wohnsituation zentral. Die
                                    Koordinatorin          Selbstständigkeit nimmt ab, die Angehörigen kommen mit der Pflege
                                    Alter und Wohnen       an ihre Grenzen. Manche Rollstuhlfahrer können nicht mehr selber
                                                           Auto fahren, der öffentliche Verkehr ist aber nicht immer zugänglich,
                                                           Einkaufsmöglichkeiten sind weit entfernt. «Viele ältere Rollstuhlfah-
                                                           rer stehen vor solchen Herausforderungen und suchen nach Hilfe»,
                                                           sagt Regula Kraft von ParaHelp, die in enger Zusammenarbeit mit
                                                           dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum für die ambulante pflegerische
                                                           Beratung und Nachbetreuung querschnittgelähmter Menschen zu
                                                           Hause sorgt. Deshalb wurde vor zwei Jahren die Koordinationsstelle
                                                           «Alter und Wohnen» ins Leben gerufen. «Wir klären die individuellen
                                                           Bedürfnisse und suchen nach einer passenden Lösung», sagt Regula

«Wichtig ist, sich                                         Kraft.
                                                           ParaHelp verfügt über ein Netzwerk an Partnerinstitutionen mit unter-

 frühzeitig über
                                                           schiedlichen Wohnformen für Senioren in der Schweiz. Die Pflegefach-
                                                           personen in diesen Institutionen werden von ParaHelp für die Bedürf-
                                                           nisse älterer Querschnittgelähmter spezifisch geschult. «Wichtig ist,

 Wohnmöglichkeiten                                         dass sich Rollstuhlfahrer und Angehörige frühzeitig um dieses The-
                                                           ma kümmern, da es nicht immer einfach ist, kurzfristig einen Platz in
                                                           einer Pflegeeinrichtung beziehungsweise eine adäquate Wohnform zu
 im Alter zu                                               finden», betont Regula Kraft.

 informieren»                                              Weitere Informationen und
                                                           Newsletter abonnieren:
                                                           parahelp.ch
Daten aus der Forschung                                                                        François Höpflinger (68) ist Alters- und
                                                                                                  Generationenforscher. Der emeritierte
   Die Schweizer Paraplegiker-Forschung (SPF) beschäftigt sich inten-
                                                                                                  Titularprofessor für Soziologie ist Mitglied
   siv mit der Thematik Alter. 2012 haben an der erstmals durchge-
                                                                                                  der Leitungsgruppe des Zentrums für
   führten Befragung im Rahmen der Schweizer Kohortenstudie für
                                                                                                  Gerontologie an der Universität Zürich. Zu
   Querschnittgelähmte (SwiSCI) 1922 Betroffene teilgenommen. Die
                                                                                                  einem seiner Forschungsschwerpunkte
   von der SPF untersuchten Daten ergaben, dass 31 Prozent über
                                                                                                  gehört das Thema Pflege im Alter.
   60 Jahre alt sind. Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass
   sich bei den 61- bis 75-Jährigen jede zweite Person selbstständig,
   ohne fremde Hilfe oder elektrische Hilfsmittel, fortbewegen kann.
   Von den über 75-Jährigen sind nur noch 23 Prozent dazu in der
   Lage. Bei Erkrankungen sind es insbesondere die chronischen
                                                                        «Warum nicht einen Orden für
   Schmerzen, die im Alter zunehmen. Leiden bei den 16- bis 30-Jäh-
   rigen 54 Prozent daran, so sind es bei Querschnittgelähmten über
                                                                        30 Jahre Leben im Rollstuhl?»
   61 Jahre 74 Prozent.
   Die Ergebnisse zeigen ein umfassendes Bild der Lebenssituation,      François Höpflinger, welche Umstände braucht es, damit
   Probleme und Versorgungslücken querschnittgelähmter Men-             Menschen – und insbesondere Querschnittgelähmte –
   schen. Sie dienen als Grundlage für vertiefte Analysen sowie der     im Alter zufrieden sind?
   Erarbeitung von Lösungen.
                                                                        Generell sind die wirtschaftliche Absicherung, eine möglichst gute
   2016 wurde zusätzlich eine gross angelegte und durch den Schwei-
   zerischen Nationalfonds finanzierte Studie zur Situation der Ange-   Gesundheit und soziale Integration entscheidend. Wenn diese Punkte
   hörigen durchgeführt, um auch wichtige Aspekte für das gemein-       erfüllt sind, kann das Wohlbefinden bis ins hohe Alter gross sein. Je
   same Älterwerden berücksichtigen zu können.                          älter jemand wird, desto weniger ist er in der Lage, seine körperli-
                                                                        chen Einbussen zu kompensieren. Das gilt für Querschnittgelähmte
   Weitere Informationen:
                                                                        in besonderem Masse. Dann ist eine gute Infrastruktur mit einer
   paraplegie.ch/forschung
                                                                        geeigneten Wohnsituation und einem guten Versorgungssystem
                                                                        bedeutend.

zu leben.» Dennoch hat er für später vorge-                             Wenn jemand zunehmend körperlich eingeschränkt und hoch-
sorgt. Zusammen mit seiner Partnerin wohnt                              betagt ist: Was braucht er nebst Pflege und Absicherung?
er seit ein paar Jahren in einer Alterswoh-                             Entscheidend kann sein, ob jemand das Gefühl hat, ein erfülltes
nung in Schinznach Dorf (AG), die unmittel-                             Dasein gehabt zu haben. Dass man es geschafft hat, so viele Jahre mit
bar neben dem Altersheim liegt. Falls nötig,                            der Behinderung zu leben. Es wäre sinnvoll, wenn man diese Resi-
kann er dereinst diverse Dienstleistungen                               lienz würdigen würde. Warum nicht einen Orden für 30 Jahre Leben
beanspruchen. «Ich habe damit zwei Fliegen                              im Rollstuhl? Diese Menschen müssten als Vorbilder gelten, auch für
mit einer Klappe geschlagen: Ich wohne dort,                            nichtbehinderte Menschen.
wo ich aufgewachsen bin und profitiere von
der Nähe zum Alters- und Pflegeheim.»                                   Haben ältere Rollstuhlfahrer gegenüber nichtgelähmten
                                                                        älteren Menschen einen Erfahrungsvorsprung?
Partnerin soll nicht Pflegerin werden                                   Möglicherweise. Die Zufriedenheit ist eng verbunden mit der Fähig-
Die Wohnsituation hat auch für seine jün-                               keit, die eigenen Ansprüche zu reduzieren. Man muss Hilfe anneh-
gere Partnerin Vorteile. «Ruedi und ich haben                           men können. Rollstuhlfahrer wissen vielleicht besser, wie sich das
abgemacht, dass nicht ich ihn pflegen werde,                            anfühlt und wie man auch mal ein Hilfsangebot ablehnt.
wenn es nötig wird», sagt Hanni Merz. Beide
wollen ihre Beziehung nicht durch eine sol-                             Alt zu werden und gelähmt zu sein stellt eine schwere Bürde
che Abhängigkeit belasten. «Die Kraft in den                            dar. Besteht nicht die Gefahr, zu vereinsamen und zu verbittern?
Armen hat etwas nachgelassen, aber ansons-                              Eine gewisse Selbstständigkeit sollte erhalten bleiben, gerade auch,
ten geht es mir ziemlich gut», sagt Ruedi Hart-                         wenn man Para- oder sogar hochgelähmter Tetraplegiker ist. Die
mann. «Ich wünsche mir einfach, noch mög-                               Betagten sind in der Lage, einzelne soziale Beziehungen zu pflegen,
lichst lange gesund zu bleiben.»                                        vielleicht eine Katze zu halten. Auf solche Dinge kommt es an. Wich-
                                                                        tig ist auch, dass sie zumindest einzelne Dinge selber entscheiden
                                                                        können. Etwa, was man essen will. Deshalb ist es vielleicht sinn-
                                                                        voll, selber zu kochen. Auch wenn es den halben Tag in Anspruch
                                                                        nimmt.

                                                                                                                              Paraplegie, März 2017   | 25
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