Perspektive Landwirtschaft - Agrarpolitische Standortbestimmung
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INHALT 1 5 Attraktive ländliche Räume Wälder nachhaltig pflegen gestalten und nutzen SEITE 11 SEITE 25 2 6 Agrarstandort Deutschland Gewässer bewahren wettbewerbsfähig halten SEITE 28 SEITE 14 7 3 Innovationen und Verantwortung für natürliche Digitalisierung stärken Lebensgrundlagen übernehmen SEITE 30 SEITE 19 8 4 Ernten sichern, Mehr Tierwohl fördern Hunger weltweit beenden SEITE 22 SEITE 32 3
„Landwirtschaft ist Lebenswirtschaft. Ohne sie verlieren wir unsere Grundlagen und die ländlichen Regionen. Das verdient mehr Wertschätzung !“ 4
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, unsere deutsche Landwirtschaft ist vielfältig und breit Wo erforderlich, fördert das BMEL den Wandel und die aufgestellt. Ihre Hauptaufgabe ist und bleibt, unsere Anpassung in der Landwirtschaft, um Anreize zu bieten Mittel zum Leben zu erzeugen. Dabei ist die moderne und Ziele schneller zu erreichen. Denn zum Beispiel Landwirtschaft ökonomisch rentabel, ökologisch sinn- Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz sind gesamtgesell- voll und sozial stabilisierend. schaftliche Aufgaben, mit denen wir die Landwirtschaft nicht alleine lassen dürfen. Sonst ist ihre Zukunftsfähig Unsere Bäuerinnen und Bauern stehen täglich im Wett- keit gefährdet. Unter anderem mit Forschung und der bewerb mit ihren europäischen und internationalen Anwendung moderner Techniken wie der Digitalisie Kolleginnen und Kollegen. Unter diesen Bedingungen rung können wir viele der Zielkonflikte zumindest müssen sie ein angemessenes Einkommen für sich, abmildern. Und gleichzeitig ressourcenschonender ihre Familien und Beschäftigten sowie für Investitionen arbeiten. in die Zukunftsfähigkeit ihrer Betriebe erwirtschaften. Die Landwirtschaft leistet ihren Beitrag zu Umwelt- Das ist umso wichtiger, da die Weltbevölkerung weiter und Klimaschutz, sie soll ihn noch erhöhen sowie wächst. Alle wollen satt werden und haben ein Recht unsere Kulturlandschaft pflegen. Sie soll die gestiegenen darauf. Bei steigender Beanspruchung von Agrarflächen gesellschaftlichen Anforderungen an den Umgang mit für andere Zwecke wie Siedlungen und Verkehr sowie unseren Nutztieren erfüllen und das Tierwohl ver bei der Konkurrenz um Ressourcen wie Wasser müssen bessern. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft einer der wir dafür Sorge tragen, dass ausreichend Lebensmittel vom Klimawandel am stärksten betroffenen Bereiche. produziert werden und alle Menschen Zugang zu diesen haben. Es gilt, das Menschenrecht auf Nahrung umzu- Große Anpassungsleistungen werden aktuell von der setzen. Denn Hunger kann ein Auslöser für politische Landwirtschaft gefordert. Die Bauern sind zur Ver- Instabilität sein. Auch bei der Krisenprävention spielt änderung bereit und das ist nichts Neues: Sie haben deshalb die Landwirtschaft eine Schlüsselrolle. sich schon immer verändert, zum Beispiel in ihren Produktionsweisen und Strukturen. Auch die Qualität Diese Broschüre soll Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, unserer Lebensmittel hat sich nachweislich enorm ver- zeigen, woran ich meine Agrarpolitik ausrichte und was bessert, und das, obwohl wir viel weniger dafür ausgeben unsere Landwirte täglich leisten. Ich wünsche Ihnen eine müssen als früher. Gleichzeitig brauchen wir auch bei interessante Lektüre! den Verbraucherinnen und Verbrauchern Offenheit für eine moderne, innovative und digitalisierte Landwirt- Herzlichst schaft. Wir brauchen einen realistischen statt roman tisierten Blick auf die Bauern von heute und den Ihre Dialog miteinander. Die zum Teil sehr unterschiedlichen Erwartungen und Herausforderungen lösen Zielkonflikte aus. Durch Julia Klöckner die Erfüllung eines Ziels kann mitunter ein anderes Ziel Bundesministerin für Ernährung weniger erreicht werden. Diese Zielkonflikte ehrlich zu und Landwirtschaft benennen und sie dann entschieden zu lösen, ist eine der Hauptaufgaben meiner Politik. Dafür setze ich die erforderlichen Rahmenbedingungen etwa im Bereich des Tierschutzes und des Insektenschutzes, der Dün- gung, des Pflanzenschutzes und bei der Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. 5
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AGRARPOLITISCHE THESEN Unsere Agrarpolitik … steht für eine bäuerliche Landwirtschaft, die ökologisch, ökonomisch und sozial aus gerichtet und regional verwurzelt ist. … steht für eine Aussöhnung zwischen land wirtschaftlicher Praxis und gesellschaftlichen Ansprüchen. … steht für Verlässlichkeit, Verantwortungs bewusstsein und Innovation. … belebt ländliche Räume und hat die regio nalen Bedürfnisse und Stärken im Blick. Wir stellen die Weichen für eine Landwirt schaft im Wandel, die eine wachsende Welt bevölkerung ernähren muss, sich an den Klimawandel anpasst und zum Klimaschutz beiträgt, das Tierwohl verbessert, die Arten vielfalt erhält und fruchtbare Böden sowie saubere Luft und Gewässer für nach- kommende Generationen bewahrt. 7
A GRARPOLITISCHE THESEN Agrarpolitische Thesen 1. Wir gestalten attraktive und zukunftsfähige ländliche Räume Wir wollen die ländlichen Räume und unsere dezentrale Akteuren an gesicherter Grundversorgung, modernen Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur weiter stärken und Infrastrukturen und einer besseren Förderung von gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land und in Engagement und Ehrenamt. Mit der Bevölkerung, der Stadt herstellen. Die Vielfältigkeit der ländlichen Kommunen und Unternehmen vor Ort entwickeln wir Räume wollen wir bewahren. Wir wollen sie als eigen Ideen, um die besondere Lebensqualität der Dörfer, ständige und attraktive Lebens- und Wirtschaftsräume Städte und ländlichen Regionen besser zur Geltung zukunftsfest aufstellen. Dafür arbeiten wir mit anderen zu bringen. Bundesressorts, den Ländern, Kommunen und vielen 2. Wir sichern den wettbewerbsfähigen Agrarstandort Deutschland Wir wollen die vielfältige Agrarstruktur im Land erhal Schutz der Umwelt, der Biodiversität, des Klimas, ten und mit den Bäuerinnen und Bauern einen gemein des Tierwohls und der natürlichen Ressourcen stär samen Weg in die Zukunft einer erfolgreichen Landwirt ker honoriert und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt schaft gehen. Wir setzen dabei auf die familiengeführte attraktiver und vitaler ländlicher Räume leistet. Damit Landwirtschaft, auf Waldbauern, Winzer, Gartenbaube die kleineren und mittleren Betriebe weiterhin wett triebe und eine Fischerei, die von Familienunternehmen bewerbsfähig bleiben, wollen wir die Einkommens getragen wird, die in den Regionen verwurzelt sind. sicherung über das bewährte Zwei-Säulen-System der Mit unserer Agrarpolitik gestalten wir den Rahmen so, GAP der Europäischen Union (EU) beibehalten. Bei den dass notwendige Veränderungen von den Landwirt Direktzahlungen wollen wir die kleineren Betriebe innen und Landwirten leistbar sind, um eine vielfältige, noch stärker unterstützen. Für eine gute Zukunft der nachhaltige, wettbewerbsfähige und bodengebunde Landwirtschaft und damit für eine gute Zukunft der ne Landwirtschaft in bäuerlicher Hand zu bewahren. Bäuerinnen und Bauern in Deutschland und Europa ist Die Wertschätzung für die Arbeit unserer Landwirte es weiterhin erforderlich, dass für die GAP angemessene müssen wir zurückgewinnen und in Zukunft erhalten. Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Daher treten wir Wir wollen eine Landwirtschaft, die gesehen wird – für eine Beibehaltung des EU-Agrarbudgets in bisheri und sich sehen lassen kann. ger Höhe ein. Zudem setzen wir uns für eine deutliche, Bei der Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrar spürbare Vereinfachung für unsere landwirtschaftlichen politik (GAP) nach 2020 setzen wir uns dafür ein, dass Betriebe und die Verwaltungen ein. diese die Mehrleistungen der Landwirtschaft zum 3. Wir tragen die Verantwortung für unsere natürlichen Lebensgrundlagen Wir machen gemeinsam mit den Bauernfamilien die bessern. Landwirtinnen und Landwirte, die wertvolle Landwirtschaft noch nachhaltiger und ressourcen Ökosystemleistungen für die Gesellschaft erbringen, schonender und erreichen so die Klimaziele für 2050. müssen deshalb für ihre Arbeit einen Ausgleich erhal Wir wollen den Boden, das Wasser und die Luft ten. Landwirtschaft und Umweltschutz betrachten wir schützen. Hinzu kommen der Erhalt und die verant nicht als Gegensätze, sondern als Partner. Darum setzen wortungsvolle Nutzung der vielfältigen Tier- und wir neben dem Ordnungsrecht vor allem auf Koopera Pflanzenwelt in der Agrarlandschaft. Wir wollen die tion und Anreize. Umweltwirkungen des Agrarsektors noch weiter ver 8
AGRARPOLITISCHE THESEN 4. Wir fördern das Tierwohl Wir wollen die Tierschutzstandards in der Tierhaltung und Verbraucher nach mehr Tierwohl nach. Mit dem in Deutschland und in Europa weiter verbessern. positiven Tierwohlkennzeichen bieten wir beim Fleisch Wir wollen, dass die wirtschaftlich bedeutende Nutz einkauf eine klare Orientierung. Denn wir wollen, dass tierhaltung in Deutschland weiterhin eine Perspektive sich das Mehr an Tierwohl für die Landwirtinnen und hat. Wir kommen dem Wunsch der Verbraucherinnen Landwirte auszahlt. 5. Wir schützen den Wald durch nachhaltige Nutzung Wir stärken eine nachhaltige, verantwortungsvolle Ziel der deutschen Waldpolitik: Durch den Schutz der Waldbewirtschaftung, um unsere natürlichen Res Wälder, ihre Aufforstung und nachhaltigen Nutzung sourcen auch künftig nutzen zu können. Dabei ist das werden wir die Folgen des Klimawandels eindämmen Leitbild einer naturnahen Waldwirtschaft ein erklärtes und die biologische Vielfalt schützen. 6. Wir bewahren die Gewässer Wir müssen die natürlichen Ressourcen der Gewässer Meeresumwelt. Dazu setzen wir uns auch künftig für erhalten. Besonderen Wert legen wir auf die nachhaltige wissenschaftlich fundierte Fangquoten ein. Bewirtschaftung der Fischbestände und den Schutz der 7. Wir stärken Innovationen und Digitalisierung im Dienste der Landwirtschaft Wir unterstützen Innovationen im Bereich der Land Präzisionslandwirtschaft können dazu beitragen, viele wirtschaft und schaffen gute Rahmenbedingungen Zielkonflikte zu entschärfen und gleichzeitig die Wett für den verantwortlichen Einsatz neuer Technologien. bewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft zu sichern. Wir wollen, dass die deutsche Landwirtschaft ihren Sta Wir begreifen den digitalen Wandel deshalb als Chance, tus als Pionier der angewandten Digitalisierung ausbaut. wollen ihn gestalten und klammern auch sensible The Denn durch die Digitalisierung wird die Landwirtschaft men wie die Hoheit der Landwirtinnen und Landwirte noch stärker ihrem Anspruch gerecht, effizient und über ihre Daten nicht aus. ressourcenschonend zu arbeiten. Digitalisierung und 8. Wir tragen dazu bei, dem weltweiten Hunger ein Ende zu setzen Das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht. mittelproduktion auf der Welt unterschiedlich verteilt. Wir wollen dazu beitragen, die Ernährung weltweit Deshalb unterstützen wir einen freien und fairen Handel zu sichern, und unterstützen deshalb die nachhaltige als wichtige Voraussetzung zur globalen Ernährungs Landwirtschaft in Entwicklungsländern. Wir wollen sicherung. Wir setzen uns für mehr Transparenz auf den eine leistungsfähige, nachhaltige und lokal angepasste Agrarmärkten ein, für den gesicherten Zugang zu Land Landwirtschaft. Als globale Gunstregion kommt uns und anderen natürlichen Ressourcen sowie für mehr dabei eine besondere Verantwortung zu. Denn auf Investitionen im Agrarbereich und auf Wissensvermitt grund unterschiedlicher klimatischer und natürlicher lung. Voraussetzungen sind die Möglichkeiten zur Nahrungs 9
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ATTRAKTIVE LÄNDLICHE RÄUME GESTALTEN 1 Attraktive ländliche Räume gestalten Etwa 90 % Rund 47 Mio. Circa 46 % der Fläche Deutschlands Menschen leben auf dem Land. der Bruttowertschöpfung sind ländlich geprägt. Das ist mehr als die Hälfte unserer Deutschlands wird im ländlichen Bevölkerung. Raum erwirtschaftet. Quelle: BMEL, 2019 In unserem Land leben über 50 Prozent der Bevölkerung stellung der Mobilität der Menschen vor Ort und in ländlichen Orten und Regionen. So vielfältig wie die deren Daseinsvorsorge. Lebendige Ortsgemeinschaften Menschen und Landschaften, so unterschiedlich sind müssen erhalten und das ehrenamtliche Engagement Wirtschaftskraft, Alters- und Infrastruktur sowie Kultur gefördert werden. der ländlichen Regionen. Für alle gilt: Auch in Zukunft wollen Menschen dort leben und arbeiten. Es ist deshalb Eine wichtige Aufgabe unserer Politik ist es deshalb, ein Ziel unseres Ministeriums, die Dörfer, Kleinstädte und die gleichwertigen Lebensverhältnisse sicherzu ländlichen Räume mit ihren vielfältigen Potenzialen als stellen. Denn ob in der Großstadt oder auf dem Land: eigenständige und attraktive Lebens- und Wirtschafts So unterschiedlich das Leben in Deutschland ist, räume weiter zu stärken. keiner soll wegziehen müssen, weil in seinem Wohn- ort grundlegende Infrastrukturen oder Einrichtungen Ländliche Orte sind wichtige Kraftzentren unseres nicht vorhanden oder von dort nicht erreichbar sind. Landes, sie sind die Heimat unserer mittelständischen Die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket für Wirtschaft, in ihnen wird gesellschaftlicher Zusam- gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land menhalt gelebt und gelernt. Um dies auch in der beschlossen. Durch gezielte Maßnahmen wollen wir als Zukunft zu gewährleisten, brauchen die ländlichen BMEL wieder mehr Leben in die Dörfer bringen. Damit Räume künftig entsprechende Unterstützung und eine regionale Unterschiede nicht zu Nachteilen werden, umfassende Infrastruktur. Dabei sind der Breitband- wird die Struktur- und Regionalförderung künftig ausbau und die Versorgung mit schnellem, flächen noch stärker eine Frage des Bedarfs sein. Wir wollen deckendem Mobilfunk genauso wichtig wie die Sicher die Fördersysteme künftig breiter aufstellen, damit die 11
Attraktive ländliche Räume gestalten Entwicklung und Unterstützung der ländlichen Räume sind durchschnittlich 1,35 Milliarden Euro pro Jahr). als gemeinschaftliche Aufgabe von Bund und Ländern Diese EU-Mittel müssen mit nationalen Mitteln von aktiver und bedarfsgerecht gestaltet werden kann. Bund, Ländern oder Kommunen kofinanziert werden und entfalten dadurch eine erhebliche Hebelwirkung. Zentrales Förderinstrument der Europäischen Union Die Förderschwerpunkte reichen dabei von nachhalti- (EU) zur Entwicklung ländlicher Regionen ist der ger Landwirtschaft über Dorferneuerung bis hin zum Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwick- Hochwasserschutz. Wir setzen uns in den Beratungen lung des ländlichen Raums (ELER). Im Zeitraum 2014 zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2020 für gute, bis 2020 stehen Deutschland aus dem ELER rund nachhaltige Rahmenbedingungen für die Landwirt- 9,44 Milliarden Euro an EU-Mitteln zur Verfügung (das schaft und die ländlichen Räume ein. Einsatz der ELER-Fördermittel und nationalen Kofinanzierungsmittel 2014–2020 nach Maßnahmen in Deutschland 8% Sonstige 21% Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 12 % LEADER Regionalentwicklung 4% Hochwasser- / Küstenschutz 11% Ökolandbau 15 % Basisdienstleistungen und Dorferneuerung in ländlichen Gebieten 12 % Ausgleichszulage in natürlich benachteiligten Gebieten 17 % Investitionen Quelle: BMEL, 2019 12
Attraktive ländliche Räume gestalten Bereits jetzt haben wir die Gemeinschaftsaufgabe zur Durch das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (BULE) können wir innovative Lösungen mit ländlichen (GAK) auf die verstärkte Förderung der ländlichen Initiativen und Akteuren entwickeln und erproben. Entwicklung durch den Sonderrahmenplan Ländliche Im Jahr 2019 stehen dafür 70 Millionen Euro bereit. Entwicklung ausgerichtet. Insgesamt stehen vom Bund Viele dieser Initiativen und Aktivitäten in Feldern im Jahr 2019 900 Millionen Euro für alle Förderbereiche wie Sport, Kultur, Pflege und Gesundheit wären ohne der GAK bereit, für den Sonderrahmenplan Ländliche ehrenamtliches Engagement nicht denkbar. Die Bereit- Entwicklung sind davon allein 150 Millionen Euro vor- schaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, ist gerade in gesehen. Bundes- und Landesmittel betragen zusammen den ländlichen Regionen besonders hoch. Mit dem im rund 1,5 Milliarden Euro, die über die GAK verausgabt Rahmen des BULE geförderten Aktionsbündnis „Leben werden können und den ländlichen Räumen zugute- auf dem Land“ werden ehrenamtliche Tätigkeiten durch kommen. Die Investitionsförderung zur ländlichen die Stärkung hauptamtlicher Begleitstrukturen weiter Entwicklung wollen wir stärker auf eine erreichbare gefördert. Grundversorgung, attraktive und lebendige Ortskerne und die Behebung von Gebäudeleerständen fokussieren. Unser Ministerium unterstützt die Dörfer und länd lichen Regionen schon jetzt durch vielfältige Förder programme, Initiativen, Modellvorhaben und Wettbe- werbe. Darüber hinaus werden wir über die bestehenden Aktivitäten hinaus neue Modelle entwickeln, um den Herausforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden. So sollen eigene Potenziale der ländlichen Räume akti- viert und die Regionen zukunfts- und wettbewerbsfähig gemacht werden. 13
Agrarstandort Deutschland wettbewerbsfähig halten 2 Agrarstandort Deutschland wettbewerbsfähig halten Landwirtschaft produziert unsere Lebensmittel und ist – zusammen mit der Ernährungswirtschaft – ein wichtiger Wirtschaftsmotor in Deutschland. Sie muss heute aber mehr können, als nur zu ernähren: Moderne Landwirt- schaft ist nachhaltig und wirtschaftlich tragfähig. Etwa die Hälfte der Fläche unseres Landes wird land- wirtschaftlich genutzt. Flächennutzung Nach dem Amtlichen Liegenschaftskataster- Sonstige Flächen (7,8 %) Informationssystem (ALKIS, Nutzungsartenkatalog) Erholungsfläche (1,4 %) Industrie- und Gewerbefläche (1,7 %) Wasserfläche (2,3 %) Verkehrsfläche (5 %) Bodenfläche nach Landwirtschaftsfläche (51,1 %) Nutzungsarten 2016 Waldfläche und Gehölze (30,7 %) (in %) Quelle: Statistisches Bundesamt/ BMEL, 2017 Unsere landwirtschaftlichen Betriebe leisten einen versorgung. Immer wichtiger wird es deshalb, die Ver- Beitrag dazu, dass die Verbraucherinnen und Verbrau- luste an wertvollen Agrarflächen zu begrenzen. Und die cher gut gefüllte Regale in Supermärkten vorfinden. Landwirtinnen und Landwirte gestalten und pflegen das Sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Gesicht unseres Landes. Damit sind sie ein Anker in den Ernährungssicherung und zur Energie- und Rohstoff- ländlichen Regionen. 14
Agrarstandort Deutschland wettbewerbsfähig halten Wirtschaftliche Entwicklung der Lebensmittelversorgungskette Vorgelagerte Nachgelagerte Wirtschaftsbereiche¹ Wirtschaftsbereiche² 21,8 21,7 21,6 208 212 216 Landwirtschaft (einschließlich Fischerei) 135,1 142,4 150,2 3.751 3.813 3.875 16,3 17,5 22,0 599 581 578 Insgesamt 173,2 181,6 193,8 4.558 4.606 4.669 Bruttowertschöpfung Erwerbstätige ¹ Unter anderem Herstellung von 2015 2016 2017 Mrd. € 1.000 Personen Landmaschinen, Agrarhandel ² Unter anderem Ernährungsgewerbe, Groß- und Einzelhandel mit Nahrungsmitteln Quelle: Statistisches Bundesamt/Fachhochschule Südwestfalen Die Landwirtschaft hat im Jahr 2018 Waren und Dienst- zentrieren uns mit hochwertigen Produkten auf kauf leistungen von über 53 Milliarden Euro bereitgestellt. kräftige, wachstumsstarke Märkte. Für unser Land be- Rund 275.000 Betriebe erzeugten 2016 hierzulande deutet der Agrarexport Wertschöpfung, Wohlstand und unsere landwirtschaftlichen Produkte. Und etwa Arbeitsplätze – insbesondere in den ländlichen Räumen. 940.000 Menschen arbeiteten 2016 haupt- oder neben- Deshalb wollen wir den Agrarexport verantwortungs beruflich in der Landwirtschaft – das entspricht fast bewusst nutzen. der Einwohnerzahl der Stadt Köln. Die deutsche Land- wirtschaft zählt zu den vier größten Erzeugern in der Die Einkommen der Landwirtinnen und der Landwirte Europäischen Union (EU). sind starken Schwankungen unterworfen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass ihre Einkommen für das Wirt- Die deutschen Unternehmen der Ernährungswirtschaft – schaftsjahr 2018/19 insgesamt unterhalb des Durch- viele von ihnen Mittelständler – erlösen jeden dritten schnitts der sehr guten beiden Vorjahre liegen werden. Euro im Export. Wir unterstützen sie dabei und kon 15
Agrarstandort Deutschland wettbewerbsfähig halten Gewinn plus Personalaufwand je Arbeitskraft der Haupterwerbsbetriebe (in €) Euro 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 Ackerbau Milch Veredlung Gemischt (Verbund) insg. Insgesamt Ackerbau Milch Veredlung Gemischt (Verbund) insgesamt Insgesamt Quelle: BMEL, 2019 Der Strukturwandel macht sich bemerkbar: Sowohl die Dafür brauchen die Betriebe verlässliche Rahmen landwirtschaftliche Fläche als auch die Zahl der Betriebe bedingungen und Planungssicherheit, damit sie weiter gehen weiter zurück. in die Entwicklung und Modernisierung ihrer Betriebe investieren können. Und sie brauchen vor allem Zu- Wir als BMEL wollen eine flächendeckende, bäuerliche, gang zu ihrem wichtigsten Produktionsfaktor Boden. familiengeführte Landwirtschaft erhalten, die nachhaltig Deshalb unterstützen wir die Länder dabei, großteilige wirtschaftet und regionale Produkte erzeugt. Wir brau- Flächenaufkäufe außerlandwirtschaftlicher Investoren chen dazu sowohl die konventionelle als auch die öko- zu beschränken. Gemeinsam mit den Ländern wollen logische Bewirtschaftung. Beide leisten einen wichtigen wir den ständigen Verbrauch an Agrarflächen für andere Beitrag dazu, die ländlichen Regionen attraktiv und Nutzungen reduzieren. lebenswert zu erhalten, indem sie mit Landwirtschaft einen Beitrag zu regionalen Wirtschaftskreisläufen leisten und Landschaftspflege betreiben. Ein Wechsel zu Konzernstrukturen auf der Erzeugerstufe wäre unter agrarpolitischen Gesichtspunkten von Nachteil. Um die bäuerlichen Betriebe auch für kommende Generationen zu erhalten, ist es erforderlich, dass die bäuerlichen Familien von dem Erwirtschafteten leben und ihr Beschäftigten bezahlen können. 16
Agrarstandort Deutschland wettbewerbsfähig halten Landwirtschaftliche Sozialpolitik 2019 (in Mio. €) 4.032 Landwirtschaftliche Sozialpolitik, davon: 2.350 Alterssicherung 1.456 Krankenversicherung 177 49 Unfallversicherung Sonstiges Quelle: BMEL, 2019 Unser Ziel ist es, die Land- und Ernährungswirtschaft Unser Ministerium unterstützt die Idee der Kommis wettbewerbsfähig und nachhaltig zu erhalten. Dabei sion, die Direktzahlungen stärker an die Einhaltung von spielt die Gemeinsame europäische Agrarpolitik (GAP) Umwelt- und Klimavorgaben zu binden, weil dies für die eine zentrale Rolle. Die Verhandlungen auf EU-Ebene Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft entscheidend ist. zur GAP nach 2020 sowie zum künftigen mehrjährigen Wir arbeiten zurzeit daran, wie die konkrete Ausgestal- Finanzrahmen sind in vollem Gange. Viele Fragen zur tung der neuen Förderung von Umweltleistungen, die Ausgestaltung des Regelungsrahmens der GAP sowie „Grüne Architektur“, aussehen könnte. Dabei gelten für zu deren Finanzierung sind derzeit noch offen. alle die neuen Öko-Regelungen („eco-schemes“) in der ersten Säule sowie die Maßnahmen und Mittel für den Wir brauchen eine flexiblere und einfachere Agrar Agrarumwelt- und Klimaschutz. Auf europäischer Ebene politik. Die Marktausrichtung der GAP bleibt eine brauchen wir verbindliche Leitplanken für Umwelt- und wesentliche Richtschnur im Rahmen der GAP 2020. Klimaregelungen bei der vorgesehenen Konditionalität Die Instrumente der GAP müssen mit Blick auf ihre der Direktzahlungen, damit aus „Flexibilität“ kein „Um- Funktion der Einkommenssicherung und der Stärkung welt-Standard-Dumping“ wird. der Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe weiterentwickelt werden. Dazu zählt unter Kappung und Degression dürfen wir nicht standort anderem die zielorientierte Ausgestaltung der Direkt- gefährdend umsetzen. Wir befürworten ein fakultatives zahlungen, um eine stärkere Förderung kleinerer und Vorgehen, damit die Mitgliedstaaten selbst über eine mittlerer Betriebe – und damit viehhaltender Betriebe – eventuelle nationale Kappung oder Degression ent- zu erreichen. Wir stehen zum Zwei-Säulen-Modell: scheiden können. Es ist zu berücksichtigen, dass größere Die Direktzahlungen brauchen wir zur Absicherung und Betriebe deutliche Kostenvorteile gegenüber kleineren Zukunftssicherung der Landwirtinnen und Landwirte. Betrieben haben. Mit steigender Hektarzahl ergeben sich Wir treten dafür ein, dass die GAP die Leistungen der zum Beispiel Größenvorteile beim Einkauf und bei den Landwirtschaft zum Schutz der Umwelt, der Biodiversi Maschinenkosten. Deshalb ist es richtig, dass die ersten tät, des Klimas, des Tierwohls und der natürlichen Hektare stärker gefördert werden und somit kleinere Ressourcen stärker honoriert. Dies ist erforderlich, um und mittlere Betriebe davon auch profitieren. Wir möch- die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion ten auch keine Nachteile für den klassischen Mehr zu fördern. Im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit familienbetrieb, der sich bewusst für ein kooperatives unserer Betriebe erteilen wir Forderungen nach einer Wirtschaften entschieden hat. Für nicht landwirtschaft- Ausweitung gekoppelter Direktzahlungen eine klare liche Investoren gilt es hingegen, Begrenzungsmöglich- Absage. Zudem muss die GAP zukünftig einfacher, keiten bei den Direktzahlungen zu formulieren. aber zeitgleich in ihrer Zielerreichung konkreter und effektiver werden. 17
Agrarstandort Deutschland wettbewerbsfähig halten Um die Ziele der GAP zu erreichen, brauchen wir eine ausreichende Finanzierung. Es dürfen nicht immer mehr öffentliche Leistungen von den Bäuerinnen und Bauern gefordert werden bei gleichzeitiger Kürzung der öffent lichen Mittel. Landwirtschaftliche Betriebe nach Größenklassen 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 unter 5¹ 5 – 10 10 – 20 20 – 50 50 – 100 100 – 200 200 – 500 500 – 1.000 1.000 und mehr Betriebsgröße in ha landwirtschaftlicher Fläche 2010 2016 Durchschnittsgröße Betrieb Anzahl Betriebe (in Tausend) (in ha landwirtschaftlicher Fläche) 299,1 275,4 55,8 60,5 ¹ Landwirtschaftliche Betriebe mit Tierbeständen oder Spezialkulturen, die für sich eine Auskunftspflicht begründen (einschließlich Betrieben ohne landwirtschaftliche Fläche). Quelle: Statistisches Bundesamt 18
Verantwortung für natürliche Lebensgrundlagen übernehmen 3 Verantwortung für natürliche Lebensgrundlagen übernehmen Landwirtschaft hat eine Verantwortung gegenüber den Die Fördermöglichkeiten für klimafreundliche Maß- nachfolgenden Generationen. Dazu gehört, dass Land nahmen in der Landwirtschaft sollen auch im Rahmen wirtinnen und Landwirte unsere natürlichen Lebens- der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen grundlagen wie Wasser, Boden und Luft schonend nutzen Union (EU) ausgeweitet werden. Dünger wird immer und die vielfältigen Pflanzen- und Tierarten schützen. effizienter und bedarfsgerechter eingesetzt, Emissionen Das BMEL wird seine Agrarpolitik noch stärker an den von Ammoniak werden durch technische Lösungen re- nationalen und internationalen Nachhaltigkeitszielen duziert und der Energieverbrauch wird durch moderne ausrichten. Technik gesenkt – unter anderem unterstützt durch die Digitalisierung und die Präzisionslandwirtschaft. Das ist Die moderne Landwirtschaft steht vor der Heraus technischer Fortschritt, der die Landwirtschaft effizien- forderung, gleichermaßen ökonomisch wie ökologisch ter macht – auch im Umgang mit unseren natürlichen nachhaltig zu wirtschaften. Unser Ministerium wird der Ressourcen. Dauergrünland und humusreiche Böden Landwirtschaft dazu langfristige Fahrpläne mit unseren sollen besonders geschützt werden. Denn landwirt- Strategien für Nutztiere, Ackerbau, Grünland und öko schaftliche Böden sind ein voluminöser und weltweit logischen Landbau an die Hand geben. Bereits heute der wichtigste Kohlenstoffspeicher. fördern wir an vielen Stellen, etwa mit dem Agrarinves titionsförderungsprogramm (AFP), moderne Lösungen Wir wollen die Emissionen aus der Tierhaltung, redu- für Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit. zieren. So sollen beispielsweise Wirtschaftsdünger wie Gülle und andere Reststoffe aus der Landwirtschaft auch Die Land- und Forstwirtschaft ist stark vom Klima energetisch genutzt werden. Wir fördern hierzu die Ver- wandel betroffen. Gleichzeitig ist sie Teil der Lösung. wertung in Biogasanlagen. Das ist ein bedeutender Zwischen dem Schutz des Klimas und der Produktion Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele. Denn allein von Nahrungsmitteln gibt es enge Wechselwirkungen durch eine Steigerung der Güllevergärung von 30 auf die nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. 60 Prozent kann die Emission des Klimagases Methan Es sollte jedem klar sein: Eine emissionsfreie Nahrungs um mehr als 4 Millionen Tonnen CO -Äquivalente re ² mittelproduktion ist nicht möglich. Ziel ist aber, den duziert werden. Ausstoß zu reduzieren, wo immer es möglich ist. Die Klimaschutzziele der Bundesregierung sind im Klimaschutzplan 2050 und in den Eckpunkten für das Klimaschutzprogramm 2030 festgeschrieben. Der Klima- schutzplan sieht vor, die jährlichen Emissionen aus der Landwirtschaft bis 2030 gegenüber 2014 um 11 bis 14 Millionen Tonnen CO -Äquivalente zu reduzieren. ² Wir haben ein Maßnahmenpaket entwickelt, das sicher stellen soll, diese Klimaziele zu erreichen. Die Schwer- punkte der Klimaschutzanstrengungen in der Land- wirtschaft liegen darin, Emissionen zu mindern und Ressourcen effizienter einzusetzen und damit nach- haltiger zu produzieren. 19
Verantwortung für natürliche Lebensgrundlagen übernehmen Die zehn Maßnahmen zum Klimaschutz Maßnahme Minderungspotenzial (CO -Äquivalente) ² 1. Senkung der Stickstoffüberschüsse 3,5 bis 7,5 Mio. t 2. Energetische Nutzung von Wirtschaftsdüngern 2,0 bis 2,4 Mio. t 3. Ausbau des Ökolandbaus 0,4 bis 1,2 Mio. t 4. Emissionsminderungen in der Tierhaltung 0,3 bis 1,0 Mio. t (jährlich) 5. Erhöhung der Energieeffizienz 0,9 bis 1,5 Mio. t (jährlich) 6. Humusaufbau im Ackerland 1,0 bis 2,0 Mio. t (jährlich) 7. Erhalt von Dauergrünland – 8. Schutz von Moorböden/Reduktion von Torfeinsatz 3,0 bis 8,5 Mio. t (jährlich) in Kultursubstraten 9. Erhalt und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und Laut Wissenschaftlichem Beirat für Waldpolitik haben Wald, Holzverwendung nachhaltige Forstwirtschaft und die damit verbundene Holz nutzung im Jahr 2014 rund 127 Mio. t CO gebunden bzw. ² durch Substitutionseffekte reduziert. 10. Vermeidung von Lebensmittelabfällen 3,0 bis 6,0 Mio. t (jährlich) Pflanzenschutz ist wichtig. Er schützt unsere Nutzpflan- Nährstoffverteilung fördern. Unter anderem soll durch zen vor Krankheiten und Schädlingen und sichert somit die Förderung der Verarbeitung von Gülle die Transport- die Ernten. Unser Nationaler Aktionsplan zur nachhalti- würdigkeit in die Ackerbauregionen verbessert werden. gen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln trägt dazu Ein weiteres wichtiges Gut ist die reine Luft. Auch hier bei, Risiken für Umwelt und Gesundheit, die mit der sollen unter anderem die geplanten Änderungen der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verbunden sein Düngeverordnung wirken. Sie trägt dazu bei, dass zum können, zu reduzieren. Wir begrüßen die Überlegungen Beispiel durch die direkte Einarbeitung von Dünge aus der Agrarwirtschaft, im integrierten Pflanzenschutz mitteln weniger Ammoniak in die Luft gelangt. von der bislang üblichen wirtschaftlichen Schadens- schwelle zu einer ökologischen Schadensschwelle Zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen trägt überzugehen. Wir werden die Glyphosat-Minderungs- auch der besonders ressourcenschonende Ökolandbau strategie verfolgen, die einerseits die Anwendung von bei. Die Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) glyphosathaltigen und wirkungsgleichen Pflanzen- beschreibt, mit welchen politischen Aktivitäten und schutzmitteln drastisch reduziert, andererseits weitere Instrumenten wir der Biobranche in Deutschland Ziele wie den Schutz erosionsgefährdeter Böden nicht Wachstumsimpulse geben. Bis zum Jahr 2030 streben aus den Augen lässt. Eine grundsätzliche Beendigung der wir an, dass 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Anwendung ist ab 2022 möglich. So lange ist Glyphosat ökologisch bewirtschaftet werden. Dazu haben wir unter in der EU zugelassen. anderem die Fördermittel für das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhalti- Wir wollen das Wasser schützen. Dazu haben wir das ger Landwirtschaft (BÖLN) deutlich aufgestockt: zum Düngerecht angepasst, werden es weiterentwickeln und Beispiel in den Jahren 2018 und 2019 von 20 auf jähr- noch strenger an den Umweltschutz anpassen. Das ver- lich 30 Millionen Euro. Damit unterstützen wir unter langt auch die EU. In besonders mit Nitrat belasteten anderem die Forschung für den Ökolandbau, den Aufbau Regionen ist die Düngung weiter einzuschränken, um regionaler Wertschöpfungsketten und kompetente Nitrateinträge in die Gewässer zu vermindern. Als Be- Beratungs-, Weiterbildungs- und Informationsangebote. gleitmaßnahme zu den Änderungen bereitet unser Hierzu gehören Aktivitäten zum Wissenstransfer von der Ministerium ein Bundesprogramm Nährstoffmanage- Forschung zur Praxis, Fachveranstaltungen für land- ment vor. Damit wollen wir Verfahren und Vorhaben zur wirtschaftliche und verarbeitende Betriebe, Beratung weiteren Steigerung der Düngeeffizienz und besseren von Unternehmen der Außer-Haus-Verpflegung (zum 20
Verantwortung für natürliche Lebensgrundlagen übernehmen Beispiel Kantinenbetreiber, Caterer), die Bioprodukte in Eine stärkere Biobasierung unserer Wirtschaft kommt ihr Verpflegungsangebot aufnehmen möchten, sowie dem Klima zugute und ist ein starkes Werkzeug zum Er- Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher reichen der nachhaltigen Entwicklungsziele. Im Rahmen über Bioproduktion. der Bioökonomiepolitik setzen wir uns für die Nutzung nachhaltig erzeugter Rohstoffe ein. Richtschnur für un- Uns ist der Schutz der biologischen Vielfalt ein wichtiges sere Aktivitäten wird hierbei die Bioökonomiestrategie Anliegen. Das Vorkommen vieler Tier- und Pflanzen der Bundesregierung sein. arten ist eng mit der Landwirtschaft verknüpft. Ein Ende der landwirtschaftlichen Nutzung bedeutet auch das Aus Die Herstellung von Lebensmitteln beansprucht wert- für diese Arten. Mit dem Aktionsprogramm Insekten- volle Ressourcen wie Boden, Wasser und Energie und ist schutz (API) möchten wir das Insektensterben stoppen mit Emissionen von Treibhausgasen verbunden. Daher und die Artenvielfalt schützen, denn die Landwirtschaft sollten Lebensmittel nicht unnötig verloren gehen oder ist auf die Ökosystemdienstleistungen der Insekten verschwendet werden. Die Reduzierung der Lebens angewiesen. Die Umsetzung des Programms wird der mittelverschwendung ist eine große Herausforderung, Land- und Forstwirtschaft einiges abverlangen. Bei der der wir uns stellen. Deshalb haben wir unter anderem konkreten Umsetzung des Insektenschutzprogramms die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebens werden wir vor allem die Verhältnismäßigkeit jeder mittelverschwendung vorgelegt, die vom Bundes einzelnen Maßnahme sorgfältig prüfen. Aus diesem kabinett verabschiedet wurde. Grund setzen wir uns dafür ein, dass das API mit gestärk- ten Fördermaßnahmen begleitet wird – zum Beispiel im Ziel ist es, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung auf Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung Einzelhandels- und Verbraucherebene in Deutschland der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK). Hier pro Kopf zu halbieren und die entlang der Produktions- beabsichtigen wir, 50 Millionen Euro im Jahr durch und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle Umschichtung und Erhöhung der Mittel für einen einschließlich Nachernteverlusten zu verringern. Sonderrahmenplan zur Verfügung zu stellen, mit dem Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ist wir Landwirtinnen und Landwirte unterstützen, neue eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher werden alle Anforderungen umzusetzen und gegebenenfalls not- Akteure der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Forschung wendige Einschränkungen abzumildern. in den Prozess zur Entwicklung von Maßnahmen und Zielmarken gegen Lebensmittelverschwendung einbe Die Vielfalt auf dem Acker und in der umgebenden zogen. In Dialogforen pro Sektor sollen konkrete Maß- Landschaft soll wachsen. Dazu wird die neue Ackerbau nahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwen- strategie beitragen. Sie wird unter anderem Vorschläge dung erarbeitet, Zielmarken definiert und geeignete für erweiterte Fruchtfolgen, die Züchtung von wider- Formate zur Umsetzungs- und Erfolgskontrolle ver standsfähigen Kulturpflanzen und die Forschung an einbart werden. nicht chemischen Pflanzenschutzverfahren beinhalten. 21
Mehr Tierwohl fördern 4 Mehr Tierwohl fördern Fragen des Tierschutzes und der Tierhaltung werden Für die deutsche Landwirtschaft sind Tierzucht und kontrovers und emotional diskutiert. Uns interessiert und Tierhaltung wichtige Standbeine. 67 Prozent der land- bewegt der Umgang mit und das Verhältnis zu unseren wirtschaftlichen Betriebe halten Tiere. Auf tierische Pro- Tieren. Auch für das BMEL hat eine tiergerechte Nutzung dukte entfielen 2017 in Deutschland rund 63 Prozent der und Haltung von Tieren, die von der Gesellschaft akzep- Verkaufserlöse und fast 50 Prozent des gesamten Produk- tiert und mitgetragen wird, hohe Priorität. Der Schutz von tionswertes der Landwirtschaft. Nutztieren, Versuchstieren und Heimtieren ist ein zen trales Anliegen des BMEL. Wir möchten auf dem gesetz- Unser agrarpolitisches Ziel lautet: eine besonders am lichen Tierschutzstandard aufbauen und den Tierschutz Tierwohl orientierte Nutztierhaltung zu ermöglichen, weiterentwickeln. Wir wollen die Nutztierhaltung als die sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich trag hoch entwickelten Sektor weiter verbessern. Gleichzeitig fähig ist. Wir wollen, dass die Tierhaltung in der Hand möchten wir den tierhaltenden Betrieben in Deutschland und im Eigentum bäuerlicher Familienbetriebe bleibt. eine stabile Zukunftsperspektive bieten. Tierische Produktion und Flächenbewirtschaftung wollen Struktur der Tierhaltung 2016 Gesamtzahl Durchschnittliche Anteil Tiere in Große Bestände von Tieren in Bestandsgröße großen Beständen gibt es ab … Deutschland Tiere/Betrieb % des Gesamt- Tieren (in Tausend) bestandes Rinder 12.354 102 49,4 % 200 und mehr Milchkühe 4.276 62 49,2 % 100 und mehr Schweine 27.978 695 75,3 % 1.000 und mehr Zuchtsauen 2.036 171 75,1 % 200 und mehr Jung- und Mastschweine¹ 16.850 451 62,3 % 1.000 und mehr Geflügel 173.574 3.600 Legehennen 51.936 1.200 89,0 % 10.000 und mehr Masthühner 93.791 28.200 99,3 % 10.000 und mehr Truthühner 12.360 6.700 91,6 % 10.000 und mehr ¹ Einschließlich Zuchtebern und ausgemerzten Zuchtsauen Quelle: Statistisches Bundesamt/BMEL, 2017 22
Mehr Tierwohl fördern wir stärker zusammenführen. Unser Leitbild ist eine weites verpflichtendes Tierwohlkennzeichen zu schaffen. flächengebundene Tierhaltung. Denn Tierwohl endet nicht an Landesgrenzen. Bürgerinnen und Bürger hinterfragen zunehmend gän Mit aller Kraft werden wir nun auf nationaler Ebene gige landwirtschaftliche Produktionsweisen, insbesondere weiterarbeiten, damit so schnell wie möglich die ersten solche, die die Tierhaltung betreffen. Das BMEL ist der för- gekennzeichneten Produkte in den Ladenregalen liegen – dernde, aber auch fordernde Partner der Landwirtinnen die Markteinführung unterstützen wir mit 70 Millionen und Landwirte in diesem gesellschaftlich gewünschten Euro. Zudem wollen wir Stallumbauten zugunsten des Weiterentwicklungsprozess. Vieles wurde bereits auf den Tierwohls fördern und erleichtern. Mit unserer Weiter Weg gebracht: Die betäubungslose Ferkelkastration wird entwicklung der Nutztierstrategie setzen wir den 2021 beendet, der Ausstieg aus dem Kükentöten wird künftigen Rahmen so, dass das Geforderte für die marktreif und der Antibiotikaeinsatz in der Nutztier- landwirtschaftlichen Betriebe leistbar ist. Gleichzeitig haltung hat sich insbesondere bei Mastschweinen und unterstützen wir die Stellung der Landwirtinnen und Mastferkeln deutlich reduziert. Landwirte in der Wertschöpfungskette, damit ihre Arbeit angemessen honoriert wird. Weitere Schritte sind jetzt zu gehen. Umfragen zeigen immer wieder, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Wir stärken die Innovationen und die Forschung für bereit sind, für mehr Tierwohl auch mehr Geld aus- mehr Tierwohl. So bündelt das Bundesprogramm zugeben. Unser mehrstufiges Tierwohlkennzeichen Nutztierhaltung, das Teil der Nutztierstrategie ist, die wird herausstellen, was über den gesetzlichen Standard Neuerungen beim Tierwohl mit den Maßnahmen zum hinausgeht – das Mehr an Tierwohl. Über die individu- Umweltschutz. Das Ziel ist, die Haltungsbedingungen in elle Kaufentscheidung kann das dann auch finanziell den Ställen zu verbessern. In Tierwohlkompetenzzentren honoriert werden. Die höheren Erlöse zahlen sich auch können sich Rinder-, Schweine- und Geflügelhalter bei- für die Landwirtinnen und Landwirte aus. So wird ein spielhaft informieren. Damit stellen wir sicher, dass neue Anreiz geschaffen, mehr in Tierwohl zu investieren. Erkenntnisse in die Praxis gelangen. Landwirtinnen und Landwirtschaftliche Betriebe, die mehr Tierwohl umset- Landwirte, die vor Investitionsentscheidungen stehen, zen, können dafür auch höhere Preise am Markt erlösen. brauchen eine solche Orientierung. Gleichzeitig setzt sich das BMEL dafür ein, ein europa- Abnahmerate 2016 gegenüber 2010 der viehhaltenden Betriebe (in %) –16 Rinder insgesamt –23 Milchkühe –33 Schweine insgesamt –43 Zuchtsauen –19 Geflügel –12 Schafe -50 % -40 % -30 % -20 % -10 % 0% Quelle: Statistisches Bundesamt/BMEL, 2017 23
Mehr Tierwohl fördern Struktur und Entwicklung des Viehbestandes (Großvieheinheiten) Schleswig-Holstein -16,6 -5,0 Mecklenburg-Vorpommern 1.015.024 537.856 -0,4 -0,6 Niedersachsen Brandenburg 3.170.580 -13,9 +9,6 535.512 -8,0 -4,8 Nordrhein-Westfalen -2,3 Sachsen-Anhalt 1.835.480 +2,6 424.301 -11,1 Hessen +4,0 Sachsen 440.880 462.920 -15,2 -6,1 -0,7 -4,7 -6,1 -5,1 Rheinland-Pfalz Thüringen 306.501 344.949 -19,0 -8,9 Bayern Saarland -16,3 -5,2 2.818.180 42.566 -14,4 -6,5 Baden-Württemberg 1.002.741 -16,4 -4,8 Veränderung 2016 gegenüber 2010 (in %) Besatzdichte (GV je ha landwirt schaftlicher Nutzfläche) Anzahl der Betriebe Großvieheinheiten (GV) < 0,4 ≥ 0,7 < 1,0 ≥ 0,4 < 0,5 ≥ 1,0 Quelle: Statistisches Bundesamt/BMEL, 2017 ≥ 0,5 < 0,7 24
Wälder nachhaltig pflegen und nutzen 5 Wälder nachhaltig pflegen und nutzen Wälder sind ein prägender Teil unserer Kulturlandschaft. In den Jahren 2018 und 2019 haben mehrere große Mit rund 11,4 Millionen Hektar bedecken Wälder ein Kalamitäten (Stürme, extreme Dürre und Hitzewellen, Drittel der Fläche unseres Landes. Der Wald erfüllt massenhafte Vermehrung von Borkenkäfern) den Wäl- vielfältige Funktionen. Er ist die grüne Lunge unserer dern in Deutschland schwere, unübersehbare Schäden Gesellschaft, Ökosystem, Lebensraum, Kohlenstoff- zugefügt. Auf rund 180.000 Hektar sind die Wälder neu speicher, Naturerlebnis- und Erholungsraum sowie ein aufzubauen. Insbesondere Fichte und Buche wurden bedeutender Rohstofflieferant. Nicht zuletzt sichert die schwer geschädigt. Für die Jahre 2018 und 2019 wird Bewirtschaftung der Wälder Einkommen und Arbeit ins- von einer Menge an Kalamitätsholz von ca. 105 Millio besondere in den ländlichen Räumen. Doch die Folgen nen Festmetern ausgegangen. Die Holzlager sind über- des Klimawandels hinterlassen deutliche Spuren in den füllt. Teilweise kann das Holz nicht mehr abgesetzt Wäldern. Wir müssen deshalb in Deutschland unseren werden. Wald erhalten und ihn nachhaltig bewirtschaften. Deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, dass das Der deutsche Wald steht vor großen Herausforde- Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung rungen: Die wachsende Beanspruchung des Waldes zusätzliche substanzielle Finanzmittel für den Wald in den Bereichen Klima-, Natur- und Umweltschutz vorsieht. Auf dem von uns einberufenen Nationalen sowie Erholung und Jagd führt mancherorts bereits Waldgipfel im September 2019 haben wir gemeinsam heute zu Zielkonflikten, die sich künftig – in regional mit Verbänden, Ländern, Städte- und Gemeindebund unterschiedlicher Ausprägung – verschärfen könnten. sowie Vertretern des BMU intensiv beraten, wie die Und auch der Klimawandel erfordert zunehmend neue Umsetzung der Förderung konkretisiert werden soll, Lösungsansätze von Waldbesitzern und Forstwirtschaft. damit sie wirksam in den geschädigten und umzubau- enden Wäldern ankommt. Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel und der Klimaschutz im Rahmen einer nachhaltigen Be- Der Waldklimafonds der Bundesregierung unterstützt wirtschaftung stehen an erster Stelle. Daneben gilt es, bereits mit jährlich rund 25 Millionen Euro Maßnah- die biologische Vielfalt des Natur- und Lebensraums men zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel Wald zu erhalten, die nachhaltige und ressourcen und zum Erhalt und Ausbau des CO -Minderungs ² effiziente Holzverwendung zu fördern und auch inter- potenzials von Wald und Holz. Dabei sollen – wo national eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und möglich – Synergien zwischen Klimaschutz, Anpas- einen entsprechenden Waldschutz sicherzustellen. Der sung der Wälder an den Klimawandel und Erhalt der Wald ist neben dem Boden der wichtigste terrestrische biologischen Vielfalt genutzt werden. Die Ergebnisse CO -Speicher. Mit dem Erhalt des Waldes, seiner nach- dieser Politik- und Demonstrationsvorhaben sind eine ² haltigen Bewirtschaftung und mit der Verwendung wichtige Hilfe bei der Bewältigung der aktuellen Dürre- von Holz verfügen wir über ein immenses CO -Minde- schäden in den Wäldern. ² rungs- und Speicherpotenzial. Wenn es den Wald, die Forstwirtschaft und die Holzverwendung nicht gäbe, hätten wir (bezogen auf das Jahr 2014) 14 Prozent mehr CO -Ausstoß in Deutschland. ² 25
Wälder nachhaltig pflegen und nutzen Vom Rohstoff Holz geprägte Wirtschaftsbereiche in Deutschland im Jahr 2014 1,1 Mio. 184 Mrd. € 57 Mrd. € Beschäftigte erwirtschafteter Umsatz Bruttowertschöpfung Quelle: BMEL, 2017 Bereits im vergangenen Jahr wurden auf unsere Initia Die Charta für Holz 2.0 unseres Ministeriums ist ein tive hin neue Fördermaßnahmen in der Gemeinschafts- Meilenstein in dem von der Bundesregierung im aufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des November 2016 beschlossenen Klimaschutzplan 2050. Küstenschutzes“ (GAK) auf den Weg gebracht, um Schä- Im Rahmen der Charta werden Maßnahmen entwickelt, den zu bewältigen. Hilfen gibt es: die den Beitrag nachhaltiger Holzverwendung zur Er- reichung der Klimaschutzziele stärken. Die Umsetzung →→ zur bestands- und bodenschonenden Räumung von der Charta für Holz 2.0 erfolgt im Dialog mit relevanten Schadflächen und zur Lagerung von Schadholz Interessengruppen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik →→ zur Überwachung, Vorbeugung und Bekämpfung von und Gesellschaft, darunter Nichtregierungsorganisa- Schadorganismen tionen sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern. →→ zur Prävention und Bekämpfung von Waldbränden Klimabewusstes Verbraucherverhalten wird mittels →→ für Maßnahmen zur Wiederaufforstung Informationen und Aufklärung über die nachhaltige Waldbewirtschaftung und intelligente Holzverwendung Der Bundestag stellte dafür zweckgebunden in einem mit den Erfordernissen der Material- und Ressourcen Zeitraum von fünf Jahren zusätzlich insgesamt 25 Mil- effizienz unterstützt. lionen Euro bereit. Dieses Geld verstärkt die bereits bestehenden GAK-Mittel für den Wald, die sich im Jahr Mit der Einrichtung des Kompetenz- und Informations 2018 auf etwa 30 Millionen Euro pro Jahr beliefen. Im zentrums Wald und Holz (KIWUH), das 2019 seine Arbeit Regierungsentwurf zum Haushalt 2020 und zur Finanz- aufgenommen hat, werden im Auftrag unseres Ministe planung bis 2023, der am 26. Juni 2019 vom Kabinett riums Förderprogramme im Bereich Wald und Holz verabschiedet wurde, ist vorgesehen, die zweckgebunde- gebündelt. Hauptaufgaben des KIWuH sind die Fach- nen Mittel zur Bewältigung von Extremwetterfolgen im und Verbraucherinformation zu den Themen Wald, Wald in der GAK von derzeit 5 auf 10 Millionen Euro im nachhaltige Forstwirtschaft und Holzverwendung sowie Jahr zu verdoppeln. Bundesministerin Klöckner erreich- die Unterstützung von Forschung und Entwicklung in te zudem steuerliche Erleichterungen für betroffene den Themenbereichen Wald und Holz. Waldeigentümer und eine neue Waldfördersparte bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank. 26
Wälder nachhaltig pflegen und nutzen Der Anteil von Wald in Deutschland (bezogen jeweils auf die Fläche der einzelnen Bundesländer) Deutschland 35.720.780 Landesfläche 32 % 11.419.124 Waldfläche Alle Flächenangaben in ha Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern 11 % 1.579.957 2.319.318 173.412 558.123 24 % 12 % Hamburg und Bremen Niedersachsen 115.907 4.769.942 13.846 12 % 1.204.591 Berlin und Brandenburg 3.037.573 37 % 1.130.847 25 % Nordrhein-Westfalen 3.409.772 Sachsen-Anhalt 909.511 26 % 2.045.029 532.481 Hessen 27 % Sachsen 2.111.480 1.842.002 894.180 533.206 29 % 34 % Thüringen Rheinland-Pfalz 42 % 1.617.250 1.985.406 549.088 839.796 42 % Bayern 7.055.019 Saarland 2.605.563 256.977 40 % 102.634 37 % Baden-Württemberg 38 % 3.575.148 1.371.847 Wald Quelle: Bundeswaldinventur, 2012 27
Gewässer bewahren 6 Gewässer bewahren Die deutsche Fischerei und Fischwirtschaft stellt einen Auch Meere und Ozeane sind ökologisch vielfältige, leistungsfähigen, hochmodernen Wirtschaftsfaktor natürliche Lebensräume und zugleich Quelle für Roh- im Binnenland und an Deutschlands Küstenregionen stoffe, Energie und Nahrung. Um sie zu bewahren und dar, der dort Leben und Kultur prägt. Ihre nachhaltige künftigen Generationen die Möglichkeit zu erhalten, Ausrichtung trägt zum Erhalt von Naturräumen und sich mit hochwertigen und gesunden Lebensmitteln aus Artenvielfalt bei. Die mehr als 40.000 Menschen, die in dem Meer zu versorgen, sind der Schutz und die nach- diesem Sektor beschäftigt sind, tragen dazu bei, dass haltige Nutzung der globalen Bestände unverzichtbar. die Verbraucherinnen und Verbraucher jährlich mit rund Denn nur ausreichende Fischbestände sichern langfristig 1,1 Millionen Tonnen qualitativ hochwertigen Fischerei- Wertschöpfung und Arbeitsplätze. erzeugnissen versorgt werden. Die direkt oder indirekt mit der Fischerei verbundenen Arbeitsplätze bilden das Der Klimawandel macht auch vor der deutschen Fische- Rückgrat vieler Regionen an der deutschen Ost- und rei nicht halt. Der Klimawandel und die dadurch hervor- Nordseeküste. gerufenen Veränderungen der Ökosysteme in Flüssen, Umsatz von Fisch und Fischereierzeugnissen nach Sparten (in Mio. €) Veränderung zum Vorjahr 5.201 +10,9 % 5.000 4.690 4.692 +3,1 % 4.458 4.533 4.351 4.000 3.779 3.877 +2,6 % 3.688 3.000 2.165 2.129 2.222 +4,4 % 2.000 1.000 418 451 451 0% 223 250 259 +3,6 % 0 2015 2016 2017 Fischgroßhandel1,2 Fischimport1 Fischeinzelhandel1 Fischindustrie Fischrestaurants / Imbisse3 Seefischerei 1 Berichtigt. 2 Schätzung für 2017. 3 Schätzung für alle Jahre. Quelle: Fisch-Informationszentrum e. V., 2017 28
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