Perspektiven - ErnteZeit - Magazin der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim - Pfarreiengemeinschaft ...
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Perspektiven 1 / 2013 Magazin der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim St. Jakobus der Ältere | St. Johannes der Täufer | St. Martin | St. Michael | St. Petrus 3 / 2019 ErnteZeit 1
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, es ist Erntezeit. Eigentlich schon stellen uns vor große Herausforderungen. Dies betrifft viele Wochen lang, seit die ers- nicht nur die „Verursacher“ auf der Produktionsseite, ten Erdbeeren reiften, während sondern jeden Einzelnen auf der Konsumseite (S. 10). die Redaktion das neue Heft Wenn jeder an seinem Platz und in seiner Verantwor- konzipierte, die Artikel ge- tung hier das Beste versucht, dann ist das sicherlich ein schrieben wurden und auch gelungener Erntedank, jetzt noch, wo Sie das Heft in Händen halten, ist Erntezeit in Meckenheim. meint Ihr Wenn wir über die Felder und Alfred Dahmen Obstplantagen rund um unsere Stadt spazieren gehen, können wir sehen, wie die Früchte reifen, von den Landwirten ge- hegt und gepflegt werden und wie viele fleißige Hände am Ende die Ernte einbringen (S. 8). Inhaltsverzeichnis Aber für viele Menschen in den Großstädten ist es gar nicht so selbstverständlich, diesen Prozess noch verfol- 3 Editorial gen zu können. Vielleicht tut sich deswegen dort eine 4 ErnteZeit immer größere Sehnsucht auf, grüne Oasen und Ernte- Inseln zu schaffen, bekannt geworden unter der Be- 6 Urban Gardening zeichnung Urban Gardening (S. 6). 8 Erntehelfer in Meckenheim Aber auch im übertragenen Sinne erntet jeder von uns: Titelfoto Johannes Plenio auf pixabay, Foto S. 2: Free-Photos auf pixabay Erfolg, Lob, Anerkennung, Lohn, Zufriedenheit, viel- 10 Klimawandel und Landwirtschaft leicht Glück. So kann auch ein reiches, langes Leben viele Früchte tragen (siehe das Bild auf der Innenseite 12 Interview mit Erika Meyer zu Drewer und das Interview mit Frau Meyer zu Drewer auf Seite 14 Geistliches Wort: Maria 2.0 12). Dem geht immer ein Bemühen voraus, ganz ähnlich wie in der Landwirtschaft (S. 4). 15 Kommunionkinder St. Martin / Bücherei Und bald dürfen wir wieder eines der schönsten Feste 16 Die Meckenheimer Glocke „Catharina“ feiern: das Erntedankfest. Für mich hat dieses Fest im- mer etwas Besonderes: Es ist bunt, es ist ein Atemholen 18 Interview mit Diakon Michael Lux nach getaner Arbeit, man kann es beim Erntedankgot- tesdienst in Meckenheim sogar riechen und schmecken. 20 Ferienlager auf Ameland Aber es ist auch, das sagt schon der Name, mit Dank 21 Notizen verbunden und mit Demut gegenüber der Natur, der Schöpfung und dem Schöpfer. 22 Statistik Aber werden wir in Zukunft dieses Fest auch noch so 23 Erntedankfeier / Gottesdienste / Impressum unbeschwert begehen können? Die zu erwartenden Veränderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen, 24 Kontakt 3
Titelthema ErnteZeit In der Landwirtschaft - in unserem Leben Wann ist Erntezeit in der Landwirtschaft? Wenn Sie diese Nummer der Perspektiven lesen, ist für die Meckenheimer Landwirte Erntezeit. Der Sommer neigt sich seinem Ende zu, der Herbst beginnt. Die Früchte auf den Feldern und in den Plantagen sind reif. Jeder Spaziergänger in den Obstplantagen erkennt, bei uns ist Zeit für die Ernte. Und selbst in der Luft bemerkt man in Meckenheim, dass es Erntezeit ist, denn die Zuckerrüben werden in die Krautfabrik geliefert und verarbeitet. Der süßliche Geruch verbreitet sich bei ent- sprechendem Wind über unsere Stadt. Rübenkampagne ist Erntezeit. Der Herbst ist da! In Europa bestimmt der Sonnenstand den Rhythmus der Jahreszeiten und damit die Zeiten des Säens, des Wachsens und der Ernte. Frühling, Sommer, Herbst und Winter prägen den Ablauf der Arbeit in der Landwirt- schaft und unseren Lebensrhythmus. In den Tropen gibt es diesen vom Sonnenstand diktier- ten Rhythmus nicht. In einigen Ländern, wie zum Beispiel in Indien mit seinem Monsunklima, gibt es den Wechsel zwischen Regenzeit und Trockenzeit. Erntezeit ist dort am Beginn der Trockenzeit. In den Ländern am Äquator wie zum Beispiel in Ghana, Ecuador und in der Karibik herrscht ein Klima, das kei- nen Wechsel kennt, sondern immer ziemlich gleichblei- ErnteZeit in Meckenheim, Foto: K.H. Groß bende Temperaturen mit hoher Feuchtigkeit verbindet. Dort entwickeln sich die Bäume so, dass sie gleichzeitig blühen, Früchte ansetzen und reife Früchte tragen. Ein um den Samen, der in den Früchten steckt. Die Wissen- Beispiel dafür ist der Kakaobaum, dessen Früchte schaftler des Versuchsgutes brauchen die Samen, um täglich geerntet werden, sonst verderben sie. Für den neue Pflanzensorten zu züchten. Erntezeit ist nämlich Kakaobauer ist daher an jedem Tag im Jahr Erntezeit. immer auch die Zeit, in der die Saat des nächsten Jahres Was wird geerntet? eingefahren und so die Zukunft des Lebens gesichert Überall werden die Früchte der Erde und der menschli- wird. chen Arbeit geerntet. Dabei hängt der Ernteerfolg auch Erntezeit ist über diese materielle Seite hinaus auch mit heute vom Wetter ab, wie wir im extrem trockenen anderen Aspekten verbunden. Eine gute Ernte ist der Sommer 2018 wieder gelernt haben. Lohn für Sorgfalt, Fleiß und Können des Landwirtes. Mit In Meckenheim ernten wir vor allem Äpfel und Obst, seinen Erzeugnissen verdient er Anerkennung, Lob und Zuckerrüben und vereinzelt Getreide. In anderen Achtung. Erntezeit ist auch eine Zeit zum Feiern, weil Regionen alles das, was wir zum Leben benötigen. Die die Ernte glücklich eingebracht ist. Erntezeit ist Ergebnisse der Ernte sind lebenswichtig. Das gilt für die schließlich immer die Zeit zum Danken für den Segen, Landwirte selbst direkt und unmittelbar, denen der mit dem Gott unsere Arbeit und Mühen begleitet hat. Verkauf der Ernte materielle Sicherheit für das ganze Erntezeit in unserem Leben Jahr bringen muss. Das gilt aber natürlich auch für uns Unser Leben hier in Meckenheim ist ähnlich wie in der alle, obwohl in der EU nur noch wenige Landwirte die Landwirtschaft vom Wechsel der Jahreszeiten beein- Lebensmittel erzeugen, die für alle nötig sind. flusst. Über das Kalenderjahr hinaus gibt es aber auch Im Versuchsgut in Altendorf wird im Herbst auch geern- Erntezeiten, in denen lange Jahre des Wachsens und tet. Da geht es aber nicht nur um die Früchte an sich, die Reifens mit einer Ernte abgeschlossen werden. Äpfel, Rüben oder die Getreidekörner, sondern auch 4
Titelthema Der Abschluss der Schulzeit Büchnerpreis für das literarische Werk. Sie erleben diese Der Abschluss der Schulzeit ist für Schüler, Eltern und Ehrungen als immaterielle Ernte für früher Geleistetes. Lehrer Erntezeit, die sogar zeitlich mit dem Herbst zu- Dasselbe gilt für Ehrungen oder Ordensverleihungen. sammenfällt. Zeugnisse spiegeln die Ergebnisse des Unsere Stadt ehrt zum Beispiel Bürger, die sich viele jahrelangen Arbeitens und Lernens aber auch des Jahre lang ehrenamtlich für das Wohl der Gemeinschaft Lehrens. Die Zeugnisnoten sind Lohn und Ertrag langer engagiert haben. Auch hier werden immaterielle Güter Arbeit. Deshalb können alle stolz auf das Erreichte sein wie Dank und Anerkennung „geerntet“. und sich entsprechend freuen. Diese Preise und Ehrungen kann man allerdings nicht Mit dem Zeugnis beim Abschluss der Schule ernten die dem „Herbst“ des Lebens zuordnen. Die meisten Geehr- Schüler nicht nur den Lohn ihrer Arbeit. Für sie endet ten wollen ja mit ihrer Tätigkeit fortfahren. Hier wird damit die Schulpflicht, sie werden in die Freiheit der eine Ernte eingeholt, bei der eine weitere Erntezeit fol- Erwachsenen entlassen. Diese Ernte der Freiheit ist in gen soll und kann. unserem Leben einmalig und etwas ganz Besonderes, Ernte jeden Tag Zeit weil wir nie wieder zwischen so vielen Lebens- Das Thema ErnteZeit erinnert mich an das Buch entwürfen wählen können. „Momo“ von Michael Ende, in dem es um unser Verhal- Schulabschlüsse als Nachweis für erworbene ten mit der Zeit geht. Wir sparen durch viele Hilfen Zeit, Kenntnisse sind aber auch der „Samen“ für die Zukunft. die in der Geschichte nicht genutzt, sondern an Fremde Sie eröffnen Chancen und Möglichkeiten für das übertragen wird. Die Folge in der Geschichte wie in der weitere Leben. Die gewonnene Freiheit verpflichtet zu Realität ist ein Leben in Hetze und Hektik. Entscheidungen, zu neuen Bindungen. Das wird den meisten Jugendlichen schnell bewusst, wenn sie eine Berufsausbildung beginnen. Start in die Rente, die Pension. Unser Berufsleben endet nach etwa 40 Jahren wieder mit einer Ernte, die wir mit einiger Phantasie als Herbst des Lebens bezeichnen können. Unser bestehendes Sozialsystem ist so konstruiert, dass jeder in den Jahren der aktiven Berufstätigkeit Ansprüche auf die finanzielle Sicherung im Alter erwirbt. Mit dem Eintritt in die Rente/Pension beginnt dann quasi eine Erntezeit, in der bis zum Lebensende die finanziellen „Früchte“ der früheren Arbeit geerntet werden. Auch hier ist diese Erntezeit mit dem Gewinn von Frei- heit verbunden, denn die Pflicht, täglich am Geerntete Zeit, Foto: Gerd Altmann in pixabay Arbeitsplatz zu erscheinen und dort die anstehenden Aufgaben zu bewältigen, endet. Das öffnet neue Um glücklich und zufrieden zu leben, sollte man die Möglichkeiten und Chancen. Allerdings gibt es hier in ersparte Zeit selbst ernten und für sich nutzen, um zur den meisten Fällen keinen „Samen“, der vor dem Ruhe zu kommen. In diesem Sinne hat jeder Tag seine Eintritt in diese Lebensphase gelegt wurde. Man erntet Erntezeit, wenn wir uns Zeit für uns nehmen und die zwar die materiellen Fürchte der früheren Arbeit, den Hektik des Alltags hinter uns lassen. Diese Ernte ist mit ihr verbundenen immateriellen Lohn in Form von unabhängig von den Höhepunkten des Lebens, an Anerkennung und Ansehen im Beruf sind nicht Teil der denen man besonderen Lohn ernten kann. Sie ist Ernte. Aufgabe und Chance, zu reifen und jeden Tag im Rückblick sich an Schönes und Positives zu erinnern. Anerkennung der persönlichen Lebensleistung. Dabei sollte die Anerkennung und der Dank für das, was Wir lesen oder hören regelmäßig in den Medien, dass uns von unseren Mitmenschen an Zeit und Zuwendung Künstler, Filmemacher oder Literaten für ihr geschenkt wurde, Teil der täglichen Ernte sein. Lebenswerk geehrt werden. Sie erhalten zum Beispiel Karl-Heinz Groß den Bambi im Bereich der Filmschaffenden oder den 5
Titelthema Urban Gardening Grüne Inseln mitten in der Stadt Wird in Verbindung mit New York von Anschlägen ge- leblos wirkende Fleckchen New Yorks warf. Keimten die sprochen, ist der Gedanke an den 11. September 2001 Samen und trieben Blumen und Nutzpflanzen aus, nicht weit. Doch die amerikanische Metropole wurde lohnte sich die Arbeit und Liz Christy und ihre Freunde bereits in den 70er Jahren von Anschlägen ganz ande- begannen diese Grundstücke vom Müll und Unrat zu rer Art heimgesucht. Und die waren tatsächlich nicht befreien, um aus ihnen grüne Oasen inmitten der grau- bösartig und kriegerisch, sondern ziemlich bunt – ge- en Großstadt zu zaubern. Die Green Guerillas waren nauer gesagt sehr grün. geboren. Ihr schier wahnsinniges Projekt, ein 1.700 Quadratmeter großes Grundstück voller Bauschutt, Au- Im Jahr 1973 schlenderte die junge Künstlerin Liz Chris- toteile und Schrott mitten in Manhatten zum ersten ty durch ihr Stadtviertel, das ziemlich herunter gekom- selbst angelegten Gemeinschaftsgarten New Yorks zu mene „Bouwerie“ entlang der Lower East Side im machen, gelang bravourös. südlichen Manhattan. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs hatten die New Yorker Stadtplaner den Fo- Liz Christys Kampf gegen die Hässlichkeit der grauen kus auf Industrie- und Gewerbeimmobilien gelegt, Innenstädte fand viele Nachahmer. Alleine in New York große Wohnkomplexe sollten die Menschen in die existieren mittlerweile mehr als 800 von Bürgern ge- Stadt locken. Grünanlagen oder Parks waren in ihrem schaffene Gärten. Konzept nicht vorgesehen. Allein der Central Park sollte Der Trend schwappte um die Jahrtausendwende auch das Bedürfnis nach ein wenig Erholung und Ruhe mit- nach Europa. Überall da, wo viele Menschen auf einem ten in der Metropole stillen. Das weitläufige Gelände Fleck leben, der Platz eng ist und Grünanlagen fehlen, war allerdings so unsicher, dass da sah man plötzlich Sonnenblu- selbst die Polizei kapitulierte und men auf Verkehrsinseln, rankendes die Augen vor Raubüberfällen, Dro- Efeu an Betonmauern, Zucchi- genhandel und anderen krimi- nipflanzen auf stillgelegten Baustel- nellen Machenschaften verschloss. len oder zu Blumenampeln um- Nur fernab des Zentrums wurden funktionierte Verkehrsschilder. Naherholungsgebiete angelegt, die jedoch aufgrund der weiten und In Deutschland gibt es zwar nicht, beschwerlichen Anreise nur von wie beispielsweise in Frankreich, of- den besser situierten New Yorkern fizielle Programme zur freien Begrü- frequentiert wurden. Die Stadt nung der Innenstädte. Dennoch selbst verkam zu einer Betonwüste, gibt es sie auch bei uns zahlreich: Gebäude verwahrlosten und zerfie- Kleine Oasen, die in der Hektik der len, die Zahl der zugemüllten Großstadt zum Verweilen einladen, Brachflächen wuchs stetig. Treffpunkt der Nachbarschaft sind oder in denen man sich einfach beim Gärtnern die Hän- Durch dieses hässliche und heruntergekommene de schmutzig machen kann. Künstlerviertel schlenderte nun diese junge Malerin, 27 Jahre alt, feingeistig, mit einem großen Sinn für Schön- Beispielsweise der Prinzessinnengarten in Berlin. Hier heit und Ästhetik, die sich in ihrem Zuhause und der sollte im Jahr 2012 die 6.000 Quadratmeter große Lie- Umgebung nicht mehr wohl fühlte. Plötzlich entdeckte genschaft meistbietend verkauft werden. Mit großem Liz Christy der Legende nach auf einem der verlassenen Engagement haben die Anwohner diese Privatisierung Brachgrundstücke eine Tomatenpflanze, die sich unbe- verhindert und einen Gemeinschaftsgarten ins Leben irrt ihren Weg entlang des Mülls nach oben bahnte und gerufen. Seitdem unterstützen bis zu 1.000 Freiwillige sogar Früchte trug. In der Künstlerin wuchs eine Idee, jede Saison das Grundstück am Moritzplatz in Kreuz- die ihr Leben und das Bild ihrer Stadt für immer verän- berg. Das Besondere an diesem und vielen anderen dern sollte. urbanen Gärten: Die Pflanzen werden in Kisten, alten Badewannen, Säcken oder anderen mobilen Behältnis- Schnell fand sie ein paar Gleichgesinnte, mit denen sie sen angebaut. Sollte der Mietvertrag von der Stadt be- ihr Stadtviertel einer Art Fruchtbarkeitstest unterzog: endet werden, kann der Garten jederzeit umziehen. Sie bastelte Saatbomben aus Samen, Kompost und Kreativität und Recycling statt Hightech und Professio- Tonpulver, die sie auf leer stehende Grundstücke und nalität ist die Devise. Foto: vikvarga auf pixabay 6
Titelthema Urban Gardening in Meckenheim: Das Projekt „Gießen und Genießen“ am Neuen Markt. Foto: Thomas Schmittgen Die Gründe für das Warum sind vielfältig. Ausbruch aus Im Gegenteil: Es muss geplant, angelegt, gesetzt und dem öden Alltag, politischer Protest, Zeichen setzen, aufgezogen werden, bis aus einem Samen eine Pflanze dass ein Leben abseits der großen Landwirtschaftskon- entsteht, die irgendwann einmal Früchte trägt. Am En- zerne möglich ist. Sicher ist: Der Klimawandel ist für de kann man dann aber auch sicher sein, dass es nicht viele Hobbygärtner ein wichtiges Kriterium geworden. nur besser schmeckt, sondern auch, dass für meine Le- Warum sollte mein Obst und Gemüse tausende von bensmittel keine Tiere oder Menschen ausgebeutet Kilometern durch die ganze Welt verschifft werden, wurden. wenn ich meinen täglichen Bedarf an Vitaminen auch in Ein weiterer wichtiger Nebeneffekt der urbanen Gärten: meinem eigenen Garten pestizidfrei anbauen kann? Jedes Beet, jeder noch so kleine grüne Fleck bringt die Weil vor allem junge Familien in Großstädten dazu kei- Natur zurück in die Innenstädte. Lebensräume werden ne Gelegenheit haben, vielleicht sogar noch nicht ein- schöner, bunter, vielfältiger. Neue Gemeinschaften ent- mal einen Balkon, auf dem sie etwas anpflanzen stehen, vielleicht sogar neue Lebensmodelle, die öko- können, boomt der Trend zum Urban Gardening. Be- nomische, soziale, nachhaltige, ernährungspolitische wusst entscheiden sich viele gegen einen Schrebergar- und gestalterische Facetten miteinander verknüpfen – ten, sondern für den Gemeinschaftsgarten mitten in der so wie seit den Ursprüngen des Urban Gardenings vor Stadt. Es geht um mehr als Subsistenzwirtschaft und 45 Jahren in New York. das Ernten von Lebensmitteln. Das Stichwort ist näm- lich nicht „Garten“, sondern „Gemeinschaft“. Öffent- Den „Liz Christy Garden“ gibt es immer noch. An der liche Nutzungsräume, die für alle zugänglich sind, sind Kreuzung Housten Street und Bowery in Manhattan Orte des Zusammenkommens, der Begegnung. Hier ist liegt versteckt der Eingang zu einem wahren Paradies, jeder willkommen, kann sein Wissen einbringen und so das von den Touristenfluten leicht übersehen wird. Die anderen helfen. Eine gemeinsame Tätigkeit verbindet Anlage beherbergt einen Fischteich mit Schildkröten, und lässt Grenzen der Herkunft plötzlich ganz unwich- eine Wildblumenwiese, Obstbäume, Gemüsegärten, tig werden. Kinder lernen so, dass Obst nicht an der Beeren, Kräuter und im Sommer hunderte von blü- Supermarkttheke wächst, und entwickeln ganz neben- henden Stauden. Die Namensgeberin kann ihren Gar- bei Offenheit gegenüber anderen, Respekt vor der Na- ten leider nicht mehr besuchen. Liz Christy starb 1985 tur und deren Rhythmus. Und das erfordert Geduld, mit nur 38 Jahren an Brustkrebs. Ihr Vermächtnis, ihr denn in einem selbst angelegten Garten ist nicht immer bunter und sehr grüner Fingerabdruck findet sich je- alles verfügbar, wenn ich gerade Lust darauf habe. Die- doch auf der ganzen Welt. se Art der Entschleunigung ist aber auch oft genau das, Ilka Wasserzier was die Hobbygärtner suchen. Natur geht nicht schnell. Liste aller urbanen Gärten in Deutschland: www.anstiftung.de/urbane-gaerten Urbane Gärten im Meckenheimer Umland: - Bonn: www.ermekeilgarten.de - Köln-Bayenthal: Gemeinschaftsgarten „Kölner Neuland e.V.“: www.neuland-koeln.de 7
Titelthema "Ihnen vertraue ich hundertprozentig!" Gespräch mit polnischen Erntehelfern in Meckenheim Sie sind diejenigen, die für uns die Äpfel von den Bäu- Andrzey Swigost: Wir kommen seit 28 Jahren hierher men holen und die Erdbeeren von den Feldern. Sie nach Meckenheim. Die meisten Polen stammen aus kommen jahrein, jahraus, aus Polen oder Rumänien, den Gebieten um Krakow (Krakau) oder Wroclaw leben auf den Obsthöfen in Meckenheim und Umge- (Breslau). Anfangs hatten wir noch keine Kinder. Als wir bung und fahren, wenn die Ernte eingebracht ist, wie- welche bekamen, blieben sie in Polen zurück und wur- der zurück in ihre Heimat: Die Erntehelfer, ohne die in den von unseren Eltern betreut. Heute sorgen unsere den Betrieben nichts ginge. Bei einem Besuch auf dem Kinder für den Hof, den wir in Polen betreiben. Obsthof Gieraths traf ich fünf Polinnen und Polen, die zum Teil seit Jahrzehnten hierher kommen. Zusammen Perspektiven: Wie lange bleiben sie bei einem Ernteeinsatz mit Obstbauer Heinz Gieraths gaben sie mir ein Inter- in Deutschland? view. Richard Nawrath, in Polen geborener Schlesier, Andrzey Swigost: Das hat sich mit der Zeit stark geän- übersetzte. dert. Anfangs blieben wir kürzer und haben nur Erdbee- ren gepflückt. Heute ist unser Einsatzgebiet anders. Wir sind auch für die Äpfel zuständig und verschiedene Nacharbeiten, so dass wir sechs bis acht Monate blei- ben. In diesem Jahr sind wir seit Mai hier und bleiben wohl bis zum November. Gieraths: Die gesamten Kulturen haben sich in den letz- ten Jahrzehnten vollkommen verändert. Nehmen Sie die Erdbeeren: Durch neue Züchtungen und Sorten können wir bis in den Herbst hinein Erdbeeren ernten. Mittlerweile wachsen viele Obstsorten überdacht, was zusätzlichen Aufwand bedeutet. Perspektiven: Wie sieht der Tagesablauf für sie in Mecken- heim aus? Anna Swigost: Das hängt wesentlich davon ab, wie das Wetter ist. Wenn es im Sommer heiß und sonnig ist, dann stehen wir früh, das heißt ab fünf Uhr, in den Feldern. Mittags gibt es eine längere Pause, um der Hitze zu entgehen, und dann können wir nochmals am Nachmittag und am Abend pflücken. Gieraths: An diesem Beispiel kann ich Ihnen einmal deutlich machen, wie sehr wir unter der inzwischen Perspektiven: Zunächst möchte ich Ihnen als jemand, der ausufernden Bürokratie leiden. Von Gesetzes wegen gerne heimisches Obst isst, dafür danken, dass Sie für uns sind wir verpflichtet, zwischen dem Ende der Arbeits- das Obst von den Feldern und Bäumen holen. Seit wann zeit an einem Tag und dem Anfang am nächsten eine tun sie das? Pause von 11 Stunden einzulegen. Sie können sich aus- rechnen, wie schwierig es ist, das einzuhalten! Foto: Martin Barth 8
Titelthema Foto: Katja Schick Anna Swigost: Übrigens: Eine der Helferinnen, Kazimiera Andrzey Swigost: Es wird immer schwieriger, Erntehelfer Podgorska, ist 75 Jahre alt. Sie ist noch immer ein Vorbild anzuwerben und zu halten. Viele Polen, die früher nach für uns, wie behände sie im Feld arbeitet! Deutschland kamen, sind nun alt und ihre Kinder haben andere Berufe. Unsere Kinder zum Beispiel sind Ingeni- Perspektiven: Wie viele Erntehelfer sind denn insgesamt auf eure geworden. Den Hof zu Hause betreiben sie nur dem Hof? noch, wenn wir in Deutschland sind und Erntehelfer wie Andrzey Swigost: Zu den Hochzeiten sind es 80 Per- wir wurden sie nicht. sonen, die aus Polen, viele aber auch aus Rumänien Gieraths: Nehmen Sie dieses Jahr: Im Mai hatten wir kommen. Die Hauptsaison ist bis Mitte Juli, wenn die Frost in den Erdbeeren. Da haben wir auf sechs Hektar so Erdbeeren gepflückt werden. Ein weiterer Höhepunkt ist viel geerntet wie sonst auf einem. Als es zu einer Unter- dann ab Mitte September, in diesem Jahr vielleicht auch brechung kam, sind etliche Helfer gegangen. schon früher, mit Beginn der Apfelernte. In Meckenheim wird es zu großen Veränderungen kom- men: Die Obstbauern finden nur ganz schwer Nachfol- Perspektiven: Sie sagten, Sie kämen seit vielen Jahren und ger für ihre Betriebe, Erntehelfer bleiben aus, bei vielen Jahrzehnten schon nach Meckenheim. Hat sich da ein be- Obstsorten lohnt sich der Anbau nicht mehr, weil der sonderes Verhältnis zwischen Ihnen und Herrn Gieraths Preis verfällt. Und die Leute kaufen im Zweifel lieber entwickelt? Obst bei Aldi oder Lidl. Das wird sich auch auf unsere Andrzey Swigost: Wir kommen natürlich auch wegen Landschaft auswirken, wenn die klassischen Meckenhei- Herrn Gieraths hierher. Es ist tatsächlich ein ganz beson- mer Obstplantagen nach und nach verschwinden. deres Verhältnis. Herr Gieraths war auch sicherlich schon 20 Mal in Polen zu Gast. Gieraths: Gehen sie einmal nach Krakau. Es ist eine der Die Redaktion der Perspektiven bedankt sich für dieses schönste Städte die ich kenne! Ich bin sehr dankbar Interview bei Heinz Gieraths, dem Ehepaar Anna und dafür, dass ich ein so gutes Verhältnis und einen Stamm Andrzey Swigost, den Schwestern Kazmiera Podgorska von Erntehelfern habe, die seit langen Jahren hierher und Regina Sobus und Elzbieta Szczesnowicz, sowie un- kommen. Gerade auch dem Ehepaar Swigost bin ich serem Übersetzer Richard Nawrath. Wir wünschen Ihnen sehr dankbar. Ihnen vertraue ich hundertprozentig. Sie alles Gute, denn durch ihre Arbeit erhalten sie die wun- übernehmen auch eine große Verantwortung für die derbare Meckenheimer Kulturlandschaft mit den Erd- Abläufe und die Mitarbeiter hier auf dem Hof. beer- und Obstplantagen. Um diese zu unterstützen, sei allen der Kauf regio- Perspektiven: Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung bei naler Produkte empfohlen. den Erntehelfern und den Höfen insgesamt? Das Interview führte Martin Barth 9
Titelthema Klimawandel und Landwirtschaft: Was ernten wir in Zukunft? Foto: Chris LeBoutillier auf pixabay „Nach der Klimakatastrophe kommt die Hungerkri- samer. Methan stammt dabei hauptsächlich aus der se“, so schrieb es vor einigen Wochen Günter Marks, Rinderhaltung und dem Feuchtreisanbau, Lachgas aus Journalist bei tagesschau.de in einem Artikel zum Stickstoffdünger und dem Dung aus der Viehhaltung. neuesten „Sonderbericht über Klimawandel und Durch die hohe Wirksamkeit dieser Substanzen stam- Landsysteme“ des Weltklimarates IPCC. In diesem men nach Angaben des IPCC-Berichts etwa 23% der Bericht[1] warnt der Weltklimarat eindringlich vor Treibhausgasemissionen aus Land- und Forstwirtschaft. den Folgen der Erderwärmung, insbesondere hin- Rechnet man die Prozesse vor und nach der Lebensmit- sichtlich der Ernährungssicherheit. telproduktion, z.B. aus Transporten, Lagerung, industri- eller Weiterverarbeitung, Verpackung etc. hinzu, sind es Durch Dürren, Extremwetterereignisse und stärkeren sogar bis zu 37%. Schädlingsbefall – Insekten finden bei wärmeren Tem- peraturen deutlich bessere Lebensbedingungen vor – Höchste Zeit, etwas zu tun. Der Weltklimarat setzt hier gibt es bereits heute deutliche Ernteausfälle, die bei vor allem auf die Bekämpfung der Wüstenbildung, um den drei wichtigsten Getreidearten Mais, Weizen und die Bodenfruchtbarkeit und damit die Kohlenstoffbin- Reis je nach Region 5 – 20 % betragen. Dies wird in dung in Böden und Pflanzen zu steigern und gleichzei- Zukunft drastisch zunehmen. Je Grad Erwärmung, so tig die landwirtschaftliche Produktivität als Beitrag zur Ernährungssicherheit zu erhöhen. Außerdem empfiehlt eine Studie der kalifornischen Stanford University[2], er eine nachhaltige (Wieder)Aufforstung und ein nach- werden die Ernteausfälle allein durch Schädlinge um haltiges Landmanagement. weitere 10 – 25% zunehmen. Verknappung von Lebens- In Deutschland hat das Bundesministerium für Ernäh- mitteln und steigende Preise sind dann die unaus- rung und Landwirtschaft (BMEL) ein 10 Punkte umfas- weichliche Folge und treffen vor allem die arme Bevölkerung weltweit, auch bei uns in Deutschland. sendes Maßnahmen-Paket[3] entwickelt, das vor allem auf die Senkung der Stickstoffüberschüsse bei der Dün- In der Zukunft wird es also in jedem Fall unwirtlichere gung, auf eine nachhaltige Waldwirtschaft, Humusauf- Bedingungen für die Landwirtschaft geben. Allerdings bau der Böden und Erhalt von Dauergrünland und ist die Landwirtschaft beim Thema Klimawandel nicht Moorböden setzt. Gleichzeitig wird auch die Vermei- nur betroffenes Opfer, sondern trägt auch selbst in dung von Lebensmittelabfällen angestrebt. nicht unerheblichem Ausmaß zur Erderwärmung bei. Dabei spielt CO2 im Gegensatz zu anderen Bereichen Genau hier kann auch jeder Einzelne bereits durch sein Konsumverhalten einen wichtigen Beitrag zum Klima- wie z.B. Verkehr, Energie aus Kohle oder Industrie, an schutz leisten. Dass der Verzicht auf Fern- und Flugrei- die man hierzulande zuerst denkt, nur eine untergeord- sen, auf unnötige Autofahrten oder die energetische nete Rolle. Es sind vor allem Methan und Lachgas, die Sanierung des eigenen Hauses in diesem Zusammen- aus der Landwirtschaft emittiert werden und den Treib- hang sinnvoll sind, ist jedem klar. Aber bereits bewusst hauseffekt verstärken. Dabei ist Methan etwa 20mal nur so viel einzukaufen, wie man wirklich braucht, ist stärker wirksam als CO2, Lachgas sogar 300mal wirk- ein erster Schritt. In Deutschland landen im Durch- 10
Titelthema schnitt pro Person in Privathaushalten 85 kg Lebensmit- tel pro Jahr in der Mülltonne. Das sind insgesamt 7 Mio. Tonnen, zusammen mit den Abfallmengen aus Land- wirtschaft, Handel und Gastronomie über 12 Mio. Tonnen[4], aus deren Produktion Treibhausgase ent- standen sind. Aber auch darüber hinaus entscheiden unser Konsum- verhalten und unsere Ernährungsgewohnheiten mit: Grundsätzlich sind tierische Erzeugnisse stärker klima- belastend als pflanzliche Produkte. „Spitzenreiter“ ist hier erstaunlicherweise die Butter (zumindest im Ver- gleich pro Kilogramm), gefolgt von Rindfleisch. Geflü- gel- oder Schweinefleisch schneiden deutlich besser ab (nur ein Drittel im Vergleich zu Rind). Unschlagbar sind Gemüse, Kartoffeln und Obst. Einige Beispiele finden Sie im Infokasten. Auch „frisch statt verarbeitet“ und „regional und saiso- nal“ ist unter Klimagesichtspunkten immer ein guter Tipp. Warum also nicht mit dem Fahrrad zum Hofladen anstatt mit dem Auto ins Einkaufszentrum? Und warum Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 eventuell im Winter nicht mal Grünkohl statt importiertes Ge- auf die Hälfte oder sogar ein Viertel der jetzigen Emissi- wächshausgemüse? onen reduzieren lassen. Zusätzlich könnte durch Ände- Und trotzdem ist es nicht immer ganz einfach, klima- rungen der Ernährungsweisen ein etwa gleich hohes freundlich einzukaufen und zu essen. Denn viele andere Minderungspotenzial erreicht werden. An dieser Stelle Einflussfaktoren wie z.B. Energieverbrauch für Lage- sind wir alle gefragt, durch unser eigenes Verhalten für rung, Wasserverbrauch oder Transportwege können die Ernte dankbar zu sein, damit wir auch in Zukunft mitentscheidend sein. Genauso wie unser eigenes Ver- ausreichend ernten können. halten: Unnötige Verpackungen zu vermeiden schont Alfred Dahmen ebenfalls das Klima. Quellenangaben: Der Weltklimarat schlägt Alarm, aber sieht dennoch [1] https://www.de-ipcc.de/128.php „Reaktionsmöglichkeiten im gesamten Ernährungssys- [2] Curtis A. Deutsch et al: Increase in crop losses to insect pests in a warming climate, Science 31 Aug 2018: Vol. 361, Issue 6405, pp. 916-919 tem, von der Produktion bis zum Verbrauch“. Werde [3] https://www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/ Nachhaltige das gesamte, derzeit verfügbare technische Minde- Landnutzung/Klimawandel/ _Texte/LandwirtschaftUndKlimaschutz.html rungspotenzial aus Ackerbau und Tierhaltung sowie [4] https://www.zeit.de/wissen/2019-05/lebensmittelverschwendung- der Agroforstwirtschaft ausgeschöpft, könnten sich die haushalte-essen-muell-deutschland 11
Titelthema „Dem helfen, dem es schlechter geht“ Lebenslanger Einsatz einer Merlerin trägt Früchte Frau Meyer zu Drewer, Sie blicken in Ihrem Leben auf viele in Merl, dem Vorlesewettbewerb oder beim Kinderbil- Stationen zurück: Mutter dreier Kinder, Bastelkinder, Orts- dungswerk. Hier konnte ich feststellen, dass manchen vorsteherin in Merl, Kinderbildungswerk, Vorlesewettbe- Eltern das Geld für die Teilnahme ihres Kindes fehlte. werb, Seniorenunion, „Warme Mahlzeit für Kinder“ und Mit Einführung der offenen Ganztagsschule und nach vieles mehr. Sie haben schon viele Dinge angestoßen (ge- Gesprächen mit der städtischen Verwaltung, den Schu- sät) und zum Erfolg geführt (geerntet). len und Kirchen startete die warme Mahlzeit 2006 erst für eine Probephase von drei Monaten an der Haupt- Der Ort, an dem Menschen leben, soll schön sein. Sie schule. Als dies erfolgreich war, wurde das Projekt auf sollen gerne da leben, dafür habe ich mich immer ein- alle acht Meckenheimer Schulen ausgeweitet. gesetzt. In das Amt der Ortsvorsteherin, das ich von 1984 bis 2004 innehatte, bin ich mit Hilfe meines Vor- Was motiviert Sie bei Ihrem Engagement? gängers im Amt so reingewachsen. Ich habe ein großes Interesse an Zum Wohlfühlen gehört das Kindern. Es ist mir wichtig, dass Kin- Brauchtum - sei es Kirmes oder Kar- der ein warmes Essen am Mittag neval - und auch der Sport, Kegeln, haben, denn sonst ist das Lernen Boule oder der TST, an dessen An- schwer. Als Kriegskind kenne ich fänge mit Sport in unserem Garten Hunger. Ich finde, Kinder sollten gu- ich mich noch gut erinnere. Auch te Erinnerungen an ihre Kindheit eine gute Nahversorgung ist wich- haben. tig, daher bin ich froh, dass es mit Aldi und Edeka nach schweren Spiel der christliche Glaube dabei ei- Kämpfen geklappt hat und diese ne Rolle für Sie? gut angenommen werden. Ja, sicher, der Einsatz für den Nächs- ten. Dem zu helfen, dem es schlech- Welches Projekt liegt Ihnen besonders ter geht, ist, das ist etwas, das ich am Herzen? schon im Elternhaus vorgelebt be- Die „Warme Mahlzeit“. Sie finanziert kommen habe. Ob beim Brote sich ausschließlich aus Spenden. Schmieren für Ausgebombte, beim Die Leitung von Schulen, Kinder- Spielen mit dem kleinen Nachbar- gärten oder z.B. auch Diakon Lux kind nach der Schule oder beim Be- melden sich bei mir, wenn sie erfahren, dass die Eltern such einer alten Frau in der Nähe: Soziales Engagement eines Kindes nicht in der Lage sind, eine warme Mittags- spielte eine große Rolle. mahlzeit für ihr Kind zu finanzieren. Ich prüfe, ob unsere Mittel eine Finanzierung erlauben. Oft wird eine Zusage Wie erleben Sie Kirche in Meckenheim? der Finanzierung für ein Halbjahr oder ein ganzes Von Anfang an habe ich in Merl positiv empfunden, Schuljahr gegeben. Auch übernehmen wir bei Kindern, dass Ökumene funktioniert: sei es bei der Möglichkeit, die Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket erhal- vor dem Bau der Arche evangelische Gottesdienste im ten, die Differenz zum tatsächlichen Preis der Mahlzeit. Merler Dom zu feiern, sei es bei der Selbstverständlich- Oder wir überbrücken die Zeit, bis öffentliche Mittel keit, mit der Kinder aller Konfessionen die katholische bewilligt sind, z.B. bei ausländischen Kindern. Grundschule besuchen oder beim Feiern der Micha- Dies funktioniert nur, wenn die „Warme Mahlzeit“ über elskirmes. Auch die Perspektiven hole ich mir gerne im ausreichend Geld verfügt. Daher an dieser Stelle ein Pfarrbüro. ganz herzlicher Dank an alle, die schon gespendet ha- ben. Können Sie von einem besonderen Ernteerlebnis berich- ten? Wie kam es zur „Warmen Mahlzeit“? Es ist ein Erlebnis, mit den Kindern z.B. Erdbeeren zum Seit ich 1968 nach Meckenheim kam, hatte ich eigent- Selberpflücken in den Plantagen zu ernten. lich immer mit Kindern zu tun, ob bei den Bastelkinder Foto: Monika Barth 12
Titelthema Foto: congerdesign auf pixabay Ich habe viele Dinge nicht allein erreicht, sondern im- und Gemüse für Schüler“ an den Meckenheimer Grund- mer Mitstreiter gesucht und gefunden. Und meine Fa- schulen finanzieren. milie hat immer mitgemacht, sonst wäre es nicht gegangen. Schön ist es, wenn etwa das Maisingen oder Frau Meyer zu Drewer, ich bedanke mich ganz herzlich „Sauberes Merl“ (heute „sauberes Meckenheim“) weiter bei Ihnen für dieses Interview und wünsche Ihnen bestehen, wenn man selbst damit aufhört. selbst alles Gute und Ihren Plänen gutes Gelingen. Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus? Das Interview führte Monika Barth. Ich würde gerne im nächsten Winter die Aktion „Obst Das Spendenkonto lautet: Stadtkasse Meckenheim, IBAN DE 22 3706 9627 1001 2160 11, Raiffeisenbank Voreifel e.g., Kennwort „Warme Mahlzeit“. Die Stadtverwaltung stellt gern eine Spendenquittung aus, dazu geben Sie bitte Namen und genaue Anschrift auf dem Überweisungsträger an. Gott, ich bin wie ein Acker. Allmächtiger, guter Gott, Manches an mir ist hart und festgetrampelt. hilf mir auch bei scheinbar vergeblichem Mühen, bei Misslin- Manches an mir ist steinig. Da kann nichts wachsen. gen, Erfolglosigkeit und Scheitern nicht zu verzagen und zu verbittern, sondern auf dich zu hoffen und dir zu vertrauen. Manches an mir ist spitz und dornig. Da ist kein Platz für dich. Schenke mir Beharrlichkeit und Geduld, Zuversicht und frohen Aber da ist in mir auch gutes Ackerland und fruchtbarer Boden. Mut! Du, Sämann-Gott, Denn du kannst alles zum Guten lenken. Bei dir ist nichts un- ich möchte offen sein für das Gute, das in mir wachsen will. möglich. Ich möchte offen sein für dein Wort, das in mir Wurzeln schla- So mag auch bei mir am Ende eine Ernte stehen, die jedes Maß gen will. übersteigt, wie du es verheißt, dank deiner Gnade und Güte, Ich möchte dir in mir Platz und Zeit und Aufmerksamkeit geben. dank deines Erbarmens und deiner Treue. Dann kann in meinem Leben viel aufgehen, zum Guten heran- Pater Pius Kirchgäßner reifen und Frucht bringen, sogar hundertfach. 13
Geistliches Wort Maria 2.0 „Es geht um die Zukunft der Kirche“ Mitglieder des Pfarrgemeinderates überlegen, ob es Die zweite wichtige Frage ist die des Amtes überhaupt. nicht gut wäre, für die Küche eine Spülmaschine anzu- Genauer besehen: Können Frauen auch Diakonin und schaffen, um bei Festen oder anderen Veranstaltungen Priesterin werden? Das ist ebenso ein Thema, das eine das Spülen zu erleichtern. Da meldet sich der Pfarrer zu lange Tradition der Kirche anfragt. Sie hat mit ihren Wort und bemerkt: „Wofür brauchen wir eine Spülma- Ämtern immer wieder auf Notwendigkeiten reagiert. schine? Dafür haben wir doch die Frauen!“ Wir erfahren bereits im Neuen Testament davon. Die Apostelgeschichte erzählt wie sich das Amt des Diakons Eine Anekdote, die zunächst schmunzeln lässt. Dann entwickelt hat. Es gab den Bedarf, dass sich jemand um aber nachdenklich macht. Jahrzehntelang waren Frau- die Witwen und Waisen kümmert. Und die Kirche hat en in den Pfarrgemeinden fürs Tische decken, Kochen mit der Einführung eines neuen Amtes auf diesen Be- und Backen und eben auch fürs Spülen gut. Natürlich darf reagiert. Könnte das nicht heute auch der Fall sein? sind das auch Aufgaben, die erledigt werden müssen. Schließlich muss bei der Amtsfrage berücksichtigt wer- Aber nur von Frauen? den, dass es dabei nicht um eine Angelegenheit des Geschlechts geht. Entscheidend ist allein die Beziehung In unseren Tagen wollen die Frauen zu Christus. Und die ist doch bei das nicht mehr mitmachen. So hat Frauen genauso gegeben wie bei sich die Bewegung Maria 2.0 gebil- Männern. Auch hierbei spielt wie- det, die für Frauen in der Kirche die der die Tradition eine wichtige Rol- gleichen Möglichkeiten fordern wie le. Was hat sich in der Tradition für Männer. Es geht vor allem um gebildet, was ist geschichtlich so die Amtsfrage. Man kann trefflich geworden, und was ist wesentlich darüber streiten, ob die Art und und kann nicht aufgegeben wer- Weise des Vorgehens dieser Bewe- den? Ist die jetzige Gestalt des gung richtig ist: Kirchen- und Got- kirchlichen Amtes endgültig ver- tesdienstboykott. Aber die inhalt- bindlich, oder steckt noch Potenzial liche Ausrichtung scheint mir die für Veränderung darin? Richtige zu sein. Es werden Fragen angesprochen, die den Weg in die Es zeigt sich, dass Maria 2.0 wichtige Zukunft der Kirche wesentlich prä- Fragen angeschnitten hat. Fragen, gen. die den Weg der Kirche in die Zu- kunft stark betreffen. Natürlich So geht es um die Frage des Zöli- kann die Kirche von Köln solche bats. Gehört der Zölibat wesentlich wichtigen Fragen nicht allein ent- zum Priesteramt dazu? Manche sa- scheiden. Bei weiterem Nachden- gen Ja. Aber der Zölibat hat sich erst allmählich unge- ken wird immer deutlicher, dass sich die Notwendigkeit fähr seit dem 4. Jahrhundert entwickelt. Er hat eine eines neuen Konzils ergibt. Ein Konzil, das sich mit der lange Tradition in der Kirche. Das stimmt. Aber gehört Zukunft der Kirche befasst scheint notwendig. Ist die er so zum Priesteramt, dass es ohne diesen kein Pries- Kirche, sind die Amtsträger dazu bereit? Es muss klar tertum geben kann? Es spielten wirtschaftliche Erwä- sein, dass es bei dieser Frage nicht um etwas Beiläufiges gungen und religionsgeschichtliche Faktoren eine geht. Es geht fundamental um die Zukunft der Kirche. Rolle. Natürlich ist der Zölibat kein Allheilmittel. Aber Das zu begreifen und entsprechend zu handeln scheint wäre es nicht besser freizustellen, ob einer als Priester mir wichtig. Ansonsten sieht es wohl schlecht aus für heiratet oder nicht? die Kirche als Ganzes. Pastor Reinhold Malcherek Bild: Lisa Kötter, www.mariazweipunktnull.de 14
Aus dem Gemeindeleben Kommunionkinder St. Martin 2019 Aus datenschutzrechtlichen Gründen können wir in der Version für die Homepage leider keine personebezogenen Daten veröffentlichen. Die Printversion enthält aber alle Daten. Wir bitten um Verständnis Ihre Perspektiven-Redaktion Lesetipps aus der Öffentlichen Bücherei Baumbach, Martina: Herbst im Holunderweg. Lemken, Norbert: Miteinander leben - miteinander 2015, 128 S., ab 8 J. Alles, was die Herbstzeit spannend danken. macht, finden Kinder in diesen turbulenten Ge- Bausteine zur Gestaltung von Gottesdiensten zum Ern- schichten. tedank. Kevelaer 1993, 86 S. Boff, Leonardo: Zukunft für Mutter Erde: warum wir Ray, Jane: Die Schöpfungsgeschichte in Bildern er- als Krone der Schöpfung abdanken müssen. zählt. München 2012, 316 S. Nur mit einem auf einer Theolo- Freiburg i. Br.: Herder, 1993, 12 Bl. Eine phantasievoll- gie des Lebens basierenden, verantwortlichen Handeln bunt ausgestaltete Nacherzählung der Geschichte vom hat die Menschheit eine Zukunft. Anfang der Welt. Danke für die guten Sachen, die uns satt und fröh- Werth, Jürgen: Danken tut gut lich machen. ein Gesundheitsratgeber, der die Seele erfrischt. Gerth- Tischgebete von Marlene Fritsch, 2012. Medien. 2015. Kaenders, Gudrun: Dekoideen zum Erntedank. Stuttgart 2006, 30 S. Vorlagebögen. Viele Ideen mit gu- ten Material- und Arbeitsangaben. 15
Aus dem Gemeindeleben HÆC CAMPANA SONAT ! Die Meckenheimer Glocke „Catharina“ ist 200 Jahre alt Meckenheim hatte 1000 Jahre unter geistlicher Herr- schaft gestanden, dann hatte die Franzosenzeit vieles verändert. Nun war das Rheinland vor fünf Jahren preu- ßisch geworden, und erst in fünf Jahren sollte der erste Rosenmontagszug in Köln gehen. Da bekam Mecken- heim im Jahre 1819 eine neue Glocke mit besonderem Charakter, die heute die älteste im Turm ist und regel- mäßig die Stunden schlägt. Gegossen wurde die Glocke aus 900 kg Bronze von Georg Claren mit seinem Bruder Heinrich. Die Glocken- gießerdynastie Claren hatte ihre Werkstatt 1816 von Köln nach Troisdorf-Sieglar verlegt, wo bis 1891 an die 1.000 Glocken entstanden. Heute sind nur noch archäo- logische Überreste der Gießerei erhalten. Unsere Glo- cke stammt aus der frühen Phase dieser Werkstatt, als sie noch unter „Gebrueder Claren“ firmierte, wie man neben der Inschrift auch an dem Muschelornamentfries auf der Schulter der Glocke erkennen kann. In ihrer altmodisch-barocken Form- und Tongebung sowie Ver- zierung ist sie typisch für Meister Georg. Sie hat einen Durchmesser von 1,13 m und erklingt mit dem Schlag- ton f’. Wie kam es nun zu dem Glockenguss? Darüber gibt die Hauptinschrift der Glocke verschlüsselt Auskunft: „Catharina“ im Meckenheimer Kirchturm. Foto: Matthias Grüne Auch ohne Lateinkenntnisse lässt sich die erste Infor- dung und war des Lateinischen vermutlich nicht mäch- mation der Inschrift entschlüsseln: Die groß dargestell- tig. Die meisten lateinischen Glockeninschriften ten Buchstaben ergeben, als römische Zahlen addiert, wurden damals ohnehin von den Pfarrern verfasst. das Gussjahr 1819. So etwas nennt man ein Chrono- Statt die Inschrift Wort für Wort zu übersetzen, lässt sie gramm. sich auch unter Wahrung der antiken Versform ins Analysiert man den Text genauer, dann zeigt sich, dass Deutsche übertragen: sein Verfasser ein Kenner und Freund der klassischen Antike gewesen sein muss. Die Inschrift hat die Form eines „elegischen Distichons“, allerdings nur, wenn man Diese Glocke erklingt, die nun Catharina genannt an einigen Stellen „falsch“ betont. Diese antike Vers- wird, form war seit der Renaissance wieder populär und fin- durch unser Spendengeld wiedergeboren aus Erz. det sich auch auf zwei Glocken von 1818, die vom gleichen Meister für St. Margareta in Neunkirchen ge- Der erste Halbvers „Diese Glocke erklingt“ bekommt gossen worden waren. Mit Chronogramm, Versform seine Erklärung erst am Schluss: „wiedergeboren aus und inhaltlicher Aussage ist das Formulieren solcher Erz“ bzw. aus Bronze. Gemeint ist die Bronze einer Vor- Inschriften sozusagen ein „dreidimensionales Puzzle“. gängerglocke, die mutmaßlich gesprungen war und Unser Meister Georg hatte jedoch wenig formale Bil- 16
Aus dem Gemeindeleben daher eben nicht mehr erklang. Es handelt sich also um Unsere Catharina galt 1917 noch aufgrund ihres Alters einen sog. Umguss. Finanziert wurde er offenbar durch als denkmalwürdig und wurde verschont. Die beiden eine Spendenaktion unter den Meckenheimer Bürgern. anderen, 1874 ebenfalls durch Umguss in der gleichen „Nostris collectis probis“ kann dabei sowohl „durch un- Werkstatt (unter Georgs Neffen Christian Claren) ent- sere bescheidenen Spenden“ als auch „durch unsere standenen Glocken wurden abtransportiert und fielen üppigen Spenden“ heißen. Möglicherweise soll beides der Rüstungsproduktion zum Opfer. Im Zweiten Welt- durchklingen. krieg wurde dann auch Catharina beschlagnahmt und in den Hamburger Hafen gebracht, wo sich das größte Warum heißt die Glocke nun Catharina? Ein Bezug zur Glockenlager befand. Glücklicherweise konnte sie nicht Hl. Katharina ist nirgendwo auszumachen, weder zu der verarbeitet werden, da die entsprechenden Fabriken von Alexandrien noch zu der von Siena. Ohnehin trägt zerstört wurden. 1947 kam sie zurück nach Mecken- unsere Glocke weder Anrufung noch Segensspruch heim, nur beschädigt durch Abplatzungen am unteren noch Hinweise zu ihrer geistlichen Rolle (abgesehen Rand. Nach Anfertigung eines neuen Klöppels konnte von einem Kreuzigungs-Relief). Solche „prosaisch“ be- sie 1948 wieder zusammen mit der verbliebenen, schrifteten Kirchenglocken findet man nur im ersten kleinsten Glocke „Joseph“ (Gussjahr 1922) geläutet wer- Drittel des 19. Jh., davor und danach waren die In- den. Wenn heute zur Werktagsmesse geläutet wird, schriften frommer. Wahrscheinlich hatte die Säkularisa- hören wir wieder den gleichen Klang wie damals. tion ihre Spuren hinterlassen, und Bürgerstolz und Eigeninitiative wurden wichtiger als die Rückbindung 1952 kamen als Ersatz für die Kriegsverluste zwei neue an übersinnliche Mächte. Der Name Catharina taucht Gussstahlglocken dazu, mit den Namen der Vorkriegs- ein weiteres Mal auf, und zwar in der zweiten Inschrift glocken „Johann Baptist“ und „Maria“. Seitdem haben auf der Glockenvorderseite: wir wieder ein volles, vierstimmiges Geläut (d’–f’–g’–a’), welches aus sehr unterschiedlichen Glocken besteht und in dieser Verschiedenheit durchaus eine Besonder- BEI CONSECRATION DER GLOCKE SINT ZEUGEN· heit darstellt. Bei genauem Hinhören kann man erken- CARL CHRYSTOPH WUELFING BUERGERMEISTER nen, dass Catharina (die Glocke mit dem dritthöchsten MIT CATHARINA SHÆFER GENANNT ROTH Ton) einem etwas anderen (barocken) Klangideal mit UND HEN: GOTTSCHALK MIT einem anderen inneren Tonaufbau nachgebildet ist als CHRISTINA SCHÆBEN GENANNT SCHUMACHER die anderen Glocken. Ihr tiefster Summton ist z.B. nur eine Septime unter dem Schlagton und nicht wie bei den anderen Glocken eine Oktave. Daher mischt er sich Catharina Schäfer war also gewissermaßen die Ehren- mit dem der zweithöchsten Glocke „Maria“ zu einem dame des Bürgermeisters bei der Glockenweihe. War mächtigen „Posaunenton“, besonders gut am Samstag- sie die Schwester des „Empfängers“ (also des Ren- abend (ohne die tiefste Glocke) zu hören. danten) Andreas Roth, dessen Name auf der Rückseite Das Sonntags-Vollgeläute unserer mit denen sämtlicher Obrigkeiten und Honoratioren Kirche ist von Georg Kluth ein- aufgeführt ist? Hatte sie die Spendenkampagne für den drucksvoll gefilmt worden: Glockenumguss geleitet? Jedenfalls liegt es nahe, in ihr http://youtu.be/O0H218kMpsM die „Namenspatronin“ zu sehen. oder direkt über den nebenstehen- Ein Jahrhundert später wurden in den beiden Weltkrie- den QR Code. gen große Mengen von Glocken beschlagnahmt, da ihr Zum diesjährigen Patrozinium wurde Catharinas Jubilä- Metall für die Elektrotechnik und für Granatenhülsen um mit dem vielleicht ersten Meckenheimer Glocken- dringend gebraucht wurde. So kommt es, dass von den konzert gebührend gewürdigt. 3.372 Glocken des Erzbistums Köln nur gut 700 aus der Zeit vor 1900 stammen. Aus dem ersten Viertel des 19. Matthias Grüne Jh. sind sogar nur 11 Glocken erhalten. 17
Aus dem Gemeindeleben Neuer beruflicher Auftrag für Diakon Michael Lux Diakon Michael Lux ist seit 2011 in unserer Pfarrei- 2003 war ich in Lengsdorf Ansprechpartner für die Pfar- engemeinschaft tätig. Ab dem 1. September 2019 rei St. Petrus und kümmerte mich in Absprache mit dem wird sich sein Aufgabenbereich deutlich verändern. Pastor um alle Belange. Er bleibt unserer Pfarreiengemeinschaft zwar als Diakon erhalten, dies allerdings nur noch einge- Perspektiven: schränkt. Künftig wird er die Hälfte seiner Arbeits- Von den diesen vielen Arbeitsfeldern liegt Ihnen ja bis zeit als Krankenhausseelsorger am Universitäts- heute hier bei uns die Caritasarbeit besonders am Her- klinikum in Bonn einbringen. Wir haben diesen Um- zen. bruch zum Anlass genommen, mit Diakon Lux über die zurückliegende Zeit bei uns und über seine neu- Diakon Lux: en Herausforderungen zu sprechen. Richtig. Aber es kamen ja noch weitere Aufgaben auf mich zu. Von Anfang hat mich sehr beeindruckt, dass es hier keine Fusionen von Pfarreien gegeben hat, son- Perspektiven: dern das Konstrukt einer Pfarreiengemeinschaft mit Ich hatte seiner Zeit die Gelegenheit, an Ihrer Verab- fünf selbständigen Pfarreien und einem hohen Potenti- schiedung in der Pfarrkirche St. Maria Magdalena in al von Ehrenamtlichen, die sich mit großer Leidenschaft Bonn-Endenich teilzunehmen. Dort lag, wenn ich mich einbringen und das Leben vor Ort lebendig halten. So richtig erinnere, ein besonderer Schwerpunkt Ihres wurde mein Einsatz breiter und abwechslungsreicher. seelsorglichen Wirkens in der Arbeit mit Kindern, Ju- Im Laufe der Jahre, nicht zuletzt dadurch bedingt, dass gendlichen und Familien. Konnten Sie - rückblickend - ich mit meiner Familie zunächst eine Wohnung in Merl Ihre Vorstellungen für den Neuanfang in Meckenheim fand, kam es dazu, dass ich mich schwerpunktmäßig in verwirklichen? der Pfarrei St. Michael einbringen konnte. Es entwickel- te sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Familienli- Diakon Lux: turgiekreis, der Messdienergemeinschaft, dem Pfarr- Nun, nach der Diakonats- ausschuss, den beiden Grundschulen, dem Senioren- weihe im Jahre 1994 durf- kreis und dem Katechetenkreis für die Erstkommunion- te ich meine ersten vorbereitung. beruflichen Erfahrungen in meiner Heimatpfarrei Perspektiven: Heilige Dreikönige in Wir sprachen zuvor schon über das Thema Pfarrcaritas. Neuss machen. Nach dem Wollten Sie Ihre Erfahrungen hier einbringen und wenn Vorbereitungsdienst be- ja, welche Ziele hatten Sie sich gesetzt? gann ich 1997 meine Tä- tigkeit in Bonn, davon Diakon Lux: zehn Jahre in Endenich. Es gab natürlich auch vor meinem Dienst in Mecken- Dort konnte ich mich in heim bedürftige Menschen, ob Familien oder Einzelper- mehreren Schwerpunkten sonen, denen im Gespräch und auch mit der seelsorglichen Arbeit Lebensmittelgutscheinen und Barauszahlungen (das einbringen. Neben der von Ihnen schon erwähnten Fa- Geld stammte aus der jährlich stattfindenden Caritas- milien-, Kinder – und Jugendpastoral gehörten dazu die Haussammlung) geholfen werden konnte. Es war fort- Kommunion- und Firmvorbereitung, die Pfarrcaritas so- zusetzen, was mein geschätzter Vorgänger, Diakon wie die Messdienerarbeit. Nicht zu vergessen sind die Werner Preller, mit den Caritaskreisen gut begonnen viele Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Bis zur ers- hatte. Lediglich neu war die Einrichtung regelmäßiger ten Fusion von drei Pfarreien zu einer Pfarrei im Jahr Caritas-Sprechstunden im Pastoralbüro. Sehr dankbar 18
Aus dem Gemeindeleben Foto: Thomas Schmittgen bin ich dafür, dass sich Menschen aus unserer Pfarreien- sorgerliche Notfälle in der Klinik. An den anderen Tagen gemeinschaft finden ließen, die diesen Dienst mit über- arbeite ich hier in der Pfarreiengemeinschaft. Das ist nommen haben. Besonders hervorzuheben ist, dass mittwochs und donnerstags sowie an den Wochenen- sich eine enge Zusammenarbeit zwischen der Ver- den, an denen ich keine Rufbereitschaft habe. Die Cari- bands- und Pfarrcaritas entwickelt hat. Und ich bin sehr tas bleibt ein Schwerpunkt meiner Arbeit. Hinzu zuversichtlich, dass diese Kooperation auch nach dem kommen die sog. Kasualien, das sind Taufen, Trau- 1. September 2019 weiter ausgebaut werden kann. Ge- ungen und Beerdigungen. plant für den Herbst ist die Einrichtung eines Lotsen- punktes im Sozialpsychiatrischen Zentrum (SPZ). Frau Perspektiven: Kastorp vom Caritasverband, Herr Ody vom SPZ und ich Lieber Herr Diakon Lux, vielen Dank für dieses auf- sind darüber im Gespräch. schlussreiche Gespräch. Wir von der Redaktion bedan- ken uns ganz herzlich für Ihr bisheriges Wirken in Perspektiven: unseren Gemeinden und freuen uns auch in der einge- Und Ihr Einsatz in der Gemeindearbeit? Er wird sich ja schränkten Zeit auf Ihr segensreiches seelsorgliches ebenfalls reduzieren müssen. Tun. Ihnen und Ihrer Familie wünschen wir weiterhin alles Gute und viel Kraft für die neue berufliche Heraus- Diakon Lux: forderung in der Krankenhausseelsorge. Ich bin Pfarrer Malcherek und dem Pastoralteam sehr dankbar, dass sie meinen Wunsch, in der Krankenhaus- Wer unser Gespräch aufmerksam gelesen hat, dem seelsorge arbeiten zu können, mittragen. Ich werde dürfte nicht entgangen sein, dass Sie in diesem Jahr Ihr nach einem sechswöchigen „Grundlagenkurs Kranken- Silbernes Weihejubiläum feiern können. Dazu gratu- hausseelsorge“ dienstags und freitags in der Uni-Klinik lieren wir ganz herzlich und wünschen Ihnen Gottes sein. Darüber hinaus übernehme ich etwa einmal im reichen Segen. Monat an den Wochenenden Rufbereitschaft für seel- Das Gespräch führte Helmut Bremm 19
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